Schlichter geht es nicht: Weder Tasten noch Drehknöpfe am Vorverstärker, an den Endstufen-Monos nur ein Standby-Schalter. Das alles in einem warmen Weißton gehalten, als Schmuck lediglich ein paar Seitenwangen aus handschmeichlerischen Holz. Bei seiner Verstärkerkombination setzt van den Hul ebenso auf Understatement wie bei seiner Weltklasse-Phonostufe The Grail.

Die Vorstufe (oben) kommt mit einer massiven Fernbedienung und einem ausgelagerten Netzteilteil. Während es hier gar keine Bedienungselemente auf der Frontplatte gibt, besitzen die Endstufen einen Standby-Schalter
Die Vorstufe (oben) kommt mit einer massiven Fernbedienung und einem ausgelagerten Netzteilteil. Während es hier gar keine Bedienungselemente auf der Frontplatte gibt, besitzen die Endstufen einen Standby-Schalter

Eigentlich hätte ich mich ja schon längst daran gewöhnt haben müssen, dass eine Vorstufe heutzutage nicht mehr so aussieht wie etwa die ungemein sympathische EAR 912 mit ihren neun Schaltern, einem Potentiometer und zwei analogen Pegelanzeigen auf der Frontplatte. Da ich mich deren nostalgischen Charmes – und erdverbundenen Klanges – jedoch nun schon eine Weile erfreue, wirken moderne Konzepte wie beispielsweise das der Viola Crescendo mit ihrer iPod touch Fernbedienung für mich immer noch ein wenig fremd. Als ich beim Aufbau von van den Huls The Emerald schlicht vergessen hatte, das ausgelagerte Netzteil mit dem Netz zu verbinden und sich die Vorstufe daher einfach nicht einschalten lassen wollte, widmete ich mich erst einmal der Fernbedienung, um die Spannung der Batterie zu überprüfen. Das Gehäuse ist zwar schon fast ein wenig zu groß, um wirklich handlich zu sein, kann aber als pars pro toto für den Qualitätsanspruch von van den Hul gelten: Die obere Schale wurde aus dem Vollen herausgearbeitet und der Boden ist mit acht Schrauben befestigt. Hier hat man jedenfalls nicht gespart. Da die Batterie noch genügend Energie besaß, habe ich genauer hingeschaut, das Netzkabel eingesteckt und die Vorstufe dann doch in Betrieb nehmen können. Der „On/Off“-Druckknopf auf der Fernbedienung ist strenggenommen ein Standby-Schalter, da sich am Netzteilgehäuse der Hauptschalter befindet.

Die Fernbedienung für die Vorstufe: Die Eingänge lassen sich direkt anwählen und auch eine Balance-Regelung ist vorhanden. Die Verarbeitung des Metallgehäuses ist vorbildlich
Die Fernbedienung für die Vorstufe: Die Eingänge lassen sich direkt anwählen und auch eine Balance-Regelung ist vorhanden. Die Verarbeitung des Metallgehäuses ist vorbildlich

Auch bei den Gehäusen der Vor- und Endstufen setzt van den Hul auf Solidität: Sie werden aus sechs respektive zehn Millimeter starken Stahlplatten aufgebaut, die der magnetischen Abschirmung dienen sollen. Sie bewirken aber auch, dass selbst die Vorstufe knapp 20 Kilogramm auf die Waage bringt. Bei dem identisch aufgebauten aufgebauten Gehäuse der Phonostufe wirkte die schiere Masse auch Mikrofonie-Effekten entgegen. Die spielten aber bei den Signalspannungen in der Line-Vorstufe so gut wie keine Rolle mehr, erklärte Jürgen Ultee, der Entwickler der van-den.Hul-Elektronik, während eines Telefongesprächs.

Wie beim Grail kämen auch bei The Emarald Hochfrequenz-geeignete Platinen mit vergoldete Leiterbahnen, auf 0,1 Prozent selektierte Bauteile und das „Accumulator Simulation Power Supply“ zum Einsatz, das die Vorteile eines Akkus mit denen einer Netzversorgung kombiniere. Die Versorgungsspannung liege bei 36 Volt. Obwohl die vollsymmetrische Vorstufe mit ihrer kaskadierten Eingangsschaltung, die abermals einen doppelten Bauteileaufwand erfordere, ohne Gegenkopplung arbeite, besitze sie dennoch einen sehr geringen Klirrfaktor. Die MosFet-Ausgangsstufe erlaube es auch, längere Kabelstrecken verlustfrei zu treiben. Weder bei der Eingangswahl noch bei der Lautstärkeregelung kämen elektronische Schalter zum Einsatz. Relais arbeiteten einfach verlustfreier. Ein Vielzahl von diesen erlaubten in Kombination mit selektierten Widerständen sowohl eine sehr feine Pegeleinstellung in 128 Stufen von je 0,75 Dezibel als auch eine Balance-Regelung.


Das externe Netzteil der Vorstufe bildet mit den Stabilisierungen, den Stromquellen und den Gyratoren im Hauptgehäuse das „Accumulator Simulation Power Supply“
Das externe Netzteil der Vorstufe bildet mit den Stabilisierungen, den Stromquellen und den Gyratoren im Hauptgehäuse das „Accumulator Simulation Power Supply“

Die LCD-Anzeige informiert über den gewählten Eingang, die Lautstärke, die Balance und die Aktivierung des Mutings. Die Einstellungen lassen sich allein über die oben beschriebene Fernbedienung vornehmen. Anders als bei der Phonostufe bestimmt die Art des Eingangs – symmetrisch oder unsymmetrisch – nicht die Art des Ausgangs, den intern arbeitet die Vorstufe vollsymmetrisch. Das tut auch die Eingangsstufe der Endverstärker, die als reine Stromverstärker ausgelegt sind. Man müsse die aktiven Bauelement artgerecht verwenden, und ein Transistor verstärke eben Strom, merkt Jürgen Ultee an. Am Eingang des Excalibur verwende er eine Diamant-Verstärkerstufe oder Satri-Schaltung und lediglich die letzte Stufe, die mit MosFets arbeite, sei nicht symmetrisch, sondern massebezogen. Der Verstärker werde sozusagen von außen überwacht, die Schutzschaltungen gegen Kurzschluss und Gleichstrom am Eingang lägen nicht im Signalweg. Am Eingang werde das Signal auf 380 Kilohertz begrenzt, intern sei der Verstärker bis 10 Megahertz linear, damit Signale von 10 Hertz bis 100 Kilohertz mit derselben Geschwindigkeit verarbeitet würden, so dass die Phasenbeziehungen erhalten blieben. Ein hoher Selektionsgrad bei den Transistoren ermögliche niedrige Verzerrungen trotz sehr geringer Gegenkopplung.

Das Display der Vorstufe informiert über den gewählten Eingang, den Ausgangspegel und die Balance-Einstellung
Das Display der Vorstufe informiert über den gewählten Eingang, den Ausgangspegel und die Balance-Einstellung

Ich hatte The Emerald und Excalibur mehrere Wochen voller Genuss an den LumenWhite gehört, denn eine kurze Gegenüberstellung mit bekannten Komponenten mit ein paar Testscheiben kann meiner Erfahrung nach zu recht trügerischen Resultaten führen. Was beim direkten Vergleich kurzzeitig begeistert, kann auf Dauer langweilen oder nerven. Im Langzeitbetrieb konnten die van den Huls jedenfalls schon überzeugen: Sie gaben sich recht relativ unauffällig, agierten in sich stimmig und sorgen auch für die nötige Spannung. Die Vergleiche mit der EAR und den Ayon Monos dienen abschließend der genaueren Einstufung der Leistungen in den bekannten Hifi-Kriterien. Und diese Gegenüberstellung mache ich aus ganz pragmatischen Gründen statt an der LumenWhite an den Maestro GSE der amerikanischen Lautsprechermanufaktur Audiomachina, die zwar die Chassis von renommierten Herstellern bezieht, die aus dem Vollen gearbeiteten Aluminium-Gehäuse aber selbst fertigt. Die optisch so zierlichen Schallwandler hatte ich am Wochenende mit Volker Bohlmeier, dem Chef des deutschen Vertriebs, aufgebaut und wollte nun die jeweils knapp zwei Zentner schweren Monolithen nicht mehr aus dem Hörraum schaffen. Die Maestro glänzen mit einem straffen, aber dennoch etwas fülligeren Oberbass als die Lumen.

Die Lautstärke wird mit Relais und Widerständen geregelt. 128 Stufen von 0,75 Dezibel ergeben einen Regelbereich von 95,25 Dezibel
Die Lautstärke wird mit Relais und Widerständen geregelt. 128 Stufen von 0,75 Dezibel ergeben einen Regelbereich von 95,25 Dezibel

Beim Köln Concert entwirft The Emerald ein minimal klareres und offeneres Klangbild, bei dem Details ein wenig mehr in den Fokus gerückt werden. Die Dynamik der Anschläge kommt hier ebenso differenziert und fein rüber wie beim EAR 912, der die subjektive empfundene Temperatur im Saal allerdings um zwei, drei paar Grad erhöht. Wenn es um den musikalischen Fluss geht, nehmen sich die vollsymmetrische Transistor- und die an Ein- und Ausgängen mit Trafos versehene Röhrenschaltung allerdings nichts. Malcolm Arnolds English Dances in der Lyrita-Einspielung verlangt den Verstärkern ein Fülle von Klangfarben, eine weitläufige Raumdarstellung und gute Leistungen in puncto Grobdynamik ab. Doch bevor EAR und vdH hier gegeneinander antreten genießt letzterer noch ein wenig Zuwendung. Denn der Vergleich wäre in soweit etwas unfair, als dass die EAR auf einer bFly Audio BaseTwo Pro steht und auch an der ein oder anderen Stelle noch ein wenig getunt wurde. Daher bekommt The Emerald erst einmal einen Satz bFly Master 1 spendiert, der für eine etwas größere Abbildung sorgt. Nordosts Pulsar Points aus Titan sorgen allerdings noch zusätzlich für etwas mehr Raumtiefe und ein bisschen zusätzliche Spielfreude und bleiben deshalb während des Tests unter dem Emerald.


Die Gehäusedeckel sind innen bedämpft
Die Gehäusedeckel sind innen bedämpft

Und so sind es auch die gerade genannten Disziplinen, ein denen The Emerald einen Hauch Überlegenheit demonstriert. Dass der EAR 912 im Tieftonbereich ein wenig fülliger agiert, lässt ihn eine Spur langsamer erscheinen, sorgt aber auch für wärmere, sattere Farben. Ohne hier liebgewonnene Clichés reproduzieren zu wollen: Der van den Hul verwöhnt mit etwas mehr Raum, Auflösung und Schnelligkeit, der EAR mit Wärme und Wucht. Allerdings sind die unterschiedlichen Charakteristiken nur sehr leicht ausgeprägt, die Vorstufen klingen nicht so verschieden, wie die Beschreibung oben vermuten lassen könnte. Beide agieren auf einem recht ähnlichen, sehr hohen Niveau, sprechen aber Musik- und High-End-Fans mit leicht unterschiedlichen Vorlieben an.

In der Endstufe sitzen zwei Lüfter, von deren Existenz ich vor dem Öffnen des Gehäuses nichts bemerkt habe. Selbst bei hohen Pegeln wurden sie nicht aktiv oder waren einfach nicht zu hören – auch in den Spielpausen!
In der Endstufe sitzen zwei Lüfter, von deren Existenz ich vor dem Öffnen des Gehäuses nichts bemerkt habe. Selbst bei hohen Pegeln wurden sie nicht aktiv oder waren einfach nicht zu hören – auch in den Spielpausen!

Die LumenWhite sind den vorgeschalteten Verstärkern für jedes bisschen Unterstützung im obren Bassbereich dankbar. Da bildeten die Ayons und die EAR ein nahezu ideales Team. Dass sie hervorragend zusammenpassen, wird aber auch an den Audiomachina noch einmal kurz deutlich, als ich von den vdH-Endstufen auf die Röhrenmonos umstecke, ohne daran zu denken, dass diese statt mit The Emerald noch mit der EAR 912 verbunden waren. Die Röhren-Vor- und Endstufen-Kombination bezaubert mit einer sehr luftigen, breiten und tiefen Raumillusion, wirken mit ihrem satten Bass an der Maestro GSE aber eine Spur behäbig – eine Tendenz, die beim Vergleich der beiden Vorstufen in Kombination mit den Excalibur ja auch schon aufblitzte.

