Auf der CES im Januar war DSD plötzlich wieder ein Thema, wie Kollege Danny Kaey berichtete. Die Audioplayer Audirwana Plus und Pure Music unterstützen das Ein-Bit-Format und Boliden von dCS und Playback Designs, aber auch der erschwingliche Mytek-DAC wandeln bereits DSD-Files. Grund genug, sich noch einmal mit diesem Format zu beschäftigen.

Und dies wird ausführlicher geschehen, als es in nur einem Artikel möglich ist. Es wird ein Test des Tascam DV-RA1000HD mit drei Klangbeispielen im DSD- und Hochbit-Format folgen, und auch unser nächstes Statement From Birdland wird ein Ein-Bit-File zum Download bieten. Hier werden wir kurz auf die SACD zurückblicken und uns dann die Vorteile von DSD von einem an seiner Entwicklung beteiligen Spezialisten erläutern lassen.

Ich gebe es gerne zu, als ich noch in der holzverarbeitenden Industrie tätig war – so titulierte die Süddeutschen Zeitung einmal wenig schmeichelhaft die Printmedien –, habe ich die SACD recht früh als Medium ohne Zukunft gesehen, was mir nicht nur freundliche Reaktionen von Leserseite bescherte. Auch wenn es immer noch engagierte audiophile Label gibt, die SACDs in hervorragender Qualität veröffentlichen, bleibe ich dabei: Als physisches Medium wird die Polycarbonatscheibe mit dem Ein-Bit-Datenstrom nicht mehr all zu lange überleben. Aber diese Prognose teilt die SACD langfristig mit der guten alten CD, die früher oder später der Verbreitung von Files per Internet oder billigem Festspeicher zum Opfer fallen wird. Für Downloads in sehr hoher Qualität könnte DSD aber das Format der Wahl werden.

Warum das so ist, erläuterte Andreas Koch in einem Beitrag für ein amerikanisches Online-Magazine, den er leicht gekürzt für Hifistatement übersetzte. Doch zuvor noch einige Informationen über den Autor: Andreas Koch war von Anfang an in die Entstehung der SACD involviert, während er für Sony arbeitete. Er leitete das Team von Ingenieuren, das die erste professionelle Studio-Software für Mehrkanal-DSD-Aufnahmen und -Bearbeitung (die Sonoma Workstation) und die weltweit ersten Mehrkanal-DSD-Wandler (A/D und D/A) entwarf, und gehörte verschiedenen Komitees zur weltweiten Standardisierung von SACDs an. Später entwickelte er als Berater eine Vielzahl von speziellen Algorithmen zur Konvertierung von DSD in PCM und in die Gegenrichtung sowie weitere Technologien zur D/A-Wandlung und zur Kontrolle von Jitter in Wandlern. Im Jahr 2008 hat er dann Playback Designs mitbegründet, um sein außergewöhnliches Wissen und seine Erfahrungen in Sachen DSD in Form von D/A-Wandlern und CD/SACD-Playern auf den Markt zu bringen. Vorher war er bei Studer in der Schweiz Teil eines Teams von Ingenieuren, das eine der ersten digitalen Bandmaschinen konstruierte. Anschließend war er Leiter einer Gruppe, die an einem Mehrkanal-Festplatten-Recorder arbeitete. Eine dreijährige Beschäftigung bei Dolby als deren erster Entwicklungsingenieur für Digitaltechnik verschaffte ihm ein sehr solides Fundament an Erfahrung und Know-how in der Audioelektronik. Man kann unter andreas@akdesigninc.com mit ihm Kontakt aufnehmen, um unter anderem auch zu seinem Beitrag Stellung zu nehmen:

DSD – ein neues Suchtmittel

von Andreas Koch

Eine neue Droge? Nein, aber ein ein ganz und gar unentbehrliches Audio-Format drängt in unsere Hörräume. Dabei gibt es DSD (Direct Stream Digital) schon seit einer geraumen Zeit, aber es war so stark mit dem physischen Medium, der SACD, verknüpft, dass es bisher nicht die Aufmerksamkeit bei Audiophilen erlangt hat, die es verdiente. Erst kürzlich in Verbindung mit dem wachsenden Interesse an Downloads in hoher Auflösung per Internet schaffte es DSD, wieder zum Thema zu werden. Was vor mehr als zehn Jahren zwingende Gründe waren, diese Wandlungsart bei der SACD einzusetzen, wird nun zu bequemen Wahrheiten in der neuen Ära hochaufgelösten Internet-Audios. Im Folgenden werde ich den Hintergrund und das Wesen von DSD darstellen und was daraus in naher Zukunft werden könnten.

Der Begriff Direct Stream Digital (DSD) wurde von Sony und Philips geprägt, als sie gemeinsam die SACD einführten. Der direkte digitale Datenstrom ist nichts anderes als eine bearbeitete Delta-Sigma-Modulation, die Philips in den 70-er Jahren entwickelte. Weitere Verbreitung fand sie erst in den späten 80-ern, als sie als Zwischenformat in A/D- und D/A-Wandler-Bausteinen zum Einsatz kam.

Abbildung 1
Abbildung 1

Abbildung 1 zeigt, wie eine analoge Quelle von einem Analog/Digital-Converter in ein digitales PCM-Format und anschließend von einem DAC wieder zurück ins Analoge gewandelt wird. Im Analog/Digital-Wandler laufen intern zwei unterschiedliche Prozesse ab:

  1. Delta-Sigma Modulation: Das analoge Signal wird mit einer sehr hohen Sampling-Rate direkt in DSD gewandelt. Dabei werden je nach Anwendung und notwendiger Genauigkeit verschiedene Algorithmen benutzt, die Ein-Bit-DSD oder Multibit-DSD mit einem im Vergleich zur normalen CD 64- oder 128-fachen Oversampling generieren.
  2. Dezimationsfilter: Das DSD-Signal aus dem vorherigen Prozess wird heruntergesampled und in PCM konvertiert. Die Wortlänge wird beispielsweise auf 16 oder 24 Bit vergrößert und die Abtastrate auf den CD-Wert oder für PCM-Formate mit hoher Auflösung auf ein niedriges Vielfaches davon herabgesetzt.

Die D/A-Wandlung läuft sehr ähnlich ab:

  1. Das PCM-Signal wird auf eine sehr viel höhere Abtastrate konvertiert.
  2. Dann wird es vom Delta-Sigma-Modulator zu DSD gewandelt, um die Wortlänge zu reduzieren.
  3. Schließlich wird es ins Analoge gewandelt.

