Freitag, 01 August 2014 02:00

Kron Vollverstärker VA 830

Bei Hybridverstärkern denkt der Audiophile als solcher irgendwie an: nicht Fisch und nicht Fleisch. Insbesondere die Hardcore Röhrenliebhaber haben so ihre Probleme mit derartigen Geräten und fragen sich eher: Wozu das Ganze? Außerdem ist die Erde eine Scheibe...

Wenn das Gerät eingeschaltet ist, erkennt man dies nur an den drei leuchtenden LEDs. Mit dem Tippschalter rechts kann man den Verstärker lediglich auf Standby schalten, der Hauptschalter verbirgt sich an der Rückseite
Wenn das Gerät eingeschaltet ist, erkennt man dies nur an den drei leuchtenden LEDs. Mit dem Tippschalter rechts kann man den Verstärker lediglich auf Standby schalten, der Hauptschalter verbirgt sich an der Rückseite

Zu obigem Thema sollte man aber auch die Gegenfrage zulassen: Warum eigentlich nicht? Dr. Eunice Kron, die Besitzerin der Firma Kron in der Republik Tschechien, hat sich fest vorgenommen, diese Vorurteile alle auszuräumen. Wie kommt nun eine in New York geborene Medizinerin dazu, eine Röhren- und Verstärkermanufaktur in Tschechien zu leiten? Angefangen hat das Ganze mit einem Urlaub in Italien, wo sie Riccardo Kron kennen lernte, ihn heiratete und gleich dort geblieben ist. Riccardos Vorliebe für Vakuumröhren kumulierte schließlich in einer Zusammenarbeit mit dem tschechischen Röhrenhersteller Alesa Vaic, die allerdings nur von begrenzter Dauer war. Nach Abspaltung von Vaic gründete Kron seine eigene Firma unter der Bezeichnung KR Enterprises. Nach dem Tod von Riccardo Kron führte Eunice zusammen mit dem technischen Personal die Firma unter der Bezeichnung Kron Audio weiter. Mittlerweile heißt sie nur noch Kron.

Vier gleichberechtigte Line-Eingänge, Phono kann aber gegen Aufpreis dazu bestellt werden, ebenso XLR Eingänge. Ansonsten business as usual
Vier gleichberechtigte Line-Eingänge, Phono kann aber gegen Aufpreis dazu bestellt werden, ebenso XLR Eingänge. Ansonsten business as usual

Angefangen hatte KR Audio also zunächst mit der Herstellung von Röhren, allesamt manuell und in hoher Qualität gefertigt. Sogar die Gläser sind mundgeblasen; Prag ist bekannt für hervorragende Glasverarbeitungskunst. Die Palette wurde mittlerweile auf dreizehn Typen erweitert, momentan werden jedoch nur Leistungsröhren für Ausgangsstufen gebaut. Teilweise Original-Nachbauten als Ersatz für eine 300B oder 45 beispielsweise, teilweise aber auch sehr spezielle Trioden, die im Single-Ended-Modus eine wesentlich höhere Ausgangsleistung zur Verfügung stellen können, wie beispielsweise die Monsterröhre KRT1610, auch Kronzilla genannt. Deshalb konnte man eigentlich erwarten, dass die Firma über kurz oder lang auch die passenden Verstärker dazu liefern würde. Wie bereits erwähnt, sind diese als Hybrid-Design konzipiert.

Hybrid-Designs sind nun nichts völlig ungewöhnliches, allerdings geht Kron hier einen anderen Weg als allgemein üblich; hier sind nämlich die Eingangs- und Treiberstufen transistorisiert und nicht die Ausgangsstufe. Der Grund ist ganz einfach: Wenn man schon solche hervorragenden Leistungstrioden baut, dann möchte man sie natürlich auch einsetzen. Andererseits ist ein Transistor eher dafür prädestiniert Strom zu liefern, als Spannungslieferant ist eine Röhre wiederum besser geeignet. Deshalb sind die Hybridschaltungen üblicherweise umgekehrt ausgelegt. Aber man sollte diesbezüglich nicht voreingenommen sein, nur weil es viele anders machen, das Ergebnis ist entscheidend!


Ohne Gitter sieht das Ganze gleich viel besser aus, auch wenn unser Fotograf für den Aufmacher ein extravagantes Foto geschossen hat. Die 300Bs sind komplett handgefertigt und machen einen hervorragenden Eindruck
Ohne Gitter sieht das Ganze gleich viel besser aus, auch wenn unser Fotograf für den Aufmacher ein extravagantes Foto geschossen hat. Die 300Bs sind komplett handgefertigt und machen einen hervorragenden Eindruck

Bei dem VA 830 handelt es sich um einen Vollverstärker mit einer Push-Pull Ausgangsstufe in Class A und Ultralinear Schaltung, eingesetzt werden 300B Röhren, natürlich aus eigener Produktion. Ein Blick auf das Datenblatt zeigt eine Ausgangsleistung von zweimal 40 Watt. 40 Watt? Druckfehler? Es gäbe ja eine gedopte Version der 300B bei Kron unter der Bezeichnung 300BXLS mit einer deutlich höheren Verlustleistung von 70 Watt, diese ist hier aber nicht eingesetzt. Vielleicht doch Class A/B oder Class A2? Nun ja, wir werden sehen. Jedenfalls macht die Kron 300B Triode rein optisch einen sehr sauber gefertigten Eindruck, die Röhren sind auch einzeln nummeriert, erkennbar an einem kleinen Schildchen im Inneren der Röhre. Also keine Fließbandproduktion, alles Handarbeit. Der Innenaufbau ist sehr präzise gefertigt, wir werden sehen, ob sich dies vielleicht auch in einer geringeren Mikrophonie-Neigung äußert. Ich könnte mir vorstellen, dass die Kron Röhren auch in Geräten anderer Hersteller als Ersatz eine gute Figur machen würden. Der Preis für eine 300B beträgt 350 Euro, es gibt gematchte Paare und Quartette ohne zusätzlichen Aufpreis für die Selektierung. Der Hersteller gibt eine zwei- bis dreifach verlängerte Lebensdauer gegenüber herkömmlichen Typen an. Das relativiert den Preis wieder ein bisschen.

Beim Blick ins Innere würde man nicht vermuten, dass es sich hier um einen Röhrenverstärker handelt. Allerdings ist ein Großteil der Schaltung mit Transistoren aufgebaut. Die Schaltung wurde auf einer Hauptplatine und mehreren kleineren Hilfsplatinen realisiert. Für einen zusätzlichen Phonoeingang wird dann wahrscheinlich eine weitere Platine eingesetzt. Alle Schraubbefestigungen sind mit rotem Lack fixiert, damit sie sich im Laufe der Zeit nicht lösen können. Früher war das Gang und Gäbe, heutzutage kostet es wahrscheinlich zu viel Zeit. Nicht so ganz ins Bild passt der „frei fliegende“ Kondensator über dem Brückengleichrichter unten rechts
Beim Blick ins Innere würde man nicht vermuten, dass es sich hier um einen Röhrenverstärker handelt. Allerdings ist ein Großteil der Schaltung mit Transistoren aufgebaut. Die Schaltung wurde auf einer Hauptplatine und mehreren kleineren Hilfsplatinen realisiert. Für einen zusätzlichen Phonoeingang wird dann wahrscheinlich eine weitere Platine eingesetzt. Alle Schraubbefestigungen sind mit rotem Lack fixiert, damit sie sich im Laufe der Zeit nicht lösen können. Früher war das Gang und Gäbe, heutzutage kostet es wahrscheinlich zu viel Zeit. Nicht so ganz ins Bild passt der „frei fliegende“ Kondensator über dem Brückengleichrichter unten rechts

Eine segensreiche Einrichtung ist die Mikroprozessor gesteuerte Regelung der Bias-Einstellungen der Endröhren, es ist also keine manuelle Nachregelung erforderlich. Röhren altern ja unterschiedlich schnell, deshalb müsste man den Bias immer wieder nachregeln. Zudem überwacht der Mikroprozessor auch den „Gesundheitszustand“ der Röhren. Vor jedem Röhrensockel ist eine LED eingebaut, die anfängt zu blinken, wenn die Röhre defekt ist. Das Gerät schaltet dann automatisch in den Standby-Modus um.

Der Verstärker besitzt vier Eingänge für Hochpegelquellen, hat aber keinen Phonoeingang. Schwarzhörer müssen aber nun nicht gleich fremdgehen und sich einen externen Phonoverstärker eines anderen Herstellers zulegen, sondern können sich gegen einen Aufpreis von 600 Euro einen Phonoeingang einbauen lassen. Wahlweise MC oder MM, die Phonostufe ist ebenfalls transistorisiert. Die Eingänge sind übrigens nicht gekennzeichnet, man muss sich also merken, wo man was angeschlossen hat. Die Verarbeitungsqualität ist sehr gut, alles fühlt sich solide an; für mich ist die Anfassqualität bei einem Hifi-Produkt ein wichtiges Kriterium.


Ungewöhnlich: die Anpassung an die Impedanz des Lautsprechers wird über die Position der Schlitzschrauben definiert. Vier oder acht Ohm sind einstellbar. Wie das geht, ist in der Bedienungsanleitung genau beschrieben
Ungewöhnlich: die Anpassung an die Impedanz des Lautsprechers wird über die Position der Schlitzschrauben definiert. Vier oder acht Ohm sind einstellbar. Wie das geht, ist in der Bedienungsanleitung genau beschrieben

Mitgeliefert wird eine Infrarotfernsteuerung, mit der man die Eingänge via Reed-Relais anwählen, sowie die Lautstärke regulieren kann. Zudem lässt sich auf diesem Wege das Gerät in den Standby-Modus versetzen, wobei die Transistoren unter Spannung bleiben, die Röhren aber abgeschaltet werden. Der eigentliche Netzschalter befindet sich auf der Rückseite. Wenn die Aufwärmphase beendet ist, leuchtet eine LED am Lautstärkeregler auf, die auch zugleich die Lautstärkeeinstellung anzeigt. Allerdings merkt sich der Verstärker nicht, welcher Eingang zuletzt belegt war, er schaltet nach dem Einschalten automatisch immer auf Eingang #1.

Unter der großen Trafohaube lastet das Hauptgewicht des Verstärkers. Die Transformatoren stammen ebenfalls aus eigener Produktion. Hier würde ich mir allerdings eine mechanische Entkopplung der Trafos vom Chassis wünschen
Unter der großen Trafohaube lastet das Hauptgewicht des Verstärkers. Die Transformatoren stammen ebenfalls aus eigener Produktion. Hier würde ich mir allerdings eine mechanische Entkopplung der Trafos vom Chassis wünschen

Nach dem Auspacken kann es dann auch gleich losgehen, oder nein halt, zuerst muss noch das Schutzgitter abgeschraubt werden, um die Transportsicherung für die Röhren zu entfernen. Der Verstärker wird mit gesteckten Endröhren geliefert! Nachdem keine kleinen Kinder mehr im Haus sind, wurde das Lochblech anschließend gleich ganz weggelassen, sonst erinnert mich der Verstärker von vorne irgendwie an einen Heizlüfter. Was er irgendwie ja auch ist, werden böse Zungen behaupten. So, jetzt haben wir die typische Skyline eines Röhrenverstärkers.

