An diesem Netzwerk wird in der Regel auch die zukünftige Musikabspielvorrichtung betrieben, weshalb dort also auch die entsprechenden Daten zur Verfügung stehen sollten.
Die wohl einfachste Methode besteht darin, die Daten einfach auf dem Rechner zu lassen, der das Rippen erledigte. Allerdings kann von außen so ohne weiteres niemand auf die Musik zugreifen. Erst einmal müssen die entsprechenden Verzeichnisse auf dem Computer freigeben werden. Je nachdem, ob es ein Mac oder ein PC ist, geschieht das unterschiedlich. Beim Mac ruft man die Systemeinstellungen auf und wählt anschließend das Symbol für Sicherheit. Jetzt lassen sich mit der Datenfreigabe die entsprechenden Ordner für alle Benutzer erreichbar machen.
Ein Rechtsklick mit der Maus auf den Musikordner bringt beim Windows-PC die Option „Freigabe“ zutage, die ebenfalls das gewünschte Musikverzeichnis allgemein zugänglich macht.
Je nach verwendetem Abspielsystem ist es nötig, zusätzliche Software zu installieren: So braucht zum Beispiel das LOGITCH Squeezebox-System ein Programm namens Squeezebox-Server, das die Verteilung der Musikdaten an die entsprechenden Empfänger übernimmt und das Musiknetz auch verwaltet. Das würde sogar ohne Freigabe der Ordner funktionieren, aber dafür muss das Programm dann immer laufen.
Für Apple-Rechner existiert aber eine Version des TWONKY-Servers, ein extrem weit verbreiteter UpnP-Verteiler, und EyeConnect von Elegato, ein Programm, das vorrangig Video-Daten streamt. Wie der Mediaplayer von Microsoft sind TWONKY und EyeConnect universelle UpnP-Server, die auch Bilder und Videos im Netzwerk zur Verfügung stellen. Nur ASSET UPnP ist „Audio only“ und wird vor allen Dingen deshalb besonders oft von Linn-Jüngern eingesetzt. Überhaupt ist der UpnP-Standard nicht gerade das, was er sein sollte – ein wirklich verbindlicher Standard. Es gibt zu viele Variationsmöglichkeiten. Deshalb wurde im Jahr 2003 die Organisation „DLNA“ (Digital Living Network Alliance) gegründet, um bessere Standards zu definieren und auch zu überprüfen. Wer die Prüfung besteht, bekommt dann deren Logo verpasst. Damit steigt die Chance, das Geräte, die das Logo tragen, auch miteinander funktionieren.
Die Alternative zum Rechner ist ein sogenanntes NAS (Network attached Storage). Von außen sieht ein solches NAS-Gerät aus wie eine externe Festplatte, was es im Grunde genommen ja auch ist. Allerdings stecken je nach Ausführung zwischen einer und zehn Platten in einem NAS.
Was die Speicherkapazität angeht, liegt man mit einem Terabyte schon mal nicht falsch. Wer gern größer plant, greift gleich zu zwei Terabyte. Zusätzlich zu den Festplatten werkelt im NAS aber auch noch ein Computer – allerdings meist ein recht kleiner mit LINUX als Betriebssystem. Da aber die Anforderungen an ein NAS nicht sehr hoch sind, reicht die Rechenleistung in der Regel aus. Bei Versionen mit zwei oder mehr Platten kann es sinnvoll sein, das Laufwerk in einem sicheren Modus zu betreiben, in dem die gleiche Information immer gleichzeitig auf zwei Festplatten landet. Das halbiert natürlich die maximale Kapazität um die Hälfte. Doch der Vorteil liegt auf der Hand – geht eine kaputt, bleibt immer noch die andere.
Der Anschluss eines NAS-Laufwerks ans Netzwerk ist meist ziemlich simpel: Stromkabel rein, Netzwerkkabel in ein freies Loch des Routers stecken und schon sollte sich alles automatisch einstellen. Das Gerät meldet sich dann selbständig im Netzwerk an und ist damit sofort erreichbar. Wie das geht? In einem Netzwerk hat jedes Gerät eine eigene Adresse, damit die Daten auch immer dort ankommen, wohin sie gehören. Eines der Geräte – meist der Router – übernimmt die Verteilung de Adressen automatisch und verwaltet sie. Erkennt er jetzt einen Neuling, sucht er eine frei Adresse raus, übergibt sie und schon hat das Netzwerk einen Anwohner mehr.
Fast alle NAS-Laufwerke haben auch gleich noch einen UpnP-Server mit an Bord. Besonders verbreitet ist auch hier der TWONKY-Server, was auch eine halbwegs vernünftige Kompatibilität mit einer Vielzahl von Geräten garantiert. Fast immer muss er allerdings eigens aktiviert werden. Doch bevor man an die Konfiguration geht, sollte erstmal die Musik auf die interne Festplatte übertragen werden. Am besten nimmt man dafür, wie schon erwähnt, ein Verzeichnis, das der Hersteller bereits für Musik eingerichtet hat, häufig „Music“ oder „Shared Music“ heißt und manchmal in einem übergeordneten Folder mit Namen „Public“ steckt. Geduld ist nötig bei der Übertragung der Musikdaten – je nach Größe dauert es Stunden, bis sich alles über das Netzwerk vom Rechner auf die NAS-Platte gequält hat. Erst dann sollte der UPnP-Server zum Leben erweckt werden. Es dauert eine Weile, bis das Programm startklar ist, denn erst muss es die Musiksammlung untersuchen und katalogisieren, damit später ohne große Verzögerung Musik zur Auswahl steht.
Einige NAS-Laufwerke auf dem Markt (Synoloy, QNAP) erlauben es, ebenfalls gleich das Squeeze-Server-Programm mitlaufen zu lassen. Damit kann auch das Logitech-System ohne externe Rechner leben. Man braucht allerdings schon einige Computerkenntnisse, wenn das ganze problemlos gelingen soll.
Markus Sauer: Guten Morgen, Paul. Wie gefällt es Dir hier in Europa?
Paul McGowan: Ich bin ein großer Europa-Fan und freue mich jedes Mal, wenn ich hier hin kommen kann. Heute morgen bin ich gejoggt. Direkt hier am Hotel ist ein Wald und Jürgen (Jürgen Sachweh, vom deutschen PS Audio-Vertrieb hifi2die4) hat mir erklärt, dass das Hotel am Rande eines Naherholungsgebietes liegt. Wie macht Ihr Europäer das nur? Bei uns in Amerika wäre schon längst ein Investor gekommen, hätte den Wald platt gemacht und teure neue Häuser hochgezogen.
Ich bin im Orange County nahe Los Angeles aufgewachsen. Als ich klein war, gab es da tatsächlich noch jede Menge Orangenbäume. Heute gibt es im ganzen County keinen einzigen mehr, alles ist zubetoniert.
MS: Na ja, Europäer leisten sich den Luxus von öffentlichem Raum, wahrscheinlich deshalb, weil wir viel weniger Raum haben als ein Land wie die Vereinigten Staaten.
Paul McGowan: Und ansonsten habe ich schon deshalb ein gutes Verhältnis zu Europa und insbesondere Deutschland, weil ich hier meine Frau Terri getroffen habe. Ich war damals bei der Army stationiert und habe Terri, die auch Amerikanerin ist, in München kennen gelernt, als sie dort Urlaub machte. Uns hat Deutschland so gut gefallen, dass wir beschlossen hatten, hier zu leben, wenn ich meine Army-Zeit hinter mir hätte. Ich hatte damals einen Nebenjob im Studio von Giorgio Moroder, wir haben jede Menge deutsche Cover-Versionen von internationalen Hits aufgenommen. Giorgio hatte mir einen festen Job angeboten.
Leider schickte mich die Army dann ein halbes Jahr vor Ende meiner Dienstzeit zurück in die USA, nach Fort Benning in Georgia. Sie hatten herausbekommen, dass ich meine Haare lang hatte wachsen lassen. Die anderen Soldaten setzten sich langhaarige Perücken auf, um nicht in der Freizeit mit dem uncoolen „Crew Cut“ herumlaufen zu müssen. Ich machte es andersherum, ich ließ meine Haare wachsen und setzte tagsüber eine Kurzhaarperücke auf. Als ich dann meine „Strafversetzung“ hinter mir hatte, war der Job bei Giorgio weg und er hatte jemand anderen gefunden.
MS: Paul, vielleicht können wir das Interview beginnen, indem Du kurz Deinen Werdegang und den von PS Audio schilderst.
Paul McGowan: Gegründet wurde PS Audio im Jahre 1974 von mir und Stan Warren, dem P und dem S im Firmennamen. Wir wollten beweisen, dass man großartigen Klang zu vernünftigen Preisen bieten konnte. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Unser erstes Produkt war eine sehr erfolgreiche Phonovorstufe, dann kamen Vor- und Endstufen dazu.
1990 fragte mich Arnie Nudell, der vorher bei Infinity unter anderem für die Infinity Reference Standard verantwortlich gewesen war, ob ich mit ihm eine Lautsprecherfirma aufmachen wollte. Es gab keinen Menschen auf der Welt, mit dem ich lieber zusammengearbeitet hätte als mit Arnie. Also sagte ich begeistert ja und verkaufte die Firma, aus der Stan bereits vorher ausgeschieden war, an Investoren, bei denen ich PS Audio in guten Händen wusste und die die Firma dann auch mehrere Jahre erfolgreich führten.
Die neue Lautsprecherfirma, die Arnie und ich gründeten, war Genesis. Zu Anfang machten wir preiswerte Modelle (5200 und 8200), aber dann wurden unsere Qualitätsansprüche unserem Vorlieferanten und Miteigner, der kanadischen Firma API, zu lästig. Nach drei Jahren standen wir ohne Produktion dar. Für den Aufbau unserer eigenen Produktion war es einfacher, mit sehr teuren Lautsprechern anzufangen, da wir dann keine so großen Mengen bewältigen mussten. Daraus entstand die Genesis I. Das Ziel war aber von Anfang an, auch wieder preiswerte Modelle zu bauen.
1997 suchte ich nach einer neuen Herausforderung, weil ich meine Interessen bei Genesis nur begrenzt einbringen konnte. Ich war nur für die Elektronik und die Genesis Digital Lens verantwortlich. Also sprach ich mit Arnie, der mich fragte, was ich mitnehmen wollte. Ich sagte, ich wollte nur die Rechte an der Digital Lens. Wir wurden uns schnell einig und sind bis heute befreundet.
Zur gleichen Zeit war der Eigentümer von PS Audio, dem unter anderem auch die Marke Threshold gehörte, in Probleme geraten. Für einen Dollar konnte ich die Rechte an dem Markennamen PS Audio erwerben.
Mit der wiedergeborenen Firma PS Audio, die anfangs nur aus mir und Terri bestand, wollte ich etwas Frisches, Neues machen. Bei all meinen elektronischen Designs vorher war mir die Bedeutung der Stromversorgung für den Klang immer sehr bewusst. Schon das erste PS Audio-Produkt, die Phonostufe, hatte ein Batterienetzteil. Klangfortschritte bei meinen Geräten hatte ich hauptsächlich durch Verbesserung der Netzteile erreicht. Der nächste logische Schritt war es, den Strom schon von Störungen zu reinigen, bevor er überhaupt in die Verstärker kam. Das war die Geburtsstunde des Power Plant, unseres Stromregenerators. Die Grundidee war es, den Netzstrom gleichzurichten und dann eine komplett neue, saubere Sinusschwingung als Wechselstrom wieder aufzubauen. Der Power Plant war sehr erfolgreich, die verschiedenen Nachfolgemodelle machen auch heute noch einen wesentlichen Teil unseres Umsatzes aus.
Ab 2002 boten wir dann auch wieder klassische Audio-Produkte an, angefangen mit der HCA (Hybrid class A) II Endstufe. „Hybrid“ deshalb, weil die Eingangsstufe Class A war, die Ausgangsstufe Class D. „II“ deshalb, weil es ein Infinity-Produkt gleichen Namens gab. Dieser Verstärker war auch wieder sehr erfolgreich, wir haben einige Tausend Exemplare verkauft. Heute haben wir wieder eine komplette Baureihe von Elektronik. Auf mittlere Sicht werden übrigens alle PS Audio-Produkte in einem Netzwerk verbunden werden können.
MS: Hatte die HCA II ein Schaltnetzteil?
Paul McGowan: Nein. Schaltnetzteile haben eine relativ hohe Ausgangsimpedanz, weil sie ein Filter brauchen, um die Schaltfrequenz aus den nachfolgenden Stufen herauszuhalten. Wir sind generell der Meinung, dass lineare Netzteile jedenfalls für Endstufen besser sind. Schaltnetzteile sind gut, wenn es um gleich bleibenden Leistungsbedarf geht. Bei Endverstärkern muss aber in Millisekunden auch mal ein Spitzenstrom von 60 Ampère bereit gestellt werden. Das können lineare Netzteile besser.
MS: Okay, damit sind wir in der Jetzt-Zeit angekommen. Womit beschäftigt sich PS Audio im Moment?
Paul McGowan: PS Audio hat das Ziel, Musik, egal auf welchem Medium sie gespeichert ist, also inklusive Vinyl, in einem Netzwerk verfügbar zu machen. Der Ausgangspunkt war meine Beschäftigung mit einem im Markt sehr erfolgreichen Multi-Room-System. Eines unserer Produkte ist ein D/A-Wandler, der DL III. Ich dachte, wunderbar, ich nehme dieses Multi-Room-System, das ich für sein hervorragendes und sehr leicht bedienbares User Interface sehr schätze, installiere es in meinem Haus, schließe meinen Wandler an und kann überall zufrieden Musik hören. Leider stellte sich sehr schnell heraus, dass die Klangqualität des Multi-Room-Systems Mist war. Der Grund dürfte darin liegen, dass alle mir bekannten Multi-Room-Systeme auf dem Markt von Leuten gemacht werden, die nicht aus der Audio-, sondern aus der Computerbranche kommen.
Also wollten wir herausfinden, warum die Klangqualität so miserabel war. Es geht einerseits um Timing-Probleme, den berühmten Jitter. Andererseits geht es auch um Spacing-Probleme, also wie lange die Bits sind. Das Ergebnis unserer Überlegungen sind drei Produkte, von denen zwei, ein Laufwerk und ein DAC, schon auf dem Markt sind, sowie ein Software-Paket.
Das erste Produkt ist der PerfectWave Transport. Den Namen haben wir übrigens durch einen Aufruf in unserem Newsletter gefunden. Wir baten die Leser, uns Namensvorschläge zu machen, und setzten einen Preis für den besten Vorschlag aus. Der Name, der uns dann am besten gefiel, war PerfectWave.
MS: Die Zielgruppe sind also Surfer?
Paul McGowan: (lacht) Na ja, das wäre dann wohl doch etwas zu eng. Aber der Namensgeber wohnt tatsächlich in Kalifornien. Er ist aber, so weit ich weiß, kein Surfer, sondern jemand, der professionell Namen für Produkte erfindet und unter anderem schon die Namen für mehrere Automodelle geliefert hat. Beim PerfectWave Transport war unsere Grundidee, den Datenstrom von der Auslesung aus dem physischen Medium zu entkoppeln. Der PWT war übrigens das schwierigste Projekt in den 35 Jahren, in denen ich mich mit Audio beschäftigt hatte, ein echter „ball buster“, wie wir bei uns sagen.
Wir fanden kein CD-Laufwerk auf dem Markt, das unseren Anforderungen genügte. Wir haben uns letztendlich für ein DVD-ROM-Laufwerk entschieden und dieses gründlich umgebaut. Das DVD-ROM-Laufwerk nehmen wir, weil es uns erlaubt, eine CD bis zu 84 Mal abzuspielen, bis wir sicher sind, keine Datenfehler zu haben, die durch Interpolation ausgeglichen werden müssten. Die so ausgelesenen Daten werden dann in einem 64-MB Zwischenspeicher abgelegt.
MS: Warum ist der Speicher nicht gleich auf 1 GB ausgelegt, so dass die gesamte Datenmenge der CD auf dem Solid State Speicher zur Verfügung steht?
Paul McGowan: Weil der Nutzer dann mehrere Minuten warten müsste, bis die CD komplett ausgelesen ist und er endlich Musik hören kann. So eine lange Wartezeit wollten wir nicht, sie würde unsere Kunden verärgern. Unser Laufwerk sollte sich, trotz abweichenden Funktionsprinzips, weitgehend so verhalten wie ein normales CD-Laufwerk, das Daten in Echtzeit ausliest und ausgibt.
Andererseits war es uns wichtig, dass der Datenstrom, der aus dem Zwischenspeicher herauskommt, nicht mir irgendetwas anderem im PWT synchron ist, schon gar nicht mit etwas so – relativ – langsam Reagierendem wie dem DVD-Laufwerk.
MS: Da möchte ich mal einhaken. Andere Hersteller, insbesondere von Wandlern, behaupten, dass die Datenquelle letztendlich ohne Bedeutung sei, das oft gehörte „Bits sind Bits“-Argument. Wenn man die ankommenden Bits asynchron wandle, komme es nur noch auf die Qualität des Taktgebers im Wandler an. Jitter im Eingangssignal werde dadurch vollständig unterdrückt, so dass der billigste DVD-Player vom Kaffeeröster nebenan als Datenquelle genauso geeignet ist wie hoch gezüchtete High-End-CD-Laufwerke.
