Heute ist der zweite Messetag, Freitag, der erste Publikumstag. Da wird es richtig voll. Erfreulicherweise verteilen sich die Besucher gleich morgens auf alle Hallen und Atrium-Ebenen. Es macht Sinn, nicht unvorbereitet zur High End zu reisen.
Neben dem schwergewichtigen Katalog, der aufgrund seiner vielen Informationen durchaus einen Platz im heimischen Bücherregal verdient hat, scheint mir die HighEnd-App für's Smartphone der ideale Wegweiser durch die Ausstellung. Man kann seine Wunsch-Adressen unter Favoriten sammeln und diese dann ordnen. Praktisch ist dabei die Sortierung nach Hallen. Interessante Veranstaltungen auf der Technologie-Bühne oder auch weitere Termine, wie die Autogrammstunde von Kari Bremnes, notiert man sicher im Smartphone-Terminplaner.
Unweit vom Hifistatement-Ausstellungsraum zeigte Göbel Audio seine neuen, mächtigen Lautsprecher Divin Majestic. Zu meiner persönlichen Freude erzählte mir Oliver Göbel, dass das neue Flaggschiff, die Divin Majestic, die bisherigen Epoque-Konzepte von Göbel Audio keinesfalls ersetzen soll. Vielmehr verkörpert die Divin Majestic hohen Wirkungsgrad und reichlich Schalldruck in einem Gehäuse, das eine andere Zielgruppe ansprechen wird als die im Vergleich relativ filigran wirkenden Epoque-Modelle. Vorgeführt wurde die Divin Majestic mit Verstärkern von CH Precision aus der Schweiz und dem Kronos Pro Plattenspieler und Kronos Phono-Vorverstärker. Die neue große Epoque Aeon Reference von Göbel Audio war an anderer Stelle zu finden. Sie wurde zusammen mit Purist Audio Design Kabeln an Vitus Elektronik vorgeführt. Die mächtige Vitus-Endstufe bezog ihren Netzstrom über drei Purist Audio Design Stromkabel. Das war mir ein Foto wert, wenn auch aus ungünstiger Perspektive. Jim Aud, Chef und Entwickler von Purist Audio Design zeigte mir sein brandneues Kopfhörer-Kabel Impresa Silver das ab 700 Euro zu haben ist. Der Preis hängt von der Länge und den gewünschten Steckern ab. 1,5 Meter für einen Sennheiser HD-800 kosten zum Beispiel 870 Euro. Die Göbel Audio Epoque Lautsprecher habe ich mehrfach auf den High Ends der letzten Jahre erlebt. Das neue Modell zog mich auch diesmal wieder in seinen Bann. Das Biegewellen-Konzept, wie es Oliver Göbel umsetzt, interpretiert Musik so selbstverständlich leicht, klar und glaubwürdig, dass ich da nicht einfach vorbeigehen kann, es mich stets in die Vorführung zieht und ich ein Weilchen diesen Klang genieße. Einem intensiveren Miteinander steht leider das Preisschild im Wege. Aber Hifistatement wird die neue, kleinere Epoque Aeon Fine noch in diesem Jahr testen.
Nicht weit war es bis zum Vorführraum der Marke Kawero! von Kaiser Akustic, wo mit Elektronik von Kondo neben der Kawero! Classic im Wechsel die neue, kompakte Furioso mini zu hören war. Ein Paar der Kawero! Furioso mini kostet ohne Ständer runde 10.000 Euro. Der technische Aufbau ist außergewöhnlich: Als Mitteltöner ist ein Chassis mit einer 7,5-Zoll-Papyrus-Membran eingesetzt. Beiderseits im Gehäuse generieren jeweils passive Chassis mit 7,5-Zoll-Aluminium-Membranen die ganz tiefen Töne. In den Höhen arbeitet ein geschlossenes Bändchen bis hinauf auf 30 Kilohertz. Insgesamt erreicht die Furioso mini einen sehr linearen Impedanzverlauf bei acht Ohm und einen Wirkungsgrad von 89 Dezibel bezogen auf 2,83 Volt. Optisch hebt sich die massive Front aus furniertem Panzerholz vom soliden Gehäuse aus Birkensperrholz und MDF ab. Die Furioso mini war in meine Hör-Wunschliste eingeplant. Leider fehlte mir dazu am Ende der Zeit. Aber ich bin optimistisch, dass sie in nicht ferner Zukunft in unseren Redaktionsräumen stehen wird.
Mein nächstes Ziel ist Accustic Arts. Nachdem Dirk Sommer und Jörg-Peter Schimmel in Tests so positiv über Verstärker und CD-Spieler der deutschen Manufaktur berichteten, könnte Accustic Arts vielleicht auch für mich auf der Suche nach dem finalen CD-Player die richtige Adresse sein. Und schon ist es wieder passiert. Meine Augen bleiben beim aufwändigsten CD-Player von Accustic Arts hängen, dem Player II aus der Referenz-Serie, der auch als D/A-Wandler per USB, SPDIF koaxial und AES/EBU für externe Quellen zugänglich ist. Die analoge Sektion ist als Röhren-Hybrid-Konzept ausgeführt und schraubt die Klang-Erwartungen hoch. Wenn man schon in den höheren Regionen schwebt, darf man auch über die Alternative des separaten CD-Transports Drive II in Kombination mit dem Tube Dac II nachdenken. Diese beiden bilden auch die digitale Quelle in der Vorführ-Anlage, die mit weiteren Komponenten von Accustic Arts am großen Schiefer-Lautsprecher SN 770.1 von Fischer & Fischer musiziert. Die komplette Elektronik erhält sauberen Strom mittels der neuen PX-Power X-treme von MudrAkustik.
Ein weiterer deutscher Hersteller, den es stets zu besuchen lohnt, ist Einstein. Denn hier sieht man nicht nur besondere Geräte, sondern auch die musikalischen Vorführungen sind immer wieder hörenswert. Blau-schwarz war die Dekoration ausgelegt, auf der Einstein unter anderem die neue Phono-Stufe The Perfect Match präsentierte. Die markiert für 2800 Euro das neue Einstiegs-Niveau und ist ausschließlich für MC-Tonabnehmer ausgelegt. Die Schaltung des The Perfect Match passt sich selbsttätig richtig an den verwendeten Tonabnehmer an. Deutlich größer als die Phono-Stufe selber ist die separate Stromversorgung. Der transistorisierte Vollverstärker The Tune, den ich vor längerer Zeit bereits testen durfte, bekommt ein neues Gesicht. Qualitativ und im klanglichen Aufbau unverändert, wird künftig das bisherige blaue Display durch LED-Status-Anzeigen und Wahl-Taster ersetzt. Einsteins Plattenspieler The Record Player zeigt sich auch in eleganter Schlichtheit im typischen Einstein Schwarz-Chrom. Eines seiner konstruktiven Merkmale ist ein individuell entwickeltes Motorpulley. Es verhindert das Polrucken und jegliche Tonhöhen-Schwankungen. Der Motor selber befindet sich in einem justierbaren Spezialgehäuse und wird durch eine extra hohe Masse extrem ruhig. Beim mechanischen Aufbau des The Record Player wurden Elemente von Newton Components aus Landau verwendet. Die abgebildete Gerätebasis Hoverbase+ mit Luft-Entkopplung – deshalb die Pumpe – stammt ebenfalls von Newton Components. Vorgeführt wurden in zwei Räumen zwei Einstein-Ketten. Auf dem Foto sehen Sie die Anlage zwei mit dem The Record Player und den Lautsprechern The Monitor. Ohne den Tieftöner The Monitor Woofer kostet das Paar 10.000 Euro. Der The Monitor Woofer hat ein Multiplex-Aluminium-Gehäuse und kann zur Steigerung der Bass-Qualitäten auch nachträglich in den Ständer des The Monitor integriert werden.
Auf meinem Wege zu MSB, dem amerikanischen Spezialisten für hochkarätige Ladder-DA-Wandler fielen mir einige sehenswerte Geräte oder Präsentationen auf:
Bei MSB war man stolz auf den neuen, günstigsten D/A-Wandler The Discrete DAC, den Nachfolger des seinerzeit hier getesteten The Analog DAC. Zum Lieferumfang des Ladder-DAC gehört eine externe Netzteil- Blackbox, die geräteintern zwei Sektionen separat mit Strom versorgt. Schließt man an den The Discrete DAC einen zweites, gleiches Netzteil an, werden vier Schaltung-Gruppen getrennt voneinander versorgt. Der The Discrete DAC bietet die Möglichkeit, zwei beliebige Eingangs-Module einzusetzen, die die fest implantierten zwei Toslink-, SPDIF-Koaxial- und AES/EBU-Eingänge dann bedarfsgerecht ergänzen. Eine Lautstärke-Regelung macht den Wandler zum vollwertigen Vorverstärker. Der neue MSB ist wohl ab Sommer für 11500 Euro lieferbar. Wenn es noch besser und genau doppelt so kostspielig sein darf, wäre der MSB The Premier DAC mit vier wählbaren Eingangsmodulen und der separaten Stromversorgung Powerbase in optisch passendem massiven Alu-Gehäuse die Steigerung. In ihm ticken (selbstverständlich lautlos) ein Premier und optional der Femto 93 Taktgeber. Vorgeführt wurden die The Premier DAC mit The Refernce Transport. Ich habe die Geräte auch von hinten fotografiert, damit die einzigartige MSB-Schnittstellen-Verbindung New Pro ISL zu erkennen ist (blau-weiße Stecker). Die Qualitäten von MSB wurden über die Lautsprecher Voyager von SGR-Audio aus Australien zu Gehör gebracht. Auch das Rack kommt von SGR-Audio.
Ein ganz besonderes Highlight der diesjährigen High End war die weltweit erfolgreiche, norwegische Sängerin Kari Bremnes, die in den letzten Monaten als Botschafterin für die Ausstellung warb. Am Freitag Vormittag signierte sie eine Stunde lang LPs und CDs. Die Reihe ihrer Fans war schier endlos – keine Chance für mich auf eine persönliche Begegnung. Hier meine zwei besten Fotos von ihr:
Allein wegen solcher Geräte ist die High End schon sehenswert: Acoustic Plan aus Konstanz fängt die Blicke der Passanten mit einer zur Realität gewordenen Reminiszenz an den 46C von Western Electric aus den 20er Jahren. Die zwei Watt Ausgangsleistung je Kanal brauchen entsprechende Lautsprecher-Partner. Acoustic Plans 46C ist jedenfalls eine Augenweide und im Detail aufwendig und liebevoll gefertigt. Die Bedienelemente sind exakt denen von damals in adäquaten Materialien nachempfunden. Technisch einem Western Electric 124 nachempfunden ist der brandneue AP 124 im typischen, blauen Acoustic Plan-Design. Der liefert in Push-Pull-Technik zweimal 15 Watt und kostet 11900 Euro. Acoustic Plan Chef Claus Jäckle verkauft neuerdings auch die Standbox Seidenton STB studio. Der Drei-Wege-Lautsprecher mit hohem Wirkungsgrad ist innen mit Schafschurwolle gedämpft, enthält eine von Hand verdrahtete Weiche und misst in der Höhe 1,08 Meter. Das handgefertigte Birkenmultiplex-Gehäuse ist in diversen Lackfarben zu bekommen. Die in Deutschland hergestellten Chassis besitzen AlNiCo-Magneten und leichte Papier-Membranen.
Jan Sieveking ist einer der muntersten Macher der Audio-Szene hierzulande. So war seine Moderation recht amüsant und die auf einem der Fotos beschriebenen Anlagen-Konfiguration hörenswert. In der Messehalle fanden sich dann, teils auch zum Kaufen vor Ort, etliche Produkte von Sieveking Audio. Neu sind der Kopfhörer von Hifiman oder die hochwertigen Gerätefüße von Quadrspire: Qplus, Qplus Advanced und Qplus Refernce. Sie haben eine Aufnahme für Spikes, können aber auch direkt unter die Geräte gelegt werden. Besonders freundlich wurde von der jungen Dame der Kopfhörer Meters OV-1 vorgeführt. Spannend und informativ war der Vortrag von Andy Lam von AQCD im Show-Room: Er führte eindrucksvoll die Klangunterschiede vor zwischen einer Standard-CD, der gleichen Aufnahme als Ultimate-HQ-CD und der sensationell klingenden Glas- oder auch Crystal-CD. Letztere kosten aber pro Stück über 1000 Euro und sind nur auf Bestellung erhältlich. Die Bestellung für eine Crystal-CD zur Besprechung bei Hifistatement ist unterwegs.
Am Stand von JIB-Boaacoustic gab es keine neuen Kabel. Muss ja auch nicht sein bei einem derart umfangreichen und qualitativ breit abgestuften Sortiment. Informationen zur Klangqualität gibt es ja in unserenTestberichten. Die Präsentation in Halle 3 passt jedenfalls perfekt zum Namen Boaacoustic.
Zunehmend interessant finde ich, was aus dem Hause Cambridge Audio zu uns kommt. Die Produktlinie Edge krönt aktuell diesen erfreulichen Trend. Bei der Entwicklung der neuen Top-Linie folgte man dem Motto: Hören vor Messen. Die Optik der drei Edge Produkte vermittelt einen hohen Fertigungs-Standard. Die Preise sind für die Endstufe Edge W 3000 Euro, für den Netzwerkplayer-Vorverstärker Edge NQ 4000 Euro und 5000 Euro für den Vollverstärker Edge A mit integriertem PCM- und DSD- DA-Wandler. Alle Geräte bestechen durch einen technisch aufwändigen Aufbau. Auch wenn die Edge-Komponenten in Fernost gefertigt werden, den Stolz auf das British Engineering zeigte man gern. Der Lautstärkeregler, dessen aufwändige Konstruktion man unter Glas bewundern durfte, wird in England gefertigt.
Traditionell ein anerkannter, britischer Hersteller von gut klingenden Verstärkern ist Sugden. Gefertigt werden Sugden Geräte kontinuierlich in zeitlosem, eleganten und funktionalen Design. Der Vertrieb für Deutschland hat mehrfach gewechselt. Jetzt kümmert sich Gaudios um diese feine Marke.
Wer sich in der Top-Liga digitaler Komponenten umschaut, kommt an Playback Designs nicht vorbei. Der just bei uns getestete MPS-8 Dream Player CD-Spieler Streamer war hier in der Vorführ-Anlage als Quelle im Einsatz. Playback Designs spielte an Nagra HD Mono-Endstufen und den Lautsprechern Haley 1.2 von Y.G. Acoustics. Die drei Playback Designs, nämlich der Dream Player und Streamer MPS-8, der Dream Transport MPT-8 mit integriertem Streamer und Server und der Dream DAC MPD-8 Wandler stellten sich heuer erstmalig im endgültigen Gehäuse-Finish vor.
Auf der High End bestätigte sich meine Einschätzung, zumindest gemessen am Angebot, dass aktive Subwoofer sich zunehmender Beliebtheit erfreuen. So zeigte dann auch JL Audio aus Florida seine aufwendigen Konzepte. Der JL Audio Gotham ist mit seiner automatischen ARO-Raumeinmessung und den zwei langhubigen Bässen sicher im Frequenz-Keller ein Statement. JL Audio bietet aber auch kleinere Lösungen, so auch in der Vorführ-Anlage. Da konnte man auch die aktive Zwei-Wege-Frequenzweiche CR-1 erleben. Sie arbeitet in der Signal-Verarbeitung mit analogen Schaltungen.
Die letzte Präsentation, die ich am zweiten Messetag zu besuchen schaffte, war Cayin. Selbstverständlich habe ich mir zwischendurch einiges mehr angeschaut. Aber über alles zu berichten, ist dann doch zu viel. Cayin bietet immer wieder Hingucker und technisch spannende Geräte. Erstmal wäre da dieser imposante, zweiteilige HA-300 Class A- Röhren-Kopfhörer-Verstärker. Knapp 5000 Euro muss man dafür bezahlen aber er macht auch mächtig was her. Vier 22DE4 Röhren im Netzteil versorgen separate Stromkreise. Hinter den zwei 6SN7 Treiber-Röhren generieren zwei 300B Röhren reichlich Leistung für die Kopfhörer an drei wählbaren Impedanzen. Der Kopfhörer kann symmetrisch oder single-ended angeschlossen werden. Somit ist der HA-300 auf alles vorbereitet. An den Lautsprecher-Anschlüssen liefert er zudem 2 x 8 Watt. Cayin stellt des weiteren den portablen Highres-Player N8 als neues Spitzenmodell vor. Der N8 ist vollsymmetrisch und besitzt einen Trioden-Röhren-Ausgang. Selbstverständlich lässt sich auch ein nicht symmetrischer Kopfhörer per 4,4-Millimeter-Klinke anschließen. Darüber hinaus bietet der Cayin N8 einen SPDIF- und sogar einen I²S-Ausgang zum Anschluss an einen DAC in der heimischen Anlage. Ein AKM-Chipsatz übersetzt nativ DSD 512 und PCM 64 Bit/768 kHz. Der Speicher startet mit 128 Gigabyte. Die gleiche DSD- und PCM-Auflösung wie der portable N8 hat Cayins nagelneuer Vorverstärker-D/A-Wandler auf der Basis eines ESS ES-9038-Pro-Chipsatzes. Sieben PCM-Filter und vier wählbare DSD-Filter erlauben die Feinanpassung an die persönlichen Hörwünsche. Ein Vier-Zoll AMOLED-Display und eine IR-Fernbedienung machen den Wandler komfortabel. Sowohl die RCA- als auch die symmetrischen Ausgänge sind jeweils als Vorverstärker variabel oder als Line-Output vorhanden und können unabhängig gleichzeitig betrieben werden. Beim Blick ins Innere sieht man vier 6922EH Röhren, die alternativ zu einer transistorisierten Signal-Verarbeitung gewählt werden können.
Für den folgenden Samstag hatte ich mir viel vorgenommen. Dazu gehört auch ein spannender Vortrag auf der Technologie-Bühne, über den ich berichten möchte und mein Besuch der hifideluxe. Also gibt es von mir noch einen dritten Teil.
Falls Sie noch nie auf der High End Messe in München waren, kann ich Ihnen nur eines sagen: sie ist groß. Sehr groß. Ich gebe zu, ich habe mich einige Male zwischen Halle 1,2,3 und 4 verlaufen. Das allerdings zusammen mit Jürgen Saile, was natürlich viel Spaß gemacht hat.