Alle Wege führen nach Rom; das hatte zumindest der Vatikan früher einmal gedacht. Ob nun die ungewöhnliche Kombination Transistor-Röhre auch ein Weg nach Rom ist, wird der Hörtest zeigen. Die dabei interessante Frage ist: Klingt er nun mehr nach Röhre oder mehr nach Transistor? Die Treiberstufe – hier als MosFet ausgelegt – hat ja entscheidenden Einfluss auf den Klang.

Also los gehts, den Verstärker eingeschaltet, hm, was ist jetzt? Die Röhren leuchten ja gar nicht! Schnell noch einmal alles kontrolliert; stimmt alles. Die Erleuchtung kommt diesmal vom Lichtschalter! Omm! Bei den Kron 300B Röhren handelt es sich offensichtlich um ein geschlossenes Elektroden-System, so dass man das Glimmen der Heizfäden nur bei ausgeschaltetem Licht sehen kann und auch dann nur, wenn man von oben direkt in die Röhre hinein schaut. Nix mit Weihnachtsstimmung! Wäre aber auch noch ein bisschen früh!


Was ich in dieser Schaltung überhaupt nicht finden kann, sind die amtlichen Kathodenwiderstände der 300B mit einem Wert von 750 Ohm. Die kleinen auf der Platine würden relativ schnell abrauchen. Hm, vielleicht doch Teslasche universelle Energie?
Was ich in dieser Schaltung überhaupt nicht finden kann, sind die amtlichen Kathodenwiderstände der 300B mit einem Wert von 750 Ohm. Die kleinen auf der Platine würden relativ schnell abrauchen. Hm, vielleicht doch Teslasche universelle Energie?

Wer nun – entsprechend dem Klischee – einen warmen, mittigen Ton erwartet hat, nach dem Motto: wunderschöne Mitten, aber oben und unten muss der liebe Gott helfen, wird hier sicher enttäuscht werden, soviel kann ich vorweg schon sagen. Wobei sich auch hier wieder zeigt, dass der mittige Ton bei 300B Verstärkern oft durch eine unpassende Ansteuerung verursacht ist. Das lag in der Vergangenheit natürlich auch daran, dass die von Western Electric hierfür vorgesehene Treiber-Pentode WE 310 noch nicht all zu lange als Nachbau zur Verfügung steht. Und das Original den Weg des Dodo gegangen ist.

b_200_0_16777215_10_images_content_tests_14-08-01_kron_bild-1.jpg>Als erstes kam eine CD von Oscar Peterson aus der neu aufgelegten Serie exclusively for my friends des Labels MPS auf den Teller (ich weiß, da gibt’s keinen Teller, klingt aber irgendwie beruhigend). Die gab es bereits früher als Schallplatte unter der Bezeichnung Musik Produktion Schwarzwald, für die CD hat sich jetzt irgendein Werbefuzzi die Bezeichnung Most Perfect Sound ausgedacht. Nun ja. Jedenfalls handelt es sich hier um sehr interessante Aufnahmen, bei denen die Musiker im Wohnzimmer des Produzenten Brunner-Schwer spielten. So ähnlich muss die Situation ja auch bei Rudy van Gelder in Hackensack für Blue Note gewesen sein. Action heißt die Scheibe und weist damit gleich einmal daraufhin, was hier zu erwarten ist: Peterson bringt dem Klavier das Fliegen bei! Der Kanadier repräsentiert einen virtuosen, klassischen Jazzstil, für den bis heute kein Nachfolger gefunden wurde. Mit modernen Strömungen à la Cecil Taylor, bei denen dann die Musik wie ein Verkehrsunfall klingt, hatte Peterson nichts am Hut. Die meisten seiner Einspielungen wurden für das Label Verve aufgenommen, von denen viele für meinen Geschmack etwas verstaubt klingen. Nicht so bei diesen digital remasterten MPS-Aufnahmen, gleich beim ersten Titel „At Long Last Love“ zeigt Peterson, was er alles drauf hat. Und der VA 830i auch. Die Wiedergabe des Flügels ist schnell und klar, die ungeheure Anschlagsdynamik bei Petersons Blockakkorden kommt ansatzlos rüber. Das ist sicher eine der Stärken des Gerätes. Aber auch in leisen Passagen geht nichts von Petersons Ausdruckskraft verloren.

b_200_0_16777215_10_images_content_tests_14-08-01_kron_bild-2.jpgMit Jazz kann der Kron Verstärker sehr gut umgehen, jetzt wollen wir einmal sehen, wie das mit klassischer Musik klappt. Ich habe als Nächstes eine Aufnahme mit Christian Thielemann und den Münchner Philharmonikern herausgesucht, Beethoven Ouvertüre Egmont, die Beethoven als begleitende Schauspielmusik zu Goethes Trauerspiel Egmont komponiert hatte. Es handelt sich hier um einen Live-Mitschnitt aus der Münchener Philharmonie. Jeder, der die Entstehungsgeschichte dieser Konzerthalle kennt, weiß um die akustischen Probleme, insbesondere mit großorchestralen Einspielungen. Trotzdem ist diese Aufnahme nicht schlecht gelungen. Mit dem VA 830 wird das Orchester etwas breiter abgebildet und weniger tief. Allerdings bleibt das Raumgefühl sehr gut erhalten, nur eben weniger tief. Wie wichtig das für einen ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Bei den Violinen könnte ich mir etwas mehr Klangfarben vorstellen, allerdings fürchte ich, dass man für einen Verstärker, der die bringt, wesentlich tiefer in die Tasche greifen muss. Und Kron möchte ja auch noch die größeren Geräte verkaufen. Die Musik wird sehr kraftvoll wiedergegeben, insbesondere im Allegro-Teil wird durch die treibende Kraft der Höhepunkt des Dramas sehr gut unterstützt.

b_200_0_16777215_10_images_content_tests_14-08-01_kron_bild-3.jpgIch weiß, mit Yello kann man heutzutage kaum noch einen Jugendlichen hinter dem Ofen vorlocken, zudem die beiden Schweizer bei dem Album Touch das harte, technoide Element deutlich heruntergefahren hatten. Die Atmosphäre erinnert ein bisschen an verräucherte Jazzclubs der 80-er. Trotzdem sind natürlich die ultratiefen Synthesizerbässe geblieben und die Scheibe hat den treibenden Groove wie eh und je. Auch wird beim ersten Titel sofort klar: Den beiden Oldies aus der Schweiz macht in Sachen Sound keiner so schnell etwas vor. Das funktioniert mit dem tschechischen Verstärker absolut hervorragend, die technischen Effekte und der etwas heisere Sprechgesang von Meier werden hervorragend wiedergegeben. Ebenso der Synthesizer-Bass, der so manchen Subwoofer überfordern könnte. Der kontrollierte Bass ist durchaus ungewöhnlich für einen Verstärker mit 300B Trioden im Ausgang. Wie viele Instrumente hier sonst noch mit von der Partie sind ist nicht so ohne weiteres herauszubekommen, spielt auch überhaupt keine Rolle.

Beim zweiten Stück ist eine gewisse happy Heidi, äh, Heidi Happy mit von der Partie, die mit schmachtender Stimme hier mehr das tragende Element vermitteln soll. Auch die Gesangsstimme kann der Kron Vollverstärker äußerst natürlich und plastisch wiedergeben. Insgesamt eine überzeugende Vorstellung!

Eines sollte man jedoch im Hinterkopf behalten, die eingesetzten Transistoren benötigen eine wesentlich längere Zeit zum „Vorglühen“ als die Röhren. Deshalb ist das Gerät nach der Aufwärmphase der Röhren zwar sofort betriebsbereit, aber tonal noch nicht ganz auf der Höhe. Abhilfe schafft hier der Standby-Schalter, mit dem sich die Transistoren schon einmal warmlaufen können, während man gleichzeitig die Röhren schont. Hier geht es allerdings nicht um Minuten.


Der VA830 bietet nicht den typischen Röhrensound, wie ihn ein komplett mit Röhren aufgebautes Gerät liefern kann. Sofern es gut gemacht ist. Natürlich auch nicht den typischen Sound von Omas Dampfradio. Der tschechische Verstärker hat einfach ein etwas anderes Klangideal, das mit Sicherheit sehr vielen Hörern entgegenkommen wird. Es klingt nun keineswegs so, dass man sagen würde: Da kann ich mir doch gleich einen Transistorverstärker kaufen; hier trägt die Magie der 300Bs einen ganz erheblichen Teil zur Performance bei. Irgendwelche tonalen Schwächen konnte ich in keinem Frequenzbereich feststellen, allerdings könnte ich mir einen Hauch mehr Auflösung vorstellen. Dies ist allerdings Jammern auf höchstem Niveau.

Der Verstärker arbeitet zuverlässig und vollkommen geräuschlos, auch bei voll aufgedrehtem Lautstärkeregler ist an meinem Lautsprecher mit 98 Dezibel Kennschalldruck kein Rauschen oder Brummen zu hören! Ich betone das immer wieder einmal, weil manche Leser sehr skeptisch gegenüber der Zuverlässigkeit von Röhrengeräten sind.

Damit einem der Umstieg von der Fernsehfernbedienung zum Hifi-Gerät nicht allzu schwer fällt, wird der Eingangswahlschalter hier „Channel“ genannt. Zudem lässt sich noch die Lautstärke regeln und der Verstärker auf Standby schalten
Damit einem der Umstieg von der Fernsehfernbedienung zum Hifi-Gerät nicht allzu schwer fällt, wird der Eingangswahlschalter hier „Channel“ genannt. Zudem lässt sich noch die Lautstärke regeln und der Verstärker auf Standby schalten

Wie jedes Gerät, profitiert auch der VA830 von einer sauberen Stromversorgung. Das ist natürlich eine Binsenweisheit, aber ein für externe Anwendungen zusammengebautes Bybee AC Modul konnte das Niveau des Verstärkers noch einmal deutlich anheben. Die oben genannten Klangbeschreibungen beziehen sich aber auf das Gerät so wie es im Handel angeboten wird. Der Vollverstärker liefert einen modernen Sound, damit meine ich jetzt nicht das, was sich meine Tochter so alles rein zieht, sondern eher in Richtung Neutralität, Unverfärbtheit und kontrollierter Wiedergabe. Und mit dem nötigen Hauch Wärme und Magie durch die 300B Röhren.

