Perfektes Timing! Auf meinem Laptop hatten sich einige HiRes-Musikdateien versammelt, wie gemacht für eine Vorführung auf der kommenden HIGH END. Unumgänglich war allerdings eine akustische Sichtung. Und genau da rief Dirk an und bot mir den ifi iCAN nano zum Test an. Her damit, denn der kleine Amp verspracheine angemessene Verstärkung der hochkarätigen Stücke
Angeliefert in der gleichen schmucken Verpackung wie der bereits getestete ifi iTube, überrascht beim Auspacken das umfangreiche Zubehör des iCAN nano.
Neben dem adretten Verstärker befinden sich ein kleiner Schraubenzieher, eine Transporttasche, schützende Gummiringe, RCA-Verbindungskabel sowie 3,5mm Klinke, Adapter 6,3mm Klinke auf 3,5 mm, Füßchen und das obligatorische Netzteil im Inneren der Box
Die englische Bedienungsanleitung ist kurz und griffig, offene Fragen gibt es nach der Lektüre nicht. Auf der Vorderseite des tadellos verarbeiteten Gehäuse dominiert der Lautstärkeregler und die 6,3-Millimeter Klinkenbuchse für den Kopfhörer. Mittels zweier Kippschalter werden die Signalströme über die Funktionen „XBass“ und „3D HolographicSound“ umgeleitet – wobei die letztgenannte Schaltung vom Pionier der Aufnahmetechnik Alan Downer Blumlein inspiriert ist. Rückwärtig füllen der parallel geschaltete RCA- respektive Klinken-Eingang – es sollte also immer nur ein Eingang genutzt werden – sowie der Stromanschluss die knappe Fläche aus.
Eine kleine Leuchtdiode auf der Oberseite signalisiert den Betriebszustand. Blau steht für „Laden“, grün für „Betriebsbereit“ und rot für „Will ans Ladegerät“. Dank seines Li-Polymer-Akku ist der ifi iCAN nano ein netzunabhängiger Begleiter, der nicht nur Laptops musikalisch aufwerten kann, sondern auch alle anderen mobilen Quellen, mit deren Kopfhörerausgang er verbunden wird.
Eine Akku-Laufzeit von bis zu 70 Stunden gibt der Hersteller an, wobei der Energiehunger des verwendeten Kopfhörers bei der Bemessung die entscheidende Größe ist. Im Selbstversuch ging der Energiespeicher eines iPad deutlich vor dem Reservoir des iCAN nano in die Knie. Zurück zum Gehäuse. Abhängig vom Zuspieler kann die Vorverstärkung auf der Unterseite in zwei Stufen justiert werden, hier kommt der beiliegende Schraubenzieher zum Einsatz.
An meinem MacBook und dem Vorverstärker reichten sechs Dezibel aus, iPhone und Co. präferierten die 18-Dezibel-Einstellung. Die Anmutung des Gehäuse, die Passgenauigkeit der einzelnen Elemente, die Haptik sowie der Gleichlauf des Volumenstellers sind ob des aufgerufenen Verkaufspreises bemerkenswert. Aber „Grau is alle Theorie – entscheidend is auf'm Platz“. Der große Vorteil des iCAN-nano-Konzeptes ist die einfach Handhabung. Statt des Kopfhörers wird der Verstärker mit dem Ausgang des Abspielers verbunden. Aufwendige Einstellungen in dem Betriebssystem sind somit überflüssig.
Nach Drehen des Volumenreglers tritt der iCAN mit einem sanften Plop seinen Dienst an. Ohne Signal ziehe ich den Regler auf Maximum, keinerlei Störgeräusche erreichen die kleinen Schallwandler. Vernehmlich rauscht es allerdings im Sennheiser HD 800, als der digitale Datenfluss im Laptop namens „Killing Me Softly with His Song“ startet, aber das ist ausschließlich den alten Originalbändern geschuldet. Lustlos und lahm tönt der Hörer bei dieser wunderbaren Aufnahme von Roberta Flack, wenn er direkt mit Apples Notebook verbunden wird. Jetzt ist aber alles ganz anders. Erheblich mehr Kraft, eine größere Bühne und mehr Details im Hochton kennzeichnen den Vortrag von Roberta via ifi iCAN nano.
Tugenden, die sich mit allen weiteren Musikstücken problemlos reproduzieren ließen. Und so verstärkte der Headamp trefflich die Kompositionen von Bach („Nun kommt der Heiden Heiland“) bis Yes („Awaken“), bei Bedarf mit erheblicher umverzerrter Lautstärke.
„3D HolographicSound“ und „XBass“ waren in diesen ersten Runden noch nicht aktiv. Zugeschaltet verändert sich das Klanggeschehen deutlich, wobei beide Schaltungen das bieten, was Ihre Namen jeweils versprechen. „3D HolographicSound“ erweitert den Raum nachhaltig, jedoch verliert die Darstellung ein wenig an Stabilität. Der leichte Aderlass im Bassbereich wird durch „XBass“ effektiv kompensiert, der kleinere Sennheiser HD 229 wusste dies sehr zu schätzen.
Eine Hängematte gespannt zwischen zwei alten Bäumen wird der Ort für den zweiten Teil des Testtages. Statt Laptop und HiRes-Files heißt es jetzt iPad und MP3-Kost. Dank des kleinen Gehäuses mit seinem niedrigen Gewicht ist der mobile Einsatz für den iCAN kein Problem, nur der etwas klobige HD 800 wirkt hier ein bisschen deplatziert.
Schon nach „The woman singing“ von Blue Tofu ist der deutliche Zugewinn an musikalischen Leben greifbar. Aber auch datenreduzierte Dateien mit klassischer Musik von Witold Lutoslawski - „Concert for Orchestra“ - oder Jazz von Joachim Kühn, scheinen spürbar mehr vom ifi iCAN nano zu profitieren, als deren umkomprimierte Zwillinge.
Was Wunder, ist doch der kompakte Kopfhörerverstärker genau für dieses Szenario entwickelt worden.
Zum Abschluss verdrängte das zierliche Kästchen den vorhandenen Kopfhörerverstärker von seinem Stammplatz in der heimischen Musikanlage. Das Ergebnis verblüffte, denn mit viel Temperament nutzt der nano seine Chance. Und so musste ich nach „High water everywhere“ von Joe Bonamassas Live from the Royal Albert Hall erst einmal die alten Verhältnisse wieder herstellen, um das Gehörte richtig einordnen zu können. An wuchtiger Spielfreude herrscht mit dem ifi bei diesem Kracher wahrlich kein Mangel. Die zarten Töne von Rene Aubry kitzelten da schon mehr Unterschiede heraus: Feines wirkte weniger ausdifferenziert, rauer die Ausführung, fahriger die räumliche Darstellung – Abstufungen, die allerdings vor dem Hintergrund des Preisunterschiedes fast schon irrelevant sind.
„3D HolographicSound“ sowie „XBass" erwiesen sich in diesem „großen“ Umfeld als entbehrlich, das gebotene Signal benötigte derlei Aufbesserung nicht. Anzumerken wäre noch, dass sich trotz der gebotenen Qualitäten des ifi iCAN nano unter Umständen ein Blick in das Portfolio von ifi lohnt. Denn dort ist der iDSD nano zu finden. Ausgestattet mit einem ähnlich leistungsfähigen Akku werden in dem kompakten Gehäuse ein Kopfhörerverstärker mit einem DSD-fähigen D/A Wandler, der seinen Input aus den portablen Alleskönnern digital abschöpft, kombiniert. Ebenso unkompliziert wie mit dem iCAN nano gelingt die Anbindung allerdings nicht.
GEHÖRT MIT | |
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Mobil Audio | Apple iPhone / iPad / MacBook |
Computer Audio | NAS-Laufwerk Qnap TS 109 / Minim Server / UpnP Kontroll Linn Kinsky / Media Center 18 |
Phono | AMG Laufwerk & Tonarm, Ortofon black, Benz Ruby |
Phonoentzerrer | Trigon Vanguard II & Volcano III |
Netzwerkspieler, Vorverstärker | Linn Majik I DS |
Endverstärker | Linn Majik 2100 |
Lautsprecher | Audio Physic Sitara 25 + |
Kopfhörerverstärker | Lake People G 100 |
Kopfhörer | Sennheiser HD 800 / HD 229 |
Kabel | Linn NF, Naim Audio Lautsprecherkabel, Netzleiste Music Line |
Möbel | Phonosophie Tripod |
HERSTELLERANGABEN AMR Ifi iCAN nano | |
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Eingang | 1 x Chinch 1 x 3,5 mm Klinke |
Ausgang | 1 x 6,3 mm Klinke / Adapter für 3,5 mm liegt bei |
Versorgungsspannung | Akku 1400 mAh Li-Polymer / Netzteil 9 Volt |
Akku-Laufzeit | ca. 70 h (abhängig vom eingesetzten Kopfhörer) |
Verstärkungsfaktor | Mit DIP Schalter einstellbar, 6 dB / 18 dB |
Verzerrungen / harmonisch | < 0,02% THD |
Ausgangsleistung | < 150 mW |
Ausgangsspannung | > 3.3 V (>100 Ohm) |
Leistungsaufnahme | < 4 W |
Abmessungen (H/B/T) | 28/68/106 mm |
Gewicht | 170 g (ohne Netzteil) |
Preis | 170 Euro |
VERTRIEB WOD-Audio - Werner Obst Datentechnik | |
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Anschrift | Westendstr. 1a
61130 Nidderau |
Telefon | 06187 900077 |
info@wodaudio.de | |
Web | www.ifi-audio.de |
Schön, dass sie endlich da sind. Denn ich hatte gespannt auf sie gewartet. Vor einem halben Jahr durfte ich die Audio Exklusiv P 3.1 Elektrostaten testen. Jetzt stehen die großen P 6.1 in meinem Musikzimmer. Was können sie mehr?
Es gibt bei Vielem im Leben Licht und Schatten. Fangen wir mit dem Schatten an. Denn klein sind die P 6.1 beileibe nicht. Mit beinahe zwei Metern Höhe und 68 Zentimete Breite haben sie annähernd das Format einer Zimmertür. Damit ist die Platzierung im Raum nicht so ganz einfach, auch wenn die geringe Tiefe des Paneels von nur sechs Zentimetern den Lautsprecher erfreulich leicht wirken lässt. Dieser angenehme Eindruck wird gesteigert durch die Lichtdurchlässigkeit der elektrostatischen Folie und des Akustikstoffes. Der ist im Falle meines Test-Exemplars schwarz. Möglich sind auch andere Farben, da gilt auch für die seitlichen Rahmenhölzer. Meine P.6 sind in chicen kupfer-metallic lackiert. Kleine Räume sind eher nicht der Bestimmungsort für die P 6.1. Nicht nur aus optischen Gründen, vor allem wegen der akustisch korrekten Aufstellung und eines angemessenen Hörabstandes sollte der Hörraum – geeignete Proportionen unterstellt – doch 25 Quadratmetern, gerne aber mehr zu bieten haben. Wie auch die kleineren Audio Exklusiv P 3.1 benötigen die großen Geschwister etwa den gleichen Abstand zur Rückwand haben, nämlich 70 bis 120 Zentimeter. Auch seitlich ist etwas Raum sinnvoll, aber der ist weit weniger bedeutsam als der rückwärtige Abstand zur Wand. Von der korrekten Platzierung im Raum profitieren vor allem die Tiefton-Wiedergabe und die Abbildung der akustischen Bühne. Natürlich muss bei der auffälligen Erscheinung der P 6.1 auch der optische Eindruck stimmen. Etwas Mühe und Feingefühl bei der Platzierung werden sicher belohnt.
Technisch sind sich P 3.1. und P 6.1 erwartungsgemäß sehr ähnlich. Die P 6.1 hat jedoch im Unterschied zur kleineren Audio Exklusiv ein zweites elektrostatisches Paneel. Das jeweils zur Mitte zwischen linkem und rechtem Lautsprecher angeordnete Paneel ist bei beiden Modellen identisch. In ihm kommt die besondere Technologie zur Anwendung, die seinerzeit der Audio-Exklusiv-Gründer Gerd Pütz entwickelte und mit der er anfangs der 80-er Jahre bereits für Furore sorgte. Dass nach seinem leider sehr frühen Tode nun seit 2009 Andreas Schönberg Inhaber des Unternehmens Audio Exklusiv ist, hat dem Erbe des Firmengründers keinesfalls geschadet: Liebevoll haben sich Andreas Schönberg und sein Team der vorhandenen Produkte angenommen und sie mit modernen Produktionsmitteln und eigenem Know-how weiterentwickelt. Besonders am Konzept von Gerd Pütz ist die „elektrische Anwinkelung des Abstrahlverhaltens“, die dann auch akustisch entsprechend hörbar wird. Die spannungsführenden Statoren vor und hinter der Folie bestehen aus isoliertem Kupferdraht. Sie werden vom Musiksignal elektrisch moduliert und sind in sechs ungleiche senkrechte Segmente unterteilt, die in Pegel, Frequenzverlauf und Phase differenziert angesprochen werden. Somit schwingt die Folie präzise mit einer akustischen Ausrichtung zur Mitte hin. Dies geschieht gleichmäßig nach vorn wie auch rückseitig, was zwingend einen rechten und einen linken Lautsprecher mit sich bringt. Die räumliche Abbildung wird so entscheidend positiv beeinflusst, und die so erzeugte Zylinderwelle sorgt für einen erfreulich großen Sweetspot. Soweit sind P 3.1. und P 6.1. technisch baugleich. In der P 6.1 ist jedoch eine weitere, gleich große Membran eingespannt. Sie hat aber nicht die Aufgabe, den Gesamt-Frequenzgang zu übertragen, sondern unterstützt nur den Tief- und Mitteltonbereich und erfährt auch keine „elektronische Anwinkelung“.
Dem technischen Konzept geschuldet ist die Basswiedergabe bei Flächen-Dipol-Lautsprechern nicht unproblematisch. Je größer die Membranfläche, desto mehr Luft wird im Raum mechanisch angekoppelt und desto intensiver ist die Energie im Bassbereich. Allein diesem Zweck dient dieses zweite Paneel. Erfreulich ist, dass auf diese Weise sowohl der maximale Schalldruckpegel als auch der Wirkungsgrad um drei Dezibel verbessert werden konnte – immerhin doppelt so laut! Klanglich hatte ich seinerzeit an der P 3.1 rein gar nichts auszusetzen, im Gegenteil: Ich war begeistert von den positiven Eigenschaften des Audio-Exklusiv-Elektrostaten. Denn dieses Konzept bedarf keiner Frequenzweiche, und das führt zu einer Homogenität, die verbunden mit der holografischen Darstellung des musikalischen Geschehens jede CD oder LP zu einen so bis dato ungekanntem Genuss werden lässt. Und mir reichte auch der Basspegel des kleinen Modells, wobei ich damals auch anmerkte, dass der P 3.1 nicht für Discothekenpegel konzipiert sei, sondern seine Anwendung beim Hören im heimischen Wohnzimmer hat – und das durchaus auch laut. So war sie für mich absolut geeignet für jede Art von Musik, Rolling Stones, Led Zeppelin und ähnliche Spaßmacher eingeschlossen.
Auf der Basis meiner Erfahrung mit der P 3.1 integrierte ich die großen Audio Exklusiv nun mit meinen Air Tight Mono Röhren mit dem Inakustik LS 1603 LS-Kabel in meine Anlage und stellte sie mit ganz leichter Anwinklung an die Stelle, wo seinerzeit die kleinere ihren Platz hatte. Dort hatte vor Monaten die P 3.1 optimal geklungen. Voller Erwartung legte ich Chie Ayados Prayer in den CD Spieler und war nach wenigen Takten ihrer Interpretation von John Lennons „Mother“ enttäuscht. Das lag gewiss nicht an der Dame aus Japan. Um das gerade Erlebte zu verifizieren, kam die Denon-Aufnahme von Mahlers Fünfter in den Player. Das Klangbild war viel zu schwer, träge und beinahe basslastig. Glanz, Lebendigkeit, Spielfreude – bestechende Attribute der P 3.1 – fehlten. Was ist hier los? Ist mein Hörraum zu klein für das große Modell? Aber den kennt Herr Schönberg, weil er mir die Elektrostaten seinerzeit persönlich angeliefert hat. Also: Nachdenken.... Was für die P 3.1 in meinem Hörraum bezüglich Aufstellung und Geräte- wie Kabel- Konfiguration galt, muss ja nicht zwingend auch für die P 6.1 ideal sein. Veränderungen der Aufstellung brachten aber so gut wie nichts. Nächster Versuch: Air Tight Röhren raus, meine kleine Spectral 100 rein. Und siehe da: Der Grundtonbereich wurde schneller und präziser. Die übertriebene Bauchigkeit des Klangbildes verschlankte sich und die tonale Balance war richtiger. Offenbar war die Röhre nicht in der Lage, die P 6.1 elektrisch wirklich im Griff zu haben. Aber auch mit der Spectral fehlte noch immer viel von dem, was die P 3.1 auszeichnete, vor allem die Leichtigkeit und der phänomenale Detailreichtum. Was also noch tun? Ich experimentierte mit den mir zur Verfügung stehenden Lautsprecherkabeln. Als das Shunyata Andromeda ins Spiel kam, war plötzlich alles anders. Als wäre die Sonne aufgegangen, als hätten sich die Wolken am musikalischen Himmel verzogen. Es stimmte die tonale Balance. Schlank, drahtig und kraftvoll spielte die P 6.1 jetzt auf. Die Räumlichkeit war großzügig und definiert. Der Bass kam energisch und durchgezeichnet. Na endlich.
Lieber Leser, dies ist wieder einmal ein Beweis dafür, wie wichtig das sorgfältige Abstimmen bei hochwertigen HiFi-Komponenten ist. Darum ist jeder gut beraten, mit einem Fachmann zu Seite verschiedene Optionen im heimischen Musikzimmer auszuprobieren. Gleichzeitig ist diese Erfahrung auch ein Indiz für die hohe Sensibilität dieses Schallwandler. Bei weitem nicht jeder ist da so feinfühlig. Für mich ist diese Sensibilität gleichzeitig der deutliche Hinweis auf das große Potential dieses Lautsprechers. Wer zu Höchstleistungen fähig sein soll, muss auch entsprechen behandelt werden.
