tests/22-06-21_bergmann
 

Bergmann Audio Modi und Thor

21.06.2022 // Wolfgang Kemper

Zur Einstellung des Überhanges auf Null dient eine mitgelieferte Ortofon-Schablone, an der man den Arm so justiert, dass die Nadelspitze an zwei weit auseinanderliegenden Punkten exakt auf der Nulllinie aufsetzt – also auch ganz einfach und logisch. Vorher hat man die Auflagekraft von in diesem Falle für das Takumi L auf 2,3 Pond eingestellt. Dies geschieht durch feinfühliges Verschieben des entkoppelten Tonarm-Gegengewichts. Den VTA kontrolliert man zuerst wie üblich per Augenmaß am zur Plattenoberfläche parallel verlaufenden Armrohr. Zur Feinjustage nach Gehör lockert man zwei um 90 Grad zueinander versetzte, versenkte Inbus-Schrauben im Lagerblock. Nun kann man den Tonarm an einer weiteren Inbus-Schraube, die von oben zugänglich ist, sogar im Spielbetrieb feinfühlig auf- oder abwärts bewegen, bis man den richtigen VTA per Klangeindruck gefunden hat. Eine Feder unterhalb des Lagerblocks unterstützt die sanfte Einstellprozedur. Danach arretiert man die zuvor gelösten zwei Inbusse wieder.

Die Anschlüsse am Laufwerk Modi sind Erdung, Steuerleitung und die Luftzufuhr
Die Anschlüsse am Laufwerk Modi sind Erdung, Steuerleitung und die Luftzufuhr

Die effektive Masse des Tonarms ist mit zwölf Gramm angegeben, was zu einer großen Anzahl von Tonabnehmern passen dürfte. Aber die Qual der Wahl haben wir ja bei diesem ganzheitlichen Set zum Glück nicht. Der Tonarm ist eine Kombination aus Karbon- und Aluminium-Bauteilen. Das Tonarmkabel besteht aus Reinkupferlitzen. Das bei jedem Tonarm besonders sensible Armrohr fertigt Johnnie Bergmann aus zwei Karbonfaser-Röhren mit einer zusätzlichen inneren Dämpfung. Es lässt sich im Spielbetrieb über einen ungedämpften Lift-Drehknopf präzise an der gewünschten Stelle absenken oder anheben, was ich als gut handhabbar empfinde. Das Luftkissen, auf dem der Tangential-Tonarm sich bewegt, vermeidet jegliche Reibung und der gleichmäßige Zug durch die Plattenrille geschieht praktisch widerstandslos, da nur beim Start eine sehr geringe Losbrechkraft gefordert ist, die den Luftwiderstand für einen Minimoment überwinden muss. Und so bin ich denn gespannt, was dieser Plattenspieler klanglich zu bieten hat, nachdem er mich hinsichtlich seiner technischen Lösungen prinzipiell und im Detail der Ausführung überzeugt hat. Hier wackelt nichts – wie bei meinem magnetisch Einpunkt-gelagerten Musical Life-Tonarm – alle Einstellungen und Funktionen sind klar und nachvollziehbar. Also los.

Die Anschlüsse am Thor sind Luftzufuhr und DIN-Stecker für das Phonokabel. Das Kubala Sosna Expression war beim Fototermin noch nicht dabei. Die drei Löcher, in denen die Inbusse für den VTA versenkt sind, sind auf dem Foto gut zu sehen
Die Anschlüsse am Thor sind Luftzufuhr und DIN-Stecker für das Phonokabel. Das Kubala Sosna Expression war beim Fototermin noch nicht dabei. Die drei Löcher, in denen die Inbusse für den VTA versenkt sind, sind auf dem Foto gut zu sehen

Erst einmal will ich wissen, wie das oben erwähnte Album 1 Car von Peter Gabriel klingt, und zwar im Vergleich zu meinem digitalen Setup. Die Unterschiede halten sich in Grenzen, die digitale Kette verhält sich einen Hauch kälter, was durchaus zu dieser Musik passt – Geschmackssache würde ich sagen. Das Bergmann Audio-Set punktet mit einer besseren räumlichen Tiefenstaffelung im Grundtonbereich und reproduziert die Musik angenehmer, weniger aufdringlich. Was auffällt, ist die Transparenz und Ordnungsliebe, die der von Werner Obst komplettierte Bergmann Audio zu Gehör bringt. Irgendwie vermitteln Modi und Thor eine angenehme Ruhe, über die sich dann die Musik erhebt. Nun will ich mit „Skylark“ vom Album Water von Gregory Porter den Klangcharakter weiter erforschen. Beim Wechsel der Platte – ich bediene Modi und Thor mehr von oben als von vorn – fällt der ganz leichte Luftzug auf, den die feinen Poren im Lagerrohr des Thor verströmen. In diesem Zusammenhang muss ich noch etwas nachtragen. Am Pumpengehäuse lässt sich mittels versenkter Schraubensteller die Intensität des Luftstroms getrennt für Laufwerk und Tonarm fein regulieren. Beim Laufwerk sollte dieser so eingestellt sein, dass der Teller frei läuft und auf keinen Fall Reibungsgeräusche hörbar werden. Beim Tonarm ist die perfekte Einstellung dann gegeben, wenn sich der Tangentialarm frei bewegen kann, also weder oben am Rohr bei zu wenig Druckluft oder unten am Rohr bei zu viel Luftzufuhr Reibung entsteht. Der Arm lässt sich dann auch fühlbar leichtgängig per Hand bewegen. Der Regelbereich ist groß und es passierte mir, dass ich ein zartes Pfeifen in der Pause zwischen zwei Liedern hörte. Ich drehte also die Intensität des Luftstroms ein klein wenig runter und Ruhe war. Diese Eigenarten machen mir Modi und Thor durchaus sympathisch, weil evident wird, wie die Dinge funktionieren und was sie bewirken. Werner Obst sagte mir in einem unserer Telefonate, dass der Tonarm und auch das Laufwerk bereits werksseitig optimal eingestellt seien, und ich hätte gar nicht Justieren müssen. Das ist gut und beruhigend zu wissen, aber für einen Testredakteur eher eine Verlockung.


