Sonntag, 10 April 2016 02:00

Prolight + Sound – Musikmesse

In diesem Jahr wurde die Musikmesse und die sich eher an Profis wendende Prolight + Sound erstmal getrennt – zumindest für ein paar Tage. Macht das neue Konzept die Messe für Hifi-Fans attraktiver? Nein. Aber ein paar wenige, dafür aber umso spannendere Produkte ließen sich dennoch finden – und Interviews und Tests dazu vereinbaren.

Solange ich die Ausstellung besuche, gab es zwar die beiden Bezeichnungen Prolight + Sound und Musikmesse, die jeweils rechts und links des Torhauses liegenden Hallen waren aber allen Interessierten zugänglich – an einigen Tagen nur Fachbesuchern, an ein oder zwei Tagen auch dem breiten Publikum. Heuer fiel diese Unterscheidung weg, die Prolight + Sound fand von Dienstag bis Freitag und die Musikmesse von Donnerstag bis Sonntag statt. Das war zumindest für einige bisher treue Aussteller ein Grund, diesmal nicht teilzunehmen. Ich entschied mich für einen der beiden Tage, an denen beide Ausstellungen geöffnet waren. Unter Hifi- respektive High-End-Gesichtspunkten war das Angebot dennoch sehr überschaubar – was mir andererseits Gelegenheit gab, mit den Anbietern der wirklich interessanten Produkte konkrete Absprachen über Tests und Interviews zu treffen.

Da Merging Technologies leider keinen Nadac-High-End-Wandler mit nach Frankfurt gebracht hatte, kann ich Ihnen hier nur den Hapi zeigen – meines Wissens nach der einzige A/D-Wandler, mit dem man nativ DSD256 und PCM mit 384 Kilohertz und 32 Bit erzeugen kann
Da Merging Technologies leider keinen Nadac-High-End-Wandler mit nach Frankfurt gebracht hatte, kann ich Ihnen hier nur den Hapi zeigen – meines Wissens nach der einzige A/D-Wandler, mit dem man nativ DSD256 und PCM mit 384 Kilohertz und 32 Bit erzeugen kann

Dass USB nicht die ideale Schnittstelle für die Verteilung von Audio-Dateien ist, gehört bei Computer-Audio-Fans inzwischen zum Allgemeinwissen. Eine Alternative wäre die Ethernet-Verbindung, die allerdings erst durch ein spezielles Protokoll zur überlegenen Alternative wird. Für Furore sorgt in den einschlägigen Foren momentan der erste Wandler mit Ethernet-Eingang, der Daten nach dem sogenannten Ravenna-Protokoll empfängt: Der Nadac von Merging Technologies. Die Schweizer Profis genießen dank ihrer Pryramix-Software in Aufnahme- und Mastering-Studios hohes Ansehen und feiern in diesem Jahr ihr 25-jähriges Firmenjubiläum. Der Nadac ist ihr erstes Produkt für den High-End-Markt. Kein Wunder also, dass der Stand von Merging Technologies meine erste Anlaufstelle auf der Messe war. Dort war ich mit Thomas Römann, dem technischen Leiter beim Digital Audio Service, dem deutschen Merging-Vertrieb, verabredet. Auf dem Weg zu Merging traf ich dann zufällig Jörg Klein, den Inhaber von Hörgenuss für Audiophile: Er beschäftigt sich sei einiger Zeit mit dem Nadac und hat sogar einen eigenen Musikserver mit Ethernet-Ausgang dafür konstruiert. Zu dritt verabredeten wir einen Test des Nadac samt HGFA-Server, der möglichst noch vor der High End veröffentlicht werden soll. Wenn alles klappt wie von Thomas Römann geplant, sollten wir zuvor auch noch Gelegenheit haben, ein Interview mit Dominique Brulhart, dem Entwickler des Nadac zu führen.

Dass sich auch hier ein Hapi im Einsatz befindet, ist kein Zufall: Auch er sendet und empfängt Daten über Ethernet mit Hilfe des Ravanna-Protokolls, das Axel Holzinger für ALC Network X entwickelte. Da die Firma in München sitzt, ist ein Interview mit ihm geradezu naheliegend
Dass sich auch hier ein Hapi im Einsatz befindet, ist kein Zufall: Auch er sendet und empfängt Daten über Ethernet mit Hilfe des Ravanna-Protokolls, das Axel Holzinger für ALC Network X entwickelte. Da die Firma in München sitzt, ist ein Interview mit ihm geradezu naheliegend

Digital Audio Service hat seit einiger Zeit auch die Lautsprecher der finnischen Schallwandler-Spezialisten Amphion in seinem breitgefächerten Vertriebsprogramm. Firmenchef und Entwickler Anssi Hyvonen konzentrierte sich in den letzten Jahren vor allem auf den Profibereich – und das ausgesprochen erfolgreich. Daher plant er, zur High End in München auch Hifi-Varianten seiner Monitore zu präsentieren. Die Qualität der Amphions konnte man auch in einer Vorführkabine erleben – auf der Musikmesse eher eine Seltenheit.


Anssi Hyvonen vor seinem halbaktiven Monitor-System: oben die passive Two18 zum Paarpreis von 5400 Euro. Die Subwoofer inklusive Verstärker bietet Amphion für 6000 Euro an
Anssi Hyvonen vor seinem halbaktiven Monitor-System: oben die passive Two18 zum Paarpreis von 5400 Euro. Die Subwoofer inklusive Verstärker bietet Amphion für 6000 Euro an

Die Elektronik für den Subwoofer kaufen die Finnen zu, schmücken sie aber mit dem Amphion-Logo
Die Elektronik für den Subwoofer kaufen die Finnen zu, schmücken sie aber mit dem Amphion-Logo

In der Hörkabine konnte man zwei Amphion in Nahfeld-Aufstellung vergleichen. Der Autor verwendet für seine Aufnahmen übrigens seit Jahren Amphions kleinste Monitore
In der Hörkabine konnte man zwei Amphion in Nahfeld-Aufstellung vergleichen. Der Autor verwendet für seine Aufnahmen übrigens seit Jahren Amphions kleinste Monitore

Unser Aufmacher-Foto bildet keine riesige PA-Anlange für die Beschallung von Open-Air-Events, sondern ein System zu Wellenfeldsynthese von Holoplot ab. In etwa zwei Meter Abstand vor dieser Lautsprecherwand waren vier Positionen markiert, auf denen man einem Vortrag folgen konnte: an jeder Position in einer anderen Sprache! In einer zweiten Versuchsanordnung simulierte die Schallwand eine Punktschallquelle: Direkt davor war es recht laut, dann nahm wie gewohnt der Pegel mit dem Quadrat der Entfernung ab. Strahlten die Chassis dann aber eine parallele Wellenfront ab, war die Musik auch in fünf, ja sogar noch in zehn Meter Abstand klar und deutlich und nur wenig leiser als direkt vor den Chassis zu hören. Für das System werden 960 Lautsprecher mit jeweils eigenen Verstärkern eingesetzt. Deren Gesamtleistung beläuft sich auf elf Kilowatt. Zusammen mit den für die Ansteuerung nötigen Rechnern und Wandlern ergibt sich ein Systempreis von über 100000 Euro. Damit wäre es bei entsprechenden Aufnahmen beispielsweise auch leicht möglich, den Klang verschiedener Konzertsäle im eigenen Hörraum zu simulieren.

Helmut Oellers demonstrierte und erklärte das Holoplot System zur Wellenfeldsynthese
Helmut Oellers demonstrierte und erklärte das Holoplot System zur Wellenfeldsynthese


Vor einigen Jahren schien es im Trend zu liegen, dass Hersteller von Profi-Equipment versuchten, ihre Produkte auch für Hifi-Fans Interessant zu machen – man denke nur an Antelope Audio oder Mytek Digital. Die polnisch-amerikanischen Digital-Spezialisten mißtrauten dem neuen Messekonzept und konzentrieren sich auf die High End in München. Antelope hingegen stellt seine Aktivitäten im Hifi-Bereich ein. Ohne Scheuklappen agiert Holger Brinkmann von Pro Audio Gear, der unter anderem die Kabel vom Habst vertreibt, die der völlig begeisterte Kollege Peter Banholzer nach seinem Test umgehend erwarb. Wie berichtet hat Pro Audio Gear auch Resonessence Labs in seinem Portfolio und wird uns den brandneuen VERITAS Wandler sofort nach dem angekündigten Firmware-Update zur Verfügung stellen.

Der Resonessence Labs VERITAS mit dem neuen ES9028 Pro Chip wartet noch auf ein Firmware-Update. Kurz danach soll er in der Redaktion eintreffen
Der Resonessence Labs VERITAS mit dem neuen ES9028 Pro Chip wartet noch auf ein Firmware-Update. Kurz danach soll er in der Redaktion eintreffen

Carsten Hicking, einer der Inhaber von audioNext, am Stand von Pro Audio Gear. Hier wurden unter anderem die Produkte von Auralic, Burson und Audeze präsentiert
Carsten Hicking, einer der Inhaber von audioNext, am Stand von Pro Audio Gear. Hier wurden unter anderem die Produkte von Auralic, Burson und Audeze präsentiert

Sound Performance Lab oder kurz SPL hatte vor Jahren einen speziellen Kopfhörer-Verstärker entwickelt, der es mit seiner Matrix-Schaltung ermöglichen sollte, auch über Kopfhörer Entscheidungen fürs Mastering zu treffen. Zur Überraschung seiner Entwickler entschieden sich aber nicht nur Profis, sondern auch eine Vielzahl von Genuss-Hörern für den famosen Phonitor und seinen noch besseren Nachfolger. Das war dann für Firmenchef Hermann Gier der Grund, mit seinem Team auch eine für die speziellen Bedürfnisse von Hifi-Fans modifizierte Phonitor-Version und dann weitere Hifi-Komponenten auf den Markt zu bringen: die „Professional Fidelity“- oder „Pro-Fi“-Serie. Da weder auf der Prolight + Sound noch auf der Musikmesse allzu viel wirkliches Hifi zu entdecken war, habe hier ausreichend Platz, Ihnen die Komponenten kurz einzeln vorzustellen. Alle Geräte arbeiten übrigens mit der vielgerühmten 120-Volt-Technik.

