In einem unserer letzten Telefongespräche kamen Vertriebschef Jan Sieveking und ich auf das Thema Sicherungen. Wir waren neugierig, ob und wenn ja welche Auswirkungen sich in meiner preislich insgesamt eher moderaten Kette einstellen würden und wie ich diese einordne. Kurz danach lag ein kleines Päckchen HiFi-Tuning Sicherungen in meinem Hörraum.
HiFi-Tuning bietet Gerätesicherungen in verschiedenen Ausführungen an. Ich beschäftige mich in diesem Test mit der weit verbreiteten Standardgröße von 5x20 Millimetern. Wie üblich werden die Sicherungen mit unterschiedlichen Absicherungswerten und mit träger oder flinker Auslösecharakteristik angeboten. Sie werden in Deutschland gefertigt und sind IEC 60127-2 konform. Die günstigste Sicherung verfügt über einen Sicherungsdraht aus Cardas-Kupfer, es folgt eine Silber/Gold-Legierung und schlussendlich eine Ausführung mit aufgesetztem Industriediamanten. Die letzten zwei Sicherungstypen hat Jan mir zum Test geschickt. Die meisten, die mit Sicherungen in ihrer Kette experimentiert haben, wissen wahrscheinlich schon ungefähr, was Sie erwartet. Für alle anderen: Lesen Sie gerne weiter, auch wenn die Skepsis überwiegt. So bin auch ich in dieses Thema gestartet. Ich habe dabei übrigens wie üblich vor meiner eigenen Klangbeschreibung keine Informationen über die Sicherungen gelesen.
Dass man vor Auswechseln der Sicherungen den Netzstecker ziehen muss, sollte sich von selbst verstehen. Schließlich haben wir mit Spannungen um die 230 Volt zu tun, die nicht nur gefährlich, sondern im schlimmsten Fall tödlich sein können. Sofern Austauschsicherungen mit identischen Werten zum Einsatz kommen, besteht nach wie vor der vorgesehene Geräteschutz. Eine ausgetauschte Sicherung ist somit nicht gefährlich, nur beim Austausch selbst sollte eben penibel auf Stromfreiheit geachtet werden. Sollte man sich dies nicht zutrauen, schlägt Jan Sieveking vor, doch einen Elektriker oder HiFi-Händler hinzuziehen.
Zuerst möchte ich die Silber/Gold-Sicherungen ohne Diamanten testen. Ich beginne mit dem Austausch ganz hinten in der Kette, bei meiner Endstufe, damit der Weg frei ist für kleine Veränderungen, die bei einem Wechsel der Sicherung meines DAC- oder Switch-Netzteils auftreten. Offen gestanden habe ich mit keiner Veränderung gerechnet. Umso überraschter bin ich, dass sich Brad Mehldaus einfühlsame Interpretation von Elliot Smiths „Between the Bars“ vom neuen Album Ride Into The Sun mit spritziger Offenheit und Brillanz zu einer musikalisch emotionaleren Darbietung aufschwingt. Details wie der Rauschteppich zu Beginn – das Arbeitsrauschen eines Mikrofonvorverstärkers? – oder die Besenstriche auf der Snare sind viel leichter auszumachen und verschwinden nicht mehr im Hintergrund der Komposition. Aus elektrotechnischer Sicht bin ich ein bisschen ratlos und kann mir nicht erklären, warum die Sicherung es rausreißt. Ich werde es nicht mit einer Pseudoerklärung oder Messung versuchen, sondern begnüge mich mit Verwunderung. Für mich gilt hier die Devise: Selbst probieren und entscheiden, ob die Investition unabhängig von Messwerten oder Elektrotechnik für die eigene Anlage, den eigenen Geldbeutel und das eigene Ohr Sinn macht. In meiner Anlage habe ich den Eindruck, dass das Musikstück insgesamt einen Schwung mehr Durchhörbarkeit, einen Hauch mehr Instrumentenseparation, aber vor allem vehementere Dynamik in den ersten Millisekunden von einzelnen Noten mitbekommt und so lebendiger wirkt. Jedes der Instrumente profitiert in meinen Ohren davon. Das Klavier wirkt freischwebender, der Bass substanzieller und das Schlagzeug akzentuierter. Mit der Werkssicherung scheint das Musikstück für mich etwas nüchterner, sanfter und kompakter. Auch so ist es zwar sehr schön, besonders hohe Klaviernoten wirken aber vergleichsweise in ihrer Dynamik fast etwas abgewürgt.
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