Dienstag, 15 März 2011 01:00

Q-Acoustics 2020

Braucht die Welt den x-ten Lautsprecherhersteller auf dem hoffnungslos überfüllten Markt in Deutschland? Ja, findet Q-Acoustics und schickt im wenig prestigeträchtigen Segment für günstige Kleinlautsprecher die brandneuen 2020 ins Rennen. Ob das gut geht?

Der Lautsprechermarkt gilt heutzutage als bis zum Bersten überfüllt. Wenn sich ein neuer Hersteller mit seinen Produkten in diesen Markt drängeln will, hat er meist etwas ganz besonderes an Design und Technik zu bieten, um sich von den Konkurrenten zu unterscheiden und im Getümmel überhaupt wahrgenommen zu werden. Solche Neuheiten bewegen sich oft eher im höheren Preisbereich. Im Basissegment sind die Pfründe traditionell verteilt. Wer versucht, hier neu mit zu mischen, muss entweder nicht aus Geld achten oder hat tatsächlich etwas komplett Neues anzubieten. Um so erstaunter war ich, als sich zum Test ein Pärchen Kleinlautsprecher für gerade mal 500 Euro ankündigten – wohl gemerkt für das Paar, nicht pro Stück. Q-Acoustics? Nie gehört. Als ich im Netz die ersten Bilder fand, wurde ich tatsächlich neugierig. Keine Kugeln, Mini-Säulen oder oktaederfömigen Designklöpse, sondern völlig normale Kleinlautsprecher mit konservativer Bestückung.

Q-Acoustics 2020
Q-Acoustics 2020

Q-Acoustics mit Sitz in England wurde 2006 gegründet und hat seitdem in der heimischen Presse bereits große Lobeshymnen für seine preisgünstigen Produkte einheimsen können. Pünktlich zum Modellwechsel kommen die Lautsprecher jetzt auch in Deutschland auf den Markt. Das Programm umfasst zwei verschieden große Regallautsprecher, einen Standlautsprecher, einen Center und einen aktiven Subwoofer – das ist alles. Für den Test wurde der mittlere Kompaktlautsprecher, der 2020, geordert. Von vorne mit 26,5 Zentimeter Höhe beziehungsweise 17 Zentimeter Breite sehr kompakt, holt der 2020 mit 27,8 Zentimetern in der Tiefe im Volumen kräftig auf. Auch bei der Bestückung gibt es nichts Außergewöhnliches zu bestaunen. Ein 12,5 Zentimeter Tiefmitteltonchassis mit Papiermembran (mit Micra-Partikeln?!) arbeitet auf das rückseitig angeordnete Bassreflexrohr und wird bei 2,9 Kilohertz von einer 25 Millimeter Gewebekalotte abgelöst, deren Schwingspulenspalt mit wärmeabführendem Ferrofluid gefüllt ist. Die Optik ist entspannend unspektakulär: Keine Zierringe um die Chassis und keine exotischen, verkaufsfördernden Werkstoffe als buntes Membranmaterial. Hoch- und Tiefmitteltöner sind von hinten in eine Kunststoffplatte geschraubt, die von vorne in das Gehäuse eingelassen und verklebt ist. Das Bi-Wiring-Terminal ist unsichtbar unterhalb des Lautsprechers eingelassen. Wahlweise wird als Zubehör ein passender Ständer oder eine Wandhalterung angeboten. Die Stopfen zur Abstimmung der Bassreflexöffnung auf wandnahe Aufstellung sind mit dabei.

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Die Stopfen für die Bassreflexrohre erlauben eine wandnahe Aufstellung oder eine Positionierung im Regal

Beim Auspacken fällt die extrem hochwertige Verarbeitung des Lautsprechers sofort ins Auge und in die Hand. Das in glänzendem Weiß lackierte Gehäuse ist makellos und handschmeichlerisch. Die Passungen würden selbst in höheren Preisklassen als vorbildlich durchgehen. Wer auf ein hoch glänzendes weißes oder schwarzes Gehäuse verzichten kann und stattdessen ein Finish in Graphit oder Walnuss wählt, kann den Preis für das Paar auf 430,- Euro drücken.

Beim Anschluss etwas fummelig, im Betrieb elegant unsichtbar: die Bi-Wiring-Terminals unterhalb des Lautsprechers
Beim Anschluss etwas fummelig, im Betrieb elegant unsichtbar: die Bi-Wiring-Terminals unterhalb des Lautsprechers

Die Aufstellung ist denkbar unproblematisch. Mit dem Stopfen in der Bassreflexöffnung können die 2020 direkt vor die Wand gestellt oder sogar in ein Regal verfrachtet werden, was bei der schönen Oberflächengestaltung allerdings schade wäre. Bei mir wandern sie ohne Stopfen auf passende Ständer. Der Bassanteil am Klanggeschehen kann über den Abstand zur Rückwand reguliert werden. Zum Glück dicken die Q-Acoustics schon ab circa 25 Zentimeter vor der Wand nicht ungebührlich auf.  Etwas stärkeres Anwinkeln zum Hörplatz hin verschafft die Illusion, vor keinen ortbaren Schallquellen zu sitzen, die akustische Mitte wird schön aufgefüllt. Völlig frei im Raum sollte man sie aber nicht positionieren, das schaffen die kleinen Tieftöner in den bescheidenen Gehäuse einfach nicht.

Mit etwas gemischten Gefühlen geht es in die Hörsession, sind die 2020 ja schon günstig und irgendwo wird ja immer geknapst.

Wer aufgrund der Herkunft jetzt auf eine mittenverliebte Wiedergabe mit weichen Bässen und zurückgenommenen Höhen getippt hat, wird überrascht sein. Offen, klar und ziemlich spritzig gehen die Kleinen zu Werke. Und da ich gern atypisches Musikmaterial für den jeweiligen Kandidaten als Einstieg in den Hörtest nutze, durfte erst einmal Bruckners Siebte unter Mazur mit dem New York Philharmonic Orchestra (Teldec, 1991) elegisch, breit und mit viel Blech, Holz und Kontrabässen auf die 2020 einprügeln. Die nehmen das überhaupt nicht krumm und spannen ein bemerkenswert weites Panorama auf. Ok, Kontrabässen fehlt es untenrum ein wenig, Pauken werden verkleinert, dafür ist der Anstrich der Geigen sehr schön zu verfolgen, der Blick ins musikalische Geschehen ungetrübt. Holzbläser und Hörner sind schön im Orchesterrund lokalisierbar, die mittleren Lagen komen klar  und plastisch, wenn auch nicht sehr körperhaft. Schnell kristallisiert sich eine kleine Vorliebe für die höheren Lagen heraus. Nicht im Sinne von stärkerer Betonung, sondern eher im Sinne von frech und frisch. Ohne in dem Bereich eine Lupe zu sein, servieren die Q-Acoustics viele Details mit guter Auflösung.  Bei den ziejmlich gemeinen Dynamikattacken des Orchesters bleiben sie erstaunlich gelassen und unangestrengt. Dazu kommt eine ausgezeichnete räumliche Abbildung. Auch bei hohen Pegeln neigen sie nicht zur vorschnellen Kompression. Tonal geben sie sich total ehrlich und unverfärbt.


Konservative Anmutung bei modernem Klang verbindet der Tieftöner mit spezieller Beimischung in der Papiermembran
Konservative Anmutung bei modernem Klang verbindet der Tieftöner mit spezieller Beimischung in der Papiermembran

„Beautiful Silence“ vom Album (Listen for) The Rag and Bone Man (Normal, 2007) der ewig unterschätzten Band And Also the Trees' mit Schlagzeug, gezupftem Bass, Cello, Gitarre und Mandoline erzeugt bei einigen Lautsprechern gern mal, ungeachtet der Intensität der Darbietung, einen formidablen, muffigen Klangbrei. Hier trumpfen die Q-Acoustics mit ihrer Abstimmung auf. Der Bass hat für einen Lautsprecher dieser Größe und Preisklasse ordentlich Punch und stemmt die unterschiedlichen Instrumente auseinander. Da die Entwickler auf eine starke Anhebung des Oberbasses – bei Kleinlautsprechern ein beliebtes Mittel, den Bass kräftiger erscheinen zu lassen – verzichtet haben, dickt auch nichts ein. In der Mitte lassen die 2020 Luft und setzen oben ein paar Glanzlichter auf. Dabei agieren sie ausgesprochen locker und lassen auch die Stimme von Simon Huw Jones frei und ausdrucksstark vor die Schallfront treten.

Wenn Sigur Rós am Anfang ihres Albums Með suð í eyrum við spilum endalaust mit „Gobbledigook“ loslegen, bremsen die Q-Acoustics sie nicht aus, sondern entfachen einen fröhlichen musikalischen Drehkreisel im Raum und animieren zum Mitwippen und -tanzen. Dass dabei nicht das letzte Quentchen Druck erzeugt wird und die eh schon etwas hochtonlastige Nummer vielleicht ein klitzekleines bisschen zu stark fetzt, stört gar nicht. Wen das nicht mitreißt, der geht auch sonst allein in den Keller zum Freuen.
Dass es auch durchaus ruhiger geht, zeigt „Illgresi“ vom selben Album, bei dem die intime Stimmung zwischen Gitarre, Sänger und einer Geige fast schon zelebriert wird.

Donny Hathaway Live mit „What's Goin' On“ (Atlantic, 1972) bringt sich stattdessen mit viel Liveathmosphäre ein, das Publikum ist einem vielleicht etwas näher als gewohnt, geht aber dafür sehr enthusiastisch mit, die Percussion fetzt, und der Meister des Covers arbeitet sich inbrünstig durch seinen Protestsong.

Da die 2020 einen noch verträglichen Wirkungsgrad haben und sich insgesamt unkritisch verhalten, reichen Verstärker mit relativ bescheidener Leistung bereits aus. Trotzdem reagieren sie auf bessere vorgeschaltete Elektronik sehr dankbar. Diese darf ruhig etwas fülliger klingen und kräftige Bässe bevorzugen, dann laufen die Q-Acoustics noch ein bisschen runder. Der Stopfen im Bassreflexrohr wird tatsächlich nur beim Betrieb im Regal oder direkt vor der Wand benötigt.

Hat auch ihren Anteil am guten Abschneiden der Q-Aqoustics: die Weiche mit hochwertigen Bauteilen an entscheidenden Stellen
Hat auch ihren Anteil am guten Abschneiden der Q-Aqoustics: die Weiche mit hochwertigen Bauteilen an entscheidenden Stellen

Klar fehlt im Vergleich zu Full-Size-Lautsprechern Volumen und Fundament, auch in den Bereichen Auflösung und Raum ginge noch mehr. Und natürlich kann man die Q-Acoustics – wie fast alle anderen Lautsprecher auch – mit extrem basslastigem Material ans Limit treiben und auch Kammermusik mit Spinett und Violine sind vielleicht nicht ihr Spezialgebiet. Dafür bestechen sie mit ihrer klaren, temperamentvollen und fetzigen Wiedergabe. Für so wenig Geld einen schon so kompletten Lautsprecher für jede Art von Musik passend auf die Beine zu stellen, verdient Hochachtung.

