Samstag, 26 April 2014 02:00

Van den Hul The Grail SB

Die meisten Phonostufen im High-End-Segment beeindrucken durch eine Vielzahl von Ausstattungsmerkmalen. Man denke nur an die FM Acoustics mit der variablen Entzerrung oder Burmesters Phono 100. Bei van den Huls The Grail geht es allein um den Klang. Es gibt gerade mal ein Mäuseklavier für die Einstellung der drei Verstärkungsfaktoren – unter dem Gehäusedeckel

The Grail wird mit einem externen Netzteil geliefert. Schade, dass die Frontplatte hier nicht auch weiß lackiert wurde
The Grail wird mit einem externen Netzteil geliefert. Schade, dass die Frontplatte hier nicht auch weiß lackiert wurde

Das Fehlen von Schaltern, Drehreglern, LEDs und Anzeigeninstrumenten sollte einen aber keinesfalls dazu verleiten, The Grail zu unterschätzen: Hier bekommt man es mit fast 20 Kilogramm Verstärker zu tun. Und dabei ist das externe Netzteil noch nicht einmal mitgerechnet. Für das hohe Gewicht ist vor allem das massive Gehäuse mit der Dämpfungsplatte im Deckel verantwortlich. Purismus pur auch bei der Impedanzanpassung: Über den richtigen Widerstand für den Abschluss seines Moving-Coil-Tonabnehmers braucht sich der Besitzer eines Grail keine Gedanken zu machen: Aalt van den Hul und sein Elektronikspezialist Jürgen Ultee entschieden sich beim Grail für eine sogenannte Stromanpassung: Einen Eingang mit einer Impedanz von nahezu Null Ohm, der auch gerne als „selbstanpassend“ beschrieben wird und umso besser funktioniert, je geringer die Impedanz des angeschlossenen Tonabnehmers ist. Für Moving Magnet Tonabnehmer gibt es hingegen die standardisierten 47 Kiloohm. Die Eingänge für MM- und MC-Tonabnehmer sowie die Ausgänge sind jeweils mit XLR- und Cinch-Buchsen ausgeführt. Das gibt dem Nutzer aber nicht die Freiheit, den Grail mit einem unsymmetrisch verkabeltem Tonabnehmer anzusteuern und symmetrisch mit der Vorstufe zu verbinden oder umgekehrt. Wenn man den symmetrischen Eingang wählt, muss man auch den entsprechenden Ausgang wählen. Für die Cinch-Buchsen gilt das natürlich auch.

Im externen Netzteil wird die Spannung gleichgerichtet und eine erstes Mal stabilisiert
Im externen Netzteil wird die Spannung gleichgerichtet und eine erstes Mal stabilisiert

Damit ist auch sofort klar, dass sich der Kauf des Grail SB nur für denjenigen lohnt, der einen Tonarm mit symmetrischer Verkabelung und eine Vorstufe mit XLR-Eingängen sein eigen nennt. Denn der Grail mit dem Namenszusatz SB ist symmetrisch – oder englisch: balanced – aufgebaut. Das erfordert exakt den doppelten Bauteileaufwand und stellt bekanntlich noch höhere Ansprüche an die Selektion der elektronischen Komponenten: Denn umso weniger sich die beiden Verstärkerzüge eines Kanals unterscheiden, desto höher ist die Gleichtaktunterdrückung, dank derer sich Störungen auslöschen. Neben den Kosten für den doppelten Aufwand hat eine symmetrische Schaltung aber noch einen weiteren Nachteil: Während eine unsymmetrische Schaltung die gesamte geringe Ausgangsspannung des Tonabnehmers nutzt, müssen sich der nicht-invertierende und der invertierende Verstärkerzug einer symmetrischen Schaltung die Energie aus dem Abtaster teilen. Einstreuungen und Störungen, die sich das Signal auf dem Weg vom Generator zum Phonoentzerrer einfängt, werden bei einer symmetrischen Schaltung zwar fast völlig unterdrückt, der Rauschabstand ist aber prinzipbedingt um etwa drei Dezibel geringer als bei der unsymmetrischen Schaltung.

Die Ein- und Ausgänge eines Kanals: Hier muss man sich entscheiden und entweder die symmetrische oder unsymmetrische Betriebsart wählen
Die Ein- und Ausgänge eines Kanals: Hier muss man sich entscheiden und entweder die symmetrische oder unsymmetrische Betriebsart wählen

Mehrkosten und ein wenig mehr Rauschen steht neben der nahezu vollständigen Immunität gegen Einstreuungen auch eine deutlich höhere Unempfindlichkeit gegenüber Brummstörungen gegenüber. Was aber bei weitem wichtiger ist: Nach meinen Erfahrungen klingen symmetrische Versionen einfach besser als unsymmetrische – vorausgesetzt natürlich, dass es sich in beiden Fällen um identische Verstärkerzüge handelt. Ich habe das am eindrucksvollstem vor etwa zehn Jahren beim Test von Einsteins The Turntable's Choice erfahren. Ob es an weniger Einstreuungen, der räumlichen und elektrischen Trennung der beiden Kanäle oder der höheren Übersteuerungsfestigkeit – neudeutsch Headroom – lag, vermag ich nicht zu sagen.


Aber der Klangunterschied war mir die annähernd doppelte Investition wert. Lange zuvor bin ich übrigens beim Vergleich von FM Acoustics FM122 und 222 zum selben Ergebnis gekommen: Auch hier war die symmetrische Variante der unsymmetrischen klar überlegen. Außerdem fängt sich in meinem Hörraum jede noch so gute unsymmetrische Phonostufe nahezu unabhängig vom verwendeten Kabel das eine oder andere Radioprogramm ein. Auch die Halogenlampe neben dem Plattenspieler macht sich beim Einschalten akustisch bemerkbar. Von all dem bleibe ich bei symmetrischen Phonostufen verschont. Schon allein deshalb braucht mich niemand mehr von den Vorzügen der Symmetrie bei der Verstärkung von Tonabnehmern, einer genuin symmetrischen Quelle, zu überzeugen.

Die Verstärkerzüge für den rechten und linken Kanal wurden rechts und links der Stromversorgung aufgebaut
Die Verstärkerzüge für den rechten und linken Kanal wurden rechts und links der Stromversorgung aufgebaut

Die Filter für die RIAA-Entzerrung wurden beim Grail allein mit Spulen und Widerständen aufgebaut. Aalt an den Hul verzichtet hier gänzlich auf Kondensatoren. Auch aus dem Signalweg hat er sie, wo immer es möglich war, entfernt, da sie seiner Meinung nach den Klang negativ beeinträchtigen. Damit es den Verstärkerstufen nicht an sauberer Energie mangelt, kommen für jede von Ihnen eigene Gyratoren zum Einsatz. Jeder Kanal verfügt selbstverständlich über seine eigene Verstärkerplatine. Um die Platinen mit ihren vergoldeten Leiterbahnen vor von außen auf das schwere und rigide Gehäuse einwirkende Vibrationen zu schützen, wurden sie auf speziellen Halterungen montiert. Auch die Holzseitenteile und die speziellen Gerätefüße sollen die Schaltungen so weit wie möglich gegen Mikrofonie-Effekte immunisieren.

Als ich November bei den klangBildern mit Aalt van den Hul über den geplanten Test sprach, bot er an, gleich sein momentanes Lieblingssystem, das Crimson, mitzuschicken: ein Angebot, das kein Analogfan ablehnen würde. Da der Abtaster etwa zur selben Zeit eintraf wie die Phonostufe, habe ich den beiden erst einmal eine durch kritische Quervergleiche ungestörte Einspielphase gegönnt – die sich schon nach wenigen Stunden als reiner Genuss entpuppte. Obwohl sich das Crimson dazu mit einem SME V begnügen musste, faszinierte das Duo im Zusammenspiel mit den Acapella Violon VI, die für eine Zeit lang die LumenWhite um ihren angestammten Platz in meinem Hörraum gebracht hatten, bei Becken einen ungemein realistischen Eindruck von schwingendem Metall. So hatte ich das bei wohlvertrauten Scheiben zuvor noch nicht gehört. Klangfarben und Dynamik ließen auch ohne Vergleich keine Wünsche offen. Und noch musste ich mir keine Gedanken darüber machen, welche Komponente des Trios den größten Anteil daran hatte. Ich erlaubte mir einfach, noch ein wenig in Farben und Impulsen zu schwelgen.

Die Filter zu Entzerrung nach der RIAA-Kurve werden im Grail mit Spulen aufgebaut. Van den Hul verzichtet an dieser Stelle aus klanglichen Gründen auf Kondensatoren
Die Filter zu Entzerrung nach der RIAA-Kurve werden im Grail mit Spulen aufgebaut. Van den Hul verzichtet an dieser Stelle aus klanglichen Gründen auf Kondensatoren

Nachdem dann die LumenWhite zurückgekehrt waren und im Thales Simplicity wieder das Lyra Olympos montiert war – beim Testen sollte nur eine Unbekannte geben –, bereitete ich alles für einen Vergleich des Grail mit dem Einstein vor. Das Erdungskabel des LaGrange war noch mit The Turntable's Choice verbunden, aber auch so ließ sich über den van den Hul Entzerrer nicht das geringste Brummen vernehmen. Ich hatte mal wieder Codonas „Malinye“ von ihrem zweiten Album aufgelegt und während des ersten Hörens immer ein wenig lauter gedreht. Vor dem zweiten Durchgang – um sicher zu sein, beim ersten oder zweiten Mal nichts zu „überhören“, lasse ich eine Scheibe vor einer Veränderung meist dreimal laufen – hörte ich kurz über der Wahrnehmungsgrenze ein ganz klein wenig „Radio“. Sobald das Erdungskabel des Plattenspielers aber am Grail angeschlossen war, herrschte totale Stille – und der imaginäre Raum wirkte noch ein kleines Stückchen größer: Die Einstreuungen hatten feinste Rauminformationen überlagert. Obwohl ich beim Wechsel auf den Einstein nun auch das Erdungskabel mit umklemmte, schien der Raum hier minimal kleiner zu sein. Auch die Instrumente erstrahlten nicht in hundertprozentig der gleichen Farbintensität.


Allerdings kamen die Pauken beim Einstein mit ein wenig mehr Druck. Sein Tieftonfundament wirkt noch einen Hauch solider als das des Grail. Der aber bezaubert den Hörer mit noch strahlenderen Klangfarben und einer minimal weitläufigeren Aufnahmeumgebung. Die exzellente Raumdarstellungen der van den Hul Phonostufe wird bei frühen, mit wenigen Mikrofonen gemachten Stereoaufnahmen noch deutlicher: Bei Dick Schorys Bang Baaroom and Harp glaubt man fast, die Größe der Chicagoer Orchestra Hall vor sich sehen zu können. Einfach fantastisch, wie der Grail das Signal des Olympos aufbereitet.

Mit den DIP-Schaltern lässt sich die Verstärkung für MCs und MMs in drei Stufen einstellen
Mit den DIP-Schaltern lässt sich die Verstärkung für MCs und MMs in drei Stufen einstellen

Dem Crimson gebe ich noch ein wenig Zeit, bis es sich einem Test und der Aufnahme für unsere Klangbibliothek stellen muss. Aber es steht jetzt schon fest, dass es schade wäre, ein solches Juwel hier nur am Rande mitzubehandeln. Nach der begeisternden Vorstellung mit dem Olympos, das mit einer Impedanz von 3 Ohm der ideale Partner für eine Stromanpassung ist, soll The Grail nun zeigen, wie er mit dem hochohmigeren Brinkmann EMT ti – hier haben die Spulen eine Impedanz von 25 Ohm – zurechtkommt. Dazu liegt Oregons Out Of The Woods in der audiophilen Ausgabe von Discovery Records auf dem Teller des LaGrange. Auch hier wirkt es, als seien Tonabnehmer und Phonostufe füreinander gemacht: Feindynamik, Rhythmik, Farbigkeit und vor allem dieses offene, freie Klangbild ziehen den Zuhörer sofort in ihren Bann. Da denkt man gar nicht daran, nach einer anderen Testscheibe zu greifen, sondern versinkt in Wohlklang. Kein Wunder: Ist der nächste Song doch das durch Jan Garbareks gleichnamiges Album bekannte gewordene „Witchi-Tai-To“ aus der Feder von Jim Pepper. Tablas, die in den 70-er fast unvermeidliche Sitar, Oboe, Gitarre und Bass, später dann noch ein Flügel und Becken: präzise differenzierte, dennoch weich fließende Farben, Melodien und Rhythmen, in denen man sich am liebsten für Stunden verlieren möchte. Schade, dass dieses akustische Glücksgefühl schon nach etwas mehr als acht Minuten endet.

Unter der Abdeckung verbirgt sich die MC-Eingangsstufe. Hier will man sich nicht in die Karten sehen lassen
Unter der Abdeckung verbirgt sich die MC-Eingangsstufe. Hier will man sich nicht in die Karten sehen lassen

Zum Schluss montiere ich noch einmal das Air Tight PC-1 in den Thales, was recht leicht von der Hand geht, wenn der Tonabnehmer bereits im Mini-Headshell justiert ist. Mit einem Innenwiderstand von lediglich 1,7 Ohm bei einer Ausgangsspannung von 0,5 Millivolt stellt das PC-1 theoretisch einen idealen Spielpartner für The Grail dar. Praktisch ist das nicht anders: Ich habe einfach aus Spaß mal wieder das Reissue von Albeniz: Frühbeck de Burgos' Suite Espagñola aufgelegt und konnte mich an den riesigen Dimensionen des Aufnahmeraumes, den kräftigen Klangfarben, den blitzschnellen Impulsen, der packenden Dynamik und dem Druck der Pauken gar nicht satt hören. So viel Feinzeichnung und Detailfreudigkeit ohne jeglichen Anflug von Schärfe oder auch nur Kühle kann man selten erleben. Jede weitere vertraute Testscheibe enthüllt die klangliche Ausnahmestellung des Grail SB ein wenig mehr. Man muss sich einfach ein wenig Zeit und einige bekannte LPs nehmen, um die besonderen Qualitäten der van den Hul Phonostufe zu entdecken. Wenn sie sich einem erschlossen haben, möchte man den Grail in seiner Kette nie mehr messen!

