tests/25-04-15_senna
 

Senna Sound Orca und Onyx

15.04.2025 // Wolfgang Kemper

Die übersichtliche Anordnung der Anschlüsse bei Orca und Onyx werfen keine Fragen auf. Allein die Erdungs-Anschlüsse eröffnen Möglichkeiten
Die übersichtliche Anordnung der Anschlüsse bei Orca und Onyx werfen keine Fragen auf. Allein die Erdungs-Anschlüsse eröffnen Möglichkeiten

Greifen wir zu bekannterem Material: Louis Armstrong mit Louis In London (Live At The BBC) von Qobuz in 48/24. Die Trompete des Meisters macht mit ihren ersten Tönen klar, dass das Senna-Sound-Duo es beherrscht, gleichzeitig die metallische Aggressivität und die Farbigkeit ohne unangenehme Schärfe zu kommunizieren. Und auch Louis´ Stimme klingt glaubhaft und körperlich. Auch hier erlebe ich Transparenz und Ordnung auf der Bühne, jedes Instrument kann für sich einwandfrei geortet und verfolgt werden. Auf nicht allzu tiefer Bühne wird das harmonische Miteinander der sechs Musiker erlebbar. Die Ehrlichkeit der Senna Sound offenbart die leicht vordergründige Abmischung von Louis Armstrongs Gesang, ohne die Geschlossenheit des Sextetts dabei zu verlieren. Die Verstärker-Kombi zeigt ihre Stärke hinsichtlich Nuancen-Reichtum, bleibt aber stets farbintensiv ohne dabei zu dick aufzutragen. Aber vor allem zählt: Sie trägt den Swing in den Hörraum! Dass die Senna Sound es mit dem Analysieren nicht übertreiben, sondern Klangfarben und die harmonische Geschlossenhet stets die Oberhand behalten, beweisen auch kleine Streicherbesetzungen oder das Piano Quartet No.1 von Johannes Brahms, gespielt vom Fauré Quartet, in CD-Qualität, das eher analytisch und etwas kühl aufgenommen wurde. Bei aller Transparenz vermitteln die Senna Sound den Wohlklang der Streicher und erlauben unangestrengtes Hören. Ein Härtetest, den sie mit Bravour bestehen. Gustav Mahler Symphony No.3 mit Mariss Jansons und dem Symphonie-Orchester des Bayerischen Rundfunks wähle ich immer gern, weil sie gut die verschiedenen Fähigkeiten von Geräten offenbart. Die Senna Sound präsentieren die acht Hörner zu Beginn weniger hinten platziert, sondern eher vordergründig. Das imposante Schlagwerk beeindruckt mit seiner Energie, steht aber nicht weit hinten, dennoch wahrnehmbar hinter den Bläsern. Insgesamt klingt diese Einspielung mehr plakativ und etwas weniger in die räumliche Tiefe aufgelöst als ich es kenne. Das ist durchaus schön und vermittelt bei den tiefen Tonlagen des Schlagwerks körperlich spürbare Energie. Die Nuancierung imponiert auch wegen der großen, breiten und hohen Darstellung des Klangbildes. Am Lautsprecher klebt auch bei dieser Musik rein gar nichts und es macht Spaß, dieses musikalische und aufnahmetechnische Meisterwerk zu genießen. Lassen Sie uns prüfen, wie es um Rock-Musik bestellt ist. Dazu streame ich über den Oladra von Qobuz in CD-Qualität „Peace of My Heart“ vom Album Janis Joplin Live At Winterland ´68 mit Big Brother & the Holding Company. Schon vor dem Musizieren fällt die gute Sprachverständlichkeit in der Anmoderation auf. Und dann geht es bissig zur Sache. Dies ist keine audiophile Aufnahme, sondern eine Reminiszenz an eine der großartigsten Interpreten dieses Genres aller Zeiten. Ihr Gesang macht dieses Stück aus. Die Senna Sound bringen Janis Joplin kraftvoll rüber und lassen mit ihrer Tonalität und Authentizität in die Atmosphäre dieses Konzertes hineinfühlen. Power hat der Onyx hier genug – no limit. Da wird weder geschönt noch genervt, so dass ich mit Vergnügen auch die nächsten Titel mit anständig Pegel höre.

Die sehr solide Fernbedienung erlaubt nichts als die Lautstärke-Regelung - sehr gut!
Die sehr solide Fernbedienung erlaubt nichts als die Lautstärke-Regelung - sehr gut!

