tests/21-04-20_soundsmith
 

Soundsmith Strain Gauge

20.04.2021 // Dirk Sommer

Ich schilderte Wolfgang Kemper meine ersten positiven Erfahrungen mit dem Strain Gauge, und er erzählte von einem Freund, der vor ein paar Monaten ein ebensolches erworben und rundum glücklich und zufrieden war, auch wenn sein Strain Gauge beim Abtasttest schon bei 50 Mikron ganz leichte Verzerrungen hören ließ. Ich war alarmiert, teste auch das Strain Gauge im AMG und erhielt exakt das gleiche Ergebnis. Da war es mit dem genießerischen Einspielen vorbei: Ich konzentrierte mich nur noch auf etwaige Verzerrungen – und war auch noch nicht beruhigt, als das Strain Gauge ein Dutzend LPs perfekt abgetastet hatte. Darunter waren übrigens auch einige sehr „heiß“ geschnittene Three-Blind-Mice-LPs. Werner Möhring, Geschäftsführer von G8 & Friends und selbst Besitzer eines Strain Gauge, meinte auf meine Nachfrage zur Abtastfähigkeit völlig entspannt, dass diese bei seinem Exemplar ebenfalls bei knapp 50 Mikron liege, was ihm jedoch völlig egal sei, da er bei Musik noch nie die geringsten Verzerrungen gehört habe. Das habe wohl damit zu tun, dass das Strain Gauge vom Prinzip her ein Wegaufnehmer und kein Schnelleaufnehmer sei. Peter Ledermann wisse sicher mehr dazu zu sagen.

Auf meine Anfrage antwortete der Soundsmith-Inhaber dann auch umgehend. Ich habe Auszüge seiner E-mail für Sie übersetzt: „Was die Schnelleabtastung angeht: Das ist eine lange Geschichte. Ich habe schon seit 1976 mit Dehnungsmessstreifen-Systemen zu tun gehabt, als ich bei RAM Audio mit Richard Majestic zusammenarbeitete. Wir produzierten (wie auch andere) Elektronik für den Panasonic SG-Tonabnehmer. Seitdem baue ich diese von Hand für Freunde. Ich habe unser System im Jahr 2009 offiziell vorgestellt, als ich Frank (Schröder) auf der CES in Las Vegas zum ersten Mal traf.

Neben den VIELEN Vorteilen des Systems, gab es immer auch einen Nachteil – und das war die Schnelleabtastung. Das war schon beim ersten Sao Win Miconic Dehnungsmessstreifen-System so gewesen, gefolgt von seinen späteren Designs. Natürlich zog sich das Problem bis zu den Panasonic SG-Designs durch, von denen es viele gab: die EPC-450-Serie, die 460-Serie und einige sehr seltene, die ich auch besitze. Ich schlug zunächst vor, unseren Tonabnehmer mit einer Auflagekraft von bei 1,0 bis 1,2 Gramm zu benutzen, wie bei den Panasonic-Designs, aber das war falsch, und obwohl sie selbst unter diesen Umständen immer noch großartig klangen, hatten sie nicht annähernd die Schnelleabtastung, die „normalerweise“ erforderlich ist. Das war immer eine Kuriosität, die ich aber nun glaube zu verstehen.

Auch der zweite Nadeleinschub trägt die Nummer des Tonabnehmers. Darunter liegt der Inbusschlüssel zur Lockerung der Sicherungsschraube für den Nadeleinschub
Auch der zweite Nadeleinschub trägt die Nummer des Tonabnehmers. Darunter liegt der Inbusschlüssel zur Lockerung der Sicherungsschraube für den Nadeleinschub

Die originalen WIN und Panasonics hatten im besten Falle eine Schnelle-Abtastung von 28 Zentimetern. Gar nicht gut! Als sie älter wurden, wurde es aufgrund der Elastomer-Härtung noch schlimmer. Mit Ausnahme einiger Stellen auf Direct-To-Disc-Platten war jedoch kein Mistracking zu hören. Durch viele Jahre der Forschung war ich schließlich vor sechs Jahren in der Lage, das Design zu überarbeiten, um eine Schnelle-Abtastung von 40 Zentimetern zu erreichen – ohne Einschränkungen in anderen Bereichen: sehr respektabel für ein SG-Design. Ich fand keine Aufnahme, die mein Strain Gauge nicht verzerrungsfrei reproduzieren konnte!

Es gibt „Komplexitäten“ bei der Betrachtung der Schnelleabtastung. Zum einen gibt es das „Steady-State-Szenario“, den konstanten Testplatten-Ton, der natürlich als Standard gilt, aber andere Probleme wie Resonanzen in der Tonabnehmeraufhängung selbst einführt, die sich mit der Frequenz ändern können – und es auch tun. Das andere ist das Anti-Skating, das im Falle des SG-Tonabnehmers weitaus kritischer ist als bei JEDEM magnetischen Design, da es sich um ein „Weg“- oder „Druck"-Messgerät handelt. Dieses Problem ist komplex. Dann gibt es die dynamischen Überlegungen und die sind meines Erachtens nach die wichtigsten. Hier glänzt das SG-System und schafft eine, wie ich glaube, sehr verzeihende Situation, da es sich so schnell erholt, dass Ticks/Pops und jeder unmittelbare kleine Fehler auf der Schallplatte aufgrund der Geschwindigkeit und Erholung des SG-Tonabnehmers einfach nicht gehört wird.“ Meine bisherigen Erfahrungen decken sich also mit denen des Entwicklers und anderer Anwender des Strain Gauge: Trotz mäßiger Abtastwerte bei statischen Tönen auf Messplatten sind bei Musik keinerlei Verzerrungen festzustellen. Und damit will ich dieses Thema beenden, nicht ohne darauf hinzuweisen, dass sich ein wenig Experimentieren bei der Justage der Auflagekraft, des vertikalen Abtastwinkels, des Antiskatings und – wenn der Tonarm es erlaubt – auch des Azimuts klanglich durchaus auszahlt.


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