Freitag, 16 März 2012 01:00

WideaLab Aurender S10

Seit geraumer Zeit überlegt Helmut Baumgartner, womit er mich hinterm Ofen vorlocken kann, um mich zu überreden, einen Artikel für Hifistatement zu schreiben. Anstatt Musik zu hören. Nun weiß er, dass mein CD-Laufwerk bereits stark schwächelt und hatte dann mit dem Aurender S10 ein Angebot, das ich unmöglich ablehnen konnte. Komisch, warum mir dabei immer „der Pate“ einfällt...
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Aurender also. Nie gehört. Es handelt sich hier um ein Wortspiel, bestehend aus Audio und Renderer, wie mich die Homepage des Vertriebs aufklärte. Oberflächlich betrachtet ist der S10 ein Musikserver, kombiniert mit einem Datenspeicher. Verantwortlich hierfür sind die Koreaner, genauer gesagt die Firma WideaLab, eine Tochtergesellschaft der Wonik Corp., einem Industriegiganten der sich mit Halbleiter- und Medizintechnik befasst. Warum das für uns interessant ist? Weil es sich um eine Firma handelt, der es offenbar weder an Geld für die Entwicklung noch an kompetenten Ingenieuren mangelt. Und die Kosten für Forschung und Entwicklung dürften für den S10 nicht unerheblich gewesen sein.

Jetzt kommt natürlich gleich der Einwand, wozu brauche ich so ein Gerät? Ich habe doch einen Computer, der dies nebenbei auch alles kann. Mit einem entsprechend aufgebauten PC und einer geeigneten Software lässt sich natürlich ebenfalls Musik hören und auch sehr gut. Wenn man aber mehr darüber nachdenkt, kommen auch gewisse Bedenken: Ein Computer wurde für einen völlig anderen Zweck konstruiert, er soll möglichst viele Prozesse in möglichst kurzer Zeit und möglichst gleichzeitig abarbeiten. Primär wird er erst einmal alle Systemdienste bedienen, auch diejenigen, die wir zum Musikhören gar nicht benötigen. Das sind die meisten; Audio ist hier nur einer von vielen. Für die Anwendung im Audiobereich ist einzig wichtig, einen gleichmäßigen Stream ohne Jitter an den DAC zu senden. Hierbei sind konkurrierende Prozesse für Keyboard, Maus, Videokarte, Fernbedienung, Drucker, Viren(!) und was sonst noch alles im Hintergrund läuft, eher hinderlich. Ganz so einfach ist die Sache offenbar doch wieder nicht.

Die Anzeigeinstrumente haben sogar ein historisches Flair
Die Anzeigeinstrumente haben sogar ein historisches Flair

Computer Nerds wollen herausgefunden haben, dass hohe Prozessor Taktraten auch mit Einstreueffekten in die Schaltung verbunden sind, so dass der schnellste Computer nicht zwangsläufig auch der am besten klingende sein muss. Festplatten verursachen mechanische Geräusche. Elektromechanische Störungen ebenfalls. Klingt die Festplatte mit 5400 Upm dann besser? Oder gar schlechter? Die Untergrund-Computerszene versucht schon seit längerer Zeit, durch Weglassen möglichst vieler Funktionen den Klang zu verbessern. Und dies mit Erfolg, je mehr deaktivierte Prozesse, desto besser das Ergebnis.

Die Qualität der Hardware spielt natürlich ebenfalls eine entscheidende Rolle. Der handelsübliche PC wird in erster Linie nach kostenorientierten Gesichtspunkten hergestellt. Auf den Platinen befinden sich dann Bauteile aus aller Herren Länder, von Indonesien bis Mexiko. Je nachdem, was der Einkauf gerade am billigsten bekommen hat. Man darf also nicht erwarten, dass das Schnäppchen vom Discounter um die Ecke irgendwo in der oberen Liga mitspielen kann. Es gibt natürlich Geräte aus der Profiszene, die befinden sich aber in ganz anderen Preisregionen. Da gäbe es auch professionelle Soundkarten, die sehr gut klingen. Diese werden aber dann nur mit 16 Kanälen geliefert, was für unsere Zwecke auch nicht ideal ist.

Bis auf I2S sind alle digitalen Anschlussmöglichkeiten vorhanden
Bis auf I2S sind alle digitalen Anschlussmöglichkeiten vorhanden

Wo war ich stehen geblieben? Ach ja, Aurender S10. Der Aurender gehört zu einer neuen Gerätegruppe, für die sich findige Werbefuzzis den Begriff Transport ausgedacht haben. Das soll wahrscheinlich den potentiellen Käufer ein bisschen an ein klassisches CD-Laufwerk erinnern. Jedenfalls ist der S10 gedacht und gemacht für Hörer, die sich nicht mit der Komplexität und den Befindlichkeiten eines Computers auseinandersetzen wollen. Also für mich. Plug and Play!


Ob man will oder nicht, das Design und die Anfassqualität entscheiden mit, ob man ein Hi-Fi Gerät gerne bedient oder nicht. Ich war schon immer ein Fan von gutem Industriedesign und der S10 sieht für meinen Geschmack einfach super aus!

Dankbar hat dies auch meine bessere Hälfte zur Kenntnis genommen; die ist nämlich durch meine Selbstbauaktionen diesbezüglich nicht sonderlich verwöhnt. Designergerät? Außen hui, innen naja? Von wegen! Keine unsinnige Materialschlacht, aber alles massiv und solide gebaut mit einer perfektionistischen Liebe zum Detail. Bei der Frontplatte fällt sofort ein riesiges, gestochen scharfes AMOLED Display auf, dessen Anzeigemodus über das user-interface, äh, eine kleine Klaviatur rechts verändert werden kann. Mit der Tastatur könnte man auch die wichtigsten Laufwerkfunktionen steuern, das geht aber wesentlich eleganter. Dazu später mehr. Eingeschaltet guckt mich der S10 mit blauen Augen an – wobei das Display in hervorragender Weise zwei analoge VU Meter simuliert. Farblich einstellbar für McIntosh Fans in blau und Accuphase Fans in gelb. Toll gemacht! Natürlich kann man das Display auch für die Anzeige von Titel, Komponist et cetera einstellen.

Die rückseitigen Anschlussmöglichkeiten bieten das Nötigste um einen DAC anschließen zu können. S/PDIF, AES/EBU, Toslink sowie Ethernet und zwei USB Ports. Mehr soll das Gerät ja auch nicht können. Allerdings hätte ich mir bei einem derart durchdachten Design für den S/PDIF Ausgang eine BNC Buchse gewünscht. Dies ist nun mal der offizielle 75 Ohm Standard.

Oben rechts erkennbar, die analoge Stromversorgung für die S/PDIF Platine. Darunter die beiden Festplatten samt Digitalmanagement
Oben rechts erkennbar, die analoge Stromversorgung für die S/PDIF Platine. Darunter die beiden Festplatten samt Digitalmanagement

Das Innenleben bietet dieselbe hervorragende Verarbeitungsqualität wie das Gehäuse. Für die Abschirmung gibt es getrennte Kompartimente mit einem Zwischenboden, oben für die Signalverarbeitung und analoge Stromversorgung, darunter für das Digitalmanagement. Lediglich der Sinn der seitlichen Kühlkörper hat sich mir nicht erschlossen; hier sind keinerlei Bauteile angeschlossen. Vielleicht wird hier die CPU auf irgendwelchen verschlungenen Pfaden gekühlt.

Jetzt stellt sich natürlich die Frage, das können andere Hersteller auch, worin liegt denn die Besonderheit dieses Gerätes? Die Grundidee von WideaLab war, alle möglichen Störeinflüsse zu eliminieren, um den Jitter auf ein vernachlässigbares Niveau zu reduzieren. Und hierfür ist die Firma einen weiten Weg gegangen. Wenn man den Innenaufbau genauer betrachtet, stellt man fest, dass für die Steuerung keine der gängigen Computerplatinen verwendet wird. Auch die S/PDIF-Ausgangskarte ist eine komplett eigene Entwicklung. Die Boards sind traumhaft gefertigt, für Technikfans eine Augenweide!

Offenbar stellt die Platine bereits die 2. verbesserte Version dar
Offenbar stellt die Platine bereits die 2. verbesserte Version dar

Um den Jitter so gering wie möglich zu halten, wird ein extrem genauer Quarz Oszillator, clock auf neudeutsch, benötigt. WideaLab benutzt hier einen OCXO (oven controlled crystal oscillator) bei dem sich Temperaturschwankungen nicht auf die Resonanzfrequenz des Quarzes auswirken. Damit ist dieser Oszillator um ein Vielfaches genauer als ein traditionelles Modell.

Die Musikdateien werden auf einer 2TB-Festplatte gespeichert, zum Abspielen jedoch in einen 64G-SSD-Cache übertragen. Während des Musikhörens läuft die Festplatte also nicht. Und kann auch somit keine Vibrationen oder elektromagnetische Störungen verursachen. Der 64G-Cache ist groß genug, um etliche  Alben im FLAC Format zu speichern, zudem ist er so intelligent, dass er häufig gespielte Alben automatisch im Speicher behält. Die gefühlten zwei bis drei Sekunden Wartezeit für das Übertragen der Datei von der Festplatte in den Cache entfällt dann. Angeschlossen wird der Aurender an einen DAC Ihrer Wahl, übertragen kann er alle gängigen Formate bis 192 Kilohertz. Auch AIFF oder Apple Lossless und auch alle Formate gemischt.


Eines der Kernelemente des Aurender, der temperaturstabilisierte Oszillator
Eines der Kernelemente des Aurender, der temperaturstabilisierte Oszillator

Ebenso beeindruckend wie die Hardware ist die Software. Sie basiert auf dem professionellen Linux Betriebssystem, hier optimiert für den reinen Gebrauch als Audio Computer und für die Bedienung des Gerätes über eine iPad Applikation. Auch hier haben sich die WideaLab Ingenieure etwas Neues ausgedacht. Die gesamten Informationsdaten über Alben, Titel, Komponist, Cover et cetera werden auf dem iPad gespeichert. Damit müssen die Daten beim Browsen nicht erst vom Server geladen werden, was mitunter sehr zäh funktionieren kann. Und natürlich auch wieder die CPU beschäftigt.

Dies bedeutet aber auch, dass zur Bedienung des Aurender ein iPad vonnöten ist und der Server sowohl über WLAN als auch über die Ethernetleitung verbunden sein muss. Wenn man das iPad gerade mal verlegt hat, gibt es auch keine Musik! Die Bedienung des graphischen „user interface“ (schon wieder neudeutsch) auf dem iPad ist vollkommen intuitiv und selbsterklärend. Ich habe während der gesamten Testphase nicht einmal die Bedienungsanleitung benötigt! Was ich allerdings immer zu vermeiden versuche. Die Darstellung erinnert ein bisschen an iTunes; wer sich damit auskennt, kommt mit der Aurender App sofort klar.

Wie kommen nun die Dateien auf den Aurender? Ein CD-Laufwerk zum Rippen der CDs fehlt ja. Deshalb gibt es zwei andere Möglichkeiten: Am elegantesten über das hauseigene Ethernet. Dort angeschlossen lädt sich der S10 automatisch die Dateien vom NAS Laufwerk oder einem PC auf seine interne Festplatte. Dies ist auch die von WideaLab empfohlene Methode. Damit ist auch gleichzeitig das Problem mit der Datensicherung gelöst. Zum Rippen der CDs auf den hauseigenen Computer bietet sich für Mac Benutzer XLD als Software an, für Windows PCs EAC oder dBpoweramp. Der zweite Weg funktioniert über externe Datenträger wie beispielsweise einen USB Stick oder eine USB Festplatte. Unsere Freunde jenseits des Atlantiks haben sich dafür den Begriff „Sneakernet“ ausgedacht. Ebenso ist es möglich, via USB ein externes CD-Laufwerk anzuschließen, der S10 rippt dann automatisch die Alben in das FLAC Format und sucht sich die Metadaten aus dem Internet. Diese Funktion ist aber laut Hersteller nur für Demo Zwecke gedacht.

64 GB Cache sind schon ein Wort!
64 GB Cache sind schon ein Wort!

Probleme? Im praktischen Betrieb keine. Die Frage ist nur, was mache ich, wenn die interne 2TB-Festplatte voll ist? Das ist zwar ein riesiger Speicher, aber mit hochauflösenden Formaten kommt man irgendwann doch an dessen Grenze. WideaLab bietet über das Internet Updates der Software an, so gibt es mittlerweile auch die Möglichkeit, Musik über ein externes NAS zu spielen. Allerdings unterstützt der S10 momentan keine Metadaten oder Cover, wenn das Album auf dem NAS gespeichert ist. Vielleicht nach dem nächsten Update? Unabhängig davon gibt es die Möglichkeit, sich vom Vertrieb eine 3TB-Festplatte einbauen zu lassen. Die mögliche Plattengröße ist offenbar nur abhängig vom momentanen Stand der Technik.

Bevor mir jetzt der eine oder andere Leser das Handtuch schmeißt und sagt, so genau wollte ich das alles gar nicht wissen, komme ich zu dem entscheidenden Punkt: Wie klingt es mit dem Aurender als Quelle überhaupt? Kurz, hervorragend! Offensichtlich hat sich der ganze Aufwand gelohnt. Mit dem S10 kann jeder DAC sein Potenzial voll ausschöpfen. Am Auffallendsten zunächst ist die feine Auflösung der Wiedergabe. Akustische Instrumente werden dadurch mit viel natürlicheren Klangfarben wiedergegeben. Die Auflösung ist aber Bestandteil der Musik und bewirkt nicht, dass alles in einzelne Teile zerfällt. Es entsteht fast der Eindruck, man habe aus Versehen eine 24/96-Datei erwischt. Hat man aber nicht. Die klingen nämlich noch feiner. Auch der weitere Zugewinn an Natürlichkeit mit 24/192-Dateien ist leicht nachvollziehbar. Im Vergleich zu meinem Sony Laufwerks-Methusalem fällt die deutlich präzisere Fokussierung des S10 auf. Hat man es mit einer guten Aufnahme zu tun, dann steht die Sängerin schon mal vor einem im Raum: Privatauftritt von Diane Krall im eigenen Wohnzimmer!


