Zwanzig sind genug! Watt meine ich natürlich, soviel Ausgangsleistung hat nämlich der neue Lyric Vollverstärker Ti100 im Single-Ended Modus zu bieten. Und nicht nur das...
Beim Anblick des Lyric Ti 100 muss ich unwillkürlich an das seinerzeit hypermoderne Design der Geräte der Firma Braun aus den 60er Jahren denken. Schlichte Eleganz und kein unnötiger Schnickschnack. Schwarze Geräte gab es damals zwar noch nicht und der „Landschaftsbau“ war eher amerikanischen Geräten vorbehalten. Jedenfalls hat hier der Lyric-Chef, Thomas Deyerling, wirklich ein gutes Händchen gehabt. Aber Geschmäcker sind Geschmackssache und dem Leser wird es völlig egal sein, was mir gefällt und was nicht. Deshalb wollen wir uns einmal ansehen, was das Gerät sonst noch alles zu bieten hat.
Lyric hat also eine neue Serie gestartet, mit dem Ziel, hohe Qualität zu einem noch bezahlbaren Preis zu liefern. Aus der Diskussion, was man unter noch bezahlbar versteht, möchte ich mich heraushalten, aber wenn ich mich in der Nachbarschaft so umsehe, dann scheint für neue Leichtmetallfelgen kein Betrag zu hoch zu sein. Aber egal, jedenfalls ist Deyerling den steinigen Weg gegangen, die Geräte nicht nur hier entwickeln zu lassen, sondern auch wieder komplett in Deutschland zu fertigen. Diese werden momentan vom Chefentwickler handgelötet!
Der Verstärker arbeitet im Single-Ended Modus, oder auf Deutsch gesagt: Es handelt sich um einen klassischen Eintakter, wie es bei den Röhren-Urmodellen seinerzeit der Fall war. Dabei verstärkt die Röhre sowohl die positive als auch die negative Halbwelle, dies dann zwangsläufig in Class A. Somit kennt der Verstärker keinen Ruhezustand, außer er ist ausgeschaltet.
Es existieren fünf Line Eingänge, für die Fans der schwarzen Kunst bietet Lyric auch eine passende Phonostufe an. Optional kann das Gerät auch mit einem Pre-Out oder einem Tape-Out geordert werden. Bei dem vorliegenden Gerät handelt es sich um ein Null-Serien Modell, das heißt, einige Features waren noch nicht ganz fertig. So wird der Verstärker serienmäßig mit einer Fernsteuerung geliefert, auf die ich allerdings getrost verzichten kann. Ein Detail hierzu ist allerdings interessant, das Bedienteil im Gerät ist lernfähig für die gebräuchlichen RC5 und CEC Codes. Somit könnte man eine vorhandene Systembedienung auch für den Verstärker benutzen.
Wenn man einen Blick in das Innere wirft, kann man die Prämisse dieser Konstruktion erahnen: puristischer Schaltungsaufbau, dafür aber mehr Aufwand bei der Auswahl geeigneter Komponenten. Mundorf MKPs als Koppelkondensatoren, Nichicon Elkos, Vishay Widerstände, das verwendete Lötzinn hat einen hohen Silberanteil und ist keine Dachdeckerqualität. Ist aber mühevoller zu verlöten.
Ein Mordstrafo in der Mitte im klassischen EI-Format sorgt für die richtigen Betriebsspannungen. Für einen gut klingenden Verstärker ist ein potentes Netzteil immer eine der Grundvoraussetzungen. Zur Glättung der Anodenspannung wird hier ein Choke-Filter in CLC Schaltung eingesetzt. Die Ausgangstrafos, ebenfalls mit EI Kern, werden speziell nach Vorgaben von Lyric gefertigt. Ein Detail zum Thema Betriebssicherheit am Rande: das Gehäuse enthält um die Sockel der vier Röhren Lüftungsschlitze, durch die entstehende Konvektion sollte es dann auch im Innenraum keinen Hitzestau geben.
Der Ti 100 kann mit drei verschiedenen Ausgangsröhren bestückt werden, KT88, KT120 und KT150. Entsprechend ergibt sich eine Ausgangsleistung von 2x8, 2x18 respektive 2x20 Watt. Das vorliegende Modell ist mit der relativ neuen KT150 ausgestattet. Dieser Röhrentyp wurde von der russischen Firma Tung Sol entwickelt und wird exklusiv auch dort gefertigt. Sie gehört zur Familie der Beam Power Tetroden, wie die KT88, aus der sie auch entstanden ist. Die KT88 ist ja so etwas wie die Rampensau unter den Ausgangsröhren. Es gibt kaum einen Gitarrenverstärker, in dem nicht das amerikanische Pendant, die 6550 verbaut ist. Allerdings scheint die vorliegende KT150 mit einer Anodenverlustleistung von 70 Watt eher eine KT88 auf Steroiden zu sein.
Die ungewöhnliche Ei-Form hat nun nichts mit dem kommenden Osterfest zu tun, sondern soll die Mikrophonieneigung verringern und die Wärme besser ableiten. Mit einer Ausgangsleistung von 2x20 Watt ist die Auswahl an passenden Lautsprechern natürlich erheblich größer, als dies bei einer 300B beispielsweise der Fall wäre. Trotzdem sollte man auch hier keinen Lautsprecher mit 80 Dezibel Kennschalldruck, einem Impedanzminimum von 1 Ohm und einer Weiche mit zig Saugkreisen anschließen. Soll es ja geben. Für die wäre der Lyric aber viel zu schade.
Wobei ich zu diesem Thema auch einmal meinen Senf beisteuern muss, ich will einfach nicht verstehen, warum man Verstärker mit immer höherer Leistung baut, nur weil die Lautsprecherhersteller nicht mehr Willens sind, Chassis mit höherem Wirkungsgrad zu bauen. Bei einem Autohersteller käme niemand auf die Idee, einen Motor mit mehr Leistung einzusetzen, nur weil sich die Handbremse nicht lösen lässt.
Aber egal, angesteuert werden die KT150 von jeweils einer 6SL7 Doppeltriode, wobei die Triodenpaare in Reihe geschaltet sind um eine hohe Spannungsverstärkung zu erzielen. Die 6SL7 könnte man als amerikanische Version einer ECC83 mit Oktalsockel betrachten. Wobei historisch betrachtet die 6SL7 der Vorläufer der ECC83 wäre.
Der Ti100 verfügt über eine von außen einstellbare Über-Alles-Gegenkopplung, die in drei Stufen in 2-Dezibel-Schritten geschaltet werden kann. Dies ist konsequenterweise für den vier Ohm und acht Ohm Abgriff möglich. Jetzt höre ich die Gegenkopplungsgegner schon aufschreien mit dem nicht unberechtigten Hinweis: Sie kommt doch immer zu spät! Da ist natürlich etwas dran, die Über-Alles-Gegenkopplung greift erst, wenn das Signal die gesamte Schaltung schon einmal durchlaufen hat. Soweit die Theorie. Allerdings ist die hier eingesetzte Gegenkopplung sehr sparsam ausgelegt, so dass in allen drei Positionen entspanntes Musikhören möglich ist. Jedenfalls muss jeder für sich selbst herausfinden, was am Besten passt. Zwischen den einzelnen Positionen liegen nun keine Welten, mit geringster Gegenkopplung wird der Klang etwas runder mit mehr Soul, in den anderen Positionen etwas fokussierter und kontrollierter. Dies hängt natürlich auch vom Lautsprecher ab. Ein guter Kompromiss ist möglicherweise die Mittelposition. Zum Glück ist der Schalter auf der Rückseite angebracht, sonst könnte einer vielleicht auf die Idee kommen: Für Michael Jackson nehme ich Position 1, für Schuberts’ Winterreise Position 3, für...
Der optimale Arbeitspunkt der Endröhren kann über zwei Potentiometer und ein Zeigerinstrument von außen eingestellt werden. Diese negative BIAS-Spannung regelt den Stromfluss durch die Röhre. Die Einstellung ist hier wirklich kinderleicht und kann auch von Leuten durchgeführt werden, die für einen Glühbirnenwechsel eine Bedienungsanleitung benötigen. Geht sogar mit zitteriger Hand. Hier sollte man auch von Zeit zu Zeit nachsehen, ob noch alles im grünen Bereich ist. Schließlich altern die Röhren im Laufe der Zeit, und damit könnte sich der optimale Arbeitspunkt der KT150 verschoben haben.
Auf eine Umschaltmöglichkeit in den Triodenmodus hat der Chefentwickler Stefan Noll verzichtet, der Verstärker arbeitet in der von Alan Blumlein in den 30-er Jahren entwickelten Ultralinearschaltung. Also mit einem zusätzlichen Abgriff an der Primärwicklung des Transformators für das Schirmgitter der Röhre. Mit dieser Schaltungsvariante sollen die nichtlinearen Verzerrungen, die bei Tetroden und Pentoden auftreten können, vermindert werden.
So, nun wollen wir doch einmal sehen, wie sich das alles anhört. Als erstes habe ich das Mozart Requiem mit dem Orchestra of the 18th Century aufgelegt, dirigiert von dem im letzten Jahr verstorbenen Frans Brüggen. Nun ist Mozart ja eher für alles andere als Trauermusik bekannt, er hatte aber seinerzeit den Auftrag hierfür aus Geldnöten angenommen. Jedenfalls wurde diese Aufnahme live bei der Japantour 1998 des Orchesters mitgeschnitten. In den leiseren Chorpassagen kann man auch das Hüsteln einzelner Hörer vernehmen. Diese Einspielung hat nun nicht diesen schwermütigen, depressiven Charakter, den man sonst zu hören bekommt, sondern wirkt – auch durch die schnelleren Tempi – etwas leichtfüßiger.
Nach den ersten Takten bei diesem Werk merkt man gleich, wohin die Reise mit dem Ti 100 gehen wird, oder anders ausgedrückt, welche klanglichen Prämissen der Entwickler hat. In diesem Fall ist das Ziel wohl ein klarer unverfärbter Klang. Was wir uns ja irgendwie alle wünschen. Somit werden Chor und Orchester sehr transparent abgebildet, auch bei komplexeren Passagen wie in „Dies Irae“ bleibt die Abbildung felsenfest. Das liegt natürlich auch an der – für eine Single Ended Schaltung – relativ hohen Ausgangsleistung von zweimal 20 Watt. Nun kann eine klare, neutrale Wiedergabe schnell einmal dazu führen, dass das Ganze irgendwie frigide klingt, insbesondere bei Stimmwiedergabe. Das ist hier eindeutig nicht der Fall; wäre ja auch noch schöner im Zusammenhang mit einem Röhrenverstärker. Die Chorstimmen vermitteln einem das Gefühl, dass hier Menschen aus Fleisch und Blut am Werke sind. Auch die Raumakustik im Tokyo Metropolitan Theatre wird über den Lyric sehr schön abgebildet.
Szenenwechsel, beim ersten Titel der CD Continuo des Bassisten Avishai Cohen trennt sich schnell die Spreu vom Weizen. Der Kontrabass kommt über den Ti100 mit enormer Wucht, auch die tonalen Unterschiede zu dem auf der CD ebenfalls eingesetzten E-Bass sind sehr leicht zu hören. Der Verstärker räumt auch mit dem Vorurteil auf, über Röhrengeräte sei keine kontrollierte Basswiedergabe möglich. Manch ein Transistorfan wird sich wundern, mit welcher Präzision der Bass hier zu hören ist. Cohen versucht bei dieser Einspielung, eine Mischung aus westlicher und orientalischer Musik zu kreieren, ohne in das mittlerweile abgefahrene Klischee der Weltmusik zu verfallen.
Deshalb spielt der „Gitarrist“ hier auf einem Oud, einer arabischen Kurzhals-Laute, dessen tonale Feinheiten ebenfalls kein Problem für den Ti100 darstellen. Dies ist deshalb interessant, weil ich diese CD schon auf Anlagen gehört habe, wo der Unterschied zu einer Akustikgitarre nicht so deutlich auszumachen war. Auch dynamisch lässt der Verstärker nichts anbrennen, der Schlagzeuger langt stellenweise schon einmal richtig hin und das ist auch deutlich zu hören. Soweit dies eben mit einer Musikanlage möglich ist.
Lassen wir zum Schluss doch einmal Frankie Boy zu Wort kommen, aber nicht den, der nach Hollywood geht. Sondern den Ober-Mafioso Frank Sinatra, Live at the Sands. Man kann zu Sinatra nun stehen wie man will, aber singen konnte der Mann. Und auch Titel, die von der Intonation her schwierig waren. Unterstützt wird er hier von dem Altmeister des Swing, Count Basie und seiner Bigband. Dies war übrigens die erste Live-Einspielung von Sinatra, dafür hatte er sogar seine Zigaretten weggelegt.
Über den Ti100 kommt neben dem packenden Swing der Bigband auch die gespannte Atmosphäre im Publikum rüber, insbesondere in den Phasen, in der Sinatra sein Publikum mit Sprüchen über Whisky oder die Trunkenheit von Dean Martin so richtig anmacht. („Du bist nicht betrunken, solange du auf dem Boden liegen kannst ohne dich festzuhalten.“) Seine Konzertmonologe waren ja bekannt. Der Lyric lässt uns in diese Welt eintauchen. Hier geht es nicht um Dynamik, Bässe, Höhen oder sonst was, sondern um die Frage aus Zuhörersicht: isser des oder isser des nicht? Des isser! Sinatra wie er leibt und lebt, oder besser gesagt gelebt hat. Der Ti100 kann eine glaubhafte Reproduktion von dem wiedergeben, was sich seinerzeit im Hotel Sands abgespielt hat. Und warum Sinatra für vier Wochen am Stück engagiert worden war. Sinatras Stimme hat den meisten Schmelz mit der geringsten Gegenkopplung, wenn man hier etwas mehr aufdreht wird sie etwas drahtiger. Dafür ist dann die Bigband besser fokussiert, der Raum erscheint etwas tiefer. Die Original LP ist übrigens deutlich besser, als das CD-Reissue. Wenn jemand also eine Original Reprise LP findet, dann sollte er zuschlagen.
Abschließend betrachtet hinterlässt der Ti100 einen hervorragenden Eindruck. Der Verstärker sieht nicht nur gut aus, sondern ist auch entsprechend verarbeitet. Warum die Single-Ended-Fraktion so viele Anhänger hat, wird mit diesem Amp wieder klar. Hier geht es nicht um irgendwelche Klirrfaktoren oder Linearitäten, das alles hat der Chefentwickler Stefan Noll im Griff. Es macht einfach Spaß, damit Musik zu hören. Eine Aufwärmphase von vielleicht 30 Minuten sollte man dem Verstärker schon gönnen, bis er dann endgültig alles zeigt, was er so zu bieten hat. Das ist aber für einen Röhrenverstärker nichts Ungewöhnliches. Der irgendwann einmal fällige Röhrenwechsel treibt den Besitzer nicht gleich in den Ruin. Beide Röhrentypen werden heutzutage produziert, es ist also jederzeit für Nachschub gesorgt. Natürlich ist diese Konstruktion nicht das Ende der Fahnenstange, aber wer hier noch mehr will, muss schon tiefer in die Tasche greifen.
Gehört mit
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Digitallaufwerk | Ayon CDT |
D/A Wandler | Borbely Audio |
Laufwerk | Apolyt |
Tonarm | Triplanar |
Tonabnehmer | Clearaudio Goldmund, Van den Hul Grashopper |
Vorstufe | Shindo Monbrison, Thomas Mayer 10Y |
Endstufe | Thomas Mayer 211SE Elrog, 6HS5 PSE, Shindo Cortese |
Lautsprecher | Wolf von Langa, Ancient Audio Studio Oslo |
Kabel | Audio Consulting Reference RCA, Swisscables Reference NF, Swisscables Reference LS, Auditorium23 LS, Swisscables Netz |
Zubehör | LeadingEdge Gerätebasis, LeadingEdge Minipaneele |
Herstellerangaben
Lyric Ti 100
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Ausgangsleistung | KT88 2x8Watt KT120 2x18Watt KT150 2x20Watt bei 3% Klirrfaktor |
Frequenzgang | 15Hz – 30kHz (-1dB) |
Eingänge | 5 x Line |
Optional | Pre-Out oder Tape-Out |
Abmessungen (B/H/T) | 223/440/382 mm |
Gewicht | 28 kg |
Preis | 4400 Euro |
Hersteller
Lyric Audio
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Anschrift | Struthweg 6 36381 Schlüchtern |
contact@lyric-audio.de | |
Web | www.lyric-audio.de |
Im zweiten Teil der Bestandsaufnahme zum Thema DSD geht es um Definitionen des Begriffs „nativ“, die Ted Brady in seinem „Corner“ auf www.NativeDSD.com erstmals vorstellte. Der Kollege Dr. David W. Robinson hat mich beim letzten unserer regelmäßigen Skype-Gespräche freundlicherweise auf die Übernahme des Artikel in Positive Feedback aufmerksam gemacht. Vielen Dank dafür
Auf NativeDSD.com dreht sich, wie der Name vermuten lässt, alles um DSD: Hier stehen momentan 445 Alben in DSD zum kostenpflichtigen Download bereit. Außerdem präsentieren Ted Brady und Brian Moura in der unter dem Menü-Punkt „Hardware“ versteckten Rubrik „T&B's Corner“ die neusten und spannendsten News und berichten über bahnbrechende und machmal auch lustige Entwicklungen in Sachen DSD. Hier finden Sie auch eine Tabelle, in der detailliert aufgelistet wird, welche DSD-Formate welcher Wandler verarbeiten kann. Aktuell sind hier 290(!) Geräte gelisted. Initiiert wurde NativeDSD.com von Jared Sacks, dem Chef von Channel Classic Record. Der Name des Herrn oder des Labels kommt Ihnen bekannt vor? Kein Wunder, vor Jahren haben wir Ihnen hin und wieder Produktionen der Firma inklusive Downloads in Hifistatement vorgestellt. Vielleicht lässt sich die Kooperation ja wiederbeleben. Doch nun zu Ted Bradys Artikel, der „nativ“ im Zusammenhang mit DSD definiert und damit einen wertvollen Beitrag zu einer allgemein gültigen Sprachreglung leistet – auch wenn ich persönlich für die Produktion von „nativen“ DSD-Dateien hier und da noch strengere Maßstäbe anlege – und kenntnisreich die Vorgänge in einigen Wandler-Chips beschreibt und damit den Artikel DSD: eine Bestandsaufnahme perfekt ergänzt. Dank an ihn und Jared Sacks für die Erlaubnis zur Übersetzung.
Dirk Sommer
Im Corner des letzten Monats habe ich erwähnt, dass ich einige der Wandler, die ich bei der CES sah – aber nicht hörte, oder wenn, in seltsamen Räumen –, zusammenfassend vorstellen würde. Nun … ich schätze, ich sollte mich wieder in die Ecke stellen und darüber nachdenken, was ich getan habe. Denn ich finde eine Auflistung der neuesten Wandler und ihrer Daten, äh, höllisch langweilig.
Jeder dieser neuen DSD-fähigen Wandler ist bereits verfügbar oder wird es in Kürze sein und hat seine eigene Website. Einige von ihnen verwenden Sabre-Chips, andere Burr Brown DSD 1793 Chips, einige FPGAs (field programmable gate arrays), einige die R2R-Ladder-Technologie und einige kommen ganz ohne digitale Chips aus: Sie nehmen einfach das DSD-Signal und benutzen eine aggressive analoge Filterung und Transformatoren, um Gleichstrom zu blocken, und filtern dann störende Geräusche aus, die entstehen, wenn man versucht, DSD ins Analoge zu konvertierten (alias Noise Shaping).
Was ich interessant finde – und das heißt, viele von Ihnen tun es nicht –, ist der Begriff „nativ“. Verdammt, wir benutzen das Wort auf dieser Website, um unsere Musikauswahl zu beschreiben. Hersteller von Wandlern benutzen es in ihrer Marketing-Literatur, um zu beschreiben, wie sie DSD für den Kunden aufbereiten. Sogar Audiophile und Entwickler von Software-Playern verwenden es um darzustellen, wie USB oder eine andere digitale Verbindung DSD verarbeitet. Es scheint für alle Leute alles möglich zu bedeuten… Aber es gibt eine Definition, und in einem Fall wird der Begriff ziemlich unkorrekt verwendet. So lassen Sie uns einen genaueren Blick darauf werfen. Warum? Weil an der Wurzel der ganzen Angelegenheit die Theorie steht, dass etwas, wenn es direkt und „nativ“, nicht konvertiert und rein ist, eine größere Chance hat, realistisch und mehr wie das aufgenommene Master zu klingen, wenn es dann durch Ihre Anlage läuft und aus den Lautsprechern oder Kopfhörern kommt.
