Sonntag, 25 November 2012 01:00

NuForce DDA-100 + Amphion ION+

Digitale Quellen verändern die Hifi-Landschaft immer mehr, der Computer als Entertainmentcenter ersetzt die heimische Stereoanlage. Als bessere Desktop-Lösung angepriesen, ist die Kombination aus Verstärker NuForce DDA-100 und Lautsprecher Amphion ION+ eine Überraschung und eher ein Fanal für hochwertige Musikwiedergabe als für PC-Beschallung.
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Als ich die Mail des Chefredakteurs las, dass NuForce und Amphion auf dem Weg zu mir sind, dachte ich bei mir: „Schön, dass wir mal drüber geredet haben“. Die Ankündigung traf mich völlig unvorbereitet, und ich muss zugeben, dass die Geräte bisher ziemlich an mir vorbei gegangen sind. NuForce, das sind doch so kleine Class-D-Amps für den Anschluss an den Computer, Amphion hatte ich mal so am Rande gehört, konnte mir darunter aber nichts Konkretes vorstellen. Desktop-Hifi, schoss es mir durch den Kopf.

Passen prima auf den Schreibtisch, NuForce DDA-100 und Amphion ION+
Passen prima auf den Schreibtisch, NuForce DDA-100 und Amphion ION+

Ganz anders, doch auch nicht viel größer. Als die beiden Pakete eintrafen, hatte ich mich entsprechend kundig gemacht, diverse Wissenslücken aufgefüllt und war sehr gespannt. NuForce residiert in Kalifornien und Miami und existiert seit 2005, als – mit eigenen Patenten ausgestattet – der erste Class-D-Verstärker der Firma auf den Markt kam. Seitdem hat sich die Palette um ein großes Angebot erweitert. Besonderer Wert wird auf die Integration digitaler Zuspieler gelegt. Am bekanntesten ist wohl der NuForce Icon, ein Verstärkerchen, das auch aufrecht stehend betrieben werden kann und unter Freunden der gehobenen Schreibtischbeschallung einen ausgezeichneten Ruf genießt – wie viele minimalistische Class-D-Verstärker, denen wahre Wunderdinge nachgesagt werden. NuForce huldigt dabei dem Prinzip der Pulsweitenmodulation, also einem Schaltungskonzept, in dem vereinfacht gesagt die analogen Signale in Einzelimpulse auf einer Frequenz zerlegt werden. Die Leistungstransistoren schalten entsprechend zwischen Durchlass und Sperre hin und her. Daraus resultiert ein höherer Wirkungsgrad und die Verlustleistung ist niedrig. In einem Tiefpassfilter wird das Ganze wieder zu einem Signal zusammengesetzt und an die Lautsprecher weiter gereicht. Vorher muss eine Drossel noch allerlei Hochfrequenzdreck unschädlich machen.

Der angelieferte DDA-100 soll nun gar ganz digital arbeiten. Die Wandlung soll laut Bedienungsanleitung direkt während der Verstärkung stattfinden, alles andere (Umschaltung und Lautstärkeregelung) erfolgt vorher. Wie das jetzt funktioniert, ob wir es hier mit einer PDM-PWM oder einer wie von B&O benutzten ICE-Power-Digital-Schaltung zu tun haben, lässt sich auch auf Nachfrage beim Hersteller nicht wirklich klären. Stolz ist man allerdings auf den im Ausgang eingesetzten FIR-Filter, der die digitalen Impulse phasenrichtig wandeln soll. Ein tieferes Einsteigen in die Materie würde den Rahmen eines Tests sprengen und wäre vielleicht mal einen Grundlagenartikel wert. Wie auch immer, es lassen sich keine analogen Geräte mehr anschließen. An das gerade mal 1,2 Kilogramm schwere, zigarrenkistengrosse Kästchen können neben einem Paar Lautsprecher vier digitale Geräte, entweder über USB, zwei mal SPDIF oder einmal koaxial angeschlossen werden, außerdem steht ein SPDIF-Ausgang zur Verfügung. Über den USB-Eingang können Signale bis 96 Kilohertz verarbeitet werden, die drei anderen gestatten Datenraten bis 176,4 Kilohertz in 24 Bit-Auflösung. In Empfang genommen werden diese durch einen Filter mit 96 Kilohertz und maximal 24 Bit. Die eingehenden Signale werden zur Vermeidung von Jitter noch mal zwischengespeichert und getaktet.

Mehrere Trafos auf eigener Platine für die Stromversorgung. Das Innenleben des NuForce DDA-100 erinnert kaum noch an einen klassischen Verstärker
Mehrere Trafos auf eigener Platine für die Stromversorgung. Das Innenleben des NuForce DDA-100 erinnert kaum noch an einen klassischen Verstärker

Im Handel kostet der DDA-100 599 Euro. Das Gert ist perfekt verarbeitet und mobilisiert immerhin 2 mal 74 Watt an 4 Ohm, auch die weiteren technischen Daten lassen nicht Böses vermuten. Über den Drehregler vorne schaltet man den Verstärker durch drei Sekunden Druck auf selbigen ein oder aus, ein kurzes Antippen wechselt zwischen den Eingängen. Gleichzeitig lässt sich in 100 Schritten die Lautstärke einstellen. Wer nicht durchdrehen möchte, nimmt dafür lieber die schmucke, scheckkartengroße Fernbedienung, man kurbelt sich sonst blöd. Das Display zeigt Quelle sowie gewählte Lautstärke an und kann bei Bedarf ausgestellt werden, was in der Praxis kaum nötig sein wird, denn man kann es schon bei leichtem Lichteinfall kaum noch ablesen.


Die Verstärker von NuForce sollen nun ganz besonders gut zu den Lautsprechern der finnischen Firma Amphion passen. Diese entwickelt und produziert seit 1998 Lautsprecher, sowohl für den professionellen als auch für den Gebrauch zu Hause. Das Angebot umfasst diverse Lautsprecher ähnlicher Abmessungen und identischer Optik wie die ION+. Ich finde das etwas unübersichtlich, so kostet die ION+ mit 999,01 (wie neckisch) Euro/Paar genauso viel wie ein optisch identisches Pärchen ION. Anssi Hyvonen, Entwickler und Kopf hinter Amphion, will seinen Lautsprecherkonzepten besonders die Phasenrichtigkeit und den unproblematischen Einsatz in normaler Abhörumgebung, sprich Wohnräumen, anerzogen haben. Hierbei geht er recht unkonventionelle Wege. Wichtig sei für eine homogene Abstrahlung, dass die Schwingspulen von Tief- und Hochtöner auf einer Ebene lägen. Deswegen sei der Hochtöner versenkt eingebaut und strahle über einen Hornvorsatz (oder neudeutsch Waveguide), der in der Lautsprecherfront integriert ist, möglichst definiert ab. Da laut Ansicht des Entwicklers der Bereich zwischen 2000 – 4000 Hertz für die saubere Wiedergabe von Tönen am wichtigsten ist, da hier die größte Empfindlichkeit des menschlichen Gehörs liege, wurde dieser Bereich einem einzigen Chassis, nämlich dem Hochtöner, anvertraut, der bereits bei tiefen 1,6 Kilohertz einsetzt. Diesen undankbaren Job übernimmt eine 25 Millimeter Titankalotte, die für derlei Dinge eigentlich viel zu klein ist. Und dann noch Titan, das bei unsachgemäßem Einsatz in heftige Partialschwingungen aufzubrechen pflegt. Die breite Aufhängung soll am unteren Rand des Übertragungsbereich aushelfen, den Rest macht der Schalltrichter. Das akustische Zentrum liegt genau zwischen Hoch- und Tieftöner. Diese Maßnahmen sollen das Abstrahlverhalten soweit definieren, dass die Lautsprecher auf verschiedene Räume und deren Akustik unkritisch reagieren beziehungsweise andersrum. Na gut, wir werden sehen.

Das Gitter schützt die hauchdünne Titanmembran vor Beschädigung und soll sich nicht auf die Wiedergabe auswirken. Der Hochtöner mit Waveguide
Das Gitter schützt die hauchdünne Titanmembran vor Beschädigung und soll sich nicht auf die Wiedergabe auswirken. Der Hochtöner mit Waveguide

Immerhin findet das im Durchmesser 14 Millimeter messende Tieftonchassis aus Aluminium einen idealen Arbeitsbereich vor, wobei man dem kleinen Ding, trotz Bassreflexunterstützung, eigentlich schwere Tieftonarbeit kaum zumuten mag. Die Chassis werden durch Lochbleche geschützt und sind in ein schmuckes Gehäuse aus 19 mm-MDF eingesetzt. Es gibt nur Single-Wiring-Anschlüsse für die Lautsprecherkabel, das Terminal ist kein High-End, aber erfüllt seinen Zweck. Der Widerstand beträgt im Mittel 8 Ohm, der Wirkungsgrad ist mit 86 Dezibel aus einem Watt in einem Meter Abstand niedrig, besonders für die bei 4 Ohm angegebenen 75 Watt des NuForce, die sich an den Amphion ungefähr halbieren.

Alles für die Phasenrichtigkeit: Phaseplug auf der Staubschutzkalotte des Aluminium-Tiefmitteltöners
Alles für die Phasenrichtigkeit: Phaseplug auf der Staubschutzkalotte des Aluminium-Tiefmitteltöners

Auf der Website von Amphion werden diverse Kombinationen von NuForce Verstärkern und Amphion Lautsprechern im Verbund mit PC/Mac angepriesen. Laut Anssi Hyvonen zeichnen sie sich durch problemloses „Plug – play and smile" aus und machen die Aufrüstung des Computers in eine kleine, feine Anlage auf dem heimischen Schreibtisch ganz einfach. Mit schnuckeligen 268 x 134 x 220 Millimetern passen die ION+ da eigentlich auch prima hin, der NuForce DDA-100 mit seinen handlichen 51 x 229 x 216 Millimetern findet sicher auch noch einen Platz unter dem Standfuß des Flachbildschirms, Kühlöffnungen hat er ja keine und stabil genug ist er auch.

