tests/23-05-17_dcs
 

dCS Vivaldi Master Clock, Upsampler und APEX DAC

17.05.2023 // Dirk Sommer

Nachdem im Display der Clock das Thermometer-Icon auftauchte und signalisierte, dass sich die Temperatur des Gerätes – und insbesondere wohl die der beiden Quarze – in den letzten beiden Minuten nicht mehr geändert hatte, also stabil war, bezog der Upsampler in seiner Funktion als Streamer über Ethernet das erste Musik-File vom Melco, rechnete es auf DSD128 um und schickte es über die Dual-AES-Verbindung an den APEX DAC. Ich hatte einen meiner neuen Favoriten, Tord Gustavsens „Deep As Love“ vom Album Changing Places ausgesucht, da das Stück völlig entspannt und in Harmonie schwelgend den Zuhörer fesselt, dabei ohne jegliche Effekte auskommt und dennoch die Fähigkeiten der Wiedergabekette offen legt. Die extrem hohen Auflösung und jede Menge Luft um die Instrumente fallen sofort auf. Aber dennoch brauche ich einen Bezugspunkt: In Sachen Durchzeichnung und Transparenz können mein Aries G2.1, M-Scaler und DAVE hier nicht ganz mithalten. Sie erzeugen allerdings ein einen Hauch wärmer wirkendes Klangbild. Und das ist auch gut so, damit die hier besonders in den Fokus gerückten Transienten etwa bei den Klavieranschlägen nicht zu hell wirken und ins leicht Aggressive kippen. Die Gefahr besteht beim dCS-Trio nicht, trotz seiner extrem guten Feinzeichnung, Offenheit und minimal helleren Timbrierung. Die Anschläge kommen auch hier schnell und extrem energiereich, sind erfreulicherweise jedoch frei von jeder Schärfe. Die Vivaldis verwöhnen mit etwas mehr Raum, Feininformationen und einer einen Tick stimmigeren tonalen Abstimmung. Dass zum Erreichen dieser – absolut betrachtet – nicht riesigen klanglichen Vorteile ein enormer technischer und in Folge auch finanzieller Aufwand erforderlich ist, dürfte unter Audiophilen eine Binsenweisheit sein.

Die schmucke Fernbedienung gehört beim APEX DAC zum Lieferumfang. Die Mosaic-App für's iPad bietet aber mehr Zugriffsmöglichkeiten auf Clock, Streamer/Upsampler und DAC
Die schmucke Fernbedienung gehört beim APEX DAC zum Lieferumfang. Die Mosaic-App für's iPad bietet aber mehr Zugriffsmöglichkeiten auf Clock, Streamer/Upsampler und DAC

Dass ich das Netzwerk als Eingang und somit den Melco als Quelle für die Daten gewählt habe, hängt natürlich mit meine Erfahrungen mit anderen Streamern zusammen: Bisher ist mir keiner begegnet, bei dem Files von einer per USB verbundenen Festplatte auch nur annähernd so gut klangen wie die per Ethernet von einem Netzwerk-gebundenen Speicher bezogenen. Aber ich sollte vielleicht nicht voraussetzen, dass das für die Vivaldis auch gilt. Also schließe ich eine ganz normale externe HDD an den dCS-Streamer an, starte Mahlers Symphonie Nr. 3 mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks – und bin total überrascht: Ich kenne keine Streamer, beim dem Files von der Festplatte klanglich so nah an die von einem Netzwerk-gebundenen Speicher kommen. Nun gut, wenn der dCS die Daten vom Melco bezieht, umgibt die Instrumente noch ein Hauch mehr Luft. Aber die externe USB-Festplatte ist ja auch nur eine HDD und keine SSD! Da ist noch Luft nach oben. Dennoch mache ich wegen der minimalen Vorteile der Netzwerklösung mit dem Melco weiter.

Jede Menge Ein- und Ausgänge: Für den Test wurden die Geräte untereinander mit vier von dCS beigepackten BNC-Kabeln für das Clock-Signal und 2 AES-Leitungen zum Signaltransport vom Upsampler zum DAC verbunden
Jede Menge Ein- und Ausgänge: Für den Test wurden die Geräte untereinander mit vier von dCS beigepackten BNC-Kabeln für das Clock-Signal und 2 AES-Leitungen zum Signaltransport vom Upsampler zum DAC verbunden

Meinetwegen könnte ich es bei den jetzigen Einstellung belassen und einfach nur so gut wie nie Musik-Dateien genießen. Aber Sie wollen bestimmt wissen, ob man den dCS nicht noch ein bisschen mehr Wohlklang entlocken kann. Mir gefällt Ravi Shankars „West Eats Meat“ unheimlich gut, aber dennoch aktiviere ich den Dither für die beiden Clock-Signale. Das macht den Track rhythmisch noch ein ganz klein wenig attraktiver. Bei der Rückkehr zum reinen Taktsignal wird dann aber deutlich, dass bei dieser Einstellung der virtuelle Raum der Studioproduktion noch minimal großzügiger wirkt. Vielleicht hilft eine Aufnahme in natürlicher Akustik ja, eine Entscheidung zu treffen, zum Beispiel Schostakowitsch' Symphonie Nr. 15 aus der Living-Concert-Series: Hier kommt die Wiedergabe mit aktiviertem Dither nicht an die ohne heran. Letztere erscheint ein Stückchen lebendiger, der Raum wirkt realistischer und die Musiker haben hörbar mehr Spaß bei der Arbeit. Auch, wenn die Unterschiede alles andere als gravierend sind: Der Dither bleibt aus.