Nur ein hoher Selektionsgrad bei den Bauteilen wie hier den Endstufen-Transistoren ermöglicht geringe Verzerrungen trotz sehr sparsamen Einsatzes von Gegenkopplung
Nur ein hoher Selektionsgrad bei den Bauteilen wie hier den Endstufen-Transistoren ermöglicht geringe Verzerrungen trotz sehr sparsamen Einsatzes von Gegenkopplung


Wenn The Emerald wieder die Vorverstärkung übernimmt, gewinnt die Wiedergabe an Geschwindigkeit, aber auch noch einmal minimal an Offenheit. Es ist also die EAR 912, deren an der LumenWhite hochwillkommener Schuss Euphonie im Zusammenspiel mit der Audiomachina ein wenig Drive kostet. In dieser Konstellation führt der ehrlichere, offene Charakter der Emerald zu einem besseren Endergebnis. Der Wechsel von den Ayon zu den Excalibur macht klar, dass sich die beiden nichts schenken, wenn es um Schnelligkeit und Rhythmus geht. Die Röhren-Monos betören zwar mit einem etwas schmeichlerischen Bass, van den Huls Transistor-Amps können einen aber mit der besseren Durchzeichnung und einem noch ein Stückchen weiter ausgedehnten Raum für sich einnehmen. Auch das ein oder andere zusätzliche, ganz selbstverständlich in den musikalischen Fluss integrierte Detail unterstreicht die Klasse der so unpretentiös auftretenden Excalibur-Amps.

Die Anordnung der Ein- und Ausgänge bei The Emerald belegen den strikten Mono-Aufbau. Beim Excalibur akzeptiert die XLR-Buchse symmetrische und unsymmetrische Signale. Für Bi-Amping kann das Signal durchgeschleift werden
Die Anordnung der Ein- und Ausgänge bei The Emerald belegen den strikten Mono-Aufbau. Beim Excalibur akzeptiert die XLR-Buchse symmetrische und unsymmetrische Signale. Für Bi-Amping kann das Signal durchgeschleift werden

STATEMENT

The Emerald und die beiden Excaliburs fühlen sich dem Begriff High Fidelity im besten Sinne des Wortes verpflichtet: Sie dienen der Musik und hüten sich, ihr ihren eigenen Stempel aufzudrücken. Das macht sie klanglich fast ebenso unauffällig, wie dies optisch ihre funktionalen Gehäuse tun. Auf welch hohem Niveau die van den Huls wirklich spielen, erschließt sich erst bei längerem Hörgenuss oder im direkten Vergleich. Nehmen Sie sich die Zeit, und die wahre Klasse von The Emerald und den Excaliburs zu erleben. Sie haben es verdient.
Gehört mit
Plattenspieler Brinkmann LaGrange mit Röhrennetzteil
Tonarm AMG Viella 12‟, Thales Simplicity
Tonabnehmer Einstein The Pickup, Brinkmann EMT ti, Lyra Olympos
Phonostufe Einstein The Turntable’s Choice, van den Hul The Grail
Computer iMac 27‟, 3.06 GHz Intel Core 2 Duo, 8 GB, OS X Version 10.9.2
Audioplayer Amarra Symphony 2.6, Pure Music 2.0.2
CD-Laufwerk Wadia WT3200
D/A-Wandler Mytek 192-DSD-DAC, M2Tech Young und Van Der Graaf
Vorverstärker EAR Yoshino 912
Endstufe Ayon Epsilon mit KT 150
Lautsprecher LumenWhite DiamondLight Monitors, Audiomachina Maestro GSE
Kabel Precision Interface Technology, Sunwire Reference, HMS Gran Finale Jubilee, Audioplan Powercord S, Audioquest, Swiss Cables Reference, Goebel High End Lacorde
Zubehör PS Audio Power Plant Premier, Clearaudio Matrix, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Finite Elemente Pagode Master Reference Heavy Duty und Cerabase, Harmonix Real Focus
Herstellerangaben
van den Hul The Emerald
Eingänge 2 x XLR, 2 x Cinch, gleichzeitig zu nutzen, wenn die Gesamt-Lastimpedanz über 10 kOhm liegt
Eingangsimpedanz 10 kOhm gegen Masse
Ausgänge 1 x XLR, 1 x Cinch
Ausgangsimpedanz 350 Ohm
Ausgangsspannung > 6 Vss (XLR)
Frequenzgang 5 Hz – 20 kHz ±0,2 dB
Verzerrungen < 00,1% bei 1 kHz und 1 Vrms am symmetrischen Ausgang
Gewicht 19 kg ohne externes Netzteil
Garantie 2 Jahre
Preis 13900 Euro
Herstellerangaben
van den Hul Excalibur
Leistung 110 Watt an 8 Ohm, 150 Watt an 4 Ohm
Eingang XLR
Eingangsimpedanz 33 kOhm
Ausgang WBT nextgen, XLR durchgeschleift
Verzerrungen < 0,1% bei 50 Watt an 8 Ohm, faktisch nur K2
Gewicht 26 kg
Garantie 2 Jahre
Paarpreis 19900 Euro

Vertrieb
B&T hifi vertrieb GmbH
Anschrift Hauptstr. 14
40699 Erkrath
E-Mail team@bthifi.com
Web www.bthifi.com

Weitere Informationen

  • Imagefolder tests/14-10-20_vdh
Freitag, 17 Oktober 2014 02:00

Ein Besuch beim Klangmeister

Lemgo, An der Bega 10: Diese Adresse ist hifidele Geschichte. Dieter Fricke ist der Mann, der an diesem Ort seit Jahrzehnten seine audiophilen Gedanken in Taten umsetzt. Heute befindet sich in diesem Haus die Klangmeister MT HiFi HandelsGmbH

Der erste Kontakt mit den Klangmeistern? Telefonisch kommen Sie an dieser freundlichen jungen Dame kaum vorbei. Stephanie-Babette Fricke ist Gesellschafterin des Unternehmens
Der erste Kontakt mit den Klangmeistern? Telefonisch kommen Sie an dieser freundlichen jungen Dame kaum vorbei. Stephanie-Babette Fricke ist Gesellschafterin des Unternehmens

Seit 1972 werden hier hochwertige HiFi-Komponenten entwickelt und gefertigt. Begonnen hat es 1975/76 mit der ersten Vorverstärker-Endstufen-Kombination von Audiolabor. Die berühmten VV 2020 und ES 2075 gefielen nicht nur wegen ihrer klanglichen Klasse, sondern waren auch über eine mechanisch-elektrische Schnittstelle zusammensteckbar – eine ausgefallene Idee. Vater dieser hochgelobten Audiolabor Erstausgabe war damals Helmut Brinkmann mit der Unterstützung von Dieter Fricke, der über reichlich High-End-Erfahrung verfügte. Er hatte bereits für angesehene Hersteller gearbeitet. Dazu gehörten Marken wie Acoustic Research, Phase Linear oder New Acoustic Dimension, später kurz NAD.

Dieter Fricke ist der Grandseigneur der Klangmeister. Mit seiner Erfahrung von über 50 Jahren ist er noch aktiv im Alltagsgeschäft tätig, aber vor allem unternehmerischer Visionär
Dieter Fricke ist der Grandseigneur der Klangmeister. Mit seiner Erfahrung von über 50 Jahren ist er noch aktiv im Alltagsgeschäft tätig, aber vor allem unternehmerischer Visionär

Der Klangmeister-Firmensitz liegt im Gewerbegebiet am Rande der ostwestfälischen Stadt mit ihrem sehenswerten Altstadtkern. Äußerlich wirkt das Anwesen eher bescheiden und auch in den unzähligen Räumen des mehrstöckigen Firmengebäudes findet man weder Prunk noch Protz, sondern Kreativität und reichlich Arbeit. Gleich im Eingangsbereich warten frisch angelieferte Lautsprecher auf ihre Bearbeitung.

Diese Lautsprecher werden zu neuer Klangqualität aufgearbeitet
Diese Lautsprecher werden zu neuer Klangqualität aufgearbeitet

Unbekannt sind die Klangmeister in der Szene keineswegs. Seit der Firmengründung in Lemgo im Jahr 2004 wurde in der Fachpresse, aber auch in Tageszeitungen wie der Berliner Morgenpost oder im Technik-Teil der Frankfurter Allgemeinen Zeitung über sie berichtet. Diese Publicity hat erfreulicherweise Früchte getragen, und man beklagt sich An der Bega 10 wirklich nicht über einen Mangel an Arbeit. Grund dafür sind jedoch vornehmlich die stetig zunehmenden Weiterempfehlungen zufriedener Kunden.


Geschäftsführer Dipl.Ing. Georg Stracke prüft im ersten Arbeitsgang persönlich die zugesandten defekten Lautsprecher. Vorn rechts auf der Box steht ein Pioneer HPM 150 Piezo-Rundum-Hochtöner
Geschäftsführer Dipl.Ing. Georg Stracke prüft im ersten Arbeitsgang persönlich die zugesandten defekten Lautsprecher. Vorn rechts auf der Box steht ein Pioneer HPM 150 Piezo-Rundum-Hochtöner

Die Tatsache, dass Georg Stracke zu den Klangmeistern stieß und dann in der GmbH gemeinsam mit Karin Sundermann die Geschäftsführung übernahm, war für die aktuelle Ausrichtung des Unternehmens maßgeblich. Sein technisches Know-how als Diplom-Ingenieur der Nachrichtentechnik und seine praktische Erfahrung vor allem bei der Entwicklung von aktiven Lautsprechern im Hause Quadral machen ihn zu einem kompetenten, ergänzenden Partner für Dieter Fricke. Auch wenn dieser inzwischen mit über siebzig Jahren verdientermaßen die Verpflichtungen, die eine Unternehmensführung abverlangt, in jüngere Hände gelegt hat, bleibt er der Mastermind der Klangmeister. In Georg Stracke hat er nach Jahren des Suchens einen Gleichgesinnten an seiner Seite, der sein aus Erfahrung gesammeltes Wissen mit jungem, modernem Technik-Know-how ergänzt.

Zur Zeit noch ein trauriger Anblick: Das uralte Sonab Chassis wird bald wieder wie neu klingen
Zur Zeit noch ein trauriger Anblick: Das uralte Sonab Chassis wird bald wieder wie neu klingen

Die Klangmeister beschäftigen sich, kurz gesagt, mit Service, Tuning, Entwicklung, Raumakustik, Informationsveranstaltungen und Handel. Der Service ist der Grundstein des Firmenkonzepts und in der Szene weitgehend bekannt. Es geht hier um die Reparatur defekter Chassis oder die Überholung ganzer Lautsprecher. Damit sind die Klangmeister für jeden interessant, der einen defekten Lautsprecher hat – zumindest solange dieser nach dem dynamischem Prinzip arbeitet.

Selbst dieses alte Teil, das Dieter Fricke mit leichtem Stirnrunzeln in die Kamera hält, wird auf Kundenwunsch wieder fit gemacht
Selbst dieses alte Teil, das Dieter Fricke mit leichtem Stirnrunzeln in die Kamera hält, wird auf Kundenwunsch wieder fit gemacht

Lohnt es sich, ein altes, defektes Chassis zu reparieren? Nahezu immer, zumindest aber, wen es aus einer hochwertigen Lautsprecherbox stammt – mag sie auch noch so in die Jahre gekommen sein. Man könnte das defekte Chassis ausbauen und zwecks Reparatur oder Austausch an den Hersteller oder an seinen Vertrieb schicken. Das bedeutet aber in der Regel einen sehr viel höheren Preis als den, den die Klangmeister berechnen, die angeben, um bis zum Faktor drei günstiger zu sein. Zum Erhalt der Kanalgleichheit empfiehlt sich natürlich die Aktualisierung beider Chassis. Fehlerquellen bei Lautsprecherchassis gibt es mehr als allgemein bekannt. Augenfällig ist natürlich eine zerbröselte Schaumstoffsicke, die sich im Laufe ihres Lebens langsam, stetig und unmerklich auflöst und oftmals erst beim Abnehmen der Frontverkleidung mit Entsetzen bemerkt wird. Da sollte selbstredend das Pendant im anderen Kanal gleich mit gewechselt werden, denn auch dort wird der Fehler über kurz oder lang auftreten.


Der Vorrat an diversen Gummi-Sicken
Der Vorrat an diversen Gummi-Sicken

Aber auch Defekte am Antrieb, der Schwingspule und an der Membran, wenn sie beispielsweise rissig ist, sind Dinge, die die Klangmeister wieder richten. Problematisch sind schleichende Fehler, die kaum bemerkt werden und optisch nicht wahrnehmbar sind. Sie kennen diese mit Flüssigkeit gekühlten Hochtonkalotten? Da ist die Wahrscheinlichkeit nicht zu unterschätzen, dass sich die Viskosität des Fluids mit der Zeit verändert. Dies hat eklatante Auswirkungen auf den Frequenzgang, und es kann lange dauern, bis dies zum Totalausfall führt. So kann es passieren, dass man lange Zeit einen Frequenzverlauf hört, der mit dem Original nur noch wenig zu tun hat, weil der Hochtöner die ihm zugedachten tieferen Frequenzen durch die zähe gewordene Kühlflüssigkeit nicht mehr adäquat überträgt.

