tests/23-05-30_manunta
 

Manunta Larson

30.05.2023 // Wolfgang Kemper

Dass Aufwand getrieben wird, der den stattlichen Preis begründet, indizieren die Lundahl-Übertrager zur Ankopplung des symmetrischen Eingangs. Man betont, dass es sich bei Larson um ein perfektes Class-A Konzept-handelt, bei dem die Endstufentransistoren niemals abschalten, egal wie Ausgangsleistung und Strom sich verhalten. Dies unterscheide, so die Italiener, den Larson von den heute üblichen Class-A Verstärkern, die meist A/B-Schaltungen mit sehr hohem A-Bereich seien. So ist auch die Leistungsentfaltung an acht, vier und zwei Ohm zu erklären. Von Marco Manunta erfuhr ich: „Die maximale Leistung bei einer bestimmten Lastimpedanz hängt mit dem maximalen Strom zusammen, den der Larson an die Last liefern kann. Da es sich um eine „Quasi-Single-Ended“-Schaltung handelt, ist der maximale Strom leicht mehr (0,7-mal) als die Hälfte des Bias-Stroms, der 3,6 Ampere beträgt. Dies führt zu 20 Watt an 8 Ohm und 40 Watt an 4 Ohm, aber nur zu 30 Watt an 2 Ohm, da der Strom, der benötigt wird, um 60 Watt an 2 Ohm zu erreichen, weit über dem maximalen Strom liegt, den der Larson liefert. Das liegt daran, dass seine Endstufe nicht auf Klasse AB umschaltet.“ Verwendet werden zwölf D44H8 Leistungstransistoren von STMicroelectronics und einige besonders rauscharme MMBT5087/89 Transistoren von Onsemi-Fairchild in den Eingangs- und Treiberstufen.

Freie Wahl: oben symmetrisch XLR, unten Cinch. Der Schalter bietet in der Zwischenposition Mute
Freie Wahl: oben symmetrisch XLR, unten Cinch. Der Schalter bietet in der Zwischenposition Mute

Meine Larson haben zuvor nie gespielt, eine von Ihnen diente der Präsentation, so dass ich den Endstufen ein wenig Zeit gab, sich einzuspielen. Dabei bemerkte ich sofort den besonderen tonalen Charakter dieser Endverstärker. Im Zusammenspiel mit meinem Wadia CD-Laufwerk, dessen S/PDIF-Signal im Mutec M-3+ neu getaktet und dann zum Antelope Zodiac Plus Wandler-Vorverstärker geführt wurde, ebenfalls vom Word-Clock-Ausgang des Mutec getaktet, empfand ich das Klangbild als angenehm warm und gleichzeitig fein gezeichnet. In der Einspielphase experimentierte ich ein wenig mit den Signalleitungen, um Klangeinflüsse zu ermitteln. Auch wollte ich wissen, ob musikalische Unterschiede zwischen dem symmetrischen XLR-Eingang und einer Cinch-Verbindung hörbar sind. Eigentlich sollten da keine sein, weil ja der symmetrische Anschluss über den erwähnten Lundahl Transformator adaptiert wird. Und ich konnte auch wirklich keine Unterschiede wahrnehmen, die ich in der Lage wäre zu beschreiben oder gar zu bewerten. Die Eingänge sind für mich gleichwertig. Da sind die Klangmerkmale von unterschiedlichen Kabeln relevanter. So klingt ein Siltech Legend 680 insgesamt straffer und mit mehr Energie am oberen Ende des Frequenzspektrums als ein Kabel von Audio-gd. Die Einspielzeit der Larson war sehr kurz. Bereits nach weniger als zwei Stunden entfalteten die Monos aus der Toskana unglaubliche Fähigkeiten, die schon nach wenigen Musikstücken bei mir die ungeliebten Schaltnetzteile und das nicht gar so perfekte Finish vergessen machen. Aus dem Standby in den Betriebsmodus hochgefahren, klingen die Larson in den folgenden Testwochen auch in der Aufwärmphase stets schon beinahe so wie im warmen Idealzustand, der sich rasch einstellt. Auch die Leistungsangaben scheinen durch den kraftvollen, dynamischen Auftritt der Verstärker konterkariert. Eine derartige Wucht, Schwärze und Präzision habe ich an meinen Dipol-Bändchen bislang mit keinem Verstärker erlebt, auch nicht annähernd mit meinen mehr als doppelt so teuren Air Tight ATM-2 Monos. Die Larson musizieren absolut packend und mitreißend. Dieser Eindruck ist um so höher zu bewerten, weil der Wadia-Transport und der Antelope Zodiac nicht als Ausbund von Feinzeichnung und räumlicher Tiefenstaffelung zu sehen sind. Aber selbst mit diesen in die Jahre gekommenen Zuspielern entfaltet der Larson ein Klanggeschehen, wie kein anderer zuvor. Die erste CD, der ich kritisch zuhörte, war Marceo Parkers Studioalbum Roots Revisited, erschienen 1990 bei Minor Music. Diese Musik erlebte ich mit enormer Dynamik und Farbenpracht der Bläser und einer Detailzeichnung, die mir Inhalte in diesem Album offenbarte, an die ich mich nicht erinnern kann, sie jemals bemerkt zu haben. Der von Marco Manunta beschriebene Oberwellenabfall führt keineswegs zu einem dunklen oder gar gedeckten Klangbild. Vielmehr geraten die Klangfarben glaubwürdig wirklichkeitsnah, auch beim Metall von Bill Stuarts Drum-Set. Natürlich reizte es mich, den Pegel auf ein der Musik angemessenes maximales Maß hochzuziehen. Auch jetzt wirkten die Larson nicht limitierend und ich konnte trotz des bescheidenen Wirkungsgrad meiner Vollbereichs-Bändchen keine Einbußen registrieren. Der Hörabstand von weniger als drei Metern begünstigt in meinem Hörraum mit knapp zwanzig Quadratmetern allerdings auch das Lautstärke-Empfinden. Lautstärke-Probleme habe ich auch beim folgenden Album von Abdullah Ibrahim & Ekaya: Sotho Blue nicht gehabt, obwohl ich Live-Pegel genoss. Der Bass in „Calypso Minor“ hört sich unglaublich nah an, steht ungewohnt nuanciert und packend im Raum. Überhaupt und nicht nur bei diesem Album begeistern Spielfreude und musikalischer Fluss in Kombination mit großartiger Feinzeichnung ohne jegliche Aufdringlichkeit. Die Wiedergabe ist rhythmisch mitreißend – fantastisch. Da wundere ich mich spätestens bei dem immer wieder gern gehörten Album The In Crowd vom Ramsey Lewis Trio wirklich, was ich in der Vergangenheit über die Bändchen-Lautsprecher alles nicht gehört habe. Ich muss jetzt mal aufhören zu schwärmen. Wenn Sie hinsichtlich der externen Netzteile tolerant sind und das nicht perfekte Finish der Kühlkörper egal ist, dann probieren Sie die Larson bitte. Gut, es sind Wärme spendende Klasse-A Endstufen mit höherem Stromverbrauch als moderne Klasse-D Verstärker, wobei die angegebenen 168 Watt pro Endstufe so viel nun auch nicht sind, wenn man sie mit Röhren-Amps oder dem Maximalwert großer A/B-Verstärker vergleicht. Nur: Sie machen Musik wie kaum eine andere Endstufe. Das will ich nun mit orchestraler Musik weiter hinterfragen, obwohl ich nach den Jazz-Alben von der Existenzberechtigung der Larson bereits mehr als überzeugt bin.