Im Raum von Kondo und Kaiser beeindrucken mich die futuristisch anmutenden Akustikelemente an den Wänden. Besonders die schwarzen Elemente sehen aus, als wären Lavabrocken von Hawaii nach München geschifft, und die Vulkanlandschaft dann kunstfertig an die Wand gehängt worden. Macht definitiv mehr her als Eierkartons! Rainer Weber erklärt mir die technischen Details und die Funktionsweise der ausgestellten Akustikelemente, und in dem Moment klingt das alles auch total logisch. Jetzt befürchte ich allerdings, dass ich das nicht mehr korrekt wiedergeben kann. Was mir geblieben ist: Der Sound-Ingenieur tüftelt an der Entwicklung dieser Elemente „so nebenher“, wie er mit einem Augenzwinkern sagt, für „Ferien bleibt dann keine Zeit“.
Auch im Raum von Sonitus acoustics sind eine Vielzahl von Akustikelementen aufgebaut, die mit einer Auswahl von verschiedenen Hölzern wie Walnuss, Eiche und Pappel etwas Heimeliges ausstrahlen. Die Oberflächenstruktur erinnert an die alten Pacman Computerspiele. Bei einem anderen Modell ist die Skyline von Batmans Gotham City aus massiver Buche nachgebildet, und ich ertappe mich bei dem Gedanken, wie schön sich diese Elemente in meiner Wohnung machen würden, und ich meine jetzt nicht nur akustisch, sondern auch optisch, wie moderne Kunstwerke eben.
Futuristisch mutet auch das unterhaltsame Gadget der slowenischen Firma Mag-Lev audio an: ein Plattenspieler mit diamagnetisch schwebendem turntable. Mich hat das Teil sofort an den kleinen Levitron Kreisel erinnert, der in den 90er Jahren ein totaler Renner war, und den ich persönlich nie zum Schweben bringen konnte, auch nach x Versuchen nicht. Da macht es einem dieser Plattenspieler schon einfacher, da klappt alles gleich beim ersten Versuch. Sollte es zumindest.
Zurück aus der Zukunft geht es nun mit einem weiten Sprung in die Vergangenheit, an den Anfang des 20. Jahrhunderts. Irgendwie hatte ich auf der High End nicht erwartet, einer Sammlung gut erhaltener Schellackplatten über den Weg zu laufen. Hatten Sie schon mal eine über 100 Jahre alte Schellackplatte in Händen? Ja? Dann haben Sie mir was voraus. So ein Ding von 1907 mit einer Aufnahme des legendären Caruso war für mich etwas ganz Neues und ich war dementsprechend baff, als Frank W. im Raum von Elrog seine Schellackplatten auspackt und auflegt. Mit 78 Umdrehungen saust die Scheibe auf dem Plattenteller, da wird einem richtig schwindlig beim Zuschauen. Frank erklärt, dass bei Schellackplatten die Optik nicht unbedingt etwas über die Qualität der Platte aussagt und zeigt mir eine mit Sekundenkleber(!) geflickte Platte, die nach wie vor sehr gut klingt. Ich nehme mal schwer an, dass ich bei der nächsten Reparatur mit Sekundenkleber an Enrico Caruso denken werde.
Den Auftakt mit einem Alphornkonzert am Eröffnungstag der Messe habe ich leider verpasst, dafür aber strahlt mir bei swisscables geballte Schweizerische Freundlichkeit entgegen. Barbara und Anton Suter aus Entlebuch haben ein neues Baby, das Diamond power cord. Mich beeindruckt, dass die 47 Komponenten alle und ausschließlich in der Schweiz handgefertigt werden, was für jedes einzelne Kabel mehrere Wochen in Anspruch nimmt. Gut Ding will Weile haben. Auch in der Produktion der kleinen Kabelstützen und des runden Resonanzpucks „Unique“ wird präzise gearbeitet. Ein eher seltenes Schweizerholz – welches genau ist Firmengeheimnis –, bildet den Korpus, in den schwarzes Ebenholz und Rosenholz für ein perfektes Ergebnis eingesetzt werden.
Gegen Schluss, nach gefühlten 20 Kilometern Marsch durch alle Hallen, schauen wir noch bei Shure vorbei. Mir ist auf der Messe aufgefallen, dass generell viele Kopfhörer angeboten werden, aber keiner der Kopfhörerstände macht so viel her wie der von Shure. Modern, mit viel Holz und hell eingerichtet, wirkt dieser Messestand sehr einladend. Auch die mit dem Shure-Logo verzierten knallgrünen Granny Smith Äpfel machen neugierig. Was haben die denn mit Kopfhörern zu tun? Nichts, wie sich bei der Nachfrage beim jungen Team herausstellt, reiner Dekozweck. Bei den Kopfhörern klingt selbst das Einsteigermodell tadellos, aber nachdem ich alle acht Modelle getestet habe, bleibe ich an den offenen Kopfhörern hängen, und zwar nicht nur vom Klang, sondern auch vom luftig leichten Tragekomfort her. Da klingt selbst der deutsche Hip-Hop gut, den ich mir sonst freiwillig nicht anhören würde.
Keiko Saile hat zehn Jahre als Fotografin in der Schweiz und in Deutschland gearbeitet, unter anderem für die Firma Supermagnete. Nun lebt sie in Kona, Hawaii, wo sie zusammen mit ihrem Mann James ein Airbnb und eine Kaffeefarm managed. Da der diesjährige Familienbesuch in München zufällig mit der High End zusammenfiel, wollte sie sich das Event nicht entgehen lassen.
Mit der geballten Power von sechs Autoren und unserem Fotografen war Hifistatement auf der diesjährigen High End vertreten. Zwar werden nicht alle Kollegen ihre Sicht der Dinge schildern, jedoch werden Sie in Kürze auch die Eindrücke einer Gastkommentatorin lesen können. Doch keine Angst: Noch vor Weihnachten wird es wieder ganz normale Testberichte geben…
Da das Hifistatement Team zahlenmäßig also mehr als eine halbe Fußballmannschaft umfasst ,aber keiner von uns in Jogi Löws Trainingslager muss, konnte ich mir diesmal mehr Zeit für Hörsessions nehmen und wurde nicht enttäuscht. Die schwierigen Hörbedingungen auf der Messe lösen immer mehr Aussteller mit professionellen Maßnahmen zur Raumoptimierung. Der zunehmende Einsatz von Absorbern und Resonatoren aller Art lohnt sich. Eine erfreuliche Begleiterscheinung ist auch, dass diese Klangmaßnahmen immer öfter auch optisch den Wohnraum aufwerten und damit nicht nur das Ohr, sondern auch das Auge erfreuen.
Als unser Chefredakteur fast beiläufig in einem unserer Telefongespräche fragte, ob ich nicht Lust hätte, dieses Jahr neben seinen anderen Redakteuren über die High End zu berichten, dachte ich zu wissen, was mich erwartet. Doch wurden meine Erwartungen in vielerlei Hinsicht übertroffen, geradezu gesprengt.
Es ist Sonntagnacht und ich sitze im ICE zurück nach Hamburg. Langsam fange ich an, die gesammelten Eindrücke zu sortieren und zu verarbeiten, spätestens jetzt wird mir klar, dass während der High End sechs Stunden Schlaf pro Nacht genügen müssen.
H I G H E N D ! Sehen sie mir bitte nach, dass ich Sie mit Großbuchstaben anschreie, aber dies ist das einzige in Schriftform, was der Messeerfahrung annähernd gleich kommt. Nach den ersten Berichten meiner Kollegen, möchte auch ich Sie dazu einladen, mit mir über die Messe zu schlendern und sie durch meine Augen zu erleben. Ich werde versuchen, Ihnen meine Erlebnisse unmittelbar zu schildern, deshalb ist der erste Teil meines Berichts etwas textlastiger. Die Messe bietet schließlich weit mehr, als eine reine Flut an Geräten und Höreindrücken. Leidenschaft, das Streben nach Perfektion und vor allem die Liebe zu Musik, das ist es was die Enthusiasten aus der Hi-Fi Welt, so auch mich, antreibt. In meinen Augen – und Ohren – kann ein Produkt nicht besser sein, als die Hingabe des Entwicklers, Produzenten und Vertriebs groß ist. Ich hoffe, dass dieser Messerundgang sowohl Hi-Fi Neulingen als auch alten Hasen und eingefleischten Szeneprofis Lesespaß bereitet. Und ganz egal, ob Sie die High End mit eigenen Augen gesehen haben oder nicht, eventuell entdecken sie ja noch etwas, was ihnen bisher verborgen geblieben ist.
Da ich mich aus Hamburg auf den Weg zur Messe gemacht habe, treffe ich mit der U-Bahn an der Haltestelle Kieferngarten ein. Von dort aus geht es für mich zu Fuß zum MOC. Auf dem Weg dorthin passiere ich die Burmesterstraße und fühle mich perfekt auf die Messe eingestimmt.
Mein erster Anlaufpunkt ist das Atrium 4.1, in dem sich der Messestand von Fink team befindet und wo Hifistatement als Mitaussteller fungiert. Außerdem begrüßt mich der sympathische Hamburger Torben „Akustik-Module“ Bostelmann, der für die Optimierung der Raumakustik verantwortlich war. Ich fühle mich direkt ein bisschen heimisch. Der Messestand dient in den nächsten Tagen zwar immer wieder als Anlaufpunkt, lange habe ich mich hier dennoch nie aufgehalten. Schließlich habe ich mir eine der vier Hallen, ein Obergeschoss im Atrienbereich und die CanJam als mein Bericht-Revier gesichert. Ich habe viel vor.
Doch bevor ich aufbreche, lasse ich mir von Karl-Heinz Fink noch die Neuentwicklung seines Teams präsentieren: den Lautsprecher Borg. Die mit dem WM-4 gewonnenen Erkenntnisse und Erfahrungen sind in die Entwicklung des Borg eingeflossen, der mit seinen kompakteren Abmessungen auch in kleineren Wohnräumen Platz findet. Das Besondere an diesem Lautsprecher ist neben seinem gewaltigen 26 Zentimeter Bass-/Mittentreiber und dem von Mundorf speziell für das Fink team produzierten ATM-Hochtöner die aufwendige Frequenzweiche, die es mittels Drehreglern für Mitten, Präsenz und Höhen erlaubt, den Klang des Lautsprechers an die akustische Raumsituation anzupassen. Zusätzlich gibt es einen Regler zur Anpassung an verschiedene Verstärkerdämpfungsfaktoren. Der ausgesprochen feine Sinn für Lautsprecherabstimmung des Fink teams erfreut mich ebenso wie die eigenwillige Namenswahl ihrer Produkte. So grüble ich, während ich zu meinem Messestreifzug aufbreche, über den Namen Borg nach und wie er mit den vorzüglichen klanglichen Eigenschaften des Zwei-Wege-Künstlers zusammenpasst. Zumindest geht er einem ebenso wenig schnell aus dem Kopf wie der Klangeindruck des (Inge-?) Borg.
Mein nächster Besuch beginnt mit einem Missverständnis, das im Laufe der Messe ganz normal und mich immer wieder zum Schmunzeln bringen wird. Auf dem Weg ins oberste Stockwerk der Halle 4 schlendere ich am Messestand von Q-Acoustics vorbei. Im festen Glauben, auf dem Messestand eines britischen Lautsprecherherstellers ausschließlich Briten anzutreffen, lege ich natürlich direkt auf Englisch los. Nachdem ich perfekt über die Lautsprechertechnologie informiert wurde – auf Englisch versteht sich –, stelle ich amüsiert fest, dass der Kollege vom Vertrieb und ich das ganze Prozedere hätten einfacher haben können. Nämlich auf Deutsch. Mir gefällt der Messeauftritt dieser noch recht jungen Hi-Fi Schmiede. Schlicht, frisch, unaufdringlich, aber dennoch sehr überzeugend. Vor allem die Preisklasse, teilweise deutlich unter 1000 Euro kommt jüngeren Hi-Fi Fans entgegen, und eine Diana-Krall-Platte war auch nicht auf dem Plattenteller festzementiert. Die technischen Raffinessen der ausgestellten Q3050i und Concept 500 sind auf den abfotografierten Infotafeln nachzulesen. Insbesondere die sogenannte HPE-Technologie ist schlichtweg genial. Sie verlegt das Prinzip des aus der Raumakustikoptimierung bekannten Helmholtzresonators zur Bekämpfung von Resonanzen ins Innere des Lautsprechers.
Wäre ich auf der Suche nach dem i-Tüpfelchen für mein Wohnzimmer, würde kein Weg am Trio Hornsystem in Verbindung mit einem 6-moduligen Basshorn, dem Flaggschiff System von Avantgarde Acoustic vorbeiführen. Oder umgekehrt formuliert: Suche ausreichend große Wohnung für mein Avantgarde Acoustic System. Die wunderschönen Formen der Lautsprecher sind schon Grund genug um dahinzuschmelzen, die Ausstattung des Wohnraumes wird geradezu nebensächlich bis unwichtig. Der passive Trio besteht wie der Name schon sagt aus drei Hörnern mit Trennfrequenzen bei 100, 600 und 4000 Hertz, spielt von 100 bis 20.000 Kilohertz und erreicht einen schier unglaublichen Wirkungsgrad von über 109 Dezibel pro Watt und Meter. Die ungewöhnlich hohe Empfindlichkeit der Lautsprecher stellt besondere Anforderung an den Verstärker, unter anderem sind nur sehr geringe Leistungen bei geringsten Verzerrungen von Nöten. Deshalb hat Avantgarde Acoustic spezielle Verstärker aus Eigenentwicklung im Portfolio, die ebenso fantastisch aussehen und klingen wie die dazugehörigen Lautsprecher. Jedes der sechs Basshörner hingegen verfügt über einen internen 1.000-Watt-Class-D-Verstärker und einen DSP in Form eines 10-Band Equalizers, zur Anpassung an die Raumakustik. Der Frequenzbereich umfasst 18 bis 500 Hertz. Ich hatte das große Vergnügen, zusammen mit den anderen Messebesuchern Bachs Toccata und Fuge in d-Moll zu lauschen. Wie dieses System die Orgel abbildet, ist ein seltenes Erlebnis, das man mit eigenen Ohren gehört haben muss. Einen Besuch dieses Herstellers auf der nächsten Messe kann ich ihnen wärmstens empfehlen. Um sich die Anlage nach Hause zu holen sollte man nämlich über eine gut gefüllte Brieftasche verfügen. Für das vorgeführte System werden insgesamt 134.100 Euro exklusive Endstufen fällig. Die Endstufe XA Power kostet 11.500, der XA Pre Vorverstärker 13.500 Euro. Alternativ gibt es einen Vollverstärker für 12.500 Euro. Alle Verstärker arbeiten ohne Gegenkopplung, da laut Hersteller komplexere Schaltungen für die Schnelligkeit der Hornlautsprecher zu langsam seien. Der Vorverstärker kann mit seinen fünf 2.300-Milliamperestunden-Akkus unabhängig vom Stromnetz agieren. Als Zuspieler fungiert die neue Atlantis-Serie von Wadax.
Meine nächste Adresse ist Stenheim, eine Schweizer Edel-Lautsprecherschmiede. Dort gibt es die Alumine Five Signature zu bestaunen, diese Limited Edition wurde in Zusammenarbeit mit Jean-Claude Gaberel abgestimmt. Während die normale Alumine Five sehr direkt klingt, soll die Signature, auf demselben Gehäuse und Treibern basierend, subtiler aufspielen. Die gesamte Frequenzweiche wurde überarbeitet und befindet sich jetzt in einem eigenen Gehäuse, außerhalb des Lautsprechers. Dies soll in Zusammenspiel mit noch höherwertigen Komponenten Verzerrungen auf ein Minimum reduzieren. Die Weiche wird per Acht-Pol-Speakon mit dem Lautsprecher verbunden, eine aus dem Pro-Audio-Bereich entlehnte Verbindung. Durch die externe Weiche ist natürlich auch ein vollaktiver Betrieb des Lautsprechers möglich. Auf der Messe wird das System vom Mastersound Spettro Preamp und zwei Pf 100 Endstufen angetrieben und außerdem von einem Le Son LS001 DAC/Streamer und Nagra CD-Spieler mit Musik versorgt.
Für eine kurze Pause mache ich mich auf den Weg zum Messestand von Avitech. Aus zuverlässiger Quelle weiß ich, dass man dort nicht nur ausgezeichnete Komplettlösungen aus einem umfangreichen Herstellerportfolio, sondern auch einen der besten Espressi der Messe findet. Einen Leitfaden für ein besseres audiophiles Leben bekommt man umsonst, für das Bryston-System im Hörraum werden allerdings insgesamt 48.433 Euro fällig. Ein Paar der Middle T Lautsprecher zum Paarpreis von 7.000 Euro mit dazugehöriger Frequenzweiche BAX-1 (4.000 Euro), angetrieben vom neuen Preamp BP 17³ (4.487 Euro) und zwei Dreikanalendstufen 21B³ (jeweils 12.058 Euro). Die 21B³ Endstufen leisten 600 Watt an acht Ohm für die Tieftöner und jeweils 300 Watt an acht Ohm für Mittel- und Hochtöner. Im Grunde genommen fasst diese Endstufe die 7B³ und 4B³ in einem Gehäuse zusammen. Die Stromversorgung wird mit dem BIT-4 (4.205 Euro) realisiert und Daten kommen über den BDP-3 DAP (4.425 Euro). Das extrem durchdachte, perfekt aufeinander abgestimmte System mit großen Leistungsreserven überzeugt mich. Vor allem, da man klein anfangen und konsequent nachrüsten kann. Die Lautsprecher beispielsweise können zunächst mit passiven Frequenzweichen gekauft und mit einem einfachen Zweikanalverstärker betrieben werden. Später kann man dann auf ein vollaktives System umsteigen und bezahlt lediglich für die zusätzliche Frequenzweiche und vier zusätzliche Endstufenkanäle. Eine Alternative für die gewaltige 21B³ ist die deutlich günstigere 24B³, die gleich 6 Kanäle in einem Gehäuse vereint. Wer auf der Suche nach noch mehr Leistung ist, kann auch zum größten Lautsprecher von Bryston, dem Model T greifen. Auch VanDamme Kabel, Phonon-Kopfhörer und Rondo-Hi-Fi-Möbel aus Kroatien sind am Avitech-Stand vertreten.