Karin Sundermann ist verantwortlich für die Abteilung Chassis-Reparatur. Hier kümmert sie sich gerade um ein Tannoy Koax-Chassis. Aus bautechnischen Gründen ist die Verwendung einer Gummisicke hier leider nicht möglich. Deshalb wird eine Original-Sicke von Tannoy verklebt. Der Spezialkleber kommt von der Jowat AG aus Detmold. Frequenzgenerator und Verstärker im Hintergrund dienen der mechanischen Überprüfung des reparierten Chassis
Karin Sundermann ist verantwortlich für die Abteilung Chassis-Reparatur. Hier kümmert sie sich gerade um ein Tannoy Koax-Chassis. Aus bautechnischen Gründen ist die Verwendung einer Gummisicke hier leider nicht möglich. Deshalb wird eine Original-Sicke von Tannoy verklebt. Der Spezialkleber kommt von der Jowat AG aus Detmold. Frequenzgenerator und Verstärker im Hintergrund dienen der mechanischen Überprüfung des reparierten Chassis

Dies ist nur ein Grund, seinen Lautsprecher nach langer Benutzungsdauer einmal komplett checken zu lassen. Beim Auto sieht das jeder ein – zugegeben, da können die Folgen mangelnder Wartung fataler sein. Sicherlich ist ein Lautsprecher-Check oftmals mit erheblichem Aufwand verbunden. Aber das gute Gefühl, seinen geliebten Schallwandler in einwandfreiem Zustand zu wissen, sollte doch auch etwas wert sein. Schließlich steht seit der Anschaffung der Lautsprecher oftmals schon das vierte neue Auto in der Garage. Von Gleichbehandlung kann da keine Rede sein. Die Technologie im Lautsprecherbau hat sich in der Vergangenheit nur wenig entwickelt und auch nicht immer nach vorn. Somit gehört eine betagte Box nicht auf den Schrott, sondern kommt besser einmal zur Inspektion. Der Lautsprecher hat ja auch im Wohnraum schon seinen festen Platz. Anders als bei einer Neuanschaffung fällt bei einer Aufarbeitung die Diskussion im Familienkreis bezüglich der optischen Akzeptanz erfreulicherweise komplett unter den Tisch. Also nicht nur im Falle eines sichtbaren oder hörbaren Defekts ist eine Reise oder ein Abstecher nach Lemgo mit den Boxen im Kofferraum im Sinne des audiophilen Genusses eine gute Sache.

Die wollen alle noch repariert sein
Die wollen alle noch repariert sein

Die Klangmeister tun erheblich mehr, als nur zu reparieren. Die Box wird in allen akustisch relevanten Punkten überprüft. Konkret bedeutet dies: Sind die Chassis noch auf ihrem ursprünglichen qualitativen Niveau? Ist an der Frequenzweiche eine schädliche Alterungserscheinung auszumachen? Lässt sich die Weiche mit modernen Mitteln optimieren, um eine Klangverbesserung zu erreichen? Gehen wir einmal kritisch an die Sache ran. Wenn ich eine Box von Firma „X“ besitze und die defekten Mitteltöner durch zwei neue von „X“ austausche, ist in diesem Bereich wieder alles original. Der Klangmeister hingegen tauscht zum Beispiel die alte, marode Schaumstoffsicke gegen eine langlebigere Gummisicke – für deutlich weniger Geld. Schön, aber habe ich dann noch den gleichen Klang? Besser als vorher klingt es immer, da die Sicke ja defekt war und reichlich akustische Schweinereien zugelassen und selber verursacht hat. Nur ändert so eine Reparatur nicht auch die elektrischen und mechanischen Parameter, die in Fachkreisen Thiele-Small Parameter heißen? Genau hierauf achten die Klangmeister und sorgen dafür, dass eine Abweichung von den Sollwerten des Herstellers nach der Reparatur garantiert ausgeschlossen ist. Oftmals ist der Toleranzbereich des Herstellers deutlich größer als beim überarbeiteten Chassis. Hier gibt es also nichts zu befürchten.


Der kleine Aufkleber nach der Endkontrolle beweist: Reparatur durchgeführt, geprüft und für so gut wie neu befunden
Der kleine Aufkleber nach der Endkontrolle beweist: Reparatur durchgeführt, geprüft und für so gut wie neu befunden

Wirklich interessant wird es bei einer kompletten Durchsicht des gesamten Lautsprechers. Während dies einige Zeit des Schraubens und Messens in Anspruch nimmt, überbrückt Georg Stracke dem Besucher die Wartezeit mit einer eindrucksvollen Demonstration: Im Erdgeschoss liegt ein Hörraum, in dem eine HiFi-Anlage mit CD-Spieler als Tonquelle und normaler, eher bescheidener Elektronik, nämlich einem ganz gewöhnlichen Vollverstärker aus Japan, an einem präparierten Lautsprecher spielt. Das Besondere an dieser Écouton LQL 50 ist die außen liegende Frequenzweiche, die schnell durch Umstecken der Bauteile verändert werden kann. Damit führt Georg Stracke die klanglichen Auswirkungen unterschiedlich aufwendiger Frequenzweichen-Konzepte vor.

Harry Roloff überprüft die kompletten Lautsprecher – hier eine betagte MB Quart – und ermittelt Verbesserungs-Möglichkeiten. Seine Arbeit ist eine wichtige Grundlage für den Neuaufbau der Frequenzweiche. Im Nebenberuf fertigt Harry Roloff in seiner Firma Form + Ton exklusive Lautsprecher-Skulpturen aus Beton
Harry Roloff überprüft die kompletten Lautsprecher – hier eine betagte MB Quart – und ermittelt Verbesserungs-Möglichkeiten. Seine Arbeit ist eine wichtige Grundlage für den Neuaufbau der Frequenzweiche. Im Nebenberuf fertigt Harry Roloff in seiner Firma Form + Ton exklusive Lautsprecher-Skulpturen aus Beton

Eine uralte Frequenzweiche kann unter Umständen mit qualitativ ähnlichen Bauteilen anders aufgebaut werden, um den Impedanzverlauf, die Frequenz- oder Phasen-Linearität zu verbessern. Hier wird gezeigt, was passiert, wenn man zusätzlich höherwertige bis extrem aufwendige Bauteile verwendet. Im Spiel sind die Marken Mundorf und Jensen. Es ist absolut frappierend, wie deutlich das Klangbild gewinnt, sobald besseres Material zum Einsatz kommt. Branchen-Insider wissen, dass hochqualitative Bausteine, wie sie heute existieren, vor 20 bis 30 Jahren in dieser Güte nicht kaufbar waren. Aber wozu das Ganze? An dieser Stelle geht es um die Frage, ob man seinen guten alten und zuhause etablierten Lautsprecher musikalisch in einer höheren Liga spielen lassen möchte. Georg Stracke führt bis zu vier Ausbaustufen vor. Die maximale Lösung ist seine, mit bestem Material bestückte symmetrische Weiche. Gegenüber einer Neuanschaffung spart man viel Geld, da als solide Basis die Box ja bereits vorhanden ist. Hat man diese Klangsprünge in der recht einfachen Kette einmal gehört, kann man sich von dem Gedanken kaum lösen. Und genau deshalb, lieber Leser, schreibe ich diesen Firmenbericht. Denn eine so eindrucksvolle Verbesserung an einem gegebenen Lautsprecher hielt ich nicht für möglich.

Ein frei verdrahteter Probeaufbau für den Lautsprecher-Patienten
Ein frei verdrahteter Probeaufbau für den Lautsprecher-Patienten

Die Unterschiede liegen keineswegs in einer Veränderung der tonalen Balance. Die soll ja beibehalten werden. Vielmehr wachsen Schritt für Schritt die Transparenz, die räumliche Darstellung und die Leichtigkeit der Darbietung. Dabei begeistern mehr und mehr die scharfen Konturen im Tiefbass genau wie die seidige Violine und das Verklingen des Orchesters im Raum am Ende des Konzerts.


Georg Stracke erklärt, wie er an der kleinen Écouton LQL 50 die Weichenteile oben auf dem Gehäuse verändert. Die Weiterentwicklung von Frequenzweichen ist ein Schwerpunkt der Arbeit des Diplom-Ingenieurs
Georg Stracke erklärt, wie er an der kleinen Écouton LQL 50 die Weichenteile oben auf dem Gehäuse verändert. Die Weiterentwicklung von Frequenzweichen ist ein Schwerpunkt der Arbeit des Diplom-Ingenieurs

Natürlich kostet der Spaß auch. Die Klangmeister beraten im eigenen Interesse selbstverständlich dahingehend, welche Ausbaustufe im Einzelfall musikalisch Sinn macht. Leider ist dieses Lautsprecher-Tuning nicht sichtbar, die Box bleibt wie sie ist, lediglich ein Aufkleber an der Rückseite des Gehäuses gibt einen dezenten Hinweis. Da ist Auto-Tuning was anderes. Spoiler, Felgen und wohlklingende Namen lassen jeden wissen, dass man investiert hat. Uns Musikliebhabern bleibt das gute Gefühl und der Stolz auf eine kluge Entscheidung. Die Klangmeister denken gerade darüber nach, ob sie in Zusammenarbeit mit einem ausgesuchten Kreis von Fachhändlern diese Optimierungen von Weichen besser publik machen können. Man müsste dann nicht unbedingt nach Lemgo pilgern, um sich beeindrucken zu lassen.

In Georg Strackes Hand liegt das Ergebnis von seinen und Harry Roloffs Messungen und Hörtests
In Georg Strackes Hand liegt das Ergebnis von seinen und Harry Roloffs Messungen und Hörtests

Die Art und Weise, wie die Klangmeister für sich werben, ist ungewöhnlich. Natürlich schalten auch mal sie die eine oder andere Werbung. Weitaus imposanter sind jedoch die Veranstaltungen und Workshops An der Bega 10. In den nächsten Monaten darf man sich auf Vorträge und Vorführungen zur Verbesserung der Raumakustik, zur Optimierung der Lautsprecher- und Geräte-Aufstellung, zu Bassmoden im Hörraum, auf Interpretationsvergleiche von Schuberts „Winterreise“ und viele Themen mehr freuen. Einmal jährlich, im vergangenen September bereits zum zehnten Male, findet in Lemgo „Der Klangmeister-Experience-Day“ statt: Um die sechzig Besucher hatten sich an einem Sonnabend in den akustisch und atmosphärisch prima geeigneten Räumlichkeiten des Spiegelbergzentrums eingefunden. Sie hörten eindrucksvolle HiFi-Komponenten im Vergleich. An diesem Tag standen hochwertige Phono-Vorstufen im Focus.

Der Austragungsort der 10. Klangmeister-Experience-Days am 19./20.September
Der Austragungsort der 10. Klangmeister-Experience-Days am 19./20.September

Vorträge von kompetenter Seite, wie von Gerd Sauermann oder Pierre Wittig, interessierten jeden. Bei letzterem ging es um die Aufarbeitung von Oldtimer-Elektronik, um sie wie neu erklingen zu lassen. Gerd Sauermann plauderte aus dem Nähkästchen über seine Verstärker-Entwicklungen. Dabei stellte er auf eindrucksvolle Weise die Bedeutung der Verkabelung in Audio-Geräten dar und widerlegte in seiner Theorie die verbreitete These „je kürzer desto besser“, um sie durch die Frage zu ersetzen, „wie lang muss die Verkabelung mindestens sein, damit es gut klingt“. Dieser Denkansatz war für viele, mich eingeschlossen, neu. Der Tag war lang und prall gefüllt mit Hörenswertem. Das Open-End wurde ab circa 20 Uhr durch Auflegen von Vinyl und Musizieren über eine Top-Kette eingeleitet. Natürlich spielte eine Écouton LQL 200 der Klangmeister mit bestmöglicher, nämlich symmetrischer Frequenzweiche.


Mit hochwertigem Equipment wurde auf den 10. Klangmeister-Experience-Days der klangliche Unterschied zwischen einer hochwertigen normalen und der von Georg Stracke entwickelten gleichen, aber symmetrisch aufgebauten Frequenzweiche (links) demonstriert
Mit hochwertigem Equipment wurde auf den 10. Klangmeister-Experience-Days der klangliche Unterschied zwischen einer hochwertigen normalen und der von Georg Stracke entwickelten gleichen, aber symmetrisch aufgebauten Frequenzweiche (links) demonstriert

Begleitet wurde der ganztägige Ohrenschmaus von einer liebevollen Bewirtung durch Margret und Stephanie-Babette Fricke. Als kulinarischen Höhepunkt aus meiner Sicht möchte ich die exzellente Kürbissuppe bezeichnen. Das alles, die aufwendige Veranstaltung und auch die nette Bewirtung, waren für die Teilnehmer kostenfrei. Es wurde jedoch um eine Spende für den Kinderschutzbund in Lemgo gebeten. Dieser Bitte kamen wohl alle freudig nach und honorierten so ihren erlebnisreichen Tag mit einer großzügigen Gabe für einen guten Zweck. Wer in seinem Terminkalender im September 2015 noch freie Wochenenden hat, sollte einen Spätsommer-Ausflug ins Lipperland zum 11. Klangmeister-Experience-Day schon jetzt einplanen. Die Besuche der Workshops erfordern jedoch eine Anmeldung, da die Besucherzahl begrenzt ist. Kontakt-Informationen finden sich auf der Website der Klangmeister. Die ist übrigens extrem vielseitig und aufschlussreich, nicht nur weil sie eine Menge Informationen zum Thema Lautsprecher bereithält.

