Einen kleinen Geheimtipp finde ich in der Bedienungsanleitung: Hier wird für eine bessere Isolation empfohlen, den Motor auf ein Mouse Pad zu stellen. Da ich aber seit Jahren meine Maus stets kraftvoll über das blanke Furnier meines Schreibtisches schrammen lasse, entscheide ich mich, diesen Tipp zu ignorieren. Klanglich habe ich die besten Erfahrungen gemacht, wenn ich den Motor mit der etwas geringerer Riemenspannung nicht zu weit vom Chassis positioniert habe. Es empfiehlt sich hier, ein wenig herumzuprobieren. Beim Anschalter des Motors hätte ich mir etwas mehr Ästhetik und keinen Klingelknopf eines 70-er Jahre Hauses gewünscht, doch hier geht Funktionalität über Design. Einen Geschwindigkeitswechel von 45 zu 33 Umdrehungen pro Minute vorzunehmen ist kinderleicht, man bewegt lediglich den Riemen von einer zur anderen Rille des Pulleys auf der Motorachse.
Kommen wir nun zum Tonarm JMW-9. Der einpunktgelagerte Neun-Zoll-Tonarm ist der seit Jahrzehnten bewährte Standarttonarm bei VPI. Die neueste Version kommt mit einteiliger Lagerglocke, Antiskating und praktischer Rändelschraube zur Sicherung des Gegengewichts. Das Headshell ist aus Alu – kleine Schrauben zur Befestigung des Tonabnehmers befinden sich im Lieferumfang. Das Tonarmrohr besteht aus einem dünnwandigen Stahl und geht beinahe nahtlos in die Alu-Lagerglocke mit den Gegen- und Balancegewichte über. Der Lift funktioniert leicht und flüssig, und die verriegelte Armablage erweist sich im Gegensatz zu der meines Technics als top verarbeitet. Die Armbasis wird von einer höhenverstellbaren Stahlfassung gehalten. Die Spitze aus Wolframcarbid bildet einen Teil des eigentlichen Lagers. Der andere Teil besteht aus einer konkaven Lagerschale aus Stahl mit circa fünf Millimetern Durchmesser.
Zur Einstellung des Tonarms sowie des Headshells ist absolute Nervenstärke und gute Laune gefragt. Zur Unterstützung beinhaltet das Lieferset eine digitale Tonarmwage, eine Stahlschablone und ein kleines Aluröhrchen, das perfekt in die Ausfräsung der Headshellnut passt, für die Ausrichtung des Azimuts. Nach gefühlten Stunden der Fummelei und immer wiederkehrender Neuausrichtung fühle ich dazu verleitet dem VPI ein paar Flugstunden vom Balkon unserer Wohnung im vierten Stock zu gewähren, schließlich erinnert das Design der Zarge des Prime Scout ein wenig an eine Flugdrohne. Um meine vor Anspannung zitternden Hände ein wenig zu beruhigen, beschließe ich, mein Heil in der Gesellschaft des ein oder anderen Cuba Libre zu suchen. Danach läuft die Installation und Ausrichtung meines Gegners dann doch noch nach Plan. Ist der Tonarm erst einmal mal perfekt eingestellt, sind die letzten Irritationen schnell vergessen. Einzeln kostet der JMW-9 übrigens rund 1.600 Euro, er ist aber im Preis von 4350 Euro für den Prime Scout 21 enthalten. Ein Upgrade auf den geräuschärmeren Arm mit konischen Armrohr aus dem 3D-Drucker ist möglich. Dieser schlägt allein mit etwa 2.800 Euro zu Buche. Wer sich also einen einfachen Tonabnehmerwechsel ermöglichen möchte, greift einfach tief in seinen Geldbeutel und erwirbt für jeden Tonabnehmer einen weiteren Tonarm.
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