Wieso, weshalb, warum? Wer nicht fragt bleibt dumm. Leider konnte ich auch damit nichts über den Grund der Umbenennung des Unternehmens in Erfahrung bringen. Ob noch Kyodo Denshi, eines der führenden High Tech Unternehmen Japans mit Firmengründer und Inhaber Noboyuki Suzuki federführend hinter Phasemation steckt, kann ich daher nicht sagen. Fakt ist, dass sich an den mir von Axxis Europe zur Verfügung gestellten Produkten nichts außer dem Namen geändert hat: Dies nur, um einer möglichen Verwirrung durch die teils widersprüchlichen Bezeichnung auf Fotos und im Text vorzubeugen. Auf den P-3G Tonabnehmer bin ich bereits im Jahr 2008 aufmerksam geworden, als Stereo-Sound diesen MC-Abtaster bereits zum zweiten Mal mit dem Prädikat „ Best cartridge regardless of price range“ ausgezeichnet hat. Zuweilen beschleicht mich das Gefühl, dass das Edeltonabnehmer-Segment sich inzwischen in einem Preisfenster irgendwo zwischen 4000 und 5000 Euro eingenistet hat. Umso erfreulicher ist es, mal wieder mit Abtastern zu tun zu haben, die etwas erschwinglicher sind: Die Phasemation P-3/P3-G schlagen mit Listenpreisen von circa 1250 beziehungsweise 1750 Euro zu Buche. Sollte man sich auch den laut Hersteller eigens für diese niederohmigen Tonabnehmer entwickelten Übertrager T-3 und/oder die Phasemation Headshell anlachen wollen, addieren sich noch 750 Euro für den kleinen Übertrager – es gibt noch einen großen, den T-3, der bei ca. 2800 Euro liegt – und 250 Euro für das Headshell dazu. Rein rechnerisch liegt der noch zu überprüfende Spaß dann also irgendwo zwischen 1250 und – ach schau an – bei 4800 Euro für die höchste Ausbaustufe. Die Unterschiede zwischen P-3 und P-3G sind laut technischen Daten geringfügiger Natur, die Höreindrücke jedoch größer, als Zahlen und Daten vermuten lassen – doch dazu später mehr:
Die restlichen Angaben sind für beide Tonabnehmer identisch:
Die technischen Daten lassen vermuten, dass die beiden Abtaster sich an mittelschweren respektive schweren Tonarmen wohl fühlen werden. Verschiedene Versuche am Origin Live Encounter MK2, einem alten Decca-Einpunkter und Kenwood KD-8030 bestätigten dies relativ schnell: Daher beschloss ich, sämtliche nachfolgenden Versuche am Thomas Schick 12“-Tonarm und am magnetgelagerten Robert Fuchs 12“-Tonarm weiterzuführen. Soviel vorab: Mit einer schweren Headshell an einem mittelschweren Arm funktionieren beide Tonabnehmer zwar sehr gut – hier kann das Phasemation Headshell mit einem Gewicht von 16,2 g je nach Arm ein guter Spielpartner sein – jedoch neigen die beiden Systeme dazu, sich mit den etwas schwereren Vertretern der Tonarmzunft noch eine Spur harmonischer zu paaren.
Prinzipiell gestaltet sich der Einbau der beiden Phasemation aufgrund ihres rechtwinklingen Korpus recht einfach, allerdings kann die konstruktionsbedingte, eingeschränkte Sicht auf Nadel/Nadelträger doch noch ein wenig Mühe bereiten. Experimente mit Auflagekraft und VTA bleiben anschließend natürlich nicht aus. Aber wer das Beste aus seinem System herausholen will, kommt um solche Versuche ja bekanntlich nicht herum – ganz gleich um welchen Abtaster es sich handelt. Sowohl am Schick-, als auch am Fuchs-Tonarm ist eine penibel genaue Parallelausrichtung zum Tonträger wichtig, um die Eigenschaft herauszukitzeln, die ich mit dem Adjektiv „satt“ als hervorstechendstes Merkmal von P-3 und P-3G beschreiben würde. Dabei bevorzugten P-3/P3-G eine Auflagekraft von 1,9/1,85 g am Schick- und 1,85/1,8 g am Fuchs-Tonarm. Doch „satt“ ist nicht gleich „satt“: P-3 und P-3G offenbaren zwei recht unterschiedliche klangliche Ausrichtungen von „Sattheit“. Während beide Abtaster eine weiträumige und farbenprächtige Darstellung teilen, spielt das P-3 direkter und unverblümter auf als das P-3G – mit ordentlich Cochones in der Hose. Das P-3G dagegen, gibt sich etwas vornehmer und verblüfft mit Feingeist und Contenance. Es ist erstaunlich wie die eineiigen Zwillinge, aufgrund der unterschiedlichen Magnetwerkstoffe und dem etwas reineren Kupfer im Spulenmaterial des P-3G in Sachen Persönlichkeit auseinandergehen.
Beide Systeme empfinde ich als ausgesprochene stimmige Allrounder. Dennoch wurde nach den ersten Vinyl-Kostproben, mit denen ich die beiden Abtaster fütterte, deutlich, welches Material ihrem jeweiligen Gaumen besonders schmeichelte. Ich würde sogar so weit gehen und mich trauen, diesen Ratschlag zu geben: Wer etwas mehr Klassik in seinem Plattenrepertoire sein eigen nennt, sollte zum P3-G greifen. Wer Pop/Rock, Minimal-Jazz oder Elektronik bevorzugt, wird mit dem P-3 seine Freude haben. Man möge man mich bitte nicht bis ans Ende meiner Tage auf diese gutgemeinte Empfehlung festnageln – am Ende des Tages bleiben Geschmäcker nun mal ein unergründliches Geheimnis. Für die ersten A-/B-Vergleiche mussten drei Scheiben herhalten: Recomposed By Carl Craig & Moritz von Oswald, Music By Ravel & Modest Mussorgsky (Deutsche Grammophon), Talk Talk, Laughing Stock (Verve/Parlophone) und du Pré/Barenboim, Elgars Cello Concerto, Op.85 (CBS). Das trocken-rauhe Klangbild von Laughing Stock vermochte das P3 insgesamt geradliniger und unmittelbarer darzustellen als das P3-G. Dies wiederum punktete bei Elgars Konzert für Violoncello, Op.85: Die beeindruckende Präsenz der Aufnahme, speziell das leichtfüßige Spiel Jacqueline du Prés, gab das P3-G mit einer nicht vom Gesamtgeschehen ablenkendenden Detailfülle wieder, dass es eine Wonne war. Bei Klassik-Elektronik-Hybriden „Movement 1 & 2“ – frei nach Ravel – von den beiden Dub- und House-Innovatoren Oswald & Craig wurde es dann allerdings ein wenig schwieriger. Hier pochten zwei Herzen in meiner Brust: eins für das P3 wegen der elektronischen, das andere für das P3-G wegen der gesampelten Original-Momente der Karajan-Aufnahme mit den Berliner Philharmonikern. Und das bestätigte wiederum meine ersten Eindrücke hinsichtlich der Musikfaibles der jeweiligen Tonabnehmer.
Nun rät Phasemation zur Verwendung der hauseigenen Übertrager T-1 oder T-3, um die beiden MC-Abtaster zur vollen Klangblüte zu bringen. Ich bat Axxis Europe um die preisgünstigere Variante der beiden. Ich muss zugeben, dass ich kein Freund des zusätzlichen Aufwands bin, der mit der Integration eines externen MC-Übertragers in einen Phonozweig verbunden ist. Das soll nicht heißen, dass externe MC-Übertrager in meinen Augen keine Existenzberechtigung besitzen. Ich habe durchaus sehr überzeugende Tonabnehmer/Übertrager-Kombinationen gehört, jedoch mussten sich diese meistens mit einem Extra-Investment an Zeit und Geduld erkauft werden. Viele solcher Paarungsversuche, deren Zeuge ich wurde, scheiterten oftmals schon an der Aufstellung beziehungsweise Verbindung: kaum ein Übertragerbesitzer, der nicht anfänglich mit Brummproblemen zu kämpfen hatte. Oftmals werden die Vorteile, die Übertrager bieten können, durch die Wahl der falschen Signalverbindung in Art und Länge sowie durch Fehlentscheidungen hinsichtlich der individuell richtigen Übertrager-Impedanz erheblich geschmälert. Auch der T-1 ist vor Einstreuungen nicht gefeit und verlangt daher nach einer sorgfältigen Auswahl des Aufstellungsortes und der (geschirmten) NF-Verbindung. Ein kurzer Signalweg zum nicht symmetrisch aufgebauten T-3 und auch zum Phonovorverstärker ist daher durchaus nicht unwichtig.
Da der T-3 von Haus aus als klangfördernde Maßnahme für P-3 und P-3G entwickelt wurde, entfallen natürlich Anpassungsprobleme hinsichtlich der Impedanz. Sollte man auf MC Step-Ups aus eigenem Besitz zugreifen wollen, sollten diese niederohmiger Natur sein. Nach einigen wenigen Versuchen und der entsprechenden Einspielzeit kann ich durchaus nachvollziehen, warum Phasemation zu den hauseigenen Übertragern rät: Die beschriebenen Tugenden des P-3 und des P-3G werden im wahrsten Sinne des Wortes verstärkt – dem „Satten“ gesellen sich „Saft und Kraft“ und ein unüberhörbarer Schuss „analoger Wärme“ dazu.
Der T-3 wartet mit folgenden technischen Daten auf:
Zu guter Letzt noch ein paar Worte zum CS-1 Headshell von Phasemation: Mit 250 Euro ist dieses sicherlich kein Schnäppchen. Optisch passt das aus Duralumin gefertigte Headshell mit Polyurethan-beschichteten Kabeln aus hochreinem Kupfer natürlich ganz ausgezeichnet zu den beiden Phasemation Abtastern. Durch eine spezielle, oberflächengehärtete Legierung, „hart wie Diamant“, sollen Resonanzen auf ein Minimum reduziert werden. Die Kombinationen von CS-1 und P-3/P-3G drücken sich in einer Straffung und gesteigerten Präzisierung des Klangbilds aus – ohne die großartige Räumlichkeit der beiden Tonabnehmer in irgendeiner Weise einzuschränken. Man sollte jedoch im Hinterkopf behalten, dass Phasemation Systeme und Headshell zusammen circa 28 Gramm auf die Waage bringen – die müssen erst mal ausbalanciert werden.
GEHÖRT MIT | |
---|---|
Vorverstärker | Fonel Renaissance |
Endstufen | Tubeguru/DPA EL156 SE Monoblocks |
Kabel | Manfred Kruse NF, Gregg Straley’s Reality Cables LS |
Phonoverstärker | Tubeguru/DPA Reference |
Plattenspieler | Garrard 301, Loricraft Netzteil, CartridgeMan Mat mit Thomas Schick 12“, Denon DL-103 Lignolab-Gehäuse, Yamamoto Ebony Headshell und mit Decca London Tonarm, Decca SuperGold, Paratrace, CartridgeMan Isolator |
Nottingham Analogue Hyperspace, Dr. Fuß Netzteil mit Robert Fuchs 12“, Lyra Kleos und mit Origin Live Encounter MK2, Audio Technica AT33PTG | |
Kenwood 8030 mit Oayide Mat und Sony XL-33 | |
Subwoofer | XTZ SubAmp 1 |
Lautsprecher | Bastanis Atlas Dipolbass-Version |
Racks | TAOC LS-3 |
Zubehör | Audio Exklusiv d.C.d. Base & Silentplugs, FPH Akustik-Schwingungsdämpfer, Duende Criatura Dämpfungsringe |
Strom | MFE Netzleiste, Bastanis Reference Power Chords |
VERTRIEB AXISS Europe e.K. | |
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Anschrift | Arturo Manzano Lorsbacher Str. 31 65719 Hofheim am Taunus |
Büro | S. Kohlmann Haneckstraße 32 65719 Hofheim/Ts. |
Tel./Fax | 0 61 92-2 96 64 34 |
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Internet | www.axiss-europe.de |
Anfang des 20. Jahrhunderts hatten alle Lautsprecher zwangsläufig einen hohen Wirkungsgrad, weil die vorhandenen Verstärker nur Ausgangsleistungen im einstelligen Bereich hatten. Mittlerweile ist Verstärkerleistung in fast beliebiger Größe verfügbar, so dass sich die Frage stellt, wozu diese effizienten Lautsprecher überhaupt noch nötig sind.
Auf der High End waren ja wieder die Koreaner mit dem Western Electric 15A Horn vertreten und konnten eindrucksvoll zeigen, was mit der Ausgangsleistung einer 300B (allerdings push pull) in dem riesigen Raum alles möglich ist. Technologie von circa 1930.
Damit möchte ich keineswegs darauf hinaus, dass alt automatisch gut ist und neu ist automatisch schlecht. Ich möchte eigentlich nicht zwischen historischem Sound und modernem Sound unterscheiden, sondern nur zwischen gutem und schlechtem.
Aber zurück zum Thema. Der Schalldruck wird in Bel, nach dem Physiker Graham Bell angegeben. Um praktikable Zahlen zu bekommen, nimmt man ein Zehntel von Bel, also Dezibel, abgekürzt dB. Dies ist keine Einheit wie Gramm oder Liter, sondern eine Verhältniszahl. Sie gibt die Differenz zwischen zwei Werten an. Möchte man einen absoluten Wert haben, so muss man einen Bezugspunkt definieren. Bei Schallpegelmessungen – dB SPL – nimmt man dafür die Hörschwelle eines gesunden Menschen her. Um die Sache nicht zu verkomplizieren nehme ich zwei für uns wichtige Statements heraus:
Mit dieser Infomation betrachten wir einmal – quick and dirty - einen Lautsprecher mit einem Kennschalldruck von 85dB pro Watt und Meter, was heutzutage eher die Norm ist. Wir sitzen in einem Wohnraum in einer Entfernung von 4m vor dem Lautsprecher. Der Einfachheit halber stellen wir uns einen Schalldruck am Hörplatz von 85dB vor. Dies ist bereits eine knackige Lautstärke und ein Bereich, bei dem in gewerblichen Betrieben ein Hörschutz vorgeschrieben ist. Wer diesem Pegel jahrelang ausgesetzt ist, muss mit Hörschäden rechnenden. Zudem wünschen wir uns einen Headroom von circa 20dB, damit die Anlage nicht bei der ersten Tutti-Passage sofort schlapp macht. Dies beruht auf einer Empfehlung von Paul Klipsch, festgestellt durch seine eigenen Messungen symphonischer Musik. Unser Lautsprecher liefert also in 1m Entfernung mit einem Watt Ausgangsleistung vom Verstärker einen Schalldruck von 85dB. An unserem Hörplatz in 4m Entfernung bleiben davon nur noch 73dB übrig. Um auf unsere gewünschten 85dB am Hörplatz zu kommen muss der Verstärker 16 Watt bereitstellen. Bisher kein Problem. Jetzt hatten wir uns ja noch einen Headroom von 20 dB gewünscht, dies entspräche einem Schalldruckpegel von 105dB. Dies ist übrigens ein Wert, der auf dem Oktoberfest im Bierzelt als Spitzenwert durchaus erreicht wird. Um diesen zu realisieren, benötigen wir eine Verstärkerleistung von 1590 Watt. Da wird die Luft dann schon dünner. Was sagt eigentlich die Schwingspule zu dieser Verstärkerleistung?
Wie sieht dies nun bei einem Hochwirkungsgrad-Lautsprecher aus? Ein Hornsystem mit 105dB/W/m Kennschalldruck und einem Watt Ausgangsleistung am Verstärker liefert am Hörplatz in 4m noch einen Schalldruckpegel von 93dB. Um 105dB zu erreichen, werden nur 16 Watt benötigt. Einen Hinweis zu einer kleinen Entschärfung des Problems gibt es aber dennoch: üblicherweise hören wir ja Stereo mit zwei Lautsprechern. Hier spricht man dann in der Akustik von zwei inkohärenten Schallquellen. Dies bedeutet, dass der linke Lautsprecher ein anderes Signal wiedergibt als der rechte. In diesem Fall erhöht sich der Schalldruckpegel um 3dB. Unser Bolide aus dem Beispiel müsste dann „nur“ noch 795 Watt abgeben, am Hochwirkungsgrad-Lautsprecher 8 Watt. Mit 8 Watt wären wir aber bereits im Hoheitsgebiet einer 300B. Oder einer Hiraga Le Monstre beispielsweise.
Einige Unklarheiten gibt es immer wieder bei dem Begriff Wirkungsgrad, dieser beschreibt nur das Verhältnis von zugeführter zu abgegebener Leistung. Er hat also nichts mit dem Kennschalldruck dB/W/m zu tun, der manchmal von den Herstellern angegeben wird. Die Lautsprecherhersteller nennen ungern den Wirkungsgrad ihrer Lautsprecher in Prozent, bei einem Kennschalldruck von 85dB/W/m wären das nämlich nur 0,2%! Dies bedeutet, dass nur zwei Promille der Verstärkerleistung in Schallenergie umgesetzt werden, den Rest muss die Schwingspule in Form von Wärme loswerden. Nicht ganz unproblematisch. Bei besagtem Horn wären es immerhin 20%, die in Schallenergie umgesetzt werden.
Wirkungsgrad |
in Prozent |
Kennschalldruckpegel |
Verstärkerleistung in Watt |
0,2 |
20% |
105 dB |
200 |
0,1 |
10% |
102 dB |
100 |
0,05 |
5% |
99 dB |
50 |
0,02 |
2% |
95 dB |
20 |
0,01 |
1% |
92 dB |
10 |
0,005 |
0,50% |
89 dB |
5 |
0,002 |
0,20% |
85 dB |
2 |
0,001 |
0,10% |
82 dB |
1 |
In der Tabelle kann man auch erkennen, wie die Verstärkerleistung zunimmt, wenn man den Schalldruck in 3 beziehungsweise 4dB-Schritten erhöht.
Im Zusammenhang mit dieser Tabelle kommt dann die typische Frage: Wie viel dB ist denn doppelt oder dreimal so laut? Hier muss man unterscheiden zwischen subjektiv empfundener Lautstärke und objektiv gemessenem Schalldruck. Wobei ich zugeben muss, dass ich bei der Vorstellung von doppelt so laut auch meine Probleme habe. Wann ist der Leberkäs nur noch halb so warm? Dies gehört in den Bereich der Psychoakustik (nicht der Leberkäs); üblicherweise nimmt man einen Wert von 10 dB für die doppelt so laut empfundene Lautstärke. Es gibt allerdings auch Untersuchungen, die hierfür einen Wert von 6dB angeben.
Ein anderer Punkt wird noch gerne übersehen, nämlich der Zusammenhang zwischen der Verstärkerleistung und der Nennimpedanz des Lautsprechers. Laut Definition darf die Nennimpedanz maximal um 20% unterschritten werden. Bei einem 4 Ohm Lautsprecher wären dies 3,2 Ohm. Wenn man also eine Nennimpedanz von 8 Ohm mit einem Minimum von 2 Ohm findet, stimmt irgend etwas nicht. Das nur nebenbei.