STATEMENT

Moderner, kontrollierter Sound im absolut positiven Sinne. Damit könnte man vielleicht sogar unsere Jugend vom Handy weglocken.
Gehört mit
Digitallaufwerk Ayon CDT
D/A Wandler Borbely Audio
Laufwerk Apolyt
Tonarm Triplanar
Tonabnehmer Clearaudio Goldmund, Van den Hul Grashopper
Vorstufe Shindo Monbrison
Endstufe Thomas Mayer 211SE Elrog, 6HS5 PSE, Shindo Cortese
Lautsprecher WVL 100i, Ancient Audio Studio Oslo
Kabel Audio Consulting Reference RCA, Swisscables Reference NF, Swisscables Reference LS, Auditorium23 LS, Swisscables Netz
Zubehör LeadingEdge Gerätebasis, LeadingEdge Minipaneele
Herstellerangaben
Kron Vollverstärker VA 830
Ausgangsleistung 2x 40 WattRMS
Ausgangsröhren 4x KR 300B
Eingangsempfindlichkeit 0,75VoltRMS / 47kOhm
Frequenzgang 20Hz bis 20kHz (-1dB)
Gewicht 20kg
Abmessungen (B/H/T) 385/245/415mm
Preis 5995 Euro

Hersteller
Kron Audio
E-Mail sales@kraudio.com
Web www.kraudio.com
Vertrieb
Hifistudio in Falkensee
Anschrift Münchenerstr. 5
14612 Falkensee
E-Mail info@berlin-hifi.de
Web www.berlin-hifi.de

Weitere Informationen

  • Imagefolder tests/14-08-01_kron

Was lange währt: Hier reiche ich Ihnen die drei Klangbeispiele mit dem ungeheuer lebendigen van den Hul The Crimson nach.

In diesem Fall war es nicht unerheblich, wann die Überspielung auf die Nagra VI stattfand. Denn im Juli war es bis jetzt fast durchgängig heiß. Und in meinem Arbeitszimmer sorgen üblicherweise die Ayon Epsilon oder momentan die fantastischen MSB 203 dafür, dass die Temperaturen im Laufe des Tages doch ganz erheblich steigen. Bei den hochsommerlichen Wetterverhältnissen nützen da auch weit offene Fester wenig. Vor Jahren, als ich noch alle zwei Monate nach einem Thema für ein Editorial suchte, kam mir die Idee, über den Einfluss der Umgebungstemperatur auf den Klang von Tonabnehmern zu schreiben. Beratend stand mir damals Albert Lukaschek, der Chef und Inhaber von Benz Micro Systems zur Seite. Und er führte aus, dass auch bei 30 Grad Platte und Tonabnehmer beim Abspielen keinen Schaden nehmen würden, denn auf Grund der Reibung zwischen Nadel und Rille – bei den extrem kleinen Kontaktflächen entsteht selbst bei einer Auflagekraft von wenigen Gramm ein enorm hoher Druck – würde die Rille schon bei üblicher Raumtemperatur punktuell auf weit über 100 Grad aufgeheizt. Zwar reagiere vor allem die Dämpfung des Tonabnehmers auf Temperaturunterschiede, was zwar dazu führe, dass sich der Klang minimal ändere und die Spezifikationen nicht mehr hundertprozentig eingehalten würden. Schaden am Abtaster würde allerdings nicht entstehen, weshalb man auch bei höheren Temperaturen seine schwarzen Scheiben genießen können.

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Bei den drei, mit dem Crimson aufgenommenen Songs für die Klangbibliothek wollte ich mich allerdings nicht mit temperaturbedingt leicht untypischen klanglichen Ergebnissen zufrieden geben, weshalb ich den Aufbau und den Pegelabgleich schon am Vortag erledigte und dann für meine Verhältnisse recht früh am nächsten Morgen nach einer halben Stunde Einlaufzeit für das Crimson die drei Titel überspielte: bei exakt 21 Grad. So dürfte es für Sie einfacher sein, die im Test geschilderten Klangeindrücke nachzuvollziehen.

Zur Klangbibliothek...

Weitere Informationen

  • Imagefolder basics/14-07-28_klangbibliothek

how deep is the oceanKlangbibliothek.

How Deep Is The Ocean

Tonabnehmer van den Hul The Crimson
Tonarm SME V
Verkabelung Forceline
Phonostufe Einstein The Turntable‘s Choice (150 Ohm)
Musik „How Deep Is The Ocean“
Downloadgröße 113,6 mb
Recorder Nagra VI
 

duetKlangbibliothek.

Duet

Tonabnehmer van den Hul The Crimson
Tonarm SME V
Verkabelung Forceline
Phonostufe Einstein The Turntable‘s Choice (150 Ohm)
Musik „Duet“
Downloadgröße 130,9 mb
Recorder Nagra VI
 

griffKlangbibliothek.

Griff

Tonabnehmer van den Hul The Crimson
Tonarm SME V
Verkabelung Forceline
Phonostufe Einstein The Turntable‘s Choice (150 Ohm)
Musik „Griff“
Downloadgröße 157,8 mb
Recorder Nagra VI
 
Samstag, 24 Juli 2004 02:00

Blumenhofer Acoustics

Vertrieb
Blumenhofer Acoustics
Anschrift Hölden 2
86877 Walkershofen
E-Mail info@blumenhofer-acoustics.com
Web www.blumenhofer-acoustics.de

Mit 3600 Euro für das Paar liegt der Blumenhofer Acoustics Tempesta 17 Stand-Lautsprecher in einem konkurrenzreichen Preissegment. Er ist eines der Einstieg-Modelle in die höchst interessante Blumenhofer-Welt.

Das Paar Tempesta 17 in der hochwertigen, aufpreispflichtigen Holzausführung Ebenholz. Mein Testexemplar ist, auch sehr fein und edel, in mattschwarz lackiert
Das Paar Tempesta 17 in der hochwertigen, aufpreispflichtigen Holzausführung Ebenholz. Mein Testexemplar ist, auch sehr fein und edel, in mattschwarz lackiert

Beim Besuch der etablierten HiFi-Ausstellungen der letzten Jahre war ich mehrfach angetan von den Vorführungen Volker Bohlmeiers, dem Chef der Einstein Audio Components GmbH. Meist war es Blues, der in angenehmer Lautstärke mit einer auffälligen, ungewöhnlichen Ruhe vorgetragen wurde. Das war für mein Messe-gestresstes Ohr geradezu erholsam gegenüber manch anderer Präsentation. Da Einstein Audio ja keine eigenen Lautsprecher fertigt, spielte in der Kette ein hochpreisiges Modell aus dem Hause Blumenhofer Acoustics. So begann mein Interesse an diesem Hersteller und auf der Highend 2014 fragte ich den für den Vertrieb zuständigen Kopf bei Blumenhofer, Dr. Ing. Andrea Vitali, nach einem Test in Hifistatement. So kam es, dass jetzt seit ein paar Wochen ein eingespieltes schwarzes Paar Tempesta 17 in meinem Musikzimmer seinen Platz hat. Dessen Stellplatz hat Armin Kern genau ermittelt, ein langjährig erfahrener Vertriebs- und HiFi-Fachmann, dessen Gesicht und fachlich kompetente Art vielen von Ihnen durch Besuche auf dem Stand von Project und AudioTrade bekannt sein dürfte. Als Handelsvertreter kümmert sich auch um den Verkauf der Blumenhofer Acoustics Lautsprecher. Daher verbrachte Armin Kern einige Zeit mit Aufstellen, Hören und Korrigieren in meinem Musikzimmer – wie das eben so sein sollte, wenn man den bekannten und angestrebten Klang in einer unbekannten Umgebung erreichen möchte. Verkabelt wurde meine Spectral Endstufe mit 3,5 Metern Supra Lautsprecherkabel aus dem Vertriebs-Portfolio von Armin Kern. Eine knappe Stunde ging mit der Aufstellung und Feinjustage der Tempesta 17 ins Land. Erst als er mit dem Ergebnis zufrieden war und wir abschließend gemeinsam Four Drummers Drumming, CD RIFF 902-2, hörten, gab´s ein Bier. Aber schon während der Installations-Arbeit erkannte ich ihn wieder: diesen angenehm relaxten Sound. Klasse, das hatte ich mir gewünscht.

Die beiden Chassis je Box teilen sich die ganze Arbeit. Das Bass-chassis wird exklusiv für Blumenhofer Acoustics gefertigt, der Hochton-Druckkammertreiber wird bei Blumenhofer aufwendig veredelt
Die beiden Chassis je Box teilen sich die ganze Arbeit. Das Bass-chassis wird exklusiv für Blumenhofer Acoustics gefertigt, der Hochton-Druckkammertreiber wird bei Blumenhofer aufwendig veredelt

Blumenhofer Acoustics ist ein deutsches Unternehmen, das ursprünglich professionelle Beschallung im Naturpark Augsburgs Westliche Wälder entwickelte und herstellte. Thomas Blumenhofer, der Firmengründer und -inhaber, ist dort aufgewachsen. Seine Aufgabenfelder sind die Entwicklung und die Produktion. Er hat sich bereits seit 1977 t durch Beschallungs-Konzepte für unterschiedliche Genres einen Namen gemach. Dazu zählt neben etlichen Discotheken unter anderem auch das Deutsche Theater in München. Es gab auch eine Zeit, es waren die 80er Jahre, in der man sich mit Car-HiFi und maximalen Schallpegeln beschäftigte. Auch hier war Thomas Blumenhofer sehr erfolgreich, gewann Wettbewerbe und schaffte mit seinem als Rekordhalter registrierten ehemaligen Mitarbeiter Wolfgang Fischer einen Spitzen-Schalldruck von 177,7 Dezibel! Die akustisch optimale Lösung bei individuellen Voraussetzungen ist ein tragender Aspekt bei der Entwicklung seiner Lautsprecher. Dies gilt natürlich nicht nur für Großprojekte, sondern in gleicher Weise auch für den Hörraum des Musikliebhabers zuhause. Im Jahre 2001 lernten sich Thomas Blumenhofer und der Marketing-Profi Dr. Andrea Vitali kennen. Seit 2009 steht Andrea Vitali dem kreativen Kopf im Unternehmen zur Seite und sorgt mit Enthusiasmus auf Messen und im Handel weltweit erfolgreich für die Popularität der Marke. Wüsste man nicht um die Konstellation im Hause, so würde man ihn leicht für den Entwickler selber halten. Nach außen ist halt er „Mister Blumenhofer“.


Hinter dem in die 19 Millimeter starke MDF-Front eingelassenen Hochton-Horn ist das Dämmmaterial erkennbar
Hinter dem in die 19 Millimeter starke MDF-Front eingelassenen Hochton-Horn ist das Dämmmaterial erkennbar

Äußerlich ist die Tempesta 17 schlank, schön schlicht und sehr sauber verarbeitet. Sie ist ohne Spikes 95 Zentimeter hoch. Die Front verläuft schräg, so dass die Säule unten 24,75 und oben 20 Zentimeter tief ist. Selbstverständlich hat diese abgeschrägte Front akustische Gründe. Am Boden der Tempesta 17 verlaufen vorn und hinten Stahlstreben. Die hintere ragt an jeder Seite 3,8 Zentimeter über das Gehäuse hinaus und fasst auf beiden Seiten einen Spike. Am vorderen Träger, der mit dem Gehäuse abschließt, sitzt der Spike mittig. Durch die Spikes lässt sich problemlos eine stabile Aufstellung erreichen. Darüber hinaus können erfahrene Hörer die Schallwand durch unterschiedliche Höhe der Spikes vorn und hinten noch leicht in ihrer frontalen Neigung verändern. So tat es auch Armin Kern, als er die Tempesta 17 in meinem Raum einrichtete. Das ist Feinarbeit auf hohem Niveau und kann, je nach Gegebenheiten am Hörplatz, eine Verbesserung mit sich bringen. Ausgehen würde ich aber stets von einer Ausrichtung der Lautsprecher mit einer Wasserwaage oben auf dem Gehäuse.