Etwas im Abseits steht ein Paar von mehreren Klangmeister-Neuentwicklungen
Etwas im Abseits steht ein Paar von mehreren Klangmeister-Neuentwicklungen

Viele Details erfährt man dort auch über die jüngste Kreation der Klangmeister, die Écouton TransAr, die ob ihrer Musikalität aufs höchste gelobt wird. Wenn man im fünfstelligen Bereich investieren kann, sollte man sich die Écouton TransAr einmal anhören. Es handelt sich hierbei um einen Vollbereichs-Dipol. Das von den Klangmeistern konstruierte Wave-Guide für den Air-Motion-Transformer von Mundorf besitzt eine auf 25 Millimeter reduzierte Öffnung, und die aktive Bass-Konzeption ist ebenfalls außergewöhnlich.

Vier von Altmeister Dieter Fricke neu entwickelte Chassis
Vier von Altmeister Dieter Fricke neu entwickelte Chassis

Neben Frequenzweichen und Lautsprechern werden in Lemgo auch neue dynamische Chassis entwickelt. Dieter Fricke zeigte mir einige Muster und technische Skizzen. Diese Chassis sollen nicht nur in eigenen Produkten eingesetzt werden, sondern werden auch anderen namhaften Herstellern zugänglich gemacht. Es tut sich einiges in Lemgo, An der Bega 10. Aber auch außerhalb dieser Adresse. Denn die Klangmeister besuchen Sie als Kunden auch zuhause, um in Sachen Raumakustik zu beraten und Verbesserungen anzubieten.

Meilensteine des Lautsprecherbaus: rechts die Klassiker Écouton LQL 200 und Écouton LQL150, links die Écouton TransAr mit einer Weiterentwicklung von Dr. Oskar Heils Air-Motion-Transformer und aktivem Bass
Meilensteine des Lautsprecherbaus: rechts die Klassiker Écouton LQL 200 und Écouton LQL150, links die Écouton TransAr mit einer Weiterentwicklung von Dr. Oskar Heils Air-Motion-Transformer und aktivem Bass

Nicht unerwähnt lassen möchte ich, dass sich die Klangmeister mit drei weiteren Hifi-Spezialisten zu einem Verbund zusammengeschlossen haben: Da ist zum einen Dr. Burkhardt Schwäbe aus Isernhagen bei Hannover, der unter der Flagge „audioclassica“ hochwertige Oldtimer wie beispielsweise McIntosh oder Audio Research oder Bandmaschinen von Telefunken oder Ferrograph restauriert. Pierre Wittig arbeitet in seiner HiFi-Zeile in Worpswede ebenfalls HiFi-Schätzchen wieder auf. Das dürfen auch bescheidenere Geräte sein, die man ins Herz geschlossen hat und für das weitere Leben perfekt überholt haben möchte. Vierter im Bunde ist Gerd Sauermann, der neben seiner Verstärker-Produktion auch ein Digital-Analogwandler-Tuning anbietet, soweit der Wandler Potential nach oben bietet. Alle vier Adressen verbindet die sympathische Idee, vorhandene, wertvolle HiFi-Komponenten durch Restauration und Optimierung für die kommenden Jahrzehnte aufzubereiten, damit sie Ihrem Besitzer noch mehr Freude machen als zuvor – auch weil sie oftmals deutlich besser klingen als Neuanschaffungen.

Firmendaten
Klangmeister MT HiFi HandelsGmbH
Anschrift An der Bega 10 + 14
32657 Lemgo
Telefon +49 5261 5810
Web www.klangmeister.de
E-Mail info@klangmeister.de

Weitere Informationen

  • Imagefolder boulevard/14-10-17_klangmeister
Mittwoch, 13 Oktober 2004 02:00

ONKYO EUROPE Electronics GmbH

Vertrieb
ONKYO EUROPE Electronics GmbH
Anschrift Liegnitzer Straße 6
82194 Gröbenzell
Telefon +49 8142 420810
E-Mail support_de@teac-audio.eu
Web www.teac-audio.eu

Es regnet, in der Ferne grollt ganz ohne Membranen erzeugtes göttliches Bassgewitter. Warren Haynes stimmt „Blue Radio“ an, der Nachmittag verspricht unterhaltsam zu werden...

Schon die ersten Gitarrenriffs von Mr. Haynes offenbaren die Ambitionen des Kopfhörerverstärkers aus dem Hause TEAC, er möchte ganz vorne mitspielen. Ein Anspruch, den auch die anderen Mitglieder der jüngst eingeführten Reference 501 Serie schon im Namen tragen. Neben dem Testgerät und dem bereits von uns erprobten Vollverstärker mit Wandler AI-501DA komplettieren der Wandler UD-501 und der CD-Spieler PD-501HR das Ensemble. Stilsicher zitiert das Erscheinungsbild der Linie das robuste Design der Schwestermarke TASCAM, die mit ihren Portfolio tief in der professionellen Audiowelt verwurzelt ist.

Der Lautstärkeregler als Handschmeichler mit fein gegliederter Skala
Der Lautstärkeregler als Handschmeichler mit fein gegliederter Skala

Eine feine Skalierung trifft auf praktische Kippschalter und die Haptik der Drehschalter versprechen ewig währende Funktion. Ein weiterer Fingerzeig in Richtung Profi-Abteilung sind die „Ohren“ an den stabilen Seitenpanellen aus Stahl, wenn auch die kompakten Maße deutlich das 19-Zoll Raster unterbieten. Aber es ist nicht nur der äußere Schein, der liebevoll gepflegt wird, auch der Blick unter die Motorhaube lässt eine kundige Hand erkennen.

Klar gegliedert und hochwertig bestückt
Klar gegliedert und hochwertig bestückt

Um Übersprechen zu minimieren, ist auf einer Platine vereint jeder Verstärkerkanal separat aufgebaut. Als leistungsgerechter Kraftspender für dieses Duo wird ein ordentlicher Ringkerntrafo eingesetzt und das Regiment über die damit erzeugte Verstärkerleistung übernimmt ein standesgemäßes – nicht fernbedienbares – Potentiometer aus dem Hause Alps. Dass TEACs HA-501 zudem nicht sklavisch von einer Quelle abhängig ist, beweist der Eingangswahlschalter. Zwei der insgesamt vier schaltbaren Hochpegelanschlüsse sind ganz klassische Chinch-Kontakte, die Dank großen Abstands auch eine ausladende High-End Verkabelung aufnehmen. Der dritte Eingang auf der Rückseite ist symmetrisch: XLR-Buchsen von Neutrik sorgen für den entsprechenden Kontakt. Mobiles Entertainment wiederum findet seine Heimat an der frontseitigen 3,5-Millimeter-Klinkenbuchse, Digitales bleibt mangels Wandler aussen vor. Wer über so viele Pforten gebietet, ist konsequenterweise auch mit einem zuschaltbaren variablen Ausgang ausgestattet. Einer Bewerbung als Vorstufe steht damit nichts mehr im Wege.


Kopfhörerverstärker oder vielleicht doch eine Vorstufe
Kopfhörerverstärker oder vielleicht doch eine Vorstufe

Der primäre Ausgang ist allerdings die 6,3 mm Klinkenbuchse für den Ohrhörer. Anhand der technischen Daten schreckt dieser Anschluss vor keinem Vertreter der Kopfhörergemeinde zurück. Und so harmonierte der Sennheiser HD 800 nicht nur wunderbar mit dem TEAC, überdies ließen sich mit ihm auch markerschütternde Lautstärkehöhen erklimmen. Um andererseits empfindliche Hörnerven zu schützen, schaltet ein cleveres Tool namens AutoMute die Buchse augenblicklich stumm, sobald der Klinken-Stecker herausgezogen wird. Die Sperre bleibt so lange aktiv, bis der Volumeregler wieder in die Minimal-Stellung zurück gedreht wird. Mit der Fähigkeit, den Dämpfungsfaktor in fünf Stufen auf den angeschlossenen Kopfhörer abzustimmen ist ein ungewöhnliches Feature in das technische Layout implantiert worden.

Physikalisch beschreibt der Dämpfungsfaktor das Verhältnis der Eingangsimpedanz zu der Ausgangsimpedanz zweier miteinander verbundenen Komponenten. So entsteht aus jeder Kombination von Verstärker und Kopfhörer (oder auch Lautsprecher) ein individueller Wert. Vertiefen lässt sich das Thema übrigens in einen unserer Grundlagen-Artikel. Diese elektrische Größe geht nicht spurlos an der Klangentstehung vorbei, da sie direkte Auswirkung auf das Schwingungsverhalten der Membrane hat.

Signalisiert durch eine Anzeige (High, Mid, Low) und befehligt durch einen Drehschalter greift der TEAC bei Bedarf korrigierend in die physikalische Gleichung ein. Der Sennheiser HD 800 bevorzugte die Einstellung Low/Mid bzw. Mid, eine Anpassung in Richtung High quittierte der Hörer mit einem leicht gepressten Klangbild, zudem litt die räumliche Darstellung. Die Justage auf Low füllte den Raum zwar wieder mit reichlich Luft, jedoch litt die Hochtonauflösung.

Optimal eingestellt hängt sich Mr. Haynes nun wieder die Les Paul um, gleichzeitig greift der Drummer zu seinen Sticks. Der Mann an der Schießbude steigt mit einem leisen Trommelwirbel und einer treibenden Bassdrum in den Song ein. Nach und nach gesellen sich die Orgel und Warrens Gitarre dazu. Die Kombination aus TEAC und Sennheiser formt daraus ein glaubhaftes Ganzes in dem jeder HiHat Anschlag mit dem richtigen Timing gesetzt wird, jedes Gitarrensolo den nötigen Drive hat und so ist schon in den ersten bedächtigen Takten die Energie zu spüren, die der Titel entwickeln wird.

Hier findet Symmetrisches Anschluss
Hier findet Symmetrisches Anschluss


Boz Scaggs unterlegt die wunderbare Ballade „Thanks to you“ durchgehend mit einem satten Symthesizer-Baßteppich der wunderbar knorrig und fest umrissen wiedergegeben wird. Seine sonore Stimme und die sparsame Instrumentierung setzen präzise die gewünschten Glanzlichter. Die exzellente Einspielung von Johann Sebastian Bach „Nun kommt, der Heiden Heiland“, die Bruno Cocset, Bertrand Cuiller und Richard Myron für das Label Alpha eingespielt haben, beginnt mit dem feinen Ventilationsgeräusch der Orgel, bevor die ersten Anschläge das Spiel der Viola ergänzen. Die Aufnahme vermittelt einen glaubhaften Eindruck von dem Konzertraum und dem warmem Ton des Streichinstrumentes – nichts davon geht in dieser Übertragungskette verloren. Heiß und innig liebe ich Georg Soltis Interpretation der Zweiten Symphonie von Gustav Mahler. Der bisweilen mit „Totenfeier“ untertitelte erste Satz vereint lyrische Elemente mit vorwärtsdrängenden Streicherpassagen und dramatischen Höhepunkten – kurz: großes Kino! Mit Klangfarben, die frei von Schönfärberei oder Härte sind, vereinen sich in meinem Kopf Bläser, Streicher und Percussionisten zu einem großen Orchester, dem HA-501 sei Dank.

Wie ein roter Faden zieht sich durch alle Musikgenre die Neutralität und Abgeklärtheit der Darbietung. Diese Tugend war die Basis, um den verregneten Nachmittag mit Musik vollendet genießen zu können. Aber auch das Dirigieren von Lautsprechern gelingt mit dem HA-501: Höchst achtbar ist der Auftritt von TEACs Kopfhörerverstärker, sobald er als Vorstufe in Anspruch genommen wird. Überaus rauscharm verwaltet er die Eingänge, die Dosierung der Lautstärke gelingt Dank des hochwertigen Stellers sehr feinfühlig und mit einem präzisen Gleichlauf der Kanäle.

Potentiometer von Alps, was sonst
Potentiometer von Alps, was sonst

Klanglich macht die Option ebenfalls Sinn: Das Geschehen wird auf der imaginären Bühne exakt und stabil platziert, und in Sachen Klangfarben verhält sich der HA-501 am Vorstufen Ausgang ebenso untendenziös, wie es nach der Vorstellung der Kopfhörersektion zu erwarten war. Für höchste High-End Weihen fehlen mitunter die letzten Finessen, aber auch eine reine Vorstufe ohne Kopfhörersektion in dieser Preisklasse bringt die großen Boliden ja nicht ernsthaft in Verlegenheit. Das i-Tüpelchen auf dem ansonsten tadellosen Auftritt als Preamp wäre die Stummschaltung des Vorverstärkerausganges, sobald der Stecker des Kopfhörer Kontakt aufnimmt.