Diese Technologie wurde wegen ihrer besseren Linearität und konstanten Qualität in Bezug auf die verwendeten Bauteile gewählt, da hier die meisten schwerwiegenden Signalbearbeitungen in die digitale Ebene verlagert wurden, so dass sie von der Veränderung elektronischer Komponenten im Laufe der Zeit nicht beeinträchtigt werden. Dieses Verfahren wurde schnell in die meisten Wandler-Systeme übernommen, so dass man durchaus behaupten kann, dass wir seit den späten 80-ern eine Form von DSD gehört haben, ohne es überhaupt zu wissen.

Als dann die Wissenschaft Fortschritte machte und wir unsere Erfahrungen mit Digital-Audio, begannen wir zu erkennen, dass die Algorithmen für die DSD zu PCM und PCM zu DSD Konvertierungen tiefgreifende Auswirkungen auf die Klangqualität haben können, wenn sie nach klassischen Formeln berechnet werden. Das sind relativ komplizierte Algorithmen und sie brachten ein neues Phänomen hervor, das wir als „digitalen Klang‟ oder „Ringing‟ beschreiben. Daher waren die Ingenieur-Teams von Sony und Philips bemüht, die Konvertierungsschritte in PCM und zurück aus der Wandlung zwischen analog und digital gänzlich zu entfernen. Dieser DSD-Pfad, der PCM völlig umgeht, ist oben in Abbildung 1 dargestellt. Wie es für gewöhnlich der Fall ist, führte auch hier die Vereinfachung im Signalweg zu klanglichen Verbesserungen. So war es keine Überraschung, als die ersten Hörtests derart gute Ergebnisse brachten, dass das DSD-Format als ideale Archivierungsform für Tonstudios angesehen wurden. Das allein sagt genug zur Klangtreue dieses Formats. Zu dieser Zeit zog kein Aufnahmestudio die Archivierung seiner Analogaufnahmen auf PCM auch nur in Erwägung.

Zur selben Zeit fand das neue DVD-Format Verbreitung und seine Besitzer warfen sogleich die Frage auf, ob es nicht geeignet sei, das in die Jahre gekommene Redbook-CD-Format zu ersetzen. Dessen Lizenzinhaber, Sony und Philips waren davon verständlicherweise höchst alarmiert und beeilten sich, eine konkurrierende Audio-Disc vorzuschlagen, die das DSD-Codierungs-Schema benutzt, um den Anforderungen der Musikindustrie stärker gerecht zu werden. Es entbrannte ein regelrechter Format-Krieg zwischen SACD und DVD-Audio, den glücklicherweise die SACD gewann. Daher wurde DSD in vielen digitalen Aufnahmestudios benutzt, so dass inzwischen eine riesige Bibliothek von DSD-Aufnahmen besteht, auch wenn viele davon bisher nur als PCM-Konvertierung veröffentlicht wurden.

Für die Produktion von SACDs wird meist DSD mit einer Abtastrate von 2.8224MHz (64 x 44.1kHz) benutzt. Das Aufnahme-Equipment lief aber oft auch mit der doppelten Abtastrate von 5.6448MHz (128 x 44.1kHz). Dieses Format verwenden Studios besonders gern zur Archivierung ihrer analogen Aufnahmen. Aufnahmegeräte für die doppelte DSD-Abtastrate sind selbst in höherer Qualität recht günstig zu haben, so dass auch Endverbraucher es zum Archivieren von Schallplatten und Tonbändern nutzen können, um die DSD-Files dann über audiophile High-End-D/A-Wander komfortabel in ihrem Hörraum wiederzugeben.

Die theoretische Bandbreite eines DSD-Signals mit einer Abtastrate von 2.8224MHz (64 x 44.1kHz) beträgt 1.4112MHz, während ein 96kHz-PCM-Signal eine Bandbreite von 48kHz erreicht und ein 192kHz-PCM-Signal eine Bandbreite von 96kHz. Die hohe Bandbreite von DSD hat allerdings ihren Preis: Delta-Sigma-Signale sind lediglich mit einem Bit quantisiert und haben daher keinen großen Dynamikbereich. Deshalb muss in Delta-Sigma-Wandlern ein Prozess integriert werden, der „Noise Shaping‟ genannt wird und der den Dynamikbereich im nutzbaren Audio-Bereich (0-20kHz) vergrößert und dann zu hohen Frequenzen hin langsam verringert. Das mit Noise Shaping versehene Delta-Sigma-Signal wird dann DSD genannt. Abbildung 2 zeigt den typischen Dynamikbereich eines DSD-Signals mit einer Abtastrate von  2.8224MHz, der im Audioband unter 20kHz größer sein kann als 150dB. Zudem folgt der zu hohen Frequenzen langsam ansteigende Rauschteppich in gewissem Grad unserer Hörschwelle für Transienten, die nachweislich bis hinauf zu 100kHz zu hören sind. Selbstverständlich hat DSD mit der doppelten Abtastrate einen ausgedehnteren Audio-Bereich von 0-40kHz, über dem dann der Rauschteppich sanft anstreigt.

Abbildung 2 zeigt auch die theoretischen Dynamikbereiche von PCM-Signalen verschiedener Abtastraten. Achten Sie auf die steilen Übergänge, die PCM-Signalen typischerweise eigen sind. Diese können hörbare Nebeneffekte haben wie zum Beispiel das Pre-Ringing, wenn man ihnen nicht mit speziellen Algorithmen entgegenwirkt. Prinzipbedingt kommen diese Nebeneffekte bei DSD-Signalen nicht vor.

Abbildung 2
Abbildung 2

Wie wir daraus erkennen können, ist DSD durch die folgenden Eigenschaften gekennzeichnet:

  • ein großer Dynamikbereich im Audio-Bereich (0-20kHz)
  • ein langsamer und nicht sprunghafter Anstieg des Rauschteppichs zu hohen Frequenzen hin
  • ein bis in den Megahertz-Bereich ausgedehnter Frequenzgang

Diese Eigenschaften machen DSD zu einem ernsthaften Wettbewerber bei der Wahl von hochaufgelösten Audio-Formaten. Manchmal wird DSD wegen des im Signal enthaltenen Hochfrequenz-Anteils kritisiert (vergleiche Abbildung 2). Doch alle Wandler begrenzen die Menge des Rauschens, das auf der analogen Seite ankommt. Dieses Rauschen korreliert üblicherweise nicht mit dem Musiksignal und kann deshalb von unserem psychoakustischen System leicht herausgefiltert werden. Darüber hinaus nehmen es die meisten Hörer nicht einmal wahr. DSD mit doppelter Abtastrate löst das Problem, indem es den Anstieg des Rauschteppichs um etwa 20kHz auf der Frequenzachse nach oben verschiebt und derart das gesamte Rauschen bei höheren Frequenzen dramatisch reduziert.