Paul McGowan: Schön wär‘s. Dass Bits nicht gleich Bits sind, wusste ich schon seit der Genesis Digital Lens, und das zeigt sich auch, wenn man verschiedene Kabel zwischen Laufwerk und Wandler einschleift. Man kann auch unterschiedliche Laufwerke hören. Hierauf im Einzelnen einzugehen, würde aber sicherlich zu weit führen.
Auch bei Abtastratenwandlern bin ich skeptisch. Ich höre eine Veränderung des Audio-Signals, wenn so ein Abtastratenwandler im Spiel ist. Beim PerfectWave DAC (PWD) bieten wir natürlich auch das Upsampeln von 44,1 Kilohertz CD-Daten auf 192 Kilohertz an, mit diversen Zwischenschritten und Bitlängen, aber ich höre am liebsten mit dem, was wir Native Mode nennen, wenn also keinerlei Abtastratenwandlung stattfindet, noch nicht mal von 44,1 auf 44,1 Kilohertz (Re-Clocking), wie das fast jeder andere Wandler macht, sondern wenn das Signal so verarbeitet wird, wie es von der CD kommt. Eine tragfähige technische Begründung kann ich nicht wirklich nennen; ich bin im Grundsatz ein analoger Ingenieur, wir müssten einen meiner Digital-Ingenieure befragen. Die klanglichen Ergebnisse lassen sich in unserem Hörraum jedenfalls nachvollziehen. Das funktioniert aber nur mit der I²S-Verbindung.
Wenn ich zunächst noch einmal zum PWT zurückkommen darf, der zweite Grund, warum wir uns für das DVD-ROM-Laufwerk entschieden haben, ist, dass das Laufwerk nicht auf CDs beschränkt sein, sondern auch für hochauflösenden Formate offen sein sollte. Unser PWT spielt zum Beispiel auch die HRx-Scheiben von Reference Recordings.
Der PWT hat die üblichen Ausgänge: S/PDIF in Koax und optisch sowie AES/EBU. Diese Ausgänge benutzen alle das S/PDIF (Sony/Philips Digital Interface) Format, bei dem vier Signale zu einem einzigen Datenstrom zusammengefasst werden. Master Clock, Word Clock, Bit Clock und schließlich die Musikdaten. Intern arbeitet jedes Laufwerk respektive jeder CD-Player mit dem sogenannten I²S Signal, die Abkürzung steht für Integrated Interchip Sound. Bei diesem Format sind Musikdaten und Datentakt (Clock Signal) voneinander getrennt und können sich nicht gegenseitig beeinflussen. Wir bieten unseren Kunden dieses Datenformat zusätzlich an einem Ausgang an, der mit einer HDMI-Buchse versehen ist. Wohlgemerkt: das Laufwerk liefert keine Videodaten, wir benutzen nur die HDMI-Buchse, weil sie sorgfältig definierte Impedanzen bietet und weil es sehr gute und bezahlbare HDMI-Kabel gibt, die unserer Erfahrung nach besser funktionieren als die üblichen CAT-5 oder -6-Kabel. Über diese HDMI-Verbindung wird das nach Musik und Takt getrennte Signal an den PWD geliefert. Und wenn dieses Signal dann im Native Mode wiedergegeben wird, klingt das nach unserer Erfahrung deutlich besser, als wenn Daten aus dem S/PDIF-Signal heraus gerechnet werden, wie dies bei 99,9 Prozent der anderen Angebote auf dem Weltmarkt der Fall ist. Unsere Kunden können das nachvollziehen, indem sie zwischen dem Native Mode und den verschiedenen Oversampling-Möglichkeiten hin und her schalten.
Unsere Lösung haben wir übrigens auf verschiedenen DIY-Webseiten veröffentlicht, beispielsweise auf diyaudio.com, weil wir es gut fänden, wenn die Audio-Community im Allgemeinen sowie andere Hersteller unsere Idee aufgreifen. Wir glauben, dass dies einen spürbaren Fortschritt bringen würde.
Der PWD hat natürlich einen I²S-Eingang mit der HDMI-Buchse und daneben die „normalen“ Eingänge. Ansonsten ist er ein äußerst sauber gemachter DAC, der zudem auch noch als Vorverstärker dienen kann. Seine Ausgangsstufe ist stark genug, eine Endstufe direkt anzutreiben. Bei sehr langen Verbindungskabeln sollte man allerdings den symmetrischen Ausgang benutzen.
MS: Und das dritte Produkt?
Paul McGowan: Das ist unsere PerfectWave Bridge, die in ein paar Wochen erhältlich sein wird. Wenn ich eben gesagt habe, dass der PWT das schwierigste Projekt war, das PS Audio je unternommen hat – das war gar nichts im Vergleich zu dem, womit wir bei der Bridge kämpfen mussten.
Die Bridge ist eine Schnittstelle, die in einen dafür bereits vorgesehenen Schlitz auf der Rückseite des PWD eingesetzt wird. Über diese Schnittstelle kann der PWD dann mit allem kommunizieren, was an einen Router in einem Netzwerk angehängt werden kann wie Server, NAS, Laptop – egal. Wir benutzen das UPnP (Universal Plug’n’Play) Format. Die Bridge kann Daten bis zu 192 kHz und bis zu 32 Bit verarbeiten.
Die Bridge funktioniert mit jeder UPnP-Software, aber wir sind auch dabei, unsere eigene Software herauszubringen. Als ich angefangen habe, mit iTunes zu spielen, hat es mich geärgert, dass bestimmte Funktionen in iTunes wie das Importieren von Covern zum Teil recht umständlich waren. Und wir haben viele Kunden, erfolgreiche Leute, bei denen es bestimmt nicht an Intelligenz mangelt, die uns sagen, sie haben einfach keine Lust, sich mit Computern und Programmen herumzuschlagen. Sie wollen etwas, das sie nur anschließen müssen, damit es funktioniert.
Keines der auf dem Markt erhältlichen Produkte ist so einfach zu bedienen, wie unsere Kunden es wollen. Es ist vielleicht naiv, aber ich war der festen Überzeugung, dass man das besser machen könnte. Das Ergebnis ist unsere PerfectWave Software, die wir nicht nur unseren Kunden, sondern jedem Interessenten weltweit kostenlos zur Verfügung stellen wollen.
Einfach war es natürlich nicht. Die Entwicklung dieser Software kostete ein Vermögen für ein Unternehmen unserer Größe. Wir haben derzeit 30 fest angestellte Mitarbeiter. Für die Bridge und die Software haben wir ein internationales Team von 12 Spezialisten und Programmierern zusammengestellt, die jetzt zusätzlich in Vollzeit für uns tätig sind.
MS: Wie könnt Ihr Euch es dann leisten, die Software zu verschenken?
Paul McGowan: Wir verstehen das als Werbemaßnahme. Wir hoffen, dass sehr viele Leute unsere Software benutzen werden. Wenn die dann den Namen PS Audio mit etwas nützlichem und gut funktionierendem verbinden, gewinnen wir mittel- und langfristig hoffentlich weitere Kunden für unsere Produkte. Unsere Software ist zur Steuerung jedes Netzwerks geeignet, das auf dem UPnP-Protokoll basiert, also auch für Produkte unserer Mitbewerber. Ich habe hier ein iPad, mit dem ich unsere Software vorführen kann.
Im Grunde funktioniert unsere Software so, wie man es auch von anderen Herstellern kennt: Alben oder einzelne Songs werden gespeichert und können nach verschiedenen Kriterien durchsucht werden, man kann Playlists erstellen, und so weiter. Das besondere ist, dass das Speichern und Organisieren so einfach ist: Der Benutzer muss nur seine CD einlesen, alles andere macht die Software beziehungsweise wir!
Ein Feature, auf das ich sehr stolz bin: Wenn man den Finger ein paar Sekunden auf den Namen eines Titels hält und dann nach rechts bewegt, ist dieser Song automatisch in die eigene Playlist eingefügt. Außerdem haben wir rechts oben auf dem Bildschirm ein kleines, kursives „i“ wie Information eingerichtet. Wenn man einen Titel oder ein Album ausgesucht hat und diesen Button anklickt, bekommt man Informationen zu diesem Titel oder Album.
Aber das eigentlich Interessante ist, dass unsere Software über das Internet auf einen Server hier bei uns in Boulder, Colorado zurückgreift und von dort die Metadaten inklusive Cover herunterlädt. Und wenn unsere Library, wie wir sie nennen, noch Lücken hat, dann wird einer unserer Mitarbeiter sich sofort auf die Suche machen und zum Beispiel das Cover finden. Wir sehen das als Service für die Benutzer unserer Software.
MS: Funktioniert das nur mit Apple-Produkten als Bedienung?
Paul McGowan: Im Moment haben wir Apps für iPad, iPod Touch und iPhone (die allerdings noch im Lizenzierungs-Verfahren bei Apple sind), und natürlich kann man unsere Software nicht nur auf Apple-Computern, sondern auch auf Windows-Maschinen installieren, wenn man sich einen Rechner oder ein Laptop ins Wohnzimmer stellen will. Zu Hause benutze ich derzeit einen iPod Touch, aber wir arbeiten an unserer eigenen Fernbedienung, die dann so ähnlich wie ein Touch funktionieren wird.
MS: Paul, vielen Dank für das Gespräch.
Eine Katze stellt sich mir in den Weg. Sie erweckt nicht etwa dadurch Aufmerksamkeit, dass sie bloß um die Beine schleicht und einen Katzenbuckel macht. Ihr Auftreten hat etwas Bestimmendes, Forderndes, das durch linkisches hinter dem Ohr kraulen und schmeichelndes Zureden offensichtlich nicht befriedigt werden kann.
Holger Stein, durch Zuruf zu Rate gezogen und bei Steinmusic tatsächlich für alle Problemlösungen zuständig, klärt nach einem freundlichen Hallo die Situation rasch und präzise, wie es seine Art ist. Er drückt auf einen Knopf. Die Katze ist passionierte Liftfahrerin und wenn sie auf der Suche nach Nahrung in den Wohnbereich der oberen Stockwerke will und gerade keine Lust auf Treppensteigen hat, ruft sie nach dem Liftboy. Holger Stein erfüllt diese Rolle mit Gelassenheit, die durch meinen verdutzten Blick ob des so selbständigen Hausgenossen in keiner Weise beeinflusst wird. Die Katze entschwindet alleine nach oben, wir begeben uns in Allerheiligste, den Ort, an dem gedacht und gelötet wird.
„Die vielen Rollen des Holger Stein sind mir ja bekannt, der Katzenversteher war mir neu.“
„Muss auch sein, nützt ja nichts.“
Diese Aussage ist mir von Holger Stein vertraut, ebenso das jugendliche Lächeln, das sie begleitet.
Mir ist noch ein Bild anlässlich eines Besuches vor einigen Jahren vor Augen, als Holger Stein mit seinen Mitarbeitern die Nacht zum Tage machte (muss auch sein, nützt ja nichts), um eine Charge der besonders gefragten Geräte zur sauberen Stromaufbereitung fristgerecht ausliefern zu können. Durch solch großen Einsatz und stets im engen Wechselspiel mit den Bedürfnissen treuer Stammkunden wurde im Laufe der Jahre eine umfangreiche Produktpalette entwickelt. Sie ist nicht nur Zeichen der unglaublichen technischen Kreativität ihres Schöpfers und somit der Traum eines jeden Audiophilen, sondern auch der Albtraum jedes kostenbewußten Lean Production Verfechters.
Sie suchen ein Quellgerät, analog oder digital, oder einen absoluten High End D/A Wandler? Steinmusic hat entsprechendes in unterschiedlichen Ausbaustufen bereit. Vorstufen, Endstufen, Schaltungen mit Röhren, Transistoren, Mosfets? Selbstverständlich, gerne auch ausbaubar. Auf die Spitze getriebene Netzteile, Maßnahmen zur Schwingungsdämpfung, Gerätefüße, Spezialkabel zur Stromversorgung, diverse Interconnect- oder Lautsprecherkabel, solid Core, Litze oder Folie? Natürlich, wie hätten Sie es denn gerne?
Irgendwann war der Punkt erreicht, dem ganzen auch eigene Lautsprecher hinzuzufügen (muss auch sein, nützt ja nichts), besonders da die gängigen Modelle den Vorstellungen des Meisters nicht entsprachen. So gilt mein Besuch auch dem umfangreichen Probehören des Vollbereichslautsprechers SP 1.1 , der die Faszination der Breitbänder auch einem breiten Publikum zugänglich macht, das auf kompakte Gehäuseabmessungen und ästhetische Formgebung wert legt. Neben konventionellen Lautsprecherentwicklungen der letzten Jahre hat sich hier Holger Stein in jahrelanger Arbeit selbst einen Traum erfüllt: Einen Schallwandler, in dessen Frequenzweiche mit Sicherheit „nichts mehr verloren geht“ – weil er nämlich gänzlich ohne Weichenschaltung auskommt!“ Zu diesem Zwecke wurde das 20 cm Chassis in kleinen Schritten behutsam optimiert und über Jahre an der ausgeklügelten Gehäusegeometrie gefeilt.
„Ich möchte Musik über meine Kette so hören, wie ich sie aus dem Live-Konzert kenne. Als Referenz nehme ich deshalb immer Stücke her, die ich persönlich aus der eigenen Erfahrung her kenne. Zum Glück habe ich einige Kunden, die selbst aktive Musiker sind.“
Die Lifttüre öffnet sich, gelassen und sichtlich wohlgenährt schaut Nele, die Katze, nach dem Rechten. Neben dem Lötkolben rollt sie sich auf einem Stuhl zusammen und leckt sich die Vorderpfoten. Wir begeben uns, zu Fuß, in eines der drei Vorführstudios der 2. Etage. Sogleich dreht sich im Laufwerk DX 3, über Excel NF Kabel mit Masterclass Vor- und Endstufe verbunden, eine Aufnahme des Concerto per violino in do maggioreRV 175 von Antonio Vivaldi, das von Florian Deuter und Monica Waisman bei Harmonie Universelle eingespielt wurde.
„Die beiden sind übrigens langjährige Kunden, die bei unserer Hausmesse auch mit ihren Instrumenten anwesend sind.“
„… dann bleibt dem Besucher im Vergleich mit dem Original ja absolut nichts verborgen, was die Wiedergabekette an Veränderung dem Musiksignal hinzufügt – oder weglässt!“
„So soll es doch auch sein, ist doch schön.“ Selten habe ich Hersteller erlebt, die dem Vergleich mit Live-Musik so selbstbewusst gegenüber stehen. „Nützt ja nichts“, wollte ich schon fast selbst hinzufügen.
Zu meinem Erstaunen erklingt die Stimme von Lou Reed, nein, er ist nicht der Holger Stein Kunde, aber der Herr am Klavier: Friedrich Paravicini. Als Lou Reed sein Konzeptalbum Raven einspielte, brauchte er jemanden, der ihn bei den ersten Takes am Klavier begleitete. Friedrich Paravicini, anerkannter Studio Musiker, Begleiter von Annett Louisan, ja Holger Stein Kunde, wurde kurzfristig engagiert.
„It might be nice to disappear”, haucht Lou Reed heiser ins Mikrofon, „to have a vanishing act” und kommt dabei absolute authentisch in seiner Versunkenheit rüber. Auch die Lautsprecher sind ein totaler „vanishing act“, die Musik kommt aus dem Raum. Lou Reed ist unmissverständlich „close miked“ aufgenommen. Drei Röhrenmikrofone fangen die intime Aufnahmesituation ein, zwei am Flügel, eins am Gesang. Die Aufnahme ist faszinierend, ich möchte mehr vom Setting erfahren.
Holger Stein wählt kurzer Hand eine Nummer und reicht mir den Hörer. Die Verbindung ist hergestellt, Hr. Paravicini erzählt locker von seinen Erfahrungen mit dem Weltstar Lou Reed.
„Ich nahm an einem 50er Jahre Steinway Platz und habe mich nur kurz eingespielt. Das Instrument klang rund und weich, geradezu lieblich. Lou Reed hatte einen Kopfhörer schräg am Kopf, alles war sehr entspannt. Der Klang des Steinways hat mich sofort eingenommen. Der Flügel hatte einen runden Sound, wie man ihn ähnlich von Bill Evans kennt. Im Grunde sollte es nur ein Pilot-Vocal sein. Lou Reed wollte sich begleiten lassen, um für eine spätere Abmischung den Vocal Track fertig zu haben. Wir haben das also live eingespielt, ohne groß zu proben, beim Abhören war bald klar, dass es in dieser Intimität genau so perfekt war. Also wurde es gegen den ursprünglichen Plan nicht weiter remixed oder instrumentiert. Hört Ihr den Track gerade mit Holgers neuem Lautsprecher?“
„Ja, deshalb rufen wir an. Die Aufnahme ist geradezu beklemmend nah.“
„Ich mag Holgers Sachen, weil ich die Lebendigkeit und Dynamik brauche. Ich mag beim Musikhören nicht nachdenken, ob es richtig oder falsch ist, ich brauche auch bei der Wiedergabe Spaß und Freude. Den ganzen audiophilen Wahnsinn habe ich übrigens in der Vergangenheit auch schon mitgemacht.“
„Gab’s mit Lou Reed nach dieser kurzen Erfahrung noch weiteren Kontakt?“
„Nach einigen Wochen kam ein Anruf: Bin übermorgen bei David Letterman in der Show, hast Du Zeit? Also bin ich rüber geflogen. War cool.“
Kennt schon interessante Leute, der Herr Stein, denke ich. Noch während des Gesprächs mit Herrn Paravicini kommt ein Ruf aus der 3. Etage der Malzfabrik: Zeit zum Mittagessen. Wir nehmen den Lift, ich vermisse die Katze. In der großzügigen Wohnküche findet sich wieder die Erfahrung von savoir vivre und der organischen Verbindung von Lebenswelten. Gabriele Stein hat gekocht, man möchte ihr ungesehen ein paar Sterne verleihen.