So wie einst die P 3.1, baute nun die P 6.1 mit Harmonie, Feingefühl und Glanz eine realistische Bühne auf und verführte mich zu endlosen Hörsitzungen. Die große P 6.1 wirkt dabei jedoch noch souveräner. Die klangliche Balance ist der der kleinen ähnlich, jedoch reproduziert die P 6.1 realer und körperlicher. Wenn die Musik es fordert, hat die P 6.1 einfach mehr Kraft in den Tiefen, auch bei leisem Hören. Sie kann ihre Musikalität lockerer aus dem Grundton aufbauen. Sie spielt einfach selbstverständlicher, erwachsener und reifer. Diese unaufdringliche Darbietung ohne jeglichen Nerv-Faktor ließ auch in puncto Dynamik und Klanggewalt nichts vermissen. Da standen große Orchester holographisch aufgefächert im Raum und die Wucht von Bläsern und Schlagwerk kam direkt und räumlich wohl platziert. Unbestreitbar ist die Zeitrichtigkeit über den gesamten Frequenzbereich heraushörbar und verantwortlich für den harmonischen Klang. Großartig dimensioniert und gestaffelt erklang das musikalische Gemälde „The Sixth Dalai´s Love Song“ von der FIM XRCD 064 Treasures Of Asia Pacific, beinahe zu Tränen rührend Jacinthas gefühlvolle Interpretation von „Danny Boy“ mit ihrer warmen, weichen Stimme auf demselben Sampler. Was meinem Freund und Kollegen Jörg Schimmel richtig Spaß machte, war die von ihm mitgebrachte CD Comes Love von Fraucontrabass – das sind Sängerin Katharina Debus und der Bassist Hanns Höhn. Wippenden Fußes meinte er ganz nonchalant: „Verkauf Deine Lautsprecher“. Nachdem er gegangen war, habe ich den Abend mit Pink Floyds The Wall gestaltet. Das klang so bestechend plakativ und detailreich, voller Farben – grandios. Laut? Kein Problem.
GEHÖRT MIT | |
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Computer | Apple MacMini, OS X 10.6.8 |
Audioplayer | Amarra 2.4 und Audirvana Plus |
D/A-Wandler | Antelope Zodiac plus |
CD-Player | Primare DVD 30 |
Phono | Kenwood KD-990 mit Kunststeinauflage |
Tonabnehmer | Clearaudio DaVinci |
Phonostufe | Primare R-20 |
Vorverstärker | T+A P-10 mit Audioplan Sicomin Röhrendämpfern |
Equalizer für Bass | LA-Audio EQ 231G |
Endstufen | Primare A-32 (2 x) für Bass, Spectral DMA 100 S mit Enacom-Cinch für Mittelhochton oder Air Tight ATM-3 mit Audioplan Sicomin Röhrendämpfern |
Lautsprecher | Triangle Magellan Grand Concerto sw2 (Bi-Amping) |
Zubehör | Audioquest Diamond USB, Inakustik Black&White NF-1302, Mogami 2549, QED Genesis Silver Spiral mit Enacom LS, Audioquest GO-4, MudrAkustik Max Netzleiste, Mudra und Audioquest NRG-X2 Netzkabel, AHP Reinkupfer-Sicherungen, Groneberg Wandsteckdosen, mbakustik Raum-Absorber |
Möbel | Creaktiv Audio mit Absorberböden |
HERSTELLERANGABEN Audio Exklusiv P 6.1 | |
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Netzspannung | 230/115 Volt |
Impedanz | nominal 4 Ohm |
Abmessungen (H/B/T) | 1990/680/370 mm inkl. Fuß |
Gewicht | 30 kg |
Paarpreis | ab 17000 Euro, je nach Ausführung |
VERTRIEB Audio Exklusiv | |
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Anschrift | Andreas Schönberg Neugasse 3 61203 Reichelsheim |
Telefon | 0 60 35 - 9 68 44 13 |
Web | www.audio-exklusiv.de |
info@audio-exklusiv.de |
Oliver Göbel hat ganz harmlos angerufen und gefragt, ob ich Interesse hätte, seine neuen Kabel zu hören. Da mich seine Schallwandler nachhaltig beeindruckten, bejahte ich seine Frage spontan. Er kam vorbei, wir hörten, ich war begeistert und wir vereinbarten einen Test. Über Preise hatten wir nicht gesprochen
Da ich wusste, für welchen Summe seine klanglich faszinierenden, aus dem Vollen gefrästen Aluminiumskulpturen – vulgo Lautsprecher – den Besitzer wechseln, hatte ich nicht gerade mit Billigstrippen gerechnet. Außerdem haben über 20 Jahre High-End-Schreiberei ihre Spuren hinterlassen: So schnell schockt mich kein Preis. Es hat mich kein bisschen gestört, meinen Hörraum eine längere Zeit lang mit einem Continuum-Laufwerk samt Arm zu teilen, das mit einem sechsstelligen Betrag in der Preisliste steht. Schlimm war es erst, als der Continuum wieder abholt wurde. Außerdem kann man sich mit einer LumenWhite als Arbeitsgerät über sogenanntes Oligarchen-Hifi nur noch bedingt entrüsten, wenn man einigermaßen glaubwürdig bleiben möchte. Andererseits höre ich meine Files ausgesprochen zufrieden über einen D/A-Wandler, der nicht einmal so viel kostet, wie fünf Meter des besten USB-Kabels von Audioquest. Berührungsängste gegenüber Produkten vom oberen oder unteren Ende der Preisskala sind mir weitestgehend fremd. Also verdrängen wir erst einmal jeglichen Gedanken an den schnöden Mammon und schauen uns die Kabel ein wenig genauer an.
Als Oliver Göbel symmetrische Signal- und Lautsprecherkabel aus der Lacorde Statement Linie zum Test vorbeibrachte, gab er sich bei Fragen nach der Konstruktion der Leitungen wenig auskunftsfreudig. Zumindest war ihm zu entlocken, dass für beide Anwendungsfälle eine Vielzahl der gleichen, einzeln isolierten Leiter mit identischem Durchmesser eingesetzt werden. Natürlich sind es beim Lautsprecherkabel deutlich mehr Adern, um einen größeren Querschnitt zu erreichen. Die Legierung für die feinen, gezogenen Drähte besteht aus Kupfer, Silber und einem dritten Material, das Oliver Göbel aber nicht nennen will. Experimente hätten ergeben, dass bei der Legierung eine kryogene Behandlung keine klanglichen Verbesserungen bringe. Der schwierigste Entwicklungsschritt sei gewesen, ein stimmiges Verhältnis für die Werte von Widerstand, Induktivität und Kapazität zu bestimmen und durch die Kabelgeometrie zu realisieren. Die einzelnen Adern würden speziell verwoben, um die gewünschten Parameter zu erreichen.
Fast ebenso aufwendig sei es gewesen, durch den Aufbau des Kabels sicherzustellen, dass die Geometrie der verflochtenen Adern auch nach jahrelangem Gebrauch noch Bestand habe. Als Isolator komme verpresstes Teflon zum Einsatz. Für die Resonanzdämpfung und die Stabilisierung der Struktur verwende er Naturkautschuk und Neopren. Das äußere Geflecht werde speziell für Göbel High End gewoben. Weiterhin habe er darauf geachtet, dass sich das Kabel nicht statisch auflade. Deshalb verzichte er auch auf jegliches PVC. Das Kabel werde komplett in Deutschland gefertigt, allein die „Rohadern“ kaufe er im Ausland zu. Um die Kabel in den Standardlängen von drei Meter für das Lautsprecher- und 1,2 Meter für das XLR-Kabel zu „bauen“, seien 15 respektive fünf Stunden Handarbeit nötig, denn hier werde nicht mal eben ein fertiges Produkt von der Rolle in Stücke geschnitten und konfektioniert. Die XLR-Stecker sind heftig modifizierte Neutrik-Modelle, die Gabelschuhe für die Lautsprecher Eigenentwicklungen, die mit einer Kraft von 60 Tonnen mit dem Kabel verpresst würden.
Geliefert werden die Lacorde Statement in feinen Boxen, die ein geprägtes Göbelsches Familienwappen ziert. Die Lautsprecherkabel sind deutlich leichter, als man bei ihrem Anblick vermuten würde. Den Großteil des Gewichts machen die vorzüglich verarbeiteten sogenannten Splitboxen aus, die den Übergang vom eigentlichen Kabel zu den Anschlüssen für plus und minus kaschieren. Hier wird auch von der Haptik und Präsentation her deutlich, dass die Lacordes den Anspruch haben in der höchsten Liga mitzuspielen. Einziges kleines Manko: Die XLR-Kabel wollen sich einfach nicht mit dem Mytek-Wandler vertragen. Hier geht es nicht um den Klang, sondern allein um Mechanik: Für die voluminösen Lacorde-XLRs liegen die Buchsen im kleinen DAC einfach zu eng beieinander. So kommt man gar nicht erst in Versuchung, den Wandler aus dem Profilager mit High-End-Kabeln zu verbinden, die ein Vielfaches des Gerätes kosten.
Kabeltest sind bei einigen Kollegen und mir nicht wirklich beliebt, weil die Erkenntnisse nicht einfach übertragbar sind. Das Ergebnis hängt eben stark von den elektrischen Parametern der verbundenen Ein- und Ausgänge ab. Daher bin ich froh, dass ich die Lacorde Reference Lautsprecherkabel zwischen der Ayon-Röhrenendstufe und den LumenWhite Schallwandlern, der Ayon und den Acapella Violon aber auch mit der transistorisierten Viola Concerto und der Lumen ausprobiert habe. Und das Ergebnis war immer gleich gut – wobei gut wohl die Untertreibung des Jahres sein dürfte! Bei der ersten kurzen Begegnung mit dem Göbel-Leitern stand gerade die Acapella Violon im Hörraum. Die Kette war bis auf die Netzkabel durchgängig mit Swiss Cables verbunden, die beim vorausgehenden Test mit einer superben Durchzeichnung, ausgeprägter Detailverliebtheit und ausladenden Raumimpressionen begeistert hatten, im Zusammenspiel mit der Lumen aber ein wenig Wärme vermissen ließen. Bei den Acapellas fehlte mir in diesem Teil des Frequenzspektrums allerdings nichts.
Der Wechsel zum Lacorde Reference brachte dann noch einmal mehr Details und einen größeren Raum mit plastischeren Instrumenten. Der Tieftonbereich erwies sich als minimal kräftiger, was aber dank der Farbigkeit und perfekten Definition keinesfalls zu viel des Guten war. Die Unterschiede waren so klar nachzuvollziehen, dass es keines weiteren Umsteckens bedurfte. Einfach unglaublich, dass so viel Auflösung mit so kräftigen Klangfarben und einem so satten Fundament einhergehen kann!
Bei diesem Lautsprecherkabel braucht man keine Vorteile in gewissen Disziplinen gegen Nachteile in anderen einzutauschen. Sie kennen das Phänomen bestimmt auch: Ein Kabel oder eine Komponente, die mit einem etwas schlankeren Bass oder einer leichten Betonung im Präsenzbereich daherkommt, verfügt subjektiv über eine bessere Durchzeichnung. Anderseits nimmt ein durchaus angenehmer, leicht fetter Oberbass der Wiedergabe ihre Offenheit. Nicht so beim Lacorde Statement: Hier gibt’s mehr Feinzeichnung und Luft und dennoch nicht den geringsten Anflüg von Kühle oder gar Ausgezehrtheit.
Da der Wechsel auf das Lacorde Reference XLR zwischen Vor- und Endstufe und später auch zwischen Vor- und Phonostufe das gleiche umwerfende Resultat brachte – in allen Disziplinen noch eine wenig mehr der Guten, in keiner weniger –, stand für mich fest, dass ich Ihnen das Göbel-Kabel ausführlicher nahebringen musste. In der Zwischenzeit habe ich dann mal nach dem Preis gefragt: Das Lautsprecherkabel kostet in der Standardlänge 10000, das XLR-Kabel 2500 Euro. Das ist zwar schon ausgesprochen knackig, wird von den Audioquest Wild aber noch in den Schatten gestellt, versuchte ich ein wenig Selbstbeschwichtigung – bis Oliver Göbel fast nebenbei anmerkte, dass sich seine Preise selbstverständlich pro Kabel und nicht pro Stereopaar verstünden. Aber auch das konnte mich nach den ersten Hörerfahrungen nicht mehr vom Test der Nobel-Strippen abbringen.
Als dann die Lacorde zu zweiten Mal in meinem Hörraum liegen, hat die Lumen wieder ihren angestammten Platz eingenommen – und macht schnell klar, dass ein erdiger, farbiger und minimal wohlig warmer Bass keinesfalls mit einem Informationsverlust einhergehen muss: Bei den Lacorde Statement braucht man sich nicht zwischen riesigem imaginären Raum und melodiösen, differenzierten, aber dennoch sattem Bassbereich entscheiden. Hier bekommt man einfach beides!
Auch die Vorzüge der Lacorde XLR bestätigen sich in verschiedenen Konfigurationen: zwischen Röhren-Vor- und -Endstufe, zwischen den Violas mit ihren Halbleitern, zwischen Einsteins The Turntable's Choice respektive van den Huls The Grail SB und der Viola Crescendo, aber auch der eingangsseitig mit Übertragern bestückten EAR 912. Tut mir leid, ich kann bei den Göbel Lacorde Statement keinen Ansatz zur Kritik erkennen – oder doch, einen: Die Bauform der XLR-Stecker schließt leider den Einsatz bei Geräten mit dicht nebeneinanderliegen Buchsen aus. Bevor Sie mich jetzt der haltlosen Schwärmerei über Kabel mit Preisen jenseits von gut und böse zeihen, ganz kurz: Die Lacorde Statement sind die besten Kabel, die ich je in meiner Kette gehört habe.
Gehört mit | |
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Plattenspieler | Brinkmann LaGrange mit Röhrennetzteil |
Tonarm | AMG Viella 12‟, Thales Simplicity |
Tonabnehmer | Air Tight PC-1, Brinkmann EMT ti, Lyra Olympos |
Phonostufe | Einstein The Turntable’s Choice, van den Hul The Grail SB |
Computer | iMac 27‟, 3.06 GHz Intel Core 2 Duo, 8 GB, OS X Version 10.9.2 |
Audioplayer | Amarra Symphony 2.6 |
CD-Laufwerk | Wadia WT3200 |
D/A-Wandler | Mytek 192-DSD-DAC |
Vorverstärker | EAR Yoshino 912 |
Endstufe | Ayon Epsilon mit KT 150 |
Lautsprecher | LumenWhite DiamondLight Monitors, Acapella Violon VI |
Kabel | Precision Interface Technology, Sunwire Reference, HMS Gran Finale Jubilee, Audioplan Powercord S, Audioquest, Swiss Cables Reference, |
Zubehör | PS Audio Power Plant Premier, Clearaudio Matrix, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Finite Elemente Pagode Master Reference Heavy Duty und Cerabase, Harmonix Real Focus |
HERSTELLERANGABEN Goebel High End Lacorde Statement XLR | |
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Leitermaterial | Hochleitfähige und hochreine Speziallegierung |
Dielektrikum | Verpresstes Teflon® |
Stecker | modifzierte Neumann Armaturen für bestmöglichen Kontaktdruck, geringsten Übergangswiderstand und Langzeitstabilität |
Aufbau | mehrfach verseilter Aufbau, Verwendung spezieller Materialien, um statische Aufladungen zu verhindern sowie um Resonanzanregungen Mikrofonieeffekte auszuschließen |
Länge | 1 x 1,2 m |
Preis | 2500 Euro (1,2 m), jede weiteren 40 cm 700 Euro |
HERSTELLERANGABEN Goebel High End Lacorde Statement Speaker | |
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Leitermaterial | Hochleitfähige und hochreine Speziallegierung |
Dielektrikum | Verpresstes Teflon® |
Stecker | eigene Gabelstecker aus hochreinem Tellurium-Kupfer und hochreinem Silber für bestmöglichen Kontaktdruck, geringsten Übergangswiderstand und Langzeitstabilität |
Aufbau | mehrfach verseilter Aufbau, Verwendung spezieller Materialien, um statische Aufladungen zu verhindern sowie um Resonanzanregungen Mikrofonieeffekte auszuschließen |
Länge | 1 x 3 m |
Preis | 10000 Euro (3 m), jede weiteren 50 cm 1300 Euro |
HERSTELLER Goebel High End | |
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Anschrift | Schabweg 4a 82239 Alling |
Telefon | +49 8141 2255887 |
info@goebel-highend.de | |
Web | www.goebel-highend.de |
Es dauert also nicht mehr lange, bis sich Hersteller, Vertriebe und Hifi-Interessierte aus aller Welt wieder zur High End im MOC in München treffen. Natürlich wird es auch wieder eine klassische Hotelmesse geben: die hifideluxe im Marriot.
Die High End dauert traditionell vier Tage, und zwar vom 15. bis zum 18. Mai, wobei der Donnerstag vorab registrierten Fachbesuchern vorbehalten ist. Die hifideluxe hat von Donnerstag bis einschließlich Samstag geöffnet – und zwar ohne Einschränkungen. Ein Tagesticket für das MOC kostet 12 Euro, der Eintritt in die Ausstellungsräume im Marriot ist wie immer frei. Los geht’s auf der High End um 10 Uhr, bei der hifideluxe zwei Stunden später. In beiden Fällen haben die Besucher acht Stunden Zeit, die Objekte ihrer Begierde in Augen- und Ohrenschein zu nehmen. Aber die werden gewiss nicht reichen, um alles zu sehen: Schon im März verzeichnete die High End 434 Aussteller. Und das hat zur Folge, dass diesmal auch die komplette Halle 2 des MOC genutzt wird: Die Ausstellungsfläche wächst um 15 Prozent.
Damit Ihnen so gut wie nichts entgeht, werden drei oder vier Kollegen und ich an allen vier Tagen unterwegs sein und Sie schon mit Berichten versorgen, während die Messe noch in vollem Gange ist. Das ist uns wichtiger, als beständig am Stand E05 in Halle 3 anzutreffen zu sein, den wir uns mit „Analog Mastertapes by Lutz Precision“ teilen. Volker Lange und sein Team bieten dort Kopien von Mastertapes und die entsprechenden Vinyl-Version an. Selbstverständlich kann man in die Produktionen von Edel, Mons und anderen per Kopfhörer reinhören: Dafür stehen penibel restaurierte Studer B 62 bereit. Für das Hifistatement-Team ist der Stand Anlaufstelle und Ruheplatz. Vielleicht sehen wir uns dort ja mal! Ganz besonders schön wäre es, wenn Sie schreiberische Ambitionen mitbrächten. Denn das Wachstum von Hifistatement verlangt nach neuen Autoren. Wir würden uns über jeden neuen Kollegen freuen – mit etwas Glück haben wir dann ja auf der High End im nächsten Jahr die personellen Ressourcen, unseren Stand durchgehend zu besetzen. Falls Sie interessiert sind, aber nicht auf der Messe zugegen sein werden, schreiben einfach eine E-mail an redaktion@hifistatement.net.
Ganz gewiss aber werden wir uns treffen, wenn Sie sich an einem der Messetage um 16 Uhr im Atrium 4 im ersten Obergeschoss in Raum E101 einfinden: Dort stellen Fink Audio Consulting und Audio Systeme Friedrich Schäfer aus. Neben den üblichen digitalen und analogen Quellen wird da aber auch eine Studer A 810 stehen, mit der ich neue Produktionen von edel:content, Lutz Precision und sommelier du son vorstellen werde. Freuen Sie sich auf eine Mischung aus Song aus der gerade frisch remasterten 6-LP-Box von Oscar Peterson, dem Funk von The New Mastersounds und Hans Theessinks Konzert im Jazzland. Ebenso bunt wie der musikalische Mix wird auch der der verwendeten Medien sein: Band, Platte und DSD-Files in der Qualität, die Sie vom Download in Hifistatement gewohnt sind. Als Schmankerl werden wir pro Tag drei der unverkäuflichen, limitierten Singles mit Auszügen von Oscar Petersons „Exclusively For My Friends“ verlosen: Viel Glück!