STATEMENT

Angesichts des Verkaufspreises rückt der TEAC HeadAmp HA-501 mit seiner gelösten neutralen Art zu musizieren erfreulich nah an die ganz Großen der Zunft. Sein dezentes Profi-Design schmückt Schreibtische ebenso wie Audio Möbel und die vielfältigen Anschlussoptionen lassen ihn im Bedarfsfall zur kleinen feinen Vorstufe werden. All das ein Vergnügen das Dank der erstklassigen Verarbeitung viele Jahre währen wird: Meine Empfehlung!
Gehört mit
Computer Audio NAS-Laufwerk Qnap 109 / Twonky Media Server5.1.6, Control: iPhone 4s
Phono AMG Laufwerk & Tonarm, Ortofon black
Phonoentzerrer Trigon Vanguard II & Volcano III
Netzwerkspieler, Verstärker Linn Majik I DS
Kopfhörer Sennheiser HD 800
Kabel Linn NF, NAIM Audio Lautsprecherkabel, Monster Cable LAN-Verbindung, Music Line Netzleiste
Möbel Phonosophie Tripod
Herstellerangaben
TEAC Reference HA-501
Typ Kopfhörerverstärker, Vorverstärker für bis zu vier Quellen
Ausführungen schwarz, silber
Kopfhörerausgang 6,35 mm Stereo-Klinke
Impedanz 16 bis 600 Ohm
Verzerrungen < 0,01 % (600 mW bei 32 Ohm)
Ausgangsleistung 2x 1.400 mW (bei 32 Ohm)
Analogeingänge 1x XLR , 2 x Cinch, 1 x 3,5-mm-Buchse (Front)
Analogausgänge Lineausgang (Chinch), Pegel schaltbar (fest / variabel / aus)
Stromaufnahme 22 Watt (Standby 0 Watt)
Abmessungen (H/B/T) 81/290/244 mm
Preis 800 Euro

Vertrieb
ONKYO EUROPE Electronics GmbH
Anschrift Liegnitzer Straße 6
82194 Gröbenzell
Telefon +49 8142 420810
E-Mail support_de@teac-audio.eu
Web www.teac-audio.eu

Weitere Informationen

  • Imagefolder tests/13-10-11_teac
Donnerstag, 03 Oktober 2013 02:00

Ayre AX-5

Überraschungen gibt es noch in der HiFi-Welt. Ayres neuer Vollverstärker AX-5 ist eine. Mit diesem Vollverstärker habe ich Ungewöhnliches erlebt.

Genauso klar strukturiert wie sein Äußeres ist auch sein Innenleben und das, was er zu Gehör bringt
Genauso klar strukturiert wie sein Äußeres ist auch sein Innenleben und das, was er zu Gehör bringt

Mit Namen verknüpfen sich Erfahrungen und Erwartungen. Ayre – bitte das Kunstwort wie air = Luft aussprechen – gilt als Hersteller hochwertiger und sehr musikalischer HiFi-Komponenten mit immer wieder unüblich attraktivem Preis-Gegenwert-Verhältnis. Reichlich Testberichte aus aller Welt, auch bei Hifistatement, belegen dies über Jahre. Natürlich sind die Ayres nicht billig zu haben: Kein Wunder bei dem beachtlichen Material-Aufwand, der schon beim ersten Blick auf oder in die Geräte erkennbar wird. Bei Ayre das Beste ist an Bauteilen gerade gut genug.

Seit einiger Zeit musiziert bei mir ein hochpreisiges Satelliten-Lautsprecher-System aus dem Hause Cygnus. Zwei aufwendige Vollbereich-Satelliten werden durch einen besonderen Subwoofer ergänzt. Die Cygnus Quasar plus aktivem Woofer ist wegen des technischen Aufbaus und ihres musikalischen Könnens anspruchsvoll im Hinblick auf ihre Spielpartner, besonders den Verstärker. So blieb bei den Hörproben hier Einiges, auch was sonst zum Feinsten zählt, auf der Strecke. Nur zwei Verstärker bestanden das Test-Partner-Casting mit Bravour: meine Air Tight Röhren Mono-Endstufen für etwa 17.000 Euro plus Vorverstärker T+A P-10 und der Ayre AX-5 Vollverstärker! Der kostet mit 10.800 Euro weniger als die Hälfte der Röhren-Kombination.

Nur eine halbe Stunde nach dem Einschalten hatte ich ihm zum Warmwerden für seinen Erstauftritt in meinem Hörraum gewährt und dennoch geriet der so imposant, dass ich in nachhaltiges Staunen versetzt wurde. „Wie klingt das denn?!“ ging es mir durch den Kopf. Der Ayre AX-5 behandelt die Quasar Lautsprecher, als wären sie keine echte Last, ja überhaupt nicht anwesend. Die Musik ergießt sich mit einer unerhörten Leichtigkeit und Liebenswürdigkeit in den Raum.

Ob mit oder ohne Fernbedienung, haptisch ist das Bedienung des AX-5 ausgesprochen sympathisch
Ob mit oder ohne Fernbedienung, haptisch ist das Bedienung des AX-5 ausgesprochen sympathisch

Doch bevor ich die Klangeigenschaften näher beschreibe, möchte ich einiges zur Ausstattung und zum Aufbau des Ayre AX-5 sagen. Denn da gibt es wirklich Bemerkenswertes. Schlicht und hochwertig präsentiert er sich. Auf der symmetrisch aufgeteilten, über 12 Millimeter dicken Front aus massivem Aluminium dienen zwei Drehregler der Eingangswahl und der Lautstärke-Einstellung. Dazwischen liegen in der Mitte zwei Taster: einmal zur Aktivierung des Tape-Output, der im Normalbetrieb aus Reinheitsgründen kein Signal bekommt, und zum Zweiten: Standby, Mute oder Betriebsmodus. Das mittige, große, blau leuchtende, alphanumerische Display ist sehr klar lesbar, lässt sich dimmen oder ganz abschalten. Es ist zur strikten Entkopplung vom Audio-Verstärkungs-Trakt mit einer eigener Spannungsregelung versehen. Das Display zeigt den gewählte Eingang, den Pegel und einige weitere Einstellungen. Die Eingänge lassen sich vom Benutzer im Menü dreistellig beliebig benennen oder auch, wenn sie nicht belegt sind, ganz abwählen, so dass nur die belegten Eingänge zur Wahl stehen. Der Ayre AX-5 bietet insgesamt sechs Inputs, allesamt hochpegelig. Eine Phono-Sektion oder einen Digital-Eingang gibt eshier nicht. Das scheint absolut sinnvoll, schaut man einmal auf das Portfolio des Herstellers aus Boulder, Colorado. Exzellente Phonostufen und DA-Wandler ermöglichen eine bedarfsgerechte Erweiterung. Gegenüber der Einschub-Variante anderer Anbieter bietet dies ohnehin den Vorteil, dass man im Falle einer Neuanschaffung beispielsweise eines Wandlers, für den dann ausrangierten viel leichter Verwendung findet als bei einem Einschub, dessen Weiternutzung anderweitig nicht möglich ist. Vier der sechs Eingänge am AX-5 sind symmetrische XLRs, dazu kommen zwei Cinch-Anschlüsse. Sollte man mehr als zwei Geräte mit Cinch-Ausgängen anschließen wollen, ist dies problemlos über Cinch – XLR Kabel oder Adapter möglich.


Eine der zwei Eingangs-Platinen – auch der Tape-Output ist symmetrisch ausgeführt
Eine der zwei Eingangs-Platinen – auch der Tape-Output ist symmetrisch ausgeführt

Die Signalverarbeitung im AX-5 erfolgt durchgehend absolut symmetrisch. Somit werden unsymmetrische Eingangssignale gleich in einer ersten Stufe symmetriert. Die gesamte Rückseite des AX-5 ist spiegelbildlich gegliedert und gibt damit einen deutlichen Hinweis auf den inneren technischen Aufbau als Doppel-Mono-Konzept. Folglich sind die sechs Eingänge links auf der einen Seite angeordnet, andererseits die rechten. In der Mitte sitzt oben der harte Netz-Schalter, den man nur bei längerer Nicht-Nutzung betätigen muss. Darunter finden sich zwei RJ-Buchsen, die für das Ayre Link zur Verbindung mit anderen Ayre Komponenten gedacht sind. Dann dient die beiliegende hochwertige, beleuchtbare Fernbedienung als Schaltzentrale für alle Ayre Geräte wie CD-Player oder DA-Wandler. Die Lautsprecheranschlüsse sind von besonderer Art und erwarten bevorzugt Lautsprecherkabel mit Gabelschuhen. Bananen-Stecker sind nicht willkommen. Die Terminals kommen vom Edel-Hersteller Cardas und ihre Besonderheit ist darin zu sehen, dass die Klemm-Mechanik nicht gleichzeitig Kontakt ist. Eine robuste Edelstahl-Verschraubung verklemmt die Gabelschuhe auf die Kontaktfläche. Diese ist auf Leitfähigkeit optimiert. Sie besteht aus mit Rhodium beschichtetem, hochreinem Kupfer.

Eine wirklich ordentliche Rückseite – ganz außen jeweils die überzeugenden Lautsprecher-Anschlüsse von Cardas
Eine wirklich ordentliche Rückseite – ganz außen jeweils die überzeugenden Lautsprecher-Anschlüsse von Cardas

Schaltet man den Verstärker über den rückseitigen Netzschalter in den Standby-Modus und aktiviert ihn anschließend über den frontseitigen Einschalter oder die Fernbedienung, regelt der AX-5 sich mit deutlich vernehmbaren motorischem Antriebsgeräusch auf die zuvor eingestellte Lautstärke, deren Pegelwert angezeigt wird. Diese wird auf gleich Art rekonstruiert, wenn man aus Mute beziehungsweise. Standby wieder in den Spielbetrieb geht. So hat man stets seine gewünschte Grundlautstärke. Im benutzerfreundlichen Menü lassen sich die Eingänge in ihrer Empfindlichkeit angleichen. So entstehen keine gerätebedingten Lautstärkesprünge beim Umschalten auf eine andere Quelle. Für alle , die höchstwertiges Zwei-Kanal Audio und Heimkino miteinander verbinden möchten, bietet der Ayre AX-5 das seltene Feature der Umgehung des eigenen Lautstärkestellers. Der Vollverstärker lässt sich so programmieren, dass im Kinobetrieb die Lautstärke über den Mehrkanal-Prozessor geregelt wird. Das nenne ich eine durchdachte und bedarfsgerechte Ausstattung auch für ein puristischen Gerät. Denn dieser Weg bringt keinerlei Nachteile für die reine stereophone Nutzung.

Der AX-5 ist erkennbar zweikanalig gegliedert. Mittig der hochwertige Trafo, vorn die üppigen Elkos, spezielle Anfertigungen von Cornell Dubilier. Rückseitig zentral der Motor mit den Zahnriemen-Antrieben für die Lautstärke-Stellwerke
Der AX-5 ist erkennbar zweikanalig gegliedert. Mittig der hochwertige Trafo, vorn die üppigen Elkos, spezielle Anfertigungen von Cornell Dubilier. Rückseitig zentral der Motor mit den Zahnriemen-Antrieben für die Lautstärke-Stellwerke

Von allen Vollverstärkern, die Sie kaufen können, unterscheidet sich der AX-5 technisch grundlegend. Denn er ist keine Hintereinander-Schaltung von Vor- und Endverstärker mit Lautstärkerregler dazwischen. Vielmehr arbeitet in ihm nur eine einzige signalverstärkende Stufe mit kürzesten Signalwegen in vollsymmetrischem und absolut gegenkopplungsfreiem Aufbau. Für eine stabile Stromversorgung sorgt der streu- und verlustarme E-I-Kern-Transformator mit 1000 VA aus der Nobel-Schmiede Mercury Magnetics und das mit so geringen Störeigenschaften, dass er einem Ringkerntrafo deutlich überlegen ist. Vor dem Trafo erfolgt über ein eisenloses Netzfilter die kapazitive Siebung hochfrequenter Störungen. Nach der Strom-Gleichrichtung puffern eigens für Ayre hergestellte 105-Grad-Longlife-Kondensatoren mit 180.000 Mikrofarad die Netzteil-Energie. Im Gegensatz zu anderweitig gebräuchlichen Elkos haben diese keine mäßig leitenden, magnetischen Stahl-Pins, sondern nicht magnetische Reinkupfer-Anschlüsse.


Durch den Aluminium-Gehäusedeckel sieht man durch die vier länglichen, vergitterten Aussparungen grün leuchtende LED-Ketten. Sie geben dem Gerät zwar auch ein besonderes optisches Flair, ihr Sinn ist aber die rauscharme Erzeugung der Referenzspannung für die Spannungsregelung. Eine weitere Besonderheit ist die allpolige Eingangsumschaltung im AX-5. Es wird nicht nur der signalführende Leiter, sondern auch die Masseverbindung geschaltet. Dadurch sind nicht benötigte Quellen völlig getrennt. Der Übertragungsbereich der absolut gegenkopplungsfreien Schaltung beträgt mehr als 250 Kilohertz und die angeschlossenen Quellen werden durch extrem hohe Eingangsimpedanzen von zwei Millionen Ohm bei XLR und ein Megaohm bei Cinch minimal belastet. Sehenswert aber – bedauerlicherweise nicht sichtbar – ist der Lautstärkeregler, nein, besser das Lautstärke-Stellwerk: einmalig in der Welt bei Vollverstärkern und sonst nur im Ayre Referenz Vorverstärker KX-R zu finden ..