Die drei verschiedenen Verwendungszwecke, die es für den Begriff „nativ“ momentan gibt:
Also, Digital-Aufnahmen können größtenteils aus drei Quellen stammen: Ein – natürlich – analoges Tonband wird digitalisiert, entweder in PCM oder DSD, oder Musik wird direkt digital in PCM oder DSD aufgenommen. Wir nennen alle dieser drei Varianten „nativ“, wenn das Signal dabei auf digitaler Ebene nicht konvertiert wird – etwa von DSD zu PCM oder von PCM zu DSD – und die Daten dann in derselben Abtastrate und demselben Format erhältlich sind, in dem sie ursprünglich digital aufgenommen wurden. Aus diesem Grund stellt NativeDSD.com sicher, das alle Musik, die wir online verkaufen, entweder direkt vom Analogband in DSD gewandelt oder gleich in DSD aufgenommen wurde und keine PCM-Wandlung durchlaufen hat. Man beachte aber: Bisher müssen Schnitt-Bearbeitungen in PCM vorgenommen werden. Andernfalls müssten Ihnen die Label einen einzigen langen Song verkaufen; wir halten diese Aufnahmen dennoch für „nativ“, denn Stellen mit musikalischer Information wurden ja nicht konvertiert. (Die Konvertierung in PCM und später in DSD zurück betrifft immer nur die Stelle, an der die Bearbeitung vorgenommen wird, nicht die gesamte Datei. ds)
Inzwischen bevorzugen wir es jedoch, von „NativeDSD und mehr“ zu sprechen und sind sind begeistert von der Idee, ALLE „nativen“ Aufnahmen von hoher Qualität anzubieten und auch offen dafür, Musik von Labeln zu offerieren, die Tonbänder direkt in DXD – das ist PCM in einer Qualität von 24 Bit und 352,8 Kilohertz – wandeln oder andere wirklich „native“ Aufnahmen machen. Dieser „und mehr“-Aspekt macht einen deutlich geringeren Teil unseres Katalogs aus, wird aber dennoch angeboten.
Wir glauben, dass unsere Entscheidung nur „native“ Dateien anzubieten, dem Musikliebhaber die Auswahl leichter macht, ohne dass er sich fragen muss, wo die Files herstammten, ob sie konvertiert wurden oder ohne das Wissen des Nutzers up- respektive down-sampled wurden. NativeDSD bietet Dateien in verschiedenen DSD-Abtastraten an. Aber wenn diese Abtastraten nicht die der Original-Überspielung sind, markieren wir diese Dateien einfach als Option. Wenn wir beispielsweise „native“ Dateien in DSD128 haben, werden wir sie auch für diejenigen Kunden, die nicht die Möglichkeit haben, DSD128-Dateien abzuspielen, in DSD64 anbieten – zu einem reduzierten Preis. Wir fordern Sie, unsere Kunden, weiterhin dazu auf, uns und unser Label-Partner an diesem Versprechen und natürlich auch andere Online-Anbieter an diesem hohen Standard zu messen. Wenn Sie etwas nicht wissen, fragen Sie!
Im Jahr 2011 fragte mich Jesus R von Simple Design/Sonore, ob ich ihm helfen würde, eine Datenbank mit Wandler-Herstellern, deren Geräte DSD verarbeiten, aufzubauen. Das war damals recht einfach: Wir begannen mit Mytek und ein paar anderen. Heute gibt es hunderte von DACs, von denen behauptet wird, sie seien DSD-fähig. Wir nehmen sie in die DSD-Datenbank auf, wenn sie DSF- oder DFF-Dateien direkt akzeptieren, das heißt, dass diese nicht vor dem Wandler in PCM umgewandelt werden. Intern können dann alle Schritte und Konvertierungen vorgenommen werden. Dann folgen die Analogstufen, die Stromversorgung und schließlich die Analog-Ausgänge. Man könnte sagen, dass das ultimative Endziel Musikalität ist. Und das wäre wahr. Aber es ist immer wichtiger geworden, zu verstehen zu versuchen, was im Inneren eines Wandler vor sich geht, weil man in den meisten Fällen nicht Dutzende von Wandlern hören und aus dem Gehörten gute Schlussfolgerungen ziehen kann. Auch online-Foren und Diskussionsgruppen neigen dazu, mit Begriffen und Kommentaren um sich zu werfen, die für Kunden eine Blickrichtung vorgeben.
Aus diesem Grund möchte ich zwei Begriffe für die Welt der Wandler definieren: „natives DSD Processing“ und die kleinere Teilmenge „natives, direktes DSD Processing (alias Direkt)“. In beiden Fälllen wird das DSD-Signal nicht in PCM konvertiert und ist daher „nativ“. Im Falle von „Direkt“ wird das Signal über die Behandlung als Ein-Bit-Signal hinaus nicht weiter digital bearbeitet. Für mich bieten beide Technologien große Chancen, eine wunderbare DSD-Wiedergabe zu ermöglichen, gute Netzteile und Analogstufen natürlich vorausgesetzt.
Beispiele für eine nicht direkte, „native“ Verarbeitung von DSD sind alle Wandler, die Sabre 90XX Chipsets verwenden. Hier wird das DSD-Signal digital bearbeitet, üblicherweise in sechs oder acht Bit umgerechnet, wobei es jedoch ein DSD-Signal bleibt, mit DSD-Filtern behandelt und schließlich ins Analoge gewandelt wird. Man kann auch argumentieren, dass die Verarbeitung in FPGAs wie bei PS Audios Directstream, wo Ein-Bit-DSD in 30 Bit, 30 Megahertz konvertiert und dann wieder auf DSD128 heruntergerechnet wird, ein anderes Beispiel für eine nicht direkte, „native“ DSD-Verarbeitung ist. Ed Meitners Upsampling auf DSD128 fällt für mich in dieselbe Kategorie.
Beispiele für „natives, direktes DSD Processing“ sind alle Fälle, in denen TI/Burr Brown Chipsets wie 1792, 1793 und 1795, die die DSD-Verarbeitung unterstützen, in einem Wandler verwendet werden. Sie können auch PCM verarbeiten können, haben aber ein direktes Wandlungsverfahren für DSD. Befremdlicherweise werden sie als PCM1793 oder DSD1793 bezeichnet, wobei der einzige Unterschied in der Pinbelegung besteht. Andere Chip-Sätze, die für „natives, direktes DSD Processing“ konfiguriert werden können, sind CS4398, CS4364, CS4384, WM8741, WM8742 und AK4490. Bei diesen hängt es von Hersteller des Wandlers ab, welche Parameter sie für die Konfiguration des Wandler-Chips wählen.
Schließlich bieten Schaltung ohne Chips wie der Lampizator DSD DAC „natives, direktes DSD Processing“, da sie mit einer komplexen Anordnung von Analogfiltern und solchen zur Gleichstromunterdrückung das „native“ DSD-Signal direkt ins Analoge wandeln. In der Datenbank findet sich eine Unmenge DSD-fähiger Wandler mit anderen Technologien. Diese Schaltungsdesigns mögen wegen einer Menge Gründe DSD nicht als DSD bestehen lassen: digitale Lautstärkeregelung, die eine Umwandlung in PCM nötig macht, Anforderungen durch die beiden Formate, bessere digitale Filter-Maßnahme und so weiter. Diese Schaltungsdesigns mögen dennoch ziemlich musikalisch klingen, ja sogar einigen der oben beschriebenen überlegen sein – wahrscheinlich wegen besserer Analogstufen und einer stabileren Netzteilauslegung –, aber können nicht von sich behaupten, dass sie „native“ DSD-Wiedergabe bieten. Noch einmal: es obliegt den Kunden, diese Hersteller in die Pflicht zu nehmen.
Am Ende des Tages ist die beste Möglichkeit, die Musikalität eines Wandlers zu bewerten, eine Vorführung oder ein eigener Test in den eigenen vier Wänden. Wenn das nicht umzusetzen ist, sollte man zumindest zu verstehen versuchen, wie der Wandler diese besonderen, „nativen“ DSD-Musik-Dateien verarbeitet, die man erworben hat.
Schließlich beginnen Audiophile den Begriff „nativ“ zu benutzen, um zu beschreiben, dass DSD über USB gesendet wird, wobei die vom Hersteller des Wandlers zur Verfügung gestellten ASIO-Treiber benutzt werden. So wollen sie diese Methode vom omnipräsenten DSD-over-PCM (alias DoP) unterscheiden. Letzteres ist ein schrecklicher Name für ein cleveres Verfahren, nicht konvertierte DSD-Daten in sogenannte PCM-Container verpackt über USB zu schicken. Da der Begriff „PCM“ als Teil der Beschreibung verwendet wird, glauben viele Computer-Audio-Einsteiger fälschlicherweise, es handele sich um eine verlustbehaftete Konvertierung in PCM. Da ist es eben nicht. Und deshalb ist es in keiner Weise weniger „nativ“ als einen ASIO-Treiber zu benutzen – auch wenn das Entpacken aus den PCM-Containern ein oder zwei Prozent mehr Prozessor-Leistung beanspruchen mag.
So. Deshalb schlage ich vor, den direkten Versand von DSD über ASIO – oder Linux ALSA oder I2S „raw“ DSD zu nennen, um es vom gepackten DoP zu unterscheiden. Das bedeutet: Wir sollten hier den Begriff „nativ“ nicht benutzen. Nachdem wir „native“ DSD-Dateien bekommen haben und einen „nativen“ DSD-Wandler erworben haben, sollten wir DoP nicht zu einer Art Bösewicht machen, indem wir uns einer Terminologie bedienen, die es „nicht nativ“ klingen lässt.
Ok, genug gepredigt!
Mehr Energie! Was klingt wie ein Zitat aus dem Star-Trek-Universum, war die knappe Charakterisierung eines Netzfilters aus dem Hause Furman durch einen kundigen Freund. Lobende Worte aus dem Mund eines Fachhändlers, der Netzreinigern ansonsten sehr kritisch gegenüber steht
Zu tun gäbe es ja genug: Kühlschrankkompressoren, Schaltnetzteile, modulierte Schaltströme, Elektromotoren, Datentransfer via Stromnetz, Energiesparleuchten… – sauber ist unser Strom gewiss nicht. Und noch mehr Ungemach droht aus der Steckdose. Netzschwankungen oder Überspannungen – Stichwort Blitzeinschlag – sind ganz reale Risiken, die unsere wertvolle Musikanlage zumindest klanglich martern können. Damit stand fest, ein Furman muss her. Nach einem ausgiebigen, netten Gespräch mit dem deutschen Statthaltern, kamen zwei Geräte in die engere Wahl. Vierzig Kilo Lebendgewicht und die damit verbundenen logistischen Schwierigkeiten ließen mich vor dem Modell IT Reference 16 Ei zurückschrecken, so dass die Entscheidungen zugunsten der Variante Elite 16 PF Ei fiel.
Nicht nur auf amerikanischen Boden sind Power Conditioner von Furman eine feste Größe im Markt, wobei zwei ausziehbare Leuchten auf der Frontplatte, die in einem Rack die benachbarten Gerätschaften illuminieren, auf die tiefe Verwurzelung im professionellen Beschallungsgewerbe verweisen. Wurzeln, die bis in das Jahr 1974 zurückreichen. Der gebürtige New Yorker Jim Furman, heute Janet Furman – auch das eine Geschichte, die an anderer Stelle zu erzählen lohnt – gründete zu diesem Zeitpunkt sein bis heute erfolgreiches Unternehmen.
Als Toningenieur der legendären The Grateful Dead, später auch Gordon Lightfoot und Steve Miller, waren ihm die technischen Nöte der Musiker und Veranstaltungstechniker genauso vertraut, wie deren Bedarf nach hochwertigen PA-Equipment. Bis heute beliefert das Unternehmen mit seiner umfassenden Produktpalette Größen aus dem Musik-Business, vornehmlich die etwas lautere Klientel – Alice Cooper, Pearl Jam, Prince, Rush oder Steve Vai, um nur Einige zu nennen. Vier Netzfilter, die sich gezielt an die Bedürfnisse von Privatnutzern wenden, werden über die IAD GmbH in Deutschland vertrieben. Die Range beginnt mit dem Model AC-210 A E für schmale 200 Euro und endet bei dem oben genannten IT Reference für nicht mehr ganz so schmale 4000 Euro.
Unser Testmuster Elite 16 PF Ei wirkt von seinen Dimension wie ein klassisches HIFI-Gerät. Sind die beiden erwähnten Leuchtmittel eingeschoben, könnte man glauben, einen Vollverstärker vor sich zu haben, so sehr ähneln sie einem Lautstärkeregler respektive Quellenumschalter. Rustikal in der Anmutung und mutmaßlich mit einem langen Leben gesegnet ist der Ein-/Ausschalter, ein Dimmer für die Rackbeleuchtung und zwei Kontroll- beziehungsweise Betriebslampen komplettieren die Vorderseite. Artgerecht wird die Rückseite von diversen Netzanschlüssen dominiert. Zwölf anspruchsvolle Verbraucher finden eine Bleibe, wobei die verwendete Buchse für hiesige Verhältnisse etwas ungewöhnlich ist. IEC 320 C14 Kaltgerätestecker werden benötigt, um Anschluss zu finden. Für diese Stecker-Variante ist das Angebot mit audiophilen Anspruch nicht ganz so üppig, wobei eine kurze Recherche im Netz sofort einen Treffer bei der Leverkusener Kabel-Manufaktur HMS hervorbrachte. IAD und der Elektrofachhandel bieten überdies verschiedene Adapterlösungen an.Die Verbindung zum Stromnetz hingegen wird über ein klassisches Kaltgeräte Netzkabel hergestellt.
Vier Antennenverbindungen (Kabel bzw. Satellit) kommen fernerhin in den Genuss einer umfangreichen Absicherung, gleichzeitig dokumentieren sie die hohe Affinität der Amerikaner zu bewegten Bildern. In drei Kategorien á vier Steckverbindungen werden die Netzausgänge gebündelt. Jeder Block ist von den anderen beiden elektrisch getrennt, Beeinflussungen zwischen den Partitionen werden damit nachhaltig verhindert. Sektion Nummer eins ist für Leistungsverstärker in ihren unterschiedlichen Erscheinungsformen vorgesehen. Vorverstärker, Plattenspieler oder digitale Abspieler treffen sich in Teil zwei. Alles rund ums Bild bekommt die letzten vier Anschlüsse zugestanden, wobei im Testaufbau hier der Router und das NAS Laufwerk kontaktiert wurden. Im Inneren des schwarzen Metallgehäuse wird, aufgeteilt in zwei Arbeitsbereiche, der eigentliche Job erledigt.
Der Schutz: In zwei Ebenen wird eine effiziente Absicherung der nachgeschalteten Verbraucher erreicht. Stufe Eins schützt vor extremem Spannungsspitzen, wie sie zum Beispiel bei Blitzeinschlägen auftreten können. Diese beträchtlichen Stromverwerfungen werden dabei so praxisgerecht gepuffert und abgeleitet, dass die nachfolgenden Geräte kontinuierlich im Betrieb bleiben, ohne Schaden zu nehmen. Stufe Zwei ist eine Sollbruchstelle (Shutdown). Sofern dauerhaft Überspannungen anliegen, trennt der Furman sich und damit auch die angeschlossen Geräte vor dem Eintritt von Schäden endgültig vom Netz. Fehler in der Verkabelung können Ursache für eine solche massive Störung sein.
Die Filterung: Auch der klanglich relevantere Teil arbeitet mehrstufig. Einerseits werden kleinere alltägliche Spannungsspitzen ausgesiebt, um eine konstante Spannung mit 230 Volt anzubieten. Anderseits filtern die Schaltungen Wellen, die von dem 50 Hz-Ideal abweichen – bildlich gesprochen also die Strom-Verunreinigung – heraus. Daneben bekommen die vier Amplifier-Ausgänge, durch die Power-Factor-Technologie Unterstützung. Bis zu 55 Ampere stellt der Elite 16 PF im laufenden Betrieb kurzfristig zur Verfügung, auch Verstärker mit einem stark ausgeprägten Leistungshunger werden so vollständig saturiert. Im Erbgut des Furman ist darüber hinaus die Fähigkeit verankert, Einschaltströme zu begrenzen. Effektiv unterbunden wird damit ein Auslösen der Netzsicherung bei der Inbetriebnahme einer stromhungrigen Elektronik. Jedes technische Feature ist natürlich mit einer wohlklingenden markanten Abkürzung versehen, deren Aufzählung ich ihnen aber erspare, denn wichtig ist auf´m Platz.
Mittels der durch den Vertrieb beigefügten Adapter war die Testkette schnell verkabelt, alle Einzelteile wurden korrekt ausgephast, spezielle Stromverbinder kamen nicht zum Einsatz. Von berufener Seite kam im Vorfeld der Hinweis, Furmans Netzwaschmaschine Zeit zu geben, in der Audiokette anzukommen. Und so arbeitet der Netzfilter über drei Wochen im Setup, bevor der eigentliche Hörtest startet. Die Playlist vereinte ruhige Stücke vom Ahn Trio mit Frank Zappas energiestrotzenden Klangcollagen, zwischendrin Musik aus Kurdistan (Sevara mit dem Album Sen) und Mozarts wunderschönes Requiem eingespielt durch Nikolaus Harnoncourt. Emiliana Torrini sowie Bill Callahan brachten ihre prägnanten Stimmen mit ein.
Die lange produktive Einspielzeit änderte das übliche Prozedere: Dei diesem Test wurde subtrahiert. Im Laufe von drei Tagen trennte ich die einzelne Komponenten von Netzfilter und vertraute sie zur Stabilisierung wieder etliche Stunden dem ungereinigten Stromnetz an. Wobei die Musikanlage schon in der Grundausstattung über einen eigenen, via Schmelzsicherung abgesicherten Stromkreis verfügt. Zuerst kam das NAS-Laufwerk und der Router dran. Islands zweite bekannte weibliche Singstimme, Emiliana Torrini, erklang bei dem Song „Lifesaver“ nach der Trennung einen Hauch harscher, ihr Körper schien dünner, durchsichtiger. Auch der Opener des Albums Groovebox vom koreanischen Ahn Trio verliert Wärme, zudem schrumpfen beim Klassiker „Riders On The Ttorm" spürbar die Weiten des Aufnahmeraums. Letzte Zweifel an der Wirksamkeit des Reinigungsprozesses verflogen, als im zweiten Schritt die Endstufe vom Filter abgekoppelt wurde. Die kurdische Sängerin Sevara kombiniert traditionellen Gesang mit elektronischen Beats. Nur wo ist der knackige druckvolle Bass in „Kunlarim Sensiz“ geblieben? Aber auch emotional bleibt manches auf der Strecke. Lianne la Havas Duett mit Willy Mason „No room for doubt“ büßt ohne Filterung einiges an seiner wohligen Intimität ein. Maria Ahns Cello schwingt mit verkleinerten Resonanzraum, Lucia Ahns Klavier wird im Ton härter, unkonzentrierter das Zusammenspiel der drei Schwestern – Räume verkleinern sich abermals.
Nun muss Zappa ran. „When yuppies go to hell“ aus dem Album Make a jazz noise here soll zeigen, ob die Filterung nicht auch Dynamik aussiebt. Vierzehn Minuten mit einer wilden Mixtur aus Blechbläsern, gesampelten Wasserspülungen, Streichern und Franks verfremdeter Stimme lösen alle Befürchtungen auf. Ob mit oder ohne Filterung knallt das Werk anarchisch aus den Lautsprechern, allerdings ohne Furmans Netzaufbereitung mit weniger Tiefgang. Final wird die Verbindung zwischen Streamer/Vorstufe und Elite 16 PF Ei gekappt. In den ersten Hör-Minuten sind die Unterschiede scheinbar geringer, der große Aha-Effekt, der sich sofort nach der Trennung der Leistungs-Abteilung einstellte, bleibt aus. Aber dann bahnen sich die grazilen Veränderungen ihren Weg zu Herz und Hirn: Die Ausschwingzeiten klassischer Instrumente verkürzen sich. „Kunlarim Sensiz“ kommt im Ganzen etwas breiiger daher. Atmosphärische Details der angenehm ungeschliffenen Aufnahme von Lianne la Havas verlieren sich zwischen den ungereinigten digitalen Nullen und Einsen. Nun spielt die Anlage also wieder in ihren ungefilterten Urzustand, jedoch irgendetwas stimmt nicht mehr: Ich muss wohl mal wieder rücken, andere Kabel ausprobieren, die Dämpfung im Raum ändern, vielleicht mal… oder…
Nun steht streng genommen die Überprüfung der Protektion an: Aber die Großwetterlage des Rheinlandes ließ mich während des Testzeitraumes, ungeachtet aller Klimakatastrophen-Szenarien, im Stich. Nahe Blitzeinschläge mit fatalen Stromschwankungen blieben damit – bedauerlicherweise – dem heimischen Stromnetz erspart. Ein Versuchsaufbau zur Simulierung eines solchen Überspannungs-Ereignisses erschien mir ein fragwürdige Experiment zu sein, wiewohl auf einer bekannten Videoplattform einschlägige Filmsequenzen zu finden sind. Eine verifizierte Antwort auf die Frage nach dem Schutz bleibe ich ihnen daher schuldig, verweise für diese Produkteigenschaft aber gerne auf die erwiesene Expertise des Herstellers. Last but not least: Trotz des überzeugenden Ergebnisse gilt wie so oft der Hinweis, ausprobieren.