WEITERE INFORMATIONEN HIGH END® 2014 | |
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Ort |
MOC München |
Termine | 15. bis 18. Mai 2014, jeweils 10:00 bis 18:00 Uhr Do, 15. Mai 2014 Fachbesuchertag (nur mit Vorab-Registrierung) |
Eintrittspreise | 20 Euro bei Vorab-Registrierung (gültig für alle Tage) 12 Euro Tageskarte (gültig an den Publikumstagen: 16.-18.05.2014) |
Veranstalter | HIGH END SOCIETY SERVICE GMBH Vorm Eichholz 2g 42119 Wuppertal-Germany +49 (0)202 - 70 20 22 |
info@HighEndSociety.de | |
Web | www.HighEndSociety.de |
WEITERE INFORMATIONEN hifideluxe | |
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Ort | Marriott-Hotel Berlinerstr. 93 80805 München |
Termin | 15. bis 17. Mai 2014 jeweils 12.00 bis 20.00 Uhr |
Eintrittspreis | Eintritt frei |
info@hifideluxe.de | |
Web | www.hifideluxe.de |
An Genf habe ich gute Erinnerungen. Als Student hatte ich seinerzeit einen ehemaligen Schulkameraden besucht, der an der dortigen Universität studierte. Sehr stark hatte mich damals – und daran kann ich mich heute noch erinnern – die örtliche Mensa beeindruckt. Wenn man den lieblosen Fraß an der Münchener Uni gewohnt war, kam einem das in Genf wie im Gourmetlokal vor. Ein Kulturschock!
Diesmal bleibt die Uni außen vor, es geht zu Serge Schmidlin, dem Gründer der Firma Audio Consulting. Nun denkt man hierzulande bei dem Begriff Consulting eher an Rationalisierung, Outsourcing und Vernichtung von Arbeitsplätzen. Oder beispielsweise um die relevante Fragestellung: Wie viele Glühbirnen braucht eine Stadt wie München? Damit hat Schmidlin aber nun rein gar nichts zu tun. Sonst wären wir auch nicht unterwegs. Wir, das sind Dirk Sommer und ich.
Während ich also zum wartenden Auto von Dirk gehe, überlege ich schon fieberhaft, womit ich die todsicher kommende Breitseite zum Thema „meine Bandmaschine und ich, im Allgemeinen und Besonderen“ kontern könnte. Das funktioniert wahrscheinlich nur mit der gleichen vollen Breitseite, vielleicht mit: Neue Erkenntnisse bei der Therapie von Darmkrebs? Hm, wir werden sehen.
Rückblickend muss ich allerdings feststellen, dass meine Taktik nicht sehr erfolgreich war. Als Quintessenz einer längeren Fahrt Richtung Schweiz kann ich vermelden, dass ich jetzt endlich weiß, was ein De-Esser ist. Hat leider nichts mit Gourmet zu tun, sondern irgendwie kann man damit die Aufnahmen menschlicher Stimmen so verbiegen, dass dann jeder lispelt. Oder so ähnlich.
Seltsamerweise wechselt Dirk das Gesprächsthema schlagartig, sowie wir die schweizer Grenze überschritten hatten. Auf schweizer Uhren. Davon versteh’ ich nun überhaupt nichts, immerhin kann ich sagen, wie viel Uhr so ein Ding anzeigt. Aber egal, es war sehr unterhaltsam und nachdem mittlerweile alle Hinweisschilder an der Autobahn in französischer Sprache erscheinen, kann man vermuten, dass Genf nicht mehr weit sein kann.
Von der Einwohnerzahl her betrachtet liegt Genf etwa in der Größenordnung von Kassel, damit sind aber auch schon alle Gemeinsamkeiten aufgezählt. „Eingebettet zwischen nahen Alpengipfeln und dem Hügelzug des Juras liegt die französischsprachige Stadt Genf in der Bucht, wo die Rhone den Genfersee verlässt“ so lautet die Werbeprosa der Stadt...
Jetzt kann ich auch endlich das Wahrzeichen von Genf sehen, den 140 Meter hohen Jet d’Eau im Genfersee, oder wie der Bayer sagen würde: den riesigen Spritzbrunnen. Dachte ich zumindest. Allerdings ist hierfür momentan keine Zeit, Audio Consulting residiert nämlich nicht direkt in Genf, sondern in einem nahegelegenen Örtchen namens Commugny. Nach der Ausfahrt von der Autobahn kommt man in eine Gegend, die einem sofort das Gefühl vermittelt, hier ist die Welt noch in Ordnung. Zwischen den zahlreichen Villen mit eigenem Swimmingpool und riesiger Landwirtschaft mit Kühen suche ich vergeblich nach etwas, das aussehen könnte wie ein Firmensitz. Zugegeben, die links erkennbaren Weinstöcke haben irgendwie etwas Beruhigendes an sich. Und irgendwoher muss ja auch die Milch für die schweizer Schoggi herkommen. Aufklärung kommt jedenfalls wieder von unserem Chefredakteur: In dieser Gegend wohnt Schmidlin, hier werden auch seine Geräte entwickelt, produziert wird woanders. Allerdings alles in der Schweiz. Klingt irgendwie vernünftig.
Schließlich angekommen, werden wir von einem sichtlich gut aufgelegten Serge Schmidlin empfangen. Nach einem kurzer Blick in den Garten – natürlich mit Swimmingpool – geht es anschließend gleich in den Keller, in dem die Geräte-Prototypen entwickelt wurden und auch noch werden. Hier steht auch noch ein älteres Modell einer Spulenwickelmaschine. Die Produktion der Transformatoren wird allerdings in einer eigenen Transformatorwickelei in Genf durchgeführt. In dem Kellerraum hier entstand im Jahre 1972 der erste Transformator, ein Ausgangsübertrager mit Silberdraht gewickelt für eine 300B Röhre. Wir betreten sozusagen historischen Boden. Der Trafo wird unverändert noch so gebaut, wie er auf dem Tisch zu sehen ist. Es werden auch einzelne Ringkerne gezeigt, teilweise aus Ferrit, teilweise aus kornorientiertem Siliziumeisen. Schmidlin arbeitet mit verschiedenen Subunternehmern aus der Gegend zusammen, die Teile seiner Gerätschaften produzieren. In der Schweiz gibt es zahlreiche Kleinbetriebe, die hervorragende Arbeit leisten; irgendwo muss ja der Begriff „Schweizer Präzisionsarbeit“ herkommen.
Die ursprüngliche Intention von Schmidlin war eigentlich nie, fertige Geräte zu entwickeln, um sie später zu verkaufen. Er hatte einfach seine Passion ausgelebt. Die Idee entstand viel später, als einige Leute seine Geräte gehört hatten und angefragt hatten, ob sie nicht so ein Gerät kaufen könnten. So hat es bis zur ersten serienmäßigen Herstellung kompletter Geräte dann doch bis ins Jahr 2005 gedauert. Dafür hat Schmidlin dann seinen sicheren Job als Diplomchemiker aufgegeben. Wie der Name Audio Consulting schon sagt, produziert Schmidlin nicht nur Hifi Geräte, sondern berät auch andere namhafte Hersteller, wenn es um Konzepte mit Transformatoren geht. Ein Drittel des Geschäftes bezieht sich darauf und neben der Produktion von Gerätschaften kommt auch der DIY Bereich nicht zu kurz. Einzelne Elemente werden auch an den Selbstbauer verkauft.
Nach einer kurzen Teepause im Garten werden wir schließlich in das Allerheiligste unter dem Dachgeschoß geführt, nämlich zu der hauseigenen Musikanlage. Der Raum ist gar nicht einmal so riesig, zumindest in Anbetracht der relativ großen Lautsprecher. In der Schweiz gibt es keine so großen Zimmer meint Schmidlin grinsend. Bei einem zweiten Blick rundum fällt einem auf, dass hier nicht ein einziges Gerät dazugekauft wurde, sondern alles eigene Entwicklungen sind. Einige Grundprinzipien beim Entwurf von Schmidlins Gerätschaften kann man auch erkennen: Die Verwendung von Holz als Bauelement, wo immer es geht, sowie eine komplette Stromversorgung über Akkus. Mittlerweile noch verbessert durch den Einsatz riesiger Kondensatorbänke. Und natürlich kryogenisierter Silberdraht, wohin man schaut
Grau ist alle Theorie, bevor man nun hier die einzelnen Geräte betrachtet, wollen wir einfach einmal Musik hören. Als erstes kommt eine CD des chinesischen Musikers Xie Jiao Ping auf den CD-Spieler, der auf den ersten Blick noch etwas unfertig aussieht. Was er übrigens auch ist, es handelt sich hier um einen Prototypen. (Nicht der Chinese!) Ich wiederhole mich ja ungern, aber ich sag’ es trotzdem noch einmal, natürlich mit Batterien betrieben (auch nicht der Chinese!). Wobei sich die für mich spannende Frage stellt, wie bekommt man mit Akkus die üblicherweise erforderlichen fünf Volt für die DAC-Chips zustande? Ohne Regelung natürlich. Jedenfalls spielt der chinesische Musiker auf einer Qin, einem traditionellen Saiteninstrument mit über 3000-jähriger Geschichte. Die Musik mit ihren exotischen Harmonien ist für unsere Ohren, na sagen wir einmal etwas gewöhnungsbedürftig, wobei mir diese Harmonien nicht ganz so fremd vorkommen wie dem Kollegen Sommer, der doch etwas entgeistert dreinguckt. Aber welches Potential in dieser Anlage steckt, war gleich nach den ersten Takten zu hören. Mit einem Wort: unglaublich! Die Anlage spielt mit einer Dynamik, wie ich sie überhaupt noch nie gehört habe und hier kenne ich durchaus einiges. Aber nicht nur das, Klangfarben, Luftigkeit, Größenabbildung der Musiker, die Illusion reale Musiker vor sich zu haben sind vom Feinsten. Quatsch, vom Allerfeinsten! Diese Eigenschaften sind natürlich nicht nur über eine Qin zu hören, sondern alle anschließend gespielten Titel – und zwar egal, ob Platte oder CD – lieferten eine beeindruckende Performance ab. Ein Schlagzeug über eine Hifi-Anlage gespielt, klingt üblicherweise wie eingeschlafene Füße. Wer dies nicht glauben will, sollte sich einmal in unmittelbare Nähe von meinem Schlagzeuger hinsetzen. Hier kommt so eine Schießbude mit beeindruckender Realität rüber und der Wirklichkeit schon sehr nahe. Ein großes Hornsystem könnte hier natürlich auch noch mitreden.
Ich hatte ja schon diverse Geräte aus dem Hause Schmidlin zum Test, die alle herausragende Eigenschaften hatten, hier zeigt sich trotzdem wieder einmal, dass es letztlich auf die Kombination und Abstimmung untereinander ankommt. Allerdings müsste man auf die Ideen, die hier verwirklicht wurden, erst einmal kommen. So besteht beispielsweise das Lautsprecherkabel aus 0,15 Millimeter(!) Silberdraht, allerdings über Transformatoren an Anfang und Ende der Leitung in einer speziellen Weise angekoppelt. Sollte nun irgendjemand meinen, dass durch die nicht unerhebliche Anzahl von Übertragern im Signalweg die Dynamik leiden könnte, dann sollte er sich dies hier einmal anhören. Allerdings beschleicht mich ein ganz anderer Gedanke nach dem dritten Rundblick: Mit plug and play hat das Ganze hier nichts mehr zu tun. Auch könnte ich mir vorstellen, dass die Perle des Hauses – die mit dem Staubwedel – hier wohl eher nicht ran darf. Und wahrscheinlich auch gar nicht wollte.
Die Gerätschaften spiegeln auch ein bisschen die Lebenseinstellung von Schmidlin wieder, so werden beispielsweise die Akkus mittels Solarzellen auf dem Balkon geladen. Eingeschaltete Handys sind völlig tabu, Schuhe darf man anbehalten. Schmidlin hat sich auch sehr intensiv mit Erkenntnissen aus dem französischen L’Audiophile Magazin der 70-er Jahre befasst. Beispielsweise mit thermischen Verzerrungen bei Transistoren, über deren negativen Einfluss ein französischer Raketentechniker seinerzeit ausführlich berichtet hatte. Schmidlins Geräte bleiben daher auch bei längerem Betrieb relativ kalt. Und verbrauchen somit natürlich auch weniger Strom. Dies führte bei dem Testgerät MIPA dazu, dass ich mit meinem hochempfindlichen Lautsprecher beinahe eine Woche lang mit einer Akkuladung hören konnte. Schmidlin ist bei der Entwicklung seiner Produkte den beschwerlichen Weg einer wenig befahrenen Straße gegangen. Viele seiner Erkenntnisse widersprechen dem, was in der Hifi-Welt allgemein als gültig anerkannt wird. Trotzdem denke ich in dem Zusammenhang: Wer heilt, hat recht.
Eine große Portion Idealismus benötigt man natürlich schon, um so eine Firma aufzuziehen. Für die „Geiz ist Geil“-Fraktion sind die Geräte eher ungeeignet, behaupte ich jetzt einfach einmal. Der Massenmarkt orientiert sich immer mehr an bekannten Markennamen, flächendeckende Werbung existiert nicht. Wer kauft denn nun seine Geräte? Der Ölscheich für seinen Harem? Ein russischer Mafioso? Der Börsenspekulant? Sicher nicht, die haben alle keine Zeit zum Musikhören und verstehen wohl auch nichts davon. Es sind alles Musikliebhaber, die die Anlage in Commugny gehört haben. Offensichtlich reicht die Mundpropaganda aus, die Kunden stammen aus allen Ländern der Welt.
Langsam kommen wir zum zweiten Höhepunkt des Tages: dem Abendessen! Dazu geht es dann ins Château de Divonne, einem Schloss, das bereits auf der französischen Seite liegt. Nach gefühlten 25 Rundfahrten durch einen Kreisverkehr landen wir schließlich bei einem traumhaften Schlösschen, ganz so, wie ich sie von der Loire her kenne. Es liegt auf einer leichten Anhöhe, mit einem herrlichen Blick auf den Genfer See! Sogar den Spritzbrunnen, äh den Jet d’Eau, kann ich mit ein bisschen Phantasie und ohne Brille am Horizont erkennen!
Über die exzellente französische Küche braucht man ja nun keine großen Worte mehr verlieren, was auch hier wieder einmal eindrucksvoll bestätigt wurde. Die Leser von Firmenberichten aus ganz alten Tagen werden jetzt vielleicht schon gespannt darauf warten, wie denn die Sache mit dem Dessert ausgeht; hier muss ich sie leider enttäuschen, die Dessertkarte habe ich schnöderweise links liegengelassen. Ich bin nämlich kein Dessertfan.
Am nächsten Tag wollten wir dann die Trafowickelei in Genf besichtigen, leider stellte sich heraus, dass die Mitarbeiterin krank war. Deshalb hat sich der Maestro persönlich an die historische Wickelmaschine im Keller gesetzt und demonstriert, wie das Wickeln einer einfachen Spule vonstatten geht. Allerdings konnte ich anhand von einigen fertigen Ringkerntrafos sehen, wie filigran und kompliziert die ganze Sache bei komplexeren Produkten ist. Langsam müssen wir wieder zurück, komischerweise bin immer ich der Spielverderber, der zum Aufbruch drängt. Abschließend betrachtet hat sich eine Sache während des ganzen Aufenthalts eingeprägt: Audio Consulting ist eine oneman show, es ist für mich immer wieder faszinierend, mit welcher Kreativität hier gearbeitet wird. Eine fertige Anlage wird es deshalb nie geben, das wäre ja langweilig.
Sicherlich hat seit vielen Monaten kein so eleganter und formschöner Lautsprecher in meinem Wohnraum gestanden wie dieses Schmuckstück aus Osteuropa. Die Rhapsody 130 ist eines der Top-Modelle von AudioSolutions in Litauen und liegt mit 5900 Euro Paarpreis noch in einem für viele akzeptablen Preisbereich.
Bei so viel Geschick für die formale Gestaltung wundert es nicht, dass die Rhapsody 130 in verschiedenen edlen Holzausführungen erhältlich ist. Wem diese Variationen im heimischen Ambiente zu auffällig sind, kann sich auch für weiß oder das recht dunkle und nicht so intensiv gemaserte „smoked oak“ entscheiden, welches hier auf den Bildern zu sehen ist. Auch individuelle Wünsche erfüllt Audiosolutions gern. In jedem Fall ist das sauber verarbeitete, furnierte Holzgehäuse gerahmt durch ein schwarz lackiertes Rückenelement mit optisch wirkungsvoller Verdickung oben und unten, sowie die unteren und oberen schwarzen Abdeckungen. In gleichem schwarz glänzt mattiert der etwas breiter ausladende Standfuß. Dieser nimmt drei Spikes aus Edelstahl auf. Die sind nicht einfach konisch, sondern verlaufen leicht tailliert von der breiten Gewindeseite ins Spitze. Das sieht bei den zwei vorderen, langen Spikes sehr schön aus; der einzelne hinten in der Mitte ist deutlich kürzer. Hierdurch wird der gesamte Lautsprecher leicht rückwärts geneigt, was ihm zusätzlich ein gewisses Etwas verleiht. Frontal ist es bei näherer Betrachtung echtes Leder, das die in das Holzgehäuse eingelassene Schallwand bekleidet. Die verläuft mit senkrechtem eliptischem Bogen und beherbergt drei eingelassene Chassis, die Bassreflexöffnung und zu unterst das verschraubte, dezente Messingschild mit dem Namenszug AudioSolutions. Dass die optisch wirkungsvollen Elemente auch akustisch ihren Sinn haben, darf man erwarten. Das Gehäuse verjüngt sich nach hinten in elegantem, Tropfen-förmigen Verlauf, so dass es rückseitig nur noch 7,8 Zentimeter breit ist. Die Form verhindert das Entstehen interner stehender Wellen. Die Neigung des Gehäuses nach hinten wirkt sich auf das zeitrichtige Zusammenspiel der Chassis aus. Auch der noble, standardmäßig schwarze Lederbesatz vorn beeinflusst das Reflexionsverhalten.
AudioSolutions fertigt in Litauens Hauptstadt Vilnius ausschließlich Lautsprecher. Insgesamt gibt es vier Produktlinien. In der oberhalb der Euphony- und Guimbarde-Linie angesiedelten Rhapsody-Serie finden sich die aufwendigsten Schallwandler. Das Modell Vantage krönt in naher Zukunft das Produkt-Portfolio. Gegen Ende 2003 begann Gediminas Gaidelis mit der Entwicklung seiner Lautsprecher. Seine Zielsetzung ist eine gelungene Synthese aus Kunst und Technologie, aus der ein formschönes, natürlich klingendes Produktes resultieren soll. Für die grundlegenden Arbeiten gingen acht Jahre Jahre ins Land.
