Ich bin auf dem Weg zu einem wunderschönen Lautsprecher. Der SLS von Boenicke Audio. Klingen Lautsprecher besser, wenn sie gut aussehen?
Zwei Generationen, zwei unterschiedliche Klangfarben der deutschen Sprache, zwei unterschiedliche Stationen in der individuellen Lebensplanung. Und dennoch: Das Gespräch verbindet. Da können zwei miteinander, zollen sich Respekt, sind frei von Neid und Imponiergehabe. Sven Boenicke hat gerade 600 Kilometer im Auto zugebracht, um seine neuen Entwicklungen in einer speziellen Hinsicht messtechnisch beurteilen zu lassen. Zur Diskussion steht, ob seine Lautsprecher mit dem revolutionären neuen elektronischen Bass-Management von Joachim Gerhard ausgestattet werden. Keine Spur von wechselseitigem Bedürfnis nach Geheimhaltung und Eigenlob, im Dialog entstehen technische Skizzen bei Tisch, gemeinsam wird gelötet und gemessen.
„Sven Boenicke gehört für mich zu den maximal fünf Entwicklern weltweit, die derzeit den Lautsprecherbau tatsächlich innovativ voranbringen.“ Der blickt bescheiden zu Boden und schweigt. Was sollte man an Lob auch einem Mann gleichwertig zurück geben, der zu besten Audio Physic Zeiten bereits Stückzahlen an hochwertigen Schallwandlern verkauft hat, die heute noch jeden Marketing-Guru zu Freudentränen rühren.
Zum Grundvokabular des Marketings gehört das Bewusstsein, auf Alleinstellungsmerkmale zu setzen, gerne auch USPs (Unique Selling Propositions) genannt. Bei Joachim Gerhard war es seine optisch-ästhetische Designkompetenz, die ihn in Verbindung mit der technischen Brillanz seiner Lautsprecher von den Konkurrenzprodukten unterschieden hat. Das Thema Ästhetik prägt den Abend; Steaks werden gebrutzelt, eine Flasche Wein geöffnet, Joachim Gerhard greift zu Rauchwaren.
Die Assoziation zu Grundfragen von Design und Ästhetik wird auch jeden erreichen, der sich mit Boenicke Audio beschäftigt. Alleine die Fotos auf seiner Webseite, die den Fertigungsprozess seines Modells SLS dokumentieren, könnten in jeder Kunstgalerie Platz finden. Seine SLS spiegelt genau jenes intuitive Verständnis für Gestaltung wieder, das die Sehnsucht von Klangästheten und Musikern auf den Punkt trifft. Genau diese SLS ist es, die nunmehr den Weg nach Brilon gefunden hat und von Joachim Gerhard messtechnisch bezüglich seines elektronischen Bass-Managements ausgelotet wird. Jene SLS, um die sich die Kritiker reißen – ein durchaus Prominenter hat sie nicht mehr hergegeben und sogar ordentlich dafür bezahlt. Jene SLS, die bei den High-End-Messen in Zürich und Wien für Furore gesorgt hat. In Zürich rührte sie einen hart gesottenen Manager öffentlich zu Tränen, der davon so betroffen war, dass er wenige Tage später um eine private Vorführung in Boenickes Showroom in Basel bat. Als er dort neuerlich heulte, nahm er das letzte vorrätige Paar kurzer Hand an sich.
In Wien wagte Boenicke den Vergleich mit Live-Musik. Als Teil seiner professionellen Arbeit macht er regelmäßig Aufnahmen und zieht diese zur endgültigen Abstimmung und Beurteilung seiner Lautsprecher heran. Auch diesmal nahm er die Performance der Musiker mit dem eigenen Equipment auf und spielte sie umgehend über die SLS wieder ab. In der Folge war der Vorführraum weit über die Veranstaltung hinaus Tummelplatz für Musiker und Kritiker, die auch um 4 Uhr morgens noch darum buhlten, wer als nächster den Plattenspieler mit Vinyl versorgen durfte.
Welchen Platz hat das Gerede um Ästhetik in einem Umfeld, dessen Fokus auf der unverfälschten Wiedergabe von akustischen Eindrücken liegt? Ohne Zweifel gibt es eine Ästhetik des Echten, Unverfälschten. Etwas, worüber man nicht nachdenken muss, das so ist wie es ist, und keine Begründung braucht. Musikhören mit der SLS entspricht diesem Eindruck.
Auf den ersten Blick ist die Boenicke Audio SLS lediglich eine schmale Säule, kaum zehn Zentimeter breit, dafür mit 150 Zentimetern ungewöhnlich hoch. Die geringe Tiefe von 23,5 Zentimetern macht die SLS zum Wohnraumobjekt, das Besuchern auffällt und neugierige Fragen nach sich zieht. Die Schallfront zieren zwei Acht-Zentimeter-Aluminium-Wabensandwich-Chassis, die sehr breitbandig Mitten und Höhen abstrahlen. Seitlich sorgt ein ebenfalls als Breitbänder eingesetztes Papierchassis für den Anschluss zu je zwei Sieben-Zoll-Basslautsprechern pro Kanal, die mittels einer externen Digitalweiche aktiv angesteuert werden. Fünf Chassis pro Seite lassen eine komplexe Schaltungstechnik erwarten.
„Das Gegenteil ist der Fall“ meint Boenicke entschieden. „Wir suchen so lange nach geeigneten Treibern, bis wir genau das haben, was wir wollen.“
„Was genau muss ein Treiber können, dass er für eine Boenicke Audio Konstruktion in Frage kommt?“
„Wir verwenden Treiber, die einen möglichst breiten nutzbaren Frequenzbereich aufweisen und gleichzeitig eine Frequenzganglinearität bieten, die in der Weiche nicht korrigiert werden muss.“
„Was heißt das für die SLS konkret?“
„Bei uns findet man keine im Signalteil liegenden Bauteile in der Weiche.“
„Gar keine?“
„Die Ausnahme bilden Bauteile, denen wir eine klangsteigernde Wirkung attestieren, wie den Bybee Quantum Purifiern. Und den Hochtöner müssen wir natürlich vor tiefen Frequenzen schützen, aber dafür genügt ein qualitativ herausragender Kondensator.“
„Gehören die Bybee Quantum Purifiers nicht eher in die Rubrik Tuning?“
„Ja, das stimmt. Wir verwenden sogar eine ganze Reihe von Tuning Maßnahmen, quasi als Standard. Dazu gehören die Marigo Audio Labs VTS Dots, Harmonix Tuning Bases und einiges mehr“.
