„Exclusively For My Readers“ könnte dieser Download im Untertitel heißen, denn Edel:Kultur plant nicht, die Alben der Oscar-Peterson-LP-Box, die Ihnen Jürgen Saile in seinem Artikel über MPS kürzlich hier vorstellte, als HiRes-Download zu veröffentlichen. Nun können Sie zumindest einen Song in höchster Qualität herunterladen
Wenn ich schließlich doch noch einen A/D-Wandler finden sollte, der das Niveau des dCS bei DSD in einfacher Frequenz auch mit der doppelten Abtastrate von 5,6 Megahertz erreicht, wird es eine Ein-Bit-Version der legendären Peterson Aufnahmen für MPS zum kostenpflichtigen Download geben. Bis dahin beschränke ich mich in Sachen DSD auf 2,8 Megahertz und nutze den legendären dCS 904. Die HiRes Version wurde mit einer Nagra VI direkt vom Mastertape erstellt. Das File in CD-Qualität wurde ebenfalls mit der Nagra produziert und nicht wie sonst meist bei unseren Downloads mit einem Sample-Rate-Converter auf die 44,1 Kilohertz heruntergerechnet, sondern gleich bei dieser Frequenz vom Band überspielt. Lediglich die Wortbreite wurde im Mastering-Programm soundBlade auf die CD-üblichen 16 Bit reduziert, so dass Sie auch hier eine Menge Hörgenuss erwarten können.
Dass Hifistatement überhaupt die Erlaubnis erhielt, Ihnen einen Song des Piano-Heroen anzubieten, liegt daran, dass der Autor dieses Artikels auch als Produzent der MPS-Wiederveröffentlichungen fungiert. Mit welchem Anspruch Christoph Stickel, der Mastering Ingenieur, den ich Ihnen erstmal im Text zum Download eines Titels der New Mastersounds vorstellte, und ich an die klangliche Restauration – der übliche Terminus Remastering trifft die Sache nicht wirklich – herangingen, habe ich in folgendem kurzen Artikel dargestellt:
Die sechs Alben dieser Wiederauflage sind musikalisch über jeden Zweifel erhaben, haben sich im Laufe der Jahre einen hervorragenden Ruf erworben, können klanglich aber nicht ganz mit hervorragenden Produktionen unserer Tage Schritt halten. Das mag zu einem geringen Teil am nun auch schon beträchtlichen Alter der Bänder liegen, schließlich wurden sie vor mehr als 40 Jahren aufgenommen. Vor allem aber ist jede Klangästhetik zeitbedingt – und sei es auch nur auf Grund der zum jeweiligen Zeitpunkt verfügbaren Technik. Mit heutigem Equipment ließe sich der Sound für die Wiederveröffentlichungen so zeitgeistig perfektionieren, dass Oscar Peterson und sein Trio sich fast selbst nicht mehr wiedererkennen würden: Eine Tonhöhenschwankung am Anfang eines Songs, wohl weil der Techniker das Tonband etwas zu spät gestartet hat und die Maschine sich erst stabilisieren muss? Kein Problem, digital könnten wir es leicht richten. Ein Lautstärkesprung im Applaus von „I'm In The Mood For Love“ auf Girl Talk, weil ein Raummikrofon etwas verzögert eingeschaltet wurde? Lässt sich ausgleichen. Man könnte aber auch das gesamte Klatschen wegschneiden, wie das bei den Veröffentlichungen der Alben auf SACD gemacht wurde.
All das haben wir nicht getan. Zum einen erscheinen die Reissues ja in der Triple-A-Series. Und da verzichten wir prinzipiell auf jegliches Digital-Equipment, was die Möglichkeiten der Nachbearbeitung schon einmal einschränkt. Zum anderen bringen wir den klassischen Aufnahmen soviel Respekt entgegen, dass sich beispielsweise die Änderung des damals weit verbreiteten Ping-Pong-Stereobildes von selbst verbietet. Christoph Stickel und ich haben in den MSM-Studios München mit feinsten analogen Equalizern und Studer-Bandmaschinen sehr behutsam zum Beispiel dem Piano seinen an einigen Stellen recht topfigen Klang genommen, dem Bass hier und da zu etwas mehr Druck verholfen oder einem Schlagzeugbecken etwas mehr Glanz gegeben oder Schärfe genommen. Es ging uns um subtile klangliche Verfeinerungen, die den Charakter der Erstauflagen erhalten. Den Lautstärkesprung haben wir übrigens gelassen, wie er war. Denn so ist er auch auf der im Jahre 1968 erschienen Schallplatte zu hören. Für uns kann die Antwort auf die eingangs gestellte Frage nur lauten: Wohlklang und Werktreue!
Hören Sie selbst, ob wir unserem Anspruch gerecht werden oder vergleichen Sie einmal die klangliche Qualität der verschiedenen Digital-Formate! Übrigens, wenn Sie mit Digitalem nichts anfangen können und Ihnen selbst LPs vom Original noch zu weit entfernt sind: Die Peterson-Alben sind auch als bespielte Tonbänder zu bestellen: in Halbspur, Viertelzoll und 38 cm/sec. Weitere Informationen finden Sie hier und die Seite www.mps-music.com informiert über weitere Neuveröffentlichungen auf Vinyl.
PS: Immer mal wieder werden wir gefragt, ob man die Musik-Dateien denn nur auf dem Computer anhören oder doch auf der eigenen Festplatte speichern könne. Natürlich ist letzteres möglich. Hier erst einmal eine kleine Bedienungsanleitung für Mac-User: Führen Sie einen sogenannten Sekundärklick durch, je nach Trackpad-Einstellungen durch Tippen mit einem Finger unten rechts auf das Trackpad oder an beliebiger Stelle durch Tippen mit zwei Fingern. Bei der Magic Mouse kann man den Sekundärklick mit Druck auf die rechte (Standardeinstellung) oder linke Maus-Hälfte ausführen. Daraufhin erscheint ein Auswahlfenster, in dem man „Verknüpfte Datei laden‟ oder „Verknüpfte Datei laden unter‟ anklickt. Schon wird die gewünschte Datei heruntergeladen.
Wie es unter Windows funktioniert, hat Wolfgang Kemper für Sie notiert: Mit der rechten Maustaste das Download-Symbol anklicken und „Ziel speichern unter...‟ auswählen. Dann erscheint das Fenster, in dem Sie den Speicherort bestimmen können. Dort den „Speichern‟-Button anklicken und schon läuft's.
Den Aurender W20 kennen wir ja bereits, ich halte diesen für eine der besten Digitalquellen überhaupt. Leider liegt dieser in einer Preisregion, die nicht unbedingt für jeden Geldbeutel geeignet ist. Um es einmal so auszudrücken. Die koreanische Firma TV Logic hat deshalb eine kleinere Version entwickelt; wie nahe diese an den W20 herankommt, wollen wir in diesem Test herausfinden.
Im Vergleich zum W20 kommt der X100S daher wie ein halbes Hemd, er ist nämlich etwa nur halb so breit und auch viel kürzer. Erinnert größenmäßig irgendwie an einen Schuhkarton. Trotzdem finde ich das professionelle Industriedesign sehr ansprechend. Auch die Anfassqualität ist hervorragend. Es existieren zwei X100 Varianten mit der zusätzlichen Bezeichnung „S“ für small und „L“ für large, wobei der hier vorliegende X100S eine Festplatte mit einer Speicherkapazität von 1TB besitzt, der X100L hat zwei Festplatten mit jeweils 3TB. Ansonsten sind die beiden X100 Varianten so ziemlich gleich. Wobei mir die 1TB bei dem Testgerät etwas wenig vorkommen, selbst wenn man keine hochauflösenden Formate speichert.
