Vor etwa eineinhalb Jahren hatte ich begonnen, mich mit dem Aufbau einer Streaming-Lösung rein auf Computer-Basis unter dem Betriebssystem Windows zu beschäftigen. Bei meinen vielfältigen Versuchen bin ich auf das Programm JPLAY gestoßen, das mich seit dem nicht mehr loslässt, denn JPLAY ist so ganz anders als die üblichen Programme
Das beginnt damit, dass JPLAY gleich drei verschiedene Möglichkeiten bietet, eingesetzt zu werden. Zunächst einmal kann man JPLAY im Zusammenspiel mit jedem anderen Audio-Player verwenden, der die Audio-Ausgabe über ASIO unterstützt. Hierzu wird in den Ausgabeeinstellungen des jeweiligen Programms, beispielsweise Foobar, aus der Liste der vorhandenen ASIO Geräte einfach der JPLAY Driver ausgewählt. Eine weitere Möglichkeit ist die Verwendung von JPLAYmini, einem super minimalistischen Player ohne jegliche grafische Oberfläche. Man kopiert die abzuspielende Datei mittels Windows-Explorer in die Zwischenablage und drückt dann im leeren Fenster von JPLAYmini die Leertaste zum Start der Wiedergabe. Ich gebe gerne zu, dass mir dieser Modus dann doch etwas zu puristisch ist; doch in klanglicher Hinsicht liegt JPLAYmini im Vergleich zur ersten Möglichkeit klar vorne. Und dann gibt es noch die Möglichkeit, JPLAY über JPLAY Streamer zu nutzen. JPLAY Streamer macht aus dem PC einen Renderer und soll bestmögliche Klangqualität mit Bedienungskomfort verbinden. JPLAY Streamer basiert auf dem OpenHome-Standard und ermöglicht die Steuerung von JPLAY mit OpenHome kompatiblen Media Controllern. OpenHome ist ein offener, von LINN entwickelter Standard für in einem Netzwerk verbundene Audio-Geräte (http://openhome.org), der auf dem UPnP Standard aufbaut und insbesondere eine bessere Zusammenarbeit zwischen Renderer und Control Point gewährleisten soll. Allerdings ist das Angebot an verfügbaren Controllern für den OpenHome-Standard (noch) sehr überschaubar.
Ungewöhnlich an JPLAY sind auch die Konzeption und daraus resultierende Detaillösungen. Es ist zwischenzeitlich unstrittig, dass im Digitalbereich exaktes „timing“ eine wesentliche Anforderung für optimale Audiowiedergabe ist. Auf einem modernen PC laufen während der Audiowiedergabe aber oft hunderte anderer Aktivitäten im Hintergrund, die das „timing“ beeinflussen. Josef Piri and Marcin Ostapowicz, die beiden Köpfe hinter JPLAY, glauben, dass ein Computer um so besser ist er für die digitale Audiowiedergabe geeignet ist, je weniger Rechenarbeit er zu verrichten hat. Ein zentraler Ansatz von JPLAY besteht folglich darin, das „timing“-Verhalten von Betriebssystem, Player und DAC-Anbindung in ihrer Gesamtheit zu optimieren. Das Thema „timing“ zieht sich wie ein roter Faden durch JPLAY. JPLAY läuft im Gegensatz zu vergleichbaren Programmen als Windows Dienst im Hintergrund. Dies ermöglicht JPLAY besseren Zugang zu einem nicht fragmentierten Hauptspeicher, da JPLAY bereits beim Start von Windows zum frühestmöglichen Zeitpunkt gestartet wird; gleichzeitig wird JPLAY dabei die höchste CPU-Priorität zugeteilt.
Das Thema „timing“ findet seine konsequente Fortsetzung in den verschiedenen Einstellungsoptionen für JPLAY. Nach Aufruf des Fensters mit den Einstellungen wird zunächst oben in der Mitte mit „Playing via“ der Weg eingestellt, den die Audiowiedergabe zwischen Audioplayer und Audio-Hardware im Betriebssystem Windows nimmt. Hier sollte man am besten die Option „Kernel Streaming“ auswählen. Kernel Streaming ist die Hardware-nächste „Audio-Ebene“ im Windows Betriebssystem und verspricht effizienteres real-time-Streaming und beansprucht geringere Systemressourcen als die Alternativen WASAPI und ASIO.
Im nächsten Schritt gilt es, die „Audio Engine“ auszuwählen. Hier stehen Classic, Xtream, ULTRAStream zur Auswahl. Alle drei Alternativen bieten bit-perfekte Wiedergabe, unterscheiden sich aber in der Art der RAM-Nutzung. Xtream und ULTRAStream erfordern unter „Playing via“ die Einstellung „Kernel Streaming“; ULTRAStream setzt zusätzlich Windows 8 oder höher voraus. JPLAY empfiehlt die Verwendung der Option ULTRAStream, die aufgrund niedrigerer Latenzzeiten und der Verwendung des UDP-Protokolls anstelle von TCP erheblich weniger Betriebssystem-Ressourcen benötigt. Ich habe in meiner Konfiguration mit Kernel Streaming und ULTRAStream die besten Erfahrungen gemacht, die klanglichen Auswirkungen dieser beiden Einstellungen sind eklatant. Für die optimale DAC-Anbindung sind „DAC Link“ und „PC Buffer“ verantwortlich. JPLAY bietet seit Version 6 eine Besonderheit, die ich so noch bei keinem anderen Programm gesehen habe und auf die Josef und Marcin besonders stolz sind. JPLAY synchronisiert sich quasi rückwärts mit dem DAC: ist normalerweise die Clock des PCs die Takt-Referenz, verwendet JPLAY genau umgekehrt die Clock des DAC als Referenz.
„DAC Link“ bestimmt, wie oft neue Musikdaten an den DAC übergeben werden. So werden bei der Einstellung ein Hertz jede Sekunde und bei 10 Hertz alle 0,1 Sekunden neue Daten an den DAC übergeben. Kleine Werte führen grundsätzlich zu einer geringeren Inanspruchnahme der CPU. Auch diese Einstellung hat erhebliche Auswirkungen auf das klangliche Ergebnis, aber auch auf die Funktionsfähigkeit an sich. So können zu kleine oder zu große Werte zu einem Stottern oder Dropouts bei der Musikwiedergabe führen. Hier hilft nur ausprobieren. „PC Buffer“ legt die Größe des Zwischenspeichers fest, aus dem die Daten an den DAC übertragen werden. Für das Verhältnis zwischen DAC Link und PC Buffer gilt, dass der PC Buffer größer sein muss als der DAC Link, also beispielsweise PC Buffer = 10s und DAC Link = 1 Hz = 1s. Ich bin nach vielem Probieren bei DAC Link = 2,5 Hz und PC Buffer = 10s gelandet.
„Throttle“ (ein/aus) reduziert die Prioritäten von allen übrigen, im Hintergrund laufenden Prozessen soweit wie möglich, ohne dabei die Stabilität von Windows zu gefährden. Im „Hibernate“-Modus werden darüber hinaus eine Vielzahl von Diensten und Jitter-verursachenden Threads abgeschaltet, so dass nur die für die Audiowiedergabe unbedingt notwendigen Funktionen des PC aktiv bleiben. Allerdings wird durch diese Einstellung der PC mehr oder weniger lahmgelegt und kann praktisch nicht mehr vernünftig bedient werden. Richtig Sinn macht für mich diese Einstellung deshalb nur in Verbindung mit einem weiteren Feature von JPLAY, dem dual PC Setup.
Hiermit ist eine Konfiguration gemeint, bei der zwei PCs über eine LAN-Verbindung miteinander verbunden sind. Auf dem ersten, als Control-PC bezeichneten Rechner läuft der Renderer (JPLAY Streamer), der die Musikdaten verwaltet. Die einzige Aufgabe des zweiten, als Audio-PC bezeichneten Rechners besteht darin, die „fertigen“ Musikdaten zu empfangen und über die USB-Schnittstelle an den DAC weiterzureichen. Alle rechenintensiven Vorgänge, wie Laden, Decodierung und Verarbeitung der Daten werden mit diesem Konzept vollständig vom Audio-PC isoliert. Der Audio-PC kann dann bei der Wiedergabe über den Control-PC automatisch in den „Hibernate“-Modus geschaltet und damit vollständig für die Musikwiedergabe optimiert werden. Gleichzeitig bleibt die Bedienbarkeit des Gesamtsystems uneingeschränkt erhalten, da Steuerung und Streaming über den Control-PC erfolgen.