„Das klingt aufwändig.“
„Ist es auch. Die SLS ist jedoch das Paradebeispiel eines cost-no-object Ansatzes. Die Innenverkabelung etwa besteht aus massivem Feinsilber, das kryogenisch behandelt ist.“
„Machen wir einen Schritt zurück, bevor wir ins Detail gehen. Was war der grundsätzliche Design Ansatz?“
„Das ursprüngliche Ziel war die Gestaltung eines wohnraumfreundlichen Lautsprechers, der höchsten Klangansprüchen genügt. Wohnraumfreundlich bedeutet, dass der WAF hoch ist.“
„Kein ernsthafter audiophiler wird seine Lautsprecherwahl allein mit einem hohen WAF begründen!“
„Sicher, klein und audiophil können viele, und akzeptieren dabei notgedrungen fehlendes Fundament und geringe dynamische Fähigkeiten. Die SLS wurde aber als dynamischer Schallwandler mit Blickrichtung auf eine klanglich beeindruckende untere Grenzfrequenz konstruiert.“
„Wie genau wurden die technischen Designentscheidungen getroffen?“
„Eine Überlegung war, hochspezialisierte Treiber in sehr kleinen geschlossenen Gehäusen einzubauen. Der Nachteil einer solchen Konstruktion ist, dass der Wirkungsgrad des Gesamtsystems sehr gering ist. Man bräuchte dann locker einige hundert Watt, um genügend Luft zu bewegen, wenn das Musikmaterial einmal dynamisch und laut wird. So mussten wir ganz neue Wege gehen, um aus dem geringen Volumen tiefen Bass heraus zu holen.“
„Hat die auffällige äußere Form etwas mit diesem neuen Weg zu tun?“
„Ja, wir sahen eine Option darin, die rückwärtig abgestrahlte Energie der Treiber nicht nutzlos im Inneren des Gehäuses zu vernichten, sondern sie an der Schallabstrahlung des Lautsprechers teilhaben zu lassen. Die SLS besitzt dazu eine innere Struktur, die mittels einer CNC Maschine ins Massivholz gefräst ist.“
„Eine Transmission Line?“
„Genau genommen eine Mischung aus Transmission Line und Back Loaded Horn. Der Punkt ist, dass diese Struktur völlig ohne Bedämpfung auskommt. Dieses Horn ermöglicht eine Anpassung der akustischen Impedanz, die die Treiber sehen. Mit der SLS können somit verhältnismäßig große Pegel gefahren werden, ehe die Membranauslenkung ans Limit kommt.“
„Die schlanke Form der SLS macht es nötig, dass die Konustreiber seitlich montiert sind. Lautet hier der Grundsatz „Form follows aesthetics“ anstelle von „Form follows function?“
„Das ist gar nicht eindeutig zu beantworten. Je nach dem, welche klangästhetischen Vorlieben man hat, ist die seitliche Montage sogar ein großer Vorteil, der die SLS in gewissen Bereichen fast unschlagbar macht. Eine seitliche und damit eher indirekte Abstrahlung ist immer dann ein Vorteil, wenn es um geringe Hördistanzen geht. Das bedeutet, die Lautsprecher stehen frei im Raum und der Hörplatz ist recht nahe vor dem Lautsprecher. Die SLS ist dann in der Lage, akustisch zu verschwinden und somit als technisches Medium in den Hintergrund zu rücken.“
„Was ist der Nachteil dieser Konstruktion?“
„Ein Nachteil jedes indirekt strahlenden Speakers tritt bei großen Hördistanzen auf. Subjektiv ist dann eine geringere „physische“ Attacke im Grundtonbereich und Bass erfahrbar. Obwohl solch tiefe Frequenzen sich kugelförmig ausbauen, scheint es doch eine Art Energievektor zu geben, der sich geradeaus ausbreitet.“
„Was an der SLS sofort auffällt, ist die ungemein hochwertige Optik. Immer wieder kommt es vor, dass Messe-Besucher vortreten und das Massivholz der SLS haptisch im wahrsten Sinne des Wortes „begreifen“ wollen.“
„Wir legen ja auch weiße Handschuhe bei jeder Auslieferung bei, damit die geölten Oberflächen makellos bleiben.“
„Warum wählt Boenicke Audio Massivholz? Wahrscheinlich gibt es Materialien, die fertigungstechnisch weniger Risiken bergen.“
„Es hat auch eine Weile gedauert, bis wir die Produktion in den Griff bekommen haben. Das Geheimnis liegt in der Auswahl des Holzes, des Trocknungsgrades und der Art der Verleimung.“
„War die Entscheidung für Massivholz rein klanglich bedingt?“
„Definitiv. Ich bin der Auffassung, dass es so etwas wie einen spezifischen Klang jedes Materials gibt, nennen wir es Materialklang. Ich meine damit, den besonderen Klang eines Materials unabhängig von dessen Form, Dimension oder Abmessung. Und da ragt für mich im Lautsprecherbau Massivholz heraus, wir haben besonders mit Fruchtbäumen wie Kirsche, aber auch Ahorn und Nussbaum sehr erfreuliche Erfahrungen gemacht. Aluminium, Kunststoffe oder auch das im Lautsprecherbau weit verbreitete MDF fallen klanglich so deutlich ins Kalte und Technische ab, dass sie für Boenicke Audio keine Option sind.“
„Wodurch ist der spezifische Materialklang denn dann beeinflusst, wenn nicht durch Form, Dimension oder Abmessung?“