Klar, große Datenmengen brauchen beim Download ihre Zeit. Aber diese Tatsache hat die Evolution der Audioformate viel zu lange eingeschränkt. Da die Computer-Plattform kein bestimmtes Format gegenüber einem anderen favorisiert, ist es für den Aufnahmeingenieur und den Produzenten zu einer künstlerischen Entscheidung geworden, welches Format er für welche Anwendung und welchen Markt auswählt. Es gibt weltweit immer weniger CD-Presswerke, und die Ära der Downloads von hochaufgelösten Musikdateien auf den Computer hat längst begonnen. In Kombination mit einem externen Wandler kann ein für hochwertige Musikwiedergabe konfigurierter Computer eine hervorragenden Musikquelle sein.

Die verschiedenen, im Moment gebräuchlichen Formate besitzen sehr unterschiedliche Bitraten, die die Zeit für einen Download aus dem Internet bestimmen. In Abbildung 3 sind verschiedene Formate mit ihrer Dateigröße für einen Song von drei Minuten und die entsprechende Download-Zeit für eine Internet-Verbindung mit 5Mb/sec aufgelistet.

Abbildung 3
Abbildung 3
Wenn die Abtastrate über 96kHz hinausgeht, entstehen im PCM Format relativ große Dateien, die lange Download-Zeiten erfordern. Die Dateigröße und Download-Zeit für DSD sind hingegen mit denen vom 24/96kHz-PCM-Dateien vergleichbar, bieten aber eine bessere Wiedergabe wie wir in Abbildung 2 gesehen haben. Oft wird das DXD-Format in puncto Klangqualität dem DSD-Format gleichgesetzt, das aber dreimal effizienter ist, was die Dateigröße anbelangt. Dies liegt darin begründet, dass DSD wie in Abbildung 2 gezeigt keinen linearen Frequenzgang besitzt, sondern die Auflösung bei sehr hohen Frequenzen vermindert, wo unser Gehör ebenfalls eine sehr geringe Auflösung besitzt. Aus diesem Grund und wegen der Tatsache, dass bereits eine große Anzahl an DSD-Aufnahmen existiert, könnte DSD das vorherrschende Format für hochaufgelöste Downloads werden.

Es gibt verschiedene Standards für DSD-Dateien, die alle ihre Geschichte und Existenzberechtigung haben:

  • .dff: im Jahr 2000 von Philips eingeführt.
  • .wsd: im Jahr 2002 vom 1-Bit-Audio-Consortium eingeführt, das sich hauptsächlich aus japanischen Firmen zusammensetzt.
  • .dsf: im Jahr 2005 von Sony eingeführt. Dieses Format ist .dff sehr ähnlich, besitzt aber mehr Flexibilität, um Metadaten wie Grafiken von Covern einzubeziehen, die dann im einem Display angezeigt werden, während der Song gespielt wird. Dieses Format wird auf DSD-Discs benutzt, also bespielbaren DVDs, die von Sonys Playstation, einigen Computern und auch einigen SACD-Playern gelesen werden können. Wegen seiner zusätzlichen Kapazitäten für Metadaten wird dieses Format wohl zum vorherrschenden werden.

Alle drei Formate sind momentan in Gebrauch, und die meisten heute erhältlichen Wiedergabe-Programme unterstützen sie alle. Das ist das Schöne an einer auf Software basierenden Plattform, dass es für den Software-Entwicklicker meist nur ein paar einfacher Handgriffe bedarf, damit ein zusätzliches Dateiformat unterstützt wird. Wir brauchen uns um die verschiedenen Dateiformate also keine Gedanken zu machen. Und wenn eine Software ein Format mal nicht akzeptiert, dann ermöglicht es Korgs kostenlose Audiogate-Software, ein Format in ein beliebiges anderes zu konvertieren. Viele Hersteller bieten bereits Wiedergabe-Programme an, die PCM in jeder Abtastrate, DSD und DSD mit doppelter Abtastrate abspielen.

Sobald die Software eine DSD-Datei liest, sendet sie die Daten an den USB-Treiber, der sie dann für die Übertragung per USB in Containern neu anordnet. Windows und Apple Betriebssysteme haben Treiber implementiert, die die USB-Audio-Spezifikationen teilweise unterstützen:

  • In Windows wurde USB-Audio nur sehr schlecht implementiert. PCM wird lediglich bis 24/96kHz unterstützt, DSD überhaupt nicht. Anders ausgedrückt: Ohne Treiber von einem Fremdanbieter ist Windows allein für hochaufgelöste Musikwiedergabe nicht zu verwenden. Glücklicherweise entwickelte die Professional-Audio-Firma Steinberg einen sehr hochwertigen Audio-Interface-Treiber (ASIO), der nicht nur PCM in jeder Abtastrate, sondern auch DSD unterstützt. Dieser wird von vielen Herstellern genutzt und ist so weit verbreitet, dass er defacto zum Standard in der professionellen Audio-Industrie wurde. Er wird auch mehr und mehr von audiophilen Herstellern eingesetzt.
  • Apple OS unterstützt nativ jegliches PCM-Format, leider aber nicht DSD. In der Version OS 10.7 wurde darüber hinaus der „integer mode‟ entfernt, der es zuvor erlaubte, DSD sicher zu übertragen ohne die Gefahr, dass irgendeine Software es mit PCM verwechselt. Da Apple anders als die PC/Windows-Plattform ein sehr geschlossenes System darstellt, hat man, wenn man DSD nativ auf einem externen Wandler abspielen möchte, im Moment nur die Wahl, die DSD-Daten in PCM-Container zu verpacken, damit dass Betriebssystem denkt, es sei PCM. Dann obliegt es dem Software-Entwickler und dem Wandler-Hersteller, genug Sicherungen einzubauen, die es verhindern, dass es zu Verwechselungen von PCM und DSD kommt. Wenn es doch zu einer solchen Verwechselung kommen sollte, dürften Ihre Lautsprecher das Fliegen lernen. Verschiedene Hersteller arbeiten bereits gemeinsam daran, ein Verfahren zu standardisieren, das es erlaubt, DSD nativ über den normalen PCM-Weg ohne jegliche Wandlung abzuspielen. Der Vorteil daran ist, dass keine zusätzlichen Software-Treiber benötigt werden. Der native Apple USB-Audio-Treiber wäre dann in der Lage, PCM und DSD mit jeder Abtastrate wiederzugeben.