Beim alten Dave Brubeck Klassiker Live at Carnegie Hall kommt das filigrane, fast zerbrechlich wirkende Saxophonspiel von Paul Desmond richtig zur Geltung. Das ist nicht ganz einfach neben Joe Morello am Schlagzeug, der zwar unheimlich flüssig spielt, aber die Toms auch schon mal mit Vehemenz bedient. Mit dem Aurender gelingt aber noch etwas viel Wichtigeres: Man bekommt einen viel besseren Einblick in die kongeniale Kommunikation der Musiker untereinander. Die etwas eckige Spielweise von Dave Brubeck versucht der Schlagzeuger durch ein eher lässiges, aber trotzdem extrem dynamisches Spiel ein bisschen abzumildern. Bei vielen Anlagen hört man hier eben nur vier Musiker auf einer Bühne spielen. Auch kommt die brodelnde Live Atmosphäre Dank des S10 hier extrem gut rüber, still sitzen kann man dabei nicht!

Ein schwerer Prüfstein für jede Anlage ist für mich die CD Anno 1630 von dem kleinen Label Winter und Winter. Es handelt sich hier um Musik des 17. Jahrhunderts, aufgenommen in einer kleinen Kirche in der Lombardei. Die schwierige Raumakustik in Zusammenhang mit der rustikalen Tonalität der antiken Violine kann einen schon mal zur Verzweiflung bringen. Dabei ist die Musik aus der Frühbarock-Zeit höchst interessant. Mit dem S10 wird der tonale Charakter der Instrumente noch stärker hervorgehoben, aber es nervt nichts, man kann einfach die wunderbare Musik genießen.

Nette Darstellung der Cover, die ausgewählten Alben werden nacheinander abgespielt und in der Playlist links angezeigt
Nette Darstellung der Cover, die ausgewählten Alben werden nacheinander abgespielt und in der Playlist links angezeigt

Interessante Musik gibt es auch auf dem Album Calima des andalusischen Flamencogitarristen Gerardo Núñez zu hören. Interessant in sofern, als Núñez Jazzelemente in den Flamenco mit einbezieht und auch mit Jazzgrößen wie dem Bassisten John Patitucci auftritt. Die Seele des Flamenco bleibt immer erhalten, die Verschmelzung mit anderen Stilrichtungen jedoch ist perfekt. Für alle Anlagen ist die Wiedergabe der Flamenco Rasgueo Technik extrem schwierig. Oftmals klingt es irgendwie verhuscht, als würden die Saiten nur leicht gestreift, oder es knallt so, als hätte jemand aus Versehen Stahlsaiten aufgezogen. Der hölzerne Klang des Instruments muss aber trotz des „Gerassels“ erhalten bleiben. Unabhängig von der Holzauswahl klingt eine Ramirez trotzdem anders als eine Hermanos und dies sollte über die Anlage auch zu hören sein. Mit dem Aurender kommen wir dem Original einen großen Schritt näher. Aber eben nur näher, was mir der Gitarrist meiner Band wieder eindrücklich vor Ort bewiesen hat.

Zum Schluss kann ich mir eine Anmerkung zu dieser Gerätegattung allerdings nicht verkneifen: mit einer kleinen Fingerbewegung lässt sich das gesamte Musikarchiv vom Sessel aus bedienen. Wenn man von Miles Davis auf Beethoven wechseln will, braucht man seinen Hintern nicht mehr in Bewegung setzen. Ich denke da jetzt weniger an eine Gewichtszunahme durch Musikhören. Sondern eher an die Gefahr, die Musik nicht mehr als Ganzes, sondern nur noch stückweise zu hören. Dies wird noch zusätzlich durch das Erstellen von Playlisten gefördert. Aber vielleicht ist das ein Zeichen der Zeit. Und dafür kann der Aurender nun überhaupt nichts.

STATEMENT

Exzellentes Design. Perfektionistische Verarbeitung. Hervorragender Klang. Durchdachte Konstruktion. Einfache Bedienung. Was will man eigentlich mehr?
GEHÖRT MIT
Laufwerk Sony X5
DAC Borbely Audio
Vorstufe Shindo Monbrison
Endstufe Shindo Cortese
Lautsprecher TAD Hornsystem

 

HERSTELLERANGABEN
WideaLab Aurender S10
Clock OCXO
Festplatte 2 TB
Cache 64 GB
Ausgang AES/EBU, S/PDIF, Toslink
Abmessungen (B/H/T) 430/96/353 mm
Gewicht 14 kg
Preis 5990 Euro

 

VERTRIEB
Hoergenuss für Audiophile
Anschrift Jörg Klein
Fichardstr. 56
60322 Frankfurt
Telefon 069 40326292
E-Mail info@hgfa.de
Internet www.hgfa.de

Weitere Informationen

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Sonntag, 11 März 2012 01:00

Auralic ARK MX+

Neuland ist für alte HiFi-Hasen wie mich ein USB-Analog-Digital-Wandler nicht, aber in den vergangenen zwei Jahren hat sich das Angebot an anspruchsvollen Wandlern vervielfacht und die Preis-Gegenwert-Relation erfreulich verbessert. Seien Sie neugierig auf einen besonderen Vertreter seiner Art!
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Wohl proportioniert und schlicht zeigt sich der fernöstliche Wandler
Wohl proportioniert und schlicht zeigt sich der fernöstliche Wandler

Die junge Geräte-Kategorie Digital-Analog-Wandler unterscheiden sich von anderen HiFi-Komponenten auch dadurch, dass sich niemand an irgendeine Größen- oder Abmessungsvorgabe hält. Alle haben ein irgendwie beliebiges Äußeres und erwarten vom Nutzer, dass er ihnen ein individuelles Stellplätzchen einrichtet. Denn wirklich groß sind sie selten – zumindest was die Gehäusemaße betrifft. So auch hier. Ich nahm den sympathisch schweren  Auralic ARK MX+ aus seiner Verpackung, räumte meinen Antelope und RME zur Seite und stellte ihn auf das Creaktiv Audio Rack. Ich mag Geräte mit Gewicht – der ARK MX+ bringt 5,5 Kilogramm auf die Waage –, weil ich zu den Menschen gehöre, die glauben, dass materieller Aufwand ein Indiz für Qualität sein kann. Ob das hier wahr wird, wird sich zeigen.

Dem wohlproportionierten „Schwergewicht“ beigefügt sind eine Bedienungsanleitung (englisch), ein Netzkabel, ein sehr ordentlich wirkendes, silbriges und überdurchschnittlich dickes USB-Kabel sowie eine CD mit den für Windows-Rechner benötigten Treibern. Im beiliegenden Manual ist die Installation mit foobar 2000 beschrieben. Die auf Apple üblichen Player wie Amarra, PureMusic oder auch andere konfigurieren sich selbst.

Dieses ordentliche USB-Kabel gehört zum Lieferumfang. Das ist zumindest mal ein Anfang und muss nicht gleich getauscht werden
Dieses ordentliche USB-Kabel gehört zum Lieferumfang. Das ist zumindest mal ein Anfang und muss nicht gleich getauscht werden

Zuerst nun ans Netz mit dem Teil, und zwar an eine der mit Trenntrafo und Filterung  versehene Steckdosen meines MudrAkustik Max, einschalten und warm werden lassen. Schließlich hat der ARK MX+ ja eine lange Reise hinter sich. Hergestellt in Hongkong kam er nach Deutschland zu seinem Vertrieb in Essen, nämlich Higoto, von dort zu uns nach Gröbenzell, dort zum Fotografen und nun im meine Anlange

Ich muss gestehen, dass der Hersteller Auralic mir bislang nicht bekannt war. Falls es Ihnen genauso geht:  Auralic bietet ein Portfolio bestehend aus dem Gaia Kabel-Sortiment, dem Kopfhörer-Vorverstärker Taurus und eben diesem DA-Wandler ARK MX+. Gegründet wurde die Firma erst vor wenigen Jahren, nämlich 2008, nachdem sich Herr Xuanqian Wang, Ingenieur für  Elektronik und Aufnahmetechnik und seit seiner Kindheit begeisterter Pianist, und Herr Yuan Wang, Inhaber eines Unternehmens zur Herstellung von Präzisions-Instrumenten, bei einer Musikveranstaltung in Berlin kennengelernt hatten.

Das optische Erscheinungsbild des Auralic ARK MX+ wird geprägt durch die massive, neun Millimeter starke Frontplatte, die dem Gerät einen äußerst soliden Auftritt verschafft. In der mittig längs über die Front verlaufenden drei Millimeter tiefen Nut zeigt eine rote LED den Betriebszustand an, mehr nicht. Der halbkugelige Ein/Ausschalter befindet sich ebenfalls in der drei Millimeter Vertiefung in der Frontplatte. Das macht einen sehr ansprechenden, soliden Eindruck. Auch die haptische Qualität lässt nichts zu wünschen übrig. Was zeigt uns die Rückseite? Von vorn gesehen rechts findet man je ein Paar analoger Ausgänge: einmal symmetrisch XLR, einmal unsymmetrisch in Cinch ausgeführt. Auralic gibt für Cinch eine Ausgangspannung von zwei Volt an, für XLR vier. In meiner Anlage ergibt sich beim Anschluss über Cinch ein nahezu idealer Regelbereich: Der Lautstärkeregler meines T+A P10 Vorverstärkers bewegt sich zwischen 9 und 12 Uhr.

Eine aufgeräumte Rückfront macht das Anschließen einfach. Ungewöhnlich nur der AES/EBU-Digitalausgang zum Anschluss an digitale Komponenten
Eine aufgeräumte Rückfront macht das Anschließen einfach. Ungewöhnlich nur der AES/EBU-Digitalausgang zum Anschluss an digitale Komponenten

 

Neben den analogen Outputs befinden sich drei digitale Anschlüsse. Zuerst kommt der AES/EBU Ausgang, der, so die Bedienungsanleitung, vom Benutzer im „Asio Virtual Device Editor“ konfiguriert werden soll, und links daneben dann der USB-Anschluss, der übliche Typ B, gefolgt von der SPDIF Coax-Buchse. Diese beiden Eingänge sind alternativ und nicht gleichzeitig zu benutzen. Sie können auch nicht umgeschaltet werden.

So, und nun öffne ich den mit Inbus-Schrauben säuberlich montierten, schwarz eloxierten Gehäusedeckel. Und da lacht das Herz! Der saubere, solide Aufbau mit hochkarätigen Bauteilen verspricht viel. Zuerst springt der imposante Ringkern Trafo ins Auge. Kernstück ist der Auralic Sanctuary Audio Processor, den man zusammen mit dem Schweizer Partner Archwave AG entwickelte. Die Auralic-Entwickler setzen auf das Upsampling Konzept und versprechen sich davon gesteigerten Detailreichtum, mehr Tiefe und Auflösung im musikalischen Geschehen. Das sich selbst justierende und optimierende Upsampling erfolgt in Verdopplungen, will sagen: aus 44,1 und 88,2 werden 176,4 Kilohertz und aus 48 und 96 werden 192 Kilohertz.

Das „Herz“: der viel versprechende  Auralic Sanctuary Audio Prozessor
Das „Herz“: der viel versprechende Auralic Sanctuary Audio Prozessor

Kommen wir zur akustischen Betrachtung.  Als Quelle benutze ich einen Apple MC Mini Intel Core 2-Duo mit 8 GB und zwei Festplatten mit je 500 GB, eine fürs System, die andere für die Musikdateien, die ich alle in aiff oder wav abspeichere. Meine Abspiel-Software ist Amarra Mini. Verbunden wurde der Rechner und unser Auralic ARK MX+ mit einem 0,7m Audioquest Carbon USB-Kabel. Den ersten Eindruck verschaffte ich mir mit der 24-Bit-96-Kilohertz-Version von Duke Ellington und Johnny Hodges Side By Side. Danach spielte ich eine gerippte Mono-Aufnahme von MFSL Billie Holliday Body And Soul. Und das ist mir noch nie passiert: Ich habe dieses Album zum ersten Mal komplett gehört, ohne Unterbrechung – und mit Begeisterung. Diese musikalische Direktheit, diese Wärme verbunden mit straffer Wiedergabe, Feindynamik in der Stimme und einer glaubhaften, standfesten Bühne habe ich so nie zuvor gehört. Auch das gerippte Album Vuela Tu Vuelo der völlig zu Unrecht kaum bekannten Südamerika-Folklore interpretierenden Gruppe aus dem Großraum Berlin namens Cantaré habe ich mit Vergnügen komplett durchgehört. Irgendwie hat der Auralic eine besondere Note in der tonalen Balance, die ungeheuer musikalisch wirkt.