Gehört mit
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Computer Audio | NAS-Laufwerk Qnap TS 109, Router Speedport W 724 V |
Musikserver | Aurender X 100 |
Streaming Server | Minimserver |
Steuerung | UpnP Kontroll Auralic Lightning-DS App für Apple iPad, Linn Kazoo |
Wandler, Verstärker | Aurender X 725 |
Netzwerkspieler, Vorverstärker | Linn Majik I DS |
Endverstärker | Linn Majik 2100 |
Lautsprecher | Audio Physic Sitara 25+ |
Kabel | Monster Cable LAN, Linn NF, Naim Audio Lautsprecherkabel, Netzleiste Music Line |
Möbel | Phonosophie Tripod |
Herstellerangaben
Furman Elite 16 Power Factor Ei
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Typ | Netzfilter, Überspannungsschutz |
Eingänge | 4x Antenne In 1x Kaltgerät-Netzanschluss (IEC 320) Abgesichert bis 16 Ampere |
Ausgänge | 4x Antenne Out 4x Verstärker jeweils IEC 320 (Leistung bis 55 Ampere) 4x Audio / Video jeweils IEC 320 4x Video jeweils IEC 320 Alle Ausgänge kombiniert abgesichert 7 - 15 Ampere |
Stromaufnahme | 12 Watt für Display und Kontrollelemente |
Abmessungen (H/B/T) | 102/432/375 mm |
Gewicht | ca. 8 kg |
Preis | 1.200 Euro |
Lieferumfang | Netzkabel / Bedienungsanleitung |
Hersteller/Vertrieb
IAD GmbH
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Anschrift | Johann-Georg-Halske-Str.11 41352 Korschenbroich |
Telefon | 02161/61783-0 |
Web | www.iad-audio.de |
service@iad-gmbh.de |
Petra und Dan D'Agostino sind zwei einer ganz besonders raren Sorte. Ja, Dans Vermächtnis ist sicher verankert in Krell Industries und jetzt in seiner Dan D'Agostino Produktlinie Master Audio. Dan ist eine Industrie-Ikone und weit mehr als das und er ist auch viel umtriebiger. Ich bin sicher, er stimmt mir zu, dass er sehr glücklich sein kann, so eine so wundervolle und talentierte Geschäftspartnerin wie seine Frau Petra gefunden zu haben.
Diese beiden stehen für das gesamte Team mit einer fantastischen Besetzung für Design, Produktion und Marketing. Sie haben nicht nur eine kreative Vision, sondern haben den Beweis angetreten, diese Vision auch umzusetzen. Und was auch wichtig ist, sie kümmern sich! Sie kümmern sich um Zulieferer, Händler und ihre Endverbraucher. Für manch einen mag das wie ein überschwenglicher Textbaustein klingen, aber genau das kam rüber, als wir über aktuelle Produkte und Zukunftspläne sprachen. Das ist in diesem verrückten Geschäft beileibe nicht immer der Fall. Wenn ich das berücksichtige, kann ich nur noch sagen: Pass auf, Welt! Ich war eingeladen, die D'Agostino Fabrik im Carefree, Arizona zu besichtigen. Es dauerte die unendlich lange Zeitspanne von zwei Sekunden, dieses Angebot anzunehmen. Gespräche über ein unglaubliches Umfeld von Leben und Arbeit! Im Vorgebirge von Phoenix/Scottsdale ist man umgeben von einem erhabenen Panoramablick auf die Wüstenlandschaft mit einer kilometerweiten Kakteenlandschaft und Durchschnittstemperaturen von 21 bis 27 Grad. Es könnte sehr komfortabel sein in Carefree. Dass lässt mich mehr als einmal über meine Heimatstadt Chicago und fast 40 Zentimeter Schnee im Vorgarten nachdenken, den ich zurückließ. Als Dan mir die Fabrik zeigte, war ich sehr beeindruckt von der Organisation, den Abläufen und der Disziplin im Fertigungsprozess. Es war offensichtlich, dass alles am richtigen Platz war und dass man sehr bald die bestehenden Gebäude erweitern wird. Es gab drei deutlich voneinander getrennte Produktionsbereiche: Design, Leiterplattenfertigung und Endmontage.
Als wir das Design-Gelände betraten, begrüßten uns einige CAD- und EDA-Systeme mit mehreren LCD-Monitoren pro Workstation. Bill Hughes arbeitete gerade an einem neuen Momentum Phonovorverstärker, dessen Markteinführung für dieses Jahr geplant ist. Bill ist ein interessanter Mann mit einem unglaublichen Hintergrund an Ingenieurserfahrung und -wissen. Als Chef-Ingenieur bei Fender Guitars für über 30 Jahre ist er für eine Vielzahl von Patenten für Transistor- und Röhrenverstärker verantwortlich. Bill verwendet eine sehr leistungsfähige Software, die es ihm erlaubt, das Platinendesign und -layout zu optimieren. Sein Monitor ist voll von Masseplatten, Durchkontaktierungen, Lötaugen und Kupferschienen, die sich in jede Richtung erstreckten – eine sehr komplizierte Materie. Bill erklärte mir, wie sich das Level der Vollkommenheit beim Leiterplatinen-Design kontinuierlich weiterentwickelt. Er kann jetzt nicht nur die effektivsten physikalischen Wege bestimmen, sondern auch gleichzeitig die Rauschspezifikationen verbessern und sowohl die funktionelle als auch die physikalische Prüfung vornehmen. Ich war beinahe versucht Bill zu fragen, ob er von solchen Tools als Entwickler der Fender-Röhrenverstärker geträumt hatte – ich erinnere mich noch gut an den Sucht erzeugenden Klang eines Fender Blue Devil Verstärkers und der Fender Stratocaster Gitarre eines Freundes –, aber ich sah, dass er gerade sehr viel Freude daran hatte, was er auf dem Bildschirm analysierte. Als nächstes setzte Dan sich an seine eigene Workstation und zog einige dreidimensionale Darstellungen der neuen Helios Monoblock Endstufen größer, die ebenfalls für 2015 geplant sind. Dan hat daran schon mehr als zehn Jahre gearbeitet und seine Gedanken dazu verfeinert, aber war bis heute noch nicht in der Lage, diese zu produzieren. Die vorläufigen Leistungsdaten beinhalten 1500 Watt Leistung bei 8 Ohm, 12000 Watt bei 1 Ohm und ein Gewicht von 317 Kilogramm pro Chassis. Der voraussichtliche Endverkaufspreis soll bei 250.000 Dollar liegen. Die Helios erinnert mich an die Krell Master Reference Audio Endstufen früherer Jahre. Ziemlich kraftvolle Biester von gewaltiger Größe, Gewicht und Kraft, aber natürlich ist die Helios ein ganz anderes Tier. Es ist eine Anstrengung jenseits bekannter Denkmuster mit einem wirklich symmetrischen Schaltkreis und ohne Operationsverstärker, die innerhalb eines Monoblocks zwei identische positive und negative Signale bereitstellt – sehr ungewöhnlich in der Audio-Industrie. Dan erwartet sich davon einen signifikanten Verkaufserfolg in den USA und auch weltweit, aber er glaubt, dass die größte Nachfrage aus dem asiatischen Markt kommen wird.
Wir haben uns auch das Design des neuen Phono-Vorverstärkers genauer angesehen. Er soll in ästhetischer Hinsicht zur Momentum Linie passen. Das Ziel ist es, eine State oft the Art-Performance zu erreichen, die gegenüber nahezu allem auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig ist. Das Platinen-Design wird der Ausgangssektion des Momentum Vorverstärkers und der Eingangssektion des Momentum Endstufen ähnlich sein. Ohne etwas auszuplaudern, kann man sagen, dass die Ergonomie auf dem neuesten Stand ist. Es wird eine Menge an benutzerfreundlicher Flexibilität geben und die Möglichkeit, den Klangs ganz nach Herzenslust zu optimieren. Vinyl-Enthusiasten werden in Verzückung geraten. Lastimpedanz und Verstärkung werden zahlreich sein und zudem einfach und schnell einzustellen. Ein einzigartiges Feature wird die Verfügbarkeit mehrerer Entzerrer-Kurven sein, RIAA und einige mehr werden verfügbar sein. Ich habe nicht auf eine endgültige Liste gedrängt aber ich schätze, wenn Sie sich jemals gefragt haben wie althergebrachte DECCA, Columbia oder BBC-Aufnahmen mit der korrekten Entzerrung klingen, werden Sie dazu die Gelegenheit dazu haben.
Wir schlenderten dann weiter zum Bereich der Leiterplatten. Mir fiel sofort der süße Geruch von Lötkolben bei der Arbeit auf, da wirklich alles per Hand gefertigt wird. Keine Wellenlötanlage in Sicht. Ich war auch beeindruckt von unzähligen Regalen mit Behältern und Bauteilen. Die meisten davon waren Baugruppen, die Militärspezifikationen der höchsten Stufe entsprechen. Ich fragte Dan, ob seine Wahl von Herstellungsstandards oder etwas anderem beeinflusst wird. Es erfreute mich zu hören, dass seine Komponenten nach Spezifikation, Verfügbarkeit und klanglicher Performance gleichermaßen ausgesucht werden. Beim Design seiner Leiterplatten ist Dan ein strenger Befürworter der Durchsteck-Montagetechnik, mit der alle Momentum-Leiterplatten anstatt moderner Oberflächenmontagetechnik ausgestattet sind. Der eine oder andere mag einwenden, dass dies althergebracht sei, da die Durchsteck-Montagetechnik viel zeitintensiver und teurer ist, aber der Gegenwert ist größer. Dan ist entschieden der Meinung, dass dieses Designvariante eine deutlich bessere Lösung in puncto Langzeitstabilität und – am allerwichtigsten – in klanglicher Hinsicht darstellt.
Unser letzter Halt führte uns in den Bereich der Gerätefertigung. Wir fanden wiederum Handfertigung vor, die erhebliche Zeit und Fähigkeiten in Anspruch nimmt um Dans Ansprüchen zu genügen. Die Trafos, die im Momentum Vollverstärker verwendet werden, weckten sofort meine Aufmerksamkeit: Alle Trafos stammen von einem lokalen Zulieferer, der mit Dan zusammenarbeitet, um eine kompakte Einheit zu produzieren, die eine Leistung erzeugt wie bei einem doppelt oder dreimal so großem Teil. Derselbe technische Einfallsreichtum spiegelt sich in dem silberverzinnten Draht wieder, der in Dans Designs durchweg zum Einsatz kommt. Die Anzahl der Litzen und die Dichte pro Kabel mögen exzessiv erscheinen, aber der Klang geht über alles und gibt ihm Recht. Ich entdeckte mehrere Momentum Vollverstärker und Vorverstärker auf den Werkbänken. Und mehr Audio-Juwelen, die das Auge blenden. Bitte beachten Sie auch meinen Test des ersteren in Positive Feedback. Ich fragte Dan wie lange es dauert, von einer verbindlichen Bestellung bis zur Auslieferung. Seine Antwort war eindrucksvoll: zwei bis drei Wochen. Auf der anderen Seite des Gangs wurde gerade ein neuer Cinema Standard Mehr-Kanal-Endverstärker produziert, der ziemlich robust und stattlich aussah. Er ist in einer drei-Kanal- und einer zwei-Kanal-Ausführung erhältlich, jeder Kanal liefert 250 Watt an 8 Ohm, 500 Watt an 4 Ohm und 1000 Watt an 2 Ohm. Die drei-Kanal-Modelle liegen bei 15.000 Dollar, die zwei-Kanal-Ausführungen bei 12.000 Dollar. Ich habe noch keinen Test gelesen, aber ich behaupte einmal, dass das Schaltungsdesign direkt von den Momentum Verstärkern stammt und der Klang dem Familienstammbaum ähnelt: mit jeder Menge Kraft und Transparenz für jede Heimkino- oder Audio-Anwendung. Es war kaum zu übersehen, dass Kühlkörper aus Kupfer im Regal lagen, die für nahezu alle D´ Agostino Produkte verwendet werden. Diese einheitliche Materialwahl ist in Verbindung mit den Venturi-Kühlkanälen in jeder Ausführung eine interessante ästhetische und funktionale Lösung. Der Vorteil ist, dass die Fähigkeit von Kupfer Wärme abzuleiten, um ein vielfaches effizienter ist als die von Aluminium. Kupfer ist jedoch teuer, aber man bekommt das, wofür man bezahlt.
Ich finde es immer faszinierend zu erfahren, welches Audio-Equipment für kritische Hörsitzungen während der Produktentwicklungs- und Fertigungsphase benutzt wird. Dan hat sich für die Wilson Audio-Linie entschieden und besitzt nun ein Paar Alexandria Lautsprecher. Er benutzt auch ausschließlich Transparent Audio Opus Kabel und ein neues DCS Vivaldi Front End. Ich denke, dass diese Kombination ein exzellentes Entwicklungswerkzeug für alle Komponenten darstellt. Ich verschob es auf einen späteren Zeitpunkt, dieses System zu testen. Am Ende der Tour waren keine D'Agostino Verstärker mehr verfügbar. Ich verpasste meine Chance um ein paar Tage. Es muss toll sein, so viel Nachfrage zu produzieren, dass man die Komponenten aus dem Hörraum heraus verkaufen muss, um die Kunden glücklich zu machen! Aber es ist alles gut, da ich viele D'Agostino Produkte in mehreren Weltklasse Systemen gehört habe – in Privaträumen, bei Händlern und bei großen Messen. Alles was ich sagen kann, ist, dass die Legende weiterlebt und mit Fanfaren weitermarschiert!
Lasst uns zurückkehren zu Petra und Dan. Nach der Tour saßen wir zusammen und sprachen sehr lange über allerlei Dinge – Familie, Hobbys, Reisen… Diese sind echte Menschen mit echter Lebenserfahrung und echten Leidenschaften. Ich fühlte mich wie bei bei einem informellen Treffen mit den Nachbarn in der Eckkneippe oder dem lokalen Burger-Treffpunkt. Audio war nur eines von vielen wichtigen Themen. Vergesst die Sache mit der Ikone. Für mich war es offensichtlich, dass diese Bodenständigkeit und wahre Neugier definitiv der Schlüssel zu ihrem Erfolg sind. Sie sind gute Zuhörer und verstehen ganz klar, was der Markt verlangt. Das wiederum ist die Ursache für die starke Verbindung zu Ihren Händlern und Kunden. Es stellte sich heraus, dass Dan und ich mindestens eine Sache gemeinsam haben: Unsere Väter hatten beide großen Einfluss auf unsere Liebe zur Musik. Als er elf oder zwölf Jahre alt war, hat sich sein Vater in mehrere Do-It-Yourself-Projekte verliebt. Darunter befanden sich Audio-Kits für Klipschhorn-Lautsprecher und einen Dynaco Verstärker. Ab einem gewissen Punkt übernahm Dan das Projekt und arbeitete zusammen mit seinem High-School-Lehrer, um die Grundlagen von Elektronik und die schwierigen Bauanleitungen zu verstehen. Der Rest ist Geschichte. Ich erinnere mich auch daran, wie ich neben meinem Vater an der Werkbank saß und Fundamentales dabei lernte, als er an seinem Heathkit-Verstärker und den AR Lautsprecher Kits arbeitete. Ich werde niemals den Geruch des Lötkolbens vergessen und die sich stapelnden Stummel der Chesterfield Zigaretten im Aschenbecher.
Ein Thema, das ich faszinierend fand, ist die nie endende Herausforderung, diese Industrie wachsen zu lassen und die Begeisterung bei einer neuen Generation von High End Liebhabern zu wecken. Generation Y (Millennials) und Generation Z sind die Neuen. Es scheint, dass Sie sich stark für Computer-Audio, Streaming und Kopfhörer engagieren und zudem ihre komplette Musikbibliothek in ihrem Handy oder Notebook haben. Einige sind der Meinung, dass die kürzlich erfolgte Kauforgien bei hochpreisigen Kopfhörern und Kopfhörerverstärkern ein erster wichtiger Schritt sind, aber es gibt noch viel Arbeit zu tun. Petra und Dan sind der festen Ansicht, dass es einen Bedarf dafür gibt, Dinge einfacher zu machen, und dafür zu sorgen, dass das Musiksystem auf fortschrittliche und mühelose Weise in ein Wohnambiente und den Hörraum integriert wird. Das ist ihre Vision für ein Momentum Lyfestyle (Mlife) Portfolio. Ihr erstes Produkt ist ein Mlife Vollverstärker – 48.000 Dollar –, der bei der CES 2015 vorgestellt wurde. Basierend auf den Momentum Vollverstärker mit 200 Watt an 8 Ohm stellt er neue Streaming-Funktionalitäten wie Bluetooth und Airplay zur Verfügung. Android- und IOS-Anwendungen sind zusammen mit vTuner, Tidal, Spotify, Pandora und mehr verfpgbar. Formate wie DSD, WAV, FLAC und PCM bis zu 24-bit/192 Kiilohertz werden unterstützt. Ein fünf Zoll LCD-Display steht auf der Frontplatte für das Menu und für Musikinformationen zur Verfügung. Diese Einzellösung ist eine Möglichkeit das zu bieten, was Dan „extreme Bequemlichkeit“ beim Zugang zu Musikservices nennt, die Heranwachsende bereits lieben, aber die zusammen mit einer hoch auflösenden audiophilen Performance den entscheidenden und eigentlichen Wow-Effekt auslösen. Eine große Strategie! Ich bin schon sehr gespannt ,welches MLife Produkt als nächstes von D'Agostinos Team kommt. Seine Erfolgsbilanz lässt vermuten, dass es etwas ganz Besonderes sein wird!
Wie bei Geoffrey Chaucer in seinem vor vielen Jahrhunderten geschriebenen Gedicht „Troilus und Cressida“ müssen alle Dinge zu Ende gehen und ich war traurig Carefree/Arizona hinter mir zu lassen. Petra, Dan und das ganze D'Agostino Team waren wunderbare Gastgeber und setzten Maßstäbe für Gastlichkeit und Freundlichkeit. Ich lernte eine Menge aus diesem kleinen Abenteuer und ich denke, es vermittelte dem Rezensenten außerordentlich wertvolle Perspektiven. Ich freue mich schon enthusiastisch, auf meinen nächsten Fabrikbesuch in naher Zukunft und denke an Kalifornien und warmes Wetter! Ich werde die Leser auf dem Laufenden halten.
Ich muss noch erwähnen, dass ich Dan fragte, welcher Krell Verstärker sein Favorit war. Ich dachte das dies sicher für viele Krell-Fans faszinierend wäre, die wie ich an solchen Insider-Einblicken interessiert sind. Seine Antwort: Die Krell Audio Standard (KAS) 2. Ich wollte ihm nicht den Arm verdrehen, damit er das erklärte, da ich dachte, ich verlangte etwas von ihm, wie etwa Kinder miteinander zu vergleichen. Die KAS war ein reiner Class-A-Monoblock mit 200 Watt an 8 Ohm und wurde Anfang der Neunziger Jahre hergestellt. Der Verkaufspreis lag damals bei 22.000 Dollar. Als ich im Internet danach suchte, fand ich heraus, dass dies ein ziemlich rarer Verstärker ist und er auch der Favorit vieler begeisterter Krell-Anhängern mit umfangreichen Sammlungen und / oder einer Historie von Krell-Besitztümern ist. Die Performance wurde als körperhaft mit enormen Bass, einer mühelosen Darbietung und großer Raumtiefe beschrieben. Das klingt wie etwas, auf das man ein Auge werfen sollte. Nichts als ein Klassiker, der noch immer die Glocke zum läuten bringt!