Im Sommer 2011 gründete Gediminas Gaidelis dann die Firma AudioSolutions, die dem Anspruch folgend den Untertitel „The Art And Science Of Speaker Engineering“ erhielt. Unser Proband, die Rhapsody 130, zweitgrößter von insgesamt vier Lautsprechern in dieser Linie, in der zusätzlich auch noch ein Center-Speaker angeboten wird, ist ein Zwei-Wege Konzept mit zwei 17-Zentimeter-Tieftönern, die im Bassreflexgehäuse die gleiche Arbeit verrichten und ab 2450 Hertz von einer 2,5-Zentimeter-Seidengewebe-Kalotte abgelöst werden. Diese ist nicht nach dem D´Appolito Prinzip zwischen, sondern oberhalb der Tieftöner angeordnet. Die Chassis sind keine Eigenentwicklungen von AudioSolutions, sie werden bei renommierten Herstellern zugekauft. Die Seiden-Kalotte liefert Seas, SB Acoustics fertigt die Tief-Mittel-Töner.
Die drei leistungsstarken Chassis arbeiten in dem nicht nur schönen, sondern auch mechanisch sehr solide konstruierten Gehäuse. Es besteht aus zweilagigem MDF und ist sehr resonanzarm. Die formale Gestaltung sorgt für zusätzliche Festigkeit. Besonderes Augenmerk legen die AudioSolution Designer auf die Frequenzweiche, die man zur mechanischen Bedämpfung in Quartz-Sand gelagert hat. Gediminas Gaidelis sagt selber über seine Weichenentwicklung: “Als Elektronik Ingenieur entwerfe ich alle Frequenzweichen selbst. Mein Grundsatz ist die Verwendung so weniger Bauteile wie möglich. Ich versuche, hoch-induktive Spulen zu vermeiden, weil diese die Impulsantwort ruinieren. Ohne eine saubere Impulsantwort kann man nicht wahrhaft über guten Klang reden. Falls Bedarf besteht, benutze ich Impedanz-Korrekturen für einzelne Chassis, dies aber nicht in jedem Weichen-Konzept. Überwiegend wähle ich Chassis mit sehr niedriger Induktivität. Die Weichenbauteile sind ausschließlich hochwertige Luftkern-Spulen und Kondesatoren sowie MOX Widerstände von Jantzen Audio. Ich achte nicht auf jeden Penny und benutze niemals billige bipolare Kondensatoren oder Spulen mit Kernen. Ich bestehe bei allen unseren Modellen auf der Verwendung von Qualitätsbauteilen. Denn der Benutzer soll sich nicht mit Lautsprecher-Tuning beschäftigen müssen. Ich habe harte Zeiten erlebt mit teuren Lautsprechern, die mit billigen Bauteilen bestückt waren. So etwas ist mörderisch für guten Klang. Und dann ist da die Tatsache, dass wir ein junges Unternehmen am Markt sind. Deshalb müssen wir im Vergleich zum Wettbewerb unseren Kunden mehr für ihr Geld bieten. Auch deshalb sind hochwertige Bauteile der Bereich, wo wir uns besonders engagieren. Wir benutzen auch keine Platinen, da deren Leiterbahnen stets dünner sind als vernünftige Kabel und das Signal verschlechtern, wenn richtig Strom fließt. Und es macht auch keinen Sinn, mit hochwertigen Komponenten zu protzen, wenn sie von einer Platine sozusagen erstickt werden. Unsere Frequenzweichen sind in eine Quartz-Verbindung eingetaucht, um mikrofonische Schwingungen zu unterbinden, die durch die Luftbewegungen im Inneren des Gehäuses entstehen. Diese Verguss-Masse verhindert zusätzlich Feuchtigkeits-Effekte, Korrosion und auch das Nachbauen.
Die Weichen der Rhapsody 130 sind Filter dritter Ordnung. Viele stehen dieser hohen Flankensteilheit wegen der starken Phasendrehung misstrauisch gegenüber. Jedoch ist der Leistungsfrequenzgang – da ist die abgestrahlte Schallleistung über alle Raumwinkel – der beste im Vergleich zu anderen Optionen. Der Frequenzverlauf auf Achse hat die geringste Welligkeit und die Phasenverschiebungen vor und hinter der Übergangsfrequenz sind wirklich die niedrigsten. Somit kümmert es mich nicht, dass sie sich mit der 270-Grad-Phasendrehung summieren. Denn so klingt es lebendig und natürlich, und dies ist mein Ziel. Ferner neigt sich Richtcharakteristik um15 Grad in der Horizontalen. Da das Lautsprechergehäuse um 7 Grad nach hinten geneigt ist, ergibt sich nur noch eine axiale Verschiebung von 8 Grad. Damit kann ich bei den vielen Vorteilen des Filters dritter Ordnung gut leben. Viele bevorzugen das 24-Dzibel-Linkwitz-Filter, weil dort der axiale Frequenzverlauf flach ist. Aber was nutzt ein geradliniger Frequenzgang auf Achse, wenn der Hörraum den Leistungsfrequenzgang beeinflusst? Alles muss mit in die konstruktiven Überlegungen einbezogen werden, nicht nur Messungen auf Achse. Und hier hat das Linkwitz-Filter eben Schwächen: einen schlechteren Leistungsfrequenzgang, hohe Gruppenlaufzeit-Fehler und Phasen-Drehungen unterhalb und oberhalb der Übernahme-Frequenz.” (vom Autor aus dem Englischen sinngemäß übersetzt)
Die AudioSolutions Rhapsody 130 weckt in mir gleich so viele Sympathien, weil jedes von aussen sichtbare Detail von liebevoller Fertigung zeugt. Da ist zum Beispiel die lederbezogene Schallwand, ein Hauch von Luxus, den ich auch schon beim Test der Rosso Fiorentino Volterra aus der Toscana sehr sympathisch fand. Das Erscheinungsbild der Rhapsody 130 vermittelt Emotionen, weil hier offenbar Menschen mit viel Feingefühl zu Werke gegangen sind. Beleg dafür ist auch der Hinweis „Hand made in Lithuania“ auf dem rückseitigen Messsing-Terminal unterhalb der Seriennummer. Diese wird wohl vor allem wegen der Gleichartigkeit des jeweiligen Furniers paarig an zwei ausgesuchte Exemplare vergeben.
Auf dem Terminal erlaubt ein Paar solider, vergoldete Anschlüsse die Aufnahme von Bananas, Gabelschuhen oder freien Kabelenden. Dort habe ich das Swisscable LS single-wiring-reference angeschlossen, weil Thomas Wendt, Inhaber des Genuin Audio Vertrieb, Swisscable vertreibt und dies zu den Lautsprechern empfiehlt. So kann ich auf langes Experimentieren mit meinen Kabeln verzichten. Auch wenn ich davon ausgehen durfte, dass die Swisscable bestens für die Rhapsody 130 geeignet sind, verglich ich es dann später doch noch mit meinem Standard-Kabel – schließlich will man´s ja doch mal wissen. Das Swisscable war eindeutig filigraner und ließ mehr Details durch – klare Sache. Verstärkerseitig schloss ich die Rhapsody an meine Spectral Endstufe an und war nach wenigen kleinen Korrekturen mit der Platzierung fertig: Eine Ausrichtung der Rhapsody auf den Hörer ist zu empfehlen.
Zuvor hatte ich über Monate mit den neuen Audio Exklusiv P 6.1 Elektrostaten gehört. Die musizierten auf sehr hohem Niveau, allerdings kosten sie dreimal so viel wie AudioSolutions. Um so mehr beeindruckte die Rhapsody 130 mit ihrer offenbar rundum gelungenen Abstimmung. Denn sie zu hören, bereitete mir vom ersten Takt an Vergnügen. Absolut ganzheitlich und homogen erklang die Musik aus den AudioSolutions. Ella Fitzgerald und Luis Armstrong (Vinyl): wunderbar plastisch, Herz ergreifend. Die Stones mit Some Girls (CD, 2009, rematered): rockig, dreckig, laut. Klassik, wie die Tacet CD mit Robert Schumann Piano Quartetten op. 44 und op. 47, interpretiert vom Auryn Quartet mit Peter Orth am Piano: seidg, präzise die Streicher, dynamisch, geordnet gestaffelt und vor allem homogen bei realistischer Bühne. Ich könnte ihnen aus allen möglichen Genres noch jede Menge aufzählen. Lass ich aber, weil Sie das selber hören sollten. Die Rhapsody 130 kann alles. Ich habe ehrlich kein Musikmaterial gefunden, wo sie auch nur annähernd schwächelte.
Bei soviel lobenswerten Qualitäten stellt sich die Frage: Was macht den Unterschied zu deutlich teureren Lautsprechern aus? Es gibt Unterschiede in der Detailgenauigkeit und Hörbarkeit kleiner Nuancen in Farbe und Nachklingen. Nur vermissen tue ich eben dies nicht. Denn das klangliche Gesamtbild der Rhapsody 130 ist ausgewogen und stimmig, ich möchte beinahe sagen perfekt. Egal, welche Musik gespielt wird, es tönt realistisch und, mindestens ebenso wichtig, es macht an. Solche Lautsprecher gibt es nicht oft, zumindest nicht in dieser Qualität und Klasse. Da ist dem Team in Vilnius um Gediminas Gaidelis ein Kunstwerk gelungen.
Auch das Verhalten der AudioSolutions an diversen Endstufen war höchst aufschlussreich: Während die kleine Spectral sehr fein auflöste, farbig zeichnete und den Bass sauber im Griff hatte, konnte meine betagte, vor mehr als zwanzig Jahren vergleichsweise bescheidene 1200 Mark teure NAD 2200 PE in ihrer charmant-ruppigen Art in puncto Anmache noch klar drauflegen. Dafür fehlte etwas Esprit und Feingeist. Die zur Rhapsodie 130 unverhältnismässig hochpreisigen Air Tight Mono Röhren konnten auch im Vergleich zur Spectral etwas mehr Wärme, einen noch etwas luftigeren Raum und vor allem das Gefühl vermitteln, das selbstverständlich alles genau so klingen sollte. Also bitte bei der Auswahl des Verstärkers nicht einfach ins Portemonaie greifen, hier kommt es auf den Charakter des Spielpartners an. Der sollte Ihnen gefallen. Denn die Rhapsody lässt ihn ungeschminkt deutlich werden.
Gehört mit | |
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Computer | Apple MacMini, OS X 10.6.8 |
Audioplayer | Amarra 2.4 und Audirvana Plus |
D/A-Wandler | Antelope Zodiac plus |
CD-Player | Primare DVD 30 |
Phono | Kenwood KD-990 mit Kunststeinauflage |
Tonabnehmer | Clearaudio DaVinci |
Phonostufe | Primare R-20 |
Vorverstärker | T+A P-10 mit Audioplan Sicomin Röhrendämpfern |
Equalizer für Bass | LA-Audio EQ 231G |
Endstufen | Primare A-32 (2 x) für Bass, Spectral DMA 100 S mit Enacom-Cinch für Mittelhochton oder Air Tight ATM-3 mit Audioplan Sicomin Röhrendämpfern |
Lautsprecher | Triangle Magellan Grand Concerto sw2 (Bi-Amping) |
Zubehör | Audioquest Diamond USB, Inakustik Black&White NF-1302, Mogami 2549, QED Genesis Silver Spiral mit Enacom LS, Audioquest GO-4, MudrAkustik Max Netzleiste, Mudra und Audioquest NRG-X2 Netzkabel, AHP Reinkupfer-Sicherungen, Groneberg Wandsteckdosen, mbakustik Raum-Absorber |
Möbel | Creaktiv Audio mit Absorberböden |
HERSTELLERANGABEN AudioSolutions Rhapsody 130 | |
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Abmessungen (HxBxT) | 1163mm x 249mm x 447mm |
Abmessungen mit Standfuß (HxBxT) | 1244mm x 399mm x 566mm |
Gewicht | je 34 kg |
Wirkungsgrad | 91 dB |
Belastbarkeit | 130 W rms |
Impedanz | DC 3.4 Ohm; minimal 3.6 Ohm bei 160Hz; maximal 29 Ohm bei 60Hz; |
Übergangsfrequenz | 2450 Hz |
Frequenzverlauf | 32-25000 Hz (im Raum) |
Chassis | 2,5 cm Gewebe Hochton-Kalotte, 17 cm Papier-Konus Mittel-Hochtöner |
Paarpreis | 5900 Euro |
VERTRIEB Genuin Audio Vertrieb | |
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Anschrift | Inh. Thomas Wendt Byhlener Straße 1 D - 03044 Cottbus |
Telefon | +49 (0) 355 38377808 |
thomas.wendt@mac.com | |
Web | www.genuin-audio.de/Website/Willkommen.html |
Die meisten Phonostufen im High-End-Segment beeindrucken durch eine Vielzahl von Ausstattungsmerkmalen. Man denke nur an die FM Acoustics mit der variablen Entzerrung oder Burmesters Phono 100. Bei van den Huls The Grail geht es allein um den Klang. Es gibt gerade mal ein Mäuseklavier für die Einstellung der drei Verstärkungsfaktoren – unter dem Gehäusedeckel
Das Fehlen von Schaltern, Drehreglern, LEDs und Anzeigeninstrumenten sollte einen aber keinesfalls dazu verleiten, The Grail zu unterschätzen: Hier bekommt man es mit fast 20 Kilogramm Verstärker zu tun. Und dabei ist das externe Netzteil noch nicht einmal mitgerechnet. Für das hohe Gewicht ist vor allem das massive Gehäuse mit der Dämpfungsplatte im Deckel verantwortlich. Purismus pur auch bei der Impedanzanpassung: Über den richtigen Widerstand für den Abschluss seines Moving-Coil-Tonabnehmers braucht sich der Besitzer eines Grail keine Gedanken zu machen: Aalt van den Hul und sein Elektronikspezialist Jürgen Ultee entschieden sich beim Grail für eine sogenannte Stromanpassung: Einen Eingang mit einer Impedanz von nahezu Null Ohm, der auch gerne als „selbstanpassend“ beschrieben wird und umso besser funktioniert, je geringer die Impedanz des angeschlossenen Tonabnehmers ist. Für Moving Magnet Tonabnehmer gibt es hingegen die standardisierten 47 Kiloohm. Die Eingänge für MM- und MC-Tonabnehmer sowie die Ausgänge sind jeweils mit XLR- und Cinch-Buchsen ausgeführt. Das gibt dem Nutzer aber nicht die Freiheit, den Grail mit einem unsymmetrisch verkabeltem Tonabnehmer anzusteuern und symmetrisch mit der Vorstufe zu verbinden oder umgekehrt. Wenn man den symmetrischen Eingang wählt, muss man auch den entsprechenden Ausgang wählen. Für die Cinch-Buchsen gilt das natürlich auch.
Damit ist auch sofort klar, dass sich der Kauf des Grail SB nur für denjenigen lohnt, der einen Tonarm mit symmetrischer Verkabelung und eine Vorstufe mit XLR-Eingängen sein eigen nennt. Denn der Grail mit dem Namenszusatz SB ist symmetrisch – oder englisch: balanced – aufgebaut. Das erfordert exakt den doppelten Bauteileaufwand und stellt bekanntlich noch höhere Ansprüche an die Selektion der elektronischen Komponenten: Denn umso weniger sich die beiden Verstärkerzüge eines Kanals unterscheiden, desto höher ist die Gleichtaktunterdrückung, dank derer sich Störungen auslöschen. Neben den Kosten für den doppelten Aufwand hat eine symmetrische Schaltung aber noch einen weiteren Nachteil: Während eine unsymmetrische Schaltung die gesamte geringe Ausgangsspannung des Tonabnehmers nutzt, müssen sich der nicht-invertierende und der invertierende Verstärkerzug einer symmetrischen Schaltung die Energie aus dem Abtaster teilen. Einstreuungen und Störungen, die sich das Signal auf dem Weg vom Generator zum Phonoentzerrer einfängt, werden bei einer symmetrischen Schaltung zwar fast völlig unterdrückt, der Rauschabstand ist aber prinzipbedingt um etwa drei Dezibel geringer als bei der unsymmetrischen Schaltung.
Mehrkosten und ein wenig mehr Rauschen steht neben der nahezu vollständigen Immunität gegen Einstreuungen auch eine deutlich höhere Unempfindlichkeit gegenüber Brummstörungen gegenüber. Was aber bei weitem wichtiger ist: Nach meinen Erfahrungen klingen symmetrische Versionen einfach besser als unsymmetrische – vorausgesetzt natürlich, dass es sich in beiden Fällen um identische Verstärkerzüge handelt. Ich habe das am eindrucksvollstem vor etwa zehn Jahren beim Test von Einsteins The Turntable's Choice erfahren. Ob es an weniger Einstreuungen, der räumlichen und elektrischen Trennung der beiden Kanäle oder der höheren Übersteuerungsfestigkeit – neudeutsch Headroom – lag, vermag ich nicht zu sagen.
Aber der Klangunterschied war mir die annähernd doppelte Investition wert. Lange zuvor bin ich übrigens beim Vergleich von FM Acoustics FM122 und 222 zum selben Ergebnis gekommen: Auch hier war die symmetrische Variante der unsymmetrischen klar überlegen. Außerdem fängt sich in meinem Hörraum jede noch so gute unsymmetrische Phonostufe nahezu unabhängig vom verwendeten Kabel das eine oder andere Radioprogramm ein. Auch die Halogenlampe neben dem Plattenspieler macht sich beim Einschalten akustisch bemerkbar. Von all dem bleibe ich bei symmetrischen Phonostufen verschont. Schon allein deshalb braucht mich niemand mehr von den Vorzügen der Symmetrie bei der Verstärkung von Tonabnehmern, einer genuin symmetrischen Quelle, zu überzeugen.
Die Filter für die RIAA-Entzerrung wurden beim Grail allein mit Spulen und Widerständen aufgebaut. Aalt an den Hul verzichtet hier gänzlich auf Kondensatoren. Auch aus dem Signalweg hat er sie, wo immer es möglich war, entfernt, da sie seiner Meinung nach den Klang negativ beeinträchtigen. Damit es den Verstärkerstufen nicht an sauberer Energie mangelt, kommen für jede von Ihnen eigene Gyratoren zum Einsatz. Jeder Kanal verfügt selbstverständlich über seine eigene Verstärkerplatine. Um die Platinen mit ihren vergoldeten Leiterbahnen vor von außen auf das schwere und rigide Gehäuse einwirkende Vibrationen zu schützen, wurden sie auf speziellen Halterungen montiert. Auch die Holzseitenteile und die speziellen Gerätefüße sollen die Schaltungen so weit wie möglich gegen Mikrofonie-Effekte immunisieren.
Als ich November bei den klangBildern mit Aalt van den Hul über den geplanten Test sprach, bot er an, gleich sein momentanes Lieblingssystem, das Crimson, mitzuschicken: ein Angebot, das kein Analogfan ablehnen würde. Da der Abtaster etwa zur selben Zeit eintraf wie die Phonostufe, habe ich den beiden erst einmal eine durch kritische Quervergleiche ungestörte Einspielphase gegönnt – die sich schon nach wenigen Stunden als reiner Genuss entpuppte. Obwohl sich das Crimson dazu mit einem SME V begnügen musste, faszinierte das Duo im Zusammenspiel mit den Acapella Violon VI, die für eine Zeit lang die LumenWhite um ihren angestammten Platz in meinem Hörraum gebracht hatten, bei Becken einen ungemein realistischen Eindruck von schwingendem Metall. So hatte ich das bei wohlvertrauten Scheiben zuvor noch nicht gehört. Klangfarben und Dynamik ließen auch ohne Vergleich keine Wünsche offen. Und noch musste ich mir keine Gedanken darüber machen, welche Komponente des Trios den größten Anteil daran hatte. Ich erlaubte mir einfach, noch ein wenig in Farben und Impulsen zu schwelgen.
