Freitag, 13 Juni 2008 09:51

Relec SA

Hersteller
Relec SA
Anschrift Rue de Petits-Champs 11a+b
1400 Yverdon-les-Bains
Switzerland
Telefon +41 244260420
E-Mail info@psiaudio.com
Web www.psiaudio.com
Montag, 11 Juni 2018 01:39

XTZ Divine Delta

Zwei unterschiedliche Lautsprecher aus dem Hause XTZ haben wir hier bereits getestet. Nun gibt es mit der XTZ Divine Delta eine Modell-Pflege der bisherigen Delta 100.33. Mein Kollege Peter Banholzer war damals sehr begeistert von den Produkten der Schweden.

Würden die Herrschaften von Mercedes-Benz in der E-Klasse das Nachfolgemodell um fünfundzwanzig Prozent teurer präsentieren, echauffierten sich wohl sogar die Redakteure der wohlgesonnenen deutschen Fachpresse mächtig. Bei Preissteigerungen in der Hifi-Branche darf man durchaus kritisch sein. So war demzufolge die Frage nach Veränderungen, sprich Verbesserungen, im Vergleich zum Vorgänger-Modell auch die erste, die ich Berthold Daubner stellte. Erinnern Sie sich? XTZ-Deutschland, die Berthold Daubner und Jens Hörmann GbR im württembergischen Eisingen, ist die deutsche Direktvertriebs-Tochter des schwedischen Herstellers XTZ aus Torup. Das liegt ungefähr auf halber Strecke zwischen Kopenhagen und Göteborg. Weltweit hat XTZ neben dem deutschen Direktvertrieb vergleichbare Niederlassungen in den USA, Großbritannien und China.

Das Gehäuse aus mehrschichtigem Klavierlack hat sorgsame Behandlung verdient. Deshalb liegen Handschuhe und Staubtuch bei. Die Gummi-Plättchen kommen zwischen Box und Basis
Das Gehäuse aus mehrschichtigem Klavierlack hat sorgsame Behandlung verdient. Deshalb liegen Handschuhe und Staubtuch bei. Die Gummi-Plättchen kommen zwischen Box und Basis

Der Geschäftsführer des deutschen Vertriebes Berthold Daubner ist nicht nur Fachmann für Raumakustik, sondern auch in die Entwicklungsarbeit der Schweden involviert. Also kannte er auch alle Details, die die neue Divine Delta von der bisherigen Divine 100.33 unterscheiden. Er begründete die Preissteigerung von 500 Euro pro Stück mit den Innovationen und dem gestiegenen Material-Aufwand bei der neuen Divine Delta. Dies konnte ich bei seiner Aufzählung nachvollziehen und wir schauen uns das gleich mal gemeinsam an. Die passenden Ständer, bei XTZ Stative genannt, sind übrigens trotz Überarbeitung nur um zehn Euro teurer geworden. Sie kosten jetzt immer noch nur 290 Euro, ein bescheidener Preis bei ihrem eindrucksvollen Gegenwert.

Die XTZ Divine Delta macht auf ihren Stativen eine ansprechende Figur
Die XTZ Divine Delta macht auf ihren Stativen eine ansprechende Figur


Ein weiterer Aspekt macht mir in meiner Kennenlern-Phase der Delta etwas Kopfzerbrechen. Diesen wohlgeformten, jedoch gar nicht kleinen Lautsprecher als Kompakt-Lautsprecher zu benennen, widerstrebt mir. Zwar ist die Divine Delta mit ihrem überarbeiteten Gehäuse nur ein wenig voluminöser geworden, zeigt aber jetzt ansprechendere Proportionen als die Vorgängerin. Siebenundvierzig Millimeter mehr Höhe bei minimal reduzierter Breite und etwas weniger Tiefe geben der Neuen eindeutig schlankere Maße. Aber kompakt ist das nicht. Sicher, man kann sie durchaus senkrecht oder auch waagerecht auf einem Möbelstück platzieren. Auch dann gibt sie sich recht ansehnlich, da XTZ ihr eine Basis für die horizontale Aufstellung mit in die Verpackung gegeben hat. In erster Linie hat XTZ, so sagte mir Berthold Daubner, an den Einsatz einer Delta als Center-Lautsprecher für Kino-Systeme gedacht. Diese MDF-Basis lässt sich auch anstelle der normalen Top-Platte auf die Divine Delta Stative montieren. So kann der Lautsprecher auch frei im Raum horizontal perfekt aufgestellt werden. Nebenbei bemerkt: Auch das quadratische, ins Gehäuse eingelassene XTZ-Emblem lässt sich leicht ausrichten. Denn es ist magnetisch arretiert und kann entsprechend mühelos gedreht werden. Wie man die Divine Delta auch dreht und wendet, meistens wird sie senkrecht auf den Stativen im heimischen Wohnzimmer stehen.

Die polierten Ausleger mit in der Höhe justierbaren Spikes stehen hier zur Schonung des Untergrunds auf dem dazu passenden Teller
Die polierten Ausleger mit in der Höhe justierbaren Spikes stehen hier zur Schonung des Untergrunds auf dem dazu passenden Teller

Zusammen wirken Box und Stativ dann optisch ansprechend, als harmonisches Ganzes, schön und mit dem Format einer Standbox. Da darf sich dann auch eine entsprechende Erwartungshaltung aufbauen, vor allem in Hinblick auf die Leistungsfähigkeit bei tiefen Tönen. Um zum optischen Erscheinungsbild noch etwas mehr zu sagen. Die Kombination der schwarz-seidenmatten Stative mit der in perfektem schwarzglänzenden Klavierlack gefertigten und nach hinten sich verschlankenden Divine Delta ist ästhetisch gelungen und ein echter Hingucker. Das Seidenmatt der Stative entspricht der Oberfläche des neu entwickelten Front-Paneels, auf das die drei Chassis montiert sind. Dabei stören keineswegs die Gitter vor den drei Membranen, die die empfindliche Keramik vor Attacken von außen schützen. Sie sind derart in die Front integriert, dass an den Mitteltönern keinerlei Verschraubung sichtbar ist.

Die zwei Keramik-Tief-Mitteltöner kennen wir bereits von der Vorgänger-Version
Die zwei Keramik-Tief-Mitteltöner kennen wir bereits von der Vorgänger-Version

Was ist nun anders geworden in und an der Divine Delta? Eine kostspielige und wesentliche Innovation ist der neue Hochtöner, ein Keramik-Hochtöner C25-6-158 von Accuton. Im Vorgänger arbeitete noch die Keramik-Kalotte KE 25 SC von Visaton. Die neue, aufwändige 25-Millimeter-Keramik-Kalotte des namhaften deutschen Herstellers Thiel & Partner (Accuton) ist auch in der Delta wieder zusammen mit zwei Achtzehner-Tief-Mittel-Tönern von Accuton, den Modellen C 173-11-191, in einer D´Appolito-Anordnung kombiniert. Die Vorzüge der an D´Appolito angelehnten Konfiguration sind für die senkrechte Aufstellung des Lautsprechers optimiert. So ergibt sich eine sehr homogene und breite Abstrahlung, die der Divine Delta eine wunderschöne klangliche Geschlossenheit verleiht, wie ich schon vorgreifend sagen möchte. Montiert ist das Chassis-Dreigestirn auf einem neu entwickelten Paneel, das nicht, wie beim Vorgänger, auf das Gehäuse aufgesetzt wurde. Vielmehr hat man die neue Schallwand bei XTZ nun in das Kabinett eingearbeitet. Auch vom Material her wird nun zusätzlicher Aufwand betrieben: Statt wie früher MDF zu verwenden, ist die aktuelle, eingelassene Schallwand eine Doppel-Lage aus Aluminium und MDF. Das verleiht dem Korpus an entscheidender Stelle mehr Rigidität und bringt eine Verbesserung der energetischen Umsetzung der drei Chassis. Die Volumen-Erhöhung verleiht dem neuen Modell mehr Leistungsfähigkeit im Bass. Das Gehäuse verjüngt sich nach hinten, um im Inneren stehende Wellen zu vermeiden.


Die D´Appolito-Anordnung trägt zu einem überragenden Abstrahl-Verhalten bei
Die D´Appolito-Anordnung trägt zu einem überragenden Abstrahl-Verhalten bei

Nach wie vor ist die Divine ein Bass-Reflex-System mit zwei rückwärtigen, symmetrisch zu den Chassis angeordneten Ventilier-Öffnungen. Zwei mitgelieferte Stopfen aus Schaumstoff erlauben dem Hörer eine akustische Anpassung an die Raum-Verhältnisse im Tiefton-Bereich. Mit den eingesetzten Schaumstoff-Pfropfen wird die Delta zum geschlossenen Konzept. Mit einer freien Ventilier-Öffnung und einer geschlossenen bietet sie eine dritte Option, die nur den Tiefbass verstärkt. Nach mehrfachem Probieren mit der Orgel-Symphonie von Camille Saint-Saëns entschied ich mich für die offene Spielweise, weil damit Tiefbass und der Grundtonbereich intensiver waren. Diese behielt ich während des Tests bei. Die elektrischen Anpassungen der alten Divine auf dem Anschluss-Terminal hat man aufgegeben. Jetzt hat es der Musikfreund leichter, die richtige Einstellung zu finden: Neben der Variation der Bass-Reflex-Öffnungen bietet nur noch ein rückseitiger Kippschalter das Absenken des neuen Keramik-Hochtöners um drei Dezibel an, und zwar über dessen gesamtes Frequenz-Spektrum. In meinem akustisch nicht stark gedämmten Hörraum empfand ich diese minimal zurückgenommene Hochton-Intensität als angenehmer und vor allem bei klassischer Musik als richtiger, weil das Klangbild insgesamt noch eine Spur homogener geriet. Auch diese Einstellung behielt ich bei.

Der neue Keramik-Hochtöner von Accuton ist eine der entscheidenden Innovationen gegenüber dem Vorgänger
Der neue Keramik-Hochtöner von Accuton ist eine der entscheidenden Innovationen gegenüber dem Vorgänger

Sehr viel investiert hat XTZ in die neue Frequenzweiche, die mit einer Flankensteilheit von 18 Dezibel die zwei Wege trennt. Hierfür wurden bei Mundorf Spulen und Kondensatoren eingekauft. Alle im Signalweg liegenden Bauteile stammen von der Kölner Edelmarke. Über deren Qualität muss nicht viel gesagt werden. Daneben verwendet XTZ Luftspulen, Eisenkernspulen, MKP-Kondensatoren und MOX Widerstände. Auch wenn die alte Weiche durchaus hochwertig war, geht es mit den neuen Komponenten von Mundorf noch klangvoller zur Sache. Das Anschluss-Terminal wurde gänzlich neu gestaltet. Es ist konstruktiv identisch mit dem der doppelt so teuren Divine Alpha, jedoch als Bi-Wiring- oder Bi-Amping-Anschlussfeld ausgeführt. Dabei imponieren nicht nur die hochwertigen Brücken mit ihren Kabelschuhen aus Kupfer. Die Anschluss-Bolzen selber sind zur optimalen Leitfähigkeit ebenfalls aus hochwertigem Kupfer gedreht. Die Verklemmung geschieht mittels massiver, verchromter Messing-Knebel. Da kann man beinahe bedauern, nicht ständig daran drehen zu müssen. Fassen wir die entscheidenden Neuerungen zusammen, nämlich ein größeres und vor allem besseres Gehäuse mit Aluminium-MDF-Schallwand, eine deutlich aufwändigere Frequenzweiche und ein kostspieliger Hochtöner, haben wir es bei der Divine Delta also mit klang-relevanten Veränderungen zu tun, die nach meiner Auffassung den neuen Preis plausibel machen.

Die schmalere Rückseite hat in symmetrischer Anordnung zwei Bass-Reflex-Öffnungen. Sie können auch geschlossen werden
Die schmalere Rückseite hat in symmetrischer Anordnung zwei Bass-Reflex-Öffnungen. Sie können auch geschlossen werden


Der liegt nun in einer Größenordnung in der ich in der jüngsten Vergangenheit mehrere Lautsprecher unterschiedlichster Art getestet habe. Besonders eindrucksvoll wegen ihrer phänomenalen, homogenen und räumlichen Abstrahlung ist mir da die quadral Platinum+ Seven im Gedächtnis. Auch die kleinvolumige Triaxia von Euphonic-Architect-EA-listen ist mir dank ihrer durch das konzentrische Drei-Wege-Chassis perfekten punktuellen Abstrahlung wohlklingend in Erinnerung – ein Vorteil, der sich bei geringem Hörabstand besonders positiv auswirkt. Die etwas teurere Lignea von Franco Serblin gehört vielleicht auch noch in die gleiche Klasse und dürfte an optischer Schönheit kaum zu toppen sein. Somit habe ich durchaus Referenzen, wenn ich auch die Vorgänger-Divine in den vergangenen Jahren nur kurz auf Ausstellungen hören konnte und ich somit allein aufgrund des Testberichtes meines Kollegen Peter Banholzer über die begeisternden Fähigkeiten der alten XTZ Divine 100.33 informiert bin. Diese zum Vergleich heranzuziehen macht ja auch nicht mehr wirklich Sinn, da es sie nicht mehr gibt.

Mit dem Schaumstoff-Stopfen wird der Ventilier-Kanal geschlossen und der Frequenzverlauf im Bassbereich verändert
Mit dem Schaumstoff-Stopfen wird der Ventilier-Kanal geschlossen und der Frequenzverlauf im Bassbereich verändert

Beim Aufstellen des Sets aus Divine-Stativ und selbstverständlich senkrecht darauf platzierter Box ist die horizontale Ausrichtung oder eine etwaige gewünschte Neigung an den glänzend polierten Aluminium-Auslegern der Stative kein Problem. Durch Lösen des massiven Konter-Elementes unterhalb der Streben lässt sich dann der Spike von oben justieren. Zur Schonung des Bodenbelags gehören adäquate Teller zur Aufnahme der Spikes zum Lieferumfang, ebenfalls aus auf Hochglanz poliertem Aluminium. Ich habe die Ständer nicht mit Sand befüllt, was vom Hersteller aber durchaus als Option vorgeschlagen wird. Dazu hätte nur die obere Platte abgeschraubt werden müssen. Mit ihren jeweils dreizehn Kilogramm Eigengewicht bieten die Stative aber auch so ausreichend Masse zur resonanzarmen und sicheren Positionierung der neuen Divine.

Das Anschluss-Terminal ist eine Augenweide und technisch überzeugend
Das Anschluss-Terminal ist eine Augenweide und technisch überzeugend

Zuerst höre ich die Delta zusammen mit meinem CD-Player, dem Antelope-DAC-Vorverstärker und der NAD-2200PE-Endstufe. Das klingt auf Anhieb beeindruckend. Denn die Geschlossenheit in der Abstrahlung gestaltet eine sehr schöne Bühne und ist frei von jeglichem Boxenklang. Durch Verschieben von Ständern und Lautsprechern, was mit den Tellern unter den Spikes auf dem Parkettboden recht unkompliziert ist, kann ich die räumliche Darstellung aber noch einmal verbessern. Ein mehrfaches Verschieben und Ändern der Anwinkelung führt nach kurzem Probieren zur idealen Aufstellung. Das Klangbild rastet ein, wie man gerne dazu sagt. Die Musik, mit der ich die Position ermittelte, blieb auch weiterhin im Player, da mich neben der Tiefenstaffelung und stabilen Anordnung der Instrumente noch etwas faszinierte. Es war die Transparenz und Klarheit, mit der die XTZ Beethovens Klavierkonzerte Nummer eins und drei mit Ronald Brautigam am Flügel und dem Norrköping Symphony Orchestra unter Andrew Parrot darbot. Das kannte ich so nicht in meinem Hörraum, wo mir üblicherweise die Analysis-Audio-Epsilon Vergnügen bereiten. Es war jetzt eine andere Liga in puncto Detailzeichnung. Dabei möge man bedenken, dass die Bändchen-Dipole mehr als doppelt so teuer sind. Deren Homogenität und Gleichmäßigkeit ist auf extrem hohen Niveau. Dem stehen die XTZ jedoch in keiner Weise nach. Sie wirken, im Gegenteil, noch eindrucksvoller, da sie ihr transparentes, geordnetes Bühnenbild mit ansprechender Leichtigkeit in den Raum stellen. Die XTZ nehmen sich körperlich gänzlich aus dem Klangbild und präsentieren die Musik hinter, vor und um sich herum. Ihr Klang-Gemälde zeichnen sie stabil bei Pegeln von dezent leise bis ganz schön laut. So steht der Flügel virtuell als Instrument und nicht nur mit seinen sauber artikulierten Tönen vor mir. Klarheit und Präzision sind Eigenschaften, mit der die Divine Delta mich enorm beeindrucken. Mir fehlt bei den Klavierkonzerten auch keine Grundton-Wärme. Jedoch bin ich von meiner Analysis Audio in den unteren Lagen mehr Fülle gewohnt. Die analytische Genauigkeit der XTZ, die mit glaubwürdigen und auch intensiven Klangfarben einhergeht, verdankt sie auch ihrem sehr akkuraten Bass. Der erfreut mit seiner Konturenschärfe und bietet keinen Ansatz zur Kritik. Dennoch wirkt er schlank. Um diesen Eindruck zu überprüfen, ist die fünfte Mahler-Symphonie vom Denon-Label gut geeignet. Sie bietet ausreichend wuchtige Passagen mit grundton-intensivem Orchester und imposantem Schlagwerk. Schon beim Trauermarsch beeindruckt die detailreiche Präzision und die Klangfarbe der Blech-Fanfare. Die Trompeten stehen strahlend hinten auf der imaginären Bühne. Der lang anhalten Trommel-Wirbel ist fein strukturiert. Alles hat seine Ordnung. Glanz und Schmelz der Streicher lassen wohlig in die Musik eintauchen. Die tiefen Lagen des Orchesters sind präzise strukturiert. Es fehlt nichts, weil es richtig erscheint und die Divine Delta so filigran und feindynamisch agiert. Dazu muss man gar nicht laut hören. Pegel-unabhängig behält die XTZ ihre Tonalität, liefert die Genauigkeit eines Kontroll-Monitors und besticht durch ihre Stimmigkeit und räumliche Staffelung. So ertönen die Pauken und anderes Schlagzeug stets aus der hinteren Reihe, konturiert und mit glaubwürdiger, zum Ganzen harmonischen Intensität.