Ein optisches Laufwerk fehlt in allen Aurender Geräten, weil man der Meinung ist, dass dieses nur RF-Intermodulationen und Vibrationen erzeugen würde. Nun kämen diese durch eine rotierende Festplatte natürlich genauso ins System, deshalb dient die Festplatte nur als Datenspeicher; zum Abspielen der Musik werden die Dateien dann in einen 120 GB SSD Festspeicher geladen und die Festplatte abgeschaltet. Das Überspielen dauert ein paar Sekunden. Der X100 ist sehr solide gebaut, profitiert aber trotz nicht vorhandener beweglicher Teile während des Abspielens von einer Platzierung auf der LeadingEdge Plattform. Soweit ist alles ähnlich wie beim großen Modell W20. Worin liegen nun die Unterschiede, nachdem der W20 ja fast fünfmal so teuer ist? Da man auch in Südkorea nicht zaubern kann, musste man beim X100 ja irgendwo der Rotstift ansetzen.
Wie gesagt handelt es sich hier um eine schlankere Variante und nachdem das Gehäuse nur etwa halb so breit ist, mussten einige Baugruppen geopfert, beziehungsweise in anderer Form aufgebaut werden. Zunächst einmal fällt die aufwändige Batterieversorgung mit drei unterschiedlichen Batterieblöcken aus dem Flaggschiff weg. Für ein lineares Netzteil wie im S10 Modell war ebenfalls kein Platz mehr, die Stromversorgung übernimmt ein neuartiges 100-Watt-Schaltnetzteil. Geblieben sind die seitlichen Kühlkörper, obwohl es seitlich eigentlich nichts zu kühlen gibt. Der eigentliche Kühlkörper für die Hauptplatine sitzt nämlich - von außen unsichtbar – im Gerät. Als nächstes musste die temperaturstabile OCXO-Clock weichen und wurde durch ein einfacheres, nicht weiter definiertes Modell ersetzt. Und schließlich wurde auf S/PDIF- und AES/EBU-Digitalausgänge verzichtet, es existiert nur noch ein spezieller USB 2.0 Ausgang für den Anschluss an den DA-Wandler. Dieser entspricht allerdings der aufwändigen Version aus dem W20. Dabei ist das USB-Audiosignal mit einer eigens entwickelten Schaltung gepuffert, um Jitter und Störeinflüsse zu unterdrücken. Zudem bietet die USB-Audio-Schnittstelle eine kräftigere 5Volt/1A-Stromversorgung. Diese Reduktion der Eingänge kann natürlich trotzdem für den einen oder anderen eine Limitierung darstellen. Geblieben ist das gestochen scharfe AMOLED Display, hier zwangsläufig in einer schmaleren Ausführung. Cover können – wie beim großen Bruder auch – nicht angezeigt werden, dafür hat Aurender eine weit bessere Lösung parat. Auch die Anzeigemöglichkeit der VU-Meter im Design von McIntosh oder Accuphase ist nicht möglich – geschenkt!
Die Frage, die todsicher bei solchen Gerätschaften immer wieder gestellt wird, ist folgende: Wozu so ein Gerät, ich habe doch einen Computer, der dies auch alles kann. Mein Computer macht das alles mit links! Und außerdem ist auch der X100 nichts anderes als ein spezieller Computer, eben für diesen einen Zweck optimiert, nämlich Musikdateien auszulesen und an den DA-Wandler weiterzuleiten. Allerdings sollten wir eines im Auge behalten: In der Computerbranche tobt ein gnadenloser Preiskampf, deshalb werden hier nur die billigsten Bauteile verbaut, die ihren Zweck gerade so erfüllen. Und möglichst noch bis zum Ende der Garantiezeit durchhalten. In der Audiobranche kommt ein Gerät, das spätestens nach zwei Jahren mausetot ist, nicht so gut an. Zudem möchte der Computer just dann, wenn wir gerade die neu erstandene Scheibe spielen wollen, ein wichtiges Update aufspielen, oder stürzt gerade aus anderen Gründen ab. Viel wichtiger aber: Ein Computer ist für einem völlig anderen Zweck konstruiert worden, er soll möglichst viele Prozesse gleichzeitig in möglichst kurzer Zeit abarbeiten können. Das bedeutet, er ist mit völlig anderen Dingen beschäftigt, die für ihn eine viel höhere Priorität haben, als unsere Audiodateien abzuspielen. Und es sollte auch keiner glauben, dass Computerhersteller wie Dell, Acer, Lenovo oder wie sie alle heißen, irgendetwas für die Highend-Gemeinde entwickeln werden. Beim X100S gibt es weder eine Grafikkarte, noch eine Soundkarte, noch Tastatur, Maus und all die Dinge, die ihn von seinem eigentlichen Tun ablenken könnten. Das verhindert übrigens auch, dass einer auf die Idee kommen könnte, neben dem Musikhören gleichzeitig mit dem Computer E-Mails zu schreiben.
Der Mini-Aurender enthält auch nicht einfach ein abgespecktes Computerboard, optisch nett verpackt, sondern die Platinen sind von TVLogic selbst entwickelt. Das Betriebssystem des Aurender basiert auf der professionellen Linux-Software und ist so programmiert, dass es eben nur Audiodateien verarbeiten muss. Zudem hat das Linux-Programm für ängstliche Gemüter den Vorteil, dass es kaum Hackerangriffen ausgesetzt ist, im Vergleich zu Windows. Verarbeiten kann der X100S sämtliche gängigen Formate, also WAV, FLAC, ALAC, AIFF und wie sie alle heißen, einschließlich DSD 64 und DSD 128. Letzteres konnte ich allerdings nicht überprüfen, weil der La Scala Wandler dieses Format nicht unterstützt.
Die Musikdateien für den Test wurden mit dBpoweramp gerippt, in diesem Fall mit einem interessanten Gerät namens RipNAS solid; diese Dateien hatte ich früher für einem älteren Artikel in Hifistatement aufgenommen. Man sollte unbedingt dBpoweramp zum Rippen der Dateien benutzen, mit iTunes oder auch XLD beispielsweise verschenkt man die Hälfte. Mindestens!
Als Wandler stand für diesen Test noch der italienische La Scala DAC zur Verfügung, weil dieser hervorragend klingt und ich ihn sehr gut kenne und weil mein eigener DAC keinen USB Eingang besitzt. Könnte ich zwar einbauen, habe aber hierfür bisher noch keine Notwendigkeit gesehen. Für die Verbindung zum La Scala hatte ich zwei USB-Kabel zur Verfügung, einmal ein Standardkabel vom Blödmarkt (billig!) sowie ein Kabel mit Filter der Firma TotalDAC. Bits sind Bits, ich weiß, ich möchte aber trotzdem wissen, was sich damit für Unterschiede ergeben. Dazu später mehr.
Eine der großen Stärken aller Aurender Systeme ist die Bedienungsmöglichkeit per iPad. Das haben mittlerweile alle anderen auch, werden Sie vielleicht denken. Stimmt zwar, aber nicht in dieser ausgetüftelten Form. Der Trick dabei ist, dass die gesamten Mediadaten, einschließlich der Cover auf dem iPad gespeichert werden. Hierfür gibt es ein kostenloses App bei Apple. Über Androidgeräte lässt sich der X100S leider nicht bedienen. Die Verfügbarkeit der Mediadaten auf dem iPad ist beim Browsen größerer Musiksammlungen ein Riesenvorteil, das kann im anderen Fall sehr zäh werden, weil die Daten jedes Mal erst vom Server geladen werden müssen.