 

STATEMENT

Was für ein Anfang! Die Q-Acoustics 2020 sind ein mehr als respektabler Einstig ins  Lautsprecher-Haifischbecken. Schick, super verarbeitet und praktisch. Klanglich sind sie für ihre Größe nicht nur erstaunlich bassstark, sondern verbreiten durch ihre temperamentvolle, fetzige Art – neben Stärken wie Klarheit, tonaler Ausgeglichenheit und guter Räumlichkeit – auch noch eitel Sonnenschein. Bei dem günstigen Preis kann man  ihnen sicher eine große Zukunft zu prophezeien.
Gehört mit
Analoglaufwerk Rossner & Sohn KML 15
Tonarme Jelco SA-750SD, Linn Ekos 2
Tonabnehmer Dynavector 20X, Ortofon 2M Black
Phonopre stst Agmen Phono
Computer iBook G4 / M2Tech HiFace
Wandler Heed Dactilus 2 / PSU
CD-Spieler Denon DCD-1290
Verstärker Creek 4040S3, Audiolab 8200A
Lautsprecher Rogers Studio1, OHM Walsh AE 1000IS
Kabel TaraLabs, RG142, Vovox, Sommer, Oehlbach
Herstellerangaben
Q-Acoustics 2020
Belastbarkeit 25 - 75 W
Wirkungsgrad ≥87 dB / W / m
Frequenzgang 64 Hz – 22 kHz
Übergangsfrequenz 2900 Hz
Nennimpedanz 6 Ohm
Gewicht 5 kg
Abmaße (H x B x T) 264,5 mm x 170 mm x 278 mm
Garantie 2 Jahre
Paarpreis 500 Euro

VERTRIEB
Günter Härtel Handelsvertretungen
Anschrift Lütge Straße18
59069 Hamm
Telefon 02385 - 5236/5711
E-Mail info@haertel-vertrieb.de
Web www.haertel-vertrieb.de

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Dinosaurier sehen eigentlich anders aus: ein ganzes Stück massiver als der Ayre DX-5, der für die Spezies audiophiler Universalplayer gradezu zierlich daher kommt. Trotzdem gehört er zur Gattung der Dinosaurier, dürfte er doch einer der letzten seiner Art sein, die alle Silberscheibentypen abspielen ohne den Anschluss an den aktuellen Trend zu verpassen, Musik aus dem Computer in die analoge Welt zu holen.

Der Ayre DX-5 von seiner schönsten Seite
Der Ayre DX-5 von seiner schönsten Seite

Wir erinnern uns: Im Sommer 1982 stellte sich ein Herbert von Karajan vor die TV-Kamera und postulierte zugunsten der im darauffolgenden Jahr vom Stapel laufenden CD voller Inbrunst, dass davor „alles andere Gaslicht‟ gewesen sei. Die Realität war eine andere. Gaslicht gab es lange Zeit eher von der Silber- als von von der schwarzen Scheibe, zumal die behauptete 16 Bit Wortlänge des digitalen PCM-Signals näher an zwölf Bit lag, und die Player noch lange nicht an die Qualität analoger Plattenspieler heranreichten. Jahre später änderte sich die Situation drastisch durch Einführung der DVD-A, die nicht nur 24 Bit Wörter speichern konnte, sondern auch Abtastraten bis 192 Kilohertz zuließ. „Konnte“ deshalb, weil ihr das Licht im Systemstreit mit der mit DSD-Signalen beschriebenen SACD sehr schnell ausgeblasen wurde – der alte Systemstreit, der seit VHS versus Beta zu Lasten des Verbrauchers immer wieder fröhliche Urstände feiert. Heute sieht es so aus, als ob die SACD dasselbe Schicksal ereilen würde, manche sagen sogar: Bereits ereilt hat, findet Hochaugelöstes doch immer häufiger in Gestalt von Downloads den Weg in den PC und MAC und von dort über externe D/A-Wandler direkt in die Hifi-Anlage.  Die Ironie des Schicksals will es, dass die CD mit Ihren 16 Bit und 44,1 Kilohertz zwar nicht gerade zu neuen Höhenflügen ansetzt – dazu geht es der Musikindustrie flächendeckend einfach zu schlecht –, sondern noch nie so gut geklungen hat wie heute. Schuld daran sind über lange Jahre ausgereifte Player mit integrierten Wandlern, von denen auch Herr Karajan anno 1982 nur träumen konnte. Trotzdem kann von Gaslicht auf Seiten der analogen Kollegen auch heute keine Rede sein, haben die sich doch ebenfalls kontinuierlich weiterentwickelt und stehen heute mitsamt der schwarzen Software so hoch im Kurs wie nie zuvor.

Anschlussvielfalt à la Ayre mit Extra Audio Only HDMI Anschluss, USB-Eingang und analogen symmetrischen Ein- und Ausgängen
Anschlussvielfalt à la Ayre mit Extra Audio Only HDMI Anschluss, USB-Eingang und analogen symmetrischen Ein- und Ausgängen

Jedenfalls haben Silberscheiben aller Formate für Audio und wohl auch für Video angesichts der heranrollenden Computer Hifi Welle ihren auflagenmäßigen Zenit längst überschritten, ohne dass auf absehbare Zeit der Nachschub wohl völlig ausbleiben wird. Das heißt aber auch, dass die Hifi-Hersteller zunehmend das Interesse an einer Weiterentwicklung reiner Player verlieren werden. Linn ist unlängst bereits aus dem CD-Player Geschäft ausgestiegen und etliche kleinere High End Manufakturen – Lindemann ist ein Beispiel dafür – haben ihre SACD-Player Aktivitäten bereits aufgegeben. Grund zur Endzeitstimmung in Sachen High Resolution auf der Silberscheibe? Noch nicht, wie ich meine. Aber: Der kluge Mann baut vor und legt sich für seine geliebte Silberscheibensammlung bereits jetzt seinen endgültigen Player zu, bevor es eines nicht fernen Tages zu spät sein wird. Am besten einen Universalplayer mit dem man die Endzeit der CD und der CD-Abkömmlinge durch Rückgriff auf die über Jahre gewachsene CD, DVD-A- und SACD-Sammlung unbeschadet überleben kann.

Von oppo stammen Laufwerk und dahinter liegende Videoplatine in stark modifizierter Form. Der grosse Trafo versorgt Digitales, der kleine Analoges. Die Kondensatorbank glättet den Strom im Netzteil
Von oppo stammen Laufwerk und dahinter liegende Videoplatine in stark modifizierter Form. Der grosse Trafo versorgt Digitales, der kleine Analoges. Die Kondensatorbank glättet den Strom im Netzteil

Diese Player-Spezies kommt auf High End Niveau nicht mehr gar so häufig vor. Der DX-5 bildet da die rühmliche Ausnahme und verkörpert beim amerikanischen High End Hersteller Ayre das Flaggschiff der Player, ausgestattet mit Genen des Mulitplayers C-5xe und des USB-Wandlers QB-9, einem gerüttelt Maß feinster Technik und für den Firmengründer und Chefentwickler Charles Hansen typischen unkonventionellen Schaltungskonzepten. Dessen Fingerabdruck findet sich im Netzteil ebenso wie in allen signalverarbeitenden Schaltungen bis hin zur analogen Ausgangsstufe. Netzteilseitig trifft man auf den berühmten Ayre’sche Aircondtioner, ein spezielles Netzfilter, dessen Drahtwicklung sich ununterbrochen von der Kaltgerätebuchse bis zum jeweiligen Netztrafo erstreckt, dessen Primarwicklung er bildet. Der größere der beiden Trafos versorgt nach Gleichrichtung und Glättung in einer Bank hochwertiger Kondensatoren alles Digitale an Bord des DX-5 einschließlich der Laufwerksteuerung und Fluoreszenzanzeige, deren Rückseite der Schirmung wegen vollflächig mit Kupfer beschichtet ist, während der kleinere für alles Analoge zuständig ist. Die Trafos stammen aus der Fertigung von Mercury Magnetics und sollen sich dank ihrer Schnittkern-Bauweise im Vergleich zu Ringkerntrafos durch eine geringere Streukapazität auszeichnen.


Für Glättung und Gleichrichtung bis an die Zähne bewaffnete Platine
Für Glättung und Gleichrichtung bis an die Zähne bewaffnete Platine

Jede Platine erfreut sich ihrer eigenen Spannungsregelung und der An-Bord-Gleichstrom/Gleichstrom-Wandler auf der zugekauften Videoplatine von Oppo, die dem Ayre-Grundsatz konsequenter analoger Gleichspannungserzeugung zuwiderläuft, ist außer Kraft gesetzt und durch ein rein analoges Netzteil ersetzt. Da die standardmäßig galvanisch an die Videoplatine angekoppelte HDMI-Schnittstelle ein offenes Tor für Störsignale von über sie an den Player angeschlossene Videoperipherie bildet, ist die HDMI-Buchse von der Videoplatine und diese sicherheitshalber von den restlichen Schaltungen ebenfalls galvanisch entkoppelt. Als Besonderheit umfasst der DX-5 als Ayre-Eigenentwicklung eine seperate HDMI-Audio-Schnittstelle zur exklusiven Ausgabe des digitalen Audiosignals im Audio-Only-Betrieb des Players an eine Video-Vorstufe oder einen -Receiver zur Mehrkanalwiedergabe. Während das ausschließlich für Mehrkanalfeaks interessant ist, dürfte den überzeugten Zweikanaler interessieren, dass das original für den Subwoofer der Mehrkanalanlage bereitgestellte mehrkanalige Audiosignal von einer  (Audio-only-) Bluray-Disc den durch Downmix gewonnen Stereokanälen beigemischt wird, so dass auch im Zweikanaleinsatz keine Tieftoninformation verloren gehen muss.

Onbord-Spannungsstabilisierung für die Audioplatine
Onbord-Spannungsstabilisierung für die Audioplatine

Vom Computer eintreffende Signale werden von der asynchronen USB-Schnittstelle entgegengenommen, die derjenigen im QB-9 entspricht und seit unserem Test der 96 Kilohertz Version zwischenzeitlich im QB-9 ebenso wie im DX-5 Signale mit einer Taktfrequenz von 192 Kilohertz akzeptiert. Als der QB-9 auf den Markt kam, war eine asymmetrische USB-Schnittstelle noch richtig rar. Hier hat sich zwischenzeitlich einiges geändert, hat man doch spätestens seit der diesjährigen C.E.S schon fast den Eindruck, dass diese jitterarme Schnittstelle zum guten Ton eines seriösen Wandlers gehört. Im Falle von Ayre wurde die Software für den asynchronen Eingang von Wavelength’s Gordon Rankin für den Wandlerchip TAS1020B von Texas Instruments geschrieben, der von Charles Hanson in eine kompetente Hardware-Umgebung mit einem ausgefuchsten Taktgeber inklusive diskret aufgebautem Oszillator eingebunden wurde.