Hermann Gier (l.) und SPLs Marketing-Leiter Sascha Flocken hinter einer Auswahl von Komponenten der Professional-Fidelity-Linie, die in schwarz, silber und rot angeboten werden
Hermann Gier (l.) und SPLs Marketing-Leiter Sascha Flocken hinter einer Auswahl von Komponenten der Professional-Fidelity-Linie, die in schwarz, silber und rot angeboten werden


Beim Phonitor X wurde auf die extremen Einstellungen der Matrix verzichtet, da sie lediglich im Studiobetrieb sinnvoll sein sollen. Dafür gibt es nun auch einen symmetrischen Kopfhörer-Ausgang.Der Phonitor X kann auch als Vorstufe eingesetzt werden. Der Preis liegt bei 2090 Euro, eine D/A-Wandler-Karte, die die Zahl der Eingänge um drei erweitert, kostet 330 Euro
Beim Phonitor X wurde auf die extremen Einstellungen der Matrix verzichtet, da sie lediglich im Studiobetrieb sinnvoll sein sollen. Dafür gibt es nun auch einen symmetrischen Kopfhörer-Ausgang.Der Phonitor X kann auch als Vorstufe eingesetzt werden. Der Preis liegt bei 2090 Euro, eine D/A-Wandler-Karte, die die Zahl der Eingänge um drei erweitert, kostet 330 Euro

Der Phonitor E ist ein reiner Kopfhörer-Verstärker ohne Vorstufen-Funktion. Auch er besitzt getrennte Endstufen für den symmetrischen und unsymmetrischen Ausgang. Sein Preis: 1340 Euro, DAC-Option 330 Euro
Der Phonitor E ist ein reiner Kopfhörer-Verstärker ohne Vorstufen-Funktion. Auch er besitzt getrennte Endstufen für den symmetrischen und unsymmetrischen Ausgang. Sein Preis: 1340 Euro, DAC-Option 330 Euro

Die Wandler-Vorstufen-Kombination hört auf den Namen „Director“, bietet zwei analoge und vier digitale Eingänge und ist fernsteuerbar. Sie akzeptiert PCM-Signale bis 384 Kilohertz und DSD128. Der Preis: 2850 Euro
Die Wandler-Vorstufen-Kombination hört auf den Namen „Director“, bietet zwei analoge und vier digitale Eingänge und ist fernsteuerbar. Sie akzeptiert PCM-Signale bis 384 Kilohertz und DSD128. Der Preis: 2850 Euro

SPL hat auch an die Freunde der Schallplatte gedacht: Der Phonos zum Preis von 1760 Euro bietet Verstärker für MM- und MC-Systeme, die mit Schaltern auf der Frontplatte in Lastkapazität respektive -impedanz anpassbar sind
SPL hat auch an die Freunde der Schallplatte gedacht: Der Phonos zum Preis von 1760 Euro bietet Verstärker für MM- und MC-Systeme, die mit Schaltern auf der Frontplatte in Lastkapazität respektive -impedanz anpassbar sind

Die klassisch analog aufgebaute Endstufe leistet im Stereo-Betrieb 285 Watt an vier Ohm und 450 Watt im Brückenbetrieb. Das Eingangssignal lässt sich per Schalter bis -5,5 dB trimmen, wodurch eine exakte Balance-Korrektur vorgenommen werden kann. Der Performer s800 steht mit 2970 Euro in der Preisliste
Die klassisch analog aufgebaute Endstufe leistet im Stereo-Betrieb 285 Watt an vier Ohm und 450 Watt im Brückenbetrieb. Das Eingangssignal lässt sich per Schalter bis -5,5 dB trimmen, wodurch eine exakte Balance-Korrektur vorgenommen werden kann. Der Performer s800 steht mit 2970 Euro in der Preisliste

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Sonntag, 09 April 2006 02:00

Nubert electronic GmbH

Hersteller
Nubert electronic GmbH
Anschrift Goethestraße 69
73525 Schwäbisch Gmünd
Telefon +49 7171 926900 
Fax +49 7171 9269047
E-Mail info@nubert.de
Web www.nubert.de
Samstag, 08 April 2006 02:00

Cayin Audio Distribution GmbH

Vertrieb
Cayin Audio Distribution GmbH
Anschrift An der Kreuzheck 8
61479 Glashütten-Schloßborn
Telefon +49 6174 9554412
Fax +49 6174 9554424
E-Mail info@cayin.com
Web www.cayin.de
Montag, 04 April 2016 02:00

ZeroUno DAC – Teil 1

Anfang Februar verlud ich in den Redaktionsräumen von Hifistatement mit tatkräftiger Unterstützung von Dirk Sommer und einer Sackkarre eine riesige Holzkiste in mein Auto. Nachdem ich dann zu Hause alles vorsichtig ausgepackt hatte, stand er vor mir: der ZeroUno, ein DAC, der aussieht wie eine kleine Röhrenendstufe. Der ZeroUno ist das Erstlingswerk der neuen italienischen Audio-Manufaktur CanEVER INC.

Der ZeroUno mit der Optik einer kleinen Röhrenendstufe
Der ZeroUno mit der Optik einer kleinen Röhrenendstufe

Zugegeben, als ich das erste Mal vom ZeroUno hörte, war ich einigermaßen skeptisch. Zum einen gibt es derzeit fast täglich einen neuen DAC, zum anderen halte ich einen DAC als Erstlingswerk einer neuen HiFi-Schmiede für höchst ambitioniert. Einen DAC zu konzipieren, ist eine hochkomplexe Angelegenheit. Da ist zunächst einmal natürlich die Digital-Analog-Wandlung an sich: Man denke hier nur an die extrem aufwendigen, aber im Detail völlig verschiedenen Lösungsansätze eines Rob Watts im Chord Dave oder eines Ted Smith im PS Audio DirectStream DAC. Da sind aber auch die analoge Ausgangsstufe, das Netzteil und nicht zu vergessen, der digitale Eingang meist in Form einer USB-Verbindung. Es ist meine feste Überzeugung, dass alle genannten Teilbereiche einen erheblichen Einfluss auf das klangliche Gesamtergebnis haben. Nun sind aber die Entwicklung einer guten, analogen Line-Stufe und die Konzeption eines Digitalteils völlig verschiedene Dinge. Gerade die Analogabteilung und das Netzteil scheinen mir heute in vielen DACs nicht mehr die gebührende Aufmerksamkeit zu bekommen. Wenn ich so den einen oder anderen DAC betrachte, ertappe ich mich immer wieder bei dem Gedanken, wie gut müsste dieser DAC eigentlich klingen, wenn er nur ein vernünftige Analog- und/oder Netzteil hätte.

Das Display des ZeroUno unmittelbar nach dem Einschalten
Das Display des ZeroUno unmittelbar nach dem Einschalten

Die Konzeption eines DACs mit High-End-Anspruch ist also ganz generell eine große Herausforderung, ganz besonders aber für ein so kleines Unternehmen, wie CanEVER INC. Allerdings ist Ingenieur Mario Canever, der Entwickler des ZeroUno, ein Vollprofi in Sachen Digital- und Analogelektronik. Vor einigen Wochen hatte ich die Gelegenheit, mich mit Mario Canever einen ganzen Nachmittag über die Konstruktion des ZeroUno zu unterhalten. Der ZeroUno „strotzt“ nur so von einer Vielzahl intelligenter, hoch interessanter Detaillösungen abseits vom Mainstream. Dabei sind dies keineswegs irgendwelche „schrägen“ Lösungen, sondern vielmehr technisch sauber durchdachte Implementierungen, die die große Erfahrung von Mario Canever im Bereich Röhrenelektronik wie auch der Digitaltechnik widerspiegeln. All die technischen Details an dieser Stelle zu beschreiben, würde den Umfang meines Berichts sprengen. Ich habe mich deshalb entschlossen, mein Gespräch mit Mario Canever in einem eigenen Artikel (Teil 2) zusammenzufassen und darin einzelne technische Details genauer zu beleuchten. Ich denke, dass der ZeroUno hier wirklich einiges zu bieten hat und dass der eine oder andere Leser von Hifistatement sicher nicht abgeneigt sein wird, auch hier wiedermal „hinter die Kulissen zu schauen“. Eines sei jedoch vorweggenommen: ich kenne kaum einen DAC, der in allen Bereichen so konsequent konzipiert ist. Der ZeroUno ist absolut professionell und hochwertig gefertigt, mit einem grundsoliden, extrem stabilen Gehäuse, gekapselten Netztrafos auf einer gebürsteten und lackierten Edelstahlplatte und sehr hochwertigen, teils audiophilen Bauteilen.

Das Display des ZeroUno mit Balance-Einstellung für den rechten Kanal
Das Display des ZeroUno mit Balance-Einstellung für den rechten Kanal


Die Frontseite des ZeroUno ist symmetrisch aufgebaut. In der Mitte dominiert ein großes, gut ablesbares Display. Das Display gibt Auskunft über den gewählten Digital-Eingang, die Sample Rate des gerade empfangenen Signals, Lautstärke in Dezibel, Balance und die Phase. Die Helligkeit des Displays lässt sich in mehreren Stufen an den persönlichen Geschmack anpassen. Der linke Drehknopf dient als Ein-/Ausschalter und mit dem rechten Drehknopf lässt sich die Lautstärke einstellen. Die Lautstärkeregelung arbeitet auf digitaler Ebene mit einer Auflösung von 32 Bit. Mit dem kleinen rechten Drucktaster lassen sich die verschiedenen Eingänge der Reihe nach anwählen, mit dem rechten Drucktaster gelangt man ins Setup-Menü. Hier lässt sich die Balance feinfühlig in 0,5-Dezibel-Schritten justieren und die Phase einstellen. Hinzu kommen abschaltbares Oversampling- und Jitter-Filter sowie wählbare Filtertypen für PCM und DSD. Darüber hinaus lässt sich auch noch die Quantizer-Auflösung des Sigma Delta Wandlers zwischen sechs und neun Bit einstellen. Meine Empfehlung ist, sich mit Ausnahme von Balance und Phase auf die Werkseinstellungen zu verlassen und im Übrigen nicht an den Einstellungen herumzuspielen. Drückt man den Setup-Knopf länger als 10 Sekunden, werden die Werkseinstellungen jederzeit wiederhergestellt. Ich bin normalerweise kein großer Freund von über mehreren Ebenen verschachtelten Setup-Menüs. Der ZeroUno kennt nur eine Ebene, die zunächst mit dem Setup-Knopf angewählt wird und dann erfolgt die Auswahl der jeweiligen Einstellungsmöglichkeiten mit dem rechten Drehregler, die nach 10 Sekunden automatisch abgespeichert wird. Eine gut gemachte Bedienungsanleitung gibt im Zweifel Hilfestellung. Der ZeroUno wird standardmäßig mit der eleganten, angenehm kleinen und leichten Apple Remote Fernbedienung ausgeliefert. Hiermit lassen sich die meisten Funktionen des DAC steuern, wie Lautstärke, Balance, Phase und Mute. Mehr braucht man zum Musikhören eigentlich nicht. Eine pfiffige Idee, wie ich meine, und ein wohltuender Unterschied zu den oftmals klobigen und mit vielen Knöpfen übersäten Fernbedienungen anderer DACs. Wenn es sein muss, gelangt man mit der Fernbedienung auch ins Setup-Menü, sollte dann aber darauf achten, dass man die Anzeige am Display noch gut lesen kann.