„Der Materialklang ist sicher von der inneren Spannung des Materials beeinflusst und von der Umgebungstemperatur. Wir empfehlen unseren Kunden auch, die Lautsprecher erst einige Tage „ankommen“ zu lassen. Um die Wirkung des Materialklangs zu beschreiben, führe ich meinen Kunden auch gern den Unterschied zwischen einem Mitteltöner mit einem Aluminium Phaseplug und einem Holz Phaseplug vor. Obwohl sämtliche Chassisparameter identisch sind und auch Aluminium und Holzphaseplug dieselbe Form und dieselben Masse haben, klingt die Holzvariante signifikant natürlicher und schöner in den Klangfarben. Das interessante ist, dass die Zuhörer subjektiv in der Folge auch ein Mehr an Auflösung wahrnehmen.“
„Dieter Ennemoser hat mit seiner C-37 Soundtheorie die entscheidenden Erklärungshinweise geliefert. Unser Gehirn scheint Obertonresonanzstrukturen, die durch Schwingungsanregung von natürlichem Material entstehen, auf Dauer unangestrengter verarbeiten zu können. Zu den natürlichen Materialien zählen eben insbesondere Holz oder körpereigene Strukturen wie die Knochen. Ennemoser stellte fest, dass unser Ohr selbst, insbesondere die Bestandteile des Innenohrs, spezielle Resonanzstrukturen aufweist, wenn es seine Arbeit verrichtet - wenn also der Schall von der Umgebung, vom Konzert oder vom Lautsprecher aufgenommen und mechanisch weitergeleitet wird. Will das Gehirn nun aber bloß die Nutzgeräusche und Töne der Außenwelt, nicht aber die durch die Bestandteile des Ohrs selbst hinzugemischten Resonanzanteile „hören“ und verwerten, so muss das Gehirn diese Resonanz-Zugaben des Hörapparates subtrahieren, wegfiltern. Dies scheint es im Laufe der Zeit sehr gut gelernt zu haben.“
„In einer Anlage und besonders im Lautsprecher hat man es ja immer mit Resonanzen zu tun. Das Nutzsignal wäre also das theoretisch unverfälschte Musiksignal, das „Störsignal“ die Resonanzen der gesamten Anlage, des Hörraumes, der unnatürlichen Materialien der Umgebung und so weiter?“
„Ja. Will man einen subjektiv weitgehend unverfärbten Klang, so muss man die Resonanzerscheinungen des Lautsprechers eliminieren – was in der Praxis niemals vollständig gelingt – oder denjenigen im Hörapparat angleichen. Das Gehirn wertet Vollholz als maximal unverfärbt und somit als maximal natürlich. Unser Massivholzgehäuse bietet in Sachen Wärme und Echtheit der Klangfarben einen Materialklang, der mit Glas, Aluminium oder MDF in keiner Weise zu erreichen wäre. Wir verzichten auch ganz bewusst auf eine Lackschicht, die klanglich nicht zuträglich wäre, der Eindruck der edlen Oberfläche entsteht durch mehrfaches Ölen.“
Joachim Gerhard unterbricht das Gespräch und lädt in seinen Hörraum. „Da haben sie alle schon gesessen“ verweist er schmunzelnd auf den besten Hörplatz und zählt so nebenbei eine Handvoll der international bekanntesten Namen der HiFi-Welt auf. Aufgebaut sind Prototypen eines völlig neu konstruierten Breitbänders. Dieser ruht auf der SwingBase, einer von Boenicke Audio entwickelten intelligenten Geräteplattform zur Entkoppelung von Geräten und Lautsprechern. „Die Wirkung der SwingBase kann ich messtechnisch ganz leicht nachweisen“ meint Joachim Gerhard, „deswegen verwende ich sie und würde sie nur unter Androhung von Gewalt wieder wegnehmen! Sie ist für mich der Tuningartikel des Jahrzehnts.“
Sven Boenicke wiederum ist vom Breitbandchassis von Joachim Gerhard angetan und erwirbt gleich ein Paar für ein eventuelles zukünftiges Projekt. Die Höreindrücke bei Joachim Gerhard hinterlassen die Gewissheit, dass in naher Zukunft wieder eine breite Öffentlichkeit über eine Kreation aus Brilon staunen darf.
In der eigenen gewohnten Hörumgebung erinnern die SLS von Boenicke Audio dann tatsächlich in einigen Punkten an eine der prägenden Entwicklungen von Joachim Gerhard, die Avanti von Audio Physic. Ich hatte lange die Gelegenheit, die Performance der Avanti II zu schätzen, die für mich die gelungenste Symbiose aus Wohnraumfreundlichkeit und Musikwiedergabe darstellte.
Die SLS eignet sich ebenso wie die Avanti für die Aufstellung frei im Raum, mit möglichst viel Luft hinter dem Lautsprecher. Die Basis des Stereodreiecks kann dabei sehr breit gewählt werden, die Hördistanz zum Lautsprecher liefert schon ab 1,5 Metern einen schlicht atemberaubenden Eindruck an räumlicher Staffelung. Bei geringen Hördistanzen liefert der seitlich montierte Breitbänder vor allem bei natürlichen Instrumenten eine plastisch realistische Raumdarstellung. Wer es schätzt, in die Musikdarbietung gleichsam hineinzuschauen und ein Teil davon zu werden, hat hier seinen Lautsprecher gefunden. Die SLS baut ihre Darstellung aus der Raumtiefe heraus auf – je freier die SLS zur Rückwand steht, desto eindrucksvoller wird dieser Effekt. Gut nachvollziehbar ist diese Erfahrung auf der LP Antiphone Blues von Arne Domnerus. Die Orgel kommt voll und substantiell aus der scheinbar unendlichen Raumtiefe der Organin Spanga Church, während Domnerus´ Alt-Saxophon sich plastisch im Vordergrund abbildet. Immer wieder fasziniert es, wie die Orgel subjektiv viele Meter hinter dem eigentlichen Lautsprecher abgebildet wird.