Für den Hörtest kamen zwei Laptops mit Windows 10 zum Einsatz, die direkt über ein LAN-Kabel miteinander verbunden waren. Diese Art der Verbindung war im laufenden Betrieb insbesondere im Zusammenspiel mit dem „Hibernate“-Modus deutlich stabiler und klanglich besser als eine Verbindung der beiden Laptops über den Router; nur auf diese Weise ist der Audio-PC auch wirklich vom übrigen Netzwerk isoliert. Damit der Control-PC weiterhin auf mein Audio-Netzwerk zugreifen konnte, habe ich ihm eine zweite Netzwerkkarte spendiert. Damit konnte ich als Quelle den Melco N1A verwenden. Als Controller auf meinem iPad lief das kostenlose Kazoo von Linn. Als DACs kamen abwechselnd der PS Audio DirectStream DAC oder der M2Tech Young zum Einsatz.
Im praktischen Betrieb ist zu beachten, dass JPLAY Streamer PCM-Daten ausschließlich im WAV-Format und DSD-Daten (DFF und DSF) im DoP-Standard (DSD over PCM ) akzeptiert. Auch hier sind Josef und Marcin konsequent, auch wenn ich mir zusätzlich die Verarbeitung von AIFF gewünscht hätte, zumal MinimServer für dieses Format im Gegensatz zu FLAC keine Umrechnung anbietet. Nach vielen Stunden des Hörens seht für mich fest: eine besondere Stärke von JPLAY Streamer ist die räumliche Darstellung, genauer gesagt die Fähigkeit, Instrumente und Stimmen realistisch in einem Raum zu platzieren. Bis zu JPLAY Streamer empfand ich die Wiedergabe über einen Computer oft als etwas flach und zweidimensional angelegt. Die Tiefe und Auflösung komplexer Strukturen großer Orchester gelingt mit JPLAY Streamer besonders eindrucksvoll. Im „Klavierkonzert in A-Moll“ von Edvard Grieg mit Radu Lupu als Solisten und dem London Symphony Orchestra unter der Leitung von André Previn (Decca Legacy Volume One - FIM UHD) ist der Konzertflügel perfekt in das Orchester integriert, bleibt aber auch in Forte-Passagen stets klar abgegrenzt von den anderen Instrumenten, so dass dessen Abbildung geradezu dreidimensional wirkt. Im „Concierto Andaluz for 4 Guitars and Orchestra“ von Joaquin Rodrigo spielen die vier Romeros wie aus einem Guss, gleichzeitig bleibt die Virtuosität jedes Solisten für sich hörbar, gefühlvoll begleitet und eingerahmt vom Orchester Academy of St. Martin in the Fields unter der Leitung von Neville Marriner (Joaquin Rodrigo: Complete Concertos for Guitar and Harp – Philips Classics). Bei „The Man Who Sold The World“ in der Interpretation von Claire Martin mit interessanten Jazz- und Tango-Elementen (Linn Records FLAC Studio Master) stehen Sängerin und Begleitinstrumente klar gestaffelt im Raum; dennoch zerfällt die Wiedergabe nicht in einzelne Details, sondern bleibt immer auch in ihrer Gesamtheit unglaublich geschlossen. Dies liegt sicherlich zu einem guten Teil auch an der wunderbaren Klarheit der Wiedergabe, die niemals scharf oder hart ist.
Während meiner Beschäftigung mit JPLAY habe ich mich öfter gefragt, welche Maßnahmen die Wiedergabe noch weiter verbessern könnten. Ich habe diese Frage natürlich auch Marcin von JPLAY gestellt. Dessen Erfahrung ist, dass nahezu alle Teile eines PCs Einfluss auf den Klang haben: Netzteil am Besten linear, für Motherboard und CPU idealerweise spezielle Serverboards und stromsparende XEON Prozessoren, RAM und Festplatten in spezieller Industriequalität und so weiter. Mit meinen beiden Laptops stoße ich da gerätebedingt schnell an Grenzen. Die mir von Marcin ans Herz gelegte spezielle JCAT USB-Karte konnte ich leider nicht verwenden.
Immerhin laufen meine PCs bei der Musikwiedergabe nun immer im Batteriebetrieb statt mit den Schaltnetzteilen. Und ich habe meinen DAC mit dem JCAT USB-Kabel an den Audio-PC angeschlossen und zwischen Control-PC und Audio-PC kommt das JCAT Reference LAN-Kabel zum Einsatz; beide Kabel hatte mir Marcin ebenfalls zum Test zur Verfügung gestellt.
JCAT ist eine Sub-Marke von JPLAY, unter der Hardware-Komponenten für Computer-Audiophile angeboten werden. Das JCAT USB-Kabel besteht aus mehradrigen miteinander verflochtenen Litzen aus versilbertem Kupfer. Die Kabelisolierung ist aus Teflon und die Kabelimpedanz beträgt exakt 90 Ohm gemäß USB-Standard.
Im „Klavierkonzert in A-Moll“ gewinnt das Klangbild mit dem JCAT USB-Kabel nochmals deutlich an Räumlichkeit. Die Abbildung der einzelnen Instrumente sowohl in der Breite als auch in der Tiefe ist präzise und in der Größe natürlich. Die Anschläge der Gitarristen im „Concierto Andaluz“ werden dynamisch und prägnant, aber ohne falsche Härte wiedergegeben. Die Stimme von Claire Martin kommt herrlich klar und realistisch. Ich führe das auf die hervorragende Ausgewogenheit zwischen der Wiedergabe einzelner Details und wunderschön abgerundeten Klangfarben im Mittenbereich zurück. Die Basswiedergabe in „Don't Stop“ von Fleetwood Mac (Rumours 96kHz/24bit) empfinde ich als sehr kraftvoll und klar gezeichnet. Die Klangcharakteristik des Kabels ist in seiner Gesamtheit weder warm oder breit noch kühl, sondern im besten Sinne neutral.
Das JCAT Reference LAN-Kabel entspricht dem Gigabit Ethernet Standard und ähnelt im Aufbau dem USB-Kabel: besonders feine, mehradrige, dreifachgeschirmte Litzen aus versilberten Kupfer. Die Stecker sind doppelt abgeschirmt und sehr stabil.
Hier erwartete ich in klanglicher Hinsicht nicht allzu viel, da ich bisher ein gutes CAT 7 Standardkabel verwendete und es sich ja um eine LAN-Verbindung handelt, der nachgesagt wird, nicht besonders empfindlich auf unterschiedliche Kabel zu reagieren. Der größte Unterschied bei Verwendung des JCAT Reference LAN-Kabels lag in der deutlich größeren Transparenz und Klarheit. Das Kabel hinterließ auch einen volleren und klangfarbenreicheren Gesamteindruck als meine Standardstrippe. Ich war ziemlich überrascht, überhaupt einen Klangunterschied zu hören. Dass dieser dann auch noch so deutlich ausfiel, hatte ich nicht erwartet. Um sicher zu gehen, habe ich das JCAT Reference LAN-Kabel dann auch noch zwischen dem Melco N1A und der PS Audio Bridge II im PS Audio DirectStream DAC eingesetzt. Die klanglichen Ergebnisse waren die gleichen. Diese Erkenntnisse decken sich in auffallender Weise mit den Erfahrungen, die Dirk Sommer mit verschiedenen LAN-Kabeln von Audioquest gemacht hat. Abschließend stelle ich fest: Ja es geht! Bereits mit zwei sorgfältig optimierten Standard-PCs kann eine Streaming-Lösung mit JPLAY Streamer auf absolutem TOP-Niveau spielen. Ich würde zu gern wissen, was da mit richtig guter Hardware noch geht. Die beiden JCAT Kabel harmonieren ganz wunderbar mit JPLAY, aber auch getrennt haben sie bei mir einen hervorragenden Eindruck hinterlassen.