Im USB-Betrieb, auf den der Player selbständig umschaltet, sind sämtliche Videoschaltkreise vom Strom getrennt, um sicherzustellen, dass ja kein vagabundierender Videosignalschmutz den Musikgenuss stört. Das mag man als Overkill empfinden, sind HDMI-Schnittstelle und Videoplatine doch galvanisch vom Rest der Player-Welt entkoppelt; aber sicher ist nun einmal sicher.

Der D/A Wandler sitzt gemeinsam mit dem Minimum Phase Filter und der Ausgangstufe auf der Audioplatine aus niedrig kapazitivem Material
Der D/A Wandler sitzt gemeinsam mit dem Minimum Phase Filter und der Ausgangstufe auf der Audioplatine aus niedrig kapazitivem Material

Das digitale Signal, das die USB-Eingangsschaltung durchlaufen hat, oder alternativ dasjenige, das aus der Silberscheibe gelesen wurde – sei es ein 16 oder 24 Bitsignal mit einer beliebigen Abtastrate oder ein DSD-Signal nach Dekodierung in einem Sony-Chip–, trifft auf einen Burr-Brown DSD1792 D/A-Wandler Chip, der es  im nativen Zustand in analoge Form umsetzt. Das derart gewonnene Analogsignal durch läuft das von Ayre unter Aufwand unzähliger Mannstunden als Software geschriebene Minimum Phase Filter, das auch in der neuen MP-Generation der Ayre Player zum Einsatz kommt und im Gegensatz zu herkömmlichen, extrem steilflankigen FIR-Filtern für klanglich vorteilhaft geringes Signalvor- und -nachschwingen bei lediglich 16-fachem Oversampling sorgt. Die analoge Ausgangsschaltung wird w egen des enormen Filterungsaufwands nach der D/A-Wandlung mit einem Nutzsignal versorgt, das dem ursprünglichen Analogsignal vom Mikrophon so nahekommt, wie dies bei digitaler Signalspeicherung und anschließender Analogwandlung irgend möglich ist.

Die analoge Ausgangsstufe ist von Ayres Top-Vorstufe abgeleitet
Die analoge Ausgangsstufe ist von Ayres Top-Vorstufe abgeleitet

Die analoge Ausgangsstufe entspricht bis auf eine kleinere Schaltungsmodifikation, die ihr laut Philipp Krauspenhaar vom deutschen Ayre-Vertrieb einen kleinen, aber hörbaren klanglichen Vorteil verschaffen soll, derjenigen im QB-9, die ihrerseits aus der Ausgangsstufe der KX-R, der Flaggschiff-Vorstufe von Ayre, abgeleitet wurde und nach meiner Erfahrung klanglich nur schwer zu übertreffen sein dürfte. Wie heißt es doch in unserem QB-9 Testbericht: „Die analoge Ausgangsstufe des QB-9 bietet vollständige Transparenz für das durch Wandlung aus dem digitalen Datenstrom gewonnene Analogsignal, das wahlweise symmetrisch – der QB-9 ist vollsymmetrisch und soweit schaltungstechnisch realistisch rückkopplungsfrei ausgelegt – oder unsymmetrisch abgegriffen an einen Verstärker weitergeleitet werden kann.“ Dem ist nichts hinzuzufügen.

Auf einen Vergleich des DX-5 als USB-Maschine mit dem Wandler QB-9 musste ich mangels eines QB-9 verzichten. Da sich der Hardware-Unterschied im USB-Betrieb wie gesagt auf eine kleine Modifikation der Ausgangsstufe im DX-5 beschränkt, darf man auch ohne direkte Vergleichsmöglichkeit im Wesentlichen von einem klanglichen Patt ausgehen und sich als DX-5 Besitzer im Bewusstsein sonnen, dass diese Modifikation sicherlich positiv zu Buche schlägt, sei sie auch noch so klein. Zum klanglichen Vergleich stand mir der PWD von PS Audio zur Verfügung, der per USB-Eingang Digitalsignale bis zu einer Abtastrate von 96 Kilohertz und per Bridge, also über die Netzwerk-Anbindung meines MAC an den PWD auch Digitalsignale mit einer Abtastrate bis 192 Kilohertz akzeptiert. Der Wettlauf DX-5 gegen PWD auf USB-Ebene auf Basis desselben USB-Kabels von Oyaide – bis zu einer Abtastrate von 96 Kilohertz mit Amarra-Player auf dem MAC – endete in den Disziplinen Klangfarbe, Dynamik, Auflösung und Raum unentschieden.


Fernbedienungen sehen bei Ayres Flaggschiffprodukten eigentlich anders aus: metallischer
Fernbedienungen sehen bei Ayres Flaggschiffprodukten eigentlich anders aus: metallischer

Ein deutlicher Unterschied besteht hinsichtlich der Farbtemperatur: Der DX-5 tönt ein ganzes Stück wärmer als der PWD. Der wiederum tönt deutlich wärmer als der DAC2 von Weiss, der mir persönlich auf Dauer zu kühl klingt. Wenn ich mich zwischen DX-5 und PWD entscheiden müsste, was mir sehr schwer fällt, weil je nach Aufnahme einmal der eine und einmal der anderef ür mich die Nase vorn hat, würde ich den DX-5 ob seiner größeren Nähe zur einer analogen Kette mit einem hochwertigen Plattenspieler wählen.

Bei 192/24 ist ein Vergleich nicht wirklich aussagekräftig, weil der PWD mit eigenem Player in der Bridge und Netzwerkverbindung zum MAC in einer anderen Umgebung arbeitet als der DX-5, der auch 192/24 über USB-Kabel verarbeitet. Trotzdem sei eine Aussage gewagt: Zu hören ist derselbe Farbtemperaturunterschied und ein etwas größerer, differenzierterer Raum per DX-5. Andere Netzwerkparameter (Kabel/kabelfreie Übertragung) können diese „räumliche“ Erkenntnis allerdings relativieren oder ändern.

Fingerdicke massive Alufrontplatte mit ayretypischem kreisringförmigem Multifunktionsbedienelement
Fingerdicke massive Alufrontplatte mit ayretypischem kreisringförmigem Multifunktionsbedienelement

Bei der genetischen Nähe zum Ayreschen Multiplayer C-5xe nimmt es nicht Wunder, dass der DX-5 bei identischer Farbtemperatur, – also mit Neigung zu von vielen Analogen bevorzugter luxuriöser Wärme – Auflösung ohne Ende aus SACD und DVD-A zaubert, ohne dass man vor lauter Details jemals unbotmäßig vom musikalischen Fluss abgelenkt wird. Diesen Balanceakt beherrschen nur ganz wenige Digitalplayer und noch weniger beherrschen ihn auf dem Niveau des DX-5, der aufbauend auf die Technik des C-5xe und des QB-9 diesen sogar noch in der Freilegung allerfeinster klanglicher Details übertrifft. Was der C-5xe nicht kann: Audio-Blurays abspielen, die es beispielsweise vom norwegischen Label 2L gibt. The Nordic Sound heißt die blaue Scheibe, die sich bei mir immer wieder im DX-5 drehen durfte, um mir möglichst nachhaltig einzuprägen, zu was Highest Definition Audio in der Lage ist, nämlich zu schlackenfreier, bergbachklarer Wiedergabe jenseits des Niveaus derselben Titel von der SACD. Ein echtes Erlebnis auch für hartgesottene Tester. Aber auch mit digitaler Schmalkost von der CD versteht es der DX-5, eine leckere klangliche Mahlzeit anzurichten.

STATEMENT

Der DX-5 von Ayre ist nicht einfach ein gewöhnlicher Universalplayer, sondern ein Universalgenie – ein Multimediaplayer –, spielt er doch nicht nur sämtliche in Silberscheiben manifestierte Audioformate einschließlich Bluray auf allerhöchstem Nievau ab, sondern hält zudem auf vergleichbarem Niveau Kontakt zu Computer Hifi – von seinen formidablen Videoeigenschaften ganz zu schweigen. Geht man davon aus, dass die heutigen Silberscheiben in ihren unterschiedlichen Konfigurationen das Ende der sich drehenden digitalen Medien darstellen – wofür einiges spricht –, dürfte der DX-5 einer, wenn nicht der letzte bis in die Knochen audiophile Alleskönner sein, der dank des kompromisslos realisierten USB-Eingangs auf absehbare Zeit auch noch in Sachen Computermedien ein gewichtiges Wort mitreden wird.
Gehört mit
Vorstufe Ayre KX-R
Endstufe Ayre MX-R
Lautsprecher Revel Voice2, SW30
Wandler PS-Audio PerfectWave DAC
Zubehör Kubala Sosna Emotion Netz,- NF- und Lautsprecherkabel
NEO by Oyaide USB-Kabel d+ USB class B
HMS-Wandsteckdosen
Copulare Basen
Finite Elemente Resonator 1000
Herstellerangaben
Ayre DX-5
  Spielt alle Silberscheibenformate: CD, SACD, DVD-Audio, DVD-Video, Blu-ray
  Asynchroner USB Anschluss bis zu 24 Bit/192 kHz
Preis 10800 Euro
Garantie 5 Jahre
Maße (B/H/T) 44/9,5/32 cm
Gewicht 12 kg

Vertrieb
Sun Audio Vertriebs GmbH
Anschrift Schneckenburgerstraße 30
81675 München
Telefon +49 (0) 89 479443
E-Mail info@sunaudio.de
Web www.sunaudio.de

Weitere Informationen

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Mittwoch, 09 März 2011 01:00

Die Klangbibliothek wächst (5)

Während sich das Soundsmith Sussurro für den Test in der nächsten oder übernächsten Woche einspielt, soll diese Rubrik keinesfalls brachliegen. Und deswegen bringen wir nun Klangbeispiele von einem Clearaudio da Vinci


Clearaudio da Vinci
Clearaudio da Vinci
Auf die Idee, den Tonabnehmer mal wieder einzubauen, brachte mich ein Besuch bei Peter Suchy in Erlangen, bei dem der in seiner Firma nur noch beratend tätige, ehemalige (?) Cleraraudio-Chef – die Geschäfte führen jetzt seine drei Kinder – stolz von einem neuen Goldfinger-System berichtete, das einen patentierten Generator mit zwölf Magneten besitzen soll. In die Hand nehmen und von allen Seiten betrachten ließ mich Peter Suchy das Schmuckstück, ein Hörtest war aber noch nicht möglich. Damit Ihnen und mir die Wartezeit auf das Goldfinger V3 nicht zu lang wird, blicken wir noch einmal auf das da Vinci zurück: Es ist der mittlere der fünf Tonabnehmer mit sternförmiger Montageplatte, die der Resonanzminimierung dienen soll. Das Gehäuse wird aus Aluminium gefertigt, das von einer harten Eloxalschicht umgeben ist. Der Nadelträger besteht aus Boron, den Nadelschliff bezeichnet Clearaudio als „micro HD‟ und die Ausgangsspannung liegt bei 0,8 Millivolt bei einer Schnelle von fünf Zentimetern pro Sekunde. Und der Klang? Hören Sie selbst: die Klangbeispiele 34 bis 36.