Um drei Dezibel kann die Lautstärke der Keramik-Kalotte mit dem Schalter zurückgenommen werden. Da er über 2000 Hertz ankoppelt, ist dies eine Fein-Anpassung
Um drei Dezibel kann die Lautstärke der Keramik-Kalotte mit dem Schalter zurückgenommen werden. Da er über 2000 Hertz ankoppelt, ist dies eine Fein-Anpassung

DMit Patricia Barbers Live-Album Companion, das ich in der MFSL-Version besitze, wechsele ich zu einem anderen Musik-Genre: Auch hier ist die Ehrlichkeit und Natürlichkeit der XTZ fantastisch. In der Zugabe „You Are My Sunshine“ brilliert der Flügel wunderschön und hat dennoch einen Korpus. Im ersten Track, „The Beat Goes On“ macht die leicht nasale Stimme der Sängerin klar, dass tonal durch die Delta nichts aufgehellt wird. Das wird spätestens beim Beifall deutlich, der die Hände förmlich erahnen lässt. Bei allen Titeln dieses Albums überrascht und gefällt die Divine Delta immer wieder mit ihren filigranen Klängen, ihrer Exaktheit und ihrer dynamischen Darbietung. Diese XTZ ist ein toller Lautsprecher, der mich in seinen Bann zieht. Kein Schallwandler dieser Klasse dürfte der Delta in Sachen Auflösung und Ehrlichkeit gleich kommen, auch nicht bei den tiefen Lagen. Dazu gesellt sich eine Spielfreude, die lange Musikabende provoziert. Mich begeistert die XTZ ungemein und so entschließe ich mich, die tendenziell burschikos musizierende NAD-Endstufe gegen die ruhigere Spectral DMA-100 zu wechseln. Mal sehen, was dann passiert. Die Spectral bewirkt genau, was ich erwartete. Es fehlt ein wenig das leicht angeschmutzte Draufgängertum der NAD, dafür spendiert die Spectral mehr Seidigkeit und deutlich mehr Ruhe. Auch sie gibt sich als musikalisch harmonischer Partner der Divine Delta. Mit ihr erscheint die XTZ ein kleines bisschen runder – Geschmackssache. So oder so behält der Lautsprecher seine begeisternden Eigenschaften und lässt manche meiner CDs wie neu erscheinen, weil ich Feinheiten so noch nicht gehört hatte. Die XTZ Divine Delta hat in dieser Preisklasse (4560 Euro mit den Stativen) die Messlatte sehr hoch gelegt.

Ein Blick auf die hochwertige Zwei-Wege-Weiche
Ein Blick auf die hochwertige Zwei-Wege-Weiche

STATEMENT

Auch für einiges Geld mehr dürfte es nicht viele derart gute Lautsprecher geben. Phänomenal sind die homogene Abbildung, der filigrane Detail-Reichtum und die authentische Darstellung von Raum und Klangfarben. Die XTZ Divine Delta offenbart Musik auf faszinierende Weise.
Gehört mit
CD-Player Primare DVD 30
DA-Wandler Antelope Zodiac plus
Vorverstärker Antelope Zodiac plus
Endstufe NAD 2200 PE oder Spectral DMA-100
Zubehör JIB Boaacoustic Krypton AES/EBU, In-Akustik 1302 NF, Real-Cable HD-TDC, MudrAkustik Max Netzleiste, Mudra und Audioquest Netzkabel, AHP Reinkupfer-Sicherungen, mbakustik Raum-Absorber
Möbel Creaktiv Audio mit Absorberböden, Audio Exklusiv d.C.d. Basis
Herstellerangaben
XTZ Divine Delta
Typ 2-Wege Bassreflex Kompaktlautsprecher
Bestückung 1 x 25 mm Keramik Kalettenhochtöner
2 x 180 mm Keramik Tiefmitteltöner
Frequenzgang 36 - 30.000 Hz
Impedanz 4 - 8 Ohm
Wirkungsgrad 89 dB
Belastbarkeit 360 W / 180 W
Anschlüsse Bi-Wiring / Bi-Amping möglich
Einstellmöglichkeiten Bassreflex / Geschlossen (2 Bassreflexrohre), Hochtöner (2-fach anpassbar)
Abdeckung metallisch (fest installiert)
Abmessungen (BxHxT) 267 x 653 x 380 (410) mm (incl. Terminal)
Gewicht 26,5 Kg
Farbe Divine Delta Schwarz Hochglanz
Einspielzeit 50 - 100 Stunden
Garantie 5 Jahre
Label Text
Herstellerangaben
XTZ Divine Delta Stativ
Abmessungen (BxHxT) 320 (430 inkl. Füße) x 571 x 442mm (Höhe inkl. Spikes)
Aufbau Füllung mit Sand möglich
Gewicht 13 kg
Farbe Schwarz Seidenmatt
Preis 290 Euro (Stück)

Vertrieb
XTZ-Deutschland
Anschrift Berthold Daubner und Jens Hörmann GbR
Höhenstr. 7
75239 Eisingen
Telefon +49 7232 3225616
E-Mail kontakt@xtz-deutschland.de
Web www.xtz-deutschland.de

Weitere Informationen

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Freitag, 08 Juni 2018 06:07

Bakoon AMP-41

Ich gebe gerne zu: ich hätte mich wohl kaum mit dem Bakoon AMP-41 beschäftigt, wenn ich nicht letztes Jahr von dem DAC aus gleichem Hause so beeindruckt gewesen wäre. Mit der Gerätegattung Vollverstärker verbinde ich irgendwie immer Sparmaßnahmen. Ein Vorurteil – gewiss, denn das Konzept hat auch seine Vorteile. Und beim Bakoon AMP-41 ist sowieso alles anders.

Wenn Sie einen Verstärker nach den äußeren Abmessungen, der Größe der Kühlkörper oder der Leistung beurteilen, sollten Sie jetzt nicht weiterlesen. Rein äußerlich würde AMP-41 mit einer Höhe von gerade einmal 10 Zentimeter auch als Vorverstärker durchgehen, massive Kühlkörper sind nicht zu finden und die Leistung von zweimal 50 Watt mutet im Vergleich zu manchen Watt-Boliden doch eher bescheiden an. Aber ich verspreche Ihnen, der AMP-41 hat es in sich: technisch wie klanglich! Das beginnt damit, dass der AMP-41 genau genommen kein integrierter Verstärker bestehend aus einer Vor- und Endstufe ist, sondern eigentlich nur ein Endverstärker mit einstellbarer Verstärkung. Sie mögen das für Haarspalterei halten, aber das ist konzeptionell etwas ganz anderes.

Der AMP-41 von vorne mit dem kombinierten Druck- und Drehknopf für Eingangswahl und Lautstärkeregelung
Der AMP-41 von vorne mit dem kombinierten Druck- und Drehknopf für Eingangswahl und Lautstärkeregelung

Grundsätzlich kann eine Lautstärkeregelung sowohl passiv durch Abschwächung des Signals als auch aktiv durch Einstellung des Verstärkungsfaktors einer Verstärkerstufe erfolgen. Eine passive Lautstärkeregelung wird meist mit einem Potentiometer oder mit einer geschalteten Widerstandskette realisiert, wobei die nicht benötigte Leistung in Wärme verbraten wird. Manche Stimmen behaupten, dass diese Form der Signalabschwächung die Dynamik der Musikwiedergabe beeinträchtigen würde. Fest steht jedenfalls, dass bei einer passiven Lautstärkeregelung die verwendeten Bauteile direkt im Signalweg liegen und deren Qualität deshalb das klangliche Ergebnis unmittelbar beeinflusst.

Ist dieser passive Lautstärkeregler nun wie üblich unmittelbar vor der Line-Stufe angeordnet, dann wird das ankommende Musiksignal zuerst abgeschwächt, um dann – in den meisten Fällen völlig unnötig – wieder verstärkt zu werden. Unnötig deshalb, weil der Ausgangspegel eines CD-Players oder Digital-Analogwandlers in aller Regel absolut ausreichend ist, um eine Endstufe voll auszusteuern. Darüber hinaus hat diese Konzeption den Nachteil, dass das von der Line-Stufe erzeugte Rauschen unabhängig von der gerade benötigten Verstärkung immer in voller Höhe am Ausgang anliegt, was zu Lasten des Signal-Rauschabstands geht.


Mit der kleinen Fernbedienung lassen sich alle Funktionen des AMP-41 steuern
Mit der kleinen Fernbedienung lassen sich alle Funktionen des AMP-41 steuern

Dann wäre es also besser, den Lautstärkeregler am Ausgang der Line-Stufe zu positionieren? Auch keine wirklich gute Lösung, denn damit erhöht sich der Ausgangswiderstand in Abhängigkeit von der gerade gewählten Einstellung am Lautstärkeregler erheblich, was in aller Regel zu Problemen bei langen Kabeln oder Endstufen mit niedrigem Eingangswiderstand führen wird. Außerdem besteht die Gefahr, dass die Line-Stufe bei einem zu hohen Verstärkungsfaktor von lauten Signal-Quellen übersteuert werden kann.

Ideal wäre es, wenn sich die Verstärkung der Stufe selbst stufenlos einstellen ließe. Dann wird nur in dem Maße verstärkt, in dem das auch wirklich nötig ist. Der größte Nachteil dieser auf den ersten Blick bestechenden Konzeption ist in meinen Augen, dass damit bei den üblichen Schaltungs-Designs mit der Stellung des Lautstärkereglers zwangsläufig der Gegenkopplungsfaktor der Verstärkungsstufe geändert wird und dass dadurch so wichtige Qualitätsparameter wie Frequenzgang, Phasenverlauf und Verzerrungen zwangsläufig beeinflusst werden.

Die Stellung des Reglers für die Lautstärke wird dezent durch die beiden oberen LED-Reihen visualisiert, die untere LED-Reihe zeigt den gewählten Eingang an
Die Stellung des Reglers für die Lautstärke wird dezent durch die beiden oberen LED-Reihen visualisiert, die untere LED-Reihe zeigt den gewählten Eingang an

Und genau an dieser Stelle kommt die SATRI-Schaltung von Bakoon ins Spiel. Eine normale Verstärkerschaltung hat eine hohe Eingangsimpedanz und eine niedrige Ausgangsimpedanz und verstärkt die am Eingang anliegende Spannung. Die SATRI-Schaltung funktioniert genau anders herum, indem die Eingangsimpedanz sehr niedrig und die Ausgangsimpedanz extrem hoch ist. Die Schaltung verstärkt den am Eingang anliegenden Strom. Technisch wird das über Stromspiegel realisiert, die den am Eingang fließenden Strom an den Ausgang übertragen. Die Qualitätsparameter der Schaltung sind bei diesem Konzept in einem weiten Bereich unabhängig von der gewählten Verstärkung. Die gewünschte Verstärkung kann man mit einem einzigen Widerstand am Schaltungsausgang festlegen. Ersetzt man diesen festen Widerstand durch einen variablen Widerstand, dann lässt sich der Verstärkungsfaktor einstellen und man erhält eine aktive Lautstärkeregelung ohne die oben genannten Nachteile. Beim AMP-41 kommt hierfür eine über Relais geschaltete Widerstandskette mit 50 Stufen zum Einsatz.


Vor der SATRI-Schaltung sitzt im AMP-41 ein mit JFETs aufgebauter Eingangs-Buffer, der für die über die RCA-Buchsen angelieferten Spannungssignale eine Impedanz-Wandlung durchführt, ohne jedoch das Signal zu verstärken. Am hochohmigen Ausgang der SATRI-Schaltung gibt es einen weiteren Impedanz-Wandler, um die Lautsprecher antreiben zu können. Dieser Schaltungsteil ist mit einem einzigen Pärchen lateraler MOSFETs von Exicon aufgebaut, die speziell für Audio-Anwendungen entwickelt wurden und im Class-AB-Betrieb arbeiten. Eine spezielle Bias-Schaltung sorgt für optimale Arbeitsbedingungen der beiden MOSFETs. Auch an dieser Stelle erfolgt keine Spannungsverstärkung. Die gesamte Konfiguration besitzt keine (Spannungs-)Gegenkopplung. Merken Sie etwas? Der AMP-41 hat überhaupt keine Line-Stufe im herkömmlichen Sinne, sondern besitzt mit der SATRI-Schaltung nur eine einzige (Spannungs-)verstärkende Stufe, die zugleich als aktiver Lautstärkeregelung fungiert. Kürzer kann man einen Signalweg kaum designen.

Die Anschlüsse auf der Rückseite sind streng symmetrisch, getrennt nach links und rechts angeordnet
Die Anschlüsse auf der Rückseite sind streng symmetrisch, getrennt nach links und rechts angeordnet

Auch bei Bedienung, Funktionalität und nicht zuletzt im Design zeigt sich der Bakoon-typische Minimalismus, der mir sehr sympathisch ist. Ein Paar Lautsprecheranschlüsse, zwei Paar unsymmetrische RCA-Eingänge und zwei Paar SATRI-Link-Verbindungen mit BNC-Buchsen, mehr Anschlüsse gibt es nicht. Mit einem einzigen kombinierten Druck- und Drehregler auf der Frontseite werden Power, Eingangswahl und Lautstärke gesteuert. Sobald der AMP-41 an die Netzspannung angeschlossen ist, geht das Gerät über einen separaten kleinen Transformator in den Standby-Modus. Dreht man den Drehknopf im Uhrzeigersinn, wird der AMP-41 zunächst aus dem Standby-Modus aufgeweckt und durch weiteres Drehen erhöht man dann sukzessive die Lautstärke. Dreht man den Knopf umgekehrt gegen den Uhrzeigersinn reduziert man die Lautstärke bis man schließlich wieder im Standby-Modus landet. Durch Drücken auf den Regler werden die vier Eingänge nacheinander angewählt. Braucht man wirklich mehr?

Die SATRI-Link-Eingänge sind mit BNC-Buchsen ausgeführt
Die SATRI-Link-Eingänge sind mit BNC-Buchsen ausgeführt

Auf ein Display hat Bakoon beim AMP-41 verzichtet Die Eingangswahl wird über eine Reihe von vier LEDs angezeigt und für die Anzeige der Lautstärke nutzt Bakoon zwei weitere Reihen von jeweils fünf kleinen LEDs. Beginnt man die Lautstärke hochzufahren, leuchtet zunächst die äußerste linke LED in der unteren LED-Reihe mit dem Wert 1. Die nächsten LEDs in dieser Reihe haben die Werte 3, 5, 7 und 9. Für die Zwischenwerte 2, 4, 6 und 8 leuchten jeweils zwei benachbarte LEDs gleichzeitig. Dreht man jetzt weiter, verlischt die LED mit dem Wert 9 in der unteren Reihe, während nun die äußerste linke LED in der oberen Reihe mit dem Wert 10 zu leuchten beginnt. Dreht man weiter an der Lautstärke dann leuchten zusätzlich wieder die LEDs in der unteren Reihe in der gerade beschriebenen Reihenfolge bis am Ende in der oberen Reihe die LED mit dem Wert 20 aufleuchtet und so weiter. Ich halte das für eine ebenso elegante wie minimalistische Lösung.


Der Innenaufbau des AMP-41 ist aufgeräumt und übersichtlich: oben die Platine mit der gesamten Verstärkerschaltung einschließlich Lautstärkeregelung, rechts die Netzteilplatine mit den Siebkapazitäten und unten der große Ringkerntrafo
Der Innenaufbau des AMP-41 ist aufgeräumt und übersichtlich: oben die Platine mit der gesamten Verstärkerschaltung einschließlich Lautstärkeregelung, rechts die Netzteilplatine mit den Siebkapazitäten und unten der große Ringkerntrafo

Nach dem Einschalten aus dem Standby-Modus leuchten zunächst alle Leuchtdioden und verlöschen dann in umgekehrter Reihenfolge wie gerade bei der Lautstärkeregelung beschrieben. Während dieses Vorgangs sind die Lautsprecherausgänge stumm geschaltet. Wenn nur noch die LED für den gewählten Eingang leuchtet, ist das Gerät betriebsbereit. Nach jedem Einschaltvorgang wird die Lautstärke sicherheitshalber immer auf null gesetzt.

Aus optischen Gründen hat man bei Bakoon auf die klassischen Kühlkörper an den Seitenwänden verzichtet und benutzt das gesamte, aus massiven Aluteilen gefertigte Gehäuse zur Kühlung. Die Leistungstransistoren sind direkt auf der Bodenplatte befestigt. Die besonders dicken Seitenteile und zusätzliche Aluminiumblöcke direkt hinter den Leistungstransistoren übertragen die Wärme auf mehreren Pfaden von der Boden- zur Deckplatte. Zusätzlich sind auch noch die Gehäusefüße in Form eines Kühlkörpers konstruiert. Dieses Wärmemanagement funktioniert hervorragend und nach etwa einer halben Stunde nach dem Einschalten hat sich das gesamte Gehäuse gleichmäßig erwärmt.

Die SATRI-Schaltung befindet sich in dem schwarzen Modul und ist vor neugierigen Augen geschützt
Die SATRI-Schaltung befindet sich in dem schwarzen Modul und ist vor neugierigen Augen geschützt

Für den Hörtest habe ich den AMP-41 zunächst mit meinem Jota-System verbunden, bei dem die beiden Säulen im Tief-Mitteltonbereich ohne Begrenzung nach unten betrieben werden. Für die Anbindung des Subwoofers musste ich das Signal an den Lautsprecherausgängen des AMP-41 abgreifen, da dieser keinen anderen Ausgang besitzt. Das Subwoofer-Management-System von Velodyne kommt auch mit dieser Konstellation zurecht. Auf digitaler Seite kam mein bewährter Signalweg von MinimServer über JPLAY und meine beiden kaskadierten Mutecs in den S/PDIF-Eingang des PS Audio DirectStream DAC zum Einsatz.