Informationen
Dan D´Agostino Master Audio Systems
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Anschrift | P.O. Box 89
Cave Creek, AZ 85327 1-480-575-3069 |
Web | www.dagostinoinc.com |
Mir war diese Firma nicht bekannt, bevor ich auf den Norddeutschen HiFi-Tagen den Stand von Digital Highend besuchte, deren Portfolio audiophile Größen wie Amarra oder Auralic beinhaltet. Nun sind die Produkte des schottischen Kopfhörer-Herstellers RHA auch in Deutschland zu haben
Es ist mir ein wirkliches Vergnügen, einmal wieder etwas probieren und hier beschreiben zu dürfen, was sich eine große Zahl von Lesern zu leisten bereit ist, wenn es ihnen denn gefällt. Der RHA T10 In-Ear-Hörer kostet 170 Euro und liegt damit im absolut erschwinglichen Bereich, gemessen an den Preisen, mit denen wir uns ansonsten konfrontiert sehen. Anders herum betrachtet positioniert dieser Preis einen In-Ear-Hörer schon im gehobenen Segment und dort hat sich der RHA gegen ein gewaltiges Angebot renommierter Hersteller durchzusetzen. Tun will er dies durch eine überzeugende Klangqualität einerseits und zu dem durch seine einzigartige, nie dagewesene Ausstattung. Unter den Modellen des Glasgower In-Ear Spezialisten RHA ist der T10 das Spitzenprodukt. Ihm zur Seite steht der T10i, welcher gegen einen Aufpreis von zehn Euro die für Handybetrieb sinnvolle Ausstattung mit Pegelstellung und Mikrofon bietet. Ob und inwieweit der T10i sich wegen dieser Features klanglich anders verhält, werde ich nicht prüfen, da mir ausschließlich der puristische T10 zur Verfügung steht. Diesen werde ich mit diversen Quellgeräten wie Handy, MP3-Player, Laptop und meinem Antelope DA-Wandler zu testen. Beim Öffnen der chic gemachten Verkaufs-Verpackung ist die Freude groß über eine Vielzahl von Ohrstöpseln aus Dual-Density-Silicon, Doppelflansch und Memory-Schaumstoff, die die individuelle Anpassung an des Hörers Ohr optimieren sollen. Eine derartig reiche Auswahl kenne ich von keinem andern Anbieter. Insgesamt sind es neun Paar Ohrstöpsel, die auf einem Metallträger griffbereit gehalten werden, dazu das zehnte Paar am Kopfhörer. Der Ohrstöpsel-Halter passt ebenso wie weiteres Zubehör prima in das mitgelieferte, schwarze Reisverschluss-Etui, was einen sicheren Transport gewährleistet. Ein einfacher, kleiner Clip kann verwendet werden, um das flexible 135 cm lange Kabel an der Kleidung zu befestigen.
Diesen habe ich gleich in der Verpackung gelassen und mich dem eigentlichen Knüller zugewandt: Auf einem kleinen massiven Edelstahl-Board bietet der Hersteller zwei Paar Hörer-Endstücke – als Tuning Filter bezeichnet – zum Austausch. Diese werden per Schraubgewinde auf diesem Board oder am Hörer befestigt und sind leicht und schnell auswechselbar. Die schwarze oder Kupfer-farbige Markierung macht erkennbar, um welches Filter mit welcher Charakteristik es sich handelt. Ausgeliefert wird der T10 mit dem linearen, silbernen Reference-Endstück am Edelstahl-Hörer. Dieses kann nun ganz einfach abgeschraubt werden und gegen das Filter mit Bass-Anhebung (schwarz) oder Höhen-Anhebung (silbern) ausgetauscht werden. Dabei kann man die Silikon-Adapter problemlos auf dem abgeschraubten Filterteil belassen. Denn auf dem Board ist ausreichend Platz, um sie hier wieder zur Aufbewahrung einzuschrauben. Bei der großen Auswahl von Silikon- und Schaumstoff-Ohr-Adaptern gibt es unter den Dual-Density-Silicon Stöpseln je zwei gleich große Paar. So besteht nicht in jedem Falle die Notwendigkeit, diese beim Tausch der End-Filter ebenfalls zu wechseln. Dadurch geht der Austausch erheblich schneller von der Hand; denn das etwas fummelige Ab- und Aufziehen der Stöpsel wird überflüssig. In der mehrsprachigen Bedienungsanleitung, die dem T10-Set beiliegt, sind Empfehlungen für bestimmte Musikrichtungen im Hinblick auf den Einsatz der End-Filter zu finden. Nach meiner Erfahrung sollte man denen jedoch nur bedingt Beachtung schenken. Die subjektive Einschätzung wird garantiert nicht schwer fallen und führt so von selbst zur richtigen Filter-Wahl. Aber dazu später mehr. Da ist das Aussuchen des subjektiv perfekten Ohrstöpsels etwas zeitraubender – bei der Vielfalt.
Die hochwertige Verarbeitung des In-Ear-Hörers wird an jeder Stelle auffällig, haptisch und optisch: Der kleine Klinkenstecker ist vergoldet. Das gummierte Kabel aus hochreinem, sauerstofffreiem Kupfer bewegt sich angenehm und ist an der Trennstelle zu linken und rechten Ohr solide mit einem Metallgehäuse geschützt. Die beiden Hörer selber sind deutlich rot und blau für das entsprechende Ohr markiert und machen durch ihre im Metallspritzguss hergestellten Gehäuse aus Edelstahl Eindruck. Dabei sind sie so geformt, dass sie sich auf Anhieb wohltuend in das Ohr einfügen und eigentlich nur die Auswahl des richtigen Silikon- oder Schaumstoff- Ohrstöpsels die Passgenauigkeit bestimmt. Dieses Design dient dem angenehmen Tragekomfort ebenso wie der Geräuschisolierung nach außen. Der Tragekomfort wird zusätzlich positiv mitbestimmt durch die etwa zehn Zentimeter langen formbaren, zum Patent angemeldeten, Ohrbügel aus beschichtetem Spiraldraht. Auch in Verbindung mit meiner Sonnenbrille beim Ski-Langlauf oder meiner Lesebrille habe ich keinerlei Unbequemlichkeit erlebt. Meine Frau hat dies genau so empfunden: Der T10 Hörer sitzt hervorragend und nichts ist im Weg. Das Kabel fällt sauber und hat die richtige Länge, um das Earphone mit dem Quellgerät an oder in der Kleidung zu verbinden. Das ganze Set ist bequem zu handhaben.
Die zwei Edelstahlgehäuse des T10 beinhalten den handgefertigten Treiber 770.1, auf den die Glasgower besonders stolz sind. Er soll in puncto Genauigkeit und Detailtreue Ausgezeichnetes leisten. Die Wechsel-Filter ändern daran nichts, sondern geben dem T10 ein verändertes Klangtimbre. So verstärkt das schwarze Bass-Filter Frequenzen unterhalb von 200 Hertz in einer weich verlaufenden Anhebung bis maximal etwa 10 Dezibel. Das Hochton-Tuning-Filter setzt oberhalb 1000 Hertz an. Wie gesagt, die werkseitige Ausstattung ist das lineare Reference-Filter und dieses habe ich auch zuerst gehört – an meinem Nokia X6 Handy. Wirklich beeindruckt war ich sofort durch den komfortablen Sitz des T10. Gleich bei den ersten Tönen versuchte ich, durch Bewegen des Kopfes und der Ohren den Klangeindruck zu verändern. Keine Chance – der T10 sitzt perfekt. Selbst beim seitlichen Liegen auf einem festen Kissen verändert sich der Sitz kaum. Bei Anden-Folklore der Gruppe Cantaré war ich erstaunt über die Transparenz und Farbigkeit in den oberen Tonlagen. Die kannte ich von meinem eigentlich nicht übel klingenden In-Ear Koss KDX so überhaupt nicht. Sehr ausgewogen war die tonale Balance: Die Bässe prägnant, aber nicht überbetont. Farbenreichtum über das gesamte Frequenzspektrum paarte sich mit einer Durchzeichnung, die einzelnen Instrumenten Körper und eigenen Raum verlieh. Dies war noch deutlicher mit meinem Cowon D2 wahrzunehmen, auf dem ich einige der symphonischen Dichtungen von Franz Liszt, interpretiert von Arpad Joó mit dem Budapester Symphonieorchester hörte. Natürlich drängte es mich, die Filter zu vergleichen. Als ich das Refernce-Filter durch das schwarz markierte Tuning-Endstück ersetzt hatte, war ich wirklich überrascht.
Dieses Bass-Filter gab dem Klang mehr Wärme, die tiefen Lagen kamen druckvoller. Dennoch blieb die Transparenz, Offenheit und Farbenfreude bestehen. Was macht das kupferfarbige Höhenfilter? Für meinen Geschmack zu wenig Bass, dafür klare, saubere Höhen ohne jeglichen Nerv-Faktor. Dieser Eindruck blieb bei jeder Art von Musik und allen Quellgeräten. Umso interessanter war für mich der Wechsel zwischen Reference und Bass. Denn hier war der Spaßfaktor durchaus abhängig von der Musik, der Aufnahmequalität und dem Quellgerät. Richtig umwerfend empfand ich die Wiedergabe mittels Foobar von meinem Laptop über den Audioquest Dragonfly, den ich noch in der alten Version besitze, und zwar vor allem mit dem Reference-Adapter. Hier passte klanglich alles und hoch aufgelöstes Material, wie Mozarts Violinkonzert KV 21 mit den Trondheim Solistene und Marianne Thorson vermittelte der RHA T10 mit so viel Musikalität, dass er sogar meinen uralten Stax SR-5/SRD-7 in Teilaspekten wie Transparenz ausstach. Erstaunlich, was dieses kleine Hörer-Juwel zu leisten vermag. Am der Apple-MacMini-Antelope-Kombi war das Klang-Gemälde genauso eindrucksvoll schön. Bei Deep Purples drittem Album wechselte ich doch wieder von Reference-Filter aus Bass-Filter mit der Folge, dass „April“ noch glaubhafter, weil Bass-intensiver reproduziert wurde. Für das Hochton-Filter habe ich keine Verwendung gefunden, was selbstverständlich auch mit meinen subjektiven Hörgewohnheiten zusammenhängen mag, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass dieser In-Ear das Beste ist, was ich in dieser Preisklasse und auch darüber hinaus überhaupt je gehört habe. Dabei ist es egal, ob es sich um einen In-Ear oder On-Ear Hörer handelt. Ich schicke den T10 jetzt zum Fotografen und danach muss ich ihn zurück haben – unbedingt.
Gehört mit
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Computer | Apple MacMini, OS X Yosemite, Asus Laptop, Windows 7 |
Audioplayer | Amarra 2.4, Audirvana Plus 2.04, Foobar 2000 |
DA-Wandler | Antelope Zodiac plus, Audioquest Dragonfly |
CD-Player | Primare DVD 30 mit Antelope Zodiac plus |
Portable Player | Cowon D-2, 16GB, Nokia X6 |
Zubehör | Audioquest Diamond USB, MudrAkustik Max Netzleiste, MudrAkustik und Audioquest NRG-X2 Netzkabel, AHP Reinkupfer-Sicherungen, Groneberg Wandsteckdosen |
Tonmöbel | Creaktiv Audio mit Absorberböden und Audio Exklusiv d.C.d. Base |
Herstellerangaben
RHA T10
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Treiber | Dynamisches Modell 770.1 |
Frequenzbereich | 16 bis 22.000 Hz |
Impedanz | 16 Ohm |
Empfindlichkeit | 100 dB |
Nennleistung | 1 Milliwatt |
Höchstleistung | 5 Milliwatt |
Gewicht | 41 Gramm |
Kabel | 1,35m Multicore OFC |
Anschluss | 3,5 mm |
Preis | 170 Euro |
Vertrieb
digital-highend Higoto GmbH
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Anschrift | Isenbergstraße 20 45130 Essen |
Telefon | +49 201 832 5825 |
info@digital-highend.com | |
Web | www.digital-highend.de |
Ja, ich gebe es zu: In den letzten Monaten habe ich Sie wirklich nicht mit Downloads verwöhnt. Aber die Arbeit an Hifistatement, für eine George-Duke-LP-Box und ein Dephazz Vinyl-Album brauchten einfach ihre Zeit. Dafür entschädigen wir Sie nun mit einem ganz besonderen Schmankerl: einem Song des Blues-Großmeisters Hans Theessink von seinem aktuellen sommelier du son-Album
Das heißt Live At Jazzland, wurde im Januar 2013 aufgenommen und passend zum Analogforum 2014 veröffentlicht. Hans Theessink hat bei seinen Scheiben ja schon immer besonders auf den guten Ton geachtet und dafür international nicht nur bei Audiophilen höchste Anerkennung gefunden. Das ist bei seiner Musik nicht anders: Er ist beispielsweise einer der wenigen europäischen Blues-Musiker, die sich auch in den USA über jede Menge Airplay bei den Blues-Sendern freuen können. Und nun steht auch bald wieder eine USA-Tournee an. Doch zurück zu Live At Jazzland: Hier legte nicht nur Hans Theessink Wert darauf, dass sein virtuoses Gitarrenspiel und seine charakteristische Stimme ungeschminkt rüberkommen, sondern sommelier du son sorgte auch dafür, dass die Produktion in allen Stufen rein analog blieb. Die Kritiken bei ArtPhoenix, Connaisseur Mailorder und DaCapo legen nahe, dass sich die Mühen gelohnt haben. Aber statt einer Rezension gibt es diesmal die wie immer ungeheuer treffenden Liner Notes von Hans-Jürgen Schaal.
Allein sitzt er auf der Bühne – und klingt doch wie eine komplette kleine Band. Mehrere Musiker stecken allein schon in dieser Gitarre drin. Einer rollt da die Harmonien, einer treibt den Bass, einer zupft das Solo. Dann ist da noch einer, der kleine Zwischenläufe einwirft, ein anderer, der heulende Saitentöne in die Nacht schickt wie zärtliche Sternschnuppen – und alles passiert scheinbar gleichzeitig. Manchmal ist es, als ob die Akkorde einfach aufplatzten in verschiedene Richtungen, schmutzig, eigensinnig, widerborstig. Am Stahlfinger scheppern dann die Saiten, Slides jaulen quer, Zwischentöne erzittern sich Aufmerksamkeit. Das ist alles handgemacht, unverfälschtes Wurzelwerk – und doch im Detail eine ganz besondere Kunst der Nuancen. Wer so den Blues spielt, so die Spannung verdichtet und dann wieder das Offene gewinnt, der hat den Meistern gelauscht, der hat im Delta gelernt. In „Big Bill’s Guitar“ verrät Hans Theessink ein wenig von seiner eigenen Geschichte: „Big Bill is to blame.“ Big Bill, das ist natürlich Big Bill Broonzy, der große Bluesmann vom Mississippi.
In Hans Theessinks Ein-Mann-Orchester sind noch mehr Musiker zugange. Da ist vor allem Theessink, der Sänger. Diese sonore, warme, aber auch lakonische, wettergegerbte Truckerstimme. Illusionslos und doch irgendwie tröstlich. Dann auch Theessink, der Bluesharp-Spieler, der sich ganz souverän auf expressive Akzente beschränkt. Und nicht zuletzt: Theessink, der Foot-Tapper. Was kann man schreiben über den bloßen Sound eines klopfenden Schuhs auf dem Bandstand? Kann ein Stampfen warm sein? Kann es weich sein, voluminös, federnd, swingend? Denn genau so klingt Theessinks Tapping in dieser Aufnahme. Dieses Tapping gibt seinem Blues den Drall, den Drive, das Leben. Ob zum Shuffle von „Big Bill’s Guitar“, zum Stakkato-Takt des „Mercury Blues“, zum Boogie-Bass von „Maybelline“ oder im langsamen Swing von „I Gotta Move“: Diese „Rhythm Section“ rockt.
Zwar kommen die Stücke aus dem Soul, dem R&B, aus Rock’n’Roll oder Jazz. Doch bei Hans Theessink werden die gemeinsamen Wurzeln hörbar, der elementare Delta-Sound, der nach Schaukelstuhl, Cowboyhut und Holzveranda schmeckt. Dabei eröffnet jedes Stück wieder eine andere Facette: mal nüchtern und mal leidenschaftlich, mal geheimnisvoll, mal ironisch, mal fast experimentell und mal fast fröhlich. Theessink überrascht ständig mit seinen Sounds. Auch mit neuen Spieltechniken und wechselnden Haltungen. „Man muss nicht aus den Südstaaten kommen oder schwarz sein, um Blues spielen zu können“, sagt er, der geborene Niederländer und Wahl-Wiener, der „white boy lost in the blues“. „Bei einer erdigen Knöpflharmonika in der Steiermark oder einem guten Wienerliedsänger spüre ich auch etwas Bluesiges. In jeder verwurzelten Musik ist der Blues universal enthalten. Gute Musik hat immer einen bluesigen Ton.“ Wenn Hans Theessink im Wiener „Jazzland“ wieder mal sein bluesiges Heimspiel gibt, dann bekommt das Blau der „blauen Donau“ jedenfalls einen ganz neuen Sinn.
Hans-Jürgen Schaal
Mehr Informationen zur Produktion finden Sie hier, aber wichtiger als alle technischen Informationen ist die natürlich die Musik. Deshalb nun mein Lieblingslied von dieser Scheibe, Hans Theessinks Version von „You Gotta Move“. Die HighRes-PCM- und die DSD-Version wurden mit dem bekannten Equipment direkt vom Masterband digitalisiert: Zur Pegelanpassung diente ein aktiver Neumann-Fader, der von einem Funk-Netzteil mit sauberer Energie versorgt wird. Danach ging es in den professionellen Mytek 8x192 ADDA. Dessen Datenstrom respektive -pakete schrieb dann der Tascam DA-3000 als Files auf eine Compact Flash Card. Von dort ging es in den Computer und weiter auf unseren Server.
PS: Immer mal wieder werden wir gefragt, ob man die Musik-Dateien denn nur auf dem Computer anhören oder doch auf der eigenen Festplatte speichern könne. Natürlich ist letzteres möglich. Hier erst einmal eine kleine Bedienungsanleitung für Mac-User: Führen Sie einen sogenannten Sekundärklick durch, je nach Trackpad-Einstellungen durch Tippen mit einem Finger unten rechts auf das Trackpad oder an beliebiger Stelle durch Tippen mit zwei Fingern. Bei der Magic Mouse kann man den Sekundärklick mit Druck auf die rechte (Standardeinstellung) oder linke Maus-Hälfte ausführen. Daraufhin erscheint ein Auswahlfenster, in dem man „Verknüpfte Datei laden‟ oder „Verknüpfte Datei laden unter‟ anklickt. Schon wird die gewünschte Datei heruntergeladen. Wie es unter Windows funktioniert, hat Wolfgang Kemper für Sie notiert: Mit der rechten Maustaste das Download-Symbol anklicken und „Ziel speichern unter...‟ auswählen. Dann erscheint das Fenster, in dem Sie den Speicherort bestimmen können. Dort den „Speichern‟-Button anklicken und schon läuft's.
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Sah es eine Zeitlang so aus, als läge die Zukunft von Hifi in China, bekommt der Markt jetzt unerwartet Zuwachs aus europäischen Regionen, die bisher nicht für interessante Geräte bekannt waren. Heute mal ein Plattenspieler aus Serbien.
Auch wenn man mit Belgrad und Serbien nicht spontan Plattenspieler in Verbindung bringt, freut man sich über die Neuheit. Zum einen bereichert das immer breiter werdende Angebot aus Ost- und Südosteuropa den Markt natürlich mit spannenden Neuerungen, zum anderen scheint es ein gutes Zeichen zu sein, wenn in Ländern mit einer krisenreichen Vergangenheit wieder über hochwertige Musikwiedergabe nachgedacht wird. Die noch junge Firma Soulines hat sich bis zur Produktion eines eigenen Plattenspielers vorrangig mit dem Verfeinern bereits bestehender Konkurrenzprodukte beschäftigt. Das aktuelle Angebot umfasst insgesamt drei Laufwerke, die in Deutschland und der Schweiz exklusiv von hifi12a aus Lotte-Versen vertrieben werden. Der zum Test angereiste Dostoyevsky DCX ist das kleinste Modell und steht für 1900 Euro in der Preisliste. Dass die Macher von Soulines nicht abgeguckt haben können, sondern eigene Ideen umgesetzt haben, zeigt der erste Blick auf den übrigens sehr gut eingepackten Plattenspieler. Zwar wird das Rad – gerade bei Plattenspielern kaum mehr möglich – nicht noch einmal neu erfunden, aber eigenständig ist das schon. Die Zarge oder besser der Korpus besteht aus zwei Teilen. In einer schmalen Einheit ist der Motor samt Steuerung, Ein-/Ausschalter und Geschwindigkeitswahl untergebracht. Dieser ist, genauso wie die Teller und Armboard tragende Haupteinheit, aus drei Lagen 20 Millimeter Birke-Multiplex, das sandgestrahlt und satiniert wurde, zusammengeleimt. Nebeneinander gestellt ergibt sich eine fast klassische Plattenspieler-Optik, aber mit akustisch völlig voneinander getrennter Motor- und Haupteinheit.