Zusammen mit dem Nobel-Hersteller Precision-Resistor hat Ayre-Chef Charles Hanson Präzisions-Widerstände entwickelt. Direkt oberhalb der Audioplatinen angebracht bestimmen sie auf vier Ebenen (invertiert und nicht invertiert, jeweils links und rechts) extrem genau den Verstärkungsfaktor. Über zwei Zahnriemen treibt der per Fernbedienung oder am Drehknopf aktivierte Motor diese Stellwerke an – eindrucksvoll hörbar
Zusammen mit dem Nobel-Hersteller Precision-Resistor hat Ayre-Chef Charles Hanson Präzisions-Widerstände entwickelt. Direkt oberhalb der Audioplatinen angebracht bestimmen sie auf vier Ebenen (invertiert und nicht invertiert, jeweils links und rechts) extrem genau den Verstärkungsfaktor. Über zwei Zahnriemen treibt der per Fernbedienung oder am Drehknopf aktivierte Motor diese Stellwerke an – eindrucksvoll hörbar

Es ist fraglos imposant, was an diesem Verstärker für ein Detailaufwand zu verzeichnen ist. Auch die hochwertige Verschraubung des massiven Gehäuses erfreut das Herz. Der deutsche Importeur Sun Audio spendiert jedem AX-5 zusätzlich ein adäquates SUN-Netzkabel mit dreimal 2,2 Quadratmillimeter OFC-Leitern. Und Sie sollten auch beim Kauf des Lautsprecherkabels gewissenhaft wählen, denn der Ayre machte die Eigenschaften der von mir ausprobierten Kabel schonungslos klar.

Auch das Eingangsbord – hier ein Kanal – ist, wie alle anderen Audio-Schaltungen auf teuren Platinen des Schweizer Herstellers Isola aufgebaut
Auch das Eingangsbord – hier ein Kanal – ist, wie alle anderen Audio-Schaltungen auf teuren Platinen des Schweizer Herstellers Isola aufgebaut

Was der AX-5 akustisch zu vermitteln vermag, ist pures Hörvergnügen. Er unterscheidet sich in einem Maße vom gewohnte Equipment, dass ich von einer echten Überraschung sprechen möchte. Er ist kein Schönfärber, der jedes Musikstück gefällig in Farben tüncht. Vielmehr seziert er messerscharf, um gleichzeitig die Musik holographisch aufzubereiten. Er spielt grundehrlich und besticht durch eine phänomenale Transparenz in Einheit mit einzigartiger Explosivität und bestechend graziler Feindynamik. Die Symphonie Fantastique, live mit Marc Minkowski, dem Mahler Chamber Orchestra und Les Musiciens du Louvre öffnet sich in exakt gestaffelten Instrumentengruppen und wird geradezu von Luftigkeit durchströmt. Emil Gilels Einspielung der Beethoven Klaviersonaten auf DG lässt den Atem stocken beim Anschlag dieses feinfühligen Virtuosen. Jennifer Warnes hätte ihr The Well, auch live kaum griffiger in meinem Wohnraum aufführen können; So wunderbar aufgelöst klangen Stimmen und Instrumente. Bei Chie Ayados Live Konzert vom Dezember 2000 in der Sapporo Konzert Hall Kitara wurde die Atmosphäre so authentisch in mein Musikzimmer transponiert, dass ich glaubte, beim Konzert dabei zu sein. Bei sämtlichen guten Aufnahmen stellte sich eine gewisse Spannung im Raum ein, die geradezu zum begeisterten Hinhören zwang – einmalig faszinierend. Dieter Ilgs solo gespielter Kontrabass auf sds 0013-1 schien körperlich anwesend – so klar und perfekt dimensioniert kam jeder Ton.

STATEMENT

Wer die Möglichkeit hat, sollte nicht zögern, diesen großartigen Vollverstärker zu erwerben. Ebenso wie der Materialaufwand, die Ingenieursleistung und dieVerarbeitung, so ist vor allem seine musikalische Kompetenz überragend.
Gehört mit
Computer Apple MacMini, OS X 10.6.8
Audioplayer Amarra 2.4, Audirvana Plus
DA-Wandler Antelope Zodiac plus
CD-Player Primare DVD 30 mit Antelope Zodiac plus, Icos Fado Elsberg
Laufwerk Kuzma Stabi M
Tonarm Kuzma 4point
Tonabnehmer Clearaudio Da Vinci
Phonostufe Pro-Ject Phono Box RS
Lautsprecher Cygnus Quasar + DiSub X15
Zubehör Audioquest Diamond USB, Inakustik Black&White, NF-1302, Shunyata Constellation Series Andromeda LS, QED Genesis Silver Spirial LS-Kabel, MudrAkustik Max Netzleiste, MudrAkustik und Audioquest NRG-X2 Netzkabel, AHP Reinkupfer-Sicherungen, Groneberg Wandsteckdosen, mbakustik Raum-Absorber
Tonmöbel Creaktiv Audio mit Absorberböden
Herstellerangaben
Ayre AX-5
Ausgangsleistung 2 x 125 Watt an 8 Ohm, 2 x 250 Watt an 4 Ohm
Abmessungen (B/H/T) 43,5/12,5/44 cm
Gewicht 22 kg
Garantie 5 Jahre
Preise 10800 Euro in silber, 10980 Euro in schwarz

Vertrieb
Sun Audio Vertriebs GmbH
Anschrift Schneckenburgerstraße 30
81675 München
Telefon +49 (0) 89 479443
E-Mail info@sunaudio.de
Web www.sunaudio.de

Weitere Informationen

  • Imagefolder tests/13-10-03_ayre
Dienstag, 12 Oktober 2004 02:00

Audium

Vertrieb
AUDIUM / VISONIK
Anschrift Inh. Frank Urban
Catostr. 7B
12109 Berlin
Telefon +49 30 6134740
Fax +49 30 7037939
E-Mail kontakt@audium.de
Web www.audium.com
Donnerstag, 12 Oktober 2006 02:00

Ayon Audio

Hersteller
Ayon Audio
Anschrift Hart 18
A-8101 Gratkorn
Telefon +43 3124 24954
E-Mail ayon@ayonaudio.com
Web www.ayonaudio.com
Montag, 13 Oktober 2014 02:00

Ayon Spheris III

Was passiert, wenn eine Firma wie Ayon Audio einmal alle Register zieht und die Techniker von der Leine lässt? Den Controller mitsamt Rotstift in den Urlaub schickt? So geschehen bei der neuen Spheris III Vorstufe. Zumindest hat es den Anschein. Ich werde aber den Teufel tun und gleich alles verraten

Äußerlich unterscheidet sich die Spheris III kaum von ihrem Vorgänger
Äußerlich unterscheidet sich die Spheris III kaum von ihrem Vorgänger

Wir haben hier zwei ausgewachsene Geräte vor uns stehen, das eine enthält die Stromversorgung, das andere die eigentliche Vorstufe. Zusammen geschmeidige 43 Kilogramm und eine Breite von 50 Zentimetern, die im Rack untergebracht werden müssen. Das ist kein verzauberter Vollverstärker, sondern eine Linestufe! Die Gehäuse haben die typische Ayon-Form, schwarz eloxiert mit abgerundeten Ecken und verchromten Einstellknöpfen. Neben Lautstärke- und Eingangswahl gibt es auch einen Balanceregler, schon fast eine Rarität heutzutage!

b_200_0_16777215_10_images_content_tests_14-10-13_ayon_carnegie.jpgWie der Name schon vermuten lässt, handelt es sich hier um die dritte Inkarnation. Bevor es jetzt aber philosophisch wird und außerdem die Neugierde überwiegt, hören wir uns das Gerät doch einfach erst einmal an. Quick and dirty, sozusagen. Dazu habe ich Chet Baker und Gerry Mulligans Carnegiehall Concert ausgewählt. Westcoast Jazz der 50-er Jahre vom Allerfeinsten! Allerdings hier in einer etwas aufgebretzelten Besetzung mit Gitarre, Vibraphon und Klavier. Ungewöhnlich, denn ein Klavier würde den Sound nur verwässern, so sagte Mulligan einmal. Ganz zu schweigen von einer Gitarre. Der weiche, lyrische Ton von Bakers Trompete – damals hatte er ja noch alle Zähne – bei „My funny Valentine“ ist über die Spheris III reine Gänsehautmusik. Sofern man eine Gans ist. Nur Trompete und Bass, wie verloren in der vergleichsweise riesigen Carnegiehall, das Publikum ist mucksmäuschenstill. Toll, wie diese wohl einmalige Stimmung über den Ayon rüberkommt. Wenn das kein guter Anfang ist, oder anders gedacht: Eigentlich habe ich nichts anderes erwartet. Wobei gesagt werden muss, dass das Gerät erst einen halben Tag Aufwärmphase auf dem Buckel hat und man in diesem Stadium eigentlich überhaupt nichts schreiben sollte. Aber die Neugier eben...

Neben RCA und XLR Ein- und Ausgängen bietet die Spheris III auch einen Tape Ausgang für die Tonbandfreunde unter uns. Hat Seltenheitswert heutzutage!
Neben RCA und XLR Ein- und Ausgängen bietet die Spheris III auch einen Tape Ausgang für die Tonbandfreunde unter uns. Hat Seltenheitswert heutzutage!

Üblicherweise werden bei den Röhrenvorstufen zur Verstärkung europäische Typen der ECC... Familie eingesetzt. Das ist eine kostengünstige Lösung, zumal hier meistens Produkte aus China oder sonst woher eingesetzt werden. Das kam für Ayon natürlich nicht in Frage, deshalb hat man sich für eine „deutsche Behördenröhre“ aus den 50-er Jahren entschieden. Eingesetzt wird eine NOS C3m Pentode, die von Siemens und Lorenz für den Fernmeldebetrieb konstruiert worden war und exklusiv für die deutsche Post hergestellt wurde. Wenn man sich eine Preisliste aus dem Jahre 1992 ansieht, so schlug diese mit 274 Mark zu Buche, war also eher für professionelle Zwecke gedacht. Die Röhren sind übrigens einzeln nummeriert, erkennbar an der gelben Banderole. Diese Pentode – hier als Triode geschaltet – wurde von Ayon bereits in den Vorgängermodellen eingesetzt und hat sich hervorragend bewährt. Eines ihrer Merkmale ist die hohe Zuverlässigkeit und Lebensdauer. Sie wurde unter anderem zur Verstärkung in Relaisstationen für Tiefseeunterwasserkabel eingesetzt und da wäre eine Fehlfunktion in 4000m Tiefe nicht so gut angekommen. Die Forderungen an so eine Röhre waren deshalb: hohe Verstärkung, kein Rauschen, keine Verzerrungen, lange Lebensdauer und geringe Größe. Ungewöhnlich auch die hohe Heizspannung von 20 Volt. Alles zusammen kein Pappenstiel! Siemens hatte für diese Röhre mindestens 10.000 Betriebstunden garantiert. Wenn man also jeden Tag zwei Stunden Musik hört, dann dauert das Vergnügen 13 Jahre.

Die C3m Röhren gab es ausschließlich mit Metallgehäuse, wenn man dieses entfernen würde, käme eine normale Glasröhre zum Vorschein. Mit „Volume Transformer Control“ haben die allerdings nichts zu tun
Die C3m Röhren gab es ausschließlich mit Metallgehäuse, wenn man dieses entfernen würde, käme eine normale Glasröhre zum Vorschein. Mit „Volume Transformer Control“ haben die allerdings nichts zu tun


Ein weiteres Merkmal der C3m ist die hohe Mikrophonie-Empfindlichkeit. Allerdings ist bei der Spheris III nicht viel davon zu merken, offensichtlich ist das Gehäuse so massiv gebaut, dass kaum Vibrationen bis zu der Röhre durchdringen. Gerd Hirt meint zu diesem Thema: Da gibt es einen Trick. Mehr wollte er aber nicht verraten. Verdächtiges zu sehen ist im Gerät dummerweise auch nicht. Die Röhren sind liegend eingebaut, was bei indirekt geheizten Röhren aber kein Problem ist. Zu sehen sind vier C3m Röhren, die Vorstufe ist also vollsymmetrisch aufgebaut und mit den hierfür erforderlichen vier Verstärkerzügen ausgestattet. Die XLR-Eingänge werden also nicht – wie es im Profibereich meistens zu sehen ist – über Transformatoren desymmetriert. Bei den RCA-Eingängen geht direkt natürlich nichts, hier wird das Signal über Lundahl-Transformatoren symmetriert, so dass es in dem Verstärker kein unsymmetrisches Signal gibt. Die Röhren haben ein Metallgehäuse um den eigentlichen Glaskorpus, so dass der Röhrenliebhaber kein Leuchten der Heizfäden sehen kann. Dafür sorgt die indirekte, rote Beleuchtung der drei Schalter für ein bisschen Röhrenfeeling. Mal abgesehen davon, dass die Röhren im geschlossenen Gehäuse sowieso nicht zu sehen wären.