Ich habe mir in letzter Zeit angewöhnt, während der unvermeidlichen Einspielphase eines Geräts diese Zeit zu nutzen, um mich aktiv um meine Musiksammlung zu kümmern. Dabei bleibt es nicht aus, auch mal mehr oder weniger lang in den einen oder anderen Titel hineinzuhören. Doch diesmal bleibe ich noch in der Einspielphase bei „Carmen“ mit der wundervollen Leontyne Price als feuriger Zigeunerin und den Wiener Philharmonikern unter der Leitung von Herbert von Karajan (The RCA Opera Treasury 74321 39495 2) hängen. Die Wiedergabe der Stimmen, allen voran der von Leontyne Price, ist mit dem AMP-41 phänomenal. Da ich das nicht so recht glauben konnte, habe ich die Aufnahme einen Tag später noch einmal ganz bewusst angehört – mit dem gleichen Ergebnis. Ich habe daraufhin durch eine Vielzahl von Titeln gezappt, nicht nur aus dem klassischen Bereich, sondern auch meine üblichen Favoriten, wie „Come Away With Me“ mit Norah Jones, „Girl in the other Room“ mit Diana Krall oder „Memphis...Yes, I'm Ready“ von Dee Dee Bridgewater. Der AMP-41 präsentiert die Eigenheiten der so unterschiedlichen Stimmen auf eine außergewöhnlich natürliche, aber detaillierte Weise und lässt sie so besonders authentisch klingen.

Die Siebkapazitäten im Netzteil werden durch eine „Armada“ von vielen kleinen, parallel geschalteten Kondensatoren realisiert
Die Siebkapazitäten im Netzteil werden durch eine „Armada“ von vielen kleinen, parallel geschalteten Kondensatoren realisiert

Nach meiner Erfahrung kommt ein derart ausgeprägter Mitteltonbereich auch der Wiedergabe akustischer Instrumente in vollem Umfang zu Gute. Die Flamenco Gitarre bei „Galicia Flamenco“ mit Gino D‘ Auri (Flamenco Passion FIM XRCD) erklingt mit dem AMP-41 ausnehmend samtig und geschmeidig. Auch die übrigen Instrumente haben Substanz und Farbe. Beeindruckend sind Kleinigkeiten, wie das Knarzen des Cellos, das dem Ganzen das besondere Extra verleiht. Bei dem Stück „Jota“, gespielt von Pepe Romero (Pepe Romero Flamenco! - Mercury Living Presence CD), verbindet sich höchstes technisches Können mit großartiger Musikalität. Obwohl der Klang der Solo-Gitarre auch hier ungemein rund und voll erklingt, kommen die Saiten-Anschläge präziser und dynamischer als ich es sonst gewohnt bin. Hier geht großartige Tonalität mit stupender Dynamik einher.

Genauso wichtig ist für mich, dass der Hochtonbereich ohne Bruch an den phantastischen Mitteltonbereich anzuschließen vermag. In den Streichersonaten von G.A. Rossini für zwei Violinen, Cello und Kontrabass (Salvatore Accardo - Rossini: 5 Sonate a Quattro - LIM UHD) klingen die Streicher bis in die höchsten Tonlagen samtig und geschmeidig ohne den kleinsten Anflug von Härte.

In der Mitte – durch die Platine zur Hälfte verdeckt – die beiden Mosfet-Ausgangstransistoren; dahinter der Aluminiumblock zur thermischen Kopplung von Boden- und Deckplatte
In der Mitte – durch die Platine zur Hälfte verdeckt – die beiden Mosfet-Ausgangstransistoren; dahinter der Aluminiumblock zur thermischen Kopplung von Boden- und Deckplatte


Vor diesem Hintergrund verwundert es schon nicht mehr, dass auch die räumliche Wiedergabe vom Feinsten ist, eine entsprechende Aufnahme, wie die klanglich exzellente Einspielung der „7. Symphonie“ von Beethoven mit dem Budapest Festival Orchestra (Beethoven - Symphony No. 7, Channel Classics, 96 kHz) unter Iván Fischer, vorausgesetzt. Der AMP-41 lässt keinen Zweifel daran, wo welches Instrument positioniert ist und welche Größe es hat.

Nach dieser überzeugenden Vorstellung möchte ich gerne noch wissen, wie der AMP-41 mit meiner Phonostufe von Erno Borbely harmoniert. Meine Befürchtung, dass der Gesamtverstärkungsfaktor nicht ausreichen könnte – immerhin fehlt ja praktisch die Line-Stufe, erweist sich in diesem Fall als unbegründet. Für meinen Geschmack passt diese Phonostufe sogar besonders gut zur Klangcharakteristik des AMP-41. „Pineapple Poll“ ist ein kurzweiliger Querschnitt durch das Gilbert/Sullivan-Repertoire, das Charles Mackerras in Form eines komischen Balletts arrangiert hat. Die Auswahl der Stücke lässt keine Langeweile aufkommen. Das Royal Philharmonic Orchestra ist in der aus dem Jahr 1960 stammenden Aufnahme ausnehmend spielfreudig aufgelegt, der Dirigent und Arrangeur ebenfalls und die Klangqualität für eine so alte Produktion erstaunlich druckvoll und transparent (Charles Mackerras / Royal Philharmonic Orchestra - EMI HMV Greensleeve ESD 7028). Diese heitere Mischung gibt der AMP-41 mit dem richtigen Elan in den fröhlichen Stücken und reizender Ausdruckskraft in den sentimentalen Teilen wieder. „El Patinillo“ von Gerónimo Giménez in der Aufnahme mit dem Orchesta Nacional de Espana unter der Leitung von Ataulfo Argenta (ALHAMBRA - ALTO (AA006), 1997) wird zu einem großen Genuss mit enormer Räumlichkeit sowohl in der Tiefe als auch in der Breite. Die Streichereinsätze haben eine Strahlkraft, die einfach mitreißend ist. Bestechend ist für mich, wie der AMP-41 hier mit seiner enormen inneren Dynamik glänzt. Damit meine ich nicht so sehr die Eigenschaft, Unterschiede zwischen laut und leise wiederzugeben, sondern die Intensität, mit der das ganze Orchester von leisen zu lauten Passagen und umgekehrt wechselt. Das erst macht für mich die Musikwiedergabe zu einem besonderen Erlebnis.

Zum Abschluss betreibe ich den AMP-41 noch an meiner kleinen Audioplan Kontrapunkt IV. Auch mit diesem Lautsprecher kommt der AMP-41 mühelos zurecht. Der Tieftonbereich hat natürlich seine Grenzen, bleibt mit dem AMP-41 aber jederzeit klar und präzise. Der Mitteltonbereich der Kontrapunkt verbindet sich mit dem AMP-41 zu einer fast schon „harmoniesüchtig“ zu nennenden Symbiose. Die Musik löst sich vollständig von den Boxen. Es ist schon erstaunlich, wie weit man klanglich in der Kombination mit dem AMP-41 hier kommt. Sie haben es längst gemerkt, an den AMP-41 kann man – die richtigen Spielpartner respektive Lautsprecher vorausgesetzt – sein Herz verlieren. Ganz abgesehen davon hebt sich der AMP-41 mit seinem klaren Design und Bedienungskonzept wohltuend vom so oft anzutreffenden Einerlei ab.

STATEMENT

Der Bakoon AMP-41 ist mit seinem minimalistischem Konzept und Design Understatement pur, weil klanglich mit den richtigen Lautsprechern kombiniert einfach herausragend.
Gehört mit
Computer Intel Core i5 2,5 GHz, 6 GB RAM, Windows 10 mit AudiophileOptimizer 2.20, G-Technology 4 TB G| USB-C Laufwerk mit HDPLEX 200W Linear-Netzteil, Intel Xeon E3-1225 3,2 GHz, 4 GB RAM, Windows Server 2012R2 mit AudiophileOptimizer 2.20, JPLAY USB Card, HDPLEX 200W Linear-Netzteil
Software JPlay 6.2, Roon
Reclocker 2 x Mutec MC 3+ USB kaskadiert
D/A-Wandler PS Audio DirectStream DAC
Plattenspieler Platine Verdier
Tonarm Souther TRIBEAM
Tonabnehmer Clearaudio Veritas
Vorstufe Phono Erno Borbely
Lautsprecher Outsider Jota mit Velodyne Subwoofer Management System SMS-1, Audioplan Kontrapunkt IVB
Kabel Van den Hul, JCAT Reference USB, JCAT Reference LAN, Analysis Plus Digital Oval Yellow, AudioQuest Eagle Eye Digital Cable
Herstellerangaben
Bakoon AMP-41
Eingänge 2 Paar unsymmetrisch RCA (Eingangsimpedanz 100 kΩ), 2 Paar SATRI-LINK BNC (Eingangsimpedanz 3,68 Ω)
Verstärkung 23 dB max
Lautstärkeregelung 50 Stufen über Relais und Microprozessor-gesteuert
Ausgangsleistung 2 x 50 W an 8 Ω (1 kHz)
Leistungsaufnahme 300 W (Maximum)
Gewicht 15 kg
Abmessungen 425 x 103 x 345 mm (BxHxT)
Preis 10.000 Euro

Vertrieb
audioNEXT GmbH
Anschrift Isenbergstraße 20
45130 Essen
Telefon 0201 5073950
E-Mail info@audionext.de
Web www.audionext.de

Weitere Informationen

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Montag, 04 Juni 2018 00:11

Audeze LCD-X

Audeze produziert Magnetostaten in handwerklicher und klanglicher Perfektion. Mir wird die Aufgabe zuteil, unser Audeze-Testportfolio um den LCD-X zu erweitern. Dass der Testablauf keinesfalls der namensgebenden Odyssee glich, sondern mich auf angenehme Weise ans Ziel führte, werde ich im Folgenden schildern.

Der LCD-X soll, ebenso wie sein geschlossenes Pendant LCD-XC, zu den vielseitigsten Magnetostaten der LCD-Serie gehören. Die Nutzbarkeit an einem Smartphone, Tablet oder PC soll ebenso gegeben sein wie an einem separaten Kopfhörerverstärker. Bei einer Impedanz von 20 Ohm, gepaart mit der hohen Empfindlichkeit von 103 Dezibel bei einem Milliwatt sollen bereits 100 Milliwatt Ausgangsleistung des Zuspielers ausreichend sein. Aktuell ist der offene Magnetostat in Standardausführung oder als sogenanntes deutlich günstigeres Creator Package, bei dem kein Transportcase mitgeliefert wird, erhältlich. Des Weiteren gibt es eine Ausführung mit Ohrpolstern und Kopfband aus Lammleder oder eine vegane Alternative, bei der Alcantara verarbeitet wird. Für große Köpfe gibt es längere Distanzstangen, die allerdings gesondert geordert werden müssen.

Bevor ich zusammenfassend die Funktionsweise des Schallwandlers erläutere, möchte ich eines kurz vorwegnehmen. Als unser Chefredakteur mir den LCD-X als mein nächstes Testprodukt angekündigt hat, haben wir weder über seine Erfahrungen mit dem LCD-XC, noch über etwaige Empfehlungen hinsichtlich Musikstil gesprochen. Auch den Test des LCD-XC habe ich erst im Nachgang gelesen und erst dann unsere teilweise übereinstimmenden Höreindrücke festgestellt. Der LCD-X und LCD-XC liegen demnach hinsichtlich ihrer klanglichen Eigenschaften in gewissen Bereichen eng beieinander. Dennoch stehen sich ein offener und geschlossener Kopfhörer gegenüber, die für vollkommen verschiedene Anwendungszwecke konzipiert wurden.

Das stilisierte Audeze-A auf der Außenseite gibt dem edlen Design den letzten Schliff
Das stilisierte Audeze-A auf der Außenseite gibt dem edlen Design den letzten Schliff

Die zur Fertigung der Audeze-Produktpalette genutzten Materialien kommen teilweise aus der Raumfahrttechnik der NASA und es hat einige Zeit gedauert, bis Audeze die Verarbeitung der außergewöhnlich dünnen Folie perfektioniert hat. Diese spezielle Folie wird ganzflächig durch ein besonderes Verfahren im Vakuum mit Metall beschichtet und im Magnetfeld einer Anordnung von Permanentmagneten platziert. Sowohl die Folienmembran als auch die Magneten werden intern fabriziert und sind Eigenentwicklungen von Audeze. Durch die geringe Dicke und somit auch kleine Masse der Membran, gelten Folien-Magnetostaten als ausgesprochen impulsgetreu. Um ausreichenden Tiefgang zu erreichen, ist allerdings eine recht große Membranfläche von Nöten, die den verhältnismäßig geringen Hub kompensiert. Zusätzlich kommen sogenannte Fazors zum Einsatz, die sich als eine Art Waveguide verstehen lassen. Außerhalb der Magnetanordnung positioniert, „lenken“ sie die Schallwellen zur Verbesserung der Transparenz, Phasenreinheit, Hochtonwiedergabe und sollen Verzerrungen minimieren.


Mit diesem Zertifikat unterstreicht der Hersteller seinen hohem Qualitätsanspruch
Mit diesem Zertifikat unterstreicht der Hersteller seinen hohem Qualitätsanspruch

Für den Test steht mir das Creator Package zur Verfügung. Kopfhörer, Anschluss- und Adapterkabel, die Bedienungsanleitung auf einem USB-Stick – mit wenigen 100 Megabytes Speicherkapazität – und eine Authentizitätsurkunde im Kreditkartenformat befinden sich im Lieferumfang. Der Authentizitätsurkunde ist zu entnehmen, dass der Kopfhörer firmenseitig umfangreich getestet wurde, bereits eine Einspielphase durchlaufen hat und somit sofort einsatzbereit ist. Quittiert wird dies handschriftlich vom zuständigen Mitarbeiter. Das Autogramm hat sich der LCD-X wahrlich verdient. Die Verarbeitungsqualität ist makellos, das mattschwarze Aluminium macht die gesamte Konstruktion überaus robust und sieht verdammt gut aus. Speziell das Design der seitlichen Öffnungsgitter mit dem angedeuteten A sieht sehr edel und hochwertig aus. Die solide Verarbeitung und große Bauform bringen unweigerlich einiges an Gewicht auf die Waage, im Ganzen über ein halbes Kilo. Im Verlauf der Hörsessions, die mitunter gute drei Stunden gedauert haben, hat sich aber gezeigt, dass das Gewicht durch den angenehmen Sitz entspannt auf dem Kopf ruht. Gleichermaßen massiv ist das geflochtene Anschlusskabel, das mit einem 6,3-Millimeter-Klinkenstecker, zwei 4-Pol Mini-XLR zum Anschluss an den Kopfhörer und einem festen Aluminiumzylinder an der Y-Aufteilung ausgestattet ist. Das Kabel verrät es bereits, die Aluminiumschönheit LCD-X fühlt sich am wohlsten in Gesellschaft von dedizierten Kopfhörerverstärkern. Für den Betrieb an 3,5-Millimeter-Klinkenbuchsen liegt ein Adapterkabel bei. Für den Betrieb unterwegs ist das ziemlich umständlich, aber hierfür ist die offene Bauform ohnehin eher ungeeignet. Wer dennoch ausschließlich eine 3,5-Millimeter Buchse nutzen möchte, kann die Zuleitung gegebenenfalls austauschen und somit auf das Adapterkabel verzichten. Dazu muss aber auf einen Kabelspezialisten zurückgegriffen werden, da Audeze selbst diese Variante nicht anbietet.

Das mitgelieferte Kabel ist ausreichend lang und flexibel
Das mitgelieferte Kabel ist ausreichend lang und flexibel

Die niedrige Impedanz und hohe Empfindlichkeit des Kopfhörers sollten ihn eigentlich sehr unkritisch in der Wahl des Zuspielers machen. Insofern beginne ich mich durch die Musikbibliothek auf meinem FiiO X7 Mark II mit AM3A-Modul zu hören. Das Verstärkermodul liefert nur wenig mehr Leistung, als der LCD-X mindestens verlangt. Als erstes wähle ich den vielgehörten Klassiker „Sultans of Swing“ von Dire Straits gleichnamigem Debutalbum – remastered und in 44,1/16. An diesem Song gefällt mir neben seiner musikalisch schlichten, aber dennoch außergewöhnlich groovigen Darbietung die extrem luftige Einbindung der Gitarre in den Mix. Außerdem hat das Stück ungeahnte Tiefbässe, die je nach Abhörsituation unterschiedlich stark zu Tage treten. Mal sehen, was mit dem portablen Player möglich ist. Genau wie in der ersten Textzeile überkommt mich ein kurzer Schauer, allerdings nicht vor Erschrecken, sondern vor Freude. Die Gitarre klingt fast genauso unbeschwert, wie ich sie mir gewünscht habe, die Beckenanschläge extrem artikuliert, der E-Bass sehr tief und warm. Der erwähnte Tiefbassanteil ist minimal hörbar und sticht nicht unangenehm heraus wie es bei manchen Kopfhörern oder Lautsprechern der Fall ist. Alle Frequenzbereiche scheinen absolut gleichberechtigt zu sein. Die Lautstärkeregelung am Player musste ich zu etwa 40 Prozent aufdrehen, um eine angenehme Hörlautstärke zu erreichen. Der Kopfhörer ist demnach tatsächlich genügsam und kommt schon mit wenig Verstärkerleistung ausgezeichnet zurecht. Sogar mein Smartphone ist in der Lage, den LCD-X anzutreiben, allerdings nur bei moderaten Lautstärken. Da dies geklärt ist, stecke ich um an den Kopfhörerverstärker des Mytek Liberty Digital-Analog-Wandlers. Nochmals höre ich denselben Song bei identischer Lautstärke. Die ohnehin schon große Bühne scheint noch ein Quäntchen zuzulegen, ebenso der Tiefgang. Die Mitten werden minimal präsenter, was besonders an der Stimmwiedergabe auffällt und die Separation der Instrumente wird noch etwas ausgeprägter. Im Direktvergleich gefällt mir persönlich der zurückhaltendere Klang des mobilen Players besser. Besonders der weniger ausgeprägte, wenn auch weniger tief reichende, Bassbereich sagt meinem Geschmack eher zu. Da zur Beurteilung von Mischungen genau dieser Tiefgang allerdings unabdingbar ist, würde ich zu diesem Zweck wieder den Kopfhörerverstärker des Mytek bevorzugen. Allerdings dann die extremen Tiefen und einige Mitten per EQ leicht absenken, was der Präzision des Kopfhörers in dieser Konstellation tatsächlich zu Gute kommt. Musikalisch verliert der LCD-X dadurch zwar an Lebendigkeit, gewinnt aber an analytischer Qualität und Direktheit. Beim Musikhören setze ich normalerweise nie einen EQ ein, beim Mixing respektive Mastering wiederum ist alles erlaubt, was zweckdienlich ist. Zumal Kopfhörer für diesen Zweck in den meisten Fällen nach Lautsprechern ohnehin erst die zweite Wahl sind. Für Hörer, die nicht gerne am EQ rumschrauben, dürfte das Reveal Plugin von Audeze interessant sein. Es bietet einen speziell auf den jeweiligen Kopfhörer fest abgestimmtes Filterset, das stufenlos zwischen null und einhundert Prozent zugeschaltet werden kann. Dies funktioniert mit allen Software-Playern, die AU-, VST- oder AAX-Plugins unterstützen, in Roon beispielsweise ist es fest integriert und muss nicht erst installiert werden. Reveal verlagert die Tonalität ebenfalls leicht zum Analytischen, was beim entspannten Musikhören nicht immer erwünscht ist. Wenn man das Plugin allerdings auf einem niedrigen Prozentwert nutzt, wird es seinem Namen gerecht, denn es deckt tatsächlich minimal mehr Details auf, ohne dabei zu offensichtlich oder den Musikgenuss störend zu arbeiten. Schlussendlich ist es erfreulich, dass der LCD-X doch recht deutlich auf verschiedene Zuspieler reagiert, so findet jeder eine passende Kombi, auch ohne DSP.