Hier sieht man ein aufgeräumtes Innenleben, wie man sich es anderswo oft wünscht. Da schaut man gerne näher hin
Hier sieht man ein aufgeräumtes Innenleben, wie man sich es anderswo oft wünscht. Da schaut man gerne näher hin

Auch bei der Denon-Aufnahme von Mahlers 1. Sinfonie unter Eliahu Inbal zeigte der ARK MX+ seine Stärke in Farbigkeit und Detailzeichnung. Das Gleiche bei dem Allegro aus Mozarts Violinkonzert in D-Dur, gespielt von Marianne Thorsen und den TrondheimSolistene, in 24 Bit und 192 Kilohertz: auch hier Detailreichtum ohne Aggression. Bei diesem Stück wirken nicht stimmige Konfigurationen schnell nervig, so dass man lieber die gleiche Aufnahme in 24-Bit 96 KHz hören mag. Nicht beim Auralic, der trägt die 192-Kilohertz-Version überzeugend vor. Auf der anderen Seite klangen auch Oldies, beispielsweise die Rolling Stones mit „19th Nervous Breakdown“ und „Paint It Black“ gerippt von der London Years Single Collection durchhörbar und anmachend. So soll das sein, and I can get satisfaction.

Abschließend habe ich den wunderbaren Anschlag von Emil Gilels bei Beethovens Klaviersonaten einfach nur genossen.

Mit dem Foobar-Player unter Windows gestalte sich der Klangeindruck ähnlich. Jedoch waren die musikalischen Eigenschaften der Gerätesoftware bei klassischer Musik nicht zu überhören. Das fiel besonders bei der 192-Kilohertz-Version von Mozarts Violinkonzert auf.  Aber dafür kann ich ja den Wandler nicht verantwortlich machen.


Jetzt interessiert mich, mehr der Vollständigkeit halber, auch, was der Auralic über den S/PDIF-Eingang mit meinen CD-Player macht. Ich benutze einen Alles „fressenden“ Primare 30 DVI, weil ich gerne auch mal Konzert-DVDs sehe und höre und mit dem Primate auch SACDs und DVD-Audio abspielen kann. Nun sollte man sehr wohl berücksichtigen, dass das Zusammenspiel von Playern und Wandlern eine sehr individuelle Sache ist. Was ein Wandler an Laufwerk A klanglich bringt, muss bei Laufwerk B nicht genau so sein. Für diesen Versuch verwende ich ein sündhaft teures Verbindungskabel, nämlich das Wild Digital von Audioquest, da ich normalerweise den Primare über AES/EBU mit meinem Wandler verbinde. Einen solchen Eingang hat der Auralic aber nicht zu bieten. Wieder kamen einige der oben erwähnten CDs zum Einsatz, nun allerdings im Original und nicht gerippt. Sie bestätigten die musikalischen Fähigkeiten und den Charakter des Auralic, den ich über den USB-Eingang so erfreut erlebt hatte. Dennoch wird, so denke ich, der ARK MX+ seine Freunde und Käufer im Kreis der USB-Anwender finden.

So ist´s ordentlich: abgeschirmte Gehäuse-Oberseite
So ist´s ordentlich: abgeschirmte Gehäuse-Oberseite

 

 

STATEMENT

Ich habe Wandler gehört, die noch feiner auflösen und die Räumlichkeit noch weiter nach hinten öffnen können. Aber die waren teurer und boten vor allem nicht immer diese musikalische Stimmigkeit, mit der dieser Wandler spielt – und das für einen Preis von 1798 Euro. Dies ist zugegeben nicht low budget, aber nach meiner Überzeugung ausgesprochen preiswert. Sollte bei Ihnen die Anschaffung eines USB-Wandlers ins Haus stehen, machen Sie einen Fehler, wenn Sie den Auralic nicht in Ihre Auswahl miteinbeziehen.
GEHÖRT MIT
Computer Apple MacMini  / OS X 10.6.8 / Amarra  Mini 2.3
Dell Laptop / Vista / Foobar2000 1.1.11
CD-Player Primare DVD 30
Vorverstärker T+A  P-10
Equalizer für Bass EQ 231G
Endstufen Primare A-32 (2 x) für Bass
Spectral DMA 100 S mit Enacom für Mittelhochton
Lautsprecher Triangle Magellan Grand Concerto sw2 (Bi-Amping)
Kabel Audioquest Wild Digital und Coffee USB, Inakustik Black&White NF-1302, Mogami 2549, QED Genesis Silver Spiral mit Enacom LS, MudrAkustik Max Netzleiste, Mudra und Audiquest NRG-X2 Netzkabel

 

HERSTELLERANGABEN
Auralic ARK MX+
Frequenzgang DC – 20 KHz, +/- 0,02 dB
Rauschabstand 118 dB, 20 Hz – 20 KHz, A-bewertet
Gesamtverzerrung bei maximalem Pegel <0,0005 %, 20 Hz – 20 KHz
Dynamik-Umfang 124 dB, 20 Hz – 20 KHz, A-bewertet
Ausgänge symmetrisch analog XLR 4 Vrms bei > 5 KOhm, Cinch analog, 2 Vrms bei > 5 KOhm, und AES/EBU Digital, unterstützt 44,1 bis 192 KHz Sampling Frequenz bis 24 Bit
Digitale Eingänge USB 2.0 ( 44,1 bis 192 KHz bis 32 Bit ), S/PDIF (44,1 bis 192 KHz bis 24 Bit )
Leistungs-Aufnahme 20 Watt
Abmessungen (B/T/H) 33/23/6,5 cm
Gewicht 5,5 kg
Preis 1798 Euro

 

VERTRIEB
audioNEXT GmbH
Anschrift Isenbergstr. 20
D-45130 Essen
Telefon +49(0)201-5073950
Fax +49(0)201-5073949
E-Mail info@audionext.de
Internet www.audioNEXT.de

Weitere Informationen

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Allein schon Olaf Polziehns und Jesse Davis gefühlvolle Interpretation von „Solitary Moon‟ macht diesen Download zu einem Hochgenuss. Eine äußerst spannende Variante der Mikrofonierung setzt dem Ganzen dann das Sahnehäubchen auf.


Das begeisterte Pubklikum verlangte dem Quartett zwei Zugaben ab
Das begeisterte Pubklikum verlangte dem Quartett zwei Zugaben ab

Ich gebe es gerne zu: Auf diese Aufnahme waren wir nicht hundertprozentig vorbereitet. In den letzten beiden Jahren haben wir gelernt, dass es sich meist recht schwierig gestaltet, die Zustimmung für einen Mitschnitt zu bekommen, wenn amerikanische Künstler mit im Spiel sind. Da bestehen doch mehr Bedenken in Sachen Copyright als bei europäischen Musikern. Bei einer so hochkarätigen Besetzung haben wir natürlich trotzdem angefragt, aber nicht unbedingt mit einer Zusage gerechnet. Ich weiß letztlich nicht, ob es daran lag, dass der Leiter der Combo, Olaf Polziehn seinen Band-Kollegen überzeugen konnte oder ob der hervorragende Ruf des Birdlands respektive seines Präsidenten Manfred Rehm uns die Türen öffnete: Jedenfalls wurden wir samstags Mittag von der freudigen Nachricht überrascht, dass eine Aufzeichnung des Konzertes in Ordnung gehe.

Doch leider hatten wir bei unserem Lieblingsstereo-Mikrofon bei einer der letzten Aufnahmen eine Kanalungleichheit entdeckt und es deshalb zu Prüfung eingesandt. Florian Oestreicher, Betreiber und Inhaber von realistic sound in München, hatte uns zur Überbrückung ein ähnliches Modell aus seinen riesigen Mikrofonfundus angeboten. Allerdings war in diesem Falle die Zeit zu knapp, um die Übergabe zu organisieren. Bevor ich die vermeintliche Notlösung beschreibe, übergebe ich aber an Christian Wurm, der das Konzert in Wort und Bild würdigte:

Der aus New Orleans stammende Jesse Davis harmoniert bestens mit Olaf Polziehns deutsch-österreichischem Trio. Musikalisch agiert Schlagzeuger Mario Gonzi glücklicherweise nicht so weit im Hintergrund wie dieses Bild suggeriert
Der aus New Orleans stammende Jesse Davis harmoniert bestens mit Olaf Polziehns deutsch-österreichischem Trio. Musikalisch agiert Schlagzeuger Mario Gonzi glücklicherweise nicht so weit im Hintergrund wie dieses Bild suggeriert

 

 

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Olaf Polziehn Trio & Jesse Davis


Nach 2009 war der vielgefragte Pianist Olaf Polziehn mit seinem Trio und dem Altsaxophonisten Jesse Davis nun erneut zu Gast im vollbesetzten Birdland Jazz Club. Respektvoll, aber mit viel Phantasie interpretiert, ja zelebriert er Standards und Klassiker des Swing und Bebop-Jazz. Dabei stehen ihm der überaus versierte Mario Gonzi an den Drums und Ingmar Heller am Bass zur Seite. Ergänzt wird das Trio durch den Meistersaxophonisten Jesse Davis, der eigentlich schon fast zur Standardbesetzung von Polziehns Combo gehört. Gleich der Opener „The Birdland“ – der Titel variiert je nach Auftrittsort – bringt eine wohlige Wärme in den altehrwürdigen Keller. Locker swingende Saxlinien und perlende Pianoläufe verführen zum Mitschnipsen. Temporeiche Swing- und Bebopstücke wie „Voyage“ von Kenny Barron oder „On Broadway“ von George Benson wechseln mit beseelt vorgetragenen Balladen wie „Solitary Moon“ oder „Estate“. Beim feinfühlig ziselierten und mit einem leichten Augenzwinkern interpretierten Solostück „Rockin‘ Chair“ von Carmichael zeigt Polziehn eindrucksvoll, dass er auch im Ragtime zu Hause ist.

Großartig zudem die Interpretation von Monks „Evidence“, in dem vor allem Mario Gonzi mit einem an rotierende Turbinen erinnernden Schlagzeugsolo glänzte. Und bei McCoy Tyners „Inception“ feuert Jesse Davis am Altsaxophon noch einmal einige fulminante Salven ab ohne aber auszuufern: immer klar strukturiert. Natürlich kommen die Musiker nach diesem erstklassigen und kurzweiligen Konzert nicht ohne Zugaben davon. So bringt „Days Of Wine And Roses“ die an diesem Abend dargebotene Musik noch einmal auf den Punkt: unwiderstehlicher, frischer Swing und Bebop der Spitzenklasse.

Zu guter Letzt folgt noch eine hinreißende Interpretation von „Smoke Gets In Your Eyes“, bei dem Davis von seitlich ausserhalb der Bühne die Themamelodie in den Raum bläst und so für ein spezielles Ambiente und Klangerlebnis sorgt. That’s Jazz; frisch, ehrlich, zeitlos.

Christian Wurm


Ingmar Heller ist Mitglied der NDR-Bigband, findet aber erfreulicherweise immer noch Zeit, in kleinen Besetzungen wie dieser zu brillieren
Ingmar Heller ist Mitglied der NDR-Bigband, findet aber erfreulicherweise immer noch Zeit, in kleinen Besetzungen wie dieser zu brillieren

Bisher haben wir ja mit einem Hauptmikrofon – einem Neumann SM 69 fet oder einem AKG 422 comp – sowie einer Stütze für den Bass und eventuell einer weiteren für den Flügel recht gute Erfahrungen gemacht. Multimikrofonie wäre bei einer Quartett-Besetzungen wie dieser mit vertretbarem Aufwand zwar möglich gewesen, hätte aber einen längeren Soundcheck erfordert, der unter den gegebenen zeitlichen Rahmenbedingungen ausgeschlossen war. Deshalb haben wir uns für eine andere Variante mit einem Hauptmikro entschieden: eine Jecklinscheibe mit zwei Kugelmikrofonen und zwar alten Microtech Gefell M93, bei denen die Kapseln noch das Neumann-Logo zeigen. Ergänzt wurde das Duo durch das bewährte Earthworks PianoMic System sowie ein MBHO 603 A / KA 200 N für Ingmar Hellers Kontrabass. Wir finden das Ergebnis recht gelungen und werden versuchen, diese Konfiguration bei den kommenden Aufnahmen zu perfektionieren. Wie immer würden wir uns über Ihre Kommentare freuen.

Olaf Polziehn unterrichtet als Professor in Graz, wenn er nicht gerade so faszinierende Konzerte gibt wie dieses
Olaf Polziehn unterrichtet als Professor in Graz, wenn er nicht gerade so faszinierende Konzerte gibt wie dieses

 

 

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Olaf Polziehn Trio & Jesse Davis
Solitary Moo
16 bit / 44,1 kHz
ca. 80,8 mb (wav)
b_850_0_16777215_10_images_content_downloads_12-03-07_polziehn_downloadbutton_24-192.png
Olaf Polziehn Trio & Jesse Davis
Solitary Moo
24 bit / 192 kHz
ca. 527,5 mb (wav)


PS: Als Download-Button haben das Cover von einer von Olaf Polziehns Trio-CD verwendet, bei der auch Ingmar Heller mit von der Partie ist

Jürg Jecklin empfiehlt, zu den beiden Kugelmikrofonen auf der Scheibe digital laufzeitkorrigierte Stützmikros einzusetzen. Es funktioniert auch ohne Delay, wie wir finden
Jürg Jecklin empfiehlt, zu den beiden Kugelmikrofonen auf der Scheibe digital laufzeitkorrigierte Stützmikros einzusetzen. Es funktioniert auch ohne Delay, wie wir finden

 

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Diese Box hat aus audiophiler Sicht mit zwei Handicaps zu kämpfen: Zum einen handelt es sich um ein aktives Konzept, zum anderen wird der größte Teil des Frequenzspektrums von einem noch immer exotischen und zumindest in der Vergangenheit umstrittenen Schallwandler abgestrahlt – bei vorurteilsfreier Betrachtung wird man darin allerdings zwei gravierende Vorteile erkennen.
teaser


Die MSMs1 ist breiter als tief und damit eine sehr elegante Erscheinung, was durch die sehr gute Verarbeitung noch unterstrichen wird
Die MSMs1 ist breiter als tief und damit eine sehr elegante Erscheinung, was durch die sehr gute Verarbeitung noch unterstrichen wird


Unterhalb von 330 Hertz übernimmt ein konventionelles Konus-Chassis mit Glasfaser-Polyester Membran
Unterhalb von 330 Hertz übernimmt ein konventionelles Konus-Chassis mit Glasfaser-Polyester Membran
Da wir gerade bei Vorurteilen sind: Einem naheliegenden möchte ich gleich entgegentreten. Dass die MSMs1 hier Gegenstand näherer Betrachtung wurde, hat nicht das geringste mit meiner seit einigen Jahren wachsenden Affinität zur Studio-Szene zu tun, in der die Kompaktversion der MSMs1, die MSMc1, von einem renommierten Fachmagazin gar zum „besten Studio-Monitor der Welt‟ ausgerufen wurde. Meine erste Begegnung mit dem Manger-Diskus – die offizielle Bezeichnung für das Gehäuse lautet S05 – fand in den frühen 80er statt. Bei diesem auch optisch eigenwilligen Modell musste der von Josef W. Manger entwickelte Biegewellenstrahler den gesamten Frequenzbereich abdecken, was allerdings in den unteren Lagen nicht perfekt gelang. Nach einem Test zweier beiger Diskusse in heimischen Wohnzimmer habe ich lange darüber nachgegrübelt, ob es nicht möglich sei, zwei Paar Lautsprecher unterzubringen – und in Studententagen das größere Problem – zu finanzieren, nach dem Motto: Wenn‘s rocken soll, kommen die konventionellen Lautsprecher zum Einsatz, wenn Präzision und Raum Priorität haben, übernehmen die Manger. Vorrangig aus pekuniären und erst in zweiter Linie aus Platzproblemen ist aus dieser Idee dann leider nicht geworden.