Das Display des ZeroUno mit nicht invertierter Einstellung der Phase
Das Display des ZeroUno mit nicht invertierter Einstellung der Phase

Auf der Rückseite findet sich von rechts außen die Kaltgeräte Buchse für das Netzkabel. Danach folgen von rechts nach links vier digitale Eingänge für TOSLINK (S/PDIF), BNC (S/PDIF 75Ω), USB und RCA (S/PDIF). Die S/PDIF-Eingänge akzeptieren PCM-Daten bis 24 Bit/192 KHz, der TOSLINK -Eingang PCM-Daten bis 24 Bit/96 KHz. Über USB werden PCM-Daten bis 32 Bit/384KHz sowie DSD64 und DSD128 über das DoP-Protokoll (DSD-over-PCM) verarbeitet. Die USB-Schnittstelle ist für „native“ DSD64, DSD128 und DSD256 vorbereitet, allerdings steht die Veröffentlichung des hierfür erforderlichen XMOS-Treibers noch aus. Bei der Verwendung eines PCs mit einem Windows-Betriebssystem ist wie immer zunächst der obligatorische USB-Treiber für den ZeroUno DS zu installieren. Hier wird der stolze ZeroUno Besitzer durch eine geradezu mustergültige Anleitung („Driver Installation for Windows“) unterstützt, mit deren Hilfe die Installation auch unerfahrenen Anwendern gelingen sollte und die auch sehr gut für die Installation von Treibern anderer DACs verwendet werden kann.

Für den Hörtest habe ich den ZeroUno ausgangsseitig an meine Omtec-Vorstufe angeschlossen. Eingangsseitig war der ZeroUno über USB mit meinem JPLAY dual PC Setup unter Windows 10 verbunden, mit MinimServer als Medienserver und Kazoo in der neuesten Version als Control App für das iPad. Die USB-Verbindung funktionierte auch bei der oft kritischen Umschaltung zwischen Dateien mit verschiedenen Sampling-Raten oder Daten-Formaten immer ganz hervorragend, was auf eine hervorragende Abstimmung von USB-Treiber und USB-Eingangsmodul schließen lässt. Selbst der Wechsel von DXD-Dateien im PCM-Format mit 352,8 KHz auf DSD-Dateien im Format DSD128 stellte für den ZeroUno kein Problem dar. Da machte das „zappen“ durch die eigene Musik-Bibliothek so richtig Spaß. Und mit „Spaß“ sind meine letzten Wochen mit dem ZeroUno eigentlich auch schon perfekt umschrieben. Zunächst einmal sollte man dem ZeroUno eine gewisse Einspielzeit gönnen. In dieser Phase änderte sich das Klangbild sukzessive einmal in die eine oder andere Richtung. Zum Ende der Einspielzeit rastete das Klangbild dann regelrecht ein, der Raum machte weit auf, die Auflösung nahm zu und die tonale Abstimmung wurde in den Höhen feiner und im Bass kontrollierter. Dass DACs – gleichgültig welcher Preisklasse zugehörig – sehr unterschiedlich klingen können, ist keine neue Erkenntnis. Unterschiede gibt es in der der räumlichen Abbildung, zu große Analytik lässt das Klangbild oft in seiner Gesamtheit zerfallen, extreme Auflösung in den Mitten und Höhen und geht zu Lasten der Emotion und eines ermüdungsfreien Hörens gerade über längere Zeit und auch im Bass gibt es substantielle Unterschiede. Der ZeroUno ist völlig anders. Wer schon einmal gehört hat, wie eine absolute Top-Vorstufe den Klang einer Anlage prägen kann, weiß was ich meine. Das Klangbild löst sich so vollständig von den Lautsprechern, dass es beeindruckt. Es ist nicht die räumliche Tiefe allein, sondern die Art und Weise, wie die Musik gerade auch direkt hinter den Lautsprechern wiedergegeben wird und die Lautsprecher dabei dennoch völlig „verschwinden“. Die hervorragende Aufnahme von „El Baile De Luis Alonso“ von Giminez mit dem National Orchestra of Spain unter der Leitung von Rafael Frühbeck de Burgos (Music of Spain - Rafael Fruhbeck De Burgos Conducts the National Orchestra of Spain – HDTT 24/192) wird zum Genuss, der Klangeindruck extrem realistisch: CinemaScope oder Breitwandformat. Die Wiedergabe bleibt zu jeder Zeit klanglich unheimlich geschlossen, ohne dass feinste Details verloren gehen.

Apple Remote Fernbedienung für den ZeroUno
Apple Remote Fernbedienung für den ZeroUno


Besonders gut lässt sich das bei der „Simple Symphony, op 4 - Boisterous Bourree“ von Benjamin Britten gespielt von den TrondheimSolistene nachvollziehen. Die Aufnahme ist in einer Kirche ursprünglich im Format DXD, also mit 352,8 KHz aufgenommen und lag mir als Version in 24 Bit/192 KHz vor (The Nordic Sound - 2L audiophile reference recordings). Der ZeroUno gibt die Räumlichkeit der Kirche und das stupende Wechselspiel zwischen den einzelnen Instrumenten des Orchesters mit ihrer beeindruckenden Feindynamik in bestechender Weise wieder; auch noch so feine Details dieser Aufnahme, wie das filigrane Pizzicato der einzelnen Streichergruppen oder der leichte Nachhall der Kirche, bleiben stets hörbar, ohne dass die Wiedergabe in Einzelteile zerfällt; im Gegenteil die Geschlossenheit der Aufnahme ist beeindruckend. Ebenso faszinierend ist die Tonalität des ZeroUno. Nein, der ZeroUno hat keinen soften Röhrensound. Sicherlich ist dieser DAC eher auf der klanglich warmen Seite. Das tut der Live-Atmosphäre bei dem All-Time-Hit „Hotel California“ von den Eagles (Eagles Hell Freezes Over XRCD) keinen Abbruch, sondern macht richtig Spaß; hinzu kommt ein wuchtiger, knackiger Bass. Auf „Wonderland“ von Nils Lofgren (Nils Lofgren: Acoustic Live) ist jede Berührung der Gitarre und der daraus resultierende Klang perfekt eingefangen. Besser als mit dem ZeroUno habe ich das bislang nicht gehört. Stimmen werden unglaublich realistisch wiedergegeben und sind ein Genuss. Fasziniert höre ich mir „Sunrise“ von Norah Jones (Norah Jones: Feels Like Home; 96KHz) an. Die Wiedergabe der Stimme gelingt dem ZeroUno besonders eindrucksvoll. „Let the music flow“, einer der wunderbaren Songs von Allan Taylor aus dem Albums All is One (Allan Taylor: All Is One, DSD 64) scheint mit dem ZeroUno Programm zu sein: einfach entspannt zurücklehnen und Gitarre und Stimme auf sich wirken lassen.

Das rückseitige Anschlussfeld des ZeroUno
Das rückseitige Anschlussfeld des ZeroUno

Sie merken es schon: der ZeroUno hat mich begeistert. Ein optisch und klanglich eindrucksvoller DAC abseits des Üblichen. Ich habe mit ihm viele Stunden mit großem Vergnügen und völlig entspannt Musik gehört. Dieser DAC kommt meinen klanglichen Vorstellungen ziemlich nahe. Freuen Sie sich auf den zweiten Teil des Artikels, in dem ich Ihnen die Technik des ZeroUno genauer vorstellen werde.

STATEMENT

Ein beeindruckendes Debüt! Der ZeroUno ist ein in jeder Hinsicht außergewöhnlicher DAC mit Traumklang. Unbedingt anhören und genießen.
Gehört mit
NAS Windows Home Server mit MinimServer
Computer JPlay Control PC: Intel Core i5 2,5 GHz, 6 GB Windows 10, Fidelizer 7, JPlay Audio PC: Intel Core Duo 2,2 GHz, 4 GB Windows 10, Fidelizer 7
Audioplayer JPlay 6.2
Vorstufestufe Omtec Anturion
Endstufe Einstein – The Poweramp
Lautsprecher Outsider Jota mit Velodyne Subwoofer Management System SMS-1
Kabel Van den Hul, JCAT USB, JCAT Reference LAN
Herstellerangaben
ZeroUno DAC
Maße (B/H/T) 40/18,3/36cm
Gewicht 10,1kg
Eingänge (digital) SPDIF Cinch, SPDIF 75ohm BNC, SPDIF optisch mit galvanischer Trenneung, USB type 2
Sampling-Raten PCM: 44,1 kHz, 48 kHz, 88,2 kHz, 96 kHz, 176,4 kHz, 192 kHz, 352,8 kHz, 384 kHz; DSD over PCM: 2,822 MHz, 3,072 MHz, 5,644 MHz, 6,144 MHz
Ausgänge (analog) RCA Unbalanced
Preis 5450 Euro

Vertrieb
Friends of Audio
Anschrift Friends of Audio
Dipl. Ing. Rainer Israel
Heinrichstraße 26
64347 Griesheim
Mobil 0170 485 7199
E-Mail info@friends-of-audio.de
Internet www.friends-of-audio.de

Weitere Informationen

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Freitag, 31 März 2006 02:00

Acoustical Systems

Hersteller
Acoustical Systems
Anschrift Axinia Schäfer
Alpenstr. 26
86935 Rott
E-Mail info@acoustical-systems.com
Web www.acoustical-systems.de
Freitag, 01 April 2016 02:00

Acoustical Systems Aquilar

Ich habe Ihnen seit Jahren keinen Tonarm mehr vorgestellt, was unter anderem daran lag, dass wirklich neue Lösungen ausgesprochen rar sind. Meist geht es bei neuen Modellen um Varianten im Materialmix in Kombination mit verschiedenen, bekannten Lagerarten. Bei Acoustical Systems ist das anders: Der Aquilar besitzt eine neu berechnete Geometrie.

