Den Berlin-Besuch mit meiner Familie Mitte letzten Jahres habe ich noch in bester Erinnerung: Sehr gutes Essen, vorzügliches Bier und einige wirklich coole Leute beim Besuch der Firma Straussmann. Daher hat mich Andreas Krebs' beiläufige Bemerkung beim Transport seiner Lautsprecher zu mir in den dritten Stock, er sei erst einmal in Berlin gewesen und wisse nicht nicht einmal, wann genau das gewesen war, ziemlich gewundert. So etwas gibt es offensichtlich auch. Vielleicht hat er seinen Platz auf der Erde ja in seiner Heimat in Trautskirchen nördlich von München gefunden und braucht keinen anderen mehr. Andreas ist von Beruf Fotograf und arbeitet auch noch als solcher, widmet sich aber vorrangig der Montage und dem Vertrieb von Langerton Configurations Lautsprechern. Aber er ist nicht ihr Entwickler, das ist Norbert Heinz' Aufgabe. Walter Langer, nach dem die Firma benannt wurde, ist ebenfalls in das Projekt involviert. Andreas und Walter kamen an einem kalten Mittwoch im Oktober letzten Jahres zu mir, als ich gerade in den Nachrichten die Warnung vor dem Sturm „Christian“ hörte, der über Deutschland tobte. Ich befürchtete, dass sie deshalb nicht kommen könnten, aber sie trafen wie verabredet ein.
Ich war neugierig, wie sie überhaupt auf mich gekommen waren. Die Antwort erwies sich als einfacher als gedacht und zeigte gleichzeitig, wie viele verschiedene Dinge im Audio-Business miteinander verwoben sind. Walter, der sich um die Testberichte kümmert, hatte einmal meinen Test der Ascendo System ZF3 SE Lautsprecher gelesen, in dem er alles fand, was man über sie wissen sollte, sowohl als Entwickler als auch als Audiophiler. Und er wusste genau, wonach er suchen musste, denn er hat jahrelang als freier Lautsprecher-Entwickler für deutsche Hersteller gearbeitet, so auch für Ascendo. Daher kannte er die ZF3 SE in und auswendig. Eines Tages bekam ich von Andreas eine E-mail mit einer Einladung nach Trautskirchen, um mir dort Lautsprecher anzuhören. Ich lehnte aus Zeitmangel höflich ab, schlug aber vor, dass sie stattdessen mich besuchten. Ich habe leider zu spät erkannt, was mir da entgangen ist. Als ich das Schloss und die Stadt, in der es liegt, in google betrachtete, habe ich meine Absage wirklich bedauert: Die Region ist eine Bier-Gegend, ein Ort, an dem man gut essen und gute Getränke bekommen kann. Und die Stadt selbst sieht aus wie aus einem Märchen. Aber noch ist nicht alles verloren, wie Sie im Folgenden herausfinden werden. Doch arrangierten wir erst einmal die Einzelheiten für Andreas' Besuch in Krakau.
„Sehr geehrter Herr Pacula,
wenn Sie mich in meinem Showroom besuchen möchten, können Sie dies gerne mit Ihrer Familie tun. Hier gibt es ein nettes Hotel nur einige Minuten entfernt. Der Flughafen Nürnberg ist nur 45 Kilometer entfernt. Bitte zögern Sie nicht zu kommen, wann immer es Ihnen passt. Ich würde mich freuen, Sie hier bei nächster Gelegenheit willkommen heißen zu können. Ich gebe gerne zu, dass ich froh wäre, wenn der Test so schnell wie möglich stattfinden könnte, da im Herbst die beste Saison für Geschäfte beginnt und eine Saison mit guten Tests besser ist als eine ohne, (Ich habe festgestellt, dass sich der Markt in den letzten zehn Jahren stark verändert hat; jetzt dreht sich alles um Tests, und nur sehr wenige Leute nehmen sich die Zeit zu hören und zu vergleichen) und Sie besitzen eine sehr gute Reputation in der Hifi-Szene. Ich habe die Entfernung zwischen Trautskirchen und Krakau mit google ermittelt und herausgefunden, dass es etwa 850 Kilometer oder siebeneinhalb Stunden Fahrzeit sind. Wenn Sie also unsere Lautsprecher testen möchten – unabhängig davon, ob Sie es schaffen nach Trautskirchen zu kommen oder nicht –, können wir sie Ihnen nach Krakau bringen. Und machen Sie sich keine Sorgen wegen der dritten Etage, wenn Sie die Configuration 217 auswählen: Die ist nicht so groß und schwer wie die Configuration Duo Capable, so dass ich keine Bedenken habe, die Lautsprecher nach oben zu bringen. Hier noch einige zusätzliche Fakten zu Langerton: Wir sind gleichzeitig eine sehr neue und sehr alte Firma. Neu, weil Langerton erst vor einem Jahr gegründet wurde. Die hifideluxe 2013 in München war unser erster öffentlicher Auftritt. Alt, weil Norbert Heinz, der Leiter unser Forschungs- und Entwicklungsabteilung schon seit etwa 30 Jahren einer der führenden Köpfe in der Lautsprecher-Industrie ist. Er war der Gründer von Ascendo und verließ die Firma im vergangenen Jahr, um sich wieder allein auf Forschung und Entwicklung konzentrieren zu können. Da wir einander ebenfalls etwa seit 30 Jahren kennen, bat er mich, ein Produktionsstätte ohne jegliche Kompromisse aufzubauen und mich um den Showroom, den Verkauf und das Marketing zu kümmern. Ich bin sehr glücklich über das Vertrauen, das er in mich setzt, und mag diese Herausforderung, da Musik unsere erste Liebe war und wir beide in unserem Streben nach Perfektion geradezu fanatisch sind.
Andreas B. Krebs“
Puh, was für eine Menge an Informationen! Zumindest helfen sie, die auffällige Ähnlichkeit der Configuration 217 mit den Ascendo-Produkten zu erklären. Die Duo Capable unterscheiden sich davon übrigens recht deutlich. Die Lautsprechersäulen, die zu mir kamen, waren relativ leicht zu transportieren, da sie aus zwei Teilen bestehen: einem Tief-Mittelton- und einem Hochton-Modul. Das Konzept der phasenrichtigen Anordnung der Chassis abhängig vom Abstand und Winkel der Sitzposition ist nicht neu. Es wird von vielen Herstellern verwendet wie beispielsweise Goldmund in der Schweiz (www.goldmund.com) oder Wilson in den USA (www.wilsonaudio.com). Aber es war Ascendo, das es im Bewusstsein der Audiophilen verankerte: Der hübsche, neu konstruierte Mechanismus zur präzisen Ausrichtung der Chassis zueinander spricht Verstand und Gefühl gleichermaßen an. Das Modell 217 bietet ebenfalls die Möglichkeit, das Hochtonmodul auszurichten, allerdings auf eine einfachere Art – es steht auf dem Bassmodul und kann vorwärts und rückwärts bewegt werden. Wir beginnen mit der Standardposition, bei der das Hochtonmodul sechs Zentimeter gegenüber dem Tieftönergehäuse nach hinten versetzt ist. Von diesem Punkt aus sollten die Experimente beginnen. Man sollte sich auch die Zeit nehmen, den richtigen Winkel zu finden, in dem die Lautsprechersäulen angewinkelt werden. Andreas drehte sie so weit nach innen, dass sich ihre Achsen etwa 50 Zentimeter vor meinem Hörplatz kreuzten. Es ergab sich einfach, dass die große Mehrheit aller Standlautsprecher in meinem Hörraum auf diese Art am besten klangen – und das gilt besonders für Monitorlautsprecher.
Kann man über Lautsprecher reden, ohne ihre „Persönlichkeit“ zu erwähnen? Natürlich können wir ganz naiv annehmen, dass es einen Lautsprecher – und auch Elektronik, aber hier geht es ja um ersteren – mit einem perfekt linearen, neutralen Frequenzgang gäbe. Wenn dass Wirklichkeit wäre, würden sie originalgetreu das reproduzieren, was sie vom Verstärkerausgang empfangen. Als Newcomer in der Audio-Welt könnten wir an diesen „heiligen Gral“ glauben – zu unserem Vorteil. Da wir aber nicht in der Lage sind, ihn zu finden, graben wir tiefer und tiefer, lernen verschiedene Bauformen kennen und machen uns mit den Konstruktions-Philosophien verschiedener Hersteller vertraut. Früher oder später muss es dann eine Art Erwachen geben mit Ergebnis, dass wir verstehen, dass es so etwas wie der neutrale Lautsprecher gar nicht existiert. Es gibt nur verschiedene Lautsprecher, die diese oder je Konstruktions-Annahmen verkörpern. Und diese sind das Ergebnis bestimmter Klangvorstellugen und der Kompromisse bei ihrer Umsetzung. Jeder Lautsprecher hat einfach seinen ihm „angeborenen“ Sound, den der Entwickler so gewollt hat. Und deshalb achtete ich so genau auf Walters Bemerkungen, die er bei der Aufstellung der 217 in meinem Raum machte. Die, die mir als die wichtigsten auffielen, bezogen sich auf Abbildung und Raum. Ich schieße wohl nicht zu weit am Ziel vorbei, wenn ich behaupte, Abbildung, Holographie, Bühnendarstellung und aller Elemente, die mit der Wiedergabe des musikalischen Geschehens im Raum zusammenhängen, sind die Manie der Ingenieure von Langerton.
Das erste Album, das Walter aussuchte, war Roger Waters Amused To Death, das von Audiophilen geradezu totgespielt wurde. Allerdings ist das kein Zufall – weder, dass es ausgesucht, noch, dass es zu Tode gespielt wird. Dieses Album ist ein lehrbuchmäßiges Beispiel dafür, wie man aus nur zwei Lautsprecher einen Surround Sound bekommt ohne Definition oder Fülle zu verlieren.
Obwohl die Scheibe sehr verlockend ist, begann ich meine Hörsitzungen nicht damit, sondern mit dem Album 99 der polnischen Band Abraxas. Es wurde im Jahr 2011 als Gold-CD veröffentlicht – nicht remastered, auch wenn es so scheint –, die ich kürzlich gekauft hatte und nun einmal ausprobieren wollte. Das Album wurde in einem Warschauer Studio mit dem selbsterklärenden Namen Q-Sound aufgenommen – ich konnte es allerdings nicht im Internet finden, könnte es sein, dass es es nicht mehr gibt? Und QSound ist eine Surround-Virtualisierung- und Raum-Verbesserungs-Audio-Technologie, die auf Waters' Album angewendet wurde und seinen Sound so spektakulär klingen lässt. QSound Labs haben es entwickelt, sind heute aber vor allem dank ihres Stereo-Effekt-Verbesserungssystem für Handys bekannt.
Damals war das allerdings anders. Da pflegte man mehr Alben mit dieser Technologie aufzunehmen und – abgesehen von Waters – war der bekannteste Musiker, dessen Album das bekannte Logo zierte, Sting. Das trifft auf seine ersten drei Alben zu: Sie wurden mit dem QSound-System aufgenommen, das vierte unglücklicherweise nicht, denn es wurde auf einem digitalen Recorder aufgezeichnet, und QSound war ürsprünglich ein analoges System. Auf Sting werde ich später noch einmal zurückkommen.
Als ich 99 anhörte und zwar ganz speziell die kurzen Zwischenspiele, in denen die Surround-Effekte am intensivsten zum Einsatz kommen, versuchte ich herauszufinden, welche Art von Raum dargestellt wurde und wie er von den deutschen Lautsprechern dargestellt wird. Sich machten es anders als fast alle Lautsprecher, die ich jemals zuhause hatte. Ich denke, ich muss nicht erwähnen, dass sie sehr weiträumig abbildeten: Das kann man sich leicht vorstellen. Trotzdem klingen sie nicht bei allem, was sie wiedergeben, gleich. Während jedes Album, selbst solche in mono, seine eigene, stimmige Umgebung mit einer individuellen, klaren Akustik bekommt, werden deren besondere Merkmale von Album zu Album und oft von Stück zu Stück unterschiedlich dargestellt. Zuvor habe ich nicht einmal bemerkt, dass einige dieser Unterschiede existierten.
Der zweite Teil folgt in Kürze an dieser Stelle …
Was wurde nicht schon alles über Kabel geschrieben und jetzt kommen wir auch noch mit diesem Thema daher! Irgendwie sind viele Leser skeptisch bei Kabeln, die mehr als fünf Euro pro Meter kosten und argwöhnen Betrug. Und die Preisgestaltung bei manchen Edelstrippen ist auch für den gesunden Menschenverstand mitunter schwer zu verstehen. Trotzdem wäre es schon fast fahrlässig für ein HiFi Magazin, Sie nicht über die Qualitäten der Swiss Cables zu informieren.
Die Schweizer haben sich hier einige Gedanken gemacht, was es früher schon einmal gegeben hat und was sich damals bewährt hat. Der innere Aufbau erinnert ein bisschen an die alten Western Electric Kabel und die Ideen, die hierbei verwirklicht wurden.
Allerdings haben sich die Schweizer nicht einfach hingesetzt und eine Rolle Western Kabel anders verpackt, sondern deren Machart galt allenfalls als Anregung. Letztlich sind die Kabel von Grund auf völlig neu konzipiert. Und wie ich erfahren habe von Lumen White Research in der Schweiz; kommt aus der Ecke nicht auch ein genial konzipierter Lautsprecher?
Bereits in den 70-er Jahren hatte Pierre Johannet im französischen High End Magazin L’Audiophile einen Artikel über seine Forschungsergebnisse aus dem nationalen französischen Elektrischen Institut beschrieben. Hier ging es um Signalverzerrungen, die durch elektrische Mikroentladungen an den Leiter-Isolatorgrenzen entstehen, MDI genannt. Diese MDI-Verzerrungen treten bevorzugt bei den heute üblicherweise verwendeten Polymerisolatoren zur Kabelherstellung auf. Diese Erkenntnisse lagen den Technikern von Western Electric damals natürlich noch nicht vor, sondern man hatte in Ermangelung synthetischer Kunststoffe auf vorhandene natürliche Materialien wie Leinen oder Seide zurückgegriffen.
Die Schweizer umgehen diese MDI-Verzerrungen indem sie die Leiter mit einem Gewebe aus Naturfasern isolieren, das zumindest optisch an die von Western Electric verwendeten Geflechte erinnert. Somit dient auch weitestgehend Luft als Dielektrikum. Häufig verwendete Materialien wie Teflon werden hier aus klanglichen Gründen vermieden. Die Kabel sind vergleichsweise leicht, dem Kaliber entsprechend meint man einen Gartenschlauch hochzuheben und hat dann plötzlich einen Bindfaden in der Hand. Gewichtsmäßig natürlich. Die äußere schwarze Hülle ist sehr hart und nur schwer verformbar, wodurch sich die Kabel beim Verlegen hinter den Geräten etwas widerborstig verhalten können.