  • Unison Research Simply Italy Black Edition

    Unison Research feiert sich und seine erfolgreichsten Produkte selbst: Der Verstärkerklassiker Simply Italy kommt als Black Edition mit veränderten technischen Details und frischer Optik daher. Wir hinterfragen, ob es sich nur um pures Marketing oder tatsächlich um Neuerungen mit klanglich relevanten Verbesserungen handelt. Der Look der Black Edition zeichnet sich durch eine hochglanzlackierte Frontplatte, dunkel eloxierte Metalloberflächen und ein neues grafisches Design mit geänderter Typographie aus, ganz im Gegensatz zu den nach meinem Empfinden bisweilen…
    25.04.2025
  • Melco S1 und C1-D20 SFP+ Direct Attach Network Cable

    Während der letzten High End plante Melco, das LAN-Switch S1 noch Ende des Jahres auszuliefern. Nun dauerte es mit der Fertigstellung ein wenig länger, einerseits mit der des Produkts, andererseits mit der dieses Berichts. Ich wartete vergeblich auf technische Erklärungen, nutzte die Zeit aber, um die zahlreichen Möglichkeiten des S1 auszuprobieren. Ich kann mich beim besten Willen nicht daran erinnern, zuvor ein derart reichhaltig ausgestattetes Switch gesehen zu haben: Neben den sieben RJ45-Anschlüssen für Ethernet-Kabel…
    22.04.2025
  • Taiko Audio Olympus XDMI + I/O XDMI

    TAIKO AUDIO wurde von Emile Bok gegründet, der im Alter von zwölf Jahren seinen ersten Lautsprecher baute. Im Jahr 2008 entwarf und produzierte er seine ersten Audioprodukte. Heute bietet das Unternehmen vor allem einen Audio File Server/Transport namens Olympus an, eines der fortschrittlichsten und teuersten Produkte seiner Art. Einem Unternehmen einen Namen aus einer Fremdsprache zu geben, ist etwas völlig Natürliches. In Polen ist es fast ausnahmslos Englisch: Orange, 11 Bit Studios, Arctic Paper. Wenn…
    18.04.2025
  • Senna Sound Orca und Onyx

    Der serbische Hersteller Senna Sound ist neu am Markt, hat aber eine sehr nahe, ja ursprüngliche Beziehung zu dem Röhrenverstärker-Spezialisten Trafomatic Audio. Von den drei Senna-Sound-Erstlingen stehen hier der Vorverstärker Orca und die Endstufe Onyx zum Test. Das dritte Gerät wäre der Phono-Vorverstärker Phönix. Diesen bietet der deutsche Importeur Audio Offensive für 2150 Euro an. Vor- und Endstufe Orca und Onyx kosten zusammen 5850 Euro. Aus mindestens zwei Gründen sind sie optisch ungewöhnlich. Ihre kleinen…
    15.04.2025
  • Cayin Jazz 100

    Mit dem Jazz 100 bringt Cayin einen puristischen Röhrenvollverstärker in Class-A Schaltung auf den Markt, dessen direkt geheizte Single-Ended-Triode 805A feiste 35 Watt Ausgangsleistung an die Lautsprecherklemmen bringt. Nicht nur das Interesse von Klanggourmets mit erhöhtem Leistungsbedarf ist geweckt, sondern vor allem meins! Als bekennender Fan der Marke Cayin war die Vorfreude nach der Ankündigung groß, den Jazz 100 für einen Test zur Verfügung gestellt zu bekommen. Zwar gaben auch schon etliche andere Geräte des…
    11.04.2025
  • XACT PhantomTM USB und LAN

    Netzwerk- und Streaming-Spezialist Marcin Ostapowicz baut sein Angebot immer weiter aus: Es begann mit Upgrade-Baugruppen für audiophil verwendete Computer und den entsprechenden Kabeln von JCAT und der JPLAY-App. Unter dem Markennamen XACT gibt es inzwischen zwei Server, Gerätefüße und nun auch zwei High-End-Datenleitungen: PhantomTM USB und LAN. Bisher wurden Kabel ausschließlich unter dem Label JCAT angeboten. Mit dem USB- und dem Reference LAN-Kabel beschäftigte sich Roland Dietl schon vor rund neun Jahren und war davon…
    04.04.2025

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.