Nachdem dann die LumenWhite zurückgekehrt waren und im Thales Simplicity wieder das Lyra Olympos montiert war – beim Testen sollte nur eine Unbekannte geben –, bereitete ich alles für einen Vergleich des Grail mit dem Einstein vor. Das Erdungskabel des LaGrange war noch mit The Turntable's Choice verbunden, aber auch so ließ sich über den van den Hul Entzerrer nicht das geringste Brummen vernehmen. Ich hatte mal wieder Codonas „Malinye“ von ihrem zweiten Album aufgelegt und während des ersten Hörens immer ein wenig lauter gedreht. Vor dem zweiten Durchgang – um sicher zu sein, beim ersten oder zweiten Mal nichts zu „überhören“, lasse ich eine Scheibe vor einer Veränderung meist dreimal laufen – hörte ich kurz über der Wahrnehmungsgrenze ein ganz klein wenig „Radio“. Sobald das Erdungskabel des Plattenspielers aber am Grail angeschlossen war, herrschte totale Stille – und der imaginäre Raum wirkte noch ein kleines Stückchen größer: Die Einstreuungen hatten feinste Rauminformationen überlagert. Obwohl ich beim Wechsel auf den Einstein nun auch das Erdungskabel mit umklemmte, schien der Raum hier minimal kleiner zu sein. Auch die Instrumente erstrahlten nicht in hundertprozentig der gleichen Farbintensität.
Allerdings kamen die Pauken beim Einstein mit ein wenig mehr Druck. Sein Tieftonfundament wirkt noch einen Hauch solider als das des Grail. Der aber bezaubert den Hörer mit noch strahlenderen Klangfarben und einer minimal weitläufigeren Aufnahmeumgebung. Die exzellente Raumdarstellungen der van den Hul Phonostufe wird bei frühen, mit wenigen Mikrofonen gemachten Stereoaufnahmen noch deutlicher: Bei Dick Schorys Bang Baaroom and Harp glaubt man fast, die Größe der Chicagoer Orchestra Hall vor sich sehen zu können. Einfach fantastisch, wie der Grail das Signal des Olympos aufbereitet.
Dem Crimson gebe ich noch ein wenig Zeit, bis es sich einem Test und der Aufnahme für unsere Klangbibliothek stellen muss. Aber es steht jetzt schon fest, dass es schade wäre, ein solches Juwel hier nur am Rande mitzubehandeln. Nach der begeisternden Vorstellung mit dem Olympos, das mit einer Impedanz von 3 Ohm der ideale Partner für eine Stromanpassung ist, soll The Grail nun zeigen, wie er mit dem hochohmigeren Brinkmann EMT ti – hier haben die Spulen eine Impedanz von 25 Ohm – zurechtkommt. Dazu liegt Oregons Out Of The Woods in der audiophilen Ausgabe von Discovery Records auf dem Teller des LaGrange. Auch hier wirkt es, als seien Tonabnehmer und Phonostufe füreinander gemacht: Feindynamik, Rhythmik, Farbigkeit und vor allem dieses offene, freie Klangbild ziehen den Zuhörer sofort in ihren Bann. Da denkt man gar nicht daran, nach einer anderen Testscheibe zu greifen, sondern versinkt in Wohlklang. Kein Wunder: Ist der nächste Song doch das durch Jan Garbareks gleichnamiges Album bekannte gewordene „Witchi-Tai-To“ aus der Feder von Jim Pepper. Tablas, die in den 70-er fast unvermeidliche Sitar, Oboe, Gitarre und Bass, später dann noch ein Flügel und Becken: präzise differenzierte, dennoch weich fließende Farben, Melodien und Rhythmen, in denen man sich am liebsten für Stunden verlieren möchte. Schade, dass dieses akustische Glücksgefühl schon nach etwas mehr als acht Minuten endet.
Zum Schluss montiere ich noch einmal das Air Tight PC-1 in den Thales, was recht leicht von der Hand geht, wenn der Tonabnehmer bereits im Mini-Headshell justiert ist. Mit einem Innenwiderstand von lediglich 1,7 Ohm bei einer Ausgangsspannung von 0,5 Millivolt stellt das PC-1 theoretisch einen idealen Spielpartner für The Grail dar. Praktisch ist das nicht anders: Ich habe einfach aus Spaß mal wieder das Reissue von Albeniz: Frühbeck de Burgos' Suite Espagñola aufgelegt und konnte mich an den riesigen Dimensionen des Aufnahmeraumes, den kräftigen Klangfarben, den blitzschnellen Impulsen, der packenden Dynamik und dem Druck der Pauken gar nicht satt hören. So viel Feinzeichnung und Detailfreudigkeit ohne jeglichen Anflug von Schärfe oder auch nur Kühle kann man selten erleben. Jede weitere vertraute Testscheibe enthüllt die klangliche Ausnahmestellung des Grail SB ein wenig mehr. Man muss sich einfach ein wenig Zeit und einige bekannte LPs nehmen, um die besonderen Qualitäten der van den Hul Phonostufe zu entdecken. Wenn sie sich einem erschlossen haben, möchte man den Grail in seiner Kette nie mehr messen!
GEHÖRT MIT. | |
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Plattenspieler | Brinkmann LaGrange mit Röhrennetzteil |
Tonarm | AMG Viella 12‟, Thales Simplicity |
Tonabnehmer | Air Tight PC-1, Brinkmann EMT ti, Lyra Olympos, van den Hul Crimson |
Phonostufe | Einstein The Turntable’s Choice |
Vorverstärker | EAR Yoshino 912 |
Endstufe | Ayon Epsilon mit KT 150 |
Lautsprecher | LumenWhite DiamondLight Monitors |
Kabel | Precision Interface Technology, Sunwire Reference, HMS Gran Finale Jubilee, Audioplan Powercord S, Audioquest, Swiss Cables Reference, Goebel High End Lacorde |
Zubehör | PS Audio Power Plant Premier, Clearaudio Matrix, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Finite Elemente Pagode Master Reference Heavy Duty und Cerabase, Harmonix Real Focus |
HERSTELLERANGABEN. Phonovorverstärker van den Hul The Grail SB | |
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Netzspannung | 115 oder 230 V |
Leistungsaufnahme (Leerlauf) | ca. 10 Watt |
Temperaturbereich im Betrieb | 15 bis 30 Grad Celsius, nur in trockenen Räumen verwenden |
Max. unverzerrte Ausgangsspannung | 19 Vss |
Ausgangsimpedanz | 330 Ohm, 600 Ohm (symmetrisch) |
Rauschabstand | >= 77 dB, >= 74 dB (symmetrisch) |
Eingangsempfindlichkeit MM | für 0,707 Vss Ausgangsspannung |
Verstärkungsfaktor 33 dB | 5,6 mV |
Verstärkungsfaktor 41 dB | 2,2 mV |
Verstärkungsfaktor 50 dB | 0,8 mV |
Eingangsimpedanz | 47 kOhm / 50 pF |
Eingangsempfindlichkeit MC | für 0,707 Vss Ausgangsspannung |
Verstärkungsfaktor 56 dB | 0,4 mV |
Verstärkungsfaktor 64 dB | 0,15 mV |
Verstärkungsfaktor 73 dB | 0,05 mV |
Eingangsimpedanz | von ca. 40 bis 400 Ohm |
Gewicht | 19,5 kg (ohne externes Netzteil) |
Preis | ab 13900 Euro |
HERSTELLER/VERTRIEB B&T hifi vertrieb GmbH | |
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Anschrift | Hauptstr. 14 40699 Erkrath |
team@bthifi.com | |
Web | http://www.bthifi.com |
„Die sehen ja schnuckelig aus!“ Solche Kommentare bin ich von meiner besseren Hälfte eigentlich nicht gewöhnt; zumindest nicht was HiFi anbelangt. Wobei ich bei dem Chiara-Design eher an ein amerikanisches Stealth Flugzeug denke. Was man auf den ersten Blick aber nicht sehen kann: „Schnucki“ hat es genauso faustdick hinter den Ohren!
Spiel doch mal... höre ich dann als nächstes. Offensichtlich ist die Neugier, was aus dem Designobjekt wohl an Musik kommen könnte, so groß, dass ich plötzlich eine CD von Dusty Springfield in die Hand gedrückt bekomme. Die Engländerin mit der unheimlich „schwarzen“ Stimme, die bei jeder Motown Produktion eine gute Figur gemacht hätte. Für dieses Label hätte sie wohl auch gerne gesungen, das war aber wegen ihrer weißen Hautfarbe damals schwierig. Also kommt The Windmills Of Your Mind ins Laufwerk. Die mir vorliegende Aufnahme ist nun wahrlich keine Sensation, mal positiv ausgedrückt. Aber was hier an Feeling rüberkommt, ist dagegen schon sensationell. Die älteren Leser unter uns, die diese Zeit noch miterlebt haben, können dies vielleicht nachvollziehen. Mit der Chiara gelingt es, über die Schwächen dieser Aufnahme hinwegzuhören und einfach die Musik zu genießen. Die Fehler sind natürlich allesamt zu leicht hören, treten aber nicht als Spaßbremse auf. Eines wird aber bereits mit dieser Aufnahme klar: Die Abbildungsfähigkeiten der Chiara sind hervorragend! Wenn das kein guter Anfang ist!
Geliefert wird die Chiara in einem professionellen Flightcase, das senkrecht aufgestellt, durchaus auch als begehbarer Kleiderschrank durchgehen könnte. Na ja fast. Wobei es sich bei der Chiara noch um das Leichtgewicht der drei verfügbaren Lautsprechermodelle handelt. Für den Transport des größten Modells Classic sind dann wahrscheinlich vier trainierte Sargträger vonnöten.
Zunächst aber ein paar Worte zu Kaiser Acoustics, die Firma hat es ja mit großem Erfolg geschafft, den Namen Kawero! in der deutschen HiFi Szene geheim zu halten. Warum sie nun konstant unter dem Radar fliegt... vielleicht doch Stealth Technologie? Dabei sind sie beileibe keine Newcomer, sondern überwiegend im professionellen Bereich tätig. Also akustische Optimierung von Studios und Konzertsälen. Als die Chiara geliefert wurde, wurden gerade die Studios des Bayerischen Rundfunks entsprechend umgebaut. Zudem besitzen die Untergriesbacher eine hochspezialisierte Möbelmanufaktur. Nun darf man sich hier nicht einfach eine große Schreinerei vorstellen, sondern Kaiser kann Holz in alle erdenklichen dreidimensionalen Formen verarbeiten. Bereits an der extravaganten Form der Chiara würde sich eine konventionelle Schreinerei die Zähne ausbeißen.
Nun reicht es für einen perfekten Lautsprecher natürlich nicht aus, lediglich in der Holzverarbeitung topfit zu sein. Die gesamte technische Entwicklung obliegt deshalb einem weiteren Profi, Rainer Weber, der auch das zweite Buchstabenpaar in dem Kunstwort Kawero! beisteuert. Wenn man nun die Chiara anhebt, um sie in eine geeignete Position zu bringen, wundert man sich, wo der kleine Kerl sein Gewicht hernimmt. 34 Kilogramm bringt er auf die Waage! Aufklärung bekommt man schließlich aus Untergriesbach: Die Gehäusewände sind aus Panzerholz gefertigt. Hier handelt es sich nun nicht um Holz vom seltenen Panzerbaum (Arctostaphylos Saileii), sondern um ein künstlich hergestelltes Verbundmaterial. Dabei wird dünnes Buchen-Furnierholz mit Phenolharz imprägniert und unter hohem Druck und den dann entstehenden hohen Temperaturen zu Platten gepresst. Diese haben dann nur noch 60 Prozent der ursprünglichen Dicke.
Kunstharzpressholz/Schwerfolien/Fiberglas-Sandwich nennt es der Hersteller. Nun ja, „schwer“ kann ich auf alle Fälle bestätigen. Mit dieser Konstruktion bekommt das Material fast metallähnliche Festigkeitswerte. Kleiner Nebeneffekt am Rande: durch das Panzerholz ist die Chiara praktisch kugelsicher! Man weiß ja nie. Nun ist die Form der Chiara nicht nur als Eyecatcher gedacht, sondern hat den Sinn, parallele Wände zu vermeiden. Damit sollen natürlich stehende Wellen im Gehäuse vermieden werden. Zudem hat man sich sehr viele Gedanken gemacht, wie man Vibrationen und Resonanzen von den Chassis fernhalten kann. Wenn man dies mit Dämmmaterial versucht, dämpft man natürlich nicht nur die Resonanzen sondern entzieht auch akustische Energie. Die bessere Idee wäre also, diese Resonanzen abzuleiten, ein akustischer Blitzableiter sozusagen. Dazu hat der Hersteller die Konstruktion so ausgelegt, dass alle Resonanzen vom Gehäuse in den Fuß abgeleitet werden. Was man von außen nämlich nicht erkennen kann; der Ständer hat es ebenfalls in sich, in den Fuß sind drei akustische Labyrinthe integriert, welche die Vibrationen absorbieren sollen. Diese Technologie wurde in Zusammenarbeit mit dem englischen Spezialisten Vertex AQ entwickelt. Dies hat auch den Nebeneffekt, dass im Gehäuseinneren kaum noch Dämpfungsmaterial benötigt wird.
Was auf den ersten Blick aussieht wie ein drei Wege Lautsprecher, entpuppt sich beim näheren Hinsehen als Zweiwegsystem mit Unterstützung einer Passivmembran für den Bassbereich. Eine Passivmembran verhält sich ähnlich wie eine Bassreflexöffnung, ist aber bei der Abstimmung flexibler und vermeidet Strömungsgeräusche, wie sie bei einer Reflexöffnung und hohen Schallpegeln auftreten können.
Bei der Chassisbestückung hat sich Kaiser auch nicht lumpen lassen und auf die Toplinie des dänischen Herstellers Scan-Speak zurückgegriffen. Scan-Speak hatte schon immer hervorragende Chassis hergestellt, auch wenn momentan Chassis mit Keramikmembran „in“ sind, ändert dies nichts an der Tatsache. Der 15-Zentimeter-Basslautsprecher aus der „Illuminator“ Serie besitzt eine Papier-Sandwich-Membran und einen Neodymantrieb. Der Bass ist als Langhubsystem ausgelegt und kommt damit auf eine Resonanzfrequenz von 34Hertz. Toll gemacht ist auch die offene und strömungsgünstige Bauweise des Treibers, hier hat Scan-Speak wirklich alle Register gezogen. Unterstützt wird der Bass durch eine 18-Zentimeter-Passivmembran, ebenfalls von Scan-Speak, offensichtlich aber speziell für Kaiser in dieser Form und Größe hergestellt. Kleiner Wermutstropfen für einen Hochwirkungsgrad-Fan: Der Scan-Speak-Bass hat lediglich 87 Dezibel Empfindlichkeit.
Den Hochtonbereich übernimmt ein Mundorf Airmotiontransformer. Beruhend auf einer Erfindung von Oskar Heil kann der AMT durch seine gefaltete Membranform mit vergleichsweise geringen Membranbewegungen einen wesentlich höheren Schalldruck erzeugen als ein Bändchen. Für die Chiara wurde natürlich kein Treiber von der Stange verwendet, sondern Mundorf hat den AMT in einer Sonderanfertigung nach den Vorgaben von Kaiser gefertigt.
Für den Klang mitentscheidend ist die Auslegung der Frequenzweiche, sowohl von der Konstruktion her, als auch von der Qualität der Bauteile. Weber benutzt hier Kondensatoren, Spulen und Widerstände des dänischen Herstellers Duelund, die weltweit zu den Topprodukten zählen. Und sich auch preislich in der obersten Region bewegen. Lediglich eine Spule im Parallelkreis wird von Mundorf geliefert, eine entsprechend große Duelund-Spule hätte nicht mehr in das Gehäuse gepasst.
Nun stellt sich für den Konstrukteur die Frage, wie er die Weiche auslegen will. Die eine Hörergruppe wünscht einen möglichst geraden Frequenzgang. Mit einer größeren Anzahl von Sperr- und Saugkreisen und ähnlichen Korrekturgliedern lässt sich nun jeder Frequenzgang irgendwie gerade biegen. Die Frage ist dann immer, wie es hinterher klingt. Die andere Fraktion will eher einen Lautsprecher, der beim Musikhören Spaß macht, aber vielleicht nicht ganz der wahren Lehre entspricht.
Der Konstrukteur der Chiara, Rainer Weber ist nun einen völlig anderen Weg gegangen, durch seinen professionellen Hintergrund im Zusammenhang mit akustischen Phänomenen ist die Chiara etwas anders abgestimmt als das sonst üblich ist. Auf diesem Wege ist es unter anderem auch gelungen, der Chiara eine realistische Größenabbildung beizubringen. Über technische Details hierzu möchte sich der Hersteller verständlicherweise nicht äußern. Zudem werden die Messungen hierfür mit einem Kunstkopf-Mikrophon gemacht, damit soll das Ergebnis am ehesten dem entsprechen, wie das menschliche Gehör dies wahrnimmt.
Einer meiner Lieblingsmusiker ist der Spanier Jordi Savall, der bei seiner Einspielung Du temps et de l’instant mit seiner Frau, der Sängerin Montserrat Figueras und mit Sohn und Tochter auftritt. Die von Savall ausgewählte Musik kommt aus den unterschiedlichsten Ländern, von Afganistan bis Mexiko. Der erste Titel, „Cantiga de amigo V“ stammt aus dem 13. Jahrhundert von dem galizischen Künstler Martim Codax. Die CD ist hervorragend aufgenommen, was über die Chiara auch sofort klar wird. Die Wiedergabe akustischer Instrumente scheint überhaupt eine große Stärke des Lautsprechers zu sein. Eine Theorbe, wie sie hier Ferran Savall benutzt, hat einen deutlich anderen Klang als eine Gitarre und das nicht nur wegen des nach unten erweiterten Tonumfangs. Das gleiche gilt für die Viola da Gamba von Jordi Savall. Diese Feinheiten abzubilden, ist ein Leichtes für die Chiara. Dazu kommt die fantastische Stimmenwiedergabe, hier von Monserrat Figueras. Die Gesamtdarstellung ist vollkommen homogen, wie aus einem Guss. Auf die exzellenten Abbildungsfähigkeiten der Box hatte ich ja bereits hingewiesen, erstaunlich ist dabei, dass die Musiker in realistischer Größe abgebildet werden. Dies ist ja bei Kompaktlautsprechern dieser Größe oftmals ein Problem.