Wie immer legt Ayon großen Wert auf einen sauberen Aufbau, die funktionellen Einheiten sind auf mehrere Platinen verteilt
Wie immer legt Ayon großen Wert auf einen sauberen Aufbau, die funktionellen Einheiten sind auf mehrere Platinen verteilt

Wenn man nun den Deckel lüftet, bekommt man endlich einmal etwas anderes zu sehen, als üblicherweise sonst verbaut wird. Röhrenfassungen aus eigener Herstellung mit Kupfer/Beryllium Kontakten, Schalter vom Schweizer Hersteller ELMA, Tantal Präzisionswiderstände mit 0,5 Prozent, Elkos der Firma RIFA , die PCB Boards werden mit vergoldeten Leiterbahnen versehen, um ein Oxidieren der Bahnen im Laufe der Jahre zu verhindern. Dazu Chokes und Übertrager von Lundahl, Mundorf Supreme Siber/Gold Kondensatoren; an qualitativ hochwertigen Bauteilen wurde nicht gespart. Noch interessanter ist aber die Lautstärkeregulierung, Ayon setzt hier auf eine induktive Lösung, das heißt Regelung über Autotransformatoren mit diversen Sekundärabgriffen, in diesem Fall 42! Der Lautstärkeregler dient als Geber und wählt über eine Bank von Relais den gewünschten Ausgang – und damit die Lautstärke – aus. Wenn das Gerät wieder eingeschaltet wird, fängt er regelmäßig bei -42 dB Dämpfung an, er merkt sich also nicht die zuletzt gewählte Lautstärke. Nachdem der Regler für die 42 Positionen „durchdreht“, also mehr als eine Umdrehung benötigt, zeigt der Knebel immer in eine andere Richtung. Man muss sich also an der Digitalanzeige orientieren. Oder aber man hält sich an die Bedienungsanleitung (sic!) und regelt die Lautstärke vor dem Ausschalten auf Minimum.

Die Batterien von gasgefüllten Relais schalten hier keine Widerstände, sondern die Sekundärwicklungen der Autoformer. Wegen der symmetrischen Schaltung werden vier Autoformer benötigt
Die Batterien von gasgefüllten Relais schalten hier keine Widerstände, sondern die Sekundärwicklungen der Autoformer. Wegen der symmetrischen Schaltung werden vier Autoformer benötigt

Von der Lösung über mechanische Schalter und einem Motorantrieb mit Getriebe ist man wieder abgekommen. Mittlerweile ist der Transformator in den Ausgang gelegt, somit ändert sich die Ausgangsimpedanz abhängig von der Lautstärke ein wenig. Allerdings waren hier keine tonalen Unterschiede zu hören. Bei diesem Prinzip wird das „überschüssige“ Signal nicht über Masse abgeleitet, wie bei einem Widerstandsnetzwerk, sondern mehr oder weniger verlustfrei herunter transformiert. Diese aufwändige und kostspielige Lösung findet man vereinzelt bei hochwertigen Geräten wie denen von Thomas Mayer oder der griechischen Ypsilon PST 100. Ayon stellt dies Autoformer übrigens selbst her.

Die Lundahl-Transformatoren gehören zum Besten, was der Markt zu bieten hat. Der LL1570 dient zur Symmetrierung der Signale an den RCA Buchsen.
Die Lundahl-Transformatoren gehören zum Besten, was der Markt zu bieten hat. Der LL1570 dient zur Symmetrierung der Signale an den RCA Buchsen.

Praktisch ist auch die Tatsache, dass mit der Universalfernbedienung des CDT Laufwerks auch die Lautstärke des Spheris III einstellbar ist. Wink mit dem Zaunpfahl? Nun genügt es natürlich nicht, die teuersten Bauteile zusammenzukaufen und dann in irgendeiner gerade verfügbaren Schaltung zusammenzubasteln. Da kannte ich auch einmal jemanden. Nein, irgendwo müssen die Ayon-Leute einen Techniker haben, der weiß, wo es lang geht. Wer das ist, weiß allerdings außer Ayon nur die NSA. Von Gerhard Hirt war nur zu erfahren, dass es sich um ein Duo handelt, das sich seit nunmehr 20 Jahren um die Entwicklung der Polaris und Spheris Vorstufen kümmert.


Wer kein weiteres Gerät von Ayon besitzt, kann die Lautstärke über die beigefügte Fernsteuerung regulieren.
Wer kein weiteres Gerät von Ayon besitzt, kann die Lautstärke über die beigefügte Fernsteuerung regulieren.

Ein anderes, sehr praktisches Feature bekommt man im Inneren zu sehen, hier gibt es vier Schalter (der Verstärker ist ja symmetrisch), mit denen die Verstärkung auf 0, -3 und -6 Dezibel eingestellt werden kann. Damit soll verhindert werden, dass bei DA-Wandlern mit sehr hoher Ausgangsspannung (über drei Volt) der Eingang übersteuert. Allerdings sollte man da nur bei ausgeschaltetem Gerät herumspielen. Die C3m sind kondensatorgekoppelt, hier werden die Mundorf Supreme Silber/Gold Kondensatoren eingesetzt. Dies sind übrigens die einzigen Kondensatoren im Signalweg.

Auf der Rückseite findet man einen Groundlift-Schalter, der dazu dient, etwaige Brummschleifen auszuschalten. Dabei können Signalerde und Schutzleitererde getrennt werden. Allerdings klingen die beiden Positionen üblicherweise nicht gleich, so dass man durchaus probieren sollte, welche am besten passt. Sofern man kein Problem mit einer Brummschleife hat.

Der AC Regenerator nimmt fast die Hälfte des Gehäuses ein. Neben der Röhrengleichrichtung existiert auch noch ein Blockgleichrichter für profanere Aufgaben
Der AC Regenerator nimmt fast die Hälfte des Gehäuses ein. Neben der Röhrengleichrichtung existiert auch noch ein Blockgleichrichter für profanere Aufgaben

Sehr hohen Aufwand – und hier noch wesentlich mehr als bei den Vorgängermodellen – betreibt Ayon bei der Stromversorgung. Denn eie ist eine der klangentscheidenden Baugruppen in jedem aktiven Hifi Gerät. Nachdem der Mist, der uns in immer stärkerem Maße über die Netzleitung ins Haus kommt, auf konventionellem Wege und verlustfrei kaum herauszufiltern ist, gibt es eigentlich nur zwei Lösungen: entweder eine Versorgung über Akkus, die auch ihre Tücken hat, oder eine komplette Neugenerierung der Netzspannung. Letzteren Weg ist Ayon bei seinem Topmodell gegangen. Vorne auf dem Netzteil prangt die Zahl „60“, was für Fans des TSV 1860 München bereits die halbe Miete wäre... ähm was wollte ich eigentlich sagen? Ach ja, die Zahl zeigt nun nicht die Netzfrequenz an – die wäre hier ja 50 Hertz - sondern die Frequenz, die der Generator selbst produziert. Er liefert eine perfekte Sinuskurve mit einer Frequenz von 60 Hertz. Ohne Radio Eriwan.

Diese relativ unscheinbare Platine birgt eines der Geheimnisse der Spheris III, den AC Regenerator. Wodurch sich jetzt ein Power Choke von einem normalen Choke unterscheidet, kann ich nicht sagen
Diese relativ unscheinbare Platine birgt eines der Geheimnisse der Spheris III, den AC Regenerator. Wodurch sich jetzt ein Power Choke von einem normalen Choke unterscheidet, kann ich nicht sagen

Ein bisschen verrückt ist das ja schon, was man heutzutage unternehmen muss, um eine saubere Anodenspannung zu bekommen. Aus der Steckdose kommt Wechselstrom mit einer Frequenz von 50 Hertz, dieser wird im Generator völlig neu generiert, hat jetzt 60 Hz, anschließend wird der Wechselstrom über einen Transformator auf 450 Volt transformiert, dann über eine Graetzbrücke gleichgerichtet und mit einem Choke-Kondensator-System geglättet. Idealerweise sollte der Innenwiderstand dieses Systems dann auch noch möglichst gering sein, sonst leidet die Dynamik. Der Generator kann 300 Watt Leistung bieten, was sowohl für Schostakowitsch als auch für AC/DC ausreichen sollte.


Die Gleichrichtung der Anodenspannung übernehmen vier CV 135 Miniaturgleichrichterröhren, hier als full wave bridg geschaltet
Die Gleichrichtung der Anodenspannung übernehmen vier CV 135 Miniaturgleichrichterröhren, hier als full wave bridg geschaltet

Sodele, nun wollen wir uns das alles doch einmal genauer anhören. Den Röhren – und nicht nur diesen – sollte man eine Einspielzeit von mindestens 50 Stunden gönnen. Mindestens. Besser wären 100, da muss man einfach durch. Einfaches Vorglühen hilft zwar den Röhren, die Kondensatoren und Transformatoren wollen aber auch beschäftigt werden, und da hilft nur eines: Musik spielen. Dies ist nun keine Ayon-typische Eigenschaft, sondern gilt für jedes Röhrengerät. Allerdings kann man auch bei relativ uneingespieltem Gerät bereits hören, wohin die Reise wohl gehen wird.

b_200_0_16777215_10_images_content_tests_14-10-13_ayon_concerto.jpgNach Abschluss dieser Aufwärmphase geht es dann ans Eingemachte. Dafür habe ich zunächst eine Aufnahme mit dem Concerto Köln herausgesucht. Das Concerto Köln ist ein Orchester, das sich auf die historische Aufführungspraxis der Musik des 18. und 19. Jahrhunderts spezialisiert hat. Die vorliegende Scheibe entstand zum 250-jährigen Jubiläum von Wolfgang Amadeus Mozart. Daraus der erste Titel, die Ouvertüre zur Oper Die Zauberflöte. Bereits nach den ersten Takten wundert man sich, dass hier nur 11 Musiker spielen. Die Orchester-Darstellung über die Spheris III wirkt sehr großräumig, unsere Hörer jenseits des Atlantiks würden dies vielleicht als „large scale“ bezeichnen. Räumlich betrachtet ist die Wiedergabe etwas mehr breit als tief. Es ist sehr leicht herauszuhören, dass hier die Violinen links und rechts gegenüber angeordnet sind, so wie es Ende des 18. Jahrhundert üblich war. Die Musiker bestehen aus Fleisch und Blut. Trotzdem gehen Feinheiten, wie die Tatsache, dass hier auch ein Cembalo mitspielt, nicht unter. Das spricht für die hohe Auflösung der Vorstufe. Auch der spezielle Klang der historischen Musikinstrumente wird sehr natürlich wiedergegeben. Durch die differenzierte Artikulation des Orchesters ist hier eine höchst interessante und packende Interpretation entstanden, die ein bisschen an Rossini erinnert.

b_200_0_16777215_10_images_content_tests_14-10-13_ayon_vignettes.jpgInspiriert von dem Autobahnmaut-Kasperltheater nehmen wir doch einmal die Solo-Klavier Aufnahme: Vignettes mit Marilyn Crispell, erschienen auf ECM. Crispell wurde oft mit Cecil Taylor verglichen und gilt als Verfechterin des Modern Creative Jazz, besitzt aber auch einen ausgeprägten Sinn für lyrisches Spiel. Diese Einspielung hat teilweise einen mehr introvertierten Charakter; jeder wird einmal älter. Trotzdem erinnert das erste Stück ein bisschen an John Cage.

Bei dieser Aufnahme hat der Tontechniker wohl etwas nachgeholfen, der Flügel klingt mitunter extrem spektakulär, als wären die Mikrofone in das Instrument gefallen. Auch der Raumhall wirkt ein wenig künstlich. Das fällt über eine normale Kette nicht in der Form auf, wird aber mit der Spheris III extrem deutlich. Hat aber mit der eigentlichen Musik nichts zu tun, weiß ich. Jedenfalls spielt Crispell auf Vignette #1 offensichtlich mit offenem Pedal, das heißt die einzelnen Töne und deren Nachhall überlagern sich ständig und werden auch noch im Korpus des Instruments zigmal reflektiert, mit allen Schwebungen und Resonanzen. Am Ende des Stückes hört man noch das immer leiser werdende Nachklingen der Saiten, die anschließend durch das Pedal gedämpft werden, kurz darauf wird die Aufnahme gestoppt, der ganze Raum ist plötzlich weg. Beeindruckend auch die Anschlagsdynamik, wodurch der Flügel sehr lebensecht wiedergegeben wird. Man bekommt das Gefühl, da vorne steht er!

Zum Abschluss und als Kontrast noch etwas Fetziges, Manu Dibango Live ’91. Dibango ist ein Saxophonist aus Kamerun, der seinerzeit einen neuen Musikstil kreiert hatte, indem er Jazzelemente mit der kamerunischen Tanzmusik Makossa verbunden hat. Soul Makossa war in den 70ern sein erster Hit, aus dem später sogar Michael Jackson den Refrain geklaut hatte. Jedenfalls hatte Dibango 1991 bei einem Livekonzert in der Münchener Theaterfabrik ein Feuerwerk abgebrannt, das es in sich hatte. Die CD entstand nun im selben Jahr, mit derselben Besetzung, nur an einem anderen Aufnahmeort. Leider war in diesen Jahren die Digitaltechnik noch nicht so weit fortgeschritten, so dass die CD technisch gesehen nun nicht der Wahnsinn ist. Wenn man die Spheris III nun als Mensch betrachten würde – etwa als Butler James in „Dinner For One“ – könnte man sehen, wie er sich abmüht, aus dem vorhandenen Material noch etwas Brauchbares zu formen. I’ll do my very best, sozusagen.