„Worauf konzentriert sich Steinmusic bei der Entwicklung neuer Produkte?“
„Das Grundkonzept muss natürlich bei jedem Produkt passen. Du kannst aus allen Zutaten gute und schlechte Sachen kreieren. Daneben gibt es aber eine handvoll Dinge, die mir als Rahmenbedingungen immer wichtig sind.“
„Das wäre?“
„Das ganze Thema Stromversorgung, die mechanische Seite, besonders der Umgang mit Schwingungen, die Leiterbahnführung mit einem zentralen Bezugspunkte der Masse oder die Qualität des Gehäuses als Teil des mechanischen Konzeptes.“
„Holger Stein ist seit Jahren dafür bekannt, die absolute Instanz im Thema Bauteileauswahl zu sein. Da gibt es doch immer wieder Anfragen von Kunden und sogar Herstellern, die einen Rat zur Optimierung brauchen.“
„Wir arbeiten nur mit diskret aufgebauten Schaltungen und verwenden viel Zeit darauf, zum Beispiel Kondensatoren auszusuchen, die vom Klangcharakter unseren Vorstellungen entsprechen. Gleiche Bauteilwerte klingen natürlich nicht automatisch gleich.“
„Worauf habt Ihr Euch fokussiert, Black Gates?“
„Die sind von der Qualität sehr gut, keine Frage. Im Digitalbereich verwende ich zudem gerne OSCONS, die blauen, die sind sehr ausgewogen und stimmig und zählen mit zu meinen Favoriten. Panasonic sind sehr offen und frei und haben einen sehr schlanken Charakter. Für manche Hörer kann sich dadurch ein Mangel an Substanz ergeben, wenn man sie allein verwendet. Dann kombiniere ich sie gerne mit Rubicon Kondensatoren, die sind wärmer und haben mehr Körper. Panasonic und Rubicon ergänzen sich fantastisch.“
„Das klingt wie die Beschreibung eines guten Kochrezeptes.“ Ich war gedanklich wieder kurz zu Gabriele Steins lukullischen Köstlichkeiten abgeschweift.
„Die meisten guten Gerichte haben mehr als ein Gewürz. Ich brauche beides, die Spannung und das Zusammenspiel.“
„Wenn also ein Verstärker am Prüfstand ist und die Wiedergabe eines Kontrabasses voller und wärmer gestaltet werden soll, greife ich also in die Kiste mit den Rubicons?“
„Das wäre zumindest eine Möglichkeit.“
Neben den beeindruckenden Designstücken stehen im Regal auch einige Röhrengeräte aus der guten alten Zeit, die penibel restauriert sind. Der Röhrenfreund in mir fühlt sich sofort zu Hause. Kann man klanglichen Entwicklungen einer Firma misstrauen, deren Eigentümer auch mit Röhrentechnik sozialisiert wurde und dennoch seinen Weg in der Anwendung der Mittel absolut pragmatisch geht?
„Ich bin gegen Glaubenskriege, etwa „Transistor gegen Röhre". Was zählt ist einzig, dass ich durch die Musik über meine Wiedergabekette bereichert werde.“
Sagt’s, bückt sich nach einer Flasche Wein, und wischt kurz über das Etikett.
„Ein hervorragender Tropfen, auch wenn er vordergründig nicht so aussieht. Der sollte zu Hause doch eine gute Erinnerung an den Besuch in der Malzfabrik sein.“
Als ich erwähne, dass mich mein Weg zu Herrn Lukaschek von BENZ MICRO in die Schweiz führt, wird sofort noch eine Flasche eingepackt. „Für Albert.“ Gute Leute kennen sich. Im Büro gehen wir auf die sehr informative Website und drucken die beeindruckend vielfältige Produktübersicht samt Preisliste aus. In die Verabschiedung platzt ein Kunde, der unbedingt direkt vorbei kommen wollte, um zu berichten, wie glücklich er mit den neuen Geräten ist. Wie um sich selbst was Gutes zu tun, nimmt er noch ein Set der Unterstellfüße Naturals mit. Ich übrigens auch.
Auf dem Weg hinaus begegne ich der Katze. Ich kraule sie hinter dem Ohr, begleite sie zum Lift und drücke auf den Knopf. Ich habe etwas dazu gelernt an diesem Tag bei Steinmusic in Mülheim an der Ruhr.
info@steinmusic.de | |
Internet | www.steinmusic.de |
Unter Analogfreunden hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass man um eine vernünftige Reinigung der Vinylscheiben nicht herumkommt. Über das „wie‟ wird fröhlich diskutiert – und jetzt bringt Reiner Gläss auch noch eine neue Variante dazu, die Ultraschallreinigung. Ist das eine interessante Alternative zu den bekannten Verfahren? Wir werden sehen …
Die meisten Freunde der schwarzen Scheiben sind Jäger und Sammler und wohl jeder hat sich schon mal über den Zustand von Neuerwerbungen geärgert, ganz egal, ob sie vom Flohmarkt stammen, aus den Weiten des Internet gefischt oder neu gekauft wurden. Bei gebrauchten Platten ist so gut wie jeder Zustand möglich, von neuwertig bis zu unbrauchbar, je nachdem, ob sie aus einer gepflegten Privatsammlung stammen oder diverse Partyfolterungen über sich ergehen lassen mussten. Aber auch neue Langspielplatten aus aktueller Produktion sind bei weitem nicht „porentief rein‟, um einen alten Werbespruch aufzugreifen. Wo diese Verschmutzungen herkommen, sei hier mal dahingestellt – sie sind vorhanden und müssen weg. Also ist in nahezu jedem Fall eine gründliche Reinigung notwendig. Diese Thematik ist nun wirklich nicht neu, wie die schon längere Historie von Schallplattenwaschmaschinen belegt. Auch nicht neu ist die fast immer gleiche Reaktion unkundiger Mitmenschen, die sich ernsthaft Sorgen um den Geisteszustand des Eigners einer Plattenwaschmaschine machen. Das legt sich zwar zum Teil nach einer Demonstration der Wirkung, trotzdem bleibt weithin das Unverständnis für die meist doch recht üppige Investition bestehen.
Recht früh wurde erkannt, dass eine vernünftige Reinigung ohne Flüssigkeit nicht richtig funktioniert. So kamen die ersten Plattenwaschmaschinen auf den Markt, die wegen geringer Stückzahlen zwangsläufig zu stolzen Preisen verkauft wurden. Im Laufe der Zeit wurde das Angebot technisch und preislich breiter. Es reicht aktuell von der handbetriebenen Wäsche per Knosti-Apparat über Liniensauger (VPI, Hannl etc.) zu Punktsaugern, deren Urvater die sehr teure Keith Monks war. Dieses Prinzip wird aktuell von Loricraft und Sven Berkner gepflegt, einen Nachbau der Keith Monks von einem deutschen Händler gibt es auch. Bei all diesen Maschinen wird reichlich Flüssigkeit auf die Platte gegeben, mit einer Bürste verteilt und in die Rille eingearbeitet und anschließend abgesaugt. Und: Sie alle kosten immer noch ordentlich Geld. Als rein manuelle, billige und effiziente Methode gibt es noch die Microfasertücher, deren Gebrauch von Frank Wonneberg (der mit dem Vinyl-Lexikon) initiiert wurde. Mit Ausnahme der Knosti habe ich über die Jahre alle Methoden ausprobiert. Aktuell teilen sich die SB 1 Pro von Sven Berkner und die Microfasertuchmethode die Reinigungsarbeit bei mir.
Auf vielen Gebieten ist seit geraumer Zeit die höchst wirkungsvolle Reinigung mittels Ultraschall bekannt und folgerichtig hat es nicht an Versuchen gefehlt, dieses Prinzip auf die Schallplattenreinigung anzuwenden. Die Problematik dabei ist, dass das zu reinigende Teil zwingend in Flüssigkeit getaucht sein muss. Der Schutz des Plattenlabels war immer ein Knackpunkt, ebenso die Trockenlegung der LP nach erfolgter Ultraschallreinigung. Über Prototypen sind die bisherigen Ansätze nicht hinausgekommen. Die boten zwar eine, wie erwartet, erstklassige Reinigungswirkung, waren aber in der Anwendung so gut wie unzumutbar.
Nun hat sich Reiner Gläss der Sache angenommen, der sich bisher mit Behandlungsmethoden für CDs beschäftigt hat. Herausgekommen ist dabei ein kompaktes Maschinchen namens VINYL CLEANER, das mit einem geradezu verblüffenden Bedienkomfort blitzsaubere LPs liefert. Dahinter steckt ein beachtlicher technischer Aufwand, den sich Reiner Gläss erfreulicherweise nicht vergolden lässt – nur angemessen bezahlen.
Der Vinyl Cleaner ist eine kompakte Kiste aus Kunststoff, die in zwei Ebenen unterteilt ist. Die untere Abteilung enthält den Vorrat an Reinigungsflüssigkeit, die sich aus 4,5 Liter destilliertem Wasser und 20 Milliliter eines speziellen Reinigungskonzentrats zusammensetzt. Dieses ist auch als einziges Zusatzmittel erlaubt, da die bekannten Mittelchen nicht die gewünschte Wirkung erzielen und außerdem zu heftiger Schaumbildung führen können. Der richtige Pegelstand wird durch einen Schwimmer in einem Sichtfenster angezeigt. Im Betrieb wird die Reinigungsflüssigkeit nach oben gepumpt, so dass der in der Maschine befindliche Teil der LP zu gut 90 Prozent „unter Wasser“ ist. Mit zwei O-Ringen, die auf rotierende Walzen gespannt sind, wird die LP in Drehung gegen den Uhrzeigersinn versetzt. Die von oben sichtbaren zwei Paar Mikrofaser-Walzen rotieren auch und zwar ein Paar mitläufig und eines gegenläufig zur Rotation der LP. Sie sind nicht für die Bewegung der LP zuständig, sondern für die permanente Umwälzung der Flüssigkeit an der Plattenoberfläche und den Flüssigkeitstransport auf den Innenbereich der LP, der nicht eingetaucht ist. Bei dieser Umwälzung werden die gelösten Schmutzpartikel mit abtransportiert. Die gesamte Flüssigkeit überströmt während des Waschvorgangs ständig den Nassfilter auf der Rückseite, so dass an den beiden Plattenseiten immer gereinigtes Reinigungsmittel ankommt, also keine Schmutzpartikel die Platte beschädigen können. Zwischen den Microfaser-Walzen ist der Ultraschallgenerator angeordnet, der sowohl die Platte als auch die Flüssigkeit in hochfrequente Schwingungen versetzt, die die Verschmutzungen lösen sollen. Nach diesem ersten Arbeitsgang wird die Flüssigkeit wieder in das untere Reservoir abgelassen und der Trocknungsvorgang beginnt. Dieser erfolgt mit zwei Gebläsen, die vorne und hinten in der rechten Hälfte des Gehäuses montiert sind. Die von der LP geblasenen Flüssigkeitsreste wandern, dem Gesetz der Schwerkraft folgend, in das untere Reservoir ab. Um einen ausreichend starken Luftstrom erzeugen zu können, müssen die beiden Gebläse recht kräftig sein, was zwangsläufig zu einem hohen Geräuschpegel führt. Der wird ein wenig durch die relativ angenehme Frequenz dieses Geräuschs entschärft. Musikhören nebenbei kann man aber trotzdem vergessen. Das ist jetzt bestimmt nicht als Mäkelei zu verstehen, sondern nur als Feststellung! Die Physik verlangt immer ihr Recht …
Die Bedienung an sich ist absolut simpel und unübertrefflich komfortabel: LP senkrecht in die Maschine stellen, Hauptschalter einschalten und bei Grünlicht, also Betriebsbereitschaft, den Startknopf drücken, bis ein Piepton zu hören ist. Ein Ton signalisiert einen Waschumlauf. Durch längeres Drücken kann man bis zu fünf Waschumläufe am Stück vorgeben. Die Aktion an sich läuft völlig automatisch ab, wobei eine gelbe LED leuchtet, und die Beendigung wird wieder durch ein akustisches Signal bekannt gegeben. Dann kann man eine beidseitig (!) saubere und spielfertige LP entnehmen. Das nenne ich einen bisher einmaligen Bedienkomfort und dafür nehme ich auch gerne den (gemäßigten) Radau beim Trocknen in Kauf. Eine blinkende rote LED signalisiert einen zu geringen Flüssigkeitsvorrat. Das ist aber immer nur eine geringe Menge, die durch Verdunstung verloren geht. Erst wenn wieder die korrekte Füllmenge erreicht ist, kann man weiter waschen. Auch das völlig simpel, selbsterklärend und sicher. So einfach und hocheffizient kann Plattenwaschen heutzutage sein!
Wie bei allen Waschmaschinen, gleich welchen Prinzips, kann auch das mit dem Vinyl Cleaner erreichte Ergebnis wenig erfreulich sein, denn eine kaputte Schallplatte bleibt kaputt, auch wenn sie bis in den Rillengrund hinab sauber ist. Gerade dann wird der wahre Zustand ungeschminkt hörbar. Das gilt aber im Umkehrschluss genauso für klangliche Schätze, die erst nach der Wäsche als solche erkennbar werden. Zum Glück überwiegen die letztgenannten, also die Schätze, doch merklich. Und mindestens ebenso erfreulich ist, dass manchmal gerade neue Scheiben nach einer Reinigung ein überaus hohes Klangpotential offenbaren. Leider nur manchmal, denn den Kompressionswahnsinn vieler aktueller Produktionen kann die beste Wäsche nicht ungeschehen machen. Aber das ist eine ganz andere Geschichte.
Viel bemerkenswerter ist die Erfahrung, dass bei der einen oder anderen schon mehrfach gewaschenen LP nach der Ultraschallreinigung noch ein paar winzige Details mehr auftauchen, als ich bisher hören konnte. Das lege ich jetzt mal unter „spezifisch für Ultraschall“ ab, da ich mir da keinen anderen Reim drauf machen kann. Jedenfalls habe ich noch einige Scheiben, die ich bereits ausgemustert hatte, abermals aus der Kiste geholt und einer Ultraschallkur unterzogen – und siehe da: Ein paar davon entpuppten sich als mindestens gut anhörbar, die eine oder andere sogar als richtig gut. Offenbar wirkt die Ultraschallmethode sehr gründlich.
So gut und überzeugend der Gläss Vinyl Cleaner seine Reinigungstätigkeit verrichtet, hat er auch seine Grenzen, nämlich bei Platten, die sich nicht den normalen Parametern unterwerfen. Da gibt es beispielsweise ein Exemplar der dänische Mono-LP des Labels Metronome (Eartha Kitt at Tivoli), die einen richtiggehend gezackten Rand hat, also schlicht unsauber gefertigt ist. Diese Zacken haken dann in den Höhenanschlag ein und verhindern so eine Drehung der LP. Bei mehreren alten Verve-LPs erfolgte die Rotation über rund zwei Drittel der Scheibe konstant, um dann plötzlich zum Stillstand zu kommen. Das hat vermutlich sowohl mit dem Vinylmaterial selbst als auch mit einem ungleichmäßigen Außenumfang zu tun. In den frühen Tagen der Langspielplatte gab es ja eine Vielzahl von Plattenlabels, von denen jedes seine Eigenheiten pflegte und die – ganz vorsichtig formuliert – recht unterschiedliche Qualitätsstandards beim verwendeten Vinylmaterial und in der Fertigung hatten. Die Dicke der LPs spielt nach meinen Erkundungen keine Rolle, denn eine Dynaflex-Pressung, die mit 0,8 Millimeter Dicke in meinem LP-Bestand den Rekord nach unten hält, durchläuft das Waschprogramm genauso anstandslos wie diverse 180 Gramm-Pressungen. Diese Hinweise wollte ich Ihnen nicht vorenthalten, auch wenn es extrem wenig Problemfälle gibt und diese an der positiven Gesamtbewertung des Vinyl Cleaner keinen Deut ändern!
Noch ein Aspekt, den man – so nichtig er scheinen mag – nicht unterschätzen sollte: Der Vinyl Cleaner versteckt seinen Bestimmungszweck erfolgreich. Die techno-graue Kiste weist optisch keinen Bezug zu Vinylscheiben auf und führt so nicht zu den oben erwähnten abschätzigen Blicken unwissender Zeitgenossen. Klar steht der ambitionierte Analogicus über solchen Anfechtungen ... nervig sind sie trotzdem. Und dank des automatischen Ablaufs der Reinigung kann der Vinyl Cleaner ja auch in einem anderen Raum als dem Hörraum seine Dienste verrichten.
