Der positive Gesamteindruck setzt sich mit der soliden Fernbedienung für diejenigen fort, die so etwas benutzen, ebenso wie das Röhrenabdeckgitter: Es erfüllt gewiss die Anforderungen einschlägiger Sicherheitsvorschriften und Verordnungen in Deutschland, Europa, der Welt und auf dem Mond, die Hersteller nun einmal zwingen, solche Schutzabdeckungen mitzuliefern. Besitzer von Röhrenverstärkern, die sich ihren Haushalt mit Kleinkindern und Katzen teilen, mögen diese Dinger womöglich auch verwenden. Man kann sie aber auch wieder in den Karton legen, gleich neben die Fernbedienung.
In meinem Test-Setup kamen unter anderem eine Open Baffle Schallwand mit dem Ciare CH250 Vollbereichsbreitbänder (vier Ohm Nennimpedanz, kein Korrekturnetzwerk, 96 Dezibel Wirkungsgrad) sowie eine Transmissionline mit dem Seas Exotic F8 Vollbereichsbreitbänder (acht Ohm Nennimpedanz, kein Korrekturnetzwerk, 92 Dezibel Wirkungsgrad) zum Einsatz. In diesem Umfeld fühlte sich der Simply Italy ganz offensichtlich pudelwohl, spielte frei und offen auf, kein Wunder bei dieser für jeden Verstärker leichten Last. Die Gegenkopplung des Verstärkers stellte ich dabei auf die kleinere 1,8-Dezibel-Stufe.
Der kleine Unison hatte scheinbar keinerlei Präferenzen hinsichtlich des ausgewählten Musikmaterials und begeisterte mich immer mit einem Klangbild, das „frei atmete“. Nichts klang gedrungen oder eingesperrt, sondern eher so, als ließe man einen wilden Hund von der Leine. Wieselflink und spielfreudig folgte diese kleine Röhre jeder noch so feinen melodischen oder rhythmischen Verästelung und ließ dabei stets das musikalische Gesamtgefüge intakt. Der Simply Italy ist nämlich kein Analytiker, der die Musik mit dem Seziermesser zerlegt, sondern der Details stets in den Dienst der Interpretation stellt. Insbesondere Stimmen stellte der Unison unheimlich authentisch dar: Nanna Bryndis Hillmarsdottirs Gesang (Of Monsters an Men) ist für fast jedes Setup eine Herausforderung und dieser Verstärker meisterte sie mit Bravour. Nannas bisweilen brüchige, manchmal zerbrechlich wirkende Stimme klang so klar und kraftvoll, dass jeder noch so zarte Vokalhauch sehr farbstark die Ohren umschmeichelte. Erst bei hohen Lautstärken und gleichzeitig komplexen Tiefton-Passagen verengte sich die Abbildung ein wenig, die Bühne wurde ein wenig schmaler und die Dynamik wirkte etwas gebremst (Winter Sound, Beneath the Skin/Of Monsters and Men, Universal Records, 2015). Kein Beinbruch, befanden wir uns längst weit oberhalb üblicher Zimmerlautstärken.
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