Sehr breit ist die Tempesta 17 nicht. Das Gehäuse misst nur 19,5 Zentimeter. Der Spikes-Ausleger an der Rückseite bringt es auf 27,1 Zentimeter. Mit ihren 16 Kilogramm ist die Tempesta 17 problemlos bewegbar. Nun haben die Spikes aber noch eine dritte Aufgabe: Zusammen mit den Stahlträgern und den dicken Spike-Unterlegplatten aus Edelstahl, die zum Lieferumfang gehören und dafür sorgen, dass Ihr Fußboden keinen Schaden nimmt, definieren sie den Abstand zwischen Box und Boden. Der ist wichtig für das Abstrahlverhalten aus der unten im Gehäuse platzierten rechteckigen Bassreflex-Öffnung. Dieses Downfire-Konzept garantiert eine gleichförmige Entfaltung des Bassdrucks in alle Richtungen.

Thomas Blumenhofer hat über die Zeit eine etwas erklärungsbedürftige Modellpalette entwickelt. Auffällig ist zum einen, dass sich die Produktlinien preislich erheblich überschneiden und zum anderen, dass er Preisklassen unabhängig Bassreflex- und Backloaded-Horn-Konzepte anbietet. Die Begründung ist ebenso logisch wie Kunden-orientiert. Denn die unterschiedlichen Tiefton-Lösungen stellen unterschiedliche Anforderungen an die Aufstellungen zuhause im Musikzimmer des Kunden. Das Bassreflex-Konzept, wie es auch in unserer Tempesta 17 angewandt wird, stellt deutlich weniger hohe Ansprüche an die Platzierung und ermöglicht so leicht die Integration ins heimische Wohn-Ambiente.

Auf dem Anschlussterminal wird auf die Fertigung in Deutschland hingewiesen
Auf dem Anschlussterminal wird auf die Fertigung in Deutschland hingewiesen

Schaut man sich die Tempesta 17 von unten an, so fällt auf, dass nicht, wie vielfach üblich, ein Plastikrohr als Bassreflex-Öffnung den Schall austreten lässt, sondern eine breite, rechtwinklige Öffnung im MDF-Gehäuse, also ein Luftkanal, für bestmögliche Ankopplung sorgt. Blumenhofer Acoustics bezeichnet diese Ankopplung als divergenten Tunnel, dessen Vorteil neben dem großen Ankopplungsfläche der ausströmenden Luft vor allem deren höherer Druck beim Auslass bei gleichzeitig langsamerer Luftgeschwindigkeit ist. So soll die externe Raumluft im Tiefbass bestmöglich angeregt werden. Direkt neben dieser Tunnel-Öffnung befindet sich die verschraubte Bodenplatte, hinter der die Frequenzweiche in einer separaten Kammer untergebracht ist, um sie vor den Turbulenzen in der Schallführung zu schützen. Die Frequenzweiche ist frei verdrahtet und beinhaltet keinerlei Komponenten zur Korrektur des Impedanzverlaufs. Rückseitig nimmt ein Paar Anschlüsse aus vergoldetem Tellurium-Kupfer Bananenstecker, Gabelschuhe oder freie Kabelenden auf.


Der in Zusammenarbeit mit A.T.E. und Ehmann und Partner entwickelte Tieftöner
Der in Zusammenarbeit mit A.T.E. und Ehmann und Partner entwickelte Tieftöner

Die Entwicklungen im Hause Blumenhofer Acoustics basieren auf den Vorteilen weniger Wege. Klar ist zweifelsfrei: je weniger Wege, desto weniger Übernahme-Probeme einmal durch die Frequenzweiche als auch durch die unterschiedlichen akustischen Eigenschaften der benachbarten Chassis. So ist unsere Tempesta Standbox ein Zwei-Wege-Konzept mit zwei Chassis. Als Tieftöner arbeitet ein 17 Zentimeter Treiber. Dieses ist eine gemeinsame Entwicklung von Blumenhofer und dem Hersteller Audio Technology Engineering in Neu-Ulm, gefertigt bei Ehmann und Partner. Ein individuelles Merkmal dieses Basses ist die Sandwichmembran aus zwei Peek-Folien® von Victrex mit dazwischen liegender Karbonschicht, patentiert als P2C. Eine wichtige Eigenschaft dieses Materials ist neben seiner Leichtigkeit und der daraus resultierenden Schnelligkeit seine Festigkeit. Diese ist vonnöten, da vor allem rückwärtig im Gehäuse die Druckveränderungen Partialschwingungen erzeugen können, wenn das Membranmaterial nicht perfekt steif ist. Das Hochton-Horn ist das äußerlich auffälligste Teil der Tempesta: Der Kenner identifiziert sie allein daran als Blumenhofer-Lautsprecher. Das so typische Horn besteht aus dem 35-Millimeter-Antrieb mit Mylar-Membran und dem Druckkammer-Vorsatz, der die besondere Blumenhofer-Klangqualität in erheblichem Maße mitgestaltet. Der Hornvorsatz ist von Thomas Blumenhofer und seinem Team in messtechnischen und akustischen Testreihen über lange Zeit entwickelt worden. Das Ziel ist klar: Live-Dynamik gepaart mit Natürlichkeit der Klangfarben ohne jegliche Verfärbungen , die man bei Hörnen anderswo immer wieder findet.

Die frei verdrahtete Frequenzweiche besteht aus hochwertigen Komponenten und ist in einer eigenen Kammer untergebracht
Die frei verdrahtete Frequenzweiche besteht aus hochwertigen Komponenten und ist in einer eigenen Kammer untergebracht

Kommen wir zum Höreindruck. Nachdem Armin Kern die Tempesta 17 bei mir nach seiner Erfahrung optimal aufgestellt hatte, hörte ich einige Musikstücke, tauschte dann aber recht bald das Supra-Kabel gegen mein QED Genesis. Bei der Bewertung wollte ich die Einflüsse des mir unbekannten Kabels vermeiden. Und: Das QED brachte etwas mehr Licht in die oberen Lagen und klang für mich etwas gefälliger und auch gewohnter, vielleicht im Gegenzug einen Tick weniger geschlossen als das Supra. Mit beiden Kabel-Varianten war der erste Eindruck sehr entspannend. So gefiel mir meine Dark Side Oft The Moon von 1973, die sicher nicht die beste Version dieses musikalischen Meilensteins ist, ausnehmend gut, weil Dynamik, Exaktheit, Präzision und Timing mich richtig anmachten. Don McLeans American Pie (AUS 29285I) stellte die Tempesta 17 mit ungewöhnlich ehrlichem Gitarrenklang und herrlichem Timbre der Stimme so selbstverständlich in den Raum, dass ich mir die komplette LP gleich zweimal anhörte. Danach hatte ich die Lockerheit, Spritzigkeit und Klangfarbenpracht bei „Children's World“ von Maceo Parkers Roots Revisited beinahe schon erwartet. Igor Stravinskys Pulcinella Suite mit Neville Marriner von 1968 sprühte an Detailreichtum und Dynamik. Egal was ich der Tempesta 17 vom CD-Spieler, Rechner oder Plattenspieler vorsetzte, sie machte daraus ein Erlebnis. Ich musste in der Zeit, in der die Tempesta bei mir zuhause stand, einige Tage nach Weimar. Die Gelegenheit nutzte ich, um mehrfach in verschiedenen Konzertsälen Schüler-Darbietungen zu hören. Dort präsentieren Schüler unterschiedlicher Ausbildungsstufen an Violine, Cello, Flügel, Horn, Querflöte oder Gitarre ihr Können und üben so auch ihr öffentliches Auftreten. Wie unterschiedlich Violinen klingen, abhängig vom eigenen Charakter, aber auch von der Spielweise, wie wenig monströs ein Steinway & Sons Flügel im Konzertsaal klingt und wie „groß“ dagegen eine Querflöte sein kann – das ist ganz anders als bei vielen HiFi-Reproduktionen. Warum ich dies erwähne? Dieser Blumenhofer Lautsprecher ist erstaunlich dicht an diesem Live-Klanggeschehen.


Tempesta bedeutet auf Italienisch Sturm. Da denke ich unwillkürlich an das JBL-Plakat aus vergangenen Jahren, wo sich der Zuhörer vor den Speakern im Sofa sitzend festklammert und seine Haarpracht waagrecht nach hinten im Wind steht. So stürmisch ist die Tempesta 17 nicht. Die Rolling Stones fetzen aber, wie ich´s mir wünsche und mit 88 Dezibel Wirkungsgrad kann man es gut krachen lassen, wenn man mag. Aber, so glaube ich, dafür wurde die Tempesta eigentlich nicht gebaut. Das ist ihr zu wenig. Vielleicht ist sie auch nicht Everybody´s Darling und gefällt nicht dem Bassdruck- und Hochton-Fetischisten. Sie ist für die Menschen gemacht, die hinhören, die Feinheiten lieben, nicht das Vordergründige, aber das Vielschichtige, nicht das Aufdringliche, dafür das Klare und Ehrliche. Die Tempesta 17 kann jede Art von Musik und dies auch hervorragend bei leisen Lautstärken. Sie reagiert auf diverse Verstärker. Ich habe Röhren und unterschiedliche Transistor-Verstärker benutzt. „Feingeistige“ Zuspieler mag sie besonders gern, damit läuft sie zur Höchstform auf.