HERSTELLERANGABEN
Audio Desk Systeme Gläss: Vinyl Cleaner
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Reinigungszeit | 5 Minuten |
Maße (B x T x H) | 33 cm x 20 cm x 27 cm |
Gewicht (unbefüllt) | 5,5 kg |
Reinigungsflüssigkeit | 4,5 Liter destilliertes Wasser + Reinigungskonzentrat 20 ml |
Herstellergarantie | 2 Jahre |
Preis | 1800 Euro |
HERSTELLER/VERTRIEB
Audiodesksysteme - Gläss
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Adresse | Reiner Gläss Seestraße 1 89551 Königsbronn |
Telefon/Fax | (+49) 07328/7138 |
Internet | www.audiodesksysteme.de |
info@audiodesksysteme.de |
Mathematisch gesprochen: Eine dimensionslose Zahl, die sich dadurch ergibt, dass man den angeschlossenen Widerstand (zum Beispiel den Widerstand eines Lautsprechers) durch den Innenwiderstand der treibenden Stufe (Innenwiderstand des Endverstärkers) dividiert. Allgemein gesehen ist der Dämpfungsfaktor das Verhältnis von Lastwiderstand zu Ausgangswiderstand an einer elektrischen Schnittstelle. Der Dämpfungsfaktor ist eine Wechselstromgröße, denn es existieren in der realen Welt nicht nur rein ohmsche Widerstände, sondern auch Induktivitäten und Kapazitäten, somit ist er tatsächlich das Verhältnis von Eingangsimpedanz zu Ausgangsimpedanz. Der Begriff Impedanz umfasst die realen Anteile eines Wechselstromwiderstandes wie auch die induktiven und kapazitiven Scheinwiderstände.
Es hat sich eingebürgert, für den Lautsprecher eine Impedanz von 8 Ohm anzunehmen, vermutlich deshalb, weil früher die meisten amerikanischen Lautsprecher diese Impedanz besaßen – zumindest dem Datenblatt nach. Allerdings ist eine Lautsprecherimpedanz nie konstant und kann erheblich vom Nennwert abweichen. Zu den Auswirkungen dieser „Realimpedanz“ später mehr.
Jeder analoge Verstärker besitzt in seinem Ausgang verstärkende Elemente wie Röhren und Ausgangsübertrager oder Transistoren – selbst diese werden manchmal mit Ausgangsübertragern versehen. Alle diese Bauteile sind nicht ideal und mit inneren Widerständen und Kapazitäten behaftet. Speziell Ausgangsübertrager weisen einen recht merklichen Innenwiderstand auf, der schon mal bis zu einem Ohm oder mehr betragen kann.
Röhren besitzengegenüber Halbleitern einen sehr hohen Innenwiderstand, der erst durch einen Transformator herabgesetzt werden muss, um einen Lautsprecher treiben zu können. Hilfreich wirkt sich in diesem Falle die Gegenkopplung von Verstärkern aus, welche in der Lage ist, die Ausgangsimpedanz um den Gegenkopplungsfaktor herabzusetzen. Aber auch Transistoren besitzen einen inneren Widerstand, egal ob es sich um Bipolartransistoren oder FETs handelt.
Ein paar Beispiele in Form einer virtuellen Schaltung sollen diesen Sachverhalt erhellen: Zu sehen ist eine Schaltung, die als reiner Buffer arbeitet, ohne jegliche Art von Spannungsgegenkopplung. Diese Schaltung ist auch unter der Bezeichnung Diamond Buffer bekannt und stellt nichts anderes dar, als einen komplementären Emitterfolger, einfach eine etwas „more sophisticated“ Schaltung. Für Selbstbauer: Vergewaltigt man die Schaltung nicht so wie hier gezeigt, eignet sie sich auch ganz hervorragend als Ausgangsstufe für Vorverstärker. Dann sollte man aber die 300 Watt Transistoren im Ausgang durch gemäßigtere Typen ersetzten. Die Übertragungsfunktion, dass heißt, die Spannungsverstärkung, beträgt 0,966, der Ausgangswiderstand beträgt 125 mOhm. Wie man anhand der virtuellen Instrumente sehen kann, sind die restlichen Werte auch nicht von schlechten Eltern. Die abgegebene Leistung beträgt circa 25 Watt.
Das ergibt einen Dämpfungsfaktor von 64! Betrachten wir nun mal den relevanten Teil bis 20 kHz, so ist auffällig, dass der Frequenzgang bei einer reinen 4 Ohm Last völlig glatt verläuft und die Phase auch nur minimale Änderungen zeigt.
Bisher wurde ein Verstärker ohne Spannungsgegenkopplung benutzt. Würde das einführen einer Gegenkopplung etwas am Verhalten dieser Schaltung verändern? Zuerst fällt bei dieser Schaltung auf, dass die Verzerrungen drastisch gesunken sind.
Zuvor betrug die Abweichung zur 0 dB Linie 278,9 mdB. Das ist um den Faktor 15,74 weniger als zuvor und bedeutet eine Reduktion des Ausgangswiderstandes um den gleichen Faktor. Der Übertragungsfaktor ist auf 0,998 angewachsen, es besteht also fast kein Unterschied mehr zu einem Verstärkungsfaktor von 1. Und der Ausgangswiderstand ist auf 248 µOhm gefallen. Das bedeutet eine Erhöhung des Dämpfungsfaktors auf
entsprechend 3226! Das ist ein gewaltiger Unterschied zum vorherigen Verstärker.
Betrachtet man die Zahl im Nenner (248 µOhm) so bemerkt man, dass der Eigenwiderstand der Anschlußkabel ein Vielfaches des Verstärkerausgangswiderstandes beträgt. Das bedeutet: Lautsprecherkabel sorgen mit ihrem Innenwiderstand für eine Verschlechterung des Frequenzganges. Je kürzer und widerstandsärmer sie sind, desto genauer ist das Signal, welches der Verstärker an den Klemmen des Lautsprechers abliefern kann.
Oder mit anderen Worten: Alles spricht für Aktivlautsprecher, weil bei ihnen auch die passive Weiche entfällt, die erst in Interaktion mit dem Ausgangswiderstand des Verstärkers zu solchen Frequenzgangfehlern führt. Und ein ohmscher Widerstand von Spulen fällt damit auch gleich unter den Tisch.
Man kann sich sicherlich vorstellen, wie der Dämpfungsfaktor bei einer Röhrenendstufe aussieht, bei welcher der Ausgangsübertrager mit seinem Innenwiderstand mit dem Lautsprecher verbunden ist. Im obigen Beispiel wurde ein Gegenkopplungsfaktor von 1000 = 40 dB angenommen, was mit Hableitern relativ leicht zu realisieren ist. So hohe Faktoren sind mit Röhrenschaltungen nicht zu erzielen, dort sind Werte von 100 bis 200 üblich (20 bis 26 dB).
Nun gibt es aber noch ein paar andere Eigenschaften von Lautsprechern, die durch den Dämpfungsfaktor und somit auch durch eine Gegenkopplung beeinflusst werden. Bisher waren alle Betrachtungen des Dämpfungsfaktors eher als statisch zu betrachten, das heißt bei Gleichstrom oder eher tiefen Frequenzen. Nun kann ein Lautsprecher nichts mit Gleichstrom anfangen und der nominelle Übertragungsbereich sei auch einmal mit bis zu 20 kHz reichend angenommen.
Eine positive Eigenschaft ist, wie der Name schon sagt, die Bedämpfung von schwingenden Systemen. Wichtig ist so etwas vor allem im Bassbereich, da hier mit recht großen Membranen die größten schwingenden Massen vorhanden sind. Diese gehorchen sehr gern den Gesetzen der Mechanik und wollen sich weiterbewegen, obwohl das elektrische Signal dazu nicht mehr vorhanden ist. Das wäre natürlich der guten Wiedergabe abträglich und muss verhindert werden. Bei Systemen ohne Spannungsgegenkopplung wirkt nur der Innenwiderstand des Verstärkers dämpfend auf das Chassis. Man kann das sehr leicht akustisch überprüfen: Man nimmt eine Lautsprecherbox, die nicht an einen Verstärker angeschlossen ist und klopft mit der Fingerspitze leicht auf den Dom des Basslautsprechers (funktioniert nur dann, wenn der Bass keinen Softdome besitzt). Es entsteht ein dunkles Klopfgeräusch. Nun verbindet man mittels eines dickeren Drahtes die Anschlußklemmen des Lautsprechers miteinander und klopft noch einmal auf den Dome. Das Geräusch sollte nun heller klingen und die Membrane weniger nachgeben. Mit dem Draht hat man einfach einen Verstärkerinnenwiderstand von Null simuliert. Schließt man den Lautsprecher wieder ordnungsgemäß an den Verstärker an, so kann man den gleichen Effekt dadurch erreichen, indem man den Verstärker einschaltet. Dieser versucht mittels seines Innenwiderstandes den Lautsprecher so zu bedämpfen wie zuvor der Kurzschluss durch den Draht.
Gut funktioniert das aber nur mit Lautsprecherboxen, die eine recht niederohmige Spule vor dem Basslautsprecher besitzen, da sich der Eigenwiderstand der Spule zum Ausgangswiderstand des Verstärkers addiert. Anders sieht es aus, wenn eine Spannungsgegenkopplung im Verstärker vorhanden ist. Das durch den tippenden Finger angestoßene System generiert eine Spannung ähnlich wie bei einem Fahrraddynamo. Diese Spannung liegt auch am Ausgang des Verstärkers an, wo die Gegenkopplung diese „sieht“. Da die so erzeugte Spannung nicht mit dem vom Verstärker generiertem Signal übereinstimmt, versucht die Gegenkopplung die Ursache für die Entstehung des „Fehlersignals“ zu beseitigen. Und die Ursache ist nun mal die ungewollte Bewegung des Chassis. Somit kann man feststellen, dass ein gegengekoppelter Verstärker mittels seines Dämpfungsfaktors aktiv in das Geschehen eingreift und die Bewegung des Chassis in Übereinstimmung mit dem steuernden Signal vergleicht und kontrolliert.
Das ist grundsätzlich für alle schwingenden Systeme gleichermaßen gültig - nicht nur für Tieftöner. Bei Mittel- und Hochtönern sind lediglich andere Frequenzbereiche und kleinere schwingende Massen vorhanden. Leider ist der Dämpfungsfaktor nicht bei allen Frequenzen gleich. Eine Grafik soll dieses illustrieren. Zuerst der Verstärker ohne Spannungsgegenkopplung zu Anfang dieses Artikels.
Nur der Ausgangswiderstand wurde verändert. Und so sieht der Verlauf des Dämpfungsfaktors dann aus:
Rufen wir uns noch einmal die im ersten Teil gezeigte, zeitliche Struktur eines so genannten Reflektogramms als Quasi-Wegbeschreibung in Erinnerung: Hier stellt sich die Frage, warum gerade diese frühe Zeit eine so große Rolle spielt.
Musik als Mischung verschiedener Töne stellt einen komplexen zeitlichen Vorgang dar, der wesentlich durch seinen „impulsartigen Charakter“ geprägt ist. Es handelt sich also nicht um einen mehr oder weniger statischen Vorgang, sondern um starke Wechsel innerhalb der Zeit – also andauernde Ein- und Ausschwingvorgänge. Unser Gehör ist bei der Analyse von akustischen Reizen sehr stark auf zeitliche, impulsartige Vorgänge konzentriert. Jeder kennt den Effekt, wie einschläfernd eine konstante Dauerberieselung wirkt. Kommt es hingegen zu größeren inhaltlichen Wechseln und Dynamik, sind wir plötzlich hell wach. Evolutionsbedingt reagiert unser Gehör auf diese Art von Signalen erheblich besser, da sie mit „lebenserhaltenden“ Informationen verknüpft waren und sind. Zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen im Bereich Sprache, Gesang, Musik und Instrumente haben gezeigt, dass in einem Zeitfenster von ca. 0,02 bis ca. 20 Millisekunden für uns der wichtigste Teil an Informationen verborgen ist. So verdeutlichen akustische und holografische Tests an Instrumenten, dass die Ein- und Ausschwingvorgänge an den Instrumentenkörpern sehr schnell sind und in diesen Zeitbereich fallen.
Der zweite relevante Gesichtspunkt entsteht durch die Rahmenbedingungen während eines Konzertes selbst. Betrachten wir die in der Abbildung 1 dargestellte Situation für die Aufnahme eines kleinen Streichorchesters in einer Kirche.
Diese haben einen maßgeblichen Einfluss darauf, wie der Musiker sich selbst wahrnimmt und der Gesamtklang vom Mikrofon während einer Aufnahme aufgezeichnet wird. Insbesondere auch deshalb, weil jede Reflexion eine bestimmte Gewichtung durch das jeweilige Abstrahlverhalten der Instrumente besitzt. Statistisch für alle Räume betrachtet, stellt sich ein so genanntes „Direktschallpaket“ ein, das sowohl die Ein- und Ausschwingvorgänge der Instrumente als auch die frühen, ersten Reflexionen enthält.
Offenbar unterscheiden sich die Hörbedingungen für ein Publikum meist erheblich von denjenigen der Musiker, da es in aller Regel eine größere Entfernung zu den Objekten aufweist, die für die ersten Reflexionen verantwortlich sind. Unser Gehör mit seinen komplexen Verarbeitungsmechanismen ist erheblich besser in der Lage, diese Situation akustisch zu analysieren, als dies ein einfaches Aufzeichnungsmikrofon kann. Die Tonmeister befinden sich also immer im Spannungsfeld zwischen Nahbereich der Musiker und Raumklang! In jedem Fall besitzt das akustische Ereignis das genannte „Direktschallpaket“ mit essentiellen Informationen, die auf dem späteren Tonträger mehr oder weniger gut enthalten sind.
Übertragen wir dies nun auf den späteren Wiedergaberaum, so ergeben sich einige Schwierigkeiten. Aufgrund der im Vergleich zu den Originalschauplätzen deutlich geringeren Abmessungen befinden sich die Schallquellen (Lautsprecher) und Hörer in einer meist geringen Entfernung zu den Begrenzungsflächen des Raumes. Es entstehen nun neuerliche frühe Reflexionen. Diese weisen sehr geringe Laufzeiten und hohe Pegel gegenüber dem Direktschall von den Lautsprechern auf. In der Abbildung 2 ist diese Situation im Reflektogramm eines typischen Wiedergaberaums dargestellt.
Diese Störungen werden aber bei der Reproduktion vom Hörer als „Eigenschaft“ der Quelle interpretiert und nicht als Eigenschaft des Abhörraumes. Die Folge ist eine weitgehende Zerstörung der „Klangillusion“ des akustischen Originalgeschehens.
In der Praxis ist es aus physikalischer Sicht nicht gerade leicht, ein solches Verhalten des Raums zu erreichen. Dazu sind eine Reihe von markanten Oberflächen-Veränderungen erforderlich. Verfolgt man die Wege, die der Schall für Reflexionen im Raum zurücklegt, so wird deutlich, dass sich im „Frühbereich“ der Reflektogramme ein „geometrisches Patchwork“ von relevanten Oberflächen verbirgt. Neben den reinen Wandflächen gehören hier aber ebenso gut Gegenstände und Einrichtung mit zu den beeinflussenden Bereichen. Das „Flächen-Patchwork“ ist für jeden Raum individuell unterschiedlich. Es macht also nicht unbedingt Sinn, mit einem vorgefertigten Schema an die Probleme eines Raumes heranzugehen, da deren geometrische Voraussetzungen völlig unterschiedlich sein können. Alte Betrachtungsweisen wie beispielsweise „Living End-Dead End“ Konstellationen sind hier nicht hilfreich und sollen deshalb auch nicht berücksichtig werden.
Es geht vielmehr darum, eine genaue Analyse aller wichtigen Reflexionsbereiche nach ihrer Stärke und Beschaffenheit, zeitlichen und örtlichen Lage vorzunehmen und anhand des V-Kriteriums entsprechende Oberflächenveränderungen vorzunehmen. Für Zonen, deren Reflexionen sich innerhalb der Initialzeit befinden, stehen zwei Methoden der Beeinflussung zur Verfügung. Dies ist einmal die Absorption des eintreffenden Schalls oder die Veränderung der Richtung durch eine Schalllenkung vom Hörer weg (sowie natürlich alle sinnvollen Mischungen aus beiden Ansätzen). Für beide Ansätze ist es unerlässlich, das Verhältnis zwischen der Wellenlänge/Frequenz des Schalls und der jeweiligen Fläche in Betracht zu ziehen. Zu berücksichtigen ist dabei auch das Abstrahlverhalten der Lautsprecher. Stark bündelnde Hornlautsprecher strahlen beispielsweise deutlich weniger in Richtung der Stirnwandfläche auf ihrer Rückseite ab, als nach vorn und hinten abstrahlende Elektrostaten. Je nach Raumgestaltung ist das spezifische Abstrahlverhalten der unterschiedlichen Systeme aber nicht zwangsläufig ein Vor- oder Nachteil!
Bei der Absorption von störenden Reflexionen wird häufig der Fehler begangen, dass entweder die wirksame Fläche zu klein (wenn auch tiefere, langwellige Frequenzen mit beeinflusst werden sollen) oder das bedämpfte Spektrum falsch und zu eng bemessen wird. So führt beispielsweise die Bearbeitung einer Primärreflexionsfläche mit einem dünnschichtigen Schaumstoff (eventuell sogar noch mit vergrößerter Oberfläche wie zum Beispiel bei Waffel- oder Pyramidenschaum) zu einer spektral sehr inhomogenen Bedämpfung. Dabei werden Schallanteile mit steigender Frequenz stark unterdrückt. Bei tiefen Frequenzen bleiben die reflektierten Anteile hingegen weitgehend unbeeinflusst. Folge ist, dass der Klangcharakter sehr schnell „stumpf“ und „glanzlos“ sowie tonal unausgewogen werden kann und besonders die Lokalisation sehr inhomogen wird. Die wichtigen Frühinformationen des Originalsignals können nur partiell für höhere Frequenzen wiederhergestellt werden.