Doch bevor wir uns dieser zuwenden, lassen Sie mich Ihnen Acoustical Systems kurz vorstellen. Wenn Sie sich im letzten Vierteljahrhundert mit High End beschäftigt haben, genügt eigentlich ein Name: Dietrich Brakemeier. Ja genau, der Autor des Prachtbandes Living Stereo, der auch eines der damals aufwändigsten Laufwerke, den Apolyt, auf den Markt gebracht hat. Für die technische Entwicklung dieses heute noch immer begehrten analogen Monuments zeichnete Helmut Baumgartner verantwortlich, der Hifistatement-Lesern aufgrund seiner informativen Fotos für unser Magazin bestens bekannt sein dürfte. Auf der kommenden High End wird Acoustical Systems übrigens den Nachfolger des Apolyt präsentieren – unter dem bekannten Namen, aber diesmal eine komplette Eigenentwicklung. Für diejenigen unter Ihnen, die bisher nicht von Dietrich Brakemeier, diesem – im positiven Sinne – Analog-Besessenen, der allerhöchstens mal im Auto eine CD einlegt, gehört hat, versuche ich es mal ein wenig systematischer: Acoustical Systems ist ein Familienunternehmen, das Axinia Schäfer 1998 gründete. Inzwischen ist ihr Gatte, besagter Dietrich Brakemeier, dort als Chef-Designer angestellt und kümmert sich um die technischen Entwicklungen, während sie für den administrativen und kaufmännischen Teil sowie das Marketing inklusive Internetauftritt zuständig ist. Während die beiden in den ersten Jahren vorrangig mit New-Old-Stock-Röhren handelten und später für Kunden individuelle Anlagenkonzepte erarbeiteten, stellten sie 2009 mit dem Special Decoupled Platter eine Plattentellerauflage der besonderen Art vor, die beispielsweise Laufwerke von Micro Seiki, Verdier oder Brinkmann noch einmal deutlich imposanter wirken lässt und sie klanglich auf ein deutlich höheres Niveau katapultieren soll. Die SDP markiert praktisch den Übergang zu einer Neuausrichtung der Firma: Ab 2010 widmet sich Acoustical Systems ausschließlich dem sogenannten „analogen Front-End“.

Der Aquilar passt auch optisch hervorragend zum Brinkmann LaGrange. Mit dem Lyra Etna harmoniert er ebenfalls bestens
Der Aquilar passt auch optisch hervorragend zum Brinkmann LaGrange. Mit dem Lyra Etna harmoniert er ebenfalls bestens

Ein Jahr später wurden der UNI-Protractor und der UNI-P2S, eine außergewöhnliche Einstelllehre für Tonarm und Tonabnehmer sowie der dazu passende Abstandsmesser für den Tonarm vorgestellt. Im Jahr darauf folgte das wohl einzigartige arche-Headshell, das bisher unbekannte Einstellmöglichkeiten bietet und dessen Konstruktionsmerkmale auch in den 2013 vorgestellten Axiom- und dem im letzten Jahr lancierten Aquilar-Tonarm einflossen. Zudem umfasst das Angebot von Acoustical Systems noch die Einstelllehre SMARTractor und einige, teils nur in limitierter Auflage gefertigte Tonabnehmer wie das archon, astron und aiwon.

Der Aquilar ist die kürzere und erschwinglichere Variante des Axiom, des ersten Tonarms aus dem Hause Acoustical Systems, der vor allem in Fernost mit einer Reihe von Auszeichnungen bedacht wurde und – wie Dietrich Brakemeier nicht ohne einen Anflug von Stolz anmerkt – unter anderem auf den Topmodellen von Verdier, Kronos, Kondo und Continuum einen Platz gefunden hat. Aber auch die Zehn-Zoll-Variante Aquilar bezeichnet Acoustical Systems als „Reference Tonearm“ – verständlich, wenn man den konstruktiven Aufwand betrachtet oder sich den verborgenen erklären lässt: Das äußerlich schlichte Tonarmrohr besteht beispielsweise aus zwei konzentrischen Rohren aus Titan und Carbon, die sich nicht berühren, sondern durch die beiden Endstücke gegeneinander verspannt sind. So soll eine schnelle Resonanzableitung bei größtmöglicher Kontrolle unerwünschter Schwingungen erreicht werden. Das zierliche Gegengewicht wird aufgrund ihres hohen spezifischen Gewichts aus einer unmagnetischen Wolfram-Nickel-Legierung gefertigt, die sich – wie der Entwickler erklärt – darüber hinaus durch die Eigenschaft auszeichne, sich so gut wie nicht zu Resonanzen anregen zu lassen.

Das Headshell erlaubt die Justage von Kröpfungswinkel, Überhang und Nadel-Eintauch-Winkel
Das Headshell erlaubt die Justage von Kröpfungswinkel, Überhang und Nadel-Eintauch-Winkel


Der Arm wird von vier Nano-Lagern in drei Größen geführt, so dass sich die Achsen für die beiden Ebenen jeweils in Lagern verschiedener Größe und mit unterschiedlichem Resonanzverhalten bewegen. Wichtigstes Kriterium für die Wahl der Lager war ein extrem geringes Anlaufreibmoment: Bei den Nano-Lagern des Aquilar soll es im unteren Mikro-Newtonmeter-Bereich liegen, was nichts anderes heißt, als dass der Arm mit sehr geringer Kraft aus der Ruhelage in Bewegung zu setzen ist. Acoustical Systems legt Wert darauf, dass die Lager wie alle übrigen Bauteile des Arms in Deutschland gefertigt werden. Ein Großteil der Zulieferer befindet sich sogar in der Region, was den persönlichen Kontakt erleichtert. Serienmäßig kann der Arm mit durchgängig geführten gealterten, sehr flexiblen Reinsilberlitzen mit XLR- oder Cinch-Steckern oder mit dem klassischen DIN-Anschluss geordert werden. Aber auch abweichende Kundenwünsche werden erfüllt.

Nach dem Lösen der Rändelschraube rechts lässt sich mit dem Drehknopf oben während des Betriebs die Höhe des Arms und damit der VTA einstellen
Nach dem Lösen der Rändelschraube rechts lässt sich mit dem Drehknopf oben während des Betriebs die Höhe des Arms und damit der VTA einstellen

Nicht zuletzt dank der vom arche-Headshell übernommenen Konstruktion bietet der Auqilar eine Fülle von Einstellmöglichkeiten: Selbstverständlich kann die Justage des vertikalen Abtastwinkels (VTA) und der Antiskating-Kraft, die berührungslos durch Magnete erzeugt wird und der tangentialen Kurve angepasst wurde, während des Betriebs erfolgen. Der Überhang und der Azimut gehören beim Aquilar wie bei den meisten Armen zu den variablen Größen. Darüber hinaus lässt sich beim Acoustical Systems auch die Lagerebene unabhängig vom Armbord oder der Basis auf der er montiert ist, präzise ausrichten. Veränderungen des Kröpfungswinkels und des Nadel-Eintauch-Winkels oder Stylus Rake Angle (SRA) sind beim Aquilar ebenfalls möglich. Da sich Dietrich Brakemeier auch ausgiebig mit der Hifi-Historie beschäftigt hat, weiß er, dass vor allem bei japanischen Modellen selbst bei kardanisch gelagerten Armen eine Einrichtung zur Lateral-Balance lange Zeit als unverzichtbar galt. Damit wird einmal sichergestellt, dass die beiden Horizontal-Lager gleichmäßig belastet werden, was eine Voraussetzung dafür ist, dass das extrem geringe Anlaufreibmoment seine Wirkung entfalten kann. Wichtiger aber ist, dass das bei jedem Arm mit Kröpfung auftretende Kippmoment kompensiert wird, da andernfalls die Skating-Kraft deutlich zunimmt. Wenn man nicht das Glück hat, dass Dietrich Brakemeier seine Konstruktion auf dem heimischen Laufwerk installiert und dort den gewünschten Tonabnehmer – hier das großartige Lyra Etna – einbaut, ist man bei dieser Fülle an Einstellmöglichkeiten auf eine informative Bedienungsanleitung angewiesen. Dem Aquiliar liegt eine solche bei, die aufgrund ihrer reichen Bebilderung auch leicht verständlich geraten ist – Axinia Schäfer sei Dank.

Das Gegengewicht kann vergleichsweise zierlich ausfallen, da es aus einer Wolfram-Nickel-Legierung mit hohem spezifischen Gewicht besteht
Das Gegengewicht kann vergleichsweise zierlich ausfallen, da es aus einer Wolfram-Nickel-Legierung mit hohem spezifischen Gewicht besteht

Doch nun zur speziellen Geometrie der Acoustical-Systems-Arme und dazu, wie sie entstanden ist: Für Uni-Din wurden erst die gewünschten Verzerrungsverläufe festgelegt, und dann daraus die Geometrie berechnet. Hier dürfen die Verzerrung im äußeren Bereich, wo ja ein längerer Weg für dieselbe Menge an Informationen zurückgelegt wird als Innen, höher sein als bei den von Baerwald und Loefgren schon zu Zeiten von Schellacks und Mono-LPs berechneten Verläufen, dafür steigen sie bei Uni-Din Innen nicht so stark an. Während die Intensität der Verzerrungen bei den üblichen Armen nach dem zweiten Nulldurchgang rapide zunimmt, wurde die Uni-Din-Geometrie so ausgelegt, dass die Zunahme der Verzerrung zum Label hin recht sanft geschieht. Dietrich Brakemeier hat diese Lösung gewählt, da das Ohr sehr sensibel auf starke Veränderungen reagiert, allmähliche Änderungen aber weniger stark wahrnimmt. Uni-Din wurde also nicht darauf hin optimiert, möglichst geringe Verzerrungen über den gesamten genutzten Bereich zu erzielen, sondern vor allem im wegen der engeren Radien schwieriger abzutastenden inneren Bereich einen starken Anstieg der Verzerrungen zu vermeiden – und zwar aus hörphysiologischen Gründen. Nach etwa 30 Prozent der Spielzeit sollen die Verzerrungen bei Uni-Din unterhalb von denen liegen, die bei den bekannten Geometrien üblich sind.


Der Aquilar ist einer der wenigen modernen, kardanisch gelagerten Arme, die über eine Einrichtung zur Einstellung der Lateral-Balance verfügen
Der Aquilar ist einer der wenigen modernen, kardanisch gelagerten Arme, die über eine Einrichtung zur Einstellung der Lateral-Balance verfügen

Die Überlegungen zur neuen Geometrie erscheinen schlüssig, die Verarbeitung und das Anfass-Gefühl des Aquilar sind über jeden Zweifel erhaben. Aber wie lassen sich die Vorteile von Uni-Din erfahren? Mir fallen da spontan ein paar Scheiben ein, bei denen es in der Nähe des Labels immer zu Verzerrungen kommt: Da gab es beispielsweise eine dunkelblaue ECM-Scheibe mit John Abercrombie an der Gitarre, Dave Holland am Bass, Jack DeJohnette an den Drums und Collin Walcott, unter dessen Namen die Scheibe erschien, an Tablas und Sitar. Beim letzten Stück der zweiten Seite störten zu Zeiten, als ich konventionelle Arme wie Hadcock, Formula IV oder einen Linn Ittok benutzte, immer wieder unüberhörbare Verzerrungen, und das, obwohl meine Kette damals in Sachen Auflösung weit von dem entfernt war, was die aktuelle zu bieten hat. Also habe ich Cloud Dance mal wieder aufgelegt, die alten Songs der zweiten Seite genossen und nicht den Hauch einer Verzerrung wahrgenommen. Weil's so schön war, habe ich sicherheitshalber auch noch die erste Seite gehört. Auch wieder ohne Erfolg – zumindest, was die Verzerrungen anbelangt. So fein aufgelöst, so offen und doch druckvoll und rhythmisch packend hatte ich die Songs wohl noch nie wahrgenommen – falls mich meine Erinnerung nicht trügt.