Gehört mit
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Computer | Control PC: Intel Core i5 2,5 GHz, 6 GB Windows 10 Audio PC: Intel Core Duo 2,2 GHz, 4 GB Windows 10 |
Audioplayer | JPlay 6.2 |
D/A-Wandler | PS Audio DirectStream DAC, M2Tech Young |
Vorverstärker | Omtec Anturion |
Endstufe | Omtec CA 25 |
Lautsprecher | Outsider Jota mit Velodyne Subwoofer Management System SMS-1 |
Kabel | Van den Hul |
Herstellerangaben
JPLAY
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Voraussetzungen | Windows 10/8/7/Vista is required (XP is not supported) Windows 10/8 64-bit or W2012 server is highly recommended for best results Minimum 2GB of RAM are required 4GB recommended (for HiRez and Xtream playback engine) Network adapter (Ethernet or WiFi) Kernel Streaming/WASAPI/ASIO capable audio interface (DAC) External DAC connected via USB recommended for best results Minimum dual-core CPU Quad-core is recommended for best sonic results |
Testversion | Trial version is free and fully-functional apart from occasional inserted silence |
Lizenz | 32 Bit und 64 Bit Version valid for whole family; any family member is free to enjoy JPLAY on any computer they own |
Updates | Free lifetime updates |
Support | Premium support directly from the authors |
Bonus | Alternative build |
Preis | 99 Euro |
Herstellerangaben
JCAT USB Cable
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Preis | 349 Euro für 1 m (299 Euro für JPLAY Kunden) |
Herstellerangaben
JCAT Reference LAN Cable
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Preis | 499 Euro für 1 m (449 Euro für JPLAY Kunden) |
Vertrieb
JPLAY
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Anschrift | Rymarska 45/1 53-206 Wrocław Poland |
Web | jplay.eu |
Sind mir schwedische Lautsprecher bisher immer als sehr individuelle Produkte begegnet, handelt es sich bei XTZ um einen Lautsprecherhersteller mit breiter Produktpalette. Die Lautsprecher, denen der Ruf vorauseilt, besonders günstig für die gebotenen Qualität zu sein, sind nun auch in Deutschland erhältlich.
„Ruf doch mal bei Herrn Daubner von XTZ an und such dir einen Lautsprecher aus, wenn dir einer gefällt.“ Dass ich Herrn Daubner nicht kenne, mag man mir nachsehen, aber dass ich noch nie von XTZ gehört habe? Ich habe vier LPs von XTC aus England, aber XTZ? Nach etwas Recherche und einem netten Telefonat mit besagtem Herrn Daubner war ich schlauer und hatte natürlich auch ganz spontan einen Lautsprecher geordert. XTZ sitzt in Schweden, und die Lautsprecher wurden bisher nur über den Direktversand angeboten. Neben diversen Hifi- und High-End Reihen gibt es auch spezielle Heimkinolautsprecher, Einmesssoftware nebst Mikrophon für das Raumtuning und DSPs im Angebot. Nun gibt es auch eine Dependance in Deutschland und das umfangreiche Sortiment ohne den Umweg über Skandinavien. Der Ruf eines ganz ausgezeichneten Preis-/Leistungsverhältnisses eilt den Lautsprechern voraus, und tatsächlich erinnert die Bestückung des auf den prosaischen Namen 99.25 MK3 hörenden Kompaktlautsprechers für 495 Euro das Stück an den gehobenen vierstelligen Preisbereich.
Im Hochtonbereich werkelt ein Bändchenhochtöner von Fountek, der NEO CD 3.0, der Tiefmitteltöner ist ein W-180 mit Magnesiummembran und Aluminiumphaseplug von SEAS aus der Excel-Reihe. In der Weiche wird Mundorf verbaut. Zählt man die Einzelpreise der Komponenten im Handel zusammen, ist schon ein großer Teil des Verkaufspreises weg. Da ist natürlich weder die Entwicklung, das Gehäuse noch der Transport eingepreist, von Marketingkosten ganz zu schweigen. Und natürlich sind die Initiatoren keine Altruisten und wollen auch noch etwas Geld verdienen. Wie geht das? Möglich wird dies durch ein kleines Entwicklerteam, das die jeweiligen Entwicklungsaufträge nach außen gibt – die 99.25 MK3 wurde in Italien entwickelt –, die Abnahme großer Stückzahlen an Teilen, der Produktion in China in sehr hohen Auflagen und durch das Direktvertriebsmodell. Ob man diese Produktion 2.0 nun mag oder nicht, die XTZ 99.25 MK3 ist beeindruckend. Auf Abmessungen von 202 mal 372 mal 320 Millimetern bringen sie 11 Kilogramm unter, was sie den 25-Millimeter-Gehäusewänden aus MDF samt Verstrebung zu verdanken haben. Die Gehäuse in Glanzschwarz oder mattem Weißlack, die durch großzügige Verrundung und Schrägen die Abstrahlung optimieren, sind ausgezeichnet verarbeitet und lassen weder optisch noch haptisch Wünsche offen. Natürlich konterkariert diese Form der Entwicklung, der Produktion und des Umsichwerfens mit teurem Material die Bemühungen inhabergeführter Unternehmen, die mit jahrelanger Erfahrung und Tradition mit einem Großteil selbstgefertigter Komponenten in akribischer Kleinarbeit die eigenen Produkte weiter entwickeln. Industrieromantik geht anders.
Um mal ein wenig nüchterner an die Sache ran zu gehen, ein paar harte Fakten. Die angesprochenen Systeme arbeiten auf ein Bassreflexgehäuse, der rückwärtige Kanal kann mittels beiliegendem Stopfen verschlossen werden, um eine wandnahe Aufstellung zu ermöglichen. Der Pegel des Hochtöners lässt sich über Steckbrücken auf der Rückseite in mehreren Schritten absenken oder auch anheben, um eine Anpassung an den Raum oder die eigenen Hörgewohnheiten zu ermöglichen. Das stabile Anschlussterminal bietet die Möglichkeit des Bi-Amping/Wiring (wer's braucht), die Abdeckungen werden über Magnete gehalten. Am wohlsten fühlen sich die Lautsprecher fernab jeder Wand auf einem stabilen Ständer. Aufgrund der relativ starken Bündelung des Bändchens empfiehlt sich ein Einwinkeln des Lautsprechers zum Hörplatz hin.
Der Hersteller gibt im Manual an, man solle dies gar nicht tun, sondern die Lautsprecher parallel zu den Seitenwänden aufstellen, der Vertrieb wiederum empfiehlt starkes Ausrichten auf den Hörer. Und der Tester propagiert die Mitte zwischen den beiden Extremen in Abhängigkeit der Nutzung der Abdeckungen und der Steckbrücken zur Frequenzanpassung. Also starkes Einwinkeln ja, wenn der Hochtonbereich um - 2 Dezibel abgesenkt wird, nur leichtes Eindrehen, wenn die Abstimmung neutral gewählt wird. In beiden Fällen empfiehlt sich ein Hören ohne Abdeckungen. Als Basisbreite stellten sich im 20 Quadratmeter Hörraum zweieinhalb bis drei Meter bei ebensolchem Hörabstand als ideal heraus. Ein Wort vorab zu den verwendeten Treibern. Beim Fountek, NEO CD 3.0 handelt es sich um ein echtes Bändchen, also um eine stromdurchflossene Membran im Permanentmagnetfeld.
Vorteile dieser Konstruktion sind geringe Masse, niedrige Impedanz und damit einhergehend wenig Verzerrungen, sehr gutes Impulsverhalten und hoher Übertragungsbereich bei gleichzeitig hoher Empfindlichkeit (bei heutigen Konstruktionen). Auf der Negativseite stehen eine höhere vertikale Bündelung und – wohl der Grund der geringen Verbreitung – die erhöhten Kosten für die benötigten kräftigen Magnete. In Fertigboxen selten anzutreffen, ist dem Autor nur die Monitor Audio Platinum PL100 für ca. 4300 Euro bekannt, die als Kompaktbox diesen Hochtöner nutzt. Der Seas Tiefmitteltöner wird nach den Spezifikationen von XTZ bei SEAS hergestellt. Im Grunde handelt es sich um ein System aus der Prestige-Reihe mit Magnesiummembran aus der Excel-Reihe. Nichtsdestotrotz ist dieses Chassis sonst nicht in dieser Preisklasse anzutreffen.
Aber letztendlich ist das verbaute Material nur die eine Seite, was man draus macht, eine andere. Eine Erkenntnis hat sich im Test allerdings mal wieder sofort bewahrheitet: Je weiter weg sich Tieftöner und Bassreflexöffnung vom Boden befinden, um so weniger Ärger hat man mit Resonanzen. Seitdem ein sehr schönes Sideboard in meinen Hörraum Einzug gehalten und sich als Resonator für den rückwärtigen in Bodennähe befindlichen Reflexport meiner Spendor herausgestellt hat, experimentiere ich mit der Aufstellung der Briten. Der XTZ macht das schöne neue Ding knapp über dem Boden aufgrund ihrer Bauform nicht das geringste aus.