Bezüglich des Leitermaterials haben sich die Techniker von Swiss Cables ebenfalls etwas einfallen lassen. Zunächst einmal besteht der Leiter aus einer Kupferlegierung, der Leiter wird dann im kontinuierlichen Gießverfahren hergestellt. Es handelt sich also um Solid Core Kabel. Durch das Herstellungsverfahren werden die beim mechanischen Drahtziehen entstehenden Materialverspannungen vermieden. Diese wiederum bewirken Abbrüche an den Korngrenzen, die zu einer Verschlechterung des Signaltransports führen. Hiroyasu Kondo hatte bei seinen Audio Note Kabeln das Leitermaterial jahrzehntelang gelagert, um eben diesen Effekt abzubauen.
Die Erkenntnis, dass die Übertragungsqualität sehr stark von der Kornstruktur des Leiters abhängt und nicht nur vom verwendeten Material, hat sich mittlerweile weltweit herumgesprochen. Deshalb bemühen sich viele Kabelhersteller den Signaltransport durch Cryobehandlungen, oder – wie hier – durch spezielle Legierungen oder andere metallurgische Maßnahmen zu verbessern.
Vereinfacht ausgedrückt bestehen metallische Leiter aus vielen polykristallinen Gefügen, diese wiederum bestehend aus mikroskopisch kleinen Kornstrukturen. Die – unbehandelt – von der Anordnung her dem Signaltransport nicht unbedingt förderlich sind. Durch Legierung mit Fremdmetallen verspricht man sich ein Auffüllen der Kornzwischenräume und damit eine geschlossenere Struktur. Das Ganze ist eine äußerst komplexe Thematik aus dem Bereich der Metallurgie, die den Rahmen dieses Berichts sprengen würde.
So, alles schön und gut, aber was tut sich denn in der Musikanlage mit diesen Kabeln? Anfangs standen mir nur die Netzkabel zur Verfügung, ein passendes NF- und Lautsprecherkabel wurden nachgeliefert. Zunächst hatte ich die Netzkabel an beide Endstufen angeschlossen, einfach aus dem Grund, weil ich hier an die Anschlüsse an der Steckerleiste am besten herankam. Sinnvoller wäre natürlich, mit dem Vorverstärker anzufangen. Interessanterweise hatte aber bereits diese Veränderung einen durchschlagenden Erfolg. Dies ist in meiner Konfiguration sofort und ohne Einspielen zu hören. Die Wiedergabe wird transparenter und wirkt dynamischer. Der Hochtonbereich erscheint zunächst schlanker, fast ein bisschen trocken, was möglicherweise auf das noch nicht eingespielte Kabel hinweist. Die Überlegung war nun, wenn ich jetzt noch weitere Netzkabel anschließe, wird mir das Ganze vielleicht obenrum zu dünn. Andererseits kamen mir dann die viel zitierten Synergieeffekte in den Sinn, mit denen heutzutage jeder Großkonzern irgendwelche unsinnigen Umstrukturierungen zu rechtfertigen versucht.
Also wurde einen Tag später auch noch die Vorstufe mit dem Swiss Cable Reference Netzkabel beglückt. Und zu meiner großen Überraschung spielt die Anlage jetzt harmonisch ausgeglichen und so, wie ich mir das vorstelle. Klingt unlogisch, weiß ich, war aber so! Zudem habe ich jetzt noch einmal einen deutlichen Zugewinn an Klarheit und Dynamik bekommen. Sachen gibt’s! Schließlich geht es hier um kein Kabel, das im Signalweg liegt. So lief das Ganze eine Weile, ich habe mich einfach nur mit Musikhören beschäftigt. Als zufriedener Hörer könnte ich eigentlich mit dem Schreiben aufhören, wenn ich nicht dafür vom Chefredakteur einen Elfmeter bekommen würde. Also habe ich interessehalber nach einer Woche Einspielzeit wieder auf die Version mit den Netzkabeln nur an den Endstufen zurückgesteckt und festgestellt, dass der Hochtonbereich nun wesentlich flüssiger und satter geworden ist. Die etwas schlankere Wiedergabe im Hochtonbereich am Anfang lag also an den uneingespielten Kabeln. Man sollte diesen Effekt nicht außer Acht lassen. Normalerweise denkt man zwar immer, dass hiermit eher das Gehör eingespielt werden soll und das Ganze mehr ein psychoakustischer Effekt ist. Allerdings sollte man sich bei solchen Behauptungen auch ein bisschen mit Psychoakustik auskennen. Tu ich nicht, deshalb bleibt mir nur der pragmatische Weg: Zuhören! Jedenfalls profitieren die Swiss Cables enorm davon, wenn sie schon einmal längere Zeit gelaufen sind. Und sie legen nach mehreren Wochen immer noch zu! Wusste ich aber zu dem Zeitpunkt noch nicht!
Nach einiger Zeit lieferten die Schweizer noch das passende NF- und Lautsprecherkabel nach, sod ass nun die Verkabelung komplett von einem Hersteller kam. Hatte ich auch noch nie! Also wurden als Nächstes noch die restlichen Kabel ausgetauscht. Hier hatte ich eigentlich die übliche Einspielprozedur erwartet, wie bei den Netzkabeln, war aber nicht so. NF- und LS-Kabel fügten sich sofort nahtlos in das gewonnene Klangbild ein. Eine kurze Rücksprache beim Hersteller klärte das Ganze auf: NF- und LS-Kabel werden vor dem Ausliefern eingespielt, mit was auch immer. Netzkabel nicht. Mit dem kompletten Satz an Kabeln gab es jetzt einfach von allem etwas mehr, sie addieren noch einmal mehr Transparenz, Dynamik und Homogenität, wobei die gewonnene Transparenz stets harmonisch in die Musik integriert ist und nie steril wirkt.
Ein Zugewinn an Klarheit kann schnell lästig werden, weil hier etwaige Fehler in der Kette viel deutlicher hervorkommen. Die dazu gewonnene Transparenz bewirkt aber auch, dass man bei sehr geringen Lautstärken noch alle Details hören kann und die Musik sehr präsent und ausdrucksvoll bleibt. Und dies funktioniert mit den Swiss Cables extrem gut!
Ein Härtetest ist für mich immer eine Aufnahme der Musica Antiqua Köln mit Reinhard Goebel. Das Ensemble wurde vor circa 30 Jahren gegründet mit dem Ziel, der historischen Aufführungspraxis möglichst nahe zu kommen. Zur damaligen Zeit noch eine sehr idealistische Bewegung. Jedenfalls können die verwendeten Originalinstrumente für heutige Ohren etwas kratzig klingen, dazu kommt noch die Aufnahmetechnik der Deutschen Grammophon, deren Aufnahmen im Hochtonbereich mitunter etwas spitz klingen können. Wie tut das Ganze nun mit den Swiss Cables? Natürlich wird daraus jetzt keine RCA Living Stereo Aufnahme, aber die Instrumente klingen jetzt viel harmonischer, ohne dass nun irgendetwas beschönigt wird. Der Charakter der Aufnahme bleibt vollständig erhalten, aber es kommt einfach mehr Musik heraus! Klasse!
Als nächstes habe ich eine Scheibe des Art Ensemble of Chicago aufgelegt, Third Decade. Diese Avantgarde-Truppe, im Jahr 1960 gegründet, hatte immer besonderen Wert auf die schwarze Identität der afro-amerikanischen Musiker gelegt. Auch die Musik soll auf die afrikanischen Wurzeln des Jazz hindeuten. Meistens traten die Musiker in voller Kriegsbemalung und afrikanisch inspirierter Kleidung auf. Ein Markenzeichen der Musik ist die Vielfalt der gespielten Instrumente, insbesondere auch bei den verwendeten Percussionsinstrumenten. Bei dieser Platte habe ich insgesamt 70 Instrumente gezählt! Das 1984 eingespielte Album Third Decade stellt gleichzeitig das Ende der Zusammenarbeit mit dem ECM Label dar. Auch ist die Musik nicht mehr ganz so avantgardistisch, oder wie der Bayer sagen würde: vogelwuid. Bei dem ersten Titel „ Prayer for Jimbo Kwesi“ wirkt das Ganze noch entspannt und harmonisch, was sich aber dann schnell ändern wird. Interessant ist hierbei Track 4 mit einer Vielzahl von Percussionsinstrumenten. Nach einem etwas spacigen Kontrabassintro hat der Schlagzeuger dann sämtliche Glöckchen, Cymbals und was weiß ich alles ausgegraben, die nun mit erstaunlicher Präzision und Natürlichkeit ohne hart zu klingen im Raum stehen. Diese Instrumente sind harmonisch sehr komplex und nicht einfach wiederzugeben. Das menschliche Gehör registriert sofort, wenn hier etwas unnatürlich klingt.
Sagte ich bereits, dass mit dem kompletten Satz Swiss Cables die Musikanlage überaus organisch und musikalisch spielt? Das Swiss Cables Design scheint mehr ein Gesamtkonzept zu sein als ein einzelnes Super-Kabel. Wobei ein einzelnes Kabel bereits die Richtung vorgeben wird. Wahrscheinlich hat jeder von uns eine Mischung unterschiedlicher Hersteller, die sich im Laufe der Jahre so entwickelt hat. Bei den Kabeln der Schweizer erreicht man die beste Performance, wenn sämtliche Kabel gewechselt werden. Gut für die Firma, ist aber so! Verglichen mit meinem eigenen Kabelgemisch erscheint die Schweizer Kombi klarer, transparenter mit mehr Dynamik, hat aber etwas weniger Volumen. Dies ist wohl auf die bessere Kontrolle im Grundton- und Bassbereich zurückzuführen. Auch wirkt die Größenabbildung etwas kleiner, was bei Lautsprechersystemen mit Hörnern ein großer Vorteil sein kann.
Der Mittenbereich wirkt minimal zurückgezogener, relaxter, dadurch scheinen die Musiker einen Schritt nach hinten getreten zu sein. Auch Aufnahmen, bei denen man das Gefühl hat, hier sind die Mikrofone ins Klavier gefallen, klingen hiermit wesentlich natürlicher und richtiger. Aber auch weniger vordergründig spektakulär. Die Wiedergabe ist sehr filigran mit unheimlich vielen Klangfarben. Letzteres ist mir persönlich sehr wichtig. Die äußerst schwierige Wiedergabe einer Solo Violine gelingt zusammen mit den Swiss Cables so perfekt wie noch nie! Wie überhaupt klassische Musik unheimlich von der Homogenität der Wiedergabe profitiert.
Bei dieser Performance fällt mir immer der Satz eines japanischen Röhren Gurus ein: kein überflüssiger Klang! Dies bezog sich zwar auf etwas ganz anderes, trifft aber bei dem Schweizer Produkt die Sache im Kern. Mit Swiss Cables kenne ich nun bereits den zweiten Hersteller hervorragender Kabel aus der Schweiz, ob das wohl an der guten Bergluft liegt?
Letztlich kommt der Klang natürlich von den Hauptkomponenten, die Kabel können hier nur unterstützend wirken. Nun hat mein Lautsprecher einen Kennschalldruck von 98 Dezibel, was bewirkt, dass ich kleinste Veränderungen hören kann, die sich aber nicht unbedingt in einem anderen System ebenfalls so auswirken müssen. Um eine universellere Beurteilung zu erhalten, hat sich Kollege Sommer auch in seiner Anlage Swiss Cables angehört. Hier seine Erfahrungen:
Den ersten Kabelsatz begleitete Anton Suter, der die Verantwortung für die Fertigung und den Vertrieb von Swiss Cables übernommen hat, im meinen Hörraum. Im Gegensatz zum röhrenaffinen Kollegen – ich höre, wie mir gerade bewusst wird, ja momentan auch Röhrenvor- und Endstufen, allerdings ohne diese Verstärkungsart prinzipiell zu bevorzugen – benötige ich recht lange NF-Kabel zwischen Vor- und Endstufen und zwar symmetrische. Und bei der Ayon Epsilon finden auch nur Lautsprecherkabel mit Gabelschuhen Anschluss. Da ich die aber nicht ausdrücklich bestellt hatte, musste kurzfristig der ganz hervorragende Einstein The Poweramp, der sonst in der Anlage im Wohnzimmer Dienst tut, für Verstärkung sorgen – natürlich erst einmal mit den in meiner Kette üblichen Kabeln. Für die Stromversorgung verwende ich noch immer eine vom ehemaligen deutschen Cello-Vertrieb in Handarbeit gefertigte Zuleitung mit großem Querschnitt. Als das Swiss Cable diese ersetzte, gewann die Wiedergabe an Feinzeichnung und Feindynamik, die Abbildung geriet etwas luftiger und minimal weiträumiger. Kurz: Es gab einfach mehr (Detail-)Informationen zu entdecken.
Noch mehr Klarheit und Durchzeichnung brachte dann der Austausch des Lautsprecherkabels, allerdings verschwand dabei auch ein wenig Fülle im oberen Bassbereich, die die in diesem Teil des Frequenzspektrums eher zurückhaltende LumenWhite zumindest bei weniger gelungenen Aufnahmen zu mehr Nachsicht verleitet. Erfreulicherweise blieben auch die sechs Meter symmetrischer NF-Leitung der Swiss-Cables-Charakteristik treu und enthüllten, dass die so bodenständige wirkende EAR 912 mehr Details und eine etwas größere imaginäre Bühne darzustellen vermag, als ich bisher angenommen hatte. Ich bestellte also für die weitere Beschäftigung mit den überraschend leichten schweizer Kreationen Lautsprecherkabel mit Gabelschuhen, um sie auch mit den Ayons hören zu können.
Sobald dann die passend konfektionierten Lautsprecherkabel eintrafen, schloss ich auch wieder die langen NF-Strippen an und musste an einem ruhigem Abend feststellen, dass in Spielpausen den Lautsprechern ein am Hörplatz noch so eben wahrnehmbares elektronisches Flirren und Zirpen entströmte, das beim ersten Test weder Anton Suter noch mir aufgefallen war – dafür waren wir von dem Gewinn an Feinzeichnung und -dynamik einfach zu begeistert. Da der Ausgang der EAR 912 trafosymmetriert ist und es sich bei der Ayon um ein vollsymmetrisches Schaltungskonzept handelt, sollte hier eigentlich völlige Stille herrschen. Des Rätsels Lösung: „Serienmäßig“ werden die Swiss Cables ohne Abschirmung geliefert, da diese Variante klanglich die überlegenere sein soll. In meinem Hörraum, in dem ich mir mit jeder unsymmetrischen Moving-Coil-Phonostufe unabhängig von den verwendeten Kabeln ein Radioprogramm einfange, geht es aber nicht ohne Schirmung. So wartete ich dann wieder auf Swiss Cables, diesmal auf geschirmte, symmetrische NF-Leitungen. Während dieser Zeit verblieben die Lautsprecherkabel zwischen Endstufen und Lautsprechern und hatten so Zeit, eine Menge weiterer Betriebsstunden zu sammeln.
