tests/25-09-09_spl
 

SPL electronics Phonos duo

09.09.2025 // Dirk Sommer

Natürlich kommt auch im duo SPLs wohl einmalige120-Volt-Technik, bei der die aktiven Bauelemente einer Komponente mit einer symmetrischen Gleichspannung von plus/minus 60 Volt gespeist werden, zum Einsatz. Darüber haben die Kollegen und ich bei der Beschäftigung mit Geräten des Herstellers vom Niederrhein ja schon häufig geschrieben. Deshalb hier nur so viel: Die ungewöhnlich hohe Versorgungsspannung garantiert eine höhere Übersteuerungsfestigkeit – oder mehr Headroom – und geringere Verzerrungen, wenn die nachfolgende Schaltung das Plus an Energie anders als die üblichen integrierten Bauteile nutzen können. Statt Standard-ICs werden in den SPL-Kreationen daher speziell für diese hohen Spannungen entwickelte, sogenannte SUPRA-OPs – diskret aufgebaute Operationsverstärker – verwendet. Den gerade ausgepackten Phonos duo habe ich mit dem symmetrischen Tonarmkabel von Einsteins The Tonearm verbunden, der auf dem mächtigen Aerolith residiert und in dessen Headshell The Pickup desselben Herstellers montiert ist. Den von Ortofon gefertigten Tonabnehmer schließe ich an meiner Phonostufe üblicherweise mit 300 Ohm ab, da der Phonos in diesem Bereich aber nur 220 und 500 Ohm anbietet, beginne ich mit dem unteren Wert. Auf der Suche nach etwas anderem als den Lieblings- oder gar Testscheiben lande ich im Blues-Regal und dort beim Polydor-Doppelalbum The Story of John Mayall. Für gewöhnlich mache ich um Sampler jeglicher Art ja einen großen Bogen und auch die langen Spielzeiten der einzelnen Plattenseiten hier versprachen nicht unbedingt audiophilen Genuss. Und dennoch: Schon beim Opener „Room To Move“ mit den perkussiven Mundharmonika-Sounds und ebensolchen Vokal-Einlagen bin ich froh, diese LPs erworben zu haben. Da kann man nicht eine Minute unbewegt im Hörsessel sitzen bleiben. Der Rhythmus geht einfach unter die Haut. Das Einstein-Trio und der SPL ziehen einen unwiderstehlich ins musikalische Geschehen.

Auf der Rückseite gibt es nun neben den Cinch-Ein- und -Ausgängen auch XLR-Buchsen für symmetrische Verbindungen
Auf der Rückseite gibt es nun neben den Cinch-Ein- und -Ausgängen auch XLR-Buchsen für symmetrische Verbindungen

Tonal bewegt sich die Aufnahme eher auf der helleren Seite, was durch das folgende Stück klar wird: „Don't Waste My Time“, das von einer LP des Labels Karussell(!) für den Sampler entnommen wurde, fußt auf einem solide treibenden, jederzeit gut durchhörbarem Basslauf: Hier stimmt die klangliche Balance. Da die vier Seiten Blues nach längerer Zeit so richtig Spaß machten, habe ich das Einspielen mit Clarence Gatemouth Browns Real Live und Standing My Ground fortgesetzt, was nicht weniger reizvoll war. Die letzte Blues-LP ist ein Reissue von The London Howlin' Wolf Sessions, bei denen der schon damals legendäre Sänger und Mundharmonikaspieler unter anderen von Eric Clapton, Steve Winwood, Bill Wyman und Charlie Watts begleitet wird. Die Songs klingen ähnlich authentisch und rau, wie Howlin' Wolfs alte Chess-Aufnahmen, ruhen allerdings auf einem deutlich satteren Bassfundament. Nach der kurzen Irritation durch „Room To Move“ bin ich mir spätestens dank der mächtigen Bass Drum auf „I Ain't Superstitious“ hundertprozentig sicher, dass die Phonos duo sich keinerlei Schwäche in Sachen Tonalität erlaubt – auch nicht im Tieftonbereich. Klangfarben, die mir ganz besonders gefallen, sind die Hammond-Sounds bei Steve Winwoods viel zu kurzem Solo auf „Who's Been Talking?“: wirklich sehr ansprechend.