Die Linux Plattform wird zwar auch für Musik-Server benutzt. Sie ist aber – wenn der Nutzer im Umgang mit Computern nicht ausgesprochen bewandert ist – nicht leicht zu konfigurieren, und die Unterstützung mit Treibern ist bei weitem nicht so massiv wie bei Windows und Apple. Meines Wissens gibt es für Linux zur Zeit keine Wiedergabe-Software und keine Treiber, die DSD unterstützen.

Während DSD weiterhin auf jeder SACD zum Einsatz kommt, dürfte es zusätzlich eine neue Lebenschance als Download-Format bekommen. Seine klanglichen Leistungen machen es konkurrenzfähig zum PCM-Format, ganz gleich mit welcher Abtastrate. Viele Hörer halten DSD sogar für überlegen. Allein die effektive Nutzung der Bits dürfte den Erfolg als Download-Format garantieren. Gestern war jedes Audio-Format fest mit seinem Trägermedium verheiratet, wie beispielsweise LPs, CDs und SACDs. Das verhinderte die Entwicklung der Codierungs-Formate, sei es in PCM oder DSD. Aber heute kommen wir in eine Ära, in der die Hardware nicht dieselben Beschränkungen auferlegt. Dank Software-Steuerung und Computer-Plattform wird alles flexibler und nachrüstbar. Das gilt nicht nur für Speicherung, Bearbeitung und einfache Wiedergabe-Funktionen, sondern auch für physische Verbindungen wie beispielsweise USB, bis hin zum dem Ort wo die Musik spielt, im Wandler. Wenn sich gestern das Codierungs-Format dem physischen Träger anpassen musste, dann hat sich heute das Blatt gewendet: Die Hardware passt sich dem Codierungs-Format an. Mit anderen Worten: Die heutige Computer-Technologie wird wachsen, unabhängig davon, welches Format wir heute oder morgen wählen. Heute mag es eine Kombination aus PCM mit hoher Abtastrate und DSD sein, morgen vielleicht überwiegend DSD.

Folgende Firmen bieten Software-Audio-Player an, die die native Wiedergabe von DSD-Files unterstützen:

  • ChannelD Puremusic: www.channld.com. Unterstützt DSD und DSD mit doppelter Abtastrate auf Mac.
  • Audirvana: www.audirvana.com. Unterstützt DSD auf Mac.
  • JRiver Media Center 17: www.jriver.com. Unterstützt DSD und DSD mit doppelter Abtastrate auf Windows PC.
  • Merging Technologies Emotion: www.merging.com. Unterstützt DSD und DSD mit doppelter Abtastrate auf Windows PC.

Die folgenden Label und Künstler bieten DSD-Files zum Download an:

  • Blue Coast Records: www.bluecoastrecords.com
  • Japan: http://music.e-onkyo.com/artist/m101210_R.asp
  • Channel Classics: www.channelclassics.com/dsd.html
  • Japan: http://ototoy.jp/feature/index.php/sound_and_recording
  • 2L: http://www.2l.no/hires/index.html
  • Wheatus: http://wheatus.com/
  • David Elias: http://www.davidelias.com/
  • Site where various artists and labels offer high resolution recordings for download, including DSD: http://downloadsnow.net.
  • Germany: www.cybele.de.
  • In Kürze: www.hifistatement.net

Wer seine analogen Aufnahmen – egal, ob von Platte oder Band – in höchster digitaler Qualität in DSD mit doppelter Abtastrate archivieren möchte, dem empfehle ich den Korg MR-2000s, der DSD-Files generiert, die mit der oben genannten Wiedergabe-Software direkt abgespielt werden können.

  • Korg: www.korg.com

(Leider ist das Gerät in der EU momentan nicht erhältlich. ds) D/A-Wandler, die DSD-Files direkt aus dem Computer wiedergeben können, werden angeboten von:

  • dCS: http://www.dcsltd.co.uk. Unterstützung für DSD und PCM bis zu 192kHz über USB.
  • Mytek Digital: www.mytekdigital.com. Unterstützung für DSD und PCM bis zu 192kHz über USB und Firewire.
  • Playback Designs: www.playbackdesigns.com. Unterstützung für DSD, DSD mit doppelter Abtastrate und PCM bis zu 384kHz über USB.

Soweit die positive Sicht Andreas Kochs, dem ich an dieser Stelle für seinen Beitrag herzlich danke. Im zweiten Teil sollen dann auch die Probleme nicht ungenannt bleiben, die bei der Arbeit mit DSD auftreten, wenn man nicht gerade glücklicher Besitzer einer Sonoma-Workstation ist.

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Geschafft! Nach einer Woche kehrt auch bei Hifistatement wieder Normalität ein. Das sehen Sie schon daran, dass Sie parallel zum letzten Teil des rein fotografischen Messeberichts wieder einmal einen Hinweis auf eine gewiss interessante Händlerveranstaltung finden. Und am Wochenende will Matthias Jung seinen ersten Test nach dem Neustart von Hifistatement fertig haben.
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  • Imagefolder events/12-05-10_highend-06
Bevor wir Ihnen die wichtigsten Fakten aus dem Abschlussbericht der High End Society vorstellen, noch ein Hinweis zur Fotogalerie: Nach vier ausführlichen Berichten von beiden Messen hatten wir noch eine Menge ungenutzter Fotos, nicht aber die Zeit, zu allen weitere Informationen zu recherchieren. Vor die Wahl gestellt, die Bilder im Archiv zu lassen oder sie ohne Kommentar zu veröffentlichen, entschieden wir uns für letzteres.
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Auf über 20000 Quadrametern Fläche präsentierten in diesem Jahr 366 Aussteller und damit 8,6 Prozent mehr als im Vorjahr ihre Produkte. Den internationalen Stellenwert der Messe zeigt die Tatsache, dass über zehn Prozent mehr Journalisten aus dem In- und Ausland über das Messegeschehen berichteten. Am wenigsten stark stieg die Zahl der Fachbesucher: Für Branchenprofis war und ist die High End eben ein Pflichttermin. Sehr schön, dass die Ausstellung nach einem leichten Rückgang vor zwölf Monaten auch bei den privaten Musik- und Technikfreunden wieder auf verstärkten Zuspruch stieß. Hier lag der Zuwachs bei 5,8 Prozent gegenüber 2011. Bleibt Hifistatement nur, den Veranstaltern zu diesem Erfolg zu gratulieren.