Die Dämpfungsplatte soll Vibrationen des Deckels entgegenwirken
Die Dämpfungsplatte soll Vibrationen des Deckels entgegenwirken

STATEMENT

The Grail SB protzt nicht mit seiner Ausstattung. Und er provoziert beim ersten Reinhören keine Aha-Effekte. Wer ihn allerdings etwas länger genießen darf, wird merken, dass nur sehr wenige Phonostufen eine solche Menge an Detailinformationen – davon sehr viele, die den Raum beschreiben – so geschickt und beinahe unauffällig in den Fluss der Musik integrieren können. Auch wenn es so gar nicht zum zurückhaltenden Auftritt des Grail passt, lassen Sie es mich einmal etwas plakativer formuliern: The Grail SB ist ein Raumwunder, eine Phonostufe von Weltklasse!
GEHÖRT MIT.
Plattenspieler Brinkmann LaGrange mit Röhrennetzteil
Tonarm AMG Viella 12‟, Thales Simplicity
Tonabnehmer Air Tight PC-1, Brinkmann EMT ti, Lyra Olympos, van den Hul Crimson
Phonostufe Einstein The Turntable’s Choice
Vorverstärker EAR Yoshino 912
Endstufe Ayon Epsilon mit KT 150
Lautsprecher LumenWhite DiamondLight Monitors
Kabel Precision Interface Technology, Sunwire Reference, HMS Gran Finale Jubilee, Audioplan Powercord S, Audioquest, Swiss Cables Reference, Goebel High End Lacorde
Zubehör PS Audio Power Plant Premier, Clearaudio Matrix, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Finite Elemente Pagode Master Reference Heavy Duty und Cerabase, Harmonix Real Focus
HERSTELLERANGABEN.
Phonovorverstärker van den Hul The Grail SB
Netzspannung 115 oder 230 V
Leistungsaufnahme (Leerlauf) ca. 10 Watt
Temperaturbereich im Betrieb 15 bis 30 Grad Celsius, nur in trockenen Räumen verwenden
Max. unverzerrte Ausgangsspannung 19 Vss
Ausgangsimpedanz 330 Ohm, 600 Ohm (symmetrisch)
Rauschabstand >= 77 dB, >= 74 dB (symmetrisch)
Eingangsempfindlichkeit MM für 0,707 Vss Ausgangsspannung
Verstärkungsfaktor 33 dB 5,6 mV
Verstärkungsfaktor 41 dB 2,2 mV
Verstärkungsfaktor 50 dB 0,8 mV
Eingangsimpedanz 47 kOhm / 50 pF
Eingangsempfindlichkeit MC für 0,707 Vss Ausgangsspannung
Verstärkungsfaktor 56 dB 0,4 mV
Verstärkungsfaktor 64 dB 0,15 mV
Verstärkungsfaktor 73 dB 0,05 mV
Eingangsimpedanz von ca. 40 bis 400 Ohm
Gewicht 19,5 kg (ohne externes Netzteil)
Preis ab 13900 Euro
HERSTELLER/VERTRIEB
B&T hifi vertrieb GmbH
Anschrift Hauptstr. 14
40699 Erkrath
E-Mail team@bthifi.com
Web http://www.bthifi.com

Silmic-Kondensatoren als pars pro toto für die hohe Bauteilequalität im Inneren des Grail
Silmic-Kondensatoren als pars pro toto für die hohe Bauteilequalität im Inneren des Grail

Weitere Informationen

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Freitag, 18 April 2014 02:00

Kaiser Kawero! Chiara

„Die sehen ja schnuckelig aus!“ Solche Kommentare bin ich von meiner besseren Hälfte eigentlich nicht gewöhnt; zumindest nicht was HiFi anbelangt. Wobei ich bei dem Chiara-Design eher an ein amerikanisches Stealth Flugzeug denke. Was man auf den ersten Blick aber nicht sehen kann: „Schnucki“ hat es genauso faustdick hinter den Ohren!

Die Verarbeitung der Gehäuse ist ein Traum! Eine Version komplett in Hochglanz ist gegen Aufpreis ebenfalls möglich. Man kann auch erkennen, dass der Hochtöner aus klanglichen Gründen nicht parallel zur Frontplatte steht
Die Verarbeitung der Gehäuse ist ein Traum! Eine Version komplett in Hochglanz ist gegen Aufpreis ebenfalls möglich. Man kann auch erkennen, dass der Hochtöner aus klanglichen Gründen nicht parallel zur Frontplatte steht

Spiel doch mal... höre ich dann als nächstes. Offensichtlich ist die Neugier, was aus dem Designobjekt wohl an Musik kommen könnte, so groß, dass ich plötzlich eine CD von Dusty Springfield in die Hand gedrückt bekomme. Die Engländerin mit der unheimlich „schwarzen“ Stimme, die bei jeder Motown Produktion eine gute Figur gemacht hätte. Für dieses Label hätte sie wohl auch gerne gesungen, das war aber wegen ihrer weißen Hautfarbe damals schwierig. Also kommt The Windmills Of Your Mind ins Laufwerk. Die mir vorliegende Aufnahme ist nun wahrlich keine Sensation, mal positiv ausgedrückt. Aber was hier an Feeling rüberkommt, ist dagegen schon sensationell. Die älteren Leser unter uns, die diese Zeit noch miterlebt haben, können dies vielleicht nachvollziehen. Mit der Chiara gelingt es, über die Schwächen dieser Aufnahme hinwegzuhören und einfach die Musik zu genießen. Die Fehler sind natürlich allesamt zu leicht hören, treten aber nicht als Spaßbremse auf. Eines wird aber bereits mit dieser Aufnahme klar: Die Abbildungsfähigkeiten der Chiara sind hervorragend! Wenn das kein guter Anfang ist!

Geliefert wird die Chiara in einem professionellen Flightcase, das senkrecht aufgestellt, durchaus auch als begehbarer Kleiderschrank durchgehen könnte. Na ja fast. Wobei es sich bei der Chiara noch um das Leichtgewicht der drei verfügbaren Lautsprechermodelle handelt. Für den Transport des größten Modells Classic sind dann wahrscheinlich vier trainierte Sargträger vonnöten.

Die Polklemmen stammen aus dem Hause Mundorf, Bi-wiring Betrieb ist nicht vorgesehen. Bei diesem äußerst homogen spielenden Lautsprecher ist dies wahrscheinlich auch nicht von Vorteil
Die Polklemmen stammen aus dem Hause Mundorf, Bi-wiring Betrieb ist nicht vorgesehen. Bei diesem äußerst homogen spielenden Lautsprecher ist dies wahrscheinlich auch nicht von Vorteil

Zunächst aber ein paar Worte zu Kaiser Acoustics, die Firma hat es ja mit großem Erfolg geschafft, den Namen Kawero! in der deutschen HiFi Szene geheim zu halten. Warum sie nun konstant unter dem Radar fliegt... vielleicht doch Stealth Technologie? Dabei sind sie beileibe keine Newcomer, sondern überwiegend im professionellen Bereich tätig. Also akustische Optimierung von Studios und Konzertsälen. Als die Chiara geliefert wurde, wurden gerade die Studios des Bayerischen Rundfunks entsprechend umgebaut. Zudem besitzen die Untergriesbacher eine hochspezialisierte Möbelmanufaktur. Nun darf man sich hier nicht einfach eine große Schreinerei vorstellen, sondern Kaiser kann Holz in alle erdenklichen dreidimensionalen Formen verarbeiten. Bereits an der extravaganten Form der Chiara würde sich eine konventionelle Schreinerei die Zähne ausbeißen.

Nun reicht es für einen perfekten Lautsprecher natürlich nicht aus, lediglich in der Holzverarbeitung topfit zu sein. Die gesamte technische Entwicklung obliegt deshalb einem weiteren Profi, Rainer Weber, der auch das zweite Buchstabenpaar in dem Kunstwort Kawero! beisteuert. Wenn man nun die Chiara anhebt, um sie in eine geeignete Position zu bringen, wundert man sich, wo der kleine Kerl sein Gewicht hernimmt. 34 Kilogramm bringt er auf die Waage! Aufklärung bekommt man schließlich aus Untergriesbach: Die Gehäusewände sind aus Panzerholz gefertigt. Hier handelt es sich nun nicht um Holz vom seltenen Panzerbaum (Arctostaphylos Saileii), sondern um ein künstlich hergestelltes Verbundmaterial. Dabei wird dünnes Buchen-Furnierholz mit Phenolharz imprägniert und unter hohem Druck und den dann entstehenden hohen Temperaturen zu Platten gepresst. Diese haben dann nur noch 60 Prozent der ursprünglichen Dicke.

In das Panzerholz lassen sich sogar Gewinde für die Befestigungen der Chassis schneiden. Und zwar für Metallschrauben! Bei normalem Multiplex würde das wegen der geringen Gewindesteigung sofort ausreißen
In das Panzerholz lassen sich sogar Gewinde für die Befestigungen der Chassis schneiden. Und zwar für Metallschrauben! Bei normalem Multiplex würde das wegen der geringen Gewindesteigung sofort ausreißen

Kunstharzpressholz/Schwerfolien/Fiberglas-Sandwich nennt es der Hersteller. Nun ja, „schwer“ kann ich auf alle Fälle bestätigen. Mit dieser Konstruktion bekommt das Material fast metallähnliche Festigkeitswerte. Kleiner Nebeneffekt am Rande: durch das Panzerholz ist die Chiara praktisch kugelsicher! Man weiß ja nie. Nun ist die Form der Chiara nicht nur als Eyecatcher gedacht, sondern hat den Sinn, parallele Wände zu vermeiden. Damit sollen natürlich stehende Wellen im Gehäuse vermieden werden. Zudem hat man sich sehr viele Gedanken gemacht, wie man Vibrationen und Resonanzen von den Chassis fernhalten kann. Wenn man dies mit Dämmmaterial versucht, dämpft man natürlich nicht nur die Resonanzen sondern entzieht auch akustische Energie. Die bessere Idee wäre also, diese Resonanzen abzuleiten, ein akustischer Blitzableiter sozusagen. Dazu hat der Hersteller die Konstruktion so ausgelegt, dass alle Resonanzen vom Gehäuse in den Fuß abgeleitet werden. Was man von außen nämlich nicht erkennen kann; der Ständer hat es ebenfalls in sich, in den Fuß sind drei akustische Labyrinthe integriert, welche die Vibrationen absorbieren sollen. Diese Technologie wurde in Zusammenarbeit mit dem englischen Spezialisten Vertex AQ entwickelt. Dies hat auch den Nebeneffekt, dass im Gehäuseinneren kaum noch Dämpfungsmaterial benötigt wird.


Was auf den ersten Blick aussieht wie ein drei Wege Lautsprecher, entpuppt sich beim näheren Hinsehen als Zweiwegsystem mit Unterstützung einer Passivmembran für den Bassbereich. Eine Passivmembran verhält sich ähnlich wie eine Bassreflexöffnung, ist aber bei der Abstimmung flexibler und vermeidet Strömungsgeräusche, wie sie bei einer Reflexöffnung und hohen Schallpegeln auftreten können.

Die Chiara in voller Pracht, äußerlich ist nicht zu erkennen, was alles an technischen Innovationen in ihr steckt. Die ultimative Handwerkskunst sieht man aber auf den ersten Blick
Die Chiara in voller Pracht, äußerlich ist nicht zu erkennen, was alles an technischen Innovationen in ihr steckt. Die ultimative Handwerkskunst sieht man aber auf den ersten Blick

Bei der Chassisbestückung hat sich Kaiser auch nicht lumpen lassen und auf die Toplinie des dänischen Herstellers Scan-Speak zurückgegriffen. Scan-Speak hatte schon immer hervorragende Chassis hergestellt, auch wenn momentan Chassis mit Keramikmembran „in“ sind, ändert dies nichts an der Tatsache. Der 15-Zentimeter-Basslautsprecher aus der „Illuminator“ Serie besitzt eine Papier-Sandwich-Membran und einen Neodymantrieb. Der Bass ist als Langhubsystem ausgelegt und kommt damit auf eine Resonanzfrequenz von 34Hertz. Toll gemacht ist auch die offene und strömungsgünstige Bauweise des Treibers, hier hat Scan-Speak wirklich alle Register gezogen. Unterstützt wird der Bass durch eine 18-Zentimeter-Passivmembran, ebenfalls von Scan-Speak, offensichtlich aber speziell für Kaiser in dieser Form und Größe hergestellt. Kleiner Wermutstropfen für einen Hochwirkungsgrad-Fan: Der Scan-Speak-Bass hat lediglich 87 Dezibel Empfindlichkeit.

Den Hochtonbereich übernimmt ein Mundorf Airmotiontransformer. Beruhend auf einer Erfindung von Oskar Heil kann der AMT durch seine gefaltete Membranform mit vergleichsweise geringen Membranbewegungen einen wesentlich höheren Schalldruck erzeugen als ein Bändchen. Für die Chiara wurde natürlich kein Treiber von der Stange verwendet, sondern Mundorf hat den AMT in einer Sonderanfertigung nach den Vorgaben von Kaiser gefertigt.

Ungewöhnliche Form für ein Chassis, Scanspeak hat sich hier einiges einfallen lassen. Der Magnet besteht aus Neodym und kann deshalb bei gleicher Feldstärke kleiner ausfallen
Ungewöhnliche Form für ein Chassis, Scanspeak hat sich hier einiges einfallen lassen. Der Magnet besteht aus Neodym und kann deshalb bei gleicher Feldstärke kleiner ausfallen

Für den Klang mitentscheidend ist die Auslegung der Frequenzweiche, sowohl von der Konstruktion her, als auch von der Qualität der Bauteile. Weber benutzt hier Kondensatoren, Spulen und Widerstände des dänischen Herstellers Duelund, die weltweit zu den Topprodukten zählen. Und sich auch preislich in der obersten Region bewegen. Lediglich eine Spule im Parallelkreis wird von Mundorf geliefert, eine entsprechend große Duelund-Spule hätte nicht mehr in das Gehäuse gepasst.

Nun stellt sich für den Konstrukteur die Frage, wie er die Weiche auslegen will. Die eine Hörergruppe wünscht einen möglichst geraden Frequenzgang. Mit einer größeren Anzahl von Sperr- und Saugkreisen und ähnlichen Korrekturgliedern lässt sich nun jeder Frequenzgang irgendwie gerade biegen. Die Frage ist dann immer, wie es hinterher klingt. Die andere Fraktion will eher einen Lautsprecher, der beim Musikhören Spaß macht, aber vielleicht nicht ganz der wahren Lehre entspricht.

Der Konstrukteur der Chiara, Rainer Weber ist nun einen völlig anderen Weg gegangen, durch seinen professionellen Hintergrund im Zusammenhang mit akustischen Phänomenen ist die Chiara etwas anders abgestimmt als das sonst üblich ist. Auf diesem Wege ist es unter anderem auch gelungen, der Chiara eine realistische Größenabbildung beizubringen. Über technische Details hierzu möchte sich der Hersteller verständlicherweise nicht äußern. Zudem werden die Messungen hierfür mit einem Kunstkopf-Mikrophon gemacht, damit soll das Ergebnis am ehesten dem entsprechen, wie das menschliche Gehör dies wahrnimmt.

b_200_0_16777215_10_images_content_tests_14-04-18_kaiser_Kaiser-Cover_1.jpg Einer meiner Lieblingsmusiker ist der Spanier Jordi Savall, der bei seiner Einspielung Du temps et de l’instant mit seiner Frau, der Sängerin Montserrat Figueras und mit Sohn und Tochter auftritt. Die von Savall ausgewählte Musik kommt aus den unterschiedlichsten Ländern, von Afganistan bis Mexiko. Der erste Titel, „Cantiga de amigo V“ stammt aus dem 13. Jahrhundert von dem galizischen Künstler Martim Codax. Die CD ist hervorragend aufgenommen, was über die Chiara auch sofort klar wird. Die Wiedergabe akustischer Instrumente scheint überhaupt eine große Stärke des Lautsprechers zu sein. Eine Theorbe, wie sie hier Ferran Savall benutzt, hat einen deutlich anderen Klang als eine Gitarre und das nicht nur wegen des nach unten erweiterten Tonumfangs. Das gleiche gilt für die Viola da Gamba von Jordi Savall. Diese Feinheiten abzubilden, ist ein Leichtes für die Chiara. Dazu kommt die fantastische Stimmenwiedergabe, hier von Monserrat Figueras. Die Gesamtdarstellung ist vollkommen homogen, wie aus einem Guss. Auf die exzellenten Abbildungsfähigkeiten der Box hatte ich ja bereits hingewiesen, erstaunlich ist dabei, dass die Musiker in realistischer Größe abgebildet werden. Dies ist ja bei Kompaktlautsprechern dieser Größe oftmals ein Problem.

b_200_0_16777215_10_images_content_tests_14-04-18_kaiser_Kaiser-Cover_2.jpg Szenenwechsel: The Modern Jazz Quartet mit der Aufnahme Blues on Bach. Bevor jetzt die Hardcore-Klassikfans unter uns die Nase rümpfen, möchte ich doch hervorheben, dass es sich hier um ein sehr interessantes Konzept handelt. Es ging seinerzeit nicht darum, Melodien von Bach irgendwie jazzmäßig zu verhunzen, sondern John Lewis wollte einfach andere anspruchsvolle Formen und Strukturen in den Jazz integrieren. Das wird den Klassikfan nicht milder stimmen, ich weiß. Die „Kantate BWV 147 Jesu bleibet meine Freude“ trägt nun die Handschrift von Bach und dem MJQ. Hier kommen als erstes wieder die grandiosen Abbildungsfähigkeiten der Chiara zum Tragen, die Instrumente stehen als dreidimensionale Gebilde greifbar im Raum. Die Aufnahme hat etwas Patina, das Cembalo hat nicht das Feuer und die Obertonvielfalt, wie man es sonst von guten Aufnahmen her kennt, es klingt mitunter etwas künstlich. Beim Vibraphon hat man sich offensichtlich etwas mehr Mühe gegeben. Der Kontrabass ist gut aufgenommen und wird über die Chiara auch körperhaft und sehr farbig abgebildet. Das Ganze klingt nicht nach „Box“. Dies ist alles sehr einfach mit dem Lautsprecher zu hören. Wenn man darauf achtet. Ansonsten lenkt der Lautsprecher den Fokus auf die Performance der Künstler. So soll es eigentlich auch sein.