Auf die ersten leisen Takte wirkt die 99.25 – von denen ich mir explizit eingespielte Exemplare vom Vertrieb habe kommen lassen – eher unauffällig. Sauber, neutral, detailreich und mit ordentlichem Bass. Etwas mehr Lautstärke bringt dann die erste Schokoladenseite der Lautsprecher ans Licht. Dieser Bass! Tief, präzise, federnd, druckvoll und viel mehr, als man von der Gehäusegröße und besonders der Preisklasse erwarten darf. Für meine 20 Quadratmeter auf jeden Fall völlig ausreichend oder eher besser passend als diverse Standlautsprecher, die ich bisher zu Gast hatte. Es folgte ein regelrechter Parforceritt durch Live-CDs aus dem U-Bereich. Auf Kraftwerks Minimum-Maximum wird der Raum zwischen Bühne und Zuhörer durch Basssignale auf mehreren räumlichen Ebenen akustisch ausgefüllt. Das macht die XTZ sehr gut hörbar und ist dabei regelrecht physisch – das erinnert an einen sehr guten großen Subwoofer für Musik, nicht für Film. Nur gibt es den eben nicht. Die panisch herbeigeeilte Ehefrau wird vor die 101 Live von Depeche Mode verfrachtet und bleibt auch noch für die K&D Session von Kruder und Dorfmeister. Wie laut das Ganze eigentlich ist, merkt man erst, wenn man die Musik unterbricht und einen ordentlichen Druck auf den Ohren zurückbehält. Zum einen spielen die 99.25 auch in diesen Bereichen völlig sauber, zum anderen geht nichts von der Lockerheit verloren. Auch wenn es richtig knallt und einem die Membrane fast entgegen springen, verlieren sie nichts von ihrer Souveränität. Dafür sollte man allerdings einen etwas kräftigeren Verstärker zur Hand haben. Aber keine Angst, auch an einem zur Kontrolle angeklemmten kleinen T-Amp mit 2 x 20 Watt ist es noch laut genug, um die Nachbarn zu ärgern, wenn auch nicht mit dieser absurden Bassperformance und hohem Endpegel.
Das hat absolut nichts mehr mit einem Einsteigerlautsprecher der 1000,- Euro-Klasse zu tun und ist schlichtweg sensationell, da auch die grob- und feindynamischen Fähigkeiten weit über das Klassenübliche hinausragen und sich mit drei mal so teuren Konkurrenten messen können. Darüber geht es neutral weiter. Besonders die ausgeprägte Sauberkeit fällt sofort ins Ohr. Und noch ein anderer Effekt, nämlich die hochsensible Reaktion auf die Ansteuerung in Form von Lautsprecherkabeln. Normalerweise klemme ich für die ersten paar Tage ganz simples Kupferkabel an. Auch damit müssen Lautsprecher schon gut klingen, bessere Verseilung kann man immer noch nehmen. Die XTZ machen es mir in diesem Fall nicht ganz so einfach und ich ertappe mich schon bald bei etwas, was ich an sich gar nicht so gern mache: Kabeltauschen. Mit meinen Baumarktstrippen (sind vor allem sehr lang und gestatten das Umstellen „On the Fly“) neigen Stimmen etwas zum Abkippen nach hinten und sind, bei aller Deutlichkeit und Ausdruckskraft, etwas grau eingefärbt. Nach diversen Versuchen (Solid-Core-Kabel mögen die XTZ auch nicht) lande ich bei Supra-Kabeln ebenfalls aus Schweden, und die tonale Balance stimmt wieder. Der Bass wird sogar noch etwas genauer und kriegt mehr Punch – nicht dass vorher irgendetwas in dem Bereich gefehlt hätte…
So gerüstet bringen die 99.25 MKIII das Kunststück fertig, sehr detailliert und hochauflösend ohne irgendeine Betonung zu spielen. Des neckische Anheben im Mittel- oder Hochtonbereich, das einige Hersteller machen, um ja keinen Zweifel an der Auflösungsfähigkeit des besonderen Hochtöners zu lassen, verkneift sich XTZ dankenswerterweise. So etwas klingt nämlich erst mal ganz „wow“ und dann „bitte leiser“. Nein, keine Analytik, keine Betonung in irgendeinem Bereich, nicht einmal besonders auffällig klar spielt die XTZ und schafft es dabei, nicht nur nichts zu verschweigen, sondern wartet mit einer sehr hohen Informationsdichte auf. Der Raum ist weder besonders breit noch tief, wenn es auf der Aufnahme nicht drauf ist. Sind Rauminformationen vorhanden wie bei Arvo Pärts Lamentate oder auf alten Decca-Aufnahmen werden diese in ihrer ganzen Üppigkeit an den Hörer weitergereicht, allerdings nicht darüber hinaus. Dabei geht die 99.25 MKIII einen Schritt auf den Hörer zu. Stimmen werden als ganzes dargeboten, manchmal wünsche ich mir persönlich hier mehr Körper und Luft zwischen Instrumentengruppen beziehungsweise Glanz im Obertonbereich. Ob das jetzt aber nur meine persönliche Präferenz ist und nicht gerade die Aufnahme etwas hinterher hängt, ist nicht immer so ganz klar auszumachen. Aufnahmefehler, tonale Abweichungen und starke Kompression hauen einem die XTZ 99.25 MKIII schonungslos um die Ohren, der Charakter eher inquisitorisch denn verzeihend. Stimmt alles, gelingt die Trennung einzelner Stimmen und Gruppen in Chören vorzüglich, Klavieranschläge haben das richtige Verhältnis von Attacke, Volumen zum Nachhall. Auch im Mitteltonbereich herrscht eine bemerkenswerte Lockerheit vor. Die Ortbarkeit gelingt sehr gut, ohne den musikalischen Fluss zu sezieren.
Meine Hausreferenz, die Spendor A5, guckt dagegen ziemlich ratlos aus der Wäsche. Weder in Bass noch Lautstärke kann sie der XTZ auch nur annähernd folgen – wobei das auch nicht unbedingt ihre Stärken sind – und bringt auch nicht diese Sauberkeit und Detailtreue mit. Vor einem K.O. wird sie nur durch ihre schöneren Stimmen und insgesamt weiter ausformuliertem Raum bei nicht elektronischer Musik bewahrt. Auch die tonale Balance zwischen den Frequenzbereichen ist etwas besser geglückt – hier hört man die jahrzehntelange Erfahrung in der Entwicklung von Lautsprechern bei den Briten heraus. Aber sonst? Dass sie sich von der Herausforderin aus Schweden teilweise was vormachen lässt und auch sonst wenig Sonne sieht, ist im Vergleich schon bedenklich beziehungsweise untermauert den Ruf von XTZ als Preis-/Leistungsriese.
Gehört mit
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Plattenspieler | Pro-Ject RPM-6.1 SB / SE, Yamaha MC 9 |
Phonopre | AMR ifi iPhono |
PC | Samsung X10 |
Software | Foobar2000, JRiver 2.0 |
CD-Laufwerk | Denon DCD-860 |
Wandler | Teac UD-501 S |
Verstärker | Unison Unico, Muse 20X |
Lautsprecher | Spendor A5, Heißmann Acoustics Cinetor |
Kabel | TaraLabs, RG142, Vovox, Sommer, Oehlbach, Baumarkt, Funk-Tonstudiotechnik, Supra Cable, Audioquest |
Herstellerangaben
XTZ 99.25 MKIII
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Wirkungsgrad | 87 dB (2,83 V/1 m) |
Scheinimpedanz | 4 - 8 Ohm |
Belastbarkeit | 300 W / 100 W |
Frequenzgang (+/-3dB) | 45 Hz – 40 KHz |
Abmessungen (BxNxT) | 202x372x320mm (BxHxT) |
Farbe | schwarz hochglanz / weiß matt |
Garantie | 5 Jahre |
Gewicht/Stk. | 11 kg |
Paarpreis | 990 Euro |
Vertrieb
XTZ-Deutschland
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Anschrift | Berthold Daubner und Jens Hörmann GbR Höhenstr. 7 75239 Eisingen |
Telefon | +49 7232 3225616 |
kontakt@xtz-deutschland.de | |
Web | www.xtz-deutschland.de |
Vertrieb
XTZ-Deutschland
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Anschrift | Berthold Daubner und Jens Hörmann GbR Höhenstr. 7 75239 Eisingen |
Telefon | +49 7232 3225616 |
kontakt@xtz-deutschland.de | |
Web | www.xtz-deutschland.de |
Vertrieb
WBS-Akustik Systeme Vertriebs-GmbH
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Anschrift | Marissa Barden Anschrift Rittergasse 1 65391 Lorch |
Telefon | +49 6726 8390451 |
info@wbs-acoustics.com | |
Web | www.wbs-acoustics.com |
Auf das sensationell gute Preis/Klang-Verhältnis des Aries Mini hatte ich ja schon im Artikel über ein Vorserien-Modell hingewiesen. Dort hatte ich auch versprochen, die Fähigkeiten der Serienversion noch einmal genauer zu betrachten. Nun ist es endlich so weit.