Der vordere Spike und das Ende des divergenten Bassreflex-Tunnels
Der vordere Spike und das Ende des divergenten Bassreflex-Tunnels

STATEMENT

Die Tempesta 17 ist ein musikalisch ausgewachsener Blumenhofer-Lautsprecher, der immer mehr begeisterte, je länger ich ihn hörte. Sein sehr natürliches Timbre ist gepaart mit Dynamik und Taktgefühl. Meine Empfehlung für anspruchsvolle Musikfreunde.
Gehört mit
Computer Apple MacMini, OS X 10.6.8
Audioplayer Amarra 2.4 und Audirvana Plus
CD-Player Primare DVD 30
Wandler Antelope Zodiac Plus
Plattenspieler Kenwood KD-990 mit Kunststeinauflage
Tonabnehmer Clearaudio DaVinci
Phonostufe Plinius Koru
Vorverstärker T+A P-10 mit Audioplan Sicomin Röhrendämpfern
Endstufen Spectral DMA 100 S mit Enacom-Cinch für Mittelhochton, NAD 2200 PE, Air Tight ATM-3 mit Audioplan Sicomin Röhrendämpfern
Lautsprecher Triangle Magellan Grand Concerto sw2 (Bi-Amping)
Zubehör Audioquest Diamond USB, Inakustik Black&White NF-1302, Mogami 2549, QED Genesis Silver Spiral mit Enacom LS, MudrAkustik Max Netzleiste, Mudra und Audioquest NRG-X2 Netzkabel, AHP Reinkupfer-Sicherungen, Groneberg Wandsteckdosen, mbakustik Raum-Absorber
Möbel Creaktiv Audio mit Absorberböden
Herstellerangaben
Blumenhofer Acoustics Tempesta 17
Gehäuse MDF
Materialdicke 19mm / 0,75"
Frequenzgang 45Hz - 20kHz ± 2dB
Tiefmitteltöner 170mm / 6,5"
Bassmembrane Peek-Carbon - patentierte P2C® Sandwich-Membrane
Bass Gehäuse Zum Boden abstrahlendes Bassreflex Gehäuse
Bass Reflex Divergentes Tunnel
Übergangsfrequenz 1800 Hz
Mittelhochtöner Kompressionstreiber
Horn 1"
Membranendimension 35mm / 1,4"
Material Mylar
Belastbarkeit 100 W RMS
Wirkungsgrad 88 dB
Impedanz 8 Ohm
Anschlussfeld Single-Wiring
Material Vergoldetes Tellurium Kupfer
Füße Spikes
Maße 950/270/248 mm
Gewicht 16 kg

Vertrieb
Blumenhofer Acoustics
Anschrift Hölden 2
86877 Walkershofen
E-Mail info@blumenhofer-acoustics.com
Web www.blumenhofer-acoustics.de

Weitere Informationen

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Dienstag, 20 Juli 2004 02:00

Aqua Acoustic Quality

Hersteller
Aqua Acoustic Quality
Anschrift Via Luciano Manara 17
20122 Milano

Noch’ n Gedicht... oder besser gesagt, schon wieder ein DAC? Klar! Die Suche geht weiter, gibt es nicht Unmengen an D/A-Wandlern, die völlig uninspiriert, leblos und steril Musik machen? Signore Anelli hat sich fest vorgenommen, dies zu ändern!

Grün – weiß – rot: mit ein bisschen Phantasie kann man hier schon das Herkunftsland der Geräte erkennen.
Grün – weiß – rot: mit ein bisschen Phantasie kann man hier schon das Herkunftsland der Geräte erkennen.

Die Mailänder Firma Aqua hat nun nichts mit dem Städtischen Wasserwerk zu tun, sondern dies ist ein Wortspiel mit der Abkürzung von Acoustic Quality. Der deutsche Vertrieb hat uns für den Test neben dem großen DAC auch das dazu passende CD Laufwerk geliefert. Das Äußere mit den abgerundeten Formen ist schon einmal sehr ansprechend, eine gefällige Form ist nun durchaus etwas, was der Szene gut tut. Und was man bei einem Produkt aus Bella Italia auch irgendwie erwarten würde. Aber wie sieht es denn nun im Inneren aus?

Anschlussmöglichkeiten gibt es in Hülle und Fülle. Interessanterweise bietet das Laufwerk auch einen optischen AT&T Ausgang, zu dem es bei dem DAC kein Pendant gibt. Dieser ist nur optional erhältlich
Anschlussmöglichkeiten gibt es in Hülle und Fülle. Interessanterweise bietet das Laufwerk auch einen optischen AT&T Ausgang, zu dem es bei dem DAC kein Pendant gibt. Dieser ist nur optional erhältlich

Ein Blick ins Innenleben des Wandlers zeigt sofort, dass es die Italiener ernst meinen und keine Kompromisse eingehen wollen, beziehungsweise an irgendeiner Stelle Geld sparen wollen. Zunächst einmal fällt eine Vielzahl von Platinen auf, sieben an der Zahl. Dies hat einen ganz einleuchtenden Grund, wenn es in irgendeinem Bereich Verbesserungen gibt, dann kann die entsprechende Platine leicht gewechselt werden, ein komplett neues Gerät ist somit nicht erforderlich. La Scala kann somit in der schnelllebigen Digitalzeit immer auf dem neuesten Stand gehalten werden. Zudem fällt sofort auf, dass die sieben Platinen alle mit diskreten Bauteilen bestückt sind. Keine OP-Amps weit und breit! Das macht alles einen sehr sauberen und durchdachten Eindruck.

Mein erster Blick gilt immer der Stromversorgung, wenn ich hier nach dem Transformator suchen muss nach dem Motto: Ja wo isser denn? Dann gibt das gedanklich schon einmal Minuspunkte. Aqua lässt hier aber nichts anbrennen und legt die Stromversorgung schon einmal getrennt für Digital- und Analogteil aus. Zwei relativ große Schnittkern-Transformatoren werden hierfür eingesetzt. Auch die Gleichrichtung ist aufwändig gemacht und besteht aus diskreten Bauteilen.

Die einzelnen Platinen beinhalten logische Baugruppen, die im Falle eines Updates einfach gewechselt werden können. Sie sind über Computer-Flachbandkabel verbunden.
Die einzelnen Platinen beinhalten logische Baugruppen, die im Falle eines Updates einfach gewechselt werden können. Sie sind über Computer-Flachbandkabel verbunden.


Als DA Wandlerchip kommt mein Favorit, der bewährte BurrBrown 1704 R2R-Ladder-DAC zum Einsatz, hier in der höchsten Selektionsstufe „K“. Pro Kanal werden zwei dieser Chips eingesetzt und dieses Mal nicht parallel geschaltet, sondern in einer Differenzial-Schaltung. Zudem umgeht Aqua das im Chip integrierte digitale Filter: DFD, Direct From Decoder heißt das dann auf Neudeutsch. Mit diesem doch schon betagten Chip ist eine Abtastrate von 24/192 realisierbar. Man muss sich einmal überlegen, der Chip wird schon seit langem nicht mehr gebaut, die Firmen (und das sind nicht wenige), die diesen Chip trotzdem weiter verwenden, müssen sich mit entsprechenden Lagerbeständen eindecken. Das muss doch irgendeinen Grund haben. Eigentlich ist die Schlacht gegen den ein-Bit Wandler verloren, aber sogar die Chips der ersten Stunde wie TDA 1541 oder 1543 werden noch immer mit großem Erfolg eingesetzt. Oder noch anders, Firmen wie MSB oder TotalDAC bauen die Wandler nach dem R2R-Prinzip diskret mit einzelnen Präzisionswiderständen auf!

Eine weitere Spezialität findet man hier bei dem Strom/Spannungs-Konverter, wir erinnern uns, ein DAC Chip liefert zwar Strom, aber kaum Spannung. Ausnahmen gibt es natürlich, wie bei dem diskret aufgebauten Wandler von TotalDAC. Jedenfalls muss normalerweise der gelieferte Strom in Spannung umgewandelt werden, üblicherweise mit Hilfe eines OP-Amp oder auch passiv über Widerstände. Aqua hat hier eine andere Lösung gefunden, die Umwandlung ist zwar ebenfalls passiv, wird aber von einem Transformator übernommen. Das hat natürlich zusätzlich den Vorteil, dass auf diesem Weg eine Trennung von digitalem zu analogem Bereich entsteht.

Die großen, blauen Blöcke sind Kondensatoren, hier von der Firma RIFA. Diese können manchen „audiophilen“ Kondensator das Fürchten lernen. Der MosFet links daneben und die 12AT7 russischer Bauart bilden zusammen die Hybridausgangsstufe
Die großen, blauen Blöcke sind Kondensatoren, hier von der Firma RIFA. Diese können manchen „audiophilen“ Kondensator das Fürchten lernen. Der MosFet links daneben und die 12AT7 russischer Bauart bilden zusammen die Hybridausgangsstufe

In der Ausgangsstufe werkeln zwei Doppeltrioden vom Typ ECC81/12AT7 in Kombination mit einem MosFet. Die ECC81 wurde ursprünglich für UKW-Anwendungen konstruiert, liefert aber im NF Bereich ebenfalls gute Ergebnisse. Alles natürlich ohne Gegenkopplung. Für den Cinch-Ausgang wird nur eine Hälfte der Doppeltriode benötigt, bei dem symmetrischen XLR-Ausgang werden natürlich beide Hälften eingesetzt. Aqua gibt für diese Röhren in dieser Schaltung Standzeiten von 10.000 Stunden an. Damit kann ich leben! Ein weiteres Feature findet man auf der Frontplatte, nämlich einen Umschalter für die absoluten Phase. Idealerweise bewegt sich die Lautsprechermembran bei einem positiven Impuls nach vorne. Wenn aber bei der Aufnahme geschlampt wurde, kann es auch einmal umgekehrt sein. Dies äußert sich dann in einer weniger dynamischen Wiedergabe. Das macht sich natürlich bei geschlossenen Gehäusen am deutlichsten bemerkbar, aber auch bei meiner offenen Schallwand ist klar zu hören, welche Einstellung die bessere ist.

Auch die vier Burr Brown 1704 Chips sind auf einer eigenen Platine montiert. Ob es hier jemals ein Update geben wird?
Auch die vier Burr Brown 1704 Chips sind auf einer eigenen Platine montiert. Ob es hier jemals ein Update geben wird?

Eine Bemerkung am Rande: Der DAC liefert an den Cinch-Ausgängen 2,6 Volt Spannung, also deutlich mehr als üblich. Das kann in Verbindung mit einem Hochwirkungsgrad-Lautsprecher dazu führen, dass sich der Lautstärkeregler ständig im unteren Regelbereich befindet. Der Wandler ist für insgesamt vier unterschiedliche Quellen ausgelegt, die sich mit einem Schalter auf der Frontplatte wählen lassen. Zum einen für einen Computer als Quelle via USB, zum anderen für das hauseigene CD-Laufwerk La Diva via I2S. Das I2S-Protokoll soll gegenüber der S/PDIF-Verbindung eine deutliche Verbesserung der Datenübertragung bieten. Im Gegensatz zu S/PDIF werden dabei die Audiodaten und der Takt über unterschiedliche Leitungen übertragen und somit muss dann der Takt nicht nachträglich aus dem Datenstrom herausgefiltert werden. Allerdings sind die Anschlüsse wieder einmal nicht genormt, so dass in diesem Fall nur das hauseigene Laufwerk betrieben werden kann. S/PDIF und AES/EBU Anschlussmöglichkeiten sind natürlich ebenfalls vorhanden.

Computerfreaks wird dieser Stecker bekannt vorkommen, die I2S-Verbindung funktioniert über einen RJ45 Stecker.
Computerfreaks wird dieser Stecker bekannt vorkommen, die I2S-Verbindung funktioniert über einen RJ45 Stecker.


