Ich weiß, Sie sind inzwischen schon etwas ungeduldig geworden und wollen wissen, was der ganze Aufwand denn bringt, sprich wie klingt der Integrated denn jetzt. Nun, ich habe mich dem Integrated in zwei großen Schritten über einen längeren Zeitraum angenähert. Schritt eins: Norbert Alt von AudioHome stellt den Integrated bei mir zuhause fachmännisch auf. Aufgrund der ungewöhnlichen Abmessungen hat er vorausschauend auch gleich noch eine passende Gerätebasis von Stabilian mitgebracht. Zum Testsystem gehört auch ein Set der erstklassigen NF-Verbindungsleitungen der Reihen Signature (XLR) und Omnia (Cinch) von Echole. Abgerundet wird der Service noch durch ein passendes Netzkabel, ebenfalls von Echole aus der Reihe Omnia. Ich bin zugegebener Maßen anfangs etwas skeptisch. Sind mir doch einige Röhren-Transistor-Hybridverstärker, denen ich bisher begegnet bin, als eine Mischung aus mehr oder weniger gelungenen Kompromissen und Abstrichen in Erinnerung geblieben. Beginnen wir im Frequenzspektrum ganz unten. Auf dem bekannten Album Hell Freezes Over von den Eagles (Eagles: Hell Freezes Over XRCD) glänzt der Integrated in den tiefen Etagen mit einer vollen und runden, aber jederzeit ausgezeichnet kontrollierten Wiedergabe. Knallharter Bass ist hier nicht sein Ding, was aber kein Fehler sein muss. Ohne weiter darüber nachzudenken wechsle ich zum Album Memphis...Yes, I'm Ready von Dee Dee Bridgewater. Hier beeindrucken mich Bass und Schlagzeug mit ihrer großen Kraft und Dynamik. Dabei ist der Integrated kein ungehobelter Muskelprotz, sondern versteht es, mit einer federnd-lebendigen Struktur zu überzeugen, die für meinen Geschmack genau die richtige Portion Groove entstehen lässt.
Am anderen Ende des Frequenzbereichs brilliert der Integrated mit seiner ungemein feinen, fast schon noblen Hochtonwiedergabe. Bei der exzellenten Aufnahme der „Serenata Notturna“ von W.A. Mozart mit der Academy of St. Martin in the Fields unter der Leitung von Neville Marinner (Mozart: Three Divertimenti For Strings / Serenata Notturna - Academy Of St Martin-in-the-Fields/Neville Marriner - HDTT6398 24/352,8 DXD PCM) bleiben die Streicher bis in die höchsten Tonlagen samtig und geschmeidig ohne den kleinsten Anflug von Härte. Der Integrated ist hier sicherlich nicht das letzte Wort in Sachen Analytik, was aber nicht heißt, dass alles in Watte gepackt wird, sondern nur, dass er seine Akzente etwas anders setzt. Hören wir zum Vergleich das gleiche Werk, diesmal mit Andrew Manze und dem English Concert gespielt auf Originalinstrumenten (Mozart: Night Music (Eine Kleine Nachtmusik K. 525) – The English Concert/Andrew Manze). Der völlig andere Charakter der Originalinstrumente in den oberen Lagen wird, ohne dabei angestrengt zu wirken, wunderschön herausgearbeitet, weil die dafür so wichtigen Feininformationen eben genau nicht unterschlagen werden. Mir gefällt die auf extreme Durchhörbarkeit angelegte Interpretation von Andrew Manze, der das bekannte Werk gegen den gewohnten Strich bürstet. Andererseits habe ich oft mit der Wiedergabe der Streicher auf dieser Aufnahme so meine Schwierigkeiten, die für mich oft eher dünn, rau und manchmal fast unangenehm hart klingen. Und genau an dieser Stelle kommt der faszinierende Mitteltonbereich des Integrated ins Spiel. Jetzt haben die Streicher den bisher schmerzlich vermissten, vollen Grundton, der sich mit beispielloser Intensität von dort ohne Bruch bis in die höchsten Lagen fortsetzt. Damit sind wir bei einer weiteren Stärke des Integrated angelangt: den Klangfarben, und zwar ganz gleich, ob weich oder hart, hell oder dunkel oder in Zwischenschattierungen. Damit gelingt dem Integrated die Wiedergabe so unterschiedlicher Stimmen wie der einer Emilie-Claire Barlow, Holly Cole, Amanda Martinez oder Jill Barber (Jazz Ballads - 2xHD 24/44,1) geradezu phänomenal gut. Der Integrated gibt jeder Stimme dieses gewisse „menschliche Element“, das sie damit so ungewöhnlich authentisch und unverwechselbar erklingen lässt. Darüber hinaus wird auch hörbar, dass die Aufnahmen in unterschiedlichen Studios entstanden sind – mal sehr intim, mal eher direkt und dann wieder eher leicht distanziert aufgenommen, was unter anderem den Reiz dieses Samplers ausmacht. Ja und dann ist da noch eine ganz besondere Eigenschaft des Integrated: er verleiht Stimmen und Instrumenten ohne Ausnahme immer etwas körperhaft Greifbares. Man fühlt geradezu die Präsenz der Interpreten im Hörraum Das schafft eine besondere Verbindung mit dem Zuhörer und lässt mich mit dem Integrated eine imaginäre Linie von bloßer Wiedergabe zu live-haftiger Teilhabe am Musikgeschehen überschreiten. Das muss man gehört haben.