 

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  • Imagefolder events/12-05-09_highend-05
Selbstverständlich gab es auf der High End noch weit mehr zu sehen, als Ihnen unsere beiden Autoren in ihrer Auswahl vorstellen konnten. Auch wenn wir in Hifistatement – wie der Name schon suggeriert – durchaus zur Subjektivität neigen, wollen wir Ihnen die übrigen im M.O.C. gezeigten Geräte nicht vorenthalten. Viel Spaß also mit dem ersten Teil des Bilderarchivs unseres Fotografen.
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Natürlich vermitteln Ihnen unser Messeberichte vorrangig Informationen über die High End und die Hifi Deluxe. Aber so ganz nebenbei bieten sie auch die Möglichkeit, die Vorlieben unserer beiden neuen Autoren ein wenig intensiver kennenzulernen – und das kann ja nicht schaden, wenn es darum geht, deren Urteile in Tests genauer einzuordnen.
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Die High End ist vorbei, auch der letzte unseres kleinen Teams nach getaner Arbeit zu Hause angekommen, aber in Hifistatement haben wir noch nicht einmal Halbzeit unserer umfassenden Messeberichterstattung. Folgen Sie heute Wolfgang Kemper auf dem zweiten Teil seines Rundganges.
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Heute berichten wir nicht nur von einer anderen Messe. An Ihrer Seite finden Sie auch einen neuen Begleiter. Während Jürgen Saile für Sie die Hifi Deluxe besuchte, absolvierte Wolfgang Kemper übrigens den zweiten Teil seines Rundgangs auf der High End. Die steht für Jürgen Saile ebenfalls noch auf dem Programm. Für Nachschub an spannenden Berichten in den kommenden Tagen ist also gesorgt.
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Was Fläche und Aussteller anbelangt, schlägt auch die 31. High End wieder alle Rekorde. Zu dem findet heuer parallel auch wieder die hifi deluxe statt. Und da erfreulicherweise seit einiger Zeit auch die Personaldecke von Hifistatement wieder ein wenig dicker ist, dürfen Sie sich auf eine umfangreiche Berichterstattung mit jeder Menge toller Bilder freuen. Den Anfang macht diesmal Wolfgang Kemper.
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Donnerstag, 03 Mai 2012 02:00

Ypsilon CDT 100

Wo stehen wir heute? Die Computerfestplatte ist das Tonträgermedium der Zukunft. Sagt man. Wenn es nach der Tonträgerindustrie geht, wird die CD Ende 2012 abgeschafft. Wieder einmal.
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Interessant in diesem Zusammenhang ist auch die Meldung, dass in 2011 wieder mehr LPs verkauft wurden als 2003. Sind die nicht schon viel länger totgesagt? In Japan gibt es ein altes Sprichwort: Wenn die Menschen über die Zukunft reden, dann lacht der Oni. Ein Oni ist ein Wesen aus der japanischen Mythologie, das Unheil bringt und sich über die naiven Zukunftsvisionen der Menschheit amüsiert, weil er eben schon anderes vorhat. Tatsache ist aber, dass der Computer aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken ist. Damit ist es mittlerweile auch super modisch geworden, Musik über den Computer zu hören. Solange aber der „audiophile Computer“ nicht so einfach funktioniert wie mein Wasserkocher, sollen sich andere damit herumärgern. So. Und damit kommen wir zum Ypsilon CDT 100. Zum was?? Zum Ypsilon CDT 100, einem konventionellen, puristischen CD Laufwerk aus Griechenland. Nun ja, so ganz konventionell ist das Ganze nun auch wieder nicht.

Der CDT100 thront auf dem Flightcase, che bella figura!
Der CDT100 thront auf dem Flightcase, che bella figura!

Wenn es um Design geht, fallen mir in erster Linie italienische Firmen ein. Griechische Kunstwerke kenne ich nur aus dem antiken Griechenland, aber hier... Den CDT100 empfinde ich als außergewöhnlich ästhetisch gelungen, er erinnert mich an alte Zeiten, als solides Handwerk noch gefragt war. Und an mein Plattenlaufwerk Apolyt. Geeignet platziert wird dies der Blickfang in jeder Hifi Anlage! Aber es geht hier natürlich nicht nur um Äußerlichkeiten. Viele Wege führen nach Rom, die Griechen gehen hier einen völlig anderen Weg als beispielsweise Ayon im letzten Bericht.

Der Netzschalter an der Rückseite ist nur der Hauptschalter, das Laufwerk kann auch über die Fernsteuerung eingeschaltet werden.
Der Netzschalter an der Rückseite ist nur der Hauptschalter, das Laufwerk kann auch über die Fernsteuerung eingeschaltet werden.

Die Lasereinheit ist grundsätzlich sehr empfindlich gegenüber Vibrationen, deshalb hat man bei Ypsilon großen Wert auf eine besonders stabile und resonanzfreie Konstruktion gelegt. Es handelt sich hier um ein Sandwich Konstrukt, bestehend aus Edelstahl und Aluminium. Das Ganze steht auf vier dorischen Säulen... Sorry, da ist wieder die Fantasie mit mir durchgegangen. Ich meine natürlich resonanzableitende Gerätefüße; alles zusammen ergibt eine äußerst stabile Plattform. Mit dieser Konstruktion möchte man die gängige Boxenform und deren Resonanzprobleme umgehen. Interessanterweise ist das Philips Pro Laufwerk nicht über die eigenen Federn mit der Deckplatte verbunden, sondern fest verschraubt. Ypsilon ist also sehr von den Resonanz-Ableitfähigkeiten der eigenen Konstruktion überzeugt. Trotzdem würde ich das Laufwerk nicht unbedingt auf eine Marmorplatte stellen. Das Display hängt unter dem massiven Alublock, bedient wird der CDT 100 über eine ebenso massive Fernbedienung. Diese enthält keinen Ziffernblock zur direkten Anwahl der Titel, man wird somit mehr dazu überredet, die Musik als Ganzes zu hören. Eine Skipfunktion ist natürlich vorhanden. Hier hat aber der Vertrieb mitgedacht und liefert noch eine Fernbedienung mit Ziffernblock dazu. Allerdings ist diese nicht so chic.


Hier die original Fernsteuerung, aus einem Aluminiumblock gefräst. Wenn die mal auf den Fuß fällt...
Hier die original Fernsteuerung, aus einem Aluminiumblock gefräst. Wenn die mal auf den Fuß fällt...