Um diese Steuerung per WLAN zu ermöglichen, benötigt man natürlich eine Ethernet-Verbindung zum Router.Trotzdem ist die Installation auch für Leute, die mit Computernetzwerken nichts am Hut haben, total einfach: Nachdem man die App auf dem iPad geöffnet hat, fragt das Programm nach einem Code, den der Aurender auf seinem Display anzeigt. Diesen gibt man in das Programm ein und fertig ist die Laube! Natürlich könnte man den X100S auch über die vier Tasten und das Display an der Frontplatte bedienen, zumindest die Basisfunktionen. Bei größeren Bibliotheken: Viel Spaß damit! Auch der Anschluss an einen Wandler macht keine Probleme, Aurender verbindet sich automatisch mit dem DAC.
So, wie klingt es denn nun? Zunächst einmal hatte ich X100S und La Scala mit dem Billig-USB-Kabel verbunden und aus der CD Será Una Noche den Titel „Soledad“ ausgewählt. Das Album beinhaltet Tango Musik, die allerdings mit der herkömmlichen Vorstellung dieser Musik nichts gemein hat. Ausgedacht hatte sich diese Musik der argentinische Perkussionist Santiago Vazquez. Die Idee dabei war nicht die formalen Elemente des Tango zu übernehmen, sondern nur den Kern dieser Musik und diese dann von Musikern außerhalb der Tangotradition spielen zu lassen. Die Aufnahme entstand in einer kleinen Kirche in der Nähe von Buenos Aires. Bei „Soledad“ hören wir links zunächst eine Bassklarinette – nicht unbedingt das typische Tangoinstrument – der Raumklang der kleinen Kirche ist fantastisch aufgenommen, und wird auch über den X100S realistisch wiedergegeben. Man kann die Größe der Kirche fast erahnen. Die Wiedergabe von Raumakustik scheint überhaupt eine der Stärken des Aurender zu sein. Aber auch der erdig warme Klang der Bassklarinette behält alle tonalen Facetten und dynamischen Abstufungen. Anschließend kommt die Gesangsstimme von Pedro Aznar dazu, die genauso plastisch im Raum abgebildet wird, wie die Bassklarinette. Überhaupt fühlt sich der Aurender bei dieser Aufnahme wie zu Hause.
Szenenwechsel, Mahler 2. Symphonie mit Riccardo Chailly und dem Royal Concertgebouw Orchestra. Diese Aufnahme gehört zu den Sternstunden der modernen Decca-Aufnahmen, wozu sicher auch die hervorragende Akustik des Amsterdamer Concertgebouw beiträgt. Chaillys Interpretation zu dieser Auferstehungssymphonie ist weniger mystisch-religiös als man sonst zu hören bekommt, er hält sich aber minutiös an die Anweisungen Mahlers. Die Wiedergabe über den X100S wirkt sehr transparent und detailliert, was Chaillys Intention, jedes Detail hörbar zu machen, sehr entgegenkommt. In „Urlicht“ ist gut zu hören, dass Chailly die Bläser weit in den Hintergrund platziert hat, so wie es der Komponist auch gefordert hat. Damit kommt der schlichte Charakter der Musik an dieser Stelle erst richtig zum Tragen. Aber auch in komplexen Passagen verliert der Kleine nie den Überblick, die Kesselpauken kommen mit gehörigem Druck. Wobei Chaillys Einspielung nicht auf spektakuläre Effekte ausgelegt ist.
Crystal Silence ist das erste von zahlreichen Alben, die der Vibraphonist Gary Burton und der Pianist Chick Corea zusammen eingespielt haben. Die Musik ist eher ruhig, mit viel Freiraum für Improvisationen und melodische Soli. Allerdings teilweise über komplizierte Harmonien. Die Aufnahme aus dem Jahre 1972 stammt von Jan Eric Kongshaug, was bereits hohe Erwartungen an die Qualität stellt. Ein Vibraphon ist für eine Musikanlage immer schwierig wiederzugeben. Ohne Dämpfer gespielt hat es einen harten, metallischen Klang mit sehr vielen Obertönen. Die Klanghärte und die Klangfarben können durch die Wahl der Schlägelköpfe variiert werden. Insgesamt wird das Vibraphon sehr realistisch abgebildet, es fehlt vielleicht ein bisschen an Volumen. Die relaxte Wiedergabe des Aurender kommt dieser Musik natürlich sehr zugute. Auch bei dieser Aufnahme merkt man wieder deutlich, dass der Aufnahmeraum – im Vergleich zu der anderen Scheibe - wesentlich kleiner ist und kaum Nachhall bietet. Chick Coreas Flügel steht offenbar näher an der Wand, was auch sehr deutlich zu hören ist.
Zunächst hatte ich den X100S mit dem La Scala Wandler über ein USB Standardkabel verbunden. Dabei sollte es ja nicht bleiben, als nächstes kam das Kabel von TotalDAC an die Reihe. Dieses enthält ein Filter, mit welchemvom Computer kommende digitale Störungen ferngehalten werden sollen. Und ein Computer ist eine Störquelle allererster Güte. Hier genügte bereits ein Titel aus Será Una Noche um festzustellen, wo der Hammer hängt. Da geht es auch nicht mehr um Geschmacksfragen, das Ding ist einfach in allen Belangen besser. Die Musik wird flüssiger und nuancenreicher, ohne dass tonal etwas verfärbt oder dynamisch eingeschränkt wird. Mit dem MacBook als Quelle wird dieser Effekt noch deutlicher. Was uns auch wieder zeigt, dass sich die Computerindustrie keine großen Gedanken macht, die Störgeräusche der Schaltnetzteile von den Datenschnittstellen fernzuhalten. Hier kommt auch ein anderer Riesenvorteil des Aurender gegenüber einem herkömmlichen Computer zum Tragen, nämlich dass seine USB-Schnittstelle als einzige an den host controller angeschlossen ist und diesen nicht mit anderen Anwendungen teilen muss. Über die USB-Schnittstelle werden die Daten in einer Art Paket, „Frames“ genannt, gesendet. Diese in einem genau definierten Zeittakt von einer Millisekunde und unabhängig davon, ob der Frame nun voll oder leer ist. Von einem kontinuierlichen Datenstrom kann also keine Rede sein, insbesondere, wenn der Computer zwischendurch auch noch andere Daten sendet, die für ihn eine höhere Priorität haben. Diese Art der Übertragung ist natürlich für zeitkritische Audiodateien nicht unbedingt der Wahnsinn. Ich weiß, mit S/PDIF gibt es wieder andere Probleme. Trotzdem war ich bisher nicht der große Fan von USB Verbindungen im Audiobereich, aber mit der speziellen Pufferschaltung im Aurender und dem TotalDAC Kabel ist auch über USB eine sehr relaxte Wiedergabe möglich.
Jetzt stellt sich natürlich die Frage: wie ist denn nun der Unterschied zum W20? Ist dieser tatsächlich fünfmal so gut? Und überhaupt, wie viel ist denn fünfmal so gut? Also, die Schnäppchenjäger muss ich leider enttäuschen, so ganz easy lässt sich die Performance des W20 nicht erreichen. Die Ruhe und Souveränität, sowie die Transparenz und Neutralität der Wiedergabe ist mit dem X100S nicht in dem gleichem Maße möglich. Wäre ja auch noch schöner! Einen großen Teil dazu trägt sicher die Akkuversorgung im W20 bei. Der X100S arbeitet mit einem Schaltnetzteil. Allerdings könnte man ein lineares Netzteil von ausreichender Kapazität in dem kleinen Gehäuse auch nicht mehr unterbringen. Der Komfort und die Bedienungsmöglichkeiten über das iPad sind bei beiden gleich. Wir leben in einer freien Welt (so sagt man), ob nun der tonale Zugewinn durch den W20 – und der ist zweifelsfrei gegeben – den Mehrpreis wert ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Und wie groß dieser Zugewinn nun ist, hängt natürlich auch von den restlichen Komponenten ab.