Der Adapter auf 3,5 Millimeter verrichtet seinen Dienst ohne Makel, wirklich klein ist er dennoch nicht
Der Adapter auf 3,5 Millimeter verrichtet seinen Dienst ohne Makel, wirklich klein ist er dennoch nicht

Da ich mich von der Impulsfreudigkeit überzeugen lassen möchte, greife ich als nächstes zu einem absoluten Härtetest. Das Album The World Is Getting Smaller von Snarky Puppy wurde fast durchgängig von zwei Schlagzeugern eingespielt, deren Instrumente auf dem linken und rechten Kanal positioniert sind. Ich versuche die zwei Bass Drums getrennt voneinander zu hören, was die Aufgabe für den Audeze nicht einfacher macht, da speziell Impulse im niedrigen Frequenzbereich die Membrane am stärksten auslenken und somit bauartbedingt an ihre Grenzen treiben. Beim Opener des Albums „Native Sons“ in 44,1/16 gelingt dies trotzdem sehr gut. Die Schlagzeuge klingen derart satt, dass ich das Gefühl habe, als würde ich selbst spielen, die Bass Drum scheint nahezu greifbar. Dass sich dieses Gefühl konstant bei allen anderen Instrumenten fortsetzt, ist wirklich ein Meisterstück. Alles klingt sehr authentisch und homogen. Dennoch ist mir die Abstimmung ein wenig zu warm. Ich wähle diese Umschreibung bewusst, da weder basslastig noch höhenarm im Geringsten zutreffend wären. Beide Bereiche sind ebenso wie die Mitten sehr gut aufgelöst und stehen in einem angenehmen Verhältnis zueinander. Für etwas mehr Definition im Tiefbassbereich empfiehlt sich tatsächlich auch hier eine leichte Absenkung des selbigen.

Während langer Hörsessions haben die Polster stets zum hohen Tragekomfort des LCD-X beigetragen
Während langer Hörsessions haben die Polster stets zum hohen Tragekomfort des LCD-X beigetragen

Kopfhörer fordern mich meist noch mehr dazu heraus, elektronische Musik zu hören, als Lautsprecher. Deshalb hier noch ein kurzer Eindruck zum Titeltrack des Albums Canon des kanadischen DJs Overwerk. Basierend auf Smetanas Moldau erreicht das Stück zwar in keinster Weise die emotionale Tiefe des Originals, allerdings ist die Transition in einen komplett anderen Stil sehr gut gelungen. Um es kurz zu machen, der LCD-X fühlt sich in diesem Genre wie zu Hause. Abgrundtiefe, gleichzeitig enorm luftige Bässe, ohne andere Details zu überdecken. Wie bisher, eine beeindruckende Stereobreite und bereits recht passable Tiefenstaffelung für einen Kopfhörer. Beide verlieren bei den verschiedenen, übereinanderliegenden elektronischen Synth-Sounds nie den Fokus. Durch die enorme Räumlichkeit der Wiedergabe macht es enorm viel Spaß, sich durch die Klangflächen treiben zu lassen.


Nachdem ich mit dem vorherigen Beispiel an orchestraler Musik knapp vorbei geschrammt bin, abschließend noch ein Hörbeispiel aus dem klassischen Bereich. Da ich aus meinem Dachfenster wahrscheinlich direkt auf Brahms Schreibtisch hätte blicken können, wenn ich mich in den frühen Sechzigern des 19. Jahrhunderts befände, höre ich seine 2. Sinfonie in D-Dur. Ich wähle die Einspielung von Herbert von Karajan mit den Berliner Philharmonikern aus dem Jahre 1987 (Deutsche Grammophon, DDD) in der remasterten Ausgabe als CD-Rip. Und ab diesem Moment setzt ein Phänomen ein. Trafen sich die klangliche Abstimmung und mein persönlicher Geschmack bisher nicht in vollem Umfang, bin ich jetzt schlichtweg überwältigt. Der sanft beginnende erste Satz ist eine wahre Freude, auch ohne dass ich am EQ herummanipuliert habe. Die räumliche Gesamtabbildung des Orchesters ist fantastisch, die Auflösung, Dynamik und das Timbre der verschiedenen Instrumentengruppen auf extrem hohem Niveau, obwohl die Aufnahme selbst nicht die transparenteste ist. Das Zusammenspiel der melodieführenden Instrumente im zweiten Thema ist wunderschön. Zuerst durch Bratschen und Celli erklingend, wandert das Motiv zu den Holzbläsern und schlussendlich in die Geigen. Wunderbar nachvollziehbar und gleichzeitig vielschichtig. Einzig bei den Kontrabässen vermisse ich Definition und Lokalisierbarkeit, was nicht dem Kopfhörer, sondern wiederum auch der Aufnahme anzulasten ist. Dass dies das einzige ist, was mich stört, zeigt einerseits nochmals eindrücklich wie hochwertig, andererseits wie originalgetreu und beurteilbar der Kopfhörer das eingespielte Signal umsetzt.

STATEMENT

Der LCD-X sei Klassikliebhabern nachdrücklich ans Herz gelegt. Auch Freunde anderer Musikstile werden ihre wahre Freude an dem Audeze haben, solange sie auf eine tendenziell entspannter klingende, warme Wiedergabe Wert legen. Nicht zuletzt die hervorragende, solide Verarbeitung macht den Magnetostaten zu einem außergewöhnlichen Kopfhörer.
Gehört mit
Computer Intel i7-2600K @ 3,4GHz, 16GB RAM @ 1600MHz, Windows 7 Professional SP1 (Roon, foobar2000)
DAC Mytek Liberty DAC
Player FiiO X7 Mark II mit AM3A
Smartphone Motorola X 2nd Gen, 32GB, Android 6.0 (Onkyo HF Player)
Herstellerangaben
Audeze LCD-X
Stil Offener ohrumschließender Kopfhörer
Wandlerart magnetostatisch
Magnetstruktur proprietäre Magnetanordnung
Phasenmanagement nicht verfügbar
Magnettyp Neodym N50
Membrantyp ultra-dünne Folie
Membrandurchmesser 106 mm
Maximale Belastbarkeit 15W
Maximaler Schalldruckpegel >130dB
Frequenzbereich 10Hz – 50kHz
Klirrfaktor <0.1% @ 100dB
Impedanz 20 Ohm
Empfindlichkeit 103dB/1mW
Leistungsbedarf >100mW
Preis 1450 Euro

Vertrieb
audioNEXT GmbH
Anschrift Isenbergstraße 20
45130 Essen
Telefon 0201 5073950
E-Mail info@audionext.de
Web www.audionext.de

Weitere Informationen

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Heute folgt der zweite und letzte Teil meines CanJam-Berichts, unter anderem mit Neuigkeiten von Astell&Kern, FiiO und Vision Ears und einem außergewöhnlichen Kopfhörerverstärker. Wie bereits angekündigt mache ich diesmal ein paar Abstecher zur High End. Ohne große Umschweife stürze ich mich direkt wieder ins Geschehen und wünsche viel Lesespaß!

Die deutsche Firma InEar stellt sowohl angepasste als auch universelle In-Ears her – Überraschung. Am Stand auf der CanJam höre ich den StageDriver 5, der wie der Name schon sagt für die Bühne zugeschnitten und mir klanglich zu verfärbt ist. Interessant ist die Holzausführung dennoch, man hat den Eindruck einen etwas weicheren Klang als mit der Acrylausführung (949 Euro) geboten zu bekommen. Der ProPhile 8 mit seinen acht Treibern auf vier Wegen hingegen sagt mir deutlich mehr zu. Über zwei Schalter kann wahlweise der Tiefton um drei und der Hochton ab 8 Kilohertz um zwei Dezibel angehoben werden. Die Einstellung mit angehobenem Hochton gefällt mir ausgesprochen gut. Gemeinsam mit dem besten Sitz, den ich bei nicht angepassten In-Ears jemals genießen durfte, ist er wohl einer der Besten zurzeit erhältlichen universellen In-Ears. Für kleine Ohren gibt es sogar eine extra kleine Ausführung. Egal für welche Größe man sich entscheidet, man sollte 1.359 Euro in der Hinterhand haben.

1More bietet Hybridtreiber im unteren Preissegment, die Modelle sind für meinen Geschmack allerdings überwiegend zu basslastig.

Dita hat es sich zum erklärten Ziel gemacht die besten elektrodynamischen In-Ears der Welt zu bauen. Mit den gehörten Fealty und Fidelity Modellen kommen sie diesem Wunsch tatsächlich sehr nah. Vor allem haben sie den Treibern den oft anzutreffenden viel zu extremen Bass abgewöhnt, was sie zu sehr ernsten Konkurrenten von BA-Treibern macht. Schlau gelöst ist die Konnektivität: der mittels Drehgewinde befestigte Klinkenstecker kann einfach ausgetauscht werden. Somit hat man eine 2,5er, 3,5er und 4,4er Klinke an einem einzigen Kabel zur Verfügung.

Am Messestand von digital highend lausche ich für eine Weile dem Mr. Speakers Ether Flow, einem Magnetostaten für 1.999 Euro, der mit seiner gut gezeichneten Bühne, trockenen Tiefen und klaren Höhen überzeugt.

 

An Hörgeräte Seiferts Messetand sind CIEMs vom amerikanischen Hersteller Ultimate Ears und Vision Ears aus Köln zu hören. Ultimate Ears Gründer Jerry Harvey gilt als einer der wichtigsten Wegbereiter von In-Ear-Monitoren. Inzwischen hat er Ultimate Ears verlassen und verkauft neue Entwicklungen unter dem Markennamen JH Audio, dessen deutscher Vertriebspartner Headphone Company auch auf der CanJam vertreten ist. Ironischerweise ist JH Audio einer der wenigen Hersteller, die ich aufgrund von Zeitmangel nicht besucht habe. Aber zurück zu Ultimate Ears: mein erklärter UE-Lieblingshörer ist der Reference Remastered (etwa 1.200 Euro). Er klingt für mich von allen UE-Hörern am authentischsten. Immer wieder vermittelt er das Gefühl, dass einfach alles so klingt wie es sein soll und zeigt mit seinen drei Wegen, dass toller In-Ear-Sound nicht unbedingt viele Treiber benötigt. Der mit sechs Treibern auf vier Wegen ausgestattete UE-18+ Pro (um die 1.800 Euro) beispielsweise liefert zwar mehr Punch und Hochtonpräsenz, erreicht allerdings zu keinem Moment die Ausgewogenheit des Reference Remastered.


 

Aus dem Vision-Ears-Portfolio sticht der VE6 besonders heraus, der eine der faszinierendsten Bühnen- und Raumabbildung aller CIEMs bietet, die ich bisher gehört habe. Zwar erreicht er selbst in der neutraleren von zwei verschiedenen Abstimmung, die es auch in einem einzigen Gehäuse mit Umschalter gibt, nicht die Neutralität des UE Reference Remastered. Dafür ist die Authentizität auf selbem Niveau, mit einem kleinen aber entscheidenden Unterschied, der VE6 klingt viel musikalischer und fügt jedem Instrument eine ungeahnte, schwer zu beschreibende Qualität und Wertigkeit hinzu, arbeitet Klangcharakteristika emotionaler heraus. Für 1.530 Euro in einer der zwei Abstimmungen oder für 1.930 Euro als Xcontrol mit beiden Abstimmungen in einem Gehäuse kann man zwar nicht von einem Schnäppchen sprechen, aber der Gegenwert in Form von Hörfreude ist wirklich groß.

Die eigentliche Sensation gibt es aber auf der High End selbst am Vision Ears Stand zu bestaunen: den Erlkönig. Vision Ears erster universeller premium In-Ear mit dreizehn Treiben in fünf Wegen, beheimatet in einem Aluminiumgehäuse. Der Wahlschalter für vier verschiedene Abstimmungen findet sich unter einer magnetisch befestigten Abdeckung, die es zur Individualisierung in verschiedenen Farben gibt. Gemeinsam mit Effect Audio wurde ein speziell auf den Erlkönig angepasstes Silberkabel gefunden, das den hochwertigen Gesamteindruck des Erlkönig-Pakets abrundet. Allgemein ist die gesamte Präsentation, inklusive Messestand, der Kölner Firma optisch sehr gelungen und sticht aus der Masse an Ausstellern heraus. Der Erlkönig kann nach meinem Dafürhalten alles das, was der VE6 auch kann, nur legt er an Realismus noch weiter zu und verfügt über eine der schönsten Bassabstimmung, die ich kenne. Er schafft die perfekte Balance zwischen wuchtig, aber dennoch nie zu viel des Guten. Dies dürfte der eine, besondere Hörer sein, der der Stereokette zu Hause am nächsten kommt. Für 4.200 Euro wird er erhältlich sein.

 

Bevor ich wieder zur CanJam übersiedle bleibe ich noch eine Zeit auf der High End, da ich auch hier viele interessante in diesen Bericht passende Produkte finde. So zum Beispiel am eigenen Stand von Effect Audio. Denn nicht nur der Erlkönig, sondern auch alle anderen In-Ears können von ihren Kabeln profitieren. Neben reinen Kupfer und Silberkabeln, gibt es Hybride, die beide Werkstoffe vereinen. Auch Gold wird in der Kabelproduktion des aus Singapur stammenden Herstellers verarbeitet. Im Allgemeinen kann man Kupfer einen weicheren und runderen Klang zuschreiben, Silber klingt meist präsenter und betont Sibilanten. Die Anzahl und Dicke der verwendeten Einzeldrähte in einer Litze bewirkt ebenso dezente Klangveränderungen wie die Gesamtanzahl der verwendeten Litzen, so gibt es die meisten Kabel in einer Ausführung mit vier oder acht zusammengefassten Einzelleitungen. Alle Kabel können mit verschiedensten Steckern bestellt und so der ideale Spielpartner für den eigenen Kopfhörer oder In-Ear werden. Die Preise liegen je nach Kabel zwischen knapp 200 und fast 2.000 Euro.

 

Am selben Stand finde ich auch das Flaggschiff einer neuen Astell & Kern-Serie, den A&ultima SP1000. Er verwendet zwei AKM4497EQ, wird voraussichtlich Ende Juni ausgeliefert und kostet 3.500 Dollar. Er soll für einen mobilen Player unglaubliche 384 Kilohertz bei 32 Bit und DSD256 wiedergeben. Die Signal to Noise Ratio des einstigen Topmodels AK380 wird um 4 Dezibel im normalen und 5 Dezibel im balanced Betrieb übertroffen. Die THD+N-Werte werden ebenfalls weiter verbessert. Einen genaueren Blick auf die Serie werfe ich direkt am riesigen A&K-Stand. Der zweite im Bunde ist der A&ultima SE100, der für voraussichtlich 1.700 Dollar Ende Mai an die Vertriebe ausgeliefert wird. In ihm arbeitet die Speerspitze von ESS, der Sabre ES9038 Pro mit acht Kanälen. Der Letze im Bund ist der mit zwei CS43198 ausgestattet A&norma SR15. Er übernimmt das Userinterface ebenso wie der SE100 vom SP1000, wird wahrscheinlich noch Ende dieses Monats ausgeliefert und soll 700 Euro kosten.

 

FiiO präsentiert den neuen mobilen Player M7, der ab sofort für 249 Euro erhältlich ist. Sicher keine Soundrevolution, aber ein sehr solider, intuitiv zu bedienender High-Res-Player (PCM 192/24, DSD64) mit großem Funktionsumfang und unschlagbarem Preis-Leistungs-Verhältnis. Neben einer DAC/Verstärker-Kombination ESS SABRE9018Q2C und Samsung Exynos 7270 CPU bietet er einen USB-C-Anschluss, Bluetooth 4.2 mit aptX und aptX-HD, über 20 Stunden Spielzeit und akzeptiert eine micro-SD-Karte bis zu 512 Gigabyte Speicherkapazität. An 16 Ohm liefert der M7 immerhin 70 Milliwatt. Tatsächlich soll der Player digitales Audio (PCM und DSD128) über USB weitergeben können. Bisher werden nur FiiOs Q1 Mark II und Q5 offiziell unterstützt.

 


Ein besonderes Highlight, ebenfalls direkt auf der High End, hätte ich ohne den Hinweis meines Chefredakteurs gänzlich übersehen. Auf dem Stand von Fidata stellt Norisuke Iwahashi mir den RE · LEAF E1R Kopfhörerverstärker vor, den er im Reisekoffer zur Messe geschleppt hat. Aus einem einzigen Alublock gefräst und poliert macht er alleine optisch einen unheimlich guten Eindruck, die inneren Werte stehen dem in nichts nach. Üblicherweise wird ein Audiosignal über Amplitudenänderung der Spannung definiert, der E1R hingegen wandelt die Spannungsänderung äquivalent in Stromstärkenveränderungen um. Somit umgeht er verschiedene auftretende Nachteile von spannungsangetriebenen Kopfhörerverstärkern, unter anderem wird das Signal nicht mehr durch Spannungsabfall im Kabel beeinflusst und ein Schalter zur Anpassung an verschiedene Kopfhörer-Impedanzen fällt weg. Auf der Website von RE · LEAF findet sich eine umfangreiche Erklärung, für diejenigen die gerne ins Detail gehen möchten. Des Weiteren sind beide Kanäle getrennt auf der Platine untergebracht und die Stromversorgung für beide Kanäle, DAC und Amps sind unabhängig voneinander realisiert. Das Gesamtkonzept geht auf, der Klang des angeschlossenen, ohnehin als Referenz geltenden, Sennheiser HD800 ist phänomenal. Unglücklicherweise beträgt die Preisempfehlung des Herstellers 58.000 US-Dollar. Somit wird es für mich mit dem beeindruckenden Kopfhörerverstärker erst mal nichts werden.

