tests/24-01-02_eternalarts
 

EternalArts OTL Mk III Stereo

02.01.2024 // Carsten Bussler

Zum Hören verbandelte ich die Röhrenendstufe aus rein praktischen Gründen unter anderem mit dem jüngst von mir getesteten Keces S4 Vorverstärker, was hervorragend funktionierte. Die EternalArts OTL Mk III Stereo ist fürderhin völlig frei von Allüren in Bezug auf den Zuspieler und sie fordert nicht unbedingt einen „politisch korrekten“ Röhrenvorverstärker als Partner ein, solange es elektrisch hinsichtlich der Eingangsempfindlichkeit passt; zweikommafünf Volt sind für die Vollaussteuerung der Endstufe erforderlich.

Ich hatte nicht das Gefühl, dass die EternalArts OTL Mk III Stereo eine lange Einspielzeit benötigte, obwohl das Gerät meines Wissens relativ neu war. Den Röhren gewährte ich nach dem Einschalten stets eine Aufwärmzeit von knapp einer halben Stunde. Lautsprecherseitig kam so ziemlich alles an die Ausgangsklemmen des EternalArts, was nicht bei Drei auf dem Baum saß: diverse Breitbänder in unterschiedlichen DIY-Gehäusekonzepten mit durchweg hohen Wirkungsgraden, Altec 604 Duplex in feisten Kommodenschränken, aber auch eine stromsaufende Dynaudio Confidence 30 mit 88 Dezibel Wirkungsgrad, komplexer Weiche und einem Impedanzminimum unter drei Ohm. Nein, in meinem früheren Leben war ich kein Foltermeister, aber die relativ gut handhabbare und leicht zu transportierende Endstufe bot sich einfach für einen Besuch bei zwei an dem Gerät interessierten Bekannten an. Und nochmal nein, selbst die Liaison mit den elektrodynamisch unpassenden Dynaudios war kein „Mismatch“. Gleichwohl möchte ich direkt einen Fingerzeig zu aus meiner Sicht in Frage kommenden Spielpartnern geben. Bestens geeignet erscheint mir so ziemlich jeder Lautsprecher ab fünf bis sechs Ohm Impedanzminimum und circa 90 Dezibel pro Watt und Meter Wirkungsgrad aufwärts. Das alles bitteschön ohne Achterbahnfahrt beim Impedanzverlauf. Insofern kann sich die EternalArts OTL Mk III Stereo aus Sicht eines Trioden-Freaks durchaus als Problemlöser für Lautsprecher erweisen, bei denen kleinen Eintaktern längst die Puste ausgeht.

Auf der angenehm übersichtlich gestalteten Rückseite befinden sich lediglich die Cinch-Eingänge (links), gefolgt von den Lautsprecheranschlüssen sowie der Netzbuchse (Mitte)
Auf der angenehm übersichtlich gestalteten Rückseite befinden sich lediglich die Cinch-Eingänge (links), gefolgt von den Lautsprecheranschlüssen sowie der Netzbuchse (Mitte)

Ich widerstand der Versuchung, ob der technischen Daten auf dem Papier sofort den musikalischen Dampfhammer rauszuholen. Rock-, Metal- und Hardcore-Scheiben blieben erst einmal im Plattenregal, ich wollte mir das Gerät zunächst von der feinsinnigen Seite erschließen und nicht von Vornherein (wie so oft) meinen Hörnerv betäuben. Was mich dabei von Anfang an begeistert, ja sogar gefesselt hat, war das Vermögen dieser Endstufe, Räume sehr plastisch und geradezu holographisch darzustellen. Besonders ist mir das im Zusammenspiel mit Altec 604 Duplex Treibern aufgefallen, die zwar über einen nominell hohen Wirkungsgrad verfügen, aber zum Beispiel für Kleinleistungstrioden keine leicht zu treibende Last sind. Aufgrund der Treibergröße und den damit verbundenen Rückinduktionen über die Schwingspulen bekommen Eintakter wegen ihres fehlenden Dämpfungsfaktors solche Chassis in der Regel nur schwer in den Griff und der Tiefton versumpft häufig.

Nicht so mit der Endstufe von EternalArts: Mit geradezu unbarmherziger Kontrolle nahm die OTL Mk III Stereo diesen Lautsprecher in die Zange und ließ den Tieftöner weit in die untersten Oktaven hinabsteigen. Hier spielte sie ihre technischen Meriten, insbesondere den hohen Dämpfungsfaktor, voll aus. Bei Vivaldis „Die vier Jahreszeiten“ (Yehudi Menuhin, His Master´s Voice, 1985) sorgte der spielerisch leichte, fast federnde und sehr lebendige Tiefton für eine famose, sehr großzügige Raumabbildung. Aber auch das Album Aion (4Ad, 1990) von Dead Can Dance bereitete mir großes Hörvergnügen. Es enthält einige Tracks im Renaissance-Stil mit gregorianischem Gesang, aber auch traditionellere Lieder mit altertümlichen Instrumenten wie Drehleier oder Dudelsack. Und auch hier überzeugte die subjektiv wieselflinke Wiedergabe durch schlackenfreie und kontrollierte Tieftöne, welche die EternalArts OTL Mk III Stereo mit schon aufreizender Lässigkeit aus dem Ärmel zu schütteln vermochte. Doch bevor jetzt ein falscher Eindruck entsteht: All diese Qualitäten, diese spielerische Leichtigkeit und die große Präzision, ersteckten sich bruchlos über das gesamte Frequenzspektrum.