Bei einem Espresso lasse ich nach der Hörsession bei Bryston den bisherigen Tag Revue passieren. Mir wird einiges klar. Vor allem, dass eine echte objektive Vergleichbarkeit von Präsentationen nicht möglich ist. Gewaltig viele Eindrücke sind schon auf mich eingeschlagen. Von fast zart spielenden Anlagen, bis zu Präsentationen, die man auch gleich aus den angrenzenden fünf Räumen mitverfolgen konnte, habe ich alles gesehen und gehört. Meist ist der erste Moment dafür entscheidend, ob eine Präsentation gefällt oder nicht. Dazu gehören viele Faktoren. In erster Linie natürlich der Klang der Anlage, aber auch die optische Präsentation des Standes. Auch wie man von den Ausstellern selbst empfangen wird, ist extrem wichtig. Die Musikauswahl ist ebenfalls nicht zu vernachlässigen, und ich freue mich jedes Mal, wenn ich etwas Neues entdecke und es mir auf meine Merkliste schreiben kann. Für eigene Tests oder einfach nur um der tollen Musik willen. Der Stand von Audiodata ist ein gutes Beispiel dafür. Oder Lumiks, bei denen es perfekte Subwoofer-Satellitenkopplung zu hören gibt. Auch die kleinen kuriosen Dinge bleiben mir nicht verborgen. So wird den ganzen Tag möglichst unauffällig gegenseitig auf die kleinen Kärtchen gestarrt, die man an einem Schlüsselband um den Hals trägt. Teilweise ist dies sehr hilfreich, um sich zu orientieren. In einem vollen Ausstellungszimmer ist es nicht immer ganz leicht, zielsicher die gesuchten Personen zu identifizieren. Hat man sich dann endlich gefunden, kann man über die auf den Kärtchen aufgedruckten QR-Codes direkt seine Namen austauschen. Ein weiteres amüsantes Detail, das sich hauptsächlich gegen Abend zeigt, sind Aussteller, die scheinbar heimlich und verstohlen fast schelmisch nicht unbedingt als audiophil geltende Musik auf ihren Anlagen hören. Bei JBL darf so der L100 Classic, der das Flair der Siebzigerjahre wieder aufleben lassen möchte, Rammsteins „Los“ zum Besten geben. Mir persönlich sagen Lautsprecher und Musikauswahl sehr zu, denn für den Schwermetallbereich ist Rammstein bereits enorm aufwendig produziert, und die Lautsprecher bestechen durch ihre Einfachheit. Es kann und muss schließlich nicht immer absolutes High End sein, obwohl ich mich nach wie vor auf der High End befinde.
Nach der kurzen Kaffeepause fühle ich mich erholt genug, um meinen Rundgang fortzusetzen und sehe mich weiter in Halle 2 um. Gemeinsam mit verschiedenen Fahrzeugherstellern wird hier unter vielen anderen Produkten mobiles Hi-Fi gezeigt. In besonderer Form bei clearaudio. Der Plattenspieler im VW-Bus ist gekontert gelagert, der Bus wurde allerdings nur aufgrund seiner ikonischen Qualitäten als Ausstellungsstück gewählt. Ein großes Schlagloch würde die Nadel selbst bei diesem System zum Springen bringen. Für Yachten allerdings soll dieses System durchaus funktional sein.
Abends gibt es noch Neuigkeiten bei ifi. Es werden zwei neue portable Geräte und ein Bluetooth-Speaker angekündigt. Es gibt des Weiteren einen informativen Vortrag zu MQA und der überaus sympathische Programmierer von Audirvana kündigt gemeinsam mit seiner Frau Audirvana für Windows 10 an.
Der erste Messetag ist zu Ende und damit auch der erste Teil meines Rundgangs. Ich hoffe es hat Ihnen Spaß gemacht, die Messe durch meine Augen zu erleben. Fortsetzung folgt.
Routiniert wollte ich ihn angehen, meinen Rundgang auf der diesjährigen HighEnd. Optimistisch war ich auch wegen der Unterstützung durch das gewachsene Autoren-Team bei Hifistatement. In der Realität angekommen, wurde mir schnell bewusst, dass auch diesmal das gigantische Angebot in vier Tagen kaum zu bewältigen ist.
Also führten mich zwei Leitfäden durch Hallen und Show-Rooms: Es leiteten mich persönliche Vorlieben und noch stärker mein Anspruch, so viel als möglich Neues und Besonderes ausfindig zu machen. Zudem standen Hörproben und Vorträge auf dem Wunschzettel. Der erste Messetag, traditionell Fachbesuchern vorbehalten, begann für uns bei Dynaudio. Dort waren wir eingeladen, die Welt-Premiere der neuen Confidence Linie mitzuerleben. Roland Hoffmann erklärte vor noch verhüllten Lautsprechern die Besonderheiten der vier Confidence Modelle, die nun ihre Premiere hatten. Die Reihe startet mit der kompakten Confidence 20, zu der es einen passenden Ständer gibt. Die Confidence 30, Confidence 50 und Confidence 60 sind Stand-Lautsprecher. Alle vier profitieren von den gleichen, umfangreichen Innovationen. So ist ein neuer Esotar 3 Hochtöner im Einsatz, der durch einen sehr starken Neodym-Magneten an Dynamik, Detail-Auflösung und Reinheit ein neues Niveau erreicht. Dank der Qualität des Esotar 3 ist in Verbindung mit dem ungewünschte Reflexionen auf der Front verhindernden Dynaudi-Directivity-Control-Konzept (DCC) nur noch ein Hochtöner nötig, was eine weniger komplexe und musikalisch durchlässigere Frequenzweiche ermöglicht. Die neuen MSP-Konus-Mitteltöner besitzen auch dank ihres neuen Membran-Sicken-Übergangs ein Abstrahl-Verhalten, das optimal an den Esotar 3 anschließt. Merkmale der neu konstruierten Tieftöner sind die starken Neodym-Magneten, die brandneuen Schwingspulen auf Glasfiber-Trägern und der optimierte Luftstrom. Die Staubschutz-Abdeckungen bestehen aus einem sehr festen Kunststoff. Die Membranen bestehen aus Dynaudios MSP (Magnesium Silicate Polymer). Besonders erwähnenswert ist der neuartige Gehäuse-Aufbau wegen der Verwendung des besonders festen und leichten Compex-Materials. Dieser kostspielige Werkstoff verbessert die DDC-Linse dramatisch und ist an wirksamen Stellen in den neuen Gehäusen integriert. In der kurzen akustischen Demonstration der großen Confidence 60 beeindruckte sie mit ihrer musikalischn Stimmigkeit und im großen Show-Room auch durch ihre Transparenz bei sehr lauten Pegeln. Neben der Confdence-Linie zeigte Dynaudio die Produktgruppe Music. Vier Modelle bietet die Auswahl des intelligenten Musik-Systems. Es passt sich beim musikalischen Angebot den Hörgewohnheiten an. Die integrierte RoomAdapt-Technik registriert die akustische Umgebung des Lautsprechers und passt den Klang selbständig der Aufstellung an.
quadral führte mit einem brandneuen Modell der Aurum-Serie vor. Die aktive Aurum Alpha entspricht in ihrer Größe der Aurum Montan, ist aber mit den Chassis der größeren Vulkan ausgestattet. Die neue aktive Aurum Gamma entspricht vom Volumen her der Vulkan, beinhaltet jedoch die Ausstattung der Titan. Mit anderen Worten: die aktiven Aurum ermöglichen die klanglichen Qualitäten der Größen bei kleineren Abmessungen. Die beiden aktiven Modelle unterscheiden sich von ihren passiven Geschwistern durch ein geschlossenes Gehäuse für die seitlich abstrahlenden Bässe. In Vulkan und Titan gehen die Bässe frontal in einem Druckkammer-Konzept zu Werke. Alpha und Gamma besitzen für die Bändchen-Hochtöner analoge Endstufen. Class-D-Leistungsstufen versorgen den Mittel- und Tieftonbereich. Die Verstärker sind im Gehäuse in einer eigenen Kammer isoliert. Dem aktiven Konzept ist neben der optimalen Anpassung der Chassis per DSP auch die Möglichkeit zur Raum-Anpassung zu verdanken. So ist eine Grundversion des vielfach ausgezeichneten DIRAC®-Einmesssystems eingebaut. Aurum Gamma und Alpha bieten Eingänge per LAN oder Wi-Fi, S/PDIF koaxial und Toslink, und analog XLR und Cinch. Wer mag, kann die Neuen ganz einfach betreiben: Einen USB-Stick mit Musik-Dateien einstecken, und per App auf dem Tablet oder Smartphone steuern. Die Gamma ist ab August für einen Paarpreis von 12000 Euro zu haben, die Alpha soll 16000 Euro kosten. Neben den neuen aktiven Aurum Modellen zeigte quadral auch die passiven Geschwister sowie die noch junge Platinum+ Linie. Advance Acoustic wird in Deutschland von quadral vertrieben und stellte den neuen All-In-One-Receiver My Connect 50 vor, über den aber noch nicht mehr zu erfahren war.
Newcomer sind auf der High End viele zu finden. So diese beiden:
Die Schweizer Hersteller PSI Audio und der renommierte Digital-Spezialist Weiss zeigten im Zusammenspiel neue aktive analoge Lautsprecher von PSI und den Weiss DAC 502 Wandler-Vorverstärker, der bald mit vielen ganz besonderen Features zu haben sein soll: Raum-Equalizer gegen Raum-Moden, Creative-Equalizer für den persönlichen Sound, De-Esser zur Minimierung scharfer Stimm-Laute, Constant Volume zum gleichmäßigen Lautstärke-Verlauf bei unterschiedlich lauten Titeln einer Zusammenstellung, Vinyl Emulation für den, der sich damit besser fühlt, und vieles mehr. Beachten und nicht unterschätzen sollte man die Wirkung der AVAA – Active Velocity Acoustic Absorber von PSI-Audio, auf den Fotos hinter den Hauptlautsprechern in den Ecken zu sehen. Sie absorbieren aktiv und effektiv Moden zwischen 15 und 120 Hertz und kosten 2000 Euro das Stück.
Der wireless-In-Ear-Kopfhörer von RHA MA 650 aus Glasgow gefällt wohl nicht nur wegen ihres Klanges sondern auch wegen seinen coolen Aluminium-Korpus. Er bietet zwölf Stunden Batterielaufzeit, zehn Meter Reichweite und kann mit zwei Geräten gleichzeitig verbunden werden. Die Muscheln verbinden sich nach dem Betrieb selbsttätig magnetisch und sichern so den Hörer gegen Verlust. Der Preis ist mit 100 Euro attraktiv.
4500 Euro kostet der zweiteilige Kopfhörer-Verstärker Nirvana von Auris. Zwei EL34 Röhren sind single-ended konfiguriert. Als Treiber fungiert eine ECC99. Der Auris Nirvana besitzt vier Line-RCA-Eingänge und ist für die Impedanzen 32, 80, 150, 300 und 600 Ohm ausgelegt. Als Auris Nirvana C ist er auch mit Lautsprecher-Anschlüssen erhältlich, an denen dann 6,5 Watt Leistung für wirkungsgradstarke Lautsprecher zur Verfügung stehen. In Deutschland wird er über den Vertrieb WOD Audio verkauft.
In Solingen beheimatet ist das Unternehmen Efuse, welches mehr Sicherheit und vor allem mehr Klang für Hifi-Geräte durch Efuse-Komponenten verspricht. Das Konzept besteht darin, dass die Geräte-interne Netzsicherung durch einen rhodinierten Massiv-Kupfer-Bolzen ersetzt wird. Die Netzsicherung wird extern durch das in einem hochwertigen Netzkabel integrierte elektronische Efuse-System ersetzt. Dies reagiert sensibler auf Überspannungen und soll evident zur Klangverbesserung beitragen. Eine Alternative für diese mit jeweils 1495 Euro zu Buche schlagende Einzellösung ist eine Netzleiste für acht Geräte mit Einschaltstrom-Begrenzung für 2695 Euro, für die ebenfalls eine Klangsteigerung versprochen wird. Hifistatement wird sich damit beschäftigen.
Wenn Sie interessiert, was im nächsten Hörraum zusammen musiziert, können Sie dies auf der fotografierten Tafel lesen. Die Lautsprecher kommen aus Berlin von SoundSpace Systems. Zum ersten Mal nach zwei High End-Jahren mit nur optischer Darbietung war der monumentale Apolyt Platttenspieler von Acoustical Systems zu hören. Der ist trotz seiner Masse wegen der großen Aufstellfäche auch in normalen Räumen platzierbar, soweit man die 300.000 Euro für ihn investieren möchte. Eine sehr interessante Neuheit wurde zudem bei Audio Systems gezeigt: Der Amari LP-82/SPD Plattenspieler. Ursprünglich aus Fernost stammend erfährt er durch Dietrich Brakemeier eine entscheidende Aufwertung: ein weiterer POM-Vinyl-Teller wird mit dem ursprünglichen Aluminium-Teller fest verklebt und bringt es somit auf eine gemeinsame Masse von 14,8 Kilogramm. Bedeutend für den Klang ist, dass der Teller durch den Material-Mix an Ruhe gewinnt, der Riemen über das Aluminium und nicht über das POM-Vinyl läuft und die Spindel keinen direkten Kontakt zum Lager hat. Auf dem Amari LP-82/SPD können bis zu drei Tonarme montiert werden. Das massive Linear-Netzteil steht separat. Ein echtes Stroboskop mit Tachoband zeigt in einem Sichtfenster die Drehzahl, die sich auch justieren läßt. Mit der Vorbereitung für einen Tonarm kostet der Amari LP-82/SPD – auch für Anhänger anderer Parteien – 8500 Euro. Sein Gesamt-Gewicht liegt bei 50 Kilogramm.
Kuzma Ltd. Aus Slovenien stellte seinen neuen Plattenspieler Stabi R vor. Den können Sie ab 6300 Euro als Grundchassis mit einem einfachen, aber massiven Tonarm-Ausleger erwerben, falls Sie Ihre Zarge selber gestalten möchten. Kuszma bietet ihn ab 7100 Euro in diversen Ausführungen an, stets ausgestattet mit einem deutlich massiveren Tonarm-Bord, dass zudem durch einfaches Drehen um 90 Grad einer eingelassenen und verschraubten Basis-Platte die Montage mehrer Tonarm-Längen ermöglicht. Bis zu vier Tonarme lassen sich anbauen. Der Teller besteht aus einem Aluminium-Acryl-Sandwich und wiegt acht Kilogramm. Das Lager ist invertiert und läuft auf einer Kunst-Rubin-Kugel.
Der polnisch-amerikanische Digital-Spezialist Mytek zeigte die vielfältigen Möglichkeiten der unterschiedlichen D/A-Wandler. Bei Hifistatement wurden alle aktuellen Wandler von Mytek besprochen. Erfreulich ist bei diesem Unternehmen die kontinuierliche Weiterentwicklung und Qualitäts-Steigerung. Wie vor Jahren, als der erste, eigentlich für den Profibereich entwickelte, D/A-Wandler von Mytek in HiFi-Kreisen wegen seines fantastischen Preis-Klang-Gegenwert-Verhältnisses beinahe alles aufmischte, ist dieser Anspruch geblieben und hat sich auf deutlich höheres Niveau gesteigert. Als preiswertester Mytek und dann auch noch als portabler DAC wird in Kürze der mit einem Akku betriebene kleine Mytek Clef erwartet. Er soll nur 300 Euro kosten. Ausprobieren konnte man Prototypen schon am Stand. Das Gehäuse hatte aber noch nicht das Serien-Finish.
T+A stellte seine neue Lautsprecher-Linie Criterion CTL vor. Gegenüber den Vorgängern wurde umfangreich mit dem Ergebnis einer höheren Klangqualität bei kleineren Gehäusenaktualisiert . Das Jubiläumsjahr 40 feiert T+A auch mit dem Mono-Endverstärker M 40 HV, in der die High-Voltage-Transistor-Technologie aus Herford mit einem Röhren-Konzept verknüpft ist. Zur Anpassung an individuelle Wünsche kann zwischen mehreren Betriebsarten gewählt werden. Pro Stück kostet ein Monoblock ab Sommer 19500 Euro.
Ein besonderes Highlight in Sachen Raum fand ich bei Dali. Für die Vorführung hatte man einen Teil des Raumes liebevoll und geschmackvoll arrangiert. Zu hören bekam man, wenn man in dem einladenden Sessel Platz genommen hatte, die Dali Callisto 2 C für 1400 Euro, wahlweise in schwarz oder weiß erhältlich.
Canton, Deutschlands großer Name in Sachen Lautsprecher, zeigte mehrere Modelle aus dem umfangreichen Portfolio. Premiere hatte die aufwändige Canton Reference 2K in weiß. Das Paar kostet 17000 Euro. Im Wechsel konnte man sie mit der aktiven Canton IQ-Vento 9 Active vergleichen, die als per Funk verbundenes Master-Slave-Set für 4400 Euro zu haben ist. Zu sehen, von vorn und auch rückseitig war die kompakte Canton IQ-Vento 3 Active mit gleicher Technologie zum Setpreis von 2300 Euro. Edlen Klang verspricht der kleinste Standlautsprecher aus Cantons Refernce K-Serie, die Reference 8 K für je 2000 Euro. Unterschiedliche Materialen bestimmen die Leistungsfähigkeit der vier Chassis: keramischer Hochtöner, ein Keramik-Wolfram-Mix im Tief-Mittelton-Chassis und eine Doppelt-Konus-Membran im Bass.
Audio Refernce aus Hamburg bot wieder einen imponierenden Überblick über die Marken-Vielfalt des Hauses:
In-akustik zeigte neue Modelle von Primare. Stolz ist man auf die eigene neue Referenz Power Station AC-3500P, die es in schwarz oder silber für 1590 Euro gibt. Sechs Geräte können angeschlossen werden. Für sie stehen maximal 3680 Watt zur Verfügung. Die interne Verschaltung der Anschlüsse ist sternförmig.
Auch AVM krönt seine Markt-Präsenz seit 1986 in diesem Jahr mit einigen Jubiläumsmodellen. Dazu gehört die Class-A/B-Mono-Endstufe M30 für 2990 Euro in schwarz oder silber. Dazu passt der fernbedienbare Vorverstärker V30 mit Phonostufe und drei digitalen Eingängen. Wer es lieber kompakter hat, mag im Vollverstärker A30 für 2490 Euro die passende Lösung finden. Zwei Plattenspieler, der Inspiration R 2.3 für 3390 Euro und der Evolution R 5.3.für 5990 Euro stehen für die Vinyl-Ambitionen bei AVM.