Eine sehr schöne Lösung, mir sind neben dem Laufwerk stehende Motoreinheiten meist zu ausladend. Beide Einheiten stehen auf kleinen Gummifüßen und passen nebeneinander perfekt auf mein Wandregal. In der Haupteinheit, die von unten mit Fräsungen versehen ist, ist ein invertiertes Kugellagerlager mit Messinglaufbuchse im Edelstahlgehäuse mit Delrin-Lagerspiegel verschraubt. Die Oberseite des Lagers mündet oben in den Plattendorn zur Aufnahme der LP, der 2,6 Kilogramm schwere Teller aus PET wird auf das Lager gestülpt. Als Antrieb kommt ein elektronisch geregelter Gleichstrommotor, wie sie heute immer mehr in Mode kommen, zum Einsatz. Gespeist wird dieser von einem Steckernetzteil, das leider immer eine rote Leuchtdiode leuchten lässt. Na gut, eigentlich egal, wenn hinter dem Regal. In Schwung gebracht wird die Fuhre mit einem geschliffenen Rundriemen, der von einem Aluminiumpulley auf Touren gebracht wird. Der Abstand zwischen den beiden Einheiten wird spielend leicht und schnell mit einer beigelegten Schablone eingestellt.
Fertig. Nein, natürlich nicht. Um einen spielfertigen Plattenspieler zu bekommen, braucht man ja auch einen Tonarm. Hier kann man entweder zwischen diversen Basen für Tonarme oder aus verschiedenen Fertigoptionen des Vertriebes auswählen. In dem vom Vertrieb erhaltenen Paket ist neben dem Laufwerk ein Jelco SA-750BD, ein Tonarmkabel WSS Silverline mit 1,5 Metern Länge, eine Plattentellermatte aus Gummi-Kork-Mischung nebst Justierschablone und eine Abdeckung aus Plexiglas enthalten. Das alles kostet zusammen gerade mal 2500 Euro und ist damit erheblich günstiger, als die Summe der einzelnen Teile. Ach ja, dem Jelco liegt auch noch ein schwereres Gegengewicht zum Ausbalancieren von Tonabnehmern über 12 Gramm Eigengewicht bei.
Der Jelco aus Japan mit abnehmbarem Headshell kann außerdem über ein Reservoir über dem Lager bedämpft werden, um auch Tonabnehmer exotisch niedriger Nadelnachgiebigkeit ein adäquates Arbeitsumfeld zu ermöglichen. Wobei das bei dem recht schweren Arm an sich unnötig sein sollte. Im Fall der Fälle kann man aber. Beim Systemeinbau gehe ich erst mal rustikal nach der Tischkantenmethode vor. Dabei wird das System im Headshell leicht verschraubt, Vorderkante von System und Headshell gerade auf die Tischkante gestellt und ohne zu verkanten verschraubt. Das macht man so nicht? Mit einem Ortofon Quintet Blue ergeben sich so exakt die Nulldurchgänge nach Stevenson (60,325 und 117,42 Millimeter) auf der beigelegten Schablone, die übrigens fast den Durchgängen der Armgeometrie (59,05 und 112,5 Millimetern) entsprechen. Zusätzlich kann man auf der Schablone nach Loefgren und Baerwald justieren – tolles Zubehör. Da der Arm höhenverstellbar ist, ergibt sich so in kürzester Zeit ein genau justierter Tonabnehmer. Die Auflagekraft wird dynamisch über das Gegengewicht eingestellt und sollte beim Jelco-Arm zumindest mit einer Balkenwaage überprüft werden, die Abweichungen vom angegebenen Wert sind nicht unerheblich zu niedrig. Dafür stimmte der Azimut genau und musste nicht noch einmal korrigiert werden.
Um den Teller auf Nenndrehzahl zu bringen, braucht die Motoreinheit ungefähr fünf Sekunden. Im Testbetrieb habe ich den Spieler deswegen durchlaufen lassen. Nach einigen Versuchen mit diversen Tellermatten bin ich bei der mitgelieferten geblieben, das macht schon Sinn und klingt auch ausgewogener als ohne. Das Angebot an Plattenspielern ist ja nicht zuletzt aufgrund der weiterhin ungebrochenen Renaissance der LP gerade in diesem Preisbereich relativ groß. Waren zu Hochzeiten der Schallplatte alle Hersteller einem ähnlichen Klangideal verpflichtet, das sich durch Auswahl vom Tonabnehmer in die gewünschte Richtung bringen ließ, gestatten sich die Hersteller heute gewisse Freiheitsgrade beim Abstimmen ihrer Schöpfungen – den typischen Plattenspielerklang gibt es meiner Erfahrung nach nicht mehr, das jeweilige Laufwerk drückt sehr nachdrücklich seinen Stempel auf.
Ob der Soulines DOSTOYEVSKY DCX eher auf der neutralen oder interpretatorischen Seite liegt, ist also eine spannende Frage. Aber bevor ich zum eigentlichen Hören komme, muss die Laufwerks-/Arm-/Tonabnehmerkombination erst mal ein wenig Testplatten spielen. Dabei zeigt sich mit der Hi-Fi News-Testplatte von The Cartridgeman eine gute Abtastfähigkeit des gewählten Ortofon Quintet Blue und eine Resonanzfrequenz im grünen Bereich in Kombination mit dem Jelco. Verstärkt wird mit 60 Dezibel, abgeschlossen mit 100 Ohm am ifi iPhono. Danach darf er erst mal eine Leerrille abtasten, um Antriebseinflüsse und Laufgeräusch einzuschätzen. Dabei zeigt sich die Wirksamkeit der getrennten Antriebseinheit. Vom Motor ist absolut nichts im Signal zu hören. Das Abtastgeräusch ist niedrig, wenn auch höher als mit richtig fetten Massekonstruktionen.
Den Gleichlauf beurteile ich einerseits mit „Beethovensonaten“ gespielt von Alfred Brendel (Philips, 1974) und, ganz gemein, „Nightswimming“ von REM. Kleinste Abweichungen lassen das Klavier leiern, die Klarinette am Ende zittern und die Stimme davor bricht in sich zusammen. Nichts davon passiert beim soulines. Klavieranschläge bei Beethoven hallen sauber und lange nach, mit einem stoischen Gleichlauf zieht der seine Runden, sehr gut.
Vermutet man ob der massigen Optik auch ein solches Klangbild, wird man schnell eines Besseren belehrt. Vom ersten Ton an ist klar, dass der Dostoyevsky kein Krawallbruder sein möchte. Ich starte mit der immer noch grandiosen Body and Soul von Joe Jackson (A&M, 1984), die mir auch als zeitgleiche CD-Version vorliegt. So kann man schön tonale Eigenheiten des analogen Gespanns heraushören. Bei „Cha Cha Loco“ lässt er besonders die Percussion schön deutlich spielen und die Bläser prägnant etwas nach vorne treten, dabei trifft er den Rhythmus genau mit einer Ader für viele Nuancierungen. Ein klein wenig tritt er dabei aufs Gas. Becken schweben fein und schön aufgelöst im Raum aus. Die Stimme von Jackson ist klar akzentuiert, dabei aber nicht präsenter als gewohnt. Das Schlagzeug spielt dabei, genau wie der Oberbass, auf der schlanken Seite, was zur genauen räumlichen Ortung beiträgt. Der E-Bass wird trocken, knurrig und mit sehr viel Struktur hörbar gemacht, auf der anderen Seite sind die tieferen Lagen füllig, sauber konturiert und mit viel Substanz gesegnet, wenn sie auch nicht ganz die Tiefe wesentlich teurerer Konkurrenten erreichen. Man darf sich durch den Anblick – der für sich ja sehr gelungen ist – einfach nicht in Versuchung führen lassen, den Spieler mit einem großen TW-Acustic zu vergleichen. Da mein größerer Sohn mal wieder quengelt, überprüfe ich die gewonnen Eindrücke auch gleich noch mal sehr laut mit der Nevermind von Nirvana und erfreue mich an der genauen Trennung der Gitarren und dem genau nachvollziehbaren Bass, während mein Nachwuchs durch das Zimmer tanzt wie ein Irrer – beides toll!
Kompletter Szenenwechsel. Edvard Griegs „Landkjenning“ (Unicorn, 1979). Großer Chor, volles Orchester mit Schlagwerk. Die dramatischen Szenen werden in kompletter Breite gereicht, weiblicher und männlicher Chorpart sehr schön getrennt wiedergegeben und mit großer Verständlichkeit. Ich bin mir da sicher, bestimmt – verstünde ich nur norwegisch. Die verschwenderisch eingesetzten Becken sind sauber getrennt vom Rest hörbar, die tiefen Streicher hallen schön in den großen Raum aus. Allein die Abbildungsgröße ist mir etwas zu eingeschränkt, und auch den Pauken fehlt der letzte Impetus und Punch. Ich erinnere mich, den Jelco schon in anderen Kombinationen in diesen Disziplinen als zurückhaltenden Kandidaten gehört zu haben. Wenn jetzt der soulines Dostojevsky hier nicht korrigierend eingreift, kann man das nicht dem Laufwerk zum Vorwurf machen. Spielt er in eben diesen Bereichen auch etwas zurückhaltend, kann es auch mal etwas mager werden. Das für sich ganz ausgezeichnet spielende WSS Silverline ist ziemlich neutral und hochauflösend, wie ein Quercheck mit dem Van den Hul M.C.D 501 zeigte, das etwas mehr Fleisch in die Wiedergabe bringt. Schade, dass keine SME-Basis zur Verfügung steht, ein SME V hätte sicher Klärung an dieser Stelle gebracht. Ein probeweise ein zweites Mal eingebautes Goldring G-1022GX bestätigt die gewonnenen Eindrücke, wenn es auch etwas weiträumiger und detaillierter als das Ortofon zu Werke geht und fetziger klingt.
Widmet man sich wieder etwas handfesterem Material, fällt dafür besonders in der Mitte ein ausgeprägter Hang zu Feinheiten und Klangschattierungen auf, wie er in dieser Preisklasse eben auch nicht selbstverständlich ist. Das ist dann schon ganz schön delikat. Auch Frauenstimmen fehlt es an nichts. Im Gegenteil, Tori Amos mit „Beauty Queen/Horses“ von der Boys for Pele (WEA, 1996) singt sich mit jeder Phrasierung direkt unter die Haut, das mächtige Klavier, das mit viel Pedaleinsatz fast gläsern im Raum steht, hat Autorität und Kraft, das Ausklingen hängt schwerelos im Raum.
Gehört mit
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Analoglaufwerk | Technics SL-151/II, Roksan Radius |
Tonarme | SME V, Roksan Tabriz |
Tonabnehmer | Goldring G-1022GX, Ortofon Quintet Blue, Linn Asaka vdH |
Phonopre | AMR ifi iPhono |
CD-Laufwerk | Denon DCD-1290 |
Verstärker | Unison Unico, music hall a15.2 |
Lautsprecher | Spendor A5, Heißmann Acoustics Cinetor |
Kabel | TaraLabs, RG142, Vovox, Sommer, Oehlbach, Baumarkt, Funk-Tonstudiotechnik, Supra Cable, Audioquest |
Herstellerangaben
Soulines Dostoyevsky DCX
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Abmessungen (B/T/H) | 460/350/85(150) mm |
Gewicht | 9,5 kg |
Plattenteller | 2,6 kg aus PTE, 40 mm stark |
Chassis | 3 x 20 mm Birkenschichtholz-Lagen, verleimt |
Ausführung | Birke Multiplex natur, fein sandgestrahlt, satiniert |
Preis (mit Jelco Tonarm) | 2500 Euro |
Vertrieb
hifi12a KG
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Anschrift | Am Herrengarten 12 A D-49504 Lotte-Wersen |
Telefon | +49 5404 9175899 |
Fax | +49 5404 918870 |
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Vor beinahe drei Jahren stellte ich an dieser Stelle die Frage: DSD, ein Format mit Zukunft? Die scheint heute entschieden. Fast jeder neue Wandler kann zumindest DSD mit doppelter Frequenz wiedergeben, manche Hersteller werben schon mit achtfach DSD (512x oder 22,6MHz). Alles bestens also? Nicht ganz
Zu Beginn werde ich kurz prüfen, ob Andreas Kochs Argumente für DSD aus dem oben genannten Artikel auch heutzutage noch Gültigkeit besitzt. Das Thema des zweiten Teils ist es, wie schwierig, wenn nicht gar unmöglich es ist, auf puristische Art DSD-Files mit hoher Abtastrate zu erzeugen, ohne dabei eine PCM-Wandlung in Kauf nehmen zu müssen. Danach geht es darum, was denn wohl mit dem DSD-Daten im Chip-Satz unserer heimischen D/A-Wandler passiert. Und dann gibt es dennoch einen halbwegs versöhnlichen Schluss!
Als großen Vorteil von DSD nennt Andreas Koch die Tatsache, dass hier das 1-Bit-Signal auf der SACD oder als File gespeichert wird, das ein Delta-Sigma-Analog/Digital-Wandler ausgibt und das dann im heimischen Player oder DAC wieder mit einem Delta-Sigma-Wandler ins Analoge zurück übersetzt wird. Bei PCM hingegen wird der 1-Bit-Datenstrom aus dem Delta-Sigma-Wandler in ein PCM-Signal umgerechnet und in diesem Format gespeichert. Im CD- respektive DVD-Player oder im am Computer angeschlossenen Wandler werden dann die PCM-Daten wieder in einen 1-Bit-Datenstrom zurückgerechnet, bevor der Delta-Sigma-Wandler seiner Aufgabe nachkommt. Die bei der Umrechnung von DSD in PCM und danach von PCM in DSD eingesetzten Algorithmen seien dem Klang aber gewiss nicht zuträglich. Bei DSD könne man auf die Umrechnungen verzichten und habe so einen direkteren Signalweg: eine durchaus einleuchtende Argumentation.
Nur übernehmen heute in den allermeisten Fällen aber keine 1-Bit-Delta-Sigma-Converter mehr die A/D- und D/A-Wandlung. Ende des letzten Jahrhunderts galt der 5-Bit-Ring-DAC von dCS noch als klanglich überzeugende Neuerung. Heute arbeiten fast alle Analog-Digital-Wandler mit mehren Bit – meist 5 bis 8 – und einer Abtastrate im Megahertz-Bereich. Danach wird das Signal in DSD oder PCM umgerechnet. Einzige erwähnenswerte Ausnahme ist der diskret aufgebaute 1-Bit-Wandler von Grimm, der aber leider nur einfach DSD (64x oder 2,8MHz) ausgibt. Die Mehrzahl der D/A-Wandler arbeitet ebenfalls mit mehreren Bit und einer hohen Frequenz. Und das heißt, dass sowohl DSD- als auch PCM-Files mit Hilfe unterschiedlicher Algorithmen so umgerechnet werden müssen, dass der Wandler-Chip sie versteht. Der theoretische Vorteil von DSD ist zusammen mit den 1-Bit-Delta-Sigma-Wandlern verschwunden.
Nach der High End 2012 war es Stig Bjørge, der Chef von Lyra, dem japanischen Hersteller von Edel-Tonabnehmern, der mich wieder für das Thema DSD sensibilisierte. Er experimentierte damals schon mit Files und Wiedergabegerätschaften mit vierfacher Frequenz (256x oder 11,3MHz). Die 1-Bit-Dateien mit dieser Abtastrate konnten allerdings weder direkt aufgenommen oder aus analogen Quellen gewandelt werden. Sie ließen sich nur auf rechnerischem Wege aus DSD-Daten niedrigerer Auflösung erstellen. Und das wirft natürlich die Frage auf, ob man D/A-Wandler braucht, die diese Files verarbeiten können. Heute sind wir ein gutes(?) Stück weiter und erklärte DSD-Fans wie der Kollege Dr. David Robinson, Chefredakteur unseres Kooperationspartners Positive Feedback, überspielt gute alte Tonbänder auf vierfach DSD und schwärmt in den höchsten Tönen von die Qualität dieser Files. Dazu verwendet er die Mehrkanal-A/D-Wandler der schweizer Firma Merging Technologies, Horus und Hapi, die Sie hier beschrieben finden, wenn Sie ein wenig nach unten scrollen. Das sind meines Wissens nach momentan die einzigen Wandler, die mit 11,3 Megahertz arbeiten können. Sie geben ihr Signal allerdings nur an Digitale Audio Workstations (DAW), also Computer mit der entsprechenden Software, aus. Merging Technologies hat sich hier mit Pyramix einen Namen gemacht. Aber beim Thema Audio-Software und DSD bin ich grundsätzlich skeptisch. Warum? Dazu muss ich ein wenig weiter ausholen.
Vielleicht erinnern Sie sich an den zweiten Artikel von Hifistatement zum Thema DSD, in dem ausgeführt wurde, dass das Bearbeiten von Ein-Bit-Files wie etwa das Ändern der Lautstärke, Mischen von Signalen oder schlichtes Ein- oder Ausblenden prinzipbedingt nicht möglich ist – außer man rechnet das DSD-File in PCM um und nach dem klanglichen Eingriff dann wieder zurück in DSD? Und ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass die Umrechnungen absolut verlustfrei vor sich gehen. Laut Stephan Hotto, dem Entwickler der MusicScope-Software fügt die Umrechnung dem Signal zumindest Rauschen hinzu. Da eine Software wie Pyramix die Bearbeitung von DSD-Files erlaubt, muss sie auch die Wandlung in PCM unterstützen. Ich möchte meine DSD-Files aber nicht einem Programm anvertrauen, das zumindest bei einigen Bearbeitungsschritten eine Wandlung in PCM und wieder zurück vornimmt. Wer ähnlich denkt und daher Wandler mit einer SDIF-3-Schnittstelle und entsprechende Recorder sucht, die aus dem Datenstrom vom Wandler ein File machen, findet bisher auf dem Markt leider nur Geräte, die maximal DSD-Dateien mit doppelter Frequenz (128x oder 5,6MHz) erzeugen.
Das DSD-Verfahren wurde anfangs übrigens dafür entwickelt, Masterbänder zu digitalisieren und dann in diesem Format zu archivieren. Da brauchte man keine Schnitte und keine Lautstärkeanpassungen mehr. Der Maximalpegel konnte sicher ermittelt und der Wandler entsprechend eingestellt werden: Man verschenkte weder Fremdspannungsabstand noch hatte man Übersteuerungen zu befürchten. Bei Aufnahmen sah das allerdings ganz anders aus. Auch die Nachbearbeitung mit den üblichen Studioeffekten war im DSD-Format nicht möglich. Kein Wunder also, dass Toningenieure DSD schnell ablehnten.
Wer wie ich bei Plattenproduktionen von der Aufnahme bis zum fertigen Master durchgängig analog arbeitet, empfindet den bei DSD notwendigen Verzicht auf jegliche Nachbearbeitung – um eben die Wandlung in PCM zu vermeiden – nicht als Einschränkung. Mit einer kleinen Ausnahme: Will man ein Masterband in DSD-Files wandeln, muss man ebenso wie früher mit dem Cassettenrecorder bei der Hitparade im Radio die Aufnahme ganz genau am Anfang und Ende eines jeden Songs starten respektive stoppen. Bisher habe ich nämlich trotz vielfacher Versuche niemanden gefunden, der verlässlich sagen kann, ob das Beschneiden von DSD-Files am Anfang und Ende – das sogenannte Trimmen – zwingend eine Wandlung in PCM nach sich zieht. Ein geeignetes Werkzeug hierfür wäre Korgs Software AudioGate, die man auf der Korg-Website kostenlos herunterladen kann. Ob beim Trimmen eines Songs mit AudioGate eine zwischenzeitliche Umrechnung in PCM stattfindet, ließ sich – wie gesagt – nicht endgültig klären. Deshalb habe ich bei den meisten auf Hifistatement angebotenen, kostenlosen DSD-Downloads auf eine Nachbearbeitung mit AudioGate verzichtet. Eine Produktion von DSD-Files, die zwischenzeitlich auch nicht partiell in PCM umgerechnet wurden, ist also nur mit viel Aufwand und unter Verzicht auf die Annehmlichkeiten moderner digitaler Manipulationsmöglichkeiten machbar.