Als mich dann Thomas Wendt, der Inhaber von Genuin Audio, dem deutschen Swiss Cables Vertrieb, besuchte, nahm ich das zum Anlass, die geschirmten NF-Kabel anzuschließen. Bei allen vertrauten – und meist hervorragend aufgenommenen und produzierten – Songs, die üblicherweise bei Tests zu Einsatz kommen, war das Ergebnis eindeutig: Hier bevorzugten wir einmütig die minimal schlankeren, dynamisch feiner differenzierenden und einen etwas größeren Raum suggerierenden Swiss Cables. Doch dann wollte Thomas Wendt nach all den Klangspektakeln, die zwar leicht Aufschluss über die Fähigkeiten von Kabeln oder Komponenten in speziellen Disziplinen geben können, aber nicht in jedem Falle Musikgenuss garantieren, quasi zur Entspannung Pink Floyds „Money“ hören. Aus Bequemlichkeit spielte ich das damals noch mit iTunes gerippte File von der Festplatte: Und das war alles andere als eine audiophile Offenbarung. Wir wechselten wieder zurück und wurden von einem fetteren Oberbass verwöhnt, der die leichten Härten der von Hause aus eher dünnen Aufnahme kaschierten. Dann fiel mir aber ein, dass ich noch eine Version des Songs auf LP im Regal stehen habe: „Money“ ist auch auf der Vier-LP-Box Echoes enthalten. Am Remastering der Klassiker soll übrigens Tim de Paravicini einen maßgeblichen Anteil gehabt haben. Bei der mit einem Brinkmann-EMT reproduzierten Scheibe gab es jede Menge Tieftonenergie, aber schon vorher beim Kassengeklingel wünschten wir uns mehr Auflösung. Und genau die bekamen wir dann, als wir wieder zur Swiss-Cables-NF-Verbindung zurückkehrten. Bei Scheiben dieser Qualität waren das Lautsprecher- und das geschirmte XLR-Kabel aus der Schweiz für uns erste Wahl.
Da die Charakteristik der Swiss Cables und der LumenWhite nahezu identisch ist, kann die beiden eigene famose Durchzeichnung, die enorme Basskontrolle und die Liebe zum Detail bei schlechten Aufnahmen schon einmal ein bisschen zuviel des Guten sein. Aber momentan behaupten die Swiss Cables ihren Platz zwischen Vor- und Endstufen sowie zwischen diesen und den Lautsprechern. Selbst wenn die Kabel die Schwächen der Aufnahme ungeschminkt präsentieren: Auf den weiten, luftigen Raum, die filigranen dynamischen Abstufungen und die so ungemein stimmig ins Klangbild integrierte Fülle an Details kann man nur schwer verzichten, wenn man sie einmal gehört hat.
Wie der Kollege schon in der Einleitung festgestellt hat, sind die Swiss Cables nicht für fünf Euro zu haben. Ich habe in den letzten fünfzehn Jahren eine Menge auch extrem teurer Kabel ausprobieren dürfen – wobei sich mir die Preisgestaltung auch nicht in jedem Falle erschlossen hat. Das ist hier anders: Im überhitzten High-End-Kabel-Business beeindrucken die absolut betrachtet gewiss nicht billigen Swiss Cable mit einem enorm verlockenden Preis/Klang-Verhältnis.
Gehört mit (Jürgen Saile)
| |
---|---|
Digital-Laufwerk | Ayon CD-T |
DAC | Borbely Audio |
Laufwerk | Apolyt |
Tonarm | Triplanar |
Tonabnehmer | Clearaudio Goldmund, van den Hul Grasshopper |
Vorstufe | Shindo Monbrison |
Endstufe | Shindo Cortese, Thomas Mayer ELROG 211SE, 6HS5 PSE |
Lautsprecher | WVL A100i, Ancient Audio Studio Oslo |
Kabel | Audio Consulting RCA Reference, Auditorium 23 LS |
Gehört mit (Dirk Sommer)
| |
---|---|
Plattenspieler | Brinkmann LaGrange mit Röhrennetzteil |
Tonarm | AMG Viella 12‟ |
Tonabnehmer | Brinkmann EMT ti |
Phonostufe | Einstein The Turntable’s Choice |
Computer | iMac 27‟, 3.06 GHz Intel Core 2 Duo, 8 GB, OS X Version 10.8.5 |
Audioplayer | Amarra Symphony 2.6, Audirvana |
D/A-Wandler | Mytek 192-DSD-DAC |
Vorverstärker | EAR Yoshino 912 |
Endstufe | Einstein The Poweramp, Ayon Epsilon |
Lautsprecher | LumenWhite DiamondLight Monitors |
Kabel | Precision Interface Technology, Sunwire Reference, HMS Gran Finale Jubilee, Audioplan Powercord S, Audioquest Wild und Diamond |
Zubehör | PS Audio Power Plant Premier, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Finite Elemente Pagode Master Reference Heavy Duty und Cerabase, Harmonix Real Focus, bfly Basen und Füße |
Herstellerangaben
Swiss Cables Reference
| |
---|---|
Lautsprecherkabel Reference | 1390 Euro für 2.5m |
Signalkabel Reference | 860 Euro für 2 x 1m, Cinch ungeschirmt 940 Euro für 2 x 1m, Cinch geschirmt 990 Euro für 2 x 1m, XLR ungeschirmt |
Netzkabel Reference | 390 Euro für 1m |
Vertrieb
Genuin Audio Vertrieb
| |
---|---|
Anschrift | Thomas Wendt Byhlener Straße 1 03044 Cottbus |
Telefon | +49 355 38377808 |
Fax | +49 355 38377809 |
thomas.wendt@mac.com | |
Web | www.genuin-audio.de |
Es ist den letzten Jahren – oder vielleicht sogar Jahrzehnten – in den westlichen Ländern immer schwieriger geworden, vor allem jüngere Menschen für unser Hobby zu begeistern. Überspitzt formuliert trifft man bei den verschiedenen Ausstellungen den immer gleichen Kreis von Bekannten. Weitaus positiver sieht es da in Richtung Osten aus: Wie die polnischen Kollegen von High Fidelity stolz berichten, kann ihre heimische Hifi Show mit fünfstelligen Besucherzahlen aufwarten. Und auch in Asien gibt es noch wachsende Märkte. Hier in Europa – und auch wohl in den USA – stellt sich Herstellern und Importeuren hingegen die Frage, was man unternehmen könnte, um der hochwertigen Musikwiedergabe wieder zu dem Stellenwert zu verhelfen, den sie in den 70-er und 80-er Jahren auch bei uns hatte.
Bisher gibt es zur klassischen Hifi-Messe fürs interessierte Publikum – wie etwa den erfolgreichen Nord- und Westdeutschen Hifi-Tage – und die eher für Fachbesucher aus aller Welt enorm attraktive High End wenig Alternativen. Eine davon sind die österreichischen klangBilder, bei denen Ludwig Flich nun schon über einem Jahrzehnt mit geführten Rundgängen und einer Vielzahl dort auftretender bekannter Künstler bei Musikfreunden Schwellenangst abbaut und so nicht nur eingefleischte Hifi-Fans anspricht. Auch ein Stand, an dem zur Weinverkostung eingeladen wird, hat sich dort als fester Bestandteil etabliert. Einen Schritt weiter gingen nun Pascale Rey und Jean-Pascal Panchard, die die diesjährige Sons & Sens ausrichteten: Sie versuchen, möglichst viele Sinne anzusprechen, und wenden sich an kunstinteressierte Genießer: Man kann sinnlich erfahren, welcher Wein mit welcher Schokolade harmoniert, den Klängen von ausschließlich von schweizer Herstellern gefertigten Hifi-Komponenten lauschen, die Eindrücke an sogenannten „Haltes Gastronomique“ bei Wein und passenden kleinen Snacks verarbeiten, sich von Hochprozentigen inspirieren lassen, Fotokunst betrachten oder künstlerisch gestaltete Flächen mit Füßen treten. Da die Sons & Sens eine ganz besondere Art von Ausstellung sind, lassen wir unseren Bericht dem Gang über die Messe folgen. Beginnen wir mit dem Hotel.
Wer ein wenig Sinn für architektonische Details hat, konnte im altehrwürdigen Grand Hotel immer wieder interessante Perspektiven entdecken. Allein die Wahl des Ausstellungsortes trug ihren Teil zum Motto Sons & Sens bei.
Gleich nachdem man den in der Lobby des Hotels den nicht ganz unbeträchtlichen, für die gebotenen Genüsse aber durchaus angemessenen Eintrittspreis entrichtet hatte und mit einem Glas Weißwein – der ebenso wie alle gezeigten Hifi-Komponenten in der Schweiz produziert wurde – begrüßt worden war, gelangte man zum Salon von Stenheim und Le son. Die Zwei-Wege-Lautsprecher plus Tiefton-Modul wurden von zwei Stereo-Endstufen mit je zweimal 100 Watt angetrieben, die ihr Signal von einem Streamer mit eingebautem DAC bezogen.
Auch im nächsten Raum waren die Lautsprecher von Stenheim zu hören, hier aber leider ohne die Ergänzung im Bass. Sie wandelten die Signale einer kompletten Nagra-Kette.
Bevor es dann eine Etage tiefer geht, gelangt man zu ersten kulinarischen Zwischenstopp.
Dieser befindet sich, zwar eine Etage unter der Lobby, aber dennoch im zweiten Stock, da das Hotel an einen Hang gebaut wurde. Im Salon fand man einen kleinen Schallplattenverkauf, der Stand eines Jazz-Radios, eine Stiftung, die sich um Jazz und historisch Musikwiedergabegeräte kümmert, sowie Officina Tron Audio, einen Anbieter von Bausätzen und Röhrengeräten
Nach einigen weiteren Treppen gelangt man dann in eine Art kleineres Foyer, in dem wieder Wein, ein Snack und Musik offeriert werden. Doch deutlich mehr Spass als iPad und Kopfhörer oder In-Ear-Stöpsel versprechen die Lautsprecher von Boenicke Audio im oben genannten Salon.
Dieser Raum war für die gestaltende Künstlerin Myriam Machi und den Fotografen Christian Eggs reserviert. Während die Fall'Art – wobei der Apostroph für „en“ stehen dürfte, denn laut Myriam Machi handelt es sich um Kunst, die von Wänden fiel und nun am Boden liegt – auf der ganzen Messe verteilt war, konnte man die Arbeiten Christian Eggs nur in besagtem Salon genießen.
Hier spielte eine Kette aus der Fünfer-Serie von Soulution. CD-Player, Vollverstärker und und Magico-Lautsprecher waren mit Klangleitern von Vovox verkabelt.
Natürlich gab es auch hier eine ausgesuchte Kombination aus Wein, einen kleinen Imbiss und der darauf abgestimmten Musik. Es bot sich aber auch an, mit einem Glas vor dem Flatscreen Platz zu nehmen und in aller Ruhe die Fotos von Christian Eggs zu betrachten.
Vom Vorraum der Salons Chablais, Dezaley Lavaux gelangt man über ein paar Stufen in einen Gang, der die Zimmer der ersten Etage miteinander verbindet. Alle Räume schmückt eine Tür mit dem im ersten Teil des Berichts abgebildeten Jugendstil-Ornament und alle gehen zum See hinaus und erlauben einen Blick aufs Wasser und die Alpen. Für weitere Ablenkung sorgen die überall ausliegenden Fall'Art-Objekte, über die zumindest der Autor mit gemischten Gefühlen geht: So ansprechend einige von ihnen auch aussehen, so befremdlich ist es, Kunst mit Füßen zu treten – auch wenn man weiß, dass dies ganz im Sinne ihrer Schöpferin Myriam Machi ist. Bevor wir uns wieder Hifi-Geräten zuwenden, lassen Sie uns noch einigte Fall'Art-Flächen betrachten:
Noch um zwei Ecken herum und wieder paar Stufen hinab findet sich der Ausstellungsraum von Eternity Joe. Als das Hotel gebaut wurde, waren Rollenkoffer eben noch nicht in Mode und um den Transport des Gepäcks kümmerten sich Bedienstete. Doch zurück zum ebenso einprägsamen wie in der Schweiz eher ungewöhnlichen Firmennamen: Der entsprang ganz einfach einer Laune und wurde inzwischen zum Synonym für den Firmenchef Kurt Zimmermann
Wie Sie an den Zimmernummern erkennen, lagen die Vorführräume so weit voneinander entfernt, dass sich benachbarte Aussteller akustisch nicht in die Quere kamen. Aber der entspannten Atmosphäre entsprechend blieb man bei den Sons & Sens von Lautstärkeexzessen, wie sie auf der High End schon mal vorkommen, verschont. Im Zimmer 106 gab es eine weitere Neuentdeckung: Audio Performance, eine Firma die sich seit 1987 in professionellen Gefilden tummelt und für ein wenig Verwirrung sorgt: Sowohl auf der Website als auch auf einer Visitenkarte findet auch die Variante Performance Audio. Egal, auf der Box steht jedenfalls Audio Performance und dem Klang der Monitore tut das Ganze keinen Abbruch.
Hier treffen ich dann auf schweizer Hifi-Urgestein: Rowen. Seit 1972 beschäftigt sich Firmengründer Anton Aebischer mit möglichst naturgetreuer Musikwiedergabe. Bekannt wurde die Marke dann vor allem mit dem 1987 vorgestellten Lautsprecher 1&1. Inzwischen gibt es neben verschiedenen Lautsprecherlinien auch eine ganze Palette an Elektronik und sogar einen Plattenspieler. Auch Modifikationen von NAD- und Myriad-Komponenten werden angeboten.
Auch die Aussteller in dieser Suite haben ihr Wurzeln im professionellen Audiobereich: Klangwerk und Weiss sind aber inzwischen auch in Hifi-Kreisen genau so gut beleumundet wie in Tonstudios.
Natürlich gab es auch auf diesem Gang wieder ein kulinarisches Angebot, bei dem man bei lustvoller Nahrungsaufnahme seine Höreindrücke verdauen oder noch mehr Musik genießen konnte.