Später, als ich mich auch schreibend mit Hifi auseinandersetzte, kam es dann zu einer zweiten Begegnung mit nun drei Biegewellenstrahlern je Stereokanal, die aber ebenfalls von keinem Happy End gekrönt wurde: Das Trio von Manger-Schallwandlern residierte in der Front und den beiden Seiten der Mittelhochton-Einheit einer Audio Physik Medea. Diese Box faszinierte mich in allen nur erdenklichen Disziplinen außer einer. In meinem Hörraum, der leider kein Saal ist, sorgten die seitlich montierten, der Wand zugewandten Chassis für sehr frühe erste Reflexionen und damit dafür, dass der Standort der Lautsprecher deutlich zu orten war. Und gerade das völlige Zurücktreten der Boxen hinter die Musik war ja ansonsten eine Paradedisziplin von Audio Physic Lautsprechern. Nach einigen Wochen vergeblicher Optimierungsversuche habe ich dann schließlich auf einen Test verzichtet. Um so höher sind nun allerdings die Erwartungen an die MSMs1.


Die weckt rein optisch keinerlei Assoziation an Studioequipment. Mit ihrer hohen, schlanken Form und der perfekten Oberfläche wirkt sie ausgesprochen elegant und hat nach meinen bisherigen Erfahrungen einen ausgesprochen hohen Wife Acceptance Factor: Statt im Flur auf ihren Einsatz im Hörraum zu warten, durften die MSMs1 auf Wunsch meiner Gattin die Zeit im Wohnzimmer verbringen, wo sie nicht nur optisch eine gute Figur machten. Selbst unter den hier nicht optimalen Bedingungen – im diesem Raum habe ich keinerlei Hifi-Hoheit – bezauberten die Manger mit einer so ungeheuer stimmigen, von jeglichen Effekten freien und detailreichen Wiedergabe, dass der unvermeidliche Umzug in den Hörraum nicht ohne einen Anflug von Trennungsschmerz vonstatten ging.

Die Dicke der Membran des Manger-Wandlers nimmt von innen nach außen beständig zu
Die Dicke der Membran des Manger-Wandlers nimmt von innen nach außen beständig zu

Dort steht dann eben wieder die Beschäftigung mit Hifi statt purem Musikgenuss auf dem Programm: Ich kenne keinen rationalen Grund für die Ablehnung von Aktivlautspechern. Das Signal lässt sich auf Line-Level leichter und verlustfreier in die für die einzelnen Chassis geeigneten Frequenzbereiche aufteilen. Durch die direkte Kopplung der Endstufen an die Treiber wird der volle Dämpfungsfaktor der Verstärker wirksam und selbst Frequenzgangkorrekturen sind mit geringem Aufwand möglich. Ob viele Hifi-Begeisterte der Qualität der eingebauten Verstärker nicht trauen, die Möglichkeit nicht missen möchten, ihre Anlage schrittweise durch den Austausch von Komponenten zu optimieren, oder einfach mit Kabeln und Verstärkern experimentieren wollen und deswegen Aktivboxen links liegen lassen, kann ich nicht beurteilen. Tatsache ist aber leider, dass das technisch überlegene Konzept nicht den Marktanteil hat, der ihm eigentlich gebührte. Genau so verwunderlich ist es, dass der bereits in den 70-er Jahren vorgestellte und seitdem beständig weiterentwickelte Manger-Schallwandler noch immer nicht mehr Verbreitung gefunden hat: Er deckt in seiner heutigen Version einen Frequenzbereich von 80 bis 40000 Hertz ab, auch wenn er in der MSMs1 erst ab 330 Hertz arbeitet, um höhere Pegel zu realisieren, und hat eine Anstiegszeit von nur 13 Mikrosekunden. Zudem weist der Manger-Wandler eine nahezu ideale Sprungantwort auf, die einer konventionellen Mehrwegebox prinzipbedingt verwehrt bleibt. Aber gerade Einschwingvorgänge sind für das Erkennen und Orten von Stimmen und Instrumenten von großer Bedeutung.

Die Elektronik-Einheit wurde harmonisch in das Gehäuse integriert. Kühlkörper rechts und links sorgen für stabile thermische Verhältnisse
Die Elektronik-Einheit wurde harmonisch in das Gehäuse integriert. Kühlkörper rechts und links sorgen für stabile thermische Verhältnisse
Wer sich auch nur ein wenig mit den verschiedenen Schallwandlerprinzipien beschäftigt hat, wird dem Manger-Wandler gewiss schon begegnet sein. Daher erspare ich Ihnen und mir eine detaillierte Funktionsbeschreibung und beschränke mich auf einige wenige Fakten: Anders die Membran eines konventionellen dynamischen Schallwandlers führt die Membran des Manger-Wandlers keine kolbenförmigen Bewegungen aus. Eine schon im Jahre 1969 patentierte Doppelschwingspule, die sich bei deutlich reduziertem Gewicht wie eine sehr lange, lineare Hübe garantierende Spule verhält, versetzt eine sogenannte „biegeweiche Platte‟ in Schwingungen, die sich vom Zentrum zum Rand der Platte ausbreiten. Die Eigenschaften der Platte sollen sich an der Basilarmembran des menschlichen Ohres orientieren: Ihre Steifigkeit nimmt von innen nach außen in einem gleichen Verhältnis zu. Bei der Platte des Manger-Wandlers laufen hohe Frequenzen im inneren Bereich der Membran schnell aus, die langen Wellen tiefer Frequenzen gelangen hingegen konzentrisch bis an den Rand der Platte zum Sterndämpfer, wo sie absorbiert werden, so dass es nicht zu Reflexionen vom Rand kommen kann.

Dieser ungewöhnliche Schallwandler wird in der MSMs1 mit einem konventiellen 20-Zentimeter-Bass-Chassis verbunden, dessen Glasfaser-Polyester-Sandwich-Membram von einer Schwingspule mit 38 Millimeter Durchmesser angetrieben wird. Die Elektronik-Einheit stellt dem Manger-Wandler 180 und dem Bass-Chassis 250 Watt zur Verfügung. An der Vielzahl der Anpassungsmöglichkeiten an unterschiedlichste akustische Raumgegebenheiten erkennt man noch, dass die MSMs1 ihre Wurzeln im Studiobereich hat. Aber weder in unserem Wohnzimmer noch im Hörraum habe ich auch nur die geringste Veranlassung gehabt, einen der Schalter oder Steller aus seiner Null-Position zu bewegen – bis auf die Pegelschalter, die in der Verbindung mit der Brinkmann Marconi für eine höhere Eingangsempfindlichkeit sorgten als zuvor beim Zusammenspiel mit der Higher Fidelity-Vorstufe. Auch bei der Aufstellung erweisen sich die MSMs1 als unkritisch: Wenn sie auf den Hörplatz oder einen Punkt etwa 50 Zentimeter davor ausgerichtet werden, erlauben sie den vollen Musikgenuss auf zwei Plätzen nebeneinander. Hier muss man nicht allein sklavisch an einem Sweetspot verharren.


Die MSMs1 bietet eine Reihe von Entzerrungen, um bei verschiedenen Aufstellungsvarianten optimale Ergebnisse zu garantieren. Sie nimmt lediglich über einen symmetrischen Eingang Kontakt mit der Vorstufe auf
Die MSMs1 bietet eine Reihe von Entzerrungen, um bei verschiedenen Aufstellungsvarianten optimale Ergebnisse zu garantieren. Sie nimmt lediglich über einen symmetrischen Eingang Kontakt mit der Vorstufe auf

Zwar ist im Wohnzimmer das Abspielen einschlägiger Testplatten verpönt, aber das konnte – wie erwähnt – nicht verhindern, dass schon dort die besonderen Fähigkeiten des MSMs1 zutage traten: Da gibt es nicht die kleinste Spur von Effekthascherei, tonal stimmt einfach alles, Impulse erscheinen klarer und ein wenig kräftiger, und die Vielzahl von Details lenkt nicht von der Musik ab, sondern zieht den Zuhörer in sie hinein. Selbst wenn das undifferenziert oder abgegriffen klingen mag, mir drängt sich beim Hören der MSMs1 dieser Begriff einfach auf: Dieser Lautsprecher klingt für mich schlicht „richtig‟. Dabei möchte ich keinesfalls verhehlen, dass er mich in einer Disziplin zumindest leicht irritiert. Wenn die MSMs1 mehr Details enthüllt und sie anders als gewohnt gewichtet oder wenn sie Impulse schärfer fokussiert, wirkt dieses Vorgehen für mich spontan völlig überzeugend. Wie sie jedoch mit dem Thema Raumdarstellung umgeht – einige Aufnahmen wirken zweidimensionaler als zuvor, andere zum Greifen plastisch –, will mir auf Anhieb nicht als richtiger oder besser erscheinen. Zu diesem Thema muss ich in vertrauterer Umgebung doch noch einige einschlägige Scheiben auflegen.

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BU: Die Platine mit den in SMD-Technik aufgebauten Entzerrungsschaltungen verdeckt den Blick auf den Netztrafo
Im Hörraum mache ich es mir dann erst einmal bequem. Viele der für mich aussagekräftigen Songs von CDs befinden sich auf der Festplatte des iMac und stehen so blitzschnell zur Verfügung, wobei dank Amarra-Player und Mytek-Wandler auch die Qualität nicht zu kurz kommt: Die digitalen Testklassiker bestätigen die ersten Erfahrungen aus dem Wohnzimmer: Ich finde bei der MSMs1 keinen einzigen Kritikpunkt und lasse mich von messerscharfen Impulsen und einer stupenden, doch nie kalten Auflösung bezaubern. Die vielfach teuren LumenWhite und die Brinkmann-Monos vermisse ich wirklich nicht – außer bei den Stücken, bei denen ich etwas mehr Tiefe erwarte. Wenn es um Raumdarstellung geht, greifen ich gern auf Dick Schorys Bang Baaroom and Harp, Reissue der LSP-1866, zurück: Die MSMs1 erweckt hier die Illusion einer riesigen Halle, auch in die Höhe. Die imaginäre Bühne beginnt aber schon auf der Ebene der Lautsprecher und nicht erst dahinter. Dadurch erscheinen Instrumente nicht ganz so weit entfernt platziert wie von der LumenWhite gewohnt – abgesehen von den beiden in der Tiefe des Raumes verschwindenden Stepptänzern: Die konnte ich bisher nicht so lange auf ihrem Weg von der Bühne verfolgen. Das mag allerdings auch damit zu tun haben, dass ich mich diesmal habe verleiten lassen, den Pegelregler noch ein wenig weiter aufzudrehen als üblich. Die MSMs1 klingen auch bei hohen Lautstärken völlig unangestrengt – das tun die LumenWhite auch –, bleiben dabei aber frei von jeglicher Lästigkeit oder Schärfe und verursachen so auch keinerlei Stress beim Hörer. Mit den Manger kann man sehr laut über eine relativ lange Zeit so entspannt Musik genießen, dass hier ein hohes Maß an Selbstdisziplin gefragt ist, damit es für die Ohren nicht des Guten zu viel wird. Denn die stecken hohe Pegel auf die Dauer nicht so unbeeindruckt weg wie die MSMs1.


Auch das 200-Millimeter-Bass-Chassis verfügt über einen kräftigen Antrieb
Auch das 200-Millimeter-Bass-Chassis verfügt über einen kräftigen Antrieb
Wenn die Ohren nicht durch übermäßigen Druck desensibilisiert sind, fällt auf, dass die MSMs1 sehr fein zwischen einer realistisch anmutenden Raumillusion und recht kunstlos hinzugefügtem Hall aus dem Prozessor unterscheiden können. Deswegen tendiere ich nun stark dazu, die mal völlig flache, mal ungeheure plastische Raumdarstellung der Manger für die ehrlichere zu halten – selbst wenn die der Lumen bei weniger gut gelungenen Produktionen ein bisschen einschmeichelnder rüberkommt. Wer Effekte liebt und unbedingten Wohlklang sucht, der ist für die ebenso präzise wie ehrliche MSMs1 einfach noch nicht reif.