Transrotor war wieder in einem bestens einsehbaren Show-Room an der Ecke im Atrium zu finden. Auch wenn Transrotor in den Bereich eines meiner Kollegen fällt, komm ich da nicht vorbei. Der neue Transrotor Alto interessiert mich halt. Originell ist die Ablage für das Plattengewicht auf dem Ausleger nahe dem Motor. Bestens zu handhaben ist die Verstellung der Tonarmhöhe unterhalb des Tonarm-Bords mit dem riesigen Dreh-Mechanismus. So läßt sich jeder Tonarm auch im Betrieb feinstens nach Augenmaß und Gehör justieren. Ein weiterer Eyecatcher ist der mächtige und dennoch elegante Transrotor Argo für sehr gut betuchte Kunden auf dem dazugehören Unterbau mit kardanischer Nivellierung. Hier sind zwei optisch harmonierende SME-Arme montiert. Auch der neue komplette Plattenspieler von SME, der Synergy, macht im Detail einen vielversprechenden Eindruck. Im Gehäuse ist eine hochkarätige Nagra-Phonostufe integriert, die die Signale des Ortofon MC Windfeld TI verstärkt. Komplett kostet der Synergy 17000 Euro.
Audionet verwendet Dynaudios Evidence Platinum, um die Qualität ihrer Komponenten zu demonstrieren. Der Audionet Planck CD-Spieler wird aufgewertet durch die zusätzliche Stromversorgung Audionet Ampere. Der Vorverstärker Audionet Stern leitet das Signal weiter an die zwei Mono-Endstufen Heisenberg. Im Fenster gab es den Vollverstärker Humboldt zu bewundern.
Chord Electronics hatte nachmittags zu einer Pressekonferenz geladen. Die Entwickler John Franks und Rob Watts stellten die neue Endstufe Étude und den den D/A-Wandler Hugo 2 TT vor. Das Interesse war riesig und der Raum bis auf den letzten Zentimeter gefüllt. Der neue Hugo 2 TT DA-Wandler und Kopfhörer-Verstärker ist gegenüber seinem Vorgänger deutlich aufgewertet und leistungsstärker. Er hat die fünffache Prozessor-Leistung des Hugo TT. Er besitzt einen Rauschabstand von sagenhaften -178 Dezibel. Neben USB-, zwei SPDIF- und zwei Toslink-Eingängen bietet er aptX Bluetooth. Über USB kann er PCM bis 768 kHz und DSD 512 verarbeiten. Die analoge Stereo-Endstufe Étude, entwickelt von John Franks, basiert auf einer neu konzipierten Schaltung. Sie generiert aus einer mit MOSFETS aufgebauten Leistungs-Stufe 150 Watt an acht Ohm und 300 Watt an vier Ohm. Ein paar Monate dauert es noch, bis beide Geräte lieferbar sind.
Sie wissen: die HighEnd bietet eine Vielzahl an musikalischen Darbietungen und eine Fülle an neuen Geräten. Diese finden sich nicht bei jedem Aussteller auf einem Präsentierteller sondern sind häufig in Vorführungen integriert und nicht immer leicht ausfindig zu machen. Heuer hat Helmut Baumgartner, der bei Hifistatement für alle Fotos verantwortlich zeichnet, sich mit seiner Kamera auf den Weg durch die Messehallen gemacht. Auf diese Weise sollen Sie erste optische Eindrücke von der größten HiFi-Show der Welt bekommen. In den nächsten Tagen werden Sie dann kommentierte Fotos unserer Redakteure und Berichte über die persönlichen Eindrücke von der High End, der hifideluxe im Marriott-Hotel und Can Jam Kopfhörer-Ausstellung lesen können. Für heute wünscht Hifistatement viel Vergnügen mit den Fotos von Helmut Baumgartner.
Es dauert – wie Sie hier sehen können – nur noch ein paar Tage, bis sich Hersteller, Vertriebe und Hifi-Interessierte aus aller Welt wieder zur High End in München treffen. Hifistatement ist auch wieder mit einem Stand dabei. Die Hotelmesse hifideluxe öffnet traditionell im Marriot ihre Pforten. Und auch die CanJam kommt heuer nach München.
Die High End dauert, wie jeder Audiophile inzwischen wissen dürfte, vier Tage, und zwar in diesem Jahr vom 10. bis zum 13. Mai, wobei der Donnerstag vorab registrierten Fachbesuchern vorbehalten ist. Die hifideluxe hat von Donnerstag bis einschließlich Samstag geöffnet – ohne Einschränkungen. Ein Tagesticket für das MOC kostet 15 Euro, der Eintritt in die Ausstellungsräume im Marriot ist wie immer frei. Los geht’s auf der High End um 10 Uhr, bei der hifideluxe zwei Stunden später. Die Besucher haben jeweils acht – am Sonntag nur sechs – Stunden Zeit, die Objekte ihrer Begierde in Augen- und Ohrenschein zu nehmen. Die dürften aber auf der High End keinesfalls ausreichen. Dieser Tatsache trägt der Veranstalter mit dem Angebot eines Zwei-Tages-Tickets zum Preis von 25 Euro Rechnung.
In diesem Jahr findet erstmals auch die CanJam Europe in München statt und zwar in Kooperation mit der High End. Da die Hallen 1 bis bis 4 und die Atrien 3 und 4 im MOC schon seit Ende letzten Jahres vollständig ausgebucht sind, bezieht die Ausstellung für Kopfhörer-Fans im sogenannten Kohlebunker Quartier, gerade mal 250 Meter vom MOC entfernt. Hier haben die Eintrittskarten der High End Gültigkeit. Geöffnet ist die CanJam vom 11. bis 13. Mai. Die Öffnungszeiten entsprechen denen der High End, nur am Sonntag geht's hier noch eine Stunde länger.
Wir werden uns wie immer für Sie auf allen Messen umsehen. Die Berichterstattung beginnt traditionell mit Helmut Baumgartners Foto-Rundumschlag von der High End, der schon am Freitagmorgen online gehen soll. Auch wenn Hifistatement mit den Kollegen Jürgen Saile, Peter Banholzer, Roland Dietl, Wolfgang Kemper, erstmals auch Finn Gallowsky sowie dem Autor – und wahrscheinlich noch einer Gastkommentatorin – vertreten sein wird, trauen wir uns aufgrund der Fülle des Angebots und der Vielzahl von Presseterminen nicht, verbindlich anzugeben, wer von uns wann in unserem Raum E117 im Atrium 4.1 anzutreffen sein wird. Aber ein Besuch dort lohnt sich allemal, auch wenn Sie ihren Lieblingsautor nicht antreffen. Denn wir haben eine Digitale Audio Workstation aufgebaut und demonstrieren mit verschiedenen Musiktiteln, wie unterschiedlich jeweils drei Files klingen, die mit drei verschiedenen Wandler von ein und demselben analogen Mastertape produziert wurden. Verwendet wurden A/D-Wandler zu Preisen von etwa 1.000 bis 35.000 Euro. Aber damit nicht genug: Bei uns können Sie darüber hinaus auch Unterschiede zwischen DSD64, DSD128 und DSD256 vergleichen, wobei die drei Files nativ mit demselben Wandler vom selben Band erstellt wurden. Sie werden hören, wie stark schon die Wahl des Wandlers und des Formats den Klang prägen. Wir freuen uns auf Ihre Fragen und Anregungen zu Hifistatement.net
Informationen
HIGH END® 2018
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Ort | MOC München, Lilienthalallee 40, 80939 München |
Datum | 10. bis 13. Mai 2018, jeweils 10:00 bis 18:00 Uhr sonntags von 10:00 bis 16:00 Uhr Donnerstag, 10. Mai 2019 Fachbesuchertag (nur mit Vorab-Registrierung) |
Eintritt | 25 Euro bei Vorab-Registrierung 15 Euro Tageskarte (gültig an den Publikumstagen: 10.-13.05.2018) 25 Euro Zweitageskarte Kinder bis 14 Jahren haben freien Eintritt |
info@highendsociety.de | |
Web | www.highendsociety.de |
Informationen
hifideluxe 2018
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Ort | Marriott-Hotel, Berliner Straße 93, 80805 München |
Datum | 10. bis 12. Mai 2018 jeweils 12.00 bis 20.00 Uhr |
Eintritt | frei |
info@malvalve.de | |
Web | www.hifideluxe.de |
Informationen
CanJam München 2018
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Ort | Kohlebunker, Lilienthalallee 37, 80939 München (schräg gegenüber der High End / MOC) |
Datum | 11. bis 13. Mai 2018 jeweils von 10 bis 18 Uhr, sonntags von 10 bis 17 Uhr |
Eintritt | Eintrittskarten der High End sind auch hier gültig |
Web | www.canjam-europe.com |
Einer CD-Player/Streamer-Kombination den Namen Dream Player zu geben, zeugt nicht gerade von Minderwertigkeitskomplexen. Aber warum sollte man die haben, wenn man zum Beispiel entscheidend an der Entwicklung der SACD beteiligt war? Andreas Kochs MPS-8 rechnet vor der Wandlung selbst die Signale von CDs auf DSD2048(!) respektive 90 Megahertz hoch.
Auch wenn dies den meisten Hifi-Freunden bekannt sein dürfte: Der gebürtige Schweizer Andreas Koch ist Gründer und Chef von Playback Designs und unter anderem durch die Konzeption des Ein-Bit-Aufnahme-Systems Sonoma maßgeblich an der Entwicklung der DSD-Technik beteiligt. Mit seiner jetzigen Firma wendete er sich – wie der Name schon sagt – der Wiedergabe-Seite und damit dem High-End-Markt zu, was aber nicht heißt, dass Playback Designs keinen Analog/Digital-Wandler im Programm hätte. Der Pinot aus der Sonoma-Linie ist einer der ganz raren ADCs, die Analoges auch in DSD256 umsetzen können. Aber das sollte für hifistatement-Leser ja nichts neues mehr sein, nachdem wir Ihnen mit dem Pinot produzierte DSD-Files in 2,8, 5,6 und 11,3 Megahertz zum kostenlosen Download angeboten haben. Playback Designs' neueste Produktlinie ist die Dream Series, die den D/A-Wandler MPD-8, den Transport MPT-8 und den Player MPS-8 umfasst, für den optional auch noch ein Streaming-Modul angeboten wird. Dabei ist der Player aber keine einfache Kombination aus DAC und Transport: Die Technik der beiden Einzelkomponenten wäre schon aus Platzgründen nicht in einem Gehäuse unterzubringen.
Ich sollte noch nachtragen, dass Andreas Koch die Komponenten selbstverständlich nicht komplett allein entwickelt: Er kümmert sich um sein Spezialgebiet, die Konzeption und Programmierung der Algorithmen, die die verwendeten Field Programmable Gate Arrays oder FPGAs erst zu Wandlern und Filtern machen. Für die analogen Schaltungen ist der Diplom-Ingenieur Bert Gerlach zuständig, dessen in Lindlar beheimatete Firma Finitus High-End Electronics auch den Service für Playback-Designs-Geräte übernimmt. Er war es auch, der mir einige Fakten zum MPS-8 mitgeteilt hat: Für die Wandlung kommt nicht wie in den meisten D/A-Wandlern ein Chipsatz zum Einsatz. Die Aufgabe übernehmen wie etwa auch bei den Wandlern von Chord Electronics FPGAs, programmierbare ICs mit hoher Rechenleistung. Allerdings hat Andereas Koch keine PCM-, sondern DSD-Wandler programmiert. Vor der Wandlung werden alle Signale, also auch solche von CD und hochaufgelösten PCM-Dateien auf das 32-fache der üblichen DSD-Abtastrate hochgerechnet. Das sind knapp 90 Megahertz. Die Auflösung des Prozesses gibt Bert Gerlach mit 72 Bit an. Die Vorteile der enormen Datenmengen liegen darin, dass dabei sehr „sanfte“ Noise-Shaper und Filter eingesetzt werden können – und die werden üblicherweise als „angenehmer“, weniger technisch klingend empfunden. Playback Designs verwendet „Adaptive Apodizing Filter“, die eine selbstanpassende, variable Transientenrekonstruktion ermöglichen sollen. Selbstverständlich handelt es sich bei den Algorithmen für diese Filter und den Wandler um exklusives, firmeneigenes Know-How.
Auch für die Signalübertragung per USB setzen Andreas Koch und Bert Gerlach auf eine Eigenentwicklung: das Playback Designs Frequency Arrival System oder kurz PDFAS, das den Jitter komplett entferne und das Signal ohne die sonst übliche Phase-Loop-Lock-Schaltung neu takte. So soll der Datentransfer per USB dem über LAN oder WLAN klanglich deutlich überlegen sein. Beim MPS-8 sorgen zwei FPGAs auf dem Digitalboard für eine symmetrische Signalverarbeitung bei der Wandlung. Ein weiterer befindet sich auf dem Analogboard, auf dem auch die analoge Lautstärkeregelung mit digital kontrollierten, hoch präzisen Widerstandsleitern stattfindet. Für Bert Gerlach ist diese Lösung erstmals besser als ein analoges Potentiometer, da beim verwendeten Chip nicht wie sonst üblich – in seinen Augen minderwertige – Buffer-Schaltungen auf die Widerstandsleitern folgen, die intern mit 512 0,25-Dezibel-Schritten arbeiten. Er habe die symmetrischen Ausgangsstufen durchgängig mit 0,1-prozentigen Metallfilmwiderständen und sehr verzerrungsarmen Film-Kondensatoren aufgebaut. Der MPS-8 könne eine Ausgangsspannung von 17,5 Volt liefern, wobei die Pegel an XLR- und Cinch-Buchsen gleich seien. Die Ausgangsimpedanz liege bei nur 0,8 Ohm. Da sind selbst lange Kabelstrecken und Endstufen mit niedrigerer Eingangsimpedanz problemlos zu treiben. Auch passive Vorstufen dürften sich bestens mit dem Dream Player vertragen. Selbstverständlich werden die analogen und digitalen Baugruppen von getrennten Netzteilen versorgt. Zusammen verfügen sie über eine Filterkapazität von 282.000 Mikrofarad. Das perfekt verarbeitete Gehäuse, die hohe Qualität der verwendeten Bauteile, vor allem aber Playback Designs eigenständige technische Lösungen sorgen für eine hohe Erwartungshaltung.
Deshalb war ich auf diesen Wandler der anderen Art extrem gespannt und habe ihn kalt, wie der war, in meine Digital-Kette integriert. Da ich nur drei Göbel-LAN-Kabel besitze, benutzte ich zwischen der Aqvox Switch-SE und dem Router ein Audioquest Diamond, damit ich für die Verbindung zwischen Switch und dem Melco-NAS als Datenlieferanten, dem Aries Femto und dem MPS-8 genügend meiner besten Kabel zur Verfügung hatte. Allerdings hing das schwere Göbel-Kabel so schräg in der Buchse des Playback Designs, dass ich um deren Unversehrtheit fürchtete. Bei den eigenen Geräten traue ich mich da schon ein wenig mehr. Und deshalb verband ich vorsichtshalber den Router wieder über die Göbel-LAN-Strippe mit dem Switch und dieses per Diamond mit dem MPS-8: sicher ist sicher, auch wenn der Dream Player so klanglich minimal benachteiligt wird. Mangels eines zweiten Diamond konnten ich für die beiden Streamer/Wandler-Kombinationen keine hundertprozentig gleichen Arbeitsumgebungen schaffen.
Vielleicht trug diese kleine Benachteiligung neben der mangelnden Einspielzeit in meiner Kette auch mit dazu bei, dass mich der Vergleich zwischen MPS-8 einerseits und Auralic Aries Femto plus folgendem DAVE nicht sonderlich nervös machte: Der Playback klang zwar minimal anders als mein Duo und erreichte trotz des nicht ganz so exklusiven Kabels und der fehlenden Aufwärmphase mindestens dessen Niveau, schien Aries und DAVE aber auch nicht klar zu überflügeln. Für mich stand daher schnell fest, dass der Test richtig Spaß machen, den DAVE aber nicht unbedingt alt aussehen lassen würde. Als ich dann nach zwei, drei Tagen den Dream Player noch einmal mit Auralic und Chord verglich, musste ich leider feststellen, dass der MPS-8 doch mehr zu bieten hatte als meine private Referenz: Beim der unvermeidlichen „Improvisation“ Patrice Herals auf Le Concert Des Parfums ließ der Achter den Raum nicht einfach nur sehr tief wirken, sondern definierte ihn auch ungeheuer präzise, die Bühne wirkte nicht nur größer als beim Chord, sondern auch noch greifbarer und realistischer: Beim DAVE schien der Hall im riesigen Raum zu verebben, beim Playback meinte man, dabei die Ecken des Raumes wahrnehmen, ja fast sehen zu können. Aber damit nicht genug: Perkussive Sounds reproduzierte der MPS-8 nicht ganz so brillant – der sollte ich sagen: scharf? – wie der DAVE, aber dennoch einen Tick feiner, präziser und detailreicher. Da bedarf es keiner weiteren Vergleiche mehr: Auch mit der noch besseren Verkabelung erreicht der Chord Electronic nicht ganz das extrem hohe Niveau des Playback Designs. Schade, dass ich keinen Chord BLU MkII zum Vergleich zur Verfügung habe, der bei seinem Test den DAVE klanglich noch ein gutes Stück nach vorne brachte.
Bisher habe ich den Dream Player nur über das optionale Streamer-Modul als D/A-Wandler genutzt, weil er so ganz problemlos in meine bestehende Kette zu integrieren war. Bert Gerlach und die Herren Gottschalk und Pietersen vom deutschen-Vertrieb Highendscout empfehlen wegen Playback-Designs' proprietärer USB-Schnittstelle jedoch, den Dream Player per USB mit einem Server zu verbinden und bieten auch gleich an, einen Syrah aus Playback Designs' Sonoma Serie zu schicken – ein Angebot, das ich gerne akzeptiere, da ich beim Melco den LAN- dem USB-Ausgang klanglich eindeutig vorziehe und es mir beispielsweise nicht gelungen ist, DSD-256-Files vom Melco über den MPS-8 abzuspielen, egal ob über LAN oder USB.