Bevor ich zur CanJam zurückkehre teste ich noch die Kopfhörermodelle von Focal. Der Clear für 1.500 Euro gefällt mir besser als das Einstiegsmodell Elear für 1.000 Euro, der nochmals besser durchzeichnende Utopia kostet mit 4.000 Euro gleich ein Vielfaches.

 

Zurück auf der CanJam: Von ambient acoustics hat man auf dem deutschen Markt bisher noch nicht viel gehört. Die Produkte des ukrainischen Unternehmens sind dennoch durchaus interessant. Der AM7 LAM-U verfügt über sieben Treiber auf fünf Wegen und bietet acht verschiedene Abstimmungen in einem Gehäuse. Die tiefen Frequenzen können um null, sechs, zehn und vierzehn Dezibel verstärkt werden, die Mitten um null oder fünf Dezibel und für die Höhen stehen verschiedene Filter zur Verfügung. Diese Flexibilität findet man selten. Mir persönlich hat die Einstellung mit lediglich angehobenen Mitten am besten gefallen, der Gewinn an Stimmpräsenz war ausschlaggebend. Für die universelle Version werden etwa 920 Euro und für eine angepasste Variante 1.000 Euro fällig. Der Prototyp AM16 MAD-U in Vierwegekonfiguration mit 16 Treibern hat mir nicht wirklich zugesagt. Stimmen stehen zu sehr im Vordergrund und die Instrumente rücken viel zu weit nach hinten. Der riesige AM24 MAD-U Prototyp, mit vierundzwanzig Treibern auf fünf Wegen ist wirklich ein echter Brocken und wird als angepasster Hörer in die wenigsten Gehörgänge passen. Er klingt zwar sehr gut, aber einen wirklichen Mehrwert zum 7er stelle ich nicht fest. Schlussendlich ist es ja auch nur ein Prototyp und soll wohl eher eine eindrucksvolle Zahl liefern, als echte Innovation, denn die findet man bereits in ausreichender Form im AM7 LAM.

 

Das Flaggschiff Andromeda, der hippen Marke Campfire Audio beherbergt fünf BA-Treiber in einem Alugehäuse. In Portland entworfen und in Handarbeit gefertigt ist es ein ideales Beispiel dafür, dass guter Sound nicht unbedingt viele Treiber benötigt. Besonders hervorzuheben ist neben der angenehm runden Abstimmung das sehr differenzierte Stereobild. Instrumente werden sehr gut und sehr direkt voneinander getrennt, ohne dass dies der Homogenität schaden würde. In der Bühnentiefe geschieht dies zwar etwas weniger komplex, dadurch lässt sich das Klangbild jedoch sehr gut beurteilen. Für 1.269 Euro wechselt der Andromeda seinen Besitzer. Ebenfalls ausgestellt wird der neue auf einem dynamischen Wandler basierende Atlas, der für 1.399 Euro zu haben ist. Sein kleiner Bruder Comet kostet lediglich 199 Euro. Der letzte Neue in der Lagerfeuerrunde ist der mit einer mit Beryllium beschichtet Membran als dynamischer Wandler agierende Cascade für 899 Euro. Ein portabler geschlossener Kopfhörer mit bester Verarbeitung.

 

Die gemütliche Ansammlung von Sofas in einer etwas abgelegen Ecke der CanJam ist mir schon am dem ersten Tag aufgefallen, es dauert trotzdem bis zum letzten Messetag, bevor ich hier mal vorbeischaue. Wäre ich doch nur früher hier gelandet, denn was mich klanglich erwartet ist höchster Güte. In absoluter Wohlfühlatmosphäre präsentiert Sonoma ihr Model One. Den Kopfhörer nach dem elektrostatischen Prinzip gibt es nur im Komplettpaket mit einem passenden Vorverstärker mit fest verbautem DAC. Die Abstimmung des Kopfhörers ist schlichtweg perfekt, es gibt keinen Frequenzbereich, der mir in irgendeiner Weise auffällt, es herrscht einfach nur harmonische Homogenität. Eingehüllt von der exzeptionellen Räumlichkeit des Model Ones genieße ich meine letzten Minuten auf der CanJam.

 

Bereits lange vor diesen Erlebnissen habe ich festgestellt, dass ein Paar In-Ears einfach nicht genug sind. Zu verschieden sind die jeweiligen Stärken und Einsatzbereiche. So stehen bereits kurz nach der Messe zwei weitere Hörer auf meiner Wunschliste. Die gute Nachricht ist, dass ihr Platzbedürfnis deutlich geringer als das von Lautsprechern ausfällt und somit mehreren Hörern, vom Kaufpreis mal angesehen, nichts im Wege steht. Die schlechte Nachricht ist, dass In-Ears mindestens genauso süchtig machen wie Lautsprecher. Meinem Kopfhörerideal bin ich durch die gesammelten Hörerfahrungen auf der CanJam bedeutend näher gekommen, dennoch in diesem Bereich nach wie vor unentschlossener, welchen Kopfhörer ich zu meinem Dauerbegleiter auserwählen soll. Schließlich ist ein offener Hörer einfach nicht für unterwegs geeignet und für zu Hause habe ich ja schon eine recht anständige Stereokette nebst einer Auswahl an In-Ears. Vielleicht hat mein Bericht Ihre Entscheidungsfindung auch vorangetrieben oder neue interessante Höreindrücke geliefert. Ich hoffe ich konnte Ihnen einen recht umfassenden Einblick in die CanJam mit kleinen Ausflügen auf die High-End und portables Audio präsentieren, obwohl ich es nicht geschafft habe, wirklich jeden vertretenen Hersteller aus diesem Bereich zu besuchen. Die vielseitige, etwas ruhigere CanJam hat mich in ihren Bann gezogen und ihren nächsten Termin werde ich definitiv wieder besuchen. Vielleicht sieht man sich ja dort.

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Die CanJam Europe fand unweit vom MOC, dem Hauptveranstaltungsort der High End, im Kohlebunker statt. Einige Aussteller von dort traf man gleichermaßen auf der High End, so umfasst dieser Bericht auch einige Produkte, die ich außerhalb der CanJam gefunden habe und versteht sich als Special zu mobilem Audio.

Meine persönliche portable Audiogeschichte hat vor vielen Jahren, noch zu meiner Schulzeit, mit einem MP3-Player begonnen. Sage und schreibe 128 Megabyte Speicherplatz standen mir für einen Querschnitt durch meine Musikbibliothek zur Verfügung. Während meine Freunde ihre iPods und Co nach und nach zu Hause liegen ließen und Musik auf ihren Smartphones hörten, habe ich an einem zusätzlichen Gerät in meiner Tasche festgehalten. Einige Jahre und viele Geräte später begleitet mich nach wie vor ein portabler Player, dem ich allerdings auch zu Hause mit großer Freude lausche: ein FiiO X7 Mark II mit AM3A-Modul. Die meisten MP3s mussten inzwischen verlustfreien, hochaufgelösten flac- und dsf-Daten weichen. Meine Begeisterung für In-Ears ist ebenfalls unveränderlich stark ausgeprägt: Ich ziehe sie in den meisten Fällen Kopfhörern sogar vor. Aktuell sind angepasste Vision Ears VE6 X2 meine Haupthörer, obwohl ich die Produkte vieler anderer Hersteller ebenso schätze und teilweise sehr gerne höre. Somit sind meine persönlichen VE6 für Vergleiche während der Messe meine Referenz. Außerdem teste ich die meisten In-Ears an meinem eigenen Player. Ausgewachsene Kopfhörer hingegen höre ich in nahezu allen Fällen an den bereitgestellten Kopfhörerverstärken, zu groß ist die Vielfalt an benötigten Anschlüssen. Da komme ich mit den drei- und zweieinhalb-Millimeter-Klinkenbuchen des FiiO einfach nicht hinterher.

Auf dem Kopfhörermarkt findet man inzwischen weit mehr Technologien als das altbekannte Elektrodynamische Prinzip. Sowohl elektrostatische als auch magnetostatische Kopfhörer sind keine Seltenheit mehr. Im In-Ear-Sektor dominieren nach wie vor elektrodynamische und Balanced-Armature-Treiber, teilweise als Hybridsystem gleichzeitig in einem Hörer anzutreffen. Elektro- und magnetostatische Prinzipien sind in diesem Bereich noch sehr neu und nicht weit verbreitet.

Die meisten hochwertigen Kopfhörer sind aufgrund ihrer Bauart und Leistungsanforderungen an den Kopfhörerverstärker eher für den Heimgebrauch konzipiert. Im In-Ear-Sektor ist aufgrund kleinster Bauformen und relativer Anspruchslosigkeit an den Verstärker eine ganz andere Freiheit gegeben. Die Möglichkeit meine gesamte Musikbibliothek immer und überall in einer Qualität zu genießen, die meiner Anlage zu Hause kaum nachsteht, ist eine Wohltat. Natürlich ist die Wiedergabe über In-Ears (und Kopfhörer) nicht mit der Wiedergabe über Lautsprecher vergleichbar, aber gerade diese andersartige Qualität hat einen ganz eigenen Reiz und macht für mich das Hi-Fi-Erlebnis überhaupt erst vollständig. Umso überraschter bin ich, dass mir viele Hersteller, besonders amerikanische und asiatische, davon erzählen wie klein der Markt speziell für hochwertige In-Ears in Deutschland noch ist. Noch kleiner scheint der Markt für angepasste In-Ear Monitore (Custom-In-Ears-Monitors, kurz CIEM), deren ursprünglicher Zweck es ist, Bühnenmusikern zu ermöglichen, ihre Mitmusiker und sich selbst bei gleichzeitigem Schutz der Ohren besser zu hören. Ich hoffe, ich kann Sie mit meiner Begeisterung anstecken und wünsche Ihnen viel Spaß bei meinen letzten Messeberichten, den beiden CanJam-Specials.

 

Vom MOC zum Kohlebunker zu finden, ist eigentlich nicht schwer, dennoch sind die drei Italiener die ich auf dem Weg dorthin treffe, auch nicht so sicher in welche Richtung es geht. Nach kurzer Google-Recherche ist diese Frage beantwortet und wir machen uns gemeinsam auf den Weg. Es stellt sich heraus, dass die Drei zum Messestand von SPIRIT, einer jungen Kopfhörermanufaktur aus Turin, gehören und ihre Kollegen das erste Mal ablösen. Ich verspreche, später vorbeizuschauen und mir ihre Entwicklungen anzuhören. An der Straßenecke, an der es gilt abzubiegen, sitzen zwei CanJam-Guides in weißen Shirts auf einer Klappbank und weisen uns den Weg zum Eingang. Wir scheinen nicht die einzigen zu sein, die sich nicht so ganz sicher sind, wo sie hin müssen. Im Kohlebunker empfängt uns industrieller Betoncharme mit einer Menge Glas. Das hat den Vorteil, dass man trotz Messe mal etwas vom genialen Sommerwetter zu sehen bekommt, und schafft eine sehr angenehme Atmosphäre zum Testen, Plaudern und Verweilen. Allgemein fällt die CanJam ruhiger aus, als die High End selbst, in erster Linie natürlich in Ermangelung von Lautsprechervorführungen, aber auch die Produktpräsentationen selbst sind unaufwendiger. Alle scheinen hier mehr Zeit zu haben und der Besucherstrom ist auch weniger groß als auf der Hauptmesse. Trotzdem ist genug los, um nicht immer sofort an seinem Wunschmessestand los hören zu können. Was aber nicht weiter tragisch ist, schließlich ist das Produktangebot sehr vielseitig und interessant. Da besucht man zunächst einfach mal den Nachbarstand. Alle Aussteller geben den Interessenten viel Zeit, ihre Kopfhörer oder In-Ears zu testen, für letztere steht meist eine Palette an Ohrpassstücken zur Verfügung. So finden auch Einsteiger den perfekten Sitz, sei es mit den am weitesten verbreiteten Silikonaufsätzen in Pilzform, Schaumstoffaufsätzen mit hoher Dämpfungswirkung oder Aufsätzen mit drei Lamellen in Tannenbaumform.

Da vor kurzem der LCD-X – für 1.500 Euro im Creator’s Package erhältlich – zum Test auf meinem Schreibtisch lag, ist meine erste Adresse der Stand vom Audeze-Vertrieb audioNEXT, um endlich mal die gesamte Bandbreite des Audeze-Angebots zu hören. Nebenan treffe ich die Kollegen von SPL wieder, praktischerweise haben die beiden Hersteller Produkte ausgetauscht, so kann ich die Magnetostaten nicht nur an einem Burson Conductor V2+ für 1.800 Euro, sondern auch an einem Phonitor e, x und xe hören. Als erstes nehme ich mir den LCD2 Classic vor, der mit einer Preisempfehlung von 900 Euro den preiswerten Einstieg in die LCD-Serie bietet. Audeze beschreibt den Sound des Kopfhörers als warm. Was ich im Vergleich zu Kopfhörern anderer Hersteller nur bedingt passend finde, macht innerhalb der Produktpalette von Audeze durchaus Sinn. Um dies besser nachvollziehen zu können, sollte man sich zunächst eines der Flaggschiffe LCD-4 oder LCD-4z für 4.850 Euro anhören. Sie bieten den gewohnt ausgewogenen, extrem hochauflösenden Sound, den man bei Audeze erwartet. In diesem Fall heißt extrem auch wirklich extrem und ist nicht nur eine Floskel. Die Reproduktion von Beckensounds, besonders Hi-Hats, habe ich in dieser Form noch auf keinem anderen Kopfhörer gehört. Der Achtelgroove auf dem Hi-Hat in „Serpentine“ von Earth Wind & Fires „All 'n All“ schneidet sich geradezu durch den Mix, der Attack des Sticks auf der Beckenoberseite ist in seiner Dynamik so differenziert, als säße man direkt daneben. Das ist zwar sehr beeindruckend, aber eben auch sehr fordernd für die Ohren: Wer mal direkt neben oder an einem Schlagzeug gesessen hat, weiß wovon ich rede. Dennoch bieten beide LCD-4 eine der transparentesten Höhenwiedergaben, die ich kenne. In Hinblick auf diesen Fakt, kann man den LCD2 Classic tatsächlich als warm bezeichnen. Ihm fehlt diese überragende Durchzeichnung und Präsenz der Höhen, was ihn allerdings genau nicht zu einem schlechteren Hörer macht, er ist einfach ein bisschen entspannter. Bei fast gleichbleibender Wiedergabequalität und minimalster, sehr angenehmer, Färbung von Mitten und Tiefen nimmt er es mit jedem Mitbewerberprodukt ähnlicher Preisklasse problemlos auf, auch in Dingen Verarbeitungsqualität. Die Wiedergabe der Tiefen finde ich im Vergleich zum sonstigen Markt sogar leicht zurückgenommen. Deshalb passt für mich die Umschreibung warm in diesem Kontext weniger, als rein auf die Audeze-Familie bezogen. Die LCD-Reihe wird vervollständigt durch LCD-2 (ab 1.200 Euro) und LCD-3 (2.450 Euro) und den LCD-MX4 (etwa 3.600 Euro), der die Vorzüge von LCD-X und LCD-4 in sich vereinen soll. Nicht nur für Stereo-, sondern auch für Mehrkanalton bietet Audeze eine Lösung, den neuen Mobius. Neben der bewährten Ausführung als Magnetostat sorgen in diesem für den Gamingbereich und Immersion vorgesehenen Kopfhörer verschiedene Technologien für die Illusion von Raumton. Diese Fähigkeit wird mit dem Martial-Arts-Klassiker „House of Flying Daggers“ unter Beweis gestellt, jedoch habe ich keine Zeit gefunden, dies selbst einmal zu erleben, zumal ich keine Computerspiele nutze und in Dingen 5.1-Heimkinosound ausgestattet bin.

 

Wie versprochen besuche ich auch die Kopfhörermanufaktur SPIRIT, die mit elektrodynamischen Treibern in isobarischer Anordnung, also hintereinander, in offenen Kopfhörern aufwartet. Nach eigener Aussage die ersten ihrer Art. Das Topmodell Twin Pulse kostet 2.500 Euro und ist ebenso in Handarbeit in Turin gefertigt wie alle anderen Modelle auch. Es verfügt über eine Impedanz von 64 Ohm und soll bis zu 4.000 Milliwatt Leistung vertragen.

 

Ebenfalls aus Italien, allerdings aus Modena, kommen die Kopfhörerverstärker Lympha IT-HA1 der 2016 gegründeten Firma Modenaudio. Mit eigenständigem Design bei gleichermaßen überzeugender Haptik und Leistung stellen sie einen echten Blickfang dar. Sie verfügen über zwei Line-Eingänge und einen vorverstärkten Ausgang. Für den Anschluss eines Kopfhörers stehen zwei 6,3-Zentimeter-Klinkenbuchsen zur Verfügung, wobei eine der beiden beim Anschluss eines Kopfhörers den Line-Out stummschaltet. Auf der Oberseite befinden sich noch vier kleine Kippschalter mit denen die Quelle gewählt, der Lautstärkeregler am Line-Ausgang umgangen, +9 oder +20 Dezibel Gain gewählt und der Verstärker gemuted werden kann. Schlicht, durchdacht und wirkungsvoll. Für die Lautstärkeregelung wird auf ein ALPS RK271 „Blue Velvet“ gesetzt. Die Grundausstattung umfasst vier ausgewählte Hölzer und zwei Grundfarben. Prinzipiell sind der Kreativität bei der Wahl der Hölzer und RAL-Farben jedoch keine Grenzen gesetzt. Sogar Carbonoptik ist möglich, wie die vom Motorsport inspirierten Modelle in Rot und Gelb zeigen. Für ausgefallene Ideen muss man natürlich mit mehr als dem Grundpreis von 2.000 Euro rechnen.


