tests/24-01-19_goldnote
 

Gold Note PH-1000 Lite

19.01.2024 // Dirk Sommer

Ich bin mittlerweile sicher, dass der Gold Note sich nun lange genug freigespielt hat. Da steht einem kurzen Vergleich mit Einsteins The Turntables Choice nichts mehr im Wege. Meine Phonostufe schätze ich nicht nur wegen ihrer klanglichen Fähigkeiten, sondern auch wegen ihrer Stille: Dass sie bei weit aufgedrehtem Lautstärkeregler der Vorstufe nur sehr wenig Rauschen hören lässt, sollte man voraussetzen. Aber auch wenn ich die Halogenlampe direkt neben dem Laufwerk ein- oder ausschalte, bleibt alles ruhig. Dank der symmetrischen Schaltung kann ich sie auch nicht – wie viele unsymmetrische Mitbewerber – als Tuner verwenden: Das Signal wird durch keinerlei hochfrequente Einstreuungen verschmutzt. Und das ist erfreulicherweise bei der PH-1000 genauso. Sie erreicht einen so hohen Grad an Rauschfreiheit, dass ich fast versucht bin, reflexartig zum Allaerts MC 2 finish zu greifen, das mit seiner gegen Null gehenden Ausgangsspannung höchste Ansprüche an Phonostufen stellt. Doch ich bleibe beim Lyra Olympos SL und vergleiche die PH-1000 kurz mit dem Einstein.

Ungewöhnlich sind die beiden fünfpoligen XLR-Buchsen mit der Bezeichnung „Tube“ und der Eingang für ein externes Netzteil (PSU)
Ungewöhnlich sind die beiden fünfpoligen XLR-Buchsen mit der Bezeichnung „Tube“ und der Eingang für ein externes Netzteil (PSU)

Auf dem Plattenteller des LaGrange liegt Schostakowitschs Symphonie Nr. 15 mit den Duisburgern Philharmonikern unter Jonathan Darlington: Lyra, Thales und Gold Note erzeugen eine glaubwürdige Illusion eines großen Aufnahmeraumes und verwöhnen mit vielfältigen und warmen Klangfarben. Der puristisch ausgestattete, zuletzt deutlich teurere Einstein suggeriert eine noch ein Stückchen tiefere Bühne und bietet eine minimal bessere Durchhörbarkeit, was jedoch mit einem einen Hauch kälteren Klangbild einhergeht. Hier geht es nicht um Qualitätsunterschiede, sondern wohl eher um Geschmacksfragen – von den beiden zusätzlichen Phonoeingängen und der Vielzahl der Entzerrungskurven der PH-1000 mal ganz abgesehen.

Wenn ich mal eine Phonostufe mit MM-Eingang in meiner Kette habe, muss ich einfach ausprobieren, ob ein SPU an ihr wie bisher an allen Testobjekten mit dem passenden Übertrager am MM-Eingang besser klingt als am MC-Eingang, den ich bei allen anderen Systemen außer eben dem Ortofon-Klassiker bevorzuge. Also baue ich den Ortofon-Arm 309 mit einer exzentrischen Basis auf den LaGrange – nur so lässt sich der richtige Abstand zwischen Tonarm-Drehpunkt und der Tellerachse einstellen – und bestücke ihn mit dem SPU, das ich im Test das beste SPU aller Zeiten nannte, dem Century. Das Tonarmkabel verbinde ich mit dem SPU-100-Silberübertrager. Von da geht’s in den PH-1000, bei dem die Standard-Impedanz von 47 Kiloohm und keine kapazitive Last eingestellt ist. Das SPU ist leider noch nicht eingespielt und selbst die paar Stunden, die es gelaufen ist, liegen Monate zurück. In diesem Fall ist die Aktivierung der „Enhanced“-Schaltung wirklich hilfreich: Sie bringt ein wenig mehr Luft und Frische im Hochtonbereich. Auch als das SPU nach zwei Plattenseiten schon etwas offener klingt, lasse ich sie eingeschaltet. Der typische vorwärtstreibende, bassstarke, rhythmisch ungemein packende und dynamische Charakter ist erfreulicherweise schon jetzt präsent. Swingenden Orgel-Jazz zu hören, ist mit jedem SPU eine Freude, mit dem Century aber ganz besonders. Wie zu erwarten bringt die PH-1000 die Meriten des Tonabnehmer-Klassikers auch ungeschmälert zur Geltung. Der MM-Eingang steht der Qualität des symmetrischen MC-Zweiges in nichts nach.

