tests/24-01-02_eternalarts
 

EternalArts OTL Mk III Stereo

02.01.2024 // Carsten Bussler

Bereits vor knapp zwei Dekaden erblickte die Mk-I-Version der EternalArts OTL Stereoendstufe das Licht der Welt. Dr. Burkhardt Schwäbe betreibt behutsame Modellpflege seines speziellen Röhrenendverstärkers, der ohne Ausgangsübertrager daherkommt. Für uns ein guter Grund für einen Test des jüngst überarbeiteten Mk-III-Modells.

Wer sich näher mit Röhrenverstärkern auseinandersetzt, weiß, dass die Ausgangsübertrager ein notwendiges Übel sind. Sozusagen die Achillesferse. Röhren arbeiten konstruktionsbedingt mit hohen Betriebsspannungen und wollen am Ausgang prinzipiell gerne hochohmige Lasten sehen, was aber nicht besonders gut zu typischerweise niederohmigen Lautsprechern passt. Also kommt zur Impedanzanpassung ein Übertrager ins Spiel. Vereinfacht ausgedrückt passiert das Folgende: Eine um einen Eisenkern gewickelte Kupferspule (Primärwicklung) induziert bei anliegender Wechselspannung einen magnetischen Fluss, der wiederum in die galvanisch getrennte Sekundärwicklung eine Spannung induziert. Je nach Wicklungsverhältnis wird also die Spannung auf das gewünschte Niveau transformiert. Wer es etwas genauer wissen will, der studiere bitte die Maxwellschen Theorien sowie unzählige Bücher mit wissenschaftlichen, teilweise mysteriösen bis fragwürdigen Abhandlungen über Ausgangsübertrager in Röhrenverstärkern. In einem halben Jahr sprechen wir uns dann wieder, ich höre in der Zwischenzeit lieber Musik. Fakt ist jedoch: Diese Bauteile entscheiden klanglich über das Wohl und Wehe des Verstärkers, da gehe ich voll mit. Zur banalen Wahrheit gehört auch, dass „nach“ dem Übertrager nichts mehr von dem, was „vorne“ als Signal in ihn hineingesteckt wurde, so bleibt wie es war. Leistungsbandbreite, Verzerrungen, Dynamik, Impulsverhalten, all das leidet. Als Schlagworte seien hier nur Kernsättigung oder Hystereseschleife genannt. Punkt.

Der EternalArts OTL Mk III Stereo in seiner vollen Pracht mit entfernten Röhrenabdeckungen. Die Arbeitspunkt-Einstellung beim Austausch der PL519 Ausgangsröhren sollte ausschließlich durch einen Fachmann erfolgen
Der EternalArts OTL Mk III Stereo in seiner vollen Pracht mit entfernten Röhrenabdeckungen. Die Arbeitspunkt-Einstellung beim Austausch der PL519 Ausgangsröhren sollte ausschließlich durch einen Fachmann erfolgen

Punkt? I wo! Der 1907 in New York als Nachfahre deutscher Einwanderer geborene Julius Futterman entwickelte Anfang der 1950er-Jahre eine Verstärkerschaltung für Röhren, die ohne Übertrager auskam und die er 1953 zum Patent anmeldete, das im Dezember 1956 unter der Nummer 2,773,136 erteilt wurde. Der „Output-Transformerless Amplifier“ (kurz: OTL) war geboren. Vereinfacht dargestellt besteht die Schaltung aus Ausgangsröhren, von denen die eine Gruppe als Kathodenfolger und die andere Gruppe als reguläre Kathode ausgelegt ist, ähnlich der heute bekannten und weit verbreiteten klassischen SEPP-Konfiguration („Single Ended Push-Pull“). Solche Kathodenfolger-Stufen sind ideal, um die Ausgangsimpedanz einer Röhre zu reduzieren, in Push-Pull-Anordnung verdoppelt sich die Ausgangsimpedanz jedoch wieder. In der Futterman-Schaltung hingegen werden die Kathoden der einen Gruppe mit den Anoden der anderen Gruppe verbunden. Nach dem Phasensplit bekommt die eine Röhrengruppe den positiven Phasenanteil, die andere den negativen Phasenanteil des Signals. Leider ist die natürliche Impedanz der Kathode im „Push“ niedriger als im „Pull“, also wird der Kathodenwiderstand der Eingangsröhre, deren Gittervorspannung sich selbst regelt, auf den Lautsprecherausgang gelegt. Diese zum Signal unsymmetrische Ansteuerung stellt eine hohe Gegenkopplung dar, die beiden Signalhälften werden wieder zusammengeführt und gleichzeitig entsteht ein Signal mit hohem Strom. Der Coup: So wird der Ausgangsübertrager obsolet. Alles klar? Falls nicht, macht das gar nichts. Denn es gibt mit Dr. Schwäbe einen technisch versierten Kenner, für den Futterman einer der größten Audio-Pioniere unserer Zeit ist und der dessen technische Ideen, quasi dessen Vermächtnis, in moderne Hifi-Geräte transportiert. And here we go: Der hier vorgestellte Röhren-Endverstärker EternalArts OTL Mk III Stereo kommt dank Futterman-Schaltung ohne Ausgangsübertrager daher, liefert 25 Watt Ausgangsleistung an acht Ohm und kostet 6500 Euro.

