Auch bei Marceo Parkers längere Zeit nicht gehörtem Album Roots Revisited könnte man meinen, es sei für das Ethos SE gemacht – oder umgekehrt. Die Fröhlichkeit, die Spielfreude und der Drive können einen nicht berührt lassen. Da ist es schlicht unmöglich, still und unbewegt im Hörsessel sitzen zu bleiben. Das Spiel des Altsaxophonisten, Fred Wesleys Posaune, Pee Wee Ellis Tenorsax und Don Pullens Hammond ziehen einen unwiderstehlich in ihren Bann. Für jeden Mingus-Fan dürfte das nur von Klatschen begleitete Sax-Solo in „Better Git Hit In Your Soul“ den Höhepunkt der Scheibe markieren. Da dürften ohne direkten Vergleich selbst sonst von sehr hochpreisigen Tonabnehmern umschmeichelte Audiophile nicht das Geringste vermissen und einfach nur mit wippen: einfach gut!
Dass das SE mit Scheiben, bei denen es auf Rhythmik, Schnelligkeit in Sachen Transienten und satte Klangfarben ankommt, vollständig überzeugen wird, war ja schon zu Anfang von Big Blues absehbar. Auf der Suche nach etwas Spannendem aus dem Klassikregal fiel mir Clearaudios Reissue von Une Symphonie Imaginaire, einem auf Deutsche Grammophon erschienenen Album mit den Werken Jean-Philippe Rameaus eingespielt von den Musiciens du Louvre unter Marc Minkowski, in die Hände. Bei „Zaïs“ erklingen die Pauken weit hinten aus einem großen Raum, dessen Höhe man erahnen kann. Die Bläser- und Streichergruppen agieren deutlich davor und werden auf der breiten Bühne genau fokussiert. Die Klangfarben bei dieser digitalen Aufnahme wirken eher warm, so dass nie der Eindruck von Rauigkeit oder gar Schärfe aufkommt. Das SE spielt immer entspannt und angenehm, doch ohne die Musik ihrer inneren Spannung zu berauben: Nicht nur die tonale Abstimmung gelang den Entwicklern ganz hervorragend,
Auch wenn die errechnete Resonanzfrequenz der Arm/System-Kombination dann statt bei rund 9,3 bei knapp unter 8 Hertz liegt, möchte ich doch einmal ausprobieren, wie das Goldring auf einen anderen Tonarm reagiert und schraube es deshalb in Einsteins The Tonearm 9“: Der Justageaufwand hat sich jedenfalls gelohnt. Das Orchester spielt nun in einem größeren Raum, der Hintergrund wirkt ruhiger und schwärzer, die Schläge auf die Pauken scheinen mit ein wenig mehr Kraft ausgeführt zu werden, und den Instrumenten zwischen den Streichern und dem Schlagwerk wird eine besser definierte, unverrückbare Position zugewiesen. Man sollte sich vom moderaten Preis des Ethos SE nicht täuschen lassen: Es verdient selbst Tonarme, die ein Mehrfaches kosten. Erst dann kann es zeigen, was wirklich in ihm steckt.
Um sein volles Potential zu entfalten, muss selbstverständlich auch die Abschlussimpedanz für das SE passen. Die ermittle ich mit Dick Schorys Bang, Baaroom and Harp. Ich hätte nicht gedacht, dass das Goldring die Musiker beim „Buck Dance“ auf einer so großen Bühne agieren lässt – und die scheint sogar noch einen Tick größer, wenn Einsteins The Turntable's Choice eine Last mit 150 statt 85 Ohm darstellt. Dass dabei auch die Durchzeichnung noch einen Tick präziser gerät, verwundert mich nicht, wohl aber, dass der Hochtonbereich beim höheren Wert einen Hauch farbiger und sogar eine Spur geschmeidiger rüber kommt.
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