Grundsätzlich sollten frühe Reflexionszonen im Raum mit einer möglichst breitbandig wirksamen Veränderung unterdrückt werden. Je nach spektraler Verteilung des Nachhalls ist es sogar zweckmäßig, höhere Frequenzen tendenziell weniger zu bedämpfen und diese eher in Ihrer Richtung zu verändern.
Der zeitliche Bereich „nach“ der Initialzeit (der Einkerbung in der empfohlenen Hüllkurve) steht für die „kreative“ akustische Gestaltung eines Hörraums zur Verfügung. Dabei ist kreativ durchaus im eigentlichen Wortsinn gemeint, denn diese akustischen Eigenschaften beziehen sich nicht auf ein absolutes Maß. Um es klar zu sagen: den Referenz-Abhörraum gib es nicht! Vielmehr richten sich die im positiven Sinn gemeinten akustischen Eigenschaften an den physikalischen Voraussetzungen des Abhörraums und seiner individuellen Nutzung aus. Ein Regieraum, in dem den ganzen Tag intensiv gearbeitet werden muss, sieht sicher akustisch anders aus, als ein Demoraum für kurze Hörproben. Man muss sich folglich zuerst einmal klar darüber werden, was man eigentlich möchte. Wie lange wird gehört, welche durchschnittlichen Hörpegel werden realisiert, welches Material soll abgehört werden und so weiter. Dabei spielen natürlich auch subjektive Hörgewohnheiten und persönliche Präferenzen eine große Rolle. Ebenso kann die spezifische Nutzung des Raums eine entscheidende Rolle spielen. Geht es um den reinen Spaß an der Musik, wird Tonmaterial bearbeitet oder dient der Raum der Beurteilung der klanglichen Eigenschaften von Geräten? Alle diese Faktoren gehen mit in die „kreative“ Akustik eines Abhörraums ein. Um an dieser Stelle die Sache etwas zu vereinfachen, beziehen wir uns nun auf die Situation, in der der Spaß am Hören im Vordergrund stehen soll.
In der Struktur des akustischen Verhaltens eines Raumes direkt nach der Initialzeit verbirgt sich ein mehrdimensionaler Vorgang – also ein komplexes „Schallfeld“. In diesem sind die Lautstärken, die zurückgelegten Wege und die zeitliche Dauer von vielen Reflexionen des Raums enthalten. Bildlich gesprochen bestimmt die Steilheit des Anstieges und die Neigung des folgenden Abfalls der Schallenergie nach der Initialzeit die Lebendigkeit und Intensität des Klangbilds im Raum. Die Beeinflussung der virtuellen Räumlichkeit des Originalschauplatzes, also das, was der Abhörraum zuarbeiten muss, um ein möglichst realistisches Klangbild ohne optischen Reiz zu erzeugen, ist in der zeitlichen und räumlichen Verteilung der Schallenergie enthalten, jedoch nicht direkt zu erkennen. Mit den nachfolgenden Abbildungen 7a und b sollen diese akustischen Effekte visuell dargestellt werden.
Soll eine wirklich hochwertige Wiedergabequalität in einem Raum erreicht werden, ist eine detaillierte Auseinandersetzung besonders mit den frühen Reflexionen unerlässlich und eine geeignete akustische Gestaltung zwingend notwendig. Dann kann der nächste, akustisch sehr wichtige Aspekt eines Raums – das modale Verhalten – angegangen werden. In „Raumakustik Teil 3‟ werden wir auf dieses akustische Phänomen eingehen.
Natürlich gibt es für einen Analogfan einige mentale Hürden zu überwinden, um sich mit Musik aus dem Computer zu beschäftigen. Wenn man aber dank iPod und iTunes die ersten Songs auf der Festplatte gespeichert hat, folgt der ganz normale audiophile Wahnsinn: Man sucht rastlos nach Klangverbesserungen. Zumindest Mac-Benutzer katapultiert die Amarra-Software da weit nach vorne.
Wie bereits angedeutet, war es auch bei mir die Beschäftigung mit dem iPod, die mich dazu brachte, die zuvor fernen Welten Computer und Musik zusammenzubringen. Sofern man nicht zögert, in ein Abspielgerät mit ausreichend großem Speicher zu investieren, ist Datenreduktion dabei kein Thema. Das zuvor nicht besonders hoch geschätzte CD-Format reicht plötzlich zur Beruhigung des audiophilen Gewissens völlig aus: Selbst unterwegs würde man den verwöhnten Ohren dann ja keine MP3-Files zumuten. So weit, so gut.
Auf die Idee, den iPod und die liebevoll gehegte und gepflegte Hifi-Anlage miteinander zu verbinden, kam ich dennoch lange Zeit nicht – von schon einige Zeit zurückliegenden Tests der Krell- und Wadia-Dockingstations einmal abgesehen. Im Wohnzimmer, wo die Anlage meiner Gattin auch schon mal für ein wenig Hintergrundbeschallung beim Essen oder bei Besuch sorgt, findet allerdings ein iPod-Dock Anschluss an die Vorstufe – seit kurzem erfreulicherweise eines, das die Digitaldaten des kleinen Apple an den Wadia-Wandler weiterreicht. Als dann die Festplatte meines Alesis Masterlink, der für digitale Sicherungskopien eigener analoger Aufnahmen herhalten muss, mal wieder an ihre Kapazitätsgrenze kam, erschien die Vorstellung, die Daten im Computer zu speichern, zwar erstmal recht verlockend, hatte aber keine Konsequenzen. Da bedurfte es schon des näheren Kontakts mit dem famosen Sooloos-System in den Räumen des Vertriebes, um ernsthaft über eine solch bequeme und elegante Art der Musikwiedergabe auch im eigenen Hörraum nachzudenken. Wegen – zumindest gefühlt – wichtigerer, ja geradezu unvermeidlicher Ausgaben für Mikrofone und 100 Kilometer Analogbandmaterial blieb es aber beim Wunschdenken, was den Sooloos-Luxus anbelangt.
Dann standen einige Messen ins Haus, auf denen Hifistatement angemessen präsentiert werden sollte. Und nach Meinung unseres Webmasters konnte dies nur mit dem damals gerade vorgestellten 27-Zoll-iMac geschehen, der dann nach den Veranstaltungen in meinem Arbeits- und Hörzimmer Asyl fand. Von da an dauerte es nicht mehr lange, bis ein USB-Kabel den Mac mit dem PS-Audio DL III verband. Leider akzeptierte der besonders mit den Moll-Modifikationen klanglich hervorragende Wandler über diese Schnittstelle lediglich Dateien mit einer Abtastrate von 48 Kilohertz. Das mag zwar im ganz normalen Alltagsbetrieb ausreichen. Wenn man jedoch gewohnt ist, Aufnahmen mit 96 Kilohertz direkt vom Alesis über die AES/EBU-Verbindung wandeln zu lassen – was der PS Audio ja auch anstandslos tut –, empfindet man die über die USB-Verbindung möglichen 48 Kilohertz doch als Einschränkung.
Um einschätzen zu können, ob man wirklich einen für höhere Abtastraten geeigneten Wandler braucht, sollte man sich einmal kritisch die angebotenen Downloads anschauen. Leider findet man so gut wie keine aktuellen Produktionen bei europäischen Anbietern – die vorzüglichen Aufnahmen von Acousence im Linn-Online-Shop stellen da eine rühmliche Ausnahme dar. Dafür wimmeln die Webseiten von digitalen Versionen meist wohlbekannter audiophiler Tonträger – also nichts wirklich neues. An die Files amerikanischer Händler kommt man aber entweder gar nicht oder nur, wenn man sich nicht scheut, dreist einen amerikanischen Wohnsitz anzugeben. Das zumindest für meinen Geschmack Spannendste, was man derzeit finden kann, ist Keith Jarretts ECM-Album Paris/London. Es kann bei HDtracks für 35,96 Dollar als 24/96-Flac-Datei heruntergeladen werden. Für die Benutzung unter iTunes ist dann allerdings eine Umwandlung in .wav oder .aiff notwendig, die jedoch mit der kostenlos von http://sbooth.org/Max/ zu beziehenden MAX-Software leicht zu bewerkstelligen ist.
Wenn man nicht mit eigenen Aufnahmen in hoher Auflösung hantiert, können Abtastraten bis 48 Kilohertz also durchaus ausreichen. Dem audiophilen Digitalfreund dürfte es allerdings keine Ruhe lassen, wenn sein Equipment nicht für die bestmögliche Qualität ausgelegt ist. Da geht es mir nicht anders und deshalb habe ich mir vom Vertrieb einen Weiss Minerva ausgeliehen, der über die Firewire-Schnittstelle auch 192 Kilohertz akzeptiert. Eigentlich wollte ich auf den bereits auf der Website angekündigten DAC202 warten. Dessen Auslieferung könnte sich aber bis zur High End verzögern.
Das kann dem Glücklichen, der einen Minerva zur Verfügung hat, jedoch herzlich egal sein. Denn dieser bietet alles, was das Herz begehrt. Und das sind erst einmal zwei Firewire-Ein-/Ausgänge, ein optischer S/PDIF-Eingang sowie je ein elektrischer AES/EBU- und ein S/PDIF-Ein- respektive Ausgang. Damit ist der Minerva nicht nur eine Firewire-tauglicher Wandler, sondern auch ein Firewire-AES/EBU-Interface, das in beide Richtungen funktioniert. So lässt sich beispielsweise eine über Firewire aus dem Computer kommende Datei statt mit dem internen D/A-Wandler des Minerva auch mit einem beliebigen anderen umsetzen, wenn dieser andere Wandler das digitale Signal vom AES/EBU-Ausgang des Weiss bezieht. Selbst die Aufnahme auf den Computer über Firewire ist möglich, wenn an den Digital-Eingang des Weiss ein externer Analog/Digital-Wandler angeschlossen wird. Aber der grandiose Minerva ist ja hier nicht das eigentliche Thema. Deshalb werde ich Ihnen auch nicht mit Klangbeschreibungen den Mund wässrig machen. Mich machen die klanglichen Leistungen des Weiss rundum zufrieden – und dass etwa ein vielfach teurerer dCS oder Wadia bei der Wiedergabe einer CD noch einen Hauch mehr Raumgröße suggeriert, ist sofort vergessen, wenn man beispielsweise die Acousense-Einspielung von Mahlers sechster Symphonie in 24/192 hört: Vor allem in Kombination mit der der Amarra-Software bietet der Minerva hier einen riesigen Aufnahmeraum mit zum Greifen plastischen Musikern. Einfach fantastisch.
Und damit wären wir endlich beim Thema: Auf die Amarra-Software bin ich erstmals einige Wochen vor der letztjährigen High-End bei der Ausstellung der Audio Engineering Society oder kurz AES in München aufmerksam geworden. Dort traf ich am Stand von Minnetonka und Adebar Acoustics Jon Reichbach, den geistigen Vater von Amarra und Kopf von Sonic Studio aus den USA. Er zählt zu den Pionieren der Computer-Audiotechnologie und entwickelt seit mehr als 25 Jahren immer neue Anwendungen im professionellen Bereich rund um das CD-Mastering. Schon in den 80ern produzierte Sonic Solutions, die ehemalige Mutterfirma von Sonic Studio, komplette Computersysteme zur CD-Herstellung. Etwa zwei Drittel aller auf dem Markt befindlichen CDs sollen in irgendeiner Phase ihrer Entstehung mit Sonic Studio in Kontakt gekommen sein. 2002 trennte sich Sonic Studio dann von der Mutter Sonic Solutions, die sich damals in Richtung DVD-Technik entwickelte.
Die ersten Systeme liefen auf einem Sun 1 mit Motorola-Prozessor. Kosten und Komplexität des Sun 1 legten dann aber den Wechsel auf die Apple-Hardware nahe, die damals ebenfalls auf einem Motorola-Prozessor basierte. Mittlerweile konvertierte Jon Reichbach seine gesamte professionelle Software für die Musikbearbeitung und für das CD-Mastering auf eine moderne Apple Plattform, wodurch das Arbeiten mit Sonic Studio-Programmen auch für engagierte Amateure erschwinglich geworden ist.
Inzwischen ist Apple zwar auf eine Intel-Prozessorplattform umgestiegen, doch ist Amarra weiterhin ausschließlich für Mac-Computer erhältlich. Es ist auch nicht geplant, eine Windows-Version auf den Markt zu bringen, was wohl zum einen daran liegt, dass im professionellen Studiobereich fast ausschließlich mit Apple gearbeitet wird. Ausschlaggebend dürfte allerdings sein, dass Apple-Hardware immer als Komplett-System geliefert wird, während in der Windows-Welt alles mit allem kombinierbar ist, was nicht selten zu Kompatibilitätsproblemen führt. Amarra läuft auf jedem modernen Mac, der laut Empfehlung auf der Sonic-Studio-Website mit vier Gigabyte Speicher ausgestattet sein sollte. Wünschenswert wäre auch eine moderne Solid-State-Festplatte, die ohne bewegliche Teile auskommt.
Die Entstehungsgeschichte von Amarra gleicht der vieler inzwischen etablierter Hifi-Produkte: Jemand ist mit dem Sound, der ihn umgibt, nicht zufrieden, schafft Abhilfe, und daraus entwickelt sich eine Komponente oder eine kleine Firma. Die Firma hatte Jon Reichbach schon, aber auch ein Problem: Während der Entwicklung seiner Software an seinem Arbeitsplatz verfügte er über alle professionellen Tools, die er zum Musikhören brauchte. Diesem Maßstab wurde iTunes, das er zu Hause nutzte, einfach nicht gerecht. Und da er sich mit dem schlechteren Klang nicht zufrieden geben wollte, fing er an, einen Teil seines Profisystems umzuprogrammieren. Schließlich ersetzte er damit das Wiedergabemodul von iTunes. Und genau das ist heute Amarra: die digitale Masterbandmaschine einer hoch professionellen Studiosoftware.
Amarra spielt Musik-Files mit einer Auflösung von bis zu 24 Bit bis zu einer Samplingfrequenz von 192 Kilohertz ab. Unterstützt werden die Formate WAV, AIFF, BWF und seit dem letzten Update auch das Apple Lossless Format ALAC. Dabei werden keinerlei Daten verändert und keine Musikinformationen manipuliert. Es sind vielmehr interne Abläufe, die in jahrelanger Entwicklungsarbeit optimiert wurden. Dazu gehören Details wie das Festlegen des Zeitpunkts, zu dem die Musikdaten eingelesen werden, die Konfiguration interner Zwischenspeicher und die Kontrolle darüber, was die restlichen Komponenten des Computers zur gleichen Zeit machen oder auch nicht. Das klingt vergleichsweise simpel – ist es aber nicht, denn wie auch bei herkömmlicher Audiotechnik führt letztlich die Summe vieler kleiner Veränderungen und Modifikationen zum klanglichen Erfolg. Wie beispielsweise Ken Ishiwata über Dekaden die Marantz-CD-Spieler immer und immer wieder in kleinen Schritten verbessern konnte, so hat auch Jon Reichbach jahrelang an seiner Software gefeilt.
Die Benutzung von Amarra ist recht simpel, da es mit iTunes betrieben wird und, wie gesagt, das entsprechende Wiedergabemodul von Apple ersetzt. Während jedoch bei Apple das Ausgabedatenformat nur einmal festgelegt werden kann und dann alle Daten auf den gewählten Wert hoch- oder runtergerechnnet werden, schaltet Amarra den angeschlossen Wandler so um, dass immer nur unveränderte Daten im Originalformat wiedergegeben werden. Ist es dem Wandler nicht möglich, das vorhandene Format wiederzugeben – wie etwa 192 Kilohertz im Fall der meisten USB-Wandler – erkennt Amarra das Problem, schaltet sich auf Stand-by und überlässt die Umrechnung iTunes.
Das Programm bietet auch eine digitale Lautstärkeregelung, bei der je nach eingestelltem Pegel Dither hinzugefügt wird, um trotz reduzierter Auflösung keine hörbaren Artefakte durch das Abschneiden der unteren Bits zu übertragen. Per Menü kann die Ditherfunktion jedoch auch abgeschaltet werden. Aber der puristische Audiophile wird diese Pegeleinstellung gewiss ebenso verschmähen, wie den digitalen dreibandigen parametrischen Equalizer, der aus der Software für den Profibereich stammt. Dabei böte er eine elegante Möglichkeit, ohne weiteren Aufwand die in normalen Wohnräumen häufig auftretenden ein bis zwei störenden Dröhnfrequenzen im Tieftonbereich gezielt herauszufiltern. Da ich aber neben der Musik aus dem Computer auch noch Tonbänder und Schallplatten über meine Anlage genieße und beim Wechsel des Speichermediums keine Klangveränderungen erleben möchte, habe ich auf die Erprobung des Equalizers ebenso verzichtet wie auf die der Lautstärkeregelung. Damit man mir dennoch keinen mangelnden Arbeitseinsatz vorwerfen kann, habe ich noch kurzfristig einen Ayre QB-9 besorgt und zum Einspielen angeschlossen. Bis zum abschließenden Vergleichshören sollte er dann auch die gewünschte Betriebstemperatur erreicht haben.
Noch einfacher als beim Ayre, wo es für mich nur einer Autofahrt von etwa 30 Kilometern zum Vertrieb nach München bedurfte, um seiner habhaft zu werden, ist es, Amarra ganz in Ruhe zu Hause zu testen. In unserer schönen neuen Welt braucht sich niemand mehr zum deutschen Vertrieb digital-highend.de nach Essen zu bemühen. Da genügt ein Besuch auf www.amarraaudio.com und ein oder zwei Clicks zum „Amarra Computer Music Player Demo Download‟ und schon hat man eine Demo-Version der Software auf seinem Computer. Die läuft allerdings nur mit kurzen Unterbrechungen, die jedoch nicht so stark stören, dass man die Klangverbesserungen durch Amarra nicht deutlich wahrnähme.