Weitere Informationen

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Klangbibliothek.

How Deep Is The Ocean

Tonabnehmer Clearaudio da Vinci
Tonarm SME V
Verkabelung Forcelines
Phonostufe Einstein The Turntable‘s Choice (500 Ohm)
Musik „How Deep Is The Ocean‟
Downloadgröße 110,6 mb
 

Klangbibliothek.

Duet

Tonabnehmer Clearaudio da Vinci
Tonarm SME V
Verkabelung Forcelines
Phonostufe Einstein The Turntable‘s Choice (500 Ohm)
Musik „Duet‟
Downloadgröße 127,7 mb
 

Klangbibliothek.

Griff

Tonabnehmer Clearaudio da Vinci
Tonarm SME V
Verkabelung Forcelines
Phonostufe Einstein The Turntable‘s Choice (500 Ohm)
Musik „Griff‟
Downloadgröße 155 mb
 
Momentan gibt es nur eine Möglichkeit, Musikdaten mit 192 Kilohertz aus dem Computer zu PS Audios hervorragendem DAC zu schicken: über ein Netzwerk zur Bridge. Um die Qualitäten dieser Übertragungsstrecke einschätzen zu können, muss sie sich mit der Datenübertragung per USB-Eingang und -Kabel messen – auch wenn dabei maximal Files mit 24 Bit und 96 Kilohertz zum Einsatz kommen können.

Die Bridge wird nach dem Entfernen einer Abdeckplatte in die Halterung im DAC geschoben und mit zwei Schrauben gesichert
Die Bridge wird nach dem Entfernen einer Abdeckplatte in die Halterung im DAC geschoben und mit zwei Schrauben gesichert

Als ich meinen Artikel über den PS Audio Perfect Wave Transport und DAC schrieb, war die Bridge, ein Netzwerkeinschub mit Digital Lens, leider noch nicht verfügbar. Dass über die USB-Schnittstelle, wie gesagt, nur Dateien mit bis zu 96 Kilohertz zum DAC geschickt werden können, stellte aus meiner Sicht das einzige Manko der ganz vorzüglichen PS Audio Digital-Kombination dar. Auch wenn hinter den Kulissen bereits über ein Update für den USB-Eingang gemunkelt wird – konkrete Termine gibt es jedenfalls noch nicht –, ist für den Audiophilen, der nicht länger auf einen Wandler dieser Güteklasse verzichten will, die Bridge momentan das Mittel der Wahl, um alle Arten von hochaufgelösten Dateien abspielen zu können – vorausgesetzt natürlich, der Umweg über das Netzwerk und die Bridge schmälert nicht die enormen klanglichen Leistungen des Perfect Wave DAC. Da leider auch in den in der Zwischenzeit in verschiedenen Publikationen erschienen Berichten über DAC und Bridge kein direkter Vergleich der beiden konkurrierenden Übertragungswege zu finden ist, komme ich nicht umhin, mich nun auch ein wenig mit Netzwerktechnik zu beschäftigen, die mich ansonsten nicht im mindesten zu interessieren brauchte – dachte ich zumindest, bis ich mit der Bridge gearbeitet habe.

Über den Ethernet-Anschluss nimmt die Bridge Kontakt zum Router auf, der USB-Anschluss ist wohl für eine, noch für dieses Jahr angekündigte drahtlose Verbindung zum Netzwerk vorgesehen
Über den Ethernet-Anschluss nimmt die Bridge Kontakt zum Router auf, der USB-Anschluss ist wohl für eine, noch für dieses Jahr angekündigte drahtlose Verbindung zum Netzwerk vorgesehen

Der Einbau der Bridge gestaltet sich ebenso einfach wie die Installation der für ein Netzwerk nötigen Software. Um im System zu bleiben, habe ich mich hier für PS Audios kostenloses eLyric entschieden, das in der vorliegenden Beta-Version ebenso vielversprechend wie rudimentär erscheint und unter http://www.psaudio.com/ps/media_manager/downloads/ zum Download bereitsteht. Als Controller diente PS Audios tagNPlay App für iPhone und iPad, die im App Shop für 7,99 Euro herunterzuladen ist. Sie erlaubt nicht nur, die Songs aus eLyric auszuwählen, die DAC und Bridge wiedergeben, sondern bietet in den allermeisten Fällen auch eine Abbildung des Covers sowie recht ausführliche Informationen über Künstler und Werk. Wenn die Sortierfunktionen verbessert und die vorgesehenen Ripp- und Sample-Rate- sowie Format-Converter-Module integriert sind, dürfte die Kombination aus eLyric und tagNPlay an Benutzerfreundlichkeit so schnell nicht zu übertreffen sein. Dass die im Moment verfügbare Variante noch eine Betaversion ist, machen aber beispielsweise zahlreiche Unterbrechungen der Wiedergabe bei Flac-Dateien in höher Auflösung immer wieder schmerzlich bewusst – falls nicht die Firmware der Bridge die Wurzel des Übels ist.

Die Netzwerkkarte vor dem Einbau
Die Netzwerkkarte vor dem Einbau

Doch nun zum Versuchsaufbau: Als Datenlieferant dient ein iMac, auf dem als Audio-Player erst iTunes und später Amarra läuft. Üblicherweise übernimmt ein Inakustik-Kabel den Transport der Daten vom USB-Ausgang des Mac zum Perfect Wave DAC. Die von iTunes angelegten Musikdateien habe ich dann auch in eLyric geladen, von wo sie per Wireless-LAN zu einer TimeCapsule gelangen, die als Router fungiert und von der es per ganz gewöhnlichem Ethernet-Kabel zur Bridge weitergeht. Ich beginne mit einem meiner derzeitigen Lieblings-Teststücke, Misha Alperins „Heavy Hour‟ in ganz simpler CD-Qualität, wobei der USB-Ausgang seine Daten von iTunes zugewiesen bekommt. Nach den teils heftigen Reaktionen auf Reinhold Martins Bericht über die Oyade-USB-Kabel sollte ich an dieser Stelle vielleicht all diejenigen, die glauben, man könne unterschiedliche Kabel – und analog dann wohl auch Übertragungsstrecken via Wireless-LAN –  nicht hören, da ja schließlich immer dieselben Daten zum Wandler gelangen, warnen: Im Folgenden geht es ausschließlich darum, wie die Musikdaten von der Festplatte eines Computers zum Wandler gelangen und wie sich diese verschiedenen Wege klanglich auswirken.


Das Display des DAC zeigt die Bridge als einen Eingang von vielen
Das Display des DAC zeigt die Bridge als einen Eingang von vielen

Diese Differenzen sind beileibe nicht gering: Die Mischung aus hellem, recht leisen Schellenklang und kräftigen Paukenschlägen in einem realistisch wirkenden, großen Raum machen den Reiz von „Heavy Hour‟ aus. Wenn sich jedoch allein iTunes der Daten annimmt, bleibt ein Teil der Faszination, die sonst von diesem Song ausgeht, auf der Strecke. Der Raum wirkt stark bedämpft, der Wiedergabe fehlt die bekannte Luftigkeit und auch die Schellen klingen ungewöhnlich matt. Ganz anders beim Umweg über Router, Ethernetkabel und Bridge: Hier scheint der Raum zu leben, das Blech funkelt und die Felle der Pauken vibrieren. So kenne und mag ich den Song – den ich üblicherweise über den Amarra Computer Music Player mit Kabelverbindung zum Wandler höre. Der Player in PS Audios Bridge ist dem vom iTunes also deutlich überlegen.

Gesteuert werden die eLyric-Netzwerk-Software und der Player über die tagNPlay-App für iPad, iPhone oder iPod touch
Gesteuert werden die eLyric-Netzwerk-Software und der Player über die tagNPlay-App für iPad, iPhone oder iPod touch

Wenn die Verbindung über Kabel also eine Chance haben soll, kommt man um Amarra nicht herum: Es bringt die Wiedergabe über die USB-Schnittstelle des Perfect Wave DAC mindesten auf dasselbe Niveau, das zuvor über das Netzwerk und die Bridge erreicht wurde. Wenn es allein um die räumliche Darstellung der Instrumente geht, markiert die Kombination aus Amarra und USB-Verbindung das Optimum. Hier wirken die Abmessungen der imaginären Bühne noch einen Hauch großzügiger. Allerdings kommen die Paukenschläge über die Bridge noch minimal druckvoller. Verzichtet man bei Amarra aber auf die Zwischenspeicherung im Cache, gleicht die Wiedergabe fast völlig der über die Bridge: Es gibt auf Kosten eines minimal kleineren Raumes noch beeindruckendere Impulse. Dadurch, dass man Amarra mit iTunes oder der programmeigenen Playlist, mit oder ohne Cache benutzten kann, lässt sich Klang über USB ganz nach Geschmack in die gewünschte Richtung bringen. Beim Betrieb der Bridge entfällt diese Möglichkeit der Feinabstimmung, was aber leicht zu verschmerzen ist, da PS Audio seiner Netzwerkkarte einen ganz hervorragenden Computer Music Player spendiert hat, der auf einem ähnlich hohen Level spielt wie Amarra. Zumindest bei Songs im CD-Format ist es reine Geschmacksache, ob man die Abstimmung des PS Audio-Players in der Bridge oder die von Amarra vorzieht.

Wegen mangelnder Verbindung zum Netzwerk im Fotostudio lässt sich leider nicht zeigen, dass per tagNPlay sogar die Filter, die Einstellungen für den Sampling Rate Converter und der Ausgangspegel des Perfect Wave DAC gewählt werden können
Wegen mangelnder Verbindung zum Netzwerk im Fotostudio lässt sich leider nicht zeigen, dass per tagNPlay sogar die Filter, die Einstellungen für den Sampling Rate Converter und der Ausgangspegel des Perfect Wave DAC gewählt werden können

Zum Vergleich der beiden Übertragungswege mit hochaufgelösten Audiodaten verwende ich Paul Kuhns „It Don‘t Mean A Thing‟, das Sie bei uns kostenlos herunterladen können: Hier haben Amarra samt USB wieder einen Hauch mehr Luft und Raumgröße zu bieten, in Sachen Swing – und darum geht es hier ja vorrangig – spielen Netzwerk und Bridge aber mindestens gleich packend. Nein, auch hier gibt es keine signifikanten Qualitätsunterschiede. Beim zehnten Stück des Londoner Konzertes von Keith Jarrett auf Testatment wirkt dann die Wiedergabe der 24-Bit/96-Kilohertz-Datei eine Spur offener und differenzierter. Den Drive und die innere Spannung des Stücks bringt der Perfect Wave DAC aber völlig unabhängig davon, wie er seine Daten bezieht, ungemein intensiv rüber. Hier erspielen sich Amarra und USB-Verbindung für meinen Geschmack einen minimalen Vorteil – den Netzwerk und Bridge aber allein schon dadurch wieder wettmachen, dass sie auch Dateien mit 192 Kilohertz problemlos wiedergeben.