  • Unison Research Simply Italy Black Edition

    Unison Research feiert sich und seine erfolgreichsten Produkte selbst: Der Verstärkerklassiker Simply Italy kommt als Black Edition mit veränderten technischen Details und frischer Optik daher. Wir hinterfragen, ob es sich nur um pures Marketing oder tatsächlich um Neuerungen mit klanglich relevanten Verbesserungen handelt. Der Look der Black Edition zeichnet sich durch eine hochglanzlackierte Frontplatte, dunkel eloxierte Metalloberflächen und ein neues grafisches Design mit geänderter Typographie aus, ganz im Gegensatz zu den nach meinem Empfinden bisweilen…
    25.04.2025
  • Melco S1 und C1-D20 SFP+ Direct Attach Network Cable

    Während der letzten High End plante Melco, das LAN-Switch S1 noch Ende des Jahres auszuliefern. Nun dauerte es mit der Fertigstellung ein wenig länger, einerseits mit der des Produkts, andererseits mit der dieses Berichts. Ich wartete vergeblich auf technische Erklärungen, nutzte die Zeit aber, um die zahlreichen Möglichkeiten des S1 auszuprobieren. Ich kann mich beim besten Willen nicht daran erinnern, zuvor ein derart reichhaltig ausgestattetes Switch gesehen zu haben: Neben den sieben RJ45-Anschlüssen für Ethernet-Kabel…
    22.04.2025
  • Taiko Audio Olympus XDMI + I/O XDMI

    TAIKO AUDIO wurde von Emile Bok gegründet, der im Alter von zwölf Jahren seinen ersten Lautsprecher baute. Im Jahr 2008 entwarf und produzierte er seine ersten Audioprodukte. Heute bietet das Unternehmen vor allem einen Audio File Server/Transport namens Olympus an, eines der fortschrittlichsten und teuersten Produkte seiner Art. Einem Unternehmen einen Namen aus einer Fremdsprache zu geben, ist etwas völlig Natürliches. In Polen ist es fast ausnahmslos Englisch: Orange, 11 Bit Studios, Arctic Paper. Wenn…
    18.04.2025
  • Senna Sound Orca und Onyx

    Der serbische Hersteller Senna Sound ist neu am Markt, hat aber eine sehr nahe, ja ursprüngliche Beziehung zu dem Röhrenverstärker-Spezialisten Trafomatic Audio. Von den drei Senna-Sound-Erstlingen stehen hier der Vorverstärker Orca und die Endstufe Onyx zum Test. Das dritte Gerät wäre der Phono-Vorverstärker Phönix. Diesen bietet der deutsche Importeur Audio Offensive für 2150 Euro an. Vor- und Endstufe Orca und Onyx kosten zusammen 5850 Euro. Aus mindestens zwei Gründen sind sie optisch ungewöhnlich. Ihre kleinen…
    15.04.2025
  • Cayin Jazz 100

    Mit dem Jazz 100 bringt Cayin einen puristischen Röhrenvollverstärker in Class-A Schaltung auf den Markt, dessen direkt geheizte Single-Ended-Triode 805A feiste 35 Watt Ausgangsleistung an die Lautsprecherklemmen bringt. Nicht nur das Interesse von Klanggourmets mit erhöhtem Leistungsbedarf ist geweckt, sondern vor allem meins! Als bekennender Fan der Marke Cayin war die Vorfreude nach der Ankündigung groß, den Jazz 100 für einen Test zur Verfügung gestellt zu bekommen. Zwar gaben auch schon etliche andere Geräte des…
    11.04.2025
  • XACT PhantomTM USB und LAN

    Netzwerk- und Streaming-Spezialist Marcin Ostapowicz baut sein Angebot immer weiter aus: Es begann mit Upgrade-Baugruppen für audiophil verwendete Computer und den entsprechenden Kabeln von JCAT und der JPLAY-App. Unter dem Markennamen XACT gibt es inzwischen zwei Server, Gerätefüße und nun auch zwei High-End-Datenleitungen: PhantomTM USB und LAN. Bisher wurden Kabel ausschließlich unter dem Label JCAT angeboten. Mit dem USB- und dem Reference LAN-Kabel beschäftigte sich Roland Dietl schon vor rund neun Jahren und war davon…
    04.04.2025

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.