Oftmals wird die Empfindlichkeit eines Lautsprechers bei 2.83V Ausgangsspannung gemessen. Diese Spannung ergibt sich nach der Formel P= U²/R für eine reine 8 Ohm Last bei einem zugeführten Watt. Liegt diese Spannung an einer 4 Ohm Last, so wäre die zugeführte Leistung 2 Watt. Um auf den Vergleichswert von 1 Watt zu kommen, muss man dann von dem Kennschalldruck 3 dB abziehen. Vereinfacht ausgedrückt ist der 8 Ohm Lautsprecher bei gleichem Kennschalldruck empfindlicher als das 4 Ohm Modell.
Nun könnte man doch einfach den Schalldruck durch Parallelschalten mehrerer Chassis erhöhen. Dezibel sind allerdings logarithmische Einheiten, man kann die Zahlen hier nicht einfach addieren. Deshalb erhöht sich der Schalldruck bei kohärenten, also das gleiche Signal abgebenden Schallquellen nur um 6dB. Wegen der Impedanzhalbierung bei Parallelschaltung muss der Verstärker die doppelte Leistung abgeben; bezogen auf 1 Watt Ausgangsleistung nimmt der Kennschalldruck dann nur um 3 dB zu. Dies ist sehr vereinfacht dargestellt, weil auf Grund von Phasenproblemen bei eng zusammen liegenden Chassis die Pegel nicht so ohne Weiteres addiert werden können. Übrigens, auf einen verbreiteten Irrtum möchte ich noch hinweisen: durch parallel schalten mehrerer Basschassis kann keine tiefere Basswiedergabe erreicht werden! Es steigt lediglich der Schalldruck.
Nun gibt es Basschassis, beispielsweise aus der PA-Szene, die einen Wirkungsgrad von 100dB aufweisen und trotzdem nicht mit einem 3 Watt Röhrenverstärker vernünftig spielen. Diese Chassis sind für einen völlig anderen Anwendungszweck konstruiert worden und benötigen meistens einen Verstärker, der auch genügend Strom zur Verfügung stellen kann. Dies ist üblicherweise keine Stärke von Röhrengeräten. Deshalb gilt – wie immer – vor dem Kauf probieren. Der Wirkungsgrad alleine ist noch kein Garant dafür, dass der Lautsprecher auch mit Kleinleistungsverstärkern funktioniert.
Aber das ist jetzt natürlich erst eine Seite der Medaille. Ein volles Brett in der Rockmusik geht also einwandfrei mit unserem 2000 Watt Boliden. Was ist aber mit den ganzen Feinheiten und Nuancen in der Musik, wodurch sich beispielsweise eine Stradivari von einer anderen Violine unterscheidet? Hierfür sind die Obertöne entscheidend, und nicht nur die erste Oktave über dem Grundton, sondern eben auch darüber. Diese liegen im Pegel erheblich unter den 85dB Abhörpegel aus dem Beispiel, sagen wir einmal 20 bis 30dB. Hier muss unser Bolide nur circa 1,6 Milliwatt bereitstellen, bei geringeren Pegeln noch erheblich weniger. Hier sind Verstärker im Kleinleistungsbereich eindeutig im Vorteil; diese brauchen dann aber wieder Lautsprecher mit hohem Wirkungsgrad.
Jetzt kommt natürlich die Frage, war das schon alles? Als erste haben die Jungs von L’Audiophile in Paris in den 70ern festgestellt, dass zwischen einzelnen Kondensatoren tonale Unterschiede bestehen. Dies war in der damaligen Zeit ein absolutes Novum. Hören konnten sie dies, weil sie eben Hornsysteme mit über 100dB Kennschalldruck benutzt haben. Zudem ist bei Hochwirkungsgrad-Lautsprechern die Ansprechschwelle sehr gering, geringste Signale werden schon in Membranbewegungen umgesetzt. Dies bedeutet, dass man damit auch leise sehr gut Musik hören kann. Hörner bieten bei geringen Lautstärken einen wesentlich höheren Dynamikumfang als herkömmliche Lautsprecher. Die Ansprechschwelle hängt natürlich auch noch von anderen Chassisparametern ab wie beispielsweise der mechanischen Güte Rms. Das andere Extrem funktioniert natürlich genauso gut. Die explosive Dynamik eines alten WE Horns muss man einfach einmal erlebt haben, damit man weiß, wo der Hammer hängt.
Keine Nachteile? Doch natürlich. Nichts ist umsonst in der Physik. Wenn man die drei Eigenschaften Wirkungsgrad – Tiefbass – Gehäusegröße nimmt, so kann man nicht unabhängig voneinander alle drei Faktoren optimieren. Kleines Gehäuse, hoher Wirkungsgrad und linear bis 20Hz geht einfach nicht. Ein Hochwirkungsgrad-Chassis hat entweder wenig Bass oder benötigt ein großes Gehäuse. Umgekehrt hat ein Basschassis mit Tiefgang im kleinen Gehäuse keinen hohen Wirkungsgrad.
Zweitens kann der hohe Wirkungsgrad und die damit verbundene feine Auflösung natürlich auch Probleme machen, das kleinste Rauschen einer Röhre oder eines Transistors wird dann schnell zum Wasserfall. Mittlerweile sind die seriösen Hersteller aber in der Lage, auch für Chassis über 100dB rauschfreie Röhrengeräte zu bauen. Verfärbungen bei diesen Systemen sind natürlich auch immer ein Thema, dies lässt sich aber lösen. Auch ein linearer Frequenzgang ist durchaus möglich. Dann werden die Treiber und Konstruktionen allerdings teuer.
Hocheffiziente Lautsprecher führen immer noch ein Nischendasein, wenn auch die Zahl der angebotenen Systeme steigt. Allerdings gilt ein Lautsprecher mit 92 dB auch schon als Hochwirkungsgrad Modell. Eigentlich schade, denn manch einer würde mit so einem Modell vielleicht den idealen Lautsprecher finden. Dass diese nicht für jeden Geschmack geeignet sind, ist klar.
Der Schöpfer dieser – man darf wohl sagen – ungewöhnlichen Phonostufe ist Carlos Candeias, der Inhaber und Geschäftsführer der 2009 etablierten B.M.C. Audio GmbH. Schon 1986 gründete er noch während seines Studiums an der TU Berlin seine erste Firma. Ich habe ihn erstmals zehn Jahre später vor einem Test seiner Laufwerks/Wandler-Kombination getroffen und zwar am Sitz von Candeias Audio Engineering in Stade. Seine Firma war damals nicht nur mit äußerst schmucken Komponenten unter dem Familiennamen des Elektroingenieurs am Markt vertreten, sondern entwickelte bereits für renommierte Hersteller aus Fernost. Schon zu der Zeit war es Carlos Candeias wichtig, dass man über jedes noch so kleine Detail seiner Kreationen informiert war, bevor man darüber schrieb. Und das völlig zu recht, boten seine Komponenten doch immer einige zuvor nie gesehene Lösungsansätze.
Den Test des MCCI hatten wir während der diesjährigen High End in München verabredet, dort aber noch nicht über schaltungstechnische Besonderheiten des Entzerrers gesprochen. Mal eben wie vor 16 Jahren in der Fertigungsstätte vorbeizufahren, um Informationen aus erster Hand einzuholen, ist momentan aber leider nicht mehr so einfach möglich, hat Carlos Candeias seinen Lebensmittelpunkt doch konsequenterweise schon 2001 nach China verlegt. Aus der Nähe von Shanghai leitet er Candeias Electronics, ein komplettes Industrieunternehmen mit eigener Entwicklungsabteilung, wie er auf der B.M.C.-Website verrät. Doch ganz anders als vor 16 Jahren spielen heute Entfernungen dank E-Mail, Telefon und Skype keine große Rolle mehr, so dass ich keinesfalls über einen Mangel an Informationen klagen kann.
Schon der Blick auf das Anschlussfeld des MCCI legt den Schluss nahe, dass der Entzerrer vollkommen symmetrisch arbeitet: Carlos Candeias bestückt ein Gerät nicht mit XLR-Buchsen für Ein- und Ausgang, wenn die Schaltung dies nicht vorgibt. Daran ändert auch der Cinch-Ausgang nichts. Die nächste Auffälligkeit ist das Fehlen von Mäuseklavieren oder Buchsen zur Aufnahme von Widerstandssteckern zur Impedanzanpassung des Tonabnehmers. Außerdem besteht keine Möglichkeit, den MCCI für MM- oder MC-Systeme zu konfigurieren. Mit den beiden Drucktasten auf der dunkel verspiegelten Frontplatte lassen sich lediglich die Intensität der Beleuchtung regeln und der Ausgang stumm schalten. Die Aufschlüsselung der Gerätebezeichnung gibt erste Hinweise auf die Eigenheiten der Phonostufe: MCCI steht für Moving Coil Current Injection. Der Entzerrer ist also allein für die Aufbereitung von Signalen von MCs gedacht und arbeitet – wie übrigens in einer von seinen beiden Betriebsarten schon vor Jahren der famose Antares von Omtec – mit einer Stromkopplung, so dass die bei einer Spannungskopplung notwendige Impedanzanpassung überflüssig ist.
Seine Current Injection genannte Variante der Stromkopplung, so Carlos Candeias, verwende, wie der Name schon sagt, den Strom, den das Tonabnehmersystem generiert. Die erste Stufe seiner selbstverständlich diskret aufgebauten Schaltung könne man als einen cleveren Strom/Spannungs-Konverter bezeichnen, der den vom System erzeugten Strom in eine höhere Spannung wandle, wobei an dieser Stelle auch der erste Teil der RIAA-Entzerrung vorgenommen werde. So könne die Frequenzgangkorrektur einerseits passiv, also ohne Gegenkopplung und auch ohne die sonst bei passiven Lösungen nötige Überverstärkung realisiert werden. Allerdings funktioniere diese Schaltungsauslegung nur in der symmetrischen Variante, was aber kein Problem darstelle, da ja alle Tonabnehmer konstruktionsbedingt eine erdfreie symmetrische Quelle seien. Mich braucht Carlos Candeias von den Vorzügen eines symmetrischen Entzerrers nicht mehr zu überzeugen. Allein die Immunität gegen Einstreuungen, Radioempfang oder Knackser beim Einschalten von Lampen rechtfertigen in meinen Augen den Mehraufwand – um von den klanglichen Vorteilen zum Beispiel durch einen größeren Headroom ganz zu schweigen.
Während das Tonabnehmersystem bei einer Spannungskopplung im oberen Frequenzbereich durch Lastwiderstände bedämpft werden müsse, die jedoch nur Energie vernichteten, und man einen Kompromiss zwischen ausreichender Dämpfung und nicht zu großem Energieverlust zu finden habe, werde das System bei der Stromkopplung elektrisch so strak bedämpft, dass es perfekt kontrolliert werde, ohne dabei Energie zu vernichten, erklärt Carlos Candeias. Daher sei eine Impedanzanpassung bei seiner Schaltung keinesfalls nötig.
Der zweite Teil der RIAA-Entzerrung findet in der zweiten, rein spannungsverstärkenden Stufe statt. Diese sei leicht zu bauen, gibt Carlos Candeias zu Protokoll, da die Eingangsspannung hier schon relativ hoch liege. An dieser Stelle kann dann eine Einstellung der Verstärkung vorgenommen werden, um sie der Effektivität – und nicht der Ausgangsspannung! – des Systems anzupassen. Die Effektivität ergibt sich etwas pauschal betrachtet aus dem Verhältnis von generierter Spannung und Innenwiderstand des Tonabnehmers: So besitzen zum Beispiel ein System mit 0,28 Millivolt und 15 Ohm Impedanz und ein High Output MC mit 2,8 Millivolt und 150 Ohm eine ähnliche Effektivität. Und das hat zur Folge, dass nach der ersten Stufe der Direct-Injection-Schaltung annähernd dieselbe Spannung zur Verfügung stehen. Bei der Eingangsstufe – oder in der Terminologie des Entwicklers: dem Strom/Spannungs-Konverter – ist eine Verstärkungseinstellung prinzipbedingt nicht nötig.
In der zweiten Stufe des MCCI wird nicht nur die zweite RIAA-Frequenzgang-Entzerrung vorgenommen, sondern auch die sogenannte Neumann-Korrektur, die durch das Umsetzen eines Jumpers im Inneren allerdings auch deaktiviert werden kann. Carlos Candeias plädiert allerdings für ihre Verwendung: „Die klassische RIAA-Entzerrung läuft zu hohen Frequenzen hin mit unendlicher Dämpfung aus. Umgekehrt setzt dies voraus, dass die Schallplatten zuvor mit unendlicher Verstärkung zu hohen Frequenzen hin geschnitten wurden, was natürlich unmöglich ist. Insofern ist die klassische RIAA immer falsch! Für die Begrenzung zu hohen Frequenzen hin gibt es seit mehreren Jahrzehnten einen quasi-Standard vom Schneidmaschinen-Hersteller Neumann. Der Unterschied der Neumann-Korrektur im Pegel ist zwar klein, aber sehr gut hörbar. Die Phasen-Korrektur am oberen Ende des Übertragungs-Bereichs ist sogar noch wichtiger.‟ Schon überzeugt: Während des Tests bleibt die Neumann-Korrektur in Betrieb.
Verzichten werde ich allerdings auf das Subsonic-Filter und zwei weitere, per Jumper zu aktivierende Frequenzgangmanipulationen, deren Einsatz B.M.C. bei „Aufnahme-Fehlern‟ oder „etwas bass-armen Tonabnehmer/Tonarm-Kombinationen‟ empfiehlt. Damit ließe sich der unterste Tiefbass und/oder der „Wärme-Bereich‟ ein wenig anheben. Eigentlich keine schlechte Idee: Dank einer leichten Abweichung vom linearen Pfad der Tugend ermöglich der MCCI auch Besitzern nicht idealer Arm/System-Kombinationen genussvolles Hören. Es macht sowieso Sinn, beim schrittweisen Upgrading seiner analogen Quelle mit dem MCCI zu beginnen, denn seine schaltungstechnischen Spezialitäten dürften in einigen Fällen die Bewertung von Tonabnehmern über den Haufen werfen, die man mit eher konventionellen Phonostufen vorgenommen hat. Wenn auch fast alle MCs und auch High-Output-MCs gut mit dem MCCI funktionieren, so harmonieren doch System mit recht hoher Ausgangsspannung bei gleichzeitig niedrigem Innenwiderstand ganz besonders gut mit der Current-Injection-Schaltung. Und da fallen gewiss nicht nur mir die Kreationen ein, an deren Entstehen Matsudaira beiteiligt war, wie etwa das MY Sonic Lab oder AirTights PC-1 (Supreme). Auch einige neue Lyras und Ortofons A90 hat Carlos Candeias auf seiner Favoritenliste. Doch experimentieren Sie – wenn möglich – selbst. Ich folge einfach der Empfehlung des Entwicklers und nehme eines meiner Lieblingssysteme: das Supreme, denn das Lyra Olympus ist gerade in Japan, um für den Vergleich mit dem Atlas fit gemacht zu werden.
Doch bevor wir zum Klang des MCCI kommen, noch schnell ein Blick ins Innere des Gehäuses: Rechts befinden sich die beiden vierlagigen Signalplatinen für je einen Kanal. Die erste Stufe befindet sich unter einem verkupferten Schirmgehäuse aus Eisenblech und erlaubt nur durch einige schmale Schlitze zur Belüftung den Blick auf die SMD-bestückte Platine. Leider werden die Schrauben der Schirmdeckel mit Muttern unterhalb der Platinen gesichert, so dass man den Entzerrer beinahe komplett hätte zerlegen müssen, um auch diesen Teil der Schaltung abzulichten. Laut Auskunft des Entwicklers arbeiten in der Eingangsstufe zehn Spezialtransistoren mit hoher Stromverstärkung und einer typischen Rauschzahl von 0,3 Dezibel. Die Parallelschaltung reduziere das statistische Rauschen dann noch einmal um zehn Dezibel. Die verwendeten Metallfilm-Widerstände in Dünnfilm-Ausführung wiesen eine Toleranz vo lediglich 0,5 Prozent auf und seien aufgrund ihrer kappenlosen Bauart induktionsfrei. Die dank ihrer Wicklung ebenfalls induktionsfreien Polystyrene-Kondensatoren besäßen keine Eigenresonz und die „Balanced Current‟-Elektrolytkondensatoren der Stromversorgung zeigten eine symmetrischen Strom-Kennlinie und seinen üblichen Elkos weit überlegen.
Apropos Stromversorgung: Die ist auf der Platine ganz links im Gehäuse untergebracht und als Schaltnetzteil ausgeführt. Da ich die in audiophilen Kreisen verbreiteten Vorurteile gegen eine solche Lösung kenne und eher gefühlsmäßig denn technisch begründet in gewissem Rahmen auch teile, bat ich Carlos Candeias, seine Entscheidung für diese Art Netzteil kurz zu erläutern, was er auch bereitwillig, aber nicht wirklich kurz tat: Grundsätzlich gelte, dass man jede Art von Netzteil gut oder schlecht bauen könne. Schaltnetzteile hätten aber immer dann gute Ergebnisse gezeigt, wenn die Last nicht zu hoch sei und relativ wenig variiere. Beim MCCi käme die einzige Varianz vom Dimmer der Beleuchtung, nicht jedoch vom Verstärker, und die benötigte Leistung sei niedrig. Top-Schaltnetzteile filterten nicht einfach Schaltschmutz weg, sondern minimierten diesen bereits bei seiner Entstehung. Kleineren Restkomponenten würden mit einer aufwändigen Filterung und ungewöhnlicherweise auch mit einer Menge Speicherkapazität entgegengewirkt. Darüber hinaus eliminiere ein aktiver Gyrator auf der Primärseite den Netzbrumm vollständig. Die Summe dieser Maßnahmen führe zu einer Spannungsversorgung, die im Audio-Bereich eine niedrige und konstante Impedanz über die Frequenz habe und deren Störspektrum oberhalb von 80 Kilohertz liege. Da Phonostufen extrem empfindlich im Brumm-Bereich sind und oberhalb von 80kHz im Grunde keine Verstärkung mehr haben, sei ein hochwertiges Schaltnetzteil hier schlicht die beste Lösung. Wenn der MCCI jetzt auch noch überzeugend klingt, dürfte es an der Zeit sein, von einem weiteren wohlgehegten Vorurteil Abschied zu nehmen.
Der B.M.C. findet erst einmal direkt auf einer Ebene eines Pagode-Racks ein Plätzchen und darf sich eine paar Tage am Netz akklimatisieren, kam er doch fabrikneu in Gröbenzell an. Ich bringe es aber nicht übers Herz, ihn per beigepackten Netzkabel mit dem Stromnetz zu verbinden und spendiere ihm sogleich ein HMS-Kabel. Auch wenn der MCCI noch nicht eingespielt ist, höre ich schon bei den ersten Scheiben recht genau hin, genau genommen sogar vor der ersten LP: Ich drehe den Lautstärkeregler ein gutes Stück nach rechts – weit über die beim Musikgenuss übliche Einstellung hinaus – und vernehme erstaunt, dass dabei zwar das Rauschen lauter wird, aber nicht die geringste Brummkomponente ans Ohr dringt. Die tonale Zusammensetzung des Rauschens unterscheidet von der der meisten Phonostufen. Insgesamt liegt der etwas höhenbetonte Störteppich deutlich unter dem Rillengeräusch und ein wenig über dem, was die zum Vergleich herangezogenen symmetrischen Einstein-Phonostufen hören lassen. Aber die haben jetzt erst einmal ein, zwei Wochen Pause, da es gilt, dem MCCI zu ein paar Betriebsstunden zu verschaffen.