STATEMENT

Trotz aller Vorbehalte gegen die Funkverbindung zum Server und das gewöhnliche Ethernetkabel zwischen Router und Bridge muss ich zugeben, dass nicht das geringste gegen eine Netzwerklösung spricht. Selbst anspruchsvolle Audiophile brauchen auf die Bequemlichkeit einer solchen dank der famosen Bridge von PS Audio nicht zu verzichten. Sie macht es möglich, in allen Räumen auf höchstem Niveau Musik genießen zu können. Aber auch wer einfach nur 192-Kilohertz-Dateien über den Perfect Wave DAC abspielen möchte, findet in der Bridge das Mittel der Wahl. Zu dem famosen, in die Bridge integrierten Player kann man PS Audio nur gratulieren.
Gehört mit
Computer iMac 27‟, 3.06 GHz Intel Core 2 Duo, 8 GB mit Amarra 2.1
D/A-Wandler RME Fireface 400, M2TECH YOUNG
Vorverstärker Brinkmann Marconi
Endstufe Brinkmann Monos
Lautsprecher LumenWhite DiamondLight Monitors
Kabel HMS Gran Finale Jubilee, Audioplan Powercord S
Zubehör PS Audio Power Plant Premier, Sun Leiste, Audioplan Powerstar,
HMS-Wandsteckdosen, Acoustic System Füße und Resonatoren,
Finite Elemente Pagode Master Reference Heavy Duty und Cerabase,
Harmonix Real Focus

Herstellerangaben
PerfectWave Bridge
Eingänge (digital) Ethernet, USB
Preis 900 Euro
Garantie 3 Jahre
Herstellerangaben
PerfectWave DAC
Eingänge (digital) 2 x I2S, 1 x XLR, 1 x Coax, 1 x Optical, 1 x USB
Ausgänge (analog) 1 x XLR, 1 x Cinch
Besonderheiten regelbare Ausgänge, SD-Card, Touchscreen, Vorbereitung für PerfectWave Bridge
Abmessungen (B/H/T) 43/10/36 cm
Gewicht 11,3 kg
Preis 3500 Euro
Garantie 3 Jahre

Hersteller
PS Audio International
Anschrift 4826 Sterling Drive
Boulder, CO 80301
Telefon +1 720 4068946
E-Mail customerservice@psaudio.com
Web www.psaudio.com
Vertrieb
HiFi2Die4
Anschrift Austrasse 9
73575 Leinzell
Telefon +49 (0) 7175 909032
E-Mail hifi2die4@gmx.de
Web www.hifi2die4.de

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Phonovorstufen in der Preisklasse um 1000 Euro gibt es zuhauf – für jeden nur erdenklichen Geschmack. À propos Geschmack: Es war der Astin Trew AT3500plus CD-Player, der mich dazu bewog herauszufinden, ob der AT8000 nur ein weiterer Phonoverstärker ist, den die die Welt nicht unbedingt braucht oder ob er seinem Ruf, der neue Britische Shootingstar zu sein, tatsächlich gerecht wird.

Mal Butter bei die Fische: Man kann sich über mangelnde Auswahl in Sachen Phonovorstufen nicht beklagen, derzeit darf man beinahe schon von einem Überangebot auf dem High End Markt sprechen. Die „richtige“ Phonovorstufe für sich selbst zu finden, kann mitunter zu einer ziemlich verwirrenden Angelegenheit werden – vor allem wenn das Budget diese Suche limitiert. Auch ist das optimale Zusammenspiel zwischen Tonabnehmer, Tonarm, Laufwerk, Verkabelung und Phonoverstärker bücherfüllend und sorgt zuweilen dafür, dass man sich in den einschlägigen Foren gegenseitig an den virtuellen Hals geht. Paart sich die Phonoverstärker-Entscheidungsfindung dann auch noch mit einer Unschlüssigkeit in Sachen Tonabnehmer, stellt sich die Frage, wie rum man das Pferd denn aufzuzäumen gedenkt. Wenn die alleinige Aufgabe des Phonoverstärkers darin liegt, das Beste aus dem Tonabnehmer rauszuholen, liegt die Antwort eigentlich auf der Hand. 

Astin Trew AT8000 Phonovorverstärker
Astin Trew AT8000 Phonovorverstärker

In einem Schönheitswettbewerb wird der AT8000 aller Voraussicht nach nicht das Siegertreppchen besteigen, dafür ist sein Erscheinungsbild für meinen Geschmack eine Spur zu sachlich und zu kühl geraten. Die inzwischen leider üblich gewordenen und etwas lieblos wirkenden Gehäusekombinationen aus Plastik und Alu veranlassen mich nicht zu frenetischen Jubelarien. Wenn man das visuell Geschmäcklerische mal beiseite tut, gibt es an der  Verarbeitungsqualität des AT8000 kaum was zu meckern. Mit einer Bauhöhe von nur 60 Millimetern und einer Breite von 110 Millimetern gehört er zu den schlanken und ranken Vertretern seiner Zunft. Um den überdimensionierten Ringkerntransformator und das Netzteil adäquat zu beherbergen, baut der AT8000 mit 320 Millimetern etwas tiefer und verlangt nach entsprechendem Platz im Rack. Alle Anpassungen für den MM- und MC-fähigen Verstärker erfolgen via dreier Mäuseklaviere, die jeweils über kreisförmige Ausfräsungen in der Gehäuseunterseite zugänglich sind.

Die Ausfräsungen an der Unterseite ermöglichen eine schnelle Tonabnehmer-Anpassung. Um das Innenleben vor Staub zu schützen, sind der AT8000 Gehäuseabdeckplättchen beigelegt
Die Ausfräsungen an der Unterseite ermöglichen eine schnelle Tonabnehmer-Anpassung. Um das Innenleben vor Staub zu schützen, sind der AT8000 Gehäuseabdeckplättchen beigelegt

Die RIAA-Entzerrung erfolgt aktiv, der Ausgangswiderstand beträgt 100 Ohm sowohl für den unsymmetrischen als auch symmetrischen Ausgang, und die Verstärkung ist  in drei Stufen einstellbar, davon eine speziell für High Output MCs. Der Verstärkungsgrad liegt zwischen 42 und 60 Dezibel. Für MC-Tonabnehmer kann eine Lastimpedanz von 100, 220 und 470 Ohm sowie 1 und 20 Kiloohm eingestellt werden. Die Lastimpedanz für MM-Tonabnehmer liegt herstellerseitig bei 56 Kiloohm und 150 Picofarad. Eine Erhöhung der kapazitiven Last auf 300 Picofarad kann über das Mäuseklavier eingestellt werden. Laut Hersteller erreichte man mit der Schaltungstopologie der AT8000 und einem Impedanzwert von 56 kOhm ein offeneres und räumlicheres Klangbild mit MM-Tonabnehmern, die üblicherweise nach einer Lastimpedanz von 47 Kiloohm verlangen.

Sternpunkterdung, goldbeschichtete Kupferleitbahnen auf der Platine, Präzisionswiderstände und Polystyrol-Kondensatoren für RIAA und Feedbackstufe sowie Polypropylen-Kondensatoren im Signalweg sind absolut keine Selbstverständlichkeit
Sternpunkterdung, goldbeschichtete Kupferleitbahnen auf der Platine, Präzisionswiderstände und Polystyrol-Kondensatoren für RIAA und Feedbackstufe sowie Polypropylen-Kondensatoren im Signalweg sind absolut keine Selbstverständlichkeit

Bei Betrachtung des Augangsterminals stellt sich zwangsläufig die Frage, warum Astin Trew den AT8000 zwar mit einem vollsymmetrischen Ausgang bestückt, aber keinen adäquaten XLR-Eingang zur Verfügung stellt – das erdbezugsfreie Signal das vom Tonabnehmer ausgegeben wird, würde von einem solchen durchaus profitieren. Die Antwort ist wie so oft beim betriebswirtschaftlichen Rotstift zu suchen: Dieser muss irgendwo angesetzt werden, um den AT8000 möglichst günstig anbieten zu können. Wo dies geschieht, entscheidet jeder Hersteller selbstverständlich  individuell. Da nach wie vor vollsymmetrische Tonarmverkabelungen mit XLR-Steckern weniger gebräuchlich sind, entschied sich Astin Trew hier anzusetzen. Zudem vertritt man im Hause die Philosophie, „lieber ein vollwertiger symmetrischer Ausgang als ein pseudo-symmetrischer Eingang, der unsymmetrisch fortgeführt wird“. 

Goldbeschichteter Cinch-Ein- und Ausgang. Aus Kostengründen verzichtete Astin Trew auf einen XLR-Eingang, wartet dafür aber mit einem silberbeschichteten vollsymmetrischen XLR-Ausgang auf
Goldbeschichteter Cinch-Ein- und Ausgang. Aus Kostengründen verzichtete Astin Trew auf einen XLR-Eingang, wartet dafür aber mit einem silberbeschichteten vollsymmetrischen XLR-Ausgang auf


Spätere Vergleiche zwischen dem unsymmetrischen und symmetrischen Ausgang schlugen in meiner Kette und abhängig vom eingesetzten Tonabnehmer zugunsten des XLR-Ausgangs aus. Dieser ließ die Verwendung etwas längerer Kabelstrecken zu und verhalf zu einer insgesamt etwas homogeneren Präsentation. Menschen, die es gerne dezent mögen, sei geraten, den AT8000 weiträumig zu umgehen – Zurückhaltung ist Sache des Astin Trew nicht. Um es auf den Punkt zu bringen: Der AT8000 sprüht nur so über vor Spielfreude und Leidenschaft. Zart besaiteten Gemütern könnte der AT8000 durchaus ein überraschtes „Huch“ entlocken. Es war das Nagaoka MP-100, das zuerst meinen persönlichen Testparkour durchlaufen durfte, und es machte mir unmittelbar und unmissverständlich klar, wes Geistes Kind  der AT8000 ist. Das Einsteigermodell der Nagaoka MP-Baureihe wird von mir wegen des einfachen Einbaus, seines satten und in sich stimmigen Klangbilds und der Fähigkeit geschätzt, Nebengeräusche der durch meine DJ-Tätigkeit stark genutzten Scheiben, auf ein erträgliches Maß zu reduzieren. Der Origin Live Encounter MK 2 Tonarm, ein spritziger Vertreter seiner Zunft, und besagtes MM gehen eine Verbindung ein, die Spaß macht, vorausgesetzt der Phonoverstärker verdirbt die gute Laune nicht durch ein nicht allzu schulmeisterisches Auftreten – aber nicht liegt dem AT8000 ferner als das. Er transportiert die Tugenden des MP-100 mit einer gehörigen Portion Druck, bietet eine realistische, sauber geordnete Bühne und eine gute Auflösung – selbstverständlich im Rahmen der natürlichen Einschränkungen des Tonabnehmers in den oberen Frequenzbereichen. Lewis Taylors „Lucky“ aus dem Debütalbum lebt vom seinem schleichenden Rhythmus und einem Wah-Wah, für die es nur die Umschreibung „dreckig“ gibt. Ein Phonovorverstärker ohne ausreichend Punch würde das rhythmische Gefüge des Tracks einschläfern, ein Phonoverstärker ohne ausreichendes Differenzierungsvermögen würde dem Gitarrenlick schlichtweg den Funk rauben. Die gestellten Anforderungen meistert der AT8000 jedoch mit links: Er nimmt Snare und Bassdrum an die Kandare und erlaubt ihnen nicht eine Sekunde lang, den Drive zu verlieren. Der Dreck? Den schleudert er einem mit einem lausbübischen Grinsen mitten ins Gesicht!