Wenn der frisch eingetroffene Syrah dann die Daten liefert, funktioniert das alles ganz problemlos, über USB angeliefertes vierfach-DSD akzeptiert der Dream Player ebenso klaglos wie PCM in 384 Kilohertz. Über LAN ist übrigens nur die Wiedergabe von DSD64 möglich. Viel mehr als DSD mit hohen Abtastraten interessiert mich aber, ob normale, von CD gerippte Files über das Netz oder über USB angeliefert besser klingen. Aber da hätte gleich auf den Entwickler oder die beiden Highendscouts hören und mir das Hin- und Herschalten sparen können: Über USB macht die Wiedergabe einfach mehr Spaß. Der Raum erscheint tiefer, das Klangbild ist offener, die Farben strahlender. Das sind zwar keine exorbitant großen Unterschiede, aber auf dem extrem hohen Niveau, auf dem der MPS-8 agiert, ist jede weitere, eindeutige Steigerung umso beeindruckender. Hier sollte zusammenspielen, was miteinander entwickelt wurde: der Dream Player und der Syrah Server – und zwar durch USB verbunden.
Damit hat sich die Konfiguration herauskristallisiert, in der der MPS-8 Musik-Files am besten wiedergibt. Aber der Dream Player ist ja von der äußeren Anmutung her eher ein CD/SACD-Player mit Eingängen für den integrierten D/A-Wandler, und es soll unter Musikfreunden – und selbst unter den Kollegen – nicht wenige geben, die die gute alte CD noch immer Daten von der Festplatte vorziehen. Mich hingegen überzeugen die Argumente für die Wiedergabe von der Festplatte – und die damit verbundene Bequemlichkeit. Aber das hindert mich nicht daran, eine meiner Test-CDs in der Lade des MPS-8 verschwinden zu lassen: Schostakowitschs „Polka“ klingt von der Gold-CD besser, als ich es je gehört habe – auch wenn das inzwischen ziemlich lang her ist. So luftig, offen, detailreich und dennoch völlig frei von Schärfe habe ich das fröhliche Stück nicht in Erinnerung. Nach dem ersten Wechsel zum Server meinte ich, einen minimal größeren Raum erahnen zu können, was sich beim erneuten Umschalten auf die CD aber nicht bestätigte. Playback Designs' Signalaufbereitung ist so hervorragend, dass sie mögliche Unterschiede zwischen CD und Musikdatei nivelliert – die zwischen dem Streamer- und USB-Eingang des MPS-8 allerdings nicht.
Einen Versuch mache ich noch, denn schließlich ist es ein Hochgenuss, bekannte Songs mit dem Dream Player zu hören – egal ob von CD oder Festplatte. Bei Keith Jarretts „Wrong Blues“ vom Album Standards Live kann man herrlich in den Klangfarben der Becken schwelgen, der Bass setzt rhythmische Akzente und der Flügel perlt: Einfach großartig, eine wohlvertraute Scheibe so hervorragend klingend wiederzuentdecken. Hier sorgt dann die Festplatte für einen Hauch mehr Abstand zur Bühne, auf der die Instrumente minimal besser differenziert werden. Aber die einen Tick direktere, zupackendere Wiedergabe von der CD hat auch etwas für sich. Bei den verschiedenen Formaten gibt es marginale Unterschiede, die sich bei hochkonzentriertem Hören über eine sehr hochauflösende Kette entdecken lassen – aber gewiss keine Qualitätsunterschiede.
Weil es so schön war, bleibe ich bei Keith Jarrett, und zwar beim Köln Concert, das ich mir in den langen Jahren immer noch nicht leid gehört habe. Für mich geht’s jetzt nicht mehr um irgendwelche Erkenntnisse, sondern nur noch um die Musik und eher zufällige Entdeckungen wie etwa den ungemein realistisch anmutenden Raum bei Jarretts Stampfen auf die Bühnenbretter nach etwa sechseinhalb Minuten im ersten Teil des Konzerts. Noch faszinierender ist für mich aber die ungeheure Energie der Anschläge, die – vermeintlich dem eher mittelmäßigen Instrument geschuldet – bei vielen Wandlern nicht frei von Härte ist. Aber diese digitalen Artefakte scheinen dem MPS-8 völlig wesensfremd zu sein, er bleibt auch bei Jarretts energiereichsten Ausbrüchen fern von jeder Lästigkeit. Einfach großartig!
Es sind aber weder die Vergleiche mit anderen hochwertigen Wandlern noch wie gerade beschrieben die Entdeckungen besonders beeindruckend klingender Sequenzen in bekannten Songs, sondern eine erst bei längerem Hören einsetzende Gewöhnung an die gleichzeitig spannende und entspannte Spielweise der MPS-8, die den Dream Player zum Objekt der Begierde machen: Die Musik fließt, obwohl man mit mehr Feininformationen verwöhnt wird als üblich. Dynamische Abstufungen erzeugen Spannung, ohne effekthascherisch zu wirken. Der Playback Design nimmt einen durch seine ungeheuer stimmige, geschlossene, ich möchte fast schreiben „richtige“ Wiedergabe nachhaltig für sich ein. Schade, dass Syrah und MPS-8 für die High End zum Vertrieb zurück müssen, wo ich mich gerade so sehr an sie gewöhnt habe: eine schmerzliche Trennung!
Gehört mit
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NAS | Melco N1ZH/2, WDMyCloud |
Streaming Bridge | Auralic Aries Femto mit SBooster BOTW P&P Eco |
D/A-Wandler | Chord Electronics DAVE |
LAN-Switch | Aqvox AQ-SWITCH-SE, Telegärtner (Japan) M12 Switch Gold |
Vorverstärker | Einstein The Preamp |
Endstufe | Eintein The Poweramp |
Lautsprecher | LumenWhite White Light Anniversary |
Kabel | HMS Gran Finale Jubilee, Swisscables Reference Plus, Goebel High End Lacorde, Habst Ultra III, Audioquest Diamond und Carbon, Cardas Audio Clear Network, Transparent Cables |
Zubehör | PS Audio Power Regenerator P5, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Artesania Audio Exoteryc, Harmonix Real Focus, Room Tuning Disks, Tuning Tips und TU-666M, Audio Exklusiv Silentplugs |
Herstellerangaben
Playback Designs MPS-8 DREAM PLAYER
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Digitalausgänge | AES, PLINK OUT |
Digitaleingänge | AES (bis 24bit/192kHz, DSD64 DoP), COAX (bis 24bit/192kHz, DSD64 DoP), TOSLINK (bis 24bit/96kHz, DSD64 DoP), PLINK IN, USB AUDIO (bis 384 kHz, DSD256), STREAMER NETWORK (LAN), STREAMER USB (USB drives and flash sticks) |
Analogausgänge | 1 x XLR, 1 x RCA |
Pegel bei 1kHz | 2,1V rms bei -6dB, 3,0V rms bei -3dB, 4,2V rms bei 0dB, 6,0V rms bei +3db, 8,4V rms bei +6db, max. 13,5V rms bei variabler Einstellung |
Netzteil | AC 230V, 50Hz (Asien- und Europeausführung) |
Leistungsaufnahme | 100W max. |
Gewicht | 18,2kg |
Ausgangsimpedanz | <1Ω |
Abmessungen (B/H/D) | 46/13/43cm |
Arbeitstemperatur | +5 bis +30 Grad Celsius |
Batterien für Fernbedienung | 2x AAA |
Netzsicherung | 1.6A / 250V träge, 20mm |
Preise | 27900 Euro, optionales Streaming-Modul 3000 Euro zusätzlich |
Vertrieb
Highendscout
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Anschrift | Gottschalk & Pietersen GmbH Gervinusstr. 21 10629 Berlin |
Telefon | +49 30 22015093 |
info@highendscout.de |
Vertrieb
Highendscout
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info@highendscout.de |
Totgesagte leben länger! Dieser Spruch bezog sich ursprünglich auf eine kleine Molkerei in Österreich, lässt sich aber durchaus auch auf unser neues Testobjekt, den Ayon CD-T II anwenden. Auch aus Österreich, übrigens
Böse Zungen aus der Streaming-Fraktion werden den Satz natürlich sofort umdeuten in „Unkraut vergeht nicht“. Sollen sie. Angefangen hatte Ayon mit dem Modell CD-T, das uns bereits im Jahre 2012 zur Verfügung stand. Da hatte sich schon damals manch einer verwundert die Augen gerieben. Anachronismus! Damit aber noch nicht genug, sechs Jahre später erscheint mit dem Modell CD-T II nun eine Weiterentwicklung. Oder um Gerd Hirt zu zitieren, bis auf das Philips Pro Laufwerk eine komplette Runderneuerung. Auf den ersten Blick sieht das Modell CD-T II genauso aus, wie das Vorgängermodell, auf den zweiten übrigens auch. Zumindest von vorne. Klassisches Ayon-Design, quadratisch, praktisch gut. Quatsch, was red‘ ich denn, da ging es ja um etwas ganz anderes. Jedenfalls bin ich der Meinung, dass ein bewährtes Design nicht alle Jahre verändert werden muss, nur damit der Werbeonkel was zu tun hat.
Die Verarbeitungsqualität hat sich zum Glück ebenfalls nicht verändert, das elegante Gehäuse mit den schwarz eloxierten Aluminiumplatten macht nach wie vor einen bombenfesten Eindruck. Die wichtigsten Funktionen sind auf der Oberseite des Gerätes über beleuchtete Drucktasten direkt anwählbar, alle weiteren Funktionen übernimmt dann die Fernsteuerung. Ebenfalls in Panzerqualität, übrigens. Die Tasten auf dem Gerät sind durchaus sinnvoll, wenn ausgerechnet am Sonntag die Batterien leer sind oder die Omi wieder versucht, mit der Fernsteuerung zu telefonieren.
Für den Anschluss an den DAC bietet der CD-T II alle erdenklichen Möglichkeiten: S/PDIF – auch mit BNC Buchse! – und AES/EBU beim Röhrenausgang, der Transistorausgang enthält zusätzlich noch einen Toslinkanschluss. Zudem existiert ein I2S-Anschluss. Die Röhre ist natürlich nur im Betrieb mit S/PDIF oder AES/EBU aktiv, dazu später mehr. Für I2S-Verbindungen gibt es leider keinen internationalen Standard, so dass bei der Kontaktbelegung jeder Hersteller sein eigenes Süppchen kocht. Allerdings hat Ayon konsequenterweise in der Bedienungsanleitung die Pin-Belegung angegeben. Die Bastler unter uns könnten sich also einen RJ45-Stecker selbst konfektionieren. Viel Spaß dabei!
Nach dem Einschalten des Gerätes zeigt das Display eine Warm-up Zeit an, eine absolut sinnvolle Einrichtung, nicht nur im Hinblick auf die Buffer-Röhre. Ayon-Neulinge werden auf der Suche nach dem Netzschalter womöglich die Bedienungsanleitung zu Rate ziehen müssen, so gut versteckt ist dieser. Eine Veränderung gegenüber dem Vorgängermodell sieht man, wenn man eine CD einlegt, die Abdeckung des CD Fachs ist jetzt zweigeteilt. Zunächst wird die CD mit einem kleinen Magnetpuck fixiert, anschließend das Fach mit der Acrylabdeckung verschlossen. Beim Vorgängermodell war der Puck in die Abdeckung integriert. Ayon verspricht sich mit dieser Konstruktion eine bessere Resonanzkontrolle. Ich hatte nun die alte Version mit der neuen verglichen und keinen nennenswerten Unterschied gehört. Zumindest keinen, der sich nicht nach einem halben Glas Rotwein wieder relativiert hätte.
Wie bei dem Vorgängermodell enthält der CD-T II das legendäre Philipslaufwerk CD PRO2, das ja seit längerer Zeit nicht mehr produziert wird. Dachte ich. Wie mir aber Gerd Hirt mitteilte, hatte Philips bereits vor Produktionsschluss die Herstellung an einen kleinen Hersteller ausgelagert, der dieses Laufwerk auch heute noch in kleiner Stückzahl herstellt. Aus Kapazitätsgründen wohl nur für eine überschaubare Anzahl von Kunden.
Auch im CD-T II werkelt im Inneren des Gerätes eine Röhre im Digitalausgang. Was hat die denn hier verloren? Die Überlegung ist folgende: Viele Störungen des Digitalsignals entstehen auf dem Weg vom S/PDIF-Ausgangschip zum DAC, weil der Generator hierfür zu schwach ist. Ayon hat deshalb hier einen Buffer in Form eines Kathodenfolgers eingebaut. Der Chip muss dann nur das Gitter der Röhre ansteuern, was er problemlos kann. Die Röhre verstärkt das Signal nicht, sondern arbeitet lediglich als Impedanzwandler. Die große Frage ist nun, welche Röhre ist für diese doch eher ungewöhnliche Position geeignet? Eine Audioröhre fällt wegen der zu geringen Bandbreite schon einmal flach. Fündig wurde man bei einer Röhre aus russischen Militärbeständen, die im Radarbereich eingesetzt wurde. Diese 6N14P – ein Äquivalent zu einer ECC84 Doppeltriode – kann Frequenzen bis zu 200 Megahertz verarbeiten und ist somit für diesen Job optimal geeignet.
Für alle Transistor-Junkies unter uns, für die eine Röhre so etwas ist wie für den Teufel das Weihwasser, hat Ayon auch eine Lösung parat. Das Gerät lässt sich nämlich zwischen Transistor- oder Röhrenbetrieb umschalten. Hierfür gibt es einen kleinen Schalter auf der Rückseite, zusätzlich muss das Anschlusskabel auf einen anderen Ausgang umgesteckt werden. Natürlich ist auch der transistorisierte Digitalausgang leicht gepuffert, um Kabeleinflüsse zu minimieren.
Die früher vorhandene Möglichkeit der Hochrechnung der Abtastrate auf 24 Bit / 192 Kilohertz existiert in der neuen Version nicht mehr. Nachdem die heutzutage üblichen D/A-Wandler diese Upsampling-Funktion von Haus aus eingebaut haben, hat Ayon bei diesem Gerät darauf verzichtet. Dafür bietet die Firma als zusätzliche Option ein Modul an, mit dem die PCM Daten auf DSD128 hochgerechnet werden. Dies erleichtert die Haushaltskasse zusätzlich um 995 Euro. Über derartige Funktionen gibt es ja endlose Diskussionen, weil ja letztlich der Informationsgehalt des Originals nicht größer werden kann. Vorteile verspricht man sich dagegen bei der Auslegung der Filter, die bei reiner 1-Bit-/-44-Kilohertz-Abtastung wesentlich steiler sein müssen, oder bei flacherer Auslegung wesentlich früher ins Geschehen eingreifen müssten. Filter mit hoher Flankensteilheit sind aus verschiedenen Gründen nicht ganz unproblematisch. Das Testgerät ist bereits mit dem zusätzlichen PCM-DSD Modul ausgestattet, dazu später mehr.
Hören wir uns doch einfach einmal an, was das Laufwerk bei normaler, unbearbeiteter CD-Wiedergabe zu bieten hat. Nachdem das Gerät völlig neu ist, habe ich es erst einmal über Nacht laufen lassen, bevor ich ernsthaft Musik gehört habe. Damit ist die Elektronik natürlich immer noch nicht völlig eingespielt; Ayon empfiehlt sogar eine Einspielzeit von 30 bis 50 Stunden. Wie bei jedem mechanischen Gerät ist eine stabile Unterlage Voraussetzung für eine optimale Wiedergabe. Bei mir steht das Gerät auf den Basen von Kaiser, was nochmals eine deutliche Verbesserung gegenüber den Standardfüßen bewirkt. Das ist aber wohl bei jedem Gerät so.
Zunächst lassen wir einmal Louis Armstrong zu Wort kommen. Miles Davis hatte einmal über ihn gesagt, dass seine Musik ja super wäre, wenn nicht ständig dieses dämliche Grinsen wäre. Aus dem Mund von Miles sicher ein hohes Kompliment. Die Aufnahmen mit Armstrong sind alle historisch, um die Klangqualität einmal so zu beschreiben. Euphemismen sind ja auch bei unseren Politikern momentan total in. Trotzdem gelingt mit dem CD-T II eine unheimlich plastische Darstellung der Musiker, man sieht förmlich wie Armstrong mit seinem weißen Taschentuch auf der Bühne steht und schwitzt. Auch tritt die Wiedergabequalität beim Zuhören total in den Hintergrund, man hört einfach zu, was sich die Jungs in der Band damals alles haben einfallen lassen.
Eine der Stärken ist die enorme Spielfreude, die offensichtlich nicht ausschließlich vom Rest der Anlage kommt. Nun wird bei den Armstrong-Einspielungen kein dynamisches Brillantfeuerwerk gezündet, aber der Drive und Groove der Musik kommt sehr authentisch rüber. Die Wiedergabe ist sehr klar mit hoher Auflösung, ein typisches Markenzeichen aller Geräte der Firma Ayon, die ich bisher zum Test zur Verfügung hatte.
Bevor jetzt irgendeiner wegen der Musikauswahl die Nase rümpft, kommen wir zu ernster Musik. Wer hat sich eigentlich diese Einordnung ausgedacht? Egal, jetzt müssen die alten Klassiker ran, Brahms, Beethoven et cetera. Ich benutze immer gerne unterschiedliche Einspielungen und Aufnahmen, um mir ein Gesamtbild zu machen, ob hier ein glaubhafter Eindruck vermittelt werden kann. Dieselbe Symphonie einmal im Wiener Musikvereinssaal aufgenommen und einmal in der Berliner Philharmonie. Natürlich von unterschiedlichen Interpreten, aber darum soll es hier ja nicht gehen. Jedenfalls wird die unterschiedliche Raumakustik sehr gut wiedergegeben, auch das Gefühl, dass sich hinter den Lautsprechern ein Raum auftut, kann man sich gut einbilden. Um es einmal so auszudrücken. Je nach Interpret – und eingestellter Lautstärke – kommt das Orchester auch mit enormer Wucht, ohne dass die Abbildung in einzelne Gruppen zerfällt. Das Ganze ist natürlich immer noch meilenweit von dem Erlebnis im Konzertsaal entfernt, aber mit dem Manko müssen wir alle leben, egal wie viel Geld wir in die Musikanlage investiert hatten.
Interessant finde ich auch, wie viele Informationen in der CD eigentlich stecken, die man mit einem „normalen“ Laufwerk nicht hören kann. Sehr deutlich wird dies bei guten Aufnahmen von Barockorchestern, bei denen die typischen Klangfarben der antiken Instrumente sehr realistisch aufgenommen wurden. Diese beinhalten dann eine Fülle von Detailinformationen die erst den typischen Klang dieser Orchester ausmachen. Nicht verwechseln darf man dies mit Komponenten, die einen etwas hervorgehobenen Mittel-Hochtonbereich haben. Soll es ja geben, damit die Anlage bei der Vorführung spektakulärer klingt. In diesen Fällen glaubt man mehr Details zu hören, was natürlich nicht der Fall ist. Jedenfalls können insbesondere Streicher bei oben genannten Aufnahmen ziemlich schnell lästig werden, so dass dann meistens der Aufnahme-Ingenieur Schuld daran ist. Muss ich jetzt extra noch erwähnen, dass der CD-T II hier hervorragende Arbeit leistet und eine homogene Abbildung liefert?