Um noch einmal auf das Thema Selbstdisziplin in puncto Lautstärke zurückzukommen: Bei keiner Platte fällt sie mir so schwer wie bei Jonas Hellborgs Elegant Punk. Das schon fast subsonische „Drone‟ genieße ich einmal über meine LumeWhite, bevor die MSMs1 übernimmt. Ein klein wenig macht sich die deutlich größere Membranfläche der WhiteLight doch bemerkbar: Sie erzeugt noch eine Spur mehr Druck und bietet eine etwas größere Abbildung als die Manger, die jedoch mit schlicht atemberaubender Präzision für sich einnimmt. Bei „It‘s The Pits Slight Return‟ spielt die MSMs1 wie erwartet  ungeheuer souverän, schnell und druckvoll. Ihr gelingt das Kunststück, emotional ungeheuer ansprechend und dennoch absolut kontrolliert zu agieren. Dabei erweist sie sich als ausgesprochen pegelfest: Ich habe es jedenfalls nicht geschafft, die rote Lampe des in die Elektronik integrierten Limiters auch nur zum Flackern zu bringen.

15 Neodymmagnete, die ihr 1,32 Tesla starkes Magnetfeld auf einen Luftspalt von nur 0,95 Millimeter konzentrieren, liefern den Antrieb für die Membran
15 Neodymmagnete, die ihr 1,32 Tesla starkes Magnetfeld auf einen Luftspalt von nur 0,95 Millimeter konzentrieren, liefern den Antrieb für die Membran

STATEMENT

Vorausgesetzt Sie möchten wirklich wissen, was Ihre Tonträger zu bieten haben, kann ich mir nicht vorstellen, dass Sie einen unkomplizierteren, wohnraumfreundlicheren, ehrlicheren und besser klingenden Lautsprecher finden als die Manger MSMs1 – jedenfalls nicht zu diesem Preis. Doch Vorsicht: Wer einmal gehört hat, wie viel der Manger-Schallwandler richtig macht, hat es nicht leicht, zu konventionellen Konzepten zurückzukehren. Pures High End per Plug and Play zum überaus angemessenen Preis: Die MSMs1 sind ein audiophiler Glücksfall.
GEHÖRT MIT
Plattenspieler Brinkmann LaGrange mit Röhrennetzteil
Tonarm Brinkmann 12.1, Kuzma 4Point
Tonabnehmer Lyra Olympos, Brinkmann EMT ti
Phonostufe Einstein The Turntable’s Choice symmetrisch
Computer iMac 27‟, 3.06 GHz Intel Core 2 Duo, 8 GB, OS X Version 10.6.7
CD-Laufwerk Wadia WT3200
D/A-Wandler Mytek Silver Preamp, Prototyp
Bandmaschine Studer A 80
Vorverstärker Brinkmann Marconi
Endstufe Brinkmann Monos
Lautsprecher LumenWhite DiamondLight Monitors
Kabel Precision Interface Technology, Sunwire Reference, HMS Gran Finale Jubilee, Audioplan Powercord S
Zubehör PS Audio Power Plant Premier, Clearaudio Matrix, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Finite Elemente Pagode, Master Reference Heavy Duty und Cerabase, Harmonix Real Focus

 

HERSTELLERANGABEN
Manger Reference Active System MSMs1
Typ Aktives 2-Weg System
Frequenzbereich 30 Hz - 40 kHz
Übergangsfrequenz 330 Hz
Maximaler Schalldruckpegel kurzzeitig 110 dB
Abmessungen (H x B x T) 1139 x 270 x 214mm
Gewicht 48kg

Chassis

 
Hochtöner Manger Schallwandler, Bandbreite 80Hz - 40kHz, Anstiegszeit 13μs
Tieftöner 200mm Glasfaser-Polyester Sandwich Konstruktion, 38mm Spulendurchmesser
Gehäuse Geschlossen

Verstärkereinheit

 
Max. Ausgangsleistung LF 250W an 8Ohm
Max. Ausgangsleistung HF 180W an 8Ohm
Leistungsbandbreite HF 250kHz (-3dB)
Eingangsempfindlichkeit 6dBu (1,55V) oder 0dBu
Eingangsimpedanz 10kOhm
Kontrollschalter Input Trim Schalter: 11 Positionen (-2,5dB bis 2,5dB)
Input Sensitivity Schalter: 6dBu, 0dBu
Polarity Schalter
AV-Filter: Hochpass-Filter (80Hz, 12dB)
LF-Module Schalter: LF -6dB
Room Acoustics Correction Schalter: Hochpass bei 100Hz (+3dB, 0dB, -3dB, -6dB)
Nearfield-/Cinema Screen Correction Schalter: Glockenfilter bei 3,25kHz, 1,0oct.(+3dB, 0dB, -1,5dB, -3dB)
High Frequency Trim Schalter: Shelving Filter bei 10kHz (+2dB, +1dB, 0dB, -1dB, -2dB)
Eingangsbuchse XLR-3 (symmetrisch)
Netzanzeige LED grün
Limiteranzeige LED grün/rot

Ausführungen

Seidenmatt nach RAL, Nextel oder Klavierlack
Paarpreis ab 13200 Euro

 

HERSTELLER
Manger Products
Anschrift Industriestraße 17
97638 Mellrichstadt
Telefon +49/9776/9816
E-Mail info@manger-msw.com
Internet www.manger-msw.com

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Samstag, 25 Februar 2012 01:00

Zu Audio OMEN DEF

Zu Audio mag in unseren Breiten für viele noch ein unbeschriebenes Blatt sein, in den Vereinigten Staaten hat die Firma aus Utah in den zwölf Jahren ihres Bestehens schon für einiges Aufsehen gesorgt. Ich habe mir die OMEN DEF intensiver angehört.
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Meine Generation hat Neil Young eine Menge zu verdanken: seit Harvest den endgültigen Soundtrack für Lagerfeuerromantik und seit kurzem auch eine hübsche Argumentationshilfe gegen die MP3 Kultur. Wenn es darum geht, die analoge Welt zu verteidigen, bringt der Kanadier auch schon mal die Ikone der digitalen Alltagskultur ins Spiel: „When Steve Jobs went home, he listened to vinyl.“ Ein feiner Satz, den man in Ruhe genießen kann und der Hoffnung gibt.

Aber welches Angebot hat die klassische HiFi Industrie mit ihrer überalterten Kundenstruktur für junge Konsumenten, die mit Datenreduktion und Miniaturlautsprechern musikalisch sozialisiert wurden? Wie gewinnt man zum Beispiel als Lautsprecherhersteller ein Publikum, das häufig Musik nicht als Kulturgut an sich, sondern als Bestandteil einer Erlebnis -und Eventkultur erlebt? Ein Lautsprecher für diese Zielgruppe müsste halbwegs erschwinglich sein, einen hohen Spaßfaktor besitzen und auch vom Styling einiges hermachen. Wenn er dann noch eine musikalische Performance liefert, die die ältere Generation der Röhrenliebhaber an die gute alte Zeit erinnert, kommt man der Kurzbeschreibung der Zu Audio OMEN DEF Lautsprecher schon recht nahe.

Doch zuerst ein wenig Firmenhistorie: Einige Kommentatoren vergleichen die Geschichte der Firmengründer Sean Casey und Adam Decaria mit dem Leben eines Rockstars, mit dem steilen Aufstieg zu Starruhm und dem jähen Absturz inklusive. Druid war der Name des Lautsprechers, der den guten Ruf von Zu Audio begründete und innerhalb von kürzester Zeit für die junge Firma ein verheißungsvolles Zukunftsbild malte. Was zuerst von Mund zu Mund Propaganda gestützt war und durch Direktverkäufe im Internet kostengünstig abzuwickeln war, wurde nach der euphorischen Pionierphase in die vermeintlich sichere Struktur eines Vertriebes über niedergelassene HiFi Studios umgewandelt. Dabei ging mancherlei schief: Die junge Internetklientel folgte dem Produkt nicht in die Läden, neue Käuferschichten waren zu Zeiten der Finanzkrise 2008 schwer zu finden, die hohen Investitionskosten drohten der Firma das Genick zu brechen. Mit Hilfe eines Finanzinvestors wurde Zu Audio gerettet und besann sich alter Stärken. Man nahm sich zum Ziel, in den Vereinigten Staaten Produkte mit einem erkennbar guten Preis/Leistungsverhältnis herzustellen und setzte in Bezug auf Aussehen und Performance auf Werte, die der Stammklientel wichtig waren, um den Wert der Marke Zu Audio zu stärken und die Kundenbindung zu erhöhen. So hat Zu Audio heute eine Produktpalette, die den Einsteiger in die dynamische Zu Audio Welt ebenso mit dem charakteristischen Breitbänder-Charme begleitet wie den Heimkinofan oder den absoluten Highender, der auch gerne bereit ist, den Wert eines Mittelklassewagens in Lautsprecher zu investieren.

Sauber verarbeitet: Gelungenes Zusammenspiel von Holz und Aluminium
Sauber verarbeitet: Gelungenes Zusammenspiel von Holz und Aluminium

Das Modell OMEN DEF fand den Weg in den Hörraum über einige Umwege. Kollege Amré Ibrahim, der eine wunderbare und liebevoll abgestimmte Röhren-Kette sein Eigen nennt, wurde auf den wirkungsgradstarken Lautsprecher aufmerksam, hatte aber den Eindruck, dass die stattlichen OMEN DEF von ihrer Bassperformance nur schwer mit seinem Raum harmonierten. Eine Übersiedelung der immerhin knapp   1,2 Meter hohen Lautsprecher, die eine Grundfläche von 30,5 x 30,5 Zentimeter aufweisen und 36 kg wiegen, empfiehlt die Verwendung eines guten deutschen Mittelklassekombis und wenn möglich die Unterstützung zweier helfender Hände. Die Testexemplare waren in edlem Walnuss furniert, weitere Versionen sind in schwarzer Esche und in einer roten Lackierung erhältlich, die ein Marketingpoet als „Sangria Red“ bezeichnet hat.


Stattliche Erscheinung, dennoch wohnraumfreundlich
Stattliche Erscheinung, dennoch wohnraumfreundlich
Die gesamte OMEN Produktpalette umfasst den OMEN Center, die kleine Variante des OMEN Bookshelf Lautsprechers und einen kleinen Standlautsprecher, den OMEN Standard. Dabei teilen sich die genannten Produkte etliche Designmerkmale. Verfügt die OMEN Standard über einen der charakteristischen 25 Zentimeter Breitbandpapierlautsprecher, so arbeiten in der OMEN DEF gleich zwei der Zu-typischen Chassis in einer Quasi D’Appolito Anordnung.  Dieser Ansatz ist bei Lautsprecherentwicklern durchaus umstritten. Die Breitbänder mit dem beträchtlichen Durchmesser laufen völlig ohne Weiche durch, erst bei 10000 Hertz sorgt ein Superhochtöner dafür, dass auch das oberste Frequenzspektrum vertreten ist. Aufgrund der räumlichen Nähe der Chassis sind im Übernahmebereich Intermodulationen unvermeidlich, was üblicherweise zu einem welligen Frequenzgangverlauf führt. Entscheidend für den Hörgenuss sind jedoch nicht Messprotokolle, sondern die tatsächliche Performance am Aufstellungsort. Bis die Schallwelle das Ohr des Hörers erreicht, spielen noch so viele Einflussfaktoren elektronischer und raumakustischer Art eine Rolle, dass das, was der eine Entwickler als „so nicht machbar“ bezeichnen würde, beim Hörer durchaus als individuelle Klangcharakteristik positiv aufgenommen werden kann.

So nahe wie möglich: Die Tiefmitteltöner rücken an den Hochtöner heran
So nahe wie möglich: Die Tiefmitteltöner rücken an den Hochtöner heran

Zu Audio legt Wert darauf, dass der Zehnzöller und der Superhochtöner in Ogden, in Zu Audios eigener Manufaktur in Utah hergestellt werden. Tatsächlich erinnern die Treiber jedoch stark an Chassis von Eminence, wovon sich jeder Konsument mit ein paar Handgriffen überzeugen kann.


Hochtöner mit Aluminiumhornansatz: Zu Audio goes Eminence ;)
Hochtöner mit Aluminiumhornansatz: Zu Audio goes Eminence ;)

Der Breitbänder bildet den Großteil des Frequenzspektrums ab, laut Zu Audio läuft er ohne Weiche von 30 bis 12000 Hertz. Weil er darüber bauartbedingt stark bündelt und ohnehin steil abfällt, wird der Hochtöner ergänzend mit einem Hochpassfilter dazu geschaltet. Er soll für die nötige Luftigkeit sorgen, einige Glanzpunkte setzen und die an sich hervorragende Räumlichkeit der Breitbänder unterstützen. Insgesamt gibt Zu Audio einen Wiedergabebereich von 30 bis 25000 Hertz an, und das bei einer Nominalimpedanz von sechs Ohm und einem Wirkungsgrad von 98 Dezibel. Mit diesen Daten konfrontiert, werden Liebhaber leistungsschwacher Röhrenverstärker sofort hellhörig. Tatsächlich gibt es am Markt wenige wohnraumfreundliche Lautsprecher, die mit einem derartig hohen Wirkungsgrad gesegnet sind und für Röhrenverstärker eine bewältigbare Last darstellen. Dieser Umstand war auch für mich ein gutes Argument, meinen geschätzten Sun Audio 300 B mit seinen 8 Watt aus der Versenkung zu holen.