Mit dieser Schraube wird die Anti-Skating-Kraft eingestellt, die per Magnet erzeugt wird
Mit dieser Schraube wird die Anti-Skating-Kraft eingestellt, die per Magnet erzeugt wird

Sollte sie es bei der Auswahl der Platte getan haben? Vorsichtshalber habe ich die ebenfalls dunkelblaue ECM mit der bis auf Collin Walcott selben Besetzung, nämlich Gateway, auch nach langer Zeit wieder einmal aufgelegt: nostalgischer musikalischer Genuss auf höchstem klanglichen Niveau, aber auf keiner der beiden Seiten auch nur die Spur einer Verzerrung. Am Tonabnehmer kann es – nebenbei bemerkt – nicht gelegen haben. Zumindest in Ittok-Zeiten habe ich fast ausschließlich EMTs gehört und die tasteten zuverlässig 80 Mikron ab. Im Vergleich dazu sind die Lyras im Allgemeinen und das Etna im Besonderen eher kleine Sensibelchen. Da sie trotz wenig beeindruckender Messwerte hervorragend klingen, habe ich mir Abtasttests während der letzten Jahre fast völlig abgewöhnt, zumindest wenn klanglich alles stimmt.

Unabhängig von Armboard oder Basis kann hier die Lagerebene des Arms ausgerichtet werden
Unabhängig von Armboard oder Basis kann hier die Lagerebene des Arms ausgerichtet werden


Als noch deutlich kritischer als die beiden ECMs ist mir eine der Lieblingsscheiben meiner Gattin im Gedächtnis geblieben, die ich häufiger hörte, als mir lieb war: A Perfect Match, womit das Zusammentreffen von Ella Fitzgerald mit dem Count Basie Orchestra in Montreux überaus treffend beschrieben wird. „Basella“ mit seinem sparsamen Piano-Intro und Ellas Improvisations-Duellen mit dem Tenoristen Eric Dixon und Posaunist Mitchell 'Bootie' Wood ist musikalisch wahrlich eine Sternstunde, war aber, da bis auf weniger als einen Zentimeter bis zum Label hin geschnitten, klanglich schwer zu ertragen – besonders, wenn Ella die Dynamik ihrer Stimme voll ausreizt. Dank Aquilar und Etna wird die Energie des Gesangs nun ausschließlich positiv erlebbar. Keine Spur von übertriebener Schärfe oder gar Verzerrung. Da muss der Acoustical-Systems-Arm einiges verdammt richtig machen!

Diese Mini-Wasserwaage hilft bei der Ausrichtung der Lagerebene. Auch sie wird in Deutschland hergestellt
Diese Mini-Wasserwaage hilft bei der Ausrichtung der Lagerebene. Auch sie wird in Deutschland hergestellt

Von den ECMs noch immer recht angetan habe ich mir dann gleich noch Ralph Towners Blue Sun gegönnt, aber diesmal nicht nur das stark groovende „C.T. Kangaroo“, sondern das komplette Album: Einfach Klasse, wie organisch und stimmig das von Jan Eric Kongshaug auf mehreren Spuren aufgezeichnete Zusammenspiel Towners mit sich selbst rüberkommt. Kongshaugs am Pult kreierte Räume besitzen Größe, die Instrumente erscheinen plastisch, und die Dynamik begeistert. In den genannten Disziplinen haben der Aquilar und das Etna ein gutes Stückchen mehr bieten, als ich von der vertrauten Scheibe erwartet habe. Der Acoustical Systems sorgt für eine enorme Schwärze, vor der sich Towner rhythmisch akzentuierte Songs umso beeindruckender darstellen. Die Wiedergabe besitzt Griffigkeit, Dreidimensionalität und innere Ruhe, strotz aber dennoch – oder deswegen? – vor Lebendigkeit und Spielfreude. Über die sich beinahe überschlagenden Neuigkeiten beim Digitalen hätte ich fast vergessen, wie gewaltig und involvierend Schallplatten klingen können – zumindest, wenn sie von einem so hochkarätigen Duo wie dem aus Etna und Aquilar abgetastet werden.

Ähnlich überzeugend agieren die beiden beim Stereo-Laboratory-Reiussue der London 6790, Berlioz' Symphony Fantastique mit dem Chicago Symphony Orchestra unter Georg Solti: Das Orchester spielt auf einer breiten, über die Stereobasis hinausreichenden und sehr tiefen Bühne, die Dynamik kann einen – eine entsprechende Lautstärke vorausgesetzt – beinahe in Schrecken versetzen, die Abbildung bleibt auch in Fortissimo-Passagen völlig stabil, und der Bassbereich fasziniert durch Druck und Definition: ein Erlebnis!

Diese aufwändige Lehre gehört zum Lieferumfang
Diese aufwändige Lehre gehört zum Lieferumfang


So ganz werde ich wohl doch nicht ohne die eine oder andere meiner Testscheiben auskommen. Dass der Aquilar im Bassbereich Besonderes zu bieten hat, steht schon jetzt fest: Hier gehen Durchzeichnung, Farbigkeit und Wucht eine bewundernswerte Allianz ein. Das beweist er besonders nachdrücklich bei Jonas Hellborgs „Drone“ und „Little Wing“ auf dem Album Elegant Punk: Die gelungene Kombination aus Energie, Tiefe, Schnelligkeit und Exaktheit machte den Aquilar in Kombination mit dem Etna schon zu einer Ausnahmeerscheinung. Aber da kommen noch eine unerschütterliche Stabilität bei der Abbildung und trotz der gewiss überstrapazierten Rille noch eine – relative – Ruhe hinzu, die ich so nicht kenne. Der Acoustical Systems ist ein ungemein dynamischer Stoiker. Oder doch eher ein sehr stoischer Dynamiker? Wie dem auch sei: Der Aquilar ist schlicht einer der besten Arme, die ich je das Vergnügen hatte zu hören. Und das unterstreicht Jonas Hellborgs „It's The Pits, Slight Return“ noch einmal ganz nachdrücklich: Soviel Druck aus einer solchen Schwärze ist einfach einmalig!

Selbstverständlich wird der Aquilar in einer standesgemäßen Verpackung geliefert
Selbstverständlich wird der Aquilar in einer standesgemäßen Verpackung geliefert

STATEMENT

Die Uni-Din-Geometrie des Aquilar überzeugt voll und ganz: Auch nahe an das Label geschnittene Passagen mit hohem Pegel meistert er völlig problemlos. Noch mehr zeichnet ihn aber seine mechanische Integrität aus: Trotz dynamischer Bestleistungen bildet er das musikalische Geschehen jederzeit völlig stabil auf einer enorm großen – imaginären – Bühne ab. Und das alles geschieht vor einem völlig schwarzen Hintergrund. Die Kombination all dieser Tugenden macht ihn zu einem der erstrebenswertesten Tonarme überhaupt!

PS: Am liebsten würde ich umgehend bei Acoustical Systems nachfragen, wann denn ein Axiom lieferbar ist – obwohl ich mir beim besten Willen nicht vorzustellen vermag, was der noch besser machen könnte.

Acoustical System hält eine Menge Grundplatten bereit, so dass der Aquilar leicht auf entsprechend vorbereitete Basen oder Armboards montiert werden kann
Acoustical System hält eine Menge Grundplatten bereit, so dass der Aquilar leicht auf entsprechend vorbereitete Basen oder Armboards montiert werden kann

Gehört mit
Plattenspieler Brinkmann LaGrange mit Röhrennetzteil
Tonarm Thales Symplicity II
Tonabnehmer Lyra Etna, Einstein The Pickup
Phonostufe Einstein The Turntable’s Choice symmetrisch, Blue Amp Model 42
Vorverstärker Einstein The Preamp
Endstufe Ayon Epsilon mit KT150
Lautsprecher LumenWhite DiamondLight Monitors, Diapason Altera
Kabel HMS Gran Finale Jubilee, Audioplan Powercord S, Göbel High End Lacorde Statement, Swiss Cable Reference Plus
Zubehör PS Power Plant, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Artesania Audio Exoteryc, Harmonix Real Focus, bfly Basen und Füße
Herstellerangaben
Acoustical Systems Aquilar – 10“ Reference Tonearme
Geometrie UNI-DIN
Effektive Länge nach Loefgren A 254mm
Abstand Drehpunkt zu Tellermitte 238mm
Kröpfungswinkel variabel, etwa 17° - 25°
Überhang variabel, etwa 5 bis 16mm
Effektive bewegte Masse 11,4g
Innenverkabelung hochflexible, gealterte Reinsilber-Litze
Widerstand der Innenverkabelung 0,9 Ohm/m
Kapazität der Innenverkabelung 25pF/m
mögliches Tonabnehmergewicht 5,2 bis 30g

Einstellbereiche
 
Einstellung der Ebene des Lagers +/- 6° horizontal
Höheneinstellung des Tonarmrohres 15 mm
Einstellung des Kröpfungswinkels +/- 4°
Überhang max. 11mm
Azimut-Einstellung +/- 8°
Einstellung des Nadel-Eintauch-Winkels 97° bis 84°
Einstellung des vertikalen Abtastwinkels 28° bis 14°
Preis 7580 Euro

Hersteller
Acoustical Systems
Anschrift Axinia Schäfer
Alpenstr. 26
86935 Rott
E-Mail info@acoustical-systems.com
Web www.acoustical-systems.de

Weitere Informationen

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Mittwoch, 29 März 2006 02:00

MuSiCa NoVa

Hersteller
MuSiCa NoVa
Anschrift Inhaber: Harald Pensel
Max-Reger-Str. 89
90571 Schwaig
Telefon +49 911 5394955
Mobil +49 171 6778131
E-Mail info@musicanova-ihp.de

Eine bereits in den achtziger Jahren entwickelte Vor-Endstufen-Kombination ist in überarbeiteter Form auch heute hoch interessant und hat unter einigen Aspekten im Vergleich mit modernen Geräten sogar mehr zu bieten. MuSiCa NoVa offeriert mit PhoeniX und PeGaSuS ein Verstärker Duo, dass sich über Jahrzehnte am Markt behauptet.

