tests/15-06-19_phonitor
 
Test.
Deutsch English|

SPL Phonitor 2

19.06.2015 // Dirk Sommer

Mit diesen Schaltern im Gehäuseboden lässt sich die Empfindlichkeit der Eingänge und die Art des Ausgangssignals – mit fixem oder geregeltem Pegel, mit oder ohne Beeinflussung durch die Matrix – wählen
Mit diesen Schaltern im Gehäuseboden lässt sich die Empfindlichkeit der Eingänge und die Art des Ausgangssignals – mit fixem oder geregeltem Pegel, mit oder ohne Beeinflussung durch die Matrix – wählen

Ich muss zugeben, dass mich die Idee der 120-Volt-Technik ziemlich beeindruckt hat. Ich ließ mich sogar dazu hinreißen, den Phonitor 2 kurz anstelle von Einsteins The Preamp in meine Kette einzuschleifen. Der SPL machte seinen Job überraschend souverän, reichte aber nicht an die faszinierende Aura des mit 18 Röhren bestückten, zehnmal so teuren Boliden heran. Der Einstein bot eine größere imaginäre Bühne und verwöhnte mit dem so schwer in Worte zu fassenden gewissen Etwas – eine Einsicht, die nicht gegen den Phonitor spricht, der ja außer einer Vorstufe zugleich auch noch ein hervorragender Kopfhörerverstärker mit Lautsprecher-ähnlicher Abbildung ist. Einige Tage später jedoch verabschiedeten sich zwei Feinsicherungen im Netzteil der Higher-Fidelity-Vorstufe, die im Wohnzimmer in der Anlage meiner Gattin Dienst tut – in Kooperation mit einem Brinkmann Avance, ein Accuphase-Tuner, Einsteins The Power Amp und Acapellas Violon MK VI. So übernahm der Phonitor 2 kurzzeitig die Rolle der damals ebenso kostspieligen wie anerkannt guten HF-Transistorvorstufe und sorgte für eine so offene und fein durchgezeichnete Wiedergabe, wie ich sie von dieser Kette bisher nicht kannte. Mir fällt jedenfalls keine andere Vorstufe zu diesem Preis ein, die so klar, sachlich und einfach ehrlich musiziert wie die Phonitor 2. Die Endstufe für den Kopfhörer gibt es da wie gesagt noch obendrein. Wer High-End-Komponenten gewohnt ist, wird schnell den einzigen Kritikpunkt am Phonitor 2 finden: seinen Gehäusedeckel. Der klingt nämlich lange nach, wenn man mal leicht dagegen klopft. Ein Problem, das SPL allerdings auch schon erkannt hat und in nicht allzu ferner Zukunft auf eine überraschende Weise beheben wird.

Um den Phonitor 2 mit einer beliebigen Infrarotfernbedienung zu koppeln, braucht man nur diese Taste zu drücken und den darum aufgedruckten Anweisungen zu folgen. Sehr praktisch!
Um den Phonitor 2 mit einer beliebigen Infrarotfernbedienung zu koppeln, braucht man nur diese Taste zu drücken und den darum aufgedruckten Anweisungen zu folgen. Sehr praktisch!

Da sich Erkenntnisse über Geräte ja am besten im A/B-Vergleich gewinnen lassen, fahndete ich in der Redaktion, im Fotostudio und bei den Kollegen nach einem Kopfhörerverstärker und stieß auf den Teac HA-501, den Bert Seidenstücker getestet und gelobt hatte. Ich habe erst einmal die passende Dämpfung für den LCD-X gesucht – high – und dann bei einigen Testscheiben mit dem Audeze zwischen den beiden Verstärkern gewechselt. Im minimal überbetonten Bassbereich gab es so gut wie keine Unterschiede, Feininformationen wie langsam verebbende Hallfahnen waren aber über den Phonitor länger zu vernehmen. Er bringt einfach mehr Auflösung, ohne dabei höhenbetonter oder heller zu klingen. Den deutlichsten Unterschied entdeckte ich aber bei ganz „normaler“ Pop- oder Rock-Musik, etwa bei Van Morrison oder Tom Waits. Bei etwa gleicher gemäßigter Lautstärke kam beim Teac leicht der Wunsch auf, lauter zu drehen. Der Phonitor 2 hingegen präsentierte die Songs schon bei geringerem Pegel voller Spannung und Intensität. Er verwöhnte selbst bei sehr gehörfreundlichen Lautstärken mit jeder Menge Information und Emotion: eine hervorragende Voraussetzung für stundenlangen Musikgenuss.