Chassis aus dem Profibereich mit Druckgusskorb und kräftigem Antrieb
Chassis aus dem Profibereich mit Druckgusskorb und kräftigem Antrieb

Zu Audio weist aber darauf hin, dass auch ein preiswerter Mehrkanalverstärker aus der Heimkinoecke durchaus schon hervorragende Resultate mit den OMEN DEF liefern kann. In dieser Aussage kommt ein wenig der lockere und „coole“ Marketingansatz der durch das Internet sozialisierten Gründer zum Ausdruck, der sich vom strikten und bisweilen rechthaberischen Ansatz einiger sogenannter „audiophiler‟ Hersteller unterscheidet. So liefert das umfangreiche Owner’s Manual einige Informationen, die durchaus augenzwinkernd zu verstehen sind. Darunter fällt der Hinweis, einen in den Wintermonaten gelieferten Lautsprecher erst eine Woche Zeit zu geben, um sich aufzuwärmen. Erst dann würde er anfangen, gut zu klingen. Begründung: „Not sure why, it just is“. Ebenso sollte man nicht vorschnell mit dem Maßband in der Hand die einzig richtige Position ermitteln. Eher ginge es darum, sich im Wohnraum und seiner Einrichtung umzusehen um danach seinem optischen ästhetischen Empfinden zu vertrauen: „What looks good will very likely sound good“. Ein ziemlich pragmatischer Ansatz, der jedoch einen breiteren Kundenkreis anspricht und einen hohen WAF mitbringt.

Bei oberflächlicher Betrachtung könnte man die OMEN DEF für eine geschlossene Box halten. Die Oberfläche ist makellos furniert, kein von außen sichtbarer Reflexkanal unterbricht das gediegene Erscheinungsbild. Das Geheimnis, wie man den Breitbändern am unteren Übertragungsbereich veritable Tieftöne entlocken kann, lüftet sich erst bei näherem Hinsehen. Auf der Unterseite sind vier kleine Schlitze angebracht, die ein Teil dessen sind, was Zu Audio als Acoustic Loading Technology bezeichnet und das Zusammenwirken von Gehäuse, Chassis und Raumakustik in seiner Gesamtheit berücksichtigt.

Das Geheimnis der Bassperformance: Öffnungen an der Unterseite
Das Geheimnis der Bassperformance: Öffnungen an der Unterseite

 

Die Entwickler Ron Griewe und Sean Casey nahmen angeblich Anleihen aus der Strömungslehre, die beim Motorenbau in der Automobilindustrie angewendet wird. So konnten sie die Bandbreite nach unten erweiterten, in dem sie ein aufwendiges Modell von Impulsverarbeitung und Druckverteilungen im Gehäuse simulierten. Ein Blick ins Innere des Lautsprechers zeigt eine pyramidenähnliche Struktur, die bis zur halben Höhe des Gehäuses reicht und mittels der erwähnten Öffnungen mit den jeweiligen raumakustischen Parametern kommunizieren soll. Damit dies auch funktioniert, braucht die OMEN DEF auch Luft zum Atmen. Direkt auf den Boden gestellt, wird aus dem elaborierten Design ganz einfach eine geschlossene Box, mit deutlichen Auswirkungen auf den dann wiedergegebenen Tieftonanteil. Sechs Millimeter genügen angeblich, um den definierten Luftstrom sicherzustellen, in der Praxis wird der Bass tatsächlich schlanker, wenn diese Grenze unterschritten wird, bei zu großem Abstand wird der Bass weicher aber auch etwas unpräziser.

Einfach und effektiv: Speikes zur Regulierung des Bodenabstandes
Einfach und effektiv: Speikes zur Regulierung des Bodenabstandes

Nachdem die Aufstellung wie erwähnt bei meinem Kollegen Amré Ibrahim nicht unproblematisch war, kamen leise Zweifel an der Behauptung von Zu Audio auf, dass es sich um völlig aufstellungsunkritische Lautsprecher handelt. Diese wurden jedoch in einem größeren Hörraum, in den die OMENs zum Einspielen verfrachtet wurden, nicht bestätigt. Angeblich wird jeder Lautsprecher 200 Stunden eingespielt, bevor er die Firma verlässt „and they should sound good right out of the box“ behauptet Zu Audio. Da es jedoch ein kalter Wintertag war, hielt ich mich an die oben erwähnte Regel von der Aufwärmzeit und lies es zu, dass sich der Lautsprecher an Luftfeuchtigkeit und Umgebungstemperatur gewöhnen konnte. Ein erster Höreindruck bestätigte die Vorzüge einer hart aufgehängten Papiermembran. Die Zu Audio Box bestach durch Antrittsschnelligkeit und druckvolle Dynamik. Von der Aufdickung im Bass in Amrés vergleichsweise kleinem Hörraum war bei 60 Qudratmeter nichts mehr zu bemerken. Sehr wohl fiel jedoch der prominent agierende Hochtöner auf, der den breitbändertypischen wunderbaren Mitten allzuviele Glanzlichter aufsetzte.

Ein Blick ins Innere, Gehäuse aus MDF, makellos furniert
Ein Blick ins Innere, Gehäuse aus MDF, makellos furniert

Über mehrere Tage und Nächte liefen die OMEN DEFs fast ununterbrochen und das bei mitunter beträchtlichen Lautstärken. Die dabei einsetzenden Veränderungen waren deutlich wahrnehmbar. Das Klangbild wurde insgesamt homogener, die faszinierenden Attribute guter Breitbandlautsprecher kamen deutlicher hervor. Dies mag zum einen den mechanischen Veränderungen der Chassis durch die Einspielzeit geschuldet sein, kann aber auch an einem psycho-akustischen Phänomen liegen.

Das menschliche Ohr scheint sich an veränderte Rahmenbedingungen zu gewöhnen und Überlagerungen und Welligkeiten im Frequenzgang oft erstaunlich schnell unterdrücken zu können. Immer wieder verblüfft mich der Umstand, dass zum Beispiel Berufsmusiker oft durchaus mittelmäßige Anlagen zu Hause nutzen. Wer täglich hört, wie ein natürliches Instrument zu klingen hat, verzeiht anscheinend leichter Fehler in einer Wiedergabekette, die ja ohnehin nie an das Original heranreichen kann.

Steigt man von einem sehr neutralen und messtechnisch hervorragenden Lautsprecher wie der Thiel 3.7 oder der Duetta von Udo Wohlgemuth unmittelbar auf den amerikanischen Lautsprecher um, so kann man sich der irritierenden Faszination kaum entziehen, dass Lautsprecher auch nach ganz anderen Kriterien abgestimmt werden können. In der ersten Hörphase wurde die Erinnerung an den Sound, der über einen alten Gitarren-Röhrenverstärker rüberkommt immer wieder wach gerufen. Das macht richtig Spaß, besonders wenn im abendlichen Dunkel auch tatsächlich ein paar Röhren am Hörplatz vor sich hin glimmen. Ganz so abwegig ist dieser Gedanke gar nicht, wenn man die technische Nähe zur Firma Eminence aus Kentucky unterstellt, die einen beträchtlichen Teil ihres Geschäftserfolges durch Chassis für Gitarrenverstärker zurückführen kann.


Leicht und schnell: Papier als Membranmaterial
Leicht und schnell: Papier als Membranmaterial

Nach circa 100 Stunden intensiver Einspielzeit trat das sympathische und anmachend knackige Aufspielen immer deutlicher hervor, der Bass wurde präziser und reichte anscheinend tiefer hinab. Obwohl sich auch der Hochtöner offensichtlich mit der Einspielzeit besser integrierte, stach er bei direkter Ausrichtung auf den Hörplatz durch großen Detailreichtum hervor. Wer etwas weniger Hochtonanteil wünscht, kann das mit einer geringeren Einwinkelung  jederzeit dem individuellen Geschmack anpassen. Das große Plus von Lautsprechern, die einen großen Frequenzbereich abbilden, ist die mühelose Darstellung von Räumlichkeit, vielleicht gerade deshalb, weil keine Frequenzweiche die Übergabe von Informationen aus unterschiedlichen Schallquellen vermitteln muss. Mit dem Einwinkeln lässt sich auch die Raumabbildung der OMEN DEF steuern: Auf den Hörplatz ausgerichtet ergibt sich die wunderbare Plastizität aber auch Intimität einer vergleichsweise kleinen Bühne, was durch den Einsatz eines Triodenverstärkers noch unterstützt wird. Weiter nach außen gedreht öffnet sich die Bühne weit über die Position der Lautstärke hinaus, die Abbildung gerät weniger tief, jedoch völlig von den Lautsprechern losgelöst.

Bei der Verwendung von wattarmen Verstärkern wie der erwähnten Sun Audio 300B Endstufe oder einer First Watt von Nelson Pass fällt auf, dass der Wirkungsgrad mit 98 Dezibel wohl eher optimistisch angegeben ist. Tonal eine große Freude, kommen diese Verstärker bei gehobener Lautstärke doch deutlich an ihre Grenzen. Was die Zu Audio OMEN DEF tatsächlich an Dynamikumfang zu bieten haben, offenbarte sich erst, als ein Vintage VTL 300 Verstärker zum Zug kam. Hier verband sich die Autorität der großen Röhre mit der Spielfreude des Lautsprechers auf mitreißende Art und Weise. Dies führt dazu, dass man unmerklich dazu neigt, die audiophilen Vorführschätze zur Seite zu legen und nach alten Schallplatten zu suchen, die vielleicht schon Jahrzehnte zurückliegende Erinnerungen an emotional intensive Zeiten wachrufen können.

Solide Anschlussklemmen, kein Biwiring möglich
Solide Anschlussklemmen, kein Biwiring möglich

 

Ein entscheidendes Kriterium, ob ein Lautsprecher geeignet ist, einen dauerhaft zu begleiten, ist die Art und Weise, wie glaubhaft Stimmen wiedergegeben werden. Troels Gravesen, dem dänischen Entwickler, ist ein interessanter Test zu verdanken, der leicht in der eigenen Anlage nachvollziehbar ist. Um herauszufinden, wie es um die tonale Balance von Lautsprechern im kritischen Bereich um die 300 Hertz bestellt ist, empfiehlt er einen Track der norwegischen Ausnahmegruppe Siri’s Svalve Band: Wenige Sekunden nach Beginn der Nummer „You make me feel like a natural women“ singt Siri solo „… and when I had to face another day ….” . Gravesen beschreibt das Wort “another“ als reines D, und weißt den Messschrieb mit 293,66 Hz nach. Es ist erstaunlich, wie laut Siri dieses D zu singen vermag, wobei sie wohl auch ihre Stimme überbeansprucht und erstaunliche Obertöne produziert. Ohne auf die künstlerische Qualität der Performance einzugehen, ist es eine Tatsache, dass viele Lautsprecher diese Passage nicht authentisch wiedergeben können.

Kleine Mitteltöner zum Beispiel scheinen einfach eine zu geringe Membranfläche für diese spezielle Anforderung zu haben und produzieren nichtlineare Verzerrungen, die sofort unangenehm auffallen. Gravesen bemerkte, dass Breitbandlautsprecher Siri’s D hingegen durchaus selbstverständlich abbilden können. Dies hängt mit den Kriterien von Phasenrichtigkeit und Impulsgenauigkeit zusammen und dem Umstand, dass die Probleme, die bei der Verwendung von konventionellen Chassis und ihrer oft vorliegenden Trennfrequenz bei 300 Hz entstehen, bei einem Breitbänder prinzipbedingt gar nicht vorkommen.

Die OMEN DEF jedenfalls gehen mit dieser Herausforderung spielerisch um und bilden Siri’s Stimme mit einer Kraft und Farbigkeit ab, die ihresgleichen suchen. Eine Form der Frequenzweiche nützen die Zehn-Zöller jedoch auch ohne Verwendung elektronischer Bauteile. Ihr aus der Chassismitte ragender „whizzer cone“ ist lediglich die mechanische Form einer Frequenzweiche, auch wenn sie erst weit jenseits der 5000 Hz zum Tragen kommt. Auch hier bleiben Phasendrehungen im Hochtonbereich nicht aus, die im Fall der OMEN DEF jedoch das Hörvergnügen nicht beeinträchtigen.