Interessant ist auch ein Vergleich mit einem CD-Laufwerk, wie beispielsweise dem zuletzt getesteten Laufwerk La Diva oder meinem Ayon CDT. Allerdings muss man fairer Weise sagen, dass mein CDT-Laufwerk mittlerweile stark „aufgebretzelt“ ist und erheblich mehr Performance bieten kann. In punkto Auflösung gibt es ein Patt, allerdings nur, wenn die Dateien auch perfekt gerippt sind. Dateien über XLD oder gar i-Tunes gerippt, haben gegen beide Laufwerke keine Chance. Die Wiedergabe wirkt über beide Laufwerke kräftiger mit mehr Grundton, auf Unterschiede zwischen den beiden will ich hier nicht eingehen. Über den X100 klingt es etwas filigraner. Wir dürfen natürlich auch nicht aus den Augen verlieren: Eine gerippte Datei ist und bleibt eine Kopie, egal mit welchem System man das vorgenommen hat.
Die gleiche Aufnahme über mein MacBook pro abgespielt ist im Vergleich zum Aurender kalter Kaffee. Trocken, kühl und „digital“ würde ich dies bezeichnen. Ich kenne überhaupt nur eine Installation, bei der die Wiedergabe über einen Computer sensationell klingt und die steht bei Kaiser Acoustics. Dies ist allerdings ein bis an die Zähne bewaffnetes Doppelserversystem und hat mit einem käuflich zu erwerbenden Computer überhaupt nichts mehr zu tun. Dieser Server ist auch bis zu den allernötigsten Basisfunktionen soweit heruntergefahren, dass er der Arbeitsweise des Aurender schon fast wieder ähnelt. Mal abgesehen von dieser Konstruktion, ist der Aurender für die Musikwiedergabe besser geeignet. Und überlässt dem PC wieder die Aufgaben, für die er eigentlich geschaffen wurde.
Gehört mit
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Digitallaufwerk | Ayon CDT, Aqua La Diva |
D/A Wandler | Borbely Audio, Aqua La Scala |
Laufwerk | Apolyt |
Tonarm | Triplanar |
Tonabnehmer | Clearaudio Goldmund, Van den Hul Grashopper |
Vorstufe | Shindo Monbrison, Thomas Mayer 10Y |
Endstufe | Thomas Mayer 211SE Elrog, 6HS5 PSE, Shindo Cortese |
Lautsprecher | WVL 100i, Ancient Audio Studio Oslo |
Kabel | Audio Consulting Reference RCA, Swisscables Reference NF, Swisscables Reference LS, Auditorium23 LS, Swisscables Netz |
Zubehör | LeadingEdge Gerätebasis, LeadingEdge Minipaneele |
Herstellerangaben
Gerätebezeichnung
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Festplatten Speicherkapazität | 1TB |
SSD Cache | 120GB |
Eingänge | USB Class 2.0 |
Gewicht | 5kg |
Höhe | 83mm |
Breite | 215mm |
Tiefe | 257mm |
Preis | 2990 Euro |
Hersteller
TVLogic, Korea
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Web | www.aurender.com |
Vertrieb
Hörgenuss für Audiophile
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Anschrift | Fichardstr. 56 60322 Frankfurt |
Telefon | +49 69 40326292 |
Fax | +49 69 40326293 |
info@hgfa.de | |
Web | www.hgfa.de |
Hersteller
TVLogic, Korea
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Web | www.aurender.com |
Vertrieb
EMPIRE Deutschland
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Anschrift | Jürgen Welte Am Rembergsee 20 47259 Duisburg |
Fon | +49(0)203/75 999 004 |
info@empire-hifi.com | |
Internet | www.empire-hifi.com |
Hersteller
Burmester Audiosysteme GmbH
| |
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Anschrift | Wilhelm-Kabus-Straße 47 10829 Berlin |
Fon | +49 30 787 968 0 |
Fax | +49 30 787 968 68 |
mail@burmester.de | |
Internet | www.burmester.de |
Vertrieb Deutschland
Audio Physic GmbH
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Anschrift | Almerfeldweg 38 59929 Brilon |
Fon | +49 2961 961 70 |
Fax | +49 2961 516 40 |
info@audiophysic.de | |
Internet | www.audiophysic.de |
Hersteller/Vertrieb
Audible Emotions
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Anschrift | Marktstrasse 7 72160 Horb |
Fon | 07451 / 1372 |
Internet | www.audible-emotions.de |
ertelm@gmx.de |
Hersteller/Vertrieb
Audible Emotions
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Anschrift | Marktstrasse 7 72160 Horb |
Fon | 07451 / 1372 |
Internet | www.audible-emotions.de |
ertelm@gmx.de |
Vertrieb
Friends of Audio
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Anschrift | Friends of Audio Dipl. Ing. Rainer Israel Heinrichstraße 26 64347 Griesheim |
Mobil | 0170 485 7199 |
info@friends-of-audio.de | |
Internet | www.friends-of-audio.de |
MPS ist cool! Diesen Spruch kenne ich noch aus Jazzkreisen Ende der 60er Jahre, nur in einem anderen, damals aktuellen Wortlaut. MPS steht für Musikproduktion Schwarzwald. Es geht also um ein Jazzlabel aus deutschen Landen, das zunächst in Form von sechs Oscar Peterson LPs wieder zum Leben erweckt wurde.
MPS ist Kult! Obwohl ja meist etwas Kult ist, das bereits nicht mehr existiert, und MPS gibt es wieder. Das Label wurde 1968 von Hans Georg Brunner-Schwer gegründet. Seine Mutter war Erbin des Unternehmens SABA. SABA war die Abkürzung für Schwarzwälder Apparate Bau Anstalt; so würde man heutzutage wohl auch keine Firma mehr nennen. Für die jüngeren Leser unter uns: Damals hatte jeder ein Radio der Firma SABA, Nordmende, Metz oder Telefunken im Wohnzimmer stehen. Beliebt war damals das sogenannte „Gebissradio“, genannt nach den beige-farbigen Drucktasten zum Umschalten der Wellenbänder und Eingänge. Liebevolle Sprüche zu den Geräten gab es damals auch: „ Hats gequalmt und hats gestunken, wars ein Gerät von Telefunken“. Der Opa hatte sich damals noch fein gemacht, wenn es ans Fernsehgucken ging...
Diese Geräte hatten übrigens teilweise einen sehr guten Sound. Jedenfalls war die Mutter von Brunner-Schwer Erbin des Unternehmens. Er selbst war technischer Geschäftsführer der Firma, hatte aber 1963 angefangen, unter dem Label SABA Schallplatten eigene Tonträger zu produzieren. Als dann später SABA verkauft wurde, konnte er sich hauptberuflich seiner Leidenschaft, dem Tonstudio widmen. Neben einigen Aufnahmen in den Räumen des ehemaligen SABA-Geländes lud er auch Jazzmusiker wie Duke Ellington, Teddy Wilson, Oscar Peterson und fast die gesamte Crème der deutschen Jazzszene zu sich nach Hause ein. Damit verwandelte sich der großräumige, behagliche Salon der Familie Brunner-Schwer in einen intimen Konzertsaal. Oscar Peterson hatte er seit 1961 jedes Jahr zu sich nach Villingen eingeladen und bezahlte das Trio, als würde es tatsächlich im Konzertsaal spielen. Diese Hauskonzerte erinnerten ein wenig an die Salons des 19. Jahrhunderts, an Konzerte mit Frédéric Chopin oder Franz Liszt.