Wenn da nur nicht die unnatürlich breite Stereobasis wäre! Aber die verschwindet beim Phonitor 2 sofort, sobald man beim Matrix-Schalter „All“ wählt und damit die Crossfeed-, Speaker Angle- und Center-Einstellungen aktiviert: Der Klang löst sich von den Schallwandlern, die Stereobasis wird realistischer, weil schmaler, der bei allen mir bekannten Kopfhörern zumindest leicht überhöhte Bass wird ein wenig abgeschwächt und, auch wenn sich bei mir keine Vorne-Ortung einstellt, erscheint die Im-Kopf-Lokalisation deutlich weniger störend. Ja, man bekommt sogar eine glaubwürdige Vorstellung von der Größe des Aufnahmeraumes. So machen Kopfhörer auch eingefleischten Lautsprecherfans Spaß!


  • oBravo Cupid

    Was muss denn unser Wunsch-In-Ear alles können? Also, geschmeidige, transparente und dreidimensionale Mitten und Höhen mit einer riesigen Bühne, präzises Abbildungsvermögen, frische Dynamik und dazu ein tiefer, kontrollierter und farbiger Bass. Und das alles für kleines Geld. Das wars eigentlich schon. Ok, den gibt es nicht. Aber ich hätte hier etwas von der taiwanesischen Firma oBravo für Sie. Sozusagen die Einstiegsdroge. Ob diese nun unter das Betäubungsmittel-Gesetz fallen würde, wollen wir in diesem Bericht ermitteln.…
    22.11.2019
  • SPL Phonitor xe

    Hersteller von professionellen Audiogeräten haben es traditionell schwer in der HiFi-Szene. Warum weiß ich eigentlich auch nicht so recht, vielleicht, weil keine audiophilen Bauteile verbaut werden und nur das zum Zug kommt, das die Spezifikationen optimal erfüllt. Ohne Guru-Effekt. Die Firma Sound Performance Lab aus Niederkrüchten – der Name könnte von Loriot stammen! – stellt seit 30 Jahren Geräte für den professionellen Bereich, mittlerweile aber auch für die HiFi-Szene her. Einige Inventionen, die im Profibereich…
    15.10.2019
  • MrSpeakers Ether 2

    „Frequenzgang? Ja!“ Das steht genau so im Datenblatt des Ether 2, dem neuen Magnetostaten-Flaggschiff des kalifornischen Herstellers MrSpeakers. Mit Superlativen in Sachen Frequenzgängen muss sich der Kopfhörer nicht schmücken, sein hervorragender Ruf eilt ihm voraus. Nicht nur deshalb bin ich sehr gespannt auf einen ausführlichen Test. Das Design des Ether 2 zieht mich unweigerlich an. Aktuell einer der schönsten Kopfhörer, die der Markt zu bieten hat. Sehr filigran, elegant und zeitlos. Kein Detail zu viel…
    24.09.2019
  • Vision Ears Erlkönig

    O tempora o mores! Testet Hifistatement jetzt schon Hörgeräte? Audiophile Hörgeräte zum Jungfühlen? Keine Sorge, soweit ist es noch nicht. Noch nicht! Aber eine Art Hörgerät ist das Ganze ja irgendwie doch. Was reitet nun jemanden, der normalerweise mit einer abgefahrenen Röhrenanlage und Feldspulenlautsprechern hört, sich diese Stöpsel – Originalton meiner Frau – ins Ohr zu stecken? Ganz einfach, weil die Musik damit verdammt viel Spaß macht. Und zudem noch hervorragend klingt. Scherze, wie der…
    06.08.2019
  • Hifiman Jade II

    Jade hat in der Chinesischen Kultur und Mythologie einen hohen Stellenwert. So ist es nicht verwunderlich, dass Hifiman bei der Neuauflage des Jade-Elektrostaten dem Namen treu bleibt und lediglich eine II hinzufügt. Im Test stelle ich fest, dass der Kopfhörer nicht nur ein Schmuckstück ist, sondern klanglich an sein elegantes Äußeres anknüpft. In der Produktlinie von Hifiman, dem von Dr. Fang Bian ursprünglich in New York gegründetem und inzwischen von Tianjin, China aus operierenden Unternehmen,…
    11.06.2019
  • Cayin HA-300

    Der chinesische Hersteller präsentiert mit dem HA-300 ein als Kopfhörerverstärker ausgewiesenes Gerät mit der Triode 300B, bei dem es sich gleichzeitig um eine ausgewachsene Single-Ended-Endstufe mit separatem Röhrennetzteil handelt. Mir ist sofort klar: Dieses Teil muss zum Test zu mir! Wie so häufig im Leben kommt es auf den Standpunkt an. In Fall des Cayin HA-300 kam mir zunächst folgende Frage in den Sinn: Handelt es sich hierbei tatsächlich um einen Kopfhörerverstärker, der sich auch…
    25.10.2018

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.