Ausblick in die Zukunft. Kein analoger Eingang mehr, dafür richtige Lautsprecheranschlüsse, die auch Bananenstecker aufnehmen können
Ausblick in die Zukunft. Kein analoger Eingang mehr, dafür richtige Lautsprecheranschlüsse, die auch Bananenstecker aufnehmen können

 

Da Hifistatement aber ein Hifi-Magazin ist, mussten die kleinen ION+ erst einmal auf  Ständer mitten in den Raum - die leider etwas niedrig waren, so dass ich einen Großteil der Hörzeit auf dicken Kissen auf dem Boden verbringen durfte. Wieso den Großteil? Weil  sich der NuForce DDA-100 zwischendurch an meinen Rogers austoben durfte – da passt dann der Hörsessel wieder.

Nuforce DDA-100 und Amphion ION+ wurden so nebenbei in die Anlage eingeschleift. Den Anfang macht der NuForce, der mit dem digitalen Coaxialausgang meines alten Denon CD-Players (er möge noch lange leben) verbunden und probeweise an die Rogers angeschlossen wurde. Das lief dann erst mal so im Hintergrund mit „Kruder und Dorfmeister“ vor sich hin – Frau und Kinder mögen das auch, passt an sich immer. Dabei fiel sofort auf, dass der Nuforce äußerst sauber aufspielt. Kleine Class-D-Verstärker mit 2 x 15 Watt kenne ich als enorm druckvoll und groß abbildend, so lange die Puste eben reicht. Der DDA-100 ist da ganz anders. Druck macht er wenig, dafür spielt er schon knapp über der Hörschwelle verständlich und durchhörbar, modelliert dabei so gut wie nicht. Ok, beim ersten Reinhören fehlt ein wenig Bass und Raum, vielleicht sind die Höhen ein bisschen zurückhaltend, aber das scheint ganz ordentlich zu sein. Nach ein paar Minuten empfinde ich den Klang als „unsichtbar“, irgendwie kommt der Verstärker nicht vor, mischt sich nicht ein und lässt die Musik einfach durch. Er verändert sich auch nicht, wenn man lauter macht. Etwas später bemerkt man dann die sehr gute Auflösung. Na gut, nur als Desktopgerät will ich den an sich nicht nutzen. Die ION+ werden im laufenden Betrieb erst auf den einen Hauptlautsprecher gestellt und angeschlossen – nur nachmachen, wenn Bananenstecker an den Kabeln hängen und bitte darauf achten, nichts kurzzuschließen – und dann auf den anderen. So stehen sie zum einen viel zu hoch, zum anderen sehen sie sich mit der Aufgabe konfrontiert, 26 Quadratmeter beschallen zu dürfen und das mit basslastiger, elektronischer Musik. Klingt auch die ersten paar Takte etwas ausgedünnt, dafür sind die Lautsprecher akustisch nicht zu orten, einfach komplett weg. Dahinter etablieren sich die dorthin produzierten Synthesizer stabil im Raum, alles ist extrem klar, durchhörbar und sauber. Nach dem Wechsel kommt jetzt richtig das Gefühl auf, dass die Geräte nur eine untergeordnete Rolle spielen, hier geht es um Musik oder - anders ausgedrückt – hier spielt echte Musik in meinem Raum. Das ist jetzt doch ein wenig unerwartet, und man sollte sich nicht mal nur so nebenbei mit so etwas beschäftigen. Nachdem ich etwas nervös geworden die familiäre Brut unter fadenscheinigen Vorwänden aus dem Raum vertrieben habe, stelle ich die Amphion erst mal richtig auf die schon erwähnten, leider zu niedrigen Ständer und bastele mir eine Sitzecke aus Kissen vor dem Schreibtisch. Ob es nun an der speziellen Anordnung der Chassis, der gewählten Übergangsfrequenz, dem Waveguide oder an der Kombination von allem liegt, ist an sich egal. Wichtig ist, dass die ION+ fast überall im Raum funktionieren und somit die Aussage des Herstellers bestätigen.

Nicht täuschen lassen, die Fernbedienung ist winzig und sollte nicht verloren werden. 100 Regelschritte, um die Lautstärke per Hand zu drehen, kann zum Geduldsspiel werden
Nicht täuschen lassen, die Fernbedienung ist winzig und sollte nicht verloren werden. 100 Regelschritte, um die Lautstärke per Hand zu drehen, kann zum Geduldsspiel werden

Die Kombination spielt phänomenal durchhörbar und plastisch. Attribute wie schnell, zackig, glänzend, farbig, geschmeidig oder rhythmisch bleiben gleich in der Schublade, werden dem Gehörten nicht gerecht. Es klingt einfach echt. Es gibt auch kein Mogeln, wie dies bei Kleinlautsprechern gern gemacht wird: Oberbass anheben, um Volumen vorzutäuschen und dafür jeden Tiefbass abwürgen und über leicht angezogene Höhen Auflösung vorgaukeln - nichts davon. Vielmehr blickt man direkt auf die Musiker und was sie da so veranstalten. Dabei herrscht, wie schon angesprochen, eine so große Klarheit, dass man glaubt, vieles das erste Mal zu hören. Es geht dabei nicht nur um kleine Details oder Hochtongezirpse. Eine Solovioline beinhaltet so viel mehr an Information als gewohnt. Der Umgriff auf dem Steg, die Haltung des Instruments, man sieht förmlich, wie sich der Solist beim Spiel bewegt. Und das völlig frei im Raum und in realistischer Größe. Leise angeschlagene Glöckchen schweben unglaublich lange aus, bis sie immer leiser werden und danach noch eine Spur Schwingung hinterlassen, die man eher spürt als hört. Sehr faszinierend, da es auch überhaupt keine Betonung eines bestimmten Bereichs gibt, das ist einfach so.

Die angesprochenen, fehlenden Eigenschaften bedeuten nicht, dass man es hier mit lahm oder unengagiert spielenden Komponenten zu tun hat, die einen gleichmacherischen Effekt haben. Sie mischen sich nur nicht ein. Steigert sich ein Schlagzeug sowohl im Tempo als auch in der Lautstärke, geschieht dies so nebenbei. Hat der Musiker einen guten Tag, fängt das dann auch an zu treiben, man geht mit und erlebt unerwartete Dramatik. Dies liegt sowohl an den hervorragenden feindynamischen Eigenschaften der ION+ als auch an dem definierten Abstrahlverhalten. Durch die angesprochene Klarheit und Auflösung lassen sich komplexe Arrangements sehr gut verfolgen und bekommen durch die Fülle an Informationen plötzlich eine Geschwindigkeit, die einem den Atem rauben kann. Dazu kommt eine Klangfarbentreue, wie ich sie bisher nur sehr selten gehört habe. Das von Kleinlautsprechern und einem Kleinverstärker für den Gebrauch am PC? Niemals! Das spielt alles mehr so, wie High-End dereinst mal definiert war und sein sollte, und nicht wie eine kleine Stereoanlage. Letztendlich erinnert mich das an professionelle Monitore mit der Ausrichtung auf das Musikhören. Machen Lautsprecher für die Musikproduktion dem normalen Musikhörer das Leben oft durch extreme Präzision und glasklare Reproduktion sauer, spielen die Amphion ION+ einfach nur natürlich.


Die Größe von Verstärker und Lautsprecher täuschen: Mit ihren musikalischen Fähigkeiten spielen NuForce und Amphion ganz groß auf
Die Größe von Verstärker und Lautsprecher täuschen: Mit ihren musikalischen Fähigkeiten spielen NuForce und Amphion ganz groß auf

Es folgt ein interessanter Mailwechsel mit Anssi Hyvonen, der bereitwillig über seine Philosophie beim Lautsprecherbau Auskunft gibt. Und tatsächlich sind die ION+ technisch nichts anderes als die Amphion One12, Nahfeldmonitore für den professionellen Einsatz.  Anssi Hyvonen spricht davon, dass sich im Laufe der Zeit Musik und Hifi immer weiter auseinanderentwickelt haben, die Geräte immer mehr eigene Eigenschaften einbringen, die vielleicht verkaufsfördernd, letztendlich aber wenig mit der authentischen Musikwiedergabe zu tun haben. An sich beschreibt er etwas prosaisch, dass heute bewusst verfärbt wird. Eine Meinung, mit der er bei mir offene Türen einrennt. Die ION+ führen die beiden Zweige nach seiner Aussage wieder zusammen und weisen den Weg in die Zukunft – ich hoffe sehr, dass er damit Recht hat. Interessanterweise lehnt er aktive Konzepte ab. Warum solle man Technik in Lautsprecher verbauen, die in spätestens zwei Jahren wieder überholt sei?

Beruhigt ob der gegebenen Informationen wende ich ich mich wieder dem Musikhören zu. Die räumliche Darstellung der Kombination ist eben so, wie sie vom Datenträger runter kommt. Mal spielen die Akteure auf der virtuellen Bühne ein wenig weiter vorne, mal etwas weiter hinten. Bei entsprechenden Aufnahmen ist die Bühne nach hinten hin grenzenlos tief, der Raum bis unter die Decke gewölbt. Stimmen stehen zum Niederknien klar im Raum und werden so akzentuiert und manchmal auch schön wiedergegeben, wie man es nur rein analoger Technik nachsagt. Bisher als schlechte oder sehr „seltsame“ Aufnahmen wahrgenommene CDs kann man plötzlich hören. „Ach so haben die das gemeint, dann ist ja gut, dann stört das auch nicht mehr.“

Bei alldem ist noch nicht viel über den NuForce DDA100 gesagt worden, was total unfair ist. Allein, es gibt nicht viel zu berichten. Die genannten Eigenschaften der Amphion werden durch den kleinen Verstärker auf das Positivste befördert. Er mischt sich eben nicht ein und macht nur lauter. Welches Kompliment könnte man einem Verstärker sonst machen. Wie gut er das macht, merkt man spätestens dann, wenn man ihn austauscht. Ein Roksan Kandy LII an den ION+ bringt mehr Druck – an sich zu viel –, spielt gedeckt mit Betonung des Präsenzbereichs und hat wesentlich weniger Auflösung. Also gleich wieder zurück. Die Kombination spielt übrigens ab Hörschwelle völlig verständlich und ersetzt so spät Abends den Kopfhörer. Es macht richtig Spaß, immer leiser zu hören – und das von mir als Fan von hohen Pegeln –, trotzdem in die Musik reingezogen zu werden, um sich dann fürchterlich zu erschrecken, wenn draußen eine Autotür knallt.

