tests/22-10-18_crystal
 

Crystal Cable da Vinci

18.10.2022 // Wojciech Pacuła

Anlage

In der Vergangenheit haben verschiedene Personen den Klang von Crystal Cable beschrieben. In allen Tests, die ich kenne, wird jedoch überwiegend die Meinung vertreten, dass sie heller sind als Siltech-Kabel. Ich verwende seit Jahren die Absolute Dream-Verbindung dieser Firma, die einst zu den Spitzenprodukten gehörte; ein Netzkabel aus derselben Serie war ebenfalls mehrere Jahre lang in meinem System angeschlossen. Ich kann die genannten Einordnungen nicht teilen. Stattdessen hörte ich Wärme, Fülle und eine leichte Abrundung des Anschlags, was eher in Richtung eines verzeihenden Klangs ging, der wohl mehr dem Geist der Aufnahme als ihrem Buchstaben entsprach. Die Unterschiede in der Wahrnehmung rühren meines Erachtens daher, dass es verschiedene Auffassungen darüber gibt, wie sich eine hohe Auflösung äußert. Wo Kollegen Details sahen, sah ich Geschmeidigkeit, was sie als Helligkeit wahrnahmen, erschien mir als Geschwindigkeit, und so weiter. Ich bin also gespannt, wie dieselben Leute die neue Generation der Art-Series-Kabel von Crystal Cable wahrnehmen. Für mich sind das Kabel, die schnell, sauber, transparent und mit einer hervorragenden Auflösung gesegnet sind. Die Auflösung verleiht dem Klang eine leichte Wärme und eine unglaubliche Tiefe.

Im Vergleich zu den Siltechs ist die Übertragung des da Vinci direkter und mit weniger Nachhall. Das Klavier von DANIEL VARSANO, der die Werke Saties spielt, klang über Crystals Topmodell dynamischer und offener – als ob der Tontechniker die Mikrofone zehn Zentimeter näher an die Saiten des Instruments gebracht hätte. Das mag nicht viel erscheinen, aber es ändert viel am Klang. Das Klavier war also näher an mir dran. Vielleicht sogar um einen Meter. Als ich diese wunderschöne Aufnahme hörte, hatte ich den Eindruck, alles noch genauer und kraftvoller sehen zu können. Was die Siltechs besser konnten, war die Abbildung des Raums um das Instrument herum. Es war kein großer Unterschied, aber er war deutlich genug. Andererseits machen es die da-Vinci Kabel selbst so perfekt, dass nur wenige Konstruktionen mit ihnen mithalten können – wie eben die mir bestens vertrauten Siltechs. Die da Vinci klingen zwar auch extrem räumlich, nur dass die Energie der Übertragung durch sie auf die Instrumente im Vordergrund fokussiert wird. Zugleich spielt das Crystal Cable bemerkenswert geschmeidig. Die Siltechs bringen die feinen Informationen besser zur Geltung, ohne sie zu betonen oder zu grell zu beleuchten. Im Gegensatz dazu klingt die mit Crystal Cable verbundene Anlage eher legato: Der Klang ist glatt, fast fließend. Es gibt keine harten Trennungen zwischen den Instrumenten und auch keine übermäßig detaillierten Texturen.

b_850_0_16777215_10_images_content_tests_22-10-18_crystal_3Y8A2406.jpg

Als Tomasz Pauszks Album mit elektronischer Musik erklang, achtete ich auf die Botschaft als Ganzes. Das heißt, alles war schön arrangiert, hatte Schwung, einen fantastischen Bass und perlende, goldenen Höhen. Während das Siltech das Äquivalent eines analogen Masterbandes sein könnte, wirkt das Crystal Cable wie eine phänomenale DSD256-Aufnahme. Sie müssen wissen, dass ich schon seit geraumer Zeit mit Überlegungen beschäftigt bin, um für mich selbst herauszufinden, welche dieser Aufnahmemethoden eine glaubwürdigere Illusion der Musik vermittelt. Ich bin mir immer noch nicht sicher, aber das zeigt bereits, dass es sich um vergleichbar hochwertige Wege handelt, wenn auch nicht um dieselben. Die da Vinci haben dieses musikalische Ereignis auf eine Art und Weise wiedergegeben, die ein langes Zuhören ermöglicht und den Zuhörer ein wenig von der Arbeit entlastet, die die die Kombination von Klängen zu Musik macht. Sie lenken unsere Aufmerksamkeit nicht auf das „Hier und Jetzt“, sondern auf größere Zusammenhänge. Das ist interessant, denn wie ich bereits schrieb, hat man den Eindruck, näher an der Klangquelle zu sein. Es handelt sich um bemerkenswert schnelle und dynamische Kabel. Wie es scheint, geht es darum, dass sie bei der Schaffung des „musikalischen Bildes“ das wir vor uns haben, zu etwas anderen Mitteln greifen.