 

Den 16. August 2018 sollten sich alle Liebhaber von angepassten In-Ears in ihren Kalender eintragen. Ab diesem Tag wird rhines neuer Hörer voraussichtlich erhältlich sein. Er ist ein absolutes Novum in vielerlei Hinsicht. Angefangen hat die Konstruktion dieses Hörers unter dem Arbeitstitel rhines 4, da er ursprünglich nur auf vier Treiber setzte. Entgegen der vorherigen In-Ears aus der rhines-Familie hatte Firmengründer und deutscher CIEM-Pionier Felix Reinsch kein erklärtes Ziel bei der Entwicklung. Der Hörer sollte nicht speziell darauf zugeschnitten werden, als Monitoringwerkzeug für bestimmte Instrumentengruppen zu dienen. Vielmehr ging es darum einfach mal auszuloten, was soundmäßig machbar ist. Oder besser gesagt technisch notwendig, um einen ausgewogenen, feinauflösenden In-Ear der Referenzklasse zu bauen. Nach ausgiebigem Basteln, Testen, Hören, Messen und Abstimmen finden sich im rhines 4 jedoch acht Treiber, in Vierwegekonfiguration, wieder. Jeweils ein Doppeltreiber ist dabei zuständig für tiefe, mittlere, hohe und besonders hohe Frequenzen. Deshalb tragen die dezenten Werbebanner den achten Buchstaben des griechischen Alphabets. Während alle Hörer aus der Stage-Serie auf einen bestimmten Basstreiber mit enorm viel Headroom setzen, damit beim Monitoring auf der Bühne auch bei hohem Lautstärken keine Verzerrungen auftreten, beherbergt der neue Achter erstmalig einen anderen Basstreiber und richtet sich damit klar an die Hi-Fi-Zielgruppe. Außerdem hat Felix die Abstimmung des Hörers vollendet, ohne dass sein Team viel gegengehört hat. Als er seinen Mitstreitern das Endprodukt zum Testhören vorlegte muss es ihnen ähnlich gegangen sein wie mir. Als ich die ersten Töne über den blauen Achter höre, überkommt mich ein Dauergrinsen und die Gewissheit, dass ich gerade einen der erstklassigsten CIEMs überhaupt höre. Es stellt sich das seltene Gefühl ein, endlich das gefunden zu haben, wonach man immer gesucht hat. Wie alle anderen rhines-Maßanfertigungen auch wird „der Neue“ wahrscheinlich mit dem üblichen Zubehör in einem nahezu unzerstörbaren, professionellen Peli-Case ausgeliefert und zweifelsohne mit derselben Leidenschaft und Akribie produziert. Da er preislich wohl über dem Stage 7 angesiedelt sein wird, fange ich schon mal an zu sparen und setze einen weiteren In-Ear auf meine Wunschliste.

 

Am Stand von KS Distribution erwartet mich eine Überraschung, aber davon ahne ich noch nichts, während ich mir einen kurzen Überblick über das Portfolio von Westone geben lasse. Grundlegend werden drei verschiedene Produktreihen an universellen In-Ears angeboten. Die AM-Pro-Reihe, die sich ausdrücklich an Bühnenmusiker richtet, ist nicht gänzlich geschlossen. Somit isolieren die Hörer nicht vollständig akustisch von der Außenwelt. Auf der Bühne kann das Sinn machen, vor allem für Sänger, die ihre eigene Stimme unter Umständen wieder natürlicher Hören, als mit vollkommen isolierenden Varianten. Für die Anwendung im Hi-Fi-Bereich ergibt sich aus dieser Bauform meiner Meinung nach kein Vorteil, zumal der durch die Öffnung unvermeidliche Bassabfall schwierig wieder in den Griff zu bekommen ist, auch wenn Westone dem mit seiner SLED-Technologie entgegensteuern möchte. Sollte man sich dennoch für einen AM Pro entscheiden, hat man die Wahl zwischen einem, zwei oder drei BA-Treibern. Ebenfalls für den Bühnenalltag konzipiert ist die UM-Pro-Reihe, die mit einem, zwei, drei oder fünf Treibern von 160 bis 690 Euro erhältlich ist. In der W-Serie hingegen hat man die Wahl zwischen einem, zwei, drei, vier, sechs oder acht Treibern und muss dementsprechend zwischen 200 und 1.580 Euro auf die Theke legen. Die Abstimmung der Ws soll dem Musikliebhaber mehr entgegen kommen als die der UM Pros. Man sollte aber mindestens in zwei Wege investieren, um wirklich etwas geboten zu bekommen. Am oberen Ende der Preisskala ist es meiner Meinung nach sinnvoll, gleich über eine Maßanfertigung, beispielsweise aus der Westone ES-Reihe nachzudenken. Ebenso wie bei universell passenden In-Ears gibt es zwar auch bei angepassten In-Ears verschiedene Vor- und Nachteile. Aber wenn man ohnehin über 1.000 Euro ausgeben möchte, sollte diese Option nicht außen vor gelassen werden. Westone ist seit Ewigkeiten im Geschäft, und was es hier zu hören gibt, ist über jeden Zweifel erhaben, dennoch finde ich kein Modell, das mir besser gefällt als meine aktuellen Favoriten. Aber da Geschmäcker ja bekanntlich verschieden sind, finden Sie eventuell genau hier, was Sie suchen. Nach der Westone-Hörsession empfiehlt mir der Kollege vom Vertrieb, doch mal in die auf einem einzigen Balanced-Armature-Treiber pro Seite basierenden In-Ears von Etymotic reinzuhören. Zuerst bin ich skeptisch, die meisten Hörer mit nur einem einzigen BA-Treiber klingen meiner Erfahrung nach meist eher kaputt als wirklich gut. Aufgrund meiner eher neutralen und weniger bassbetonten Hörgewohnheiten wird mir ein ER4SR empfohlen, wobei SR für Studio Reference steht. Um es kurz zu machen, dieser universelle In-Ear ist eine kleine Sensation und eine der größten Überraschungen der gesamten CanJam. Etymotic zeigt, was durch intensive Entwicklungsarbeit und genaueste Abstimmung erreicht werden kann. Der linke und rechte Treiber werden mit einer Toleranz von nur einem Dezibel aufeinander abgestimmt, mit jedem erworbenem Hörer kommt ein unterschriebenes Messdiagramm der Kanalabstimmung. Der Hörer erklingt scheinbar vollkommen verfärbungsfrei, entspannt und für einen single-BA unglaublich räumlich und hochauflösend, so dass er in weniger als einer Minute Hörzeit zu einem meiner absoluten Lieblings-In-Ears avanciert. Wer etwas mehr Bass bei ansonsten gleicher Abstimmung bevorzugt, sollte sich den ER4XR (Extended Response) anhören. Beide kosten 400 Euro und kommen mit umfangreichem Zubehör. Wie alle Etymotic-Hörer erreichen sie mit den Tannenbäumchenaufsätzen höchste Dämmwerte von bis zu 42 Dezibel. Zum Abschluss noch ein Tipp an alle Besitzer von In-Ears mit MMCX-Konnektoren: Bei etwas Experimentierfreudigkeit kann man mit dem Westone Bluetooth-Kabel theoretisch alle MMCX-basierten Hörer mit aptX nutzen, sofern das Abspielgerät dies unterstützt.

 

In zwei Tagen geht’s weiter...

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Nach den offiziellen Zahlen der High End Society verzeichnete die diesjährige High End 530 Aussteller aus 41 Ländern und insgesamt 19.889 Besucher. Aus 78 Ländern kamen 7.557 Fachbesucher. Damit erfuhr die Besucherzahl einen leichten Rückgang gegenüber dem Vorjahr.

Womöglich hatte das schon fast hochsommerliche Wetter über alle vier Messetage so manchen potenziellen Besucher eher zu einem Ausflug ins Grüne als zu einem Messebesuch bewegt. Doch wer sich für einen Ausflug oder einen Besuch im Biergarten entschied, versäumt fast nichts dank unserer ausführlichen Messeberichte…

In meinem ersten Teil hatte ich schon auf die zunehmende Professionalisierung in der Vorführung der Aussteller hingewiesen, weil immer mehr Maßnahmen zur Raumoptimierung auf der Messe zum Einsatz kommen. Ein weiterer wichtiger Punkt, den immer mehr Aussteller beherzigen, ist die Optimierung des Stroms. Nicht nur die Verwendung immer mehr digitaler Quellen verursacht hier Probleme wie Einstreuungen oder Brummen, die sich deutlich im Klang auswirken. Deshalb setzen immer mehr Aussteller Stromaufbereiter ein und auch zunehmend hochwertige Stromkabel. Bei meinem High End Rundgang habe ich auch selbst eine Vielzahl interessanter Komponenten entdeckt, die genau hier ansetzen.

 

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Heute ist Samstag. Dies bedeutet, es ist schon der letzte Tag der hifideluxe im Marriott-Hotel. Weil dort die Ausstellung erst mittags öffnet, habe ich noch Zeit für ein besonders spannendes Unternehmen auf der High End.

Gemeint ist der Vortrag über einen technisch gänzlich neuartiges Lautsprecher-Prinzip. Dies wird vom Entwickler Arthur Marker heute in deutscher Sprache gehalten, obwohl er Brite ist und in seine Unternehmen Arya Audio Lab in London an der Innovation arbeitet. Von Arya kommen auch andere Produkte, wie zum Beispiel Dämpfungs-Füße für Geräte oder Kabel. Arthur Markers erstklassiges Deutsch resultiert aus seiner Studienzeit in Stuttgart.

Aber zuvor besuche ich noch einige Aussteller. Bei Swisscables habe ich Glück, mit Firmeninhaber Anton Suter persönlich sprechen zu können. Wenn ich in den Tagen zuvor bei Swisscables vorbeikam, war Herr Suter stets in Gesprächen engagiert. Nun zeigte er auch mir sein neuestes Netzkabel Diamond Power Cord. Es markiert das höchste Niveau im Swisscables-Portfolio und soll die Musik noch dynamischer, subtiler und durchsichtiger machen. In Halle vier finde ich die Produkte von Keces Audio schön und einsehbar präsentiert. Deshalb zu Keces Audio zwei Fotos, nämlich von Netzteil und Endstufe. Über die Aufwertung von Komponenten durch die Netzteile von Keces haben wir bei Hifistatement ja schon mehrfach berichtet. Auch der Keces Audio S 125 Endverstärker mit 2 x 125 Watt an 8 Ohm in A/B-Technik und knapp dem doppelten an vier Ohm ist sicher eine Betrachtung wert. Trotz seiner geringen Abmessungen wiegt er zwölf Kilogramm und besitzt symmetrische sowie RCA-Eingänge. Daneben stand das Keces P-8 Netzteil für 700 Euro. Verkauft wird Keces Audio in Deutschland vom Vertrieb Robert Ross, der sich auch um die Plattenspieler von Pear Audio Analogue kümmert. Pear-Audio-Plattenspieler folgen alle dem einzigartigen, von Tom Fletcher entwickelten, Prinzip. Als Nachfolger des bei uns getesteten Robin Hood konnte ich den neuen Pear Audio Little John mit dem Cornet 1 Tonarm bewundern. Es gibt ihn in mehreren Farben und mit diversen Füßen zur bestmöglichen Anpassung an die Stellfläche.

 

Nun ging es zum Vortrag von Arthur Marker. Ich war sehr gespannt und auch gleich enttäuscht. Denn ich sah zwar einen Projektions-Fläche und einen zum Vortrag bereiten Mr. Marker, aber keinen Lautsprecher. Es folgte also nur Theorie, aber die war sehr interessant. Die Fotos sollen Sie an der Präsentation teilhaben lassen. Anschließend konnte ich den AirBlade Lautsprecher als Modell auf den kleinen Stand von Arya Audio Labs fotografieren. Folgendes sagt Arya Audio Lab zum völlig neuartigen Lautsprecher: „Anstatt eine schwere Membran mit separater Schwingspule zu verwenden, enthält der AirBlade-Wandler leichte, ringförmige Folienelemente, die in Schichten angeordnet und direkt mit leitenden Aluminiumspuren verbunden sind. Wenn ein elektrisches Signal angelegt wird, bewegen sich entgegengesetzte Schichten der Membran entweder aufeinander zu oder voneinander weg, abhängig von der Richtung des Signals, wodurch Luft bewegt und Schall erzeugt wird. Durch die Verwendung vieler Membranschichten kann die Gesamtoberfläche erheblich vergrößert werden.“ Vorerst hat der Airblade einen Frequenz-Umfang von einem bis 20 Kilohertz.. Man arbeitet an einer Version, die etwa eine Oktave weiter hinunter geht. Auch ein AirBlade für den Bassbereich soll gebaut werden, so dass irgendwann mit einem Zwei-Wege-System AirBlade das gesamte Frequenz-Spektrum wiedergeben kann. Das AirBlade-Konzept wird es in 90-Grad Version zum Beispiel für Audio im Auto, in einer 180-Grad-Ausführung für die meisten Heim-Audio-Anwendung und in einer 360-Grad-Version für Rundum-Abstrahlung geben. Wir bleiben da am Ball und möchten dieses Konzept alsbald ausprobieren.

 

Nun geht es mit dem Shuttle-Bus zur hifideluxe. Hier für habe ich, gemessen an der Zahl der Aussteller dort, relativ viel Zeit. Die will ich nun endlich für einige Hörproben nutzen. Auf der hifideluxe ging es zwar ruhiger zu, was den Besucher-Andrang anbelangte, aber die instabilen Trennwände der Konferrenz-Räume boten keineswegs in jedem Fall ideale Voraussetzungen für überzeugende Vorführungen. So wurde ich manchmal auf der hifideleuxe genauso wie auf der High End vom klanglichen Eindruck in Relation zu den aufgerufenen Preisen. enttäuscht Auf Hotelmesse im Mariott präsentieren sich überwiegend Spezialisten im oberen Preissegment. Aber auch erschwingliche Geräte und Lautsprecher waren zu erleben, wenn auch in der Minderheit. Einige Vorführungen haben mir klanglich besonders gut gefallen. Das waren die AlysVox Vollbereich-Bändchen Dipol-Lautsprecher aus Spanien, die mit dem Modell Botticelli für 87000 Euro zu erleben waren. Sie generierten ein wunderschön luftiges und homogenes Klangbild. Nach Jahren im kleinen Hotelzimmer auf der hifideluxe hatte Acapella diesmal eine angemessene Präsentation mit großem Vorführraum und vorgelagertem Show-Room. Da konnte ich die Acapella Campanile 2 in der Vorführung von Altmeister Alfred Rudolph persönlich erleben, die entweder analog oder mit den mit digitalen Neuheiten Artistic Fidelity von Acousense musizierte. Dort spielte die Musik so imposant und selbstverständlich; ich wäre sicher länger geblieben, hätte nicht Herr Rudolph einfach seine wohlverdiente Mittagspause genommen und dafür die analoge Vorführung beendet.

 

Eindrucksvoll führte Chris Reichardt seine Kii Three vor, die um das nagelneue Kii Three BXT Basssystem ergänzt war. Die Kii Three koppeln sich selber intelligent an die Bass-Säulen an, mit denen die Kii Three jederzeit aufgewertet werden können. Dass dieses Setup in Sachen Pegel richtig loslegen kann, wurde überzeugend demonstriert. Optische Varianten der Kii Three gab's auch zu bewundern.

 

Bereits im vergangenen Jahr hatten mich die Geräte des französischen Herstellers J-M-F-Audio fasziniert. Als Ausstatter von Studios ist J-M-F-Audio weltweit angesehen. Die Anlage präsentierte ein ruhiges und angenehm warmes Klangbild – entgegen meiner Erwartung. Nicht neu bei J-M-F-Audio ist das DMT 3.7 Laufwerk ohne Wandler, das CD, SACD, und die Pure-Audio-Blu-ray wiedergibt. Das DMT 3.7 enthält ein eigens entwickeltes Laufwerk und dürfte mit all seinen Fähigkeiten in seiner Art einzigartig sein. Das gilt leider auch für den Preis von über 40.000 Euro. Eindrucksvoll aufgebaut war auch der Netz-Aufbereiter PCD 302 F. Laurent Fusilier erklärte die Vorzüge der hoch auflösenden Pure-Audio-Blu-ray.


 

Richtig gut gefallen hat mir die Demonstration der großen Rome Triode Lautsprecher von Diesis Audio aus Spoleto in Italien. In die Rome Triode sind zwei 15-Zoll Bässe als Dipol in eine Schallwand aus Ebenholz eingebaut und mit einem Mittelton-Horn ebenfalls aus Ebenholz kombiniert. Die Höhen übernimmt ein Chassis mit Messing-Horn. Die Empfindlichkeit beträgt 98,5 Dezibel. Frequenzweiche und Verkabelung sind sehr hochwertig. Livehaftig erklangen Flamenco-Gitarren, und die Stimmwiedergabe war faszinierend. Die Ongaku-Verstärker standen auf Basen von Ariameteria, alles perfekt aufeinander abgestimmt. Das war wirklich eine starke, musikalische Vorführung, die richtig Spaß machte. Der kleinere Lautsprecher Diesis Audio Aura ist ebenfalls sehr aufwändig gefertigt und hochkarätig bestückt.

 

Im Salon A fielen die merkwürdig in der Raumtiefe platzierten Lautsprecher von SoulSonic Speakers auf. Dennoch konnten die SoulSonic Hologramm-X bei den akustischen Gegebenheiten ihre Fähigkeiten nicht ausspielen. Aber optisch und technisch machten sie viel her mit ihren vier Bässen und einem Mitteltöner in den fünf separaten Gehäusen. In der Glas-Front ist das 2,2 Meter lange Bändchen für die Frequenzen oberhalb drei Kilohertz gut zu erkennen. Sehr interessant fand ich die vier verschiedenen Endstufen von Holton Precision Audio aus Basel, die es ab 6500 Euro gibt.

 

Das ganz junge Unternehmen Spirit SounDesign aus Turin zeigte seine Vielfalt an Kopfhörern, die auch durch modisches Styl-Variationen gefielen:

 

Auch diese Vorführung mit viel Klimo Elektronik und dem Klimo-Plattenspieler an den Lautsprechern JB 155 von Brodmann lud ein zum Verweilen

 

Das war nicht nur optisch ein Highlight: Die Audio-Kette von Bayz Audio aus Ungern musizierte mit Klassik enorm energiegeladen und klar strukturiert. Neben den Lautsprechern Courante hat das Team um Zoltán Bay die passenden Verstärker konzipiert.Gefertigt werden die Bayz Audio Courante gemeinsam in Ungarn und Dänemark. Das Paar kostet 39.000 Euro. Da lohnt es, weiterhin hinzuhören.