Die Stopfen zum Verschließen der Bassreflexöffnung werden wirklich nur direkt beim Betrieb in der Ecke oder Regal benötigt
Die Stopfen zum Verschließen der Bassreflexöffnung werden wirklich nur direkt beim Betrieb in der Ecke oder Regal benötigt

Wo so viel Licht ist, muss es Schatten geben. Auch wenn die ION+ für ihre Größe erstaunlich tief in den Basskeller gehen und zumindest den Oberbass mit viel Energie bringen – Kesselpauken, Schlagzeug, synthetische Bässe und die ganz große Bühne in voller Größe, Wucht und Dynamik können sie einfach nicht, und richtig laut geht auch nicht. So grotesk es erscheint, klingen sie dabei immer noch „richtig“, und an sich fehlt auch nichts, aber natürlich setzt hier die Physik irgendwann Grenzen. Allerdings reicht mir persönlich das Gebotene in Räumen bis 18 Quadratmeter völlig aus, da gibt es dann auch genug Druck in den tiefen Lagen. Und was ist schon perfekt auf diesem Planeten? Grad mal gar nichts!


Auch wenn Anssi Hyvonen so schön das „Plug – play and smile" propagiert und inzwischen auch mein Notebook abgerüstet wurde, so dass bei Wiedergabe digitaler Musikdateien fast keine Last mehr entsteht, sind die Komponenten dafür zu schade. Über USB unterstützt der DDA-100 nur den synchronen Modus und welche Klimmzüge man auch anstellt, das CD-Laufwerk hat mit klarerer und dynamischerer Wiedergabe immer die Nase vorn. Kennt man ausschließlich PC, MAC oder MP3-Player als digitale Zuspieler, wird einem die Kombination trotzdem wie eine Offenbarung vorkommen, weiß man doch nicht, was noch alles geht. Insofern wäre es für den Nörgler aus der Hifi-Ecke schön, wenn es mehrere Koaxial-Eingänge gäbe, die den optischen weiterhin klanglich überlegen sind, aus welchen Gründen auch immer.

STATEMENT

Diese Kombination kostet gerade mal soviel wie drei High-End-Stromstecker und ist in weiten Bereichen das Beste, was ich bisher in den eigenen vier Wänden hören konnte. Wer nur digitale Quellen nutzt, auf markerschütternde Pegel und Tiefbassorgien verzichten kann und einen nicht zu großen Hörraum besitzt, wird auch für Geld und gute Worte keine realistischere Musikwiedergabe in den eigenen vier Wänden realisieren können. Das ist High-End im wahrsten Sinn. Wenn so die Zukunft der Musikwiedergabe aussieht, dann darf sie gern kommen.
GEHÖRT MIT
Windows PC Foobar, JRiver Media Center
CD-Spieler Denon DCD-1290
Verstärker Roksan Kandy LIII
Lautsprecher Rogers Studio1
Kabel Baumarkt, Conrad

 

HERSTELLERANGABEN
NuForce DDA-100
Eingänge 2 x TOSLINK, 1 x RCA koaxial 75-Ohm, 1 x USB 2.0
Maximale Auflösung 24-bit
USB Sampingraten 44,1; 48; 96 KHz
S/PDIF Samplingraten 44,1; 48; 88,2; 96; 176,4 KHz
Ausgangsleistung 75 W x 2 (4 Ohm), 50 W x 2 (8 Ohm)
THD+N 0,07% @ 15W
Ausgangsleistung (peak) 250 W
Frequenzgang 20 Hz bis 20 KHz +/- 0.1dB
Abmessungen (B x T x H) 229 mm x 216 mm x 51 mm
Gewicht 1,2 kg

 

HERSTELLERANGABEN
Amphion ION+
Prinzip 2-Wege Bassreflex
Hochtöner 25 mm Titan
Tiefmitteltöner 114 mm Aluminium
Überangsfrequenz 1600 Hz
Nennimpedanz 8 Ohm
Wirkungsgrad 86 dB / 1Watt/ 1 Meter
Übertragungsbereich 52 - 25 000 Hz +/-3dB
Empfohlene Leistung 25 - 120 W
Abmessungen (H x B x T) 268 x 134 x 220 mm
Gewicht 6 kg
Farben schwarz, weiß, ganz weiß mit farbigen Lochblechen

 

HERSTELLER
Amphion Loudspeakers Ltd.
Anschrift PL 6 Kuopio Finland
Telefon +350 17 2882 100
Fax +358 17 2882 111
E-Mail info@amphion.fi
Internet www.amphion.fi

 

VERTRIEB NUFORCE
Higoto GmbH digital-highend
Anschrift Isenbergstr. 20
45130 Essen
Telefon +49 201 8 32 58 25
E-Mail info@digital-highend.com

Weitere Informationen

  • Imagefolder tests/12-11-25_amphion
Der Schwermütigkeit eines diesigen, bedrückenden November-Wochenendes war leicht zu entrinnen. Musikliebhaber und HiFi-Fans waren eingeladen: Die High End Society veranstaltete Ihre High End On Tour im Commundo Hotel Hamburg.
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Zu bestaunen gab es Bekanntes und Neues. Musikalisches wurde nicht nur medial, sondern auch live geboten. Tagsüber  jazzten „Henry‘s Fidgety Feetwarmers“ und im Samstagabend-Programm krönte die „Blues Company“ den ersten Messetag.

Die Aussteller präsentierten auskunftsfreudig in gelungenen Vorführungen und technischen Demonstrationen Ihre Produkte. Auch Hersteller, die im Handel seltener zu finden sind, zeigten, was sie können. Herausheben möchte ich eine Welt-Neuheit: Gerhard Brandl, der renommierte Hersteller der Copulare Basen, baut sein Unternehmen aus. Für die Schnäppchen-Jäger unter uns gab es hier und da kleine attraktive Sonderangebote. Fenn-Music bot wieder reichlich Tonträger feil und die Fachpresse hielt eine große Auswahl Literatur zum Kauf bereit.

Wie sich an den interessierten und zufriedenen Gesichtern der Besucher und der Vielzahl der Fachgespräche leicht ablesen lässt, dürfte sich für sie alle der Besuch gelohnt haben. Das neue Konzept der High End On Tour scheint aufzugehen. Es bietet den Vertrieben die freie Wahl, die eigenen Produkte selbst vorzuführen oder sich zusammen mit anderen Anbietern zu präsentieren. Die Moderation gestalteten kompetente Mitarbeiter der Firmen oder Persönlichkeiten aus der Hifi-Szene, wie etwa Branko Glisovic, der „Vater“ dieser Veranstaltung.


 

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Dienstag, 20 November 2012 01:00

klangBilder 2012 - Nachglanz

„Leere Gänge, volle Zimmer‟ lautet die Bilanz Ludwig Flichs, der die klangBilder vor mehr als zehn Jahren ins Leben rief und seither konzeptionell gestaltet. Heuer habe es neun Ausstellungsräume mehr gegeben als im Vorjahr, so dass sich die Besucher besser verteilten.
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Endgültige Besucherzahlen liegen bis jetzt nicht vor, man geht aber davon aus, dass die Werte von 2011 erreicht wurden. Beim traditionellen Aussteller-Umtrunk kurz nach Schluss der Messe sah man jedenfalls ausschließlich zufriedene Gesichter. Einen ganz beträchtlichen Anteil daran hatte natürlich auch das bewährte Veranstalter-Team der klangBilder und der individuelle Einsatz einiger Hotel-Mitarbeiter. Hifistatement wird sich die klangBilder 2013 auf keinen Fall entgehen lassen.


 

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Samstag, 17 November 2012 01:00

klangBilder 2012 – Wien leuchtet

Die österreichische Hauptstadt erstrahlt schon in weihnachtlicher Beleuchtung, auf dem schönsten Weihnachtsmarkt der Stadt am Spittelberg hat schon eine ganze Reihe von Ständen geöffnet und bei den klangBildern, dem traditionellen Highlight der Vor-Adventszeit für Audiophile und Musikfreunde, strahlen die Komponenten.
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Auf den Gesichtern der Aussteller stellte sich dieser Glanz aber erst am Nachmittag des ersten Messetages ein. Zuvor war die Stimmung eher besinnlich ruhig. Später füllten sich dann aber die Ausstellungsräume in gewohnter Weise und am Samstagmorgen, als ich diese Zeilen verfasse, herrscht schon ab 10 Uhr reger Andrang.

 

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Mittwoch, 14 November 2012 01:00

Audeze LCD-3

Nach dem Erfolg mit ihrem ersten magnetostatischen Kopfhörer, dem LCD-2, will Audeze mit der Numero drei nun zeigen, dass klanglich noch ein wenig mehr geht. Unser in den USA lebender Kollege Danny Kaey war der Glückliche, der das audiophile Schmuckstück in die Hand, respektive auf die Ohren bekam.
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Audeze: Von null auf hundert in drei Jahren, das soll mal jemand nachmachen!
Audeze: Von null auf hundert in drei Jahren, das soll mal jemand nachmachen!

Das „i‟ in iPhone, iPod und iPad hat vieles revolutioniert, nicht zuletzt auch beim sogenannten „Personal Hifi‟. Sicherlich, Sony hatte mit der Walkman-Serie auch mehr als anderthalb Dekaden Erfolg. Allerdings war der nicht so durchschlagend und allgegenwärtig wie der der i-Geräte. Denn dieser Erfolg wurde von iTunes unterstützt, weil Apple die Tatsche voraussah, dass wir uns de Facto in eine neue, mobile Ära bewegen, eine Ära, die nicht nur für Apples eigene Zukunft, sondern auch für die Zukunft der Branche entscheidend sein wird. Die Produkte der i-Generation haben praktisch im Alleingang Industrien mit einem Milliarden-Dollar-Umsatz geschaffen. Viel augenfälliger als die Geräte, mit denen Sie auf Reisen Musik hören, ist eine zweite, wertvolle Errungenschaft, Ihr Kopfhörer. Nicht nur das untere Preisegment boomte, sondern auch das obere, trauen wir uns, es zu sagen, eine Prozent. Gehen Sie über den Campus einer Universität, durch den Park eines College, eine wuselige Shopping Mall oder Ihren Flughafen, und ich wette eine Dose Limonade, dass Sie mindestens ein Dutzend, wenn nicht mehr Teens, Twens und über Dreißigjährige entdecken, die die neueste Kopfhörer-Couture tragen.