Wie die Zimmernummer zeigt, sind wir wieder in der zweiten Etage angekommen, wohin man auf zwei Wegen gelangen kann. Dennoch habe ich die drei Ausstellungszimmer beim zweiten Rundgang nicht sofort wiedergefunden, da die Ausschilderung des Weges nicht wirklich optimal war. Aber das ist nur ein kleiner Wermutstropfen bei der ansonsten nahezu perfekten Organisation der Sons & Sens. Im Zimmer 203 herrscht dann soundkaos. Unter dem ironisch gewählten Namen firmieren optisch und akustisch ungemein ansprechende Schallwandler.
Obwohl die Messe mehr Sinne ansprechen möchte als das Gehör, kommt sie erfreulicherweise ganz ohne Home-Entertainment-Equipment aus. Es ging fast überall um die gute alte Stereowiedergabe. Nur bei Illusonic nicht. Da standen gleich fünf Lautsprecher im Raum – und ich habe mich dennoch getraut hineinzugehen. Und nun muss ich gestehen, dass das Hinzufügen eines Centers- und zweier seitlicher, nur sehr dezent eingesetzter Kanäle den Musikgenuss wirklich intensivieren kann.
Das letzte Zimmer des Rundgangs bildete dann einen schönen Kontrast zur digitalen, mehrkanaligen Welt des vorangehenden. Auch wenn hier zwei Paar Boxen standen, wurde ausschließlich zweikanalig vorgeführt und das schönste: Die Signale kamen entweder von der Platte oder vom Tonband. Im Raum von Swissonor fühlte ich mich gleich zuhause.
Auf dem Weg zu Ausgang wurde noch einmal etwas ganz Besonderes, diesmal Hochprozentiges geboten.
Bei der erste Veranstaltung in dieser außergewöhnlichen Form war die Zahl der Aussteller durchaus überschaubar, bedenkt man jedoch die Vorgabe, lediglich schweizer Hersteller für eine Teilnahme zu gewinnen, schon sehr beachtlich. Die Zuschauerzahlen erreichten noch nicht die Werte, die bei etablierten Veranstaltungen üblich sind – wer wollte das bei einer Premiere auch verlangen? Über die Zukunft der Sons & Sens wird schließlich die Zufriedenheit der Aussteller entscheiden. Und da sieht es richtig gut aus: Bei einem kurzen Rundgang etwa vier Stunden vor Schluss monierte lediglich ein Hersteller eine zu geringe Besucherzahl. Die große Mehrheit wusste von sehr interessierten Endverbrauchern und Händlern zu berichten. Auch erste Verkaufe als Reaktion auf die Vorführungen standen in Aussicht. Bleibt also nur, den Veranstaltern Pascale Rey und Jean-Pascal Panchard zu ihrer ersten, rundum gelungenen Sons & Sens zu gratulieren. Von mir aus gern: Bis nächstes Jahr im Herbst in Montreux!
Zudem produziert der renommierte Hersteller schon seit vielen Jahren neben exzellenten Tonabnehmern anerkannt feine Headphones. Die Bauform als „Gehörganghörer“ ist prädestiniert für den mobilen Einsatz. Einerseits sind sie leicht, anderseits schließt der Silikonaufsatz wirkungsvoll die Geräusche der Außenwelt aus. Andersherum funktioniert es aber ebenso: Die Umwelt wird vor allzu intensiver Musikberieselung durch die Nutzer bewahrt. Für einen guten Sitz legt Grado drei unterschiedlich große Aufsätze bei, deren Austausch problemlos zu handhaben ist. Mit der Wahl des Polsters steht und fällt zudem die Ausgewogenheit der Wiedergabe, klangliche Höchstleistungen stellen sich einzig mit gut abgedichteten Gehörgängen ein. Insbesondere der Tieftonbereich quittiert Undichtigkeiten mit merklichen Einbußen in der Performance – aus „Bumm“ wird „Pök“.
Die konsequente Abschottung sowie der feste Sitz im Ohr sichern In-ear-Hörern wie dem GR 10 darüber hinaus einen Stammplatz auf den Konzertbühnen der Welt, denn ihre Qualitäten sind gute Voraussetzungen für ein gelungenes Monitoring. Auf dem Bahnhof Bonn, dem Ort des ersten Praxistests von Grados exklusiven mobilen Kopfhörer, geht es allerdings weitaus prosaischer zu. Hier muss die Musik gegen durchfahrende Güterzüge bestehen und als Quelle dient ein gewöhnliches smartphone und nicht der UHF-Empfänger einer Monitoranlage.
Mit den größten Silikonaufsätzen bewährt, erreichen um viele Dezibel gedämpft nur noch Reste des Geklappers mein Trommelfell, Musikhören ist in dieser feindlichen Umgebung so kein Problem. Dank des eindrucksvollen Wirkungsgrades bleibt der Volumensteller in moderater Position. Ein Austesten der Leistungsfähigkeit des Abspielers führt zu monströsen Pegeln, die, ob der Unmittelbarkeit der Entstehung, dem Hörvermögen bei längeren Einsatz fraglos abträglich wären. Vom Berliner Musiker und DJ Vincenzo Ragone stammen die glänzend produzierten Töne auf dem zugigen Bahnsteig. Der Song „Baited Breath" groovt wunderbar satt aus dem kleinem Hörer. Knorrig und tief der Bass, samtig die Mitten zugleich irisierend in den hohen Lagen. Gründliches Einspielen ließ die leichte Heiserkeit, die noch den ersten Kontakt am Abend zuvor kennzeichnete, ausheilen. Deutlich nachlässiger erstellt ist die nächste MP3-Datei „Don´t drink the water“ von der Dave Matthews Band, ein Umstand, den der GR 10 umgehend mit einer eher blassen wenn auch lebendigen Wiedergabe bestraft.
Nach diesem Feldversuch zieht es mich zurück in ruhigere heimische Gefilde. Verkabelt mit dem Laptop ruf eich für den Hörer in iTunes gezielt unkomprimiert MusikFiles auf. Herrliche Klangcollagen von Rene Aubry bilden den Auftakt zu einer langen Hörsession. Im Stück „Alice“ vom Album Refuges verschmelzen zarte Saiten- und Klavieranschläge mit elektronisch verfremdeten Instrumentengruppen. Unterlegt wird die fragile musikalische Struktur von einem gesampelten Herzschlag. Wie die meisten Longplayer von Aubry ist die Aufnahme erstklassig eingespielt. Trotz des eher bescheidenen Kopfhörerverstärkers im Rechner kann das Ergebnis betören. Die Instrumente werden körperhaft dargestellt, zudem entsteht außerhalb der Schädelmitte ein realistischer imaginärer Raum. Kraftvoll, mithin verstörend durchbricht der dumpfe Pulsschlag das Klanggebilde, ungewöhnlich fein und präzise präsentiert sich der Hochtonbereich
Bei weiteren Hörproben, deren Bogen sich von orchestralen Werken (Mahler) zu stimmgewaltigen Songs (Lizz Wright und Lou Rohdes) spannte, bewies der Hörer jeweils seinen sensiblen Umgang mit dem gebotenen Material – Limits setze nur der Zuspieler. Mit dem Wechsel zur „großen“ Anlage mit einem „richtigen“ Kopfhörerverstärker sollten diese Restriktionen aufgelöst sein. Und fürwahr, mit dem neuen Setup begann die Party.
Ungemein dynamisch und mit großer Liebe fürs Detail spielte sich der In-Ear Hörer durch das Programm. Im Vortrag eher sehnig als füllig, dabei mit natürlichen Klangfarben und einer faszinierenden Klarheit gesegnet. Speziell Live-Aufnahmen entwickeln einen ungeheuren Charme: knarzende Klavierhocker, das leise Hüsteln vor dem Einsatz, die Rufe aus dem Publikum, vieles davon habe ich selten so greifbar wahrgenommen. Die Playlist wird immer umfangreicher und mit geradezu kindlicher Freude fahndete ich in dem bekannten Stücken nach den kleinen Fehlern und Lebenszeichen der Musiker respektive Techniker.
Die Finesse des Grado bewirkt allerdings auch manche Grausamkeit, denn schlechte Signale klingen eben auch so. Anderseits bin ich bei dem Vergleich von inhaltsgleichen, aber verschieden aufgelösten Dateien – CD versus HighRes – geneigt anzunehmen, zwei unterschiedlichen Musikstücke zu lauschen, so apodiktisch ist das Resultat.
Dass Unperfektes aber auch gehörig Spaß machen kann, beweist das Vinyl-Debüt von Lianne La Havas Is your love big enough?. Rauschfahnen und ungewollte Verzerrungen werden vom GR 12 genüsslich seziert, aber trotz oder gerade wegen dieser Defizite ist eine bisweilen ergreifende Produktion entstanden. In all seiner Pracht wird als Schlusspunkt des Hörtest das wunderschöne Musikstück „ Soyeusement“ von der gleichnamigen, im Frühsommer 2011 in Frankreich aufgenommenen Langspielplatte, reproduziert.
GEHÖRT MIT | |
---|---|
Mobil Audio | Apple iPhone / Laptop |
Computer Audio | NAS-Laufwerk Qnap TS 109 / Minim Server / UpnP Kontroll Linn Kinsky |
Laufwerk | AMG |
Tonarm | AMG |
Tonabnehmer | Ortofon black, Grado Reference |
Phonoentzerrer | Trigon Vanguard II & Volcano III |
Netzwerkspieler, Vorverstärker | Linn Majik I DS |
Endverstärker | Linn Majik 2100 |
Lautsprecher | Audio Physic Sitara 25 |
Kopfhörerverstärker | Lake People G 100 |
Kopfhörer | Sennheiser HD 800 |
Kabel | Linn NF, Naim Audio Lautsprecherkabel, Netzleiste Music Line |
Möbel | Phonosophie Tripod |
HERSTELLERANGABEN Grado GR 10 In-Ear-Kopfhörer | |
---|---|
Frequenzumfang | 20 - 20.000 Hz |
Empfindlichkeit | 116 dB / 1mw |
Gewicht | 9 Gramm |
Anschluss | Klinke 3,5 mm vergoldet |
Länge Anschlusskabel | 1,30 m |
Impedanz | 32 Ohm |
Anschluss | 3,5 mm Klinke |
Preis | 400 Euro |
VERTRIEB High-Fidelity Studio | |
---|---|
Anschrift | Dominikanergasse 7 86150 Augsburg |
Telefon | 0821 - 37250 |
high-fidelity-studio@t-online.de | |
Internet | www.high-fidelity-studio.de |
Die alten Röhren der Telefunken Gesellschaft für drahtlose Telegraphie m.b.H genießen weltweit einen legendären Ruf und sind vor allem in Asien begehrte Sammlerstücke. Telefunken war im Jahre 1903 in Berlin aus einer Fusion von Siemens & Halske und AEG hervorgegangen. Gegen Ende des 2. Weltkriegs baute Telefunken das Werk in Ulm für die Produktion von Sende-, Empfangs- und später Bildröhren. 1949 wurden hier monatlich 150.000 Röhren hergestellt! In den 60er Jahren war allerdings der Zenith der Röhrenproduktion überschritten, Transistoren verdrängten langsam Sende- und Empfängerröhren. Das Ulmer Bildröhrenwerk wurde 1979 an die französische Firma Thomson verkauft und zwei Jahre später geschlossen.
Somit wäre die Geschichte hier eigentlich zu Ende, wenn es nicht einen ehemaligen Mitarbeiter der Firma Telefunken gäbe, der heute noch in der Röhrenproduktion aktiv ist. Es handelt sich um Dr. Klaus Schaffernicht, Gründer der Firma ELROG, die 1986 in Lüneburg gegründet wurde und mittlerweile im mecklenburgischen Lübtheen residiert. Schaffernicht dürfte der letzte Produzent von Vakuumröhren in Deutschland sein! Wie ja in einem früheren Artikel bereits erwähnt ist die Produktion von Röhren keine triviale Angelegenheit, das Know-how hierfür ist weitgehend verloren gegangen. Diese Erfahrung konnten etliche Liebhaber von Röhrengeräten mit billig produzierten Röhren aus Fernost bereits machen. Deshalb ist es ein Glücksfall für die Audioszene, dass es mit ELROG wieder einen Hersteller gibt, der sowohl das Know-how hat ,als auch noch über die nötigen Produktionsmaschinen verfügt. Einer neu produzierten Röhre mit der Qualität und Performance einer alten Telefunken Röhre steht nun nichts mehr im Weg! Nach der Entscheidung, Röhren für Audiozwecke zu bauen, war es für Schaffernicht von Anfang an klar, dass er nicht einfach alte General Electric oder RCA Typen kopieren würde.
Die ELROG Röhren sehen also nicht nur anders aus, sondern sind auch anders konstruiert. Hier wurden einige pfiffige Ideen umgesetzt, wobei man sich wundern muss, warum sonst noch niemand darauf gekommen ist. Am auffallendsten dürfte sein, dass die Elektroden nicht wie bei einer Glühbirne im oberen Teil der Röhre montiert sind, sondern unmittelbar über dem Sockel. Einfache Überlegung, große Wirkung! Diese Konstruktion ist natürlich viel stabiler und damit viel weniger mikrophonieempfindlich.
Geblieben sind die thorierten Wolfram-Heizfäden, ein Markenzeichen der 211 und 845 Röhren. Diese arbeiten bei Betriebstemperaturen circa 2000 Grad und leuchten deshalb im Betrieb gelblich-weiss. Wie bei den historischen Typen üblich, sind die Anoden aus Graphit hergestellt und aus einem massiven Block gefräst. Diese Konstruktion erlaubt – im Vergleich zur VT-4-C – eine höhere Anodenverlustleistung von 80 Watt gegenüber 75 Watt der NOS General Electric Variante. Damit ist auch eine höhere Ausgangsleistung von bis zu 25 Watt im Class-A1 Betrieb möglich. Auffallend ist auch die dunkle Zone in der Mitte der Röhre, hinter dem Schriftzug. Hierbei handelt es sich um eine Graphitbeschichtung. Über die im unteren Bild erkennbaren Fühler wird ein elektrischer Kontakt zwischen der Anode und dem Getter hergestellt. Wir erinnern uns, mit der Getterbeschichtung sollen die letzten noch vorhandenen Luftmoleküle in der Röhre absorbiert werden. Häufig werden hierfür Bariumlegierungen verwendet, also metallische Verbindungen. Dr. Schaffernicht hält nun nichts davon, wenn diese ein völlig undefiniertes Potential besitzen, wie es sonst in den Röhren der Fall ist. Zudem sorgen diese Fühler dafür, dass die Elektroden bombenfest in dem Glaskörper fixiert sind.