Das Laufwerk hört auf den Namen La Diva; hm, die Göttliche? Oder doch eher zickig? Wir werden sehen, jedenfalls macht es rein äußerlich schon mal den gleichen hervorragenden Eindruck wie der Wandler. Das Laufwerk ist als Toplader konzipiert, die eigentliche Laufwerkseinheit ist auf einem Subchassis gelagert, um Vibrationen von außen zu minimieren. Nett finde ich auch die Kippschalter zur Bedienung der Laufwerksfunktionen, diese erinnern ein bisschen an Audio Research. Allerdings hat Audio Research bei seinem neuen CD-Spieler auch die üblichen Drucktasten verwendet. Kleine Kuriosität am Rande: Wenn man bei eingelegter CD die „next“ Taste betätigt, passiert gar nichts. Erst wenn man auf „start“ gedrückt hat, lassen sich einzelne Titel überspringen. Mit der Fernsteuerung gibt es dieses Problem natürlich nicht.

Interessanterweise wird auch hier ein Bauteil verwendet, dessen Produktion bereits eingestellt wurde: das Philips CD-Pro2-Laufwerk. Damit wird es langsam eng mit CD-Laufwerken im oberen Qualitätsbereich. TEAC, Accuphase und C.E.C. bauen ihre Laufwerke selbst, sind aber nicht bereit, diese an andere Hersteller zu verkaufen. Stream Unlimited in Österreich würde mir da noch als Anbieter einfallen. Aqua wird sich wohl mit genügend Ersatzlaufwerken eingedeckt haben, aber die Produktion bleibt natürlich trotzdem limitiert.

Den Magnetpuck darf man nicht verlieren, sonst geht gar nix mehr! Er kann bei dieser Konstruktion natürlich nicht im Deckel befestigt sein, wie bei manchen anderen Herstellern
Den Magnetpuck darf man nicht verlieren, sonst geht gar nix mehr! Er kann bei dieser Konstruktion natürlich nicht im Deckel befestigt sein, wie bei manchen anderen Herstellern

Nun wird sich der eine oder andere Leser wundern, ein CD Laufwerk im 21. Jahrhundert? Wie antiquiert sind die denn? Braucht das überhaupt noch einer? Da haben vorwiegend amerikanische Autoren gute Vorarbeit geleistet und den Tod der CD förmlich herbei geschrieben. Seltsamerweise erweist sich das Medium als wesentlich zäher als angenommen, dazu reicht ein Blick in die Münchener Schallplattenläden, so hießen die ja früher. Apropos Schallplatten, kommt einem das ganze Theater nicht irgendwie bekannt vor? Nun gibt es nicht nur unverbesserliche Nostalgiker, die einfach ein physisches Medium in der Hand halten wollen, sondern offenbar auch jede Menge Hörer, denen die Wiedergabe über einen Computer zu steril klingt. Oder besser zu „digital“? Auch unsere Freunde vom polnischen Magazin High Fidelity sind der Meinung, dass sich mit einem geeigneten CD-Laufwerk jede Anlage, unabhängig vom Preis, optimieren lässt. Einen sehr interessanten Artikel zu diesem Thema veröffentlichen wir in einer der nächsten Ausgaben von Hifistatement.

Auch das Laufwerk ist sehr sauber aufgebaut, wie sich das für eine Diva eben gehört. Was man auf dem Bild nicht sieht, das Philips Laufwerk ist nicht mit den Spiralfedern eingebaut, sondern über Gummidämpfer befestigt. Das könnte natürlich zu dem etwas schlankeren Klang beitragen
Auch das Laufwerk ist sehr sauber aufgebaut, wie sich das für eine Diva eben gehört. Was man auf dem Bild nicht sieht, das Philips Laufwerk ist nicht mit den Spiralfedern eingebaut, sondern über Gummidämpfer befestigt. Das könnte natürlich zu dem etwas schlankeren Klang beitragen

Lassen wir doch einfach einmal die technische Limitierung des Redbook Formats und den ganzen theoretischen Krempel weg und hören uns einfach einmal an, was die beiden Geräte zu bieten haben. In einem ersten Schritt habe ich zunächst den Wandler an mein Ayon CDT Laufwerk angeschlossen. Von den vier verschiedenen Anschlussmöglichkeiten, die La Scala zu bieten hat, habe ich die AES/EBU-Verbindung gewählt. Leider besitze ich keine digitale Aufnahme aus dem Teatro alla Scala in Mailand, was sich hier irgendwie angeboten hätte.


b_200_0_16777215_10_images_content_tests_14-07-21_aqua_brubeck.jpgDeshalb habe ich einen alten Brüller aus der Jazzszene ausgewählt, nämlich „Take Five“ aus der CD Time Out mit dem Dave Brubeck Quartet. Hier in einer K2 HD Überspielung von Sony, die normale CD ist nicht so toll. Nachdem ich diese Musik gefühlte 30 Jahre nicht mehr gehört hatte, macht sie jetzt sogar wieder Spaß. Brubecks Musik war bekannt für die ungeraden Metren, hier ein 5/4 Takt, daher auch die Bezeichnung „Take Five“. Brubeck hat den bis dato üblichen 4/4 Takt („Time“) ausgeschaltet, daher stammt auch der Name der LP: Time Out.

Schon nach den ersten Takten bekommt man ein Gefühl, wo die Reise lang gehen könnte: Musikhören macht Spaß mit dem Wandler! Das Schlagzeug kommt sehr kraftvoll rüber, genauso die etwas hölzerne Spielweise von Brubeck, trotzdem bleibt der fast zerbrechliche Ton von Paul Desmonds Saxophon wunderbar erhalten. Die Musiker rücken etwas mehr in den Vordergrund, sie haben sich gewissermaßen in den eigenen vier Wänden breit gemacht. La Scala kann mit einer hervorragenden Auflösung aufwarten, sehr gut kann man dies auf dieser CD bei dem Schlagzeuger Joe Morello hören: er spielt – wie es im Jazz damals üblich war – nur ein Standard Drum Set, also nicht diese riesig aufgeblähten Schießbuden, wie sie heutzutage üblich sind. Deshalb kann Morello die Vielfalt der Klangfarben allein durch seine Spieltechnik erzeugen. Und da hat er einiges zu bieten, was uns La Scala auch sehr detailliert präsentiert; man kann ihm förmlich auf die Finger schauen. Meine bessere Hälfte kam anschließend um die Ecke und meinte anerkennend: klingt super!

b_200_0_16777215_10_images_content_tests_14-07-21_aqua_gilberto.jpgAls nächstes – und gerade noch rechtzeitig zur Fußball WM – kommt die deutschstämmige Brasilianerin Astrud Gilberto zum Zug. Sie war in den 60-er Jahren eine Vertreterin des Bossa Nova und seinerzeit ziemlich bekannt. Wenn jetzt die älteren Leser unter uns an „Schuld war nur der Bossa Nova, lalala...“ denken, liegen sie hier völlig falsch, Gilberto kann richtig singen. Könnte aber vielleicht als Entschuldigung für das Ausscheiden der Brasilianer bei der WM herhalten. Ausgesucht hatte ich den Titel „Berimbau“ aus der CD Look to the Rainbow. Bei der Berimbau handelt es sich um ein perkussives, einsaitiges Rhythmusinstrument aus Brasilien. Die Saite (meistens aus einem alten Autoreifen) wird dabei auf einen Bogen gespannt und mit einem Holzstäbchen angeschlagen. Dies erzeugt einen unverwechselbaren, leicht schnarrenden Ton. Das Instrument ist im Intro sehr klar zu hören, über La Scala wird es zudem auch plastisch abgebildet, was oftmals wegen des kaum vorhandenen Instrumentenkorpus nur diffus zu hören ist. Wunderbar wird anschließend die Stimme von Gilberto wiedergegeben, die ein bisschen an Cool-Jazz erinnert. Gilberto bewegt sich hier nur innerhalb einer Oktave Tonumfang. Schließlich kommt im Hintergrund noch das Gil Evans Orchester dazu. Hier kann man jetzt sehr deutlich hören, dass die Aufnahme nicht zur selben Zeit am selben Ort gemacht wurde, sondern einzelne Tracks später zusammengefixt wurden. Wie das heutzutage ja schon Gang und Gäbe ist. Die Bläsergruppen sind allerdings sehr authentisch aufgenommen worden und werden auch so wiedergegeben. Evans hatte ja durch den Einsatz von – für den Jazz – ungewöhnlichen Instrumenten wie Waldhorn, Oboe und Tuba einen ganz typischen dunklen Orchesterklang kreiert, an dem sein Orchester sofort erkannt werden konnte. Dies kann die Italo-Gang sehr strukturiert und mit sehr vielen Klangfarben wiedergeben. Toll!

b_200_0_16777215_10_images_content_tests_14-07-21_aqua_fridaynight.jpgNoch ein Klassiker, Friday Night in San Francisco mit den Gitarristen Al di Meola, John Mc Laughlin und Paco de Lucia. Sonst nix! Das Konzert stand wohl unter dem Motto: Wer zuerst fertig ist, darf heimgehen. Anders kann man sich sonst die Hochgeschwindigkeits-Spielweise nicht erklären. Jedenfalls hören wir beim ersten Titel „Mediterranean Sundance“ Al di Meola im linken Kanal und Paco de Lucia im rechten. Was La Scala superdeutlich zeigt ist folgendes: Meola spielt auf einer Ovation Gitarre mit Stahlsaiten und einem Plektrum, de Lucia natürlich auf einer Flamenco Gitarre mir den Fingern. Die viel größere Ovation macht deutlich mehr Druck und klingt durch den Anschlag mit dem Plektrum härter, die Flamenco-Gitarre ist etwas leiser, bietet aber viel mehr Klangfarben. Durch die exzellente Spieltechnik von de Lucia wird hier natürlich ebenfalls ein Brillantfeuerwerk abgebrannt. Eine andere Stärke des Wandlers kann man mit dieser Aufnahme ebenfalls hören, die Engländer nennen das PRaT, Pace, Rhythm and Timing. Die Musiker spielen alle auf den Punkt genau mit einer gigantischen Dynamik, und so kommt es auch rüber! Ich kenne hiervon sowohl LP als auch CD, aber der DAC kann hier noch etwas anderes vermitteln, nämlich die Faszination, die ein derartiges Livekonzert ausmachen kann. Oftmals hört man bei dieser Aufnahme nur irgendein Geschwurbel, wo man sich am Schluss fragt, was das Ganze eigentlich soll. Allerdings muss der Rest der Anlage natürlich auch mithalten können.

