Dann habe ich begonnen, ein wenig mit den Entzerrungen zu experimentieren. Als puristisch denkender Audiophiler habe ich für den Stealth erst einmal „Flat“ gewählt und war schon vor dem Hören beim Blick auf die verwendete, in der App dargestellte Entzerrungskurve leicht geschockt: Unterhalb von 100 Hertz gab es eine Absenkung um bis zu fünf Dezibel und bei 20 Kilohertz eine Anhebung um über zwölf Dezibel. Dabei halte ich den Stealth für einen ungemein ehrlichen und verlässlichen – oder anders: linearen – Schallwandler. Bei „Diffuse Field“ ist die Kurve viel weniger wellig und bei „Harman Over-Ear 2018“ lagen die höchsten Anhebungen und Absenkungen bei zwei Dezibel. Des Rätsels Lösung: Natürlich orientiert sich Dan Clark – wie wohl die meisten Entwickler – an einer der bekannten Entzerrungskurven und die folgen eben nicht dem Ideal der Linearität.
Deutlich entspannter höre ich nun den Stealth ohne und mit Harman- respektive Diffusfeldentzerrung: Der Anfang des ersten Satzes von Mahlers Symphonie Nr. 6 mit den Duisburger Symphonikern unter der Leitung von Jonathan Darlington klingt über den Stealth kraftvoll, rhythmisch akzentuiert und geschmeidig. Mit der Harman-Kurve geht ein Hauch Druck im Tieftonbereich verloren, tonal ist die Wiedergabe dennoch stimmig. Die Snare scheint hier von noch mehr Luft umgeben zu sein und wirkt ein wenig präsenter. Dabei sind die Unterschied mit ohne Equalizer ausgesprochen gering. Die Diffusfeldentzerrung allerdings lässt die Balance zwischen Höhen und Bässen ein wenig kippen. Für meine Ohren klingt diese Equalizer-Einstellung ein wenig zu dünn. Um der im Kopf-Lokalisation entgegenzuwirken bietet X9 drei Crossfeed-Varianten an: „default“, „popular“ und „relax“. Mir erscheint die Version relax am offensten und räumlichsten, gerade in Verbindung mit der Harman-Entzerrung. Für das reine Genusshören größerer Klangkörper ist diese Kombination ideal.
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