Szenenwechsel: The Modern Jazz Quartet mit der Aufnahme Blues on Bach. Bevor jetzt die Hardcore-Klassikfans unter uns die Nase rümpfen, möchte ich doch hervorheben, dass es sich hier um ein sehr interessantes Konzept handelt. Es ging seinerzeit nicht darum, Melodien von Bach irgendwie jazzmäßig zu verhunzen, sondern John Lewis wollte einfach andere anspruchsvolle Formen und Strukturen in den Jazz integrieren. Das wird den Klassikfan nicht milder stimmen, ich weiß. Die „Kantate BWV 147 Jesu bleibet meine Freude“ trägt nun die Handschrift von Bach und dem MJQ. Hier kommen als erstes wieder die grandiosen Abbildungsfähigkeiten der Chiara zum Tragen, die Instrumente stehen als dreidimensionale Gebilde greifbar im Raum. Die Aufnahme hat etwas Patina, das Cembalo hat nicht das Feuer und die Obertonvielfalt, wie man es sonst von guten Aufnahmen her kennt, es klingt mitunter etwas künstlich. Beim Vibraphon hat man sich offensichtlich etwas mehr Mühe gegeben. Der Kontrabass ist gut aufgenommen und wird über die Chiara auch körperhaft und sehr farbig abgebildet. Das Ganze klingt nicht nach „Box“. Dies ist alles sehr einfach mit dem Lautsprecher zu hören. Wenn man darauf achtet. Ansonsten lenkt der Lautsprecher den Fokus auf die Performance der Künstler. So soll es eigentlich auch sein.
Kaiser hat mit der Chiara nicht einfach irgendeine sinnlose Materialschlacht gestartet – Hauptsache teuer – sondern die Konstruktion ist wohldurchdacht und absolut perfektioniert. Man merkt hier die Liebe zum Detail bei jeder Kleinigkeit. Beim Ausrichten der Lautsprecher sollte man sich etwas Mühe geben. Bei mir war die Fokussierung und Raumabbildung am besten, wenn sie parallel zueinander ausgerichtet waren. Vielleicht noch einen Hauch nach innen gedreht. Dies muss natürlich nicht überall genauso sein. Direkt auf den Hörer ausgerichtet wird die Hochtonwiedergabe etwas kräftiger. Die Proportionen der Musiker stimmen sehr gut, man bekommt niemals das Gefühl, vor einem Puppentheater zu sitzen. Wenn man die Augen schließt, glaubt man einen großen Standlautsprecher vor sich zu haben. Dies habe ich bei einem Lautsprecher dieser Größe noch nie so gehört. Im Tiefbass darf man keine Wunderdinge erwarten, dies wäre von einem 15-Zentimeter-Basstreiber auch zu viel verlangt. Aber die Chiara schlägt sich in meinem 40 Quadratmeter großen Raum absolut hervorragend! Dies hätte ich eigentlich in der Form nicht erwartet.
Die Firmenangabe bezüglich einer empfohlenen Verstärkerleistung von 150 Watt habe ich erst einmal ignoriert. Ich stelle mir jetzt einfach den Besitzer einer großen Krell Endstufe vor, der eine Vorliebe für Aufnahmen von Yello hat. Ich weiß nicht, wie lange das gut geht. Das ist jetzt sicher ein bisschen extrem, aber meine Mayer 211 Elrog hatte überhaupt kein Problem mit dem Lautsprecher und die kann „nur“ 25 Watt Leistung abgeben. Allerdings ist der Verstärker auch mit einem extrem potenten Netzteil ausgestattet. Rein rechnerisch kann die Chiara dann einen maximalen Schalldruck von etwa 100 Dezibel wiedergeben, was für einen Heavy-Metal-Fan allenfalls als Hintergrundsberieselung taugt. Der würde sich aber sowieso nach etwas Anderem umsehen. Grundsätzlich ist mehr Leistung natürlich kein Fehler, solange der Verstärker qualitativ mithalten kann.
Der Vollständigkeit halber habe ich mir aus der Redaktion einen 200 Watt Transistorverstärker ausgeliehen und an die Chiara angeschlossen. Nun ja, irgendeinen Vorteil gegenüber der 211 Elrog konnte ich nicht finden. Aber dafür jede Menge Nachteile was Auflösung, Klarheit, Dynamik und Emotionalität anbelangt. Dies muss natürlich nicht zwangsläufig bei jedem 200 Watt Verstärker so sein, aber die Qualitäten der Chiara kommen mit der 211 voll zur Geltung. Trotzdem könnte ich mir in Zusammenhang mit einem Röhrenverstärker 50 – 70 Watt gut vorstellen, das funktioniert dann halt üblicherweise nur mit einer Push-Pull Schaltung.
Dieser Lautsprecher hat etwas, was ich in der Form bei einem anderen Lautsprecher noch nicht gehört habe. Die Wiedergabe ist sehr klar, oder vielleicht besser ausgedrückt entschlackt. Nun kann so etwas schnell dazu führen, dass die Sammlung nicht anhörbarer Musik gewaltigen Zuwachs bekommt. Das ist hier überhaupt nicht der Fall, die Wiedergabe bleibt völlig entspannt. Der Präsenzbereich wirkt sogar eher ein bisschen zurückhaltender. Das Ganze erinnert mich irgendwie an Musikabende am Sonntag, wenn das Netz weniger belastet ist und somit weniger Störsignale erzeugt; an solchen Abenden klingt die Musik dann auch ruhiger, entspannter und sauberer. Ich könnte mir durchaus denken, dass die ausgeklügelte Resonanzableitung für diesen Effekt mit ausschlaggebend ist. Das Gehäuse hat praktisch kein Eigenleben und die rückseitige Schallabstrahlung des Basstreibers wirkt offensichtlich kaum auf die Membran zurück.
Der AMT Hochtöner ist perfekt an den Bass angeschlossen, ich kann den Übergang nicht hören. Er fällt auch nicht aus dem Klangbild heraus. Mancher Leser erinnert sich vielleicht noch an die ersten ESS Modelle mit dem original Airmotiontransformer, bei denen der Bass mit dem rasend schnellen Hochtöner nie mitgekommen war. Bei der Chiara spielt alles wie aus einem Guss. Die Vorzüge kleiner Lautsprecher, nämlich einer punktgenauen Stereowiedergabe, verbindet die Chiara mit einem absolut souveränen, erwachsenen Sound. Anders ausgedrückt: die Chiara macht immer eine gute Figur, sogar wenn sie nicht spielt!
Faszinierend ist auch, was der Lautsprecher aus einer Scheibe wie Benny Goodmans Carnegiehall Jazz Concert macht. Diese Aufnahme ist weder audiophil noch sonst was, sie stammt aus dem Jahre 1938! Ich kenne hier sowohl Platte als auch CD und in beiden Fällen ist die Abbildung flach wie eine Pfütze und die Klangfarben weiß wie die Wand dahinter. Die Chiara strengt sich hier besonders an, das allerbeste herauszuholen und die Musik anhörbar zu machen. Und das gelingt ihr in bemerkenswerter Art und Weise. Das Ganze wirkt viel aufgeräumter und man glaubt überhaupt erstmals einen Hauch von Struktur zu erkennen. Die Platte führt aus oben genannten Gründen bei mir so ein bisschen ein Schattendasein, dabei ist es Goodman damals gelungen, fast alle Jazzgrößen der damaligen Zeit für dieses Konzert zusammenzubekommen. Der Jazz hatte seinerzeit noch etwas leicht anrüchiges, so war ein Konzert in der berühmten Carnegiehall ein sensationelles Ereignis. Der Trompeter Harry James soll beim betreten der Bühne gesagt haben: „Ich fühle mich wie eine Hure in der Kirche“. Über die Chiara angehört wird dieser Meilenstein der Swingära zu bisher unbekanntem zum Leben erweckt. Resümierend lässt sich in Anlehnung an Loriot sagen: Ein Leben ohne Chiara ist zwar möglich, aber nicht sinnvoll. Im Original ging es allerdings um Möpse, ich weiß.
Gehört mit | |
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Digitallaufwerk | Ayon CDT, Aurender W20 |
D/A Wandler | Borbely Audio, totalDAC d1-monobloc |
Laufwerk | Apolyt |
Tonarm | Triplanar |
Tonabnehmer | Clearaudio Goldmund, Van den Hul Grashopper |
Vorstufe | Shindo Monbrison |
Endstufe | Thomas Mayer 211SE Elrog, 6HS5 PSE, Shindo Cortese |
Lautsprecher | WVL 100i, Ancient Audio Studio Oslo |
Kabel | Audio Consulting Reference RCA, Swisscables Reference NF, Swisscables Reference LS, Auditorium23 LS, Swisscables Netz |
Zubehör | LeadingEdge Gerätebasis |
Herstellerangaben Kaiser Kawero! Chiara | |
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Bandbreite | 40Hz – 30kHz |
Empfindlichkeit | 87dB / 2.83V |
Impedanz | 4 Ohm |
Trennfrequenz | 3100 Hz |
Gewicht | 34 kg |
Höhe | 1160 mm |
Breite | 295 mm |
Tiefe | 470 mm |
Preis | 16.220 Euro (abhängig von der Ausführung) |
Hersteller Kaiser GmbH | |
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Anschrift | Hanzing 1 94107 Untergriesbach |
info@kaiser-acoustics.com | |
Web | www.kaiser-acoustics.com |
Interessenten können den Lautsprecher im hauseigenen Hörraum in Regensburg anhören. |
Nein, es geht hier nicht um irgendwelche Hifi-Klänge: Die britische Band heißt wirklich The New Mastersounds und groovt wie der Teufel: endlich mal rockige und funky Klänge in Hifistatement!
Eingefleischte Analog-Fans, die sich üblicherweise bei naturgemäß digitalen Downloads gelangweilt abwenden, sollten dies diesmal nicht tun, denn dieser Song ist ein Appetit-Häppchen, das Lust auf eine noch vor der High End erscheinende LP machen soll. Und gerüchteweise ist zu vernehmen, dass die mitreißenden Songs in Kürze auch auf gutem, altem Magnettonband zu haben sein werden. Doch dazu in naher Zukunft mehr. Kleiner Trost für die allmählich wachsende Gruppe Computer-Audiophiler, deren Wandler auch DSD-Files verarbeiten; Eine Veröffentlichung des Materials in diesem Format im Download-Shop von HIGHRES Audio ist ebenfalls geplant.
Doch zurück zur Musik und der Geschichte ihrer Aufnahme: sommelier du son hat die angesagte Band im November letzten Jahres in der Hamburger Kampnagel Fabrik aufgenommen, und zwar für die Triple-A-Series von edel:kultur. Anders als das Joo Kraus Album und die Inga Rumpf Doppel LP haben wir also nicht im Studio vor kleinem Publikum aufgezeichnet, wo uns alle technischen Mittel zur Verfügung stehen und man keine Rücksicht auf die Saalbeschallung zu nehmen braucht. Andererseits waren die Arbeitsbedingungen um ein vielfaches komfortabler als bei der Aufnahme von Leon Russells The Montreux Session, wo wir einen fertigen Stereomix angeliefert bekamen, auf den wir nur bedingt Einfluss hatten. Auf Kampnagel teilten wir uns per passivem Signal-Splitter die Mikros mit dem Kollegen, der für die PA verantwortlich war, und mischten die 18 Signale mit zwei Acousta Pulten zu einem Stereosignal. Und auch unser EMT Goldfolien-Hall war in Hamburg natürlich wieder im Einsatz.
Aber wir konnten sogar schon weit vorher den Klang beeinflussen: Die Band hatte sich in ihrer Back Line List, in der die Instrumente aufgeführt sind, die der Veranstalter zu stellen hat, zwar neben einem Nord Stage Keyboard als Synthesizer auch noch ein Fender Rhodes und eine fette Hammond B3 samt Leslie gewünscht. Da das Nord Stage aber selbstverständlich auch E-Piano- und Orgelsounds bietet, hätte man sich – aus Veranstaltersicht mit Blick auf die Kosten verständlich – mit diesem einen Keyboard begnügen sollen. Das war am Abend vorher, als die Band in einem Club in Berlin auftrat, nicht anders. Wenn wir aber schon einen nicht unbeträchtlichen Aufwand betreiben, um durchgängig analog zu produzieren, sollen die Klänge auch analogen Instrumenten entstammen. Daher sponserte Edel die Bereitstellung von Rhodes und B3 samt Leslie.
Wenn man allein den Platz sieht, den wir für unseren improvisierten „Kontrollraum“ zur Verfügung hatten, kann man die Arbeitsbedingungen auf Kampnagel nur als paradiesisch bezeichnen: Wir konnten unser Equipment in einer Halle direkt neben der aufbauen, in der das Konzert stattfand, und freuten und darauf, den Mix über Lautsprecher statt über Kopfhörer machen zu können – bis die Band die ersten Töne spielte. Der Sound der PA durchdrang die Wand, die die Hallen voneinander trennte, bis weit über 200 Hertz mit Leichtigkeit, so dass letztlich doch kein Weg an den ungeliebten Kopfhörern vorbei führte.
Das Ergebnis davon war, dass wir im Mix vor Ort nicht ganz das klangliche Niveau erreichten, das wir Ihnen bei den Studio Sessions der Triple A Serien bisher bieten konnten. Da wir aber hinter diesen selbst gesetzten Standard nicht zurückbleiben wollten, haben wir uns entschlossen, die Session-Tapes im MSM Studio in München zu mastern. Dafür konnten wir den Senior Mastering Engineer Christoph Stickel gewinnen, der sich unter anderem mit der Aufbereitung des Vinyl-Reissues von Keith Jarretts Köln Concert einen Namen gemacht hat. Wir brachten eine der Studer A 810, mit denen wir das Konzert in Hamburg aufgezeichnet hatten, ins Studio. Von da ging es durch eine rein analoge Signalkette zu Christophs Studer A 820. Übrigens erfuhr nicht nur der Tieftonbereich einen letzten Feinschliff. Auch das sehr konservativ eingestellte Leslie bekam noch eine Spur mehr Biss. Wenn die Band schon The New Mastersounds heißt, müssen wir eben sicherstellen, dass der Klang der Scheibe dem Namen des Quartetts alle Ehre macht.
Ich denke, es ist gelungen, die Energie, die die vier in Kampnagel verströmten, auf den Bändern zu konservieren. Beim Konzert sprang der Funke jedenfalls sofort aufs Publikum über. Der ganze Saal tanzte: fast anderthalb Stunden Party-Power. Aber auch, wenn wir Ihnen hier nur einen Song bieten könnten, gilt: PLAY IT LOUD!
PS: Immer mal wieder werden wir gefragt, ob man die Musik-Dateien denn nur auf dem Computer anhören oder doch auf der eigenen Festplatte speichern könne. Natürlich ist letzteres möglich. Hier erst einmal eine kleine Bedienungsanleitung für Mac-User: Führen Sie einen sogenannten Sekundärklick durch, je nach Trackpad-Einstellungen durch Tippen mit einem Finger unten rechts auf das Trackpad oder an beliebiger Stelle durch Tippen mit zwei Fingern. Bei der Magic Mouse kann man den Sekundärklick mit Druck auf die rechte (Standardeinstellung) oder linke Maus-Hälfte ausführen. Daraufhin erscheint ein Auswahlfenster, in dem man „Verknüpfte Datei laden‟ oder „Verknüpfte Datei laden unter‟ anklickt. Schon wird die gewünschte Datei heruntergeladen. Wie es unter Windows funktioniert, hat Wolfgang Kemper für Sie notiert: Mit der rechten Maustaste das Download-Symbol anklicken und „Ziel speichern unter...‟ auswählen. Dann erscheint das Fenster, in dem Sie den Speicherort bestimmen können. Dort den „Speichern‟-Button anklicken und schon läuft's.
Nein, ich habe mich weder dazu verstiegen, während des Konzertes im Ein-Bit-Format aufzunehmen und einen Pegel deutlich unter Vollaussteuerung oder Übersteuerungen in Kauf zu nehmen, noch eine Hochbit-Datei auf DSD umzurechnen. Schon die Ankündigung der Konzertes erschien mir so vielversprechend, dass wir es in Nahmikrofonierung mit ein wenig Hall von der Goldfolie live auf zwei Kanäle mischten und auf Tonband aufzeichneten. Und von diesem entstanden dann das High-Res- und das Ein-Bit-File. Aber bevor ich mich in technischen Details verliere, erst einmal zum wichtigsten: der Musik, die Tobias Böcker für die Neuburger Rundschau wie folgt beschrieb.
Wie erwähnt habe wir die Instrumente einzeln mikrofoniert: Für das Piano benutzten wir das Earthworks PianoMic System, für den Bass das MBHO 603 A / KA 200 N und für die Trompete respektive das Flügelhorn ein Shure 55 H. Da Herbert Joos für seinen eigenständigen, sofort wiedererkennbaren Sound Hall benötigt, hatte wir den analogen EMT Goldfolien-Hall samt Delay mitgebracht. Die Signale von Bass und Flügel wurden nicht über den Effektweg geschickt, da Reflexionen der Geräusche im Raum vom Deckel in den Korpus des Flügels und damit auf die Earthworks-Mikrofone für genug – jedoch leicht diffuse – Rauminformation sorgten
Das Tonband habe ich dann ohne jegliche weitere Bearbeitung von einer Studer A80 über ein Audio Development-Pult, das lediglich der Pegelanpassung diente, auf den Mytek 8x192 ADDA-Wandler gespielt von dort ging es per AES/EBU für das 192-Kilohertz-File respektive SDIF-3 für die DSD-Datei auf den Tascam-3000, den ich Ihnen an dieser Stelle ja bereits ausführlicher vorgestellt habe. Der erzeugte dann aus den empfangenen Datenströmen eine .wav- beziehungsweise .dff-Datei. Beide Files habe ich anschließend mit Weiss Sample Rate Converter ins CD-Format umgerechnet. Sie können also selbst hören, ob der Umweg über DSD klangliche Vorteile bietet oder nicht.
Mehr dieser wunderbaren Musik finden Sie auf der CD „Book of Family Affairs“, deren Cover wir hier als Download-Button verwenden und die Sie im Fachhandel erwerben können.
Violas kühl schimmernde Crescendo und Concerto schlagen die Brücke zwischen der Generation iPod und anspruchsvollen Audiophilen: Die erste dürfte das Bedienungskonzept, die zweiten die inneren Werte und der Klang ansprechen. Freuen Sie sich auf eine gelungene Synthese aus Innovation und Traditionsbewusstsein
Als ich vor fast zehn Jahren das Vergnügen hatte, einen Viola Cadenza und Symphony für ein paar Wochen in meinem Hörraum zu Gast zu haben, konnten diese ihre Abstammung von den Cello-Ahnen nicht leugnen. Und das war keineswegs ehrenrührig: Denn nicht nur bei Cello, sondern auch schon bei den Geräten von Mark Levinson bildeten Tom Colangelo und Paul Jayson das „Engineering and Design Team“. Bald nachdem Mark Levinson seine Firma und die Markenrechte an seinem Namen verkauft hatte, gründete er Cello Audio und übertrug die technische Entwicklung wieder Colangelo und Jayson. Für Cello entwarfen sie noch heute gesuchte Geräte wie die kleinen Encore Monos, die Audio Suite und die Audio Palette. Im Jahr 2001 wurden dann die Viola Audio Laboratories gegründet, und wieder teilten sich Colangelo und Jayson die technische Leitung der Firma. Ihre Zusammenarbeit dauerte bis zum tragischen Tod von Tom Colangelo im September 2007 an. Aber auch danach zeichneten sich die Produkte von Viola durch möglichst einfache Schaltungen, die besten Bauteile und feinste Verarbeitung aus.