Darüber hinaus gesteht Sonic Studio aber jedem Interessierten erfreulicherweise zu, was der investitionsbereite Hifi-Fan ansonsten nur vom Händler seines Vertrauens erwarten darf: Dass er das Objekt seiner Begierde ausgiebig und ohne Einschränkungen in der eigenen Kette testen kann. Ausgiebig bedeutet in diesem Falle 14 Tage! Und das, zumindest, was Sonic Studio anbelangt, völlig kostenlos. Voraussetzung für die zeitlich befristete Lizenz ist der Besitz eines iLok. Der sieht einem Schlüssel nicht unähnlich, hat eine Hülle aus grünem, transparenten Kunststoff und an seiner Spitze einen USB-Anschluss. Er ist in größeren Musikfachgeschäften für etwa 35 Euro zu erwerben und speichert Lizenzen verschiedener Hersteller. Mit dem iLok ist es möglich, seine Lizenz auf den unterschiedlichsten Computern zu nutzen, wenn dort das entsprechende Programm installiert ist. Näheres zu iLok findet man unter www.ilok.com. Der Schüssel ist übrigens im Preis von 845 Euro für Amarra enthalten.
Wem der Preis für Amarra zu hoch ist, für den bietet Sonic Studio den Amarra Mini an, der weder eine Lautstärkereglung noch den parametrischen Equalizer mit an Bord hat, was ich nicht weiter schlimm finde. Für Firewire-Nutzer und Weiss-Wandler-Besitzer schwerer zu ertragen ist die Tatsache, dass der Amarra Mini lediglich bis 96 Kilohertz arbeitet. Auch in puncto Optik muss man beim Mini auf einiges verzichten, was man zumindest dann vermisst, wenn man den Umgang mit professionellen Audiogerätschaften gewohnt ist: Amarra zeigt den benutzten Wandler, das Format, die Wortlänge und die Abtastfrequenz der wiedergegebenen Datei an, gibt in einer acht-stelligen Anzeige die abgelaufene Zeit des jeweiligen Songs an und informiert mit zwei Balkenanzeigen über den momentanen Pegel sowie den Höchstwert (Peak Hold). Alles das gibt es beim Mini leider nicht. Wenn er aber bei 96 Kilohertz so gut klingt wie die Vollversion – und das sichert Sonic Studio auf der Homepage zu –, dann dürfte der Amarra Mini Computer Music Player zum Preis von 333 Euro in vielen Fällen die Lösung der Wahl sein.
Nach der Messe in Wien im November letzten Jahres überspielte ich einige eigene CDs auf den iMac und konnte es danach natürlich nicht lassen, deren Wiedergabe von der Festplatte mit der des Originals durch das Wadia-Laufwerk WT3200 zu vergleichen. Da dies nun schon einige Zeit zurückliegt und auch die intensivste akustische Erinnerung ein Verfallsdatum besitzt, habe ich diese noch einmal aufgefrischt : Jonas Hellborgs Bass-Spektakel The Silent Life erreicht den Weiss Minerva nun zum einen von der Festplatte des iMac über ein nicht besonders audiophiles Belkin-Kabel – trotz einiger Recherche konnte ich bei den bekannten Kabelspezialisten keine 800 auf 400 Firewire-Leitungen finden – und zum anderen vom Wadia standesgemäß über ein Digicoax Reference. Der Wadia-Transport ist zwar in die Jahre gekommen, aber mechanisch vielen aktuellen Geräten noch immer überlegen. Er nimmt besonders durch die vielfältigen Klangfarben, in denen er Jonas Hellborgs akustische Bassgitarre erstrahlen lässt, für sich ein. Dynamisch schenken sich Festplatte und Laufwerk nichts, bei letzterem gelingt die Abbildung allerdings nicht ganz so stabil fokussiert wie beim iMac. Das kann man ganz nach eigenen Präferenzen einerseits als leicht erhöhte Unruhe oder aber als überbordende Lebendigkeit verbuchen. Vielleicht bringt ja eine weitere persönliche Referenzscheibe mehr Klarheit: Classic Records Gold-CD The Age Of Gold. Auch hier wirkt der Wadia eine Spur wärmer, farbiger, während der iMac die Instrumente schärfer umrissen in einem minimal größeren, aber kühleren Raum darstellt – und das alles ohne die Füße von Acoustic Systems, HMS-Netzkabel und den Resonator von Finite Elemente, die dem Wadia klanglich auf die Sprünge helfen. Zudem hat das Laufwerk vor fast 20 Jahren fast das doppelte von dem gekostet, was für den iMac zu bezahlen ist – nach offiziellem Mark/Euro-Kurs und nicht einmal Kaufkraft bereinigt.
Da kann man getrost darüber nachdenken, auch den Computer ein wenig zu tunen, allerdings nicht mit den gerade erwähnten oder anderen einschlägig bekannten audiophilen Wundermitteln, sondern mithilfe einer Software. Womit wir wieder bei Amarra wären. Das Programm habe ich – wie oben beschrieben – erst einmal als Testversion heruntergeladen und mit der zeitlich befristeten Lizenz ausprobiert. iTunes spielt „Heavy Hour‟ von Micha Alperins ECM-Album Night von der Festplatte, einen ruhigen, durch Fußstampfen und Schellen markierten Rhythmus, dem mächtige Paukenschläge auf beiden Seiten des Raumes die nötige Würze verleihen. Dazu mischt sich dann erst ein leicht befremdlicher Gesang und danach ein bis zur Verzerrung hart angestrichenes Cello. So kreieren Micha Alperin, die Cellistin Anja Lechner und der Percussionist Hans-Kristian Kjos Sørensen eine ungeheure Spannung, die von der aufnahmetechnischen Einbeziehung des Saales aufs feinste unterstützt wird. Die Musik, die weiträumige Abbildung und die explosive Dynamik nehmen derart gefangen, dass ich dieses wunderbare Stück erst nach dem dritten Anhören dazu verwendet habe, wozu ich es anfangs ausgesucht hatte: der Wirkung von Amarra auf die Spur zu kommen. Sobald die Software aktiviert ist, beginnt der Raum plötzlich zu atmen, die Instrumente werden viel schärfer voneinander getrennt und erscheinen optimal fokussiert.
Die Pauken wirken nicht nur wuchtiger, sondern klingen auch lebendig vibrierend aus. Hier geht es wirklich nicht um Marginalien. Mit Amarra lässt die Wiedergabe des Songs diejenige direkt aus iTunes weit hinter sich. Ich könnte mich spontan sogar dazu versteigen zu behaupten, die hier erfahrenen Unterschiede seien größer als beispielsweise die zwischen dem Weiss Minerva und den Wandlersektionen von mehrfach teureren Wadia- oder dCS-Playern.
Als ich dann ein paar Tage später noch immer voller Überschwang Florian Östreicher, dem Besitzer und Betreiber des Realistic Sound Studios in München, den ich während einiger gemeinsamer Projekte kennen gelernt habe, von Amarra erzähle, scheint der Profi interessiert und durchaus aufgeschlossen. Sobald er aber den Preis der Software erfragt hat, fällt das Ganze für ihn dann doch unter High-End-Voodoo – eine Ansicht die er jedoch spontan revidiert, nachdem er den Unterschied selbst gehört hat. Aber ich brauche hier ja gar keine Zeugen, um Sie zu überzeugen, und weitschweifige Klangbeschreibungen kann ich mir ebenfalls ersparen: Sie können – einen Apple vorausgesetzt – ja selbst kostenlos die Probe aufs Exempel machen.
So einfach, es Ihnen selbst zu überlassen, herauszufinden, wie sich Amarra zu Amarra Mini verhält, werde ich es mir allerdings nicht machen. Ich habe beide Programme mit einem weiteren Stück von Micha Alperin verglichen, diesmal einem, das er mit dem Moscow Art Trio für das Jaro-Album Music eingespielt hat: „Today, I am Norwegian‟ ist eine fröhliche Melodie, die immer wieder durch rhythmische Passagen unterbrochen wird, wobei die Akustik des (virtuellen?) Aufnahmeraumes sehr fein eingefangen wurde. Und die Lebendigkeit und Größe gerade dieses Raumes ist es in erster Linie, die die Wiedergabe mit von derjenigen ohne Amarra unterscheidet. Dabei spielt es so gut wie keine Rolle, ob die Voll- oder die Miniversion aktiv ist. Selbst nach vielfachem Hin- und Herschalten bin ich mir nicht hundertprozentig sicher, ob es nicht doch marginale Unterschiede zwischen beiden Varianten gibt, die sich allein auf die Abbildung beziehen. Wenn diese jedoch selbst über eine Kette mit extrem hohem Auflösungsvermögen und bester Durchzeichnung nicht eindeutig zutage treten, sind sie gewiss zu vernachlässigen. Klangfarben, Rhythmik und Dynamik erweisen sich bei beiden Programmen als völlig identisch. Und deshalb kann ich Ihnen Amarra Mini genau so nachdrücklich empfehlen wie die teurere Variante.
Bei einigen Download-Anbietern firmieren die Dateien mit 24 Bit und 96 oder 192 Kilohertz als „Studio Master‟, und bei naimlabel.com, wo sie auch mal Hi Definition genannt werden, gibt es Charlie Haden und Chris Andersons Duo-Album None But The Lonely Heart in 96 Kilohertz. Und von dem habe ich vor langer Zeit mal eine Vinyl-Ausgabe produziert, weshalb mir der Aufnahmeingenieur vor etwa drei Jahren seine Mastertapes kopiert hat, und zwar von einer Nagra IVS auf ein ebensolches Modell. Ich hatte Ken Christiansen zwar schon vorher um eine Kopie gebeten, ein wahrer Nagra-Fan überspielt aber eben nur von Schweizer Edelelektronik auf Schweizer Edelelektronik. Erst nachdem er eine zweite Nagra erworben hatte und ich ihm zudem versichern konnte, dass bei mir zu Hause ebenfalls kein anders Abspielgerät in Frage käme, machte er sich an die Arbeit und schickte mir bald darauf einige 18-Zentimeter-Spulen zu. Und so drängt sich dieser Vergleich geradezu auf: Musikdatei in „Studio Master‟-Qualität über Amarra und Weiss-Wandler gegen Ein-zu-eins-Mastertape-Kopie über eine Nagra IVS.
Als Tonband-Fan muss ich mit Bedauern zugeben, dass die Wiedergabe der hoch aufgelösten Musikdaten dem Magnetband erschreckend nahe kommt. Die Mastertape-Kopie bringt noch eine Spur mehr Druck im Bass, versprüht noch ein wenig mehr Atmosphäre, hat aber auch nicht mehr Klangfarben, Raum oder Dynamik zu bieten als die Musik aus dem Rechner. Die Unterschiede sind so gering, dass sie durch die Wahl eines anderen Wandlers egalisiert werden könnten. So brachte der Ayre QB-9, der jetzt leider schon wieder zum Vertrieb zurück musste, ein bisschen mehr Tieftonenergie als der Weiss, so dass seine Wiedergabe insgesamt vollmundiger wirkte. Bei nicht hundertprozentig stimmigen Aufnahmen machte er einfach ein wenig mehr Spaß als der minimal strengere Minvera. Der profilierte sich mit einer noch besseren Durchzeichnung und hievte ein oder zwei Details mehr über die Aufmerksamkeitsschwelle des Hörers – die der Ayre keineswegs verschwieg, wenn man auf ihn zurückschaltete und auf besagte Kleinigkeiten achtete. Der Weiss bot, obwohl er ansonsten nüchterner agierte, beispielsweise bei Muddy Waters „Good Morning, School Girl‟ überraschenderweise einen Tick mehr Drive.
Der QB-9 war übrigens über ein hochwertiges USB-Kabel mit dem Rechner verbunden. Hier bedurfte es nämlich keiner externen galvanischen Trennung, da der Ayre diese intern vornimmt. In den meisten anderen Fällen ist bei USB-Verbindungen aber eine Isolator-Lösung vorzuziehen, wie beispielsweise der Audioenergie HF-Denoiser, der mit zwei hochwertigen Opto-Wandlern arbeitet, um HF-Störungen von der Hifi-Anlage fernzuhalten. Doch noch einmal kurz zurück zu der Frage, ob wie die Bezeichnung „Studio Master‟ für Musikdateien in hoher Auflösung zu bewerten ist. Zumindest bei None But The Lonely Heart und dessen Wiedergabe über Amarra ist keinerlei Skepsis angebracht: Nach dem Mastertape respektive seiner Kopie sind Dateien in dieser Qualität das beste, was dem Musikfreund und Klangästheten passieren kann – und wer hat schon Zugriff auf die Bänder seiner Lieblingsmusiker? Wo bleiben die unbearbeiteten digitalen Kopien der wichtigen Alben von Charles Mingus, Roland Kirk, Miles Davis? Wer veröffentlicht die HiRes-Version des Köln Concerts?
Der Artikel war schon fast fertig, als ich vom Kollegen Fink den Tipp bekam, auch einmal die Playlist-Funktion von Amarrra und Amarra Mini auszuprobieren, was nicht gerade komfortabel, andererseits aber auch nicht wirklich kompliziert ist: Man markiert die gewünschten Titel in iTunes, klickt auf den Playlist-Button und wählt anschließend „Load Playlist‟. Die Wiedergabe lässt sich nun allerdings nicht mehr über die Apple-Fernbedienung oder die Remote-App für das iPhone starten, sondern nur per Maus über die virtuellen Tasten von Amarra. Wenn man dadurch jedoch Verbesserungen erzielen kann, nimmt man diese kleine Unbequemlichkeit aber gern in Kauf: Von der Festplatte erklingt das Allegro risoluto‟ aus dem ersten Set der English Dances von Malcolm Arnold, das von der Lyrita-CD überspielt wurde. Die Aufnahme ist eher hell timbriert, das Orchester scheint zu brodeln, und Geigen, Schlagwerk sowie Hörner besitzen eine gehörige Portion Biss. iMac, Amarra und Minerva bilden die Instrumentengruppen in beeindruckender Größe und Plastizität ab. Ich kann mich nicht erinnern, das Stück je so emotional packend erlebt zu haben – auch wenn Musiker und Dirigent dabei eine Spur getrieben erscheinen. Der Wechsel zum Playlist-Modus gönnt ihnen dann ein kleine Atempause: Ein klein wenig Schärfe verschwindet, die Instrumentengruppen werden noch besser voneinander getrennt und die virtuelle Bühne erscheint noch ein gutes Stück tiefer. Bässe und Pauken kommen mit einer Spur mehr Druck. Um ein gängiges Klischee zu bedienen, könnte man schreiben: So klingt es einfach ein bisschen analoger. Raumdarstellung, Durchhörbarkeit und innere Ruhe nehmen hier zwar nicht im selben Maße zu wie beim Wechsel vom iTunes- zum Amarra-Wiedergabemodul, erfahren aber noch einmal eine so deutliche Steigerung, dass es geradezu ein Frevel wäre, nur aus Bequemlichkeit auf diese enormen Verbesserungen zu verzichten.
Die klanglichen Fortschritte bei der Benutzung der Playlist-Funktion hat Sonic Studio natürlich erkannt und arbeitet deshalb an einer einfacheren und bequemeren Nutzung, die bereits in der Version 2 enthalten sein soll, die auf der High End in München vorgestellt werden wird. Da Amarra eine junge Software ist, werden in Zukunft auch noch weitere Add-On-Module hinzukommen. In Planung befindet sich ein Ripping-Modul zum Einlesen von CDs, und auch das FLAC-Format soll in späteren Versionen unterstützt werden. Erste Entwicklungen gibt es auch schon für ein Vinyl Recording Modul mit digitaler RIAA-Entzerrung und aus dem Profibereich entlehnten Funktionen zur Entfernung von Rauschen und Knacken. Sonic Studio kündigt an, dass die meisten Erweiterungen für Amarra-Besitzer in den nächsten zwei Jahren kostenlos sein werden und mit einem simplen Update zu installieren sein sollen, so dass sich die Investition in die Software auch in Zukunft auszahlt.
