Da ich den Test nun am analogen Teil des DirectStream DACs fortführen möchte, wird es etwas schwierig. Denn dazu benötige ich die drei WireWorld nun am Plixir Elite Netzteil. Um den digitalen Geräteteil nicht wieder mit dem Mudra Kabel versorgen zu müssen, schließe ich jetzt an diesen ein Audioquest Hurricane Source an. Das klingt dem Silver Electra 10 nicht unähnlich, macht noch einen tieferen Raum und platziert die Solovioline ebenso realistisch wie das WireWorld. So kann ich mich mit ruhigem Gewissen dem analogen Teil des PS Audio widmen, zuerst wieder mit dem Aurora gegen das Mudra. Die Musik dazu ist der Titelsong von Jennifer Warnes´ Album The Well. Die Unterschiede zugunsten des Aurora 10 fallen nicht ganz so brutal auf wie zuvor, es ist aber dennoch überzeugend überlegen. Mit dem WireWorld erlebe ich die Wiedergabe etwas trockener, was aber der Schönheit der Klänge keinen Abbruch tut, sondern im Gegenteil der Transparenz dient. So wird etwa die zweite Gesangsstimme besser differenziert und damit leichter ortbar. Auch verschwindet ein minimaler Hang zur Härte in den obersten Tönen, der mit dem Mudra hin und wieder auffällt. Für den Preis des Aurora 10 ist der musikalische Gewinn sehr überzeugend. Den nächsten Schritt, die Gegenüberstellung von Aurora und Electra, mache ich mit „The Great Pretender“ von Lester Bowie, diesmal nicht von der Festplatte des Antipodes, sondern dort von Qobuz in CD-Qualität gestreamt. Diese ECM-Aufnahme klingt mit dem Aurora bereits erstklassig, gewinnt dank des Electra aber an Nuancenreichtum. Unbestreitbar ist dies mit Genuss zu hören beim Anblasen und Ausklingen der Trompete und auch bei der Differenzierung der beiden lautmalerischen Stimmen, die mit dem Aurora an manchen Stellen kaum zu unterscheiden sind. Bislang sind alle Klanggewinne so klar und überzeugend, dass sie nach meiner Auffassung die jeweilige Investition zweifelsfrei rechtfertigen. Ich möchte anmerken, dass ich keines der Musikstücke gezielt auswählte, um diesen Beweis führen zu können. Die Auswahl geschah stets nach Lust und Laune. Je länger ich dem „Great Pretender“ lausche, desto mehr erkenne ich die überlegene Ausprägung der Klangfarben, mit der das Electra gegenüber dem Aurora den Spaßfaktor steigert. Vor allem der ECM-typisch breit gefächerte Schlagzeug-Bogen profitiert von mehr Farb-Nuancierung und sogar von etwas feinerer Dynamikabstufung. Zur Ermittlung der Fähigkeiten des Silver Electra 10 dürfen die Rolling Stones mit „Gimmie Shelter“ von Let It Bleed (DSD64 von der Oladra Festplatte) ran. Diese Aufnahme ist nun wahrlich nicht die audiophilste. Aber wieder gelingt es dem teureren WireWorld, mehr Qualität und Hörvergnügen zu präsentieren. Im direkten Vergleich hat man das Gefühl, es ohne das Silver Electra mit einer relativ breiigen Instrumentierung zu tun zu haben. Das Silver Electra 10 fächert das instrumentale Miteinander – Mick Jaggers Gesang bleibt für mein Empfinden davon unberührt – auf, indem es vom hinten gleichbleibenden Bühnenrand die Musik ganz erheblich nach vorne in den Hörraum öffnet und somit das Klangbild transparenter, dreidimensionaler und griffiger reproduziert. Das ist zweifelsfrei die ansprechendere, emotional mitreißendere Art und Weise.