Der mit ICs bestückte AT8000 ist streng in Dual-Mono aufgebaut, dies betrifft sowohl die RIAA-Entzerrung als auch die Verstärkungsstufen
Der mit ICs bestückte AT8000 ist streng in Dual-Mono aufgebaut, dies betrifft sowohl die RIAA-Entzerrung als auch die Verstärkungsstufen

Spätestens in Donald Fagens „On The Dunes“ Reggae aus dem famosen Album Kamakiriad werden die große Stärken des Astin Trew offenbar: Rhythmus und Timing. Dort, wo diese gefordert sind, läuft der AT8000 zu Höchstform auf, ganz gleich ob ich ihn nun in Kombination mit dem Nagaoka MP-100, einem Denon DL-103 oder einem Goldenote Vanita HO-MC spielen ließ. Mit dem Audio Technica AT33PTG gerieten mir die anschließenden Hörsessions an meiner Kette mit besagten Tracks einen Tick zu hell, mit meinem Liebling – dem Decca Supergold – eine Spur zu nervös. Bezüglich. des geeigneten Tonabnehmers gilt daher auch hier: Drum prüfe wer sich ewig bindet. Wer nun der Annahme ist, der Astin Trew AT8000 kann nur „rocken“, der irrt. Die Zeit und Ruhe, die sich das Helge Lien Trio auf „Hello Troll“ zuweilen nimmt, weiß er ebenso richtig darzustellen, wie er es vermag, der durch Aufnahme und Kompositionen entstehenden Luft genügend Raum zur Entfaltung zu geben. Höchstens eine gute Röhre könnte dies noch einen Hauch feingeistiger rüberbringen. Ähnliche Tendenzen kann man auch beim opulenten Konzeptalbum Confessions Of A Pop Group von The Style Council entdecken: Der AT8000 transportiert harmonischen Reichtum und Klangfarbenpracht in Hülle und Fülle, für den Einen oder Anderen könnte sich das Geschehen aber eine Nuance zu schillernd und funkelnd darstellen.

 

STATEMENT

Der Astin Trew AT8000 ist ein vor Spielwitz strotzender Allrounder, der mit dem richtigen Tonabnehmer gepaart ein Rhythmus- und Timing-Feuerwerk abzubrennen imstande ist. Dabei lässt er Ruhe, eine große Bühne und eine klangfarbenstarke Präsentation nicht missen. Wer sich den Spaß am Musikhören bewahrt hat und nicht mit nach dem Nonplusultra in Sachen Feingeistigkeit sucht, der findet im AT8000 einen richtig guten Partner.
Gehört mit
Vorverstärker DPA/Tubeguru Professional Preamp
Endstufen DPA/Tubeguru EL156 SE, Silvercore 833 C
Laufwerke Nottingham Analogue Hyperspace mit Origin Live Encounter MK2 Tonarm, Dr. Fuß Netzteil
Garrard 301 mit Thomas Schick Tonarm
Technics SP10 MK2 mit Trans-Fi Audio T3 Pro Tonarm
Tonabnehmer Lignolab Denon DL-103, Decca Super Gold, Nagaoka MP-100, Goldenote Vanita
Kabel NF Bastanis Epilog, Acoustic System Int’l Liveline Series
Kabel LS TMR Ramses, Schallwand Opus Magnum
Netzkabel Bastanis Reference, Fisch Perfomance P3, Acoustic System Int’l Liveline Series
Zubehör Oyaide MJ-12, Oyaide STB-MS, Schallwand Little Foot & Big Foot, Schallwand ESE Biophotone
Racks TAOC
Herstellerangaben
Astin Trew AT8000 Phonovorverstärker
Herstellerland UK
Ausgangsimpedanz 100 Ohm
RIAA Aktive Entzerrung
Frequenzbereich 5 – 100 KHz
Signal/Rausch-Abstand MM < -84 dB
Signal/Rausch-Abstand MC < -72 dB
Verzerrung < 0,1 %
Kanaltrennung > 60 dB
Verstärkung MM/MC 42 - 60 dB, dreistufig
Lastimpedanz MC 100 Ohm, 220 Ohm, 470 Ohm, 1 kOhm & 20 kOhm
Lastimpedanz MM 56 kOhm/150 pf oder 56 kOhm/300 pf
Eingänge/Ausgänge 1 x RCA/ 1 RCA & 1 x XLR (symmetrisch)
Abmessungen (H x B x T) 115 x 160 x 305 mm
Gewicht 1,9 kg
Gehäuse Aluminium, Gehäuse in silber oder schwarz lieferbar
Preis 1.200 Euro

Vertrieb
Robert Ross Audiophile Produkte GmbH
Anschrift Alemannenstr. 23
85095 Denkendorf
Telefon 08466 905030
E-Mail r.ross@robertross.de
Web www.robertross.de

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Wer da meint, das leichteste auf der Welt sei es, digitale Signale über Kabel zu übertragen, da diese ja schließlich nur aus Nullen und Einsen bestehen, der irrt. Wäre dem so, würde Computer Audio auf der Basis von Beilagestrippen zwischen PC beziehungsweis MAC und Wandler uns unplugged ins klangliche Nirvana katapultieren. Doch das ist leider nicht der Fall.

Oyaide D+1394 Firewire- und D+ USB Class B USB-Kabel
Oyaide D+1394 Firewire- und D+ USB Class B USB-Kabel

Das Kabeldilemma an sich ist ja nichts neues. Dass es Beilagestrippen nicht bringen, wissen wir aus rein analogen Zeiten. Kein vernünftiger Mensch – von den ewig Unbelehrbaren abgesehen – kommt heutzutage noch auf die Idee, die beigelegten Kabel einzusetzen, um den CD-Player an die Vorstufe und diese an die Endstufe anzuschließen, um nur ein Beispiel aus der analogen Welt anzuführen. Diese Grundeinsicht hat zart beginnend und heftig umstritten in den 80-er Jahren nahezu zwei Jahrzehnte gebraucht, bis sie audiophiles Allgemeingut wurde, was angesichts der zahlreichen vorausgehenden Jahrzehnte, in denen es ausreichte, dass eine Verbindungsstrippe halbwegs elektrisch leitfähig war, einen Erkenntnisgewinn darstellte, der sich relativ schnell duchsetzen konnte. Es besteht also Hoffnung, dass nach der im Analogen gewonnen Erfahrung im Digitalen, nämlich bei der Verbindung von Wandler und Computer, die Erkenntnis schneller Fuß fassen wir, dass es auf die Qualität der Verbindungsstrippe ganz entscheidend ankommt. Übrigens von wegen Nullen und Einsen: Die mögen ja einfachen Signalzuständen entsprechen; da sie jedoch mir irrwitzigen Geschwindigkeiten über Kabel und Steckverbindungen vom Sender zum Empfänger transportiert werden müssen, fällt es letzterem beim Einsatz einer Einsfuffzig-Strippe ordentlich schwer, das gesendete Signal sauber zu erkennen. Zumindest Informationsdetails gehen da schnell mal verschütt. Know-How beim Aufbau und der Konfektionierung der USB- und Firewire-Kabel, den heute gängigen digitalen Computer Audio Verbindern ist also angesagt.

Zum ersten Mal beschäftigt hatte ich micht mit USB-Kabel- „Klang“ vor etwa drei Jahren. Anlass war ein Belkin-Kabel, das mir zufällig in die Finger kam und dank seiner durchscheinenden Hülle den Blick auf eine beeindruckend dichte Abschirmung frei gab. Jedenfalls schaute dieses Kabel eindeutig vertrauenswürdiger aus als die dünne beige Beilagestrippe des Wandlers. Und ja, „es hörte sich anders an“, aufgeräumter, weniger grau. Wochen später kulminierte diese Erkenntnis nach dem Durchchecken des ziemlich engen heimatlichen Marktes in der Anschaffung eines USB Monster Cables über Ebay Canada für etwa 80 Dollar das Dreimeterkabel, da der europäische Vertrieb nicht zu motivieren war, sich auf das Abenteuer einzulassen, diese klangliche Preziose soweit entfernt vom Sitz der amerikanischen Mutter zu vermarkten. Was man nicht alles tut, um das Optimale an Klang aus dem Computer zu holen. Damals erwies sich auch das Firewire-Monster Cable als optimaler Verbinder zwischen Computer und Wandler. Ein Augsburger Kabelvertrieb stürzte sich mutig in das Abenteuer, mir das Monster zu besorgen, so dass mir dieses Mal der Ärger mit dem Europavertrieb erspart blieb.

Das Fire Wirekabel von Oyaide zur Verbindung eines PC mit einem Wandler
Das Fire Wirekabel von Oyaide zur Verbindung eines PC mit einem Wandler

Letztes Jahr motivierte mich die zunehmende Beschäftigung mit dem Thema Computer Hifi erneut zu schauen, was der Markt an USB- und Firewire-Kabel hergibt. Nicht sehr viel mehr als anno 2008. Ein Thread in Computer Audiophile brachte mich schließlich auf den japanischen Hersteller Oyaide, der angeblich das klanglich beste Firewirekabel produziert und der zum Glück in ProAudioGear einen deutschen Vertrieb für seine Firewire- und USB-Kabel-Linie gefunden hat. Oyaide ist bei uns wegen seines Kabelzubehörs, vor allem wegen seiner Netzstecker bekannt. Neu für mich ist, dass der japanische Hersteller bereits seit sechzig Jahren im Kabelgeschäft aktiv ist und mithin ein gerüttelt Maß an Know How in der Kabelproduktion besitzt, also genau weiß, mit welchen konstruktiven Maßnahmen zum Beispiel die für den verlustfreien digitalen Signaltransport besonders kritische Impedanz eingestellt und über lange Betriebsdauer aufrecht erhalten werden kann: Im Falle der USB-Kabel durch eine Vielzahl von definiert verdrillten Kabelsträngen, die in einer flachen Kabelstruktur zusammengefasst sind, von der man sich eine dauerhafte Stabilisierung verspricht. Die USB-Stecker bestehen aus einer Bronzelegierung, die im Falle des getesteten, laubfroschgrünen d+ USB class B mit Gold überzogen ist, während die Leiter aus OFC-Kupfer mit Silber überzogen sind, um einen von Skineffekt getriebenen, von Korngrenzen des Leiternaterials ungestörten Signaltransport zu gewährleisten. Eine Doppelschirmung soll Störsignale fern halten. Einen abgesehen von der flachen Konfiguration ähnlichen Kabelaufbau findet man beim Firewire-Kabel, dem d+1394, das einen runden Leiterquerschnitt mit einem Dielektrikum aus PE-Schaum besitzt. Während es das d+1394 nur in einer einzigen Ausführung für 129 Euro den Meter gibt, produziert Oyaide sein USB-Kabel in drei unterschiedlichen Qualitätsstufen, von denen zum Test die günstigste laubfroschgrüne für 69 Euro den Meter zur Verfügung stand.