Dass dies etwas länger dauerte als geplant, hat zwei Gründe: Zum einen traf die erste Lieferung für den deutschen Markt etwas später ein als angekündigt. Zum anderen waren alle dann endlich eingetroffenen Aries Mini aufgrund zahlreicher Vorbestellungen schon so gut wie verkauft – und das trotz einer sehr großen Order von AudioNext, dem deutschen Auralic-Vertrieb. Schließlich erreichte mich doch noch vor dem Jahreswechsel ein Modell in schwarz, das weiße war ein wenig früher angekommen. Warum ich beide Ausführungen bestellte, werde ich später verraten. Es lag jedenfalls nicht daran, dass ich versuchen wollte, etwaige klangliche Unterschiede zwischen den beiden Farb-Varianten aufzuspüren, obwohl es so etwas Ähnliches in der an Obskurem nicht armen Hifi-Szene schon gegeben hat: Analog-Fans können sich vielleicht erinnern, dass bei Besitzern von Linn-LP12-Laufwerken die Erkenntnis weit verbreitet war, dass weiße Ikea-Tischchen eine besser klingende Plattenspielerbasis darstellten als schwarze – oder war es umgekehrt?
Wie dem auch sei, zurück zum Aries Mini: Den unterscheidet so gut wie nichts vom Vorserienmodell – erstaunlicherweise auch keine Beschriftung der Anschlüsse auf der Geräterückseite. Der erfahrene Digital- und Hifi-Kenner sollte wissen, was er wo anzuschließen hat, und Neu-Einsteiger können ja die Bedienungsanleitung zu Rate ziehen. Mehr Veränderungen als zwischen Vorserien- und Serienversion gab es seit der ersten Begegnung mit dem Aries Mini beim digitalen Equipment in meinem Hörraum: Die TP-Links, die die Geräte in den Artesania Racks drahtlos ins Netzwerk integrierten, habe ich durch eine Ethernet-Verbindung mit Audioquests Carbon zwischen Router und Netgear Switch mit Squeeze-Upgrade BOTW Linearnetzteil ersetzt. Von dort geht es zum einen über ein Audioquest Diamond zum Auralic Aries Femto mit SBooster BOTW P&P Eco sowie SBooster Ultra und zum anderen über ein Vodka zum Melco N1-Z, dessen Ein-Terrabyte-SSD-Speicher fast völlig mit den Daten meiner sorgfältig mit dBpoweramp gerippten CDs belegt ist. Für Dateien in hoher Auflösung fehlt da der Platz. Die D/A-Wandlung übernimmt der Chord Hugo TT.
Ersetzt man den Wandler und den Aries Femto durch den Mini, schrumpft die imaginäre Bühne ein Stückchen – nicht weiter verwunderlich, bekäme man für den Gegenwert von Femto und Hugo TT doch mehr als ein Dutzend Minis. Da kann man die leichte Einschränkung der räumlichen Verhältnisse leicht verschmerzen. Als gravierender empfinde ich einen kleinen Mangel an Spielfreude und Druck im Tiefbass. Ich muss allerdings zugeben, dass der Hugo TT wie üblich über symmetrische Kabel mit der Einstein-Vorstufe verbunden blieb, während beim Mini ja nur unsymmetrische Leitungen möglich sind. Trotz der beschriebenen leichten Defizite des Mini im Vergleich zur vielfach teureren Chord-Auralic-Kombination, ist es schlicht begeisternd, wie viel Musikgenuss ein Quellgerät für 500 Euro selbst über eine hochauflösende High-End-Kette wie die meine ermöglicht.
Da der Aries Femto seine Energie – wie erwähnt – von einem SBooster BOTW P&P Eco mit SBooster Ultra bezieht, bietet es sich an, das Steckernetzteil des Mini abzuklemmen und ihn stattdessen mit der höherwertigen Stromversorgung zu verbinden. Und das macht sich ungeheuer positiv bemerkbar: Die Abbildung gewinnt in allen Dimensionen an Größe, und es gibt ein wenig mehr Druck in den unteren Frequenzen. Vor allem besitzt die Wiedergabe nun mehr Spannung und Drive. Nein, die Faszination, die Femto und Hugo vermitteln, erreicht der Mini auch mit dem fetten Analognetzteil nicht hundertprozentig. Aber die Kombination mit den SBoostern bietet soviel mehr Genuss, dass ich zumindest in meiner Kette auf diese Verbesserung nicht mehr verzichten möchte. Die aufwändigere Stromversorgung katapultiert den Mini auf ein deutlich höheres Niveau – aber das gelang ihr ja auch schon in Kombination mit dem Aries Femto.
Verlassen wir nun meinen Hörraum und machen einen kurzen Abstecher in die Küche. Dort sorgt ein Braun-Receiver oben auf der Gefrier-Kombination zusammen mit Castle-Böxlein, die im offenen Dachstuhl aufgehängt sind, für Beschallung. Leider ist nicht zu überhören, dass die Kondensatoren des Receivers nicht mehr die frischesten sind. Es besteht also Handlungsbedarf. Probeweise habe ich einen kleinen Vollverstärker mit dem Aries Mini ohne SBooster und den Castles verbunden. Und nicht nur meine Gattin war begeistert. Per Internetradio standen nun nicht nur die üblichen UKW-Sender zur Verfügung, sondern auch Deutschlandradio Kultur und die seit frühester Jugend vertrauten WDR-Stationen. Dank Auralics hervorragender Lightning DS App ist das Erstellen von Favoriten-Listen für die Sender ein Kinderspiel. Und das unüberschaubare Angebot lässt sich durch die Suche nach Musik-Genres zumindest ein wenig strukturieren: Beispielsweise bietet der Aries Mini in Kombination mit Lightning DS momentan 626 Jazz-Stationen an. Schön, wenn man seine Lieblingssender da unkompliziert verwalten kann. Die Qualität der MP3-Streams reicht zumindest für die Beschallung in der Küche vollkommen aus. Ein Sender, der nicht beständig aktiv ist, ließ sich allerdings trotz aller Suchkriterien von Lightning DS nicht finden: das BVB-Netradio. Als es mir endlich gelungen war, die recht lange Adresse händisch fehlerfrei einzugeben und Nobby Dickel am Samstagnachmittag durch die Küche dröhnte, stand für meine Gattin fest: Der Auralic Mini bleibt, wo er ist. Den mühelosen Zugriff auf die über 1500 eigenen CDs – oder exakter: deren Daten – gibt es praktisch als Zugabe.
Zwischendurch musste der Mini aber immer mal wieder für Tests in den Hörraum – und später auch ins Wohnzimmer. An meiner Kette stellte sich schnell heraus, dass der Radio-Stream in niedriger MP3-Qualität, die für die Wiedergabe über die Castle-Boxen ausreichte, über die LumenWhite-Schallwandler und die feine Röhren-Elektronik von Einstein und Ayon so flach klang, dass ich auf digitales Radio im Hörraum lieber ganz verzichte. Andererseits hat die Idee von fast grenzenloser Musik aus dem Netz durchaus etwas Verlockendes. Bei Lightning DS sind Zugänge zu Qobos und Tidal bereits vorbereitet. Für Tidal Hifi, das Flac-Files in CD-Qualität streamt, kann man unter http://tidal.com/de/try-now einen 30-tägigen, kostenlosen Zugang anfordern, um das Angebot ausgiebig zu testen. Die Freischaltung in Auralics Lightning DS geht dann problemlos von der Hand. Tidal wirbt damit, über 40 Millionen Musiktitel und 90000 Musikvideos im Angebot zu haben.