Beim AMT Hochtöner kann man deutlich die gefaltete Membran erkennen. Im Betrieb bewegt sie sich wie eine Ziehharmonika
Beim AMT Hochtöner kann man deutlich die gefaltete Membran erkennen. Im Betrieb bewegt sie sich wie eine Ziehharmonika

Kaiser hat mit der Chiara nicht einfach irgendeine sinnlose Materialschlacht gestartet – Hauptsache teuer – sondern die Konstruktion ist wohldurchdacht und absolut perfektioniert. Man merkt hier die Liebe zum Detail bei jeder Kleinigkeit. Beim Ausrichten der Lautsprecher sollte man sich etwas Mühe geben. Bei mir war die Fokussierung und Raumabbildung am besten, wenn sie parallel zueinander ausgerichtet waren. Vielleicht noch einen Hauch nach innen gedreht. Dies muss natürlich nicht überall genauso sein. Direkt auf den Hörer ausgerichtet wird die Hochtonwiedergabe etwas kräftiger. Die Proportionen der Musiker stimmen sehr gut, man bekommt niemals das Gefühl, vor einem Puppentheater zu sitzen. Wenn man die Augen schließt, glaubt man einen großen Standlautsprecher vor sich zu haben. Dies habe ich bei einem Lautsprecher dieser Größe noch nie so gehört. Im Tiefbass darf man keine Wunderdinge erwarten, dies wäre von einem 15-Zentimeter-Basstreiber auch zu viel verlangt. Aber die Chiara schlägt sich in meinem 40 Quadratmeter großen Raum absolut hervorragend! Dies hätte ich eigentlich in der Form nicht erwartet.


Die Firmenangabe bezüglich einer empfohlenen Verstärkerleistung von 150 Watt habe ich erst einmal ignoriert. Ich stelle mir jetzt einfach den Besitzer einer großen Krell Endstufe vor, der eine Vorliebe für Aufnahmen von Yello hat. Ich weiß nicht, wie lange das gut geht. Das ist jetzt sicher ein bisschen extrem, aber meine Mayer 211 Elrog hatte überhaupt kein Problem mit dem Lautsprecher und die kann „nur“ 25 Watt Leistung abgeben. Allerdings ist der Verstärker auch mit einem extrem potenten Netzteil ausgestattet. Rein rechnerisch kann die Chiara dann einen maximalen Schalldruck von etwa 100 Dezibel wiedergeben, was für einen Heavy-Metal-Fan allenfalls als Hintergrundsberieselung taugt. Der würde sich aber sowieso nach etwas Anderem umsehen. Grundsätzlich ist mehr Leistung natürlich kein Fehler, solange der Verstärker qualitativ mithalten kann.

Ein Blick auf die Weichenbauteile zeigt, dass hier nicht gekleckert, sondern geklotzt wurde. Von Duelund kommen nur die teueren PIO-Cast Typen zum Einsatz, die Mundorf Spulen im Parallelzweig haben ein beträchtliches Kaliber. Im Zusammenhang mit dem hohen handwerklichen Aufwand bei der Schreinerarbeit wird auch klar, dass dies alles nicht zum Schnäppchenpreis zu haben ist
Ein Blick auf die Weichenbauteile zeigt, dass hier nicht gekleckert, sondern geklotzt wurde. Von Duelund kommen nur die teueren PIO-Cast Typen zum Einsatz, die Mundorf Spulen im Parallelzweig haben ein beträchtliches Kaliber. Im Zusammenhang mit dem hohen handwerklichen Aufwand bei der Schreinerarbeit wird auch klar, dass dies alles nicht zum Schnäppchenpreis zu haben ist

Der Vollständigkeit halber habe ich mir aus der Redaktion einen 200 Watt Transistorverstärker ausgeliehen und an die Chiara angeschlossen. Nun ja, irgendeinen Vorteil gegenüber der 211 Elrog konnte ich nicht finden. Aber dafür jede Menge Nachteile was Auflösung, Klarheit, Dynamik und Emotionalität anbelangt. Dies muss natürlich nicht zwangsläufig bei jedem 200 Watt Verstärker so sein, aber die Qualitäten der Chiara kommen mit der 211 voll zur Geltung. Trotzdem könnte ich mir in Zusammenhang mit einem Röhrenverstärker 50 – 70 Watt gut vorstellen, das funktioniert dann halt üblicherweise nur mit einer Push-Pull Schaltung.

Dieser Lautsprecher hat etwas, was ich in der Form bei einem anderen Lautsprecher noch nicht gehört habe. Die Wiedergabe ist sehr klar, oder vielleicht besser ausgedrückt entschlackt. Nun kann so etwas schnell dazu führen, dass die Sammlung nicht anhörbarer Musik gewaltigen Zuwachs bekommt. Das ist hier überhaupt nicht der Fall, die Wiedergabe bleibt völlig entspannt. Der Präsenzbereich wirkt sogar eher ein bisschen zurückhaltender. Das Ganze erinnert mich irgendwie an Musikabende am Sonntag, wenn das Netz weniger belastet ist und somit weniger Störsignale erzeugt; an solchen Abenden klingt die Musik dann auch ruhiger, entspannter und sauberer. Ich könnte mir durchaus denken, dass die ausgeklügelte Resonanzableitung für diesen Effekt mit ausschlaggebend ist. Das Gehäuse hat praktisch kein Eigenleben und die rückseitige Schallabstrahlung des Basstreibers wirkt offensichtlich kaum auf die Membran zurück.

Die 18-Zentimeter-Passivmembran ist fast ein kompletter Lautsprecher, es fehlt lediglich der Magnet
Die 18-Zentimeter-Passivmembran ist fast ein kompletter Lautsprecher, es fehlt lediglich der Magnet

Der AMT Hochtöner ist perfekt an den Bass angeschlossen, ich kann den Übergang nicht hören. Er fällt auch nicht aus dem Klangbild heraus. Mancher Leser erinnert sich vielleicht noch an die ersten ESS Modelle mit dem original Airmotiontransformer, bei denen der Bass mit dem rasend schnellen Hochtöner nie mitgekommen war. Bei der Chiara spielt alles wie aus einem Guss. Die Vorzüge kleiner Lautsprecher, nämlich einer punktgenauen Stereowiedergabe, verbindet die Chiara mit einem absolut souveränen, erwachsenen Sound. Anders ausgedrückt: die Chiara macht immer eine gute Figur, sogar wenn sie nicht spielt!

b_200_0_16777215_10_images_content_tests_14-04-18_kaiser_Kaiser-Cover_3.jpg Faszinierend ist auch, was der Lautsprecher aus einer Scheibe wie Benny Goodmans Carnegiehall Jazz Concert macht. Diese Aufnahme ist weder audiophil noch sonst was, sie stammt aus dem Jahre 1938! Ich kenne hier sowohl Platte als auch CD und in beiden Fällen ist die Abbildung flach wie eine Pfütze und die Klangfarben weiß wie die Wand dahinter. Die Chiara strengt sich hier besonders an, das allerbeste herauszuholen und die Musik anhörbar zu machen. Und das gelingt ihr in bemerkenswerter Art und Weise. Das Ganze wirkt viel aufgeräumter und man glaubt überhaupt erstmals einen Hauch von Struktur zu erkennen. Die Platte führt aus oben genannten Gründen bei mir so ein bisschen ein Schattendasein, dabei ist es Goodman damals gelungen, fast alle Jazzgrößen der damaligen Zeit für dieses Konzert zusammenzubekommen. Der Jazz hatte seinerzeit noch etwas leicht anrüchiges, so war ein Konzert in der berühmten Carnegiehall ein sensationelles Ereignis. Der Trompeter Harry James soll beim betreten der Bühne gesagt haben: „Ich fühle mich wie eine Hure in der Kirche“. Über die Chiara angehört wird dieser Meilenstein der Swingära zu bisher unbekanntem zum Leben erweckt. Resümierend lässt sich in Anlehnung an Loriot sagen: Ein Leben ohne Chiara ist zwar möglich, aber nicht sinnvoll. Im Original ging es allerdings um Möpse, ich weiß.

Statement

Ich gebe es unumwunden zu, der Lautsprecher gefällt mir. Wenn die auffällige Form nicht wäre, wäre das der Understatement Lautsprecher schlechthin! Und einer der innovativsten überhaupt. Es ist unglaublich, was Kaiser hier aus diesem kleinen Lautsprecher herausholt.
Gehört mit
Digitallaufwerk Ayon CDT, Aurender W20
D/A Wandler Borbely Audio, totalDAC d1-monobloc
Laufwerk Apolyt
Tonarm Triplanar
Tonabnehmer Clearaudio Goldmund, Van den Hul Grashopper
Vorstufe Shindo Monbrison
Endstufe Thomas Mayer 211SE Elrog, 6HS5 PSE, Shindo Cortese
Lautsprecher WVL 100i, Ancient Audio Studio Oslo
Kabel Audio Consulting Reference RCA, Swisscables Reference NF, Swisscables Reference LS, Auditorium23 LS, Swisscables Netz
Zubehör LeadingEdge Gerätebasis
Herstellerangaben
Kaiser Kawero! Chiara
Bandbreite 40Hz – 30kHz
Empfindlichkeit 87dB / 2.83V
Impedanz 4 Ohm
Trennfrequenz 3100 Hz
Gewicht 34 kg
Höhe 1160 mm
Breite 295 mm
Tiefe 470 mm
Preis 16.220 Euro (abhängig von der Ausführung)
Hersteller
Kaiser GmbH
Anschrift Hanzing 1
94107 Untergriesbach
E-Mail info@kaiser-acoustics.com
Web www.kaiser-acoustics.com
  Interessenten können den Lautsprecher im hauseigenen Hörraum in Regensburg anhören.

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Nein, es geht hier nicht um irgendwelche Hifi-Klänge: Die britische Band heißt wirklich The New Mastersounds und groovt wie der Teufel: endlich mal rockige und funky Klänge in Hifistatement!

Der Gitarrist und Mastermind der Band: Eddie Roberts
Der Gitarrist und Mastermind der Band: Eddie Roberts

Eingefleischte Analog-Fans, die sich üblicherweise bei naturgemäß digitalen Downloads gelangweilt abwenden, sollten dies diesmal nicht tun, denn dieser Song ist ein Appetit-Häppchen, das Lust auf eine noch vor der High End erscheinende LP machen soll. Und gerüchteweise ist zu vernehmen, dass die mitreißenden Songs in Kürze auch auf gutem, altem Magnettonband zu haben sein werden. Doch dazu in naher Zukunft mehr. Kleiner Trost für die allmählich wachsende Gruppe Computer-Audiophiler, deren Wandler auch DSD-Files verarbeiten; Eine Veröffentlichung des Materials in diesem Format im Download-Shop von HIGHRES Audio ist ebenfalls geplant.

Umgeben von Fender Rhodes, der Hammond B3 und dem Leslie: Joe Tatton
Umgeben von Fender Rhodes, der Hammond B3 und dem Leslie: Joe Tatton

Doch zurück zur Musik und der Geschichte ihrer Aufnahme: sommelier du son hat die angesagte Band im November letzten Jahres in der Hamburger Kampnagel Fabrik aufgenommen, und zwar für die Triple-A-Series von edel:kultur. Anders als das Joo Kraus Album und die Inga Rumpf Doppel LP haben wir also nicht im Studio vor kleinem Publikum aufgezeichnet, wo uns alle technischen Mittel zur Verfügung stehen und man keine Rücksicht auf die Saalbeschallung zu nehmen braucht. Andererseits waren die Arbeitsbedingungen um ein vielfaches komfortabler als bei der Aufnahme von Leon Russells The Montreux Session, wo wir einen fertigen Stereomix angeliefert bekamen, auf den wir nur bedingt Einfluss hatten. Auf Kampnagel teilten wir uns per passivem Signal-Splitter die Mikros mit dem Kollegen, der für die PA verantwortlich war, und mischten die 18 Signale mit zwei Acousta Pulten zu einem Stereosignal. Und auch unser EMT Goldfolien-Hall war in Hamburg natürlich wieder im Einsatz.

Klassischer Rocksound dank Fender Bass und Ampeg Amp: Pete Shand
Klassischer Rocksound dank Fender Bass und Ampeg Amp: Pete Shand

Aber wir konnten sogar schon weit vorher den Klang beeinflussen: Die Band hatte sich in ihrer Back Line List, in der die Instrumente aufgeführt sind, die der Veranstalter zu stellen hat, zwar neben einem Nord Stage Keyboard als Synthesizer auch noch ein Fender Rhodes und eine fette Hammond B3 samt Leslie gewünscht. Da das Nord Stage aber selbstverständlich auch E-Piano- und Orgelsounds bietet, hätte man sich – aus Veranstaltersicht mit Blick auf die Kosten verständlich – mit diesem einen Keyboard begnügen sollen. Das war am Abend vorher, als die Band in einem Club in Berlin auftrat, nicht anders. Wenn wir aber schon einen nicht unbeträchtlichen Aufwand betreiben, um durchgängig analog zu produzieren, sollen die Klänge auch analogen Instrumenten entstammen. Daher sponserte Edel die Bereitstellung von Rhodes und B3 samt Leslie.

Heiße Grooves, frischer Wind und das ein oder andere Gläschen Tequila: Simon Allen
Heiße Grooves, frischer Wind und das ein oder andere Gläschen Tequila: Simon Allen

Wenn man allein den Platz sieht, den wir für unseren improvisierten „Kontrollraum“ zur Verfügung hatten, kann man die Arbeitsbedingungen auf Kampnagel nur als paradiesisch bezeichnen: Wir konnten unser Equipment in einer Halle direkt neben der aufbauen, in der das Konzert stattfand, und freuten und darauf, den Mix über Lautsprecher statt über Kopfhörer machen zu können – bis die Band die ersten Töne spielte. Der Sound der PA durchdrang die Wand, die die Hallen voneinander trennte, bis weit über 200 Hertz mit Leichtigkeit, so dass letztlich doch kein Weg an den ungeliebten Kopfhörern vorbei führte.


Das Ergebnis davon war, dass wir im Mix vor Ort nicht ganz das klangliche Niveau erreichten, das wir Ihnen bei den Studio Sessions der Triple A Serien bisher bieten konnten. Da wir aber hinter diesen selbst gesetzten Standard nicht zurückbleiben wollten, haben wir uns entschlossen, die Session-Tapes im MSM Studio in München zu mastern. Dafür konnten wir den Senior Mastering Engineer Christoph Stickel gewinnen, der sich unter anderem mit der Aufbereitung des Vinyl-Reissues von Keith Jarretts Köln Concert einen Namen gemacht hat. Wir brachten eine der Studer A 810, mit denen wir das Konzert in Hamburg aufgezeichnet hatten, ins Studio. Von da ging es durch eine rein analoge Signalkette zu Christophs Studer A 820. Übrigens erfuhr nicht nur der Tieftonbereich einen letzten Feinschliff. Auch das sehr konservativ eingestellte Leslie bekam noch eine Spur mehr Biss. Wenn die Band schon The New Mastersounds heißt, müssen wir eben sicherstellen, dass der Klang der Scheibe dem Namen des Quartetts alle Ehre macht.