Nach dem Entfernen des Bodenblechs offenbart sich der mithilfe von Platinen realisierte, saubere Aufbau. Links und rechts befinden sich die Platinen mit den verlöteten Röhrensockeln, in der Mitte die Netzteilsektion mit den gut zugänglichen Sicherungen
Nach dem Entfernen des Bodenblechs offenbart sich der mithilfe von Platinen realisierte, saubere Aufbau. Links und rechts befinden sich die Platinen mit den verlöteten Röhrensockeln, in der Mitte die Netzteilsektion mit den gut zugänglichen Sicherungen


  • Unison Research Simply Italy Black Edition

    Unison Research feiert sich und seine erfolgreichsten Produkte selbst: Der Verstärkerklassiker Simply Italy kommt als Black Edition mit veränderten technischen Details und frischer Optik daher. Wir hinterfragen, ob es sich nur um pures Marketing oder tatsächlich um Neuerungen mit klanglich relevanten Verbesserungen handelt. Der Look der Black Edition zeichnet sich durch eine hochglanzlackierte Frontplatte, dunkel eloxierte Metalloberflächen und ein neues grafisches Design mit geänderter Typographie aus, ganz im Gegensatz zu den nach meinem Empfinden bisweilen…
    25.04.2025
  • Melco S1 und C1-D20 SFP+ Direct Attach Network Cable

    Während der letzten High End plante Melco, das LAN-Switch S1 noch Ende des Jahres auszuliefern. Nun dauerte es mit der Fertigstellung ein wenig länger, einerseits mit der des Produkts, andererseits mit der dieses Berichts. Ich wartete vergeblich auf technische Erklärungen, nutzte die Zeit aber, um die zahlreichen Möglichkeiten des S1 auszuprobieren. Ich kann mich beim besten Willen nicht daran erinnern, zuvor ein derart reichhaltig ausgestattetes Switch gesehen zu haben: Neben den sieben RJ45-Anschlüssen für Ethernet-Kabel…
    22.04.2025
  • Taiko Audio Olympus XDMI + I/O XDMI

    TAIKO AUDIO wurde von Emile Bok gegründet, der im Alter von zwölf Jahren seinen ersten Lautsprecher baute. Im Jahr 2008 entwarf und produzierte er seine ersten Audioprodukte. Heute bietet das Unternehmen vor allem einen Audio File Server/Transport namens Olympus an, eines der fortschrittlichsten und teuersten Produkte seiner Art. Einem Unternehmen einen Namen aus einer Fremdsprache zu geben, ist etwas völlig Natürliches. In Polen ist es fast ausnahmslos Englisch: Orange, 11 Bit Studios, Arctic Paper. Wenn…
    18.04.2025
  • Senna Sound Orca und Onyx

    Der serbische Hersteller Senna Sound ist neu am Markt, hat aber eine sehr nahe, ja ursprüngliche Beziehung zu dem Röhrenverstärker-Spezialisten Trafomatic Audio. Von den drei Senna-Sound-Erstlingen stehen hier der Vorverstärker Orca und die Endstufe Onyx zum Test. Das dritte Gerät wäre der Phono-Vorverstärker Phönix. Diesen bietet der deutsche Importeur Audio Offensive für 2150 Euro an. Vor- und Endstufe Orca und Onyx kosten zusammen 5850 Euro. Aus mindestens zwei Gründen sind sie optisch ungewöhnlich. Ihre kleinen…
    15.04.2025
  • Cayin Jazz 100

    Mit dem Jazz 100 bringt Cayin einen puristischen Röhrenvollverstärker in Class-A Schaltung auf den Markt, dessen direkt geheizte Single-Ended-Triode 805A feiste 35 Watt Ausgangsleistung an die Lautsprecherklemmen bringt. Nicht nur das Interesse von Klanggourmets mit erhöhtem Leistungsbedarf ist geweckt, sondern vor allem meins! Als bekennender Fan der Marke Cayin war die Vorfreude nach der Ankündigung groß, den Jazz 100 für einen Test zur Verfügung gestellt zu bekommen. Zwar gaben auch schon etliche andere Geräte des…
    11.04.2025
  • XACT PhantomTM USB und LAN

    Netzwerk- und Streaming-Spezialist Marcin Ostapowicz baut sein Angebot immer weiter aus: Es begann mit Upgrade-Baugruppen für audiophil verwendete Computer und den entsprechenden Kabeln von JCAT und der JPLAY-App. Unter dem Markennamen XACT gibt es inzwischen zwei Server, Gerätefüße und nun auch zwei High-End-Datenleitungen: PhantomTM USB und LAN. Bisher wurden Kabel ausschließlich unter dem Label JCAT angeboten. Mit dem USB- und dem Reference LAN-Kabel beschäftigte sich Roland Dietl schon vor rund neun Jahren und war davon…
    04.04.2025

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.