Selbst Alben weit jenseits des Mainstreams wie Michel Godards Le Concert des Parfums konnte ich bei Tidal finden. Was liegt da näher, als meinen Lieblings-Test-Titel, die „Improvisation Patrice Heral“, einmal aus dem Netz und einmal von der Festplatte zu hören? Ja, es gibt Unterschiede zwischen beiden, und wie erwartet klingt es von der Festplatte noch einen Tick lebendiger und luftiger. Aber die Unterschiede sind weit weniger groß der beim Aries Mini mit oder ohne SBooster, eher wie die zwischen einem gutem und einem sehr guten USB- oder Ethernet-Kabel. Um neue Musik zu entdecken oder bei alter Rock-Musik in Erinnerungen zu schwelgen, reicht die Qualität von Tidal Hifi allemal. Während des Schreibens höre ich gerade eines der raren Tom-Waits-Alben, das weder im CD- noch im LP-Regal steht: Easy Street – Live and Remastered. Ich weiß jetzt, dass ich den Tonträger nicht kaufen werde, habe das Album aber in Lightning DS unter „Favoriten“ gespeichert. Das Tidal Hifi Abo kostet übrigens 20 Euro monatlich. Dafür bekommt man eine riesige Auswahl und wirklich gute Qualität. Lediglich ECM-Fans werden nicht auf ihre Kosten kommen, da das Label Streaming bisher nicht unterstützt.
Wenn man den bequemen Zugriff auf seine eigenen CDs und die Unmengen an Musik auf Tidal einmal gewöhnt ist, möchte man das so schnell nicht wieder missen. Und deswegen habe ich den Mini auch mal in der Anlage meiner Gattin im Wohnzimmer ausprobiert. Dort ist ein Higher Fidelity 2623 für Quellenwahl und Lautstärkeregelung zuständig und Einsteins The Poweramp treibt eine Acapella Violon VI – klar, dass der Auralic Mini in diesem erstklassigen Umfeld mit dem SBooster BOTW P&P Eco mit SBooster Ultra antritt. Kurz zuvor hatte ich im Hörraum über den Aries Femto und Hugo TT Arild Andersons „If You Look“ vom Album If You Look Far Enough gehört, das die mehrfach überlagerten Perkussionsinstrumente zu einem idealen Test-Track für Feinauflösung und Dynamik machen. Nana Vasconcelos zaubert mit Schellen und Glöckchen einen farbenreichen Rhythmusteppich und setzt mit mächtigen Paukenschlägen Akzente. Ralph Towners Gitarre und Arild Andersons Bass steuern sparsam flächige Sounds bei. Natürlich habe ich den Song im Wohnzimmer dann noch einmal üer Lightning DS angewählt: Und obwohl die Musikdaten nun statt über hochwertige Ethernet-Kabel zum Aries Femto über Wifi zum Aries Mini gelangen, erklingt das perkussive Metall hier noch farbstärker und mindestens ebenso fein differenziert wie über den Hugo TT. Das spricht zum einen für den fantastischen Mittel-Hochtonbereich der Acapellas, zum anderen aber auch für das Auflösungsvermögen des Aries Mini. Da die Violon VI von Haus aus im Tieftonbereich etwas fülliger agiert als die LumenWhite, ist der Mini mit SBooster für mich die ideale Digitalquelle für die Kette im Wohnzimmer. Der logische Schluss: Ich habe einen weißen Aries Mini für die Küche gekauft und einen schwarzen fürs Wohnzimmer.
Gehört mit
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NAS | Melco HA-N1Z, WDMyCloud |
Wireless Streaming Bridge | Auralic Aries Femto mit SBooster BOTW P&P Eco und SBooster Ultra |
Network Player | Ayon S-3 |
D/A-Wandler | Chord Hugo TT |
Vorverstärker | Einstein The Preamp, Higher Fidelity 2623 |
Endstufe | Ayon Epsilon mit KT150, Einstein The Poweramp |
Lautsprecher | LumenWhite DiamondLight Monitors, Acapella Violon IV |
Kabel | HMS Gran Finale Jubilee, Audioplan Powercord S, Göbel High End Lacorde Statement, Audioquest, Cinnamon, Carbon, Wild und Diamond, Swiss Cable Reference Plus |
Zubehör | PS Power Plant, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Audioquest Jitterbug, SOtM iSO-CAT6, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Artesania Audio Exoteryc, Harmonix Real Focus, bfly Basen und Füße |
Herstellerangaben
Auralic Aries Mini
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Prozessor | 1 GHz Quad-core ARM Cortex A9 |
RAM | 512 MB DDR3 |
Datenspeicher | 4 GB MLC SSD |
Musikspeicher | optional, HDD oder SSD |
DAC | ESS SABRE ES9018K2M |
Streaming Services | Local uPnP/DLNA library content TIDAL, Qobuz and WiMP online streaming Internet Radio, AirPlay and Songcast USB hard drive files, Optional internal HDD/SSD |
Unterstützte Dateiformate | AAC, AIFF, ALAC, APE, DIFF, DSF, FLAC,MP3, OGG, WAV, WV and WMA |
Abtastraten | PCM 44,1 - 384kHz mit 16 - 32 bit, DSD 64,128, 256 |
Kontroll-Software | AURALiC Lightning DS, OpenHome kompatible Software |
Media Server Kompatibilität | Minimserver, Twonky, Asset UPnP, Jriver, DLNA/uPNP |
Eingänge (digtal) | RJ45 Gigabit Ethernet, Dual-Band WiFi Verbindung, USB 2.0 High-Speed für externe Festplatte |
Ausgänge (digital) | USB 2.0 High-Speed für kompatible Wandler, Coaxial, TOSLINK |
Ausgänge (analog) | 1 x Cinch |
Leistungsaufnahme | max. 10W bei Wiedergabe |
Abmessungen (B/H/T) | 13,5/2,8/13,5 cm |
Gewicht | 0,5 kg |
Preis | 500 Euro |
Herstellerangaben
S Booster Netzteil BOTW P&P Eco 15-16 Volt und SBooster Ultra
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Netzteiltyp | für Auralic Aries Femto, Auralic Aries LE und Auralic Aries , Mini: Ausführung 15/16V mit Sbooster Ultra 15V |
Abmessungen (B/H/T) | 12,5/22,0/7,5 cm ohne die Kabelfilter |
Preis | 306,50 Euro (Netzteil ohne SBooster Ultra 250 Euro) |
Vertrieb
audioNEXT GmbH
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Anschrift | Isenbergstraße 20 45130 Essen |
Telefon | 0201 5073950 |
info@audionext.de | |
Web | www.audionext.de |
Vertrieb
Bellevue Audio GmbH
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Anschrift | Massener Strasse 130 (Hof Bellevue) 59423 Unna |
Telefon | +49 2303 3050178 |
Fax | +49 2303 3050179 |
werner.berlin@bellevueaudio.de | |
Web | www.bellevueaudio.de |
Dass ein Sample Rate Converter für den aktiven Computer-Audiophilen ein durchaus sinnvolles Werkzeug sein kann, habe ich ja schon im Bericht über den Weiss Saracon dargestellt. Allerdings hatte diese Software einen beinahe prohibitiven Preis. Xivero bleibt bei seinem Abtastratenwandler seiner enorm moderaten Preisgestaltung treu: Der XiSRC kostet unter 20 Euro.
Dabei kann er sogar Dateien mit 32 Bit und 384 Kilohertz sowie in DSD512 errechnen. Zumindest letztere können meines Wissens nach bisher mit Analog/Digital-Wandlern noch nicht erzeugt werden. Und auch an Wandlern, die DSD256 oder vierfach DSD bereitstellen, gibt es keine große Auswahl. Wer seinen D/A-Wandler mit solchen Files ausprobieren möchte, kommt nicht umhin, die entsprechenden Musikdateien auf rechnerischem Wege mit einen Abtastratenwandler zu erstellen. Bei der Konvertierung in die andere Richtung bieten sich nämlich deutlich mehr Alternativen. So verarbeitet beispielsweise schon der ifi nano DSD für nicht einmal 200 Euro DSD mit einer Frequenz von 11,3 Megahertz. Aber niemand wird sich einen Sample Rate Converter zulegen, nur um zu überprüfen, ob sein D/A-Wandler auch die in den Spezifikationen genannten Werte erreicht.