Beim Vergleich verschiedener Aufnahmetechniken bestätigte sich der Eindruck, dass die SLS besonders Musik, die in tatsächlich akustisch mitwirkenden Räumen mit wenigen Mikrofonen aufgenommen wurde, in eindringlicher Authentizität wiederzugeben vermag.
Dieses Potenzial zu räumlicher Tiefenstaffelung und Loslösung unterscheidet sie grundlegend von der Philosophie manch anderer Entwickler und Musikliebhaber, die eine „anspringende“ Abbildung noch möglichst vor dem Lautsprecher vorziehen. Eine Audio Note AN/E etwa, die zur Bassunterstützung eine wandnahe Positionierung nützen kann, vermittelt den Röhrenklang einer guten Audio Note Kette bevorzugt durch eine nach vorne gerichteten Abbildung. Wie bei vielen Aspekten der Musikwiedergabe geht es hierbei um subjektive Präferenzen, beide Arten der Darstellung haben ihren spezifischen Reiz und ihre überzeugten Anhänger.
Bei Hördistanzen über zweieinhalb Meter ergibt sich eine interessante Erfahrung. Audiophile Aufnahmen, die wiederum mit wenigen Mikrofonen möglichst „natürlich“ realisiert wurden, klingen aus meiner Sicht über die SLS realistischer als über herkömmliche Lautsprecher. Meine Vermutung geht dahin, dass diese Aufnahmen den Aufnahmeraum meist mit einbeziehen oder ihn zumindest nicht nachträglich verändern wollen. Boenicke geht davon aus, dass eine ausgeprägte Räumlichkeit, die auf einer Aufnahme vorhanden ist, wiederum eines Raumes, des Hörraumes bedarf, um den speziellen Charme dieser Räumlichkeit wiederzugeben. Der Hörraum müsste möglichst homogen mit einbezogen werden, was bei Direktstrahlern prinzipbedingt schwerer möglich ist.
Hört man mit der SLS bei größeren Hördistanzen etwa elektronische Musik, so ist das Einbeziehen des Hörraumes durch die seitliche Abstrahlung gewöhnungsbedürftig. Bei dieser Musikrichtung wünscht man sich Direktschall und somit direkte Energie, die beim Hörer ankommt. Das vertraute, anspringende Klangbild einer Yello Aufnahme etwa rastet sofort wieder ein, wenn die Hördistanz verringert wird – aber auch hier werden plötzlich Klangelemente, die von Meier und Blank offenbar deutlich hinter den Hauptmix platziert wurden, tatsächlich auch in dieser dazugewonnenen räumlichen Dimension abgebildet. Freunde von orchestraler Musik finden auch relativ unabhängig von der Hördistanz ihre Erfüllung, besonders dann, wenn man die Breitbandchassis nach außen dreht, wenn also die Seitenwände gezielt als Reflektionsfläche miteinbezogen werden. Dann werden Effekte erfahrbar, deren Herbeiwünschen bei der Entwicklung des Surround-Sounds Pate gestanden haben mag. Die Musik umgibt den Hörer, erfüllt auch den Raum hinter der Sitzposition mit Leben. Dies hat weniger mit klassischer HiFi-Stereowiedergabe zu tun, entspricht aber auf erstaunliche Weise der Erfahrung in einem akustisch mitwirkenden Konzertsaal.
Die SLS-Tonalität und Klangfarben sind über jeden Zweifel erhaben, hier geht das Konzept von Boenicke Audio sofort wahrnehmbar auf. Wie lässt sich der klangfarbliche Unterschied zwischen der Massivholz-SLS und den größtenteils aus MDF hergestellten Großserienlautsprechern beschreiben? Der Meister greift zu einem Bild:
„Stellen sie sich zwei Räume vor. Der eine hat kein echtes Tageslicht und ist mit einer kühlen Leuchtstoffröhre erhellt. Der andere Raum hat ein grosses Fenster, das Sonnenlicht eines wolkenlosen Nachmittags strömt herein. Es können in beiden Räumen dieselben Gegenstände sein, und doch erscheinen sie alle – und die Räume selber – anders in ihrer Ausstrahlung“.
„Es geht hier aber nicht um besser oder schlechter, um richtig oder falsch?“
„Ich will hier nicht behaupten, das eine sei besser als das andere, aber es gibt da einen Unterschied in meiner Wahrnehmung der Umgebung. Ich fühle mich im Raum mit Fenster erheblich wohler und heiterer. Raum und Gegenstände erscheinen in einer Schwingung, die mir gut tut.“
„Die SLS, der Wohlfühllautsprecher für LOHAS?“ (Anm. “lifestile of health and sustainability”)
„Ein Ton gespielt über die SLS ist das Sonnenlicht fürs Ohr“ (lacht).
„Woran genau kann man das festmachen?“ (sehr ernst).
„Je simpler eine Musik ist, nehmen wir einen einzelnen gestrichenen Ton eines Cellos, desto essentieller ist es, dass der Ton stimmt. Dies wiederum ist untrennbar mit echtem Auflösungsvermögen in der Elektronik der Kette, aber auch jeden Kabels und jeden passiven Bauteils im Lautsprecher verbunden. Deswegen legen wir so grossen Wert auf die Qualität jedes einzelnen Bauteils – ja wir überprüfen sogar die Orientierung (auch bei den Treibern selber!), in welcher das Bauteil in den Signalweg eingeschleift wird.“
„Mir fällt auf, dass im Gespräch auch andere Wahrnehmungskanäle als die akustische Erfahrung über das menschliche Gehör herangezogen werden, um auf die Besonderheit der Entwicklungen von Boenicke Audio hinzuweisen.“
„Wir arbeiten daran, dass der Ton als dreidimensionales Gebilde im Raum optisch wahrnehmbar ist. Er soll, um im obigen Bild zu bleiben, dasselbe Licht abstrahlen wie das Original. Wenn das stimmt, folgt bei klangfarbenschöner Musik sofort eine körperliche Reaktion. Der Körper muss sich nicht wehren.“
„Der Körper lügt nicht … Welche Konzerterfahrungen beziehungsweise welche Art von Musik ziehen Sie für Ihre Arbeit heran?“
„Den Gang in einen Konzertsaal kann nichts ersetzen. Ich kann mir Klangfarben in Form eines bildlichen Farbtones beinahe fotografisch über lange Zeit merken.“
„Können Sie uns ein Beispiel nennen?“
„Bei Arvo Pärt wird deutlich, wie sehr Musik von der Entdeckbarkeit feiner und feinster Klangfarbenunterschiede, ja vom in echter Musik immanenten Licht, der Klangfarbe an sich, lebt. Bei Pärts meist sehr getragen und langsam gespielten Werken bleibt genügend Zeit, in Schwingungen und Klangfarben einzutauchen. Dann tut sich ein Universum an dichtesten Sinneseindrücken auf, in dem sich Zeit und Raum tatsächlich manchmal verflüchtigen.“
Um die Eindrücke von Boenicke selbst nachzuvollziehen, empfiehlt sich eine sorgsame Auswahl möglicher Verstärkerkombinationen. Dies können qualitativ hochwertige Transistoren ebenso sein wie die guten alten Röhren, die gar keine Leistungsriesen sein müssen. Aus reiner Neugierde habe ich den Mittelhochtonbereich mit einer 8 Watt Sun-Audio 300B Röhre bestritten, was zu meinem Erstaunen leistungsmäßig für den Großteil der Musikauswahl genügte.