Gleich von Beginn an begeistert der B.M.C. mit einer unbändigen Spielfreude. In puncto Dynamik bleiben keine Wünsche offen. Auch Durchzeichnung und Raumillusion können auf Anhieb überzeugen. Nur bei den Klangfarben vermisse ich einen Hauch Sattheit und Wärme, was aber vor dem Absolvieren einer angemessenen Einspielzeit keine wirkliche Kritik sein kann. Während dieser kommt dann auch mal ein Brinkmann EMT ti zum Zug, das mit über einem Millivolt Ausgangsspannung bei 5 Zentimetern pro Sekunde deutlich weniger Strom liefert als das AirTight, am B.M.C. und daher auch ein wenig leiser rüberkommt – aber klanglich dennoch überzeugt: Die EMT-typisch Wucht im Bass geht keinesfalls verloren, und diese Auflösung und Raumgröße habe ich mit einem EMT sonst nur über deutlich teurere Phonostufen erleben können.
Im Verlauf der Einspielzeit spendiere ich dem B.M.C noch einen Satz Pulsar Points. Die verhelfen dem Entzerrer zwar zu einem Hauch mehr Definition und Luftigkeit, der Effekt ist jedoch keinesfalls dramatisch, was für die mechanische Solidität des B.M.C. spricht. Als dann nach einigen Wochen die Einsteins wieder einmal als Bezugspunkt dienen, sind beim MCCI jegliche Kühle und die Mattigkeit der Farben spurlos verschwunden. Auch in einer Paradedisziplin der Einsteins, der Dynamik, liegen die Leistungen des B.M.C. zumindest gleichauf. Aber Carlos Candeias hatte ja schon prophezeit, dass es sich auszahlt, keine Energie durch Abschlusswiderstände zu „verheizen‟. In fast allen anderen Bewertungskriterien kommt der MCCI meiner persönlichen, mehr als zweieinhalbmal so teuren Referenz unverschämt nahe. Lediglich die Raumillusion der Einsteins gerät noch eine Spur realistischer als die, die der B.M.C. vermittelt und zwar vor allem in der Höhe der Abbildung. Aber dafür werde ich dem rundum überzeugenden MCCI nicht den geringsten Vorwurf machen: Carlos Candeias ist auch mit seiner neuen Firma immer wieder für eine positive audiophile Überraschung gut.
GEHÖRT MIT | |
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Plattenspieler | Brinkmann LaGrange mit Röhrennetzteil |
Tonarm | AMG Viella 12‟, Kuzma 4point |
Tonabnehmer | AirTight PC-1 Supreme, Brinkmann EMT ti |
Phonostufe | Einstein The Turntable‘s Choice (sym) |
Vorverstärker | Brinkmann Marconi |
Endstufe | Brinkmann Monos |
Lautsprecher | LumenWhite DiamondLight Monitors |
Kabel | Precision Interface Technology, HMS Gran Finale Jubilee, Audioplan Powercord S |
Zubehör | PS Audio Power P5, Clearaudio Matrix, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Finite Elemente Pagode Master Reference Heavy Duty und Cerabase, Harmonix Real Focus, Audio Exklusiv d.C.d Base, Feet und Silentplugs |
HERSTELLERANGABEN B.M.C. Phono MCCI | |
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Frequenzgang | 20 Hz - 20 kHz (+/- 0.25 dB) |
Geräuschspannungsabstand | > 80dB |
THD bei 1 Khz, 4VRMS | 0,025% |
THD bei 1 kHz, 2V RMS | 0,017% |
Eingangsimpedanz | < 3Ω |
Ausgangsimpedanz | 100Ω |
Subsonicfilter | -6dB/10Hz |
Leistungsaufnahme (Leerlauf) | 20 Watt |
Abmessungen (B/H/T) | 435/91/350 mm |
Gewicht | 8kg |
Preis | 2400 Euro |
Garantie | 2 Jahre |
HERSTELLER / VERTRIEB B.M.C. Audio GmbH | |
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Anschrift | Van-der-Reis-Weg 9 59590 Geseke |
Telefon | +49 2942 9299 7590 |
Fax | +49 2942 9299 7599 |
info@bmc-audio.de | |
Internet | www.bmc-audio.com |
Dabei hätte ich es besser wissen können: Ende der 80-ziger Jahre war ich stolzer Besitzer eine Röhrenvor-/MosFET-Endstufen-Kombination von Bartolomeo Aloia, die schon verdammt gut klang, aber auch die ein oder andere Macke hatte und damit dazu herausforderte, selbst ein wenig aktiv zu werden. Der Großteil der Modifikationen bezog sich auf die Vorstufe und ihre Lautstärkeregelung, die anfangs nur kanalgetrennt funktionierte, wenn ich mich recht erinnere. Dass ein Schalter mit eigens berechneten Widerständen die Aufgabe übernahm, als ich die DaCapo schließlich an einen befreundeten Hifi-Händler im Ruhrgebiet verkaufte, weiß ich jedenfalls noch genau. Bei der Endstufe habe ich unter anderem die Sicherungen auf den Signalplatinen direkt auf die Boards gelötet, um die Übergangswiderstände in den Sicherungshaltern zu umgehen. Aus heutiger Sicht kann ich mir nicht vorstellen, dass diese wenn nicht sicherheitstechnische, so doch zumindest im Schadensfall versicherungstechnisch eher bedenkliche Maßnahme sehr viel gebracht haben dürfte. Aber zumindest hatte ich damals eine der möglichen Schwachstellen einer jeden Schaltung im Blick. Von speziellen, für audiophile Anwendungen hergestellte Sicherungen, die völlig risikolos gegen die simple Massenware ausgetauscht werden kann, konnte man damals nur träumen. Das ist heute glücklicherweise anders.
Schon seit über fünf Jahren sind die AHP Feinsicherungen auf dem Markt – und das in der deutlich verbesserten Version II, bei der auch die Kontaktkappen aus Kupfer gefertigt werden. Die Oberflächen der Kappen sind dann gleich in zwei Varianten erhältlich: einmal vergoldet und einmal hochglanzpoliert. Dabei geht es nicht um klangliche Unterschiede, die ein Feintuning in die ein oder andere Richtung ermöglichen sollen. Die beiden Ausführungen zielen eher auf zwei Anwendergruppen: Die minimal höhenbetonteren Goldversionen sind für diejenigen Musikfreunde gedacht, die sich einmal zu einem Austausch der Sicherungen auch an vielleicht schwer zugänglichen Geräten aufraffen, dann aber einfach auf höherem Niveau Musik genießen und das Thema Klangtuning möglichst schnell vergessen möchten. Dank der direkt auf das Kupfer aufgebrachten Goldbeschichtung sollen die AHP-Sicherungen ihre Wirkung auch noch nach Jahren ohne Abstriche entfalten: Korrosion ist hier nicht zu erwarten.
Die polierten Reinkupferkappen hingegen dürften für aktive Audiophile die erste Wahl sein, da man für den tendenziell erdverbundeneren Klang die Sicherungen etwa einmal pro Jahr von etwaiger Oxidation befreien sollte, wie Andreas Jungblut, AHP-Inhaber und Entwickler der Sicherungen erläutert. Das Aufbringen eines gutes Kontaktmittels wie etwa ProGold kann den Zeitraum bis zur nächsten notwendigen Reinigungsaktion übrigens deutlich verlängern.
Schon bei der ersten Version der AHP Feinsicherungen bestand der Schmelzleiter aus Kupfer und befand sich in einem resonanzoptimierten Keramikrohr mit Löschmittelfüllung. Diese sorge, so der Entwickler, für eine konstante Leitertemperatur und beruhige den Schmelzleiter mechanisch. Auf die Beschreibung der diesen Maßnahmen zugeschriebenen klanglichen Effekte verzichte ich zugunsten der Schilderung der Wirkung der kompletten Sicherungen in meiner Kette. Andreas Jungblut geht zwar auch davon aus, dass die mit seinen Sicherungen bestückten Komponenten nach einer einer Weile am Netz klanglich noch ein wenig zulegen, ein Großteil der Verbesserungen sei aber sofort nach Wechsel vom Stardard-Bauteil auf AHP zu hören – womit sich diese ganz anders verhalten als etwa die AMR Sicherungen, die Amre Imbrahim vor Jahren kurz an dieser Stelle beschrieben hat. Was lag also näher als sich in meinem Hörraum zu treffen, sich richtig Zeit zu nehmen und nach und nach nahezu alle Komponenten auf die AHPs umzurüsten?
Um es uns bei den ersten Geräten leicht zu machen, haben wir die Songs über Amarra vom iMac auf den Mytek-Wandler zugespielt. Den Rechner zu öffnen und nach einer Sicherung zu suchen, habe ich mich übrigens bisher nicht getraut. Einfacher war es da mit dem PS Audio P5 Power Plant, von dem alle Verstärker und Analog-Gerätschaften versorgt werden. Hier brauchte man wirklich keine Fledermausohren, um festzustellen, dass Durchzeichnung, Raumanmutung, Bassdruck und -definition vom Sicherungswechsel profitierten. Wie vermutet reagierten die Brinkmann-Mono-Endstufen ähnlich positiv auf die AHPs mit den polierten Kupferkappen. Andreas Jungblut hatte sich durchgängig für diese Variante entschieden, da er sie für insgesamt noch ein wenig ausgewogener hält und meinte, regelmäßiges Putzen im Jahresrhythmus sei mir durchaus zuzumuten. Nach den bisherigen positiven Veränderungen war ich durchaus geneigt, ihm zuzustimmen. Doch dann war der Mytek an der Reihe: Auch hier nahmen Detailfreudigkeit und Durchhörbarkeit ein bisschen zu, allerdings wirkte der Bass bis in den unteren Mittenbereich ein wenig ausgedünnt – keinesfalls dramatisch, aber doch so deutlich, dass ich nicht sicher war, ob es sich lohnte, für die erwähnten Vorteile auf Tieftonenergie zu verzichten. Andreas Jungblut überzeugte mich dann aber, erst noch der bisher in der Kette allein nicht AHP-versorgten Vorstufe eine der feinen Sicherungen zu spendieren, bevor ich sie dem Wandler wieder entzog. Und er hatte Recht: Nachdem nun bis auf den iMac alle an der Wiedergabe beteiligten Geräte mit den AHPs versorgt waren, stimmte tonal wieder alles und die Verbesserungen in Auflösung, Luftigkeit und Dynamik blieben erhalten.
Nach der Umrüstung der Phonostufen ergab sich ein ähnlich überzeugendes Bild. Als wir dann gerade auch das Röhrennetzteil des LaGrange mit einer Kupfersicherung bestücken wollten, kann zufällig Helmut Baumgartner vorbei, um im nahegelegenen Fotostudio ein paar Bilder für einen Test zu machen. Er war dann aber doch zu neugierig, was die AHPs bringen könnte und leistete uns Gesellschaft – obwohl er es für wenig wahrscheinlich hielt, dass man eine Sicherung im Netzteil eines Gleichstrommotors eines Plattenspielers heraushören könnte. Prinzipiell war ich geneigt, ihm zuzustimmen – andererseits hat der Klang des LaGrange aber auch durch das Röhrennetzteil ganz eindeutig gewonnen. Und so war es dann schließlich auch bei der Sicherung: Keith Jarrett und sein Trio schienen plötzlich mit mehr Drive zu agieren. Allerdings hatten wir vergessen, vor und nach dem Sicherungswechsel die Geschwindigkeit des Tellers zu überprüfen. Vielleicht habe das Ein- und Ausschalten ja zu einer minimalen Geschwindigkeitserhöhung geführt, versuchten wir den nahezu unerklärlichen Effekt kleinzureden. Aber warum sollte das Laufwerk sich nach der Umrüstung gerade schneller drehen? Die Sicherung brachte jedenfalls eindeutig eine nicht zu überhörende Verbesserung der Wiedergabe – wie auch immer sie zu begründen sein mag.
Als letztes kam dann eine Studer A80 an die Reihe. auch sie reagierte auf die AHPs mit minimal satteren Klangfarben und einer offeneren und weiträumigeren Abbildung. Und diesmal gab es rein nichts daran zu deuteln: Der einzige Grund dafür konnte der Wechsel der Sicherung sein!
Es hatte wirklich Spaß gemacht, gemeinsam mit Andreas Jungblut eine Vielzahl immer wieder gern verwendeter Test-Klassiker und das ein oder andere Schmankerl vom Band zu hören – und dabei die beträchtlichen Verbesserungen durch seine Sicherungen aufzuspüren. Aber anschließend fragt man sich dann doch, ob Erfahrungen im Beisein des Entwicklers so unvoreingenommen gemacht werden wie solche, die man allein gewinnen würde. Damit erst gar kein Zweifel in diese Richtung aufkommt, habe ich Jürgen Saile gebeten, nur für sich allein im heimischen Wohnzimmer auch einmal einige Sicherungen auszuprobieren. Besonders spannend werden seine Höreindrücke dadurch, dass seine Anlage ganz anders ausgerichtet ist als meine: Während bei mir vielleicht mal ein paar Röhren zum Einsatz kommen – und dann auch noch im Netzteil des Plattenspielers – und die Lautsprecher zwar keinen unverhältnismäßig schlechten Wirkungsgrad haben, aber auch keinen wirklich hohen, finden in Jürgen Seiles Anlage bei der Verstärkung ausschließlich Glaskolben Verwendung, und seine Lautsprecher haben ihren Namen wirklich verdient, liegt ihr Wirkungsgrad doch weit über 100 Dezibel. Außerdem stehen für ihn bei der Beurteilung einer Kette eher tonale Stimmigkeit und Dynamik im Vordergrund, während ich mich vorrangig für eine großzügige und glaubhafte Raumillusion begeistern kann, eine packende Dynamik natürlich ebenfalls vorausgesetzt. Hier also ein erstes kurzes Fazit des Kollegen: „Nachdem meine Musikanlage aktiv mit Röhrengeräten betrieben wird, war es interessant zu hören, wie sich ein Wechsel der Sicherungen hier auswirkt. Wegen der besseren Zugänglichkeit hatte ich zunächst die Sicherung in der Bassendstufe ausgetauscht. Zu meiner Überraschung war hier ein deutlicher Unterschied zu hören: Der Bass wurde kontrollierter, die Wiedergabe war klarer mit besserem Raum und Fokus. Allerdings war der Grundton ebenfalls verändert und mir dann zu schlank. Zu meiner noch größeren Überraschung änderte sich dies schlagartig, als ich die Sicherungen auch in den DAC einsetzte. Damit war die Balance wieder perfekt, die oben genannten Verbesserungen blieben erhalten. Populär ausgedrückt: saugut! Die Sicherung im DAC war ursprünglich für den Hochtonverstärker gedacht, deshalb kann ich momentan für diesen Bereich keine Aussage machen. Offensichtlich stellt die Schmelzsicherung ein Nadelöhr in der Elektronik dar; die Verbesserungen mit den AHPs sind nämlich kein Pappenstiel und in meiner Anlage auf Anhieb zu hören. Wer dies bestreitet, hat es sich wahrscheinlich noch nie ernsthaft angehört.‟
Natürlich sind die fehlenden Sicherungen für den Rest von Jürgen Sailes Kette schon geordert. Der Test audiophiler Sicherungshalter ist für die nahe Zukunft geplant, und ein paar Monate später werden wir dann den Elektriker bestellen und ihn Klangmodule anstelle von Vorsicherung und Sicherungsautomat installieren lassen. Das Thema Stromversorgung bleibt also heiß.
GEHÖRT MIT | |
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Plattenspieler | Brinkmann LaGrange mit Röhrennetzteil |
Tonarm | Brinkmann 12.1, Kuzma 4Point |
Tonabnehmer | Brinkmann EMT ti, AirTight PC-1 Supreme |
Phonostufe | Einstein The Turntable’s Choice symmetrisch |
Bandmaschine | Studer A80 |
CD-Laufwerk | Wadia WT 3200 |
D/A-Wandler | Mytek Stereo192-DSD DAC |
Vorverstärker | Brinkmann Marconi |
Endstufe | Brinkmann Monos |
Lautsprecher | LumenWhite DiamondLight Monitors |
Kabel | Precision Interface Technology, HMS Gran Finale Jubilee, Audioplan Powercord S, CharismaTech |
Zubehör | PS Audio Power P5, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Finite Elemente Pagode Master Reference Heavy Duty und Cerabase, Harmonix Real Focus |
VERTRIEBSANGABEN AHP Feinsicherungen | |
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Erhältliche Werte | 100 / 125 / 160 / 200 / 250 / 315 / 400 / 500 / 630 / 800 mA 1 / 1,25 / 1,6 / 2 / 2,5 / 3,15 / 4 / 5 / 6,3 / 8 / 10 / 12,5 / 16 A |
Ausführungen | Reinkupfer vergoldet Reinkupfer hochglanzpoliert |
Preis / Stück | 14,90 Euro (5 x 20 mm, 250V, träge) 19,90 Euro (6,3 x 32 mm, 250V, träge) |
HERSTELLER UND VERTRIEB Audiophile Hifi-Produkte | |
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Anschrift | Kölner Straße 46 57555 Mudersbach |
Telefon | +49 271 3031267 |
Internet | www.audiophiles-hifi.de |
info@audiophiles-hifi.de |
Eigentlich liefert der CD Spieler ja genügend Spannung um die Endstufen direkt anzusteuern! Einen Versuch ist dies natürlich immer wert, aber eine potente Ausgangsstufe muss der DAC unbedingt haben. Und da fangen die Probleme oftmals schon an, diese lässt sich nämlich nicht für ein paar Cent realisieren. Spätestens aber mit dem Betrieb eines Plattenspielers stellt sich die Frage nach der Vorstufe nicht mehr.
Der Vorverstärker prägt entscheidend den Klang. Mehr noch als die Endstufe. Eine Fehlanpassung eines zu schwachen Endverstärkers an einen 80-Dezibel-Lautsprecher kostet Dynamik, das ist eigentlich jedem klar. Dass aber auch die Vorstufe bei schlechter Auslegung Dynamik vernichten kann, wird gerne übersehen. Die Vorstufe muss winzige Signale aus dem Millivoltbereich auf Ausgangspegel von mehreren Volt anheben. Somit ist auch einleuchtend, dass hier allergrößte Sorgfalt beim Schaltungsdesign und der Auslegung der Baugruppen erforderlich ist. Ich behaupte einfach einmal ganz frech, dass der Bau einer hervorragend klingenden Vorstufe eine viel größere Herausforderung ist, als der einer Endstufe. Leider schlägt sich dies – bei adäquater Auslegung – auch im Preis nieder.
Nicht nur in China oder Japan werden Röhrengeräte gebaut, auch wenn es manchmal den Anschein hat. Die Firma Einstein liefert den besten Beweis, dass in unseren Landen hervorragende Geräte dieser Gattung gebaut werden. Vor mir steht, nein ruht, der Röhrenvorverstärker „The Preamp“ aus gleichem Hause. Bereits optisch ist dies ein spektakuläres Objekt, eine Armee von 18 Doppeltrioden vom Typ E88CC haben sich hinter den beiden verchromten Trafogehäusen positioniert. Ist dies nun ein Gerät für eine 9 Kanal Surround Anlage?