Jetzt bin ich doch interessiert, wie mein Soulnote A2 Vollverstärker sich im Vergleich zur Senna Audio Kombi verhält. Er ist um 1150 Euro kostspieliger, was ein hochwertiges Verbindungskabel zwischen Orca und Onyx kompensieren dürfte. Das hier verwendete Wireworld Silver Eclipse 8 lag bei einem Meter Länge bei 700 Euro. Invitation mit Beat Kaestli offenbarte mir keine Unterschiede, die ich wirklich benennen könnte. Vielleicht klingt der Soulnote ein wenig weicher? Also nehmen wir das aufschlussreiche Teststück, Mahlers Symphony No.3: Ja, der A2 stellt die Hörner ein bisschen weiter nach hinten, beim Schlagwerk aber wiederum weniger, als es unlängst der Canor Virtus I2 konnte. Orca und Onyx vermochten das Klangbild dafür noch geringfügig größer zu dimensionieren. Diese Unterschiede sind jedoch marginal und erlauben es mir nicht, hier zu werten. Die zwei Senna Sound machen ihre Sache hervorragend und präsentieren sich musikalisch als Alternative zur etablierten Konkurrenz. Das beweisen sie bei jeder Musikrichtung und bei kleinen wie großen Hörpegeln. Auch ihr Äußeres hat seinen Reiz nicht allein wegen der Proportionen, sondern auch wegen der gediegenen Verarbeitung bei diesem besonderen Design. Das Innenleben verdient ebenfalls Anerkennung. Die Tatsache, dass es sich um eine separate Vor- und Endstufe handelt, erhöht ihre Flexibilität insbesondere hinsichtlich Bi-Amping. Eigentlich wollte ich nur kurz noch ausprobieren, ob der Onyx mit seiner Leistung gut genug ausgestattet ist, um die wirkungsgradschwachen Vollbereichsbändchen bei gehobener Lautstärke zu betreiben. Ich stellte die Epsylon links und rechts neben die Phonar, also nicht so sorgfältig wie sonst an deren Stelle auf den besten Platz. Um die Analysis Audio warm zu spielen, wählte ich unspektakuläre, gefällige Musik, und zwar im Qobuz Stream 44,1/24 Mentors mit Gaia Gaibazzi an der Klarinette und Clarissa Carafa am Piano. Trotz der breiten Basis, klang die Musik schön geschlossen mit glaubhafter Größenzeichnung. Was mich positiv erstaunte, war der nuancierte und plastische Ton der Klarinette. Hinsichtlich des Pegels war der Onyx bei diesen Stück noch nicht gefordert, bestach aber durch die Dynamik, die er beiden Instrumenten, dem eher wuchtigen Flügel und der zarten Klarinette adäquat verlieh. So eindrucksvoll erlebe ich Musik über die Epsylon nicht allzu oft. Was Orca und Onyx ohrenscheinlich perfekt beherrschen, ist die Hochtonauflösung. Nicht, dass sie alles andere nicht ebenfalls überzeugend darböten, aber diese Synthese von Detailfeinzeichnug, stets offenem, nie gedecktem Klangbild und gleichzeitiger angenehmer Wärme ohne jegliches störende Obertongehabe ist auch hier wieder deutlich und mit Freude erlebbar. Da wähle ich jetzt für den Pegeltest noch einmal Mahlers Symphony No.3 mit Mariss Jansons. Der Onyx hat mit seinen 75 Watt an den vier Ohm kein Problem, das mächtige Schlagwerk präzise aufgelöst kraftvoll und mit Druck in den Raum zustellen, und auch die Bläser überzeugen mit ihrem sauberen, farbig metallischen Charakter. Bei Gaité Parisienne von Jacques Offenbach mit Arthur Fiedler und den Boston Pops erlebe ich ein grandioses Feuerwerk aus feinster Instrumentierung, schön aufgefächert und sprühend vor Spielfreude. Abschließend noch Emmerson, Lake & Palmer mit ihrem „Nutrocker“ vom Album Pictures At An Exhibition (Remaster 2016, Qobuz 96/24): Das geht prima los, laut und fetzig; Dass der Bass mit zunehmendem Pegel an Exaktheit einbüßt, liegt hier sicher allein an den Vollbereichsbändchen, die für derartige Musik bei großer Lautstärke nicht ideal sind. Die VU-Meter des Onyx bleiben gelassen. Sie scheinen auf Durchschnittswerte justiert zu sein. Keine Chance, sie in den roten Bereich zu treiben, ohne mein Gehör und die Epsylon zu gefährden.