Master der Masterings: Christoph Stickel in seinem Studio
Master der Masterings: Christoph Stickel in seinem Studio

Ich denke, es ist gelungen, die Energie, die die vier in Kampnagel verströmten, auf den Bändern zu konservieren. Beim Konzert sprang der Funke jedenfalls sofort aufs Publikum über. Der ganze Saal tanzte: fast anderthalb Stunden Party-Power. Aber auch, wenn wir Ihnen hier nur einen Song bieten könnten, gilt: PLAY IT LOUD!

Um den Signalweg kurz zu halten, liegt zwischen der Bandmaschine und dem dCS A/D-Wandler nur ein aktiver Lautstärkeregler von Neumann, dem wir ein neues Gehäuse samt Netzteil spendierten. Wie der Tascam DA-3000 zeigt, näherte sich der Pegel links bis auf 0,2 und rechts bis auf 0,5 Dezibel der Übersteuerungsgrenze
Um den Signalweg kurz zu halten, liegt zwischen der Bandmaschine und dem dCS A/D-Wandler nur ein aktiver Lautstärkeregler von Neumann, dem wir ein neues Gehäuse samt Netzteil spendierten. Wie der Tascam DA-3000 zeigt, näherte sich der Pegel links bis auf 0,2 und rechts bis auf 0,5 Dezibel der Übersteuerungsgrenze

PS: Immer mal wieder werden wir gefragt, ob man die Musik-Dateien denn nur auf dem Computer anhören oder doch auf der eigenen Festplatte speichern könne. Natürlich ist letzteres möglich. Hier erst einmal eine kleine Bedienungsanleitung für Mac-User: Führen Sie einen sogenannten Sekundärklick durch, je nach Trackpad-Einstellungen durch Tippen mit einem Finger unten rechts auf das Trackpad oder an beliebiger Stelle durch Tippen mit zwei Fingern. Bei der Magic Mouse kann man den Sekundärklick mit Druck auf die rechte (Standardeinstellung) oder linke Maus-Hälfte ausführen. Daraufhin erscheint ein Auswahlfenster, in dem man „Verknüpfte Datei laden‟ oder „Verknüpfte Datei laden unter‟ anklickt. Schon wird die gewünschte Datei heruntergeladen. Wie es unter Windows funktioniert, hat Wolfgang Kemper für Sie notiert: Mit der rechten Maustaste das Download-Symbol anklicken und „Ziel speichern unter...‟ auswählen. Dann erscheint das Fenster, in dem Sie den Speicherort bestimmen können. Dort den „Speichern‟-Button anklicken und schon läuft's.

Party auf Kampnagel: The New Mastersounds in Aktion
Party auf Kampnagel: The New Mastersounds in Aktion

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Die Downloads des letzten Jahres haben wir mit dem Duo Bebelaar-Klink beschlossen, dieses Jahr, in dem es ein paar mehr Statements werden sollen als im letzten, beginnen wir mit einem hochkarätigen Trio, in dem Patrick Bebelaar ebenfalls eine tragende Rolle spielt. Diesmal gibt es ausnahmsweise auch ein DSD-File.

Patrick Bebelaar als Sound-Magier: Er bearbeitete die Saiten des Flügels auch mit Fingern und Gläsern
Patrick Bebelaar als Sound-Magier: Er bearbeitete die Saiten des Flügels auch mit Fingern und Gläsern

Nein, ich habe mich weder dazu verstiegen, während des Konzertes im Ein-Bit-Format aufzunehmen und einen Pegel deutlich unter Vollaussteuerung oder Übersteuerungen in Kauf zu nehmen, noch eine Hochbit-Datei auf DSD umzurechnen. Schon die Ankündigung der Konzertes erschien mir so vielversprechend, dass wir es in Nahmikrofonierung mit ein wenig Hall von der Goldfolie live auf zwei Kanäle mischten und auf Tonband aufzeichneten. Und von diesem entstanden dann das High-Res- und das Ein-Bit-File. Aber bevor ich mich in technischen Details verliere, erst einmal zum wichtigsten: der Musik, die Tobias Böcker für die Neuburger Rundschau wie folgt beschrieb.

 

 

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Günter Lenz Trio (18.01.2014)


Kaum zu glauben, dass man so was noch zu hören kriegt in unseren Tagen: Fast wie eine Zeitreise in die kreativen Zeiten der jungen 60er hörte sich zeitweise an, was das Günter Lenz Trio im Birdland Jazzclub bot. Kein Wunder, war der heute 75jährige Lenz doch just im genannten Jahrzehnt an etlichen epochalen Aufnahmen beteiligt, nicht zuletzt im Albert Mangelsdorff Quintett.

Irgendwo zwischen Cool und Free, Intellekt und Expression, immer wieder abgeschmeckt mit einer guten Prise Blues, ordnet sich die Musik nach wie vor zu, wirkt dabei jedoch mitnichten gestrig oder überholt, sondern im Gegenteil hellwach, interaktiv, humorvoll und überaus lebendig. Das liegt nicht wenig am auch schon 73jährigen musikalischen Weggefährten Herbert Joos und dessen so kühner Trompete wie sensiblem Flügelhorn, zuweilen ergänzt durch rasant gescattete Vocals. Patrick Bebelaar, in diesem Kontext mit 42 noch ein richtiggehender Jungspund, ergänzt den Dreiklang am Bösendorfer meisterhaft schillernd zwischen romantisierender Balladenkunst und explosiven Klangclustern.

Die Drei agieren dabei völlig gleichberechtigt, was Günter Lenz denn auch zu der Richtigstellung veranlasst, eigentlich sei hier nicht das Günter Lenz Trio am Werk, sondern das Trio Lenz –Joos – Bebelaar.

Sei es im rasanten „Song For Thelonious“, im regen „Tango“, in der solo am Bass durchexerzierten „Sharp Structure“, im gefühlsstarken „Requiem For W.W.“, im sehnsuchtsvollen „Love Song“ oder im zärtlichen „Natuschkas Song“, Lenz, Joos, Bebelaar spielen abwechslungsreiche, immer wieder überraschende, mitreißende, selten verstörende, viel öfter betörende Musik von wunderbarer Herzenswärme, tiefer Weisheit und erfrischender Lebenskraft. Bei aller Verwurzelung in der jüngeren europäischen Tradition improvisierter Musik: Jazz für Leute von heute, aktuell, vital und berührend.

Dr. Tobias Böcker


Wie erwähnt habe wir die Instrumente einzeln mikrofoniert: Für das Piano benutzten wir das Earthworks PianoMic System, für den Bass das MBHO 603 A / KA 200 N und für die Trompete respektive das Flügelhorn ein Shure 55 H. Da Herbert Joos für seinen eigenständigen, sofort wiedererkennbaren Sound Hall benötigt, hatte wir den analogen EMT Goldfolien-Hall samt Delay mitgebracht. Die Signale von Bass und Flügel wurden nicht über den Effektweg geschickt, da  Reflexionen der Geräusche im Raum vom Deckel in den Korpus des Flügels und damit auf die Earthworks-Mikrofone für genug – jedoch leicht diffuse – Rauminformation sorgten

Günter Lenz faszinierte das Publikum auch mit seinem Solo-Bass-Stück „Sharp Structure“
Günter Lenz faszinierte das Publikum auch mit seinem Solo-Bass-Stück „Sharp Structure“

 

Das Tonband habe ich dann ohne jegliche weitere Bearbeitung von einer Studer A80 über ein Audio Development-Pult, das lediglich der Pegelanpassung diente, auf den Mytek 8x192 ADDA-Wandler gespielt von dort ging es per AES/EBU für das 192-Kilohertz-File respektive SDIF-3 für die DSD-Datei auf den Tascam-3000, den ich Ihnen an dieser Stelle ja bereits ausführlicher vorgestellt habe. Der erzeugte dann aus den empfangenen Datenströmen eine .wav- beziehungsweise .dff-Datei. Beide Files habe ich anschließend mit Weiss Sample Rate Converter ins CD-Format umgerechnet. Sie können also selbst hören, ob der Umweg über DSD klangliche Vorteile bietet oder nicht.

Herbert Joos hat seien ganz eigenen, sphärischen und dennoch kraftvollen Sound entwickelt
Herbert Joos hat seien ganz eigenen, sphärischen und dennoch kraftvollen Sound entwickelt

 

 

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Patrick Bebelaar, Günter Lenz und Herbert Joos
Natuschkas Song

16 bit / 44,1 kHz
ca. 52,2 mb (wav aus 24/192)
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Patrick Bebelaar, Günter Lenz und Herbert Joos
Natuschkas Song

24 bit / 192 kHz
ca. 340,8 mb (wav)
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Patrick Bebelaar, Günter Lenz und Herbert Joos
Natuschkas Song

16 bit / 44,1 kHz
ca. 52,2 mb (wav aus dff)
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Patrick Bebelaar, Günter Lenz und Herbert Joos
Natuschkas Song

1 bit / 2,8 MHz
ca. 208,9 mb (dff)


Mehr dieser wunderbaren Musik finden Sie auf der CD „Book of Family Affairs“, deren Cover wir hier als Download-Button verwenden und die Sie im Fachhandel erwerben können.

Das Mastertape wurde wurde vom Mytek-Wandler in einen Datenstrom verwandelt, aus dem der Tascam das 192-24-wav- und das 1-2,8-dff-File machte. Beide wurden dann mit dem Weiss SaRaCom auf CD-Qualität heruntergerechnet
Das Mastertape wurde wurde vom Mytek-Wandler in einen Datenstrom verwandelt, aus dem der Tascam das 192-24-wav- und das 1-2,8-dff-File machte. Beide wurden dann mit dem Weiss SaRaCom auf CD-Qualität heruntergerechnet

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Freitag, 11 April 2014 02:00

Viola – Crescendo und Concerto

Violas kühl schimmernde Crescendo und Concerto schlagen die Brücke zwischen der Generation iPod und anspruchsvollen Audiophilen: Die erste dürfte das Bedienungskonzept, die zweiten die inneren Werte und der Klang ansprechen. Freuen Sie sich auf eine gelungene Synthese aus Innovation und Traditionsbewusstsein

Schörkellos und von kühler Eleganz: die Gehäuse von Crescendo und Concerto (oben)
Schörkellos und von kühler Eleganz: die Gehäuse von Crescendo und Concerto (oben)

Als ich vor fast zehn Jahren das Vergnügen hatte, einen Viola Cadenza und Symphony für ein paar Wochen in meinem Hörraum zu Gast zu haben, konnten diese ihre Abstammung von den Cello-Ahnen nicht leugnen. Und das war keineswegs ehrenrührig: Denn nicht nur bei Cello, sondern auch schon bei den Geräten von Mark Levinson bildeten Tom Colangelo und Paul Jayson das „Engineering and Design Team“. Bald nachdem Mark Levinson seine Firma und die Markenrechte an seinem Namen verkauft hatte, gründete er Cello Audio und übertrug die technische Entwicklung wieder Colangelo und Jayson. Für Cello entwarfen sie noch heute gesuchte Geräte wie die kleinen Encore Monos, die Audio Suite und die Audio Palette. Im Jahr 2001 wurden dann die Viola Audio Laboratories gegründet, und wieder teilten sich Colangelo und Jayson die technische Leitung der Firma. Ihre Zusammenarbeit dauerte bis zum tragischen Tod von Tom Colangelo im September 2007 an. Aber auch danach zeichneten sich die Produkte von Viola durch möglichst einfache Schaltungen, die besten Bauteile und feinste Verarbeitung aus.

Mit dem iPod touch als Fernbedienung lassen sich die Eingänge benennen und auswählen
Mit dem iPod touch als Fernbedienung lassen sich die Eingänge benennen und auswählen

Crescendo und Concerto nehmen in Violas Produkthierarchie eher niedrige Ränge ein, sind aber vor allem deshalb interessant, weil sie sich schon äußerlich von den meisten anderen Vor- und Endstufen-Kombination ausgesprochen positiv unterscheiden und zumindest im Viola-Preisgefüge als halbwegs erschwinglich gelten dürften. Beide Verstärker finden im gleichen Gehäuse Platz, das aus einem massiven Aluminium-Block herausgefräst wurde. Das sieht nicht nur – unter anderem auch dank einer Viola eigenen, speziellen Eloxierung – gut aus, sondern soll die Elektronik auch bestmöglich vor Resonanzen schützen. Bei der Endstufe kann ein Großteil der entstehenden Wärme über das Gehäuse abgegeben werden. Den Rest übernimmt ein nach dem Venturi-Prinzip gestalteter Kühlkörper in der Gerätemitte. Der teilt das Gehäuse in zwei Hälften, in denen jeweils ein Kanal der spiegelsymmetrisch angeordneten Endstufe untergebracht ist.


Den größten Teil des Platzes nehmen auf jeder Seite der große Ringkern-Netztransformator und die ähnlich große Spule des Choke-Netzteils ein. Damals beim Test der Symphony hatte Tom Colangelo in einem längeren Telefonat dargelegt, warum er seit Cello-Zeiten Choke-Netzteile favorisiert: Selbst bei starker Belastung der Endstufe fielen die Rückwirkungen auf das Leitungsnetz geringer aus, und ein Netzteil mit Choke arbeite deutlich effektiver als eine rein kapazitive Lösung. Wer seiner Kette weder eine separate Spannungsversorgung noch einen entsprechend leistungsfähigen Netzgenerator spendieren könne, profitiere besonders vom Choke-Netzteil, denn es reagiere um vieles „nachsichtiger“ auf Verunreinigungen sowie Netzspannungsschwankungen und –spitzen. Zudem generiere es weniger „elektrischen Stress“ für den Netztransformator, die Gleichrichterdioden und die beteiligten Kondensatoren und erhöhe dadurch die Lebensdauer der genannten Bauteile.

Auch bei der Farbe für das Display hat man per Fernbedienung die Wahl
Auch bei der Farbe für das Display hat man per Fernbedienung die Wahl

Die Class-A/B-Endstufe arbeitet im Push/Pull-Betrieb, ist mit WBT nextgen Lautsprecherterminals ausgestattet und setzt bei der Ruhestromregelung auf Motorolas ThermalTrak, das sehr schnell Temperaturinformationen liefern soll. Die Regelung des Ruhestromes soll dadurch schneller und präziser erfolgen als bei üblichen Schaltungen. Temperaturwerte aus den beiden Endstufen zeigt auch die Fernbedienung an, die dem Crescendo beigepackt ist – sofern Vor- und Endstufe mit einem CAT-Kabel verbunden sind. In diesem Falle wechselt auch die Farbe der Beleuchtung des Bedien- und Anzeigenfeldes auf der Gerätefront des Concerto synchron zur Auswahl an der Vorstufe. Die Farbwahl an der Endstufe kann jedoch auch ohne Verbindung zur Vorstufe mittels eines USB-Sticks und eines kleinen Programms vorgenommen werden, das allerdings bisher nur auf Window-Rechnern läuft.

Die wohl wichtigste Funktion der Viola Remote App: die Lautstärkeregelung und die Mute-Schaltung
Die wohl wichtigste Funktion der Viola Remote App: die Lautstärkeregelung und die Mute-Schaltung

Der Crescendo kommt völlig ohne mechanische Schalter und Regler aus. Auf dem trapezförmigen Feld in der Mitte erscheinen nach dem Einschalten drei Symbole, die während der kurzen Freischaltphase blinkend ihre Farbe wechseln. Sobald die Kontrollelektronik die Vorstufe freigibt, sieht man drei beständig leuchtende Felder, von denen zwei der Lautstärke-Einstellung dienen. Das übrige schaltet den Verstärker auf Standby. Ein „harten“ Netzschalter gibt es nicht, und auch eine Möglichkeit zur Eingangswahl sucht man vergebens: Ohne Fernbedienung kann man nur das Signal hören, das am ersten von drei XLR-Eingängen anliegt. Zum Aktivieren eines der beiden übrigen symmetrischen Eingänge oder eines der drei Cinch-Eingänge braucht man unbedingt eine Fernbedienung. Und da Viola keine halben Sachen macht, packt man dem Vorverstärker gleich einen iPod touch mit 16 Gigabyte bei. Darauf läuft die App Viola Remote, mit der man Eingängen Namen geben, unterschiedliche Pegel der Programmquellen ausgleichen, den Ausgang auf Mute schalten und eben den Ausgangspegel einstellen kann. Jetzt hätte ich fast die Display-Farben vergessen: Hier stehen neun verschiede Farbtöne zur Auswahl. Man kann die Anzeige dimmen oder auch ganz abschalten. Bei mir zeigen Concerto und Crescendo jeweils ein tiefes violett: Das erinnert an den Firmennamen und ist als Farbe bei High-End-Komponenten fast schon ein Alleinstellungsmerkmal.