Mit so einem Unsinn gibt sich Rolf Weiler, der Einstein-Entwickler, natürlich nicht ab. Die Idee bei diesem Design ist meines Erachtens weltweit einmalig. Man möchte nicht nur kurze Signalwege realisieren, sondern auch gleich den Eingangsumschalter einsparen. Je weniger Übergangskontakte, desto besser. Diesen Part übernehmen zehn E88CC Trioden; jeder Eingang hat somit seine eigene Triode. Der Eingangswahlschalter aktiviert dann nur noch die Heizspannung der Röhre des gewünschten Eingangs und schaltet diese um, wenn der Eingang gewechselt werden soll.
Dies bedeutet, dass im Betrieb immer nur ein Röhrenpaar im Eingang aktiviert ist. Nix mit Weihnachtsstimmung und 18 glimmenden Trioden! Aber 10 Röhren sind wegen der 8 Ausgangsröhren dennoch immer in Betrieb. Weiler setzt in dem Testgerät Philips NOS Röhren vom Typ JAN 6922 (baugleich mit E88CC) ein. JAN steht für Joint (!) Army Navy, also für Militärzwecke spezifizierte Röhren, mit Standzeiten von 10.000 Stunden! So einen Treibsatz findet man auch nicht alle Tage in einer Vorstufe. Der Vertrieb hält auch genügend Ersatzröhren vorrätig, so dass sich niemand um Nachschub sorgen muss. Die Röhren sind auf einem Subchassis federnd gelagert mit einer Eigenresonanz von 3 – 5 Hertz, dies sind Frequenzen, die vom Lautsprecher üblicherweise nicht mehr wiedergegeben werden.
The Preamp hält drei unsymmetrische und zwei symmetrische Eingänge bereit, die Ausgänge sind ebenfalls in beiden Versionen vorhanden. Intern arbeitet der Verstärker vollsymmetrisch, unsymmetrische Signale werden über die Eingangsröhre automatisch symmetriert und verstärkt. Hierfür werden zwei Hälften der 6922 Eingangstriode als kathodengekoppelter Differenzverstärker verwendet. Über das Lautstärkepoti lässt sich der Arbeitswiderstand zwischen den beiden Anoden variieren, das Ganze fungiert somit als Lautstärkeregelung, wobei das Poti nicht im Signalweg liegt. Mit diesem Schaltungskniff ist der Fremdspannungsabstand lautstärkeunabhängig. Üblicherweise verliert man bei zugedrehtem Poti und Zimmerlautstärke 15 bis 20 Dezibel an Fremdspannungsabstand und damit auch an Feinstauflösung. Zudem tendieren im Signalweg liegende Widerstands-Potentiometer dazu, bei unterschiedlichen Einstellungen auch unterschiedlich zu klingen.
Die zweite Stufe ist ebenfalls eine Spezialität von Weiler, hier handelt es sich um einen reinen Impedanzwandler in einer Art Push-Pull Schaltung. Dabei ist die Kathode der einen Triode mit der Anode der anderen Triode verbunden. Und umgekehrt. Laut Weiler sollen sich mit dieser ungewöhnlichen Schaltung Verzerrungen herausdifferenzieren. Die Vorstufe hat eine für ein Röhrengerät extrem hohe Bandbreite von sieben Hertz bis zu 250 Kilohertt, deshalb gibt es im Hörbereich bis 20 Kilohertz keinerlei Phasenverschiebungen. Der Preamp kann mit einer Ausgangsimpedanz von nur 50 Ohm aufwarten und somit alle gängigen Endstufen treiben, auch Studiogeräte mit 600 Ohm Eingangsimpedanz sollten kein Problem sein.
Wenn also jemand behauptet, im Schaltungsdesign von Röhrengeräten sei bereits alles von Tektronix oder Telefunken erfunden worden, dem empfehle ich, sich einmal die Schaltungstopologie des Preamp anzusehen. Großen Wert legt Rolf Weiler auf eine großzügig dimensionierte Stromversorgung. Hier realisiert mit zwei riesigen Ringkerntrafos, jeweils einer pro Kanal. Dies ist meiner Meinung nach auch einer der Gründe für die aberwitzige Dynamik, die diese Vorstufe liefert. Doch dazu gleich mehr.
Vorweg aber eine kleine Bemerkung am Rande: Ein interessantes Phänomen konnte ich zwischen den Hörgewohnheiten von Musikern und manchen Highendern feststellen. Highender ist übrigens so ein Wort, das ich eigentlich hasse, da muss ich immer an Zwölfender denken. Egal, ein Musiker orientiert sich eher an der Interpretation, und vielleicht noch Dingen wie korrekte Stimmung der Instrumente, rhythmisch genaue Spielweise und so fort. Der besagte Highender achtet manchmal auf Dinge, die mit der Musik nichts zu tun haben. Beispielweise Tiefenstaffelung, Breite der Bühne, Nebengeräusche der Instrumente, Husten in der 5. Reihe links...
Dies kann man gut bei der CD Keith Jarrett The Köln Concert nachvollziehen. Fragen Sie einmal einen Kollegen, was ihm bei der CD auffällt. Oft kommen dann Antworten wie oben genannt, mit Nebengeräuschen ist man bei Keith Jarrett ja meistens gesegnet. Bisher hat aber jeder Musiker sofort und als erstes genannt: der Flügel ist verstimmt! Der eigentlich für das Konzert ausgesuchte Flügel wurde nicht geliefert, statt dessen musste ein vorhandener Stutzflügel mäßiger Qualität, mit einigen klemmenden Tasten herhalten. Jarrett hat hier auf geniale Weise das musikalische Geschehen den Möglichkeiten auf diesem Instrument angepasst.
Nichtsdestotrotz kommen bei dieser CD die primären Stärken des Preamp voll zum Tragen. Die dynamische Spielweise von Jarrett kann den Rest der Anlage allein im Diskantbereich vor große Probleme stellen. Richtig auffallen wird dies erst, wenn man die CD einmal über einen Vorverstärker wie diesen hört, der die Klavieranschläge realistisch abbilden kann. Das Klavier ist ein Schlaginstrument! Aber nicht nur die Dynamik ist entscheidend, sondern auch die körperhafte Darstellung des Flügels. Wenn der Grundton hier zu schwach ausgeprägt ist, bekommen wir es bei dieser Aufnahme ganz schnell mit einem Mickey Mouse Instrument zu tun. Hifi-Feinheiten sind für den Preamp natürlich auch kein Problem: als Anfangsmotiv hat sich Jarrett die Melodie des Pausengongs im Kölner Opernhaus ausgesucht, im Publikum sind daraufhin einzelne Lacher zu hören. Ganz leise nur und während Jarrett spielt, aber mit dem Preamp so deutlich wie noch nie zu hören. Etwas Anderes ist aber viel entscheidender, der Tube kann die unglaubliche Spannung, die in dieser völlig frei improvisierten Musik steckt, ins Wohnzimmer übertragen. Mit frei improvisiert meine ich übrigens keinen free Jazz, sondern Jarretts Art, einen Abend lang konzertante Musik ohne Vorplanung zu schaffen.
Nun ist der Preamp keineswegs ein Gerät, das nur Dynamik kann und sonst nichts. Deshalb habe ich mir eine CD mit einer Sopranistin herausgesucht. Dynamische Geräte haben manchmal die Eigenschaft, Sänger mehr aus dem Hals singen zu lassen als aus der Brust. Dies mag bei Popsängern mangels Stimmvermögen ja noch der Fall sein, bei einem klassisch ausgebildeten Sänger natürlich nicht. Deshalb kommt die Niederländerin Johannette Zomer einmal zu Wort, auf der CD L’Esprit Galant, begleitet von Fred Jones an einer französischen Théorbe. Dieses weniger bekannte Instrument aus der Renaissance könnte man vereinfacht ausgedrückt als Basslaute bezeichnen. Sie hat einen verlängerten Hals für die Basssaiten und hierfür einen zusätzlichen Wirbelkasten. Die biegsame und geschmeidige Stimme der Sopranistin macht aus dem vorher noch heftig zupackenden Preamp kein völlig anderes Gerät. Aber die Stimme wird feinfühlig, mit allen Facetten der Interpretation abgebildet. Allerdings weniger spielerisch und mit mehr festem Willen der Sängerin als ich es bisher kannte. Was nun richtiger ist, weiß man natürlich erst, wenn man Zomer einmal live gehört hat. Jedenfalls habe ich die Théorbe im Hintergrund noch nie so deutlich gehört und Jones als vollwertigen Interpreten wahrgenommen. Meistens erlebt man das Instrument bei dieser Aufnahme eher als Hintergrundsuntermalung.
Nach dieser eher beschaulichen, aber wunderbaren Musik muss noch einmal etwas in den Player, was richtig abgeht: Woody Herman Bigband Encore live at Basin Street. Diese von Philips stammende Aufnahme habe ich sowohl als LP als auch in der CD Version von Mosaic. Leider konnten auch die Mosaic Leute nicht mehr retten, was offensichtlich bei der Aufnahme vermurkst wurde. Hier fehlt es an Klangfarben und Körper und mit den Blechbläsern schien der Aufnahmetechniker ein Problem zu haben. Aber eines kann die CD auf unglaubliche Art vermitteln: die unbändige Spielfreude der Bigband. Gleich im ersten Stück, „That’s Where It Is‟, geht es richtig zur Sache. Herman hatte offensichtlich eine Vorliebe für upbeat Tempi so um die 200, was den Musikern extreme technische Fähigkeiten abverlangt. Wie die Band hier aber losfetzt, muss man mit dem Preamp einfach einmal gehört haben. Der damalige Starsaxophonist Sal Nistico setzt mit seiner unglaublichen Stakkato Technik noch eins obendrauf. Die Musik geht hier vom Lautsprecher unmittelbar in den Bauch. Wenn uns die Musik hier gefangen nimmt, ohne dass wir uns Gedanken über fehlende Klangfarben, Bässe und was weiß ich machen müssen, dann glaube ich, sind wir auf dem richtigen Weg. Der Preamp lässt keinen Zweifel daran, dass die Aufnahme gewisse Mängel aufweist. Aber er haut sie uns nicht um die Ohren!
The Preamp widerspricht der gängigen Vorstellung vom warmen, fetten Röhrensound. Er klingt nicht nach Röhre im herkömmlichen Sinne, aber auch nicht nach Transistor. Nebenbei betrachtet ist der gerade beschriebene „Röhrensound“ auch kein Problem der Röhre an sich, sondern hängt immer mit der gesamten Konstruktion zusammen. Der Einstein ist das beste Beispiel dafür.
Diese Vorstufe drückt jeder Anlage ihren eigenen Stempel auf und zwar gewaltig! Am auffälligsten ist die dazu gewonnene Dynamik, die für mich unabdingbar für korrekte Musikwiedergabe ist. Gemeint ist damit Grob- und Feindynamik. Zudem hat der Verstärker eine extrem hohe Bandbreite, die sich hinter keinem Transistorgerät zu verstecken braucht. Der Einstein fabriziert keinen Schönklang, sondern bleibt immer neutral, aber nicht bis zur Belanglosigkeit. Ich kann mit dem Gerät stundenlang Musik hören und mich auf das wesentliche – nämlich die Musik – konzentrieren. Einen Hauch mehr Klangfarben könnte ich mir manchmal wünschen, dies hat aber nichts mit der Performance des Gerätes zu tun, sondern ist eher eine Geschmacksfrage.
Zudem ist der Preamp absolut rauschfrei, auch bei aufgedrehtem Lautstärkeregler ist an meinem 108-Dezibel-Horn am Hörplatz nichts zu vernehmen. Das Gerät läuft in Class A und sorgt für wohlige Wärme, die Abdeckungen der Trafos werden richtig heiß!
Zum Schluss noch ein Hinweis: Die Netzbuchse ist im Bodenblech links vorne angebracht; man benötigt also ein Netzkabel mit abgewinkeltem Kaltgerätestecker. Ein passendes Kabel ist beigefügt, aber notorische Kabelstöpsler finden hier eine eingeschränkte Spielwiese vor.
PS: Schon vor Beginn unserer Kooperation mit Positive Feedback Online testete dort unser Kollege Danny Kaey die Einstein Vorstufe. Lesen Sie eine zweite Meinung.
GEHÖRT MIT | |
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Laufwerk | Ayon CD-T |
DAC | Borbely Audio |
Vorstufe | Shindo Monbrison |
Endstufe | Shindo Cortese, Thomas Mayer 6HS5 PSE, 45 SET |
Lautsprecher | TAD/ WVL Fieldcoil Hornsystem |
HERSTELLERANGABEN Einstein The Preamp | |
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Fremdspannungsabstand | >95dB |
Klirrgrad | < 0.03% |
Ausgangsspannung | 2.5V an 100 Ohm |
Ausgangsimpedanz | 50 Ohm |
Bandbreite | 7 Hz bis 250 kHz |
Abmessungen (B/H/T) | 430/170/410 mm |
Gewicht | 20 kg |
Preis | 16000 Euro |
HERSTELLER & VERTRIEB Einstein Audio Components | |
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Telefon | +49 234 9731512 |
info@einstein-audio.de | |
Internet | www.einstein-audio.de |
Bevor wir kurz auf die Geschichte von Nagra eingehen, noch ein Wort zur Überschrift: Natürlich werden die Nagra-Geräte wie gewohnt unter dem – man darf wohl mit Fug und Recht sagen – legendären Namen Nagra auf den Markt kommen. Die neu gegründete Firma Audio Technology Switzerland besitzt die Namensrechte für die professionellen Aufnahmegerätschaften ebenso wie die für die High-End-Kompomenten. Für die Kunden ändert sich also rein gar nichts, da Audio Technology Switzerland selbstverständlich auch die Ersatzteilversorgung und den Service für die Nagra-Audio-Produkte übernimmt.
Die Geschichte von Stefan Kudelski ist von Beginn an eine Erfolgsstory. 1951 fertigt der Physikstudent sein erstes tragbares Aufnahmegerät und nennt es Nagra, was auf polnisch so viel heißt wie: Es nimmt auf. Den Bandtransport übernimmt hier ein Federwerk, das per Kurbel zuvor aufgezogen werden muss. Lediglich für die Röhrenaufnahme- und -Wiedergabe-Verstärker wird Energie aus Batterien benötigt. Die Maschine bewährt sich bei Expeditionen von Bergsteigern und Tiefseeforschern und wird bald von der Numero II abgelöst, die sich technisch von ihrem Vorgänger nicht grundlegend unterscheidet, aber schon das so charakteristische, Modulometer genannte Anzeigeninstrument besitzt, dass heutzutage viele Nagra Hifi-Komponenten schmückt. 1957 wird dann das volltransistorisierte und mit elektrischem Bandtransport ausgestattete Modell Nagra III vorgestellt. Wegen der Olympischen Sommerspiele in Rom im Jahre 1960 darf Stefan Kudelski sich über einen Großauftrag des italienischen RAI freuen: Während von den ersten Modellen gerade einmal um die hundert Exemplare abgesetzt werden konnten, waren es bei der Dreier insgesamt schon über 12000 Stück. Kein Wunder, denn eine Nagra garantiert den Rundfunkanstalten und den Studios bei der Aufzeichnung des Filmtons höchste Audio-Qualität.
Im Jahr 1960 beweist Stefan Kudelski dann, dass hochwertige Aufnahmegeräte noch deutlich kleiner sein können als seine bisherigen: Er entwickelt den Prototyp der Nagra SN, die als Geheimdienst- oder Spionage-Maschine berühmt wird. Später gibt es dann sogar eine Stereoversion diese feinmechanischen Meisterwerks: die SNST. 1968 beginnt dann die Ära der IV-er Serie, die drei Jahre später ihren Zenit erreicht: mit der Stereoversion, der IV-S. 1984 markiert die IV-STC mit SMPTE-Timecode für die Synchronisation mit Filmkameras einen weiteren technischen Höhepunkt. Inzwischen wurde auch das Problem der zu geringen Spielzeit beispielsweise für Konzertmitschnitte gelöst: Der QGB-Adapter mit zwei Wickelmotoren, der einfach an die Vierer angedockt werden kann, erlaubt den Einsatz von großen Spulen oder Bandtellern. In den ersten 30 Jahren der Firmengeschichte, in die noch die Naga E, die IS und so gerade eben auch noch das analoge Studiotonbandgerät T-Audio fallen, ist aus dem Ein-Mann-Betrieb ein Unternehmen mit 500 Mitarbeitern geworden, die pro Jahr über 1000 Maschinen fertigen.
Der Anbruch des digitalen Zeitalters überrascht Stefan Kudelski natürlich nicht, wie die Nagra V mit ihrer Festplatte und die digitalen Vierspur-Bandmaschinen D und DII beweisen. Die Veränderungen in der Audio-Industrie veranlassen den Firmengründer aber dazu, sich auch auf anderen Geschäftsfeldern umzutun. So bringt er Nagra an die Börse und gründet 1989 Nagravision. Unter diesem Namen werden anfangs Decoder für das Bezahlfernsehen entwickelt und – noch wichtiger – verkauft: In den ersten beiden Jahren sollen über eine Million Decoder umgesetzt worden sein. Weiter geht es mit Sicherheitstechnik und Zugangssystemen für Unternehmen, Fußballstadien, Ausstellungs- und Konzerthallen wie zum Beispiel beim Montreux Jazz Festival. Später kommen dann auch noch Chipkartensysteme für das Gesundheitswesen hinzu. Um eine lange Erfolgsgeschichte kurz zu machen: Bald darauf ist die Kudelski Group Weltmarktführer beim digitalen Pay-TV und beschäftigt weltweit weit mehr als tausend Mitarbeiter.
Im Jahr 1997 dehnte Nagra seine Aktivitäten im Audiobereich auch auf High-End-Komponenten aus. Und mit den Röhrenvorstufen PL-P sowie PL-L und danach auch mit der Endstufe VPA konnte man die Hifi-Fans spontan begeistern. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass ich damals die faszinierenden Röhren-Monos gleich nach dem Test eines Kollegen in meinen Hörraum entführte, den sie nur deshalb wieder verlassen durften, weil ich hin und wieder doch noch gerne ein wenig lauter höre, als mit den 50 Röhren-Watt an meinen Lautsprechern möglich war. Bei allen weiteren Entwicklungen wie den Transistor-Pyramiden-Endstufen, den Phonostufen und den CD-Playern war es dann dasselbe: Gleich nach der Vorstellung einer Komponente bedurfte es bei Kunden wie bei Redakteuren gleichermaßen viel Geduld, bis man eines der begehrten Geräte habhaft werden konnten. Nagra wurde immer wieder von der Zahl der Orders positiv überrascht – und brauchte entsprechend Zeit, alle Bestellungen abzuarbeiten.
Der Erfolg der Hifi-Sparte konnte aber nichts daran ändern, dass der Audio-Bereich im Vergleich zu den rasch expandierenden Geschäften von Nagravision eine immer unwichtigere Rolle spielte – vor allem natürlich in den Bilanzen der börsennotierten Kudelski Group. Da aber nur speziell darauf ausgerichtete Strukturen dem ehemaligen Kerngeschäft die gewünschte Entwicklung garantieren können, entschloss sich die Familie Kudelski, die Audio-Sparte aus der Kudelski Group auszugliedern, um so unter dem Dach von Audio Technology Switzerlang optimale Rahmenbedingungen für die Aktivitäten in den traditionellen Geschäftsfeldern High End, professionelle Aufnahmemaschinen und Aufzeichnungsgeräte für Sicherheitsanlagen zu schaffen.
