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Ein Besuch bei Helmut Thiele

28.01.2022 // Dirk Sommer, Birgit Hammer (Fotos)

Die Vorführanlage mit Lautsprechern von Acapella, Elektronik von SAC und zwei Thiele TT01 als Quellen
Die Vorführanlage mit Lautsprechern von Acapella, Elektronik von SAC und zwei Thiele TT01 als Quellen

Doch zurück zu den Anfängen: Helmut Thiels Examensarbeit war die Entwicklung und der Bau eines Plattenspielers. In der Planungsphase recherchierte er im Audio Forum in Duisburg und traf dort auf Alfred Rudolph. In der Folge beteiligte er sich an der Produktion von Acapella-Hörnern und war für das Design einiger Michaelson & Austin-Verstärkern verantwortlich. Nach dem Examen und der Arbeit in einem Design-Büro übernahm Helmut Thiele dann Mitte der 90-er Jahre als Selbstständiger die Gestaltung der Lautsprecher-Serien von ALR. Es folgten unter anderem Aufträge von Heco, Magnat, MacAudio, Castle und Tannoy. Ab 2008 ist Helmut Thiel auch für Thorens tätig.

Oben der Tonarm, den Helmut Thiele als Examensarbeit entwickelte, unten ein vom Prinzip her ähnliches Modell, das er für Alfred Rudolph baute
Oben der Tonarm, den Helmut Thiele als Examensarbeit entwickelte, unten ein vom Prinzip her ähnliches Modell, das er für Alfred Rudolph baute

Statt sich so langsam Gedanken über seinen Ruhestand zu machen, mietete er vor sechs Jahren im Business Park in Rheinhausen die erste Etage eines Geschäftsgebäudes, wo wir in dann auch aufsuchten. Im größten der drei Räume gibt es neben einer kleinen Küchenzeile an zentraler Stelle ein Regal voller Plattenspieler, das den Bereich mit der Anlage und zwei Hörsesseln von dem trennt, in dem ein Schreibtisch und mehrere Werkbänke für die Montage von Tonarmen und Laufwerken stehen. Hier gibt es auch einen Schwingtisch, mit dessen Hilfe Helmut Thiele zum Beispiel die Auswirkung verschiedenen Füße oder der Position des Motors und seines Gehäuses auf Resonanzen untersuchen kann.

Hier noch einmal beide Arme. Der von Alfred Rudolph ist auf einem ATR-Thorens montiert. Ein etwas größerer ATR-Thorens stand auch einige Jahre im Wohnzimmer des Autors. In Studententagen verschwendete man keinen Gedanken an einen eigenen Hörraum
Hier noch einmal beide Arme. Der von Alfred Rudolph ist auf einem ATR-Thorens montiert. Ein etwas größerer ATR-Thorens stand auch einige Jahre im Wohnzimmer des Autors. In Studententagen verschwendete man keinen Gedanken an einen eigenen Hörraum

Vielleicht sollte nicht unerwähnt bleiben, dass der Entwickler und Designer inzwischen ausschließlich für Firmen in der Hifi-Industrie tätig ist, mit den ihn langjährige Geschäftsbeziehungen verbinden. Den größten Teil seines bisherigen Arbeitslebens hielten sich Aufträge von Hifi-Herstellern und andere Sparten in etwa die Waage. Seit einiger Zeit ist nun noch das Engagement für die eigenen Produkte hinzugekommen: den Tonarm TA01 und das Laufwerk TT01. Nicht nur für diese beiden könnte er im zweiten großen Raum seiner Firma nahezu alle Teile selbst fertigen: Hier gibt es neben einer klassischen Drehbank, einer Ständerbohrmaschine, einer großen Säge, einer Fräse und einer Poliermaschine seit etwa anderthalb Jahren auch eine CNC-Maschine und einen Laser für Beschriftungen. Die Programmierung der CNC-Maschine hat sich Helmut Thiele übrigens selbst beigebracht – unter anderem durch das Studium von Youtube-Videos. Einige Teile der ersten Tonarm-Prototypen hat er noch mit der einfachen Hand-Fräse hergestellt. Nun bezieht er viele der benötigten Teile dank größerer Stückzahlen aber von Will Tremblett, dem Inhaber von Zavfino, dessen Produkte ebenso wie die Thiele Arme und Laufwerke von ATR – Audio Trade vertrieben werden. Die Qualitätskontrolle der gelieferten Teile – beispielsweise werden die Laufgeräusche jedes einzelnen Motors geprüft, wonach einige aussortiert werden – sowie deren Montage liegt dann ausschließlich in den Händen von Helmut Thiele. Bisher bewältigt er alle anfallenden Aufgaben allein.


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