Man freut sich also über Klangfarben von scheinbar echten Instrumenten und zieht intuitiv alte Aufnahmen aus der Plattensammlung hervor. Die Freude an der natürlichen Wiedergabe von Stimmen bestimmt ebenso die Musikauswahl wie die Neugierde über die Entdeckbarkeit unterschiedlicher Abmischungsvorlieben der Toningenieure.
Tatsächlich finden sich Boenicke Audio Lautsprecher ob ihrer Wiedergabetreue in Tonstudios, dann allerdings mit stattlichen Chassisdurchmessern und geradezu brachialen dynamischen Fähigkeiten. Als ich einem audiophilen Freund, der ob seiner Vorliebe für laute Musikwiedergabe alle paar Wochen einen durchgebrannten Widerstand in seiner Frequenzweiche ersetzen muss, einen Studio Prototypen von Boenicke Audio vorführte, wurden derart hohe Lautstärken erreicht, dass der gute Mann erstmalig hinter seinem Sofa Zuflucht suchte.
Boenicke Audio Kunden finden sich auch unter Musikkritikern, auch bei HiFi-Statement, die einen unverfälschten Standard für ihre Arbeit brauchen. Bei meiner Recherche fand sich auch eine spezielle Form der Mass-Customization. Ein Bankdirektor in Oberösterreich führt Interessierten auf unnachahmliche Weise seine Boenicke Audio Einzelanfertigung vor, die die Grenzen der Wirtschaftlichkeit herkömmlicher Großserien-Produkte sprengt: Aktive 48- ZentimeterBässe, 28- Zentimeter-Bassmitteltöner mit Elektromagneten, Mundorf Dipol Air Motion Transformer, alles in edelstem Holz und mit Bienenwachs innwändig gedämmt.
Für Normalsterbliche bietet die SLS das beste Kondensat dieser spektakulären Sonderanfertigungen. Doch auch um sie muss man sich ein wenig bemühen, bevor sie ihre Qualitäten voll entfaltet.
Wie erwähnt, wird die SLS mit einer aktiven Digitalweiche für den Bass ausgeliefert. Das bedingt neben einem eigenen Verstärker für die tiefen Töne auch die Bereitschaft, sich auf die optimale Anpassung des SLS Bassmoduls an die persönlichen Raumgegebenheiten einzulassen. Wer nicht das Glück hat, dass der Meister selbst vorbeikommt und unterschiedliche Filtercharakteristiken, Flankensteilheiten und Trennfrequenzen per Fernbedienung und absolutem Gehör binnen Minuten einstellt, sollte einige Geduld investieren.
Was bekommt man dafür?
Die Abbildungspräzision eines Minimonitors gepaart mit der Autorität eines großen Lautsprechers. Die SLS ist ein ästhetisches Statement des Lautsprecherbaus in der Formensprache des 21. Jahrhunderts. Definitiv keine Schlachtplatte, sondern ein Amuse Gueule für den großen Hörgenuss. Das Auge hört mit.
HERSTELLER AUDIOMANUFACTURE by boenicke audio | |
---|---|
Anschrift | Ramsteinerstrasse 17 4052 Basel Schweiz |
Internet | www.boenicke-audio.ch |
Fon | +41 79 677 81 43 |
Klangbibliothek.
Tonabnehmer | Ortofon SPU Meister Silber |
Tonarm | Ortofon 309i |
Verkabelung | Force Lines |
Phonostufe | Einstein The Turntable‘s Choice (40 Ohm) |
Musik | „How Deep Is The Ocean‟ |
Downloadgröße | 112,1 mb |
Klangbibliothek.
Tonabnehmer | Ortofon SPU Meister Silber |
Tonarm | Ortofon 309i |
Verkabelung | Force Lines |
Phonostufe | Einstein The Turntable‘s Choice (40 Ohm) |
Musik | „Duet‟ |
Downloadgröße | 129 mb |
Klangbibliothek.
Tonabnehmer | Ortofon SPU Meister Silber |
Tonarm | Ortofon 309i |
Verkabelung | Force Lines |
Phonostufe | Einstein The Turntable‘s Choice (40 Ohm) |
Musik | „Griff‟ |
Downloadgröße | 156 mb |
Klangbibliothek.
Tonabnehmer | Ortofon SPU Royal (Mk I) |
Tonarm | Ortofon 309i |
Verkabelung | Force Lines |
Phonostufe | Einstein The Turntable‘s Choice (85 Ohm) |
Musik | „How Deep Is The Ocean‟ |
Downloadgröße | 112,6 mb |
Klangbibliothek.
Tonabnehmer | Ortofon SPU Royal (Mk I) |
Tonarm | Ortofon 309i |
Verkabelung | Force Lines |
Phonostufe | Einstein The Turntable‘s Choice (85 Ohm) |
Musik | „Duet‟ |
Downloadgröße | 129 mb |
Klangbibliothek.