Jedenfalls erinnert mich die Wiedergabe hier sehr an das Konzert damals, bei allen Schwächen der CD. Um diese Musik leben zu lassen, sind makrodynamische Fähigkeiten gefragt, die der Ayon hier in außergewöhnlichem Maße liefern kann. Es gelingt ihm, eine mittelmäßige Aufnahme so zu präsentieren, dass man trotzdem seinen Spaß hat.


Wer nun glaubt, durch den Einsatz einer historischen Röhre klingt alles ein bisschen antik, den muss ich enttäuschen. Die Vorstufe spielt völlig neutral, irgendeine Bevorzugung eines Frequenzbandes gibt es nicht. Damit meine ich aber nicht, dass jetzt alles nüchtern und kühl klingt, im Gegenteil! Eine Klangfärbung existiert nur irgendwie überhaupt nicht. Wenn ich es nicht schon vorher wüsste, könnte ich nicht sagen, ob hier ein Transistor oder eine Röhre am werkeln ist. Wenn man nun die Performance der Spheris III auf irgendwelche Hifi-Attribute wie Bässe, Mitten Höhen oder Räumlichkeit reduziert, dann kommt man bei dieser Vorstufe nicht weit. Das alles können andere in irgendeiner Form auch. Was die Ayon aber zusätzlich drauf hat ist eine Wiedergabe, die uns anspricht und unsere Konzentration wieder auf das Wesentliche, nämlich die Musik lenkt.

Bei der in einem früheren Test beschriebenen Aufnahme Egmont von Ludwig van Beethoven im Münchener Gasteig kommt die Raumakustik und der Widerhall mit der Kombi Spheris III - Mayer 211 ELROG extrem gut rüber. Der Widerhall in diesem Gebäude bei großen Besetzungen war ja eines der großen Probleme der Philharmonie. Auch die Streicher werden mit sehr vielen Klangfarben und feiner Auflösung wiedergegeben. In dieser perfekten Form ist das bisher erst einer Vorstufe in meinen vier Wänden gelungen. Muss ich eigentlich noch erwähnen, dass die Vorstufe weder rauscht, noch brummt, noch sonst irgendwelche Mätzchen macht?

Irgendwann kommt natürlich wieder die Diskussion auf, welche Daseinsberechtigung so ein Gerät eigentlich noch hat. Im Zeitalter der Digitaltechnik, wo viele Wandler eine Regelungsmöglichkeit der Ausgangsspannung haben und der DAC somit direkt an die Endstufe angeschlossen werden kann. Niedrige Ausgangsimpedanz des Wandlers natürlich vorausgesetzt. Und wenn die Vorstufe schon „nicht klingt“, dann können wir sie doch gleich weglassen? Allerdings habe ich in den meisten Fällen die Erfahrung gemacht, dass es mit einer potenten Linestufe, sozusagen als Nachbrenner, noch besser klingt. Die Musik wird lebensechter, bekommt mehr Körper, mehr Energie, wirkt natürlicher. Letzten Endes abhängig von der Qualität der eingesetzten Vorstufe. Das ist übrigens nicht nur meine Meinung; allerdings verliert man einen Hauch an Transparenz durch die zusätzliche Elektronik im Signalweg. Nicht jedoch, wenn man ein Kaliber wie die Spheris III einsetzt.

Die Vorstufe erfüllt alle klanglichen Aspekte, die sich der High-Ender wünschen kann: hohe Auflösung, transparente Wiedergabe, jede Menge Klangfarben, exzellente Dynamik, PRaT... Habe ich etwas vergessen? Der Ayon bringt uns die Musiker wieder ins Wohnzimmer, die Wiedergabe ist also etwas direkter. Einen wichtigen Punkt möchte ich noch hervorheben, das ist die Kohärenz der Wiedergabe. Kein Frequenzbereich wird in irgendeiner Weise bevorzugt, die Musik wird als Ganzes präsentiert. Wenn ich jetzt auch noch mit dem berühmten schwarzen Hintergrund ankomme, heißt es sofort wieder: abgedroschene Phrase! Stimmt, aber wenn das irgendwo zutrifft, dann bei der Spheris! Hier macht sich offensichtlich das aufwändige Netzteil bezahlt. In diesem Zusammenhang auch noch ein weiterer Punkt: Die Wiedergabe unterscheidet sich viel weniger davon, wie das Stromnetz belastet ist, oder anders ausgedrückt: Es klingt am Sonntagabend nicht viel anders als am Montag, wenn alle ihre Elektrogeräte am Laufen haben. Die Spheris III kann Instrumente sehr plastisch und dreidimensional abbilden, dies kenne ich in der Form eigentlich nur von Verstärkern mit direkt geheizten Trioden.

b_200_0_16777215_10_images_content_tests_14-10-13_ayon_live.jpgZum Abschluss legen wir noch einmal Gery Mulligan und Chet Baker auf und schauen, was sich nach der Einbrennphase getan hat: einiges! Nicht nur Hifi-Attribute wie Räumlichkeit oder Fokussierung haben sich deutlich verbessert, sondern auch der natürliche Fluss der Musik. Bakers’ Trompetenspiel zeigt noch mehr Finesse und vor allem mehr Ausdruck. Dies ist für mich ein wichtiger Aspekt, weil nicht grundsätzlich alle Hifi-typischen Verbesserungen auch mit einer Verbesserung des musikalischen Ausdrucks einhergehen. Auch die unglaubliche Bühnenpräsenz von Baker bei diesem Stück kommt unheimlich gut rüber. Oder anders ausgedrückt: der Spheris III gelingt eine schon gespenstisch wirkende holografische Wiedergabe.

Eine negative Presse verschlechtert das Karma des Autors. Zu diesem Schluss könnte man nach dem Gelesenen kommen; es ist aber viel einfacher, ich habe einfach nichts Negatives gefunden. Die Weiterentwicklung zum Modell III hat lange Zeit in Anspruch genommen, vieles wurde ausprobiert, aber es hat sich gelohnt!

STATEMENT

Die Vorstufe macht die Musik, diese alte Weisheit hat sich hier wieder einmal bestätigt. Die Ayon Spheris III wird für die meisten von uns unerreichbar sein, wer sie sich aber leisten kann, dem sei sie gegönnt! Gehört zum Besten, was der Markt zu bieten hat.
Gehört mit
Digitallaufwerk Ayon CDT
D/A Wandler Borbely Audio
Laufwerk Apolyt
Tonarm Triplanar
Tonabnehmer Clearaudio Goldmund, Van den Hul Grashopper
Vorstufe Shindo Monbrison, Thomas Mayer 10Y
Endstufe Thomas Mayer 211SE Elrog, 6HS5 PSE, Shindo Cortese
Lautsprecher WVL 100i, Ancient Audio Studio Oslo
Kabel Audio Consulting Reference RCA, Swisscables Reference NF, Swisscables Reference LS, Auditorium23 LS, Swisscables Netz
Zubehör LeadingEdge Gerätebasis, LeadingEdge Minipaneele
Herstellerangaben
Ayon Spheris III
Frequenzbereich 0,5 Hz – 500kHz
Max. Ausgangsspannung 40V RM
Ausgangsimpedanz 30Ohm
Eingangsimpedanz > 1MOhm
Eingänge 6xRCA, 1xXLR
Ausgänge 2xRCA, 1xXLR, 1x Tape(!)
Gewicht 43kg
Abmessungen (B/H/T) 500/110/430 mm
Preis 33000 Euro

Hersteller/Vertrieb
Ayon Audio
Anschrift Hart 18
A-8101 Gratkorn
Telefon +43 3124 24954
E-Mail ayon@ayonaudio.com
Web www.ayonaudio.com
Vertrieb
AUDIUM / VISONIK
Anschrift Inh. Frank Urban
Catostr. 7B
12109 Berlin
Telefon +49 30 6134740
Fax +49 30 7037939
E-Mail kontakt@audium.de
Web www.audium.com

Weitere Informationen

  • Imagefolder tests/14-10-13_ayon

Pünktlich um 11 Uhr öffneten sich die Türen des Bonner MARITM Hotels für den zweiten Tag der Westdeutschen Hifi Tage. Sechs Stunden wird die Ausstellung an diesem Sonntag geöffnet sein, wenig Zeit um das üppige Angebot zu bestaunen.

Überraschend für eine Hotelmesse ist die große Zahl der Exponate und die mitunter sehr aufwendigen Installationen in den Hörräumen. Mannigfaltig die gezeigten Ideen und Ansätze der Entwickler. Nach überaus vergnüglichen Stunden bin ich überzeugt, dass es wenige Branchen gibt, die so innovativ, so beharrlich und manchmal auch skurril ein Ziel erreichen wollen: den guten Ton! Lautsprecher kleiner als ein Schuhkarton die verblüffend groß aufspielen, Lautsprecher so gross wie Waschmaschinen betrieben von einem handtellergroßen Verstärker. Quellen wie Vinyl, Tonband, Compact Disk die gleichberechtigt als Ursprung der audiophilen Klangerzeugung genutzt werden. Aber eben auch vermehrt der digitale Datenstrom, der von der Festplatte angeliefert wird. Der Trend der letzten Jahre manifestiert sich hier nachhaltig. Passend dazu lassen sich sehr viele Neuheiten mit dem Attribut „Streaming-Kompetenz“ verbinden.

Der bekennende Klangfetischist eignet sich damit das Vokabular eines Netzwerktechnikers an und parliert kompetent über W-Lan-Standarts, ip-Protokolle und uPnP-Software – vor wenigen Jahren war das noch undenkbar. Dass analoge Klänge, gewonnen aus den Rillen einer Schallplatte, zwecks besserer Weiterverarbeitung digital gewandelt werden, wäre zu Beginn des Jahrzehntes ebenfalls noch ein audiophiler Tabubruch gewesen, insbesondere wenn er von einem Spezialisten im Umgang mit dem „schwarzen Gold“ begangen wird.

Mit der Auswahl der Musikstücke wurde sich oftmals sehr viel Mühe gegeben :-), hin und wieder schallten aber auch bekannte Töne eines gewissen Herrn Lofgren durch die Gänge, der einen anderen Herren – ich glaube er hieß Keith – vom weggehen abhalten wollte. Neben den Musik-Vorführungen wurden auch wieder diverse Workshops angeboten. Sie merken schon, es war eine tolle Show! Zu den reichlich 2000 Besuchern des Vortages kamen, so der Veranstalter HIFI Linzbach, noch einmal mindestens ebenso viele am Sonntag hinzu – der letztjährige Besucheransturm wurde damit klar übertroffen.

Sie haben die Westdeutschen Hifi-Tage in diesem Jahr verpasst und bereuen das nun? Dann notieren Sie sich die Daten für die siebte Auflage. Samstag & Sonntag, den 03. und 04. Oktober 2015 wieder im MARITIM Hotel Bonn. Ich schließe wie im letzten Jahr: Gratulation an die Aussteller sowie deren Helfer/innen, an das aufmerksame Publikum und natürlich an das Team vom HiFi Studio Linzbach für die gelungene Veranstaltung!

 

Weitere Informationen

  • Imagefolder events/14-10-07_wht

Strahlender Sonnenschein, dazu Temperaturen, die uns im Sommer 2014 nur selten vergönnt waren, gleichwohl sind die Ausstellungsräume des Bonner Maritim Hotels bestens gefüllt. Musikfreunde trotzen den Verheißungen der Natur, wenn ein Termin wie die Westdeutschen Hifi Tage ansteht.

Zu Recht, denn mit der fünften Auflage hat sich dieses Event endgültig in der Szene etabliert. Wiewohl durch den Bonner HiFi-Spezialisten HIFI Linzbach perfekt organisiert, ist die Anzahl der Aussteller weitaus größer als deren umfangreiches Produktportfolio vorgibt. Fast sechzig „bespielte“ Hotelzimmer verteilt auf 5 Stockwerke, elf Salons mit aufwendigen Installationen und eine Vielzahl von Messeständen im Erdgeschoss legen davon beredt Zeugnis ab. Und es sind erstklassige Namen, die sich in der ehemaligen Bundeshauptstadt eingefunden haben. Die Anziehungskraft der Veranstaltung ist dementsprechend: Über 2000 Besucher am ersten Messetag, die teilweise hunderte von Kilometern gefahren sind, goutieren gebührend die gebotene Vielfalt, zumal nicht nur die Quantität bemerkenswert ist. Zahlreiche Schmankerl, mitunter auch Weltpremieren aus allen Disziplinen der Branche präsentierten sich auf diesem Oktoberfest der besonderen Art. Mit der nachfolgenden Photoserie haben wir einige Höhepunkte dokumentiert, noch deutlich mehr Bilder folgen zeitnah im zweiten Teil.

 

Weitere Informationen

  • Imagefolder events/14-10-06_wht

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.