 

Noch etliches mehr an Neuem und Hörenswerten gab es auf der hifideluxe zu bestaunen:

 

Der Sonntag beginnt mit meinem Besuch bei Audiophile Hifi-Produkte, weit besser bekannt als AHP. Ich wusste, dass es dort wieder einige Neuigkeiten zu sehn gab. Am frühen Morgen war der Stand noch nicht so umringt wie in den Tagen zuvor und Andreas Jungblut und sein Mitarbeiter zeigten mir ihre neuen Entwicklungem: Zuerst war da der weitereentwickelte, neue Sicherungsautomat, den es jetzt als AHP Klangmodul IV und IV G (für groß) gibt. Der bis zu 50 Ampere sichernde Automat informiert im Auslöse-Fall mittels einer LED-Anzeige. Besseren Klang mit mehr Dynamik und gesteigerter Räumlichkeit sollen die beiden Klangmodule IV, die sich durch die Größe der eingesetzten Sicherungen unterscheiden, durch die optimierte Oberfläche und somit leitfähigere Kontakte bewirken. Bei den Produkten der Marke SSC zeigte mir Andreas Jungblut gleich drei Innovationen. Hochgradig neugierig machen mich die Big Magic Points zum Preis von je 150 Euro. Sie sind ausgelegt für eine Belastbarkeit bis zu 18 Kilo je Stück und entkoppeln Lautsprecher und Geräte. In jedem Big Magic Point sind drei String-Suspension-Elemente verbaut. Die werden unterstützt durch sechs, sich abstoßende Neodym-Magneten. So ermöglichen vier Big Magic Points eine Gesamtbelastung von 72 Kilogramm. Sollte ein Gerät jedoch wesentlich leichter sein, tut dies der Wirkung keinerlei Abbruch. Mit den Big Magic Points wird der tonale Charakter der Geräte-Stellfläche weitestgehend neutralisiert. Der akustische Energiefluss wird vor allem bei Lautsprechern massiv gesteigert. Ähnliches bewirkt die SSC Magic Base, eine Holz-Sandwich-Konstruktion mit elf String-Suspension-Elementen und 22 Neodym-Magneten. Sie ist als Basis für Geräte entwickelt und ab einer Größe von 44 mal 36 Zentimetern in verschiedenen Farben erhältlich. Auch andere Größe sind kein Problem. Nachträglich zum 20. Firmenjubiläum von SSC gibt es nun die SSC Netpoint Jubilee. Von der Standard-Ausführung unterscheiden sie sich durch etwas mehr Bauhöhe mit zwei Ankopplungs-Ringe und ein edleres Finish.

 

Mein neuer und junger Kollege bei Hifistatement, Finn Gallowsky, hatte mir am Abend zuvor ans Herz gelegt, mir doch die Vorführung beim amerikanischen Tonabnehmer-Spezialisten Soundsmith anzuhören. Chef Peter Ledermann hatte eine Kette mit eigener Elektronik und eigenen, kleinen Lautsprechern aufgebaut. Passend zum Sonntag Vormittag betörte mich herrlich räumlich und filigran aufgefächert klassische Musik in dezenter Lautstärke. Danke an Finn und Mr. Laddemann für diesen Wohlklang zum Abschluss. Denn danach verließ ich die Highend, um in unserer Redaktion in Gröbenzell meinen ersten Messebericht zu schreiben, den Sie vor beinahe zwei Wochen lesen konnten.

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Nach der Schilderung des eindrucksreichen ersten Tages der High End folgt heute mein Bericht über Tag Zwei. Diesmal mit weniger allgemeinem Messegeschehen und Konzentration auf einige Herstellerbesuche. Allein wegen der überwältigenden Anzahl der Aussteller wäre wirklich jeder Hi-Fi Liebhaber hier glücklich geworden.

Bei SPL geht es überwiegend analog und mit 120-Volt-Technik zur Sache. Zu sehen gibt es drei neue Bausteine aus der Professional-Fidelity-Reihe. Die erste im Bunde ist die Mono-Endstufe Performer m1000, die mit einer Kapazität von 54.400 Mikrofarad und einem 1.375-Voltampere-Ringkerntrafo kraftvolle 1000 Watt an 2 Ohm, 500 Watt an 4 Ohm und 250 Watt an 8 Ohm liefern soll. Sie wird in Rot, Schwarz und Silber erhältlich sein. Mit jeder Farbvariante werden drei magnetisch zu befestigende Frontabdeckungen geliefert, mit denen man dem kompakten Würfel im wahrsten Sinne seine persönliche Note aufdrücken kann. Wie üblich für SPL kann der Input in 0,5-Dezibelschritten bis -5,5 Dezibel abgesenkt werden und wird direkt auf einen Output durchgeschliffen. Beide Anschlüsse sind als symmetrische XLR-Verbindungen ausgeführt. Für das sogenannte Amp Control ist eine 3,5 Millimeter Klinkenbuchse vorgesehen, so dass sich die Endstufe mit anderen SPL-Komponenten in der Kette gemeinsam einschaltet, wenn diese entsprechend verbunden sind. Die nötige Kühlung wird über einen prozessorgesteuerten Lüfter geliefert, der nur anlaufen soll, wenn wirklich große Leistungen verlangt werden.

Die zweite Neuheit, der Phonitor XE stellt, wie der Name bereits nahelegt, eine mittlere Evolutionsstufe zwischen Phonitor X und Phonitor e dar. Er übernimmt Gehäuse, VU-Meter, die schlaue Fernbedienung, sowie Crossfeed- und Angle-Features in leicht reduzierter Form vom Phonitor X, verzichtet jedoch auf seine vorverstärkten Ausgänge für den Anschluss einer Endstufe. Wenn es doch digital werden soll, kann optional ein Digital/Analog-Wandler DAC768 mitbestellt werden, der PCM bis 768 Kilohertz bei 32 Bit und vierfach-DSD unterstützt.

Richtig spannend wird es bei Neuvorstellung Nummer Drei, einer aktiven, analogen Zwei-Wege-Frequenzweiche mit dem schlichten Namen Crossover zur Ansteuerung eines Subwoofers in Verbindung mit Hauptlautsprechern. Sie verfügt über zwei zwischen 70 und 120 Hertz in Zehnerschritten einstellbare Übernahmefrequenzen für jeweils den Subwoofer (LOW) und die Hauptlautsprecher (MID-HI). Der erstgenannte Filter arbeitet bei einer Flankensteilheit von 24 Dezibel pro Oktave, der MID-HI-Filter wahlweise bei 12 oder 24 Dezibel pro Oktave oder lässt sich deaktivieren. Der Pegel des Subwoofers wird mit dem großen Regler in der Mitte gesteuert. Das anliegende Stereosignal kann für Ausgabe auf dem Subwoofer auf Mono summiert werden. Komplettiert wird die Frequenzeiche durch ein VU-Meter, einen unter 20 Hertz arbeitenden Hochpassfilter, der, wenn gewünscht, Endstufe und Lautsprecher vor tiefsten Frequenzen schützt. An allen drei Produkten wird noch letztes Feintuning betrieben, bevor sie voraussichtlich im dritten Quartal des Jahres auf den Markt kommen.

 

Bei digitaler Wiedergabe ist ein einwandfreies Taktsignal nicht zu unterschätzen. Vor allem, wenn verschiedenste Komponenten zusammenarbeiten. Bei Mutec bin ich hierfür genau an der richtigen Adresse. Das Flaggschiff, der REF 10 Referenztaktgenerator kann gleichermaßen in Augenschein genommen werden wie der Allrounder MC3+ USB. Ein Re-Clocker mit galvanisch isolierter USB-Schnittstelle, S/PDIF und AES3 Ein-und Ausgängen, der auch als Formatkonverter eingesetzt werden kann und bei einem Kostenpunkt von 1.000 Euro im heimischen oder Studio-Audio-Setup seinen Dienst verrichtet. Für noch höhere Präzision, kann er mit dem 10 MHz Taktsignal des REF 10 gespeist werden.

 


Ebenfalls digital geht es bei SOtM zu. Das koreanische Unternehmen bietet nicht nur verschiedenste Komponenten zum Aufbau eines hochwertigen Audiorechners an, sondern eine umfangreiche Produktpalette, rund um die digitale Audiowiedergabe. Die neu auf der High End gezeigten Produkte sind der speziell für Audiosysteme ausgelegte Netzwerk-Switch sNH-10G und der sCLK-OCX10, ein 10-MHz-Master-Clock-Generator, der für etwa 3.500 Dollar erhältlich sein wird.

 

Auch bei Auralic gibt es einen neuen Taktgeber zu sehen, den LEO GX, der optisch dem Vega und Aries der zweiten Generation gleicht. Der Aufbau ist ebenso schlicht wie effektiv und typisch für Auralic. Die Basic Variante ist ab sofort für 7.700 Euro erhältlich, die Premium Variante für 8.700 Euro beinhaltet ein handgefertigtes, speziell für den Leo entworfenes Kabel zur Übertragung des Taktsignals.

 

Peter Ledermann, der Chefingenieur, Präsident und Herz von Soundsmith, sitzt nahezu thronend in seinem Hörraum, als wolle er seine Entwicklungen beschützen. Innerhalb kürzester Zeit entpuppt er sich jedoch als überaus angenehmer Gesprächspartner mit einem Sinn für rauen Humor. Im starken Gegensatz zu seinem Humor steht der feine Sinn und hochgradige Sachverstand für Tonabnehmerentwicklung. Um es kurz zu machen: Die Reproduktion von akustischen Gitarrenklängen, die der Strain-Gauge-Tonabnehmer auf dem Soundsmith-System liefert, ist himmlisch. Unfassbar akzentuiert und facettenreich bringt er das metallische Singen der Saiten in den Hörraum, ohne dass die Höhen zu aufdringlich werden. Diese Eigenschaft wird in erster Linie durch den im Tonabnehmer verbauten Dehnungsmessstreifen erreicht, der im Gegensatz zu MM- oder MC-Systemen eine stark reduzierte bewegte Masse aufweist. Hierdurch kann die Nadel der Plattenrille exakter folgen. Zumindest ist dies die zugrundeliegende Überlegung Peter Ledermanns. Nicht zuletzt wird die natürliche und ausgewogene Wiedergabe möglich, da alle Komponenten aus einem Hause stammen und somit perfekt aufeinander abgestimmt sind. Speziell die Verbindung von edlen Holzoberflächen mit ausgeklügelter Technik ist sehr gut gelungen. Der zum Strain-Gauge-Tonabnehmer gehörige Vorverstärker SG-810 beispielswiese gibt exakte optische Rückmeldungen über Auflagekraft der Nadel, Rundheit der Platte und andere Daten mit in der Front eingelassenen LEDs. Das sieht nicht nur gut aus, sondern kann mitunter bei der Justage des Tonarmes behilflich sein.


 

Bei Digitale Audio Systeme gibt es eben diese, nicht mehr und nicht weniger. Im Messeraum arbeitet DAS deshalb mit der Wiener Lautsprecher Manufaktur zusammen. Vorgeführt wird das DAS Model 2, zum Portfolio gehört des Weiteren noch das etwas simpler aufgebaute Model 4. Beide sind Datenspeicher, D/A-Wandler (bis 192/24, DSD128) und Player für digitale Audiodaten zugleich. Beide Modelle können per App auf dem Smartphone oder Tablet bedient werden. Model 2 verfügt zusätzlich über zwei abschaltbare Displays, eines ist VU-Meter, das andere grafische Oberfläche, die über Hardwareknöpfe bedient werden kann. Die verschiedenen Arbeitsbereiche, zum Beispiel Wandler- und Prozessorplatine sind galvanisch voneinander getrennt und verfügen über eigene Ringkerntrafos. Beim Model 2 wird dieser Aufwand auf die Spitze getrieben, so erfolgt die Wandlung im symmetrischen Doppel-Mono-Aufbau mit acht DACs pro Seite. Das besondere an der Wandlung ist das R-2R-Ladder-Prinzip, das zusätzlich ohne Oversampling und Digitalfilter arbeitet. Eine Streamingfähigkeit möchte DAS in Zukunft mit einem Softwareupdate nachliefern. Das Modell 4 ist ab 7.990 Euro und das Model 2 ab 8.990 Euro erhältlich.

 

Johnnie Bergmann Rasmussen scheint ein viel gefragter Mann zu sein. Immer, wenn ich ihn im Vorführungsraum von WOD besucht habe, hat er interessierten Kunden das Prinzip seiner Plattenspieler näher gebracht. Ich kam also fast regelmäßig vorbei, bis ich die Möglichkeit hatte mit ihm über die ausgestellten Plattenspieler zu plaudern. Neben dem Einsteigermodell Magne, das man für um die 9.000 Euro sein Eigen nennen darf, und dem universell mit Tonarmen bestückbaren Topmodell Galder, wird noch der tangentiale Tonarm Odin ausgestellt. Ganz unscheinbar und unauffällig, aber für mich nicht weniger spannend als die Plattenspieler und Tonarme selbst, ist die für die Luftzufuhr zuständige Pumpe, die aufgrund ihrer leisen Arbeitsweise mit im Hörraum positioniert werden kann. Sie ist auf dem Foto des gesamten Bergmann Stands unten im zweiten Regal von links zu sehen. Für den Betrieb eines Tonarmes sind um die 0,3 Bar Druck bereits ausreichend, höheren Drücken gegenüber sogar vorteilhaft, da so die Reibung der Luftlager geringer bleibt. Die Schwierigkeit hierbei ist die nötige Gleichmäßigkeit des Luftstroms. Wenn man sich den Galder als Zuspieler in der Kette am WOD-Stand anhört, weiß man sofort, dass Bergmann diese Schwierigkeit mit Leichtigkeit meistert und einen exzellenten Klang liefert.

 


Inspiriert vom akustischen Livesound nationaler und internationaler Jazzformationen hat Markus Höffner angefangen, Lautsprecher nach seinen Vorstellungen zu entwickeln, die genau das abbilden, was er in Jazz Clubs lieben gelernt hat. Die gesammelten Erfahrungen konzentrieren sich in seinem H1, einem geschlossenen Dreiwege-Lautsprecher mit eigenständiger Formsprache, makelloser Verarbeitung und müheloser Authentizität. Mit der Produktion der Gehäuse ist die Firma Hasenkopf beauftragt. Zur Verwendung kommt Corian, ein sogenannter Acrylstein, und ein weiterer von Acryl zusammengehaltener Mineralwerkstoff aus Hasenkopfs Eigenentwicklung. In diese speziellen Werkstoffe werden die Chassis von Höffner in fugenloser Perfektion eingepasst. Ebenso wie die Chassis sind auch die Mundorf-Bauteile, mit denen die Frequenzweichen bestückt werden, paarweise ausgesucht. Im mit viel Hingabe betreutem Hörraum spielen die H1 mit dem Einstein The Amp Ultimate und einem Naim CD 5i unbeschwert und leichtfüßig, allerdings gleichzeitig sehr nach- und eindrücklich. Insbesondere die stabile Lokalisierbarkeit der Musiker auf der virtuellen Bühne ist außergewöhnlich und eines meiner persönlichen High-End-Highlights. Leider gibt es aktuell keinen firmeneigenen Hörraum, in dem die H1 genossen werden können. Bei Interesse kann ich Ihnen empfehlen, auf den nächsten Messen Ausschau zu halten. Ein persönlicher Kontakt zu Markus Höffner ist ebenfalls denkbar, um sich von Qualität und Einfallsreichtum dieser noch eher jungen, in Aachen produzierenden Lautsprechermanufaktur zu überzeugen.

 

Im Ausstellungsraum von Lindemann bleibe ich hängen, da mir die neue Produktreihe Limetree angenehm auffällt. Kompakte Gehäuseformen, schlichtes Design, gute Ideen und überzeugende Performance für moderate Preise. Obwohl ich kein großer Silberfan bin, habe ich mich ein bisschen in die mit Lindenblättern verzierten Gehäuse verguckt. Der DSD-basierte Digital/Analog-Wandler musicbook in der Vorführungsanlage wird von der Limetree Netzwerk-Bridge mit Daten versorgt. Die Bridge ist roon-ready, beherrscht die Datenweitergabe von UpnP/DLNA Server, USB-Stick, Festplatte und verschiedenen Streamingdiensten und wird für 595 Euro erhältlich sein. Die Komplettlösung mit integriertem DAC, Kopfhörer- und Line-Ausgang liegt bei 795 Euro und kommt voraussichtlich zwischen August und September auf den Markt. Den Limetree-DAC gibt es auch einzeln als USB-Version. Er hat von den großen musicbook-Modellen gelernt und resampelt wahlweise in Doppel-DSD oder gibt PCM nativ wieder, wird 595 Euro kosten, soll im Herbst erscheinen und setzt auf einen AK4493-Wandler-Chip. Abgerundet wird die Serie durch einen Phonoverstärker mit getrenntem MM- und einem zwischen 100 und 800 Ohm impedanzvariablem MC-Eingang zu 595 Euro. Zu guter Letzt findet sich im Lindenwald noch ein Kopfhörerverstärker. Genau wie der Phono Amp soll er ab sofort lieferbar sein und kostet 595 Euro. Für die analoge Lautstärkeregelung wird auf einen MUSES 72320 gesetzt, das dazugehörige Poti wird über einen handschmeichelnden Holzknopf bedient. Mit seinen drei analogen Ein- und einem analogen Line-Ausgang ist der Kopfhörerverstärker zusätzlich als Preamp an anderen Komponenten nutzbar. Die frontseitige 3,5-Millimeter Klinkenbuche kann über kleine Schieberegler an der Unterseite an verschiedene Kopfhörerimpedanzen angepasst werden. Die gesamte Serie ist einfach aufgebaut aber sehr durchdacht und bleibt mir bis zum Ende der Messe im Gedächtnis.

 

Bevor ich den Raum von Lindemann mit einem bleibenden guten Eindruck verlasse, schneit noch schnell ein Zeitgenosse rein, der nach eigener Aussage den besten Digital/Analog-Wandler der Welt in der Hinterhand hat. Unbeirrt drückt er dem leicht irritierten Lindemann-Spezialisten eine Visitenkarte in die Hand, fordert die seines Gegenübers ein und verschwindet noch schneller als er aufgetaucht ist. Schließlich muss er noch etwa 499 verbleibenden Herstellern einen Besuch abstatten. Schmunzelnd beschließe ich für heute gut sein zu lassen, denn auch ich habe eine Menge Hersteller besucht. Das MOC schließt ohnehin in wenigen Minuten die Tore und für den nächsten Tag steht die CanJam auf meiner To-do-Liste. Seien sie gespannt, auf die CanJam und natürlich den besten D/A-Wandler der Welt.

