tests/25-02-11_westend
 

Westend End Audio Systems LEO

11.02.2025 // Carsten Bussler

Es war der Anspruch von Westend Audio Systems, mit dem LEO nicht mehr und nicht weniger als den besten 300B-SE-Vollverstärker der Moderne zu entwickeln. Und „den besten“ bezieht sich dabei nicht nur auf die revolutionäre Röhrenschaltung und den überlegenen Klang, sondern auch auf Gehäuse und Ausstattung. Ist ihnen das gelungen?

Zugegeben, ich habe es mir leicht gemacht: Die Einleitung oben entstammt der Beschreibung des LEO auf der Webseite von Westend Audio Systems (im Folgenden kurz Westend), lediglich die Erzählperspektive habe ich auf mich umgemünzt. Und ich könnte es mir im Folgenden noch viel einfacher machen, indem ich meinen kürzesten Testbericht überhaupt schreibe: „Der perfekt verarbeitete Westend LEO klingt ebenso herausragend wie der Western Electric 91E und besitzt die gleichen Entwickler-Gene sowie nahezu identische technische Daten.“ Punkt. Weil das dann aber – zum Glück! – doch nicht ganz zutreffend wäre, möchte ich mit einer kleinen, persönlichen Hintergrundgeschichte beginnen.

Der Westend LEO in seiner ganzen Pracht: Das Gehäuse in Tresorqualität ist in einer Perfektion gefertigt, die ihresgleichen sucht. Hier wird deutlich, dass Stefan Trog jahrzehntelang als Zulieferer unter anderen für Frontplatten für Marken wie Burmester tätig war
Der Westend LEO in seiner ganzen Pracht: Das Gehäuse in Tresorqualität ist in einer Perfektion gefertigt, die ihresgleichen sucht. Hier wird deutlich, dass Stefan Trog jahrzehntelang als Zulieferer unter anderen für Frontplatten für Marken wie Burmester tätig war

Ende der 1980-er Jahre, noch als Teenager, war ich auf der Suche nach einem Vorverstärker. Mein Budget als Schüler war begrenzt und ließ sich nicht mit meinen aus damaligen „Bestenlisten“ einschlägiger HiFi-Magazine abgeleiteten Wünschen in Einklang bringen. Da stieß ich auf eine Anzeige der mir bis dato unbekannten Firma AVM – Audio-Video-Messtechnik GmbH –, die einen Vorverstärker namens „Vorstufe“ für 750 D-Mark im Direktvertrieb anbot. Diesen habe ich mir blind bestellt und ich war begeistert. Auch einige Jahre später blieb ich der Marke treu, als ich mir den Vollverstärker namens „Evolution A1“ mit fetten, verchromten Frontplatten kaufte, ich fand das damals todschick. Gründer von AVM war ein gewisser Günther Mania. Und vorgenannte Frontplatten im Stil von Burmester und Co. bedurften natürlich eines spezialisierten Lieferanten: Hier kommt der Gründer und Geschäftsführer von Westend, Stefan Trog, ins Spiel, er war damals eben jener Spezialist für solche verchromten Frontplatten und aus dieser Zeit rührt auch die Verbindung zwischen ihm und Günther Mania, AVM war damals Trogs erster Kunde.

Zeitsprung, drei Jahrzehnte später. Stefan Trog hat mit Westend Audio Systems längst seine eigene HiFi-Manufaktur gegründet, Günther Mania ist der anerkannte Transistor-Guru in der HiFi-Szene schlechthin und der Autor dieser Zeilen ein längst in die dunkelsten Ecken des Single-Ended-Trioden-Universums abgedrifteter Sonderling. Als kleine Anekdote am Rande durfte dieser Sonderling plötzlich im röhrentechnischen Luxus schwelgen: Tatsächlich war es nicht geplant, sondern wirklich zufällig hatte ich sowohl den eingangs genannten Western Electric 91E als auch den Gegenstand dieses Berichts, den Westend LEO, für einen Test bei mir zu Hause. Anfangs war mir noch gar nicht bewusst, dass sie schaltungstechnisch fast identisch waren und entwicklungstechnisch mit Günther Mania den gleichen geistigen Vater hatten. Aber wie oft kommt es im Leben eines HiFi-Testers wohl vor, zeitgleich zwei derart besondere 300B-Verstärker zu Hause stehen zu haben, die beide mit vierzehn bis zwanzig Watt Ausgangsleistung und lediglich einem 300B-Pärchen spezifiziert sind? Eben.


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