Getestet mit
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Bandmaschine | Nagra IVS |
Festplattenrecorder | Alesis Masterlink, Nagra LB |
CD-Laufwerk | Wadia WT 3200 |
D/A-Wandler | PS Audio DL III mit Moll-Modifikationen 1 und 2 Weiss Minerva Ayre QB-9 |
Vorverstärker | Brinkmann Marconi |
Endstufe | Brinkmann Monos |
Lautsprecher | LumenWhite DiamondLight Monitors |
Kabel | HMS Gran Finale Jubilee Sun Wire Reference Audioplan Powercord S |
Zubehör | PS Audio Power Plant Premier SunLeiste Audioplan Powerstar HMS-Wandsteckdosen Acoustic System Füße und Resonatoren Finite Elemente Pagode Master Reference Heavy Duty und Cerabase Harmonix Real Focus |
Hersteller
Sonic Studio LLC
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Adresse | 330 Sir Francis Drake Blvd. Suite A San Anselmo CA 94960-2552 |
Internet | www.sonicstudio.com/amarra/ |
Vertrieb
digital-highend Higoto GmbH
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Anschrift | Isenbergstraße 20 45130 Essen |
Telefon | +49 201 832 5825 |
info@digital-highend.com | |
Web | www.digital-highend.de |
Paul Kuhn gastierte mit seinem Trio am 21.03.10 im Birdland und Sommelier du Son hat das gesamte Konzert sowohl analog als auch digital mitgeschnitten. Das Hifistatement-Team ist ein bisschen stolz darauf, Ihnen hier einen Song des swingenden Mannes am Klavier als Download in guter und bester digitaler Qualität präsentieren zu dürfen. Doch zuerst die Konzertkritik der Neuburger Rundschau:
Sollte diese Trio-Aufnahme noch ein wenig besser klingen als der Multimikrofon-Mitschnitt des Joe Kienemann Trios, könnte das am ungeheuren Aufwand liegen, den wir für dieses – wie sich später herausstellen sollte – wunderbare Konzert betrieben haben. So stammten etwa sämtliche Mikrofonkabel vom amerikanischen Nobel-Hersteller Kubala-Sosna. Michael Bönninghoff vom deutschen Earthworks-Vertrieb S.E.A. war eigens angereist, um zu schauen, ob bei der Abnahme des Bösendörfer-Flügels das PianoMic-System auch optimal positioniert war (vgl. Abb. 3 im Kienemann-Artikel) und die Kollegen Fink und Heeren hatten sich bereit erklärt, den Transport des analogen Goldfolien-Halls EMT-240 zu übernehmen. Auch wenn der Hall für die markante Stimme Paul Kuhns schließlich recht dezent eingesetzt wurde, legten die meisten Beteiligten großen Wert darauf, dass bei der Aufnahme alles so analog wie möglich vonstatten ging.
Aber auch ausgesprochene Analog-Fans bewegen nicht zwei je fast zentnerschwere Studer A810 und 70 Kilogramm Hall aus rein ideologischen Gründen durch die Gegend. Der Autor würde den Aufwand zwar billigend in Kauf nehmen, um in den Besitz einer exklusiven analogen Aufzeichnung dieses fantastischen Trios für den privaten Gebrauch zu gelangen, doch dieses egoistische Ziel hätte gewiss keinen der erwähnten Kollegen zur Mitarbeit motiviert. Und dennoch geht es hier um die Erfüllung eines ganz privaten Wunschtraums: Den Hifistatement-Herausgeber Reinhold Martin begleitete die Musik Paul Kuhns seit frühester Jugend und deshalb soll die erste LP des frisch gegründeten Labels Statements in Sound eben eine von Paul Kuhn sein. So kam es nach nicht allzu langer Vorbereitung zu dieser Aufnahme. Wir werden uns bemühen, die fertige Schallplatte bis zur High End in Händen zu halten. Wer nicht so lange warten möchte oder keinen Wert auf Vinyl legt, kann die aktuelle CD, die viele der in Neuburg gespielten Titel enthält und deren Cover wir hier als Download-Button zweckentfremden, mit ein paar Klicks bestellen:
Für alle Fans analoger Aufnahmen und hochaufgelöster Musikdateien jedoch gibt es hier einen Vorgeschmack auf die kommende LP in CD-Qualität und in 24/96er Auflösung: Paul Kuhns Version von „It Don‘t Mean A Thing‟ mit einem superben Scat-Solo.
![]() Paul Kuhn Trio It Don‘t Mean A Thing 16 bit / 44,1 kHz ca. 32 mb (wav) |
![]() Paul Kuhn Trio It Don‘t Mean A Thing 24 bit / 96 kHz ca. 105 mb (wav) |
PS für technisch Interessierte: Der Download ist Teil der digitalen Sicherheitskopie der analogen Mischung, wurde mit einer Nagra LB auf eine Compact Flash Card aufgezeichnet und mit Sonic Studios soundBlade geschnitten, normalisiert und ausgeblendet. Die Umrechnung der originären 24/96-wav-Datei in ein 16/44.1-wav-File erfolgte mit dem Weiss Sample Rate Converter.
Sinnvoll ist es, erst einmal das eigentliche Rippen (das Kopieren der Musik von der CD auf die Festplatte) getrennt von der späteren Anwendung zu betrachten. Speichern und sichern heißt die Devise. Dazu reicht ein PC/MAC und eine möglichst große, externe USB-Festplatte ab ein Terrabyte. Die gibt es preiswert und sie dient als Zwischenlager. Als nächstes stellt sich die Frage, in welchem Format die Daten auf die Festplatte sollen. Weit verbreitet ist das WAV-Format. Es stammt aus der Windows-Welt, ist verlustfrei und unkomprimiert und alles, was irgendwie Bits und Bytes zu Musik verarbeitet, kann damit was anfangen. Nicht wenige High-Ender schwören auf WAV, und man macht damit auch nicht wirklich etwas falsch.
Allerdings hat das Format einen Pferdefuß: Es kann keine zusätzlichen Informationen wie Titel oder Interpreten innerhalb des Musikfiles speichern. Diese sogenannten Metadaten stammen ursprünglich aus der MP3-Welt und ermöglichen es, die Musiksammlung später einfach zu katalogisieren und zu organisieren. Um später trotzdem wenigstens an ein paar Informationen zu gelangen, kann man die Musikfiles in einer bestimmten Reihenfolge auf die Festplatte kopieren. So ist es inzwischen quasi Norm, dem ersten Verzeichnis den Namen des Interpreten zu geben, im Verzeichnis darunter steht der Name des Albums und innerhalb dieses Ordners werden die einzelnen Titel entsprechend aufgeführt. Wer also vier Alben von Count Basie rippt, hat später einen Ordner namens Count Basie, darin vier Ordner mit den Namen der Alben und innerhalb jedes Album-Ordners die entsprechenden Titel. Auch das Cover des Albums wird zusammen mit den Titeln gespeichert. Es heißt in der Regel „folder.jpg“ oder „cover.jpg“ und jedes Abspielprogramm, das diese Speicherorganisation unterstützt, findet es auch.
Somit eignet sich FLAC besonders gut als Anfangsformat für die externe Festplatte. Einmal gespeichert, kann jedes andere Format daraus erzeugt und je nach gewähltem Format mit oder ohne Metadaten genutzt werden. FLAC wird aber auch von vielen Playern direkt unterstützt. Linn, Naim, Logitech und viele andere geben es problemlos wieder. Nur Apple ist die unrühmliche Ausnahme und weigert sich bis heute, FLAC ohne trickreiche Modifikationen zu spielen.
Ob nun WAV- oder FLAC-Files unterschiedlich klingen, hängt sicherlich von der verwendeten Software ab. Von den gespeicherten Daten her sind beide gleich, aber das zusätzliche Rückwandeln von FLAC braucht Prozessorkapazität, was zu einem Störungsspektrum in Computer führen kann. Wer aber FLAC als Format für die Zwischenspeicherung nutzt, macht nichts falsch und lässt sich alle Türen für das spätere Format seines Vertrauens offen.
Ähnlich gute Ergebnisse beim Erkennen exotischer Aufnahmen bietet ein Gerät namens RipNAS. Der Name ist in diesem Fall Programm. Rip steht für „rippen“, NAS für „Network Attached Storage“, was neudeutsch so was wie „rippender Netzwerkspeicher“ bedeutet. Das Gerät gibt es in den verschiedensten Größen und Ausführungen mit und ohne externe Festplatten und meist in einem schmucken Gehäuse, das nicht an einen Computer erinnert. Welche Ausführung auch immer: drin steckt auf jeden Fall trotzdem ein Computer. Der Prozessor ist ein INTEL Atom, das Betriebssystem steuert Microsoft in Form von Windows Home Server dazu. Obwohl im Gerät alles drin steckt, was einen Computer ausmacht, kommt es ohne Tastatur oder Bildschirm aus. Es ist zwar möglich, auf den Server mit den üblichen Programmen zur Steuerung von Windows Home Server zuzugreifen, aber nötig ist es nicht, solange die Konfiguration fertig vom Händler kommt.
Wer so viel Komfort nicht braucht, sondern seinen heimischen Computer zum Rippen nutzen möchte, kann das natürlich auch alles selber machen. Die schon erwähnte externe USB-Festplatte nimmt die Daten auf und ein passendes Ripping-Programm ist leicht zu finden. Auf vielen Rechnern wird wohl iTunes seinen Dienst tun. Denn auch iTunes kann rippen und, solange die eingebaute Fehlerkorrektur eingeschaltet ist, sind die Ergebnisse auch halbwegs brauchbar.
In der Apple-Welt ist die Auswahl dabei eher begrenzt. Neben iTunes existiert eigentlich nur ein Programm, das sich einfach bedienen lässt und das hört auf den Namen RIP. Es stammt vom gleichen Autor wie das Konvertierungs-Tool MAX und lässt sich ähnlich leicht bedienen. Es befindet sich allerdings noch im Beta-Stadium, wenn auch die letzten Versionen problemlos laufen. Die Datenbank-Anbindung zum Laden der Album-Informationen ist nicht annähernd so gut wie die von Naim oder vom RipNAS. Die meisten Treffer bringt noch die Album-Datenbank von iTunes, auf die RIP zugreifen kann. Album-Cover müssen fast immer manuell eingebaut werden.
Besonders gut eignen sich zum erfolgreichen Auslesen ältere und eher langsame Laufwerke. Gerade Plextor hat sich immer schon mit besonders robusten Geräten hervorgetan. Aber auch ältere Pioneer- oder Teac-Geräte können so manche verhunzte CD fehlerfrei kopieren, bei denen die modernen Slimline-Dreher schon längst das Handtuch werfen. Bei Teac gibt es zur Zeit noch ein externes Laufwerk in voller Größe, das bestens funktioniert. Allerdings hat der Hersteller schon angekündigt, es bald auslaufen zu lassen. Bleibt abzuwarten, wie sich die noch relativ teuren BluRay-Laufwerke verhalten – ansonsten hilft dann nur noch Ebay.
Auch ansonsten bietet dBpoweramp eine Menge zusätzlicher Optionen. Mit seinem Ripper kommt ein Konvertierungsprogramm, das auch größere Sammlungen unproblematisch von einem Format ins andere wandelt. Neue Formate können von der Webseite kostenlos als Ergänzung geladen werden und ein eigenes Forum kümmert sich um den Support. Die Benutzeroberfläche ist dagegen eher gewöhnungsbedürftig – einen Beratervertrag bei Apple dürfte Steve Elkins, der Entwickler von dBpoweramp dafür eher wohl nicht bekommen. Aber mit ein wenig Geduld bei der Einarbeitung bekommt man gut funktionierende Musikdatenbanken nahezu ausnahmslos hin.
Ein Geheimtipp bei audiophilen Rippern unter Windows ist ExactAudioCopy, kurz EAC genannt. Es geistert schon seit vielen Jahren durch die Szene, ist immer noch Beta, aber auch umsonst. Wie dBpoweramp ermittelt das Programm Laufwerkseigenschaften, erlaubt deren genauen Abgleich und zeigt zusätzlich auf einer Skala an, wie stark die Fehlerkorrektur beim Auslesen in Anspruch genommen werden musste. Andererseits ist die Anbindung an Titeldatenbanken eingeschränkt, und wer AccurateRip nutzen will, muss selbst Hand anlegen, um alles richtig zu konfigurieren. Auch zusätzliche Formate wie FLAC lassen sich nur manuell einbinden – gut, wer da im Umgang mit Windows schon einige Erfahrung mitbringt.
Aber egal, mit welchem Programm auch immer die CD letztlich den Weg auf die Festplatte fand: Wenn das Laufwerk stimmt und die Optionen richtig eingestellt waren, sollte schließlich auf der Festplatte eine perfekte Kopie Ihrer CD-Sammlung liegen. Wie daraus dann wieder Musik wird, steht in Teil 3 von Computer und Hifi.
Weiterführende Links |
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Computer und HiFi Teil 1: Eine Einführung |
Nach dem Topmodell der Pioneer-Lautsprecherfamilie, dem S-1EX, hat sich Helmut Rohrwild den Benjamin, die S-A4-PM „Pure Malt‟, vorgenommen. Können die Zwerge im Pioneer-Programm in ihrer Liga ebenso überzeugen wie die S-1EX?
Nahezu jeder ambitionierte Lautsprecherhersteller hat neben seinen Flaggschiffen quasi als Gegenpol auch ganz kleine Lautsprecher im Programm. So auch Pioneer mit den „Pure Malt‟. Kleine Zweiwegelautsprecher erfreuen sich aus unterschiedlichen Gründen großer Beliebtheit. In vielen Räumen und auch für viele Ansprüche reicht der Tiefgang der „Kleinen‟ völlig aus. Die Anregung von Raummoden fällt sehr viel geringer aus als mit größeren Lautsprechern – ein nicht zu unterschätzender Aspekt. Sie sind auch etwas leichter in verschiedene Wohnumgebungen zu integrieren. Zwar ist der reale Platzverbrauch bei einer (sinnvollen und anzuratenden) Aufstellung auf Ständern nicht unbedingt geringer als der eines schlanken Standlautsprechers, aber visuell machen sie sich kleiner. Das alles trifft auf die putzigen „Pure Malt‟-Lautsprecher von Pioneer zu, die es in zwei farblich unterschiedlichen Ausführungen gibt.
Ich finde es sehr witzig, Lautsprecher „Pure Malt‟ zu nennen, dabei verbirgt sich dahinter eine ausgesprochen positive Sache – Recycling, also Schonung von Ressourcen. Die Gehäuse sind quasi das zweite Leben von ausgedienten, 100 Jahre alten Whiskyfässern aus dem Holz der amerikanischen Weiß-Eiche. Diese werden zerlegt, aufwendig behandelt und nach entsprechender mechanischer Bearbeitung zu bildhübschen, extrem stabilen Minilautsprechergehäusen. Ob sich der jahrzehntelange Kontakt des Eichenholzes mit dem Whisky tatsächlich auf den Klang auswirkt, wie die Pioneer-Broschüre erzählt, sei mal dahingestellt. Wikipedia sagt dazu, dass dieses Holz keine Feuchtigkeit aufnimmt und gerade deshalb für Fässer verwendet wird. Auf jeden Fall ist das Holz, das übrigens zu den härtesten Hölzern gehört, nach dieser Dienstzeit reichlich abgelagert.
Bestückt sind die Böxchen im halben DIN A 4-Format mit einem Kalotten-Hochtöner von 20 Millimetern Durchmesser, dessen Membran aus Seide besteht. Die Aluminium-Schwingspule wird mit Ferrofluid gekühlt. Der Aufgabenbereich dieses Hochtöners beginnt laut Herstellerangabe bei 3500 Hertz und reicht bis 40 Kilohertz. Der Tief-/Mitteltöner beackert die Frequenzen ab 60 Hertz bis hoch zur Trennfrequenz. Seine Membran besteht einschließlich der Staubschutzkappe aus einem Aramidfaser-Verbundwerkstoff. Zur Frequenzweiche gibt es keine Angaben. Der Wirkungsgrad der Pure Malt beträgt zarte 84 Dezibel, die Belastbarkeit dafür flotte 100 Watt und die Impedanz liegt bei verstärkerfreundlichen sechs Ohm. Da die Lautsprecher magnetisch geschirmt sind, können sie auch in der Nähe von TV-Geräten aufgestellt werden, ohne dass Bildverfälschungen zu befürchten wären. Die Abdeckung der Frontseite wird einfach aufgesteckt, hält zuverlässig und mischt sich so gut wie nicht ins Klanggeschehen ein. An der Rückseite nimmt ein Paar solider Lautsprecherklemmen blanke Kabelenden, Kabelschuhe oder Bananenstecker zuverlässig auf. Unterhalb der Klemmen ist eine kleine Bassreflexöffnung angeordnet.
Ihre Einspielzeit haben die Pure Malt als „Desktop‟-Lautsprecher in meiner Büroanlage verbracht. Am Vintage-Receiver Sony STR 6200 F haben sie mich vom ersten Ton an ausgesprochen positiv überrascht mit einer schön sonoren Wiedergabe, die sauber durchgezeichnet ist. Kollege Markus Sauer war recht erstaunt über die Raumabbildung dieser nicht unbedingt highfidel orientierten Konfiguration. In dieser Disziplin sind die Zweiwege-Konstruktionen schon mal eine ernsthafte Empfehlung. Danach gingen die Böxchen auf Reisen zum Kollegen Uwe Heckers, der sie mit Verstärkern von Bryston, Bel Canto und Sugden erprobte. Seine Höreindrücke waren nahezu deckungsgleich mit meinen.
Die Rückreise der Boxen zu mir war eigentlich nicht geplant, aber nicht unwillkommen, konnte ich doch so meine Hörerfahrungen mit den Winzlingen vertiefen. Die abschließenden Hörrunden verbrachten die Pure Malt also in meinem kleinen Hörraum. Dort fanden sie ihren Platz anstelle der Amphion Prio 520 auf Lautsprecherständern aus Stahl. Da mir eine direkte Aufstellung Holz auf Stahl noch nie gefallen hat, kamen die Dämpfungselemente von Acoustic Solid zwischen Ständer und Boxen. So passte das, zumindest für meine Ohren, und spielte weit „erwachsener‟ als vermutet. Befeuert wurden die „Malties‟ zuerst vom Audiomat Aria, einem sehr vielversprechenden Röhrenvollverstärker französischer Herkunft, dann von einer aktuellen SAC-Kombi aus der Vorstufe beta und den Endstufen Igel 60.