Weitere Informationen

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Heute ist der zweite Messetag, Freitag, der erste Publikumstag. Da wird es richtig voll. Erfreulicherweise verteilen sich die Besucher gleich morgens auf alle Hallen und Atrium-Ebenen. Es macht Sinn, nicht unvorbereitet zur High End zu reisen.

Neben dem schwergewichtigen Katalog, der aufgrund seiner vielen Informationen durchaus einen Platz im heimischen Bücherregal verdient hat, scheint mir die HighEnd-App für's Smartphone der ideale Wegweiser durch die Ausstellung. Man kann seine Wunsch-Adressen unter Favoriten sammeln und diese dann ordnen. Praktisch ist dabei die Sortierung nach Hallen. Interessante Veranstaltungen auf der Technologie-Bühne oder auch weitere Termine, wie die Autogrammstunde von Kari Bremnes, notiert man sicher im Smartphone-Terminplaner.

Unweit vom Hifistatement-Ausstellungsraum zeigte Göbel Audio seine neuen, mächtigen Lautsprecher Divin Majestic. Zu meiner persönlichen Freude erzählte mir Oliver Göbel, dass das neue Flaggschiff, die Divin Majestic, die bisherigen Epoque-Konzepte von Göbel Audio keinesfalls ersetzen soll. Vielmehr verkörpert die Divin Majestic hohen Wirkungsgrad und reichlich Schalldruck in einem Gehäuse, das eine andere Zielgruppe ansprechen wird als die im Vergleich relativ filigran wirkenden Epoque-Modelle. Vorgeführt wurde die Divin Majestic mit Verstärkern von CH Precision aus der Schweiz und dem Kronos Pro Plattenspieler und Kronos Phono-Vorverstärker. Die neue große Epoque Aeon Reference von Göbel Audio war an anderer Stelle zu finden. Sie wurde zusammen mit Purist Audio Design Kabeln an Vitus Elektronik vorgeführt. Die mächtige Vitus-Endstufe bezog ihren Netzstrom über drei Purist Audio Design Stromkabel. Das war mir ein Foto wert, wenn auch aus ungünstiger Perspektive. Jim Aud, Chef und Entwickler von Purist Audio Design zeigte mir sein brandneues Kopfhörer-Kabel Impresa Silver das ab 700 Euro zu haben ist. Der Preis hängt von der Länge und den gewünschten Steckern ab. 1,5 Meter für einen Sennheiser HD-800 kosten zum Beispiel 870 Euro. Die Göbel Audio Epoque Lautsprecher habe ich mehrfach auf den High Ends der letzten Jahre erlebt. Das neue Modell zog mich auch diesmal wieder in seinen Bann. Das Biegewellen-Konzept, wie es Oliver Göbel umsetzt, interpretiert Musik so selbstverständlich leicht, klar und glaubwürdig, dass ich da nicht einfach vorbeigehen kann, es mich stets in die Vorführung zieht und ich ein Weilchen diesen Klang genieße. Einem intensiveren Miteinander steht leider das Preisschild im Wege. Aber Hifistatement wird die neue, kleinere Epoque Aeon Fine noch in diesem Jahr testen.

 

Nicht weit war es bis zum Vorführraum der Marke Kawero! von Kaiser Akustic, wo mit Elektronik von Kondo neben der Kawero! Classic im Wechsel die neue, kompakte Furioso mini zu hören war. Ein Paar der Kawero! Furioso mini kostet ohne Ständer runde 10.000 Euro. Der technische Aufbau ist außergewöhnlich: Als Mitteltöner ist ein Chassis mit einer 7,5-Zoll-Papyrus-Membran eingesetzt. Beiderseits im Gehäuse generieren jeweils passive Chassis mit 7,5-Zoll-Aluminium-Membranen die ganz tiefen Töne. In den Höhen arbeitet ein geschlossenes Bändchen bis hinauf auf 30 Kilohertz. Insgesamt erreicht die Furioso mini einen sehr linearen Impedanzverlauf bei acht Ohm und einen Wirkungsgrad von 89 Dezibel bezogen auf 2,83 Volt. Optisch hebt sich die massive Front aus furniertem Panzerholz vom soliden Gehäuse aus Birkensperrholz und MDF ab. Die Furioso mini war in meine Hör-Wunschliste eingeplant. Leider fehlte mir dazu am Ende der Zeit. Aber ich bin optimistisch, dass sie in nicht ferner Zukunft in unseren Redaktionsräumen stehen wird.

 

Mein nächstes Ziel ist Accustic Arts. Nachdem Dirk Sommer und Jörg-Peter Schimmel in Tests so positiv über Verstärker und CD-Spieler der deutschen Manufaktur berichteten, könnte Accustic Arts vielleicht auch für mich auf der Suche nach dem finalen CD-Player die richtige Adresse sein. Und schon ist es wieder passiert. Meine Augen bleiben beim aufwändigsten CD-Player von Accustic Arts hängen, dem Player II aus der Referenz-Serie, der auch als D/A-Wandler per USB, SPDIF koaxial und AES/EBU für externe Quellen zugänglich ist. Die analoge Sektion ist als Röhren-Hybrid-Konzept ausgeführt und schraubt die Klang-Erwartungen hoch. Wenn man schon in den höheren Regionen schwebt, darf man auch über die Alternative des separaten CD-Transports Drive II in Kombination mit dem Tube Dac II nachdenken. Diese beiden bilden auch die digitale Quelle in der Vorführ-Anlage, die mit weiteren Komponenten von Accustic Arts am großen Schiefer-Lautsprecher SN 770.1 von Fischer & Fischer musiziert. Die komplette Elektronik erhält sauberen Strom mittels der neuen PX-Power X-treme von MudrAkustik.

 

Ein weiterer deutscher Hersteller, den es stets zu besuchen lohnt, ist Einstein. Denn hier sieht man nicht nur besondere Geräte, sondern auch die musikalischen Vorführungen sind immer wieder hörenswert. Blau-schwarz war die Dekoration ausgelegt, auf der Einstein unter anderem die neue Phono-Stufe The Perfect Match präsentierte. Die markiert für 2800 Euro das neue Einstiegs-Niveau und ist ausschließlich für MC-Tonabnehmer ausgelegt. Die Schaltung des The Perfect Match passt sich selbsttätig richtig an den verwendeten Tonabnehmer an. Deutlich größer als die Phono-Stufe selber ist die separate Stromversorgung. Der transistorisierte Vollverstärker The Tune, den ich vor längerer Zeit bereits testen durfte, bekommt ein neues Gesicht. Qualitativ und im klanglichen Aufbau unverändert, wird künftig das bisherige blaue Display durch LED-Status-Anzeigen und Wahl-Taster ersetzt. Einsteins Plattenspieler The Record Player zeigt sich auch in eleganter Schlichtheit im typischen Einstein Schwarz-Chrom. Eines seiner konstruktiven Merkmale ist ein individuell entwickeltes Motorpulley. Es verhindert das Polrucken und jegliche Tonhöhen-Schwankungen. Der Motor selber befindet sich in einem justierbaren Spezialgehäuse und wird durch eine extra hohe Masse extrem ruhig. Beim mechanischen Aufbau des The Record Player wurden Elemente von Newton Components aus Landau verwendet. Die abgebildete Gerätebasis Hoverbase+ mit Luft-Entkopplung – deshalb die Pumpe – stammt ebenfalls von Newton Components. Vorgeführt wurden in zwei Räumen zwei Einstein-Ketten. Auf dem Foto sehen Sie die Anlage zwei mit dem The Record Player und den Lautsprechern The Monitor. Ohne den Tieftöner The Monitor Woofer kostet das Paar 10.000 Euro. Der The Monitor Woofer hat ein Multiplex-Aluminium-Gehäuse und kann zur Steigerung der Bass-Qualitäten auch nachträglich in den Ständer des The Monitor integriert werden.

 


Auf meinem Wege zu MSB, dem amerikanischen Spezialisten für hochkarätige Ladder-DA-Wandler fielen mir einige sehenswerte Geräte oder Präsentationen auf:

 

Bei MSB war man stolz auf den neuen, günstigsten D/A-Wandler The Discrete DAC, den Nachfolger des seinerzeit hier getesteten The Analog DAC. Zum Lieferumfang des Ladder-DAC gehört eine externe Netzteil- Blackbox, die geräteintern zwei Sektionen separat mit Strom versorgt. Schließt man an den The Discrete DAC einen zweites, gleiches Netzteil an, werden vier Schaltung-Gruppen getrennt voneinander versorgt. Der The Discrete DAC bietet die Möglichkeit, zwei beliebige Eingangs-Module einzusetzen, die die fest implantierten zwei Toslink-, SPDIF-Koaxial- und AES/EBU-Eingänge dann bedarfsgerecht ergänzen. Eine Lautstärke-Regelung macht den Wandler zum vollwertigen Vorverstärker. Der neue MSB ist wohl ab Sommer für 11500 Euro lieferbar. Wenn es noch besser und genau doppelt so kostspielig sein darf, wäre der MSB The Premier DAC mit vier wählbaren Eingangsmodulen und der separaten Stromversorgung Powerbase in optisch passendem massiven Alu-Gehäuse die Steigerung. In ihm ticken (selbstverständlich lautlos) ein Premier und optional der Femto 93 Taktgeber. Vorgeführt wurden die The Premier DAC mit The Refernce Transport. Ich habe die Geräte auch von hinten fotografiert, damit die einzigartige MSB-Schnittstellen-Verbindung New Pro ISL zu erkennen ist (blau-weiße Stecker). Die Qualitäten von MSB wurden über die Lautsprecher Voyager von SGR-Audio aus Australien zu Gehör gebracht. Auch das Rack kommt von SGR-Audio.

 

Ein ganz besonderes Highlight der diesjährigen High End war die weltweit erfolgreiche, norwegische Sängerin Kari Bremnes, die in den letzten Monaten als Botschafterin für die Ausstellung warb. Am Freitag Vormittag signierte sie eine Stunde lang LPs und CDs. Die Reihe ihrer Fans war schier endlos – keine Chance für mich auf eine persönliche Begegnung. Hier meine zwei besten Fotos von ihr:

 

Allein wegen solcher Geräte ist die High End schon sehenswert: Acoustic Plan aus Konstanz fängt die Blicke der Passanten mit einer zur Realität gewordenen Reminiszenz an den 46C von Western Electric aus den 20er Jahren. Die zwei Watt Ausgangsleistung je Kanal brauchen entsprechende Lautsprecher-Partner. Acoustic Plans 46C ist jedenfalls eine Augenweide und im Detail aufwendig und liebevoll gefertigt. Die Bedienelemente sind exakt denen von damals in adäquaten Materialien nachempfunden. Technisch einem Western Electric 124 nachempfunden ist der brandneue AP 124 im typischen, blauen Acoustic Plan-Design. Der liefert in Push-Pull-Technik zweimal 15 Watt und kostet 11900 Euro. Acoustic Plan Chef Claus Jäckle verkauft neuerdings auch die Standbox Seidenton STB studio. Der Drei-Wege-Lautsprecher mit hohem Wirkungsgrad ist innen mit Schafschurwolle gedämpft, enthält eine von Hand verdrahtete Weiche und misst in der Höhe 1,08 Meter. Das handgefertigte Birkenmultiplex-Gehäuse ist in diversen Lackfarben zu bekommen. Die in Deutschland hergestellten Chassis besitzen AlNiCo-Magneten und leichte Papier-Membranen.

 

Jan Sieveking ist einer der muntersten Macher der Audio-Szene hierzulande. So war seine Moderation recht amüsant und die auf einem der Fotos beschriebenen Anlagen-Konfiguration hörenswert. In der Messehalle fanden sich dann, teils auch zum Kaufen vor Ort, etliche Produkte von Sieveking Audio. Neu sind der Kopfhörer von Hifiman oder die hochwertigen Gerätefüße von Quadrspire: Qplus, Qplus Advanced und Qplus Refernce. Sie haben eine Aufnahme für Spikes, können aber auch direkt unter die Geräte gelegt werden. Besonders freundlich wurde von der jungen Dame der Kopfhörer Meters OV-1 vorgeführt. Spannend und informativ war der Vortrag von Andy Lam von AQCD im Show-Room: Er führte eindrucksvoll die Klangunterschiede vor zwischen einer Standard-CD, der gleichen Aufnahme als Ultimate-HQ-CD und der sensationell klingenden Glas- oder auch Crystal-CD. Letztere kosten aber pro Stück über 1000 Euro und sind nur auf Bestellung erhältlich. Die Bestellung für eine Crystal-CD zur Besprechung bei Hifistatement ist unterwegs.

 


Am Stand von JIB-Boaacoustic gab es keine neuen Kabel. Muss ja auch nicht sein bei einem derart umfangreichen und qualitativ breit abgestuften Sortiment. Informationen zur Klangqualität gibt es ja in unserenTestberichten. Die Präsentation in Halle 3 passt jedenfalls perfekt zum Namen Boaacoustic.

 

Zunehmend interessant finde ich, was aus dem Hause Cambridge Audio zu uns kommt. Die Produktlinie Edge krönt aktuell diesen erfreulichen Trend. Bei der Entwicklung der neuen Top-Linie folgte man dem Motto: Hören vor Messen. Die Optik der drei Edge Produkte vermittelt einen hohen Fertigungs-Standard. Die Preise sind für die Endstufe Edge W 3000 Euro, für den Netzwerkplayer-Vorverstärker Edge NQ 4000 Euro und 5000 Euro für den Vollverstärker Edge A mit integriertem PCM- und DSD- DA-Wandler. Alle Geräte bestechen durch einen technisch aufwändigen Aufbau. Auch wenn die Edge-Komponenten in Fernost gefertigt werden, den Stolz auf das British Engineering zeigte man gern. Der Lautstärkeregler, dessen aufwändige Konstruktion man unter Glas bewundern durfte, wird in England gefertigt.

 

Traditionell ein anerkannter, britischer Hersteller von gut klingenden Verstärkern ist Sugden. Gefertigt werden Sugden Geräte kontinuierlich in zeitlosem, eleganten und funktionalen Design. Der Vertrieb für Deutschland hat mehrfach gewechselt. Jetzt kümmert sich Gaudios um diese feine Marke.

 

Wer sich in der Top-Liga digitaler Komponenten umschaut, kommt an Playback Designs nicht vorbei. Der just bei uns getestete MPS-8 Dream Player CD-Spieler Streamer war hier in der Vorführ-Anlage als Quelle im Einsatz. Playback Designs spielte an Nagra HD Mono-Endstufen und den Lautsprechern Haley 1.2 von Y.G. Acoustics. Die drei Playback Designs, nämlich der Dream Player und Streamer MPS-8, der Dream Transport MPT-8 mit integriertem Streamer und Server und der Dream DAC MPD-8 Wandler stellten sich heuer erstmalig im endgültigen Gehäuse-Finish vor.

 

Auf der High End bestätigte sich meine Einschätzung, zumindest gemessen am Angebot, dass aktive Subwoofer sich zunehmender Beliebtheit erfreuen. So zeigte dann auch JL Audio aus Florida seine aufwendigen Konzepte. Der JL Audio Gotham ist mit seiner automatischen ARO-Raumeinmessung und den zwei langhubigen Bässen sicher im Frequenz-Keller ein Statement. JL Audio bietet aber auch kleinere Lösungen, so auch in der Vorführ-Anlage. Da konnte man auch die aktive Zwei-Wege-Frequenzweiche CR-1 erleben. Sie arbeitet in der Signal-Verarbeitung mit analogen Schaltungen.

 

Die letzte Präsentation, die ich am zweiten Messetag zu besuchen schaffte, war Cayin. Selbstverständlich habe ich mir zwischendurch einiges mehr angeschaut. Aber über alles zu berichten, ist dann doch zu viel. Cayin bietet immer wieder Hingucker und technisch spannende Geräte. Erstmal wäre da dieser imposante, zweiteilige HA-300 Class A- Röhren-Kopfhörer-Verstärker. Knapp 5000 Euro muss man dafür bezahlen aber er macht auch mächtig was her. Vier 22DE4 Röhren im Netzteil versorgen separate Stromkreise. Hinter den zwei 6SN7 Treiber-Röhren generieren zwei 300B Röhren reichlich Leistung für die Kopfhörer an drei wählbaren Impedanzen. Der Kopfhörer kann symmetrisch oder single-ended angeschlossen werden. Somit ist der HA-300 auf alles vorbereitet. An den Lautsprecher-Anschlüssen liefert er zudem 2 x 8 Watt. Cayin stellt des weiteren den portablen Highres-Player N8 als neues Spitzenmodell vor. Der N8 ist vollsymmetrisch und besitzt einen Trioden-Röhren-Ausgang. Selbstverständlich lässt sich auch ein nicht symmetrischer Kopfhörer per 4,4-Millimeter-Klinke anschließen. Darüber hinaus bietet der Cayin N8 einen SPDIF- und sogar einen I²S-Ausgang zum Anschluss an einen DAC in der heimischen Anlage. Ein AKM-Chipsatz übersetzt nativ DSD 512 und PCM 64 Bit/768 kHz. Der Speicher startet mit 128 Gigabyte. Die gleiche DSD- und PCM-Auflösung wie der portable N8 hat Cayins nagelneuer Vorverstärker-D/A-Wandler auf der Basis eines ESS ES-9038-Pro-Chipsatzes. Sieben PCM-Filter und vier wählbare DSD-Filter erlauben die Feinanpassung an die persönlichen Hörwünsche. Ein Vier-Zoll AMOLED-Display und eine IR-Fernbedienung machen den Wandler komfortabel. Sowohl die RCA- als auch die symmetrischen Ausgänge sind jeweils als Vorverstärker variabel oder als Line-Output vorhanden und können unabhängig gleichzeitig betrieben werden. Beim Blick ins Innere sieht man vier 6922EH Röhren, die alternativ zu einer transistorisierten Signal-Verarbeitung gewählt werden können.

 

Für den folgenden Samstag hatte ich mir viel vorgenommen. Dazu gehört auch ein spannender Vortrag auf der Technologie-Bühne, über den ich berichten möchte und mein Besuch der hifideluxe. Also gibt es von mir noch einen dritten Teil.

Weitere Informationen

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