Nun ist es mit Aufnahmen im Jazz immer so eine Sache gewesen, im Tonstudio könnte man zwar den Klang optimieren, die sterile Studioatmosphäre wirkte sich aber hemmend auf die Performance der Musiker aus. Zudem wollten die Toningenieure seinerzeit die Instrumente weit auseinander ziehen, um zu demonstrieren, was man mit Stereoaufnahmen für tolle Effekte erzielen kann. Links das Klavier, rechts das Schlagzeug und in der Mitte das große schwarze Loch. Brunner-Schwer hätte dies zunächst auch nicht anders gemacht, wenn nicht Oscar Peterson Einspruch erhoben hätte und das Trio so aufgestellt, wie die Musiker eben am besten untereinander kommunizieren konnten. So entstand eine Sammlung der besten Aufnahmen, die Oscar Peterson je gemacht hatte.
Eine der Sessions mit Oscar Peterson wurde 1967 mitgeschnitten. Aufschluss über die grandiose Stimmung unter den Musikern gibt ein Interview von Egbert Hoehl:
Ich sagte Oscar Peterson u.a., dass ich die neuen Einspielungen noch mitreißender und grandioser als frühere Aufnahmen finde.
P: Wenn das so ist, wie Sie sagen, dann hat das mit dem Milieu zu tun, in dem die Aufnahmen entstanden. Es sind Trio-Aufnahmen und ein Trio fühlt sich in einem Wohnzimmer wohler als in einem großen Konzertsaal. Denken Sie an die privaten Sessions, die die Musiker zu ihrem eigenen Vergnügen veranstalten. Man kommt zusammen und spielt und hat seinen Spaß daran. Da ergibt sich die Stimmung von selbst und die Inspiration sprudelt nur so. Man braucht keine kommerziellen Rücksichten zu nehmen.
Frage: War also zunächst gar nicht an eine Auswertung gedacht?
P: Wir haben gespielt, sonst nichts. Es war eine großartige Atmosphäre.
Frage: Aber ich finde auch, dass die Aufnahmen technisch unerhört perfekt sind.
P: Ja, ich habe noch nie mit einem so einfühlsamen Toningenieur gearbeitet. Das wird’s sein. Und was mein Spiel angeht, man versucht natürlich immer besser zu werden. Und dann habe ich jetzt das beste Trio meiner ganzen Laufbahn. Sam Jones und Bobby Durham lassen sich vom Piano mitreißen und ich kann mich ihnen blind anvertrauen.
Frage: Perfekte Integration also? Verzeihen Sie das abgenutzte Wort.
P: Wieso abgenutzt? Es gibt so wenig echte Integration, dass man ruhig darüber sprechen kann. Ja, Dank Sam und Bobby ist die Integration jetzt optimal, wobei ich aber absolut nichts gegen die Freunde sagen will, die früher mit mir spielten. Das mit der Integration lässt sich nicht ganz rational erklären. Es hängt vielleicht vom Grad der Kommunikation ab. Jeder Mensch ist anders...
Als ich mir jetzt die Bänder erstmals anhörte, und zwar aus der Distanz von vier Monaten, die seit der Aufnahme vergangen sind, war ich regelrecht betroffen.
Frage: Betroffen? Sie meinen im positiven Sinne?
P: Ja, positiv. Das ist die hundertprozentige Realisierung dessen, was ich schon immer machen wollte. Dieses Trio ist wirklich das beste, das ich je hatte. Wir hatten von Anfang an ein Zusammengehörigkeitsgefühl, das sich bei den früheren Trios erst im Laufe der Zeit einstellte. Und so konnte ich diesmal in absoluter Weise meine persönlichen Gefühle ausdrücken.
Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der Firma Edel.
Peterson war ein bescheidener Mensch, diese überschwänglichen Äußerungen zeigen aber, welch grandiose Stimmung seinerzeit im Hause Brunner-Schwer vorgeherrscht haben muss. Und wie Petersons Musik hier klingt, war sie bisher nur den Hausgästen zugänglich, die eben das Glück hatten mit dabei gewesen zu sein.
Aber es ist nicht nur die Performance der Musiker, die herausragt, sondern auch die Aufnahmetechnik von Brunner-Schwer – damals auch gerne einmal Millionen-Schwer genannt. Der Jazz Experte Joachim Ernst Behrend hatte seinerzeit den Schallplattenproduzenten zu den Jazzparties im Schwarzwald befragt:
Joachim Ernst Behrend: Man hat einmal gesagt, ein guter Toningenieur sei so etwas wie das vierte, anonyme Mitglied eines Trios oder das fünfte Mitglied eines Quartetts. Er macht Musik auf seinem Aussteuerungstisch – wie die Musiker auf ihren Instrumenten. Ich glaube, dass gerade Ihre Beziehung zu Oscar Peterson so gesehen werden sollte – also nicht nur als technische, sondern auch als künstlerische und musikalische Beziehung.
Horst Georg Brunner-Schwer: Ich glaube, es war Mitte der 50er Jahre, als ich die erste Oscar Peterson Platte bekam. Peterson hat mich sofort ungeheuer fasziniert. Vor allem frappiert haben mich seine sogenannten „locked hands“ – ähnlich wie Milt Buckner und George Shearing sie brachten – und die ungeheure Dynamik. Oscar kann flüstern in leisen, ganz zarten, pastellfarbenen Tönen, um dann im nächsten Augenblick „brüllend“ zu werden, meinetwegen wie die ganze Count Basie Bigband.
JEB: Nun, Sie sind selbst Pianist, und ich glaube, das spielt bei Ihrer Art Pianisten aufzunehmen, eine besondere Rolle.
HGBS: Das ist richtig. Ich nehme das Klavier so auf, als wenn ich unmittelbar daran sitzen würde...als ob ich selbst spielte. Erst an den Nahtstellen, wo sich nämlich Kunst mit dem Mischpult verbindet, entscheidet es sich, ob man die Einstellung des Tones, die Abmischung der einzelnen Instrumente und speziell den richtigen Pianosound findet. Ich habe für jede Aufnahme eine ganz bestimmte Vorstellung, wie ein Flügel klingen muss. Und natürlich muss berücksichtigt werden, wer den Flügel spielt.
JEB: Man muss beispielsweise, wie Sie es getan haben, Bill Evans anders aufnehmen als Oscar Peterson und Milt Buckner und wieder anders als Wolfgang Dauner oder Friedrich Gulda. Früher hat man ja einmal gesagt, dass ein Orchester oder ein Piano so aufgenommen werden sollten, wie sie in Wirklichkeit klingen. Heute ist man da weiter. Die Berliner Philharmoniker unter Karajan klingen auf ihren Platten besser als in der Philharmonie. Yehudi Menuhins Geigenton kann niemand im Konzertsaal in so vollendeter Reinheit und Kraft hören, wie man es von seinen Platten her kennt. Ähnlich ist es bei Ihren Peterson Aufnahmen. Ich höre Peterson seit mehr als 15 Jahren – in Konzerten, auf Festivals, in Nightclubs und natürlich auch auf Platten. Aber ich habe ihn noch nie so brillant gehört, wie auf Ihren Aufnahmen.
HGBS: Ich erinnere mich noch, wie ich anfing, Oscar aufzunehmen. Es war 1963 und ich war natürlich sehr aufgeregt, einen so großen Star vor den Mikrofonen zu haben. Ich weiß noch, gleich am Anfang gab es ein paar Schwierigkeiten. Oscar sah die Trennwände und dass ich das Schlagzeug in eine Ecke stellte und den Bass ihm entgegengesetzt platziert hatte und er sagte gleich „No – das kommt nicht in Frage“. Ich habe dann alles so arrangiert, wie Oscar es sich vorstellte und bereits damals, bei dieser ersten Aufnahme, fand er, er habe noch nie so gut geklungen.