In allen gehörten Kombinationen ließen die „Pure Malt“ schnell erkennen, welche Elektronik gerade zu Gange war. Die Röhre mit ihren schönen, dabei dezenten Klangfarben war ebenso leicht zu identifizieren wie die beherzt-kontrollierte Spielweise der SAC Igel. Dabei behielten die „Pure Malt‟ immer ihre eigene Note, verblüfften ein ums andere Mal mit einer unerwartet stämmigen, sonoren Spielweise, die sie zu jedem Zeitpunkt größer erscheinen lässt, als sie tatsächlich sind: eine geschickte Abstimmung mit einer dezenten Anhebung im Bassbereich, die nun ganz sicher keine Pioneer-Exklusivität ist, sondern diesem Boxentypus häufig zu eigen ist. Allerdings ist sie hier so gekonnt gemacht, dass man die kleine Schwindelei einfach nur als wohltönend hinnimmt, ja gar als charmant empfindet. Nach oben hin setzt der fein auflösende, niemals zur Härte neigende Hochtöner keine hörbaren Grenzen. Eine punktgenaue Abbildung einzelner Schallereignisse ist den Kleinlautsprechern generell zu eigen und die Pioneere machen da keine Ausnahme. Die Darstellung der virtuellen Bühne gerät kleiner als mit Standlautsprechern, ist aber immer in sich schlüssig. Die Umsetzung von heftigen Dynamiksprüngen wie auch die Auslese von ganz feinen Abstufungen gelingt erstaunlich gut.
Das funktioniert alles ganz prächtig und auch überzeugend, solange man den Rahmen akzeptiert, den die Physik solchen Boxenwinzlingen nun mal setzt. Das heißt, dass die mögliche maximale Lautstärke – ohne die schön plastische Darbietung aufzugeben – deutlich niedriger liegt als bei ausgewachsenen Standlautsprechern. Bei gehobener Zimmerlautstärke (was schon ganz schön laut sein kann ...) lässt man es sinnvollerweise bewenden. Geht man darüber hinaus, wird die bis dahin wirklich fein gegliederte und präzise sortierte Raumabbildung schwammig und unscharf und der Tiefton konturlos. Dieser Umschwung ist unüberhörbar, so dass man den passenden Grenzpegel für den jeweiligen Raum schnell gefunden hat. Also: Wer gerne großorchestrale Klassik laut hört oder sein musikalisches Glück im Heavy Metal findet, der sollte die Finger von diesen Lautsprechern lassen. Auch wer Bässe unbedingt physisch spüren will, liegt damit falsch. Aber wie soll das mit einem zehn Zentimeter großen Lautsprecherchassis auch funktionieren?
Was hingegen ganz sicher funktioniert, ist die Verwendung der „Pure Malt‟ als Satelliten in einem Subwoofer-Satelliten-System. Der Subwoofer sollte dann aber bitte aktiv und regelbar sein und über einen Hochpass für die Verstärker der Satelliten verfügen, sonst wird das kein harmonisches Zusammenspiel. Ich habe das mit dem kleinen Woofer von Acoustic Solid probiert, der aber nur in der Lautstärke und in der oberen Grenzfrequenz einstellbar ist. Das spielt schon sehr nett zusammen, bringt ein ordentliches Pfund an Bass ins Spiel, aber durch den fehlenden Hochpass werden die Tieftöner der „Pure Malt‟ nicht entlastet, und da man in dieser Konfiguration dann doch versucht ist, lauter zu spielen als anzuraten ist, wird man immer noch mit den oben beschriebenen Effekten „belohnt‟. Wenn ich mich in absehbarer Zeit mit den neuen Velodyne-Subwoofern befassen werde, die sowohl über einen Hochpass als auch über eine Einmesselektronik verfügen, kann ich mehr dazu berichten.
Die „Pure Malt‟ sind für kleinere Räume sehr wohl eine ernsthafte Alternative! Wie weit man den Aufwand verstärkerseitig treibt, liegt nur im eigenen Ermessen. Das kleine und sehr steife Gehäuse ist extrem ruhig, also können die Lautsprecher auch im Regal oder auf einem Sideboard stehen, ohne dass diese zum Mitspielen angeregt werden. Das ist zwar nicht ganz die reine Lehre, funktioniert aber richtig gut.
HERSTELLERANGABEN
Pioneer S-A4-PM
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Impedanz | 6 Ω |
Frequenzgang | 60 - 40.000 Hz |
Empfindlichkeit | (1 V/1m) 84 dB |
Musikbelastbarkeit | 100 W |
Abmessungen (B x H x T) | 154 x 246 x 213 mm |
Gewicht | 3,7 kg |
Garantie | 2 Jahre |
Preis | 800 €/Paar |
Vertrieb
Pioneer Deutschland
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Web | www.pioneer.de |
Dies gilt vor allem für das Hören von Tönen und Musik. So ist die klangliche „Qualität“, die man von einem Instrument oder aber auch von Wiedergabegeräten erwarten kann, nichts Absolutes, sondern etwas Raumabhängiges und gleichwohl Emotionales.
Wird die akustische Welt durch einen optischen Reiz ergänzt, erschließen sich uns neue Erfahrungen, die maßgeblich auch von diesen optischen Einflüssen gesteuert werden; der akustische Reiz tritt dabei etwas in den Hintergrund. Das Zusammenspiel beider Reize beeinflusst jedoch gemeinsam unsere Reaktionen, Bewegungen und Gefühle.
An dieser Stelle ist es besonders wichtig, die jeweiligen Situationen des Hörens klar zu differenzieren und zwischen dem „aktiven Hören“ einer realen akustischen Situation mit optischem Reiz und dem – nennen wir es einmal – „passiven Hören“ eines aufgezeichneten akustischen Ereignisses ohne den zugehörigen optischen Reiz zu unterscheiden. Für den letztgenannten Fall ist der Hörer rein auf den akustischen Reiz konzentriert und damit deutlich kritischer gegenüber dem Gehörten eingestellt. In der realen Situation nehmen wir einen Gesamteindruck war, bei dem der akustische Anteil deutlich „subtiler“ wird. Man kann also die These aufstellen, dass das „passive Hören“ eines auf Tonträger aufgezeichneten Ereignisses über eine Wiedergabekette „realistischer als die Realität“ wahrgenommen werden muss, um fehlende Informationen auszugleichen.
Dass darüber hinaus die Unterscheidung der beiden akustischen Situationen notwendig ist, lässt sich an ganz einfachen physikalischen Fakten festmachen. Üblicherweise finden die Originalschauplätze musikalischer Veranstaltungen in einem äußeren Rahmen statt, der schon geometrisch ganz erheblich von denen einer späteren Reproduktion abweicht. Nehmen wir einmal beispielhaft ein Konzert in der Rudolf-Oetker-Halle in Bielefeld mit Ihrer sehr „gut klingenden“ Akustik.
Wird während eines Konzerts eine Aufnahme erstellt, zeichnet man diese komplexen akustischen Informationen „mehr oder weniger perfekt“ auf und überspielt diese später auf Tonträger. Was passiert nun akustisch, wenn z.B. eine CD mit dieser Aufnahme im heimischen Wohnzimmer wiedergegeben wird? Die Antwort ist eigentlich einfach: Die aufgezeichneten akustischen Informationen des Originalschauplatzes werden von den akustischen Eigenschaften des Raumes zuhause überlagert.
Man könnte jetzt durchaus zu dem Schluss gelangen, dass es ausreicht, die akustischen Eigenschaften des Wiedergaberaumes zu beseitigen, um eine optimale Reproduktion zu erreichen. Dies funktioniert aber leider in dieser Form nicht, da die Übertragungstrecke von der Aufnahme selbst bis zur Wiedergabe in der Regel nur einen Teil der komplexen akustischen Eigenschaften des originalen Raums festhalten und reproduzieren kann. So ist beispielsweise eine klassische Stereokonfiguration prinzipbedingt nicht in der Lage eine vollständige Wiederherstellung des akustischen Originals durchzuführen, was nicht bedeuten soll, dass auf diese Weise nicht klanglich hochwertige Ergebnisse erzielt werden können.
Es ist aber auch ohne weiteres einleuchtend, dass mit „nur zwei“ Lautsprechersystemen nicht eine hundertprozentige Wiedergabe eines komplexen dreidimensionalen akustischen Ereignisses möglich wird. Recht nahe an diese idealisierte Vorstellung kommen nur moderne Verfahren wie beispielsweise „Ambisonic“ oder „Wellenfeldsynthese“, welche aber mit einem derzeit noch sehr hohen Aufwand bei Aufnahme und Wiedergabe verbunden, für den privaten Gebrauch also unrealistisch sind. Was bedeutet dies nun für den eigenen Wohn- und Hörraum?
Abhängig von der Komplexität der Wiedergabekette „muss“ der eigene Raum einen „gewissen“ akustischen Anteil zur Wiedergabe hinzufügen, um eine möglichst realistische Situation (...oder auch ein bisschen mehr) zu erschaffen. Je mehr Lautsprecher für die Wiedergabe eingesetzt werden, desto geringer kann dieser Anteil ausfallen. In keinem Fall dürfen Eigenanteile des Wiedergaberaums einen störenden Einfluss auf das Original ausüben. Vielmehr müssen sie ganz im Gegenteil zu einer Unterstützung des Klanggeschehens beitragen.
Durch die typischerweise deutlich geringere Größe des Wiedergaberaumes stellen sich im Wesentlichen drei akustische Phänomene ein, die für einen „guten“ Klang in einer definierten Art und Weise berücksichtigt und womöglich beeinflusst werden müssen. In der Reihenfolge Ihre Wichtigkeit handelt es sich bei diesen Phänomenen um:
In den nachfolgenden Teilen dieses Artikels wird auf die Ursachen, die Bedeutung und den Umgang mit diesen Phänomenen eingegangen werden. Mit einigen anschaulichen Beispielen sollen Anregungen für die praktische Situation aufgezeigt, aber auch mit einigen Vorurteilen aufgeräumt werden.
Es folgen: |
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Teil 2 - Der prägende Einfluss früher Reflexionen im Raum |
Teil 3 - Raummoden - ein fundamentaler Bestandteil der Akustik „kleiner Räume“ |
Teil 4 - Vom Nachhall zum guten Klang |
Dass ich neben meiner Arbeit für HIFISTATEMENT zusammen mit meiner Gattin ein etwas abwegiges Hobby betreibe – wir leisten uns das kleine, feine Label sommelier du son, das ausschließlich Schallplatten produziert –, gibt unserem Netmagazin die Möglichkeit, Ihnen ein Stück aus dem letzten Konzert der Saxophon-Legende Charlie Mariano und Deutschlands bestem Jazz-Bassisten, Dieter Ilg, exklusiv als Download zur Verfügung zu stellen.
Der Meister der vier dicken Saiten erlaubt uns für einen beschränkten Zeitraum, seine Komposition „Greenland“ den Lesern von Hifistatement kostenlos digital zugänglich zu machen. Dabei gilt „kostenlos“ zwar für die Leser, nicht aber für den Herausgeber dieser Publikation. Der Song, der am 11.10.08 im Badehaisel in Wachenheim an der Weinstraße aufgenommen wurde, liegt in zwei Versionen zum Herunterladen bereit, einmal in CD-Qualiät, wobei nach dem Mastern mit 24 Bit und 44,1 Kilohertz zwischengespeichert wurde, und zum zweiten im besten heute verfügbaren und zumindest in High-End-Kreisen verbreiteten Format von 24 Bit und 192 Kilohertz. Da es hier vorrangig um die wunderbare Musik geht, haben wir zwei unterschiedliche Versionen desselben Songs ausgewählt. Für die Beurteilung der klanglichen Auswirkungen von Wortlängen und Abtastraten eignen sich diese Downloads also nicht.
Um Geräusche vom Publikum zu minimieren, haben wir die Mikrofone – ein Neumann U47 für den Kontrabass und ein AKG C12 VR für das Saxophon – sehr nah an den Instrumenten platziert. Diese Vorsichtsmaßnahme wäre allerdings bei einer so konzentrierten Zuhörerschaft, die jedem klassischen Konzert zur Ehre gereicht hätte, gar nicht nötig gewesen, zwang uns aber dazu, den Aufnahmen nachträglich noch etwas Rauminformation hinzuzumischen. Das geschah mit einem analogen EMT Goldfolien-Hall. Um das Ergebnis des Masterings zu dokumentieren, haben wir das bearbeitete Signal mit einem dCS 900 samt zugehöriger Masterclock mit 24 Bit und 44,1 Kilohertz analog/digital gewandelt und auf einen Alesis Masterlink ML-9600 aufgezeichnet. Dort wurde das Signal auf 16 Bit heruntergerechnet und auf CD gebrannt, um es den Künstlern zur Abnahme vorlegen zu können. Diese wav-Datei steht nun zum Herunterladen bereit.
Die Aufzeichnung auf ein digitales Medium erschien uns sinnvoller, als noch einmal auf ein Tonband zu überspielen, da jegliches analoge Kopieren mit zusätzlichem Rauschen einhergeht.
Bei der Überspielung der Session-Tapes auf die Lackfolie im Schneidestudio haben wir dann live gemastert. Das heißt, dass die klanglichen Veränderungen auf dem Weg vom Band zum Schneidekopf stattfanden. Ein Mastertape hat es nie gegeben. Das Signal für das Life-Mastering kam von den beim Konzert aufgezeichneten Session-Tapes. Um das Mastering zu kontrollieren, ohne die frisch geschnittene Lackfolie abspielen zu müssen, haben wir das bearbeitete Signal nicht nur auf die Schneidemaschine geschickt, sondern parallel auch mit einer Nagra LB mit 192 Kilohertz und 24 Bit aufgezeichnet. Diesen Mitschnitt aus dem Schneidestudio bieten wir Ihnen hier nun ebenfalls an.
Mehr Informationen zur Schallplatte und ihrer Produktion finden Sie demnächst auf sommelier-du-son.com.
Ist das nun das Ende der CD? Vermutlich schon, aber das Ende des klassischen CD-Spielers ist nah, weil die Technologie dahinter nicht mehr von großen Konzernen unterstützt wird. Seitdem die Patente für die CD ausgelaufen sind und die neuen Formate wie DVD-Audio und SACD nicht wirklich erfolgreich waren, gibt es kaum noch Teilehersteller für CD-Spieler. Es ist fast unmöglich, heute noch qualitativ hochwertige CD-Laufwerkskomponenten zu beziehen. Wer nicht zu den exzellenten, aber sündhaft teuren Laufwerken von TEAC und Co. greift, wird nur noch in China fündig oder greift gleich zum DVD-Laufwerk. Aber auch die sterben langsam aus, denn mit dem 30-Euro-Player vom Discounter lässt sich kein Geld verdienen. Klar, es gibt noch die Blu-Ray-Scheibe und damit könnte man auch wieder ein hochauflösendes Audioformat aus der Taufe heben, aber ob das dann erfolgreich wird, steht in den Sternen.
Da ist die Sache mit dem Computer schon einfacher. Fast jeder hat einen, wer DSL zu Hause hat, besitzt auch meist ein drahtloses Netzwerk, und damit hat man in den meisten Fällen schon alles zusammen, was man braucht, um Musik zu hören. Während eine CD mit einer Abtastrate von 44,1 Kilohertz mit einer Auflösung von 16 Bit auskam, werden moderne Produktionen mit 192kHz und 24 Bit aufgenommen, und einige Labels wie LINN oder NAIM bieten Download im Format 96 Kilohertz und 24 Bit und gar mit 192 kHz an. Übrigens laufen fast alle modernen Aufnahmesysteme über Computer und die Daten landen dabei auf einer Festplatte.
Für diese Verteilerlösung existieren zwei Varianten. Bei der einen benötigt man ein frei erhältliches Programm, das auf irgendeinem Computer installiert werden muss, permanent läuft und die Datenübertragung zwischen den Stationen regelt und überwacht. Dabei wird auch gleich die Musiksammlung verwaltet und Internetradio zur Verfügung gestellt. Solche geschlossenen Systeme bieten zum Beispiel Sonos oder Logitech an. Beide Systeme lassen sich relativ einfach bedienen. Sonos ist ein wirklich einfach zu installierendes System, kann aber nur 44,1 respektive 48 Kilohertz und damit keine hochauflösenden Files abspielen. Logitech bietet 96-Kilohertz-Wiedergabe auf seinem High-End Player Transporter, ab Januar 2010 dann aber auch auf der neuen Squeezebox Touch. Eine andere große Gruppe setzt für die Verteilung der Musikdaten auf eine halbwegs genormte Schnittstelle mit Namen Upnp (Universal Plug and Play) und seit neuerem auch auf DNLA (Digital Living Network Alliance). UPNP ist ursprünglich eine Microsoft-Entwicklung, die für die Steuerung aller möglichen Geräte bestimmt ist. Audio ist nur eine mögliche Anwendung und der Standard dementsprechend nicht wirklich optimiert für das perfekte Zusammenspiel von Audiokomponenten. DNLA konforme Geräte sollten problemlos miteinander kommunizieren, da alle Komponenten einen Test durchlaufen müssen, bevor sie das Logo tragen dürfen. Auch bei einer UPNP/DNLA-Lösung muss irgendwo auf einem Rechner ein Software-Programm laufen, das die Datenverteilung übernimmt. Dieser sogenannte UPNP-Server hat Microsoft Windows schon standardmäßig an Bord, aber bei so ziemlich allen andern Betriebssystemen gibt es Lösungen für nur wenig Geld.
Doch zuerst muss die CD-Sammlung mal rein in das Computernetzwerk. Mit welchen Programmen das besonders gut und einfach geht und welche Software die klanglich besten Kopien macht, verraten wir im nächsten Teil.
Weiterführende Links |
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Computer und HiFi Teil 2: Back to the Roots – Richtig Rippen |