Auch mit Röhrenabdeckungen macht die Endstufe optisch eine sehr gute Figur. Es fällt dennoch sofort auf, dass hier die üblicherweise großen Ausgangsübertrager „fehlen“. Der goldene Knopf auf der Front ist der Ein-/Ausschalter
Auch mit Röhrenabdeckungen macht die Endstufe optisch eine sehr gute Figur. Es fällt dennoch sofort auf, dass hier die üblicherweise großen Ausgangsübertrager „fehlen“. Der goldene Knopf auf der Front ist der Ein-/Ausschalter


  • LessLoss Firewall 640x

    Mit dem Filter-Netzkabel Firewall 640x von LessLoss betreten wir testmäßig durchaus dünnes Eis, bewegen wir uns hier rein wissenschaftlich betrachtet in einer Grauzone zwischen Voodoo und technisch-nebulöser Geheimniskrämerei. Oder etwa doch nicht? Nach anfänglicher Skepsis überwog die Neugier und ein Test war ausgemachte Sache! Bevor ich mich dem eigentlichen Gegenstand dieses Berichts nähere, muss ich Sie, liebe Leser, vorwarnen. Und das kann anstrengend werden, ich verspreche aber, so kurzweilig wie möglich zu bleiben. Denn qua…
    30.08.2024
  • MSB Technology Cascade DAC

    Vor rund vier Jahren testete ich den großartigen Reference DAC, der mit verschiedenen Ein- und Ausgangsmodulen bestückt werden konnte. Kurz darauf stellte MSB seinen Wandlern den Digital Director zur Seite, ein Konzept das Jonathan und Daniel Gullman Roland Dietl erläuterten. Die Kulmination der diversen neuen Ansätze ist nun der Cascade DAC. Während beispielsweise beim Reference DAC die Module für die digitalen Eingänge, mit denen der Wandler den Erfordernissen seines Besitzers entsprechend konfiguriert werden kann, im…
    27.08.2024
  • Lotoo PAW D2

    Der Lotoo PAW D2 ist nicht mehr nur ein digitaler Schnittstellenwandler wie sein Vorgänger, sondern verfügt zusätzlich über einen Digital-Analogwandler mit Cinch-Ausgängen. Der kleine Formfaktor und die Handschmeichlerqualität des hochwertigen Vollmetallgehäuses bleiben erhalten. Zusätzlich wurde dem D2 ein kleines Display spendiert. Äußerlich unterscheidet sich der D2 deutlich vom D1. Zwar bleiben der XLR-Ausgang für AES/EBU, Cinch- und TOSLINK-Ausgang für S/PDIF erhalten, Display und Lautstärkeregler geben dem D2 jedoch ein neues Erscheinungsbild. Der eingesetzte ADI Blackfin…
    23.08.2024
  • Silent Power LAN iPurifier Pro

    Vor einem Jahr beschäftigte sich Dirk Sommer mit dem ifi Audio LAN iSilencer, einem preiswerten LAN-Filter zur Beseitigung von Netzwerk-Störungen. Sein Testurteil war ausgesprochen positiv, nicht nur wegen des günstigen Preises von 89 Euro, sondern vor allem wegen der überzeugenden Wirkung. Nun darf es ein wenig mehr sein. Das bezieht sich erst einmal auf den Preis des neuen Silent Power LAN iPurifier Pro von 300 Euro. Dafür bekommt man ein kleines aktives Gerät inklusive eines…
    20.08.2024
  • Buchardt Audio P300

    Als ich Anfang 2022 die großen Schwestern der P300 erhielt, war ich hin und weg. Die S400 MKII überzeugte mit dynamischer Basswiedergabe und hervorragender Raumdarstellung. Sie zählt nach wie vor neben meinen Aperions zu meinen absoluten Favoriten. Die mit 1.400 Euro Paarpreis um 700 Euro günstigere P300 stehen nun im Wohnzimmer der Familie. Das Produktportfolio der dänischen HIFI-Schmiede aus Silkeborg wird stetig erweitert und umfasst inzwischen mehrere Produktlinien. Neben passiven Lautsprechern wie der S400 MKII…
    16.08.2024
  • darTZeel NHB-18NS und NHB-108

    Die Geschichte darTZeels und einige der sehr eigenständigen, in einem Fall sogar weltweit patentierten technischen Lösungen bei den Geräten der Schweizer Nobelmarke erläuterte Firmeninhaber Hervé Delétraz im zuvor veröffentlichten, ausführlichen Interview. Mindestens ebenso spannend sind aber praktische Erfahrungen mit der Vor- und Endstufe. Die Lektüre des ersten und zweiten Teil des Interviews kann ich nur empfehlen: Zum einen unterscheidet sich Hervé Delétraz' beruflicher Werdegang von dem der meisten Eigner von Hifi- oder High-End-Firmen, denn für…
    13.08.2024

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.