Beide Geräte gemeinsam abgebildet. So wird man sie zuhause eher nicht aufstellen
Beide Geräte gemeinsam abgebildet. So wird man sie zuhause eher nicht aufstellen

Nun hat es seit den Achtzigern, als Diplomingenieur Harald Pensel in Nürnberg begann, seine MuSiCa NoVa Verstärker zu bauen, schon einiges Auf und Ab gegeben. Weil jemand mit viel Geld sich ein paar Jahre nach Gründung der Manufaktur in das kleine, erfolgreiche Unternehmen maßgeblich einbrachte, geriet es gerade deshalb wirtschaftlich ins Kentern. Harald Pensel nahm einen erneuten Anlauf und fand einen Weg, in neu erworbenen, eigenen Räumlichkeiten im nahen Schwaig seiner Passion wieder soliden Boden und Strukturen zu verleihen. Gemeinsam mit einem langjährigen Mitarbeiter betreibt er nun die Entwicklung und Fertigung dieses Vorverstärkers, dieser Endstufe sowie eines Vollverstärkers, eines Tuners und eines CD-Spielers in kleinem, überschaubaren Rahmen. All diese Komponenten sind mit Röhren bestückt und von Hand gefertigt. Vielfältig ist die Auswahl der optischen Gestaltung der Gehäusefronten, wenn der Kunde dies wünscht. Variabel ist auch die technische Ausstattung der Geräte, speziell die des Vorverstärkers PhoeniX. MuSiCa NoVa Komponenten sind direkt beim Hersteller zu beziehen. Dies bedeutet einen Preisvorteil gegenüber den Mitbewerbern, da die Handelsspanne für den Händler wegfällt. Andererseits ist so eine breite Vermarktung nur über Werbung oder die Weiterempfehlung durch zufriedene Kunden gegeben. Letzteres ist der Weg, den Harald Pensel und sein Team am meisten lieben, weil es ihrer Meinung nach der ehrlichste ist. Neben der Manufaktur betreibt MuSiCa NoVa unter demselben Dach auch ein HiFi-Studio und ermöglicht so dem interessierten Kunden den Vergleich mit anderen Fabrikaten und die Ergänzung mit adäquaten Lautsprechern oder Tonquellen. Ein markanter Plattenspieler – soll heißen: Laufwerk und Tonarm – sind bei MuSiCa NoVa in der Entstehung und wurden unlängst auf den Norddeutschen HiFi-Tagen dem Publikum in einer Vorserien Ausführung vorgestellt.

Zwei Infrarot-Fernbedienungen mit unterschiedlichen Möglichkeiten stehen zur Auswahl, um dem PhoeniX Befehle zu senden
Zwei Infrarot-Fernbedienungen mit unterschiedlichen Möglichkeiten stehen zur Auswahl, um dem PhoeniX Befehle zu senden

Harald Pensel brachte mir auf dem Weg zur Hamburger Ausstellung die beiden Testgeräte persönlich vorbei. Im Gespräch mit ihm konnte ich vieles über die Historie des Unternehmens und – für mich noch interessanter – über seine Vorstellungen davon, was seine Geräte leisten sollen. Selbstverständlich möchte er so wie die Vielzahl aller Entwickler bestmögliche Klangqualität für einen im Vergleich attraktiven Preis anbieten. Darüber hinaus leitet ihn aber das Streben nach maximaler Betriebssicherheit. Dass seine Geräte in dieser Hinsicht besonders ausgestattet sind, demonstrierte er an einigen konstruktiven Details. So sorgen mehrstufige Einschaltverzögerungen für Starts, die die Röhren nicht überstrapazieren. Störungen durch Brummen dürfen gar nicht entstehen. Deshalb findet sich jeweils an der Rückseite der Vor- oder Endstufe ein Kippschalter, der vorhandene Brummschleifen durch Trennung von Schutzleiter und Signal-Masse eliminiert. Die Verwendung sehr guter Bauteile ist bei diesem Anspruch selbstverständlich – und zwar in einem Ausmaß, wie es anderswo in dieser Preisklasse nicht unbedingt üblich ist. So finden sich im Vorverstärker Kondensatoren von Wima, Relais von Meisei und Finder und das blaue Lautstärke-Potentiometer von Alps. Miniaturrelais schalten die Eingänge, um das Signal so unberührt wie möglich und auf kürzesten Wegen zu führen.

Neben den zwei per Fernbedienung wählbaren Ausgängen der Vorstufe befindet sich der Ground-Lift zum Eliminieren von Brummschleifen
Neben den zwei per Fernbedienung wählbaren Ausgängen der Vorstufe befindet sich der Ground-Lift zum Eliminieren von Brummschleifen


Frontal präsentiert sich der PhoeniX 2.2 mit aufpreispflichtiger, verchromter Front mit dezent Laser graviertem Firmenlogo und Modelbezeichnung sowie Benennungen der Taster für die Eingangs-Relais. Nicht beschriftet sind die drei Drehregler und der Netzschalter, der das Gerät völlig vom Netz trennt. Diese Bedienelemente erschließen sich dem Benutzer ja auch logisch. Dazu ist wichtig zu wissen, welche Bedeutung den beiden Pegelstellern, die auf den linken und rechten Kanal wirken, anhaftet. Mit ihnen wird in Schritten von 0,5 Dezibel der Verstärkungsfaktor zwischen +6 und +11,5 Dezibel eingestellt. In Mittelstellung des Drehschalter beträgt die Verstärkung neun Dezibel. Auf diese Weise ist eine feine Einstellung der Balance möglich. Viel interessanter ist für mich aber die Einstellung des Verstärkungsfaktors unter zwei anderen Aspekten. Der eine wäre die Anpassung an die folgende Endstufe. Der Regelbereich des Lautstärkestellers kann so variiert werden, dass er in einem möglichst idealen Bereich arbeitet.

Einige der vergoldeten Cinch Eingangsbuchsen stehen hervor. Rechts sind es die des Phono-MC-Moduls. Links unter p/a2 ist der einzig mögliche Steckplatz für den zusätzlichen, separat pegelbaren SubVol-Ausgang. Die Beschriftung phono trifft bei der SubVol-Bestückung nicht zu
Einige der vergoldeten Cinch Eingangsbuchsen stehen hervor. Rechts sind es die des Phono-MC-Moduls. Links unter p/a2 ist der einzig mögliche Steckplatz für den zusätzlichen, separat pegelbaren SubVol-Ausgang. Die Beschriftung phono trifft bei der SubVol-Bestückung nicht zu

Der zweite Aspekt dürfte für den audiophilen Anwender jedoch von besonderer Wichtigkeit sein: Weil die Änderung der Verstärkung über die Gegenkopplung geschieht, liegt sie nicht im Signalweg. Dennoch nimmt sie Einfluss auf das klangliche, konkret das dynamische Verhalten des PhoeniX. Diesen Punkt werde ich später in der musikalischen Beschreibung wieder aufgreifen. Der PhoeniX gehört zu der kleinen Zahl von Geräten, die einen Mono-Schalter besitzen. Da mein Antelope-DA-Wandler-Vorverstärker ebenfalls damit ausgestattet ist, kann ich Ihnen versichern, dass ich ihn für Kontrollzwecke unschätzbar wichtig finde. Nur mit einem Mono-Signal können Sie problemlos feststellen, ob Ihr linker und rechter Lautsprecher gleich klingen und ob das Signal stoisch in der Mitte steht. Dies tut es aus raumakustischen Gründen nämlich nur mehr oder weniger stabil. In Mono lassen sich Veränderungen im Hörraum leichter überprüfen. Nebenbei kann das Umschalten auf Mono auch Aufschluss über die Mikrofon-Anwendung in der Aufnahme geben, da sich gegenphasige Signale aufheben und sich dann im Mono das Signal hörbar leiser wird. Der Loop-Schalter und die beiden Tape-Eingänge sind ein Indiz dafür, dass das Konzept des PhoeniX aus einer anderen Ära stammt. Nur schadet ihm dies in keiner Weise. Denn die beiden Tape-Anschlüsse kann man prima als weitere hochpegelige Eingänge nutzen. Loop hingegen ist kein Schleife zum Einbinden eines Prozessors wie sie früher auch bei hochwertigen Komponenten zu finden war. Sie war es  seinerzeit einmal, wurde aber inzwischen vom MuSiCa NoVa Team in einen reinen Eingang verändert. Seine Bezeichnung ist somit etwas trügerisch. Das Besondere des Loop-Eingangs ist die Möglichkeit, durch Umsetzen eines Jumpers im Geräte-Inneren den Lautstärkeregler zu umgehen. Somit macht Loop auch heute noch Sinn für alle die Menschen, die ihre hochwertige Stereo-Anlage für die Frontkanäle eines Dolby-Surround-Sets verwenden möchten. Per Loop lässt sich der PhoeniX ganz einfach anden AV-Verstärker oder AV-Receiver eines Kino-Systems anbinden. In der werkseitigen Position des internen Jumpers ist Loop ein ganz normaler, hochpegeliger Eingang, der auch vom Lautstärkeregler abhängig ist.

Erstaunlich, was MuSiCa NoVa für diesen Preis an Material bietet. Links die beiden Modul-Platinen Phono MC und SubVol
Erstaunlich, was MuSiCa NoVa für diesen Preis an Material bietet. Links die beiden Modul-Platinen Phono MC und SubVol

Nach dem Einschalten des PhoeniX vollzieht sich im verchromten Lautstärkeregler ein kleines Illuminations-Schauspiel. Zuerst blinkt er eine halbe Minute rot, um nach etwa 25 Sekunden anhaltendem, konstanten Rotlicht mit finalem Grün und einem leisen Klicken die Spielbereitschaft zu signalisieren. Die optisch nachvollziehbare MuSiCa NoVa Soft-Start Logik sorgt für eine schonende Aufheizung der Röhren (Blinkphase). Die Hochspannung wird zeitverzögert zugeschaltet (konstantes Rot). Die Eingänge sind allesamt mit grünen LEDs gekennzeichnet, der Mono-Schalter ist mit einer gelben markiert. Ganz links auf der Frontplatte befindet sich ein rundes Fenster, hinter dem der Infrarot-Empfänger für eine der beiden angebotenen, nicht zum Lieferumfang gehörenden Fernbedienungen seinen Platz hat. Zudem signalisieren zwei kleine rote LEDs in diesem Fenster, dass beide Vorverstärker-Ausgänge geschaltet sind. Nur mittels der Fernbedienung lassen diese sich zu- oder abwählen.