Das neue Firmengebäude liegt nicht sehr weit von der bisherigen Entwicklungs- und Produktionsstätte entfernt in Romanel-sur-Lausanne. Doch die Entfernung spielt keine so große Rolle, wenn es gilt, mit einem Lager mit über 20000 verschiedenen Teilen und über 1,2 Kilometer langen Regalflächen umzuziehen. Inzwischen ist der Umzug aber Vergangenheit, und Entwicklung und Produktion laufen wieder auf Hochtouren. Noch nicht ganz fertig ist der neue, speziell gebaute Hörraum. Aber das werden Sie im Folgenden selbst sehen können. Ich habe von meinem Besuch eine Menge Bilder mitgebracht, auf denen Sie die handelnden Personen, einen Teil der neuen Räume und sogar ein bisher offiziell noch nicht vorgestelltes Produkt kennenlernen können.
Die neue Firmenführung: Pascal Mauroux, der Audio Technology Switzerland leitet, und Marguerite Kudelski. Der Schwiegersohn Stefan Kudelkis und die Tochter des Firmengründers wählten als Hintergrund die Vitrinen, in denen technische Meilensteine der Firmengeschichte und die dafür erhaltenen internationalen Auszeichnungen aufbewahrt werden.
Marguerite Kudelski ist promovierte Elektronikerin und leitet die Forschungs- und Entwicklungsabteilung von Audio Technology Switzerland. Da man sowohl auf den Gebieten Sicherheitstechnik, Pro-Audio und High End forscht, ist diese Abteilung deutlich stärker und hochkarätiger besetzt als in üblichen Hifi-Firmen.
Philippe Chambon kam nach der Gründung von Audio Technology Switzerland ins Team und beschäftigt sich vorrangig mit Audio-Entwickungen. Momentan arbeitet er an diversen, äußerst spannenden Projekten, die sich alle um Digital-Audio drehen. Ich musste jedoch hoch und heilig versprechen, auf keinen Fall mehr zu verraten.
Was Thierry Frank, der mit dem erfahrenen, aber leider auf keinem Foto zu entdeckenden Jean Coquel in einem Büro arbeitet, hier auf seinem Computer entwirft, konnte ich nicht in Erfahrung bringen. Aber bei Nagra respektive Audio Technology Switzerland ist ein hohes Maß an Diskretion unabdingbar, wenn man weiter mit Regierungen und Geheimdiensten im Geschäft bleiben will.
Wenn Herbert Bartels entweder keine Idee mehr hat, was Ihrem Gerät fehlt, oder kein passendes Ersatzteil mehr finden kann, sieht es schlecht aus. Zum Glück kommt das so gut wie nie vor. Schon am alten Firmensitz in Cheseaux-sur-Lausanne garantierte der Sales und Service Manager den Werterhalt älterer Nagra-Geräte
Gérard Beuchat ist Sales Manager für den Pro-Audio-Bereich und konnte mit einer guten Nachricht aufwarten: In wenigen Monaten werden die ersten Nagra VI ausgeliefert, die auch mit einer Abtastrate von 192 Kilohertz aufnehmen können. Das beste daran: Selbst bereits ausgelieferte Maschinen sind durch ein Software-Update auf diesen Stand zu bringen!
José Beuchat trägt den Titel Production Director nicht nur, weil er als einziger des Fertigungsteams auch recht spät am Freitagnachmittag noch anwesend war. Hier werden gerade die digitalen Sechs- respektive Acht-Spur-Recorder Nagra VI montiert
Hier sind die Frontplatten der Nagra VI in verschiedenen Fertigungsstufen zu sehen. Sie sind in grau, blau und rot erhältlich und werden wie alle Gehäuseteile zugekauft. Zum 60. Firmenjubiläum wurde auch eine Sonderedition mit Alufront aufgelegt.
Mario Jimenez als Lab Engineer obliegt die nach forschen und entwickeln zweitwichtigste Tätigkeit bei Audio Technology Switzerland: prüfen und messen. Hier nimmt er sich gerade eine fertige Nagra VI vor.
Noch einmal eine Nagra VI und noch einmal prüfen und messen. Diesmal übernimmt aber ein Audio Precision-Mess-Computer den Job. Die Ergebnisse werden sowohl für den Kunden auf beiliegenden Messschrieben protokolliert als auch firmenintern archiviert. Ich kann mich noch gut erinnern, wie beeindruck ich vor mehr als sieben Jahren war, als ich die Protokolle meiner frisch erstandenen Nagra E samt Messband auspackte …
Michel Paillard ist für das sogennannte „subjective testing‟ zu ständig. Auch bei diesem SD Recorder bleibt keine Taste ungedrückt, bevor er die Firma verlässt. Von diesem digitalen Aufnahmegerät gibt es – wie wir schon in den News im Januar berichteten – übrigens auch eine äußerst attraktive Hifi-Sonderedition.
Kein idealer Ort für Menschen, die zu Klaustrophobie neigen, ist der zweite Arbeitsplatz von Michel Paillard: Hier hört es jedes Gerät für etwa 30 Minuten, bevor es in den Versand gehen darf.
Nathalie Jaggi ist Mechanikerin und damit heutzutage auch Programmiererin: In der unter anderem auch mit einer deutschen CNC-Maschine ausgestatteten Werkstatt fertigt sie Teile für Prototypen und führt auch schon mal Korrekturen an fehlerhaft zugelieferten Teilen aus.
Im fast fertigen neuen Hörraum posiert der Marketing Director – und studierte Toningeniuer – Matthieu Latour nicht etwa vor der Anlage. Nein, er verdeckt geschickt einen, wie man hört, enorm vielversprechenden Prototypen.
Von außen kann man recht gut erkennen, dass bei der Konstruktion des neuen Hörraums Wert darauf gelegt wurde, dass es keine parallelen Flächen gibt. Selbst die Rückwand ist in sich nicht gerade, sondern sanft abgewinkelt. Am Festerausschnitt ist die Dicke der Wände des Hörraumes gut zu erkennen. Mehrere Holzschichten bringen es auf 14 Zentimeter. Noch beeindruckender ist das Gesamtgewicht der Konstruktion: vier Tonnen!
Noch einmal zurück zum Thema testen und messen: Hier müssen drei 300B – zwei Endstufen und ein Vollverstärker – ihre Leistungsfähigkeit an Lastwiderständen beweisen. Natürlich wird bei der Netzspannung getestet, an der die Geräte später einmal arbeiten sollen. Hier sind es 115 Volt.
Die neuen Vorstufen mit dem schönen Namen „Jazz‟ arbeiten intern zwar unsymmetrisch, bieten aber einen XLR-Ausgang. Nach der Präsentation auf der High End werden noch Wünsche der Vertriebe umgesetzt: Der Jazz wird auch einen symmetrischen Eingang bekommen.
Damit das Testen der einzelnen Baugruppen vor der Endmontage nicht allzu viel Zeit verschlingt, gibt es bei Audio Technology Switzerland spezielle Vorrichtungen für ein jedes Gerät, die die Arbeit erleichtern und beschleunigen. Hier eine Konstruktion zur Kontrolle der Bedienungselemente des Jazz.
Selbstverständlich muss auch das Anschlussfeld der neuen Vorstufe gründlich auf seine Funktion getestet werden. Die geschieht in einem vertretbaren Zeitrahmen mit Hilfe dieser Vorrichtung.
Natürlich reichen Messungen allein zur Qualitätssicherung nicht aus. Mindesten ebenso wichtig ist die Dokumentation des entsprechenden Procederes. Bei Nagra respektive Audio Technology Switzerland bleibt nichts dem Zufall überlassen.
Auch wenn es auf den ersten Blick nicht so aussieht, wir bleiben bei der neuen Vorstufe: Dies sind die Transformatoren, mit denen das Ausgangssignal symmetriert wird. Sie werden wie die Ausgangstrafos der Endstufen in der Firma gewickelt.
In der Trafowicklerei von Audio Technology Switzerland: Hier eine Wickelmaschine, auf der auch die Eingangsübertrager für die Mikrofoneingänge der Nagra VI gefertigt werden können.
Die zweite Wickelmaschine bei Audio Technology Switzerland: Auch die Netztransformatoren werden im Haus hergestellt. Hier erreicht man eine hohe Fertigungstiefe.
Da Trafos klangentscheidende Bauteile sind, will sich Nagra nicht auf Zulieferer verlassen und ihnen die eigenen Erkenntnisse zugänglich machen. Da investiert man lieber in ausreichend Kupfer in verschiednen Materialstärken.
Jazz oder nicht? Auch wenn die Frontplatte der des Jazz zum Verwechseln ähnlich sieht, ist dies eine wirkliche Neuentwicklung. Dieser Vorverstärker arbeitet nicht mit Röhren, sondern mit Transistoren. Noch eine kleine Anmerkung, um Ärger mit unserem Fotografen zu vermeiden: Bisher wurde noch kein endgültiger Name für die Vorstufe gefunden, und deshalb bat mich Matthieu Latour, den vorläufigen Namen nicht mit aufs Bild zu nehmen. Prinzipiell kann ich schon vollständige Geräte knipsen ...
Ich weiß noch genau, wie mich die ungeheuer positiven klanglichen Auswirkungen der Schälchen in meinem Hörraum begeistert haben und welche nicht gerade freundlichen Leserreaktionen mein Bericht darüber vor nun schon acht Jahren hervorgerufen hat. Selbst Hersteller und Vertriebe, die in meinem Hörraum zu Gast waren, sparten nicht mit ironischen Kommentaren – bis sie dann selbst hörten, was die kleinen Metallschalen akustisch leisteten. Im Laufe der Zeit haben die Resonatoren dann nach und nach ihr Voodoo-Image abgelegt und werden inzwischen von den meisten Audiophilen akzeptiert. Heute kann man sich – zumindest in einschlägigen Kreisen – ruhigen Gewissens als Klangschälchen-Benutzer outen, ohne gleich von seinem Gegenüber skeptische bis mitleidige Blicke zu ernten.
Bei Franck Tchangs Kabeln besteht von Anfang an weitaus weniger Gefahr, dass ihre Nutzer in Hifi-Kreisen als auffällig gelten. Mit einem Einstiegspreis von 600 Euro für einen Meter NF-Kabel mit Cinch-Steckern sind die Livelines zwar absolut betrachtet nicht gerade billig, dürfen in der immer extremer werdenden High-End-Szene aber geradezu als preislich moderat gelten – zumindest im Umfeld einer Anlage, in dem es Sinn macht, mit einigen Klangschälchen für den letzten akustischen Feinschliff zu sorgen. Hier an die Resonatoren zu erinnern, ist übrigens keinesfalls eine Abschweifung, sondern eher eine Hinleitung auf in den Kabeln verwendeten Materialien.
Franck Tchang, der auf seiner Website provokant behauptet, er wisse nicht, wie man normale Produkte entwickelt, entschied sich, sowohl für NF-, Digital- und USB-Kabel als auch für die Lautsprecher- und die hierzulande nicht angebotenen Netzleitungen Massivdraht einzusetzen. Dabei besteht der Draht vom Verstärker zur Box oder von der Quelle zum Verstärker aus Kupfer, der für den Weg zurück aus Silber. Dies sei notwendig, um dem Kabel die notwendige Schnelligkeit zu verleihen. Am Anfang und am Ende der beiden Massivdrähte gebe es dann jeweils ein zwei Millimeter langes Stückchen Draht aus jeder der fünf Legierungen, aus denen auch die Resonatoren gefertigt werden. Obwohl Franck Tchang hier keinesfalls die Zusammensetzungen verwendet, die beispielsweise in der Schmuckindustrie oder beim Juwelier üblich sind, nennt er sie schlicht Kupfer, Silber, Gelbgold, Rotgold und Platin. Je nach Anwendungsfall variiert nicht nur der Durchmesser der Massivleiter, sondern auch die Reihenfolge der genannten Legierungen. Deren Abfolge ist auch am Anfang und Ende eines jeden Leiters keinesfalls gleich.
Ein ein Zentimeter langes Quintett aus den verschiedenen Legierungen genau in der Mitte eines jeden Massivdrahtes optimiert das Kabel dann noch weiter für seinen Einsatzzweck. So sollen beispielsweise bei einen USB- und einem Lautsprecherkabel zwar jeweils alle fünf Metallmischungen Verwendung finden, jedoch in unterschiedlicher Reihenfolge. Genauso unkonventionell nähert sich Franck Tchang dann dem Thema Stecker: Nach einer Reihe von Experimenten entschied er sich gegen so illustre Namen wie WBT und Eichmann – die er allerdings auf Kundenwunsch ebenfalls verarbeitet – und für Neutrik, bei deren Produkten er nicht nur im Verborgenen weitere Modifikationen zur Resonanzminderung vornimmt: So versieht er zum Beispiel die Hülse des Chinch-Steckers mit drei winzigen Bohrungen, und auch die massivste Stelle der an sich hohlen Bananenstecker werden je dreimal angebohrt. Sie bestehen übrigens aus zwei miteinander verschraubten Teilen, was es dem Kunden möglich macht, den Anforderungen seiner Verstärker und Boxen entsprechend das Bananen-Ende gegen sogenannte Spades auszutauschen.
Thomas Fast, der sich nun schon fast seit einem Jahrzehnt mit großem Einsatz um den Vertrieb der Produkte Franck Tchangs in Deutschland kümmert, hatte leider kurzfristig nicht das über fünf Meter lange XLR-Kabel vorrätig, das es braucht, um in meiner Kette Vor- und Endstufen miteinander zu verbinden. Bei seinem Kurzbesuch hat er dann ein Lautsprecherkabel und eine anderthalb Meter lange symmetrische NF-Verbindung mitgebracht. Da bis auf die ein oder andere Verbindung zwischen Quelle und Vorstufe der Rest der Kette fast vollständig – bei den Netzkabeln gibt es schon mal eine Ausnahme – mit HMS bestückt ist, habe ich erst einmal die symmetrische Leitung zwischen Mytek-Wandler und Marconi getauscht – und war reichlich überrascht: Das Liveline spielt mindestens in einer Klasse mit dem Allzeit-Klassiker SunWire Reference. Es gibt einige Unterschiede, die allerdings eher in den Geschmacksbereich fallen: Das Sun wirkt eine Spur mehr erdverbunden, musiziert mit etwas gedeckteren Klangfarben und fasziniert mit einer glaubhaften, weiträumigen imaginären Bühne. Das Liveline steht dem Sun in puncto Raumillusion in nichts nach und begeistert mit einer extrem guten Auflösung und einer subjektiv empfundenen sehr hohen Schnelligkeit. Dabei ist es einen Hauch heller timbriert als das SunWire. Ein wenig dunkler kommt auch das mehrfach teurere HMS Gran Finale Jubilee daher, das einen noch minimal größeren Raum suggeriert, jedoch nicht ganz an die Lebendigkeit und Spielfreude des Liveline heranreicht. Franck Tchangs erstes NF-Kabel kann sich also auf Anhieb gegen ausgesprochen etablierte und auch deutlich kostspieliger Mitbewerber behaupten.
Erfreulicherweise bleibt das Lautsprecherkabel der mit der NF-Verbindung eingeschlagenen Richtung treu: Auch hier gibt es Details in Hülle und Fülle, ein sehr solides und tragfähiges Bassfundament, eine griffige Raumillusion und präzise fein- und grobdynamische Strukturen. Die Darstellungsgröße von Sängern und Musikern lässt ebenfalls keinerlei Wünsche offen. Und wieder drängt sich einem der Eindruck auf, die Musiker gingen dank der Livelines eine Spur freudiger und auch minimal schneller ihrer Arbeit nach. Zu den weiteren Schokoladenseiten der Kabel zählt die Fähigkeit, den Groove eines rhythmischen Songs ungemein packend rüberzubringen. Selten zuvor empfand ich beispielsweise den E-Bass auf Ravi Shankars „West Eat Meat‟ so treibend und dennoch fast schwerelos federnd. Dabei ist bei den Lautsprecherkabeln die Tendenz zu eher hellen, lichten Klangfarben weitaus weniger ausgeprägt als beim den XLRs. Hier wirkt die Wiedergabe der Livelines einfach nur völlig schlackenlos und von unnötigem Ballast befreit. Selbst in meiner durch die LumenWhite zu völliger Offenheit und schonungsloser Analyse tendierenden Kette neigen die Livelines nicht im Mindesten zur Schärfe oder gar Kälte. Je länger ich ihnen zuhöre, umso mehr drängt sich mir der eigentlich verpönte Begriff „richtig‟ auf.
GEHÖRT MIT | |
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Laufwerk | Brinkmann LaGrange mit Röhrennetzteil |
Tonarm | Kuzma 4Point, AMG 12J2 |
Tonabnehmer | AirTight PC-1 Supreme, Brinkmann EMT ti |
Computer | iMac 27‟, 3.06 GHz Intel Core 2 Duo, 8 GB, OS X Version 10.6.7 |
D/A-Wandler | Mytek 192-DSD-DAC, Prototyp |
CD-Laufwerk | Wadia WT3200 |
Audioplayer | Amarra 2.4, Pure Music 1.86 |
Vorverstärker | Brinkmann Marconi |
Endstufe | Brinkmann Monos |
Lautsprecher | LumenWhite DiamondLight Monitors |
Kabel | HMS Gran Finale Jubilee, SunWire Reference, Audioplan Powercord S |
Zubehör | PS Audio Power Plant Premier, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Finite Elemente Pagode Master Reference Heavy Duty und Cerabase, Harmonix Real Focus |
VERTRIEBSANGABEN Liveline Lautsprecherkabel 2,40m | |
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konfektioniert mit ASI Hohlbanane incl. Kabelschuh | 1440 Euro |
jede weiteren 50 cm | +180 Euro |
VERTRIEBSANGABEN Liveline NF-Kabel 1m | |
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konfektioniert mit Acoustic System RCA Stecker | 600 Euro |
konfektioniert mit XLR Stecker | 900 Euro |
VERTRIEB fastaudio | |
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Anschrift | Thomas Fast
Brählesgasse 21 70372 Stuttgart |
Telefon | +49-711-480 88 88 |
info@fastaudio.com | |
Internet | www.fastaudio.com |
Internet | www.francktchang.com |
Gemütlich war die Show auf jeden Fall, ich bekam eigentlich nie das typische Show-Gefühl, wenn – Sie kenne es ja sicherlich selbst – viel zu viele Leute in einem Raum stehen. Dafür gab es eben Musik pur. Im Gegensatz zur High End in München sind die Räumlichkeiten hier eher klein geraten, typische Hotelzimmer eben. Als Folge ist der Klang meist mehr oder minder ok, aber nicht unbedingt phantastisch. Dennoch gibt es immer wieder Demos, die wesentlich besser sind als die Norm.
Eine davon konnte man im Raum von Arian Jansen erleben, der große Elektrostaten und OTLäVerstärker samt Vorverstärker auffuhr: komplette Eigenentwicklung namens Sonorus. Das besondere Etwas an dieser Kette aber war, dass Arian gleich drei(!) neuentwickelte Tonbandmaschinen, die auf der ReVox PR-99 basierten, als Tonquelle verwendete. Von wegen Analoge Plattenspieler: Tonbandmaschinen sind der letzte Schrei hier in Amerika! Klanglich war dies wahrscheinlich eine der besten Demos, die ich auf der Show zu hören bekam: Neutral, dynamisch, extrem breitbandig und voller Charakter, da war eben richtig viel zu hören. Das einzige Manko an der Geschichte ist eben, dass die Software schwer erhältlich ist und wenn, dann recht teuer kommt. Tape Project verlangt circa 500 Dollar pro Titel, und das ist kein Pappenstiel.