Bei der Suche nach dem besten Klang haben sich zwei Richtungen ausgeprägt: Zum einen werden die Musik-Files nativ – oder so, wie sie sind – ohne weiteres Up-Sampling gewandelt. Zum anderen scheut man keine noch so komplizierte Signalbearbeitung inklusive Umrechnung von PCM in DSD, um beste Ergebnisse zu erzielen. Einer der exponiertesten Vertreter dieser Richtung ist der PS Audio DirectStream, der den Kollegen Dietl völlig überzeugte. Wie wäre es also, mit XiSRC ein paar PCM-Dateien in DSD umzurechnen und zu hören, ob es besser klingt? Wer einen Wandler ohne DSD-Fähigkeiten nutzt, kann musikalisch interessante DSD-Files mit dem SRC in PCM wandeln und so genießen. Auch ein Up-Sampling in PCM kann je nach Wandler Vorteile bringen.
Es gibt also eine Menge Anwendungen für einen gute Abtastratenwandler – besonders wenn er so wohlfeil ist wie der von Xivero. Sie können ihn sich zum Testen kostenlos herunterladen, werden dann aber immer nur eine Minute des errechneten Files erhalten. Wenn es Ihnen lieber ist, einen ganz Song zu hören, laden Sie sich einfach die Files herunter, die ich mit dem XiSRC erzeugt habe. Sie stammen übrigens vom selben Track, vom dem ich auch die Downloads im erwähnten Artikel über den Weiss Saracon produziert habe. Anders als dort finden Sie hier aber auch PCD 384 und DSD mit über 22 Megahertz. Die letztgenannte Datei hat eine Größe von 1,6 Gigabit. So schnell dürfte also auch bei günstigem Speicherplatz und hoher Download-Geschwindigkeit DSD512 nicht zum Standard werden.
Gehört mit
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NAS | Melco HA-N1Z, WDMyCloud |
Wireless Streaming Bridge | Auralic Aries (Femto) mit SBooster BOTW P&P Eco und Sbooster Ultra |
Network Player | Ayon S-3 |
D/A-Wandler | Chord Hugo TT, MOJO |
Vorverstärker | Einstein The Preamp |
Endstufe | Ayon Epsilon mit KT150 |
Lautsprecher | LumenWhite DiamondLight Monitors |
Kopfhörer | Audeze EL-8 Closed |
Kabel | HMS Gran Finale Jubilee, Audioplan Powercord S, Göbel High End Lacorde Statement, Audioquest, Cinnamon, Carbon, Wild und Diamond, Swiss Cable Reference Plus |
Zubehör | PS Power Plant, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Audioquest Jitterbug, SOtM iSO-CAT6, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Artesania Audio Exoteryc, Harmonix Real Focus, bfly Basen und Füße |
Herstellerangaben
Sample Rate Converter Xivero XiSRC
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Kompatibilität | Windows (7-8 / 32 & 64Bit) und MacOS X (Lion 10.7.3 – Yosemity 10.10.x) |
Unterstützte Abtastraten | 44.1, 48, 88.2, 96, 176.4, 192, 352.8 und 384 kHz (PCM), DSD64, DSD128, DSD256 und DSD512 (DSD) |
Bit-Tiefe | 1, 16, 24 und 32Bit (für Ein- und Ausgang) |
Eingangs-Audioformate | WAV, AIFF, FLAC, ALAC, DSD und MP3 |
Ausgangs-Audioformate | WAV, AIFF, FLAC und DSD |
Metadaten | Transfer für AIFF zu AIFF und FLAC zu FLAC Konvertierung Dithering Flat oder Noise Shaping für 32 und 24Bit zu 16Bit Konvertierungen |
Pegel | Peak Normalisierung bei „Inter Sample Peaks“ |
Verzerrungen | -200dB (Total Harmonic Distortions + Noise) |
Testversion | Ausgangsdateilänge auf 1 Minute limitiert |
Preis | 19 Euro, in Aktivierungsschlüssel erlaubt drei parallele Installationen (Windows & MacOSX) |
Hersteller
XiVero GmbH
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Anschrift | Schiessstraße 43 D-40549 Düsseldorf |
Telefon | +49 1578 6796782 |
info@xivero.com | |
Web | www.xivero.com |
Als kleines Weihnachtsgeschenk finden Sie hier einen Download aus Oscar Petersons bisher unveröffentlichtem Album The Lost Tapes II: diesmal keine Digitalisierung eines analogen, sondern gleich das digitale Master.
Für diesen Download gibt es gleich zwei Gründe: Zum einen habe ich in diesem Jahr trotz bester Vorsätze bisher lediglich fünf Songs zum Herunterladen online gestellt. Da kann ein weiterer nicht schaden. Zum anderen haben wir etwas zu feiern: Unsere 8-CD-Deluxe-Box wurde in die Bestenliste der Deutschen Schallplattenkritik aufgenommen. Und diese Ehre wird pro Quartal nur zwei Jazzproduktionen zuteil. Doch von Anfang an: Mitte des Jahres fragte Edel:Kultur an, ob ich in bewährter Kooperation mit Mastering-Spezialist Christoph Stickel kurzfristig zum 90. Geburtstag von Oscar Peterson eine um ein oder zwei Alben erweiterte CD-Ausgabe von Exclusively For My Friends produzieren könne. Das Problem dabei war vor allem das letzte Album: MPS-Gründer Hans Georg Brunner-Schwer hatte aus bisher unveröffentlichten Stücken eine CD zusammengestellt, die den Titel The Lost Tapes 2 tragen sollte, konnte das Projekt wegen seines tragischen Unfalls aber nicht mehr realisieren. Ironischerweise gab es von den Songs aber nur eine Version auf CD-R, die Bänder waren hier ebenso verschollen wie die für die bisherige The Lost Tapes-Veröffentlichung – was übrigens auch erklärt, warum diese Stücke bei der 6-LP-Box, aus denen unser letzter Peterson-Download entnommen wurde, keine Berücksichtigung fanden: Hier kam nur rein analoges Ausgangsmaterial in Frage.
Aber auch für die CD-Ausgabe begann zumindest bei den ersten sechs Alben alles rein analog: Die Matrizierbänder landeten auf meiner grundüberholten und exakt eingemessenen Studer A80. Von dort ging es in den Ayre QA-9, der die Musik in einen digitalen Datenstrom wandelte, aus dem ein Tascam 3000 dann Musik-Files machte und auf eine Compact-Flash-Card schrieb. Alle drei Geräte wurden von einem eigenen Ausgang des PS Audio Power Plant gespeist. Da feststand, dass aus den Files CDs werden sollten, wählte ich als Abtastrate ein gradzahliges Vielfaches von 44,1 Kilohertz: 176,4 Kilohertz. Die Daten von der CF-Card waren dann für Christoph Stickel das Ausgangsmaterial für seine Arbeit. Und wie fast immer waren wir uns schnell einig, wie es klingen sollte: Für die CDs wählte Christoph Stickel einen immer noch eng am Original orientierten, aber minimal eingängigeren, ja ich möchte fast sagen: süffigeren Klang als für die rein analogen Scheiben. Etwas größere Eingriffe erforderten dann The Lost Tapes, die ab nun den Zusatz 1 erhielten. Was uns auf CD-R angeliefert wurde, erreichte eben nicht den Standard der aufwändig digitalisierten Tapes. Allerhöchste Mastering-Kunst war dann bei The Lost Tapes 2 gefragt. Die musikalisch unbestreitbar hochklassigen Stücke auf der CD-R waren technisch leider in einem recht üblen Zustand: Es kostete Christoph Stickel mehr als einen ganzen Tag, um die Songs von technischen Mängeln wie Lautstärkesprüngen oder Schwankungen im Stereopanorama zu befreien. Das sind Eingriffe, die sich nicht wie etwa die Entfernung von Knacksern oder Störgeräuschen automatisieren lassen, sondern von Hand ausgeführt werden müssen. The Lost Tapes 2 danach dann an den Klang der übrigen Alben anzupassen, war eine vergleichsweise einfache Übung. Aber wir sind der Meinung, dass Oscar Petersons Spiel und Hans Georg Brunner-Schwers Aufnahmen dieser Mühen zweifellos wert sind, eine Ansicht, die – wie gesagt – erfreulicherweise auch von der Bestenliste 4-2015 der Deutschen Schallplattenkritik geteilt wird.
Da es in Hifistatement.net aber vorrangig um Technik statt um Musik geht, erlaube ich mir eine Spielerei, die ich ohne ausdrücklichen Hinweis auf diese Manipulation für Betrug halte: Mit Hilfe des Weiss Saracon erstelle ich eine DSD-Version aus dem Musik-File in CD-Qualität. Ob's über diesen Umweg besser klingt? Probieren es Sie selbst!