Tonabnehmer | Ortofon SPU Royal (Mk I) |
Tonarm | Ortofon 309i |
Verkabelung | Force Lines |
Phonostufe | Einstein The Turntable‘s Choice (85 Ohm) |
Musik | „Griff‟ |
Downloadgröße | 155,8 mb |
Tradition und lange Lebenszyklen gelten heute im Hifi-Geschäft nicht mehr viel. Eine Neuheit jagt die nächste, und das aktuelle Modell ist schon veraltet, kaum dass es angeschlossen ist. Audiolab stemmt sich mit dem Vollverstärker 8200A gegen diesen Trend und setzt sowohl innen als auch außen auf Bewährtes.
Betrachtet man den brandneuen Audiolab 8200A, fällt mir spontan der Slogan eines teuren Versandhauses ein: „Es gibt sie noch, die guten alten Dinge.“ So ist er doch seinen Vorfahren aus den 80ern, die hierzulande aus markenrechtlichen Gründen unter Camtech vertrieben wurden, wie aus dem Gesicht geschnitten.
Genau genommen gibt es Audiolab erst seit sechs Jahren wieder. Nachdem die Firma 1997 von TAG McLaren Japan übernommen wurde und die Geräte im neuem Design besonders in Richtung Mehrkanal-Hifi (A/V-Prozessoren, Mehrkanalendstufen) entwickelt wurden, übernahm 2004 IAG die Firma. Das Programm wurde wieder auf klassisches Zwei-Kanal-Stereo zurückgebaut und das alte Audiolab-Design reanimiert. In der Zwischenzeit gab es eine kontinuierliche Weiterentwicklung, die in der neuen A-Serie ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht haben soll. Erfreulicherweise halbierten sich auch die Preise wieder auf das alte Niveau aus Vor-Euro-Zeiten.
Vergleicht man die Geräte direkt, sind die Unterschiede tatsächlich gering. Na gut, die Bedienelemente sind etwas anders geformt und angeordnet, die Front matter gehalten, aber sonst hat sich nicht viel geändert. Muss es auch nicht, da das Design damals schon etwas Zeitloses hatte, und so wirkt der Audiolab auch heute noch aktuell. Ich nenne es einfach mal technisch elegant. Auch im Inneren soll sich laut Aussage des Vertriebes nicht so viel getan haben. Die Schaltungen basieren immer noch auf denen von früher, konsequentes Verfeinern des Designs und der Einsatz hochwertiger Bauteile aus aktueller Produktion sollen dem 8200A allerdings auch heute noch zu einer Sonderstellung im Markt verhelfen. Die hatten die ehemaligen Camtechs besonders durch ihre ausgeprägte Neutralität und Ehrlichkeit inne, wenn sie auch nicht als Sprinter und feingeistige Schönklinger bekannt waren – jedenfalls erinnere ich mich an meinen alten Camtech V102 so, den ich etliche Jahre zufrieden in Betrieb hatte.
Beim Auspacken macht der 900 Euro teure Audiolab vor allem durch seine Anfassqualität Eindruck. Keine scharfen Kanten, alles bündig verarbeitet, satt laufende Regler beziehungsweise Schalter und rückseitig verschraubte Anschlüsse verbreiten den Eindruck von Solidität und Stabilität. Dazu trägt auch der gedämpfte Gehäusedeckel bei, der auf Anklopfen nicht scheppert, sondern mit einem kurzen, trockenen „Tock“ antwortet.
Anschlüsse gibt es genug für jede Lebenslage. Neben drei Hochpegeleingängen sind noch einmal drei vollwertige Tapeschleifen vorhanden. Zwei Paar Lautsprecher können angeschlossen, wenn auch nicht einzeln geschaltet werden. Sehr komfortabel sind die Auftrennmöglichkeiten des Verstärkers. Zwei Vorverstärkerausgänge und ein Endstufeneingang stehen für diverse Betriebsarten zur Verfügung. So können entweder Aktivlautsprecher oder separate Endverstärker betrieben oder ein A/V-Prozessor eingeschleift werden. Der jeweilige Modus wird intern einfach per Drehschalter an der Front gewählt, und man muss sich nicht mehr mit windigen Drahtbrücken zwischen Vor- und Endstufe abplagen.
Frontseitig gibt es an Bedienelementen in bester Britischer Tradition neben dem Lautstärkeregler einen Eingangswahlschalter und die Möglichkeit, die Aufnahmequelle zu wählen – das war's. Klangregler sind nach Britischer Doktrin ja bekanntlich von übel, aber auf einen Balanceregler hätte man nicht unbedingt verzichten müssen. Der Dreh an solch einem Regler ist manchmal einfach komfortabler, als gleich einen ganzen Lautsprecher zum Lautstärkeabgleich durch den Hörraum zu wuchten. Nicht vergessen werden darf der gute Kopfhörerausgang, der beim Einstöpseln eines 6,3 Millimeter-Klinkensteckers alle anderen Ausgänge lahm legt.
Gesteuert wird das Ganze über eine hochwertige Fernbedienung aus Aluminium, die, wenn vorhanden, auch andere Komponenten aus dem Hause Audiolab an die Infrarotleine nimmt.