Die optionale lernfähige Fernbedienung 4.0-S kostet 25 Euro und umfasst die Funktionen Ausgangswahl(!), Lautstärke, Ton aus – hierbei wechselt die grüne Beleuchtung im Lautstärkeregler auf Rot – und Mono. Für mein Testgerät benötigte ich wegen der von mir gewünschten Sonderausstattung die lernfähige IR-Fernbedienung 4.0L für 45 Euro. Ich hatte mir den PhoeniX nämlich mit dem zusätzlichen Ausgangmodul SubVol bestellt, um einen besonderen Test zu machen, der nicht nur mich, sondern alle Freunde von Bi-Amping Konfigurationen interessieren dürfte. Eigentlich ist das SubVol-modul für 290 Euro dazu gedacht, einen Subwoofer mit einem Stereosignal anzusteuern.

Zentral zu erkennen ist der motorbetriebene Lautstärkesteller von Alps. Die um die Achse gewickelte, graue Leitung versorgt die im Bedienknopf auf der Gerätefront eingebaute Betriebsanzeige, die den Soft-Start optisch nachvollziehbar macht. Oberhalb des Potentiometers ist der Jumper für den Loop-Eingang erkennbar
Zentral zu erkennen ist der motorbetriebene Lautstärkesteller von Alps. Die um die Achse gewickelte, graue Leitung versorgt die im Bedienknopf auf der Gerätefront eingebaute Betriebsanzeige, die den Soft-Start optisch nachvollziehbar macht. Oberhalb des Potentiometers ist der Jumper für den Loop-Eingang erkennbar

Auf der SubVol Platine befindet sich ein eigener Lautstärkeregler, den man über die große Fernbedienung steuern kann. Der Lautstärkeregler auf der Front regelt diesen Ausgang dann übergeordnet mit. Auf diese Weise bestimme ich das Verhältnis von Gesamtlautstärke und dem an SubVol angeschlossenen Subwoofer oder beim Bi-Amping der zweiten Endstufe. Ich betreibe meine Triangle-GrandConcert-Lautsprecher mit getrennten Endstufen für den Bass und den Mittel-Hochton Bereich. Die Frequenz-Trennung erfolgt über die passive Weiche der Lautsprecher, eben wie beim klassischen Bi-Amping. Da ich für die beiden Frequenzspektren unterschiedliche Endstufen verwende, sind deren Empfindlichkeiten und Pegel nicht identisch. Meine Spectral im Mittel-Hochton-Bereich passt zwar gut zu den Primare im Bass und die alternativ eingesetzten Air-Tight-Monos besitzen stufenlose Pegelregler. Will ich aber eine andere Endstufe verwenden, habe ich ein Problem. Dieses löst das SubVol-modul perfekt, da ich im SubVol den relativen Pegel der Bass-Endstufe oder der MHT-Endstufe einstelle, die Gesamtlaustärke aber wie gewohnt regele. Zugegeben, dies ist eine sehr spezielle Anwendung, mit der ich den tonalen Charakter eines Lautsprechers total verändern kann. Bei Bi-Amping habe ich auf diese Weise aber die freie Endverstärker-Auswahl im Hinblick auf die Empfindlichkeit. In meiner Bi-Amping Konfiguration kann ich wunderbar präzise je nach Bedarf den Bassbereich feinfühlig etwas absenken oder anheben. So kann ich mit ungekannter, präziser Genauigkeit vom Hörplatz aus Korrekturen in der tonalen Balance der Lautsprecher in Abhängigkeit von der Qualität der Aufnahme oder meinem persönlichen Geschmack vornehmen.

Unten erkennt man das Phono-Modul mit den beiden Übertragern und den zwei ECC83 zur Verstärkung. Im SubVol-Modul verstärkt eine ECC-88-Doppeltriode
Unten erkennt man das Phono-Modul mit den beiden Übertragern und den zwei ECC83 zur Verstärkung. Im SubVol-Modul verstärkt eine ECC-88-Doppeltriode

MuSiCa NoVa offeriert jedem Vinyl-Liebhaber die für seinen Tonabnehmer geeignete Phonostufe als Modul. Sie haben die Wahl zwischen zwei MM-Platinen oder jeweils zwei symmetrischen oder unsymmetrischen MC-Varianten. Diese werden entsprechend dem Wunsch des Kunden mit passenden Werten für die Eingangsimpedanz geliefert. Die MC-Phonostufen arbeiten mit Übertragern des Herstellers, der auch EMT beliefert. Dies überrascht schon ein wenig, ebenso wie der gesamte Aufwand auf der Platine, wenn man auf den günstigen Modul-Preis schaut. Da darf man klanglich einiges erwarten. Ein weiterer Modulplatz im PhoeniX blieb beim Testgerät leer. Nicht auszuschließen ist, dass es irgendwann auch einen digitalen Einschub geben wird. Zurzeit ist der PhoeniX rein analog.

Mag der Vorverstärker noch so attraktiv sein und neugierig machen – er besitzt keinen Kopfhörer-Ausgang und somit kann man mit ihm allein keine Musik hören. Da bedarf es am besten der Ergänzung durch die PeGaSuS 50/50 2.1 Endstufe, denn die beiden Komponenten sind aufeinander abgestimmt. Die Eingangsempfindlichkeit des PeGaSuS passt prima zum lauten PhoeniX, dessen recht hoher Pegel am Ausgang aber durch die beiden beschriebenen Gegenkopplungs-Regler maßvoll angepasst werden kann. Im Gegenzug benötigt die Endstufe etwas mehr Pegel als sonst üblich.


Ein Blick auf die Röhren-Phalanx russischer Herkunft in der Endstufe
Ein Blick auf die Röhren-Phalanx russischer Herkunft in der Endstufe

Optisch stellt sich die PeGaSuS 50/50 2.1 vor allem von vorn betrachtet mächtig und attraktiv dar. Auch lässt sie sich mittels zweier griffiger Gehäuse-Stabilisierungs-Stangen gut greifen und bewegen. So sind ihre stattlichen 23 Kilo Eigengewicht nicht allzu mühsam zu handhaben. Worin das Gewicht seinen Ursprung hat, kann man durch die getönte Acryl Front erkennen: Hinter den vier ECC88-Röhren in der Treiber-Vorverstärkung vorn und den vier 6550 Leistungsröhren sieht man die beiden groß dimensionierten Ausgangstransformatoren mit Abgriffen für vier und acht Ohm. Der üppige, großzügig ausgelegte und absolut brummfreie 500-VA-Ringkerntrafo ist in einem MU-Metall Gehäuse vergossen und so bestens abgeschirmt. Harald Pensel entschied sich aus klanglichen Gründen für die Svetlana-6550-C-Leistungsröhren aus Russland. Alternativ wäre auch eine KT 88 lieferbar, um in der Push-Pull-Ultralinear-Schaltung die zweimal 50 Watt an vier oder acht Ohm bereitzustellen. Nimmt man den Gehäusedeckel ab, erkennt man die Bauteile für die Soft-Start-Schaltung, kombiniert mit der Einschaltstrom-Begrenzung, die den so geschonten Röhren ein langes Leben bescheren sollen. Denn erst, wenn die Kathode aufgewärmt ist, wird die Anodenspannung frei geschaltet. 5000 Betriebsstunden soll der PeGaSuS 50/50 2.1 so störungsfrei und in Top Form schaffen. Danach wäre ein Röhrenwechsel wohl sinnvoll. Zwar befinden sich Bias-Potentiometer zugänglich auf der Platine, besitzen aber kein zugeordnetes Anzeigeinstrument. Harald Pensel sagt dazu ganz eindeutig, ständiges Nachregeln sei nicht nötig und lenke nur vom Musikhören ab. Beim Röhrenwechsel empfiehlt er, dies im Werk in Schwaig mit einem Gesamtabgleich durchführen und wieder einen Gesamt-Klirrfaktor von nur 0,1 Promille einzujustieren zu lassen. Da die Endstufe nur wenige verstärkende Stufen besitzt, zeichnet sie eine sehr stabile Phasenlage aus. Der Ausgang lässt sich durch einen Schalter neben den Lautsprecher-Anschlüssen in der Gegenkopplung auf vier oder acht Ohm umschalten.

Die beiden imposanten Ausgangstrafos, dahinter der vergossene 500-VA-Ringkerntrafo im MU-Metall-Mantel
Die beiden imposanten Ausgangstrafos, dahinter der vergossene 500-VA-Ringkerntrafo im MU-Metall-Mantel

Klanglich sind beide, PhoeniX und PeGaSuS, eine separate Betrachtung wert. Der PeGaSuS liefert das, was ein anspruchsvoller Hörer von so einem Konzept erwartet: Insgesamt verhält er sich im positiven Sinne unauffällig, wie es auch die Website des Herstellers verspricht. Wüsste man nicht, dass ein Röhrenverstärker musiziert, würde man es aber wegen der schönen, glasklaren Durchzeichnung der höheren Tonlagen wohl dennoch bemerken. Im Tieftonbereich agiert er druckvoll und lässt sich Bassattacken leicht wie Seifenblasen vor dem Hörer kraftvoll öffnen. Die Mitten zeichnet er mit Farbe und fein gestaffelt, gewährt dabei Raum und lässt so in die Tiefe hineinhören. Homogen ist er allemal und an keiner Stelle aufdringlich. Ohne klanglich zu kuscheln, bleibt er völlig frei von rauem Untertönen. Auffällig ist sein erstklassiges dynamisches Verhalten. Sowohl im Groben wie auch im Filigranen zeichnet er differenziert und spontan mit ehrlicher tonaler Ausgewogenheit. Auch die räumliche Darstellung muss eigentlich jedem Freude machen, da der Pegasus die Bühne offen und weit, sowie auch nahe zum Hörer hin aufbaut und so den Zugang zur Musik durch seine Transparenz und Direktheit angenehm unangestrengt ermöglicht. Rundum gelungen möchte ich den PeGaSuS 50/50 2.1 für seinen Preis nicht nur wegen seiner beeindruckenden technischen Solidität nennen, sondern erst recht wegen seines klanglichen Auftritts. Die Pflege des Ultralinear-Konzepts in einem technisch zuverlässigen Aufbau seit beinahe dreißig Jahren mit Detailverbesserungen durch hochwertigere Einzelteile und kleine Veränderungen haben sich gelohnt. Eine Endstufe mit diesen Fähigkeiten kostet anderswo meist deutlich mehr. Und auch wer Röhren skeptisch gegenübersteht, weil er um die Betriebssicherheit fürchten, kann bei dem technischen Sicherheits-Paket von Diplomingenieur Harald Pensel seine Bedenken vergessen. Der sollte sich stattdessen an der Optik der Glaskolben hinter der transparenten Front erfreuen und die Musik genießen.