Zudem enthält der CDT einen DAC, es handelt sich also nicht nur um ein reines Laufwerk. Und der ist keine Notlösung, sondern durchaus aufwändig gemacht. Hier kommt wieder eine Spezialität des Hauses zum Tragen, als I/V Konverter fungiert ein eigens hergestellter C-Core Trafo. Ein einziger J-FET liegt im Signalweg, der DAC arbeitet im Non-Oversampling Modus. Es existieren drei Anschlussmöglichkeiten S/PDIF via 75 Ohm Nextgen Verbindung, analoge RCA-Ausgänge, wenn der interne DAC mitbenutzt wird, auch Nextgen und eine geheimnisvolle fünfpolige Neutrik-Verbindung zu dem hauseigenen DAC 100. Diese Verbindung im Zusammenhang mit dem DAC 100 wird von Ypsilon als Optimum empfohlen. Klar.

Geliefert wird das Gerät in einem gigantischen Flightcase, wie ich es nur von Musikinstrumenten oder Bühnenequipment kenne, welches  für einen Gig unfallfrei über den Atlantik gebracht werden muss.

Wenn der Deckel geschlossen wird, liest der CDT100 automatisch die Daten der CD ein
Wenn der Deckel geschlossen wird, liest der CDT100 automatisch die Daten der CD ein

Zunächst habe ich das Laufwerk über den eingebauten DAC angeschlossen. Das geht schon einmal hervorragend, auch wenn das Gerät eher für den Betrieb mit dem hauseigenen DAC 100 gedacht ist. Die Performance ist nicht verwunderlich, wenn ich mir den aufwändigen Aufbau der Platine ansehe. Neben den bereits erwähnten Features gibt es shuntregulierte Stromversorgungen, sämtliche Baustufen sind diskret aufgebaut, bis auf den Wandlerchip natürlich. Ich könnte mir gut vorstellen, dass dieser DAC einigen externen Wandlern das Leben schwer macht. Anschließend habe ich den CDT 100 mit meinem Borbely DAC verbunden und war sehr gespannt, was diesmal passiert. Salopp ausgedrückt  gibt es jetzt von allem noch etwas mehr, sowohl tonal, als auch schaltungstechnisch. Die folgenden Beschreibungen beziehen sich dann auf diese Kombination.

Als erstes lege ich die CD Cachaito ein: Der Bassist Orlando Cachaito Lopez war eines der Gründungsmitglieder des Buena Vista Social Club. Er verstarb im Alter von 76 Jahren und war damit sozusagen der Youngster in dieser Truppe. Auf dieser CD spielt er allerdings mit anderen Musikern, der bekannteste dürfte dabei Hugh Masekela sein. Interessant bereits das Intro „ siempre con swing“ . Hier hört man ein altes Telefon klingeln (im wahrsten Sinn des Wortes), eine Frau hebt ab und holt Cachaito ans Telefon. Im Hintergrund läuft ständig irgendeine Maschine. Offensichtlich wollte der Anrufer ihn für einen Gig engagieren. Das Ganze spielt sich weit hinter den Lautsprechern ab, wie in einem Film aus dem Cubanischen Alltag. Dann geht es allerdings gleich heftig zur Sache, der Kontrabass steht mächtig im Raum, gefolgt von diversen Perkussionsinstrumenten, Orchester und einer Hammond B3. Cachaito spielt hier die für Kuba typische Tumbao Basslinie, womit das Ganze sofort anfängt zu schieben. Spätestens ab hier wird sich – hifitechnisch gesehen – die Spreu vom Weizen trennen. Die CD ist unglaublich lebendig aufgenommen und das mit kubanischen Möglichkeiten. Oder vielleicht deshalb. Der CDT 100 lässt uns hier nicht im Stich, der Bass steht felsenfest im Raum, die ganze Dynamik und Farbigkeit der Instrumente wird so abgebildet, wie ich es live auch kenne. Na ja fast, soweit sind wir dann doch noch nicht. Erstaunlich ist aber die Sprachverständlichkeit im Intro, so klar von dem Hintergrundgeräusch getrennt habe ich die Stimmen bisher noch nie gehört.


Massive Füße kombiniert aus Edelstahl und Messing
Massive Füße kombiniert aus Edelstahl und Messing

Bevor mir jetzt einer sagt: was hört sich denn der zuhause an, kommen wir zu ernster Musik. Bela Bartók, Concerto for Orchestra gespielt vom Chicago Symphony Orchestra unter Fritz Reiner. Der ebenfalls aus Ungarn stammende Dirigent war wegen seines Präzisionsfanatismus seinerzeit gefürchtet. Er hat aber als Landsmann und ehemaliger Schüler von Bartók sicher den besten Zugang zu dessen Musik. Diese Aufnahme aus der Living Stereo Ära ist einer der Blockbuster aus deren goldener Zeit und gilt zu Recht als Referenzeinspielung und das nicht nur in aufnahmetechnischer Hinsicht. Bei der vorliegenden CD Version handelt es sich um ein XRCD2 Mastering von JPC, welches nicht schlecht gelungen ist, aber gegen eine original Living Stereo Shaded Dog weit zurückstecken muss. Aber egal, jedenfalls ist der außerordentlich runde Klang in der Chicago Orchestra Hall hier perfekt eingefangen, die Aufnahme bietet eine stupende Räumlichkeit, man hat das Gefühl mitten drin zu sein.

Nun wird mancher denken, eine derartige hervorragende Aufnahme klingt auf jeder Anlage gut. Tut sie nicht, oder nur zum Teil. Bereits im ersten Satz sind die massiven Streicher in hohen Lagen schwierig naturgetreu wiederzugeben. Hier trägt allerdings auch die diesbezüglich nicht ganz optimale CD Überspielung dazu bei. Spätestens aber in den Tutti Passagen des 5. Satzes wird die eine oder andere Anlage den Überblick verlieren. Oder beide. Über den CDT 100 werden die Violinen wesentlich natürlicher abgebildet, so dass man die mitunter gepfefferten Höhen nicht nur der CD-Überspielung in die Schuhe schieben kann. Die natürliche Wiedergabe der Violinen scheint überhaupt eine der Stärken des CDT 100 zu sein. Wie zu erwarten ist der 5. Satz ein Heimspiel für den Ypsilon. Hier ist es extrem schwierig, das Geschehen zu kontrollieren. Wenn der Rest der Anlage mitmacht, klingt es absolut spektakulär. Wobei man eigentlich diese großartige Musik nicht auf derartig banale Aspekte reduzieren sollte.

Von mir immer wieder gerne gesehen, ein klassisches Trafonetzteil.
Von mir immer wieder gerne gesehen, ein klassisches Trafonetzteil.