Nun wollen wir doch einmal sehen, was das Hochrechnen der Daten auf DSD128 bewirkt. Nachdem mein DAC hierfür nicht gebaut wurde, musste ich mir vom Kollegen Sommer einen geeigneten Wandler ausleihen. Zunächst hatte ich den Wandler im Red Book Modus laufen lassen, um mich mit ihm anzufreunden. Interessanterweise klingt es mit diesem Gerät tatsächlich anders als mit meinem Wandler, obwohl Bits ja Bits sind und Klangunterschiede ja nur in der Phantasie irgendwelcher HiFi-Redakteure existiert. So ein Computerfachmann. Ist aber trotzdem ein netter Mensch. Beim Umschalten auf den DSD128-Betrieb stellte sich allerdings heraus, dass der Wandler zwar Signale bis DSD256 verarbeiten kann, aber offensichtlich nur über die USB-Schnittstelle. Laut Ayon wird das DSD-Signal nur über drei BNC Buchsen zur Verfügung gestellt, so wie es in der Profiszene schon lange üblich ist. Damit fällt dieser Test also flach. Glückliche Besitzer eines CD-T II Laufwerks, die mit der Aufrüstung auf DSD liebäugeln, sollten sich vorher also informieren, ob der vorhandene Wandler hierfür geeignet ist. Nun bietet Ayon auch hierfür passende Geräte an, die wären durchaus interessant für einen zusätzlichen Test.
Es ist natürlich schwierig, eine Komponente wie ein CD-Laufwerk getrennt vom Rest der Anlage zu beurteilen, hier spielt das Zusammenwirken der restlichen Partner eine entscheidende Rolle. Trotzdem bleibe ich dabei, das CD-T II Laufwerk ist eine der harmonischsten und musikalischsten Digitalquellen. Und nicht nur das, die Musik wird unheimlich lebendig und dynamisch wiedergegeben. Klangfarben: ja! Dynamik: ja, ja! Tiefenräumlichkeit: auch! Neutralität: ja! Basskontrolle: ja! Punch: ja, ja! Luftigkeit: ja! Fokus: auch!
Eines ist trotzdem klar, wir stehen am Ende der Lebenszeit physikalischer Medien. Deshalb zum Schluss noch die Gretchenfrage: sollte man sich in der heutigen Zeit noch ein CD Laufwerk kaufen? Auch auf die Gefahr hin nun als völlig altmodisch abgestempelt zu werden, würde ich im Falle des CD-T II ganz einfach sagen: ja! Moralische Unterstützung bekomme ich hier auch von unseren Kollegen aus dem polnischen Magazin High Fidelity, die den CD 35 Spieler aus gleichem Hause – hier allerdings in einer Sonderversion – als eine der wenigen allerbesten Digitalquellen bezeichnet hatten. Irgendwie erinnert mich das Ganze an die Schallplatten, die ja schon längst vom Markt verschwunden sein sollen, aber mittlerweile wieder oder besser gesagt – schon seit einiger Zeit eine neue Blüte erleben.
Gehört mit
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Digitallaufwerk | Ayon CDT |
D/A Wandler | Borbely Audio |
Laufwerk | Apolyt |
Tonarm | Triplanar |
Tonabnehmer | Clearaudio Goldmund, Van den Hul Grashopper |
Vorstufe | Thomas Mayer 10Y |
Endstufe | Thomas Mayer 211SE Elrog |
Lautsprecher | Wolf von Langa, Ancient Audio Studio Oslo |
Kabel | Audio Consulting Reference RCA, Swisscables Reference NF, Swisscables Reference LS, Auditorium23 LS, Swisscables Reference und Reference Plus Netz, VertexAQ Jaya Netzfilter, VertexAQ Taga Verteilerdose, VertexAQ Roraima Netzkabel |
Zubehör | LeadingEdge Gerätebasis, LeadingEdge Minipaneele |
Herstellerangaben
Digitallaufwerk Ayon CDT
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Übertragungsrate | 192kHz / 24 bit |
Laufwerk | Philips CD-Pro 2 |
Röhrenspezifikation | ECC84 ( 6N14P) |
Ausgänge | S/PDIF (75 Ohm, BNC), AES/EBU, I2S |
Dynamikrate | >110 dB |
Harmonische Verzerrung @ 1kHz | < 0.002% |
Abmessungen (B/H/T) | 480/130/390mm |
Gewicht | 14 kg |
Preis CDT II Transport | 5995 Euro |
PCM-DSD 128 Converter | Text |
Hersteller/Vertrieb
Ayon Audio
| |
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Anschrift | Hart 18 A-8101 Gratkorn |
Telefon | +43 3124 24954 |
ayon@ayonaudio.com | |
Web | www.ayonaudio.com |
Vertrieb
AUDIUM / VISONIK
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Anschrift | Inh. Frank Urban Catostr. 7B 12109 Berlin |
Telefon | +49 30 6134740 |
Fax | +49 30 7037939 |
kontakt@audium.de | |
Web | www.audium.com |
Hersteller
B AUDIO SAS
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Anschrift | 1 rue Gambrinus 67190 Mutzig France |
Telefon | +33 3 88615049 +33 6 51038493 |
Web | www.b-audio.com |
Als sich das Team des noch jungen Unternehmens B.audio zum Besuch in der Redaktion bei Hifistatement ankündigte, waren Dirk Sommer und ich in freudiger Erwartung. Denn mit im Gepäck hatten Sie ihr Erstlingswerk, einen klassischen Digital-Analog-Wandler, der „klanglich das ‚Digital‘ aus Digital-HiFi entfernen soll“.
Wir freuen uns immer, wenn Unternehmen uns ihre Geräte zum Test anbieten. Bei Newcomern sind wir hier immer offen, aber auch kritisch und mitunter etwas skeptisch, wenn besondere Versprechungen gemacht werden. Denn wir wollen Ihnen, liebe Leser, Geräte mit interessanten technischen Ansätzen oder Neuerungen vorstellen, aber keine Geräte, die noch nicht marktreif sind. Wir sehen unsere Aufgabe nicht darin, als „verlängerte Werkbank“ einer noch nicht abgeschlossenen Entwicklung zu fungieren. Im Falle B.audio waren Dirk Sommer und ich allerdings gespannt. Dirk Sommer hatte vor dem Treffen einige längere Telefonate mit B.audio geführt. Hinzu kam, dass B.audio bereits letztes Jahr auf dem Newcomer-Stand der High End ein serienreifes Modell präsentiert hatte. Die High End Society bietet hier jedes Jahr ausgewählten, jungen und aufstrebenden Start-up-Unternehmen die Möglichkeit, sich hier auf einem Gemeinschaftsstand dem Publikum zu präsentieren.
Wie wir beim Gespräch in der Redaktion schnell merkten, ist B.audio ein Familien-Team bestehend aus zwei Brüdern unterstützt von ihrem Vater im Hintergrund und mit perfekter Aufgabenteilung. Cédric Bermann ist der Entwickler. Er hat einen Abschluss als Diplom-Ingenieur und besitzt zehn Jahre Erfahrung in der Entwicklung von Präzisions-Messtechnik-Produkten, deren Probleme mit denen von Audio in Bezug auf Rauschen und Signalverzerrungen durchaus vergleichbar sind. Bereits mit 15 Jahren begann er mit dem Bau seiner ersten Verstärker. Sein Bruder Sébastien, ebenfalls Diplom-Ingenieur, arbeitete in verschiedenen Funktionen in der Automobilindustrie für internationale Großkonzerne und beschäftigte sich mit der Optimierung des akustischen Komforts in Fahrzeugen. Sébastien unterstützt seinen Bruder vor allem mit seinem Wissen in Projektmanagement, Koordination und Kostenmanagement in der praktischen Umsetzung. Vater Gérard Bermann, zwischenzeitlich im Ruhestand, bringt seine betriebswirtschaftliche Erfahrung aus einem langen, international geprägten Berufsleben ein.
Einen DAC zu konzipieren, zumal als Erstlingswerk, ist meiner Meinung nach ein sehr ambitioniertes Projekt. Zum einen gibt es mittlerweile eine kaum noch überschaubare Fülle an derartigen Geräten in allen Qualitäts- und Preisklassen. Wie soll man sich da als Newcomer vom Wettbewerb unterscheiden oder gar etwas Neues bringen? Zum anderen treffen gerade in einem DAC Digital- und Analog-Technik aufeinander, die jeweils völlig unterschiedliche Anforderungen an ihren Entwickler stellen. Das hört sich nach einer „Mission Impossible“ an. Allerdings ist der B.audio DAC alles andere als ein Schnellschuss. Cédric beschäftigt sich damit seit mehr als 10 Jahren.
Am Anfang stand die Beobachtung, dass die Wiedergabe aus digitalen Quellen oft als sehr detailliert, gleichzeitig aber auch als eher hart empfunden wird, wohingegen die Wiedergabe analoger Medien als natürlicher und geschlossener wahrgenommen wird, ohne jedoch die hohe Auflösung des Digitalen zu erreichen. Daraus entstand das Ziel, beides miteinander zu verbinden. Cédric versuchte zu verstehen, wie bestimmte technische Lösungen den Klang eines DAC in der einen oder anderen Richtung beeinflussen. Das Resultat dieser Forschungen und Erkenntnisse ist der B.dpr.
Dass die Basis eines guten HiFi-Geräts mit dem Netzteil gelegt wird, ist keine neue Erkenntnis. Allerdings wird gerade an dieser Stelle aus Kostengründen oft gespart. Cédric lässt an dieser Stelle nichts anbrennen. Im B.dpr finden sich zwei separate Ringkerntransformatoren, einer für den digitalen und einer für den analogen Bereich. Jede Sektion – DSP, Clock, DAC, Analog-Stufe, DC-Servo – hat ihre eigene elektronische Stabilisierung, um gegenseitige Störungen, insbesondere zwischen der Digital- und Analogsektion von Anfang an zu vermeiden. Sorgfältig konzipierte Over-Sampling-Filter sind sicherlich eine der klanglich relevanten Baugruppen in einem DAC. B.audio hat sich deshalb an dieser Stelle für die Eigenentwicklung eines linearen Phasenfilters entschieden, die mit einem integrierten DSP realisiert ist. Damit sollen die typischen Pre-Echo-Phänomene dieses Filtertyps vermieden und das gute Verhalten im Transienten-Bereich erhalten bleiben. Die Analog-Sektion ist nach Aussage von Cédric mit hochwertigen integrierten Operationsverstärkern aufgebaut. Welche Typen genau verwendet werden, ist Firmengeheimnis. Da die Schaltung vollständig gleichspannungsgekoppelt ist, müssen unerwünschte Gleichspannungsanteile am Ausgang ausgeregelt werden, um nachfolgende Geräte nicht zu gefährden. Hierzu wurde eine spezielle mehrpolige DC-Servo-Schaltung entwickelt. Damit befindet sich kein Koppelkondensator im Signalweg getreu dem Motto „der beste denkbare Koppelkondensator wird immer schlechter sein als überhaupt kein Kondensator“. Unabhängig von der verwendeten Wandlungstechnologie produziert ein DAC unerwünschte, hohe Frequenzen, die herausgefiltert werden müssen. Hierfür kommen Filter mit niedriger Phasenabweichung zum Einsatz, um Dynamik und Mikroinformation aufrechtzuerhalten. Die Lautstärkeregelung erfolgt vollständig analog über hochwertige Relais in 64 Stufen von -80 bis +0 Dezibel.
Soweit ist alles sauber und wohl überlegt durchkonzipiert, aber nicht wirklich bahnbrechend neu. Die eigentliche Innovation des B.dpr befindet sich in der Eingangssektion. Diesem Bereich wird bei den meisten DACs für mein Empfinden zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Man bedient sich an dieser Stelle der marktüblichen Chip-Lösungen und fertig. Haben Sie sich aber schon einmal gefragt, warum es gerade hier von Zubehör nur so wimmelt, angefangen von den recht einfachen Jitter-Bugs, über USB-Isolatoren bis hin zu aufwändigen Re-Clockern?
Das Problem ist, dass die meisten digitalen Quellengeräte im Kern immer eine Art Computer sind. Diese „Rechenknechte“ erzeugen hohe Pegel an Störsignalen, insbesondere im Hochfrequenzbereich. Gelangen diese Störungen in die empfindlichen Audio-Baugruppen, gibt es unerwünschte Effekte. Diese äußern sich dann entweder in Störungen der analogen Signale hinter dem Wandler oder in Störungen auf der digitalen Seite vor dem Wandler in Form von Taktschwankungen, dem berüchtigten Jitter. Dieser wird von unseren Ohren als wesentlich störender wahrgenommen als geringes Rauschen oder Verzerrungen analoger Audiotechnik.
Um den Einfluss von Quellen-Takt-Jitter zu mindern, sind heutzutage insbesondere zwei Techniken in High-End Audio D/A-Wandlern üblich: Die PLL Schaltung und asynchrone Abtastratenwandler (ASRC). Beide Konzepte haben ihre spezifischen Vor- und Nachteile. Gerade asynchrone Abtastratenwandler waren vor ein paar Jahren sehr beliebt, denn hier kann der DAC auf einen präzisen internen Takt zurückgreifen. Allerdings wirkt sich der Eingangs-Jitter auf die Abtastratenwandlung selbst aus und wird quasi in die Signaldaten „hinein gerechnet“. Ganz zu schweigen davon, dass diese Art der Abtastratenwandlung einen ganz massiven Eingriff in die Integrität der digitalen Audiodaten bedeutet – Stichwort bitperfekt. Und genau an dieser Stelle setzt B.audio an. Um den im Quellensignal vorhandenen Jitter zu beseitigen, wurde eine zum Patent angemeldete Schaltung namens SJR „Source Jitter Removal“ entwickelt, die jeglichen Eingangs-Jitter von jeder Quelle – SPDIF, Toslink, AES / EBU, USB – ohne externe Taktverbindung vollständig eliminieren soll. Basierend auf einem sauberen Taktgenerator, der vollständig vom Quellsignal-Takt entkoppelt ist, soll dieses Konzept optimale Taktverhältnisse für die Digital-Analog-Umwandlung liefern und damit die gefürchtete digitale Härte entfernen. Im Wesentlichen versucht diese Technik die Vorteile von PLL-basierten Systemen – bitperfekte Daten – und von ASRC-basierten Systemen – „Clean Clock“ – ohne deren jeweilige Nachteile zu kombinieren. Die im B.dpr eingesetzten Bauelemente sind von durchweg hoher Qualität, die eine lange Lebensdauer versprechen. Das Gerät wird in Frankreich handgefertigt, wobei – soweit möglich – auf französische und lokale Partnerfirmen zurückgegriffen wird.
Nach dem Verständnis von B.audio reicht es gerade für einen Neuling nicht aus, ein Gerät zu bauen, das technisch innovativ ist und sehr gut funktioniert. Vielmehr muss das Ganze so attraktiv verpackt werden, das es auf den ersten Blick seinen Betrachter anspricht. Hierfür hat man sich professionelle Hilfe geholt. Herausgekommen ist ein Design, das ebenso schlicht wie raffiniert ist. In die CNC-gefräste Frontplatte aus eloxiertem Aluminium sind zwei symmetrisch angeordnete, kugelgelagerte Drehknöpfe für Eingangswahl und Lautstärkeregelung bündig eingelassen. Die Stellung der Regler wird dezent über kleine Leuchtdioden visualisiert, die konzentrisch um die Drehknöpfe angeordnet sind. Ein hervorragend ablesbares Display im linken Teil der Frontplatte zeigt die gewählten Einstellungen in Klarschrift.
Auf der Rückseite finden sich von rechts nach links eine Kaltgerätebuchse für das Netzkabel sowie der Netzschalter. Danach folgen sechs digitale Eingänge mit zweimal RCA, USB, zweimal TOSLINK und XLR. Die RCA- und XLR-Eingänge akzeptieren PCM bis 24 Bit / 192 Kilohertz, TOSLINK ist auf PCM 24 Bit / 96 Kilohertz beschränkt. Der USB-Eingang unterstützt PCM bis 24 Bit / 384 Kilohertz und DSD bis DSD256. An Ausgängen stehen XLR und RCA zur Verfügung. Der B.dpr ist also eine rein digitale Vorstufe.
Da ich den B.dpr unbedingt über seinen USB-Eingang ansteuern wollte, habe ich für diesen Test mein gewohntes Setup etwas verändert. Auf meinem Musikserver, der mit dem Betriebssystem Windows Server 2012R2 im Core Mode ohne grafische Benutzeroberfläche läuft und mit AudiophileOptimizer optimiert wurde, ist als Musikverwaltungsprogramm ROON Server installiert. Von dort geht es über Ethernet und einem Aqvox SE Switch als zentralem Verteilerpunkt zu meinem ebenfalls mit AudiophileOptimizer getunten Laptop, der mit ROON Bridge als Endpoint fungiert. Von dort geht es schließlich per USB-Verbindung in den B.dpr. Die Steuerung erfolgt über die ROON Control App auf meinem iPhone. Hört sich komplizierter an, als es ist und funktioniert ganz hervorragend.
Bereits nach dem ersten kurzen reinhören wird klar, dass der B.dpr einen ganz eigenständigen klanglichen Abdruck besitzt, der durch außergewöhnliche Klarheit und Natürlichkeit gekennzeichnet ist. Als erstes fällt mir diese Eigenschaft bei der Wiedergabe von Stimmen auf. Bei „Temptation“ in der Interpretation von Diana Krall (Diana Krall: Girl in the other Room) gibt der B.dpr das Timbre der Stimme meisterhaft wieder. Hinzu kommt die Fähigkeit, feinste Details hörbar zu machen. Jeder einzelne Klavieranschlag steckt hier voller Mikro-Informationen und kleinste Informationen zum Aufnahmeraum werden freigelegt. Trotz dieser Informationsfülle ist die Wiedergabe niemals überanalytisch oder gar hart. Mit diesem Feinsinn kommt auch die ganz eigene Charakteristik der geradezu zerbrechlich wirkenden Stimme von Julia Stone bei „And the Boy“ (Angus & Julia Stone: Down the way) besonders gut zur Geltung. Aber der B.dpr kann auch anders: Das Album „Memphis...Yes, I'm Ready“ von Dee Dee Bridgewater überzeugt mich klanglich durch einen recht kompakten und fetten Sound. Der B.dpr zeichnet jede Stimmung in Dee Dee Bridgewaters unglaublich facettenreicher Stimme exakt nach, der Bass kommt wuchtig und die kompakten Bläsereinsätze mit Verve. Das nenne ich Neutralität im wahrsten Sinne des Wortes.