Zwischen den zwei Kühlrippen-Blöcken mit dank ihrer Wellenform reichlich Oberfläche befindet sich die Leistungs-Elektronik
Zwischen den zwei Kühlrippen-Blöcken mit dank ihrer Wellenform reichlich Oberfläche befindet sich die Leistungs-Elektronik

Die hervorragend aufgenommene und gemasterte dritte Sinfonie von Gustav Mahler mit dem Symphonieorchester des bayrischen Rundfunk mit Mariss Jansons überzeugte im Qobuz-Highres-Streaming durch ihre authentische Klangpracht und Dynamik. Der Druck und das Nachschwingen der Pauken hinten im Orchester gleich zu Beginn nach der Eröffnung des ersten Satzes ebenso, wie der dank der hervorragenden Arbeit der Tonmeister fantastisch farbenprächtig eingefangenen Bläser, war eindrucksvoll intensiv zu erleben. Das Können der Larson überraschte mich auch im Folgenden: Der Flügel bei Emil Gilels Einspielungen von Schuberts Klaviersonate in D-Dur von 1960 und Liszts h-Moll Sonate, aufgenommen 1964 für das Living Stereo-Label, beide von Sony Classics digital aufgearbeitet, klingt sowohl von CD als auch im Qobuz-Streaming meist körperlos. Nur auf sehr guten und meist auch sehr kostspieligen Anlagen wird der Flügel voluminös und mit räumlicher Tiefe dargestellt. Die Manunta Larson stellten den Flügel plastisch in den Raum, verliehen ihm Größe und Kontur. Andererseits gibt es da diese schöne Einspielung von Clara Schumann-Werken, Romance The Piano Music of Clara Schumann mit Isata Kanneh-Mason, die meist sehr gedeckt bis sumpfig klingt. Nicht so mit den Larsons. Die Endstufen durchleuchten das musikalische Geschehen und bringen es strukturiert auf die imaginäre Bühne. Die Fähigkeit, einerseits dem Flügel von Emil Gilels sein Volumen zu geben, andererseits dem etwas breiigen Sound der Clara Schumann Aufnahme Transparenz zu verleihen, scheint mir widersprüchlich. Für die Larson ist das offenbar kein Problem, ganz im Gegenteil. Genrewechsel: Rockmusik können die Larson in diesem Setup sehr packend in Szene setzen. Bob Geldof klang mit seinem Album Sex, Age & Death jedenfalls so, wie ich solche Musik hören will: aggressiv, doch nicht nervig, auf wohl geordneter Bühne, mit glaubwürdiger Stimmkoloratur, wie ich sie vom Live-Konzert in Erinnerung habe, und dynamischer Instrumentierung. Wirklich großartig klang die Stimme von Birgit Minichmayr auf ihrem Album As an Unperfect Actor. Ihre Stimme erlebte ich betörend schön und detailreich artikuliert, ohne jegliche Rauheit – einzigartig.


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