Nimmt man den mit Bitumen gedämpften Deckel ab, findet man im Inneren noch einen Verstärker, der nach alter Väter Sitte diskret aufgebaut ist. Bemerkenswert der verschwenderische Einsatz von guten und nicht billigen Bauteilen wie Wima-Kondensatoren überall und speziell für Audio-Anwendungen entwickelten Silmic II- Kondensatoren in der Eingangsstufe. Liebe zum Detail verrät außerdem die thermische Kopplung der Transistoren. In der Endstufe kommen Transistoren von Sanken zum Einsatz, denen immer noch herausragende klangliche Fähigkeiten nachgesagt werden und die auch nicht gerade zu den billigsten ihrer Gattung gehören. Der große Ringkerntrafo und die beachtlichen Kapazitäten der Elkos lassen trotz der – nennen wir es mal zurückhaltenden – Ausgangsleistung von nur 60 Watt pro Kanal an 8 Ohm auf eine hohe Stromlieferfähigkeit hoffen. Die ist in der Praxis fast immer wichtiger ist als Geräte mit hoher Leistung, die zwar Messwiderstände zum Glühen bringen können, bei komplexer Last aber eingehen wie eine Primel. Der Aufbau und die Bauteile verraten, dass sich die Entwickler mit viel Verständnis für die Materie an ihre Aufgabe gemacht hatten. Der Audiolab ist noch keine Reißbrettentwicklung, sondern ein sorgsam aufgebautes Design. Sowas ist auch in höherpreisigen Geräten heute nicht mehr oft anzutreffen und macht neugierig, ob das „alte“ Konzept, wie verfeinert und entwickelt auch immer, heute noch mithalten kann.
Den Anfang des Hörtests macht Marilyn Mazurs „Future Song“ mit der „Small Labyrinths“ (ECM, 1997). Vertrackte Rhythmen mit diversem Schlagwerk, die überirdisch schöne Stimme von Aina Kemanis sowie Nils Petter Molvaer an der Trompete, Hans Ulrik am Saxophon und noch einige andere illustre Mitstreiter aus dem ECM-Universum zelebrieren ihr intensives Zusammenspiel auf kleiner Bühne irgendwo zwischen Jazz und Weltmusik regelrecht meditativ. Der Audiolab bringt dabei ein Talent zutage, das im englischsprachigen Raum gern mit „Soundstage“ beschrieben wird. Man sieht beinahe das feste Fundament der Bühne, auf dem sich die Akteure musikalisch bewegen. Die Abmessungen in Breite, Höhe und Tiefe sind sehr gut nachvollziehbar, stabil sitzt jeder Klang im Raum. Diese Kontrolle geht einher mit viel Kraft in den tieferen Lagen. Schlagzeug, Bass und Percussion kommen mit Wucht und Kraft bei genau dosiertem Volumen. Die dicht aneinander arrangierten Trompete und Stimme kommen gut voreinander getrennt, im Raum laufen frei und nicht zu hell die Percussions. Im Mitteltonbereich gibt es eine gute Aufschlüsselung in Farbe und Feinheiten. Trotz des Bühnenbaus von unten, den man unter Charakter einordnen kann, ist der Audiolab sehr neutral und genau. Da fliegt und klingelt einem nichts um die Ohren, es fehlt aber auch nichts.
An dieser Stelle sei schon erwähnt, dass der Audiolab kein Schmeichler, sondern ein ehrlicher – nicht sturer – Durchreicher mit Sinn für feine Zwischentöne ist. Die klanglichen Eigenheiten der Quellen werden sehr deutlich wiedergegeben. Mein alter Denon CD-Player klingt schon ein wenig kühl, hart und kratzig. Verbunden mit einem Heed-Wandler zeigt der 8200A schön den heutigen Stand digitaler Wiedergabe. Sauber, plastisch und farbig ohne Übertreibung fördert er jede Änderung in der Kette deutlich zutage. Gefüttert mit Signalen von der LP blüht er noch ein wenig mehr auf und zeigt in Einzeldisziplinen die immer noch vorhandene Überlegenheit der guten alten Schallplatte auf. Stichworte hier sind Plastizität und realistische Wiedergabe.
Japan-Elektronika trifft Bossa Nova, Swing und French Pop im Lounge Sound. Im CD-Player rotiert Fantastic Plastic Machine (Bungalow, 1998), absolute Spaßmusik für Fortgeschrittene. Der irrwitzige Mix aus Bass, Streichern, Synthesizer, Drum-Machine im Bossa-Nova-Easy-Listening-Style mit der Adaption von Joe Jacksons Klassiker „Steppin' Out“ vermittelt gute Laune und zeigt die vielen Klangspielereien im Raum problemlos auf. Der tiefe, etwas übermäßig trockene Bass baut das Geschehen wieder von unten auf und hier fehlen mir jetzt ein wenig Speed und Ausgelassenheit. Allerdings ist die Musik sicher kein high-fideler Maßstab und eher zufällig im Test gelandet.
Die 1968 von Astor Piazolla und Horacio Ferrer komponierte Tango Operita „Maria de Buenos Aires“ unter und mit Gidon Kremer (Teldec, 1998) fordert ganz andere Dinge von einem Verstärker, und hier zieht der Audiolab alle Register. Die teilweise sehr dicht produzierte, extrem dynamische Aufnahme mit Live-Charakter ist eine der Lieblingsübungen des Audiolab. Einzelne Instrumente werden schön voneinander getrennt, behalten dabei ihren Klangkörper und ihre Position im Raum, der sehr realistisch abgebildet ist. Dieser wird nicht extra ausgeleuchtet, sondern ist einfach nur da. Eigenheiten des Instrumentariums werden fein und plastisch herausgearbeitet. Dabei agiert das Orchester mit Wucht und Kraft. Die Stimme der Maria steht voll, klar und ausdrucksstark vor dem begleitenden Ensemble. Die Streicher sollen hier auch mal etwas gegen den Strich gebürstet klingen und schrill sein, was dank der Neutralität des 8200A sehr gut gelingt, ohne aufdringlich zu sein. Ein Wort zur Bühne: Ich bin sicher, dass sie aus Holz ist.
Letzte Station im Hörparcours mal wieder Brahms „Alt-Rhapsodie“ unter Abbado mit den Berlinern (DG, 1992). Bullige Kontrabässe, dramatische Bratschen und Hörner, dazu die vor Kraft fast berstende Stimme von Marjana Lipovsek transportiert der Audiolab mit sanfter Gewalt, Dynamik und viel Ausdruck und Gespür für Zwischentöne, behält aber wieder seine ehrliche, von unten heraus spielende Wesensart. Manchmal wünsche ich mir etwas weniger Disziplin und etwas mehr Luft ganz oben heraus. Hier hält sich der 8200A leicht zurück, ohne zu soften. Dafür besticht die stabile Raumabbildung. Auch bei hohen Abhörlautstärken lotet der Audiolab den Raum genau aus, alles bleibt an seinem Platz.