Für MM- und MC-Systeme gibt es eine gute Auswahl an Lastkapzitäten und -impedanzen
Für MM- und MC-Systeme gibt es eine gute Auswahl an Lastkapzitäten und -impedanzen

Nach so viel Blues setzte ich das Einspielen mit ein paar Jazz-Scheiben fort, ohne kritisch zuzuhören. Mit Schostakowitsch Symphonie Nr. 15 liegt dann die erste der unvermeidlichen Testscheiben auf: Die Phonos duo nimmt mit einer guten Raumdarstellung, spannender rhythmischer Akzentuierung und schönen Klangfarben für sich ein. An einem Abschlusswiderstand von 500 Ohm bekommt die Darstellung dann noch einen Hauch mehr Tiefe, und um die Instrumente gibt es etwas mehr Luft. Diese eindeutigen Vorteile werden aber mit einer minimalen Änderungen der tonalen Balance erkauft: Der Hochtonbereich rückt einen Tick mehr in den Fokus und dadurch umgibt ihn ein ganz leichten Anflug von Rauigkeit. Bei dieser in den Höhen nicht gerade zu zurückhaltenden Aufnahme ziehe ich die 220 Ohm vor.


  • Acapella Harlekin 2

    Es ist zwar schon fast nicht mehr wahr, solange ist es her, aber ich war mal treuer Audio-Forum-Kunde und lange Jahre Besitzer zweier ATR Monitor, bevor die Kreationen von Alfred Rudolph unter dem Namen Acapella angeboten wurden. Nun stehen wieder Zwei-Weg-Lautsprecher aus der Duisburger Manufaktur im Wohnzimmer und machen richtig Spaß. Dass ich damals in eine gewisse ATR/Acapella-Abhängigkeit geriet, hatte mit dem ausgeklügelten Aufsteigerkonzept von Hermann Winters und Alfred Rudolph zu tun. Wie ich schon…
    21.10.2025
  • Bladelius Oden Class-A II

    Bladelius wurde 1997 in Alingsås, Schweden, gegründet und ist Teil der Bladelius Design Group. Der Gründer ist Michael Bladelius, einer der renommiertesten Designer in der Welt der Audiotechnik. Wir testen seinen neuesten Vollverstärker, den Odfen Class-A II. Dies ist seine Weltpremiere. Es ist wie ein Mantra, in jedem Artikel über Bladelius wiederholt, aber es führt kein Weg daran vorbei: Michael Bladelius ist eine der interessantesten Persönlichkeiten der zeitgenössischen Audioindustrie. Wie wir in unserem Test der…
    14.10.2025
  • Ortofon MC X40

    Nach dem jüngsten Test des günstigsten MC-Tonabnehmers X10 aus Ortofons Einstiegsserie „X“ greifen wir nun ganz oben ins Regal und holen uns den X40 heraus. Dieser wartet unter anderem mit Bor-Nadelträger und einer Nadel mit Shibata-Schliff auf. Wir klären, ob und wie sich dieser technische Mehraufwand klanglich bezahlt macht. Bereits das Ortofon MC X10 hat mich durch seine ganzheitliche musikalische Abbildung und seinen lebendigen, riesigen Spaßfaktor stark beeindruckt, nicht zuletzt vor dem Hintergrund des für…
    07.10.2025
  • SV-Audio by Storgaard & Vestskov Frida

    The Frida from SV-Audio by Storgaard & Vestskov had already astonished me at the 2024 Hamburg HiFi Days to such an extent that I lingered in the Danes’ room for a long time, listening intently to their presentation. This loudspeaker so clearly defied its physical size that it was impossible not to be captivated. Now, this precious creation from Bornholm has finally found its way into my home. For seasoned hi-fi veterans like myself, moments…
    02.10.2025
  • Lu Kang Audio Spoey 200

    Das erste Mal sind mir die Lautsprecher von Lu Kang Audio in einer sehr guten Vorführung auf der High End 2023 aufgefallen. Zu dem Zeitpunkt waren sie auf dem deutschen Markt noch überhaupt nicht erhältlich. Durch die Aufnahme in das Portfolio des Vertriebs audioware aus Österreich hat sich das jetzt europaweit geändert. Für den Test der Spoey 200 habe ich mir die Zeit genommen, Firmeninhaber Cheng-Chien „Rox“ Shih und die Marke Lu Kang in Ruhe…
    30.09.2025
  • exD konNET-k und konNET-o

    exD ist eine Marke aus Hongkong, von der Sie vielleicht zum ersten Mal hören. Der Hersteller hat kürzlich die Netzwerk-Switches konNET-k und konNET-o vorgestellt, die speziell für den Einsatz in hochwertigen Audio-Setups entwickelt worden sein sollen. exD hat ganz offensichtlich eine Passion für eigenwillige Typografie bei Marken- und Produktnamen, aber auch dafür, die klangliche Qualität der digitalen Audiowiedergabe bereits an der Quelle zu optimieren. Der Designer hinter der Marke ist Albert Leung und er hat…
    16.09.2025

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.