Wie gesagt, der Oden II spielte Nat King Coles Album mit Selbstbewusstsein. Es gab zarte, schöne, warme Höhen, denen nichts fehlte, da sie auch differenziert waren. Der Klang besaß auch ein ausgezeichnetes Bassfundament. Bei dieser Art von Aufnahmen, bei denen akustische Instrumente zu hören sind, zeigt sich dies in der Dimension der Instrumente: Die sind hier wirklich groß. Es ist auch die Tiefe der Bühne, die nicht irgendwo weit weg in einem kleinen Punkt zusammenläuft, sondern über einen großen Teil der Tiefe auch Höhe und Breite besitzt. Der Vordergrund ist hier am wichtigsten und dabei natürlich die Vocals, aber sie werden weder aus dem Kontext gerissen noch dem Hörer aufgezwungen.
Diese positiven Eigenschafte sind immer vorhanden und hängen nicht von der Art der Musik ab, die wir hören. Denn sogar Blur, das 1997 veröffentlichte Album der Band, klang perfekt. Sowohl Musikwissenschaftler als auch Wissenschaftler, die sich auf Aufnahmetechniken spezialisiert haben, betrachten dieses Album als Durchbruch für die Band. Für uns ist interessant, dass es auf einem OTARI-Computersystem mit 16 Bit und 48 Kilohertz aufgenommen wurde. Ich möchte daran erinnern, dass dies das erste System seiner Art war, das von Produzenten und Toningenieuren als „digitales Analogband” bezeichnet wurde. So klingen auch die darauf aufgenommenen Alben, darunter das vorliegende.
Der getestete Verstärker gab es perfekt geschmeidig, aber auch aggressiv wieder– eine Kombination, die für die Songs auf dem Album charakteristisch ist. Es erinnert ein wenig an die Beatles und an John Lennon aus der Zeit des Albums Rock’n’Roll. Der Oden II hat diese Dualität, also den Schmutz an der Oberfläche und die Melodiosität darunter, perfekt erspürt und wunderbar in Klang umgesetzt. Er fügte dem einen starken Kick-Drum-Beat hinzu, wie in „Country Sad Ballad Man”, einem verrückten Track mit verzerrten Vocals und lauten, aber warmen E-Gitarren.
Beim „Schweden“ gestaltete sich der Übergang zwischen der patinierten Solo-Gitarre und der klaren, resonanten Akustikgitarre leicht, sogar natürlich. Es ist ein großartiges Album und es war wunderbar, es anzuhören. Es klingt ein bisschen hell, aber auch warm – so ist diese Aufnahme eben. Die Klarheit von Damon Albarns Gesang war überraschend, denn es handelt sich schließlich um eine recht warme, volle Aufnahme. Und doch gab es damit keine Probleme, weder in den kraftvollen, dichten Tracks wie „M.O.R.” noch in den eher beschwingten wie „On Your Own”.
Zu diesem Zeitpunkt war ich bereits neugierig, wie der Verstärker den Raum tatsächlich interpretiert. Beide oben genannten Alben wurden in einem Studio aufgenommen – im Fall von Blur vollständig und im Fall von Nat King Cole teilweise, da die Aufnahmen mit der gesamten Band und dem Sänger, der hinter einem „Vorhang“ mitsang, stattfanden. Auf jeden Fall gaben mir beide Alben das Gefühl, in einer anderen Welt zu sein. Der Verstärker projizierte den Klang so, dass er die Luft im Raum durchdrang und sich unmerklich mit ihr vermischte, als wären sie eins.
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