Hier ein Blick auf die sehr großen Module, die die Technik beinhalten. Keine Angst, am Kopf liegen sie bequem und ohne jeglichen Druck an, auch bei langen Hörsitzungen
Hier ein Blick auf die sehr großen Module, die die Technik beinhalten. Keine Angst, am Kopf liegen sie bequem und ohne jeglichen Druck an, auch bei langen Hörsitzungen

Das Design wurde hipper, cooler, ja einfach akzeptabler als in der bisherigen Geschichten tragbaren Hifis. Offenbar wurden viele, wenn nicht die meisten dieser Produkte auf einen gewissen Preispunkt hin entwickelt, der zur gemeinhin für portables Hifi üblichen Investition passt. Daher gibt es im Bereich von 200 bis 300 Dollar die größte Auswahl an Kopfhörern, während in oberen Regionen ein Aufschlag für einen theoretisch größeren und besseren Sound zu entrichten ist. Die traditionellen Kopfhörer-Marken wie Sennheiser, AKG und Beyerdynamik haben ein wenig mit der aktuellen Entwicklung zu kämpfen – was ist hipper, ein Dr. Dre Beats oder ein Sennheiser HD 800, Sie verstehen was ich meine – und tummeln sich in den höheren Preisregionen mit völliger Gelassenheit.

Ach, wie bei so viele Dingen der Audio-Geschichte – oder jedem anderen Produktsegment – ist das Problem des einen die Chance des anderen. Es treten auf: Alex Rosson und Sankar Thiagasmudram, die vor ein paar Jahren – 2009 um genau zu sein – ihre neue Firma Audeze gründeten, um genau das eine Prozent zu bedienen, das nach absoluter klanglicher Perfektion strebt. Ihr technischer Ansatz war nicht nur anders, sondern, wie ich finde, genial: Statt dynamische Treiber zu verwenden, entschieden sie sich für etwas exklusiveres und besseres: magnetostatische Treibertechnologie.


Die Mini-XLR-Stecker und das wunderschöne Zebrano-Holz suchen ihresgleichen!
Die Mini-XLR-Stecker und das wunderschöne Zebrano-Holz suchen ihresgleichen!

Offensichtlich hatten Alex und Sankar noch ein paar weitere Asse im Ärmel: Als Ergebnis kam der LCD-2 auf den Markt und kurze Zeit später der LCD-3, Audezes Topmodell und „Überknüller‟-Kopfhörer. Mit Preisen von 1000 und 2000 Dollar zielten diese Hörer auf ein ganz spezielles Marktsegment: das beste, und nichts weniger. Einerseits haben Kopfhörer viele Vorteile gegenüber Lautsprechern wie einen unmittelbareren, direkten Klang ohne die Probleme von Raumflexionen et cetera. Andererseits haben sie einige den Prinzip geschuldete Nachteile: Erstens, und da spreche ich aus persönlicher Erfahrung, muss alles, das meinen Kopf umgibt, perfekt passen. Zweitens zielen bei einem Kopfhörer zwei Treiber direkt auf das Innenohr. Das bedeutet, dass alle Klänge, die die Treiber reproduzieren, sofort von Ohr verarbeitet werden, ohne Verzögerung, ohne Beeinträchtigung oder äußere Einflüsse. Und genau das ist meiner bescheidenen, aber vorgefassten Meinung nach für mich die Achillesferse beim möglichst optimalen Hifi-Genuss über Kopfhörer: Die meisten Schallwandler klingen für mich viel, viel zu hell. Einzige Ausnahme: das dem Gehörgang individuell angepasste In-Ear-Headphone JH Audio 13, auf das ich nun schon seit zwei Jahren vertraue. Die Drei-Wege-Konstruktion produziert einen sehr ausgewogenen Sound, der dem Klang und der Abbildung meiner Zu Definition MK IV Lautsprecher sehr nahe kommt.

Selbst der gewohnte AKG 701, den ich nun schon seit fast sechs Jahren besitze, wird selten genutzt und zwar wegen seines unnatürlich hellen Klangbildes. Wenn ich ihn höre, klingt Musik für mich nicht wie Musik. Deshalb habe ich ihn zum einfachen Monitoring oder schnellen Überprüfen der Klangquelle degradiert, wenn ich einige meiner Platten auf DSD konvertiere. Ein anderes Problem bei den Kopfhörern, die ich probiert habe, ist der Bass. Ein Bass, der echt ist, nicht verzerrt oder aufgebläht, sondern einfach richtig. Auch hier ist der einzige Kopfhörer, der glänzen kann, der zuvor erwähnte JH-13, der einen außergewöhnlichen Bass reproduziert – außergewöhnlich deshalb, weil er sich mit dem in wirklicher Musik deckt.

Anstatt in feinstem Leder kann man den LCD-3 auch wie hier in der veganen Variante mit Alcantara bestellen...
Anstatt in feinstem Leder kann man den LCD-3 auch wie hier in der veganen Variante mit Alcantara bestellen...

Als ich dann Alex und Sankar bei einem örtlichen Hifi-Händler Anfang des Jahres traf, war ich wirklich neugierig zu erfahren, was an all dem Hype wirklich dran ist: Googlen Sie einfach mal den Namen Audeze und Sie wissen, was ich meine. Von Zero to Hero in 0,5 Sekunden! Und das ist besonders beachtlich, wenn man bedenkt, dass die beiden weder über den finanziellen Hintergrund oder über breit aufgestellte Muttergesellschaften wie AKG oder Beyerdynamik verfügen. Es scheint, dass Audeze wirklich eine Firma unserer Zeit ist, organisch gewachsen durch kunsthandwerkliche Fertigung.

Während ich gespannt auf mein Exemplar wartete, brachte ich mein technisches Verständnis dieser neuen Kopfhörer auf Vordermann. Magnetostatische Treiber sind elektrostatischen Lautsprechern nicht unähnlich: Kraftvolle Magnete treiben hier nahezu die gesamte Membranfläche an, so dass sie sich kolbenförmig bewegt. Es gibt so gut wie keine Chance für Partialschwingungen. Anders als ihre elektrostatischen Brüder benötigen die Magnetostaten jedoch starke und dabei auch relativ schwere Magnete. Zudem ist die gesamte Konstruktion recht groß, so dass der Tragekomfort schon beim ersten Entwurf mit berücksichtigt werden muss. Ansonsten würde sie niemand benutzen wollen. Wie schon gesagt, wenn jemand möchte, dass ich etwas auf meinen Kopf stülpe, sorgt er besser dafür, dass es angenehm zu tragen ist. „Mach' Dir keine Gedanken darüber‟, sagte mir Alex, „Du wirst unsere Kopfhörer mögen‟.


Ein paar Wochen später, als ich dann den LCD-3 auspackte, war ich wirklich überrascht von dem, was ich da fand: Erstens gehören die Passform und Verarbeitung dieses Kopfhörers zum feinsten und besten, das ich je gesehen habe. Zweitens passte das extrem feine Lammleder, das für die Ohrmuscheln und das Trageband verwendet wird, besser zu eleganten Ferragamo-Accessoires als zu typischen Kopfhörern. Dritttens sind die Chassis des LCD-3 in bestens verarbeiteten Zebrano-Holz montiert. so dass ich in diesen Kopfhörer mehr Vertrauen setze als in alle anderen: Selbst Sennheisers HD 800 – um von meinem AKG 700 erst gar nicht zu reden – wirkt im Vergleich fast zerbrechlich und weniger haltbar. Dem LCD-3 ist ein 2,4 Meter langes Kabel beigepackt, das auf der einen Seite mit der allgegenwärtigen 6,3-Millimeter-Klinke und auf der anderen mit zwei Mini-XLR-Steckern versehen ist, die mit der rechten und linken Ohrmuschel verbunden werden.

Die mit Neutrik-Steckern konfektionierten Kabel kommen mit 6,3-Millimeter-Standard-Klinke und Mini-XLR-Stecker. Ein Upgrade ist sowieso möglich
Die mit Neutrik-Steckern konfektionierten Kabel kommen mit 6,3-Millimeter-Standard-Klinke und Mini-XLR-Stecker. Ein Upgrade ist sowieso möglich

Und wie klingt das Ganze nun? Mitt einem Wort: Beeindruckend! Nein, treffender: Ungeheuer beeindruckend! Während der letzten Jahre habe ich eine ganze Reihe von Kopfhörern ausprobiert, vom AKG 1000 bis zu verschiedenen Stax-Modellen. Dennoch: Keiner – und ich meine das wörtlich – hat so geklungen wie der LCD-3. Lassen Sie mich mit meinem Hauptkritikpunk an allen Kopfhörern anfangen: den Höhen oder in den allermeisten Fällen: den zu scharfen Höhen. Der LCD-3 schafft es, den feinsten, ja ich wage zu sagen den besten Hochtonbereich zu reproduzieren, den ich je von einem Kopfhörer gehört habe.

Als ich gut produzierte und crisp aufgenommene elektronische Musik hörte wie die von Yello, Kraftwerk oder von Tracy Thorn oder James Blake, versetze mich das enorm hohe Auflösungsvermögen des Audeze beinahe in Ehrfurcht. Niemals überhell, niemals schrill gab der LCD-3 Musik einfach mit der richtigen Menge an hohen Frequenzen wieder, er klang schlicht natürlich. Vergleichen Sie das einmal dem überhellen und hervorgehobenen höheren Frequenzbereich, den der AKG 701 bei denselben Songs produziert, und Sie wissen, wem ich den Vorzug gebe. Harsche Höhen beim Audeze? Nicht im mindesten. Da ist nicht einmal ein Hauch von falschem Glanz oder Härte, und was zuvor mit anderen Kopfhörern ein fundamental falsches Hörerlebnis brachte. wird dank des LCD-3 zur richtiger Musik.