Ein Blick in die Vorstufe: rechts das Netzteil und der D/A-Wandler, links die analogen Audioschaltungen
Ein Blick in die Vorstufe: rechts das Netzteil und der D/A-Wandler, links die analogen Audioschaltungen

Befürchtungen, man müsse den Crescendo und den iPod erst mühsam in das eigene WLan-Netz integrieren, sind erfreulicherweise unbegründet. Sobald der Vorverstärker mit dem Netz verbunden wird, baut sich eine Verbindung zwischen ihm und dem iPod auf und dem Musikgenuss steht nichts mehr im Wege. Selbstverständlich ist es aber auch möglich, Crescendo und iPod ins heimische Netzwerk zu integrieren und für weitere iPods, Pads und Phones die Viola Remote App herunterzuladen. So dürfte man nie in die Verlegenheit kommen, ohne eine betriebsbereite Fernbedienung dazustehen.


Auch wenn die elegante, puristische Frontplatte das nicht vermuten lässt, hat der Crescendo mehr zu bieten als die üblichen Vorverstärkerfunktionen: Auf der Rückseite findet man noch einen USB- sowie einen S/PDIF-Cinch-Eingang. Zumindest bei dieser Kombination dürfte heutzutage klar sein, was sich dahinter verbirgt: ein integrierter D/A-Wandler. Der des Crescendo spielt völlig problemlos mit den Computer zusammen und erfordert – wie bei Apple üblich – auch für Files mit 192 Kilohertz keinen speziellen Treiber. Da das Wandler-Modul aber, wie Jörg Klein, der Inhaber des deutschen Viola-Vertriebs, mitteilte, in naher Zukunft durch ein höherwertiges ersetzt wird, brauchen wir uns damit nicht länger aufzuhalten. Also ganz kurz: Das Preis/Leistungs-Wunder von Mytek beispielsweise übertrifft den nun schon in die Jahre gekommenen integrierten Wandler des Viola in den meisten Disziplinen. Der neue Wandler im Crescendo könnte ein durchaus willkommener Anlass sein, die Vorstufe mal wieder ein paar Wochen in den heimischen Hörraum zu bekommen.

Die Verstärkung übernehmen je Kanal drei dieser diskret aufgebauten Operationsverstärker
Die Verstärkung übernehmen je Kanal drei dieser diskret aufgebauten Operationsverstärker

In der leider recht kurzen Zeit, in der die Viola-Kombi diesmal in Gröbenzell stand, hatte ich wenig Muße, einfach nur Musik zu genießen. Schuld daran waren das neue Layout von Hifistatement und die Arbeit an sechs Bändern mit Remasterings von Oscar Petersons „Exclusively For My Friends“-Serie, die noch im Mai auf feinstes Vinyl gepresst in den Handel kommen sollen. Bei den Stücken, die vom klanglichen Feintuning im Studio und der Kontrolle der white labels im Hörraum her sehr vertraut waren, reichte das einmalige Umstecken der Kabel von der EAR 912 auf den Crescendo, um dessen Vorzüge klar zu machen: Einen so großen Raum um die felsenfest an ihrer Position verankerten Instrumenten habe über meine Kette schon lange nicht mehr gehört. Die Fülle der bestens in die Musik integrierten Details ist ebenfalls außergewöhnlich. Da bedarf es keines mehrmaligen A/B-Vergleiches: Der Crescendo verwöhnt mit einer enorm hohen Auflösung – Rauminformationen sind ja auch nichts anderes als sehr feine Signalanteile – ohne dabei „analytisch“ zu wirken. Dynamik, Lebendigkeit und Spielfreude bewegen sich auf ähnlich hohem Niveau wie die phänomenale Durchzeichnung. Nachdem die Viola-Vorstufe ihre besonderen Qualitäten so deutlich gemacht hat, behauptete sie ihren Platz auf dem Pagode-Rack – aus klanglichen Gründen, auch wenn die drei XLR-Eingänge bei meinen meist symmetrischen Quellen allein schon ein gewichtiges Argument für den weiteren Einsatz des Crescendo wären.

Die elektronische Lautstärkeregelung der Vorstufe. Technische Detail waren weder vom Vertrieb noch vom Hersteller zu erfahren
Die elektronische Lautstärkeregelung der Vorstufe. Technische Detail waren weder vom Vertrieb noch vom Hersteller zu erfahren

Auch wenn der ein oder anderer Termin drängt: Irgendwann braucht man ein wenig Entspannung, und einer der Songs, die sofort für gute Laune sorgen, ist Mikhail Alperin und Arkady Shilklopers „Unison“ vom in diesem Fall irreführend betitelten Album Wave Of Sorrow, ECM 1396: Mit Flügel und Flügelhorn und vor allen Dingen mit ihrem packenden Scat-artigen Gesang entfachen die beiden ein rhythmisches Feuerwerk, bei dem es unmöglich erscheint, die Füße ruhig zu halten. Auch wenn sie auf unterschiedliche aktive Bauteile setzen harmonieren Viola und Ayon hier ganz vorzüglich und überzeugen mit einem präzisen Timing und einem unwiderstehlichen Groove. Wie das erste, etwas ruhigere, schlicht „Song“ betitelte Stück der Scheibe beweist, lässt das optisch so ungleiche Duo auch dynamisch nichts anbrennen. Aus lyrischen Melodielinen explodieren harte Anschläge im riesigen, von Jan Eric Kongshaug am Mischpult geschaffenen imaginären Raum. Üblicherweise verabscheue ich ja das Springen zu einem Titel und genieße eine Platte so ,wie sie vom Musiker oder Produzenten beabsichtigt wurde. Aber in diesem Falle muss ich zugeben, erst meinen Lieblingssong angesteuert zu haben und erst dann die gesamte erste Seite am Stück genossen zu haben. Wohl wegen der gelungen Mischung aus detailverliebter Feinzeichnung – spüren Sie nur mal den Verästelungen des Halls auf dem Titelstück nach – und der vitalen Kraft dieses österreichisch/amerikanischen Paares wird die gesamte erste Seite der Scheibe zu einem Hochgenuss.

Die Endstufe ist spiegelsymmetrisch aufgebaut. In der Mitte sorgt ein nach dem Venturi-Prinzip gestalteter Kühlköper für die Wärmeableitung
Die Endstufe ist spiegelsymmetrisch aufgebaut. In der Mitte sorgt ein nach dem Venturi-Prinzip gestalteter Kühlköper für die Wärmeableitung

Beim Besuches eines neugierigen Kollegen schließen wir dann schnell mal den Concerto an, sind von der Luftigkeit, Weite und Präzision der Abbildung recht angetan – und dennoch ein wenig enttäuscht: Die Viola-Endstufe leistet sich in keiner Disziplin auch nur die kleinste Schwäche, hat – wie gerade erwähnt – sogar einige Vorzüge gegenüber der Ayon aufzuweisen. Dafür lässt sie aber, wie der Kollege, der nicht schreibt, sondern selbst High-End-Komponenten entwickelt und fertigt, ein wenig „Aura“ vermissen. Sie macht es einem einfach schwerer, die Technik zu vergessen und sich nur auf die Musik zu konzentrieren.


Während wir noch über andere Netzkabel – bisher musste der Concerto mit einem guten, aber nicht überwältigenden Audioplan Powercord S vorlieb nehmen – und verschieden Aufstellungsvarianten diskutieren, treten die technischen Beimengungen im Klang immer weiter in den Hintergrund. Etwa eine halbe Stunde nach dem Einschalten verströmt die Viola-Kombi dann reinen Wohlklang: eine wirklich akzeptable Aufwärmphase. Ob der Crescendo auch einer solchen bedarf, kann ich nicht mit Gewissheit sagen, denn ich habe ihn einfach am Netz gelassen. Als er vor dem Concerto aus dem Fotostudio kam und noch einmal mit der Ayon kooperierte, hat mir das Duo jedenfalls von Anfang an eine Menge Spaß bereitet.

Die Drosselspule eines der beiden Choke-Netzteile
Die Drosselspule eines der beiden Choke-Netzteile

Ich habe erst gar nicht versucht, den gerade in den Hörraum zurückgekehrten Concerto in noch einmal mit der Ayon zu vergleichen. Es ist letztlich unerheblich, ob die Ayon eine Spur mehr Wärme oder – schwerer fassbar – Emotionalität ins Klangbild bringt, wenn sie und der Viola unter besten Betriebsbedingen arbeiten. Zu entscheiden, was richtiger oder wahrer ist, bleibt sowie so ein Ding der Unmöglichkeit. Wichtig ist, dass die Unterschiede in puncto Klangfarbe, Dynamik, Rhythmik und Spielfreude recht marginal sind: Beide Endstufen leisten hier Herausragendes. Wenn es um die Darstellung von weiten Räumen und das, was so gern mit „mehr Luft um die Instrumente“ beschrieben wird, geht, kann der Viola ganz leichte Vorteile für sich verbuchen. Noch wichtiger ist aber, dass Tom Colangelo und Paul Jayson bei ihrem in der Firmenphilosphie bekundeten „Streben nach Akkuratesse und klanglicher Neutralität“ die Freude an der Musik nie aus den Augen verloren haben. Das war bei den Cello-Klassikern so und hat sich auch bei Paul Jaysons neuesten Schöpfungen, dem Crescendo und Concerto, erfreulicherweise nicht geändert. Ich sehe dem Tag, an dem die Violas abgeholt werden, jedenfalls mit ein bisschen Wehmut entgegen.

Die Vorstufe bietet sechs Eingänge, davon drei symmetrische. Die Endstufe verfügt über parallel geschaltete XLR-Buchsen: einmal male, einmal female
Die Vorstufe bietet sechs Eingänge, davon drei symmetrische. Die Endstufe verfügt über parallel geschaltete XLR-Buchsen: einmal male, einmal female

STATEMENT

Für mich verkörpern Crescendo und Concerto das Idealbild modernen High Ends: Sie können klanglich begeistern, was ich bei Viola auch nicht anders erwartet hätte. Sie überzeugen durch ihren optischen Auftritt und kommen mit einem modernen, durchdachten Bedienkonzept daher. Rundum überzeugend!
GEHÖRT MIT
Plattenspieler Brinkmann LaGrange mit Röhrennetzteil
Tonarm AMG Viella 12‟, Thales Simplicity
Tonabnehmer Air Tight PC-1, Brinkmann EMT ti, Lyra Olympos
Phonostufe Einstein The Turntable’s Choice
Computer iMac 27‟, 3.06 GHz Intel Core 2 Duo, 8 GB, OS X Version 10.9.2
Audioplayer Amarra Symphony 2.6
CD-Laufwerk Wadia WT3200
D/A-Wandler Mytek 192-DSD-DAC
Vorverstärker EAR Yoshino 912
Endstufe Ayon Epsilon mit KT 150
Lautsprecher LumenWhite DiamondLight Monitors
Kabel Precision Interface Technology, Sunwire Reference, HMS Gran Finale Jubilee, Audioplan Powercord S, Audioquest, Swiss Cables Reference, Goebel High End Lacorde
Zubehör PS Audio Power Plant Premier, Clearaudio Matrix, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Finite Elemente Pagode Master Reference Heavy Duty und Cerabase, Harmonix Real Focus

 

HERSTELLERANGABEN
Viola Crescendo
Eingänge analog 3 x XLR, 3 x Cinch
Eingänge digital 1 x USB, 1 x S/PDIF
Ausgänge 2 x Main (Cinch), 1 x Main (XLR)
1 x Tape (Cinch)
Eingangsimpedanz 1 MΩ (Cinch), 40 kΩ
Ausgangsimpedanz 100 Ω, 600 Ω (Tape)
Maximale Verstärkung 16 oder 26 db, schaltbar
Maximale Ausgangsspannung 7,3 Vrms (Cinch), 14,6 Vrms (XLR)
Frequenzgang 20Hz - 20 kHz ± 0,2 dB
Intermodulationsverzerrungen < 0,005 % @ 1 V am Eingang
Harmonische Verzerrungen < 0,01 % @ 20 kHz, 1 V am Eingang
Leistungsaufnahme etwa 37 Watt
Abmessungen (B/T/H) 445/89/381 mm
Gewicht 11,3 kg
Garantie 2 Jahre
Preis 22500 Euro

 

HERSTELLERANGABEN
Viola Concerto
Leistung 2 x 100 W (8 Ω), 2 x 200 W (4 Ω),
1 x 400 W (8 Ω), 1 x 600 W (4 Ω)
Eingänge 2 x XLR (1 x male, 1 x female)
Ausgänge 1 Paar WBT nextgen Terminals
Frequenzgang 10 Hz - 20 kHz ± 0,2 dB @ 1 W an 8 Ω,
5 Hz - 100 kHz -3 dB @ 1 W an 8 Ω
Leistungsbandbreite 5 Hz - 100 kHz, +0 -3 dB
Fremdspannungsabstand > -90 dB @ 1 kHz 100 W, C gewichtet
Abmessungen (B/T/H) 445/89/381 mm
Gewicht 24 kg
Garantie 2 Jahre
Preis 22500 Euro

 

VERTRIEB
Hörgenuss für Audiophile
Anschrift Fichardstr. 56
60322 Frankfurt
E-Mail info@hgfa.de
Web www.hgfa.de


Der Kühlköper der Endstufe hier einmal von oben
Der Kühlköper der Endstufe hier einmal von oben

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Zum neunten Mal öffnet das Klangschloss am 12. und 13. April allen, die Hifi abseits gewohnter Pfade in besonderer Umgebung erleben wollen, seine Tore

Das breite Angebot umfasst auch dieses Jahr Aktivlautsprecher – zum Beispiel von Grimm, B&M und PSI Audio. Freunde der mehrkanaligen Wiedergabe kommen bei der Schweizer Firma Illusonic auf ihre Kosten, die mit Klangwerk Trinaural-/Surround-Wiedergabe vorführt, wobei auch Stereoaufnahmen das Ursprungssignal seien können. Wer gern allein und in Ruhe hört, wird sich über die aktuellen elektrostatischen Kopfhörer und den neu aufgelegten Float freuen. Selbstverständlich gibt es auch Analoges sowie Zubehörlösungen zu bestaunen.

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Ein besonderes Highlight ist am Sonntag der Auftritt von Jürg Jecklin, der über die Geschichte der Musikaufnahme („Von Edison bis Surround“) referieren wird.

Darüber hinaus zeigt Christof Faller von Illusonic „räumlichere Musikwiedergabe als Stereo“, und Thomas Flammer von voice70 seziert die Unterschiede von digitaler und analoger Wiedergabe. Für Unentschlossene noch der Hinweis am Rande, dass die Bar von Wein & Co wie immer gut gefüllt sein wird. Alle, die weiter fachsimpeln möchten, treffen sich am Samstag Abend im Gasthof zur Krone um die Ecke.