Zum Vergleich des MM-Eingang plus Übertrager mit dem MC-Eingang allein habe ich John Mayalls „Room To Move“ vom Album The Turning Point ausgesucht, bei dem ich die „Enhanced“-Schaltung deaktivierte: Auch so erhält man eine gute Anmutung vom Ort der Live-Aufnahmen. Die Fülle an Details überrascht, besonders für ein SPU, und dass Rhythmus und Drive bei diesem Tonabnehmer schier unwiderstehlich sind, brauche ich gewiss nicht zu betonen. Der unsymmetrische MC-Eingang klingt bei einem Abschlusswiderstand von 22 Ohm – also ungefähr dem Zehnfachen des Innenwiderstands des Century – im Hochtonbereich ein wenig gedeckter, was bei dieser alles andere als audiophilen Aufnahme, die mit ihrer musikalische Energie, nicht aber durch Klang begeistert, von Vorteil wäre, wenn dieser Eingang nicht auch in Sachen Groove etwas zurückhaltender agierte. Bei diesem Song kann ich mich nicht für eine Verstärkungsvariante entscheiden. Der Gold Note rückt die Vorteile von beiden ins rechte Licht.

Das Netzteil ist voll gekapselt. Bei der Schaltung setzt Gold Note größtenteils auf ICs
Das Netzteil ist voll gekapselt. Bei der Schaltung setzt Gold Note größtenteils auf ICs


  • AIM UA3

    Bei Hifistatement bin ich nicht gerade bekannt dafür, dass ich mich für Tests von Kabeln besonders aufdränge. Beim Top USB-Kabel UA3 des japanischen Herstellers AIM war das diesmal anders. Diese Kabel wollte ich unbedingt ausprobieren. Der Grund ist ganz einfach. Vor einiger Zeit habe ich mich an dieser Stelle mit den LAN-Kabeln von AIM beschäftigt, die mich mit ihrem konstruktiven Aufbau und natürlich mit ihren klanglichen Qualitäten sehr überzeugt haben. Bei meinen damaligen Recherchen zum…
    25.10.2024
  • Phonar Veritas p4.2 Next

    Als vor sieben Monaten die Phonar Veritas p9.2 SE bei mir zum Test standen, war ich von ihren musikalischen Qualitäten so angetan, dass sie mich zum Kauf veranlassten. Nun steht im selben Hörraum ein Paar Phonar Veritas P4.2 Next für 2000 Euro und lässt mich staunen. Ähnlichkeiten und Unterschiede beim Vergleich sind bemerkenswert. Regelmäßige Leser von Hifistatement wissen längst, dass heutzutage schon für relativ kleines Geld sehr gut klingende Lautsprecher zu bekommen sind. Oft handelt…
    22.10.2024
  • Rega Nd7

    Die Analog-Spezies von Rega haben jüngst eine brandneue MM-Tonabnehmerserie vorgestellt, aus der wir uns das vielversprechende Spitzensystem Nd7 für einen Test ausgewählt haben. Die derzeit aus drei Systemen bestehende Nd-Reihe wurde zum Patent angemeldet und wird als Weltneuheit angepriesen, was zusätzliche Erwartungen weckt. Rega macht vieles anders als andere Plattenspielerhersteller und ist durchaus bekannt für die Konsequenz, mit der ein einmal für richtig befundener technischer Weg verfolgt und auf die Spitze getrieben wird. Ich erinnere…
    18.10.2024
  • Revival Audio Atalante 3

    Die Atalante 3 ist mit einem 18-Zentimeter-Tiefmitteltöner und einem 28 Millimeter Hochtöner der kleinste Lautsprecher der Atalante-Serie. Optisch ist sie genauso ein Schmuckstück wie ihre großen Geschwister. Ob sie wie ihr mythologisches Vorbild der Sprint-Serie davonläuft wird sich im Test zeigen. Den ersten Kontakt mit Revival Audio hatte ich beim Test der Sprint 3. Wenn Sie etwas mehr über Revival Audio erfahren möchten, lesen Sie dort gerne noch einmal nach. Zum Abschluss des Artikels hatte…
    15.10.2024
  • HiBy FD5 SE

    Auf der World of Headphones präsentierte Carsten Hicking den HiBy FD5 SE. Die Gestaltung des stationären DAC/Kopfhörerverstärkers – firmenintern Cyberpunk-ID Design genannt – fand ich so ansprechend, dass ich ein Exemplar zum Test bestellte. Doch dann wurde mir klar, dass ich in Sachen Desktop- und Mobil-Hifi ein wenig den Anschluss verloren hatte. Im meinem Kabel-Fundus befand sich keine einzige Strippe mit einem Pentaconn-Stecker. Für meine Lieblingskopfhörer habe ich jeweils ein Anschlusskabel mit einem Klinken- und…
    11.10.2024
  • MK Analogue MM-PH-AMP und SUT-1L

    Für Markus Wierl, der sein Unternehmen – oder sich? – Audio Freak nennt und sich seit vielen Jahren mit audiophiler Wiedergabe beschäftigt, steht die Beratung seiner Kunden vor dem Verkauf im Vordergrund, wie auch seine Website und sein Youtube-Channel zeigen. Darüber hinaus ist er in Sachen High End viel weltoffener als der Autor. Er schreckt nämlich auch vor Kinosystemen mit bis zu sieben Kanälen und vier Subwoofern nicht zurück und setzt als bekennender Analog-Liebhaber dennoch…
    08.10.2024

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.