Als Kontrast dazu nehme ich einmal die CD  Hadouk Trio Live à FIP. FIP ist die Abkürzung für den französischen Rundfunksender France Inter Paris. Die Musik der drei Multiinstrumentalisten ist schwer klassifizierbar, oft läuft sie unter dem schwammigen Begriff Weltmusik. Sie ist eine jazzige Mischung aus orientalischen, afrikanischen und europäischen Elementen. Von den hier gespielten Instrumenten hat wahrscheinlich ein Großteil unserer Leser noch nie etwas gehört: Hjouj, Duduk, Mbira. Und noch viele Exoten mehr. Der Hajouj Bass sieht aus, als hätte ihn jemand aus angeschwemmten Strandgut zusammen gebastelt. Aber, der Sound ist mit keinem anderen mir bekannten Bass erreichbar.

Wenn die drei loslegen, ist eigentlich alles geboten, was der Anlage das Leben schwer machen kann. Eine für Europäer ungewöhnliche Fülle unbekannter Klangfarben der akustischen Instrumente. Grob- und Feindynamik, Tiefbass vom Synthesizer, Perkussionsinstrumente aller Art, realistische Abbildung des Publikums im Hintergrund. Spannungsgeladene Musik. Was sagt der CDT 100 zu dieser Aufgabe? Tja, nichts. Er gibt einfach alles, so wie es war, an die Anlage weiter. Das klingt jetzt so, als würde sich große Langeweile breitmachen; das Gegenteil ist der Fall. Wie selbstverständlich wird das komplexe Geschehen mit allen Facetten wiedergegeben, so dass man sich auf das Wesentliche konzentrieren kann: die Musik. Und man fühlt sich wie mitten im Konzert.


Ungewöhnliche Lösung: der C-Core Trafo dient als I/V Konverter
Ungewöhnliche Lösung: der C-Core Trafo dient als I/V Konverter

Was hat sich mit dem Ypsilon CDT 100 als Frontend geändert? Die Wiedergabe ist sehr klar, sehr kontrolliert, fein und dynamisch. Die Musik wird mit einer selbstverständlichen Lässigkeit wiedergegeben, die äußerst ungewöhnlich ist. Dynamiksprünge sind einfach da, man hat nicht das Gefühl, erst irgendwohin zu müssen. Wie bei „der Hase und der Igel“. Die räumliche Abbildung des Geschehens ist hervorragend. Diese Attribute haben mit der Musik selbst natürlich nichts zu tun. Für mich ist deshalb die Frage viel interessanter, inwieweit ich mit einer Musikanlage in die Musik hineingezogen werde, ohne mir ständig Gedanken über Bässe, Höhen oder sonstiges machen zu müssen. Dieser emotionale Faktor gelingt mit dem CDT 100 bei digitaler Musik wie noch nie. Allerdings sollte man sich Gedanken machen, worauf man den CDT100 stellt. Bei dieser Konstruktion spielt die Unterlage eine entscheidende Rolle, welches klangliche Ergebnis erreicht wird. Es wäre sicher auch nicht schlecht, wenn der Rest der Kette nicht überanalytisch ausgerichtet wäre, sonst wird es irgendwann des Guten zuviel.

STATEMENT

Es ist immer wieder erstaunlich, welch großen Einfluss das Frontend bei Digitalkomponenten hat. Eigentlich nur Nullen und Einsen. Der Ypsilon CDT 100 hebt die CD Wiedergabe auf ein neues Niveau. Es war interessant, einmal zu sehen, wo der Hammer hängt. Leider ist der Preis nicht in Drachmen.
GEHÖRT MIT
Laufwerk Ypsilon CDT100, Ayon CDT
DAC Borbely Audio
Vorstufe Shindo Monbrison
Endstufe Shindo Cortese
Lautsprecher TAD/ WVL Fieldcoil Hornsystem

 

HERSTELLERANGABEN
Ypsilon CDT 100
Ausgänge digital S/PDIF (RCA Nextgen), AES/EBU, 5 Pol Neutrik für DAC 100
Ausgänge analog RCA Nextgen
Ausgangsspannung 2V
Ausgangsimpedanz 2,5 kOhm
DAC Chip 24 Bit Burr Brown, Non Oversampling
Abmessungen (B/H/T) 400/120/400 mm
Gewicht 20 kg
Preis 16100 Euro

 

VERTRIEB
WOD Audio Werner Obst
Telefon 06187 900077
E-Mail info@wodaudio.de
Internet www.wodaudio.de

Weitere Informationen

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Rechtzeitig zur High End wird die erste LP der Triple A Series des Labels Edel fertig: sommelier du son nahm den Trompeter und Sänger Joo Kraus und sein Trio dafür natürlich rein analog auf, aber nicht ohne digitale Sicherheitskopie. Daraus bieten wir Ihnen hier einen Song zum Download an, damit Sie wissen, was Sie auf Captured For Good erwartet.
teaser


Das Band ist übrigens ein EMTEC PER 528
Das Band ist übrigens ein EMTEC PER 528

Der Name der Serie ist Programm: Das erste A besagt, dass die Aufnahme für die LP selbstverständlich völlig analog vonstatten ging. Auch das Mastering muss rein analog – A Numero zwei – erfolgen, wenn es denn wirklich vonnöten ist: Diesmal haben wir auf Klangkorrekturen verzichtet, da jeder Überspielvorgang in der analogen Welt mit einer minimalen Qualitätsminderung verbunden ist. Die für Captured For Good ausgewählten Stücke wurden also lediglich aus den Sessiontapes herausgeschnitten und zum Masterband zusammengeklebt. Auch wenn man mit einer Anhebung oder Absenkung von einem Dezibel in diesem oder jenen Frequenzband dem eigenen Klangideal unter Umständen noch ein Stückchen näher gekommen wäre, haben wir Authentizität und Purismus einem allzu glatten Perfektionismus vorgezogen – wie die Musiker: Schließlich können auch sie keine Änderungen mehr an dem vornehmen, was während des Konzertes gespielt, gemixt und auf zwei Spuren aufgezeichnet wurde. Den Journalisten, Autor und Radiomoderator Sebastian von Haugwitz, der bei der Session anwesend war, hat das Ergebnis jedenfalls überzeugt. Er sendete zwei Songs des Albums vorab im WDR und schrieb: „München, August 2011 – Ein Abend im Studio mit Joo Kraus und dem Tales In Tones Trio: vier versierte Musiker, 70 begeisterte Gäste, Nüsse und Wein, jede Menge Kerzen, handverlesene Songs von Michael Jackson, Toto und Sade in ganz eigenen Versionen und eine analoge Bandmaschine. Diese fängt den Moment so ein, wie er ist. Eins zu eins. Korrekturen sind nicht möglich. Dass diese auch nicht nötig sind, lässt sich auf Vinyl nachhören. Unmittelbarer kann man diesen Konzertabend und seine besondere Atmosphäre nicht festhalten. Blame it on the Boogie ... und Joo Kraus.‟ Es war übrigens nicht nur dem Hörfunk einen Beitrag wert, dass auch heute noch rein analog aufgenommen wird: Das Bayerische Fernsehen war während des gesamten Tages im Studio zugegen und hatte tags zuvor schon im Hörraum des Autors Platten und Plattenspieler aufgenommen. Daraus wurde dann ein über fünfminütiger Film für Einblick, das Medienmagazin des BR, den Sie auch online sehen können.