Das Fire Wirekabel von Oyaide zur Verbindung eines Mac mit einem Wandler
Das Fire Wirekabel von Oyaide zur Verbindung eines Mac mit einem Wandler


Das d+1394 tritt an gegen mein Firewire Monster Cable Fire Link 300 zwischen dem iMAC, auf dem Amarra als Player Dienst tut, und dem Wandler Weiss DAC2, der über den Firewire-Eingang angeliefert Signaltakte bis 192 kHz akzeptiert. Nicht gerade von schlechtern Eltern, da den Glanz und die Herrlichkeit digitaler Signale hoher Taktraten unzweifelhaft offenlegend, durfte sich das Monster Cable angesichts der überlegenen Gangart des Oyaide Firewire Kabels nach drei Jahren Nonstopeinsatz endlich aufs Altenteil zurückziehen, setzte das Japankabel doch in allen Klangdisziplinen noch mindestens einen drauf: Klangfarben werden fein dosiert in Szene gesetzt und luxuriös gemischt, Klangräume werden weit aufgespannt, hell ausgeleuchtet und von frischer Luft durchströmt, und Dynamik ohne Grenzen sorgt für live-ähnliche Lebendigkeit im Hörraum. Vor allem aber bringt das d+1394 eine überlegene Souveränität ins Spiel, die dem Hörer signalisiert, dass auch im größten Klanggetümmel Entspannung angesagt ist: Auch die mit heftigstem Getümmel einhergehende Hochspannung führt niemals dazu, dass das akustisch Gebotene entgleist. High End at its best. Das d+1394 Firewire-Kabel dürfte aktuell nur schwer zu übertreffen sein.

Das „kleine“ USB-Kabel von Oyaide kleidet sich in ein laubfroschgrünes Gewand
Das „kleine“ USB-Kabel von Oyaide kleidet sich in ein laubfroschgrünes Gewand

Auf ebenfalls sehr hohem Niveau musiziert das d+USB von Oyaide, das in meiner Anlage das Firewire Monster USB Ultimate Performance zwischen MAC und PS Audio PerfectWave DAC mit Amarra Player ersetzen und den formidablen PW DAC mit Signalen mit Taktraten bis maximal 96 kHz versorgen durfte. Das USB Monsterkabel verabschiedete sich ebenso wie das Firewire-Kabel aus demselben Stall freiwillig und in allen Ehren ins Rentnerdasein. Soweit es angesichts der unterscheidlichen DACs, von denen der eine ausschließlich per USB und der andere ebenso ausschließlich per Firewire digitale Signale vom Computer empfängt, feststellbar ist, lässt das d+USB nicht ganz die duftige Farbigkeit des d+1394 sich entwickeln, bildet Räume ein wenig enger ab und entwickelt nicht ganz die Durchschlagskraft des japanischen Firewire-Kabels, besteht jedoch nachdrücklich auf enger Verwandtschaft zu diesem. Womöglich liegen die beiden „größeren“ USB-Geschwister klanglich noch näher am Oyaide Firewire-Kabel. Zumindest bisher dürfte es hierzulande schwierig sein, das festzustellen, werden die größeren d+USB vom Deutschlandvertrieb (noch) nicht importiert.

STATEMENT

Das Firewire-Kabel d+1394 von Oyade animiert mittels Firewire-Wandler PC und MAC zu musikalischem Höhenflug und das „kleine“ d+USB des japanischen Tradtionsherstellers steht dem formidablen d+1394 kaum nach. Eine dicke Empfehlung für alle, die Computer Hifi auf den Punkt bringen möchten.
Herstellerangaben
NEO by Oyaide
  d+ Firewire 6pin(400) - 9pin(800) /1,0 Meter
  d+ Firewire 6pin(400) - 6pin(400) /1,0 Meter
  d+ USB class B - USB Type A-USB Type B  1,0 Meter

Vertrieb
ProAudioGear.de
Anschrift Frankfurter Str. 14
64521 Groß-Gerau
Telefon 06152 / 8164-0
Mobil 0179/2158596
Fax 03212/1055889
E-Mail Kontakt@ProAudioGear.de
Web www.proaudiogear.de

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Dienstag, 22 Februar 2011 01:00

North Star Design USBdac32

Hifi aus Italien verführt mit wohltönenden Gerätenamen, einem mehr auf Wirkung bedachten als streng funktionalen Design, vielleicht gar mit handschmeichelnden Holzapplikationen – und lässt damit den entsprechenden Preis nahezu vergessen. North Star geht einen anderen Weg, und das macht den USBdac32 umso interessanter.

Allein schon der Name des Gerätes: Er weckt keine Erinnerungen an prachtvolle Opern oder liebliche Landschaften, er beschreibt schlicht, was der Käufer erwarten darf: Einen Digital/Analog-Wandler mit USB-Eingang, der in der Lage ist, Wortbreiten bis zu 32 Bit zu verarbeiten – und das zu einer Zeit, in der viele klanglich überzeugende DACs leider noch immer die Annahme von 24 Bit bei 192 Kilohertz verweigern. Auch den Firmennamen würde niemand mit dem zumindest aus deutscher Sicht sonnigen Süden in Verbindung bringen, der nicht schon einmal mit den Komponenten aus der Nähe von Pisa in Kontakt gekommen ist. Und das sind leider nicht allzu viele Zeitgenossen. Obwohl North Star Design schon seit Ende des letzten Jahrtausends sehr eigenständige Geräte entwickelt und fertigt, ist die Firma hierzulande weniger bekannt, als sie es zum Beispiel in Fernost sein soll. Zwar gab es auch hier mal einen Distributor, doch einen hohen Bekanntheitsgrad erreichten die Produkte nicht. Seit der High End 2010 wollen die Friends of Audio in Person von Rainer Israel dies nun ändern, der den Vertrieb von North Star Design übernommen hat.

Die Frontplattendicke und die Präzision der Beschriftung genügen beim North Star zwar durchaus audiophilen Ansprüchen, sind aber weit davon entfernt, zum Selbstzweck zu werden
Die Frontplattendicke und die Präzision der Beschriftung genügen beim North Star zwar durchaus audiophilen Ansprüchen, sind aber weit davon entfernt, zum Selbstzweck zu werden

Nachdem wir schon kurz nach der Messe einen Test vereinbart hatten, fiel die Auswahl des Geräts nicht schwer. Es sollte ein Wandler sein, der beim Betrieb am Computer auch die höchste Auflösung akzeptiert und möglichst eine symmetrische Ausgangsstufe besitzt – Anforderungen, die der USBdac32 erfüllt oder gar übertrifft. Als Dateneingang wählte Firmenchef Guiseppe Rampino eine USB 2.0 Schnittstelle, die im High-Speed Übertragungsmodus 480 Mbit/sec verarbeiten kann. Da der Datenstrom selbst bei 32 Bit und 192 Kilohertz lediglich 12,288 Mbit/sec beträgt, kann der Wandler, der beim asynchronen Betrieb – und nur der sichert eine bestmögliche, nahezu Jitter-freie Wiedergabe – die Datenpakete aus dem Computer abruft und anschließend prüft, im Falle von Fehlern bei der Übertragung theoretisch bis zu 20 mal dasselbe Paket anfordern, was  seinem Besitzer nicht nur das Gefühl von Sicherheit beim Datentransport beschert, sondern auch einen praktischen Vorteil: North Star Design versichert, dass selbst bei USB-Kabeln von bis zu fünf Meter Länge keine klanglichen Beeinträchtigungen zu befürchten seien.

Der North Star Design DAC integriert sich unauffällig in jede Kette, da seine Entwickler auf jeglichen modischen Schnickschnack verzichteten
Der North Star Design DAC integriert sich unauffällig in jede Kette, da seine Entwickler auf jeglichen modischen Schnickschnack verzichteten

Noch einmal kurz zurück zum asynchronen Modus: Hier werden die Audiodaten im sogenannten Kernel Streaming in einzelnen Datenpaketen, sogenannten Bursts, zum Wandler übertragen, und zwar völlig unabhängig vom Takt des Computers. Dabei soll eine von North Start Design entwickelte Treibersoftware sicher verhindern, dass Taktung und Betriebssystem des Rechners auch nur den geringsten negativen Einfluss auf die Musikdaten nehmen. Die Programmierung eigener Treiber war nötig, da der USBdac32 entwickelt wurde, als die Übertragung vom 192 Kilohertz-Signalen per USB-Schnittstelle noch weit davon entfernt war, Standard zu sein. Deswegen konnte North Star Design auch nicht auf kostengünstige Chips aus den Katalogen der Halbleiterindustrie zurückgreifen, sondern war gezwungen, die gewünschte Schnittstelle mit programmierbaren Logikbausteinen zu realisieren.

Im Wandler werden die ankommenden Daten in einen Zwischenspeicher (FIFO) ein- und von einem präzisen Oszillator – um die Abtastraten 44,1 und 48 Kilohertz sowie die jeweiligen Vielfachen davon verarbeiten zu können, sind es genau genommen deren zwei – neu getaktet wieder ausgelesen. So gelangen sie nahezu frei von jeglichem Jitter zum Wandlerbaustein – allerdings nicht auf direktem Wege: Erst einmal werden die Daten von einem Upsampler, dem Cirrus CS8421CSZ, auf 32 Bit und 192 Kilohertz hochgerechnet, bevor der Texas PCM1795DB sie in die analoge Welt übersetzt. Insgesamt arbeiten im USBdac32 vier Wandler im Doppel-Mono-Betrieb, die ein symmetrisches Signal liefern, das dann von der direkt gekoppelten Ausgangsstufe ebenso ausgegeben wird.