Eine Bemerkung noch am Rande: La Scala besitzt neben den Cinch-Ausgängen auch noch symmetrische Ausgänge, die ich allerdings nicht nutzen konnte, da meine Röhrenvorstufe keine symmetrischen Eingänge besitzt. Im nächsten Schritt habe ich dann das hauseigene Laufwerk La Diva mit dem Wandler verbunden; um gleiche Voraussetzungen zu haben, zunächst ebenfalls über die AES/EBU Verbindung. Im Vergleich zu vorher hat die Wiedergabe etwas weniger Druck, wirkt dafür aber filigraner, eleganter. Trotzdem denke ich, dass La Diva nicht ganz die dynamischen Fähigkeiten des Wandlers auslotet. Die Musiker sind noch einen Schritt weiter nach vorne getreten. Insgesamt würde ich sagen: Geschmackssache. Bei „Take Five“ kann der Wandler eigentlich mehr Druck machen, ähnliches gilt für „Mediterranean Sundance“, andererseits ist die Stimme von Gilberto jetzt noch geschmeidiger und leichtfüßiger. Die dreidimensionale Abbildung der Musiker gelingt mit dem Ayon besser, dafür kann La Diva die Dimensionen des Konzertsaals besser abbilden. Wie gesagt: Geschmackssache. Und jammern auf allerhöchstem Niveau. Um dies weiter auszuloten habe ich noch eine Barockaufnahme mit Trevor Pinnock herausgesucht: Arcangelo Corelli Concerto Grosso #1.

b_200_0_16777215_10_images_content_tests_14-07-21_aqua_concerti.jpgBei dieser Art von Musik kommt die Leichfüßigkeit und Eleganz der Aqua Kombi viel besser zum Tragen, die Musik wirkt spannend und transparent und das bei einer Aufnahme der Deutschen Grammophon, die etliche Schwächen hat und diese nicht nur im Hochtonbereich. Die Musik bekommt mit den beiden Aqua-Geräten viel mehr Substanz, ansonsten kann sie nämlich schnell einmal in die Rubrik „Fahrstuhlmusik“ abgleiten. Bei großorchestralen Werken, wie beispielsweise einer Beethoven Symphonie könnte ich mir allerdings etwas mehr Volumen vorstellen. Grundsätzlich möchte ich einmal sagen, dass ich zur Beurteilung natürlich nicht nur die drei oder vier gezeigten Titel hernehme, sondern eine Vielzahl von CDs, einige von diesen kommen für bestimmte Tests immer wieder vor. Was der Musik an sich natürlich nicht besonders gut tut. Zudem nehme ich auch gerne einmal Scheiben her, die nicht 100 Prozent perfekt aufgenommen sind, einfach um zu hören, was mit den Testkomponenten noch an Substanz geboten wird.

Weiter geht’s: Wenn man nun die AES/EBU-Verbindung durch das I2S-Kabel ersetzt, tut sich noch einmal einiges, oder anders ausgedrückt, dies ist die klar bessere Verbindung. Was man allerdings erst im direkten Vergleich mit dem AES/EBU-Kabel hört. Die Instrumente klingen noch freier und luftiger, der Raum wirkt noch etwas größer. Allerdings kommt bei Aufnahmen, die einen etwas aggressiven Hochtonbereich haben, dies auch sehr deutlich so rüber; da kann allerdings die I2S-Verbindung nichts dafür. Die AES/EBU Verbindung ist hier etwas gnädiger. Wenn ich mich nun zwischen den beiden Geräten entscheiden müsste, würde ich zunächst zum Wandler greifen. Dieser prägt in entscheidendem Maße den Klang der Kombination und dürfte in jeder Kette eine gute Figur machen.


Die kleinen Wippschalter haben etwas. Ich habe deshalb gänzlich auf die Bedienung per Fernsteuerung verzichtet.
Die kleinen Wippschalter haben etwas. Ich habe deshalb gänzlich auf die Bedienung per Fernsteuerung verzichtet.

STATEMENT

Hervorragende musikalische Präsentation der beiden Geräte. Den Wandler gebe ich äußerst ungern wieder zurück.
Gehört mit
Digitallaufwerk Ayon CDT
D/A Wandler Borbely Audio
Laufwerk Apolyt
Tonarm Triplanar
Tonabnehmer Clearaudio Goldmund, Van den Hul Grashopper
Vorstufe Shindo Monbrison
Endstufe Thomas Mayer 211SE Elrog, 6HS5 PSE, Shindo Cortese
Lautsprecher WVL 100i, Ancient Audio Studio Oslo
Kabel Audio Consulting Reference RCA, Swisscables Reference NF, Swisscables Reference LS, Auditorium23 LS, Swisscables Netz, VertexAQ Hirez Netz, VertexAQ Hirez Netzleiste
Zubehör LeadingEdge Gerätebasis, LeadingEdge Minipaneele
Herstellerangaben
La Scala
Gewicht 9 kg
Höhe 100 mm
Breite 450 mm
Tiefe 370 mm
Preis 4980 Euro
Herstellerangaben
La Diva
Gewicht 10 kg
Höhe 100 mm
Breite 450 mm
Tiefe 370 mm
Preis 7560 Euro

Hersteller
Aqua Acoustic Quality
Anschrift Via Luciano Manara 17
20122 Milano
Vertrieb
Hörgenuss für Audiophile
Anschrift Fichardstr. 56
60322 Frankfurt
Telefon +49 69 40326292
Fax +49 69 40326293
E-Mail info@hgfa.de
Web www.hgfa.de

Weitere Informationen

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Freitag, 18 Juli 2014 02:00

Larsen 4

Was kommt einem in den Sinn, wenn man an Schweden denkt? Die Schären natürlich, Pippi Langstrumpf, viel Land, viel Wasser, wenig Menschen, entzückende rote Holzhäuser, alles ganz betulich und idyllisch und schön und irgendwie auch gesund. Zumindest aus touristischer Sicht

Denkt man an Hifi kommt mir seit dem Test der Guru QM 10 / II auch der Begriff „außergewöhnliche Lautsprecherkonzepte“ in den Sinn. So gegen den Strich gebürstet und eben anders war schon lange kein Lautsprecher mehr, der bei mir Einzug gehalten hat. Und jetzt also die Larsen 4. Ein auf den Konzepten von Stig Carlsson und dessen Sonab-Lautsprechern basierender Ortho-Acoustic Lautsprecher. Ortho-was? Sonab? Ich habe im Gedächtnis gekramt und erinnerte mich an billig zusammengeschusterte 75 Watt/Mark-Boxen, die in der Discounterecke auf willige Kundschaft warteten. Die Befragung des Internets brachte dann zutage, dass in Deutschland wohl nur extrem günstige Produkte unter dem Markennamen vertrieben wurden. Die Bildersuche stürzt einen dann in irgendwas zwischen Konfusion und Amüsement. Zum Beispiel auf einem Quader wild angeordnete Hochtöner, vor einem im 45 Grad(!)-Winkel nach oben strahlenden Tieftöner. Nun ja, das macht es irgendwie nicht besser. Bose für Reiche?

Das dahinter stehende Prinzip ist also nicht besonders neu, und man muss sich erst ein wenig durch die zugrunde liegende Theorie zahnen, um den dahinter liegenden Gedanken nachvollziehen zu können. Und das geht so: Ein direkt abstrahlender Lautsprecher strahlt um sich rum und regt die dahinter liegende Wand zur Schallabstrahlung an. Klar, macht jeder Lautsprecher irgendwie.

Bilder sagen mehr als tausend Worte. Die sehr eigenwillige Art der Chassisanordnung soll in Verbindung mit der dahinter liegenden Wand einen linearen Frequenzgang realisieren
Bilder sagen mehr als tausend Worte. Die sehr eigenwillige Art der Chassisanordnung soll in Verbindung mit der dahinter liegenden Wand einen linearen Frequenzgang realisieren

Dabei entstehen in der Interaktion mit dem direkt abgesonderten Schall mal Auslöschungen, mal Ergänzungen, mal Überhöhungen. Ist auch nicht von der Hand zu weisen. Im schalloptimierten Raum klingt es dann sehr gut und wie es soll. In normalen Wohnräumen aber eben nicht. Stig Carlson will es geschafft haben, einen Lautsprecher zu konstruieren, der in den entsprechenden Bereichen gegensteuert und unter Zuhilfenahme der Wand einen glatten Frequenzgang realisiert, wie er von an sich neutralen, direkt abstrahlenden Lautsprechern im Wohnzimmer nicht erreicht wird. Der Anspruch ist also nicht so ohne. John Larsen, ein langjähriger Mitarbeiter von Stig Carlsson, will das Konzept noch weiter verfeinert haben und führt die Produktion heute weiter, der Deutschlandvertrieb liegt bei Tom Habke.

Um dies zu erreichen, werden zwei SEAS-Chassis eingesetzt, die auf einer Holzplatte übereinander montiert werden, die ungefähr mit einem Winkel von 75 Grad in die Höhe ragt und von vorne betrachtet 45 Grad nach innen gedreht ist. In diesem Fall verweise ich gern auf die wie immer bildschönen Fotos von Helmut Baumgartner, das sollte man am besten sehen, eine Beschreibung ist an dieser Stelle eher unpräzise.


Das Ende des dreieckigen Bassreflexkanals tritt hinter den Lautsprechern direkt vor der Wand aus
Das Ende des dreieckigen Bassreflexkanals tritt hinter den Lautsprechern direkt vor der Wand aus

Vor dem Tiefmitteltöner ist ein eingelegtes Element aus Steinwolle, das die Abstrahlung optimiert. Unter dem aus einem mit Stoff bespannten Drahtgestell befindet sich direkt oben vor dem Tiefmitteltöner ein weiteres Element. Der Deckel ist übrigens nicht Transportschutz oder soll die Technik vor grabschenden Kinderhänden bewahren, sondern ist integraler Bestandteil der Abstimmung. Die beschichtete 27-Millimeter-Kalotte hängt frei im Raum, der beschichtete 170er-Papier-Tiefmitteltöner führt hinten in eine Röhre, die nach unten in das Gehäuse geht. Die Trennfrequenz liegt bei 2600 Hertz, getrennt wird mit 12 und 18 Dezibel pro Oktave. Von oben betrachtet öffnet sich neben dem Eingang für den Tiefmitteltöner zum Gehäuse hinein ein dreieckiger Spalt, der das Ende des Bassreflexkanals markiert.

Ein Wort noch zu den angesprochenen Absorbern oder Schalldiffusoren: Nach fürchterlichem Gemecker beim Vertrieb über dieses Zeug, das bei Berührung bröselt und durchaus unangenehm sein kann, sicherte John Larsen entnervt zu, dass diese in Zukunft mit Stoff ummantelt ausgeliefert werden. Jahre hätte er das problemlos so gemacht, doch kaum, dass er die USA und Deutschland beliefert, gibt es Ärger. Der geneigte Leser darf mir also danken. Und natürlich Tom Habke, der sich sofort darum gekümmert hat.