Aber auch die Instrumentalwiedergabe profitiert ungemein von diesen Eigenschaften. Nehmen wir das „Konzert für 2 Mandolinen“ von Vivaldi aus dem Sampler The Chasing Dragon (The Chasing Dragon – Audiophile Recordings), das mit nur drei Neumann M 50-Mikrofonen in der berühmten „Decca-Tree“-Anordnung aufgenommen wurde. So inspiriert und lebendig habe ich diese Aufnahme selten gehört. Gerade die beiden Mandolinen sind unglaublich klar und exakt umrissen.
Die Präzision bei der Wiedergabe von Stimmen und Instrumenten kommt auch der räumlichen Abbildung zu Gute. Bei meinem „Standardteststück“ „Intermezzo from Goyescas“ von Enrique Granados mit dem New Philharmonia Orchestra unter der Leitung von Rafael Frübeck de Burgos (Decca Legacy Volume One - FIM UHD) verleiht der B.dpr der ohnehin ausgeprägten räumlichen Tiefe der Aufnahme zusätzlich große Klarheit und Prägnanz, so dass eine beeindruckend ganzheitliche Wiedergabe zu hören ist.
Es ist schwer zu sagen, welchen Anteil die zum Patent angemeldete SJR-Schaltung an diesem Ergebnis hat, denn man kann sie ja nicht einfach abschalten. Ich schleife deshalb meine beiden Mutecs in den Signalweg ein, um festzustellen, ob sich damit eine Verbesserung ergibt. Mit dem Ergebnis bin ich allerdings spontan nicht so recht zufrieden – es klingt jetzt irgendwie nicht mehr ganz so ausgewogen wie zuvor. Es ist klar, dass ich hier noch mehr experimentieren muss, aber die Zeit drängt, denn das Gerät muss noch ins Fotostudio und dann zurück nach Frankreich. Ich höre deshalb lieber wieder Musik, zumal ich ja auch nichts vermisst habe.
Mit seinen tonalen und räumlichen Fähigkeiten ist der B.dpr mühelos in der Lage, die Unterschiede verschiedener Aufnahmen und Interpretationen des gleichen Stücks fabelhaft herauszuarbeiten. Im ersten Satz der berühmten „Jupiter-Symphonie“ von Wolfgang Amadeus Mozart in der Einspielung mit dem Scottish Chamber Orchestra (Scottish Chamber Orchestra, Mozart: Symphonies 38 - 41) geht Dirigent Sir Charles Mackerras sehr majestätisch und kraftvoll in bester klassischer Tradition zu Werke. Der B.dpr gliedert die verschiedenen Ebenen des Orchesters extrem fein auf. Das verleiht der Aufnahme nicht nur eine enorme räumliche Tiefe, sondern gibt der Einspielung zugleich eine überaus souveräne Anmutung.
Im völligen Gegensatz dazu steht das Freiburger Barockorchester unter René Jacobs (Mozart: Symphonies 38 & 41) mit seiner überaus analytischen, auf kleinste Details angelegten Interpretation mit rasanten Tempi und schroffen, fast überpointierten „Schwarz-Weiss-Kontrasten“. Für anheimelnden Mozart-Klang ist hier kein Platz. In der Vergangenheit ist mir diese Aufnahme mit weniger guten DACs regelrecht auf die Nerven gegangen. Der B.dpr gibt nun die Brillanz der Violinen schnörkellos und glasklar wieder. Die Bässe kommen kraftvoll und die Pauken sind knallhart. Ob die Aufnahmetechnik hier die Pauken vielleicht etwas zu sehr fokusiert hat, sei dahingestellt. Wer Mozart einmal gegen den Strich gebürstet hören möchte, wird mit dieser Aufnahme neue Einblicke gewinnen. Interessanterweise ist die schon ältere Aufnahme mit dem Royal Philharmonic Orchestra unter René Leibowitz (Mozart: Symphony 35 & 41), was die Tempi und Gegensätze betrifft, Jacobs näher als Mackerras. Allerdings integriert Leibowitz die vielen Elemente des komplexen ersten Satzes mehr zu einem einheitlichen Ganzen. Unterstützt wird dieser Ansatz durch eine Aufnahmetechnik mit ihrem schönen weichen Klang, der mit großartiger Räumlichkeit einhergeht und gleichzeitig enorm geschlossen und kompakt ist. Der B.dpr öffnet hier diesen wunderbaren Raum mit großer Breite und Tiefe, lässt aber gerade die Geschlossenheit der einzelnen Instrumentengruppen glänzen. Es besteht für mich kein Zweifel, dass der B.dpr die Charakteristiken der verschiedenen Interpretationen und Aufnahmen geradezu unbestechlich neutral herausarbeitet. Was will man mehr? „Mission completed“!
Gehört mit
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Computer | Intel Core i5 2,5 GHz, 6 GB RAM, Windows 10 mit AudiophileOptimizer 2.20, G-Technology 4 TB G| USB-C Laufwerk mit HDPLEX 200W Linear-Netzteil, Intel Xeon E3-1225 3,2 GHz, 4 GB RAM, Windows Server 2012R2 mit AudiophileOptimizer 2.20, JPLAY USB Card, HDPLEX 200W Linear-Netzteil |
Software | Roon |
Reclocker | 2 x Mutec MC 3+ USB kaskadiert |
Vorstufe | AUDIA FLIGHT FLS 1, Erno Borbely , Omtec Anturion |
Endstufe | AUDIA FLIGHT FLS 4, Omtec CA 25 |
Lautsprecher | Outsider Jota mit Velodyne Subwoofer Management System SMS-1 |
Kabel | Van den Hul, JCAT Reference USB, JCAT Reference LAN, Analysis Plus Digital Oval Yellow, AudioQuest Eagle Eye Digital Cable |
Herstellerangaben
B.audio B.dpr
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Digital-Eingänge | USB: PCM bis 32 bit/384 KHz und DSD bis DSD 256, AES/EBU (XLR): PCM bis 24 bit/384 kHz, S/PDIF (RCA): PCM bis 24 bit/384 kHz, S/PDIF (Toslink): PCM bis 24 bit/96 kHz |
Ausgänge (analog) | 1 Paar unsymmetrisch RCA, Ausgangsimpedanz 75 Ohm; 1 Paar symmetrisch XLR, Ausgangsimpedanz 100 Ohm |
Gewicht | 7,4 kg |
Abmessungen | 450 x 375 x 91 mm (B x T x H) |
Preis B.dac (ohne Vorstufe) | 11.900 Euro |
Preis B.dpr (mit Fernbedienung und Vorstufe) | 14.500 Euro |
Hersteller
B AUDIO SAS
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Anschrift | 1 rue Gambrinus 67190 Mutzig France |
Telefon | +33 3 88615049 +33 6 51038493 |
Web | www.b-audio.com |
Ende des Jahres 2017 hat Acoustical Systems mit dem Tonabnehmer Fideles eine neue Einstiegsofferte für 990 Euro auf den Markt gebracht. Im Kosmos der feinen bayerischen High-End-Schmiede entspricht das freilich der Brot-und-Butter-Klasse. Das klangliche Ergebnis in meinem Setup daheim hingegen ließ mich im wahrsten Sinne aufhorchen!
Gemäß landläufiger Auffassung des gemeinen Durchschnitts-High-Enders haben MC-Tondosen gegenüber der Moving-Magnet- und Moving-Iron-Fraktion selbstredend die technische und damit auch die klangliche Nase meilenweit vorn. Klar, dynamische Abtastsysteme mit bewegten Spulen generieren prinzipbedingt relativ geringe Ausgangsspannungen. Aber die dadurch notwendigen höheren Verstärkungsfaktoren sind mit heutigen ausgereiften Transistor-Phonostufen kein großes Thema, auch nicht hinsichtlich potenziell drohender „Rauschangriffe“ in jeder zusätzlichen aktiven Verstärkerstufe. Und der bornierte Röhrenguru bedient sich halt eines Step-up Transformers als Pre-Pre, um das empfindliche Kleinstsignal auf MM-Niveau zu hieven. Auf der Habenseite darf man nun vermerken, sich der mithin unterschätzten Frequenzgang-Problematik der MMs und MIs entledigt zu haben. Abhängig von Induktivität und Innenwiderstand können sich nämlich „Verbiegungen“ des Frequenzgangs im hörbaren Bereich ergeben, die durch die dank CE-Norm hohen Eingangskapazitäten noch verschärft werden. Beim MC-Prinzip natürlich alles kein Thema, soweit kurz und knapp die graue Theorie. Und überhaupt sind MC-Tonabnehmer im Schnitt doch deutlich teurer als schnöde MM- und MI-Systeme – also müssen die ja auch besser sein...
Bevor die MC-Connaisseure unter Ihnen also ob des hier vorgestellten MI-Wandlers verächtlich die Nase rümpfen und diesen Artikel gleich wieder wegklicken, sei mir eingangs das eine oder andere Wort über die interessante Technik des Fideles erlaubt. Das Prinzip dieses Tonabnehmers ist technisch gesehen ein Moving Iron, wobei es sich in diesem Fall beim „bewegten Eisen“ tatsächlich um ein Eisenröhrchen handelt; na ja, sagen wir lieber ein Eisenkanülchen... Der Nadelträger ist eingebettet in eine zweischichtige Silikon-Polymer-Mischung, die sich im Gegensatz zu herkömmlichen Gummimischungen dank ihrer spezifischen Eigenschaften durch eine extrem geringe Einspielzeit auszeichnet. Es darf also eine sehr hohe „out-of-the box“-Qualität erwartet werden, wie sie beispielsweise auch alten EMTs oder dem Klassiker Denon DL-103 zu eigen waren (oder sind, an die im harten Rundfunkeinsatz das Erfordernis gestellt wurde, sofort „aus der Dose“ qualitativ voll auf der Höhe zu sein – obwohl es die beim Fideles verwendete Polymermischung damals noch nicht gab.
Beim Gehäusematerial handelt es sich um eine Titanlegierung mit höchster Zähigkeit, die sogar die der meisten Edelstahllegierungen übertrifft. Der Vorteil ist eine extrem hohe Schallleitfähigkeit beziehungsweise eine sehr schnelle Energieweiterleitung – ein Faktor, den Dietrich Brakemeier für außerordentlich wichtig erachtet. Diese Titanlegierung macht nicht umsonst den größten Anteil der Fertigungskosten für das Fideles aus.
Die Montage und Justage des Tonabnehmers ging mir dieses Mal recht leicht von der Hand. Mein F.XR-II-Tonarm am Funk Firm Vector 3 gibt sich diesbezüglich ja generell wenig divenhaft und die drei Bohrungen auf beiden Seiten des Fideles-Gehäuses erweiterten den Spielraum nochmals. Auch wenn ich mich hinsichtlich technischer Geschicklichkeit zwar nicht unbedingt als Fünfdäumling bezeichnen würde, gehört die Disziplin des Tonabnehmerwechsels nicht gerade zu meinen liebsten und ich bin jedes Mal glücklich, wenn die Arbeit erledigt ist... Umso schöner, dass mir die klare, gerade Geometrie des Tonabnehmergehäuses die Arbeit des exakten Ausrichtens zusätzlich erleichterte.
„Sehen“ möchte der Fideles mit seinen immerhin knapp sechs Millivolt Ausgangsspannung gerne einen Phono-MM-Standardeingang mit – mindestens! – 47 Kiloohm, wobei Entwickler Dietrich Brakemeier diesen Wert als absolute Untergrenze ansieht und nach Möglichkeit sogar 100 Kiloohm empfiehlt – eine Größenordnung, die ich dem Fideles mangels Einstellmöglichkeit an meiner EAR Yoshino 834P Phonostufe nicht bieten konnte – was in meinem Setup subjektiv jedoch alles andere als ein Beinbruch zu sein schien! Laut Brakemeier werde die Wiedergabe brillanter, je weiter sich der Abschlusswiderstand der 100 Kiloohmmarke annähert.
Die empfohlene Auflagekraft von 17 bis 18 Millinewton war an meinem Tonarm schnell eingestellt und wies den Fideles gewichtstechnisch als ziemlich idealen Spielpartner für meinen F.XR II aus. In klanglicher Hinsicht erschienen mir in meiner Dreher-Arm-Kombi übrigens eher geringere Auflagekräfte als optimal – tatsächlich gefiel es mir mit 16,5 Millinewton Auflagekraft am besten, doch dazu gibt es später im Hörbericht mehr praktische Informationen. Tatsächlich scheint der superelliptische Schliff in Kombination mit einer relativ kleinen, feinen Nadel hauptverantwortlich für dieses Phänomen zu sein, da die Nadel so über eine sehr große Eindringtiefe in die Rille verfügt.
Die Warmlaufphase des Pick-ups dauerte übrigens nur ungefähr 25 Stunden und war damit sehr kurz. Der Zeitpunkt, wo sich am Klangcharakter nichts mehr signifikant zu ändern schien, war also schnell erreicht, was mein potenziell eher ungeduldiges Vize-Ego sehr freute. Stetiges Durchnudeln alter Vinylscheiben, nur um das (Gummi-)Lager des Nadelträgers schön durchzuwalken, ist ohnehin nicht meine Sache; hier machte sich also tatsächlich der erwartete Effekt der Silikon-Polymer-Mischung bemerkbar. Vielmehr variierte ich während des Einspielens gerne die Auflagekraft, hörte schon mal hier und da genauer hin – und siehe da, bei geringeren Auflagekräften knapp unterhalb von 17 Millinewton rastete das Klangbild förmlich ein. Ach ja, bevor ich es vergesse: Die Kapazität des Phonokabels sollte so gering wie möglich gehalten werden – Koaxialkabel scheiden also prinzipbedingt eher aus. Im Wesentlichen ging es während der Break-in-Phase also eher nur noch darum, dass der stete Stromfluss durch das Generatorkabel dieses nach dessen Extrusion elektrisch „geschmeidiger“ werden ließ.
So richtig spannend wird es trotz noch so interessanter technischer Details natürlich erst im praktischen Hörtest. Und dieser Hörtest dehnte sich zu einem wahren Marathon über Wochen aus, so sehr fesselte mich dieses Tonabnehmersystem! Beispiele gefällig? Das 2015er-Album Beneath The Skin von Of Monsters and Men ist für mich mittlerweile zu so etwas wie einem Teststandard mutiert – ohne dass mich die Stücke freilich mittlerweile emotional weniger berühren oder gar nerven würden. Nanna Bryndis Hilmarsdottir singt hier so facettenreich und eindringlich, wie ich es mit anderen Tondosen selten zuvor gehört habe. Dank des Fideles gewinnt Nannas Stimme an Farbe und Kraft, feinste Nuancen bei gehauchten Tönen werden deutlich detaillierter wiedergegeben als zum Beispiel über mein Ortofon OM40 Super. Oder wie wäre es mit dem erdigen Klassiker „Thunderstruck“ der Jungs von AC/DC: Das Stück, das bei mir – über gute Ketten wiedergegeben – die Luftgitarre immer griffbereit hält, rockt, fetzt und marschiert genauso, wie es der Rocker in mir liebt. Schnelle, spritzige und brettharte Gitarrenriffs gewinnen durch das extrem hohe Auflösungsvermögen, das beim Fideles nicht in analytische Härte abdriftet, mich aber sehr wohl an sehr gute MC-Tonabnehmer erinnert. Die Wucht und die Kraft hingegen, mit der Bassläufe und Drums in meinen Hörraum geschleudert werden, haben wiederum eher den Charakter humorloser, druckvoller High-Output-MCs. Ich liebe das genau so! Auch das atmosphärisch dichte Klassikeralbum The Joshua Tree von U2 nahm mich gefangen wie selten zuvor. Als ich mir in Erinnerung rief, doch endlich einige Notizen zu meinen Höreindrücken zu machen, lief das Fideles auch schon wieder in der Auslaufrille, so sehr tauchte ich in die Musik ein...
Die Klangbeschreibungen ließen sich mit beliebig vielen weiteren Beispielen unterfüttern, aber das Ergebnis wäre dennoch stets das gleiche: Ob Vivaldi, Michael Jackson oder Torfrock; ob mit The Smiths, The Pogues oder The Beatles: Die Wiedergabe gerät jedes Mal derart authentisch und emotional ansprechend, dass man förmlich gefangen genommen wird. Die typischen Kriterien wie Höhen, Mitten Tiefen oder Räumlichkeit möchte ich an dieser Stelle gar nicht herunterleiern – hier befinden wir uns stets auf der sehr sicheren Seite und alle Anforderungen werden zur vollsten Zufriedenheit erfüllt. Viel wichtiger finde ich persönlich jedoch, dass das Fideles ein extrem hohes Auflösungsvermögen ohne analytische Schärfe bietet und ungeheuer spritzig, schnell und grob- wie feindynamisch exzellent zu Werke geht. Das ganze mündet darin, dass das Tor zum Kern der Musik ganz weit aufgestoßen wird! Die emotional mitreißende, involvierende Art des Fideles-Tonabnehmers lässt sich einfach ganz schwer in Worte fassen und diese habe ich in der Form bei einem Tonabnehmer in der Preisklasse bis sagen wir einmal 2000 Euro noch nie erlebt.