Ausstellung
Klangschloss
Ausstellung Samstag 12. April, 10.00 bis 19.00 Uhr
Sonntag 13. April, 10.00 bis 17.00 Uhr
Eintritt 10 CHF (inkl. Getränkebon)
Veranstaltungsort KLANGSCHLOSS
Im Städtli
8606 Greifensee

 

Informationen
c/o Klangwerk GmbH
Anschrift Wieslergasse 6
8049 Zürich
Telefon 043 818 44 90
E-Mail info@klangschloss.ch
Web www.klangschloss.ch

Weitere Informationen

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Montag, 07 April 2014 02:00

EAR 868

EAR/Yoshino wurde 1977 von Tim de Paravicini gegründet. Der Engländer gehört mittlerweile zum Hifi-Urgestein der Szene. Aber nicht nur das, er hat sich auch in der Profiszene eine hervorragende Reputation erarbeitet. Seine Erfahrungen aus diesem Bereich kommen natürlich auch den HiFi Komponenten zugute. Wenn das keine idealen Voraussetzungen sind!

Die vorliegende Version mit verchromten Knöpfen gefällt mir besser als mit vergoldeten Knöpfen. Aber das ist natürlich Geschmackssache. Erhältlich ist beides
Die vorliegende Version mit verchromten Knöpfen gefällt mir besser als mit vergoldeten Knöpfen. Aber das ist natürlich Geschmackssache. Erhältlich ist beides

In dem Örtchen Huntington in der Nähe von Cambridge residiert die Firma von Tim de Paravicini. Hier werden klassische analoge Bandmaschinen vom Maestro modifiziert und zur absoluten Perfektion gebracht. So wurden beispielsweise die Bandmaschinen für das Pink Floyd Aufnahmestudio Astoria von ihm umgebaut und perfektioniert. Selbstverständlich wird dabei auch die vorhandene Elektronik durch seine eigenen Röhren-Designs ersetzt. Nun ist die Profiszene absolut resistent gegenüber irgendwelchen esoterischen tweaks; hier zählt nur das Ergebnis und natürlich die Zuverlässigkeit im täglichen Gebrauch. Wenn also die Profis diese Gerätschaften mit großer Begeisterung annehmen, sollten doch auch seine Hifi-Geräte für uns von Interesse sein, oder?

Im amerikanischen Raum genießen die Komponenten von EAR allerbesten Ruf, unter anderem auch die Profivorstufe EAR 912. Nun hatte Paravicini ein Einsehen, dass sich nicht jeder die große Vorstufe leisten kann und hat ein kleineres Modell nachgelegt. Der EAR 868 beruht also schaltungstechnisch auf dem Flaggschiff EAR 912, die Phonostufe ist aber vom Layout her etwas einfacher gestaltet. Einschränkungen müssen gegenüber dem 912 auch im Komfort gemacht werden, so können manche Funktionen nicht über Schalter an der Frontplatte betätigt werden, die Anpassung der Eingangsimpedanz für den MC-Übertrager funktioniert bei dem 868 nur über Steckbrücken im Inneren des Gerätes. Auch fehlen die beiden Anzeigeinstrumente. Nun ja, damit könnte ich leben.

Das Gerät besitzt zwei massive Erdungsklemmen, für Phono und Line getrennt. Über den Druckschalter unten im Bild kann man zwischen MC und MM umschalten. Sozusagen im Blindflug, wenn das Gerät im Rack steht
Das Gerät besitzt zwei massive Erdungsklemmen, für Phono und Line getrennt. Über den Druckschalter unten im Bild kann man zwischen MC und MM umschalten. Sozusagen im Blindflug, wenn das Gerät im Rack steht

Der Vorverstärker wird im klassischen Retrodesign mit verchromter Frontplatte und vergoldeten oder verchromten Knöpfen ausgeliefert. Dies ist mittlerweile – neben einigen erfrischend spleenigen Designs – die Standardausführung bei den EAR Hifi-Geräten. Die Frontplatte hat eine Stärke von 10 Millimetern, damit sollte das Gerät zumindest von vorne durchschussfest sein. Wie beim großen Bruder 912 setzt Paravicini auch hier zur Verstärkung die PCC88 Doppeltriode ein. Mit dieser Röhre hat er sehr viel Erfahrung und auch einen Großteil seiner professionellen Geräte aufgebaut. Mit ausschlaggebend für die Wahl war auch die Langlebigkeit der Röhre, was ja nicht nur im professionellen Bereich von Vorteil ist. Die PCC88 enthält eine technische Neuerung (50-er Jahre), bei der es sich lohnt näher hinzusehen.

Paravicini bevorzugt den Platinenaufbau, wahrscheinlich auch aus Erfahrungen aus dem Profibereich. Die Eingangsübertrager sind auf die umgedrehte Platine oben im Bild montiert, arbeiten also kopfüber
Paravicini bevorzugt den Platinenaufbau, wahrscheinlich auch aus Erfahrungen aus dem Profibereich. Die Eingangsübertrager sind auf die umgedrehte Platine oben im Bild montiert, arbeiten also kopfüber

Hierbei handelt es sich um eine Spanngitterröhre, bei welcher der Gitterdraht sehr eng und straff um den Gitterrahmen „gespannt“ wird. Nur nebenbei: bei der PCC88 beträgt die Dicke des Gitterdrahtes 7,5 Mikrometer das ist ein Zehntel eines menschlichen Haares! Die Idee hierfür entstand aus der Notwendigkeit ,die obere Grenzfrequenz von Hochfrequenzröhren weiter nach oben zu verschieben. Keine andere Entwicklung brachte die Röhrentechnik so sprunghaft nach vorne wie die Erfindung des Spanngitters. Entwickelt hatte dies Siemens in den 50-er Jahren, die erste Serienfertigung war die C3g. Der Vorteil für die Verwendung im Audiobereich liegt unter anderem in der wesentlich geringeren Mikrophonieempfindlichkeit und dem geringeren Rauschen. Dies ist für einen Profi wie Paravicini natürlich ein schlagendes Argument. Gegenüber den wohl geläufigeren ECC- Typen ist bei den PCC- Röhren der Heizstrom auf 300 Milliampere festgelegt, sie sind dazu gedacht, heizungstechnisch seriell geschaltet zu werden. Deshalb kann man PCC und ECC-Typen also nicht so ohne weiteres gegeneinander austauschen, wenn die Schaltung dies aber erlauben sollte, dann aber bitte immer alle Röhren tauschen!


Paravicini benutzt in der Line-Stufe pro Kanal eines dieser Doppeltriodensysteme und erreicht damit eine Verstärkung von 17 Dezibel. Das Gerät bietet neben unsymmetrischen Ein- und Ausgängen auch einen symmetrischen Eingang und zwei symmetrische Ausgänge. Trotzdem ist der EAR868 nicht durchgehend symmetrisch aufgebaut, die Röhrenschaltung ist single-ended. Die Ein- und Ausgänge werden über Transformatoren symmetriert. Typisch für den Profibereich ist auch die Ausgangsimpedanz von 600 Ohm.

Es kommt aber noch besser, das vorliegende Modell 868PL wird mit eingebautem Phonoverstärker geliefert, dieser ist natürlich ebenfalls mit Röhren aufgebaut. Hier wird die zweite PCC88 eingesetzt, wobei die Triodenhälfte am Eingang als Cascode-Schaltung vorliegt. Die eigentlich dafür erforderliche zweite Röhre hat Paravicini zur Verringerung des Rauschens durch einen Feldeffekttransistor ersetzt. Es können MC- und MM-Systeme angeschlossen werden, die Vorverstärkung für die MC-Systeme übernimmt ein Transformator – was sonst? Nachdem der Phonozweig nur zweistufig aufgebaut ist, obliegt dem Eingangsübertrager für MC Systeme ein Großteil der Verstärkungsleistung.

Paravicini konstruiert seine Übertrager alle selbst, dies ist eine seiner Spezialitäten. Aber er lässt sich hier nicht in die Karten schauen, so bleibt nur die Erkenntnis, dass wohl alle mit Kupferdraht gewickelt sind.

Die MC-Eingangsübertrager sind geschirmt, möglicherweise mit MU-Metall. Dies ist so natürlich nicht erkennbar
Die MC-Eingangsübertrager sind geschirmt, möglicherweise mit MU-Metall. Dies ist so natürlich nicht erkennbar

Interessanterweise ist der Phonoeingang nicht symmetrisch ausgeführt, obwohl ein Tonabnehmer ja zu den wenigen symmetrischen Tonquellen gehört. Aber dies hätte wahrscheinlich den finanziellen Rahmen gesprengt. Jedenfalls kann ein MC-Tonabnehmer an einen Eingangswiderstand von 4, 12 und 40 Ohm angepasst werden. Allerdings hüllt sich hier die Bedienungsanleitung in Schweigen. Ich habe diese Möglichkeit auch nur anhand des Schaltplans entdeckt. Dort ist auch nur ein Abgriff für 4 und 40 Ohm eingezeichnet. Ein weiteres Bauteil im Gerät, das aussieht wie ein Choke, ist im Schaltplan ebenfalls nicht eingezeichnet. Work in Progress würde Paravicini wahrscheinlich dazu sagen.

Zu einem geringeren Preis ist auch reine Line-Stufe ist unter der Bezeichnung 868L erhältlich. Auf ein ausgelagertes Netzteil hat Paravicini verzichtet: Es gab es mit Brummeinstreuungen keinerlei Probleme. Ein Blick ins Innere zeigt überwiegend Industriebauteile, keine exotischen Kondensatoren oder sonstiges aus der Hifi-Boutique.

Für die Faulpelze unter uns kann die Lautstärke via Fernsteuerung und einem motorgetriebenem Alps-Potenziometer reguliert werden. Optisch erinnert das Plastikteil irgendwie an Ostern, aber das würde ja momentan passen. Jedenfalls lässt es den Schluss zu, dass für Paravicini eine Fernsteuerung nicht unbedingt zu den elementaren Features gehört. No frills, sozusagen. Zusätzlich gibt es noch eine echte Tapeschleife, wann habe ich so etwas das letzte Mal bei einer Vorstufe gesehen?

An Anschlussmöglichkeiten mangelt es nicht an der Vorstufe. Gut erkennbar die Tapeschleife, eine Rarität heutzutage
An Anschlussmöglichkeiten mangelt es nicht an der Vorstufe. Gut erkennbar die Tapeschleife, eine Rarität heutzutage

Das gelieferte Testgerät war nagelneu, musste also erst einmal eingespielt werden. Dazu hatte ich die Vorstufe durchlaufen lassen und den CD Spieler auf repeat gestellt, damit die Übertrager auch etwas zu tun haben. Nachdem sich der 868 auf diese Weise ein paar Tage mit sich selbst vergnügt hatte, konnte es endlich losgehen, natürlich mit Pink Floyd, was sonst?

b_200_0_16777215_10_images_content_tests_14-04-07_ear_EAR_Cover_1.jpgAls erste Amtshandlung habe ich die CD Dark Side of the moon und daraus der Titel „Money“ aufgelegt. Dieses Album wurde noch nicht in Pink Flyods Tonstudio Astoria – übrigens handelt es sich hierbei um ein umgebautes Hausboot auf der Themse – aufgenommen, sondern in den Abbey Road Studios. Zunächst einmal fällt auf, dass der EAR868 völlig still ist und das an einem Lautsprecher mit einem Kennschalldruck von 98 Dezibel! Das markante Bassriff am Anfang gehört zu den zehn bekanntesten Bassfiguren der Popszene. Der typische satte Ton des Fender Precision Basses kommt mit dem 868 sehr gut rüber, auch die Tatsache, dass Waters mit dem Plektrum spielt und nicht mit den Fingern. Im Intro sind loops mit Geräuschen von Geldmünzen, alten Registrierkassen und Münzautomaten zu hören. Diese Geräusche, von denen man ja glaubt, sie zu kennen, klingen sehr authentisch. Man ist fast versucht, vorzugehen und das Geld aus der Kasse zu holen. Es ist aber auch deutlich zu hören, dass die Geräusche einzeln aufgenommen und später zusammengemischt wurden.

b_200_0_16777215_10_images_content_tests_14-04-07_ear_EAR_Cover_2.jpgJetzt aber weg von dieser unchristlichen Musik und hin zu Missa Criolla, komponiert von dem Argentinier Ariel Ramírez. Die Messe war ursprünglich für zwei Tenorstimmen komponiert worden, bei dieser Aufnahme wurde zugunsten der Sängerin Mercedes Sosa auf die zweite Tenorstimme verzichtet. Sosa hat eine enorme Bühnenpräsenz, die bei ihren Auftritten in Südamerika zehntausende in die Stadien lockt. Ein bisschen etwas davon ist auf der CD sehr gut eingefangen, oder anders ausgedrückt: Wenn beim ersten Titel „Kyrie“ der emotionale Charakter dieser Interpretation nicht rüberkommt, dann stimmt etwas nicht. Der EAR zieht sich hier sehr elegant aus der Affäre, er bringt den Gänsehautfaktor absolut lebensecht, zeigt aber gleichzeitig auch, dass die Aufnahme nicht in einer riesigen Kirche gemacht wurde, sondern im Studio und mit künstlichem Hall versehen wurde. Der riesige Chor im Hintergrund wirkt sehr transparent, trotzdem hat man immer das Gefühl, dass hier Menschen aus Fleisch und Blut am Werk sind.

Wie schlägt sich nun der Phonozweig?
Nachdem mein Analogsystem gerade im Umbau ist, musste ich zum Anhören des Phonoteils zu Dirk Sommer fahren. Dessen Anlage ist mir allerdings bestens bekannt. Mitgebracht hatte ich eine Scheibe aus der berühmten Living Presence Serie des amerikanischen Labels Mercury. Das Klavierkonzert #3 von Sergej Rachmaninov mit Byron Janis gilt als eine der besten Klassikaufnahmen überhaupt. Und nicht nur was die Meinung eines gewissen Harry Pearson anbelangt. Mercury hatte bei dieser Aufnahme erstmalig kein Tonband benutzt, sondern einen 35-Millimeter-Magnetfilm und dort die drei bei Mercury üblichen Tonspuren aufgenommen. Mit dieser Technik wollte man mehr Dynamik und Frequenzumfang erreichen, Klangqualität war damals das primäre Verkaufsargument (sic). Allerdings war Mercury nicht das erste Label, das diese Technologie verwendete, ins Leben gerufen hatte sie die Firma Everest. Nach der Pleite dieser Firma hatte Bob Fine, der für Mercury die Aufnahmen machte, diese modifizierten Film-Bandmaschinen aufgekauft. Nun musste noch jemand her, der diese Dynamik auch unfallfrei in die Lackfolie schneiden konnte. Der geniale Schneidingenieur bei Mercury war George Piros, einer der besten, wenn nicht der beste überhaupt. Die fertigen Platten waren also sehr „heiß“ geschnitten, womit die meisten damals verfügbaren Plattenspieler so ihre Probleme hatten, was Mercury zunächst nicht sonderlich gestört hatte. Piros ist auch in jedem Pressstempel verewigt, bei meiner LP steht P17 in der Auslaufrille. P für Piros und 17 für die ersten Westrex 3A Schneidköpfe, mit denen die besten Ergebnisse erzielt wurden. So, ich glaube, das Ganze führt jetzt zu weit, ist aber ein hochinteressantes Thema.

b_200_0_16777215_10_images_content_tests_14-04-07_ear_EAR_Cover_3.jpgDer Orchesterklang ist bei Mercury Aufnahmen eher schmal als breit angelegt, was an der speziellen Aufnahmetechnik von Bob Fine lag. Dies darzustellen ist für den 868 natürlich eine leichte Übung, auch mit der exzellenten Dynamik, mit der diese Scheibe aufwarten kann, hat der EAR keinerlei Probleme. Bei komplexen Passagen hatte ich allerdings manchmal das Gefühl, dass er nicht mehr ganz den Überblick behält, oder sagen wir einmal besser, etwas angestrengt wirkt. Das Klavier ist räumlich sehr klar vor dem Orchester positioniert, die kraftvolle Spielweise von Janis kann der EAR sehr gut wiedergeben. Es ist auch sehr leicht zu hören, dass diese Aufnahme etwas Besonderes darstellt und sich vom Gros der üblichen Klassikaufnahmen deutlich abgrenzt.