Bei der Wahl der Lautsprecher hat man übrigens weitestgehend freie Hand. Die Kraft reicht locker aus, um auch Lautsprecher mit niedrigem Wirkungsgrad an die Leine zu nehmen und beeindruckenden Schalldruck zu entlocken.
Gehört mit
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Plattenspieler | SEE Revolver, Acoustic Solid Classic Wood |
Tonarme | Acoustic Solid WTB 211 |
Phonopre | stst Agmen Phono |
Systeme | Denon DL-103, Ortofon 2M-Bronce, AT-OC9/MLII, AT-95Pro HE |
CD-Spieler | Denon DCD-1290 |
Wandler | Heed Dactilus 2 / PSU |
Verstärker | Creek 4040S3, Audiolab 8200A |
Lautsprecher | Rogers Studio1, Pioneer S-71, Ohm Walsh 1000 |
Kabel | TaraLabs, RG142, Vovox, Sommer, Oehlbach |
Herstellerangaben
Audiolab 8200A
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Ausgangsleistung (8 RMS) | 60 Watt |
Frequenzgang | 20 Hz - 20 kHz +/- 0,5 dB; 1 Hz – 65 Khz - 3dB |
Harmonische Verzerrungen | < 0.07 % |
Kanalbalance | 1 dB |
Kanaltrennung | > 60 dB / 1 KHz |
Übersprechdämpfung | > 80 dB |
Ausgansimpedanz Vorverstärker | 100 Ohm |
Maximale Ausgangsspannung | 7.3 V |
Maße (B/H/T) | 445/74/335 mm (inkl. Füße und Regler) |
Farben | Schwarz / Silber |
Gewicht | 7,4 kg |
Empfohlener Verkaufspreis | 899,- Euro |
Hersteller/Vertrieb
IAD GmbH
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Anschrift | Johann-Georg-Halske-Str.11 41352 Korschenbroich |
Telefon | 02161/61783-0 |
Web | www.iad-audio.de |
service@iad-gmbh.de |
Klangbibliothek.
Tonabnehmer | Air Tight PC-1 Supreme |
Tonarm | SME V |
Verkabelung | Force Lines |
Phonostufe | Einstein The Turntable‘s Choice (85 Ohm) |
Musik | „How Deep Is The Ocean‟ |
Downloadgröße | 112,5 mb |
Klangbibliothek.
Tonabnehmer | Air Tight PC-1 Supreme |
Tonarm | SME V |
Verkabelung | Force Lines |
Phonostufe | Einstein The Turntable‘s Choice (85 Ohm) |
Musik | „Duet‟ |
Downloadgröße | 113,1 mb |
Klangbibliothek.
Tonabnehmer | Air Tight PC-1 Supreme |
Tonarm | SME V |
Verkabelung | Force Lines |
Phonostufe | Einstein The Turntable‘s Choice (85 Ohm) |
Musik | „Griff‟ |
Downloadgröße | 159 mb |
Wie die (1) hinter der Überschrift verheißt, habe ich vor, auch in näherer Zukunft beim Tonabnehmereinstellen so schnell nicht aus der Übung zu kommen: Wenn unsere Bibliothek helfen soll, bei kommenden Tests von Systemen, eventuell Tonarmen und ganz gewiss auch der ein oder anderen Phonostufe den Klang der Komponenten zumindest tendenziell bei Ihnen zuhause erfahrbar zu machen, bedarf es dazu eines ausreichenden Grundstocks an Beispielen.
Einige Ihrer Zuschriften vor der Einführung unseres Kommentarsystems enthielten regelrechte Wunschlisten mit Arm-System-Kombinationen. Wenn sich die Gelegenheit dazu bietet, des ein oder anderen Duos habhaft zu werden, erfülle ich natürlich gerne Wünsche, die Sie nun über unsere nach der Registrierung zugängliche Kommentarfunktion am Ende einen jeden Artikels bequem äußern können. Allerdings leben meine Kollegen und ich entgegen weitverbreiteten Vorurteilen auch nicht im analogen Schlaraffenland. Dem Ansinnen, eine Aufnahme eines SPU im langen SME online zu stellen, kann ich leider mangels 3012 nicht nachkommen. Als Alternative verspreche ich für die nicht allzu ferne Zukunft, ein SPU im Ortofon 309i aufzunehmen. Noch bevor die eigenen Resourcen erschöpft habe, werde ich Kollegen bitten, mir mit entsprechendem Material auszuhelfen.
So, und jetzt muss ich zugeben, dass ich es im ein oder anderen Fall entgegen obiger Aussage doch durch den mächtigen Wall aus Brei ins Innere des Schlaraffenlandes geschafft habe. Dort habe ich eine Spezialität entdeckt, die ich auf digitalem Wege gern mit Ihnen teile: das Air Tight PC-1 Supreme. Das spielt im SME V zwar ein wenig unter seinen Möglichkeiten, weshalb ich einen Download mit einem im Kuzma 4Point montierten Supreme keinesfalls ausschließe. Wechseln Sie in die Klangbibliothek und laden Sie die ersten drei, das heißt die neuesten Files herunter. Wie das geht, ohne dass sich gleich der Mediaplayer des Computer an diesen herrlichen Klängen vergreift, hat unser Webmaster nun zu Beginn der Seite beschrieben. Übrigens, wenn Sie auf „Klangbeispiel X‟ klicken, öffnet sich die Datei und Sie haben die Möglichkeit, zu Song und Komponenten Ihren Kommentar abzugeben – vorausgesetzt, Sie sind eingelogt.
Klangbibliothek.
Tonabnehmer | Denon DL 103 |
Tonarm | SME V |
Verkabelung | Force Lines |
Phonostufe | Einstein The Turntable‘s Choice (300 Ohm) |
Musik | „How Deep Is The Ocean‟ |
Downloadgröße | 113,1 mb |