Vielleicht sollte ich noch einmal kurz begründen, warum ich eine Umrechnung von DSD in PCM und umgekehrt unbedingt vermeiden will. Wenn man gewohnt ist, bei der Produktion von Schallplatten durchgängig analog zu arbeiten, auch wenn das zum Beispiel allein für ein wenig Hall mit großem Transport- und Kraftaufwand verbunden ist, will man auch bei Musik-Files auf der Ebene bleiben, die man aus klanglichen Gründen für die bessere hält. Alles andere – wie etwa LPs von digitalen Mastern oder DSD-Files aus Hochbit-Dateien – will mir als eine Art Etikettenschwindel erscheinen. Zudem bin ich weder in der Literatur noch in Gesprächen mit Entwicklern oder Toningenieuren auf die Ansicht gestoßen, dass mathematische Manipulationen einer Musikdatei – damit meine ich natürlich kein Mastering im klassischen Sinne auf digitaler Ebene – klangliche Vorteile bringe. Und auch die eigenen Aufnahme- und Produktionserfahrungen haben gezeigt, dass es umso besser – vor allem offener, dynamischer und lebendiger – klingt, je weniger Eingriffe während oder nach der Einspielung vorgenommen werden. Selbst ein simpler Kompressor oder Limiter wirkt sich meines Erachtens nach nachteilig aus. Und das völlig unabhängig davon, ob man analog oder digital arbeitet.
Gehen wir nun aber mal davon aus, dass wir doch eine puristisch erzeugte DSD-Datei auf der Festplatte liegen haben. Wie wird daraus wieder Musik? Erst einmal benötigen wir eine hochwertige Player-Software. Mangels Erfahrung mit Windows-Rechnern beschränke ich mich hier auf Programme, die auf Mac laufen. Mein Favorit war lange Jahre Sonic Studios Amarra. Aber die Version Symphony 3.0, die nun endlich auch DSD-Files verarbeitet, wandelt diese erst einmal in PCM, damit die ins Programm integrierte Raumentzerrung das digitale Signal entsprechend aufbereiten kann. Im mit dem Computer verbundenen DAC werden also beim Einsatz von Amarra statt DSD-Dateien Hochbit-Files gewandelt. Auch wer Computer aus seiner Musikanlage verbannt hat und seine DSD-Dateien beispielsweise an einen Netzwerk-Player des schweizer Digital-Spezialisten Daniel Weiss schickt, hört letztlich PCM, da hier vor der Wandlung eine Umrechnung in Hochbit vorgenommen wird, damit die interne Lautstärkeregelung funktioniert.
Bleiben noch die Programme Audirvana und Pure Music, mit denen sich der DSD-Datenstrom nach dem offenen DoP-Protokoll per USB an den Wandler senden lässt. Auch wenn DoP für „DSD over PCM“ oder in der Langversion „DSD Audio over PCM frames“ steht, werden hier die DSD-Daten nicht in PCM umgerechnet, sondern lediglich in die für den Versand von PCM-Daten über USB festgelegten Rahmen oder frames „gepackt“. Das Verpacken auf Computer- und Entpacken der Daten auf Wandlerseite bedeutet zwar auch wieder zusätzlichen Rechenaufwand, verbraucht damit Prozessorleistung und führt möglicherweise zu minimalen Klangbeeinträchtigungen, ist momentan aber die einzige Möglichkeit, DSD-Daten vom Computer zum Wandler zu schicken. Und auch zwischen Netzwerk-Playern und -Laufwerken werden DSD-Dateien üblicherweise über DoP ausgetauscht. Einen der ersten, wenn nicht den ersten Netzwerk-Player, der DSD direkt über Ethernet empfängt, hat Ayon Audio in Kooperation mit Stream Unlimited in Wien entwickelt. Auf diesem Weg sollen die DSD-Daten verlustfreier als über DoP transportiert werden. Sie sehen also, auch auf dem Weg zum D/A-Wandler hat es das DSD-Signal nicht immer leicht – hier drohen klangliche Beeinträchtigungen, dort sogar die Umrechnung in PCM.
Nehmen wir einmal an, unser DSD-File hat es unbeschadet bis zum Wandler-Chip geschafft. Vieles von dem, was nun passiert, lässt sich nur schlussfolgern oder schlimmstenfalls erahnen, denn die Chip-Hersteller bieten zwar ein wenig Informationsmaterial im Internet an, wenn Kunden aber mehr Fakten über die Bauteile erfahren wollen, müssen sie in vielen Fällen zuvor NDAs – non-disclosure agreements oder Vertraulichkeitserklärungen – unterschreiben. Kein Wunder also, dass auch auf Nachfragen bei angesehenen Wandler-Herstellern die Antworten oft wage bleiben. Schon aus eigenem Interesse – ich habe lange einem Mytek 192-DSD-DAC gehört und auch den Manhattan schätzen gelernt –, wegen seiner großen Verbreitung und weil Kollege Kemper in seinem Test des Sabre erwähnte, dass der ESS Sabre 9018 intern wohl DSD in PCM umrechne und erst dann in Analoge übersetzt, habe ich versucht zu ergründen, wie die weithin geschätzten Wandler-Chips mit DSD umgehen. Beim Mytek – im 192-DSD-DAC kommt der zweitbeste ESS-Chip, der 9016, zum Einsatz – schien die Sache klar zu sein: Auch bei DSD-Files arbeitet die digitale Lautstärkeregelung und das geht nur auf PCM-Ebene. Es liegt also nahe, dass der ESS 9016 das DSD-Signal wirklich in PCM umrechnet und erst dann wieder in Musik verwandelt. Um das zu verifizieren, habe ich wieder mal MusicScope bemühnt und dabei später auch die neue Funktion der Version 1.2.9, die Echtzeitanalyse, ausprobiert. Ein Ayre QA-9 wandelte das Analog-Signal mit 192 Kilohertz und schickte es per USB an das MacBook Pro, um auch analoge Signale sichtbar zu machen.
Aus der obigen Abbildung kann man nur schließen, dass eine DSD-Datei im Sabre in PCM gewandelt wird – sonst wäre ja die Lautstärkeregelung auf digitaler Ebene nicht möglich – und dann wieder in DSD – sonst gäbe es den charakteristischen Rauschanstieg nicht. Nun könnte man ja hoffen, die PCM-Wandlung würde vielleicht nicht stattfinden, wenn man die Pegeleinstellung zum Beispiel im Menü des Mytek deaktiviert. Aber im Block-Diagramm auf der unteren ESS-Seite zum 9018, die hier verlinkt ist, die wir aber aus rechtlichen Gründen nicht einkopiert haben, erkennt man, dass im selben Funktionsblock wie die Lautstärkeregelung auch die DSD-Filterung vorgenommen wird. Wir kommen wohl um die Erkenntnis nicht herum, dass beim Sabre – und wohl auch bei den TI/Burr-Brown-Chips – DSD zumindest zwischendurch einmal in PCM gewandelt wird.
Auch wenn wir uns wohl von der Idee einer von der A/D- bis zur D/A-Wandlung durchgängig im DSD-Format bleibenden Musik-Datei verabschieden müssen, spricht nichts gegen DSD – solange es uns im Vergleich mit einem PCM-File vom selben Master klanglich besser gefällt. Dass selbst von einer CD in DSD hochgerechnete Daten überzeugender klingen können, habe ich schon häufiger mit Rückblick auf den Test des dCS Upsamplers Purcell vor fast 14 Jahren erwähnt. Deswegen begrüße ich auch Projekte wie den Korg DS-DAC 100, der in Kombination mit der mitgelieferten Player-Software alle Dateien vor der Wandlung in DSD umrechnet. Die Kollegen und ich freuen uns auch schon auf den PS Audio DirectStream, der alle Dateien auf zehnfach DSD (56MHz) „upsampled“ und noch in dieser Woche eintreffen soll, und die neue Firmware für den Mytek Manhattan, die ebenfalls ein DSD-Upsampling ermöglicht und wahrscheinlich noch im zweiten Quartal dieses Jahres verfügbar sein wird. Das Thema DSD wird uns wohl noch eine Weile beschäftigen.
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So ein Gehäuse strahlt schon eine Menge Selbstbewusstsein aus: Ein – wie ich finde – ebenso gelungenes wie eigenständiges Design garantiert nach Ansicht seiner Schöpfer den nötigen Wiedererkennungswert – da scheint selbst der Markenname verzichtbar. Aber die Orpheus Phonostufe hat viel mehr zu bieten als ein gefälliges Äußeres, konstruktiv wie klanglich.
Ich bin nicht so zurückhaltend wie die Erbauer der Phonostufe und nenne ganz unverblümt ihren Markennamen: Thrax. Den hatte ich zwar schon häufiger und fast immer immer mit Lobeshymnen verbunden gehört – so setzt auch Rainer Weber, der Entwickler der Kaiser Acoustics Lautsprecher, in seiner Referenzanlage auf Thrax –, aber dies ist von einigen Messebesuchen mal abgesehen die erste Gelegenheit, mich mit einer der feinen Elektronik-Komponenten intensiver auseinanderzusetzen. Chef der im bulgarischen Sophia angesiedelten Firma ist Rumen Artarski, der mir per Skype ein wenig über sich, seine Company und Orpheus – so heißt die Phonostufe – erzählte. Er arbeitete längere Zeit in England als Toningenieur und kam wie so viele Firmengründer in der Hifi-Szene aus Unzufriedenheit mit den angebotenen Geräten dazu, selbst in die Entwicklung und Fertigung einzusteigen. Er tat das mit der ihm eigenen Konsequenz: Als ihm die Oberflächenqualität der von seinen Zulieferern produzieren Gehäuseteile nicht genügte, investierte er kurzerhand in eine eigene CNC-Maschine. Denn die Chassis seiner Verstärker und Wandler sollten wie aus dem Vollen gefräst wirken. Sie kommen ohne sichtbare Schrauben aus und sind dennoch aus einer Reihe von Teilen zusammengesetzt, die mit einer enorm hohen Fertigungsqualität hergestellt werden müssen, damit alles wie aus einem Guss wirkt.
Doch deutlich wichtiger als die ansprechende Gestaltung ist die Firmenphilosophie: Rumen Artarski und sein zehnköpfiges Team, in dem einzelne Modelle komplett von ein und derselben Person hergestellt werden, beziehen sich auf bewährte Konzepte zum Beispiel von Shishido San (Wavac) und Kondo San (Audio Note Japan), die sie weiterentwickeln und mit den jetzigen technischen Möglichkeiten umsetzen. Kein Wunder also, das Trioden-Schaltungen bei Thrax das Mittel der Wahl sind und man auch nicht vor dem kostenintensiven Einsatz von hochwertigen Übertragern zurückschreckt. Selbst die Hybrid-Endstufe namens Heros schickt ihre 100 Transistor-Watt über einen Ausgangstransformator an die Lautsprecher. Dabei zählt Thrax aber erfreulicherweise nicht zu den in unserer Branche gar nicht so selten anzutreffenden Herstellern, die einen speziellen Aspekt in das Zentrum ihrer Bemühungen stellen – wie etwa Röhrenschaltungen, die Energieversorgung oder die Kontrolle von Vibrationen – und darüber die andere vernachlässigen: Ein Thrax-Verstärker ist eine ganzheitliche Lösung.
So auch der Orpheus, der über drei Eingänge verfügt: zwei mit Cinch-Buchsen und einen mit XLR-Anschlüssen. Jeder Eingang lässt sich für MM- respektive MC-Systeme konfigurieren. Bei letzteren hat man noch die Wahl zwischen Low- und High-Output-Typen. Bei einem EMT-Derivat mit einer Ausgangsspannung von etwa einem Millivolt bei einer Schnelle von fünf Zentimetern pro Sekunde beispielsweise empfiehlt Rumen Artarski die High-Einstellung. Hier liegt der Abschlusswiderstand dann auch bei 200 Ohm, während es bei der Low-Anpassung mit einer Gesamtverstärkung von 62 Dezibel 50 Ohm sind. Bei MCs erfolgt die erste „Verstärkung“ in Step-Up-Transformatoren von Lundahl. Hier können ganz nach den Bedürfnissen des Kunden für Tonabnehmer mit sehr geringer Ausgangsspannung aber auch Übertrager mit einem höheren Übersetzungsverhältnis bestellt werden – der Orpheus ist modular aufgebaut und daher sind individuellen Wünschen wenig Grenzen gesetzt.
Weiter geht es mit der ersten aktiven Stufe: Hier sorgen als Trioden beschaltete Siemens D3a Poströhren mit einer Lebenserwartung von etwa 10000 Stunden für eine 60-fache Verstärkung. Sie werden aus einer Konstantstromquelle gespeist. Weiter geht es mit einer passiven RIAA-Entzerrung in einer LCR-Schaltung mit Mu-Metall gekapselten Spulen aus OFC-Kupferdraht von Sowter und Bienenwachs imprägnierten Papierkondensatoren. Die Ausgangsstufe bilden zwei russische 6s4p, für deren Spannungsversorgung Shunt- oder Querregler zum Einsatz kommen. Das Signal wird dann über eindrucksvolle, gekapselte Übertrager ausgekoppelt. Das Netzteil arbeitet mit einem mächtigen Ringkerntransformator, einer 6z4p Gleichrichterröhre, vibrationsunempfindlichen Ölpapier-Kondensatoren in Militär-Qualität und einer Drosselspule.
Für die Cinch-Eingänge gibt es noch Erdungsschalter, um bei komplexeren Analog-Installationen Brummschleifen zu vermeiden. Deren Einstellungen werden ebenso wie die Wahl der absoluten Phase und der Eingänge von einem Mikroprozessor gesteuert. Für die Eingangsumschaltung kommen vakuumgekapselte Relais zum Einsatz, die sich durch ihre Langlebigkeit und ihre klanglichen Eigenschaften auszeichnen sollen. Die Frontplatte sowie die Rücken- und Seitenteile unterschiedlicher Stärke bilden eine resonanzarme Ringstruktur. An der rechten Seitenwand sind die Netzteilkomponenten montiert, an der linken die Ausgangstransformatoren. Die Hauptplatine wird von zwei semi-flexiblen Stäben gehalten, die mit den Seitenwänden verschraubt ist. Zwischen diesen Stäben und der Platine mitsamt dem Kühlkörper für die Spannungsregler befinden sich Silikon-Elemente, die ebenfalls der Vibrationsminderung dienen und Mikrofonie-Effekte unterdrücken sollen. Selbst um die Ankopplung an die Stellfläche machte sich Thrax Gedanken: Die Karbon dotierten Plastikfüße werden durch flexible Kunststoffschrauben mit der Bodenplatte verbunden.
Daher nimmt der Orpheus auch ohne jegliche Spezialfüße seinen Platz auf der Rack-Ebene direkt unter dem Plattenspieler ein. Es ist schon eine Freude, gleich zwei – oder, wenn gerade ein Plattenspieler zum Testen bereitsteht, auch drei – Tonarme respektive Tonabnehmer anschließen zu können und ohne jegliches Umstecken per Knopfdruck zwischen ihnen wählen zu können. So viel Komfort bin ich von Einsteins puristischem The Turntable's Choice einfach nicht gewöhnt. Nach langer Zeit habe ich mal wieder einen Testklassiker hervorgekramt und aufgelegt: das Concierto Andaluz von Joaquin Rodrigo mit den vier Los Romeros an den Gitarren und der Academy of St. Martins-in-the-Fields unter Neville Marriner als Speakers-Corner-Reissue. Die sehr detailreiche, lebendige und durch ihre präzise Bühnenillusion faszinierende Scheibe lässt schon über den Einstein absolut keine Wünsche offen. Die Instrumentengruppen sind klar umrissen, die einzelnen Gitarren sind gut zu differenzieren, und man kann recht tief in den Aufnahmeraum hineinhören. Bläser- und Streichereinsätze kommen mit Macht, und Orchester und Solisten schillern farbig: ein Erlebnis!
Daran ändert sich auch nichts, wenn statt des Einstein der Orpheus die Aufbereitung der feinen Signale des Lyra Olympos übernimmt. Die beiden Phonostufen unterscheiden sich nicht grundlegend voneinander – zumindest während der ersten Minuten des Vergleichs. Es wird zwar sofort deutlich, dass der Thrax das hohe Niveau des Einstein locker erreicht, wenn nicht übertrifft. Aber er besitzt keine ohrenfällige Paradedisziplin, keinen superfetten Bass, keinen ausufernden Raum und auch keine nie zuvor gehörte Detailfülle – und das ist gut so. Heißt es nämlich nichts anderes, als dass der Orpheus ohne Effekthascherei agiert und in sich stimmig und geschlossen spielt.
Bei der Plattenauswahl erlaube ich mir noch ein wenig Nostalgie und greife zu Dave Grusins Mountain Dance: „Rag Bag“ ist alles andere als ein audiophiles Teststück, mit der sich beispielsweise die Natürlichkeit akustischer Instrument beurteilen ließe. Hier brodeln ungemein funky eine elektrischer Bass und eine Gitarre mit einigen Synthis um die Wette. Die wenigen nicht elektrifizierten Klänge kommen von Flügel und Schlagwerk. Das Ganze wurde mehrkanalig mit den entsprechenden Studioeffekten produziert – und macht riesig Spaß. Und ja, es bringt auch einige Erkenntnisse bei der Beurteilung der Phonostufen: Im blubbernden Gebräu differenziert der Thrax die einzelnen Instrumente ein Stückchen besser, er bietet mehr Durchhörbarkeit. Auch die ein oder andere Hallfahne ist mit seiner Hilfe länger nachzuverfolgen. Die Scheibe, die so gar nicht ins Beuteschema des kunstsinnigen High-End-Fans passt, macht deutlich, dass der Orpheus in so gut wie allen Disziplinen ein klein wenig mehr zu bieten hat als der Einstein. Aber die Qualitäten erschließen sich nicht in einem schnellen A/B-Vergleich, sondern bei etwas längerem Hören.
Ich konnte der Versuchung nicht widerstehen, dank der einfachen Umschaltmöglichkeit das Brinkmann-EMT einmal im direkten Vergleich zum Lyra zu hören. Ich muss zugeben, dass ich die erdverbunden ehrliche, bassstarke Spielweise des EMT, dessen verschiedene Varianten mich in meiner Hifi-Vita über Jahrzehnte begleiteten, noch immer schätze. Mag sein, dass bei einigen Phonostufen allein die hohe Ausgangsspannung des altbewährten Generators schon für die Illusion einer höheren Dynamik sorgt, aber in dieser Disziplin hat das EMT für meinen Geschmack eben das gewisse Etwas. Der Lautstärkevorteil kommt beim Thrax allerdings nicht zum Tragen, wenn das Lyra mit der hohen Verstärkung betrieben wird und beim EMT wie von Rumen Artarski empfohlen der Schalter auf „LOW“ steht. So kommt es, wie es in dieser Konfiguration kommen musste: Das EMT vermag seine Vorzüge hier nicht zur Geltung zu bringen fällt gegenüber dem mehrfach teureren Olympos klanglich ab. Egal, ob es an der Nivellierung des Lautstärkeunterschiedes oder an der für einen Tonabnehmer mit einem Innenwiderstand von etwa 30 Ohm recht hohen Eingangsimpedanz des Thrax liegt: Die Kombination des Orpheus mit dem EMT ist meines Erachtens nicht gerade ideal. Also zurück zum Lyra.
Ich lasse nun also wirklich jegliches hektisches Vergleichen und stattdessen einige wohlbekannte Scheiben in Ruhe auf mich wirken: Und so beginne ich bei Codona 2 statt mit dem üblichen „Malinye“ mit dem ersten Song der Seite, „Que Faser“, und schwelge in den vielfältigen, kräftigen Klangfarben und dem von Martin Wieland im Tonstudio Bauer geschaffenen virtuellen Raum. Spätestens bei „Malinye“ wird mir klar, dass der Thrax minimal wärmere Farben zur Geltung bringt als beispielsweise der Einstein. Das ist aber alles andere als die typische Färbung, die man Röhrenkomponenten gemeinhin nachsagt. Die Klangbilder des Orpheus besitzen einfach eine etwas andere Farbtemperatur als die des Einstein – müßig, darüber zu streiten was nun richtiger oder natürlicher ist. Ich kann nur feststellen, dass ich mit dem Orpheus auch eigentlich viel zu oft gehörte Songs wieder intensiv genießen kann. Dazu trägt ganz gewiss auch der von technischen Artfakten nahezu freie Fluss der Musik bei. Das schönste dabei: Trotz der entspannten Spielweise wirken die alten Testscheiben über den Thrax wieder spannend.
Dann gönne ich mir noch Holsts Planeten als japanisches Stereo-Laboratory-Reissue: Schon der Einstieg mit „Mars“ strotzt vor Dramatik. Die Streicher und Bläser kommen mit Biss, ohne falsche Schärfe, die Pauken dräuen tief und der riesige Raum atmet. Die packenden Rhythmik erlaubt kein regungsloses Stillsitzen. Einfach großartig. Je länger ich den Orpheus höre, desto deutlicher wird, dass er in jeder einzelnen Disziplin ein wenig mehr zu bieten hat als der Einstein. Dabei sind die großartigen Leistungen des Thrax in allen Bereichen auf demselben extrem hohen Niveau. Und das macht ihn so ungeheuer gut und stimmig.