Bei der 211 handelt es sich um eine ausgewachsene Senderöhre, als direkt geheizte Triode konzipiert. Vorteil direkt geheizter Röhren ist ihre bessere Linearität. Allerdings erfolgt die Emission bei den thorierten Wolfram Kathoden erst bei viel höheren Temperaturen. Für den Betrieb ist eine hohe Anodenspannung von über 1000 Volt erforderlich. Auch die benötigte Heizspannung von 10 Volt bei 3,25 Ampere ist nicht ganz ohne. Zudem ist für den besten Klang eine extrem saubere Heizspannung erforderlich, vorzugsweise Gleichstrom. Wechselstrom wäre natürlich ebenfalls möglich, aber bei der relativ hohen Spannung ist es ein Problem, den Brumm in den Griff zu bekommen – wie man bei manchen Geräteherstellern auch feststellen kann. Zudem ist die Röhre nicht ganz einfach anzusteuern, die Treiberröhre sollte eine niedrige Ausgangsimpedanz haben und einen Spannungshub von 150 Volt liefern können. Ansonsten definiert die insuffiziente Treiberröhre den Klang des Verstärkers und nicht die Ausgangsröhre. Alles in Allem, kein Spielzeug für DIY Anfänger.
Vor zwei Jahren geisterten bereits ein paar Prototypen durch die Szene, die allerdings nur die Aufgabe hatten, etwaige Mängel aufzudecken. Dafür werden Prototypen ja hergestellt. Diese waren überhaupt nicht für den Verkauf an Kunden vorgesehen, aber über irgendwelche Kanäle sind diese teilweise am Markt erschienen und werden auch noch gelegentlich angeboten. Man kann diese Prototypen leicht an dem schlankeren Glaszylinder erkennen, der etwa den gleichen Durchmesser wie die Basis hat.
Gegenüber diesen Prototypen wurden noch einige Veränderungen vorgenommen und die anfänglichen Probleme behoben. Serienreife haben mittlerweile die Powertrioden ELROG ER 211 und ER 845 erlangt. Für mich ist immer wieder faszinierend, dass in Deutschland bisher nur wenige diesen Hersteller kennen, die Asiaten aber die Röhren bereits in ihren Geräten verbauen. Was sagt uns das?
Neben der Standardversion kann man mittlerweile die Röhren auch in einer verbesserten Variante bestellen, bei der die Verbindungen von den Sockelstiften zu den Elektroden aus Silberdraht bestehen. Diese Variante existiert zunächst nur für die ER 211. Beziehen kann man die Röhren über Thomas Mayer. Interessierte können ihn unter thomas@vinylsavor.de kontaktieren.
Hier gibt es auch weitere Informationen zu dem Thema. Der Preis für ein Paar ER 211 liegt bei 1200 Euro, die ER 845 kostet 1300 Euro, ebenfalls pro Paar. Ist also nichts für die Geiz-ist-geil-Fraktion. Oder halt, vielleicht doch, ELROG Produkte waren im professionellen Bereich für ihre lange Lebensdauer bekannt. Mal abgesehen davon, dass ein Sammler zufrieden grinsen würde, wenn er zu diesem Preis von einem Ahnungslosen ein Paar NOS 845 erwerben könnte.
Für mich ist immer interessant, den kreativen Kopf hinter den Produkten kennenzulernen. Also nichts wie hin und ein paar Worte mit dem Entwickler selbst plaudern, dachte ich mir. Ein kurzer Blick auf die Landkarte – böse Zungen behaupten ja gerne, ich würde mich in Asien besser auskennen als in Deutschland – hat mich dann schnell von einer kurzen Fahrt zu den Antipoden Deutschlands abgehalten. So schön die Lindenstadt Lübtheen auch sein mag. Deshalb blieb nur der Weg über das Telefon. Für ein persönliches Gespräch bietet sich ja noch die High End 2014 an.
Wenn man einen passenden Gegenstand für den Begriff „Deutsche Wertarbeit“ sucht, dann eignen sich dafür die ELROG Röhren. Gebaut wie ein Panzer! (Pazifisten bitte weghören!) Die Audioröhren werden nach den gleichen Qualitätsansprüchen hergestellt wie früher die Röhren für die Militärs. Kein chinesisches Nostalgie-Spielzeug! Verkauft werden die Röhren ausschließlich über den besseren Klang. Jeder, der die Röhren in seinem Verstärker bisher gehört hat, hat sie auch behalten.
Auch in Hifistatement konnte man über die Audeze nur Gutes lesen: Schon vor fast drei Jahren ging es hier um den LCD-2, und vor etwas mehr als einem Jahr versetzte der LCD-3 den Kollegen Kaey in Verzückung. Da dort – und zwar vor allem im erstgenannten Artikel – das Funktionsprinzip eines magnetostatischen Wandlers ausführlich beschrieben wurde, erspare ich mir und Ihnen eine Wiederholung. Außerdem kann ich mir nur schwer vorstellen, dass besagtes Antriebskonzept Hifistatement-Lesern völlig unbekannt sein sollte. Falls aber doch: Ein Klick auf den Link zum erwähnten Artikel und Sie sind im Bilde. Im Jahr 2011 bevorzugte man übrigens noch die Schreibweise Audez'e, um klarzumachen, dass der Firmenname „Odyssee“ ausgesprochen werden sollte. Inzwischen verzichtet man auf den Apostroph, entweder weil sich der Name samt gewünschter Aussprache durchgesetzt hat oder einfach nur, um das Schriftbild zu vereinfachen.
Wichtiger als diese Formalie ist jedoch, dass der LCD-XC ebenso wie der ebenfalls neue LCD-X mit einem dünneren und leichteren Membranmaterial und der neuen Fazor-Technologie ausgestattet ist, für die bereits ein Patent beantragt wurde. Die Fazor genannten Elemente liegen zwischen den Statoren mit ihren hochwertigen Neodym-Magneten und dem die gesamte Treiberkonstruktion abschließen Grill respektive der geschlossenen Abdeckung. Sie sollen für eine optimierte Schallführung im Kopfhörer sorgen, die sich in einem besseren Phasengang, einem größeren Frequenzumfang, einem noch linearerem Frequenzgang und einer dreidimensionalen, holographischen Abbildung niederschlagen.
Der LCD-X-Treiber wurde speziell darauf hin entwickelt, dass die mit ihm ausgestatteten Kopfhörer auch von mobilen Playern wie iPod, Astell & Kern oder dem neuen Calyx „The M“ angesteuert werden können. Zwar sollen auch die Audeze-Modelle mit der Bezeichnung „X“ im Namen von einen guten Kopfhörerverstärker enorm profitieren, allerdings ist auch an ganz gewöhnlichen Kopfhörer-Ausgängen ein problemloser Betrieb möglich. In Zahlen: Der Wirkungsgrad der X-Treiber liegt je nach Gehäuse, in das sie eingebaut sind, zwischen vier und sechs Dezibel über dem von LCD-2 oder -3. Zu meiner Verwunderung harmonierte der LCD-XC sogar mit dem wirklich nicht gerade „lauten“ Ausgang eines MacBook Pro, wie ich feststellen konnte, als ich während weihnachtlicher Abwesenheit von zuhause ein paar Musikdateien bearbeitete. Aber noch verblüffender als der reibungslose Betrieb war das klangliche Ergebnis: Ich hätte nie gedacht, dass die alles andere als audiophil ausgelegte Ausgangsstufe des Laptops so detailfreudig und druckvoll zur Sache gehen kann. Dieser Eindruck ist wohl nur möglich, weil der LCD-XC eine sehr einfach zu treibende Last darstellt.
Optisch und haptisch passt ein schnöder Computer aber nicht zum edlen Audeze. Auch der LCD-XC verwöhnt seinen Besitzer mit perfekt verarbeiteten Metallteilen und handschuhweichem Lamm-Nappa. Bei unserem Modell gesellt sich zu den feinen Materialien noch das hochglanzlackierte und -polierte Holz, das das Gehäuse zur Außenwelt hin verschließt. Schon das Verbinden des Kabels mit seinen vierpoligen Mini-XLRs mit den satten Armaturen am Kopfhörer ist die reine Freude. Außer einem Kabel mit dem üblichen 6,3-Millimeter-Klinkenstecker liegt dem Audeze auch eines mit einem vierpoligen XLR-Stecker für eine durchgehend symmetrische Ansteuerung bei.
Ein geradezu unzerstörbar wirkendes Flightcase gehört ebenfalls zum Lieferumgang, in dem weder der Adapter für 3,5.Millimeter-Klinkenbuchsen noch ein Holzpflegemittel fehlen. Nicht nur aus Angst um die Unversehrtheit der perfekten Holzoberflächen habe ich einen für Kopfhörer sonst unvermeidlichen Anwendungsfall beim LCD-XC ausgeschlossen: Um vor dem Einschlafen in Kooperation mit einem iPod classic wohlvertraute Rock- oder Popmelodien zu Gehör zu bringen, ist der Audeze einfach viel zu schade – und zu groß und daher im Liegen zu unbequem. Nein, so profane Anwendungen sind seine Sache nicht.
Vielleicht ebenso profan aus audiophiler Sicht, für mich aber von immenser Bedeutung ist es, ob sich der geschlossene Audeze als verlässlicher, möglichst linearer Monitor für Aufnahmen eignet. Die erste Hürde, nämlich keine unverschämten Anforderungen an den Kopfhörerverstärker zu stellen, hat der LCD-XC ja schon am Laptop genommen. Der im Aufnahme-Rack eingebaute Grapevine-Verstärker von SPL ist um Klassen besser als das, was hinter der Mini-Klinkenbuchse des Computers liegt. Und dennoch bleibt der Grapevine im Keller. Denn hier geht es vorrangig darum, was der neue Audeze als Genussmittel bei der heimischen oder vielleicht auch mobilen Musikwiedergabe zu bieten hat und nicht, wie gut er als Werkzeug bei Aufnahmen zu verwenden ist. Und deshalb habe ich mir von AudioNext gleich einen passenden Kopfhörer-Verstärker ausgeliehen, der sowohl über einen herkömmlichen als auch einen symmetrischen Ausgang verfügt und keinen Zweifel an seiner Kompetenz aufkommen lässt, auch Schallwandler von der (Preis-)Klasse des LCD-XC angemessen anzutreiben: den Auralic Taurus MKII.
Zum Vergleich mit dem Audeze stehen zwei bewährte Kandidaten bereit: einmal der mit einem Noise-Cancelling-System ausgestattete PSB M4U 4, den ich aktuell für alle Aufnahmen verwende, bei denen der Einsatz von Lautsprechern unmöglich ist, und zum anderen der Stax 4070 mit der hauseigenen Röhrentreiberstufe SRM-007t. Sowohl diese als auch der Auralic werden über XLR-Kabel direkt mit dem Mytek-Wandler oder der Einstein-Phonostufe verbunden, wobei beim Auralic ein Sunwire-Reference Verwendung findet, beim Stax-Vorverstärker aber ein selbst gelötetes Kabel mit Neutrik-Steckern und NF-Strippen aus dem Profi-Bereich, da die Stax-Vorstufe eine von der hierzulande geltenden Norm abweichende Pin-Belegung aufweist: Pin 3 ist hier der „heiße“ Leiter, während es bei Mytek, Einstein und Auralic Pin 2 ist. Die Do-It-Yourself-Strippe sorgt für die korrekte Phase. Der PSB wird vom symmetrischen Ausgang des Auralic Taurus versorgt.
Da ich in letzter Zeit relativ oft mit dem PSB gehört habe, beginne ich auch mit ihm und dem unsymmetrisch angeschlossenen Audeze: Bei Misha Alperin vertrauter „Heavy Hour“ bin ich positiv überrascht, welche Menge an Detailinformation der PSB rüberbringt und wie präzise er die mächtigen Pauken in den imaginären Raum stellt. Vorne-Ortung und die Illusion von Bühnentiefe kann er mir – wie bisher alle Kopfhörer, selbst in Verbindung mit dem Smyth Research Realizer – zwar nicht vermitteln, aber dennoch werde ich, wie es scheint, recht exakt über die Größe des Aufnahmeraumes informiert. Dass tonal keine Unregelmäßigkeiten auftreten und auch tieffrequente Impulse schnell und ohne jegliches Nachschwingen reproduziert werden, darf man bei Kopfhörern von der Qualität des PSB ja getrost voraussetzen. Ich habe ihn bisher übrigens mit aktiviertem Noise-Cancelling betrieben – nicht etwa, weil es in meinem Hörraum recht laut zugeht, sondern weil der M4U 2 in dieser Betriebsart den linearsten Frequenzgang bietet.
Die ersten Töne von „Heavy Hour“ über den LCD-XC sind dann nichts weniger als eine Sensation: Die Abbildung gelingt nun noch deutlich größer, die Instrumente stehen besser differenziert in einem größeren Raum und die Pauken kommen mit einer Wucht, die fast körperlich fühlbar ist. Von diesem Phänomen hatte ich zwar schon gehört und bei Kollegen gelesen, hielt das aber für eine übertrieben euphemistische Formulierung. Doch grade bei Pauken geht die Wiedergabe des Audeze ein Stück weit über die präzise Information über die Art des Fells, die Intensität des Schlages und seine Nachwirkung im Aufnahmeraum hinaus. Die Wiedergabe besitzt plötzlich auch eine fühlbare Komponente, zwar nicht in dem Maße, wie man es von Lautsprechern her gewöhnt, aber dennoch deutlich wahrnehmbar. Fragen Sie mich nicht, wie das funktionieren kann. Vielleicht gilt ja hier der alte Spruch über Hubraum in leicht abgewandelter Form: Membranfläche ist durch nichts zu ersetzen außer Membranfläche. Und davon hat der LCD-XC jede Menge.
Bei der „Improvisation Patrice Heral“ von Michel Godards Le Concert des Parfums klingen die großen Trommeln über den PSB in den unteren Frequenzen nicht ganz so druckvoll wie über den Audeze. Tonal ähneln sich die beiden Kopfhörer dann an, wenn das Noise Cancelling des PSB deaktiviert ist, die eingebauten Verstärker aber weiterhin in Betrieb bleibt. In diesem Fall füllt der Nachhall der tiefen Töne aber den gesamten Raum und überlagert auch ein wenig das Geschehen in den höheren Frequenzen. Anders beim Audeze: Hier werden die einzelnen Schallereignisse und auch ihr Nachwirken im riesigen halligen Raum präzise räumlich differenziert wiedergegeben. Und als Sahnehäubchen gibt es das fast körperliche Erleben der Klänge dazu!