Sauber aus dem Vollen gedreht: „Whizzer cone“ als mechanische Frequenzweiche
Sauber aus dem Vollen gedreht: „Whizzer cone“ als mechanische Frequenzweiche

 

 

STATEMENT

Hörvergnügen ist auch das Stichwort, das nach Wochen der intensiven Auseinandersetzung mit dem amerikanischen Lautsprecher bleibt. Die Zu Audio DEF erhebt nicht den Anspruch eines streng linearen aber anämischen Lautsprechers, sondern begeistert mit Spielfreude und geradezu hemmungsloser Impulsivität. Somit passt er in eine Zeit, die unkonventionelle und pragmatische Ansätze stärker schätzt als langweilige technische Lösungen. Mit seiner Fröhlichkeit eröffnet er neuen Kundenschichten den Weg in die HiFi Welt und noch dazu zu einem vergleichsweise moderaten Preis. „Good value for money“.
GEHÖRT MIT
CD Player dcs Puccini
Plattenspieler Platine Verdier
Tonarm Graham Phantom
Tonabnehmer Benz Micro Ruby Open Air
Vorverstärker VTL Maximal Deluxe, Musical Fidelity KW, Atoll PR 200
Endverstärker Sun Audio 300B, First Watt/Nelson Pass, Atoll AM 200, VTL 300 Deluxe
Lautsprecher Thiel 3.7, Duetta ADW, Avalon Transcendent

 

HERSTELLERANGABEN
Zu Audio OMEN DEF
Prinzip Vollbereichslautsprecher mit Superhochtöner
Abmessungen (B/H/T) 30,5/119,4/30,5 cm
Wirkungsgrad 98 dB/W/m
Impedanz 6 Ohm
Gewicht 36 kg
Garantie 5 Jahre
Paapreis 4400 Euro

 

VERTRIEB
TCG Handels GmbH
Anschrift Döppers Esch 7
48531 Nordhorn
Telefon +49 5921 78849-27
E-Mail info@tcg-gmbh.de

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Mittwoch, 15 Februar 2012 01:00

Audio Exklusiv P2

Noch viel lieber als diese Phonostufe auf Transistorbasis hätte Audio Exklusiv-Chef Andreas Schönberg eine Hybridkonstruktion realisiert. Mir hingegen gegen ist die Technik reichlich egal, wenn sich die P2 als genau so offen und ehrlich erweist wie ihr Erbauer.
teaser


Schwarze Schönheit: der P2 mit schwarz verchromten Bedienungselementen und einer Front aus Nero Assoluto
Schwarze Schönheit: der P2 mit schwarz verchromten Bedienungselementen und einer Front aus Nero Assoluto

Seit dem Andreas Schönberg vor etwas mehr als zwei Jahren mit der Wiederbelebung der Traditionsmarke Audio Exklusiv begonnen hat, geht es für ihn nur in eine Richtung: Recht steil bergauf, was sich in der stetig steigenden Zahl der Produkte und dem Hinzukommen immer neuer Vertriebe im Ausland ebenso niederschlägt wie in wachsenden Umsatzzahlen und geradezu euphorischen Testberichten. Grund dafür sind vor allem ein hervorragender Klang der preislich im Vergleich zu den Mitbewerbern überaus moderaten Komponenten und der fast völlige Verzicht auf marketingtechnische Schaumschlägerei. Und dazu passt es eben auch, in der Produktinformation zum P2 unumwunden zuzugeben, dass ihm eigentlich eine andere als die in die Tat umgesetzte technische Lösung lieber gewesen wäre. Doch dazu später.

Ich hatte mein Aha-Erlebnis vor etwas mehr als einem Jahr, als ich in meiner Beschäftigung mit Hifi zum allerersten Mal überhaupt mit Audio Exklusiv Verstärkern in Berührung kam: Beim Test der Röhrenvor- und Hybridendstufe konnte ich nur darüber staunen, wie viel Klang und fein verarbeitetes Material Andreas Schönberg und sein Team dem Kunden fürs Geld bieten. Trotz der Röhren im Signalweg ist hier niemand der Versuchung erlegen, den Verstärkern einen Sound anzuzüchten, da halten sich die Amps vornehm im Hintergrund und verwöhnen mit Details, Klangfarben, Dynamik und Raum – wenn der Tonträger dies hergibt. Die Erwartungshaltung ist also recht hoch, als die P2 bei mir eintrifft.

Für Moving-Magnet-Systeme stehen drei Lastkapazitäten zu Wahl
Für Moving-Magnet-Systeme stehen drei Lastkapazitäten zu Wahl

Doch schon beim Auspacken nimmt sie mich für sich ein: Während ich mit P1 und P7 wegen ihrer von Gold dominierten Optik, zumindest was das Design anbelangt, nicht so richtig warm wurde, gibt sich die Phonostufe mit ihrer Nero Assoluto Front und den schwarzen Bedienelementen ausgesprochen zurückhaltend und elegant. Das übrige Gehäuse ist wie bei Audio Exklusiv üblich aus zwei Millimeter dickem Stahlblech gefertigt und mit Schwermatten bedämpft, und auch mit dem speziellen, hochwirksamen, weißen Material zur Resonanzabsorbation, das auch bei den von Amré Ibrahim hoch geschätzten Silentplugs zum Einsatz kommt, wurde hier nicht gespart: Wie in der P7 wurden die Abstandshalter für die Platinen sowie die Befestigungsschrauben unter beträchtlichem Aufwand aufgebohrt und mit dem Stoff gefüllt, über den sich Andreas Schönberg ansonsten verständlicherweise ausschweigt. Aber damit nicht genug: Die gasgefüllten Reedrelais, die die Umschaltung der Eingänge, der Verstärkung und der Eingangswiderstände respektive -kapazitäten bewerkstelligen, die Feldeffekt-Transistoren der kaskadierten MC-Stufe und die beiden FETs der MM-Stufe wurden ebenfalls mit dem Spezialkunststoff beruhigt.

Bis zur RIAA-Entzerrung ist der Signalweg im P2 frei von Koppelkondensatoren. Servoschaltungen sorgen dafür, dass kein Gleichstrom fließt. Erst vor der Class-A-Ausgangsstufe findet sich eine Kapazität: eine Kombination aus den speziell für Audio Exklusiv gefertigten Folienkondensatoren und solchen mit Ölpapier und Glimmer. Entsprechend hochwertig sind natürlich auch die an klangrelevanten Stellen eingesetzten Widerstände: Audio Exklusiv bedient sich hier bei den Premiumherstellern Vishay und Holco.


Die Verstärkung für Moving Coils ist in drei Zehn-Dezibel-Schritten einstellbar. Es werden sechs Eingangsimpedanzen angeboten
Die Verstärkung für Moving Coils ist in drei Zehn-Dezibel-Schritten einstellbar. Es werden sechs Eingangsimpedanzen angeboten

Während man sich im Signalweg auf eine Kapazität beschränkt, können es bei der Stromversorgung gar nicht genug sein: Nach einem hochwertigen Eingangsnetzfilter, den ausgesprochen großzügig dimensionierten Trafos eines jeden Kanals und den schnellen Gleichrichterdioden geht es mit einer Siebung aus Spulen, Widerständen und Elkos mit 60000 µFarad weiter. Dazu kommen dann noch – natürlich ebenfalls pro Kanal – die 6000 µFarad in den Panasonic-FC-Kondensatoren, die in der Nähe der Verbraucher auf der Signalplatine mit ihren 105 Mikrometer dicken Leiterbahnen positioniert wurden. Darüber hinaus sollen sogenannte Kapazitätsmultiplier zur virtuellen Kapazitätsvergrößerung zu einer rippelfreien Stromversorgung beitragen, so dass die Audioschaltungen unter optimalen äußeren Bedingungen arbeiten können. Eine geschirmte Innenverkabelung hoher Qualität und ein Phasendetektor runden das bisher so positive Erscheinungsbild der P2 ab.

Der Besitzer dieser Phonovorstufe braucht sich auch nicht – wie anderswo leider allzu oft üblich – mit winzigen Mäuseklavieren herumzuschlagen, um für den Tonabnehmer die richtige Anpassung zu finden. Per Drehschalter an der Frontplatte kann er bei der P2 bequem zwischen MM und MC und hier zwischen drei verschiedenen Verstärkungen wählen. Er hat auch die Auswahl zwischen drei Lastkapazitäten für Moving-Magnet-Systeme und sechs Lastimpedanzen für Moving-Coils. Wem das nicht reicht, der kann die Cinch-Buchsen, die den unsymmetrischen Eingängen parallelgeschaltet sind, noch zusätzlich mit Widerstandssteckern seiner Wahl bestücken. An der Ausstattung der P2 wurde also ebenfalls nicht gespart.

Wer die recht hoch gewählten Abschlusswiderstände für nicht fein genug abgestuft hält, kann an den „ MC Load‟-Buchsen Parallelwiderstände nach Wahl ergänzen, um auf seinen Wunschwert zu kommen. Die Phasen-Lampe rechts leuchtet, wenn die Polung des Steckers korrekt ist
Wer die recht hoch gewählten Abschlusswiderstände für nicht fein genug abgestuft hält, kann an den „ MC Load‟-Buchsen Parallelwiderstände nach Wahl ergänzen, um auf seinen Wunschwert zu kommen. Die Phasen-Lampe rechts leuchtet, wenn die Polung des Steckers korrekt ist

Ich habe der P2 dann gerade mal eine halbe Stunde zur Akklimatisierung auf der oberen Ebene des Pagode-Racks gegönnt, bevor ich ein paar Aufstellungsvarianten ausprobiert habe: zuerst direkt auf dem Holz, dann mit einer Audio Exklusiv d.C.d. Base und schließlich mit den d.C.d. Feet zwischen Base und Gerät. Wie zu erwarten hatten die firmeneigenen Goodies durchaus positive Auswirkungen auf den Klang der P2. Die verhältnismäßig überschaubaren Investitionen sorgten für eine noch etwas größere imaginäre Bühne und eine noch packendere Dynamik: Impulse hoben sich beeindruckender von einer nun noch schwärzeren, tiefen Stille ab. Den krönenden Abschluss bildeten dann vier Silentplugs, die den nicht genutzten MM-Eingang und die Buchsen für individuellen Abschlusswiderstände belegten. Dabei harmonierten Gerät und Zubehör bestens: Hier wird keine etwaigen Schwachstelle der Komponente mit zusätzlichem Aufwand kompensiert – bisher kann ich bei der P2 beim besten Willen nicht die kleinste Schwäche entdecken. Die Silentplugs, die Base und die Feet legen vielmehr in allen Disziplinen, in denen die Phonostufe sowie schon überzeugende Leistungen bringt, die Messlatte noch ein kleines Stückchen höher. Und deswegen bringe ich es auch nicht über mich, das so wirkungsvolle Zubehör bei Sammeln weiterer Erfahrungen mit der Schwarzen Schönheit außen vor zu lassen. Damit wir uns nicht falsch verstehen: Die P2 kann auch allein ganz hervorragend bestehen, sie ist keinesfalls auf die drei kleinen Helfer angewiesen. Mit ihnen lassen sich LPs aber einfach mit noch ein wenig mehr Spaß genießen. Und darum geht es schließlich – wenn möglich, auch bei der Arbeit.


Ich habe dann einige Wochen mit der Audio Exklusiv Phonostufe im Alltagsbetrieb Musik gehört, ohne irgendwelche Vergleiche, ohne überhaupt an diesen Test zu denken. Und in dieser Zeit habe ich meinen etatmäßigen Entzerrer, die symmetrischen Einsteins, nicht einmal vermisst. Auch über einen längeren Zeitraum zeigte die P2 nicht die geringste Auffälligkeit. Die Tatsache, dass man längere Zeit völlig zufrieden mit einer zu testenden Komponente in seiner Kette gelebt hat, hat für mich zwar schon jede Menge Aussagekraft, dürfte Ihnen allerdings deutlich zu pauschal sein. Und deshalb habe ich den Phonoentzerrer nach seinem Besuch in unserem Fotostudio noch einmal ausgiebig gehört, mit unterschiedlichen Tonabnehmer und im Vergleich zu Einsteins The Turntable‘s Choice. Da grade von Spaß die Rede war, beginne ich mit Muddy Waters „Mannish Boy‟ auf der 45er-LP zum Levis-Werbespot und dem Brinkmannschen EMT-Derivat: Da sind  überschäumende Spielfreude der Musiker und ein packender Groove garantiert, und zwar bei beiden Entzerrern, die sich insgesamt nicht viel nehmen. Der Einstein macht in den unteren Oktaven minimal mehr Druck und klingt einen Hauch dreckiger, was bei dieser Art von Musik durchaus authentisch wirkt. Dafür umgibt der Audio Exklusiv die Instrumente mit etwas mehr Luft wieder und zeichnet die Höhen eine Spur einschmeichelnder. Allerdings musste der deutlich teurere Einstein für diesen Test auf die Fensterbank hinten den Racks ausweichen, und auch die unsymmetrischen respektive symmetrischen Kabel, die die Tonarme mit den Phonostufen verbinden, kommen nicht vom selben Hersteller, wenn auch aus der derselben, hohen Qualitätsstufe.

Nach dem Netzfilter geht es strikt kanalgetrennt weiter. Die Lasten für die Tonabnehmer und die Eingänge werden per Relais gewählt
Nach dem Netzfilter geht es strikt kanalgetrennt weiter. Die Lasten für die Tonabnehmer und die Eingänge werden per Relais gewählt

Weiter geht‘s mit der Decca SPA 233 und Rodrigos Concierto De Aranjuez: Hier spielt der P2 sehr fein und klangfarbenstark, zeichnet ein filigranes und etwas distanzierteres Bild, während der Einstein ein wenig zupackender agiert und eine etwas größere, nähere, in ihrer Gesamtheit mindestens ebenso tiefe Abbildung präsentiert. Jeder der beiden Entzerrer für sich genommen setzt die Signale des EMT völlig überzeugend und in sich stimmig in Szene, nur wenn man den Gegenentwurf des Vergleichsgerätes hört, kommt man ins Grübeln darüber, ob hier vielleicht eine etwas energiereichere Gangart und dort ein Quäntchen mehr Luftigkeit wünschenswert wäre. Die ungemein hohe Qualität der beiden Phonostufen steht dennoch außer Frage.

Wechseln wir zum Kuzma 4Point und dem Lyra Olympos. Hier bezieht der Einstein sein Signal über die durchgehenden Kabel, während der Audio Exklusiv über die Cinch-Box und die Ortofon TSW 5000 verbunden wird – natürlich nicht gleichzeitig. Aber auch dieses Experiment gelingt nur zum Teil, denn wenn die Cinch-Verbindung zum P2 besteht, hängt das fest mit Arm verbundene Kabel mit den XLR-Stecker quasi in der Luft und betätigt sich als Antenne. Neben dem Signal vom Olympos bekommt der Audio Exklusiv auch ein schwaches Radiosignal. Man kann die Qualitäten des Lyra zwar erkennen, ein Vergleich des P2 mit dem Einstein verbietet sich unter diesen Umständen jedoch. Daher steht nun eine kleine Umbaupause an: Ein SME V nimmt die Position des Kuzma ein und wird mit einem Lyra Titan i bestückt. Auf dem Teller liegt nun das Reissue der Three Blind Mice TBM-63: Isao Suzukis Black Orpheus. Die Impulse von Cello und Bass und die rauhen Töne eines angezerrten Fender Rhodes springen einen förmlich an. Der außergewöhnlich direkte Studiosound versprüht einen unwiderstehlichem Groove und eine enorme, geschmeidige Kraft. Und das ganz unabhängig davon, ob Einstein oder Audio Exklusiv die Entzerrung übernehmen. Mit beiden lässt sich die Scheibe ungeheuer intensiv genießen. Was macht da ein wenig mehr Druck hier oder ein bisschen mehr Durchzeichnung da noch aus, wenn man sich auf solch hohem Niveau bewegt?