Der Blick von oben auf den PeGaSuS zeigt unten die Schaltungen für die Soft-Start Automatik und die Einschaltverzögerung zur Schonung der Röhren
Der Blick von oben auf den PeGaSuS zeigt unten die Schaltungen für die Soft-Start Automatik und die Einschaltverzögerung zur Schonung der Röhren


Die klangliche Leistungsstärke der Vorstufe ist weniger einfach zu beschreiben: Dies liegt an ihrer Flexibilität, die sich durch die Regelbarkeit der Gegenkopplung ergibt. Der Hörtest wurde in der mittleren Position der zwei kanalgetrennten Regler durchgeführt. Die feine Abstufung in Richtung mehr oder weniger Gegenkopplung ist, wie gesagt, direkt mit einer leichten Veränderung des Pegels verbunden. Die kleinen 0,5 dB Schritte erlauben so eine feine Korrektur der Balance, wo dies nötig sein sollte. Im kleinen Rahmen geht dies nicht mit erheblichen tonalen Veränderungen einher. Testet man aber die beiden extremen Regler-Positionen im Vergleich, also minimale Gegenkopplung (Regler ganz nach rechts) gegen maximales Feedback (Regler ganz nach links), tun sich Welten auf. Seicht und zart, unaufdringlich, aber auch ohne Spontanität klingt die Vorstufe ohne Feedback. Mit der entgegengesetzen Stellung des Reglers ändert sich dies erheblich. Da erhebt sich der PhoeniX zwar nicht aus der Asche, aber er legt richtig los und verleiht der Musik einen beeindruckenden Punch, der aber auch eine Spur zu viel des Guten sein kann.

Die Rückseite der Endstufe macht stutzig. Die Öffnungen rechts in der Rückwand sind dem Vollverstärker geschuldet, der im gleichen Gehäuse gefertigt wird. Nur wird der in naher Zukunft auslaufen. Dann gibt es die PeGaSuS Rückseite ohne diese Löcher
Die Rückseite der Endstufe macht stutzig. Die Öffnungen rechts in der Rückwand sind dem Vollverstärker geschuldet, der im gleichen Gehäuse gefertigt wird. Nur wird der in naher Zukunft auslaufen. Dann gibt es die PeGaSuS Rückseite ohne diese Löcher

Der goldene Weg liegt irgendwo dazwischen und den exakten Punkt darf jeder für sich selber herausfinden. Die beste Einstellung ist sicher auch vom Charakter des Lautsprechers oder der gesamten Kette abhängig. Diese Regelbarkeit darf man keinesfalls negativ bewerten, denn sie bietet in ganz ungewohnter Weise Optimierungs-Potential. Sie werden schnell heraushören, wo sich die richtige Einstellung für Ihre Anlage befindet. Ich habe im Zusammenspiel mit der Quadral Platinum M50 die Mittelstellung als die richtige empfunden. Der grundlegende klangliche Charakter des PhoeniX wird durch die Gegenkopplung nicht verändert. Dieser zeichnet sich durch Klarheit und Transparenz aus. Jegliche Überbetonung im Grundton ist ihm fremd. So vermittelt er ein sehr feines Bild. Dabei überzeugt er gleichzeitig mit einem harmonischen Ganzen. Besonders eindrucksvoll vermag der Phoenix nicht nur die Streicher in Rimsky-Korsakovs Scheherazade mit dem Chicago Symphony Orchestra unter Fritz Reiner von der LP wiederzugeben. Sie werden mit zartem Schmelz in perfekter räumlicher Anordnung dargestellt. Das gesamte Orchester interpretiert der MuSiCa NoVa vor allem in Kombination mit dem Pegasus unglaublich farbenprächtig, kraftvoll und leibhaftig. Richtig loslegen kann das Verstärkerduo auch bei fetziger Musik wie Dephazz' Garage Pompeuse. Da spürt man den Drive, und die Füße wippen.

Vier 6550 Leistungsröhren für 2 x 50 Watt. Rechts ein Segment des Netzteils
Vier 6550 Leistungsröhren für 2 x 50 Watt. Rechts ein Segment des Netzteils

Die MC-Phonostufe passt in ihrer musikalischen Auslegung gut zum Hochpegel-Teil. Ich habe sie auch mit der vielfach teureren Plinius Koru verglichen: Erst mit einer derartigen Investition fielen leichte Defizite auf. Bei MuSiCa NoVa haben wir es mit einem stimmigen Gesamtkonzept zu tun. Und wem dies nicht gut genug sein sollte, der investiere ein wenig mehr für eine der besseren MC-Stufen. Denn unser Test-PhoeniX ist mit der einfachsten MC-Variante bestückt.


Wie Peter Gabriels wiederveröffentlichten ersten drei Alben zeigen, macht das Hören mit dem beiden MuSiCa NoVas sowohl über Phono, als auch vom Computer über einen externen Wandler richtig Spaß. Da den LPs ein Download-Gutschein für Flac Files in 24/96 beiliegt, kann man beide Formate im Vergleich genießen. Die originalen Pressungen will man danach nicht mehr hören. Dynamik, Durchsichtigkeit und Detailvielfalt haben beim Reissue deutlich zugelegt. Und das PhoeniX-PeGaSuS-Gespann zeigt dies mit ansprechender Frische und starken, stimmigen Klangfarben auf. Noch imposanter empfand ich die LP von Kari Bremnes Over En By, wo die von maßvollen, doch pointierten Instrumenten-Klängen begleitete Stimme wirklich plastisch den Raum erfüllt.

Den PhoeniX gibt es in verschiedenen optischen Ausführungen. Am preiswertesten ist er mit schwarzer gebürsteter Aluminium Front und Bedienelementen aus Aluminium ebenfalls schwarz oder Alu natur eloxiert
Den PhoeniX gibt es in verschiedenen optischen Ausführungen. Am preiswertesten ist er mit schwarzer gebürsteter Aluminium Front und Bedienelementen aus Aluminium ebenfalls schwarz oder Alu natur eloxiert

Die PeGaSuS Endstufe lässt sich an den beiden Stangen gut greifen und positionieren. Im Betrieb schmeichelt sie dem Auge mit ihren durch die Acrylfront sichtbaren acht Glaskolben
Die PeGaSuS Endstufe lässt sich an den beiden Stangen gut greifen und positionieren. Im Betrieb schmeichelt sie dem Auge mit ihren durch die Acrylfront sichtbaren acht Glaskolben

STATEMENT

PhoeniX und PeGaSuS gefallen mir ausgezeichnet, da sie zusammen musikalisch absolut überzeugen und für ihren Preis kaum Konkurrenz fürchten müssen. Die Ausstattungs-Optionen von MuSiCa NoVa machen sie zu maßgeschneiderten Verstärkern. Blickt man dazu auf Material- und Sicherheits-Aufwand, darf man sich auf ein langes Leben mit schöner Musik freuen.
Gehört mit
Computer Apple MacMini mit OS X El Capitan, Amarra 3.0.3, Audirvana Plus und Qobuz
DA-Wandler Antelope Zodiac plus, Audio-gd Master 7
CD-Player Primare DVD 30
Plattenspieler Brinkmann Bardo mit Musical Life Conductor 10 Zoll, Kenwood KD-990 mit Kenwood Kunststeinauflage
Tonabnehmer Audio Technica AT33PTG/II, Clearaudio Da Vinci
Phono-Vorstufe Plinius Koru, Primare R-20
Vorverstärker Audio-gd Master 9
Endstufe für Bass: zwei Primare A-32
für Mittel-Hochton: Spectral DMA-100 oder Air Tight ATM-3
Lautsprecher Triangle Magellan Grand Concert oder Quadral Platinum M50
Zubehör Audioquest Diamond und Carbon USB, Inakustik Black&White NF-1302, QED Genesis Silver Spiral mit Enacom LS, MudrAkustik Max Netzleiste, Mudra und Audioquest NRG-X2 Netzkabel, AHP Reinkupfer-Sicherungen, Groneberg Wandsteckdosen, mbakustik Raum-Absorber
Möbel Creaktiv Audio mit Absorberböden, Finite Elemente Pagode, Audio Exklusiv d.C.d. Basis
Herstellerangaben
MuSiCa NoVa PhoeniX 2.2
Eingänge, alle RCA Phono/Aux1, Phono/Aux2, CD, Tuner, Tape1, Tape2 und Loop
Ausgänge 2 x RCA main output; 12V Trigger Klinke 3,5
Fremdspannungsabstand -92 db
Röhrenbestückeung 2x ECC82 zuzüglich optionale Module
Frontblenden-Optionen Alu schwarz eloxiert oder Messing hochglanzpoliert/verchromt
Bedienteil-Optionen Alu schwarz der. natur eloxiert oder Messing hochglanzpoliert/verchromt oder vergoldet
Netzspannung 115V / 230V umschaltbar
Abmessungen H 60 x B 430 x T 259
Gewicht 6kg
Preis ab 1990 Euro, Aufpreis Verchromung Testgerät 200 Euro
Preis Phono MM ab 290 Euro
Preis Phono MC ab 590 Euro
Preis SubVol-modul 290 Euro
IR-Fernbedienung ab 25 Euro
Herstellerangaben
PeGaSuS 50/50 V 2.1
Empfindlichkeit Stereo RCA / 775mV an 100kOhm
Leistung 50W an 4 Ohm oder 8 Ohm
Fremdspannungsabstand -82 dB
Frequenzgang (-3dB) 25Hz bis 50kHz
Röhrenbestückung 4x 6922 und 4x 6550 (oder auf Wunsch 4x KT88)
Frontblenden-Optionen Alu schwarz eloxiert oder Messing hochglanzpoliert/verchromt
Bedienteil-Optionen Alu schwarz, natur eloxiert oder Messing hochglanzpoliert/verchromt oder vergoldet
Netzspannung 115V / 230V umschaltbar
Abmessungen H 190 x B 430 x T 370
Gewicht 23kg
Preis ab 2990 Euro, Aufpreis Verchromung Testgerät: 200 Euro

Hersteller
MuSiCa NoVa
Anschrift Inhaber: Harald Pensel
Max-Reger-Str. 89
90571 Schwaig
Telefon +49 911 5394955
Mobil +49 171 6778131
E-Mail info@musicanova-ihp.de

Weitere Informationen

  • Imagefolder tests/16-03-29_musicanova
Freitag, 24 März 2006 01:00

AVDesignHaus

Hersteller
AVDesignHaus
Anschrift Rainer Horstmann
Rothertstraße 8
59555 Lippstadt
Telefon +49 2941 6691118
Fax +49 172 5284039
E-Mail info@avdesignhaus.de
Web www.avdesignhaus.de
Mittwoch, 22 März 2006 01:00

Expolinear High End Vertrieb

Vertrieb
Expolinear® Elektroakustik
Anschrift Jörg Henning-Reinelt
Dahlmannstraße 19
10629 Berlin
Telefon +49 30 8739454
Mobil +49 172 7828379
Fax +49 30 8738038
E-Mail info@expolinear.de
Web www.expolinear.de

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