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Senna Sound Orca und Onyx

15.04.2025 // Wolfgang Kemper

Beim Orca Vorverstärker sind die hochwertigen Bauteile wie Kondensatoren von Bevenbi, die gerne mit Mundorf oder Jantzen verglichen werden, leicht zu erkennen. Die Onyx Endstufe erinnert mich dank ihrer im Verhältnis zu den Gehäuse-Maßen großen, beleuchteten VU-Meter an die Optik vergangener Jahrzehnte. Eigentlich bin ich kein Freund von optischen Ablenkungen beim Musikhören. Eigenartigerweise haben mich beim Onyx die VU-Meter nicht gestört, und ich schaltete sie nur ein einziges Mal mit dem rückseitigen Kippschalter ab, um zu sehen, ob damit auch ihre Beleuchtung erlischt. Das tut sie, es bleibt allein die zentrale weiße LED im Firmen-Logo als Betriebsanzeige. Die rückseitigen Anschlüssen beim Onyx sind von ordentlicher Qualität. Allein der Erdungs-Anschluss fällt auf, weil so etwas selten an Endverstärkern zu finden ist. Auch die Orca Vorstufe besitzt einen solchen, obwohl es sich um einen reinen Hochpegel-Vorverstärker ohne integrierte Phonostufe handelt. Ein solider Erdungsanschluss ist nie verkehrt, weil eine zusätzlich zum Schukostecker verwendete Erdung klanglich durchaus Vorteile bringen kann.

Die großzügige Stromversorgung des Orca Vorverstärkers ist durch ein Abschirmblech von den signalführenden Baugruppen rechts getrennt. Kurze Wege sind auch hier Konzept
Die großzügige Stromversorgung des Orca Vorverstärkers ist durch ein Abschirmblech von den signalführenden Baugruppen rechts getrennt. Kurze Wege sind auch hier Konzept

Der Orca besitzt drei Paar Cinch-Eingänge, die durch den Source-Drehschalter auf der Front wählbar sind. Neben den Eingängen befindet sich ein Paar Line-Ausgänge, etwa für den Anschluss eines Aufnahmegerätes. Mit etwas Abstand zu dieser Gruppe stehen die beiden vom Lautstärkeregler abhängigen Cinch-Ausgangspaare bereit, um einzeln, wie in meinem Falle mit dem Onyx, oder auch für zwei Endverstärker im Bi-Amping genutzt zu werden. Bei der insgesamt extrem spartanische Ausstattung ist dies ein sinnvoller Luxus. Neben dem Eingangswahlschalter auf der Orca Front, gibt es nur noch eine weiß leuchtende LED-Betriebsanzeige wie bei der Endstufe und den motorisch gesteuerten Lautstärke-Regler. Der darf gerne mit der zum Lieferumfang gehörenden, schweren Metall-Fernbedienung betätigt werden. Auf dieser ist Volume die einzige Funktion. Rein optisch betrachtet, aber auch konstruktiv gibt es eine unübersehbare Verwandtschaft der Senna Sound zu den Produkten von Traformatic Audio, die hierzulande ebenfalls von Audio Offensive angeboten werden.

Weniger geht nicht: Der Vorverstärker besitzt keine Bedienungselemente außer dem Eingangswahlschalter und dem Pegelregler, der auch motorbetrieben fernbedienbar ist
Weniger geht nicht: Der Vorverstärker besitzt keine Bedienungselemente außer dem Eingangswahlschalter und dem Pegelregler, der auch motorbetrieben fernbedienbar ist

Zuerst traf die Onyx Endstufe bei mir ein. Da der Importeur nicht genau sagen konnte, wann ein Orca Vorverstärker wieder zur Verfügung steht, war die Idee, den Onyx allein zu testen. Ich bin froh, dass drei Wochen später die Vorstufe eintraf, denn der Test eines Endverstärkers allein ist doch sehr vom zugehörigen Vorverstärker abhängig, wie sich auch in meinem Test des SPL Performer s900 zeigte. Außerdem wäre es bedauerlich, den Vorverstärker als musikalisch relevanten Partner im Senna Audio Duo nicht kennengelernt zu haben. In den drei Wochen allein mit dem Onyx habe ich ihn ohne Vorverstärker gehört, und zwar direkt angeschlossen an meinen PS Audio DirectStream DAC. Dies funktionierte hervorragend, weil bei der Wahl der geringeren Verstärkung am D/A-Wandler der Pegel von 100 Prozent eine für die meisten Musikstücke bestens geeignete Lautstärke ergab. Es waren also keine Verluste durch die digitale Pegelabsenkung zu befürchten. Nemanja Cokic empfiehlt für den Onyx eine Einspielzeit von 50 Stunden, aber bereits nach drei oder vier Stunden entwickelte der Onyx ein befreites Klangbild. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt noch gut den Canor Virtus I2 Vollverstärker an meinen Phonar Veritas 9.2SE im Ohr, von dessen Musikalität ich über die Maßen begeistert war. Da musste der deutlich preisgünstigere Onyx sich erst einmal mein Wohlwollen erkämpfen, was ihm aber recht rasch gelang. Er erreichte aber bei der räumlichen Tiefenstaffelung nicht ganz das Niveau des fast drei mal so teuren Canor. Dafür zeichnete er ein wenig plakativer ein großformatiges Klangbild mit feiner Struktur. Mal abwarten, was sich tut, sobald der Orca mitspielt. Als der eintraf, hatte ich bereits bemerkt, dass man diesen Verstärkern bei der Verkabelung besondere Aufmerksamkeit schenken muss, will man ihr Klangpotenzial nutzen. Deshalb verkabelt ich die Geräte nun mit den Wireworld Kabeln aus meiner großen Anlage, nämlich einem Platinum Eclipse 8 zwischen PS Audio Wandler und Orca sowie einem Silver Eclipse 8 zwischen den beiden Senna Sound. Im Vergleich zur deutlich preisgünstigeren Audio-gd Verbindung machte sich der Aufwand mit erheblich feinerer Auflösung, farbigeren, sauberen Klängen und sensibler Dynamik bezahlt. Die Kombination machte so auf Anhieb viel Spaß, dass ich einige Neuvorstellungen von Qobuz genoss, bevor ich mich auf die Test-Musikstücke konzentrierte. Zu den neuen Alben gehört auch die Chesky-Aufnahme in Ein-Punkt-Stereo-Mikrofonie von Beat Kaestli. Dies Album Invitation in 88,2/24 spiele ich von der Festplatte des Antipodes Oladra. Leichte, gefällige Musik, wunderschön räumlich gestaffelt eingefangen, mit Akkuratesse beim Kontrabassspiel von Jay Leonhart und schönen Klangfarben bei der Gitarre, dem Saxophon und der Trompete. Hier beweist David Chesky einmal mehr sein Können als Produzent. Das Senna-Sound-Duo hat keinerlei Schwierigkeiten, diese Qualität im Hörraum zu reproduzieren: Das Nachschwingen der Trommelbespannung erfreut den Details liebenden Hörer ebenso wie die sanft angeschlagenen Gitarrensaiten und deren plastische Farbigkeit beispielsweise in „The Island“. Die Musik erklingt klar und offen, dabei sauber und ohne digitale Artefakte. Das wirkt schön und schmeichelhaft, jedoch überhaupt nicht langweilig, weil die Serben mit feiner Dynamik stets die Frische in der Musik vermitteln.


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