Bevor ich nun den LCD-XC mit dem Stax vergleiche, probiere ich kurz, ob der Audize noch besser klingt, wenn er symmtrisch mit dem Auralic Taurus MKII verbunden ist: Bei Gianluigi Trovesis „Hercap“ vom Album Dedalo faszinieren in jeder der beiden Anschlussarten Klangfarben von Becken, Klarinette und Tuba sowie die ungemein feine Durchzeichnung, klare Vorteile für die symmetrische Verbindung vermag ich jedoch nicht zu erkennen. Vielleicht ist da ja bei Schostakowitsch' „Polka“ mehr herauszuhören: Hier habe ich den Eindruck, dass die symmetrische Verkabelung noch einen Hauch mehr Luft um die Instrumente zaubert. Dass ich die etwas aufwendigere Verbindung aber auch im Blindtest zweifelsfrei identifizieren könnte, möchte ich nicht beschwören. Vielleicht hätte ich doch auf Carsten Hicking hören sollen, der mir den Bakoon HPA-21 als optimalen Spielpartner für den Audeze empfohlen hatte – auch wenn dieser nur einen konventionellen, unsymmetrischen Kopfhörerausgang bietet. Zwar stellte sich auch bei diesem Vergleich bei mir keine Vorne-Ortung ein, aber der sonst so oft störende Effekt, die Musik im Kopf zu orten, trat erfreulicherweise auch nicht eine: Dafür liefert der Audeze einfach zu viele, präzise Informationen über die Aufnahmeumgebung. So räumlich habe ich noch nie über einen Kopfhörer Musik genießen können.
Und diese Aussage muss ich auch nicht revidieren, nachdem ich Malcom Arnolds English Dances von CD auch noch einmal über die Stax-Kombination gehört habe: Auch wenn sie ebenfalls eine tolle Auflösung bei angenehm seidigem Hochtonbereich bietet, kommt sie an das Auralic-Audeze-Duo nicht heran: Und das liegt vor allem an dessen hervorragender Raumdarstellung. So offen und weiträumig können die Stax das Orchester einfach nicht präsentieren. Ich hatte mich schon auf ein längeres Kopf-an-Kop-Rennen eingestellt, aber schon bei der ersten Scheibe entscheidet der LDC-XC den Vergleich mit seiner luftigen, losgelösten Wiedergabe für sich.
Der Audeze ist wirklich ein Kopfhörer, der jeden Musikfreund ins Schwärmen bringen kann. Allerdings klingt er bei tiefen Frequenzen ein wenig wärmer und voller als meine LumenWhite. Und deshalb kann ich ihn – wie bisher auch jeden seiner Vorgänger – für Aufnahmen nur mit einer leichten Bass-Absenkung per Equalizer einsetzen, wenn ich denn vor dem Mischpult so hören möchte wie zuhause vor den Lautsprechern. Bevor ich mir nun das Unverständnis, den Widerspruch oder gar den Zorn aller musikliebenden und – zu Recht – vom LCD-XC begeisterten Kopfhörer-Fans zuziehe: Streichen Sie in Gedanken einfach diesen Absatz – wenn Sie den Audeze nicht als Monitor verwenden wollen.
GEHÖRT MIT | |
---|---|
Plattenspieler | Brinkmann LaGrange mit Röhrennetzteil |
Tonarm | AMG Viella 12‟, Thales Simplicity |
Tonabnehmer | Air Tight PC-1, Brinkmann EMT ti, Lyra Olympos |
Phonostufe | Einstein The Turntable’s Choice |
Computer | iMac 27‟, 3.06 GHz Intel Core 2 Duo, 8 GB, OS X Version 10.8.5 |
Audioplayer | Amarra Symphony 2.6, Audirvana |
CD-Laufwerk | Wadia WT3200 |
D/A-Wandler | Mytek 192-DSD-DAC |
Vorverstärker | EAR Yoshino 912 |
Endstufe | Ayon Epsilon |
Lautsprecher | LumenWhite DiamondLight Monitors |
Kopfhörerverstärker | Auralic Taurus, Stax SRM-007t, PSB M4U 2, Stax 4070 |
Kabel | Precision Interface Technology, Sunwire Reference, SwissCable, HMS Gran Finale Jubilee, Audioplan Powercord S, Audioquest Wild und Diamond |
Zubehör | PS Audio Power Plant Premier, Clearaudio Matrix, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Finite Elemente Pagode Master Reference Heavy Duty und Cerabase, Harmonix Real Focus, bfly Basen und Füße |
HERSTELLERANGABEN Audeze LCD-XC | |
---|---|
Bauform | ohrumschließend, geschlossen |
Prinzip | magnetostatisch |
Magnet | hochwertiges Neodym |
Aktive Membranfläche | 9,8cm2 |
Maximale Belastbarkeit | 15W für 200 ms |
Schalldruck (SPL) | >130 db bei 15 W |
Frequenzgang | 5 Hz bis 20 KHz |
Harmonische Verzerrungen (THD) | < 1% über den gesamten Frequenzbereich |
Impedanz | 22 Ohm, rein ohmsche Last |
Wirkungsgrad | 95dB/1mW |
Empfohlene Verstärkerleistung | 1-4 W |
Gewicht | 650g |
Kabellänge | 2,5 m |
Preis | 1800 Euro |
VERTRIEB audioNEXT GmbH | |
---|---|
Anschrift | Isenbergstraße 20 45130 Essen |
Telefon | +49 201 5073950 |
info@audionext.de | |
Internet | www.audionext.de |
Wenn Sie letzteren Namen zuerst mit kulinarischen Genüssen in Verbindung bringen, liegen Sie völlig richtig. Üblicherweise begeistert der Meisterkoch seine Gäste in der Wielandshöhe in Stuttgart. Aber literarisch und musikalisch ist er fast ebenso umtriebig – und erfolgreich. Seine Liebe zum Jazz lebt er wie hier im Duo oder, wie wir an dieser Stelle ja schon mit einem Download dokumentiert haben, mit dem Ensemble Stupor Mundi aus. Im Birdland gab es dann auch ein Mischung aus Lesung und Konzert, die Tobias Böcker so erlebte:
Die technischen Besonderheiten dieser Aufnahme sind auch Teil der Erklärung dafür, dass Sie solange auf einen weiteren Download in Hifistatement warten mussten: Wie schon in den Grundlagen berichtet, benutze ich seit Anfang des Jahres statt einer Nagra LB das aktuelle Topmodell der schweizer Nobelmarke: die Nagra VI. Die Zahl steht dabei nicht nur für die sechste Generation von mobilen Aufnahmemaschinen, sondern auch für die Anzahl der zur Verfügung stehenden Kanäle. Und beim Konzert von Vincent Klink und Patrick Bebelaar haben ich zwei Kanäle für das PianoMic-System vom Earthworks im Flügel genutzt, einen weiteren für ein DPA 4099 Anclip-Mikro am Bassflügelhorn und zwei weitere für das Neumann SM 69, das als Raummikrofon diente. Da die Nagra zwar auf sechs Kanäle aufzeichnet, aber nur vier Mikrofonverstärker an Bord hat, lief das DPA-Mikro über eine Bryston BMP2.
Diese Art der Aufnahme erlaubt es, das Verhältnis der beiden Instrumente zueinander und den Anteil des Raumhalls ganz bequem im heimischen Hörraum einzustellen – vorausgesetzt natürlich, man hat das entsprechende, mehrkanalig Programm dazu. Seit dem Sommer liegt dann auch ein soundBlade HD auf dem Desktop meines iMac, aber weder hatte ich die Zeit dazu, es zu installieren noch die über 300 Seiten des Manual durchzuarbeiten. Daher verstaubten die schönsten, vier- bis sechskanalig aufgezeichneten Konzerte – wie etwa der absolut fantastische Solo-Piano-Abend mit Joanne Brackeen – auf der Festplatte. Erst später fiel mir dann auf, dass der virtuelle Mixer in der Nagra nicht nur während der Aufnahme, sondern auch zum Mischen der aufgezeichneten Kanäle auf den Stereo-AES/EBU-Ausgang genutzt werden kann. An diesen habe ich dann den TASCAM DA-3000 angeschlossen und ganz normale wav-Files erstellt, die anschließend mit dem bewährten zweikanaligen soundBlade editiert wurden. Hier sind sie – endlich!
Vorraussetzung dafür ist wie immer eine recht hochauflösende Kette, die aus dem Netz heruntergeladene Musik-Dateien mit 24 Bit und 96 Kilohertz wiedergeben kann. Die Unterschiede zwischen den analogen Pretiosen selbst erfahren kann also nur, wer auch fortschrittliche Digitaltechnik akzeptiert. So gesehen ist die Klangbibliothek auch ein Plädoyer für die friedliche Koexistenz von Digital und Analog. Das Schöne an unserer Sammlung von Klängen ist es, dass sie für Sie umso aussagekräftiger wird, je weiter Sie Ihre Computer-Hifi-Kette verfeinern. Darüber sollten Sie aber keinesfalls den analogen Zweig Ihrer Kette vergessen: Während hervorragende D/A-Wandler in den letzten drei, vier Jahren immer günstiger wurden, ging der Trend bei Tonabnehmern in die andere Richtung. Da ist das Charisma MC-1 eine löbliche Ausnahme, da es unverschämt viel Hörgenuss fürs Geld bietet. Wie die Aufnahmen beweisen, benötigt es dafür auch keinen Traum-Tonarm wie den Thales Symplicity. Der SME V und die preiswerteren Varianten dieser Baureihe sind dem Charisma fast ebenso angenehme Partner.
Zur Klangbibliothek...
Hört man den Namen Spendor, denken die meisten Leute erst mal an Studiomonitore und gleich darauf an die BBC, die legendäre BC1 und natürlich Neutralität. Stimmt natürlich alles, versperrt aber auch ein wenig den unverklärten Blick auf die modernen Produkte der Traditionsmarke. Neben den Modellen der Classic-Reihe, die sich dem Erbe der alten Modelle verpflichtet sieht, gibt es mehrere Baureihen, die zumindest optisch so gar nichts mehr mit den Quadern auf Ständern zu tun haben. Nicht falsch verstehen, ich selbst benutze solche Kästen von Rogers und liebe sie heiß und innig. Trotzdem ist es nicht jedermanns Sache, solche Geräte frei im Wohnzimmer stehen zu haben, zumal die Stereoanlage heute selten den Mittelpunkt der medialen Unterhaltung im Wohnzimmer darstellt.
Da kommen die Spendor A5 wie gerufen. Sie sollen großen Klang mit kleinen Abmessungen verbinden, leicht aufzustellen sein und darüber hinaus auch noch das Auge das Betrachters erfreuen. Bei den neuen handelt es sich um den kleinsten Standlautsprecher von Spendor mit dem sogenannten Linear Flowport-System. An sich ein Bassreflexsystem, bei dem der zusätzliche Schall im Tieftonbereich rückwärtig über einen breiten Kanal knapp über dem Boden abgestrahlt wird. Dieser tritt oberhalb eines Metallgestells aus, das den Lautsprecher unten einrahmt und sockelt, was zusätzliche Stabilität verleiht. In diesen Metallrahmen sind zwei hochwertige und kontaktsichere WBT-Polklemmen für den Anschluss der Lautsprecherkabel eingelassen. Direkt hinter den Anschlüssen sitzt die Weiche. Deutlich mehr Wert legen die Entwickler auf die Ableitung von Resonanzen als auf deren Dämpfung. Die Gehäuseverstärkungen sind asymmetrisch und mit Öffnungen versehen, um stehende Wellen zu vermeiden. An kritischen Stellen verbaut Spendor dämmende Polymerelemente mit geringer Masse. Diese sollen Resonanzen quasi umwandeln.
Durch die Anordnung des Bassreflexkanals soll der Lautsprecher auch beim Einsatz vor einer Wand aufstellungsunempfindlich werden und trotzdem ein kräftiges Bassfundament bekommen. Für diesen Bereich stehen in der gerade mal 790 mal 165 mal 250 Millimeter messenden Konstruktion gleich zwei Systeme parat, von denen eines zusätzlich den Mitteltonbereich bearbeitet. Die beiden bei Spendor selbst gefertigten 150-Millimeter-Chassis haben beide eine Membran aus Polypropylen, hier ep 38 genannt. Beim unteren, das hinauf bis 700 Hertz, also bis weit in den Mitteltonbereich, arbeitet, ist die Membran schwarz beschichtet, der darüber liegende Tiefmitteltöner hat eine durchsichtige Membran und statt einer Staubschutzkalotte im Zentrum der Membran einen Phaseplug. Abgelöst wird er erst bei 4,5 Kilohetz von einer 22 Millimeter messenden Kalotte mit Gewebemembran und Ferrofluidkühlung. Die breite Aufhängung soll mit abstrahlen und so das Rundstrahlverhalten verbessern. Die Lautsprecher werden auf eine Paargleichheit von mindestens 0,5 Dezibel abgeglichen, was selbst für Studioequipment ein ausgezeichneter Wert ist. Etwas ernüchternd ist der Wirkungsgrad von gerade mal 85 Dezibel, die die Lautsprecher im Abstand von einem Meter bei Einsatz eines Watt von sich geben.
Steht sie dann so vor einem, hat die Spendor A5 tatsächlich nicht mehr viel mit den klassischen Vorgängern zu tun. Makellos verarbeitet reckt sie sich fast zierlich in die Höhe, ich persönlich finde sie sogar bildschön. Allerdings kommen einem spontan Zweifel an der Bassfähigkeit, fast möchte man die Spendor A5 als Miniaturstandlautsprecher bezeichnen. Auch sitzt der Hochtöner erheblich unterhalb der Ohrhöhe, ob da eine realistisch hohe Bühne gezeichnet werden kann?