Einer der schalloptimierenden Dämpfer direkt vor dem Tiefmitteltöner. Bei in Deutschland ausgelieferten Modellen wird die Steinwolle mit Stoff ummantelt. Direkt oberhalb im Deckel gibt es ein weiteres Element zur Feinabstimmung
Einer der schalloptimierenden Dämpfer direkt vor dem Tiefmitteltöner. Bei in Deutschland ausgelieferten Modellen wird die Steinwolle mit Stoff ummantelt. Direkt oberhalb im Deckel gibt es ein weiteres Element zur Feinabstimmung

Ansonsten ist die Verarbeitung in Ordnung, aber nicht sensationell. Man darf aber auch nicht vergessen, dass die Lautsprecher mit circa 1200 Euro pro Paar ziemlich zurückhaltend kalkuliert sind, zumal es für den Bonus des Andersartigen heutzutage gern mal einen drei- bis fünffachen Aufschlag gibt, einfach so. Jetzt stehen die relativ kleinen Kisten mit ihren 230 mal 735 mal 260 Millimetern in meinem Hörraum und werden achtlos erst mal angeworfen. Dabei habe ich natürlich nicht darauf geachtet, dass es einen Lautsprecher für die linke und einen für die rechte Seite gibt und die Exemplare vertauscht. Kann ja mal passieren, bin ja nur Hifi-Tester. Das klingt dann ganz temperamentvoll, sehr frei, ganz wenig, aber präziser Bass und etwas hell. Immerhin ist das alles verfärbungsfrei. Erinnert an ganz alte Canton-Lautsprecher, die man zur Seite nach außen gedreht hat Ganz lustig, aber so ist das sicher nicht gemeint.

Noch mal ein wenig auf der Seite des Vertriebes gestöbert und die Lautsprecher verschämt getauscht und so weit es geht vor die Wand gerückt. Also auf der linken Seite nah an die Wand, aber unter ein Hängeregal, rechts vor einen Plattenschrank. Das klingt dann schon ganz anders, aber immer noch unausgeglichen. An sich ist es ganz einfach, die Lautsprecher sollen direkt vor die Wand und mindestens 50 Zentimeter Abstand zu den Ecken haben. Das kommende Wochenende ist meine Frau mit den Kindern aus dem Haus, und ich räume ihr Zimmer komplett durcheinander, um eine entsprechende Wand frei zu schaufeln. Auf eine Fotodokumentation verzichte ich im Hinblick auf den häuslichen Frieden einfach mal. Jetzt kommen die Larsen 4 direkt vor die Wand, und dann kann es endlich losgehen. Und wie!


Immer wenn man Berichte von rundum oder omnidirektional abstrahlenden Lautsprechern liest, kommt garantiert irgendwann der Hinweis, dass eine Umstellung in den Hörgewohnheiten unabdingbar sein, sich ein Vergleich mit konventionellen Konzepten prinzipiell verbietet, sich dafür aber andere Welten auftun. Die eine oder andere Übertreibung wird dann nicht nur billigend in Kauf genommen, sondern als Eigencharakter gelobt. Mit der Larsen ist das ganz anders. Selten habe ich einen tonal so ausgeglichenen Lautsprecher gehört, der keinen Frequenzbereich betont und dabei auch noch verfärbungsfrei ist. Trotz voller Höhen ist er auf der angenehmen Seite angesiedelt, ohne schönfärberisch zu spielen. Und dazu kommt dann noch dieser zusätzliche, räumliche Effekt durch die Chassisanordnung...

Der Hochtöner hängt völlig frei im Raum auf seiner Montageplatte
Der Hochtöner hängt völlig frei im Raum auf seiner Montageplatte

Ich fang mal an mit Elbtonal Percussion In Concert und „Song for Lea“ und „Paradies“ und erfreue mich an der lockeren, auf einer richtigen Bühne dargebrachten Performance. Was machen die Larsen anders? Die einzelnen Anschläge und Instrumente auf diesem Schlagzeugwunderwerk sind weder präziser noch detaillierter als auf anderen Lautsprecher. Dafür darf jeder Ton ein wenig mehr Luft und Tiefe um sich herum beanspruchen als sonst üblich, die räumliche Dimension ist eine andere. Aber eben nicht grenzenlos und riesig. Kompliziert zu beschreiben. Sicher ist ein Live-Effekt da, die Bühne nicht an die Kisten gebunden, die da Musik spielen, der Raum nach hinten offen ohne Begrenzung, aber eben nicht in epischen Dimensionen, sondern neutral realistisch. Das meine ich übrigens absolut positiv. Nach den Beschreibungen von Stig Carlsson sollen die Lautsprecher besonders gut mit sehr räumlichen Aufnahmen, die nur mit zwei Mikrofonen eingefangen worden sind, funktionieren. Das ist möglich. Ich finde, das funktioniert mit eigentlich jeder Aufnahme und Musik.

Bei Nik Bärtsch´s Ronin Holon in „Modul 41_17“ gibt es so ein minimalistisch manisches Zusammenspiel auf einem Ton zwischen Klavier und Saxophon, das sich durch die Hälfte der Nummer zieht. Die Larson 4 stemmen die beiden Instrumente dabei nicht so weit auseinander, wie feiner auflösende Lautsprecher das machen, lassen aber den daraus resultierenden Ton völlig in Ruhe und geben dieser sehr streng produzierten Scheibe eine ganze Menge Leben, Temperament und Luft mit auf den Weg. Irgendwann muss ich mal Manfred Eicher fragen, ob dass immer so kontrolliert sein muss in seinen Aufnahmen. Wie dem auch sei, das macht richtig Spaß über die Larsen. Dabei treten, obwohl vorhanden, Begriffe wie Ortung und Analytik automatisch in den Hintergrund. Das soll übrigens nicht bedeuten, dass da irgendetwas vernuschelt wird, die Akzente liegen nur einen Tick anders. Am Anfang von „Paradies“ gibt es im Publikum ein kräftigen Huster, schön für den Tester, um Details zu hören, blöd für den Genießer. Allein dieses missliebige, aber typische Geräusch (es war doch die ganze Zeit so laut, warum husten alle immer, wenn es leise ist?) vermittelt absoluten Live-Charakter und bietet sich klar und in bisher ungehörter Deutlichkeit dar. Wobei, will man Husten hören?

Nein, es zeigt eben diese Extra-Portion Authentizität auf, die die Larsen verbreiten. Und wenn es lauter wird? Dann wird es richtig nett. Mit der Wand im Rücken entwickeln die Lautsprecher einen richtigen Schub und Druck in Bass und unterem Mitteltonbereich, dass es eine Freude ist und tatsächlich an Livemusik erinnert. Und auch hier wird richtig auf gemacht, der Bass pulst fröhlich vor sich hin und behält dabei Struktur und Farbe. irgendwann sitzt man dann tatsächlich vor einer Bühne, auf der die Bohlen bei Schritten hölzern knarren. Die Dynamik ist für Lautsprecher dieser Größe exzessiv – was will man mehr. Dabei wächst die Abbildungsgröße mit zunehmender Lautstärke nicht über alle Maßen – nur ein Bisschen –, was auf eine äußerst glückliche Interaktion mit der Rückwand schließen lässt und darauf, dass die Theorien von Herrn Carlsson wohl so falsch nicht gewesen sein können.

Mit Deckel ziemlich unspektakulär, bestechen die Larsen 4 durch akustische, nicht optische Raffinesse – wobei ich persönlich die Form gelungen finde
Mit Deckel ziemlich unspektakulär, bestechen die Larsen 4 durch akustische, nicht optische Raffinesse – wobei ich persönlich die Form gelungen finde


Überhaupt: Der Bass, der mit erhöhter Lautstärke an Autorität und Wucht gewinnt, macht auch richtig Freude. Nicht falsch verstehen, man kann auch knapp über der Hörschwelle mit den Larson wunderbar Musik hören, aber ich würde sie auch für eine Party einsetzen. Sollte die Stimmung dann nicht gut sein, liegt's vielleicht an der Musik oder den öden Leuten, aber bestimmt nicht an den Lautsprechern. Der Verzicht auf eine Überhöhung bestimmter Bereiche, in diesem Fall exemplarisch der Oberbass, macht sich hier besonders bezahlt. Auch Drum 'n' Bass oder Club-Sounds gehen richtig ab, wobei bei ersterem die kräftige und auch detaillierte Höhenwiedergabe etwas Nehmerqualitäten verlangt. Liegt aber eher an der Musik.

Kein Schatten? Hörern, denen Analytik sehr wichtig ist, können die Larsen 4 etwas zu ungenau in der exakten Positionierung einzelner Instrumente vorkommen. Wobei das schon Jammern auf erhöhtem Niveau ist. Im Gegensatz zu rundum strahlenden Lautsprecherkonzepten ist eine gute Ortbarkeit vorhanden, Allerdings sind die Grenzen nicht mit dem Rasiermesser gezogen – wer darauf großen Wert legt, findet sicher geeignetere Lautsprecher für sich.

Stimmen sind übrigens ein Genuss über die Larson. Frei stehen sie im Raum. Das Verhältnis zwischen Phrasierung und Volumen ist sehr ausgeglichen. Ob nun solo oder gleich im ganzen Chor, klingen sie sehr natürlich. Der Verzicht auf tonale Effekte im Vertrauen auf die besondere Abstrahlung geht voll auf. Besonders Chöre verbreiten mit ihrem Nachhall in das Gewölbe oder das Kirchenschiff Gänsehaut, Solostimmen vermitteln durch ihre direkte Ansprache das Gefühl, direkt dabei zu sein. Und genau so gut funktionieren Kammermusik, Orchester oder auch Pop und Jazz. Wer sich wegen der eingeschränkten Höhe Gedanken machen sollte, kann die Lautsprecher durchaus auf einen Sockel stellen und mit der Höhe experimentieren, etwa 20 Zentimeter bringen im wahrsten Sinne des Wortes noch etwas Luft nach oben und eine natürlichere Abbildung. Wer die Larsen mag, wird den Sockel dann sowieso mauern, weil er sie nicht mehr her gibt.

STATEMENT

Die Bühne im Wohnzimmer ohne tonale Nebenwirkungen. Bei aller Bekenntnis zur Live-Aufführung bleiben die Larsen 4 ausgeglichen und verfärbungsfrei, dabei für die Größe unglaublich dynamisch und bei Bedarf auch mal richtig laut. Ist das High-End? Egal, macht Spaß und ist extrem günstig!
Gehört mit
Analoglaufwerk Thorens TD-321, Technics SL-151/II
Tonarme Rega RB 300, Roksan Tabriz
Tonabnehmer Goldring G-1022GX, Linn Asaka v.d.H.
Phonopre AMR ifi iPhono
CD-Spieler Denon DCD-1290
Verstärker music hall a15.2
Lautsprecher Rogers Studio1
Kabel TaraLabs, RG142, Vovox, Sommer, Oehlbach, Baumarkt, Funk-Tonstudiotechnik, Supra Cable
Herstellerangaben
Larsen 4
Wirkungsgrad 87db
Impedanz 8 ohm
Bass-Treiber 174 mm
Abmessungen 230 x 735 x 260 mm (B x H x T)
Gewicht 11,5 kg
Paarpreis 1200 Euro

Vertrieb
Tom Habke Audiovertrieb GmbH
Anschrift Bismarckstr. 48
28203 Bremen
Telefon +49 421 24199330
E-Mail kundenservice@tomhabke.de
Web www.tomhabke.de

Weitere Informationen

  • Imagefolder tests/14-07-18_larsen

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