Erst heute verfügbare Materialien hätten es ihm erlaubt, den Generator gegenüber dem des originalen GoldBug zu verbessern – Details erwähnte er leider nicht, wohl aber, dass er sich bei der Form des Spulenträgers am Quadrat des EMT orientiere. Welches Material dieses und das Spulendraht hat, ließ er aber offen. Statt des heute üblichen Neodym-Magneten habe er sich für einen aus einer Somarium-Kobalt-Legierung entschieden, da dieser zu einem insgesamt wärmeren Klangcharakter führe. Auch der Metallblock aus einer Bronze/Aluminium-Legierung, über den das System den Kontakt zum Headshell herstellt, diene der Feinabstimmung der Klangfarben und der tonalen Ausgewogenheit. Er kaufe alle genannten Komponenten zu und überlasse Lalo Schall die Endmontage, einem ehemaligen Tonmeister, der vor allem für seine Klassikaufnahmen bekannt ist und – will man Gerüchten glauben – auch bei einigen extrem teuren Tonabnehmern seine Expertise und Fingerfertigkeit einbringt.
Das GoldBug besitzt einen Innenwiderstand von acht Ohm. Bei der Empfehlung der Abschlussimpedanz folgt AudioMaster21 aber der nicht der Faustformel Spulenwiderstand mal zehn bis 20, sondern nennt 200 bis 470 Ohm. Das GoldBug liefert bei einer Schelle von 3,54 Zentimeter pro Sekunde eine Ausgangsspannung von 0,35 Millivolt, ein Wert, der den meisten Phonostufen keine Probleme bereiten dürfte. Der Preis von 3000 Euro scheint mit Blick auf das Gebotene – Boron-Nadelträger, Paroc-Nadel, Holzgehäuse in Verbindung mit einem Montageblock aus einer Metalllegierung und der Montage in Handarbeit – keinesfalls überzogen. Ebenfalls moderat ist die Nadelnachgiebigkeit mit 10 Mikrometer pro Millinewton. Rein rechnerisch ergibt sich bei der Montage in Einsteins kurzem The Tonarm ein Resonanzfrequenz von rund 9,5 Hertz. Und auch die benötigte Auflagekraft von 18 bis 20 Millinewton bewegt sich im üblichen Rahmen.
Nicht ganz so einfach gestaltet sich die Justage im Headshell: Wegen des schlanken Gehäuses kann man die Position in der Dennessen-Lehre zwar gut erkennen, der resonanzoptimierte Korpus macht die Ausrichtung des Tonabnehmers im Arm aber zur Geduldssache – welcher Käfer hat schon gerade Kanten? Man kann sich lediglich an den beiden spitzen Ausformungen rechts und links an der Gehäusefront orientieren. Zum Einspielen habe ich einige Neuerwerbung aus einem Second-Hand-Laden in Erlangen benutzt, darunter gleich zweimal Mahlers Symphonie Nr. 5 mit dem Chicago Symphony Orchestra unter Georg Solti. So sehr ich mich gefreut hatte, die Decca-Doppel-LP für gerade einmal 2,50 Euro zu erstehen, so groß war die Ernüchterung darüber, dass sie bereits Teil meiner kleinen Klassik-Sammlung war. Ein Kollege wird sich freuen. Also habe ich die beiden deutschen Pressungen nach dem Waschen miteinander verglichen: Bei beiden Exemplaren war der Erhaltungszustand sehr gut und auch klanglich konnte ich keine Unterschiede aufspüren. Aber das lag weder am mangelnden Auflösungsvermögen der Stenheim Alumine FIVE SX noch dem des GoldBug. Wie gut beide ihren Job erledigten, machte schon die tonale Ausgewogenheit der Wiedergabe und die großzügige Raumdarstellung klar.
Zur weiteren Akklimatisierung des AudioMaster21 im Arm und im Hörraum trugen dann zwei lange nicht gehörte ECMs bei: Art Lande and Rubisa Patrols Desert Marauders und Art Lande, David Samuels und Paul McCandless' Skylight: bester Tonstudio-Bauer/ECM-Sound von Martin Wieland. Das klang so vertraut und richtig, das mir schon jetzt klar war, dass das The GoldBug zu keinerlei Effekten neigt und sehr ausgewogen und homogen musiziert. Da ist kein Frequenzbereich über -oder unterbelichtet, da tut sich keine Disziplin hervor. Das sollte ich vielleicht ein wenig relativieren: In Sachen Spielfreude hat das AudioMaster21 Überdurchschnittliches zu bieten, doch ohne gleich zur Rampensau zu werden. Im Gegensatz zu den EMTs der 80-er verwöhnt es mit jeder Menge Details, ohne auch nur ansatzweise (über-)analytisch zu klingen. Da ich gerade ein wenig in Erinnerungen schwelge, fällt mir eine meiner damaligen Lieblingsscheiben ein, natürlich mit akustischen Instrumenten und selbstverständlich mit einem namhaften Bassisten: Christian Escoudés und Charlie Hadens Gitane lebt vom intensiven Dialog zwischen Gitarre und Kontrabass in natürlicher Akustik – und auch vom warmen, und dennoch holzig-knarzenden Klang des Pöhlmann-Löwenkopf-Basses. Und so differenziert wie mit dem GoldBug habe die Ovation Christian Escoudé selten singen gehört: zum Dahin-Schmelzen!