Die Bedienung gibt keinerlei Rätsel auf: Nach erfolgter Eingangswahl wird die Frequenz des ankommenden Signals dargestellt
Die Bedienung gibt keinerlei Rätsel auf: Nach erfolgter Eingangswahl wird die Frequenz des ankommenden Signals dargestellt


Um dem Upsampler, dem Wandlerbaustein und der Ausgangsstufe bestmögliche Arbeitsbedingungen zu garantieren, spendierte Guiseppe Rampino dem USBdac32 ein Netzteil mit Filtern gegen verunreinigten Strom und getrennte Trafos für die Digital- und Analogsektion. Spezielle, hochwertige integrierte Bausteine von Analog Devices sorgen laut Hersteller für eine galvanische Trennung zwischen Computer und Wandler, so dass hochfrequente Störsignale von der Audio-Kette ferngehalten werden. An Eingängen bietet der North Star alles, was des Audiophilen Herz begehrt: S/PDIF per Cinch, TosLink, AES/EBU, USB und I2S. Dass diese Schnittstelle, bei der die Taktraten und die Audiodaten getrennt und parallel übertragen werden, den übrigen klanglich überlegen ist, hat sich ja schon beim der PS Audio Perfect Wave Kombination herausgestellt. North Star Design hat diese Verbindung bereits im Herbst 2001 zwischen Laufwerk und Wandler erstmals eingesetzt, verwendet im Gegensatz zu PS Audio, wo man HDMI-Verbindungen nutzt, jedoch CAT-Kabel und Buchsen. Für mich ist es keineswegs verwunderlich, dass zwei Hersteller, deren Geräte ich sehr schätze, bei wichtigen technischen Details zu nahezu identischen Lösungen kommen. Umso erstaunlicher ist es, dass PS Audio den sogenannten Native Mode bevorzugt, bei dem die Daten mit der Frequenz und Wortbreite gewandelt werden, mit der sie den Wandler erreichen, North Star Design hingegen alle Daten auf 192 Kilohertz und 32 Bit hochrechnet, ohne dass der Benutzer darauf Einfluss nehmen kann. Bevor ich die beiden Wandler aber gegeneinander höre, nehme ich mir erst einmal ein wenig Zeit für den North Star.

Der USBdac32 bietet nicht nur die namensgebende USB-Schnittstelle für Signale bis 192 Kilohertz, sondern auch eine für diese Anwendung nicht genormte I2S-Schnittstelle zum Kontakt mit firmeneigenen Laufwerken
Der USBdac32 bietet nicht nur die namensgebende USB-Schnittstelle für Signale bis 192 Kilohertz, sondern auch eine für diese Anwendung nicht genormte I2S-Schnittstelle zum Kontakt mit firmeneigenen Laufwerken

Dennoch habe ich ihn auch ganz zu Beginn im Vergleich gehört: Ich hatte mit Sonic Studios Soundblade ein paar Dateien für einen unserer Downloads bearbeitet und zwar mit dem RME Fireface 400, der in Profikreisen einen guten Ruf genießt und Musikdaten über Firewire empfängt. Er hat gegenüber Wandlern, die per asynchroner USB-Schnittstelle arbeiten, den Vorteil, dass bei Studio-Software die grafische Darstellung der Musik zur Wiedergabe synchron ist. Nach getaner Arbeit war ich vom Klang der eignenen Aufnahmen nicht sonderlich begeistert, weshalb ich das Ganze noch einmal mit dem gerade eingetroffenen North Star gehört habe: Schon bei Tim Allhoffs gefühlvollem Intro von „Cry Me A River‟ – Sie können es ja mal mit „Long Ago And Far Away‟ probieren, das wir zum kostenlosen Download anbieten – wird deutlich, wie viel mehr der North Star aus dieser recht puristischen Aufnahme herausholt: Das Piano klingt sehr viel farbiger, löst sich vollständig von den Lautsprechern, obwohl es fast nur über den linken zu hören ist, und besitzt eine ganze Menge mehr flirrende Lebendigkeit.

Laut Produktinformation liefern zwei Dual-Mono-DACs ein symmetrisches Ausgangssignal, das dann bis zu den Ausgängen ebenso aufbereitet wird
Laut Produktinformation liefern zwei Dual-Mono-DACs ein symmetrisches Ausgangssignal, das dann bis zu den Ausgängen ebenso aufbereitet wird

Doch mindestens ebenso interessant wirkt, wie man das „Nichts‟ auf der rechten Seite des Stereopanoramas wahrnimmt, bevor der Bass in der Mitte und das Schlagzeug links auf der Bühne einsetzen: Während beim RME so gut wie nichts zu hören ist, wenn nicht gerade der Schlagzeughocker knarzt oder sich jemand im Publikum räuspert, bleibt die Raumillusion beim North Star Design jederzeit präsent – hier kann man auch noch die Stille in diesem Teil des Raumes hören. Trotz der recht großen Entfernung des Hauptmikrofons zum Schlagzeug treten alle seine Details differenziert hervor: Die Ketten der Snare sind ebenso klar auszumachen wie die Veränderungen beim Spiel auf der Hi-Hat. Auch in dichteren Passagen wie beim ungemein groovenden „Turnaround 222‟ leidet beim USBdac32 die zuvor konstatierte feine Durchzeichnung nicht im Mindesten. So wie es über den North Star klingt, kann ich mit den Aufnahmen gut leben.

Das gilt auch nach weit über einem Monat noch immer für den North Star Design Wandler, mit dem ich in dieser Zeit völlig zufrieden zum Genuss Musik gehört habe. Gearbeitet habe ich weiterhin mit dem RME, da er, wie erwähnt, dank der synchronen Firewire-Verbindung die Gleichzeitigkeit von im Schneideprogramm Gesehenen und Gehörten garantiert, was bei einem asynchronen USB-Wandler prinzipbedingt ja nicht funktionieren kann.

Analog- und Digitalsektion werden jeweils von eigenen Transformatoren versorgt
Analog- und Digitalsektion werden jeweils von eigenen Transformatoren versorgt

Die Fähigkeit des North Star, auch Dateien mit 192 Kilohertz abzuspielen, hat mich dann zusammen mit den bisherigen positiven Eindrücken dazu verleitet, auch einmal Musik herunterzuladen, die sonst nicht unbedingt zu meinen Favoriten zählt, nämlich eine der hervorragenden Acousence-Aufnahmen: Wagner/Dreßlers Der Symphonische Ring. Der „Walkürenritt‟ weckt Erinnerungen an den Direktschnitt von Sheffield Lab, auch wenn Erich Leinsdorf und die LA Philharmonic damals noch mehr nach dem Effekt haschten, als die Duisburger Philharmoniker dies unter Jonathan Darlington tun. Was die Kette dann aber bei „Das Schmieden‟ und „Donners Ruf‟ in den Hörraum zaubert, hätte ich vor nicht all zu langer Zeit allerhöchsten von einer der besten analogen Quellen erwartet: Klangfarben, Dynamik, Raum und Offenheit ziehen einen unweigerlich in den Bann dieses Breitwandkinos für die Ohren. Das ist so spannend, dass mir nicht die Idee kommt, die Wiedergabe zu stoppen, bevor die letzte Flac-Datei dieses grandiosen Albums gewandelt ist.

Um zu einer etwas präziseren Einordnung zu gelangen, habe mir vom Herausgeber seinen PS Audio Perfect Wave DAC ausgeliehen, der sich aber über USB leider nur bis 96 Kilohertz als Vergleichsobjekt anbietet. Er arbeitet mit dem Filter 1 und im Native Mode, in dem Daten ohne Upsampling zum Wandlerbaustein gelangen, während der North Star sie, wie gesagt, auf 192 Kilohertz und 32 Bit hochrechnet. So unterschiedlich in dieser Frage die technischen Lösungen sind, so ähnlich packend musizieren die beiden DACs. Mit hochauflösenden Schallwandlern wie den LumenWhite lassen sich zwar durchaus ein paar kleine Vorteile beim PS Audio aufspüren, alles andere wäre beim fast doppelt so hohen Preis aber auch eine Enttäuschung: Er bildet das musikalische Geschehen ein klein wenig größer ab, bietet die Illusion einer noch etwas tieferen Bühne und bringt die untersten Oktaven noch mit einer Spur mehr Druck, wie sich nach mehrmaligem Abspielen von Misha Alperins „Heavy Hour‟ zeigt. Die digitale Sicherheitskopie von Paul Kuhns Live At Birdland, der auch unser Download entnommen ist, beweist aber auch, dass der North Star Design ganz vorne mitspielt, wenn es um Groove und Rhythmus geht, so dass ich getrost bei meiner Aussage von vor dem Vergleich mit dem PS-Audio bleiben kann: Selbst in einer deutlich teureren Kette kann ich mit dem USBdac32 zur vollsten Zufriedenheit genießen, was iMac und Amarra zu bieten haben.


Oberhalb der Siebkapazitäten sitzen die Spannungsregler für die verschiedenen Sektionen: Links die symmetrische analoge Signalverarbeitung, dann weiter rechts die beiden Dual-Mono-Dacs und links der Eingangs- und Upsamplingsbereich
Oberhalb der Siebkapazitäten sitzen die Spannungsregler für die verschiedenen Sektionen: Links die symmetrische analoge Signalverarbeitung, dann weiter rechts die beiden Dual-Mono-Dacs und links der Eingangs- und Upsamplingsbereich

 

STATEMENT

Wohl nie war es so günstig wie heute mit dem USBdac32 und einem Computer, eine wirkliche High-End-Quelle problemlos in seine Kette zu integrieren. North Star Design führt konsequent zu Ende, was schon mit der Namensgebung des Wandlers beginnt: keine Effekthascherei, keine Ablenkung vom Wesentlichen – einem vorzüglichen, weil ehrlichen und rundum stimmigen Klang!
Gehört mit
Computer iMac 27‟, 3.06 GHz Intel Core 2 Duo, 8 GB mit Amarra 2.1
CD-Laufwerk Wadia WT 3200, Colorful Colorfly
D/A-Wandler PS Audio Perfect Wave DAC, RME Fireface 400
Vorverstärker Brinkmann Marconi
Endstufe Brinkmann Monos
Lautsprecher LumenWhite DiamondLight Monitors
Kabel HMS Gran Finale Jubilee
Audioplan Powercord S
Zubehör PS Audio Power Plant Premier
Sun Leiste
Audioplan Powerstar
HMS-Wandsteckdosen
Acoustic System Füße und Resonatoren
Finite Elemente Pagode Master Reference Heavy Duty und Cerabase
Harmonix Real Focus
Herstellerangaben
North Star Design USBdac32
akzeptierte Datenformate 16 bit bis 32 bit, 32kHz bis 192kHz
Dynamikumfang 126dB (bei 24 bit)
Geräuschspannungs- abstand 112dB
Eingänge (digital) 2 x S/PDIF (1 x Cinch, 1 x TOSLINK), 1x AES/EBU, 1x I2S, 1x USB2.0
Ausgänge (analog) 1 x Cinch, 1 x XLR
Stromverbrauch 230/115V 50/60Hz 25VA
Abmessungen (B/H/T) 43,5/6/17 cm
Gewicht 5,0 kg
Preis 2000 Euro

Vertrieb
Friends of Audio
Anschrift Friends of Audio
Dipl. Ing. Rainer Israel
Heinrichstraße 26
64347 Griesheim
Mobil 0170 485 7199
E-Mail info@friends-of-audio.de
Internet www.friends-of-audio.de

Weitere Informationen

  • Imagefolder tests/11-02-22_north-star

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