Einige Worte zu Einspielzeit und Aufstellung: Allen Spendor gemein ist ein quälend langwieriger Einspielprozess. Stefan Becker von der B&T hifi vertrieb GmbH hat dankenswerterweise eine eingespielte A5 geschickt. Trotzdem musste sich die Spendor nach dem Transport zwei, drei Tage einruckeln. Wer eine eingespielte Spendor beim Händler hört und dann eine neue kauft – was ja normal ist –, möge diese nicht sofort wieder zurückgeben, sondern etwas Geduld haben, es lohnt sich in jedem Fall. Zur Aufstellung: Trotz Flowport-System fühlt sich die A5 am wohlsten, wenn sie nicht direkt vor einer Wand stehen muss. Und wenn, dann bitte vor einer freien Wand ohne Regale, nicht zu nah an den Ecken. Trotz der unauffälligen Abmessungen benötigt die Spendor eine Basisbreite von mindestens 2,5 Metern, besser drei oder mehr, um ihr volles Potential entfalten zu können. Ein ganz leichtes Einwinkeln zum Hörplatz hin reicht, um den Klang einrasten zu lassen. Haben sich die Lautsprecher dann wieder frei gespielt, kann es mit dem Hörtest losgehen. Und auch, wenn die Konstruktion modern und die Optik zeitgemäß ist, bleiben die A5 klanglich klar erkennbar ihrer langen Ahnenreihe verpflichtet. Dazu gehört bei Spendor traditionell ein sehr klarer, natürlicher Mitteltonbereich ohne jeden aufgesetzten Effekt. Zur Neutralität, ein Begriff der in Spendor-Tests gern gebetsmühlenartig wiederholt wird, gesellt sich in diesem Fall aber auch noch eine Menge Spaß.
Aber der Reihe nach. Ganz am Anfang stand Mozarts Klavierkonzert Nr. 9 mit Alfred Brendel und den Wiener Philharmonikern unter Sir Charles Makkeras. Die A5 stellt bei dieser Live-Einspielung das Klavier in seiner ganzen Dynamik und Fülle vor Lautsprecher und Orchester, das dahinter völlig frei links und rechts über die Grenzen der Boxenfronten hinaus spielt. Was die Spendor dabei so anstellt, ist nur schwer in Worte zu fassen. Viele Schallwandler widmen sich hingebungsvoll dem genauen Umriss der Klangskizze, in dem sich dann alles abspielt. Die A5 lässt den Umriss weg, dafür tritt der Inhalt um so besser zu Tage. Feindynamisch greifbar, gefühlvoll und sehr realistisch spielen die plötzlich gar nicht mehr klein wirkenden Lautsprecher auf. Dabei gibt es keinerlei auffällige Analytik oder aufgesetzte Höhen. Diese sind nicht laut und „crisp“, dafür extrem sauber. Schon wieder ein Lautsprecher im Haus, der meinen alten Schlachtschiffen die Grenzen aufzeigt. Der Mitteltonbereich ist offen und frei. Dir Ortung ist hervorragend, die Raumabbildung realistisch. Also nicht ein Instrument, dass von vorne nach hinten in einen ganz tiefen Raum aushallt, sondern ein Instrument im Raum, das nicht messerscharf vom nächsten abgegrenzt ist. Beide Klänge laufen ineinander und haben dazwischen wenig Luft, den Hall erledigt der ganze Klangkörper. Wie in der Realität – aber eben auch nicht mehr.
Obwohl keine Details in den Vordergrund gezogen werden, fehlt da gar nichts. So etwas nennt man dann wohl homogen. Sehr faszinierend die Pause zwischen dem ersten und zweiten Satz, wo das Publikum bei der Aufnahme nicht runtergeblendet wurde. Man hört nicht nur das unvermeidliche Rascheln, Murmeln und Husten, das sich immer dann Bahn bricht, wenn Menschen mal 15 Minuten am Stück nicht reden dürfen, der ganze Raum ist mit seiner tieffrequenten Antwort präsent. Äußerst beeindruckend. Ach ja, die Abbildungshöhe ist genau richtig. Es ist eher der Kopf, der einem einen Streich spielt. Sieht man die Lautsprecher beim Hören an, denkt man, dass die Bühne ja tief ist. Guckt man gerade nicht hin oder denkt nicht drüber nach, stimmt alles. Böse Autosuggestion!
Lambchop mit „Four pounds in two days“ von der AWCMON füllt den Raum zwischen, hinter und neben den Lautsprechern aus. Die befürchtete Bassschwäche löst sich in Wohlgefallen auf. Nicht nur gemessen an der Größe baut die Spendor A5 ein völlig unerwartetes Fundament im Bass auf. Die Abbildungsgröße und räumliche Aufteilung sind enorm realistisch, man guckt in den Aufnahmeraum rein. Die Band agiert sehr geschmeidig und flüssig, die Stimme von Kurt Wagner schwebt vor dem Ensemble als Organ, nicht nur als Mund. Die reichlich vorhandene Basspotenz springt einen nicht an und ist auch nicht besonders prägnant. Trotzdem wird eine Fülle an Feininformationen transportiert. Der Bass ist überaus farbig und durchhörbar und das auch bei gehobenen Lautstärken. Während man sich noch fragt, ob das Nachschwingen der Basssaite nicht etwas nuancierter ausfallen könnte, fällt einem ein bis dato nicht gehörter Nachhall ins Ohr. So etwas ist Erbsenzählerei, aber Bestandteil meines Jobs. Auch an dieser Stelle muss die außergewöhnliche Homogenität im Mittelhochtonbereich hervorgehoben werden. Völlig stressfrei lässt die A5 einen tiefen Einblick in musikalische Strukturen zu, ohne auch nur ansatzweise an den Nerven zu sägen. Das ist im Grunde das Gegenteil von Analytik im besten Sinne.
Richtig knallen lassen kann man es mit der Spendor zwar auch, aber hart angeschlagene Snares und Toms zeigen bei höheren Lautstärken dann doch irgendwann die Grenzen der kleinen Basschassis auf. Lustigerweise haben die A5 mit massiven, tiefen elektronischen Bässen keinerlei Probleme. Hier wird ein wenig aufgeweicht, aber immer fröhlich nachgeschoben. Trotz der erwähnten kleinen Einschränkungen klingt sie immer locker und unangestrengt. Erwähnte ich schon die Langzeittauglichkeit? Selbst mehrstündige, laute Hörsessions ermüden nicht. Andere Lautsprecher mögen bei den ersten Takten mehr anmachen. Wenn man dann allerdings nach 30 Minuten schweißgebadet eine Pause braucht, ist das auf Dauer nur anstrengend.
Bei Olivier Messiaens Turangalîla-Symphonie unter Riccardo Chailly mit dem Concergebouw Orchestra öffnet die A5 wieder das Tor zum Orchester und lässt es ausnahmsweise mal richtig fetzen und knallen, so dass es im Hochtonbereich durchaus auch mal weh tun kann. Dabei gibt es keine epischen Tiefen und Weiten zu bestaunen, dafür viel Grob- und Feindynamik. Klavieranschläge werden fein mit bis in die letzten Verästelungen aufgelösten Anschlägen dargestellt. Dabei – trotz der teilweise etwas sperrigen Musik – mit zwingendem Rhythmus. Bei den großen Pauken geht der Spendor ein klein wenig die Luft aus, dafür bekommt das Ondes Martenot und die mächtigen Gongs einen fast bedrückenden Schub mit auf den Weg.
Bei jedem Musikmaterial macht sich der sorgsame Paarabgleich der Lautsprecher bemerkbar. Neben der erwähnte Homogenität wirkt es, als wenn die Lautsprecher nicht existieren, so wenig sind sie als einzelne Schallquelle zu orten.
Wer jetzt glaubt, Spendor hätte sich mit seinen modernen Lautsprechern vom Pfad der Tugend, nämlich der Neutralität verabschiedet, liegt völlig daneben. Ist kein Bass auf der Aufnahme, macht die Spendor keinen. Der Raum eng und klein? Schade, das. Freiheitsgrade erlaubt sie sich ein wenig im Mitteltonbereich. Auch bei richtig öden und schlechten Aufnahmen vermittelt sie einen Rest Spaß, den die Kollegen aus dem rein professionellen Lager erbarmungslos unterdrücken. Während der Testphase liefen auch diverse Kinderhörspiele, die aufgrund der ausgezeichneten Sprachverständlichkeit, zum Entzücken der Eltern, leiser als sonst abgespielt werden konnten.
Es sind oft die kleinen Dinge, die das Hören mit den Spendor so angenehm und manchmal auch überraschend machen können. Isaak Hayes benutzt in der Filmmusik zu Shaft gern mal eine Orgel, der die Spendor wie aus dem Nichts eine wunderbare Klarheit und Intensität verleiht, die man bisher gar nicht so wahrgenommen hatte. Der musikalische Fluss ist bemerkenswert, ebnet dabei aber keinesfalls dynamische Abstufungen ein.
Trotz des bereits erwähnten niedrigen Wirkungsgrades ist die Spendor A5 gutmütig anzutreiben. Für die vorgeschaltete Elektronik wirkt sie zwar nicht als Lupe, reicht aber die Eigenschaft von Quellgeräten und Verstärker durch und gibt sich nicht anspruchslos. Auch wenn sie schon mit vergleichsweise bescheidenem Antrieb hervorragend klingen kann, goutiert sie auch Elektronik, die ein vielfaches von ihr kostet. In anderen Testberichten, besonders aus Deutschland, lese ich immer wieder, dass Spendor Lautsprecher besonders für Klassik- oder Kammerjazzhörer interessant und gewöhnungsbedürftig bis schwierig bei anderem Musikmaterial seien. In meinen Augen machen diese Lautsprecher aus jeder ihnen vorgeworfenen Konserve Musik. OK, wer die Charts hören möchte, Teenie-Pop liebt und bei Speedmetal ab und zu die Sau raus lassen möchte, der braucht sie nicht. Jeder andere Musikhörer sollte zumindest einmal eine Spendor gehört haben, um sich ein Bild von der Art ihrer Musikreproduktion zu machen. Es sollte mich wundern, wenn nicht der eine oder andere dabei hängen bleibt.
GEHÖRT MIT | |
---|---|
Analoglaufwerk | Rossner & Sohn Pertinax, Dr. Fuß-Steuerung |
Tonarm | Rega RB 300 |
Tonabnehmer | Goldring G-1022GX, Linn Asaka |
Phonopre | AMR ifi iPhono, Graham Slee Audio Era Gold V + PSU1 |
CD-Spieler | Denon DCD-1290, NAD C 516BEE |
Verstärker | music hall a15.2, NAD C 326BEE |
Lautsprecher | Rogers Studio1, Dynaudio Excite X14 |
Kabel | Funk Tonstudiotechnik BS-2, TaraLabs, RG142, Vovox, Sommer, Baumarkt |
HERSTELLERANGABEN Spendor A5 | |
---|---|
Prinzip | 2½-Wege Standlautsprecher |
Gehäusetyp | Spendor Linear Flowport Reflexsystem |
Hochtöner | 22 mm ferrofluidgekühlte rundum strahlende Kalotte |
Tiefmitteltöner | Spendor 150 mm ep38 Konuslautsprecher |
Tieftöner | Spendor 150 mm ep38 Konuslautsprecher |
Wirkungsgrad | 85dB @ 1W/1m |
Übernahmefrequenzen | 700 Hz, 4.5 kHz |
Frequenzgang | 60 Hz – 20 kHz ±3dB (echofrei) |
Frequenzumfang | - 6dB@45 Hz (echofrei) |
Impedanz nominal | 8 Ohm |
Impedanzminimum | 4 Ohm |
Musikbelastbarkeit | 150 W unverzerrt |
Anschlüsse | WBT Singel-wiring-Terminal |
Maße (HxBxT) | 790 x 165 x 250 mm |
Gehäusevarianten | Esche schwarz, Kirsche, Eiche hell, Walnuss dunkel |
Gewicht pro Stück | 16 kg |
Paarpreis | 2190 Euro |
HERSTELLER/VERTRIEB B&T hifi vertrieb GmbH | |
---|---|
Anschrift | Hauptstr. 14 40699 Erkrath |
team@bthifi.com | |
Internet | http://www.bthifi.com |
Auch das Angebot an Tonträgern und Zubehör war reichlich. Die Workshops hatten höchst spannende Themen und waren bestens besucht. Der Ü-Wagen mit seiner Demonstration von Live-Aufnahmen vor dem Hotel kam sehr gut an. Auch die Service Points waren stets frequentiert. Einige Aussteller hatten interessante Offerten für den Kauf auf der Messe oder an den folgenden Tagen. Die Räumlichkeiten waren, wie bei Hotel-Ausstellungen üblich, sehr unterschiedlich. Wer nicht in einem der großzügigen Tagungsräume vorführte, sondern im Standard Hotelzimmer, gab sich Mühe, dem angemessen aufzutreten. Dies gelang, es war nirgends zu laut. So klang es überall angenehm und lud zum Verweilen ein. Das Einzige, was manchmal fehlte, war Sauerstoff – aber auch da war man aufmerksam und legte hin und wieder eine kleine Belüftungspause mit geöffnetem Fenster ein, bevor es mit abwechslungsreichem Musikmaterial weiterging. Sowohl das Hotelpersonal als auch das Team der Analogue Audio Association empfing die Gäste ausgesprochen freundlich. Jeder Besucher bekam einen kleinen Übersichts-Katalog mit wenig Werbung aber ungemein viel Information. So konnte man sich problemlos durch die Ausstellung bewegen und bei Bedarf nachschlagen, falls etwas nicht mehr parat war – so wie bei mir einmal der Vorname eines Ausstellers. Auch für dieses kleine, literarische Meisterwerk danke ich Herrn Bergmann und seinem AAA-Team. Die Veranstaltung hat vielen Menschen viel Freude gemacht, Ausstellern wie Besuchern und hat ein dickes Kompliment verdient für all die Mühen der Analogue Audio Association und der Mitarbeiter der ausstellenden Firmen. 2014 wird Hifistatement gerne wieder dabei sein.
Die klangBilder setzten auch diesmal wieder auf eine bunte Mischung aus Hifi, High End, ein ganz klein wenig Bild, viel (Live-)Musik und eine Reihe von Workshops. Auch Studiotechnik nahm diesmal einen nicht geringen Anteil ein: Seien es nun Vorträge über mehrkanalige Aufnahmeverfahren oder Geräte aus der Studioszene, die auch in der heimischen Kette einen Platz finden könnten. Dazu zählen auch die Komponenten, die Horst Pfaffelmayer unter dem Namen seines Studios, Goldchamber, vorstellte. Da ich den heutigen Kollegen, bei dem ich mich vor Jahren mit dem Tonbandmaschinen-Virus infizierte, zusammen mit seinen Geräten aufs Bild bannen wollte, ihn aber leider immer wieder verpasste, müssen Sie in diesem Falle leider selbst aktiv werden und ein wenig unter www.goldchamber.at recherchieren.
Eigentlich war ich auf einem geschäftlichen Besuch in Südchina, aber da am Wochenende nur Freizeit für mich angesagt war, fragte mich ein chinesischer Kollege, ob ich nicht Lust hätte, mal eine chinesische High-End-Messe zu besuchen. Klar, warum nicht? Guangzhou ist nur knapp anderthalb Stunden mit dem Zug von Shenzhen entfernt und ich hatte – wie schon gesagt – eh' nichts anderes vor.