Die Basswiedergabe erweist sich ebenfalls als fantastisch. Es wird ein fester, wohl definierter und äußerst definierter Tieftonbereich reproduziert, der bestens ausbalanciert ist und als Ganzes darum bettelt, die Musik lauter und lauter zu spielen. Im Gegensatz zu anderen Kopfhörern, die eine unrealistische, überwältigende Menge Bass bieten – Dr. Dre, Ultrasone und ein paar andere fallen mir da ein –, zeichnet den LCD-3 eine besondere Qualität aus: Er präsentiert den Bass so, wie er in der realen Welt klingt. Tiefrequente Impulse kommen blitzschnell unabhängig von der Quelle: Seien es die unterirdischen Tieftöne des American-Beauty-Soundtraks oder die Zwerchfell-erschütternden Frequenzen in Strawinskys Feuervogel: Der LCD-3 liefert einen sehr kontrollierten, festen und definierten Bass. Das Ausklingen und der darauffolgende Nachhall sind präzise voneinander zu unterscheiden, frei von jeglicher Aufgeblasenheit. Um es kurz zu machen: Was die Quelle bietet, ist da, nicht mehr, nicht weniger.

Jeder Kopfhörer kommt mit individuellem Frequenzplot, damit man wirklich weiß, was man hat... genial!
Jeder Kopfhörer kommt mit individuellem Frequenzplot, damit man wirklich weiß, was man hat... genial!

 

Die Mittelton-Struktur ist ebenfalls bestens definiert. Hier haben meiner Erfahrung nach die meisten Kopfhörer einen unnatürlich wirkenden Übergang von Bass zu Oberbass, der nach einiger Zeit – probieren Sie es mal für fünf Minuten – zermürbend und offen gesagt ermüdend wirkt. Der Mittenbereich des LCD-3 ist flüssig, glatt, von organischer Natur und damit einem Schluck eines großen Burbons verwandt, der geschmeidig durch Ihren Mund und Ihre Kehle strömt. Alles in allem ist der Mittenbereich völlig stressfrei und leitet ebenso ausgewogen zu den hohen Frequenzen über, ohne Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen – es sei denn, die Musik gebietet dies.

Es mit einem LCD-3 so richtig rocken zu lassen, ist vielleicht eines der stressfreiesten Erlebnisse, die man haben kann. Sie hören lieber leise? Kein Problem, der Audeze kann auch das. Wenn Sie aber im Gegenteil, Ihre Ohren mal so richtig freiblasen möchten, vermag dieser Kopfhörer das ebenso überzeugende – und meiner Meinung nach besser als jeder andere, den ich kenne. Kompressionseffekte, Ermüdungserscheinungen oder Schmerzen von zu strammen Sitz auf dem Kopf sind beim Audeze kein Thema. Er spielt auch bei Pegeln noch unverzerrt, bei denen schon das Trommelfell blutet.

Insgesamt klingt der LCD-3 sehr ansprechend, kraftvoll und einladend. Egal welche Musik sie bevorzugen, mit dem Audeze werden Sie sie neu erleben und einiges vielleicht zu ersten Mal hören. Wer Premium-Qualität zu schätzen weiß, wird sich bei Audeze sofort zuhause fühlen. Wer Kunsthandwerk, Kleinserienfertigung und großartigen Klang mag, dürfte meinen, mit diesem Kopfhörer eine Goldader entdeckt zu haben. Und wer nicht mal eben 2000 Euro für einen LCD-3 aus dem Ärmel schüttelt, des sollte sich mit einen LCD-2 für 1000 weniger verwöhnen. Für den halben Preis bekommt man einen fast identischen Gesamtklang. Hier und da fehlen lediglich ein paar Kleinigkeiten. Nur überhaupt einen Audeze zu besitzen, bringt einen in den illustren Kreis derer, die diesen Klang genießen: Der Besitzer eines Ferrari 458 wird sich auch nicht darüber beschweren, keinen FF oder F12 sein eigen zu nennen.

Tja, edles Zebrano-Holz muss natürlich dann und wann gepflegt werden. Die Jungs haben aber auch wirklich an alles gedacht, sogar das Pflegeöl ist mit dabei! Für 2000 Dollar respektive Euro ist eben alles Premium, sogar das, was nicht unbedingt zum Musikhören nötig ist
Tja, edles Zebrano-Holz muss natürlich dann und wann gepflegt werden. Die Jungs haben aber auch wirklich an alles gedacht, sogar das Pflegeöl ist mit dabei! Für 2000 Dollar respektive Euro ist eben alles Premium, sogar das, was nicht unbedingt zum Musikhören nötig ist

 

 

STATEMENT

Wenn ich Alex oder Sankar wäre, fühlte ich mich unglaublich stolz auf das, was ich geleistet habe. In wenigen Jahren einen neuen Standard zu definieren, ist keine Kleinigkeit. Feiern ist durchaus erlaubt, meine Herren. Den LCD-3 kann ich nur ganz nachdrücklich empfehlen!
HERSTELLERANGABEN
Audeze LCD-3
Prinzip magnetostasische Wandler
Gehäuse Zebrano-Holz
Ohrpolster Premium Lammleder oder Acantara in der veganen Version
Kanalgleichheit +/- 0.5 dB zwischen rechtem und linken Wandler
Frequenzgang 5 Hz - 20 kHz, nutzbarer Hochfrequenzbereich bis 50 kHz
Verzerrungen < 1% bei vollen Ausgangspegel
Maximale Membranauslenkung 2,5 mm peak to peak
Empfindlichkeit 93 dB/1 mW
Maximler Ausgangpegel 133 dB, 15 W
Anschlusskabel 6,3 Millimeter Klinke auf Mini-XLR-Stecker
Gewicht 550 g ohne Kabel
Preis 2000 Euro

 

VERTRIEB
audioNEXT GmbH
Anschrift Isenbergstraße 20
45130 Essen
Telefon +49 201 507 39 50
E-Mail ‮ed.txenoidua@ofni
Internet www.audionext.de

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Nicht erst nach dem sechsten Statement begeistert mich die Musik Michel Godards. Wenn er dann mit so illustren Begleitern wie dem virtuosen Akkordeonspieler Luciano Biondini und dem Klangfarbenzauberer Lucas Niggli am Schlagzeug ins Birdland kommt, kann ich gar anders, als das Konzert aufzuzeichnen


Luciano Biondini nahm sein Akkordeon mit drei Mikrofonen ab – das dritte, hier nicht zu sehende befindet sich auf der Seite der Bässe – und verstärkte es über die Anlage des Clubs. Michel Godard hatte seine Tuba und das Serpent mitgebracht. Diesen im Jazz eher unüblichen E-Bass hatte er vom Autor ausgeliehen
Luciano Biondini nahm sein Akkordeon mit drei Mikrofonen ab – das dritte, hier nicht zu sehende befindet sich auf der Seite der Bässe – und verstärkte es über die Anlage des Clubs. Michel Godard hatte seine Tuba und das Serpent mitgebracht. Diesen im Jazz eher unüblichen E-Bass hatte er vom Autor ausgeliehen

Ende September im Birdland ging es mir aber nicht nur um hochkarätigen Musikgenuss für Sie und mich, sondern auch um eine kleine Feier mit Michel Godard: Zwei Tage zuvor war seine neuste Produktion frisch aus dem Presswerk in Gröbenzell eingetroffen: Soyeusement ist Michel Godards erste LP auf unserem Label sommelier du son, deren ausführliche Vorstellung inklusive Download ich Ihnen hier schon einmal verspreche. Ein paar weitere Informationen finden Sie auf der sds-Seite. Doch nun wieder zurück zum begeisternden Konzert im Neuburger Jazzclub, das Tobias Böcker in der Neuburger Rundschau rezensierte:

Wie schon der Aufmacher zeigt, bediente sich Lucas Niggli eines ganzen Arsenals von verschiedenen Klangerzeugern: Er faszinierte mal mit treibenden Rhythmen, mal mit farbstarken Stimmungen
Wie schon der Aufmacher zeigt, bediente sich Lucas Niggli eines ganzen Arsenals von verschiedenen Klangerzeugern: Er faszinierte mal mit treibenden Rhythmen, mal mit farbstarken Stimmungen

 

 

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Musikalische Schatzsuche: Luciano Biondini, Michel Godard und Lucas Niggli schürften nach Klängen


Auch das ist Jazz: Den Wurzeln nachzulauschen, die in vordenklichen Melodien der Folklore sich zu verästeln im Urgrund der Zeit, Phantasie daraus zu schöpfen, Schätze zu heben aus archaischen Böden und daraus Improvisationen emporfließen zu lassen in eine imaginäre Folklore unserer Tage! Luciano Biondini, Michel Godard und Lucas Niggli sind drei solcher Klangschürfer im kollektiven Gedächtnis, das sie durchschweifen mit lustvoller Neugier auf der Suche nach bisher Unentdecktem, nach Höhlen, in die sie hinabsteigen können zum Geflecht der gemeinsamen Herkunft.

In ungewohnter Besetzung allemal: Schlagzeug, Akkordeon und Tuba, wahlweise Serpent oder ein alter Rickenbacker Fireglo Bass. Das ermöglicht ein wahrlich breites Spektrum an Klängen, Farben und Assoziationen, stellt dem asketischen skandinavischen Jazz der Runensucher einen mediterranen, mal üppigen, mal wüstennahen, immer lebensbejahenden Tanz gegenüber, Lust und Glut, Imagination und Trance.

Wenn Michel Godard mit perkussivem Flattern auf der Tuba oder dem selten zu erlebenden, geradezu mystischen Serpent die vielgestaltige Rhythmik des Schlagzeugs aufnimmt, Lucas Niggli auf den Becken die Melodien des Akkordeons beantwortet und Luciano Biondinis Ziehharmonika in schrillem Diskant oder süffiger Sanglichkeit die Bässe zugleich beantwortet wie erfüllt, rundet sich immer wieder ein Klangkreis von seltener, entrückter, tänzerischer Schönheit.

