tests/22-08-30_pmc
 

PMC MB2se

30.08.2022 // Dirk Sommer

Auch wenn die MB2 nicht zu den Schallwandlern zählen, die man im Millimeterbereich justieren muss, reagieren sie recht deutlich auf etwa sieben Zentimeter mehr Wandabstand nach hinten und ein stärkeres Eindrehen. Nach drei, vier Veränderungen mit anschließendem Probehören mit zwei Testscheiben bin ich dann rundum zufrieden. Und nicht nicht nur ich: Beim abendlichen Musik-Apero zeigt sich meine Gattin sehr positiv davon überrascht, dass die recht massiven Kisten akustisch genau so vollständig verschwinden wie die schlanke Børresen und die vergleichsweise zierliche Göbel. Auch ansonsten gibt es keinen Grund zur Kritik. Musikhören macht mit der MB2se einfach Freude.

Am nächsten Morgen versuche ich dennoch, der PMC eine kleine Schwäche nachweisen zu können. Da ich beim ersten Hören kurz mal den Eindruck hatte, einige Becken rücke die MB2se stärker als üblich in den Fokus, starte ich das Teststück, mit dem sich eine Überbetonung des Präsenzbereichs leicht aufdecken lässt: Van Morrisons „Whatever Happened To PJ Proby“ vom Album Down The Road. Der komprimierte und hoch ausgesteuerte Song ist aber dank der Monitore nun sehr gut durchhörbar, die Sibilanten bleiben erfreulich dezent, und ich genieße das Lied sogar lauter als sonst – und das geht nur, wenn der Mittel/Hochbereich frei von jeglicher Überbetonung, Rauigkeit oder Nervosität ist. Das ist ja das Schöne an den viel zu oft gehörten Teststücken, sie verschaffen einem schnell Klarheit: Schon jetzt kann ich sagen, dass sich mit den MB2se trotz der hohen Auflösung stundenlang ermüdungsfrei Musik hören lässt. Aber dieses Kriterium sollten Lautsprecher, die eine Variante von Arbeitsgeräten fürs Studio sind, ja auch unbedingt erfüllen.

Das Anschlussfeld erlaubt Tri-Amping
Das Anschlussfeld erlaubt Tri-Amping

Nicht zu oft gehört und keine Testplatte, sondern ein Spaß voller Groove ist Dr. Lonnie Smith's Album Too Damn Hot. „The Whip“ lebt auch von den abrupten Stopps, die das Orgel-Quartett – Hammond, zwei Gitarren und Drums – immer wieder einstreut. Dabei hört man zwar das Ausklingen einer Gitarre, der Bass der Orgel endet hingegen schlagartig: genau so, wie es sein soll. Das mächtige Tiefton-Chassis schwingt kein bisschen nach. PMCs Advanced Transmission Line spielt wirklich auf den Punkt und hat nicht mehr das mindeste mit dem Sound zu tun, der dieses Prinzip in den 80-er Jahren – zumindest in Sachen Timing – ein wenig in Verruf brachte. Aber ich wollte ja noch testen, ob der, wie ich jetzt weiß, sehr präzise Tieftonbereich der MB2se für meinen Raum nicht etwas zu viel des Guten ist. Dazu eignet sich ein rein instrumentalen Hörspiel, das „Week End au Deauville“ vom Album Les Cargo des Orchestre De Contrabasses. Es beschreibt mit sieben mächtigen Saiteninstrumenten die Fahrt in das bekannte Seebad in der Normandie. Nach dem Aussteigen aus dem Auto hört man den Wind, die Möwen, das Knarren der Taue, einen Schiffsdiesel, ein Signalhorn, den Gang des Protagonisten, sein Klopfen an eine Tür und deren Öffnung. Und dabei wirkt der Tieftonbereich keine Sekunde zu fett oder auch nur ein klein wenig überbetont.

Dass die MB2se meinen Raum nicht mit einem Monsterbass überladen, sondern man – ganz im Gegenteil – in einem sonoren, farbstarken und wohldefinierten Tieftonbereich geradezu baden kann, bewiesen auch The Bass Monsters mit „Don't Stop Me Now“ und „Born To Be Wild“ aus dem Album Unio: melodieverliebte und rhythmisch packende Con-Arco- und Pizzicato-Basslinen von vier voluminösen Instrumenten. Da stört nicht die kleinste Unsauberkeit oder Raumresonanz. Die PMC spielen über den gesamten, weit ausgedehnten Frequenzbereich wie aus einem Guss: Wer weiß, welche Schallwandler jetzt in meinem Hörraum stünden, wenn ich ihnen früher begegnet wäre… Um nicht schon wieder zu einem der sehr aufschlussreichen, aber viele zu oft angespielten Schostakowitsch-Alben zu greifen, scrolle ich durch die Bibliothek und bleibe an der digitalen Version eines Living-Stereo-Klassikers hängen: Richard Strauss In High Fidelity mit dem Chicago Symphony Orchester unter Fritz Reiner. Gut, ich habe das Stück lange nicht gehört, aber ich kann mich nicht erinnern, die Orgel zu Beginn von „Also sprach Zarathustra“ so klar konturiert wahrgenommen zu haben. Auch der Raum und die Tonalität der alten Aufnahme lassen keine Wünsche offen.


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