Eines davon besteht darin, unsere Aufmerksamkeit auf die Harmonie der Klänge zu lenken. Das ist wahrscheinlich der Grund, warum sowohl Satie, mit dem ich angefangen habe, als auch Pauszek und dann auch Steely Dan vom Gaucho-Album, gespielt von der einzigartigen Test-Press-SACD-Scheibe, so klangen, als gäbe es noch einen langen Weg zu gehen. Und da er lang ist, gibt es keinen Grund zur Eile. Nochmals: Die Dynamik und Geschwindigkeit von Crystal Cable war bei diesen Scheiben unglaublich, was über die Schnellligkeit und Analyse des Klangs Bände spricht. Aber ich denke, wenn wir uns erlauben, über das bisher vertraute Paradigma hinauszugehen, stellt sich heraus, dass alles etwas anderem dient und dass wir zuvor ein Amalgam aus verschiedenen Tendenzen gehört haben.


  • Acapella Harlekin 2

    Es ist zwar schon fast nicht mehr wahr, solange ist es her, aber ich war mal treuer Audio-Forum-Kunde und lange Jahre Besitzer zweier ATR Monitor, bevor die Kreationen von Alfred Rudolph unter dem Namen Acapella angeboten wurden. Nun stehen wieder Zwei-Weg-Lautsprecher aus der Duisburger Manufaktur im Wohnzimmer und machen richtig Spaß. Dass ich damals in eine gewisse ATR/Acapella-Abhängigkeit geriet, hatte mit dem ausgeklügelten Aufsteigerkonzept von Hermann Winters und Alfred Rudolph zu tun. Wie ich schon…
    21.10.2025
  • Bladelius Oden Class-A II

    Bladelius wurde 1997 in Alingsås, Schweden, gegründet und ist Teil der Bladelius Design Group. Der Gründer ist Michael Bladelius, einer der renommiertesten Designer in der Welt der Audiotechnik. Wir testen seinen neuesten Vollverstärker, den Odfen Class-A II. Dies ist seine Weltpremiere. Es ist wie ein Mantra, in jedem Artikel über Bladelius wiederholt, aber es führt kein Weg daran vorbei: Michael Bladelius ist eine der interessantesten Persönlichkeiten der zeitgenössischen Audioindustrie. Wie wir in unserem Test der…
    14.10.2025
  • Ortofon MC X40

    Nach dem jüngsten Test des günstigsten MC-Tonabnehmers X10 aus Ortofons Einstiegsserie „X“ greifen wir nun ganz oben ins Regal und holen uns den X40 heraus. Dieser wartet unter anderem mit Bor-Nadelträger und einer Nadel mit Shibata-Schliff auf. Wir klären, ob und wie sich dieser technische Mehraufwand klanglich bezahlt macht. Bereits das Ortofon MC X10 hat mich durch seine ganzheitliche musikalische Abbildung und seinen lebendigen, riesigen Spaßfaktor stark beeindruckt, nicht zuletzt vor dem Hintergrund des für…
    07.10.2025
  • SV-Audio by Storgaard & Vestskov Frida

    The Frida from SV-Audio by Storgaard & Vestskov had already astonished me at the 2024 Hamburg HiFi Days to such an extent that I lingered in the Danes’ room for a long time, listening intently to their presentation. This loudspeaker so clearly defied its physical size that it was impossible not to be captivated. Now, this precious creation from Bornholm has finally found its way into my home. For seasoned hi-fi veterans like myself, moments…
    02.10.2025
  • Lu Kang Audio Spoey 200

    Das erste Mal sind mir die Lautsprecher von Lu Kang Audio in einer sehr guten Vorführung auf der High End 2023 aufgefallen. Zu dem Zeitpunkt waren sie auf dem deutschen Markt noch überhaupt nicht erhältlich. Durch die Aufnahme in das Portfolio des Vertriebs audioware aus Österreich hat sich das jetzt europaweit geändert. Für den Test der Spoey 200 habe ich mir die Zeit genommen, Firmeninhaber Cheng-Chien „Rox“ Shih und die Marke Lu Kang in Ruhe…
    30.09.2025
  • exD konNET-k und konNET-o

    exD ist eine Marke aus Hongkong, von der Sie vielleicht zum ersten Mal hören. Der Hersteller hat kürzlich die Netzwerk-Switches konNET-k und konNET-o vorgestellt, die speziell für den Einsatz in hochwertigen Audio-Setups entwickelt worden sein sollen. exD hat ganz offensichtlich eine Passion für eigenwillige Typografie bei Marken- und Produktnamen, aber auch dafür, die klangliche Qualität der digitalen Audiowiedergabe bereits an der Quelle zu optimieren. Der Designer hinter der Marke ist Albert Leung und er hat…
    16.09.2025

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.