JEB: Das war das Trio mit Ray Brown und Ed Thigpen?
HGBS: Ja, auf dieser Platte sind es die Stücke der zweiten Seite (der LP Action) vor allem das phantastische „Foggy Day“
JEB: Sie haben ja nun im Laufe der Jahre ein wirklich repräsentatives Oscar Peterson Archiv geschaffen – wahrscheinlich das repräsentativste, das es gibt. Wie viele Sessions haben Sie gemacht?
HGBS: Von 1963 bis jetzt jedes Jahr eine. Also sechs Sessions. Ich glaube, es sind etwa 60 Titel.
JEB: Und daraus hat sich nun eine wirkliche Freundschaft entwickelt, was ja auch wieder der musikalischen Zusammenarbeit zugute kommt.
HGBS: Diese Freundschaft ist eigentlich ein Rätsel. Ich spreche so gut englisch, wie Oscar deutsch, das heißt, wir können uns verbal nicht verständigen. Und doch haben wir in allen Punkten die gleichen Interessen und Ambitionen. Er ist – genau wie ich – ein Klavierfan, was ja interessant ist, denn er kommt ja nicht vom Klavier her, sondern von der Klarinette. Er liebt die Natur, die Landschaft, hier bei uns den Schwarzwald, das Wasser – den Bodensee – er ist leidenschaftlicher Wassersportler, wie ich auch. Auch in politischer Hinsicht – etwa was das Rassenproblem betrifft – haben wir die gleichen Anschauungen. Sandy, Oscars Frau, hat einmal gesagt, wir seien „soul brothers“.
JEB: Wie ist es überhaupt möglich, dass diese Platten erscheinen können? Man weiß: Oscar ist an eine große amerikanische Plattenfirma exklusiv gebunden.
HGBS: Die Initiative ist eigentlich mehr von Oscar ausgegangen – einfach weil er hört, dass dies nicht nur von der Aufnahme, sondern auch von der Interpretation her das Maximale darstellt, was er überhaupt gespielt hat. Oscar hat oft darunter gelitten, dass sein Produzent Norman Granz ihn aus erklärlichen Gründen häufig bitten musste, kurze Stücke von nur 3 – 4 Minuten Dauer zu spielen. Er hat dann keine Entfaltungsmöglichkeit. Deshalb sagt er auch, dass seine guten Interpretationen in Amerika meist in Nightclubs zustande gekommen seien. Andererseits wird die Aufnahme dort dann wieder gestört durch das Reden der Gäste, durch Lachen und Gläserklirren – die Leute hören in den USA ja oft gar nicht richtig zu. Man sollte, glaube ich, nicht alles auf die Technik alleine schieben. Es kommt auf die ganze Atmosphäre an, die bei den Aufnahmen herrscht. Wir haben alle Aufnahmen in meinem Privathaus gemacht – auch die Soloplatte, jedoch ohne Publikum. Alle anderen Stücke – also auch diejenigen dieser Platte – entstanden bei Parties. Das hängt schon mit den ersten Aufnahmen zusammen, die wir gemacht haben, 1963. Die Agentur, die mir damals Peterson vermittelte, sagte: „Studioaufnahmen kommen nicht in Frage, Mr. Peterson ist exklusiv verpflichtet, er kann nur ein Hauskonzert machen.“ Ich habe mir dann gesagt, wir machen einfach eine Party. Und ich habe Leute eingeladen, von denen ich glaubte, dass sie Verständnis für diese Sache haben und das ist dann ein wirklicher Erfolg geworden.
JEB: Können Sie mir etwas über das Programm Ihrer Oscar Peterson Platten sagen?
HGBS: Also die erste ist mit dem Trio – Ray Brown und ED Thigpen. Auf der zweiten Platte gibt es noch einige Aufnahmen mit Brown und Thigpen, aber dann ist auch ein anderer Schlagzeuger mit dabei, Louis Hayes – er hatte ihn nur vorübergehend. Das dritte Album spielt das neue Trio, das Oscar jetzt hat, mit Sam Jones am Bass und Bob Durham Drums. Er sagt, das wäre das beste, was er je gehabt hätte, und ich glaube, das liegt im wesentlichen daran, dass seine beiden Musiker in erster Linie Begleiter sind – keine Solisten im Sinne wie Ray Brown es war.
JEB: Ja, es ist auffällig, dass sich die Peterson-Musik immer stärker zu einer solistischen Musik entwickelt hat. Am Anfang, bei dem Trio mit Barney Kessel, bzw. Herb Ellis auf der Gitarre und Ray Brown am Bass stand noch die Combo-Idee im Mittelpunkt – fast ein wenig im Sinne jener Integration, wie John Lewis sie für das Modern Jazz Quartet damals geprägt hatte.
HGBS: Ich glaube, das hat im Laufe der Jahre zu Schwierigkeiten geführt – in dem gleichen Maße, indem sich die überragende Solistenpersönlichkeit von Oscar Peterson immer mehr ausprägte.
JEB: Haben Sie alle Stücke allein oder mit Oscar Peterson ausgewählt?
HGBS: Natürlich mit Oscar. Er ist hierher nach Villingen gekommen und wir haben tagelang alles durchgehört. Und es war auffällig – fast immer waren wir einer Meinung, fast immer wollten wir die gleichen Stücke. Am Schluss war Oscar so begeistert, dass er mich mit nach Amerika nehmen wollte. Er sagte: „I’ll have to kidnap you.“
Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der Firma Edel.
Der seinerzeit grandiose Erfolg der MPS Einspielungen beruhte nun nicht nur auf der Performance von Oscar Peterson, sondern auch auf der Aufnahmetechnik von Brunner-Schwer. Wir erinnern uns, zu Beginn der Stereotechnik hatte man jedes Instrument einem der beiden Kanäle zugeordnet. Ping-Pong-Stereo hieß das dann später. Brunner-Schwer, der ja selbst Pianist war, hatte nun überlegt, wie er den Klang eines Flügels so aufnehmen kann, dass es so klingt, als würde er selbst am Klavier sitzen. Er wollte, dass links die Bässe, rechts der Diskant und in der Mitte der Rest erklingt. Dazu benutzte er drei Mikrofone, die unmittelbar über den Saiten platziert wurden. Diese musste er modifizieren, damit sie von dem direkten Klang nicht übersteuert wurden. Er nahm dafür eine geringere Empfindlichkeit in Kauf. Durch diese Aufnahmetechnik konnte die fulminante Spielweise von Peterson überhaupt erst auf einer Musikanlage wiedergegeben werden. Brunner-Schwer war auch sehr an Innovationen interessiert, so hatte er eines der ersten 16-Kanal-Mischpulte der Firma Ampex in Deutschland.
Oscar Peterson hatte Brunner-Schwer als einen Mann beschrieben, der von der Idee besessen war, auf Schallplatte wiederzugeben, was er in seinem Wohnzimmer gehört hatte.
Die Serie „exclusively for my friends“ wurde 1968 erstmals während der Europatournee des neuen Trios angekündigt. Es erschienen zunächst vier LPs mit bisher unveröffentlichten Aufnahmen: Action, Girl Talk, The Way I Really Play und My Favorite Instrument. Diese wurden später ergänzt durch zwei weitere LPs: Mellow Mood und Travellin’ On.