Transistoren und Relais werden mit resonanzabsorbierendem Kunststoff bedämpft
Transistoren und Relais werden mit resonanzabsorbierendem Kunststoff bedämpft

 

 

STATEMENT

Erfreulicherweise bleibt Audio Exklusiv seiner Linie treu: Auch der P2 überzeugt mit einem in sich stimmigen, sehr offenen Klangbild und erlaubt sich nicht die kleinste Abweichung vom Pfad der Tugend. Der P2 braucht weder Effekte oder sonstige Auffälligkeiten im Frequenzgang, um den Zuhörer in den Bann der Musik zu ziehen. Das schafft er mit seinem perfekten Timing und den satten Klangfarben spielend. Es dürfte enorm schwierig sein, einen auch nur ebenso gut klingenden und ähnlich hochwertig verarbeiteten Entzerrer zu diesem Preis zu finden!
GEHÖRT MIT
Plattenspieler Brinkmann LaGrange mit Röhrennetzteil
Tonarm Brinkmann 12.1, Kuzma 4point, SME V
Tonabnehmer Lyra Olympos und Titan i, Brinkmann EMT ti
Phonostufe Einstein The Turntable‘s Choice (sym)
Vorverstärker Brinkmann Marconi
Endstufe Brinkmann Monos
Lautsprecher LumenWhite DiamondLight Monitors
Kabel Ortofon TSW 5000 Silber
Precision Interface Technology
HMS Gran Finale Jubilee
Audioplan Powercord S
Zubehör PS Audio Power P5
Clearaudio Matrix
Sun Leiste
Audioplan Powerstar
HMS-Wandsteckdosen
Acapella Basen
Acoustic System Füße und Resonatoren
Finite Elemente Pagode Master Reference Heavy Duty und Cerabase
Harmonix Real Focus
Audio Exklusiv d.C.d Base, Feet und Silentplugs

 

HERSTELLERANGABEN
Phonovorverstärker P2
Frequenzgang 20 Hz - 20 kHz (-0.15 / + 0.18 dB)
Geräuschspannungsabstand (MM / MC) 98 dB / 86 dB
Fremdspannungsabstand (MM / MC) 86 dB / 75 dB
THD+N 0,017 %
Eingangswiderstand MC 100, 250, 510, 850, 1000, 47000 Ohm
Eingangkapazität MM 50, 100, 150 pF
MC Verstärkung 10 / 20 / 30 dB
Leistungsaufnahme (Leerlauf) 14 Watt
Abmessungen (B/H/T) 480/125/465 mm
Gewicht 15,5 kg
Preis ab 3800 Euro
Garantie 2 Jahre

 

HERSTELLER/VERTRIEB
Audio Exklusiv
Anschrift Andreas Schönberg
Altkönigstr. 20
61194 Niddatal
Telefon 0 60 34 - 90 70 85
Fax 0 60 34 - 90 70 86
E-Mail info@audio-exklusiv.de
Internet www.audio-exklusiv.de

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Vor nicht ganz zwei Jahren haben wir unsere Download-Reihe mit einem Stück von Dieter Ilg und Charlie Mariano begonnen. Nun ist es wieder so weit: Pünktlich zur Fertigstellung der LP mit Otello-Variationen für Jazz-Trio präsentieren wir Ihnen ein weiteres musikalisches Schmankerl unseres Lieblingsbassisten.
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Auf der LP sind andere Stücke zu hören als auf der Studio- und Live-CD. Selbstverständlich entschied sich auch Dieter Ilg für ein oppulentes Klapp-Cover
Auf der LP sind andere Stücke zu hören als auf der Studio- und Live-CD. Selbstverständlich entschied sich auch Dieter Ilg für ein oppulentes Klapp-Cover

Diese Scheibe ist zwar nicht auf unserem Label sommelier du son erschienen, sondern auf dem Dieter Ilgs, das er, da er als passionierter Gourmet und Restaurantkritiker alles Fettreduzierte vehement ableht, programmatisch FullFat taufte. Oder sollte etwa der Sound seines Viersaiters bei der Namensgebung auch eine Rolle gespielt haben? FullFat hin, sommelier her: Unabhängig vom Namen des Labels ist „Otello live at Schloss Elmau Special analogue edition‟, was die technische Realisation anbelangt, eine waschechte sds-Produktion: Zwar wurden bei der Aufnahme neun der zehn Kanäle eines Acousta Mischpultes genutzt – schließlich beanspruchte auch die lediglich in zwei Stücken von Schlagzeuger und Perkussionist Patrice Herals eingesetzte Elektronik ihre Tonspuren –, doch wurden die neun Signale live, also während des Konzertes auf die beiden Stereo-Kanäle verteilt. Danach ging es dann gewohnt puristisch weiter: Weder kamen Effektgeräte noch Limiter noch Kompressoren zum Einsatz, wie man auf dem Bildschirmfoto erkennt: Es zeigt die parallel aufgezeichnete digitale Sicherheitskopie des Songs im Mastering-Programm. Mit Sonic-Studios soundBlade wurden die hier angebotenen Downloads geschnitten, auf den Normpegel gebracht und in einem Fall auf das CD-Format heruntergerechnet.

Würde man einige wenig Impulse beschneiden, wären leicht drei Dezibel mehr Lautstärke möglich
Würde man einige wenig Impulse beschneiden, wären leicht drei Dezibel mehr Lautstärke möglich

Doch zurück zur LP-Produktion: Ein klein wenig Dynamikbeeinflussung könnte hier allenfalls die Bandsättigung des „heiß‟ ausgesteuerten Tapes gebracht haben. Auf eine klangliche Nachbehandlung der Session-Tapes haben wir wohlweißlich verzichtet, da hierzu eine Überspielung auf ein Mastertape nötig wäre und eine solche in der analogen Welt unweigerlich mit Überspielverlusten verbunden ist. Daher bestand die einzige Nachbearbeitung darin, die gewünschten Stücke ohne den anschließenden Applaus aus den Session-Tapes herauszuschneiden und in der richtigen Reihenfolge mit ein wenig Gelbband für die Pausen dazwischen wieder zusammenzukleben.

Das Band, das wir zum Schneiden der Lackfolien mitnahmen, bestand also aus Teilen der Tapes, auf die wir während des Konzertes aufgenommen haben. Weniger Zwischenstufen sind nur bei einem Direktschnitt möglich. Geschnitten hat die Lackfolien dann Willem Makkee in seinem privaten Studio in Langenhagen. Wir sind davon überzeugt, dass die 40 Jahre Schneide-Erfahrung, die er verkörpert, dem Klang der Scheibe ausgesprochen gut getan haben. Auch er hat übrigens auf jegliche Klangmanipulation verzichtet. Die Galvanik sowie die Pressung übernahm die Pallas in Diepholz.

Da man sich für die Analog- und die Digital-Aufnahme nicht auf einen Mischer einigen konnte und die Mikrofonsignale auch nicht splitten wollte, wurde doppelt mikrofoniert, was Patrice Heral zum Glück nicht störte. Damit auch seine elektronischen Sounds als Punktschallquelle wahrgenommen wurden, übernahm ein Bose L1 System ihre Verstärkung
Da man sich für die Analog- und die Digital-Aufnahme nicht auf einen Mischer einigen konnte und die Mikrofonsignale auch nicht splitten wollte, wurde doppelt mikrofoniert, was Patrice Heral zum Glück nicht störte. Damit auch seine elektronischen Sounds als Punktschallquelle wahrgenommen wurden, übernahm ein Bose L1 System ihre Verstärkung

Nach dem Konzert: Rainer Böhm, Dieter Ilg und Patrice Heral. Das Sofa stand übrigens auf der Bühne hinter dem Bassisten und hatte einen positiven Einfluss auf die Akustik
Nach dem Konzert: Rainer Böhm, Dieter Ilg und Patrice Heral. Das Sofa stand übrigens auf der Bühne hinter dem Bassisten und hatte einen positiven Einfluss auf die Akustik
Zur Musik: Wo Otello draufsteht, ist auch Verdi drin. Deutschlands bester Bassist und seine Begleiter – Rainer Böhm am Flügel und Patrice Heral an Schlagzeug und Elektronik interpretieren hier die bestens bekannten Arien, die Dieter Ilg für das Jazz-Trio bearbeitete. Eine Studio-CD mit den Arrangements des Bassisten überzeugte die Juroren von Deutschlands wohl wichtigstem Musikpreis derart, dass sie ihn mit dem Echo Eward 2011 auszeichneten. Dabei wollte Dieter Ilg es aber nicht bewenden lassen: Er bearbeitete inzwischen weitere Stücke aus der Oper für sein Trio, um sie in einer Live-Version zu präsentieren. Das tat er im vergangenen Jahr unter anderem in Schloss Elmau, wo er einige Zeit als Artist In Residence verbrachte. Da wir ihn dort mit seinem Solo-Programm schon für unsere erste LP aufgenommen hatten, lag es nahe, das Otello-Konzert und die vorausgehenden Proben ebenfalls im Schloss aufzuzeichnen. Und das passierte gleich zweimal: zum einen auf mehreren Spuren digital für eine CD, die auf dem ACT-Label erschien, und zum anderen auf den jeweils zwei Spuren zweier Studer A810 für die LP.

Für die CD schöpfte man dann aus dem gesamten, während der beiden Tage eingespielten Material, das auf digitalem Weg klanglich optimiert werden konnte. Für die LP wählte Dieter Ilg ausschließlich aus den Songs aus, die vor Publikum aufgezeichnet wurden: Der Klang des Trios war nämlich deutlich differenzierter, als die Zuhörer mit ihrer Anwesenheit für ein bisschen mehr Dämpfung und weniger Nachhall sorgten. Ich denke, die Beschränkung auf das Konzert hat sich wirklich gelohnt. Doch urteilen Sie selbst und genießen Sie Verdi mit mehr Groove denn je!


PS: Als Download-Button dient das Cover der CD, die bei ACT erschienen und im Fachhandel erhältlich ist. Die LP gibt es direkt bei www.dieterilg.de oder bei einschlägig bekannten Analogspezialisten wie DaCapo

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Hier ist er endlich, der schon für gestern angekündigte zweite Teil der Berichterstattung über die Hifi-Tage in Hamburg.
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Da der von der High End On Tour begeisterte Kollege dennoch nur einen Tag dort verbringen konnte und deshalb auch den zweiten Teil seines Artikels gestern schon fertig hatte, habe ich ihm gern den Vortritt gelassen, als es um die abschließende Würdigung der Ausstellungen in Hamburg und Darmstadt ging, erlaubte mir dies doch nach über 800 Kilometern Fahrt durch die eisige Republik statt Arbeit an der Tastatur ein wenig Ruhe.

Bei den Norddeutschen Hifi-Tagen sammelte ich nicht nur Informationen für diesen und den vorherigen Messebericht, sondern unterhielt mit meiner Gattin auch einen Stand zur Werbung für Hifistatement und zum Verkauf der Scheiben von sommelier du son. Zusammen mit dem starken Zuwachs an Ausstellern und genutzter Fläche – neben dem Erd- und dem erstem Obergeschoss wurden nun auch noch mehr Stockwerke in luftiger Höhe, konkret die Etagen 15 bis 18, belegt – führte dies schließlich dazu, dass ich es nicht einmal in alle Räume schaffte: Mitten in der 15. Etage überraschte mich das Messeende. Ein wenig Schuld daran wälze ich gerne auf die Vielzahl von Besuchern und die dadurch oft übervollen Räume ab, die ein zügiges Arbeiten nicht gerade erleichterten. Doch ernsthaft: Gerade der Andrang von vorsichtig geschätzten 3500 Hifi-Interessierten ist es ja, der diese über die Jahre gewachsene Veranstaltung zu einem Erfolg und alle Aussteller rundum zufrieden machte. Vielen Dank für diese gelungene Messe an Wolfgang Borchert, seine wie immer ebenso freundlichen wie engagierten Familienmitglieder und das Team vom Hifi Studio Bramfeld!


 

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In der Einleitung zu Teil eins habe ich meiner Begeisterung über diese Messe ja schon kund getan. Und deshalb will ich es keinesfalls dabei bewenden lassen: die High End On Tour in Darmstadt zum Zweiten.
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Gerade rechtzeitig, um sich die kalten Tage audiophil zu vertreiben, hat die High End On Tour in Darmstadt ihre Zelte aufgeschlagen.
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Und gleich vorweg kann man sagen, dass der Veranstaltungsort sehr geeignet war, um unserem geliebten Zeitvertreib nachzugehen. Denn nicht oft findet man diese Kombination aus großen und hellen Messeräumen, die nicht nur optisch, sondern auch akustisch für ein adäquates Ambiente sorgen. Aber sicherlich haben auch die Aussteller mit ihren hörens- und sehenswerten Produkten dazu beigetragen, dass ein reger Andrang herrschte und nahezu jede Vorführung proppenvoll war. Bleibt mir nur noch ein Dankeschön an die High End Society und das darmstadtium. Allen nicht Dagewesenen wünsche ich viel Spaß mit unserem Messebericht.


 

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