Die VU-Meter des Orca Endverstärkers kommunizieren ruhig die Leistung, ohne zappelig deren Spitzen anzuzeigen. So stören sie nicht, wer will, kann sie dennoch abschalten
Die VU-Meter des Orca Endverstärkers kommunizieren ruhig die Leistung, ohne zappelig deren Spitzen anzuzeigen. So stören sie nicht, wer will, kann sie dennoch abschalten


  • exD konNET-k und konNET-o

    exD ist eine Marke aus Hongkong, von der Sie vielleicht zum ersten Mal hören. Der Hersteller hat kürzlich die Netzwerk-Switches konNET-k und konNET-o vorgestellt, die speziell für den Einsatz in hochwertigen Audio-Setups entwickelt worden sein sollen. exD hat ganz offensichtlich eine Passion für eigenwillige Typografie bei Marken- und Produktnamen, aber auch dafür, die klangliche Qualität der digitalen Audiowiedergabe bereits an der Quelle zu optimieren. Der Designer hinter der Marke ist Albert Leung und er hat…
    16.09.2025
  • WireWorld Aurora 10, Electra 10 und Silver Electra 10

    Der Kabelspezialist WireWorld bietet über die gesamte Breite seiner neuen Serie 10, die Ende des vergangenen Jahres vorgestellt wurde, wieder einmal klangrelevante Innovation im Aufbau. Wir haben hier drei Stromkabel zum Test, die zudem auch preislich gefallen können. Ich gestehe, dass eine Bewertung gerade bei Netzkabeln mir immer wieder Probleme bereitet, da hier häufig kompensatorische Effekte gegen eine objektive Einschätzung stehen. Ich begrüße es, wenn mir ein Hersteller ausreichend Exemplare zur Verfügung stellt, um alle…
    12.09.2025
  • SPL electronics Phonos duo

    2017 stellte SPL die erste Phonostufe der Professional-Fidelity-Linie vor, die sich trotz des leicht irreführenden Namens an Hifi-Nutzer wendet. Wolfgang Kemper bescheinigte ihr in seinem Test einen extrem guten Klang und ein ebensolches Preis/Leistungsverhältnis. Mich irritierte das Fehlen eines symmetrischen Eingangs. Den besitzt die Phonos duo. Das Gute daran ist, dass die XLR-Buchsen nicht die Cinch-Eingänge der „alten“ Phonos ersetzen, sondern zusätzlich auf der Rückseite des Gerätes Platz gefunden haben: Den Beinamen „Duo“ hat die…
    09.09.2025
  • AIM Flagship Premier NAX

    Der japanische Kabelhersteller AIM erfreut sich großer Beliebtheit. Dies nicht zuletzt wegen seiner attraktiven Preise gemessen an der vieler Orts bescheinigten vorzüglichen Klangqualität der digitalen Audio-Kabel. Mit dem neuen Spitzenmodell unter den LAN-Kabeln AIM NAX habe ich nun einen doch recht kostspieligen Vertreter dieser Gattung zum Test. Mein Kollege Dr. Roland Dietl hat im vergangenen Jahr die preiswerteren Modelle aus dem AIM LAN-Portfolio besprochen und in seinem Bericht sowohl die Firmengeschichte umrissen als auch die…
    05.09.2025
  • Cardas Clear Sky Interconnect & Speaker Cable

    In meinem Freundeskreis genießt Cardas für den eigenwilligen Humor ihres Youtube-Kanals Legendenstatus. Ein hervorragender Ruf eilt Cardas-Kabeln ebenso voraus. Dennoch hat es bis heute gedauert, dass sie ihren Weg in meinen Hörraum gefunden haben. Mit der Clear Sky Serie befinde ich mich im mittleren Preissegment des Portfolios. Zur Einstimmung auf diesen Test habe ich mir selbst noch einmal „Soldering With Jesus“ von Cardas' Youtube-Kanal zu Gemüte geführt, um den Test amüsiert und in bester Laune…
    29.08.2025
  • SV-Audio by Storgaard & Vestskov Frida

    Frida von Storgaard & Vestskov hat mich bereits auf den Hamburger HiFi-Tagen 2024 derart verblüfft, dass ich lange im Raum der Dänen verweilte und der Vorführung gespannt zuhörte, strafte der Lautsprecher seine physische Größe offensichtlich Lügen. Nun hat diese Pretiose endlich den Weg von Bornholm zu mir nach Hause gefunden. Für alte HiFi-Hasen wie mich werden lichte Momente auf Messen und Ausstellungen zunehmend seltener, damit spiele ich nicht auf meinen verblassenden persönlichen Geisteszustand an, sondern…
    26.08.2025

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.