Als Brunner-Schwer von Petersons Vorliebe für Flügel der Firma Steinway erfuhr, wurde das bisher benutzte Modell Sauter durch einen Steinway 220 ersetzt. Der ganz große Flügel Steinway 270 wäre nicht unterzubringen gewesen. Dies gelang erst später, nachdem ein studioartiger Bungalow angebaut wurde. Die zweite Solo-LP Tracks ist mit diesem wesentlich größeren Flügel aufgenommen worden. Dies ist auch ganz klar zu hören, der Flügel hat mehr Grundton und vollere Bässe, wirkt irgendwie souveräner. Ein tolles Instrument!
Und zum Schluss die gute Nachricht, in dem Villinger Studio wird seit 2010 wieder aufgenommen! Ganz im Sinne der Philosophie von Brunner-Schwer. Glanzstück des Studios ist ein Bösendorfer Grand Imperial Flügel.
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Unser Röhrenspezialist Jürgen Saile zieht die Musikwiedergabe per CD-Player oder Laufwerk/Wandler-Kombination schnödem Computer-Hifi weiterhin vor. Und für diese Haltung fand er in Wojtek Pacula einen Bruder im Geiste. Dessen Ansichten wollen wir Ihnen nicht vorenthalten, auch wenn der polnische Kollege seine Meinung schon vor ein paar Monaten formulierte
Nach der Encyclopedia Britannica ist die kritische Masse die geringste Menge eines bestimmten spaltbaren Materials, das notwendig ist, um unter festgelegten Bedingungen eine sich selbst erhaltende Kettenreaktion zu erzielen. Das ist die klassische Definition. Am 25. Dezember 2012 wurde eine kritische Masse in San Francisco erreicht, die nur einen gemeinsamen Kern mit der klassischen Definition hat: Es versammelte sich eine Menge von Menschen (Radfahrern), die groß genug war, eine Kettenreaktion zu beginnen, die dazu führte, dass Radfahrer in die Verkehrsinfrastruktur der Stadt miteinbezogen wurden. Kritische Masse ist demnach ein Synonym für Wendepunkt. Stehen wir an einem solchen Wendepunkt?
Das ist es, was sich alle am Audio-Markt Beteiligten fragen. Im Großen und Ganzen ist es klar, dass wir kurz vor dem Ende der Lebenszeit physikalischer Medien stehen. Vor zwei Jahren, direkt nach der High End in München traf ich einen Vertreter von Cambridge Audio und fragte ihn: Bedeutet die jüngste Vorstellung des NP30 Audio-File-Players den Niedergang des CD-Players? Ich bekam eine unglaublich pragmatische Antwort: So lange wie die Leute CD-Player kaufen möchten, werden wir sie auch herstellen. Punktum. Nun, es sieht so aus, dass der Tag, an dem das nicht mehr so ist, eher früher als später kommen wird.
Anfangs schien das alles so fern, praktisch unwirklich. Am 24.November 2009 veröffentlichte Linn Audio die schockierende Aussage, dass man die Produktion von CD-Playern einstellen und sich völlig Musikservern zuwenden werde. Der Online-Shop der Schwesterfirma Linn Records – zur Zeit eine der besten Quellen für Klassische Musik – wurde genau aus diesem Grund verbessert und erweitert. Die meisten Hersteller von Audio-Elektronik rollten ungläubig die Augen, während sie sich am Kopf kratzten und verzweifelt herauszufinden versuchten, was passiert und wirklich dumm gelaufen war. Direkt vor unseren Augen findet ein Paradigmenwechsel statt: Der betrifft nicht nur die Kanäle, über die Musik verteilt und verkauft wird, auch nicht nur die Rechte an der Musik, die auf diese Art gekauft wird, sondern es geht um die gänzliche Transformation dessen, wie wir mit dem Hören von Musik umgehen, wie Witek Kaminski in seinem Artikel Musik sehen – die einfache Geschichte der Augen der Ohren und ein paar anderer Organe, die für das Hören verantwortlich sind aufzeigt.
Philips CD Pro-2M – Der Letzte der Großen, ausgenommen CEC. Worauf ich meine Ansicht stütze? Auf die Tatsache, dass da einer der letzten, wenn nicht der letzte Markstein des reinen High-End-Audio geht: Philips beendete die Produktion des CD Pro-2M Laufwerks, in anderen Worten: des CD-Mechanismus', der von der Mehrzahl der High-End-Hersteller in ihren CD-Playern verwendet wurde. Einige Beispiele: Audio Research CD-9, Ayon Audio CD-5 und CD-T, Ancient Audio in der Lektor-Serie, Jadis Calliope, Metronome Technologie Kalista Ultimate SE, Moon, LOIT Passeri, Reimyo CDT-777, Vitus Audio Signature SCD-010 und viele, viele mehr.
Dieses Kapitel der holländischen Firmengeschichte zu schließen, hat Symbolkraft, bedeutet es doch das Ende eines für alle verfügbaren Laufwerks dieser Klasse, das speziell für Anforderungen des Compact Disc Formats entwickelt wurde. Dadurch wird der einzige Player, der auf der Szene übrig bleibt, der riemengetriebene, japanische C.E.C. sein – und der Player von Burmester, der seine eigene Version davon verwendet. OEM-Geräte fertigt C.E.C. jedoch nicht. Paradoxerweise überlebten den Philips CD-Laufwerke der mittleren und unteren Preislage – OEM-Versionen, die einst Sony produzierte und die nun in den CD-Playern von Cambridge Audio verwendet werden, sowie Eigenentwicklungen von Cyrus und Naim. Das ist aber eine Übergangsphase, da auch diese Firmen schon seit Jahren mit Musikservern experimentieren. So scheint es, dass die Hersteller gezwungen sind, Lösungen zu verwenden, die für das SACD-Format entwickelt wurden – die hochwertigen VRDS-NEO-Laufwerke, die von der japanischen Firma TEAC/Esoteric gebaut und verkauft werden. Deren Produkte werden bereits von folgenden Firmen eingesetzt: Mark Levinson, Soulution, McIntosh und dCS. Das Vorgängermodell, das VRDS-Compact-Disc-Laufwerk wurde von Wadia bekannt gemacht, das heute DVD-ROM-Laufwerke verwendet. All das ist ganz klar ein letztes Goodbye zum reinen Compact Disc Format. Es ist schon fast Ironie, dass Linn, während man die Herstellung von Playern einstellte, auch die Produktion der selbst entwickelten, großen Silver Disk Engine, einem Multi-Format-Laufwerk, stoppte, das unter anderem auch bei McIntosh Verwendung fand.
Wenn nicht ein CD-Transport, was dann? Compact-Disc-Player werden offenbar noch einige – vielleicht sogar Dutzende – Jahre in Produktion bleiben. Das sich am schnellsten entwickelnde Element ihrer Konstruktion wird der D/A-Wandler sein, und diese Veränderungen werden vom Computer-Audio-Markt und dem für Musikserver erzwungen. Man sollte sich keinen Illusionen über das CD-Laufwerk hingeben: Es wird nicht weiter entwickelt und – da bin ich mir sicher – mehr und mehr vernachlässigt werden.
Eine steigende Zahl von High-End-Herstellern wird unter anderem nach DVD-ROM- und sogar nach BD-ROM-Laufwerken greifen. Wenn man mit verschiedenen Ingenieuren spricht, die digitale Quellen entwickeln, erkennt man große Gemeinsamkeiten in ihrer Einstellung gegenüber dem Drehmechanismus und dem System, das die empfangenen Daten bearbeitet. Kurz gesagt glauben sie, dass es der digitale Teil ist, der zählt. Das Laufwerk ist eine zweitrangige Komponente. Deren Job ist es, Daten von einem Medium zu lesen und sogar Computer-Laufwerke können das. Übrigens wird ein solches gerne mit dieser Aufgabe betraut: MSB Technology verwendet die Lösung bereits in seinem Universal Audio Transport plus.
