tests/19-11-22_obravo
 

oBravo Cupid

22.11.2019 // Jürgen Saile

Die Herzform des Systems erinnert an den Namen Cupid (Amor). Die Form ist sehr ergonomisch, der Hörer passt wie A.... auf Eimer und lässt sich problemlos stundenlang tragen. Im Gegensatz zu den großen Modellen der Firma schmiegt er sich an das Ohr an und steht nicht heraus. Der Frankenstein Appeal fällt somit aus. Der In-Ear ist – im Vergleich zu manch anderen – relativ klein und erinnert mich ein bisschen an meinen alten Shure 500. Allerdings nur optisch, wie sich nachher herausstellen wird. Wie bei allen In-Ears ist auch hier ein guter Sitz und eine gute Abdichtung des Ohrkanals für den Klang entscheidend. Wenn der Hörer nicht richtig abdichtet, dann führt dies zu Verlusten im Bassbereich und die ganze Klangbalance ist natürlich auch verändert. Wenn das nicht stimmt, nützt der beste In-Ear nichts. Mit den Ohrpassstücken ist das wie mit der Körbchengröße, sie muss einfach passen, damit man sich wohlfühlt. OBravo hat deshalb eine Auswahl von unterschiedlichen Ohrpassstücken beigelegt. Zum einen gibt es die Whirlwind Tips aus Silikon, zum anderen einen Satz Complys, die aus einem verformbaren Schaumstoff bestehen. Alles in drei verschiedenen Größen.

Für den Hörtest habe ich das System erst einmal über 100 Stunden eingespielt. Darüber kann man unterschiedlicher Meinung sein, ich denke aber, bei dynamischen Basstreibern gibt es keine Diskussion. Das geht hervorragend mit meinem alten iPod(!) im Repeat Modus, der sonst in der Schublade vor sich hin gammelt. Dynamische Treiber brauchen immer etwas Zeit, bis sie ihre Normalform erreicht haben. So wirken die Bässe am Anfang etwas ungelenk und vorlaut, der Hochtonbereich etwas zu prominent. Das pendelt sich aber nach der Einspielphase völlig ein. Was tut sich nun mit den unterschiedlichen Ohrpassstücken? Mit den Comply-Tips treten die Mitten etwas mehr in den Vordergrund und die Höhen verlieren etwas an Luftigkeit. Viel besser – für meinen Geschmack und meine Ohranatomie – geht das mit den Whirlwind-Tips, hiermit stimmt die Balance wieder. Allerdings treten die Mitten etwas zurück. Mit meinen Final-Type-E-Tips, die auf sehr viele Hörer passen, wird der Sound ein bisschen muffig. Es ist offensichtlich von Vorteil, Tips mit einer weiten Öffnung zu benutzen – wie bei den beigefügten Whirlwind beispielsweise.

So, nun kann es losgehen. Fangen wir einfach einmal unten an, das heißt erst einmal den Cupid in ein iPhone 6s gesteckt. Das geht zu meiner Überraschung mit Blues-Rock, manchen Jazz-Titeln schon hervorragend. Auf jeden Fall so, dass man leicht mitbekommt, wie sich beispielsweise Leute wie Joe Bonamassa und Walter Trout die Seele aus dem Leib spielen. Die Musik bekommt einen unheimlichen Drive. Man kann hier auch ganz andere Pegel fahren, ohne dass man nach kurzer Zeit genervt abschalten muss. Auch hört man hier schon sehr gut den unterschiedlichen Klang der beiden Gitarren: Fender Stratocaster und Gibson Les Paul. Eine Beethoven Symphonie zeigt dann schnell die Grenzen auf, allerdings eher die des iPhone.

Bei der Steckverbindung links sieht man deutlich die Nut, in die der Stecker einrastet
Bei der Steckverbindung links sieht man deutlich die Nut, in die der Stecker einrastet

Das zeigt eine verbesserte Kombination für unterwegs. Einer der Kandidaten dafür wäre der Audioquest Dragonfly an das iPhone angeschlossen, das Handy dient dann nur als Laufwerk. Oder auch zum Streamen, wenn man will. Wobei man diese Kombination natürlich bis zum Exzess ausleben kann: An das iPhone kommt zunächst der notwendige Kameraadapter, dann der Audioquest Jitterbug, anschließend der Dragonfly – hier die neue Version Cobalt. Weiter geht es mit dem oBravo 2,5-auf-3,5-Millimeter-Adapter und schließlich der Stecker zum Cupid. Ich bin schon auf die mitleidigen Blicke der Leute in der U-Bahn gespannt. Wobei dieses Konstrukt in Hongkong eher unter die Rubrik „Pille Palle“ fallen würde. Da laufen die Leute teilweise mit ganz anderen Konstruktionen herum. Aber egal, tonal hat das schon etwas für sich. Ich möchte jetzt nicht auf die Vorteile der Wiedergabe mit dem Dragonfly (hier ein Link zu https://www.hifistatement.net/tests/item/2599-audioquest-dragonfly-cobalt) eingehen, das hatte Kollege Sommer ja schon erledigt. Was aber interessant ist, wie zieht sich der Cupid hier aus der Affäre? Ich kenne die Dragonfly-Kombination mit meinem Shure 500SE schon seit längerem und da sieht der betagte In-Ear im Vergleich ziemlich alt aus. Was er ja auch ist, Shure hat natürlich die neuen Modelle ebenfalls verbessert. Mit dem Cupid jedenfalls macht das Ganze einfach Spaß! Die Schwächen der iPhone-Wiedergabe treten durch die feinere Mittel-Hochtonwiedergabe jetzt nicht mehr so ganz in den Vordergrund. Den stellenweise leicht metallischen Klang kann auch der Dragonfly nicht verhindern. Was man hier aber auch schon sehr gut hören kann ist die unheimlich kohärente Wiedergabe des Cupid. Und Beethoven darf auch schon mitspielen. Ein bisschen zumindest.


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