Ein ähnliches Aha-Erlebnis wie bei Sonorus hatte ich auch beim Sound der Audeze-Kopfhörern. Dabei muss ich sagen, dass ich eigentlich kaum der Typ für portables Hifi bin: Kopfhörer haben mich nie so richtig fasziniert – ausser vielleicht meine In-Ear-Monitors von JH Audio (JH-13), die ich viel auf Flugreise verwende. Meiner Meinung nach sind die meisten Kopfhörer viel zu höhenlastig und auch kaum in der Lage, eine Klangquelle richtig in den Raum zu stellen. Die Audeze LCD-2 für knapp 1000 Dollar leisten sich diese Schwächen nicht. Sie klingen – eine ordentliche Quelle und Verstärkung wie beispielsweise Schiit Audio vorausgesetzt – absolut natürlich: von Höhenlastigkeit keine Spur. Bei Orchesterwerken agieren die Musiker auf einer imaginären Bühne, man bekommt wirklich ein Gefühl vom Aufnahmeraum. Meiner Meinung nach dürfte der von Audeze selbst entwickelte und gefertigte planar-magnetostatische Treiber der Grund für diesen Sound sein, der mich wirklich begeistert hat.
Dass die Jungs von TAD (Pionier), Luxman, Vivid, DarTZeel und Evolution Acoustics immer wieder einen Supersound auf Shows hinbekommen, ist schon fast eine Selbstverständlichkeit. Dennoch begeistert mich immer wieder, wie gut diese Demos wirklich sind. Wenn Sie einen guten Sound auf Shows suchen, dürfen Sie bei diesen Firmen fündig werden. Ich freue mich auf jeden Fall schon auf die Newport Show im nächsten Jahr.
Wir haben die Bilder übrigens nicht auf dem Postwege aus USA bekommen. Wie ich aber aus eigener langjähriger Erfahrung weiß, fängt bei Messen die Party oft erst an, wenn die Ausstellungsräume geschlossen sind. Da kommt man dann einfach nicht dazu, sich mit so etwas Langweiligem wie Bilderunterschriften zu befassen. Gestern hat der Kollege Kaey dann aber doch noch Zeit gefunden.
Auch wenn T.H.E. Show für „The Home Entertainment Show‟ steht, liegt der Schwerpunkt seit langem auf zweikanaligem Audio. In The Absloute Sound schrieb Kollege Harry Pearson daher: „The Only True High-End Audio shows are T.H.E. Show and Rocky Mountain‟. Nun ist es also wieder einmal so weit. Von Freitag, den 1., bis Sonntag, den 3.Juni, öffnet T.H.E Show ihre Tore in Newport Beach. Da Danny Kaey in dieser Gegend zuhause ist, konnten ihn Strand und Sonne in Kalifornien nicht von den Sehenswürdigkeiten der Messe ablenken. Hier seine ersten Eindrücke. Weitere sollen folgen.
Engelbert Wrobel ist in vielen verschiedenen Besetzungen zuhause. Eine der interessantesten dürfte das schlagzeuglose Transatlantik Jazz Swingtet sein, in dem er mit der hin und wieder auch singenden Bassistin Nicki Parrot, dem ebenfalls vokal aktiven Gitarristen und Banjo-Spieler Eddie Erickson und dem Pianisten Chris Hopkins musiziert. Die stilistische Ausrichtung der vier, die das Publikum des Birdland vom ersten Stück total im Griff hatten, beschrieb Tobias Böcker in seiner Rezension des Konzertes:
Zwar ist die Rückkehr meines Neumann SM 69 Stereomikrofons von Andreas Grosser aus Berlin schon angekündigt, aber seit den Erfahrungen mit der Jecklin-Scheibe und zwei Neumann-Gefell Kugelmikrofonen bei den Statements neunzehn und zwanzig, bin ich mir gar nicht mehr so sicher, ob das Neumann für die Akustik des Birdland wirklich die erste Wahl ist. Aber diesmal brauchte ich diese Frage mangels SM 69 noch nicht zu beantworten. Wie gewohnt kamen zum Hauptmikrofon noch das Earthworks PianoMic für den Flügel und das MBHO 603 A / KA 200 N für den Kontrabass hinzu. Bei dieser bewährten Mikrofonierung konnte ich mich voll auf die diesmal zur Verfügung stehenden Aufnahmegeräte konzentrieren. Das war einmal wie üblich eine mit 192 Kilohertz arbeitende Nagra LB, die diesmal aber nicht aus dem Mischpult angesteuert wurde, sondern, da mehr als ein Signal benötigt wurde, über einen 1-auf-4-Verteiler von ANT.
Ein zweites Analog-Signal gelangte auf den EMM Labs ADC Mk IV. Das von diesem bereitgestellte DSD-Signal wurde dann mit dem Tascam DV-RA1000HD aufgezeichet. Da es wie im zweiten Artikel über DSD beschrieben außer mit dem extrem kostspieligen Sonoma System nicht möglich ist, DSD-Files im 1Bit-Modus zu bearbeiten, habe ich auch das mit der Nagra aufgezeichnete Musik-File in der Lautstärke belassen, wie es während des Konzertes aufgenommen wurde: Unkomprimiert, nicht limitiert und mit ein wenig Headroom. Beide Versionen sind also etwas was leiser, als es sonst bei einer Annäherung an die digitale Aussteuerungsgrenze üblich ist. Während bei der Hochbit-Version der Beginn des Stückes als Startpunkt gewählt wurde, gibt es beim völlig unbearbeiteten DSD-File ein wenig mehr Vorlauf. Hier wollte ich bei der Aufnahme lieber auf auf Nummer sicher gehen, um den Anfang des Stückes nicht zu verpassen. Die erste CD-Variante wurde wie bei fast allen bisherigen Downloads auch mit dem in soundBlade integrierten Sample-Rate-Converter erstellt, die zweite mit KORGs AudioGate aus dem DSD-File. Es gibt also eine Menge zu vergleichen.
Allerdings muss man berücksichtigen, dass etwaige klangliche Vorteile der DSD-Version nicht allein dem Format zu verdanken sind. Der Tascam wurde mit Daten aus bekannt guten EMM Labs-Wandler gespeist, die Nagra musste mit ihren eingebauten Wandlern vorlieb nehmen. Ich hatte mich aber für den Einsatz des EMM Labs entschieden, da ich einfach einmal wissen wolle, welche Qualität mit DSD zu erreichen ist.
PS: Da das Transatlantic Jazz Swingtet noch keine CD in der aktuellen Besetzung aufgenommen hat, verwenden wir als Download-Buttons die Cover der CDs, auf denen alle vier in einer größeren Besetzung zu hören sind. Die Scheiben sind über www.echoesofswing.com/shop/ erhältlich
PPS: Immer mal wieder erreichen uns Anfragen, ob man die Musik-Dateien denn nun auf dem Computer anhören oder doch auf der eigenen Festplatte speichern könne. Natürlich ist letzteres möglich. Hier erst einmal eine kleine Bedienungsanleitung für Mac-User: Führen Sie einen sogenannten Sekundärklick durch, je nach Trackpad-Einstellungen durch Tippen mit einem Finger unten rechts auf das Trackpad oder an beliebiger Stelle durch Tippen mit zwei Fingern. Bei der Magic Mouse kann man den Sekundärklick mit Druck auf die rechte (Standardeinstellung) oder linke Maus-Hälfte ausführen. Daraufhin erscheint ein Auswahlfenster, in dem man „Verknüpfte Datei laden‟ oder „Verknüpfte Datei laden unter‟ anklickt. Schon wird die gewünschte Datei heruntergeladen.
Wie es unter Windows funktioniert, hat Wolfgang Kemper für Sie notiert: Mit der rechten Maustaste das Download-Symbol anklicken und „Ziel speichern unter...‟ auswählen. Dann erscheint das Fenster, in dem Sie den Speicherort bestimmen können. Dort den „Speichern‟-Button anklicken und schon läuft´s.
Am Ende dieses Textes finden Sie nämlich je einen Song im Hochbit- und im DSD-Format zum kostenlosen Download, aufgenommen mit dem Tascam. Als Ausgangsmaterial dient hier keine Platte, sondern das Session-Tape, von dem die sommelier du son-LP Goodbye Pork Pie Hat gefertigt wurde.
Ganz egal, ob Sie eigene Live-Mitschnitte machen oder Ihre analogen Tonträger zukunftssicher digital archivieren möchten, der DV-RA1000HD bietet fast alles, was das Herz begehrt: Er ist ein Festplatten-Recorder mit einer 60GB-Platte und zeichnet Daten im Broadcast-Wave- und DSDIFF-Format auf. Es ist möglich, Daten von der Festplatte auf wiederbeschreibbare CDs und DVDs zu kopieren und natürlich auch in umgekehrter Richtung. Für den Datenaustausch mit dem Computer kommt man aber Dank einer USB-Schnittstelle auch ganz ohne physischen Datenträger aus. Beim Aufzeichnen oder bei der Wiedergabe stehen zwei Signalprozessoren zur Verfügung: Ein Drei-Band-Equalizer sowie ein Dynamik-Prozessor, der die Funktion eines Kompressors oder Expanders übernehmen kann und ganz nach Wunsch über das gesamte Frequenzband oder in drei Bereichen aktiv ist. Der Equalizer arbeitet intern mit einer Auflösung von 40Bit, der Dynamikprozessor mit 32Bit, aber leider nur bei Dateien bis 96kHz. Wer mit 176,4kHz, 192kHz oder gar mit DSD unterwegs ist, muss auf die Signalbearbeitung verzichten. Die Beschränkung auf 96kHz besteht auch bei den S/PDIF-Ein- und -Ausgängen. Bei den AES-EBU-Anschlüssen ist die höhere Datenrate zwar verfügbar, aber leider nur bei Verwendung von zwei Kabeln. Dies zeigt ebenso wie die maximale Abtastrate von 2,8MHz bei bei DSD, dass der DV-RA1000HD schon seit geraumer Zeit seinen festen Platz im Tascam-Progamm hat.
Was den sogenannten Master-Recorder für mich so interessant macht, ist die Verbindung von drei Fähigkeiten: Er wandelt analoge Signale in Hochbit und DSD, speichert die Daten als Songs auf der internen Festplatte und erlaubt den Zugriff auf die Platte per USB. Natürlich ist es auch möglich, mit einem A/D-Wandler, einem Computer und einem Programm wie Pure Vinyl oder Amarra Vinyl Musik zu digitalisieren und weiterzuverarbeiten. Allerdings will mir außer dem Weiss ADC2 so schnell kein A/D-Wandler einfallen, der seine Signale über Firewire oder USB ausgibt, so dass man ohne ein Interface und seine klanglichen Auswirkungen auskommt. Entscheidet man sich aber für den DV-RA1000HD, braucht man beispielsweise bei einer Live-Aufnahme nur ein bereits für die Montage in Racks oder Flightcases vorbereitetes Gerät bei sich zu haben, um von einem Hochpegelsignal zu einem per USB verfügbaren Musik-File in sehr hoher Auflösung zu gelangen.
Dass man bei der Benennung und Verwaltung der Songs und Projekte nicht umständlich mit Jog Dial – oder Drehrad – und Tasten hantieren muss, sondern über eine Mini-DIN-Buchse an der Frontplatte eine wohlgemerkt amerikanische Tastatur anschließen kann, erhöht den Bedienungskomfort noch weiter. Dieses Ausstattungsmerkmal macht aber auch klar, dass Tascam mit dem DV-RA1000HD zwei Zielgruppen im Blick hat: Zum einen eher konservative Hifi-Fans, die Analoges in sehr hoher Qualität auf DVD sichern und dabei vielleicht auch noch einige klangliche Korrekturen vornehmen möchte. Diese Klientel bediente früher – in geringerer Qualität – der bereits erwähnte Alesis Master-Link, der übrigens entgegen meiner damaligen Einschätzung in der Hifi-Szene weit mehr Verbreitung fand als gedacht. Zum zweiten wendet sich der DV-RA1000HD an aktive Computer-Hifi-Fans, die ihre analogen Tonträger in ihre digitale Musiksammlung integrieren möchten und auf bequeme Art zum Musik-File auf der Festplatte kommen wollen. Für diese Gruppe wäre der Korg MR-2000 eine Alternative, dessen Einfuhr die EU-Gesetzgebung aber leider verhindert – was den DV-RA1000HD hierzulande zu einem beinahe konkurrenzlosen Problemlöser macht.
Gleich nach dem Auspacken, habe ich den Tascam für eine erste Funktionskontrolle als reinen CD-Player benutzt: Erwartungsgemäß bleiben die Leistungen der integrierten D/A-Wandler ein Stückchen hinter denen des zum Vergleich herangezogenen Mytek zurück: Zwar vermag der DV-RA1000HD in punkto Bassfundament, Tonalität und Dynamik durchaus zu gefallen, aber gerade, was Feinauflösung und Raumillusion anbelangt, bekommt man mehr geboten, wenn der Mytek die vom Tascam ausgelesenen Daten wandelt. Dabei erledigt der DV-RA1000HD seinen Job als CD-Transport wirklich überzeugend, wie ein kurzer Quervergleich mit dem Wadia-Laufwerk beweist. Es lohnt sich also durchaus, den DV-RA1000HD mit einem sehr guten externen D/A-Wandler aufzuwerten.
Der DV-RA1000HD ist natürlich nicht auf bestmögliche CD-Wiedergabe hin ausgelegt, sondern in erster Linie ein Aufnahmegerät. Auch wenn ich dabei zuerst unwillkürlich an analoge Quellen denke, kopiert der Tascam selbstverständlich auch CDs auf seine Festplatte, von der man die Dateien dann bequem per USB in die Musiksammlung auf der Festplatte seines (Musik-)Computers überspielen kann. Dabei leistet er sich aber eine hochinteressante Eigenheit: Da er prinzipiell nur in 24Bit aufnimmt, wird die CD auf diesen Wert hochgerechnet. Das Kopieren einer CD auf die interne Festplatten ist also Rippen und Upsampling in einem Schritt. Ich habe dann einen meiner Lieblings-Test-Songs im Tascam auf die Festplatte kopiert, einmal mit dem im iMac integrierten Laufwerk in iTunes importiert und das ganze dann mit dem PlexWriter wiederholt. Beim Vergleichen der drei Stücke mit Amarra 2.4 über den Mytek brachte die mit dem PlexWriter gerippte Version einen Hauch mehr Feinzeichnung als die, die mit dem internen Laufwerk erstellt wurde. Die vom Tascam zusätzlich errechneten Daten führten zwar noch einmal zu einer minimal offeneren Wiedergabe und der Illusion eines um ein paar Millimeter größeren Raumes. Ob einem dieser klangliche Zugewinn aber die um den Faktor 1,5 größere Datenmenge wert ist, kann man gewiss kontrovers diskutieren. Das bequeme Rippen und Upsampling mit dem Tascam ist also eher eine nette Zugabe für experimentierfreudige Computer-Audio-Enthusiasten als der alleinige Grund zu Erwerb des DV-RA1000HD.
Das ist und bleibt natürlich die Aufnahme analoger Quellen. Deshalb habe ich zum einem einen Song eines Session-Tapes in Audio-Files gewandelt und zum anderen ein Konzert mitgeschnitten, während parallel auch die bewährte Nagra LB lief. Einen Song von Engelbert Wrobels Auftritt in Neuburg werden Sie in Kürze an dieser Stelle als Twenty-first Statement From Birdland herunterladen können, einmal in CD-Qualität, einmal als Hochbit- und einmal als DSD-Datei. Dabei dürfte das Herunterladen letzterer sogar für diejenigen interessant sein, deren Wandler keine DSD-Files abspielt. Wie im ersten Teil des Artikels über DSD von Andreas Koch ausgeführt, gilt DSD in der Studio-Szene als das ideale Format zum Archivieren von analogen Aufnahmen, da sich hieraus beliebige Hochbit-Formate erzeugen lassen. Die dazu nötige AudioGate Software können Sie, wie im zweiten Teils des DSD-Artikels beschrieben kostenlos von Korgs Homepage herunterladen. Fröhliches Experimentieren.
Dazu laden natürlich auch die beiden Dateien ein, die Sie am Ende dieses Artikels finden. Es sind digitale Kopien desselben Session-Tapes, von dem auch das an den zweiten Teil des DSD-Artikels angehängte Musik-File stammt. Während dort jedoch der EMM Labs ADC Mk IV die A/D-Wandlung übernahm, kamen hier die internen Wandler des Tascam zum Einsatz: Einmal wurde der Song in ein Hochbit-File mit 24Bit/192kHz, das andere Mal in ein DSD-File mit 2,8MHz konvertiert. Sie haben also nicht nur die Möglichkeit, die Hochbit-Version mit DSD zu vergleichen. Sie können, wie gesagt, auch die native Hochbit-Datei mit derjenigen Hochbit-Variante vergleichen, die sich mit Korgs AudioGate aus der DSD-Datei erzeugen lässt. Zudem bietet sich ein Vergleich der beiden DSD-Dateien an – direkt oder mit dem Umweg der Konvertierung in Hochbit –, um die Qualität der in den Tascam integrieren D/A-Wandler einschätzen zu können.
Da es sich meiner Erfahrung nach dabei eher um marginale Unterschiede handelt, möchte ich Sie weder mit meiner Einschätzung in Ihrem Urteil beeinflussen, noch denjenigen, die beispielsweise nicht über 24Bit/192kHz-fähige Wandler für eigene Experimente verfügen, eine Aussage schuldig bleiben. Deswegen finden Sie meine Eindrücke erst auf der kommenden Seite.