PS: Ich habe natürlich auch noch einmal Einsteins The Pickup mit dem Orpheus gehört: Auch in dieser Kombination konnte der Thrax seine enormen Fähigkeiten voll zur Geltung bringen. Ironischerweise war hier der Abstand zu den Leistungen von Einsteins The Turntable's Choice sogar noch ein wenig beeindruckender als beim Lyra Olympos.
Gehört mit
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Plattenspieler | Brinkmann LaGrange mit Röhrennetzteil, LumenWhite Mystere |
Tonarm | AMG Viella 12‟, Thales Simplicity, SME V |
Tonabnehmer | Einstein The Pickup, Lyra Olympos, Brinkmann EMT ti |
Phonostufe | Einstein The Turntable’s Choice |
Vorverstärker | Einstein The Preamp |
Endstufe | Ayon Epsilon mit KT 150 |
Lautsprecher | LumenWhite DiamondLight Monitors |
Kabel | Precision Interface Technology, Sunwire Reference, HMS Gran Finale Jubilee, Audioplan Powercord S, Audioquest, Swiss Cables Reference, Goebel High End Lacorde Statement |
Zubehör | PS Audio Power Plant Premier, Clearaudio Matrix, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Finite Elemente Pagode Master Reference Heavy Duty und Cerabase, Harmonix Real Focus |
Herstellerangaben
Phonovorverstärker Thrax
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Röhrenbestückung | 2 x D3a, 2 x 6C4П (Verstärkung) 1 х 6Ц4П (Gleichrichtung) |
Eingänge | 2 x Chinch, 1 x XLR |
Ausgänge | 1 x Chinch, 1 x XLR |
Leistungsaufnahme | 50 Watt |
Abmessungen (B/H/T) | 432/120/400 mm |
Gewicht | 15 kg |
Preis | 16200 Euro |
Vertrieb
WOD-Audio - Werner Obst Datentechnik
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Anschrift | Westendstr. 1a
61130 Nidderau |
Telefon | +49 6187 900077 |
info@wodaudio.de | |
Web | www.wodaudio.de |
Bei der Vorstellung des kleinen, ebenso hilfreichen wie erschwinglichen und daher sehr empfehlenswerten Programms haben wir nur schlicht hochgerechnete und damit schlecht gefälschte Hochbit-Musik-Dateien gezeigt. Hier lernen Sie auch Fakes kennen, bei denen sich die Fälscher etwas mehr Mühe gegeben haben.
Da sich der Markt für Downloads von Musik-Dateien im Hochbit oder DSD-Format in den letzten Jahren ausgesprochen positiv entwickelt hat, wird es zunehmend verlockender, Files in simpler CD-Qualität auf audiophil umzufrisieren. Der Grund dafür muss gar nicht allein in kriminellem Profitstreben bestehen, sondern könnte auch schlicht der sein, dass gerade in der Anfangszeit der digitalen Musikproduktion 16/44,1 für das allein seligmachende Format gehalten wurde – wobei wir lieber nicht genau nachfragen, wie viele der versprochenen 16 Bit die Wandler der frühen Digitalära wirklich verarbeiten konnten, sei es nun in Richtung analog-digital oder umgekehrt. Etwas später kamen dann die DAT-Recorder mit 48 Kilohertz und – klanglich deutlich wichtiger – 24 Bit. Aber wie gesagt, es gab eine Zeit, in der größtenteils mit nur 16/44,1 produziert wurde. Und schon aus diesem Grund ist eine gewisse Skepsis bei HighRes-Files angebracht. Aber mit MusicScope ist es ja eine Sachen von Minuten, sich über die Fakten einer Musik-Datei Gewissheit zu verschaffen. In der Version 1.2.3 ist es sogar möglich, eine ganzes Album in eine Playlist zu laden, die dann vom Programm abgearbeitet wird. Die Analysen in Schrift und Bild werden dann, wenn gewünscht, für jeden Titel einzeln oder im Textmodus auch für die gesamte Playlist automatisch gespeichert.
Ich hatte Christoph Stickel, den Mastering-Ingenieur, mit dem ich sowohl MPS- als auch Triple-A- und sommelier du son-Alben bearbeitet hatte, gefragt, ob er eine Möglichkeit sehe, das MusicScope auszutricksen. Er schlug vor, eine Datei erst in ein DSD-File und dieses dann in Hochbit zu wandeln. So müsste das Rauschen über dem Nutzsignal sichtbare Spuren in den höheren Regionen des Frequenzspektrum hinterlassen, die zumindest auf den ersten Blick für Informationen im Hochtonbereich gehalten werden könnten. Gesagt, getan: Als Ausgangsmaterial dient die aiff-Datei „No Cross – No Crown“ aus Inga Rumpfs Album White Horses.
Die 16/44,1-Datei habe ich dann mit dem Weiss Sample Rate Converter, den ich Ihnen an dieser Stelle vor einiger Zeit vorstellte, ins DSD Format konvertiert. Oberhalb von 22 Kilohertz findet sich das durch Noise Shaping in diesen Bereich verschobene Quantisierungsrauschen, es sind durch die Wandlung in DSD also nun auch Frequenzen oberhalb des CD-Frequenzspektrum vorhanden.
Wir haben jetzt also aus der Musikdatei mit einer Abtastrate von 44,1 Kilohertz eine solche erzeugt, die bei auch auch oberhalb von 22,05 Kilohertz noch Signalanteile vorhanden sind. Auch wenn das keine Musikinformationen sind, könnten sie helfen, eine schlichte Datei von CD-Qualität bei der Betrachtung mit MusicScope wie ein File mit höherer Auflösung aussehen zu lassen. Daher wandle ich die DSD-Datei in PCM zurück, Ziel sind diesmal 24 Bit und 192 Kilohertz.
Hier hat sich, wie das obige Bild zeigt, der Aufwand nicht gelohnt. Das Fake ist klar zu erkennen. Aber es gibt in Studios ja noch reale oder in Digital Audio Workstations (DAW) virtuelle Obertongeneratoren. Mit letzterem hat Stephan Hotto, der Entwickler von MusicScope, sich einmal Eric Claptons Version von „Cocaine“ vorgenommen.
Dass er sich dieses File für unser Experiment aussuchte, hat natürlich einen Grund, den ich aber lieber später nennen möchte. Er hat für seine Fälschung die oben dargestellte Datei mit einem Upsampler auf 24 Bit und 96 Kilohertz hochgerechnet, was selbstverständlich von MusicScope eindeutig als dreistes Fake entlarvt wird.
In einem zweiten Schritt hat Stephan Hotto dann die hochgerechnete Datei ohne Signalanteile oberhalb von 22 Kilohertz in Cubase geladen und dort das Maximizer VST-PlugIn aktiviert. Damit lassen sich gradzahlige und ungradzahlige Oberwellen generieren. Deren Intensität wurde so gewählt, dass die Manipulation so gut wie nicht zu hören ist. Auch diese Datei wurde mit MusicScope analysiert.
Noch einmal zurück zu der Frage, warum Stephan Hotto gerade „Cocaine“ ausgewählt hat: Er hat die unten dargestellte Hochbit-Version dieses Songs erworben und natürlich mit seinem Programm analysiert.
Damit wir nicht in allzu düsterer Stimmung schließen, appelliere ich an Ihren Erfindungsreichtum: Wer aus einer 16/44,1-Datei ein HighRes-Fake bastelt, dass Stephan Hotto und ich nicht entlarven können und uns die Gebrauchsanweisung dafür überlässt, darf sich eine garantiert nicht manipulierte sommelier du son-LP aussuchen. Insgesamt stellen wir drei LPs zur Verfügung. Ebenso viele Lizenzen für MusicScope legt XiVero noch obendrauf. Wir sind auf Ihre Resultate gespannt.
PS: MusicScope wird uns wohl auch noch weiterhin beschäftigen. Nachdem dieser Artikel fertiggestellt wurde, erschien eine Version, die auch auch Analysen in Echtzeit erlaubt. Wir sind gespannt, wie es weitergeht…
Gehört mit
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Computer | MacBook Pro 2,2 GHz, 16GB, OS X Yosemite 10.10.1 |
Audioplayer | Amarra Symphony 2.6, Pure Music 2.0.2 |
CD-Laufwerk | Wadia WT3200 |
D/A-Wandler | Mytek Manhattan |
Sample Rate Converter | |
Vorverstärker | Einstein The Preamp |
Endstufe | Ayon Epsilon mit KT 150, MSB Technology Platinum M203 |
Lautsprecher | Audiomachina Maestro GSE, LumenWhite DiamondLight |
Kabel | Sunwire Reference, HMS Gran Finale Jubilee, Audioplan Powercord S, Audioquest, Swiss Cables Reference, Goebel High End Lacorde |
Zubehör | PS Audio Power Plant Premier, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Acapella Basen, Acoustic System Resonatoren, Finite Elemente Pagode Master Reference Heavy Duty und Cerabase, Harmonix Real Focus |
Hersteller
XiVero GmbH
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Anschrift | Schiessstraße 43 D-40549 Düsseldorf |
Telefon | +49 1578 6796782 |
info@xivero.com | |
Web | www.xivero.com |
„Perfektion ist nicht dann erreicht, wenn man nichts mehr hinzufügen, sondern nichts mehr weglassen kann“. Hätte der Autor Antoine de Saint-Exupéry, dem das Zitat zugeschrieben wird, mein aktuelles Testgerät Aurender X-725 erlebt, so würde er es wohl als Vollkommen charakterisieren.
Das Design signalisiert Purismus pur. Nur ein Drehknopf ziert neben dem Infrarotempfänger die Front – und dieser Lautstärkeregler gibt auch einen Hinweis auf die Bestimmung dieser Komponente innerhalb des Portfolios des südkoreanischen Hersteller: Als Wandler/Verstärkerkombination ergänzt der X-725 die Musikserver Produktfamilie, deren vornehmliche Aufgabe die Archivierung und Bereitstellung von Musikdateien ist. Die Server X-100, W 20 und S10 brillierten bereits in den Hörräumen der Hifistatment-Kollegen, aber bisher waren sie immer auf passende D/A Wandler und eine adäquate Verstärkung angewiesen. Diese Lücke schließt der X-725. Insbesondere Aurenders X-100 L bietet sich mit seinen identischen Grundmaßen als kongenialer Partner an. Vereint wird das Duo als X-PAC bezeichnet, versprochen wird ein hochklassiges einfach bedienbares digitales Musiksystem.
Folgerichtig stellte uns der deutsche Statthalter des Herstellers beide Geräte für den Test zur Verfügung – obwohl der Zwillingsbruder X-100 S bereits meinen Kollegen Jürgen Saile überzeugen konnte. Die Rückseite des auffällig gut verarbeitet Aluminiumgehäuse erweist sich als ähnlich asketisch wie die Front: Ein USB-Anschluss und ein Optical SPDIF reichen als Eingänge, ausgangsseitig bieten Cardas Speaker Polklemmen einem Paar Lautsprecher sicheren Kontakt. Vervollständigt wird der aufgeräumte Rücken durch eine Kaltgeräte-Netzbuchse und einen „harten“ Netzschalter. Analoge Eingänge, ein Kopfhöreranschluss? Fehlanzeige, aber erinnern wir uns an das oben genannte Zitat von de Saint-Exupéry.
Angedeutete Kühlrippen dienen wie bei dem Server X-100 als Seitenteile, eine großflächige Kühlung die auch im forcierten Betrieb bestenfalls handwarm wird. Zudem dokumentiert ein Blick auf die stabile Unterseite samt ihren mit Kork gefüllten vibrationshemmenden Füssen die Sorgfalt bei der Ausführung. Gradlinig präsentiert sich das Innenleben. Netzteil, Class-D Schaltverstärker, Wandlersektion und der digitale Lautstärkeregler, der von einer LED-Einheit umgeben wird, füllen getrennt nach Baugruppen in Reih und Glied den Korpus. Apropos LED-Einheit: Hinterleuchtet sie den Potiknopf blau dann ist der USB Eingang aktiv, den Wechsel zum optischen Eingang signalisiert sie mit der Farbe grün.
Die Reduktion auf das Wesentliche setzt sich bei der beiliegenden Fernbedienung fort – lediglich sieben Taster bevölkern die schmale Kontrolleinheit, einer davon dient als weicher Ein- und Ausschalter. Allerdings wird das X-PAC und damit auch der X-725 bevorzugt über die kostenlose Aurender App (Apple und Android) gesteuert. Ein Tool, das umfänglich überzeugen kann. Sowohl bei der Inbetriebnahme, als auch im täglichen Gebrauch beeindruckt die App mit einem benutzerfreundlichen, komfortablen Auftritt, der zudem nicht mit Informationen und Optionen geizt. Wobei im Mittelpunkt der Anwendung naturgemäß die Bedienung des Musikservers steht. Und so ist die Montage der Kabelschuhe des Lautsprecherkabel fast schon die aufwendigste Verrichtung bei der Installation. Der Server verlangt nach einem LAN-Kabel, um mit dem Netzwerk und der Aussenwelt (WorldWideWeb) Kontakt aufzunehmen, die Verbindung zum Wandler/Verstärker stellt ein USB-Kabel her. Nach der Eingabe eines Passwords ist der Server im Netzwerk integriert und dem Übertragen von Musikdateien steht nichts mehr im Wege. Welcher Art die Dateien sind, ist dabei unerheblich, da die gängigen Formate, einschließlich DSD128, ohne Einschränkungen abgespielt werden. Doch dann heißt es sich ein wenig zu gedulden, die Kombination schätzt ein paar Stunden Einspielzeit.
Das Haus ist leer, keine Nachbarn die sich beschweren können, wenn George Duke ein wenig lauter erklingt. „Look What We Wtarted Now“ vom Album Illusions bringt die Lautsprecher schnell auf Betriebstemperatur. Knorrig und tief der Bass, klar und gleichzeitig durchscheinend die Hochtonauflösung, dabei eine Volumenstellung weit jenseits der Zimmerlautstärke – das geht ja gut los. Einer meiner aktuellen Musikanschaffungen ist eine neue Einspielung der Carmina Burana – eigentlich ein todgedudeltes Werk – von Jos van Immersiel. Aber der Holländer schafft es, dem Klassik-Hit neues Leben einzuhauchen. Explosiv in den Fortissimo Passagen, anrührend in den ruhigen Auszügen.
Die Frischzellenkur wird mit Aurenders X-725 bestens erlebbar: Detailliert werden die Streicher in Szene gesetzt, das üppige Blech strahlt und die Solisten stehen körperhaft vor dem Chor. Die räumliche Darstellung öffnet sich nicht unendlich nach hinten, sondern besticht mehr durch Breite, Stabilität sowie Präzision. Auch bringen die komplexen Chorpassagen und die großen Pauken den kompakten Verstärker nicht ins trudeln. Erika Stucky mit Ihrer Deutung des New Wave Klassiker „Roxanne“ und Camille mit dem Album Ilo Veyou füllen nun die Playlist. Souverän ohne einen Anflug von Schönfärberei das Ergebnis. Der nachfolgende Vergleich zweier Dateien mit gleichem musikalischen Inhalt, aber unterschiedlicher Auflösung drängt förmlich das oft bemüht das Bild des sich öffnenden Vorhang auf. Alles wird feiner, deutlicher aber auch gelassener.
Wer seine musikalischen Schätze auf einem Mac-Rechner verwahrt, verfügt über die Möglichkeit, eine funktionierende Allianz zum X-725 zu schmieden. In seinen Einstellung wird der DAC als potentielle Tonausgabe Möglichkeit erkannt. Windows Nutzer bleibt dieser Weg mangels Treiber verschlossen. Installiert ist auf dem angeschlossene MacBook das Programm J. River Media Center, mit dem der Apple von Flac bis DSD so ziemlich alles abspielen kann, was so auf der Festplatte / im Netzwerk liegt. „Good Time Charlies´s Got The Nlues“ von Holly Cole Album Night eröffnet den Reigen. Im Direct Stream Digital Format klingt der allerdings Track ein wenig fad. Der Esprit, den die kanadische Jazz Sängerin normalerweise versprüht, scheint irgendwie verloren gegangen zu sein. Ein Eindruck, der sich bei den nachfolgenden Musiktitel verfestigt. Aber dass das Notebook als digitale Quelle hier die Wiedergabe limitiert, wird deutlich, sobald X-725 und X-100 wieder als X-PAC vereint sind. Praktisch alle Parameter verbessern sich: Auflösung, Rhythmus, Räumlichkeit, Körper, kurz die Seele der Musik kehrt zurück.
Ganz ähnlich die Eindrücke, als ein etwas betagtes Teac-Laufwerk via Lichtleiter verbunden wird. Bekannte Defizite des Zuspielers werden fortan ungeschminkt durch den X-725 offeriert. Und so gerät Diana Kralls famose Interpretation von Joni Mitchells Song „A Case Of You“ fast ein wenig harsch – der X-100 als Quelle kann das um Längen besser. Das Resultat dieser Gegenüberstellung vervollständigt die bisherigen Wahrnehmungen: Sehr ehrlich verarbeitet die Wandler/Verstärkerkombination Aurender X-725 die angebotene digitale Kost, je besser sie dargeboten wird, desto trefflicher bedient er die angeschlossen Schallwandler. Ist er perfekt? In Kombination mit Aurender X-100 sicher ganz nah dran.
Gehört mit
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Computer Audio | Aurender X 100, Apple MacBook mit J. River, Media Center 20 Mac |
Steuerung | Aurender App (iPad / Android Beta Version), J. River Media Center, iPad |
Lautsprecher | Audio Physic Sitara 25+ |
Netzaufbereitung | Furman Elite-16 Power Factor E i |
Kabel | Monster Cable LAN, Audioquest USB-Kabel A > B, Naim Audio Lautsprecherkabel, Netzleiste Music Line |
Möbel | Phonosophie Tripod |
Herstellerangaben
Aurender X-725
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Typ | Wandler & Verstärker |
Digitale Eingänge | USB 2.0, S/PDIF Toslink (Lichtleiter) |
Ausgänge | Lautsprecherklemme |
Auflösung/Datenstrom | PCM bis 192 kHz / 24Bit, DSD64, DSD128 Nativ |
Audioformate | AIFF, ALAC, DIFF, DSF, FLAC, MP3, WAV, WV, WMA |
Ausgangsleistung | 100 Watt pro Kanal an 8 Ohm (THD+N 0,01%) |
Abmessungen (H/B/T) | 215/250/355mm |
Gewicht | ca. 4,7 kg |
Preis | 2790 Euro |
Lieferumfang | Fernbedienung, USB Kabel, Netzkabel |
Vertrieb
Hörgenuss für Audiophile
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Anschrift | Fichardstr. 56 60322 Frankfurt |
Telefon | +49 69 40326292 |
Fax | +49 69 40326293 |
info@hgfa.de | |
Web | www.hgfa.de |
Als amerikanischer Hersteller hochwertiger Audio Kabel hat Kubala-Sosna Research seit Jahren ein exzellentes Image. Ich habe mir die aktuellen digitalen AES/EBU und S/PDIF Koax-Kabel genau angehört.
Diese Art Audio-Verbindungen benötigt jeder, der ein CD-Laufwerk, einen Streamer oder einen Music-Server mit einem externen Digital-Analog-Wandler verbinden will. Nun habe ich beim Thema HiFi-Kabel immer ein ziemlich ungutes Gefühl. Kabel, damit meine ich sowohl Audio-Verbindungen als auch Netz-Leitungen, sind mir nicht geheuer. Es geht mir da wie vielen anderen. Die technischen Kriterien, die der jeweilige Hersteller für seine Entwicklung anführt, erschließen sich mir nicht, sind irgendeine Theorie. Andere Hersteller haben andere Theorien, genauso schlüssig oder ebennicht. Dennoch weiß ich aus etlichen Versuchen: Es gibt klanglich erhebliche Unterschiede bei jeder Art von Verbindungen. Hinzu kommt: Die Kabel-Preise sind oftmals horrend. Dennoch liegen die Klanggewinne durch sie häufig in Größenordnungen, die ich mit dem Austausch eines Gerätes für einen ähnlichen Geldbetrag nicht zu erreichen wüsste. Insofern wäre die Investition ins Kabel zu rechtfertigen, solange es um den klanglichen Mehrwert in der Audio-Kette geht. Dennoch habe ich reichlich Skrupel. Denn erfahrungsgemäß sind diese musikalischen Gewinne beim Austausch der verbundenen Komponente nicht immer beständig. Kabel wirken sich auch kompensatorisch aus. Dies bedeutet für mich prinzipiell: Die Reihenfolge eines Anlagen-Aufbaus sollte erstens mit der akustisch sinnvollen Ausstattung des Raumes beginnen. Dann sollte die Auswahl der Geräte erfolgen. Diese Reihenfolge lässt sich auch tauschen. Aber erst nachdem die Geräte ausgewählt und die Raumakustik entsprechend optimiert ist, sollte das Thema Kabel anstehen. Durch deren richtige Wahl lässt sich dann stets ein erheblicher musikalischer Gewinn erzielen. Dies betrifft Netzkabel ebenso wie Audiokabel. Diese Theorie ist schön und einfach, trifft aber nur ins Schwarze, wenn man anschließend sein weiteres HiFi-Budget ausschließlich in LPs, CDs, HighRes-Files oder andere Arten von Quellmaterial investiert. Wer Geräte tauscht, muss auch seine vorhandenen Kabel als gegebene Größe bei der klanglichen Beurteilung der neuen Komponente mit einbeziehen oder neu hinterfragen.