Crescendo und Concerto nehmen in Violas Produkthierarchie eher niedrige Ränge ein, sind aber vor allem deshalb interessant, weil sie sich schon äußerlich von den meisten anderen Vor- und Endstufen-Kombination ausgesprochen positiv unterscheiden und zumindest im Viola-Preisgefüge als halbwegs erschwinglich gelten dürften. Beide Verstärker finden im gleichen Gehäuse Platz, das aus einem massiven Aluminium-Block herausgefräst wurde. Das sieht nicht nur – unter anderem auch dank einer Viola eigenen, speziellen Eloxierung – gut aus, sondern soll die Elektronik auch bestmöglich vor Resonanzen schützen. Bei der Endstufe kann ein Großteil der entstehenden Wärme über das Gehäuse abgegeben werden. Den Rest übernimmt ein nach dem Venturi-Prinzip gestalteter Kühlkörper in der Gerätemitte. Der teilt das Gehäuse in zwei Hälften, in denen jeweils ein Kanal der spiegelsymmetrisch angeordneten Endstufe untergebracht ist.
Den größten Teil des Platzes nehmen auf jeder Seite der große Ringkern-Netztransformator und die ähnlich große Spule des Choke-Netzteils ein. Damals beim Test der Symphony hatte Tom Colangelo in einem längeren Telefonat dargelegt, warum er seit Cello-Zeiten Choke-Netzteile favorisiert: Selbst bei starker Belastung der Endstufe fielen die Rückwirkungen auf das Leitungsnetz geringer aus, und ein Netzteil mit Choke arbeite deutlich effektiver als eine rein kapazitive Lösung. Wer seiner Kette weder eine separate Spannungsversorgung noch einen entsprechend leistungsfähigen Netzgenerator spendieren könne, profitiere besonders vom Choke-Netzteil, denn es reagiere um vieles „nachsichtiger“ auf Verunreinigungen sowie Netzspannungsschwankungen und –spitzen. Zudem generiere es weniger „elektrischen Stress“ für den Netztransformator, die Gleichrichterdioden und die beteiligten Kondensatoren und erhöhe dadurch die Lebensdauer der genannten Bauteile.
Die Class-A/B-Endstufe arbeitet im Push/Pull-Betrieb, ist mit WBT nextgen Lautsprecherterminals ausgestattet und setzt bei der Ruhestromregelung auf Motorolas ThermalTrak, das sehr schnell Temperaturinformationen liefern soll. Die Regelung des Ruhestromes soll dadurch schneller und präziser erfolgen als bei üblichen Schaltungen. Temperaturwerte aus den beiden Endstufen zeigt auch die Fernbedienung an, die dem Crescendo beigepackt ist – sofern Vor- und Endstufe mit einem CAT-Kabel verbunden sind. In diesem Falle wechselt auch die Farbe der Beleuchtung des Bedien- und Anzeigenfeldes auf der Gerätefront des Concerto synchron zur Auswahl an der Vorstufe. Die Farbwahl an der Endstufe kann jedoch auch ohne Verbindung zur Vorstufe mittels eines USB-Sticks und eines kleinen Programms vorgenommen werden, das allerdings bisher nur auf Window-Rechnern läuft.
Der Crescendo kommt völlig ohne mechanische Schalter und Regler aus. Auf dem trapezförmigen Feld in der Mitte erscheinen nach dem Einschalten drei Symbole, die während der kurzen Freischaltphase blinkend ihre Farbe wechseln. Sobald die Kontrollelektronik die Vorstufe freigibt, sieht man drei beständig leuchtende Felder, von denen zwei der Lautstärke-Einstellung dienen. Das übrige schaltet den Verstärker auf Standby. Ein „harten“ Netzschalter gibt es nicht, und auch eine Möglichkeit zur Eingangswahl sucht man vergebens: Ohne Fernbedienung kann man nur das Signal hören, das am ersten von drei XLR-Eingängen anliegt. Zum Aktivieren eines der beiden übrigen symmetrischen Eingänge oder eines der drei Cinch-Eingänge braucht man unbedingt eine Fernbedienung. Und da Viola keine halben Sachen macht, packt man dem Vorverstärker gleich einen iPod touch mit 16 Gigabyte bei. Darauf läuft die App Viola Remote, mit der man Eingängen Namen geben, unterschiedliche Pegel der Programmquellen ausgleichen, den Ausgang auf Mute schalten und eben den Ausgangspegel einstellen kann. Jetzt hätte ich fast die Display-Farben vergessen: Hier stehen neun verschiede Farbtöne zur Auswahl. Man kann die Anzeige dimmen oder auch ganz abschalten. Bei mir zeigen Concerto und Crescendo jeweils ein tiefes violett: Das erinnert an den Firmennamen und ist als Farbe bei High-End-Komponenten fast schon ein Alleinstellungsmerkmal.
Befürchtungen, man müsse den Crescendo und den iPod erst mühsam in das eigene WLan-Netz integrieren, sind erfreulicherweise unbegründet. Sobald der Vorverstärker mit dem Netz verbunden wird, baut sich eine Verbindung zwischen ihm und dem iPod auf und dem Musikgenuss steht nichts mehr im Wege. Selbstverständlich ist es aber auch möglich, Crescendo und iPod ins heimische Netzwerk zu integrieren und für weitere iPods, Pads und Phones die Viola Remote App herunterzuladen. So dürfte man nie in die Verlegenheit kommen, ohne eine betriebsbereite Fernbedienung dazustehen.
Auch wenn die elegante, puristische Frontplatte das nicht vermuten lässt, hat der Crescendo mehr zu bieten als die üblichen Vorverstärkerfunktionen: Auf der Rückseite findet man noch einen USB- sowie einen S/PDIF-Cinch-Eingang. Zumindest bei dieser Kombination dürfte heutzutage klar sein, was sich dahinter verbirgt: ein integrierter D/A-Wandler. Der des Crescendo spielt völlig problemlos mit den Computer zusammen und erfordert – wie bei Apple üblich – auch für Files mit 192 Kilohertz keinen speziellen Treiber. Da das Wandler-Modul aber, wie Jörg Klein, der Inhaber des deutschen Viola-Vertriebs, mitteilte, in naher Zukunft durch ein höherwertiges ersetzt wird, brauchen wir uns damit nicht länger aufzuhalten. Also ganz kurz: Das Preis/Leistungs-Wunder von Mytek beispielsweise übertrifft den nun schon in die Jahre gekommenen integrierten Wandler des Viola in den meisten Disziplinen. Der neue Wandler im Crescendo könnte ein durchaus willkommener Anlass sein, die Vorstufe mal wieder ein paar Wochen in den heimischen Hörraum zu bekommen.
In der leider recht kurzen Zeit, in der die Viola-Kombi diesmal in Gröbenzell stand, hatte ich wenig Muße, einfach nur Musik zu genießen. Schuld daran waren das neue Layout von Hifistatement und die Arbeit an sechs Bändern mit Remasterings von Oscar Petersons „Exclusively For My Friends“-Serie, die noch im Mai auf feinstes Vinyl gepresst in den Handel kommen sollen. Bei den Stücken, die vom klanglichen Feintuning im Studio und der Kontrolle der white labels im Hörraum her sehr vertraut waren, reichte das einmalige Umstecken der Kabel von der EAR 912 auf den Crescendo, um dessen Vorzüge klar zu machen: Einen so großen Raum um die felsenfest an ihrer Position verankerten Instrumenten habe über meine Kette schon lange nicht mehr gehört. Die Fülle der bestens in die Musik integrierten Details ist ebenfalls außergewöhnlich. Da bedarf es keines mehrmaligen A/B-Vergleiches: Der Crescendo verwöhnt mit einer enorm hohen Auflösung – Rauminformationen sind ja auch nichts anderes als sehr feine Signalanteile – ohne dabei „analytisch“ zu wirken. Dynamik, Lebendigkeit und Spielfreude bewegen sich auf ähnlich hohem Niveau wie die phänomenale Durchzeichnung. Nachdem die Viola-Vorstufe ihre besonderen Qualitäten so deutlich gemacht hat, behauptete sie ihren Platz auf dem Pagode-Rack – aus klanglichen Gründen, auch wenn die drei XLR-Eingänge bei meinen meist symmetrischen Quellen allein schon ein gewichtiges Argument für den weiteren Einsatz des Crescendo wären.
Auch wenn der ein oder anderer Termin drängt: Irgendwann braucht man ein wenig Entspannung, und einer der Songs, die sofort für gute Laune sorgen, ist Mikhail Alperin und Arkady Shilklopers „Unison“ vom in diesem Fall irreführend betitelten Album Wave Of Sorrow, ECM 1396: Mit Flügel und Flügelhorn und vor allen Dingen mit ihrem packenden Scat-artigen Gesang entfachen die beiden ein rhythmisches Feuerwerk, bei dem es unmöglich erscheint, die Füße ruhig zu halten. Auch wenn sie auf unterschiedliche aktive Bauteile setzen harmonieren Viola und Ayon hier ganz vorzüglich und überzeugen mit einem präzisen Timing und einem unwiderstehlichen Groove. Wie das erste, etwas ruhigere, schlicht „Song“ betitelte Stück der Scheibe beweist, lässt das optisch so ungleiche Duo auch dynamisch nichts anbrennen. Aus lyrischen Melodielinen explodieren harte Anschläge im riesigen, von Jan Eric Kongshaug am Mischpult geschaffenen imaginären Raum. Üblicherweise verabscheue ich ja das Springen zu einem Titel und genieße eine Platte so ,wie sie vom Musiker oder Produzenten beabsichtigt wurde. Aber in diesem Falle muss ich zugeben, erst meinen Lieblingssong angesteuert zu haben und erst dann die gesamte erste Seite am Stück genossen zu haben. Wohl wegen der gelungen Mischung aus detailverliebter Feinzeichnung – spüren Sie nur mal den Verästelungen des Halls auf dem Titelstück nach – und der vitalen Kraft dieses österreichisch/amerikanischen Paares wird die gesamte erste Seite der Scheibe zu einem Hochgenuss.
Beim Besuches eines neugierigen Kollegen schließen wir dann schnell mal den Concerto an, sind von der Luftigkeit, Weite und Präzision der Abbildung recht angetan – und dennoch ein wenig enttäuscht: Die Viola-Endstufe leistet sich in keiner Disziplin auch nur die kleinste Schwäche, hat – wie gerade erwähnt – sogar einige Vorzüge gegenüber der Ayon aufzuweisen. Dafür lässt sie aber, wie der Kollege, der nicht schreibt, sondern selbst High-End-Komponenten entwickelt und fertigt, ein wenig „Aura“ vermissen. Sie macht es einem einfach schwerer, die Technik zu vergessen und sich nur auf die Musik zu konzentrieren.
Während wir noch über andere Netzkabel – bisher musste der Concerto mit einem guten, aber nicht überwältigenden Audioplan Powercord S vorlieb nehmen – und verschieden Aufstellungsvarianten diskutieren, treten die technischen Beimengungen im Klang immer weiter in den Hintergrund. Etwa eine halbe Stunde nach dem Einschalten verströmt die Viola-Kombi dann reinen Wohlklang: eine wirklich akzeptable Aufwärmphase. Ob der Crescendo auch einer solchen bedarf, kann ich nicht mit Gewissheit sagen, denn ich habe ihn einfach am Netz gelassen. Als er vor dem Concerto aus dem Fotostudio kam und noch einmal mit der Ayon kooperierte, hat mir das Duo jedenfalls von Anfang an eine Menge Spaß bereitet.
Ich habe erst gar nicht versucht, den gerade in den Hörraum zurückgekehrten Concerto in noch einmal mit der Ayon zu vergleichen. Es ist letztlich unerheblich, ob die Ayon eine Spur mehr Wärme oder – schwerer fassbar – Emotionalität ins Klangbild bringt, wenn sie und der Viola unter besten Betriebsbedingen arbeiten. Zu entscheiden, was richtiger oder wahrer ist, bleibt sowie so ein Ding der Unmöglichkeit. Wichtig ist, dass die Unterschiede in puncto Klangfarbe, Dynamik, Rhythmik und Spielfreude recht marginal sind: Beide Endstufen leisten hier Herausragendes. Wenn es um die Darstellung von weiten Räumen und das, was so gern mit „mehr Luft um die Instrumente“ beschrieben wird, geht, kann der Viola ganz leichte Vorteile für sich verbuchen. Noch wichtiger ist aber, dass Tom Colangelo und Paul Jayson bei ihrem in der Firmenphilosphie bekundeten „Streben nach Akkuratesse und klanglicher Neutralität“ die Freude an der Musik nie aus den Augen verloren haben. Das war bei den Cello-Klassikern so und hat sich auch bei Paul Jaysons neuesten Schöpfungen, dem Crescendo und Concerto, erfreulicherweise nicht geändert. Ich sehe dem Tag, an dem die Violas abgeholt werden, jedenfalls mit ein bisschen Wehmut entgegen.
GEHÖRT MIT | |
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Plattenspieler | Brinkmann LaGrange mit Röhrennetzteil |
Tonarm | AMG Viella 12‟, Thales Simplicity |
Tonabnehmer | Air Tight PC-1, Brinkmann EMT ti, Lyra Olympos |
Phonostufe | Einstein The Turntable’s Choice |
Computer | iMac 27‟, 3.06 GHz Intel Core 2 Duo, 8 GB, OS X Version 10.9.2 |
Audioplayer | Amarra Symphony 2.6 |
CD-Laufwerk | Wadia WT3200 |
D/A-Wandler | Mytek 192-DSD-DAC |
Vorverstärker | EAR Yoshino 912 |
Endstufe | Ayon Epsilon mit KT 150 |
Lautsprecher | LumenWhite DiamondLight Monitors |
Kabel | Precision Interface Technology, Sunwire Reference, HMS Gran Finale Jubilee, Audioplan Powercord S, Audioquest, Swiss Cables Reference, Goebel High End Lacorde |
Zubehör | PS Audio Power Plant Premier, Clearaudio Matrix, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Finite Elemente Pagode Master Reference Heavy Duty und Cerabase, Harmonix Real Focus |
HERSTELLERANGABEN Viola Crescendo | |
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Eingänge analog | 3 x XLR, 3 x Cinch |
Eingänge digital | 1 x USB, 1 x S/PDIF |
Ausgänge | 2 x Main (Cinch), 1 x Main (XLR) 1 x Tape (Cinch) |
Eingangsimpedanz | 1 MΩ (Cinch), 40 kΩ |
Ausgangsimpedanz | 100 Ω, 600 Ω (Tape) |
Maximale Verstärkung | 16 oder 26 db, schaltbar |
Maximale Ausgangsspannung | 7,3 Vrms (Cinch), 14,6 Vrms (XLR) |
Frequenzgang | 20Hz - 20 kHz ± 0,2 dB |
Intermodulationsverzerrungen | < 0,005 % @ 1 V am Eingang |
Harmonische Verzerrungen | < 0,01 % @ 20 kHz, 1 V am Eingang |
Leistungsaufnahme | etwa 37 Watt |
Abmessungen (B/T/H) | 445/89/381 mm |
Gewicht | 11,3 kg |
Garantie | 2 Jahre |
Preis | 22500 Euro |
HERSTELLERANGABEN Viola Concerto | |
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Leistung | 2 x 100 W (8 Ω), 2 x 200 W (4 Ω), 1 x 400 W (8 Ω), 1 x 600 W (4 Ω) |
Eingänge | 2 x XLR (1 x male, 1 x female) |
Ausgänge | 1 Paar WBT nextgen Terminals |
Frequenzgang | 10 Hz - 20 kHz ± 0,2 dB @ 1 W an 8 Ω, 5 Hz - 100 kHz -3 dB @ 1 W an 8 Ω |
Leistungsbandbreite | 5 Hz - 100 kHz, +0 -3 dB |
Fremdspannungsabstand | > -90 dB @ 1 kHz 100 W, C gewichtet |
Abmessungen (B/T/H) | 445/89/381 mm |
Gewicht | 24 kg |
Garantie | 2 Jahre |
Preis | 22500 Euro |
VERTRIEB Hörgenuss für Audiophile | |
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Anschrift | Fichardstr. 56 60322 Frankfurt |
info@hgfa.de | |
Web | www.hgfa.de |
Zum neunten Mal öffnet das Klangschloss am 12. und 13. April allen, die Hifi abseits gewohnter Pfade in besonderer Umgebung erleben wollen, seine Tore
Das breite Angebot umfasst auch dieses Jahr Aktivlautsprecher – zum Beispiel von Grimm, B&M und PSI Audio. Freunde der mehrkanaligen Wiedergabe kommen bei der Schweizer Firma Illusonic auf ihre Kosten, die mit Klangwerk Trinaural-/Surround-Wiedergabe vorführt, wobei auch Stereoaufnahmen das Ursprungssignal seien können. Wer gern allein und in Ruhe hört, wird sich über die aktuellen elektrostatischen Kopfhörer und den neu aufgelegten Float freuen. Selbstverständlich gibt es auch Analoges sowie Zubehörlösungen zu bestaunen.
Ein besonderes Highlight ist am Sonntag der Auftritt von Jürg Jecklin, der über die Geschichte der Musikaufnahme („Von Edison bis Surround“) referieren wird.
Darüber hinaus zeigt Christof Faller von Illusonic „räumlichere Musikwiedergabe als Stereo“, und Thomas Flammer von voice70 seziert die Unterschiede von digitaler und analoger Wiedergabe. Für Unentschlossene noch der Hinweis am Rande, dass die Bar von Wein & Co wie immer gut gefüllt sein wird. Alle, die weiter fachsimpeln möchten, treffen sich am Samstag Abend im Gasthof zur Krone um die Ecke.
Ausstellung Klangschloss | |
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Ausstellung | Samstag 12. April, 10.00 bis 19.00 Uhr Sonntag 13. April, 10.00 bis 17.00 Uhr |
Eintritt | 10 CHF (inkl. Getränkebon) |
Veranstaltungsort | KLANGSCHLOSS Im Städtli 8606 Greifensee |
Informationen c/o Klangwerk GmbH | |
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Anschrift | Wieslergasse 6 8049 Zürich |
Telefon | 043 818 44 90 |
info@klangschloss.ch | |
Web | www.klangschloss.ch |
EAR/Yoshino wurde 1977 von Tim de Paravicini gegründet. Der Engländer gehört mittlerweile zum Hifi-Urgestein der Szene. Aber nicht nur das, er hat sich auch in der Profiszene eine hervorragende Reputation erarbeitet. Seine Erfahrungen aus diesem Bereich kommen natürlich auch den HiFi Komponenten zugute. Wenn das keine idealen Voraussetzungen sind!