Dabei steht den Zauberern aus dem Land, wo die Zitronen blüh‘n, der Sound des modernen Jazz wie zum Beispiel in John Coltranes „Naima“ ebenso zu Gebote wie jener des gregorianischen Chorals, der kochende Groove der 50-er ebenso wie die polyphone Klangkunst des 16. Jahrhunderts, archaische Impulse ebenso wie weltmusikalische Inspiration, das alles in schier unglaublicher Virtuosität. Ein selten intensives Erlebnis!

Dr. Tobias Böcker

 

Nicht nur um gegen Schlagzeug und Tuba bestehen zu können, war die Entscheidung Luciano Biondinis, verstärkt zu spielen, richtig: Nur so konnte er die gesamte Dynamikspanne seines Instrumentes zur Geltung bringen
Nicht nur um gegen Schlagzeug und Tuba bestehen zu können, war die Entscheidung Luciano Biondinis, verstärkt zu spielen, richtig: Nur so konnte er die gesamte Dynamikspanne seines Instrumentes zur Geltung bringen

Beim Soundcheck war ich schon ein wenig enttäuscht, als Luciano Biondini sein Akkordeon mit gleich drei Mikrofonen bestückte und sie mit der Club-eigenen Verstärkeranlage verband. Damit stand fest, dass ich mich allein auf die Jecklin-Scheibe mit den beiden Kugelmikros beschränken würde, die den Sound im Club so unverfälscht wie möglich einfangen und mit ein wenig Glück eine gute Portion Direktschall vom Akkordeon abbekommen würden, so dass die Ortung des keinesfalls statisch an einem Platz verharrenden Musikers und seines Instrumentes trotz der zusätzlichen Wiedergabe über die beiden Bose-Boxen links und rechts der Bühne einigermaßen klappen könnte. Während des Konzertes wich dann langsam die Skepsis: Nur dank der Verstärkung setzen sich auch Nuancen von Biondinis Spiel gegen Schlagzeug, Tuba oder E-Bass durch. Dabei gelang die Abbildung des Akkordeons recht fokussiert: Der Sound aus den Boxen machte sich nicht so negativ bemerkbar, wie ich befürchtet hatte.

So intensiv sein Groove vom E-Bass, so exotisch der Klang des Serpents auch sein mag: Michel Godard zieht den Zuhörer besonders mit seinem einzigartigen Tubaspiel in seinen Bann
So intensiv sein Groove vom E-Bass, so exotisch der Klang des Serpents auch sein mag: Michel Godard zieht den Zuhörer besonders mit seinem einzigartigen Tubaspiel in seinen Bann

Auf beiden Seiten der Jecklin-Scheibe kamen ältere Mikros aus der Produktion in Gefell zum Einsatz, deren Kapseln noch das Neumann-Logo schmückt: zwei Neumann Gefell M 93. Da ich bei der Vorbereitung der Aufnahme nicht sicher war, ob ich ohne Stützmikrofone auskommen würde, hatte ich neben einer kleinen Auswahl an Schallwandlern auch das Audio Development Mischpult mitgenommen, das während der Sommerpause des Birdlands von Zeigerinstrumenten auf schnellere und präzisere LCD-Anzeigen umgerüstet worden war. Und das hat bestimmt auch ein klein wenig zu der Entscheidung beigetragen, dessen Mikrofonverstärker statt die in der Nagra LB integrierten zu verwenden. Woran es auch immer gelegen haben mag, das Ergebnis hat die Musiker jedenfalls so überzeugt, dass sie gleich mehrere Songs freigegeben haben. So blieb schließlich mir die Qual der Wahl. Ich habe mich für Johann Sebastian Bachs „Adagio in F‟ entschieden, auf dem Michel Godard nicht nur auf der Tuba, sondern auch auf dem schon erwähnten Rickenbacker zu hören ist. Der hängt üblicherweise so gut wie unbeachtet in Gröbenzell und wurde nur deshalb wieder aktiviert, um Michel Godard das beschwerliche Reisen mit Tuba und Serpent in diesem Falle ein klein wenig zu erleichtern.

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Biondini, Godard, Nigli
Adagio in F (Bach)
16 bit / 44,1 kHz
ca. 127,4 (wav)
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Biondini, Godard, Nigli
Adagio in F (Bach)
24 bit / 192 kHz
ca. 554,8 mb (wav)


Schade, dass der Song mit Lucas Nigglis famosen Solo nicht in die engere Auswahl kam: Etwas so Subtiles, Kraftvolles und Virtuoses hört man selbst im Birdland nicht oft
Schade, dass der Song mit Lucas Nigglis famosen Solo nicht in die engere Auswahl kam: Etwas so Subtiles, Kraftvolles und Virtuoses hört man selbst im Birdland nicht oft

PS: Immer mal wieder erreichen uns Anfragen, ob man die Musik-Dateien denn nun auf dem Computer anhören oder doch auf der eigenen Festplatte speichern könne. Natürlich ist letzteres möglich. Hier erst einmal eine kleine Bedienungsanleitung für Mac-User: Führen Sie einen sogenannten Sekundärklick durch, je nach Trackpad-Einstellungen durch Tippen mit einem Finger unten rechts auf das Trackpad oder an beliebiger Stelle durch Tippen mit zwei Fingern. Bei der Magic Mouse kann man den Sekundärklick mit Druck auf die rechte (Standardeinstellung) oder linke Maus-Hälfte ausführen. Daraufhin erscheint ein Auswahlfenster, in dem man „Verknüpfte Datei laden‟ oder „Verknüpfte Datei laden unter‟ anklickt. Schon wird die gewünschte Datei heruntergeladen.

Wie es unter Windows funktioniert, hat Wolfgang Kemper für Sie notiert: Mit der rechten Maustaste das Download-Symbol anklicken und „Ziel speichern unter...‟ auswählen. Dann erscheint das Fenster, in dem Sie den Speicherort bestimmen können. Dort den „Speichern‟-Button anklicken und schon läuft´s.

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Dienstag, 06 November 2012 01:00

Analog Forum Krefeld 2012

Im Jahr eins nach dem 20. Jubiläum der Analogue Audio Association gab es in Krefeld ein Forum mit Rekorden.
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Nachdem schon im letzten Jahr die Kapazitätsgrenze des Hotels erreicht wurde, waren auch diesmal alle verfügbaren Räume ausgebucht, was verschiedene Hersteller und Importeure dazu veranlasste, sich ein Ausstellungszimmer zu teilen, um überhaupt bei dieser Messe vertreten sein zu können. in einigen Fällen führte diese Kooperation zu einer überraschend gelungenen Kette mit klanglich überzeugenden Ergebnissen. Dennoch wünschten sich einige Aussteller für die Zukunft einen Veranstaltungsort mit größeren Kapazitäten – ein Wunsch, der zum Glück so schnell nicht erhört wird: Auch im nächsten Jahr wird die Erfolgsstory in Krefeld fortgeschrieben, denn eine Atmosphäre, wie früher auf der HighEnd in Frankfurt, eine ordentliche Akustik der Ausstellungsräume, wie man sie sich auch auf anderen Messen wünschen würde, und eine gute Erreichbarkeit machen das Mercure Hotel in Krefeld-Traar zum einer attraktiven Adresse.

Eine Rekordmarke setzte der Plattenspieler von Rossner und Sohn, der im Raum von Mal Valve zu sehen war: Allein der Teller dieses Unikats brachte über 230 Kilogramm auf die Waage. Mit einem Preis von 70000 Euro dürfte er nur für einen sehr kleinen Teil des Publikums wirklich interessant gewesen sein – womit wir beim zweiten, gewiss noch bedeutenderen Rekord wären: Erstmals in der Geschichte dieser Veranstaltung wurden rund 2500 Besucher gezählt. Und darauf dürfen der AAA-Vorsitzende Rainer Bergmann und sein Veranstaltungs-Team zu recht stolz sein. Wir haben jedenfalls schon für das unseren Stand Forum 2013 bestellt.

 

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Der Norden Deutschlands ist nicht gerade verwöhnt von interessanten HiFi-Events. Deshalb ist es schon schade, dass gleich zwei Veranstaltungen zeitgleich stattfinden: Wie Jörg-Peter Schimmel berichtete, besuchten wir am 27. Oktober die sechste Braunschweiger Funkausstellung von Radio Ferner. Sonntag ging es dann weiter nach Osnabrück.
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Ohne den Kollegen und seine fotographische Unterstützung machte ich mich auf den  Weg zum Steigenberger Hotel Remarque am Rande der Altstadt. Dort veranstaltete HiFi-TV Bosse aus Mettingen zum zweiten Mal, diesmal in Kooperation mit der Klangstube Berling in Neuenkirchen die Osnabrücker Edel-HiFi-und Heimkinotage. Gezeigt wurden TV, Heimkino, HiFi To Go, aber vor allem High End. Die Räumlichkeiten des Steigenberger Remarque waren bestens geeignet, den engagierten Ausstellern ein adäquates Forum zu bieten. Die musikalischen Vorführungen waren gelungen, hörenswert und von morgens bis Toresschluss gut besucht. Die Präsentationen wurden fachkundig und hochkarätig begleitet: Die Importeure und sogar mehrere Entwickler und Firmeninhaber standen höchstpersönlich Rede und Antwort. Erfreulich war auch, dass sehr unterschiedliche Musik von Vinyl, CD, vom Computer und Blue-Ray vorgeführt wurde. So demonstrierte KEF beispielsweise Kino-Sound auch mit Klassik der Berliner Philharmonikern, während Quadral für seine Surround-Präsentation das ergreifende Konzert von Adele in der Royal Albert Hall ausgewählt hatte. Alle Beteiligten haben sich sehr viel Mühe gegeben, die Besucher zu begeistern. Selten empfand ich eine Hotel-Ausstellung so gelungen. Hoffen wir, dass sich der Aufwand für die Initiatoren lohnt und es eine dritte Auflager der Osnabrücker Edel-HiF-und Heimkinotage gibt. Auch wenn sie als regionale Messe angelegt ist, lohnt hier ganz sicher eine längere Anreise. Wer wollte, konnte sogar zu Messe-Konditionen kaufen.