Während ich bereit bin, für eine neue Audio-Komponente aus Begeisterung für das Gerät gerne einige große Geldscheine zu investieren, so steht bei Kabeln eine mentale Hürde im Weg. Kabel stellen einfach wenig dar, haben selten etwas sichtbar Ansprechendes und werden außer zum Entstauben kaum angefasst. Bei Kubala-Sosna Research Produkten habe ich diesen Vorbehalt natürlich auch. Wenn ich sie in die Hand nehme, so ist die Verarbeitung sehr sauber. Teilweise und mit zunehmendem Preis sind sie sehr massiv und eindrucksvoll gefertigt. Aber die entsprechenden Preise erschließen sich mir optisch oder haptisch nicht.
Warum also beschäftige ich mich dann überhaupt mit diesen amerikanischen Kabeln? Ganz ehrlich? Weil ich Joe Kubala sympathisch finde und er mich neugierig gemacht hat. Gar nicht so weit von Gröbenzell, dem Firmensitz von Hifistatement unweit von München, gibt es ein ur-bayrisches Lokal. Dorthin gehen Dirk Sommer und seine Hifistatement Mitarbeiter gerne mal an einen Abend nach getaner Arbeit während der Highend, um abzuschalten und sich was Gutes zu tun in Form von zünftiger bayrischer Küche und bayrischem Bier. Und offenbar denken nicht nur wir so. In den zwei letzten Jahren trafen wir dort auch zufällig Werner Obst, Chef von WOD Audio mit seinem Messeteam. WOD ist in Deutschland für den Vertrieb der Kubala-Sosna-Produkte zuständig. Auch Joe Kubala war während der Highend bei WOD Audio anwesend und somit auch beim „Haderegger“. Als die WOD Leute irgendwann heim wollten ins Hotel, kam Joe an unseren Tisch und mischte sich höflich in unser Gespräch, das ab dem Zeitpunkt auf Englisch weiter lief. Er ist ein ruhiger, freundlicher Kerl, der lustige Geschichten zu erzählen weiß. Die spielen überwiegend im HiFi-Milieu. Klar, dass man da auch auf seine Sachen zu sprechen kommt. Und so erzähle er auch einige Stories von Veranstaltungen weltweit, bei denen seine Kabel eine Rolle spielten. Auffällig war, dass er es vermied, hochtrabend von seinen Produkten zu schwärmen. Seine Geschichten waren an keiner Stelle angeberisch, aber dafür umso lustiger. Das kenne ich von vielen Leuten in der Branche ganz anders. Ich gebe zu, dass gerade das bescheidenes Auftreten mich neugierig macht. Deshalb sprach ich vor einigen Monaten Werner Obst wegen eines Kubala-Sosna Kabeltests an.
Stellt sich die Frage, warum ich mir ausgerechnet digitale AES/EBU und koaxiale S/PDIF Verbindungen ausgesucht habe. Dafür habe ich drei Gründe:
1. Weil es unkompliziert ist, diese zu testen (dachte ich). Denn sie werden nur an einer Stelle in meiner Anlage benötigt. Bei analogen Gerätekabeln und Lautsprecherleitungen benötige ich in meiner Anlagen-Konfiguration jeweils mehrere. Bei Geräte-Verbindungen können die Effekte aus kompensatorischen Gründen unterschiedlich sein. Das erschwert eine für Sie als Leser nachvollziehbare Aussage.
2. Sie können den Test mit diesen oder auch anderen Kabeln selber problemlos nachvollziehen. Dies gilt auch für die neuen USB-Kabel von Kubala-Sosna-Research. Die wären hoch interessant gewesen und hätten vielleicht eine noch breitere Leserschaft angesprochen. Denn nicht jeder benötigt in seiner Anlage eine S/PDIF- oder AES/EBU-Verbindung. Aber die USB-Leitungen sind noch nicht verfügbar. Sie kommen erst in Kürze.
3. Weil ich – und dies ist für mich der wichtigste Aspekt – wissen möchte, was ein hochwertiges Kabel am Anfang der Audiokette bewirken kann. „Start at the beginning“ hat seinerzeit Ivor Tiefenbrunn zum Motto erhoben, als er seinen legendären Linn Sondeck Plattenspieler vorstellte. Und da ist sicher was dran. Denn was anfänglich qualitativ nicht vorhanden ist, kann im Verlauf einer Kette auch nicht mehr erreicht werden.
Wie teste ich zwei Arten von Kabeln, die eigentlich der gleichen Verwendung dienen, jedoch technisch unterschiedlich sind? Die koaxialen S/PDIF-Kabel sind asymmetrisch und sollen einen Wellenwiderstand von 75 Ohm haben, AES-3/EBU Verbindungen hingegen sind verdrillt und symmetrisch mit 110 Ohm Wellenwiderstand definiert. Der AES-3id Standard mit unsymmetrischen 75 Ohm Kabeln spielt hier keine Rolle. Dies bedeutet nun: Es handelt sich bei beiden Kabeltypen um völlig andere Konstruktionen. Der gesamte Aufbau ist unterschiedlich. Von der praktischen Anwendung her ist das asymmetrische S/PDIF mit Cinch-Steckern die häufiger einsetzbare Verbindung. Aber die überwiegende Zahl hochwertiger CD-Laufwerke oder Streamer bietet alternativ auch den symmetrischen AES/EBU-Ausgang. Der angeschlossene Digital-Analog-Wandler sollte logischerweise den entsprechenden Eingang anbieten. Auch wenn die herrschende Meinung, vor allem im Internet, allgemein der symmetrischen AES/EBU Variante den Vorzug gibt, muss das keineswegs so sein. Das beweist auch dieser Test.
Eingesetzt habe ich die beiden Kabeltypen zwischen den Ausgängen meines Primare Laufwerks, das qualitativ sehr ordentlich ist, und meinem Antelope Wandler. Beide Geräte verfügen über beide Arten von Anschlüssen. Um sicher zu sein, dass die Kabel sich nicht irgendwie gegenseitig beeinflussen, habe ich jeweils nur eines angeschlossen. Alternativ habe ich mit meinem Freund Jörg Schimmel in dessen sehr analytischer Anlage getestet. Er besitzt ein Laufwerk von North Star Design und einen mit vier BurrBrown Chips bestückten Dac-Vorverstärker von Audio-GD, direkt aus China. Somit stehen zwei unterschiedliche Konfigurationen zum Test und verdeutlichen die klangliche Einstufung der Probanden.
Das Testsortiment besteht aus sieben Kabeln. Davon sind drei S/PDIF und vier AES/EBU. Jeweils die preisgünstigste Variante Anticipation habe ich in beiden Ausführungen, ebenso die Kabel aus der Elation Top-Linie des Herstellers. Die drei weiteren Kabel sind: Ein AES/EBU aus der Fascination Liga, ein S/PDIF aus der Gruppe Expression und ein AES/EBU aus der alten Spitzenformation Emotion. Kubala-Sosna-Research bietet komplette Kabelsortimente, so dass es möglich und wahrscheinlich auch sinnvoll ist, die ganze Anlage auf einem Niveau zu verkabeln. Dabei fällt auf, dass in der einen oder anderen Produktlinie schon mal ein Kabel-Typ fehlt. Dies erklärt sich damit, dass es konstruktiv nicht gelungen ist, so ein Kabel zu entwickeln. Denn der Anspruch von Kubala-Sosna definiert sich dahin, dass ein Kabel qualitativ in die jeweilige Serie passt und sich gleichzeitig qualitativ von dem entsprechenden Typ in der Linie darunter abhebt. Das finde ich ehrlich und sinnvoll. Werner Obst meint dazu an, es käme deshalb vor, dass er und auch ein Kunde schon mal gefühlt ewig auf ein Kabel in einer bestimmten Serie warten muss – und dann kommt es möglicherweise gar nicht. Kubala-Sosna-Research bietet nicht nur für diesen Fall eine Upgrade Garantie an. Damit kann man eine derartige Situation mit dem Kauf eines Kabels aus der Liga darunter überbrücken und später angleichen. Dass man sich für die Entwicklung einzelner Kabel viel Zeit nimmt, ist ja ein gutes Zeichen und sprich meines Erachtens für Seriosität. Die Kabel-Entwicklungen erfolgen nach rein klanglichen Kriterien. Die Leitungen werden gehörmäßig entwickelt.
In diesem Zusammenhang ganz kurz etwas zur Geschichte des Unternehmens aus New Jersey. Ursprünglich legte Howard Sosna den Grundstein, weil er experimentell Kabel entwickelte, allein durch Hören, Verändern, Probieren. Der Ingenieur Joe Kubala wurde von ihm „angesteckt“ und tat dann Ähnliches. Beide forschen für sich unter unterschiedlichen Bedingungen und mit differierenden Geräten, auch Röhren. Im gegenseitigen Austausch überprüfen sie ihre Fortschritte akustisch und erst in der Folge auch messtechnisch. Darauf aufbauend wird weiter entwickelt, für sich allein und gemeinsam. Da Howard Sosna auch als Zahnmediziner arbeitet, ist Joe Kubala derjenige, der das Unternehmen in den anderen Bereichen, wie Marketing und Vertrieb, führt. Über den technischen Aufbau der einzelnen Kabel äußert man sich im Hause Kubala-Sosna im Detail nicht. Sehr wohl findet sich jedoch auf der Website eine kurze Beschreibung der Produktgruppen, wie Anticipation, Expression, Emotion und so weiter. Der Aufbau der höherwertigen Kabel, beginnend mit der Fascination Linie ist patentrechtlich geschützt. Diese bilden den Einstieg in die Technologie der RevolutionZ ™ Serie, die die konstruktiven und musikalischen Eigenschaften der patentierten OptimiZ™ Architektur in sich tragen. Kubala-Sosna hält sich zurück mit detaillierten Aussagen über den Kabelaufbau oder verwendete Materialien zurück, so dass sich hier keine argumentativen Ansätze für die Preis-Staffelung finden lassen. Allein die klangliche Beurteilung kann nach Einschätzung der Entwickler den Wert eines Kabels rechfertigen – und hat mit seiner Auffassung sicherlich nicht ganz Unrecht: Was nutzt ein Kabel aus purem Gold, wenn´s nicht klingt?
Laut Beschreibung des Herstellers ist ein Einspielen der Kabel kaum notwendig. Zwar stellt sich nach einigen Stunden bis zu einer Woche Spieldauer noch ein Klanggewinn ein, sagt Kubala-Sosna. Aber man kann die Verbindungen durchaus auf der Basis der Klangeigenschaften „out oft he box“ beurteilen. Na ja, ein bisschen Einspielen, wenigstens ein paar Stunden, kann nicht schaden, dachte ich mir und so begann ich mit dem teuren S/PDIF aus der Elation Serie zwischen meiner Primare/Antelope-Kombi. Natürlich erwartete ich beim Einsatz dieser teuren Strippe gleich einen audiophilen Sonnenaufgang. Nichts da. Im Vergleich zum zuvor über längere Zeit verwendeten Mogami AES/EBU tat sich da auf Anhieb nichts. Die tonale Balance veränderte sich nicht wahrnehmbar und ich war, zugegeben, enttäuscht. So hörte ich ein paar Stunden gut bekannte CDs und setzte dann wieder das Mogami Kabel ein. Und da war es: Langeweile. Das Kubala-Sosna Elation hatte, ohne vom ersten Moment an auffällig anders zu sein, die Musik in allen Bereichen belebt. Ich war in gleichem Maße erstaunt wie erfreut ob dieser frappierenden Steigerung in puncto Fluss, Leichtigkeit, Durchhörbarkeit, Plastizität der einzelnen Instrumente und eben einem besseren Gesamteindruck.
So verglich ich nun die einzelnen Kabel untereinander, indem ich mich zuerst dem AES/EBU Kabel der preisgünstigen Fascination Serie widmete. Schnelles Umstecken war nach der gemachten Erfahrung verboten und so hörte ich im Folgenden stets zwei bis vier CDs, bevor ich die Kabel wechselte. Das Fascination AES/EBU verhielt sich gegenüber meinem Mogami klar straffer, beschwingter, strahlender in den Höhen. Beim Vergleich der beiden Anticipation-Varianten untereinander fiel das S/PDIF-Kabel deutlich ab und war sogar weniger überzeugend als mein Mogami AES/EBU. Damit bestätigte sich etwas, was mir im Grunde längst bekannt war: Die Verbindung über AES/EBU ist bei meinen Primare-Antelope Duo klanglich die klar bessere. Dass dies eher ein Einzelfall ist,sollte sich später herausstellen, und zwar in der Anlage von Jörg Schimmel. Somit legte ich für meine Primare-Antelope Konfiguration die Reihenfolge der Probanden so fest: erst vier die AES/EBU Kabel, dann die drei S/PDIF. Nach dem beeindruckenden Ergebnis des preisgünstigen Anticipation AES-Kabels, verglich ich dies nun mit dem kleinsten Modell aus der RevolutionZ™ Linie mit dem patentierten OptimiZ™ Aufbau. Jedes Instrument erhielt durch letzteres mehr eigenen Raum, gleichzeitig blieb der harmonische Klangkörper bestehen. Mehr Details wurden klarer ausgearbeitet. Die Musik erklang entspannter und beschwingter als beim Einstiegs-Kabel. Der nächste Schritt war die Gegenüberstellung von Fascination und Emotion, denn das typenhierarchisch dazwischen liegende Expression steht nicht in der AES/EBU Version zur Verfügung.
Das Emotion war über lange Zeit das Top-Kabel im Kubala-Sosna Sortiment. Nochmals spendierte das Emotion jedem Instrument mehr eigenen Raum, arbeitete die Details wie Nachschwingen noch faszinierender heraus, gab den Höhen seidigen Glanz und reproduzierte den Bass druckvoll und dynamisch. Bei dem folgenden Vergleich mit dem neuen Elation Spitzen-Kabel empfand ich die Auflösung nochmals gesteigert. Insgesamt schien es druckvoller. Der Unterschied zum Emotion war deutlich, aber in der subjektiven Bewertung habe ich persönlich die Schritte davor als überzeugender empfunden. Dies mag daran liegen, dass meine Anlage dem Niveau des Elation möglicherweise qualitativ nicht mehr gewachsen ist und dessen Stärken weniger deutlich macht. All dies hörte ich sowohl über meine komplette Kette oder auch über den am Antelope-Wandler angeschlossenen Denon-Kopfhörer, der in der 300 Euro Preisklasse liegt. Hätte ich mir nach diesem ersten Testlauf ein Kabel aussuchen dürfen, wäre es das Emotion gewesen, weil es mit Detailreichtum begeisterte, gleichzeitig dennoch Volumen bei Stimmen und orchestraler Darbietung in realistischer Weise vermittelt und mit seinem Timing und musikalischem Fluss den kleineren überlegen war.
Ähnlich waren die klanglichen Unterschiede auch zwischen den drei S/PDIF Verbindungen Anticipation, Expression und Elation. Hier überzeugte das teure Elation mit seiner imposant druckvollen, und transparent flüssigen Spielweise am meisten. Das deutlich preisgünstigere Expression hob sich gegenüber dem Anticipation ab, indem es die Details und räumlichen Verhältnisse besser und klarer darbot, gepaart mit mehr Wärme und Offenheit ohne die tonale Balance zu verändern. Als Fazit der Testreihe in meiner Kette wird klar. Die Kabel von Kubala-Sosna-Research verändern nicht die tonale Balance in Richtung heller oder dunkler und sind keineswegs effekt-orientiert. Mehr Feinheiten, mehr Raum beim einzelnen Instrument und bei Stimmen, mehr Offenheit in der Tiefenstaffelung ohne die räumlichen Grenzen aufzugeben, erlauben ein Hören mit weniger Anstrengung. Die Musik ist näher, ich kann leichter genießen, Anstrengung entfällt mehr und mehr.
Sehr gespannt war ich, als ich mit den sieben Kabeln zu Jörg Schimmel fuhr. Seine Anlage ist mehr auf Transparenz optimiert als die meinige. Dabei ist sie vergleichsweise preiswert. Die Kabel werden bei ihn einen North Star Design M-192 Transport, bestückt mit Philips Pro 2 LF, mit einem aus China importierten Wandler-Vorverstärker von Audio-GD verbinden. An diesem hängt meine uralte NAD 2200 PE Endstufe, die eine eine Myro Rebell Zwei-Wege Box antreibt. Diese kleine Kette spielt in einem akustisch sehr gelungenen Raum, der eher spärlich möbliert, mit akustischen Elementen aufbereitet wurde.
Drei CDs wurden ausgesucht: Hector Berlioz, Symphonie Fantastique mit Lorin Maazel und dem Cleveland Orchestra, Telarc 80076, hieraus der zweite Satz: „Un bal“. Der Titel „Willow Weep For Me“ aus Lyambikos Album Muse, Sony Music 88883778232. Der dritte Titel war „The Bitter And The Sweet“ aus dem bei Jazzhaus Records erschienenen Memory Lane vom Cecil Verny Quartet Live
Diese Musikstücke offenbarten schnell: Hier klang S/PDIF keineswegs schlechter als AES/EBU. Bei den beiden Anticipations war der Unterschied sehr gering, aber doch zu Gunsten des S/PDIF vorhanden: ES spielte etwas leichtfüßiger als sein AES/EBU Pendant. Vom gesamten Klang-Charakter gehörten sie eindeutig in dieselbe Kategorie. Ich möchte es Ihnen ersparen, hier alle Unterschiede der einzelnen Kabel zueinander zu beschreiben. Denn das Ergebnis bei Jörg Schimmel entsprach dem bei mir Gehörten. Die S/PDIF-Schnittstelle zwischen North Star Design und Audio-GD war jedoch klanglich wesentlich besser als meinem Primare-Antelope-Duo. Dies bedeutet in der Konsequenz, dass es individuell zu prüfen gilt, welche Schnittstelle in Ihrer Anlage die bessere ist.
Wir haben uns ja bisher nur mit einem Kabel-Austausch am Anfang der musikalischen Kette beschäftigt. Man kann sich ausmalen, was passiert, wenn man einen solchen gleichzeitig bei sämtlichen Verbindungen – Strom, Signal digital, Signal analog und Lautsprecher – vollzieht. Wenn Geld keine Rolle spielt, kann man getrost beim Elation anfangen. Ansonsten kann es ebenso sinnvoll sein, auf einem Niveau durch zu verkabeln oder an signifikanten Stellen zu optimieren.
Gehört mit
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CD-Laufwerk | Primare DVD 30 |
D/A-Wandler | Antelope Zodiac+ |
Vorverstärker | T+A P-10 mit Audioplan Sicomin Röhrendämpfern |
Equalizer für Bass | LA-Audio EQ 231G |
Endstufen | Primare A-32 (2 x) für Bass, Spectral DMA 100 S mit Enacom-Cinch für Mittelhochton, Air Tight ATM-3 mit Audioplan Sicomin Röhrendämpfern |
Lautsprecher | Triangle Magellan Grand Concerto sw2 (Bi-Amping) |
Kopfhörer | Denon AH-D2000 |
Zubehör | Audioquest Diamond USB, Inakustik Black&White NF-1302, Mogami 2549, QED Genesis Silver Spiral mit Enacom LS, MudrAkustik Max Netzleiste, Mudra und Audioquest NRG-X2 Netzkabel, AHP Reinkupfer-Sicherungen, Groneberg Wandsteckdosen, mbakustik Raum-Absorber |
Möbel | Creaktiv Audio mit Absorberböden, Audio Exklusiv d.C.d. Base |
Herstellerangaben
Kubala-Sosna Research Digital-Kabel
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Preis | für 1 Meter / Aufpreis weiterer Meter |
Anticipation AES/EBU oder S/PDIF | 330 / 88 Euro |
Fascination ausschließlich AES/EBU | 715 / 154 Euro |
Expression ausschließlich S/PDIF | 1100 / 220 Euro |
Emotion AES/EBU oder S/PDIF | 1650 / 330 Euro |
Elation AES/EBU oder S/PDIF | 2970 Euro / 440 Euro |
Vertrieb
WOD-Audio - Werner Obst Datentechnik
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Anschrift | Westendstr. 1a
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Telefon | +49 6187 900077 |
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