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Doch zurück zu Tripple A: Das dritte A steht für einen rein analogen Umschnitt des Masterbandes auf die Lackfolie. Und der ist leider keine Selbstverständlichkeit – und zwar schon seit geraumer Zeit. Selbst in der Hochzeit der Schallplatte, als die Mehrzahl der Produktionen noch auf Mehrspur-Bandmaschinen entstand, benutzten viele Überspielstudios statt einer der raren, sogenannten Schlaufenmaschinen mit zwei Wiedergabeköpfen – einen für das Vorschubsignal, das die Bewegung des Schneidekopfes zu Plattenmitte hin steuert, und den zweiten für die Musik, die in die Rille geschnitten wird – nur einfache Studiomaschinen mit einem Wiedergabekopf. Das eine analoge Signal wurde dann für den Vorschub benutzt, während mit einem digitalen Delay ein zweites, verzögertes Signal erzeugt wurde, das der Schneidkopf dann in die Rille ritzte. Was der Tonabnehmer also später einmal abtasten würde, war zuvor digitalisiert und zurückgewandelt worden. So etwas kommt für unsere Produktionen und damit auch für die Scheiben der Triple A Series natürlich nicht in Frage. Wir ließen die Lackfolie bei Willem Makkee schneiden, mit dem wir schon seit Jahren erfolgreich zusammenarbeiten. Er machte seine ersten Schneideerfahrungen während seiner Lehre im zarten Alter von 15 Jahren, also vor etwa einem halben Jahrhundert, war unter anderem für die Emil-Berliner-Studios tätig, wo er auch für die Deutsche Grammophon und ECM Folien schnitt, und betreibt nun ein eigenes Studio, in dem gleich zwei Schlaufenmaschinen stehen. Die Kombination aus bewährter und penibel gepflegter Studiotechnik und einer Unmenge Erfahrung hat auch bei Captured For Good wieder zu einem überzeugenden Ergebnis geführt, wie die Anpressungen beweisen. So viel zur LP.


Eine Plexiwand zwischen Schlagzeug und Bass verhinderte allzu viel Übersprechen, ohne die Kommunikation zwischen den Musikern zu behindern
Eine Plexiwand zwischen Schlagzeug und Bass verhinderte allzu viel Übersprechen, ohne die Kommunikation zwischen den Musikern zu behindern

Wir bieten Ihnen hier, wie gesagt, einen Song aus der digitalen Sicherheitskopie, die auf einer Nagra LB erstellt wurde, die über einen eins-auf-vier-Verteilverstärker von ANT dasselbe Signal erhielt wie die beiden Studer A810 Bandmaschinen. Gemischt wurde auf zwei gebrückten Acousta P100 Pulten mit insgesamt 18 Kanälen, die unter anderem deshalb nötig waren, weil Joo Kraus, Ralf Schmid, Veit Hübner und Torsten Krill nicht nur Kanäle für Stimme, Trompete oder Flügelhorn, Flügel, Bass und Schlagzeug benötigten sondern auch noch einige für Effekte von Trompete und Flügel. Die klangfärbende Elektronik war bei einigen Stücken aus dem Repertoire des King of Pop und weiteren Songs dieses Genres aus den 80-er Jahren einfach unverzichtbar. 

Das Album mit den Michael-Jackson-Songs stand lange auf Platz eins der iTunes Jazz Charts. Mit Painting Pop errang Joo Kraus einen Echo Award
Das Album mit den Michael-Jackson-Songs stand lange auf Platz eins der iTunes Jazz Charts. Mit Painting Pop errang Joo Kraus einen Echo Award

Für das Konzert vor geladenem Publikum stellte Joo Kraus ein Programm aus dem Album Songs From Neverland, Interpretationen von Michael-Jackson-Titeln, mit denen er die Download-Charts von iTunes eine Zeit lang anführte, und der CD Painting Pop, mit der er in diesem Jahr den Echo Award in der Kategorie „Instrumentalist national Brass‟ errang, zusammen: Sie dürfen sich also auf bekannte Pop-Songs im Jazz-Gewand freuen. Zum Download haben wir eine Version von Totos „Africa‟ gewählt, die es nicht auf die LP geschafft hat. Auf der Scheibe finden Sie einen zweiten Take des Songs, den die Tales in Tones und Joo Kraus quasi als Zugabe präsentierten. Da wir Sie hier nicht mit dem Klapp-Cover mit den – leider viel zu wenigen – atmosphärischen Fotos von Lena Semmelroggen und analogem Wohlklang verwöhnen können, haben wir – neben der üblichen CD-Qualität – zumindest für beste digitale Qualität gesorgt: Sie können „Africa‟ bis auf den Gesamtpegel völlig unbearbeitet in 24 Bit und 192 Kilohertz genießen.

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Joo Kraus & Tales In Tones
Africa
16 bit / 44,1 kHz
ca. 57,4 mb (wav)
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Joo Kraus & Tales In Tones
Africa

24 bit / 192 kHz
ca. 374,5 mb (wav)


Am Samstag, den 5. Mai 2012, wird Joo Kraus von 10.30 bis 12 Uhr in München auf der High End anwesend sein und bei Da Capo in Halle 4 am Stand T05 Platten signieren und gemeinsam mit dem Produzenten Ihre Fragen beantworten. Wir freuen uns auf Ihren Besuch.

Wirklich ideale Arbeitsbedingungen: Gemischt wurde über die Amphions oder die von Fink Audio Consulting gebauten Monitore mit Tannoy-Chassis. Die Band war per Video zu sehen
Wirklich ideale Arbeitsbedingungen: Gemischt wurde über die Amphions oder die von Fink Audio Consulting gebauten Monitore mit Tannoy-Chassis. Die Band war per Video zu sehen

 

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