Gehört mit
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Plattenspieler | Funk Firm Vector III |
Tonabnehmer | Ortofon OM40 Super |
Phono-Vorstufe | EAR Yoshino 834P |
Endstufe | Sun Audio Uchida SV-2A3 |
Lautsprecher | Diverse DIY Vollbereichsbreitbänder: Open Baffle (Ciare CH250), Transmissionline (Seas FA22RCZ & Seas Exotic F8), Tapered Quarter Wave Tube (Tang Band W8-1772), Backloaded Horn (Fostex FE206En) |
Zubehör | Reson LSC Lautsprecherkabel, Albedo Phono NF-Kabel, StraightWire Symphony II NF-Kabel |
Möbel | DIY |
Herstellerangaben
Acoustical Systems Fideles
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Prinzip | Moving Iron |
Ausgangsspannung | >5,5mV bei 1kHz (5cm/s) |
Statische Nadelnachgiebigkeit | 35mm/N |
Dynamische Nadelnachgiebigkeit bei 9-10Hz | 17mm/N |
Empfohlene Auflagekraft | 17-18mN |
Kanalgleichheit | <0,8dB bei 1kHz |
Kanaltrennung | >25dB bei 1kHz |
Frequenzgang | 18Hz bis 25kHz ±2dB |
Nadelschliff | elliptisch 7μ x 2,5μ |
Innenwiderstand | 1,8kΩ |
Empfohlener Abschlusswiderstand | 47-100kΩ |
Gewicht | 10,5g |
Preis | 990 Euro |
Hersteller
Acoustical Systems
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Anschrift | Axinia Schäfer Alpenstr. 26 86935 Rott |
info@acoustical-systems.com | |
Web | www.acoustical-systems.de |
Wie man hört, stattete ein deutscher Milliardär seine Sommerresidenz in Italien mit einem großen, aktiven Bohne-Audio-System aus. Jetzt kam ich in den Genuss, für Hifistatement das brandneue, größere der beiden Einstiegsmodelle von Bohne Audio, die BB-10, zu testen.
Jörg Bohne, den Chef von Bohne Audio, kann man in keine Schublade stecken. Dazu ist er einfach zu facettenreich und immer für eine Überraschung gut. Er sagt von sich selbst nicht ohne einen Ansatz von Ironie, dass er mit der schlimmsten Krankheit auf die Welt kam: dem „Was-wäre-wenn-Syndrom“. Der Vollblutautodidakt hat drei Ausbildungen absolviert und auch Physik studiert, aber er muss alles erst ergründen und ins Detail verstehen, bevor er sich mit einer Lösung zufrieden gibt. Schon im Kindergartenalter hat ihn ein benachbarter Elektromeister in die Elektronik eingeführt und so hat er bereits in früher Kindheit erste Elektroschaltungen aufgebaut und auch mit Lautsprechern experimentiert. Seinen Wissensdrang stillte er später mit allen relevanten Werken zum Lautsprecherbau, um dann letztendlich festzustellen, dass er doch seinen eigenen Weg jenseits der Lehrbücher finden muss.
An der Universität hatte er dann im Rahmen einer Studie über das physikalische Wesen der Tonentstehung von Instrumenten Zugriff auf Hochgeschwindigkeitskameras und analysierte dabei unter anderem intensiv Trommelanschläge, angerissene Gitarrensaiten und den Anstrich von Violinen. Die Erkenntnisse, die er dabei gewann, finden sich in keiner Lautsprecherliteratur. Daraus ist ein neuer Ansatz entstanden. Hierbei geht es vor allem eines: um Geschwindigkeit und die Frage, welches System Transienten am besten wiedergeben kann. Transienten sind Schallereignisse, die nicht aus einer vorausgehenden Schwingung abgeleitet werden.
Anhand des spezifischen Transienten-Charakters unterscheiden und identifizieren wir Naturklänge, wie beispielsweise den Bogenanstrich einer Saite oder etwa den Ansatz einer uns bekannten Sprechstimme. Entscheidend dafür sind die ersten Millisekunden mit dem höchsten Energiegehalt des Signals. Wenn es gelingt, dies korrekt zu reproduzieren, wird die Musikwiedergabe als überaus natürlich und authentisch wahrgenommen. Bei einem Trommelanschlag liegt der entscheidende Zeitfaktor beim Eintauchen des Drumsticks in das Fell der Snaredrum beispielsweise bei weniger als zwei Millisekunden.
Jörg Bohne musste aber feststellen, dass die wenigsten Schallwandler in der Lage sind, die dazu notwendige Luftbewegung in der benötigten Geschwindigkeit zu erzeugen. Deshalb verwendet er keine Kalotten im Mittel-Hochton Bereich, da diese seiner Meinung nach durch Masse und Mechanik gehemmt und auch nicht sonderlich belastbar sind. Plasma-Schallwandler erreichen zwar die geforderte Transienten-Geschwindigkeit, aber nicht den nötigen Schalldruck.
Daher hat er sich nach langen Versuchsreihen auf massearme Bändchen mit einer großen abstrahlenden Fläche fokussiert. Da deren Wandlerfläche direkt an die Umgebungsluft angekoppelt ist, entsteht keine Druck-/Wärme-Wandlung und die gesamte Wandlerfläche kann zur schnellen Beschleunigung eingesetzt werden. Jörg Bohnes patentierte Dipol-Bändchenhochtöner werden von einem industriellen Zerspanungsbetrieb aus einer speziellen Aluminiumlegierung vorproduziert und in Handarbeit zusammengesetzt. Bei der Fertigung der Übertrager ist sogar durchgängig Handarbeit angesagt. Zu den hochwertigen Materialien gesellen sich auch extrem kräftige Magneten. Die Gehäusefertigung erfolgt in der hauseigenen Tischlerei, wo man auch individuelle Sonderwünsche gerne erfüllt. Die Konus-Lautsprecher und Passivmembranen werden speziell nach Bohne-Audio-Vorgaben bei Sica in Italien gefertigt. Der direkt angesteuerte Tieftöner besitzt eine 75-Millimeter-Aluminiumflachdraht-Schwingspule und hat einen linearen Arbeitsbereich von plus/minus acht Millimeter. Weiter verfügt das Chassis über eine spezielle, sehr feste, aber dennoch gutmütige Papier/Komposite-Membran. Die Zentrierspinne und die Gewebesicke sollen dabei eine optimale mechanische Dämpfung des Lautsprechers sicherstellen. Die Passivmembranen sind speziell auf Ihren Einsatzzweck in der BB-10 konstruiert und darauf ausgelegt, durch das kompakte Koppelvolumen optimal kontrolliert zu werden.
Der passionierte Schlagzeiger Jörg Bohne spielt in drei Bands und deshalb verwundert es nicht, dass er mit seinen Systemen echte Live Atmosphäre erzeugen will. Dazu hat er seine Bändchen-Systeme auf extreme Pegelfestigkeit und einen breitbandigen Einsatz perfektioniert. Gerade die realistische Wiedergabe eines Schlagzeugs setzte er sich als Maßstab – ein wahrlich hoher Anspruch! Zudem sollen seine Systeme in der Lage sein, einen Impulssprung von 120 Dezibel in weniger als einer zehntel Millisekunde mit dem Gesamtsystem abzuarbeiten. Genau hier kommt die digitale Kontrolle von Energie und Zeit ins Spiel.
Jörg Bohne verwendet für seine Einstiegssysteme einen Vollverstärker mit einer integrierten Vier-Kanal-DSP-Frequenzweiche und Dirac-Korrektur. Die soll in praktisch jedem Hörraum zu einem gleich empfundenen Klangerlebnis führen. Durch den Einsatz von FIR-Filtern – finite impuls respond, Filter mit endlicher Impulsantwort – wird das Zeit-Verhalten optimiert. Diese Filter sollen niemals instabil sein oder zu selbständigem Schwingen angeregt werden können. Durch die Möglichkeit, vier verschiedene Presets abzuspeichern, kann man den Frequenzgang den eigenen Hörgewohnheiten oder der Aufnahme anpassen. So ist beispielsweise eine lineare Zielkurve ideal, um eine Aufnahme beurteilen zu können. Eine leicht zu den Höhen abfallende Zielkurve wirkt aber meist etwas angenehmer. Dabei sind den Zielkurven innerhalb vernünftiger Gestaltungsbereiche keine Grenzen gesetzt.
Wie wichtig die Raumkomponente für das High-End-Erlebnis ist, habe ich selbst durch vielfältige Anpassungen und Optimierungen meines eigenen Hörraums im Laufe der letzten Monate erlebt: Man glaubt gar nicht ,auf wieviel Hörgenuss man verzichtet, wenn der Hörraum nicht ausgemessen und danach entsprechend optimiert wurde. Zum Lieferumfang des Bohne Audio BB-10 Systems gehörte der Class-A/B-Vollverstärker BA-250. Er besitzt 4 Kanäle und stellt eine Leistung von 200 Watt RMS für die Tieftöner und 100 Watt RMS für die Hochtöner bereit. Alternativ gibt es noch eine preisgünstigere Variante, den BA-250-D, der als Class-D-Verstärker ausgelegt ist. Jörg Bohne hält aber Class-A/B-Verstärker über das Gesamtklangspektrum den Class-D-Verstärkern nach wie vor für überlegen. Das gilt seiner Meinung nach besonders bei kurzen Wellenlängen, während er im Bassbereich Class-D-Verstärker durchaus für nahezu ebenbürtig erachtet.
Da die Bohne-Audio-Vollverstärker bereits über einen integrierten DA-Wandler bis 24 Bit / 192 Kilohertz und gute Lautsprecherkabel verfügen, benötigt man lediglich ein Quellgerät, damit der Hörspaß beginnen kann. Zuvor hat Jörg Bohne aber noch mit Messmikrofon und Laptop meinen Hörraum ausgemessen, die entsprechende Korrektur eingestellt und diverse Preset abgespeichert. Diese kann man dann auch per Fernbedienung auswählen. Für die Hörtests verwendete ich über weite Teile eine sehr neutrale Einstellung. Die Bohne-Audio-Systeme werden im Direktvertrieb angeboten. Dadurch ergibt sich natürlich ein äußerst attraktives Preis-Leistungsverhältnis. Auf eigene Hörtests muss man dennoch – zumindest in Bayern – nicht verzichten. Hier gibt es bereits einen Bohne-Audio-Stützpunkthändler in Klosterlechfeld. Weitere fünf sollen bundesweit folgen. Hörtests sind außerdem am Firmensitz in Engelskirchen möglich. Jörg Bohne bietet Interessenten zudem die Möglichkeit, gegen eine geringfügige Kostenbeteiligung seine Lautsprechersysteme in den eigenen vier Wänden zu testen. Diese Kostenpauschale wird beim Kauf dann voll angerechnet.
Für meine Hörtests habe ich gleich zu Beginn eine Aufnahme des legendären Schweitzer Schlagzeugers Charly Antolini ausgewählt: „B4C“ aus dem Album Knock Out 2000, um dem selbst gesetzten Anspruch von Jörg Bohne gleich einmal auf den Grund zu gehen: Die extremen Impulse und Stakkato-Passagen meisterte die BB-10 mit Bravour und Verve. Tiefe Trommeln kamen mit enormer Substanz und Nachdruck. Beim Stück „Duwadjuwandadu“ vom selbem Album ertönen gleich zu Beginn kristallklare Becken, die sehr prägnant und gut ortbar sind. Auch die Wucht der Pauken ist ungemein beindruckend. Man ist wirklich überrascht, wie tief dieses kompakte Aktivsystem hinunterreicht und wie dynamisch und durchsichtig das Dipol-Bändchen den Mittel-Hochton Bereich abbildet.
Ich wechsle das Genre und komme zu Katie Meluas „Sailing Ships from Heaven“ aus dem Album Katevan, um auch die feindynamischen Qualitäten der BB-10 auszuloten. Katie Meluas klare, feinziselierte Stimme bringt die Bohne Audio BB-10 sehr gut zur Geltung und ihr gelingt es, vor allem die Stimme in Stimmung zu transportieren. Als Kontrastprogramm höre ich danach Tom Waits „I never talk to strangers“ aus dem Album Used Songs: Seine rauchige – um nicht zu sagen versoffene – Stimme riecht förmlich nach Whisky, und das perlende Piano bildet die BB-10 ebenfalls realistisch und mit dem nötigen Spaßfaktor ab.
Als nächstes höre ich Sophie von Otter und die Musica Antiqua Köln mit Händels Mariengesängen: ein wirklich harter Brocken für jeden Lautsprecher – unabhängig vom Preisniveau. Der BB-10 gelingt der Spagat, niemals nervig zu werden und Sophie von Otters Stimme dennoch souverän und gut ortbar abzubilden. Die patentierten Dipol-Bändchen leisten hier wirklich erstklassige Arbeit und geben der Stimme auch bei höchsten Tönen den nötigen Schmelz.
Auch bei akustischen Instrumenten wie Saxophon oder Harfe macht die Bohne Audio BB-10 eine gute Figur: So gehört bei Mulo Franzel /Evelyn Huber beim Album Aventure und dem Song „Angelo del gatto“, wo man emotional von den melancholischen Rhythmen gefangen genommen wird und die prickelnde Live-Atmosphäre spüren kann.
Beim Phil Woods' Album Birds Of A fever mit den Stücken „Summer Night“ und „My old flame“ geht es für mich neben den Klangfarben vor allem um das Dynamikspektrum. Beeindruckt hat mich hier der gezupfte Kontrabass, der diesmal nicht so verschwimmt wie bei vielen mittelklassigen Anlagen, sondern klar konturiert und gut vernehmbar kein Schattendasein fristet. Bei „My old Flame“ faszinieren die enormen Dynamikabstufungen und das wuchtige Schlagzeug gegen Ende des Songs, das mit realistisch wiedergegebenen Becken die Ohren erfreut.
Seit gut drei Monaten habe ich Zugang zu dem erstklassigen französischen Streaming-Portal Qobuz und kann auch auf hochaufgelöste Aufnahmen zugreifen. Einer meiner Favoriten ist derzeit Diane Kralls „Isn't It Romantic“ vom Album Turn up to the quiet. Auch bei dieser 24bit-Aufnahme mit einer Abtastrate von 192 Kilohertz enttäuscht die BB-10 nicht und bringt die betörende Stimme so rüber, wie man es sich wünscht: Man meint, direkt an Diana Kralls Lippen zu hängen und förmlich zu zerschmelzen.
Till Brönner ist nicht nur ein begnadeter Trompetenspieler, sondern er hat auch eine sehr angenehme Stimme. Besonders gerne höre ich von ihm den Song „This Guy's In Love With You“ aus dem Album Oceana. Auch hier gelingt es der Bohne Audio BB-10, die Stimme in einer Weise zu transportieren, dass man das Lied immer wieder hören möchte. Das möchte ich nicht nur, sondern tue es auch!
Noch einmal zurück zu Frauenstimmen. Eine weitere 24-bit-Aufnahme von Qobuz – diesmal mit einer Auflösung von 96 Kilohertz – hat es mir ebenfalls sehr angetan. Die unverwüstliche und zeitlose Bette Midler singt hier den Klassiker „Bei mir bist Du schön“, einen Song des Albums It's The Girls. Der Liedtext kommt über die BB-10 so mitreißend rüber, dass man ihr den Inhalt bedenkenlos abnimmt.
Noch eine kleine Anekdote zum Schluss: Mein Schwager aus dem Allgäu besuchte mich kürzlich und wollte auch bei mir Musik hören. Er schwärmte von einem bekannten deutschen Lautsprechersystem, das er vor einem guten Jahr ebenfalls im Direktvertrieb gekauft hatte. So sehr er meine Gastfreundschaft genoss, so sehr war er frustriert, als er mit dem Bohne Audio System BB-10 seine Lieblingssongs hörte. Denn plötzlich hörte er Details, die ihm bislang verborgen geblieben waren und eine Dynamik und natürliche Stimmigkeit, die er so einfach nicht kannte.
Auf der demnächst stattfindenden High End in München ist Bohne Audio erstmals zusammen mit Trinnov Audio auf einem größeren Stand präsent. Ambitionierte Highender können hier auch die größeren Modelle live hören. Ich werde mir das jedenfalls nicht entgehen lassen…
Gehört mit
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Plattenspieler | Le Tallec Stad S |
Tonarme | Clearaudio Souther, Eminent 1 |
Tonabnehmer | Van den Hul Grashopper |
Musikserver | Aurender N100 |
Kabel | Audioquest, HABST, Swiss Cables, Sun Wire Reference |
Zubehör | Ictra design Rack PROTO und Endstufenbasen, Sun Leiste |
Raumakustik | Sonitus Leviter Absorber, Creation Baumann Deltacoustic Vorhangstoff, Deckensegel Ova Selecta Grande, Renz VPR 1 Verbundplattenresonatoren, Basotect Schaumstoffplatten, Vogl Akustikdesignplatten mit Streulochung |
Herstellerangaben
Bohne Audio BB 10
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Maße (H/B/T) | 66/34/34 cm, Optionaler Standfuß: 50/38/38 cm |
Gewicht | 22 kg (ohne Standfuß) |
Farbe/Furnier | Glatt-Lack weiß, Glatt-Lack schwarz, Eiche (Aufpreis 400 Euro), Kirsche (Aufpreis 400 Euro), Nussbaum (Aufpreis 400 Euro), individuelle Ausführungen jederzeit auf Anfrage möglich |
Frequenzgang | 28-24.000 Hz (-3dB) |
Max. Schalldruck | 112 dB/1 m |
Wirkungsgrad | 94 dB (Tieftöner), 95 dB (Dipolbändchen) |
Tief-Mitteltöner | 10 Zoll, 75 mm Langhub-Schwingspule; Tiefbass-Erweiterung über zwei 10-Zoll-Passiv-Radiatoren |
Mittel-Hochtöner | Breitband Dipol Bändchen, 200 x 14mm, patentiert |
Anschlussfeld | Bi-Wiring |
Trennfrequenz | 1.000 Hz (Steilheit 48 dB über Aktivweiche) |
Empfohlener Wandelabstand | je nach Raumakustik 20 bis 100 cm |
Klirrfaktor THD | <1% (1000 Hz/100dB/1m) |
Vollverstärker | 2 x 250 Watt (Tieftöner) + 2 x 100 Watt (Bändchen), Class-AB |
DSP | Dirac Live Raumentzerrung, 4 speicherbare Presets, Bis 192 kHz/24 Bit |
Eingänge | 1x Cinch (analog), USB, Toslink |
Verstärkermaße (H/B/T) | 13/43,5/30 cm |
Verstärkergewicht | 14 kg |
Verstärkefarben | Aluminium silber oder schwarz eloxiert |
Paarpreis | incl. Vollverstärker BA-250 und Kabel 6.960 Euro |
Paarpreis | incl. Vollverstärker BA-250-D und BI-Wiring Kabel 6.060 Euro |
Preis Lautsprecherständer | 440 Euro |
Garantie | 5 Jahre (Lautsprecher), 2 Jahre (Vollverstärker incl. DSP) |
Hersteller
Bohne Audio GmbH
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Anschrift | Jörg Bohne Löherweg 17 51766 Engelskirchen |
Telefon | +49 2263 9026755 |
Fax | +49 2263 9026756 |
Mobil | +49 176 80009890 |
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