Die schwarze Composilex 5 Isolierung ist mit ihren verbesserten Eigenschaften das entscheidende Novum der WireWorld 10 Linie. Insgesamt ergibt sich auch eine etwas schlankere Gesamtkonstruktion gegenüber der 8er Vorgängerserie. Eine 9-Linie gab es nicht, weil diese Zahl weltweit bei verschiedenen Bevölkerungen mit negativem Aberglauben verbunden und WireWorld global erfolgreich ist. Das Ziel von FluxfieldTM- und Composilex 5-Technologie ist bei den Stromkabeln eine idealerweise perfekte Isolierung und Abschirmung von allen Frequenzen, die nicht 50 oder 60 Hertz sind. Alle andere seien, so die Maxime der Entwickler, störend und sollen möglichst gänzlich unterdrückt werden. Von anerkannter Qualität sind die WireWorld Schukostecker, die an allen Testkandidaten identisch sind und deren Kontakte aus einer mit Silber beschichteten Kupferlegierung bestehen.
Da ich die drei WireWorlds nun für den Vollverstärker brauche, um zu erkunden, wie sich die drei Kandidaten an einem leistungshungrigen analogen Gerät verhalten, spendiere ich dem Plixir Netzteil nun ein weiteres AudioQuest Hurricane, diesmal ein HC. Damit höre ich mir die Stones abermals an und finde, dass das Audioquest dem Sound dieser Band noch mehr guttut, aber auch dreimal soviel kostet, wie das Silver Electra. Folglich darf es an dieser Stelle im Setup verbleiben und die drei WireWorlds 10 stehen wie gewünscht für den Soulnote A2 zur Verfügung.
Weiter geht’s also mit dem Vergleich Mudra gegen Aurora 10 am Vollverstärker mit einem Musikstück, das weniger komplex ist als die bislang gespielten und möglicherweise deshalb auf den ersten Eindruck die Unterschiede nicht so deutlich aufzeigt. „The moonstruck armadillo“ vom Quartett Braskiri ist eine in DXD erstellte One-Point-Mikrofonie Aufnahme, die das Label Sound Liaison, in persona Frans de Rond, 2019 im MCO Studio 2 in Hilversum, dem ältesten Aufnahmestudio der Niederlande, machte. Beeindruckend an diesem Aufnahmeverfahren ist die räumliche Anordnung. Es geht los mit dem Geläut einer Uhr auf der rechten Seite, wozu sich dann links die Melodie der Tuba gesellt. Das Geläut rechts wird abgelöst vom leisen Pianospiel. Wenig später erklingt die Trompete aus der Mitte. Mudra und Aurora 10 bilden dies jeweils sehr ansprechend und nachvollziehbar ab. Allerdings überzeugt das WireWorld doch klar mit einer gesteigerten Offenheit, die aus der feineren Zeichnung und besseren Auflösung resultiert. Das ist beim Anblasen der Blechinstrumente zu hören. Auch hier letztlich wieder ein klares Ergebnis. Für den Aufstieg zum Electra 10 höre ich nun den ersten Satz aus Gustav Mahlers Symphony No. 3 mit Marriss Jansons und dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks. Schon das Aurora überzeugt mit einer enorm wuchtigen und dabei bestens aufgelösten Tieftonwiedergabe. Satte Klangfarben und packende Dynamik zeichnen das günstige blaue Aurora 10 aus. Eigentlich verlangt es jetzt nicht nach mehr, so dass ich jetzt nur aus des Testers Pflicht das Electra 10 anschließe. Der Unterschied scheint mir nicht so groß wie bei den beiden vorherigen Vergleichen am digitalen und analogen Teil des PS Audio. Auffällig ist allerdings eine etwas strengere Diktion. Hier möchte ich nicht entscheiden, welche klangliche Version besser ist: Geschmackssache. Ich könnte mit beiden Kabeln am Verstärker bestens leben, finde aber nach längerem Hören das Electra ein wenig spannender.