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Dan D’Agostino Progression S350

25.11.2025 // Thomas Heinemann

Werfen wir einen Blick auf das Äußere, so fallen neben der prominenten Leistungsanzeige auf der Frontseite, besonders die formschönen, nach dem Venturi-Design geformten, Kühlkörper auf. Sie werden jeweils aus einem 22 Kilogramm massiven Aluminiumblock gefräst und leiten durch die Venturi-Struktur die Wärme effizient ab. D’Agostino übernahm dieses Prinzip vom größeren Relentless/Momentum-Design. Das Ergebnis überzeugt durch eine elegante Erscheinung und thermische Stabilität selbst bei hohen Lasten. Auch die Verarbeitung der Chassis ist Premium: durchgängig gefrästes Aluminium, präzise Meter-Mechanik hinter mineralischem Glas, massive Lautsprecherterminals und XLR-Eingänge, die Schalter und Bedienelemente sind da, wo sie die äußere Erscheinung nicht limitieren. So befindet sich ein Taster als Ein-Ausschalter an der Unterseite, gleich unterhalb der Leistungsanzeige. Der „magic touch" in seiner Funktion unterstreicht den Premium-Anspruch des Verstärkers und rundet das äußere Konzept perfekt ab. Und es gibt noch ein paar wichtige Aspekte, was Anschlüsse und Bedienung angeht: Der S350 ist ein unverkennbar symmetrischer Verstärker. Er akzeptiert ausschließlich XLR-Signale, verzichtet also völlig auf Cinch-Eingänge, bietet 12-Volt-Trigger, und eine dreistufige Dimmer-Schaltung für das grünleuchtende Frontdisplay. Um sein Potenzial nicht zu limitieren, sollte man den S350 mit einer vollsymmetrischen Vorstufe kombinieren. Das eigene Programm bietet eine Vorstufe aus der Progressen Serie, natürlich darf man auch zur nächsthöheren Momentum greifen.

Der Blick von oben zeigt den mächtigen Trafo. Leistungsstarke Netzteile sind bei D‘ Agostiono Programm!
Der Blick von oben zeigt den mächtigen Trafo. Leistungsstarke Netzteile sind bei D‘ Agostiono Programm!

In meinem Fall übernahm die Aufgabe der Vorstufe die Westminster Quest, die Aufgabe des Monitors die Wilson Audio Sasha V. Vielleicht haben Sie meinen Testbericht zur Watt Puppy gelesen, ein großartiger Lautsprecher! Was ich damals nur mutmaßen konnte, ja, die Sasha V kann mehr. Sie ist erwachsener, souveräner und sie projiziert Bilder in den Hörraum, die das musikalische Geschehen unglaublich greifbar machen. Die Sasha V ist auch der Grund, warum ich mich besonders auf den D’Agostino gefreut habe. Die Liaison zwischen Dan D’Agostino-Elektronik und Wilson-Lautsprechern ist bekannt – einige von Ihnen konnten vielleicht auf der vergangenen High End die beeindruckende Performance dieser Partnerschaft bei Audio Reference erleben.

Nun, ich hatte es ja bereits erwähnt, 52,2 Kilogramm Gewicht wollen erst einmal an ihren Platz gebracht werden. Das kluge Verpackungssystem ist dabei wunderbar hilfreich: Die beiden Längsklappen der unteren Verpackung werden einfach senkrecht nach oben geklappt, die darin integrierten Griffe machen den Transport für zwei Personen dann angenehm und machbar. Geben Sie dann der Endstufe einen angemessenen Platz und noch wichtiger, eine angemessene Unterlage. Bei meinem Test konnte ich zusätzlich mit Ansuz Darkz der dritten Generation experimentieren. Die Wirkung ist auf Anhieb nachvollziehbar und bringt – so weit die Unterlage nicht ohnehin schon perfekt ist – besonders einen Zugewinn an Durchhörbarkeit und ein verbessertes Timing. Passt es, kann ich die manchmal den D’Agostino Verstärkern nachgesagte Langweiligkeit keinesfalls nachvollziehen – ganz im Gegenteil! Und auch die Stromversorgung sollte angemessen sein. Ich habe den S350 meist mit einem Ansuz D3 Stromkabel an einem Anzus Mainz8D3 Power Supply betrieben. Den Wechsel auf den noch üppiger ausgestatten Mainz8 D-TC3 Power Distributor macht der D’Agostino sofort hörbar – ein Zeichen für die Qualität des S350, der, obwohl er die kleinste Endstufe in der Familie ist, genügend Raum für jede audiophile Weiterentwicklung an anderer Stelle lässt. Auch der direkte Vergleich mit meiner Pass XA25 Stereoendstufe macht klar, wer hier den Ton angibt. Natürlich, die Pass ist deutlich preiswerter, dennoch halte ich Sie für einen ausgezeichneten und musikalischen Class-A-Verstärker. Der S350 macht aber deutlich, dass er in einer höheren Liga spielt. Mehr Raum, mehr Körper und vor allem ein Zugewinn an Musikalität und Natürlichkeit.

Die Rückseite ist aufgeräumt und bietet neben einem Trigger eine dreistufige Dimmer-Schaltung für das Frontdisplay und konsequent nur symmetrische Eingänge
Die Rückseite ist aufgeräumt und bietet neben einem Trigger eine dreistufige Dimmer-Schaltung für das Frontdisplay und konsequent nur symmetrische Eingänge

Bereits beim ersten Zuhören hat mich der S350 mit seiner räumlichen Wiedergabe, der mühelosen Leichtigkeit, Agilität und Forschheit gefesselt. Hören Sie gerne Stimmen oder Klavier, oder mögen Sie lieber treibenden Rock, Avantgarde, oder Jazz? Der D’Agostino kann Sie mit auf die Reise nehmen, ganz gleichgültig was Sie präferieren.
Keith Jarrett The Köln Concert (ECM Records) ist das weltweit meistverkaufte Soloklavieralbum. 1975 aufgenommen und von Manfred Eicher produziert, ist das Werk ein dokumentierter Moment voller Intimität, Spannung und auch Unwägbarkeiten. Anders als geplant, musste Keith Jarrett auf einem notdürftig reparierten Bösendorfer Flügel spielen. Doch vielleicht schuf genau diese Unvollkommenheit und improvisatorische Notwendigkeit eine Klanglandschaft, die weltweit legendär wurde. Der D’Agostino Progression S350 vermittelt diese Magie mit dem Gespür für die richtige tonale Balance und Raumtiefe, ohne Reduktion, voller Emotion. Jarretts Anschläge besitzen über den D’Agostino jene körperliche Präsenz, die man nur live erwartet: das Klirren der Hämmer, das Nachschwingen der Saiten und der Mechanik. Jarretts begleitendes Summen, die Weite des Kölner Saals, die beiläufige Geräuschkulisse, oder die quietschende Tür zu Beginn des Konzerts werden ebenso vermittelt wie seine Spielfreude, der Dialog der rechten und linken Hand, die leisen, fast flüsternden Passagen bis hin zu den kraftvoll gespielten Akkorden. Der S350 macht hier deutlich, dass Musikalität mehr ist als technische Perfektion: Es ist die Fähigkeit, Intention, Raum, Zeit und Emotion zu transportieren. Ich war dieser Aufnahme noch nie so nah und auch nicht der Genialität von Keith Jarrett, der den Charakter des Instruments – manchmal erinnert der Klang an ein Hammerklavier – so organisch mit seinem Spiel und seiner Improvisation verband, als müsse es genau so klingen, um seine Magie zu entfalten.


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