 

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Am 27. und 28. Oktober fand nun schon zum sechsten Mal die Braunschweiger Funkausstellung in der VW-Halle statt – wie immer liebevoll organisiert und durchgeführt von Bernd Sander und seinem Team von Radio Ferner aus Braunschweig.
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Gleich das multimediale Entrée zeigte, wo die Reise hinging. Es war eine moderne Messe, die audiophile Enthusiasten genauso bediente wie die jüngere Generation, die ganz selbstverständlich mit dem Smartphone aufwächst. Auf zwei Etagen tummelte sich dichtgedrängt ein großes Mulitmedia-Angebot. Da waren klangvolle Namen der Hifi-/Highend Szene genauso vertreten wie Hersteller von hochwertigen LED- oder Plasma-TVs. Ein großer Hörraum für wechselnde Vorführungen stand ebenfalls zur Verfügung. Die akustischen Gegebenheiten waren allerdings für alle vorführenden Vertriebe gleich schlecht. Um so beeindruckender geriet das trotzdem mehr als befriedigende Ergebnis.

Auch einen Vortragsraum gab es. Dort konnte man sich über die Möglichkeiten von Smart-TV genauso informieren wie über Lautsprechertechnik oder die Möglichkeiten des digitalen DAB-Radios. So wie Wolfgang Kemper und ich hatte jeder Messebesucher die Möglichkeit, zum Beispiel von Udo Besser von AVM, von Stefan Thewes vom Elac/Primare-Vertrieb oder auch von Manfred Penning von BMC-Audio Neuigkeiten aus erster Hand zu erfahren. Eine tolle Sache! Es war einmal wieder eine rundum gelungene Veranstaltung, für die ich Bernd Sander und seinem Team von Radio Ferner herzlich danke. Wir freuen uns schon auf die Braunschweiger Funkausstellung 2013!


 

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Chassis mit Feldspulen sind modern. Oder besser gesagt waren schon einmal modern. Nämlich Anfang des 20.Jahrhunderts. Neuester Nostalgie-Hype oder steckt da mehr dahinter? Meinungen zu diesem Thema gibt es jede Menge, oft auch von Leuten, die noch nie ein derartiges Chassis gehört haben.
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Das Feldspulenchassis wurde entwickelt, weil zur damaligen Zeit keine ausreichend starken Dauermagneten existierten. Die Verstärker in dieser Zeit hatten allenfalls ein paar Watt Ausgangsleistung, so dass der Lautsprecher einen entsprechend hohen Wirkungsgrad haben musste. Dieser wurde zusätzlich noch unter Zuhilfenahme eines Horns erhöht. Somit konnte man mit ein paar Watt sogar Kinos oder andere öffentliche Einrichtungen beschallen.

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In den Wohnraum integriert wirkt der Lautsprecher gar nicht so groß, wie er tatsächlich ist

Worum geht es bei den Feldspulen eigentlich? Mittlerweile haben fast alle  Lautsprecherchassis einen  Permanentmagneten, der als Antrieb für die Schwingspule dient. Sonderkonstruktionen wie Elektrostaten oder Magnetostaten lassen wir einmal außen vor. Der Magnet wird bei dem Feldspulensystem durch eine Spule ersetzt. Historisch gesehen war es natürlich umgekehrt. Die Spule muss mit Gleichstrom durchflossen sein, damit überhaupt ein Magnetfeld entsteht. Es gab verschiedene Versionen mit bis zu 20 Volt Spannung, aber auch 100 – 200 Volt. Zu den Feldspulenchassis muss also auch noch ein geeignetes Netzteil angeschafft werden. Eigentlich alles sehr umständlich, woher kommt nun die neue Vorliebe für derartige Chassis? Aufmerksam auf diese Technologie wurden wieder einmal die Japaner, weshalb sich viele Raritäten von damals wie Klangfilm oder Western Electric in japanischer Hand befinden. Neuerdings findet man sie auch in Korea.

Wir haben uns als Testobjekt einen Lautsprecher der Firma Wolf von Langa ausgesucht, der auch auf der HiFi Deluxe 2012 in München unter Messebedingungen zu hören war. Es handelt sich hier um das Zweiwegesystem A 100i, bestehend aus einem Basschassis und einem Hornsystem in einer offenen Schallwand. Das Prinzip der offenen Schallwand beziehungsweise hinten offenen Gehäusen war früher Gang und Gäbe. Auch alte „Dampfradios“ waren hinten offen und mit einer perforierten Pappwand versehen. Die hat natürlich lustig mitgeschwungen, aber ganz offen lassen wollte man die Geräte damals wegen der hohen Spannungen an den Röhren dann doch wieder nicht.

Spannend ist bei derartigen Konzepten auch immer wieder die Frage, wie der Bass mit dem rasend schnellen Horntreiber mitkommt. Dieser hier hat damit weniger Probleme
Spannend ist bei derartigen Konzepten auch immer wieder die Frage, wie der Bass mit dem rasend schnellen Horntreiber mitkommt. Dieser hier hat damit weniger Probleme

Die hier verwendete offene Schallwand orientiert sich an einer  Wharfdale-Konstruktion von Gilbert Briggs aus dem Jahre 1956 mit der Bezeichnung SFB3. Als Basstreiber wird der Typ WVL A2080 eingesetzt, ein 38-er mit einem Kennschalldruck von bis zu 102 Dezibel, je nach eingestelltem Versorgungsstrom. Der Wirkungsgrad ist schon erstaunlich, da es sich hier nicht um ein PA Chassis handelt. Als Horntreiber fungiert der WVL A284, ein 1,4-Zoll-Treiber mit einem Kennschalldruck von 105 Dezibel, angeflanscht  an ein 50/80Grad Constant Directivity  Horn. Die Chassis werden in Handarbeit in Deutschland hergestellt, die Verarbeitung ist hervorragend. Hier werden die besten verfügbaren Materialien verwendet und mit sehr viel Liebe zum Detail verarbeitet. Beispielsweise wird nur Eisen mit einem Reinheitsgrad von 99.85 Prozent verwendet, das exzellente magnetische Eigenschaften besitzt. Nur am Rande bemerkt, der Mittel-Hochtontreiber allein hat ein Gewicht von über 13 Kilo!


Für den Einbau des Basses in eine offene Schallwand muss man die Thiele Small Parameter des A2080 etwas verändern, was ja durch Anpassung des Versorgungsstroms leicht möglich ist. Angestrebt werden sollte eine Gesamtgüte von 0,7 – sonst wird die Basswiedergabe zu schlank. Mit dieser Einstellung verliert das Chassis etwas an Wirkungsgrad, hat aber immer noch einen Kennschalldruck von 97 Dezibel. Das verwendete Horn ist relativ kurz, so dass sich kaum Probleme mit Laufzeitunterschieden zwischen Treiber und Chassis ergeben. Dies ist für eine exakte räumliche Abbildung elementar wichtig. Zudem muss man hier zwei unterschiedliche Abstrahlprinzipien unter einen Hut bringen, die offene Schallwand als Dipolstrahler und das Horn als Direktstrahler.

Der Basstreiber ist – wie in alten Zeiten – mit einer Subdämpfung ausgerüstet. Man kann die Schafwolleinlagen natürlich auch entfernen, damit sinkt die Resonanzfrequenz um etwa 10 Hertz. Bei dem martialischen Äußeren kann man sich kaum vorstellen, wie leichtfüßig dieser Bass spielen kann
Der Basstreiber ist – wie in alten Zeiten – mit einer Subdämpfung ausgerüstet. Man kann die Schafwolleinlagen natürlich auch entfernen, damit sinkt die Resonanzfrequenz um etwa 10 Hertz. Bei dem martialischen Äußeren kann man sich kaum vorstellen, wie leichtfüßig dieser Bass spielen kann

Bei der Aufstellung muss ein wenig experimentiert werden, weil bei einer offenen Schallwand durch die rückwärtige Schallabstrahlung die Raumreflexionen eine noch größere Rolle spielen als sonst. Andererseits fehlt bei diesem Prinzip der „Kistenklang“ vollständig, das Chassis kann völlig frei aufspielen. Die Frequenzweiche hat akustisch eine Flankensteilheit von zwölf Dezibel, mit einer Trennfrequenz bei 1500 Hertz. Das ist für einen 38-er schon relativ hoch und nicht unbedingt eine leichte Aufgabe. Zur individuellen Pegelanpassung kann man den  Hochtöner über einen Autoformer in Zwei-Dezibel Schritten zusätzlich abschwächen.

Ein Netzteil des Lautsprecherherstellers übernimmt die Stromversorgung der Treiber. Man sollte sich angewöhnen, dieses Netzteil vorzeitig einzuschalten, die Feldspulen brauchen nämlich eine Weile, bis sie die volle Performance erreicht haben. Vergessen darf man dies auch nicht, sonst besteht die Gefahr, dass die Schwingspule zu heiß wird und abraucht. Wahlweise gibt es für Vergessliche eine Einschaltautomatik, die sich bei dem ersten Ton einschaltet und nach einiger Zeit ohne Signal wieder abschaltet.

Durch Veränderung des Stroms – und damit der Feldstärke des Antriebs – lässt sich die Tonalität der Wiedergabe verändern. Am Hochtöner wird mit höherer Stromstärke die Wiedergabe dynamischer, mit geringerem Strom runder und flüssiger. Beim Bass ist es ähnlich, mit höherer Feldstärke wird der Bass trockener und schlanker, ansonsten runder und voller.

Bei der Aufstellung des Lautsprechers konnte ich bereits mit 50 Zentimeter Abstand von der Rückwand ein sehr gutes Ergebnis erzielen. Damit sollte man es natürlich nicht belassen, dies gilt nur als Startposition. Etwas Luft links und rechts kann auch nicht schaden. Insgesamt gesehen ist der A100i aber deutlich weniger prätentiös als ich es mir auf Grund der Konstruktion vorgestellt hatte. Durch Feintuning der Abstände und des Einwinkelns lässt sich natürlich noch einiges an Verbesserung erzielen; der Lautsprecher sollte mit dem Raum und nicht gegen den Raum spielen.