![]() Charlie Mariano & Dieter Ilg Goodbye Pork Pie Hat 24 bit / 192 kHz ca. 482,2 mb (wav) |
![]() Charlie Mariano & Dieter Ilg Goodbye Pork Pie Hat 1 bit / 2,8 MHz ca. 295,8 mb (wav) |
GEHÖRT MIT | |
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Computer | iMac 27‟, 3.06 GHz Intel Core 2 Duo, 8 GB, OS X Version 10.6.7 |
Digital-Recorder | Nagra LB |
D/A-Wandler | Prototyp, Mytek Digital |
A/D-Wandler | EMM Labs ADC IV Mk |
CD-Laufwerk | Wadia WT3200 |
Audioplayer | Amarra 2.4 |
Vorverstärker | Brinkmann Marconi |
Endstufe | Brinkmann Monos |
Lautsprecher | LumenWhite DiamondLight Monitors |
Kabel | HMS Gran Finale Jubilee, AudioQuest Coffee (USB), AudioQuest Eagle Eye (BNC), Audioplan Powercord S |
Zubehör | PS Audio Power Plant P5, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Finite Elemente Pagode Master Reference Heavy Duty und Cerabase, Harmonix Real Focus |
HERSTELLERANGABEN Tascam DV-RA1000HD | |
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Analoge Audio-Eingänge | 1 x Cinch, 1 x XLR |
Analoge Audio-Ausgänge | 1 x Cinch, 1 x XLR |
Digitale Audio-Eingänge | 1 x S/PDIF (bis 96 kHz) 2 x AES/EBU (bis 192 kHz) 2 x BNC (S/PDIF, DSD-Raw) |
Digitale Audio-Ausgänge | 1 x S/PDIF (bis 96 kHz) 2 x AES/EBU (bis 192 kHz) 2 x BNC (S/PDIF3, DSD-Raw) |
WordClock | BNC WordClock In, Out und Thru |
Sonstige Schnittstellen | USB 2.0 Type B, Keyboard In Mini-DIN, RS-232C Control I/O, Kopfhörerbuchse 6,3mm Klinke, Fernbedienung 2,5mm Miniklinke |
Abmessungen (B/H/T) | 49/10/36 cm |
Gewicht | 6,8 kg |
Preis | 2400 Euro |
VERTRIEB Tascam - Teac Professional | |
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Anschrift | Teac Europe GmbH Bahnstraße 12 65205 Wiesbaden |
Telefon | 0611 71580 |
tascam-sales@teac.de | |
Internet | www.tascam-europe.com |
Wie bereits angedeutet, sind die klanglichen Unterschiede zwischen der Hochbit- und der DSD-Datei, die ich über den in den Tascam integrierten D/A-Wander beurteilt habe, da die mir zur Verfügung stehenden DACs keine AES/EBU-Eingänge für den Signaltransport über zwei Kabel haben, nicht gerade riesig. Dennoch ist für mich die Entscheidung klar: Über DSD wird Goodbye Pork Pie Hat noch ein wenig fließender und mit einer noch atmosphärischeren Raumanmutung wiedergegeben. Dagegen wirkt die Wiedergabe der Hochbit-Datei weniger geschmeidig und einen Hauch technischer. Zudem ist die DSD-Datei signifikant kleiner. Weitere Aufschlüsse wird der Vergleich der beiden Formate mit Songs bringen, die im Birdland aufgenommen wurden und in ein paar Tagen an dieser Stelle zum kostenlosen Download bereitstehen werden.
Die QM 10 / II der schwedischen Marke Guru liefen mir das erste Mal über den Weg bei den Norddeutschen Hifi-Tagen 2011, als mein erster Blick auf zwei relativ große Zwei-Wege-Säulen fiel, die fetten Tiefbass absonderten. Daneben standen kleine kastenförmige Lifestyle-Böxchen, denen man die Chassis auf der falschen Seite verkehrt herum eingebaut hatte. Niedlich! Als der Vorführer dann mal lauter machte und bei den schmucken Zierlautsprechern plötzlich jeweils eine kleine LED anfing zu zucken, bemerkte ich den Irrtum und hielt erst mal die Klappe, da ich mit fortschreitendem Alter auch in Momenten größten Erstaunens darauf achte, nicht mit offenem Mund dazustehen.
Guru Pro Audio ist im malerischen Uppsala circa 60 Kilometer nördlich von Stockholm beheimatet und nimmt für sich in Anspruch, mit den QM 10 / II für 1990,00 Euro den kleinsten und günstigsten richtigen Fullrange-Lautsprecher dieses Planeten zu fertigen. Erst seit 2007 produziert die Firma Lautsprecher, die aus Forschungsprojekten über das menschliche Hören über Einzelanfertigungen für professionelles Abmischen in der QM 60 mündeten. Die QM 10 / II (QM steht übrigens für Quality Manager und nimmt damit direkt Bezug auf den professionellen Hintergrund) ist die letzte Inkarnation dieser Reihe.
Anderthalb Jahre später liegen zwei Kartons in meinem an sich nicht mehr vorhandenen Hörraum – neuerlicher Nachwuchs hat jede Raumordnung im Haushalt gekippt. In dem einen befindet sich ein Pärchen QM 10 / II, in dem anderen ein Paar Lautsprecherständer von Atacama Audio, das speziell für die Guru konzipiert ist, mit Aufnahmen in der Stellplatte für die vier Füße der QM 10 versehen ist und überschaubare 249,00 Euro pro Paar kostet.
Zieht man die in einem hübschen Extrakarton befindlichen, in weißem Hochglanzlack (es gibt sie auch in schwarz und rot) gehaltenen Lautsprecher ans Licht, kommen einem spontan Assoziationen wie „stylish“, „zeitgeistig“, „goldig“, „originell“ in den Sinn, aber niemals Full-Range! Das Klettband, das die Verpackung für die Abdeckungen verschließt, verkündet „Welcome to the Guru world“, die man jetzt wohl betritt – ich bin gespannt.
Die Lautsprecher sind sauber verarbeitet, die Oberseite in hellem Grau abgesetzt. Die Füße sind aus Moosgummi und hören auf den Namen Guru Anodyne Pad. Der Kopf und Entwickler hinter Guru, Ingvar Öhmann, lehnt Spikes und jede Form der Ableitung von Energie ab und steht damit inzwischen wohl so ziemlich allein da. Laut Manual soll auch nur auf die Stellhöhe geachtet werden (60 Zentimeter), der Untergrund ist nicht weiter spezifiziert, sogar ein Brett vor der Wand soll reichen. Immerhin muss man sich nicht den Kopf über den Anschluss der Kabel zerbrechen, diese finden ausschließlich Kontakt über die auf der Rückseite eingelassenen Bananenbuchsen. Das Gehäuse ist aus MDF, die obere Platte und die Chassisumrandung aus Aluminium. Über die Chassis ist nicht viel herauszubekommen. Die Membran des 102 Millimeter großen Konus-Tieftöners sieht nach einem Geflecht aus und besteht aus einer nicht näher spezifizierten Mineralfaser, die 20 Millimeter-Gewebekalotte verfügt über eine breite Aufhängung. Beide Chassis machen nicht den Eindruck von High-Tech, müssen sie ja auch nicht. Ausbauen dürfen wir sie nicht, sie sollen dabei irreparablen Schaden nehmen. Na gut, dann eben nicht.
Die technischen Daten helfen einem auch nicht wirklich weiter. Die Übergangsfrequenz zwischen Hoch- und Tieftöner liegt laut Datenblatt zwischen 2 und 7 Kilohertz, im Raum (in jedem?) sollen die Böxchen 30 Hertz abliefern. Aha!
Widmen wir uns also lieber dem praktischen Teil. Die Ständer sind schnell montiert und machen einen sehr guten und stabilen Eindruck. Um Kontakt mit dem Fußboden aufzunehmen, können wahlweise Spikes montiert oder Gummifüßchen geklebt werden - hier kann schon mal nichts schief gehen.
Bei der Aufstellung wird es dann aber knifflig. Die Lautsprecher sind für den Gebrauch direkt vor einer Wand, die mit als Abstrahlfläche und damit Multiplikator genutzt wird, konzipiert. Den Winkel nach innen bestimmt dann die Länge der verwendeten Bananenstecker. Also einfach vor die Wand stellen und gut ist. Aber vor welche Wand? Als zumindest ansatzweise bewusster Hörer hat man schon vor Ewigkeiten darauf geachtet, dass im Hörraum die Akustik mit allerlei Dingen vor den Wänden und in den Ecken entschärft wird. Auch in den Regalen keine einheitlichen Flächen, sondern schön verschiedene Oberflächen, die unterschiedlich tief in den Fächern versenkt sind, damit sich der Indirektschall auch hübsch ungleichmäßig bricht und dem Signal nicht mehr so viel beimengt. Der erste Versuch befördert den einen Lautsprecher auf der linken Seite dicht an die Raumecke rechts neben eine Flügeltür. Die Basisbreite ist so sehr eingeschränkt, dafür kann man empfindliche Naturen in der dem linken Lautsprecher gegenüber liegenden Zimmerecke ob der Basswellen, die sich da ansammeln, sich an den Solarplexus fassen sehen – das kann so nicht im Sinne des Erfinders sein. Also den Raum umgeräumt und die QM 10 auf die lange Seite verfrachtet, wo sie genug Abstand von den Zimmerecken und eine Stereobreite von 2,5 Meter in einem 26 Quadratmeter Raum haben. Der ideale Hörabstand beträgt laut Guru bei einer Stereobreite von 1 Meter = 1,2 Metern, was in der Praxis auch gut hinkommt. Zum Ausrechnen anderer Aufstellungen möge sich jeder Interessierte das Verhältnis selbst ausrechnen.
Bevor ich nun zum Hörtest komme, der Hinweis, dass ich versucht habe, den Klang nicht nur im Zusammenhang mit der Größe der Lautsprecher, sondern absolut zu sehen, was in Anbetracht der Eigenschaften nicht immer so ganz einfach war.
Zum Beginn des Hörtests macht sich erst mal etwas Ernüchterung breit. Viel qualliger Bass, etwas unterbelichtet in den oberen Lagen. Nicht schlecht, aber gemessen an dem bereits woanders Gehörten dann doch ein bisschen wenig. Das Manual weiß Rat. Man soll hübsche Vorhänge kaufen und diese auf der Lautsprecherwand am besten bodenlang von Wand zu Wand aufhängen, ganz viele Plüschflächen (1/8 der gesamten Flächen) im Zimmer haben, idealerweise einen Kaffeetisch im Stereodreieck und Bilder an den Wänden, so wird es richtig gut...
Ganz so krass ist es in der Praxis dann doch nicht, aber es lohnt sich durchaus, den einen oder anderen Rat zumindest teilweise zu beherzigen, sonst verschenkt man viel Potential dieser faszinierenden Lautsprecher. In meinem Fall zwei kleine Quadrate Stoff hinter den Lautsprechern und eine Dämpfung dazwischen in Form eines Futons auf einem niedrigen Gestell. Je nach gewünschtem Höhenpegel mit oder ohne Decken. Zu weit von der Wand abgerückt werden sollten sie nicht, schließlich ist die hilfreiche Hand der zusätzlich abstrahlenden Fläche mit in die Abstimmung der Weiche eingeflossen. Derart aus- beziehungsweise eingerichtet konnte es endlich in den Hörtest gehen und eins vorweg, der Aufwand hat sich absolut gelohnt.
Das erste, leise Reinhören ist erst mal sehr unspektakulär. Gewöhnen muss man sich vor allem optisch an die kaum noch gewohnte wandnahe Aufstellung. Was als erstes auffällt, ist der Bass. Tief, machtvoll und mit viel Druck. Zuerst denkt man sich, dass das bei der Größe doch absolut unmöglich ist. Etwas später kommt man zum Schluss, den Bass nicht mehr in der Relation zur Größe zu sehen, sondern insgesamt sehr beeindruckend zu finden. Man kann der Versuchung kaum widerstehen, die QM 10 / II mit fiesen, elektronischen Bassattacken von Massive Attack, Björk, Radiohead, Underworld oder K&D zu füttern und darauf zu warten, dass sie einknicken. Eine Kinderei, werden Sie sagen, aber die wollen ja Fullrange sein. Sind sie auch. Völlig unangestrengt und locker treten die Kleinen bei Bedarf auf den Hörer ein, nageln ihn in den Sessel und schieben gleichzeitig Basswellen über den Fußboden auf einen zu. Trotz der Lautstärke lassen sich E-Bassläufe hervorragend von anderen Tieftonanteilen unterscheiden. Gezupfter Kontrabass bei Jazz ist jederzeit in Volumen, Schwingung und Melodie klar vom Rest des Geschehens zu unterscheiden beziehungsweise steht als ganzes Instrument im Raum. Derartiges habe ich mit Lautsprechern dieser Preisklasse noch nicht erlebt. Der Versuch, die Lautsprecher zum Blinken mit ihren Not-LEDs zu überreden, führt zum Erscheinen meiner Frau, die meint, dass unsere Nachbarn bestimmt gleich die staatliche Ordnungsmacht rufen würden und damit nicht so ganz unrecht hätten.
Dabei bleibt der Bassbereich stets auf der verbindlichen Seite. Ganz harte Impulse werden etwas aufgeweicht, der allerletzte Punch fehlt. Trotzdem ist all dies eben nicht nur in Anbetracht des Preises und der Größe absolut bemerkenswert. Dass der Tiefton unter Zuhilfenahme der Wand – die einem manchmal fast leid tun kann, bei den Mengen an Bass, die sie schieben muss - generiert wird, ist klar, aber das so kontrolliert hinzukriegen ist eine Kunst für sich. Und auch diese Erklärung lässt einen beim Anblick des kleinen Gehäuses und Tieftöners, wenn auch mit Bassreflexunterstützung, etwas ratlos zurück. Denn dies ist in Anbetracht der Größe des Lautsprechers unglaublich und physikalisch an sich auch nicht möglich. Dass hier viel mit psychoakustischen Effekten gearbeitet wird, merkt man spätestens dann, wenn man aus dem bassgefluteten Raum geht und die Tür hinter sich schließt. Der Bass ist weg, wo man doch erwartet hätte, dass die Tür heftig mitschwingt. Derartige Tieftonpegel mit meinen alten Rogers-Monitoren lassen die Scheiben samt Fensterflügel flattern. Wie der Effekt bei der Guru technisch realisiert ist, lässt sich in einem kurzen Test nicht klären. Ist aber auch egal, so lange es so gut funktioniert und gleichzeitig die Nerven der Mitbewohner und Nachbarn schont.
Nun besteht Musik ja nicht nur aus Bass. Zwar liefert dieser das Fundament, doch all das bringt für sich nichts, wenn mittlere und hohe Bereiche hinterher hinken. Das tun sie bei der Guru zum Glück nicht. Die Mitten schließen sich völlig bruchlos an den Tiefton an und sind absolut delikat. Offen, ohne analytisch, feinzeichnend, ohne sezierend und angenehm, ohne weich zu sein. Das räumliche Abbildungsvermögen ist insofern bemerkenswert, dass sich immer ein gewisses Gefühl des Dabeiseins mit gewisser Distanz einstellt. Abstände zwischen den Instrumenten bleiben fein gewahrt, der Raum dazwischen ist schwarz. Die Abmessungen der räumlichen Höhe, Tiefe und Breite - bei Bedarf auch über die Grenzen der Lautsprecher hinaus – immer nachvollziehbar und auf faszinierende Weise richtig. Details und Feininformationen sind in Hülle und Fülle vorhanden, werden aber nicht mit dem Seziermesser aus dem Geschehen rausgeschält, sondern so nebenbei aus dem Ärmel geschüttelt. Hatte man diesen umkippenden Mikrofonständer in der Jazzaufnahme wirklich vorher schon mal gehört?
Ein weiteres Sahnestück der QM 10 / II ist die von vielen Herstellern immer wieder gern für sich in Anspruch genommene Zeitrichtigkeit. Ob nun kleine Jazzbesetzung oder großes Sinfonieorchester, alle Beteiligten spielen auf den Punkt miteinander, jeder Ton scheint den nächsten zu bedingen – man kann es auch Swing oder Groove nennen. Das Schöne dabei ist die völlige Homogenität und die Abwesenheit irgendeiner Betonung, die einen Bereich besonders in den Vordergrund stellt und so Geschwindigkeit „produziert“. Manchmal muss man sich ein wenig umgewöhnen: Das ausgeprägte Rhythmusgespür gepaart mit der Klarheit im Bass eröffnen manchmal neue Ein- und Ausblicke auf das musikalische Geschehen, zig-mal Gehörtes ertönt vielleicht nicht neu, aber mit geänderter Textur. Dabei gehen die Guru ausgeprägt neutral und sehr sauber zu Werke. Dadurch entdeckt man manchmal bisher nicht wahrgenommene Unsauberkeiten, die man in einigen Aufnahmen gar nicht vermutet hätte. Bevor diese Entdeckung in Frust umschlagen kann, verfolgt man dann plötzlich ganz angeregt diesen speziellen Basslauf, der sich so beiläufig und unvermutet von den begleitenden Toms etabliert und völlig verständlich an eigener räumlicher Position mit seiner Melodie vor sich hin läuft. Das macht die Kleinen zu einer fesselnden Angelegenheit, und ich habe mich dabei ertappt, die gerade zum Test verwendete CD oder LP nach dem eigentlichen Teststück einfach weiter bis zum Ende gehört zu haben. Dass die schwedischen Entwickler die Wichtigkeit von Dynamik richtig einschätzen, macht die Sache nur noch besser. Sowohl fein- als auch grobdynamisch leisten die QM 10 / II Großartiges. All dies spielt sich auf einer Linie zwischen und hinter den Lautsprechern ab, offensiv auf den Hörer geht die Guru nicht zu.
Stimmen stehen definiert im Raum und fügen sich harmonisch, klar und sauber in den Gesamtklang mit ein. Bei gehobener Lautstärke gibt es ein manchmal ein wenig viel Druck in den oberen Mittellagen, wogegen die allerhöchsten Nuancen etwas abfallen. Aber hier hilft auf lange Sicht bestimmt ein Griff in die Trick- beziehungsweise Stoffkiste.
Der Hochtonbereich schlägt dabei niemals über die Stränge oder drängelt sich ungebührlich in den Vordergrund. Eher sanft schimmernd, als funkelnd gleißend können die Guru nicht wirklich böse oder aggressiv sein. Aber für Leute, die richtig Pegel fahren, es knallen und fetzen lassen möchten, sind die Kleinen sowieso nichts.
Die Abhörlautstärke pendelt sich automatisch in einem Bereich zwischen fast Zimmerlautstärke und ordentlich (aber nicht zu) laut ein. Darunter wird die Wiedergabe etwas unklar, darüber ist im Verhältnis einfach zu viel Bass da. Auch die Abbildungsgröße variiert mit der Lautstärke. Im angesprochenen Bereich genau richtig, darunter kleiner, darüber gegenüber dem Bass auch irgendwie. Das erinnert an Monitorlautsprecher, die in einem bestimmten Bereich am besten klingen, wie zum Beispiel die Monitor 30 von Harbeth. Zum Glück ist der Bereich bei der Guru QM 10 / II weit gefasst und sollte in der Praxis an sich immer irgendwie passen.
Stichwort Elektronik. Eigentlich ist es fast egal, was man vor die QM 10 / II hängt, die klingen immer. Natürlich ist es das nicht und die Guru kein limitierendes Element beim Durchreichen der Charakteristik unterschiedlicher Elektronik. An der Musikalität, dem Auf- Den-Punkt-Spielen ändert sich erfreulicherweise nichts. Nur, hat jemand einen kleinen Verstärker und nicht genug Geld für ein komplettes Upgrade, möge er sich die Guru ruhig mal an seiner „kleinen“ Elektronik anhören.