Nach diesem Spektakel einmal etwas ganz anderes, eine Scheibe des Labels Audio Fidelity. Kennt wahrscheinlich keiner, aber Audio Fidelity hatte die ersten stereophonen Langspielplatten produziert, noch bevor die großen Labels damit begonnen hatten. Und das im Jahre 1957! Mitgenommen hatte ich Satchmo plays King Oliver. Bevor jetzt jemand über Louis Armstrong die Nase rümpft, erinnere ich an Miles Davis, der über ihn anerkennend sagte, seine Musik wäre ja gar nicht schlecht, wenn nur nicht das dämliche Grinsen immer wäre!

b_200_0_16777215_10_images_content_tests_14-04-07_ear_EAR_Cover_4.jpgDer berühmteste Titel aus der LP ist St. „James Infirmary“. Bei dieser exzellent aufgenommenen Scheibe ist die Sache eigentlich ganz einfach: Wenn hier nicht die Combo vor einem steht und spielt und der gute Louis dazu singt, kann man das Ganze gleich vergessen. Die prägnante Reibeisen-Stimme von Armstrong und sein Trompetenspiel sind nie wieder so perfekt aufgenommen worden. Um es gleich vorwegzunehmen, dies gelingt mit dem 868 hervorragend. Der Titel ist in der Tradition eines New Orleans Jazz Funerals gespielt, die hiermit verbundene beklemmende Stimmung vermittelt der EAR ganz exzellent. Auch die tonale Wiedergabe der einzelnen Instrumente, beispielsweise der hölzerne Ton der Klarinette, wirkt absolut lebensecht. Super!


Eine Eigenschaft konnte ich bisher bei allen Geräten von Paravicini feststellen: Sie können alle Musik machen. Musik soll menschliche Emotionen wecken und der Maestro weiß offenbar genau, wie das geht. Man schaltet ein und kann sich auf den eigentlichen Zweck dieser Gerätschaften konzentrieren, nämlich auf das, was die Musiker zu bieten haben. Damit will ich nicht auf die alte Diskussion musikalisch gegen analytisch hinaus: Die eine Fraktion konnte zwar Musik machen, es fehlte aber die Hälfte an Informationen und bei der anderen war zwar alles da, aber das Ganze war nur bedingt anhörbar. Von jedem der beiden Extrema ist der EAR868 weit entfernt, das Gerät ist tonal sehr gut ausbalanciert.

Der Hersteller der Röhren ist nicht mehr erkennbar, sie sind mit dem Firmenlogo gelabelt
Der Hersteller der Röhren ist nicht mehr erkennbar, sie sind mit dem Firmenlogo gelabelt

Der 868 ist mehr volltönend, ein Musiker würde sagen sonor. Damit bekommt man eher die Illusion, Musiker aus Fleisch und Blut vor sich zu haben und keine Gespenster. Letztere können vielleicht dem einen oder anderen den Eindruck ultimativer Auflösung vermitteln, trotzdem handelt es sich dabei natürlich nur um eine Verschiebung der tonalen Balance. Der 868 klingt auch nicht euphonisch warm, alles in Watte gepackt, wie man es manchmal bei Röhrenvorstufen hören kann. Er besitzt aber die Röhren-typischen Mitten, die ein transistorisiertes Gerät üblicherweise nicht bieten kann. Wenn der 868 auf den hauseigenen Gummifüßen steht, wirkt der Bass etwas runder und voller, nimmt man andere Füße, beispielsweise die Pucks von Finite Elemente, wird alles straffer und aufgeräumter. Allerdings auch etwas weniger flüssig und manchmal mit etwas anstrengenderem Hochtonbereich. Letztlich eine Geschmacksfrage und natürlich von den restlichen Komponenten abhängig. Die allerbesten Ergebnisse konnte ich mit der LeadingEdge Basis der Firma Kaiser erreichen. Mit dieser extrem gut durchdachten Konstruktion konnte der EAR noch einmal deutlich zulegen und das ohne „Nebenwirkungen“.

In den letzten Jahren wurden die Geräte immer mehr in Richtung „der verstärkende Draht“ entwickelt, mit ultimativer Neutralität und Auflösung. Und teilweise ultimativer Langeweile. Trotzdem können die Fans der ultimativen Auflösung dem 868 noch enorm viel an Finesse entlocken, indem sie den Standardröhrensatz gegen einen guten Satz NOS Röhren tauschen. Dies konnte ich an dem 912 bei Dirk Sommer relativ einfach nachvollziehen und das ist auch keine neue Erkenntnis. Wobei die mitgelieferten Röhren völlig in Ordnung sind, nur geht es halt noch besser.

Eher rustikale Verlegung der Kabel, auf den Klang hat das aber keinen Einfluss.
Eher rustikale Verlegung der Kabel, auf den Klang hat das aber keinen Einfluss.

Auch bei den „Nebensächlichkeiten“ macht der EAR 868 einen sehr professionellen Eindruck, er rauscht nicht, brummt nicht, verzerrt nicht und macht auch sonst keinerlei Sperenzchen. Irgendwelche negativen Eigenschaften? Auch wenn es mir keiner glaubt, ich habe während des Testbetriebes nichts gefunden. Nicht einmal irgendeinen klitzekleinen britischen Spleen. Eigentlich schon schade.

Unserem Fotografen ist es wieder gelungen, die Fernsteuerung im allerbesten Licht erscheinen zu lassen! Funktionsfähig ist hierbei allerdings nur die Lautstärkeregelung, die Kanäle lassen sich nicht auf diesem Wege schalten.
Unserem Fotografen ist es wieder gelungen, die Fernsteuerung im allerbesten Licht erscheinen zu lassen! Funktionsfähig ist hierbei allerdings nur die Lautstärkeregelung, die Kanäle lassen sich nicht auf diesem Wege schalten.

Statement

Mit dem EAR 868 bekommen wir von Tim de Paravicini einen voll ausgestatteten Vorverstärker mit professionellen Wurzeln. Das Gerät klingt hervorragend, ist solide gebaut, was will man eigentlich mehr?
Gehört mit
Digitallaufwerk Ayon CDT
D/A Wandler Borbely Audio
Laufwerk Apolyt
Tonarm Triplanar
Tonabnehmer Clearaudio Goldmund, Van den Hul Grashopper
Vorstufe Shindo Monbrison
Endstufe Thomas Mayer 211SE ELROG, 6HS5 PSE, Shindo Cortese
Lautsprecher WVL 100i, Ancient Audio Studio Oslo
Kabel Audio Consulting Reference RCA, Swisscables Reference NF, Swisscables Reference LS, Auditorium23 LS, Swisscables Reference Netz

 

Herstellerangaben
EAR 868
Max. Ausgangspegel 5 V
Verstärkung 17dB
Ausgangsimpedanz 600 Ohm
Rauschabstand (Line) 90dB
Röhren 4 x PCC88
Abmessungen (B/H/T) 380 x 125 x 305 mm
Gewicht 9 kg
Preis 5.434 Euro (868 PL)
4.081 Euro (868L, nur Line)
Hersteller Yoshino Ltd.
Huntingdon
Cambridgeshire, England

 

Vertrieb
EAR Yoshino
Ansprechpartner Lothar Mertens
E-Mail info@ear-yoshino.de
Web www.earyoshino.com

Weitere Informationen

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Donnerstag, 03 April 2014 02:00

digital-highend Higoto GmbH

Vertrieb
digital-highend Higoto GmbH
Anschrift Isenbergstraße 20
45130 Essen
Telefon +49 201 832 5825
E-Mail info@digital-highend.com
Web www.digital-highend.de

Bob Marley, Namenspatron des neuen Kopfhörerverstärker von M2Tech, ist eine Musikerlegende, die zwangsläufig Assoziationen weckt: Pioneer des extrem tanzbaren Reggae, die grün-gelb-rote Farbe der Rastafari und natürlich der süßliche Rauch von Marihuana

Angesichts dieser Bilder im Kopf war ich einigermaßen überrascht – und zwar durchaus positiv –, ein Gerät mit kühler Ästhetik aus der Verpackung zu schälen. Denn gutes Design entsteht aus Verzicht, dachten sich die italienischen Macher und beherbergten die Elektronik in einem schnörkellosen solidem Aluminiumprofil, kombinierten dazu eine schwarze scheinbar schlichte Front mit nur einem Taster und einem Dreh-Drückrad.

Eingepasste schwarze Lochgitter auf der Ober- und Unterseite garantieren den verwendeten Schaltungen die nötige Luft zum Überleben, einen entsprechenden Bedarf nach Wärmeabfuhr signalisieren schon die technischen Daten mit einer maximalen Leistungsaufnahme von 30 Watt.

Mag das tadellos verarbeitete Gehäuse äußerlich schon fast asketisch wirken, das Ausstattungspaket, das Chefentwickler Marco Manunta für den Marley geschnürt hat, ist es gewiss nicht. Und so geht es auf der klar strukturierten Rückseite etwas gedrängter zu: Zwei Quellen können hier ebenso verkabelt werden, wie ein Pärchen Kopfhörer, die mit dem klassischen 6,3mm Klinkenstecker ausgestattet sind.

Vorne Askese, hinten die pralle Ausstattung
Vorne Askese, hinten die pralle Ausstattung

Natürlich gibt es einen im Pegel ungeregelten „Tape out“, aber auch einen geregelten „Line out“, der den Marley zur puristischen Vorstufe aufwertet. Eine elektrische Heimat findet zudem die kleine, aber umso illustere Schar der Kopfhörer mit Stecker zum symmetrischen Anschluss. Komplettiert wird das Ensemble der Buchsen durch zwei Anschlüsse für ein externes Netzteil. Die „Kleine“ koppelt das beiliegende Steckernetzteil mit dem Verstärker, damit habe ich auch gehört. Der 4-polige XLR-Anschluss ist einem größeren, voraussichtlich im Frühsommer 2014 erhältlichen, Kraftspender mit dem schönen Namen „Van der Graaf Gene­ra­tor“ vorbehalten.

Mit hinreichender Länge gesegnet verbindet die Zuleitung des Netzteil den Headamp mit dem Stromnetz, ein kurzer Druck auf den Taster und mitten auf der vermeintlich schwarzen Front erstrahlt ein großzügiges blaues Display. Mit der artgerechten Nutzung des Dreh-Drücksteller lässt sich nun der komplette Ausstattungsumfang erkunden. Die Helligkeit der Anzeige, die Laufzeit der automatischen Abschaltung, die Kanalbalance(!), das Format der Lautstärkenanzeige, all das kann nun individuell elektronisch konfiguriert werden und zwar, ohne dass ein Blick in die beiliegende (englische) Betriebsanleitung zwingend nötig wäre.

Die Grundfunktionen, Wahl des Eingangs und die Volumeneinstellung, werden auf der obersten Ebene des Menüs angezeigt und justiert. Hier können die beiden unsymmetrischen Kopfhörerausgänge mittels zweier I´s von Texas Instrument getrennt voneinander abgestimmt werden, so das auch „Paare“ mit sehr unterschiedlichen (Lautstärke-)Bedürfnissen vereint Musik genießen können.

Zwei Kopfhörer mit dem klassischen 6,3mm Klinkenstecker können getrennt angeschlossen und geregelt werden
Zwei Kopfhörer mit dem klassischen 6,3mm Klinkenstecker können getrennt angeschlossen und geregelt werden

Class-A Verstärker in doppelter Ausführung, von M2Tech als Dual Drive Technologie bezeichnet, bilden das, soviel sei schon verraten, kraftvolle Rückrat für diesen parallelen Betrieb unterschiedlicher Hörer. Allerdings entfällt dieses Feature, sobald vom „Dual Single-End“ auf den „Balanced“ Modus umgeschaltet wird, denn nun wird klangfördernd von beiden Verstärkerzweigen gemeinschaftlich einzig der symmetrische Ausgang befeuert. Angesichts der vielfältigen elektronischen Optionen erlaube ich mir an dieser Stelle einen Wink Richtung Süden zusenden. Bitte erweitert die Schaltzentrale Eures Marley um einen Infrarotempfänger und legt eine Fernbedienung bei. Couch-Potatos wie ich werden es Euch auf ewig danken.

Bei der Integration in das bestehende Set-Up positioniere ich den Italiener zwischen Streamer und Endstufe, so dass er, neben seiner eigentlichen Arbeit als Energiespender für die kleinen Schallwandler, nun auch den Part der regulierenden Vorstufe übernimmt.


Nach dem Einschalten heizen sich die Schalkreise zügig auf, derweil ein Hinweis im Display um Geduld bittet. Sobald die Betriebsbereitschaft erreicht ist, wird ersichtlich, warum an temperaturausgleichenden Belüftungen nicht gespart wurde: Der Marley wird warm wie die jamaikanische Sonne – ein Punkt, der bei der Platzierung bedacht werden sollte. Und wo wir schon beim Thema Platzierung sind: Die rückwärtige Installation der Kopfhöreranschlüsse sollte bei der Auswahl des Standortes ebenso bedacht werden.

Hier entsteht Wärme und Musik
Hier entsteht Wärme und Musik

Gar nicht warm und behäbig fluten hingegen die ersten Takte aus den Lautsprechern und zerstören damit die nächste vorurteilsbeladene Gedankenverbindung in meinem Kopf. Bobs Namensvetter baut als Vorstufe eingesetzt vor den Hörern eine große imaginäre Bühne auf, die mehr breit als tief ist. Ein robust treibender, aber nicht aufgedickter Bass bildet ein stabiles klangliches Fundament, das von feinen Mitten genutzt wird. In den obersten Lagen dominiert der Wunsch nach stressfreien Hörgenuss über das allerletzte Quentchen an Offenheit. So beeindruckt Marleys Vortrag als PreAmp, zumal er rauschfrei und mit hinreichender Verstärkung agiert. Nun gilt es, mit einem Grado PS 1000 Kopfhörer und meinen Sennheiser HD 800 seine eigentlichen Tugenden zu ergründen.

Das auf Wunsch „unsichtbare“ Display signalisiert den jeweiligen Betriebsmodus
Das auf Wunsch „unsichtbare“ Display signalisiert den jeweiligen Betriebsmodus

Hineingeboren in eine völlig zerrüttete Familie erblickte Inge Brandenburg 1929 das Licht der Welt. Trotz oder gerade wegen des Schmerzes der ersten Jahre wurde sie nach dem zweiten Weltkrieg die vielleicht beste deutsche Jazzsängerin. Eines Ihrer Meisterstück ist „Lover Man“. In der etwas faserig produzieren Aufnahme hält der Headamp von M2Tech das Gefüge der Musiker fest beisammen und stemmt sich damit zugunsten des Melodieflusses gegen die überengagierten Tontechniker. Die leicht hallig aufgenommene Stimme von Inge wird lebensecht mit allen Details ihrer ganz eigenen Art der Phrasierung nachgebildet.

Außen wie Innen, effizientes und modernes (Platinen-) Design
Außen wie Innen, effizientes und modernes (Platinen-) Design

John Eliot Gardiners Produktion der Zauberflöte hat zu Recht einen legendären Ruf. Im ersten Akt intoniert Gerald Finley als Papageno wunderbar die Arie „Der Vogelfänger bin ich ja“. Herrlich öffnet sich der Raum, die Streicher und die Stimme werden glockenklar, ohne Schärfe und fein verästelt reproduziert. Bühnengeräusche, die über die Lautsprecher praktisch nicht wahrnehmbar sind, runden das Hörerlebnis ab. Bei dieser Aufnahme konnte insbesondere der Grado PS 1000 mit seiner feinen Hochtonauflösung im Verbund mit dem Marley punkten. Schon sehnsüchtig erwartet, erreicht mich während des Testes die LP-Box Le nozze di figaro, eine Neueinspielung des jungen Dirigenten Teodor Currentizis. Ganz ohne zeitlich Limitierung konnte der Grieche mit seinen von ihm gegründeten Orchester in dem östlich von Moskau gelegenen Opernhaus in Perm eine außergewöhnliche Aufnahme erschaffen. Die Kulturredaktionen der Republik goutieren, wie euphorisierte Besprechungen belegen, den getriebenen Aufwand. Aber auch der audiophile Hörer kann sich an der ausgezeichneten Aufnahme erfreuen.