Der Feldspulenantrieb wird nach längerem Gebrauch allenfalls handwarm
Der Feldspulenantrieb wird nach längerem Gebrauch allenfalls handwarm

Aber Schluss jetzt mit dem Techno-Gebabbel, viel interessanter ist, was vorne raus kommt (frei nach Helmut Kohl): Als erstes habe ich mich nicht entblödet, nach meiner Led Zeppelin II zu kramen: „Whole Lotta Love‟. Schließlich ist dies der erste 38-er in meiner häuslichen Stube. Die Familie ist außer Haus, da kann man endlich einmal die Kuh fliegen lassen! Und wie sie fliegt! Der Schlagzeuger John Bonham war einer der einflussreichsten Drummer der Hardrockszene, galt aber wegen seiner Lautstärke tontechnisch als nicht aufnehmbar. Um mehr Wucht zu erzeugen spielte er eine Bassdrum in der ungewöhnlichen Größe von 26“. Und das kommt genauso rüber! Nach dem bekannten Gitarren-Riff am Anfang kommt der Bass mit unheimlichen Druck dazu; hierfür ist übrigens eher der Bereich um 150 Hertz ausschlaggebend und nicht etwa der Tiefbass von 20 Hertz oder so. Der dreckige Sound der Gibson LesPaul-Gitarre über den 69-er Marshall gespielt wird genau so wiedergegeben, wie er damals eben geschätzt war – und Jim Marshall berühmt gemacht hat. Mittlerweile baut die Firma Marshall auch Transistorverstärker... Aber das ist ein anderes Thema. Mit dieser Scheibe und dem A100i wird erstmals klar, was die Fans seinerzeit an Led Zeppelin so fasziniert hatte. Über ein Zehn-Zentimeter-Chassis gespielt ist das Ganze nur kalter Kaffee. Allerdings kommen die Mängel der CD Überspielung mit dem WVL genauso deutlich rüber.


Sollte jetzt jemand meinen, der A100i ist nur fürs Grobe geeignet, kann sozusagen nur geradeaus, so muss ich ihn enttäuschen. Leise und feine Töne werden ebenso filigran wiedergegeben. Als Kontrastprogramm und damit das Klingeln in den Ohren wieder nachlässt, habe ich Salzau Music on the Water ausgewählt. Die Aufnahme wurde morgens um fünf Uhr im Freien mit einem tragbaren Recorder gemacht, auf einer kleinen Bühne im See von Schloss Salzau gelegen. Der A100i bringt uns die morgendliche Geräuschkulisse mit Vogelgezwitscher unheimlich realistisch ins Wohnzimmer. Man hört sehr deutlich, dass die Musiker im Freien aufgenommen wurden und nicht in einem geschlossenen Raum. Auf der Bühne ist ein fachwerkartiges Gerüst aufgebaut, an dem verschiedene metallische Gegenstände aufgehängt sind, die zusätzlich im Morgenwind leise erklingen. Die Musik fügt sich wunderbar in die morgendliche Stimmung ein, zunächst nur Bass und Vibraphon, schließlich kommt noch die Posaune dazu. Sehr geschmackvolle, ruhige Improvisationen, die man in die Rubrik Ethnojazz einordnen könnte. Der tonale Charakter der einzelnen Instrumente wird sehr gut dargestellt; insbesondere ist ein Vibraphon immer eine Herausforderung für einen Lautsprecher.

Die Weiche ist federnd gelagert und bietet zusätzliche Anpassungsmöglichkeiten für den Hochtöner
Die Weiche ist federnd gelagert und bietet zusätzliche Anpassungsmöglichkeiten für den Hochtöner

Nun die Gretchenfrage, kann er auch klassische Musik, oder besser gesagt E-Musik realistisch wiedergeben? Er kann. Zunächst einmal kommt La Folia in den Player. Aber diesmal nicht die schon abgewetzte Version von Gregorio Paniagua, sondern eine Einspielung mit Jordi Savall auf Alia Vox. Bei dieser Variante fehlen die Slapstick Einlagen von Paniagua wie Spielzeugpistole, Landrover oder explodierende Champagnerflasche. Schade eigentlich, schließlich war die Folia ein fröhlicher, volkstümlicher Tanz.

Die sieben Musiker spielen auf historischen Instrumenten, Savall beispielsweise auf einer Viola da Gamba aus dem Jahre 1550. Der besondere Klang der Instrumente wird über den WVL sehr gut wiedergegeben; ob nun Viola da Gamba, Vihuela, Truhenorgel oder Harfe, alle Instrumente behalten ihren eigenen Charakter. Zudem stellt sich das Gefühl ein, die Musiker befänden sich im eigenen Wohnraum.

Offensichtlich lassen sich die historischen Instrumente nicht so virtuos spielen, wie man es heutzutage von den Highspeed-Technikern gewohnt ist. Dies gibt der Einspielung aber eine höchst interessante Note.

Eine Besonderheit hat die CD noch aufzuweisen; die Aufnahmen wurden an verschiedenen Orten von unterschiedlichen Aufnahmetechnikern gemacht. Beim Durchhören der CD fällt sofort die veränderte Raumakustik auf den entsprechenden Tracks auf, aber auch die Abbildung der Instrumente ist dem einen Techniker wesentlich besser gelungen. Alles leicht zu hören mit dem WVL. Ein Quercheck mit einer anderen bereits besprochenen Aufnahme wie der Mozart Sinfonia Concertante mit Vater und Sohn Oistrakh zeigt auch, dass ein gut aufgenommenes größeres Orchester glaubhaft wiedergegeben wird. Allerdings ist die räumliche Ausdehnung in die Tiefe nicht so ausgeprägt, wie ich es schon gehört habe.

Zusammenfassend lässt sich Folgendes sagen: Feldspulenchassis sind nicht dafür gedacht, die Hifi Spielwiese um ein weiteres Gerät zu bereichern. Für den optimalen Klang gibt es nur eine geeignete Einstellung. Diese hängt natürlich von der Konstruktion des Lautsprechers, aber auch von geschmacklichen Präferenzen und der räumlichen Umgebung ab. Neben den idealen Anpassungsmöglichkeiten bieten sich auch eindeutig tonale Vorteile, die Durchsichtigkeit der Wiedergabe nimmt ganz klar zu. Ich hätte nicht gedacht, dass hervorragende Chassis mit Alnicomagnet noch so einfach zu toppen sind. Zudem fehlt durch die offene Bauweise jeglicher Kistenklang; dies fällt einem erst auf, wenn man es einmal anders gehört hat. Die explosive Dynamik, zu welcher der A100i fähig ist, muss man einfach einmal gehört haben. Und das funktioniert schon mit 5 Watt Verstärkerleistung. Im Gegensatz zu einer PA Anlage ist dieser Lautsprecher aber kein Krachmacher, sondern kann alle Feinheiten und Klangfarben der Musik realistisch wiedergeben.

Auf eines möchte ich jedoch hinweisen, der Lautsprecher zeigt ganz klar auf, wenn die Kette vorne nicht gut abgestimmt ist. Mit der Auswahl der Endstufe sollte man sich also etwas Zeit nehmen. Hervorragende Ergebnisse konnte ich hier mit der Shindo F2A und einer Uchida 300B erzielen. Etwas weniger romantisch aber dafür noch straffer im Bass und dynamischer wird es mit der 6HS5 PSE.

Das Horn ist mit Akustikschaumstoff bedämpft, dies habe ich in der Form auch noch nirgends gesehen. Man kann den Schaumstoff natürlich entfernen, in dieser Variante spielt der Lautsprecher luftiger und offener. Allerdings wird er auch kritischer, was die Komponenten vorne betrifft. Ein – aus seiner Sicht – unpassendes Kabel haut einem der Treiber dann sofort um die Ohren. Autsch! Im Vergleich zu meinem sonst verwendeten Lautsprecher ist die Darstellung weniger tief und etwas mehr nach vorne gerichtet. Das möchte ich aber nicht als allgemein gültige Regel betrachten, weil dies natürlich sehr von der Aufstellung und den Räumlichkeiten abhängt.


Der Spider für die Schwingspulenzentrierung ist wie das Original Western Electric Modell aufgebaut und zusätzlich mit Schafwolle bedämpft
Der Spider für die Schwingspulenzentrierung ist wie das Original Western Electric Modell aufgebaut und zusätzlich mit Schafwolle bedämpft

Der Tiefbass ist bei einem Chassis mit so hohem Wirkungsgrad naturgemäß begrenzt. Für die gängige Musikwiedergabe spielt dies keine so große Rolle, aber Orgelfans und Tiefenräumlichkeitsfanatiker werden sich vielleicht einen Subwoofer wünschen. Der sollte dann allerdings mit der Geschwindigkeit des 38-ers mithalten können.Einen anderen Aspekt wollte ich auch nicht unerwähnt lassen, der Lautsprecher hat – trotz seiner Größe – einen hohem WAF! Meine bessere Hälfte war jedenfalls ganz begeistert. Und das geht normalerweise nicht so schnell, meistens gar nicht. Zum Schluss habe ich noch eine große Enttäuschung für den einen oder anderen Spaßvogel parat: bei dieser Konstruktion entfällt der Uralt Gag mit der zugehaltenen Nase; hier trötet nämlich rein gar nichts!

STATEMENT

Unglaublich livehaftiges Erlebnis, die Musiker stehen direkt im Wohnzimmer. Explosive Dynamik aber auch sehr feine, leichtfüßige Wiedergabe, wenn die Musik es verlangt. Unbedingt anhören!
GEHÖRT MIT
Laufwerk Ayon CD-T
DAC Borbely Audio
Vorstufe Shindo Monbrison
Endstufe Shindo Cortese, Thomas Mayer 6HS5 PSE, 45 SET, Uchida 300B
Lautsprecher TAD/ WVL Fieldcoil Hornsystem

 

HERSTELLERANGABEN
Wolf von Langa A100i Feldspulenlautsprecher
Kennschalldruck 97dB
Impedanz 5 Ohm
Belastbarkeit 30 Watt
Abmessungen (B/H/T) 900/800/280 mm
Gewicht 41 kg
Preis 17.600 €

 

HERSTELLER / VERTRIEB
Wolf von Langa
Anschrift Roedlas 54
91077 Neunkirchen
E-Mail listen@kilimanjaro-series.com
Internet www.wolfvonlanga.com

Weitere Informationen

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