GEHÖRT MIT | |
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Plattenspieler | TW-Acustic Raven .5 |
Tonarme | Rega RB 700 |
Phonopre | stst Agmen Phono |
Systeme | Audio Technica AT-7V, Dynavector DV20X/II |
CD-Spieler | Denon DCD-1290 |
Wandler | Heed Dactilus 2 |
Verstärker | Unison Unico Primo, NAD 302, Mission Cyrus Two + PSX |
Lautsprecher | Rogers Studio1 |
Kabel | TaraLabs, RG142, Vovox, Sommer, Oehlbach |
HERSTELLERANGABEN Guru QM 10 / II | |
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Frequenzgang im Raum | 30 Hz – 30 kHz |
Wirkungsgrad | 87 dB (2,83 V, 1m) |
Imdedanz | 5Ω (min 4Ω). Nennimpedanz: 8Ω |
Übergangsfrequenz | 2 – 7 kHz |
Verstärkerleistung | 5 W – 150 W |
Kurzeitbelastbarkeit | >300 HZ >160 W |
Gehäusetyp | Helmholtz Resonator |
Gehäusematerial | MDF/Aluminium |
Chassis | Höchtöner 1 x 20,5 mm Gewebekalotte, Tieftöner 1 x 102 mm Mineralfasermembran |
Hörabstand | 1 – 4 m |
Abmessungen (BxTxH) | 300 x 252 x 232 mm |
Nettogewicht | 6 kg |
Aufstellung | Vor einer Wand, eingewinkelt, Höhe 60 cm |
Ausführungen | Schwarz, weiß und rot in Klavierlack |
Paarpreis | 1999 Euro |
Preis Guru-Stands | 249 Euro |
VERTRIEB Roza High End Vertrieb | |
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Anschrift | Tim Roza Meiendorfer Straße 64 22145 Hamburg |
Telefon | 040 602 44 77 |
Fax | 040 602 55 06 |
info@roza-highend.de |
Am Abend nach dem Schließen der High End war wieder einmal Stig Bjørge, der Inhaber der Firma Lyra, die in Japan die renommierten Tonabnehmer gleichen Namens fertigt, in meinem Hörraum zu Gast. Aber diesmal ging es nicht um eine seiner analogen Pretiosen. Stig verlangte nach Batterien verschiedener Größen, entnahm seinem Koffer eine Schaltung ohne Gehäuse, einen – wie man auf den ersten Blick erkennen konnte – recht heftig modifizierten Wandler, eine Spannungswandler sowie ein Handvoll SD-Karten. Nachdem er alles soweit verkabelt hatte, verbanden wir den Wandler mit meiner Anlage, Stig schob eine SD-Karte in die Ansammlung von Platinen, Musik erklang und das Display zeigte die in diesem Falle magische Zahl 11,3. So beeindruckend die Versuchsanordnung auch musizierte, nach vier Messetagen stand uns weder der Sinn nach langen Fachgesprächen noch nach vergleichendem Hören – da schien uns das ein oder andere frisch gezapfte Thoma-Märzen einfach verlockender. Und deshalb hat Stig die wichtigsten Fakten eines der wohl zukunftsträchtigsten Projekte in der Digitaltechnik später kurz schriftlich zusammengefasst. Hier die Übersetzung seiner Beschreibung eines SD-Karten-Transports samt passendem Wandler mit aberwitzigen Abtastraten:
von Stig Bjørge
Der SDTrans384, der früher SDTrans192 genannt wurde, ist ein MicroSD Memory Card Transport mit I2S-Ausgang über eine HDMI-Schnittstelle. Diese I2S-über-HDMI-Verbindung ist mit der von PS Audio kompatibel und wird mit Zustimmung von PS Audio verwendet. Zum Transport gibt es einen eigenen Thread.
Die ursprüngliche Idee war es, mit dem batteriebetriebenen MicroSD Memory Card Transport eine komplett nebengeräuschfreie Umgebung zur Wiedergabe hochaufgelöster WAV-Dateien zu schaffen. Üblicherweise spielen selbst Audiophile solch hochwertige Dateien direkt mit ihrem Computer ab und zwar meist über USB-Interfaces. Aber ein Computer ist eine sehr geräuschvolle Umgebung und nicht gerade ideal, wenn es darum geht, höchste Wiedergabequalität zu erreichen. Musikserver basieren ebenfalls auf Computern, und selbst wenn sich einige Hersteller Mühe geben und bessere Netzteile und andere Filtertechnik einsetzen, kommt man um die Tatsache nicht herum, dass auch Musikserver Computer mit lauten Komponenten sind.
Ein weiterer Grund für die Verwendung von MicroSD Memory Cards ist es, alle beweglichen Teile wie sich drehende Scheiben bei der CD, der DVD oder bei Festplatten zu vermeiden. Deshalb haben auch einige Hersteller von Computern und Musikservern begonnen, in ihren Geräten Solid State Drives (SSD) einzusetzen, die ebenfalls auf Halbleiterspeichern beruhen und keine sich drehenden oder überhaupt beweglichen Teile besitzen. Es ist unbestreitbar, dass die Musik einer gut gerippten CD – indem man beispielsweise das weltweit bekannte Programm Exact Audio Copy verwendet – auf eine MicroSD Memory Card oder SSD übertragen und in der ruhigstmöglichen Umgebung wie beispeisweise auf dem SDTrans384 abgespielt eine höhere Klangqualität bietet als dieselbe CD in einem CD-Player, und zwar deshalb, weil man eine geräuschvolle Umgebung mit Motoren zum Drehen der Scheiben und Laser, die die ganze Zeit in Bewegung sind, um die sich drehende Scheibe zu lesen, vermeidet.
Der SDTrans wurde als Hobby und ganz persönliches Forschungsprojekt von den beiden japanischen Ingenieuren Bunpei und Chiaki entwickelt. Momentan ist Chiaki der Hauptentwickler. Anfangs konnte der SDTrans Dateien mit maximal 24bit/192kHz abspielen, aber die beiden Ingenieure waren auch an Multi-Bit-Formaten wie beispielsweise DXD mit 352,8kHz/24 und ganz hinauf bis 384kHz/32kHz interessiert.
Später wollten sie auch die DSD-Wiedergabe verbessern, bei der die SACD mit 64-fachem Oversampling oder 2,8MHz arbeitet, während bei DSD auch höheres Oversampling und höhere Frequenzen wie etwa 128-fach oder 5,6MHz und gar 256-fach oder 11,3MHz möglich sind. DSD wurde in Japan an der Waseda Universität entwickelt, die auch das 1-Bit-Consortium beherbergt. Dort wird auch weiterhin an DSD mit noch höherer Qualität geforscht. Bunpei und Chiaki unterhalten enge Beziehungen zur Waseda Universät und dem 1-Bit-Consortium.
Nachdem Bunpei und Chiaki den SDTrans384 Memory Card Transport entwickelt hatten, war es unerlässlich einen D/A-Wandler zu haben, der in der Lage ist, dessen Signale von sehr hoher Qualität zu empfangen und zu konvertieren. ESS Technology in Kalifornien fertigt einen extrem leistungsfähigen Chip mit der Bezeichnung ES9018, einen echten 32bit-Chip, der in der Lage ist, Multibit-Dateien mit dem höchsten Oversampling ebenso wiederzugeben wie DSD-Dateien mit extrem hoher Abtastrate. Nur wenige Firmen und Einzelpersonen sind in der Lage, die volle Leistung dieses Wandlers wirklich zu nutzen. Einige kleinere Hersteller wie die japanische Firma Fidelix sind aber sogar noch einen Schritt weitergegangen und haben ihr eigenes System um diesen Chip herum entwickelt. Der Fidelix Caprice ist ein Wandler und Vorverstärker, der den ES9018 Wandler-Chip in Kombination mit einer optisch isolierten I2S-über-HDMI-Schnittstelle kombiniert. Der SDTrans wurde so ausgelegt, dass er mit dieser Schnittstelle des Fidelix Caprice kompatibel ist.
Allerdings benutzt die normale Version dieses Systems noch getrennte Uhren für die beiden Geräte: Der SDTrans besitzt zwei interne Uhren mit 22.5792MHz und 24.576MHz, während der Fidelix Caprice von einer einzigen Uhren mit etwa 96MHz getaktet wird. Später testeten Bunpei und Chiaki eine synchroniserte Uhr mit einer „gehackten Version‟ des Fidelix Caprice – allerdings mit Erlaubnis seinen Entwicklers Nakawa. Für die synchronisierte Version von Fidelix Caprice und SDTrans entwarf Chiaki zwei neue Platinen, eine für den Transport und eine für den Wandler. Die Platine für den Fidelix Caprice enthält zwei speziell für diese Anwendung maßgeschneiderte NDK Quarzoszillatoren mit sehr geringem Phasenrauschen mit den Frequenzen 90,3168MHz und 98,304MHz. Diese beiden Uhren takten sowohl den auf dem ES9018 basierenden Wandler als auch den SDTrans384. Diese Entwicklung führte zu einer beträchtlichen klanglichen Verbesserung und trug dazu bei, dass der SDTrans so weiterentwickelt werden konnte, dass er nun DSD-Files mit 11,3MHz oder 256-fachem Oversampling wiederzugeben vermag.
Viel Musikliebhaber und professionelle Audioanwender kennen die Firma Korg als Hersteller von DSD-Recordern. Korg bietet aber auch ein Programm namens AudioGate an, mit dem man Dateien von Mulit-Bit zu DSD und umgekehrt konvertieren kann. Up- und Downsampling von DSD-Files ist mit AudioGate ebenfalls möglich. Momentan ist die Abtastrate auf 128-faches Oversampling respektive 5,6MHz beschränkt. Bunpei entwickelte jedoch eine Methode, den Header von Dateien so zu verändern, dass das Programm bereits hochgerechnete Dateien für unbehandelt hält, so dass sie noch einmal einem Upsampling unterzogen werden können. So macht Bunpei es möglich, Dateien mit 11,3MHz zu erstellen. Es ist momentan sogar möglich, noch weiter zu gehen und Dateien mit 512-fachem Oversampling und und 22,6MHz zu erstellen, aber auf diesem Level ist es für die meiste Hardware sehr schwer, Schritt zu halten.
Die Originaldateien, die für die Umwandlung in DSD und dann zum Upsamling benutzt wurden, waren CDs mit 16bit/44,1kHz, Audio-Files mit 16bit/48kHz, 24bit/192kHz, 24bit/352,8kHz (DXD) und mit älteren Sony PlayStations gerippte SACDs sowie andere DSD-Aufnahmen wie die, die das 1-Bit-Consortium an der japanischen Wasada Universität machte.
Das momentane System, das mehr zu leisten vermag, als jede kommerziell erhältliche Audiokomponente, kann als ein Mittelding zwischen einem Forschungsprojekt und einem ambitionierten Do-It-Yourself-Projekt angesehen werden. Es ist noch nicht möglich, das komplette System zu kaufen. Fidelix bieten den Caprice Wandler und Vorverstärker lediglich in Japan an, entweder ohne die I2S-über-HDMI-Schnittstelle oder als Option auch mit. Allerdings verfügt auch der Caprice mit der I2S-über-HDMI-Schnittstelle nicht über die synchronisierte Clock. Dennoch ist er im Grunde in der Lage, die hochgerechneten DSD-Dateien zu wandeln, wenn man sie mit dem SDTrans384 abspielt. Die aktuelle Version, die auf den Bildern zu sehen ist und die ich in Dirk Sommers Hörraum gespielt habe, geht wie gesagt noch einen Schritt weiter, indem eine synchronisierte Uhr für den SDTransport und den Caprice Wandler benutzt wird. Es ist noch nicht entschieden, ob diese Version zum Verkauf angeboten werden wird, da sie Modifikationen des Fidelix Caprice durch Bunpei und Chiaki erfordert.
Es sei noch einmal betont, dass es hier nicht um kommerziell zu erwerbende Produkte geht, sondern viel mehr um anspruchsvolle Forschung nach dem, was die Zukunft bringen könnte.
Vielen Dank an Stig Bjørge für diese Ausführungen, die er während seines Europa-Aufenthaltes verfasst hat, und die Bilder, die er unterwegs – natürlich mit einer seiner so sehr geschätzten Leicas – geschossen hat. Selbstverständlich wird Hifistatement Sie darüber informieren, wenn sich die Mitarbeiter an diesem Hobby- und Forschungsprojekt dazu entschließen sollten, Transport und Wandler zum Kauf anzubieten. Korgs technisch hochinteressante, mir optisch aber etwas zu verspielte Software AudioGate können Sie nach einer Registrierung kostenlos herunterladen.
Der DSD-Recorder MR-2000s darf – wie im ersten Teil dieses Artikels bereits erwähnt – seit einiger Zeit in der EU nicht mehr vertrieben werden. Wie ich leider aus eigener Erfahrung weiß, tauchen auch keine Geräte auf dem Gebrauchtmarkt auf. Zur rechtlichen Situation eines Importes aus den USA vermag ich nichts zu sagen, technisch dürfte es mit der hiesigen Stromversorgung aber keine Probleme geben.
Wie in Stigs Beschreibung des Projekts eher am Rande erwähnt, ist es ein gar nicht so geringes Problem, an Musikdateien in DSD zu kommen – besonders, wenn es etwas mehr sein darf als die üblichen 2,8MHz. Noch ist das Angebot an käuflich zu erwerbenden DSD-Downloads nämlich äußerst überschaubar. Wie wäre es daher mit ein wenig Selbsthilfe: Erstellen Sie doch eigene Musik-Files, indem Sie Ihre Schallplatten und Tonbänder auf DSD archivieren. Das ist mit dem Tascam DV-RA1000HD möglich, weshalb ich ihn in Kürze an dieser Stelle einmal ausführlich vorstellen werde. Die Abtastrate liegt beim Tascam jedoch leider nur bei 2,8MHz. Da wäre der Korg MR-2000 mit der doppelten Frequenz schon eher das Mittel der Wahl, wenn man ihn denn bekäme. Eine andere Möglichkeit, zumindest Dateien mit 2,8MHz zu bekommen, ist es, die Daten einer SACD mit einem älteren Modell einer Sony PlayStation und einer speziellen Software auszulesen.
Allerdings kann man auch hier nicht sicher sein, dass die Musik von Beginn der Produktionskette bis zum Schluss immer im 1-Bit-Format geblieben ist. Zwar gibt es schon seit geraumer Zeit gute DSD-Analog/Digital-Wandler wie etwa die von dCS, Digital Audio Denmark, EMM Labs oder Mytek, aber nur eine Studiosoftware, bei der das Signal beispielsweise bei Ein- und Ausblendungen oder dem Mischen im 1-Bit-Format bleibt: den von Andreas Koch entwickelten Sonoma DSD Multitrack Recorder and Editor. Die 32-Kanal-Version mit EMM Labs-Wandlern kostet jedoch über 90000 Dollar. In weiter verbreiteten Programmen wie Pyramix wird das Signal beispielsweise für eine Ausblendung in PCM mit 352,8kHz (DXD) gewandelt, die Ausblendung berechnet und das resultierende PCM-Signal wieder in ein 1-Bit-Signal konvertiert. Dabei werden immer nur die Teile des Song gewandelt, die auch wirklich bearbeitet werden. Wenn aber zum Beispiel die Lautstärke eines Liedes näher an die Aussteuerungsgrenze gebracht werden soll, muss der gesamte Song ins vermeintlich schlechter klingende PCM-Format und zurück konvertiert werden. Aus Kostengründen und um sich wiederholtes Konvertieren zu ersparen, wird bei vielen Produktionen erst im Hochbit-Format – eher 96kHz als 352,8kHz (DXD) – aufgenommen und dann der fertige Zweikanal-Mix in DSD übertragen. Eine der rühmlichen Ausnahmen, was die Abtastrate angeht, stellt das Label 2L dar: Hier werden alle Formate, also auch DSD-Files, vom DXD-Master konvertiert.
Dass es durchaus sinnvoll sein kann, selbst die Daten einer CD vor der Wandlung in DSD zu konvertieren, habe ich vor mehr als zehn Jahren beim Test des dCS Delius Wandlers und Purcell Upsamplers feststellen können: Hier klang das, was von der CD kam, einfach am besten, wenn es vor der Wandlung ins 1-Bit-Format konvertiert wurde. Hochbit-Formate konnten da einfach nicht mithalten. Wenn man aber davon überzeugt ist, dass ein 1-Bit-Datenstrom besser klingt als PCM, dürfte man einfach ein ungutes Gefühl haben, wenn man weiß, dass das noch so wohl tönende DSD-File auf der eigenen Festplatte zumindest zwischenzeitlich mal ein Hochbit-Signal war. Aber da geht es dem Analogfan auch nicht besser: Wenn er heute noch ein aktuelles Album auf Schallplatte bekommt, kann er fast sicher sein, dass die darauf enthaltene Musik während des gesamten Produktionsprozesses als Datensatz vorlag und erst zur Überspielung in Lack oder Kupfer wieder ins Analoge gewandelt wurde.
Wer nun – wie auch ich vor kurzem noch – meint, zumindest die Nutzer von Computer-Hifi mit ihren für gutes Geld erworbenen High-Resolution-Files seien auf der sicheren Seite, dürfte auch nicht immer richtig liegen, zumindest wenn es um Dateien mit Abtastraten oberhalb von 96kHz geht: Heinrich Schläfer, Mastering-Koryphäe und Ex-Mitinhaber des bestens beleumundeten österreichischen Labels Quinton Records, merkte während eines Telefonats letztlich ganz beiläufig an, dass das meiste heutzutage in den Studios zu findende, sogenannte Outboard-Equipment – Hallgeräte, Kompressoren, Equalizer und so weiter – lediglich mit 96kHz arbeite. Den Rest erledige dann oft ein guter Upsampler. Und mit ein wenig Geschick und einigen Tricks bekäme man das auch so hin, dass die Manipulation mit einem einfachen Test nicht nachweisbar sei.
Bevor wir nun jedoch vor lauter Misstrauen die ungemein positive Tatsache aus dem Blick verlieren, dass wir heute mit hochaufgelösten PCM- und DSD-Files viel näher an die Musik kommen als je zuvor, stelle ich Ihnen jemanden vor, der die Vorzüge der DSD-Technik teils zum eigenen Vergnügen, teils zur Produktion hervorragenden Demo-Materials für Hifi-Shows kreativ nutzt: Joe Kubala, einer der beiden Inhaber der Nobel-Kabel-Schmiede Kubala-Sosna, nimmt schon seit einiger Zeit mit einen ganzen Rack voller synchronisierter Korg MR-2000 live auf mehrere Spuren auf. Bei 5,6MHz sei die Qualität seiner „digitalen Mehrspurmaschine‟ durchaus mit dem analogen Pendant zu vergleichen, meint er. Zum Mixen und Nachbearbeiten der einzelnen Spuren wechselt Joe Kubala dann wieder in die analoge Ebene. Den Mix-Down auf zwei Kanäle speichert er anschließend sowohl auf DSD mit 5,6Mhz als auch auf Tonband. Ich werde versuchen, mal eine seiner Aufnahmen für einen Download zu bekommen.
Zwar steht in einer Publikation wie Hifistatement das Wort im Vordergrund, aber so ganz ohne Musik möchte ich den zweiten Teil meiner DSD-Reihe doch nicht beenden. Zum Download habe ich das Titelstück der zweiten sommelier du son-LP Goodbye Pork Pie Hat ausgewählt. Charlie Mariano und Dieter Ilg haben die Charles-Mingus-Komposition in der recht halligen Akustik der Kapelle des Schlosses Solitude in Stuttgart als Zugabe gespielt. Das Saxophon wurde mit einem AKG C 414 B-ULS und der Bass mit einem Neumann SM 69 fet aufgenommen. Den Song vom analogen Session-Tape habe ich für den Download mit dem „amtlichen‟ EMM Labs ADC Mk IV in ein DSD-Signal mit 2,8MHz gewandelt, auf dem Tascam-Recorder gespeichert und von dort per AudioQuest Diamond USB auf den Computer überspielt. Viel Spaß damit.
PS: Einige der – natürlich in allen Produktionsschritten rein analogen – LPs sds 0014-1 sind noch im einschlägigen Fachhandel und im Hofladen Dieter Ilgs zu haben.
![]() Charlie Mariano & Dieter Ilg Goodbye Pork Pie Hat 2,8MHz ca. 295,7 mb (DFF) |