Und wieder frage ich: Spielen Laufwerke wirklich keine Rolle? Während meiner jahrzehntelangen Beschäftigung mit Audio und High End bin ich sehr oft auf diese Meinung gestoßen. Perfekte D/A-Wandler werden häufig mit Signalen von minderwertigen Laufwerken gefüttert, die oft Teil eines CD-Players sind. All jene, die Lukasz Fikus Artikel The First Battle Of Transports von März 2009 – das ist exakt das Jahr, seit dem für Linn, den Hersteller des legendären CD 12 Sondek HDCD-Players, physikalische Medien keine Rolle mehr spielen – gelesen haben, müssen sich verwundert die Augen gerieben haben.
Das Experiment zeigte, dass unterschiedliche Laufwerke unterschiedliche klangliche Ergebnisse brachten, auch dann wenn sie mit D/A-Wandlern verbunden waren, die Schaltungen zur Jitter-Eliminierung besaßen. Jitter wird üblicherweise für klangliche Unterschiede verantwortlich gemacht – zumindest von denen, die akzeptieren, dass diese möglich sind. Eigentlich hätte die Frage nach dem Einfluss des Laufwerks schon nach dem Test des DAC64 der englischen Firma Chord Electronics in Stereophile geklärt und mit einer dicken Staubschicht bedeckt sein sollen: Der Wandler basierte auf einem Digitalprozessor mit RAM-Speicher und Watts-Transient-Aligned Digitalfilter. Das Signal vom CD-Laufwerk wurde erst zwischengespeichert (in den RAM geschrieben), gefiltert, um den Jitter zu minimalisieren, dann von einer ultrastabilen Masterclock neu getaktet und erst dann zum D/A-Wandler geschickt. Trotz heftiger Werbung und Marketing wurde bald klar, dass jeder Wechsel von einem hochwertigen zu einem mittelmäßigen Laufwerk zu einer signifikanten klanglichen Verschlechterung führte. Und das gab die Firma – natürlich nicht offen – zu, indem sie das CD Pro-2M in ihrem integrierten Red-Book-Standard-CD-Player einbaute.
Transport oder Drive? Wie üblich ist es auch bei einem bestimmten Teil der Audio-Welt gut zu wissen, worüber man redet. Bedenken Sie: Man denkt, indem man Sprache benutzt, und es sind Worte, die den Horizont unseres Verständnisses begrenzen. Deswegen kann man Bezeichnung und Terminologie nicht einfach ignorieren, auch nicht beim CD-Transport. Oder besser: dem Drive. Ein Mechanismus, einfach ausgedrückt. Traditionell benutzen wir die Worte Transport, Drive und Mechanismus. Indes sind diese Worte nicht komplett austauschbar. Wir benutzen sie, weil sich ihre Bedeutungen irgendwo überschneiden. Aber sie sind nicht ein und dasselbe.
Das Wort Transport stammt vom lateinischen transportare und bedeutet übertragen oder herüberziehen, wobei die Vorsilbe trans für auf die andere Seite oder von her steht. Das Oxford English Dictionary definiert Transport als die Aktion, eine Person oder einen Gegenstand von einem Ort zum einem anderen zu befördern oder zu übertragen und die Mittel der Beförderung oder Übertragung, manchmal auch die beförderten Dinge einschließend. Das würde bedeuten, dass der Mechanismus, der dafür benutzt wird, Daten von einer CD herunterzuziehen, sie in PCM umzuwandeln und das Signal nach draußen zu schicken, ein ideales Beispiel für eine Art von Transport ist. Es erfüllt das Kriterium, etwas zu übertragen (in diesem Fall die Daten) und das zusätzliche Kriterium, das heißt, alles andere zu tun, das nötig ist, damit es geschieht. Im Fall eines optischen CD-Transports bedeutet das, die CD zu drehen und das Signal zu decodieren.
Seit einiger Zeit gewinnt der Begriff Transport eine breitere, nicht streng mechanisch orientiert Bedeutung. Immer häufiger verfallen wir in die Wendung Digital-Transport, wenn wir über Streamer ohne eingebauten D/A-Wandler sprechen. Es ist interessant, dass das Wort sogar in diesem Fall treffend ist: Die Daten werden aus dem internen oder externen Speicher gelesen, decodiert und dann nach draußen geschickt. Diese Wendung wird von Firmen, die solche Geräte produzieren, genauso benutzt wie von Audio-Magazinen, obwohl Hersteller oft nach ungewöhnlichen, kreativen Namen für ihre Produkte suchen. Mit ist schon ein paar Mal das Wort Transporter aufgefallen, das ziemlich passend den Gegenstand eines Transports beschreibt.
Nun sollte offenkundig sein, was ein Drive ist: das Mittel oder der Mechanismus, von dem etwas angetrieben wird, besonders ein Gerät, bei dem Kraft von einem Teil auf das andere übertragen wird; ebenso die Tätigkeit des Antreiben oder Zustand angetrieben zu werden (Oxford English Dictionary). In der Audio-Welt ist der Drive der mechanische Teil des Transports, der die Aufgabe hat, die optische Scheibe zu drehen. Transport wäre ein übergeordneter Begriff: ein Gerät, das sich aus verschiedenen Teilen wie dem Drive, dem Decoder und der Ausgangsstufe zusammensetzt.
Das Ende. Aber was ist das wirklich? In der neuen, „nicht physikalischen“ Welt findet das Wort Transport seinen Platz ohne Probleme. Andererseits wird der Drive mit seinem Mechanismus verschwinden. Bevor das jedoch passiert, werden wir so viel mehr Musik von CDs lesen, als wir uns überhaupt vorstellen können. Es wird weitere Verbesserungen bei der Herstellung von CDs und Abspielssystemen geben. Freilich könnte Philips' Entscheidung, die Produktion des CD Pro-2M Transports einzustellen, dies deutlich schwieriger machen und eine Kettenreaktion auslösen. Die Erfahrung lehrt uns, dass die einfachsten Lösungen die besten Ergebnisse bringen. Und es gibt keine einfacherer Art eine CD zu lesen als sie sich auf einem CD-Transport drehen zu lassen. High-End-Hersteller, die zuvor einen leichten und komfortablen Zugang zu einem exzellenten mechanisch-elektrischen Gerät hatten – den CD Pro-2M zu kaufen war relativ simpel –, sehen sich nun einem großen Problem gegenüber. Wenn sie es schafften, ein Lager von CD-Drives anzulegen, und nicht zu viele fertige Produkte verkaufen, können sie so lange weitermachen, wie jemand noch Laufwerke und CD-Player kaufen möchte. Die übrigen Herstellen müssen das Problem frontal angehen und anfangen, mit SACD-Laufwerken zu experimentieren – vermutlich mit denen von TEAC/Esoteric, weil CEC, Burmester, Accuphase und Luxman, die ihre Laufwerke betriebsintern herstellen, sie nicht als OEM an andere Hersteller verkaufen. Ich bin gespannt, wie es ausgehen wird. Wenn man es pessimistisch sieht, muss man mit einer Menge sehr teurer Player mit aufgemotzten Laufwerken rechnen, die dafür entwickelte wurden, Computer-Daten (DVD-ROM, BD-ROM) zu lesen.
Schlussbemerkung: Am 1. Oktober 2009 nahm Gilad Tiefenbrun an einer von Linn organisierten Live-Debatte mit dem Titel Der Tod des CD-Players teil. Auch vier Jahre später ist die Antwort auf diese Frage Nein, auch wenn es nicht mehr so stark ist wie damals. Und das zu einem Zeitpunkt, wo die CD endlich so klingt, wie es eine High-End-Quelle tun sollte. Das ist wirklich schade.
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