Um so größer war dann die Überraschung: Die größte chinesische Fachmesse fand über mehrere Etagen in einem großen Hotel statt, und wenn es auch nicht möglich war, genau herauszufinden, wie viele Aussteller es tatsächlich waren, fühlte sich die Messe mindestens so groß an wie die in München. Neben den bekannten westlichen Marken, ausgestellt von ihren Distributoren, waren es vor allen Dingen die vielen einheimischen Firmen, die mit gut gemachten Vorführungen glänzten.
Überhaupt scheint High-End in China ziemlich gefragt zu sein. Viele junge Leute und ganze Familien pilgerten von Raum zu Raum, um konzentriert der Musik zu lauschen. Das war dann besonders häufig klassische Musik! Während in den USA oder in Europa eher musikalisch leichte Kost die Vorführung dominiert, bevorzugen die Chinesen klassische Musik in großen Besetzungen.
Je länger ich mit Hifi beschäftige, desto weniger traue ich mich, einem Schaltungskonzept oder -detail bestimmte klangliche Eigenschaften zuzuschreiben. Und nicht zuletzt deshalb ist es mit prinzipiell völlig egal, welche aktiven Bauelemente in meinen Hifi-Komponenten für die Verstärkung zuständig sind. Die erste Endstufe meiner Hifi-Geschichte, die zusammen mit einer Audiolabor-Vorstufe einen mächtigen Onkyo-Vollverstärker ablöste, war eine Michaelson & Austin TVA-1, bei der zwei KT-88 Gold Lion im Push-Pull-Betrieb 75 Watt leisten sollten. Dass sie später einem Transistor-Verstärker weichen musste, lag allein daran, dass sie nicht mit meinen neuen Traum-Lautsprechern harmonierte. Obwohl ich nun schon seit Jahrzehnten ein Analoglaufwerk mit Röhrennetzteil und eine Vorstufe, bei der Röhren zumindest partiell die Verstärkung übernehmen, verwende, bin ich nie in den Ruf gekommen, ein Röhrenfan zu sein. Wer gerne mal richtig laut hört und dazu einen Lautsprecher mit einem gar nicht einmal so niedrigen, für Hochwirkungsgrad-Lautsprecher-Enthusiasten aber dennoch geradezu lächerlichen Wirkungsgrad von 91 Dezibel benutzt, fände zwar auch eine Menge Röhrenamps, die die nötige Leistung haben, aber meine Geräteauswahl war nie von der Frage Röhre oder Transistor bestimmt.
Die Ayons verbrachten eine längere Zeit in meinem Hörraum, allerdings nicht mit den neuen KT150. Gerhard Hirt brachte mir vor einigen Monaten auf die Schnelle die serienmäßige Version mit den KT88 vorbei. Auf die Schnelle heißt ganz konkret, dass er die beiden Epsilons inklusive eingesteckter Röhren ohne weitere Verpackung in sein schon nahezu gänzlich volles Auto packte – was nicht alle Endstufenröhren wirklich goutierten. Ohne über diesen nicht ganz sachgemäßen Transport weiter nachzudenken, habe ich dann freudig die beiden optisch so ansprechenden Verstärker angeschlossen und war von ihrem Klang auch gleich begeistert: Da sorgte ein Hauch zusätzliche Fülle im Oberbass dafür, dass die LumenWhite ein bisschen weniger streng zu Werke gingen. Plötzlich machten auch nicht hundertprozentig perfekt aufgenommene und produzierte Tonträger Spaß, bei denen man zuvor allzu unnachgiebig auf ihre Fehler aufmerksam gemacht wurde. Und das beste dabei: Trotz dieser kleinen Extraportion Wärme büßten die DiamondLight so gut wie nichts von ihrer fantastischen Durchzeichnung und der enormen Detailfreudigkeit ein. Die räumliche Abbildung gelang sogar noch ein klein wenig überzeugender als bei der Vielzahl der bisher in meiner Kette verwendeten Endstufen.
Die Freude währte allerdings nur ein, zwei Tage, bevor sie mit einem Paukenschlag endete. Das war aber leider keine wirkliche Pauke, sondern der Knall einer Röhre, die während des Spielbetriebs das Zeitliche segnete. Sie können sich meinen Schrecken vorstellen. Dabei ging es gar nicht um die Ayon, sondern erst einmal um meine Lautsprecher mit ihrer nicht gerade günstigen Chassis-Bestückung. Also schloss ich schnell die Cello-Monoblöcke an – und konnte erleichtert feststellen, dass die Schutzschaltungen der Epsilon schnell genug waren, um die DiamondLight vor zu viel Strom zu bewahren. Die Lautsprecher hatten den Zwischenfall unbeschadet überstanden. Ich stellte mich innerlich schon auf eine länger Reparaturzeit für die Epsilons ein, als ich Gerhard Hirt anrief. Er meinte jedoch völlig gelassen, dass es äußerst unwahrscheinlich sei, dass durch die defekte Röhre ein Schaden am Verstärker entstanden sei. Ich solle einfach eine Ersatzröhre einstecken, mit einem Minischraubenzieher das Röhrenprüf- und Einmessprogramm starten und abwarten, was passiert. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Widerstand in Mitleidenschaft gezogen worden wäre, läge im Promillebereich. Und so war es: Nach ein paar Minuten, in denen die Ayon ihre Prüfroutine abarbeitete, schaltete sie in die normale Betriebsart um und spielte so faszinierend wie zuvor. So viel Alltagstauglichkeit hätte ich mir auch von einer neuen, aufwendigen Röhrenkonstruktion nicht träumen lassen.
Als Folge des etwas rüden Transports über 500 Kilometer hat sich dann noch eine weitere Röhre verabschiedet, allerdings völlig unspektakulär: Bei der üblichen Bias-Strom-Messung nach dem Ausschalten der Endstufen wurde ein Fehler entdeckt, eine der sechs LEDs auf der Rückseite des Verstärkers signalisierte, welche Röhre auszutauschen sei und die Illumination des Ayon-Schriftzuges blinkte, statt zu erlöschen. Ich trennte die Epsilon vom Netz, ersetzte die inkriminierte Röhre, stellte die Netzverbindung wieder her und startet nach dem Einschalten wieder das Prüf- und Einmessprogramm. Nach ein paar Minuten musizierten die Epsilon, als sei nichts gewesen. Falls Sie sich fragen, warum ich diese beiden kleinen Zwischenfälle überhaupt schildere, wo doch sonst fast überall nur von den positiven Erlebnissen mit Testgeräten zu lesen ist: Erstens, weil ich noch einmal ganz nachdrücklich darauf hinweisen möchte, dass es für die sensiblen Glaskolben in keiner Weise zuträglich ist, im Verstärker statt in der schützenden Pappschachtel transportiert zu werden – auch über kurze Strecken hinweg. Und zweitens, um all jene, die den Klang von Röhren-Amps dem von Transistorverstärkern vorziehen, aber dennoch nicht in erstere investieren aus Angst, Röhren seien besonders anfällig und damit wenig alltagstauglich, zu ermutigen, ihren klanglichen Vorlieben zu folgen und die Bedenken hintanzustellen – zumindest, wenn die Objekte der Begierde von Ayon stammen oder ebenso gut abgesichert sind wie die österreichischen High-Tech-Amps. Die auf die KT150 umgebauten Epsilons transportierte ich übrigens in der Originalverpackung von Graz nach Gröbenzell – und bis jetzt hat es nicht das geringste Problem mit einer der Röhren gegeben.
Es hatte also einige Wochen gedauert, bis die Epsilons wieder in meinen Hörraum zurückkehrten. Da reicht selbst die beste akustische Erinnerung nicht aus, um die durch den Röhrenwechsel bedingten klanglichen Veränderungen im Detail beschreiben zu können. Insgesamt spielen die leistungsstärkeren Röhren noch eine Spur souveräner und entspannter, um bei Impulsen um so heftiger zur Sache zu gehen. Dass die Endstufen selbst bei recht saftigen Pegeln noch absolut unangestrengt agieren, manifestiert sich auch in einem räumlich weiten und enorm stabilen Klangbild, in das eine Fülle von Details spielerisch und völlig selbstverständlich integriert werden. Aber Bestwerte in einer Vielzahl von Hifi-Disziplinen erreichen viele sehr gute Verstärker. Die hervorragenden Einzelleistung zu einem stimmigen, emotional fesselnden Erlebnis werden zu lassen, vermögen allerdings nur die aller besten Vertreter ihrer Gattung. Die Ayon Epsilon ist einer von ihnen.
Was mich so sehr für die Epsilons einnimmt, ist der druckvolle Oberbass-Bereich und dieser gewisse Hauch Wärme. Das sind zwar Eigenschaften, die man Röhrenverstärkern gern nachsagt, aber um Missverständnissen vorzubeugen: Die Epsilons sind weit entfernt von dem, was man landläufig als Röhrenklang bezeichnet: Sie erlauben sich keinerlei Weichzeichnereffekte, haben die Bass-Chassis fest im Griff und neigen auch nicht zur Euphonie. Sie verwandeln schlechte gemachte Scheiben nicht in Drogen für Audiophile, sind allerdings auch nicht ganz so gnadenlos streng wie einige ihrer Transistorkollegen. Für mich sind die Ayon die nahezu perfekte Ergänzung meiner bestehenden Kette.
Da ich mit dem Klang der Epsilons wunschlos glücklich bin, weiß ich nicht so recht, warum ich die KT150-Pentoden als Trioden verwenden sollte. Aber erstens bieten die Ayon diese Betriebsart an und zweitens war der Kollege Schimmel beim Test des Cayin-Vollverstärkers vom Trioden-Modus derart begeistert, dass ich ich diese Spielart nicht einfach ignorieren kann. So mache ich mich dann nicht ganz vorurteilsfrei an den Vergleich, wobei wegen der Aus- und Einschaltprozedur der Epsilon zwischen den beiden Versionen desselben Stückes bis zu fünf Minuten vergehen. Bei Ravi Shankars „West Eats Meat“ wirken die Instrumente im Raum bei Trioden-Betrieb etwas plastischer, die Wiedergabe gerät einen Hauch luftiger. Die tiefe Pauke und der E-Bass besitzen jedoch bei der Pentoden-Schaltung mehr Druck und Kontur. Hier sind die KT150 in ihrer angestammten Betriebsart für mich erste Wahl. Bei Keith Jarretts Köln Concert fällt die Entscheidung dann schon schwerer: Die Trioden-Schaltung lässt den Flügel einfach intensiver singen, das Klangbild erscheint geschlossener, Jarretts Spiel emotional noch packender. Dafür lassen die Pentoden im bestimmungsgemäßen Modus die einzelnen Töne in ihrer Positionierung im Raum und in der Dynamik noch differenzierter erklingen. Das kommt dem etwas nüchterneren Vortrag, den ich über Jahre von Transistoren gewohnt war, ein gutes Stück näher. Aber nach einigen Monaten mit den KT88 bestückten Epsilon kann ich nicht mehr ruhigen Gewissens behaupten, die – nennen wir es mal: – intellektuell-analytische Spielart der emotionaleren vorzuziehen.
Heute stellt sich mir eher die Frage, ob mich die Röhrenendstufen im Pentoden- oder Trioden-Betrieb mehr faszinieren. Da die Kette in meinem Arbeitszimmer vor allen Dingen Werkzeug-Charakter besitzen sollte, bleibe ich aber vorerst bei den Pentoden – kann und will jedoch keinesfalls ausschließen, immer öfter dem Charme der Trioden-Schaltung zu erliegen. Wie schön, dass die Ayons einem hier die Wahl lassen. Der Umschalter ist also doch nicht so überflüssig, wie auf den ersten Blick angenommen.
Bin ich nach diesen ungemein positiven Erfahrungen mit den Epsilons ab sofort Röhrenfan? Für mich eine eher müßige Frage: Ich bleibe auch in Zukunft allen Schaltungskonzepten gegenüber aufgeschlossen – Digitalendstufen vielleicht ausgenommen, denn vor der zwangsweisen A/D-Wandlung feinster analoger Signale von Plattenspieler und Tonbandmaschine schrecke ich immer noch zurück –, würde mich momentan aber widerspruchslos als Epsilon- und KT150-Fan bezeichnen lassen.
GEHÖRT MIT | |
---|---|
Plattenspieler | Brinkmann LaGrange mit Röhrennetzteil |
Tonarm | AMG Viella 12‟, Thales Simplicity |
Tonabnehmer | Air Tight PC-1, Brinkmann EMT ti, Lyra Olympos |
Phonostufe | Einstein The Turntable’s Choice |
Computer | iMac 27‟, 3.06 GHz Intel Core 2 Duo, 8 GB, OS X Version 10.8.5 |
Audioplayer | Amarra Symphony 2.6, Audirvana |
CD-Laufwerk | Wadia WT3200 |
D/A-Wandler | Mytek 192-DSD-DAC |
Vorverstärker | EAR Yoshino 912 |
Endstufe | Cello Encore 50 |
Lautsprecher | LumenWhite DiamondLight Monitors |
Kabel | Precision Interface Technology, Sunwire Reference, SwissCable, HMS Gran Finale Jubilee, Audioplan Powercord S, Audioquest Wild und Diamond |
Zubehör | PS Audio Power Plant Premier, Clearaudio Matrix, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Finite Elemente Pagode Master Reference Heavy Duty und Cerabase, Harmonix Real Focus |
HERSTELLERANGABEN Ayon Epsilon mit KT150 | |
---|---|
Betriebsarten | Trioden-* oder Pentoden-Modus, Class-A* |
Röhrenbestückung | KT150 |
Lastimpedanz | 4 und 8 Ohms |
Ausgangsleistung Pentoden-Modus | 1 x 180W |
Ausgangsleistung Trioden-Modus | 1 x 100W |
Frequenzgang | 10 Hz - 60 kHz |
Eingangsimpedanz | 47 KΩ |
Eingangsempfindlichkeit für Vollaussteuerung | 900mV |
Fremdspannungsabstand bei Vollaussteuerung | 98 dB |
Gegenkopplung | 0dB |
Eingänge | RCA und XLR |
Abmessungen (B/T/H) | 35/55/25 cm |
Gewicht | 40 kg |
Garantiezeit | 15000 |
Preis | 15000 Euro, 13000 Euro mit KT88 |
HERSTELLER Ayon Audio | |
---|---|
Anschrift | Hart 18 A-8101 Gratkorn |
VERTRIEB Audium | |
---|---|
Anschrift | Catostr. 7b 12109 Berlin |
urban@audium.de | |
Internet | www.ayonaudio.de |