In dem Örtchen Huntington in der Nähe von Cambridge residiert die Firma von Tim de Paravicini. Hier werden klassische analoge Bandmaschinen vom Maestro modifiziert und zur absoluten Perfektion gebracht. So wurden beispielsweise die Bandmaschinen für das Pink Floyd Aufnahmestudio Astoria von ihm umgebaut und perfektioniert. Selbstverständlich wird dabei auch die vorhandene Elektronik durch seine eigenen Röhren-Designs ersetzt. Nun ist die Profiszene absolut resistent gegenüber irgendwelchen esoterischen tweaks; hier zählt nur das Ergebnis und natürlich die Zuverlässigkeit im täglichen Gebrauch. Wenn also die Profis diese Gerätschaften mit großer Begeisterung annehmen, sollten doch auch seine Hifi-Geräte für uns von Interesse sein, oder?
Im amerikanischen Raum genießen die Komponenten von EAR allerbesten Ruf, unter anderem auch die Profivorstufe EAR 912. Nun hatte Paravicini ein Einsehen, dass sich nicht jeder die große Vorstufe leisten kann und hat ein kleineres Modell nachgelegt. Der EAR 868 beruht also schaltungstechnisch auf dem Flaggschiff EAR 912, die Phonostufe ist aber vom Layout her etwas einfacher gestaltet. Einschränkungen müssen gegenüber dem 912 auch im Komfort gemacht werden, so können manche Funktionen nicht über Schalter an der Frontplatte betätigt werden, die Anpassung der Eingangsimpedanz für den MC-Übertrager funktioniert bei dem 868 nur über Steckbrücken im Inneren des Gerätes. Auch fehlen die beiden Anzeigeinstrumente. Nun ja, damit könnte ich leben.
Der Vorverstärker wird im klassischen Retrodesign mit verchromter Frontplatte und vergoldeten oder verchromten Knöpfen ausgeliefert. Dies ist mittlerweile – neben einigen erfrischend spleenigen Designs – die Standardausführung bei den EAR Hifi-Geräten. Die Frontplatte hat eine Stärke von 10 Millimetern, damit sollte das Gerät zumindest von vorne durchschussfest sein. Wie beim großen Bruder 912 setzt Paravicini auch hier zur Verstärkung die PCC88 Doppeltriode ein. Mit dieser Röhre hat er sehr viel Erfahrung und auch einen Großteil seiner professionellen Geräte aufgebaut. Mit ausschlaggebend für die Wahl war auch die Langlebigkeit der Röhre, was ja nicht nur im professionellen Bereich von Vorteil ist. Die PCC88 enthält eine technische Neuerung (50-er Jahre), bei der es sich lohnt näher hinzusehen.
Hierbei handelt es sich um eine Spanngitterröhre, bei welcher der Gitterdraht sehr eng und straff um den Gitterrahmen „gespannt“ wird. Nur nebenbei: bei der PCC88 beträgt die Dicke des Gitterdrahtes 7,5 Mikrometer das ist ein Zehntel eines menschlichen Haares! Die Idee hierfür entstand aus der Notwendigkeit ,die obere Grenzfrequenz von Hochfrequenzröhren weiter nach oben zu verschieben. Keine andere Entwicklung brachte die Röhrentechnik so sprunghaft nach vorne wie die Erfindung des Spanngitters. Entwickelt hatte dies Siemens in den 50-er Jahren, die erste Serienfertigung war die C3g. Der Vorteil für die Verwendung im Audiobereich liegt unter anderem in der wesentlich geringeren Mikrophonieempfindlichkeit und dem geringeren Rauschen. Dies ist für einen Profi wie Paravicini natürlich ein schlagendes Argument. Gegenüber den wohl geläufigeren ECC- Typen ist bei den PCC- Röhren der Heizstrom auf 300 Milliampere festgelegt, sie sind dazu gedacht, heizungstechnisch seriell geschaltet zu werden. Deshalb kann man PCC und ECC-Typen also nicht so ohne weiteres gegeneinander austauschen, wenn die Schaltung dies aber erlauben sollte, dann aber bitte immer alle Röhren tauschen!
Paravicini benutzt in der Line-Stufe pro Kanal eines dieser Doppeltriodensysteme und erreicht damit eine Verstärkung von 17 Dezibel. Das Gerät bietet neben unsymmetrischen Ein- und Ausgängen auch einen symmetrischen Eingang und zwei symmetrische Ausgänge. Trotzdem ist der EAR868 nicht durchgehend symmetrisch aufgebaut, die Röhrenschaltung ist single-ended. Die Ein- und Ausgänge werden über Transformatoren symmetriert. Typisch für den Profibereich ist auch die Ausgangsimpedanz von 600 Ohm.
Es kommt aber noch besser, das vorliegende Modell 868PL wird mit eingebautem Phonoverstärker geliefert, dieser ist natürlich ebenfalls mit Röhren aufgebaut. Hier wird die zweite PCC88 eingesetzt, wobei die Triodenhälfte am Eingang als Cascode-Schaltung vorliegt. Die eigentlich dafür erforderliche zweite Röhre hat Paravicini zur Verringerung des Rauschens durch einen Feldeffekttransistor ersetzt. Es können MC- und MM-Systeme angeschlossen werden, die Vorverstärkung für die MC-Systeme übernimmt ein Transformator – was sonst? Nachdem der Phonozweig nur zweistufig aufgebaut ist, obliegt dem Eingangsübertrager für MC Systeme ein Großteil der Verstärkungsleistung.
Paravicini konstruiert seine Übertrager alle selbst, dies ist eine seiner Spezialitäten. Aber er lässt sich hier nicht in die Karten schauen, so bleibt nur die Erkenntnis, dass wohl alle mit Kupferdraht gewickelt sind.
Interessanterweise ist der Phonoeingang nicht symmetrisch ausgeführt, obwohl ein Tonabnehmer ja zu den wenigen symmetrischen Tonquellen gehört. Aber dies hätte wahrscheinlich den finanziellen Rahmen gesprengt. Jedenfalls kann ein MC-Tonabnehmer an einen Eingangswiderstand von 4, 12 und 40 Ohm angepasst werden. Allerdings hüllt sich hier die Bedienungsanleitung in Schweigen. Ich habe diese Möglichkeit auch nur anhand des Schaltplans entdeckt. Dort ist auch nur ein Abgriff für 4 und 40 Ohm eingezeichnet. Ein weiteres Bauteil im Gerät, das aussieht wie ein Choke, ist im Schaltplan ebenfalls nicht eingezeichnet. Work in Progress würde Paravicini wahrscheinlich dazu sagen.
Zu einem geringeren Preis ist auch reine Line-Stufe ist unter der Bezeichnung 868L erhältlich. Auf ein ausgelagertes Netzteil hat Paravicini verzichtet: Es gab es mit Brummeinstreuungen keinerlei Probleme. Ein Blick ins Innere zeigt überwiegend Industriebauteile, keine exotischen Kondensatoren oder sonstiges aus der Hifi-Boutique.
Für die Faulpelze unter uns kann die Lautstärke via Fernsteuerung und einem motorgetriebenem Alps-Potenziometer reguliert werden. Optisch erinnert das Plastikteil irgendwie an Ostern, aber das würde ja momentan passen. Jedenfalls lässt es den Schluss zu, dass für Paravicini eine Fernsteuerung nicht unbedingt zu den elementaren Features gehört. No frills, sozusagen. Zusätzlich gibt es noch eine echte Tapeschleife, wann habe ich so etwas das letzte Mal bei einer Vorstufe gesehen?
Das gelieferte Testgerät war nagelneu, musste also erst einmal eingespielt werden. Dazu hatte ich die Vorstufe durchlaufen lassen und den CD Spieler auf repeat gestellt, damit die Übertrager auch etwas zu tun haben. Nachdem sich der 868 auf diese Weise ein paar Tage mit sich selbst vergnügt hatte, konnte es endlich losgehen, natürlich mit Pink Floyd, was sonst?
Als erste Amtshandlung habe ich die CD Dark Side of the moon und daraus der Titel „Money“ aufgelegt. Dieses Album wurde noch nicht in Pink Flyods Tonstudio Astoria – übrigens handelt es sich hierbei um ein umgebautes Hausboot auf der Themse – aufgenommen, sondern in den Abbey Road Studios. Zunächst einmal fällt auf, dass der EAR868 völlig still ist und das an einem Lautsprecher mit einem Kennschalldruck von 98 Dezibel! Das markante Bassriff am Anfang gehört zu den zehn bekanntesten Bassfiguren der Popszene. Der typische satte Ton des Fender Precision Basses kommt mit dem 868 sehr gut rüber, auch die Tatsache, dass Waters mit dem Plektrum spielt und nicht mit den Fingern. Im Intro sind loops mit Geräuschen von Geldmünzen, alten Registrierkassen und Münzautomaten zu hören. Diese Geräusche, von denen man ja glaubt, sie zu kennen, klingen sehr authentisch. Man ist fast versucht, vorzugehen und das Geld aus der Kasse zu holen. Es ist aber auch deutlich zu hören, dass die Geräusche einzeln aufgenommen und später zusammengemischt wurden.
Jetzt aber weg von dieser unchristlichen Musik und hin zu Missa Criolla, komponiert von dem Argentinier Ariel Ramírez. Die Messe war ursprünglich für zwei Tenorstimmen komponiert worden, bei dieser Aufnahme wurde zugunsten der Sängerin Mercedes Sosa auf die zweite Tenorstimme verzichtet. Sosa hat eine enorme Bühnenpräsenz, die bei ihren Auftritten in Südamerika zehntausende in die Stadien lockt. Ein bisschen etwas davon ist auf der CD sehr gut eingefangen, oder anders ausgedrückt: Wenn beim ersten Titel „Kyrie“ der emotionale Charakter dieser Interpretation nicht rüberkommt, dann stimmt etwas nicht. Der EAR zieht sich hier sehr elegant aus der Affäre, er bringt den Gänsehautfaktor absolut lebensecht, zeigt aber gleichzeitig auch, dass die Aufnahme nicht in einer riesigen Kirche gemacht wurde, sondern im Studio und mit künstlichem Hall versehen wurde. Der riesige Chor im Hintergrund wirkt sehr transparent, trotzdem hat man immer das Gefühl, dass hier Menschen aus Fleisch und Blut am Werk sind.
Wie schlägt sich nun der Phonozweig?
Nachdem mein Analogsystem gerade im Umbau ist, musste ich zum Anhören des Phonoteils zu Dirk Sommer fahren. Dessen Anlage ist mir allerdings bestens bekannt. Mitgebracht hatte ich eine Scheibe aus der berühmten Living Presence Serie des amerikanischen Labels Mercury. Das Klavierkonzert #3 von Sergej Rachmaninov mit Byron Janis gilt als eine der besten Klassikaufnahmen überhaupt. Und nicht nur was die Meinung eines gewissen Harry Pearson anbelangt. Mercury hatte bei dieser Aufnahme erstmalig kein Tonband benutzt, sondern einen 35-Millimeter-Magnetfilm und dort die drei bei Mercury üblichen Tonspuren aufgenommen. Mit dieser Technik wollte man mehr Dynamik und Frequenzumfang erreichen, Klangqualität war damals das primäre Verkaufsargument (sic). Allerdings war Mercury nicht das erste Label, das diese Technologie verwendete, ins Leben gerufen hatte sie die Firma Everest. Nach der Pleite dieser Firma hatte Bob Fine, der für Mercury die Aufnahmen machte, diese modifizierten Film-Bandmaschinen aufgekauft. Nun musste noch jemand her, der diese Dynamik auch unfallfrei in die Lackfolie schneiden konnte. Der geniale Schneidingenieur bei Mercury war George Piros, einer der besten, wenn nicht der beste überhaupt. Die fertigen Platten waren also sehr „heiß“ geschnitten, womit die meisten damals verfügbaren Plattenspieler so ihre Probleme hatten, was Mercury zunächst nicht sonderlich gestört hatte. Piros ist auch in jedem Pressstempel verewigt, bei meiner LP steht P17 in der Auslaufrille. P für Piros und 17 für die ersten Westrex 3A Schneidköpfe, mit denen die besten Ergebnisse erzielt wurden. So, ich glaube, das Ganze führt jetzt zu weit, ist aber ein hochinteressantes Thema.
Der Orchesterklang ist bei Mercury Aufnahmen eher schmal als breit angelegt, was an der speziellen Aufnahmetechnik von Bob Fine lag. Dies darzustellen ist für den 868 natürlich eine leichte Übung, auch mit der exzellenten Dynamik, mit der diese Scheibe aufwarten kann, hat der EAR keinerlei Probleme. Bei komplexen Passagen hatte ich allerdings manchmal das Gefühl, dass er nicht mehr ganz den Überblick behält, oder sagen wir einmal besser, etwas angestrengt wirkt. Das Klavier ist räumlich sehr klar vor dem Orchester positioniert, die kraftvolle Spielweise von Janis kann der EAR sehr gut wiedergeben. Es ist auch sehr leicht zu hören, dass diese Aufnahme etwas Besonderes darstellt und sich vom Gros der üblichen Klassikaufnahmen deutlich abgrenzt.
Nach diesem Spektakel einmal etwas ganz anderes, eine Scheibe des Labels Audio Fidelity. Kennt wahrscheinlich keiner, aber Audio Fidelity hatte die ersten stereophonen Langspielplatten produziert, noch bevor die großen Labels damit begonnen hatten. Und das im Jahre 1957! Mitgenommen hatte ich Satchmo plays King Oliver. Bevor jetzt jemand über Louis Armstrong die Nase rümpft, erinnere ich an Miles Davis, der über ihn anerkennend sagte, seine Musik wäre ja gar nicht schlecht, wenn nur nicht das dämliche Grinsen immer wäre!
Der berühmteste Titel aus der LP ist St. „James Infirmary“. Bei dieser exzellent aufgenommenen Scheibe ist die Sache eigentlich ganz einfach: Wenn hier nicht die Combo vor einem steht und spielt und der gute Louis dazu singt, kann man das Ganze gleich vergessen. Die prägnante Reibeisen-Stimme von Armstrong und sein Trompetenspiel sind nie wieder so perfekt aufgenommen worden. Um es gleich vorwegzunehmen, dies gelingt mit dem 868 hervorragend. Der Titel ist in der Tradition eines New Orleans Jazz Funerals gespielt, die hiermit verbundene beklemmende Stimmung vermittelt der EAR ganz exzellent. Auch die tonale Wiedergabe der einzelnen Instrumente, beispielsweise der hölzerne Ton der Klarinette, wirkt absolut lebensecht. Super!
Eine Eigenschaft konnte ich bisher bei allen Geräten von Paravicini feststellen: Sie können alle Musik machen. Musik soll menschliche Emotionen wecken und der Maestro weiß offenbar genau, wie das geht. Man schaltet ein und kann sich auf den eigentlichen Zweck dieser Gerätschaften konzentrieren, nämlich auf das, was die Musiker zu bieten haben. Damit will ich nicht auf die alte Diskussion musikalisch gegen analytisch hinaus: Die eine Fraktion konnte zwar Musik machen, es fehlte aber die Hälfte an Informationen und bei der anderen war zwar alles da, aber das Ganze war nur bedingt anhörbar. Von jedem der beiden Extrema ist der EAR868 weit entfernt, das Gerät ist tonal sehr gut ausbalanciert.
Der 868 ist mehr volltönend, ein Musiker würde sagen sonor. Damit bekommt man eher die Illusion, Musiker aus Fleisch und Blut vor sich zu haben und keine Gespenster. Letztere können vielleicht dem einen oder anderen den Eindruck ultimativer Auflösung vermitteln, trotzdem handelt es sich dabei natürlich nur um eine Verschiebung der tonalen Balance. Der 868 klingt auch nicht euphonisch warm, alles in Watte gepackt, wie man es manchmal bei Röhrenvorstufen hören kann. Er besitzt aber die Röhren-typischen Mitten, die ein transistorisiertes Gerät üblicherweise nicht bieten kann. Wenn der 868 auf den hauseigenen Gummifüßen steht, wirkt der Bass etwas runder und voller, nimmt man andere Füße, beispielsweise die Pucks von Finite Elemente, wird alles straffer und aufgeräumter. Allerdings auch etwas weniger flüssig und manchmal mit etwas anstrengenderem Hochtonbereich. Letztlich eine Geschmacksfrage und natürlich von den restlichen Komponenten abhängig. Die allerbesten Ergebnisse konnte ich mit der LeadingEdge Basis der Firma Kaiser erreichen. Mit dieser extrem gut durchdachten Konstruktion konnte der EAR noch einmal deutlich zulegen und das ohne „Nebenwirkungen“.
In den letzten Jahren wurden die Geräte immer mehr in Richtung „der verstärkende Draht“ entwickelt, mit ultimativer Neutralität und Auflösung. Und teilweise ultimativer Langeweile. Trotzdem können die Fans der ultimativen Auflösung dem 868 noch enorm viel an Finesse entlocken, indem sie den Standardröhrensatz gegen einen guten Satz NOS Röhren tauschen. Dies konnte ich an dem 912 bei Dirk Sommer relativ einfach nachvollziehen und das ist auch keine neue Erkenntnis. Wobei die mitgelieferten Röhren völlig in Ordnung sind, nur geht es halt noch besser.
Auch bei den „Nebensächlichkeiten“ macht der EAR 868 einen sehr professionellen Eindruck, er rauscht nicht, brummt nicht, verzerrt nicht und macht auch sonst keinerlei Sperenzchen. Irgendwelche negativen Eigenschaften? Auch wenn es mir keiner glaubt, ich habe während des Testbetriebes nichts gefunden. Nicht einmal irgendeinen klitzekleinen britischen Spleen. Eigentlich schon schade.
Gehört mit | |
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Digitallaufwerk | Ayon CDT |
D/A Wandler | Borbely Audio |
Laufwerk | Apolyt |
Tonarm | Triplanar |
Tonabnehmer | Clearaudio Goldmund, Van den Hul Grashopper |
Vorstufe | Shindo Monbrison |
Endstufe | Thomas Mayer 211SE ELROG, 6HS5 PSE, Shindo Cortese |
Lautsprecher | WVL 100i, Ancient Audio Studio Oslo |
Kabel | Audio Consulting Reference RCA, Swisscables Reference NF, Swisscables Reference LS, Auditorium23 LS, Swisscables Reference Netz |
Herstellerangaben EAR 868 | |
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Max. Ausgangspegel | 5 V |
Verstärkung | 17dB |
Ausgangsimpedanz | 600 Ohm |
Rauschabstand (Line) | 90dB |
Röhren | 4 x PCC88 |
Abmessungen (B/H/T) | 380 x 125 x 305 mm |
Gewicht | 9 kg |
Preis | 5.434 Euro (868 PL) 4.081 Euro (868L, nur Line) |
Hersteller | Yoshino Ltd. Huntingdon Cambridgeshire, England |
Vertrieb EAR Yoshino | |
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Ansprechpartner | Lothar Mertens |
info@ear-yoshino.de | |
Web | www.earyoshino.com |
Vertrieb
digital-highend Higoto GmbH
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Anschrift | Isenbergstraße 20 45130 Essen |
Telefon | +49 201 832 5825 |
info@digital-highend.com | |
Web | www.digital-highend.de |