Machtvoll, gleichzeitig konzentriert werden die Schwingspulen von Sennheiser und Grado angeregt, jedwede abträgliche Schönfärberei ist dem Marley fremd. Folgerichtig gibt es keine Überraschungen bei dem Vergleich von hochaufgelösten Dateien mit Ihren Korrelaten in CD-Qualität. Das mehr an Daten wird eins zu eins in mehr Finesse, mehr Musik umgesetzt.


Alben der Musiker Porcupine Tree sind für Freunde des Prog-Rock ein Ereignis. Mastermind Steven Wilson hat mit seinen Stachelschweinbaum insbesondere auf dem Album In Absentia ein Feuerwerk musikalischer Ideen gezündet, wobei die Dynamik der Aufnahme über die klangliche Raffinesse dominiert. Macht nichts, bei „Blackest Eyes“ gilt es, die Leistungsfähigkeit des Kopfhörerverstärker auszuloten. Mühelos können dank der erreichbaren Lautstärke Schäden im feinen Zusammenspiel von Trommelfell, Hammer, Amboss und Steigbügel mit beiden Hörern verursacht werden. Grados PS 1000 macht es dabei dem Marley mit seinen höheren Wirkungsgrad sogar noch etwas einfacher. Überhaupt gibt seine Neutralität den angeschlossen Kopfhörern den Raum, ihre eigene Klangcharakteristik zu entfalten.

Im Frühsommer 2014 kann der Headamp statt mit dem beiliegenden Steckernetzteil auch mit einem größeren Netzteil befeuert werden
Im Frühsommer 2014 kann der Headamp statt mit dem beiliegenden Steckernetzteil auch mit einem größeren Netzteil befeuert werden

Mit geradezu magischem Einfluss zieht es mich seit Beginn des Test zum Longplayer Babylon By Bus, das Bob Marley mit den legendären The Wailers 1978 live einspielte. Ganz ohne Zauberei beginnt der rechte Fuss bei „Exodus“ zu wippen, Erinnerungen aus lang zurückliegenden Zeiten auf der Tanzfläche durchfluten angenehm die Synapsen _ gibt es ein besseres Urteil über Musikreproduktion?

 

Statement

Die konsequente Nutzung seines elektronischen Gehirns ermöglicht dem Marley einen für einen Kopfhörerverstärker ungewöhnlich großen praxisgerechten Ausstattungsumfang, wobei der simultane, aber individuell justierbare Betrieb zweier Hörer besonders hervorzuheben ist. Souverän und edel das Klangbild, feinste Strukturen im Programm werden en detail in einem großen Raum aufgefächert. Marleys Art der Reproduktion lädt zu langen und auf Wunsch sehr intensiven Musiksessions ein …und ganz wichtig: so richtig groovenden Reagge kann er auch!

 

Gehört mit
Computer Audio NAS-Laufwerk Qnap TS 109 / Minim Server / UpnP Kontroll Linn Kinsky
Laufwerk AMG
Tonarm AMG
Tonabnehmer Ortofon black, Grado Reference, Benz Ruby
Phonoentzerrer Trigon Vanguard II & Volcano III
Netzwerkspieler, Vorverstärker Linn Majik I DS
Endverstärker Linn Majik 2100
Lautsprecher Audio Physic Sitara 25
Kopfhörerverstärker Lake People G 100
Kopfhörer Sennheiser HD 800, Grado PS 1000
Kabel Linn NF, Naim Audio Lautsprecherkabel, Netzleiste Music Line
Möbel Phonosophie Tripod

 

HERSTELLERANGABEN
M2Tech Marley
Typ Kopfhörerverstärker für zwei Kopfhörer, Vorverstärker für zwei Quellen
Kopfhörerausgang 4 W RMS / 8 Ohm
Verzerrungen < 0,003 %
Frequenzbereich 3 Hz - 50.000Hz
Einstellbereich Balance +/- 6 dB (1 dB Steps)
Einstellbereich Lautstärke -78 dB bis 0 dB (1 dB Steps) / Muting -20 dB
Eingänge RCA/Cinch-Buchsen
Eingangs Impedanz 40.000 Ohm
Kopfhörer Ausgang zwei 6,3 mm Klinkenbuchsen / unsymmetrisch
eine 4 polige-XLR Buchse / symmetrisch
Ausgang fixed 1 X Cinch
Ausgang geregelt 1 x Cinch
Stromaufnahme Standby 0,2 Watt / max 30 Watt
Abmessungen (H/B/T) 50/200/200mm
Gewicht 2 kg
Preis 1250 Euro
Lieferumfang 9 Volt Steckernetzteil

 

VERTRIEB
digital-highend
Anschrift Isenbergstraße 20

45130 Essen
Telefon 0201 832 58 25
E-Mail info@digital-highend.com
Web www.digital-highend.de

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Nach längerer Sommerpause, in der ich meine freie Zeit mit Gartenarbeit, Sport und ähnlichem zugebracht habe, ging es im September mit dem Testen wieder los. Es erreichte mich ein sehr schweres Paket, das aus dem Winter kam. Sie fragen sich jetzt bestimmt: Hat der Autor einen Sonnenstich vom langen Aufenthalt draußen in der Sommersonne?


13-10-18 Perreaux-250i 002
Nein, der Perreaux éloquence 250i Vollverstärker hat eine weite Reise hinter sich. Der französische Name lässt es nicht unbedingt vermuten, aber Perreaux wird seit nun fast 40 Jahren auf der anderen Seite der Erde in Neuseeland gefertigt. Da war bekanntlich im September noch Winter. Seit Juli diesen Jahres wird Perreaux hier bei uns von Genuin Audio in Cottbus vertrieben. Herr Wendt war so freundlich, uns den Vollverstärker Perreaux éloquence 250i, ausgerüstet mit den beiden Optionen MM/MC Phonostufe und D/A- Wandler, zur Verfügung zu stellen.

Was fällt beim Auspacken als erstes auf? Genau, das eben schon erwähnte hohe Gewicht von rund 25 Kilogramm. Das ist im Wesentlichen auf das massive Gehäuse und auf einen riesigen Ringkerntrafo mit 1.000 VA zurückzuführen. Der ist thront mitten im Gerät und  wird von jeweils vier auch nicht gerade kleinen Elkos auf jeder Seite flankiert Die Seitenwände sind als Kühlkörper ausgeführt, an die MOSFETs von Toshiba angedockt wurden. Ausgefuchste MOSFET-Schaltungen waren von Beginn an die Spezialität und das Markenzeichen von Perreaux. Dazu aber später beim Hörtest mehr. Sie lesen sicher schon heraus, dass es sich hier um Verstärkerbau vom feinsten handelt.

Unter dieser Platine mit Treiberstufe sitzen die MOSFET-Endstufentransistoren
Unter dieser Platine mit Treiberstufe sitzen die MOSFET-Endstufentransistoren

Das Äußere erinnert mich in seiner schlichten Eleganz ein wenig an meine AVM Geräte. Silberne zwei Zentimeter dicke Alu-Frontplatte, links der Power-Knopf, in der Mitte ein nicht zu übersehender Lautstärkesteller und rechts ein auch vom Hörplatz aus gut abzulesendes blaues Display, darunter einige kleine Taster für die Menüauswahl, darunter wiederum Klinkenbuchsen in 3,5 Millimeter für einen MP3-Player und in 6,5 Miliimeter für Kopfhörer. Das war’s. Ich kam auf Anhieb auch ohne Bedienungsanleitung mit den Einstellungen zu Recht. Auf der Rückseite erkennt man sofort den Doppel-Mono-Aufbau: Lautsprecherterminals für zwei Paar Boxen, Cinch-Eingänge und der symmetrische XLR Eingang sind erkennbar weit auseinander liegend jeweils links und rechts außen angeordnet. Das sieht alles sehr geordnet und durchdacht aus. Zwischen den Eingängen sitzt mittig angeordnet der große Kippschalter zum Start der Stromversorgung, darunter der Netzanschluss. Da mein Testgerät mit dem optionalen DAC Modul ausgestattet war, gibt es auch noch zwei digitale 75 Ohm BNC-Eingänge, zweimal Toslink und einen USB-Eingang. Die Koax-Varianten dürfen den bestens beleumundeten BurrBrown Wandler dahinter mit 24bit/192kHz versorgen. Der USB-Eingang verdaut leider nur 16bit/44kHz. Hier würde ich mir zukünftig einen modernen asynchronen USB-Eingang wünschen, der ebenfalls hoch aufgelöstes Musikmaterial bis zu 24bit/192kHz verarbeiten kann. Der eingesetzte Wandler ließe dies jedenfalls problemlos zu. Es stehen im Übrigen zwei Filtervarianten zu Verfügung. Ein klassisch ausgelegtes steilflankiges Filter und ein impulsorientiertes mit leichtem Höhen-Roll-Off.

Einfacher Menüaufbau, auch vom Hörplatz aus gut ablesbares Display
Einfacher Menüaufbau, auch vom Hörplatz aus gut ablesbares Display

 

Weiter zum Innenaufbau, von dem ich ja weiter oben schon ein wenig berichtet habe. Der Vorverstärker arbeitet in Class-A-Technik mit eigener 35-VA-Stromversorgung und steuert die in konventioneller A/B-Technik arbeitenden Endstufen an, die mit MOSFETs bestückt sind und satte 2 x 250 Watt Dauerleistung an 8 Ohm abliefern können. Weiterhin ist mein Testexemplar auch mit der optionalen Phonostufe versehen, die MM- und MC-fähig ist.

Der Dual-Mono-Aufbau des Perreaux ist gut an der Anordnung der Eingänge auf der Rückseite zu erkennen
Der Dual-Mono-Aufbau des Perreaux ist gut an der Anordnung der Eingänge auf der Rückseite zu erkennen

Genug der Vorrede. Nachdem der vom deutschen Vertrieb schon eingespielte Perreaux sich 24 Stunden in meinem Hörraum akklimatisieren hatte, ging es endlich los mit dem Hören. Als erstes habe ich meinen CD-Player mit den symmetrischen XLR Eingängen verkabelt. Parallel habe ich ihn auch an den internen DAC des Perreaux über eine 75 Ohm Koax-Verbindung angeschlossen. Da sich die Eingänge auspegeln lassen, war ein guter Vergleich der beiden Wandler möglich.

Hier sind schön die Eingänge der beiden optionalen Module éDACund éPhono zu erkennen
Hier sind schön die Eingänge der beiden optionalen Module éDACund éPhono zu erkennen

Was als Erstes auffiel? Der wuchtige abgrundtiefe, aber gut strukturierte Bass. Es „überfiel“ mich förmlich ein enorm kraftvolles, großes Klangbild. Der Perreaux ließ keinen Zweifel aufkommen, dass er für jede Situation genügend Leistung unter der Motorhaube hat. Verglichen mit dem Automobilbau, würde ich sagen, es handelt sich um einen veritablen Achtzylinder. Stimmen wurden wunderbar körperhaft abgebildet. Darüber entfaltete sich ein feiner, nie aufdringlich wirkender Hochtonbereich. Wenn ich es nicht besser wüsste, hätte ich in einem Blindtest garantiert auf einen Röhrenverstärker getippt! Ja, es blieb auch während des gesamten Testbetriebs dabei. Der Perreaux éloquence 250i ist so nah am Röhrenklang wie kein Vollverstärker vor ihm in meinem Hörraum. Ausgezeichnet hören konnte ich das mit meiner musikalischen Neuentdeckung Gregory Porter „Liquid Spirit“ – hier als CD gehört, gibt es aber auch als Hochbitversion bei highresaudio.de. Gregory Porter klang über den Perreaux im besten Sinne analog!

Der spiegelsymmetrische Aufbau gruppiert sich um den 1.000-VA-Trafo
Der spiegelsymmetrische Aufbau gruppiert sich um den 1.000-VA-Trafo

Der beschriebene Grundcharakter zeichnet genauso das optionale Phono-Modul aus. Bleibt noch der angekündigte Wandler-Vergleich. Da wurde es schwierig: Wenn ich mit der Fernbedienung umgeschaltet habe, ohne hinzusehen, welcher Eingang gerade lief, fiel mir die Unterscheidung enorm schwer. Es sind wirklich Nuancen gewesen, bei denen ich mir manchmal nicht sicher war, ob ich sie mir nicht eingebildet habe. Hier gab es ein glattes Unentschieden zwischen dem integrierten Wandler des AVM und der Platine des Perreaux. Der Klangeindruck wurde in beiden Fällen vom warmen, Bass-starken und leistungsstrotzenden Charakter des 250i dominiert. Und den verleugnet auch der Kopfhörerverstärker nicht: Mein nicht ganz einfach zu treibender AKG K701 bekam ohrenfällig mehr als genügend Antriebsleistung. Der AKG quittierte das mit einem Klangbild, das ich sonst nur von externen Kopfhörerverstärkern kenne. Eine tolle Leistung!


Die DAC-Platine ist eine Option zum Preis von 1.000 Euro
Die DAC-Platine ist eine Option zum Preis von 1.000 Euro

 

 

STATEMENT

Sie liebäugeln mit einem Röhrenvollstärker, machen sich aber Gedanken um Langzeitkonstanz und Leistung? Sie besitzen auch einen hochwertigen Kopfhörer? Dann dürfte der Perreaux éloquence 250i für Sie die erste Wahl sein. Damit können Sie es guten Gewissens auch mal krachen lassen!
GEHÖRT MIT
Vollverstärker AVM A3NG
CD-Player AVM CD3NG
Lautsprecher Myro Rebell, Quadral Platinum M50
Phono-Preamp Otto-Musikant
Plattenspieler Musical-Life Jazz Reference
Tonarm Musical-Life Conductor Vocalitas
Tonabnehmer Musical-Life Denon DL 103
Kabel Inakustik Black & White NF und LS 1202, Whitezombieaudio Zeropointzero XLR Reinsilber Kabel, Sommer Epilogue NF, Audioquest Digital Audio Carbon USB, Audioquest Wild Digital S/PDIF, Vovox link direct SD AES/EBU

 

HERSTELLERANGABEN
Vollverstärker Perreaux éloquence 250i
Leistung pro Kanal 250W/8 Ohm, 500W/4 Ohm
Frequenzgang 5Hz bis 60kHz +0,00dB, -0,50dB
Dämpfungsfaktor 800 bei 1kHz, 250W/8 Ohm
Fremdspannungsabstand besser als 98dB
Eingangsimpedanzen XLR 22kOhm, Cinch 12 kOhm
Kopfhörer-Verstärker Leistung 1,0W/32 Ohm, 150mW/300 Ohm
 
éDAC Modul
Digitaleingänge 2 SPDIF Koax (BNC), 2 Toslink, 1 USB (Typ B)
Samplingraten 32, 44,1, 48, 88,2, 96, 176,4 und 192kHz (Koax, Toslink), 32, 44,1 und 48kHz (USB)
Fremdspannungsabstand > 115dB
 
éPhono Modul
Eingangsimpedanzen MM 47 KOhm, MC 100 Ohm
Eingangskapazität 22pF
Verstärkung MM 40dB, MC 60dB
RIAA Entzerrung ±0.5dB, 20Hz-20kHz  
   
Abmessungen (B/H/T) 426/149/344 mm
Gewicht 25 kg
Gehäuse Frontplatte silber, Seiten und Deckel schwarz
Garantie 2 Jahre
Preis Perreaux èloquence 250i 8.300 Euro
Preis éPhono 500 Euro (optionale Platine)
Preis éDAC 1.000 Euro (optionale Platine)

 

VERTRIEB
Genuin Audio Vertrieb
Anschrift Inh. Thomas Wendt
Byhlener Straße 1
D - 03044 Cottbus
Telefon +49 (0) 355 38377808
Mobil +49 (0) 171 6213337
E-Mail thomas.wendt@mac.com
Internet www.genuin-audio.de


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