PS: Immer mal wieder werden wir gefragt, ob man die Musik-Dateien denn nur auf dem Computer anhören oder doch auf der eigenen Festplatte speichern könne. Natürlich ist letzteres möglich. Hier erst einmal eine kleine Bedienungsanleitung für Mac-User: Führen Sie einen sogenannten Sekundärklick durch, je nach Trackpad-Einstellungen durch Tippen mit einem Finger unten rechts auf das Trackpad oder an beliebiger Stelle durch Tippen mit zwei Fingern. Bei der Magic Mouse kann man den Sekundärklick mit Druck auf die rechte (Standardeinstellung) oder linke Maus-Hälfte ausführen. Daraufhin erscheint ein Auswahlfenster, in dem man „Verknüpfte Datei laden‟ oder „Verknüpfte Datei laden unter‟ anklickt. Schon wird die gewünschte Datei heruntergeladen.
Wie es unter Windows funktioniert, hat Wolfgang Kemper für Sie notiert: Mit der rechten Maustaste das Download-Symbol anklicken und „Ziel speichern unter...‟ auswählen. Dann erscheint das Fenster, in dem Sie den Speicherort bestimmen können. Dort den „Speichern‟-Button anklicken und schon läuft's.
Bei der Beschäftigung mit Audioquests Ethernet-Kabeln vor kurzem stellte ich fest, dass zwischen dem mittleren Modell und der Top-Variante Diamond preislich eine enorm große Lücke klafft. Deshalb habe ich das dazwischen angesiedelte Vodka bestellt und gehört.
Das Vodka ist wie alle konfektionierten Audioquest Ethernet-Verbindungen in sechs verschiedenen Längen zwischen 0,75 und 12 Metern lieferbar. Die Preise für das Vodka liegen jetzt – im Oktober gab es eine wohl währungsbedingte Preiserhöhung – zwischen 275 bis 1825 Euro. Für den Vergleich habe ich ein Stück von 1,5 Metern für 375 Euro geordert. Damit füllt es die riesige Lücke zwischen dem Cinnamon für 99 und dem Diamond für 1300 Euro. Von ersterem unterscheidet es sich einmal durch das zusätzliche „Noise-Dissipation System“, das ich bereits mehrfach und zuletzt im Artikel über das Fire ausführlich beschrieben habe. Die drei Schichten aus synthetischem Carbon zum Schutz gegen hochfrequente Einstreuungen erhöhen den Durchmesser des Vodka im Vergleich zum Ciannamon ganz erheblich. Außerdem umgibt die hochreinen Kupferleiter beim Vodka eine Silberschicht, die hier 10 statt wie beim Cinnamon 1,25 Prozent des Durchmessers ausmacht. Das Diamond verfügt dann – wie im Hauptteil des Tests erwähnt – über Leiter aus reinem Silber und zusätzlich noch über Audioquests DBS-System zur Ausrichtung des Dielektrikums. Die Stecker des Vodka entsprechen denen des Diamond. Audioquest verwendet hier die Telegärtner für CAT700. Nicht nur von der Ausstattung, sondern auch vom Preis her scheint mir das Vodka in einer hochwertigen Kette eine noch halbwegs vernünftige Wahl zu sein. Vorausgesetzt natürlich, die klanglichen Leistungen entsprechen dem Materialeinsatz.
Da beim Vodka kein DBS-System das Dielektrikum ausrichtet, habe ich ihm ein wenig Einspielzeit gegönnt und genussvoll einige Wiederentdeckungen gehört. Denn inzwischen habe ich fast alle meine CDs mit dBpoweramp gerippt und bin dabei auf einige in Vergessenheit geratene Schätze wie Arkady Shilklopers Mauve oder „Locomotive Breath“ vom Album Fusionierter Zwiefacher der Smart Metal Horns gestoßen. Zuvor tummelten sich auf der Festplatte vor allem Rockiges für den inzwischen verstaubten iPod und ein paar Alben mit den einschlägigen Test-Stücken, die allerdings für den Zweck noch immer gute Dienste leisteten. Als ich dann ich vom Vodka zum gut eingespielten Cinammon zurückwechselte, war ich von dessen Klang durchaus angetan: Ein schöner, griffiger, allerdings etwas kompakterer Raum lenkte die Aufmerksamkeit auf das, was in puncto Dynamik geschah. Dennoch erschienen mir einige Passagen von Patrick Herals perkussiver Improvisation weniger spannungsgeladen als zuvor mit dem Vodka. Also vertraute ich diesem noch einem die Datenübertragung zwischen den Network-Switch und dem Auralic Aries (Femto) an. Einerseits kann ich mich auf mein klangliches Kurzzeitgedächtnis verlassen: Das Vodka lässt einen die Spielfreude, mit der Patrick Heral hier zu Werke geht, beinahe körperlich spüren. Dagegen wirkt sein Vortrag über das Cinnamon ein wenig gebremst und einen Hauch langweilig – trotz der größeren Nähe zu den knalligen Trommeln. Dass ich anfangs auf die vordergründige Grobdynamik hereingefallen bin, ist mir allerdings unerklärlich. Raumdarstellung und rhythmische Spannung erreichen mit dem Vodka ein deutlich höheres Niveau. Zumindest in meiner Kette macht sich die Investition in Audioquests zweitbestes Ethernet-Kabel allemal bezahlt.
Wenn man dann im Bewusstsein der klanglichen Vorteile des Vodka gegenüber dem Ciannamon rundum zufrieden seine Musik-Files genießt, kostet es fast ein wenig Überwindung, die Schwelgerei in Klängen noch einmal zu unterbrechen, um zu überprüfen, ob mit dem Diamond vielleicht doch noch ein wenig mehr gehen könnte. Erschreckender Weise ist das gar nicht so wenig, wie ich zuvor dachte. Die Abbildung gerät mit dem Diamond noch einmal größer und luftiger. Dadurch sind die Standorte der Instrumente noch klarer voneinander zu differenzieren. Auch wirkt die imaginäre Bühne nun ein gutes Stück tiefer. Die positiven Veränderungen sind – wie gesagt – größer als erwartet und jederzeit eindeutig nachvollziehbar. Der Schritt vom Vodka zum Diamond ist ähnlich groß wie der vom Cinnamon zum Vodka. Und dass die letzten paar Prozent mehr Wohlklang größeren technischen und in der Folge auch finanziellen Aufwands bedürfen, ist ja eine wohlbekannte Hifi-Binsenwahrheit. Wer also für seine Musik-Daten nur das beste will, kommt um das Diamond nicht herum.
Gehört mit
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NAS | Melco HA-N1Z, WDMyCloud |
Wireless Streaming Bridge | Auralic Aries (Femto) mit SBooster BOTW P&P Eco und Sbooster Ultra |
Network Player | Ayon S-3 |
D/A-Wandler | Chord Hugo TT |
Vorverstärker | Einstein The Preamp |
Endstufe | Ayon Epsilon mit KT150 |
Lautsprecher | LumenWhite DiamondLight Monitors |
Kabel | HMS Gran Finale Jubilee, Audioplan Powercord S, Göbel High End Lacorde Statement, Audioquest, Cinnamon, Carbon, Wild und Diamond, Swiss Cable Reference Plus |
Zubehör | PS Power Plant, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Audioquest Jitterbug, SOtM iSO-CAT6, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Artesania Audio Exoteryc, Harmonix Real Focus, bfly Basen und Füße |
Herstellerangaben
Audioquest Vodka
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Preis | 375 Euro für 1,5m |
Vertrieb
AudioQuest BV
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Anschrift | Hoge Bergen 10 4704RH Roosendaal Niederlande |
Telefon | +31 165 54 1404 |
rdrees@audioquest.nl | |
Web | www.audioquest.de |
Schon mehrfach hat ifi-audio in den vergangenen Monaten mit bemerkenswerten kleinen und vor allem preislich attraktiven HiFi-Komponenten für Aufsehen gesorgt. Im analogen Metier konnte eine Phono-Vorstufe und im digitalen ein DSD-tauglicher DA-Wandler musikalisch mächtig Eindruck hinterlassen. Der neue iPurifier2 ist für 119 Euro zu haben und soll auch hochwertige digitale Systeme verbessern.
USB-Verbindungen musikalisch aufzuwerten, ist die Aufgabe des Neulings. Dazu steckt in dem kleinen Teil ein erheblicher technischer Aufwand. In dieser Hinsicht unterscheidet er sich auch deutlich von seinem Vorgänger, dem iPurifier. Schon dieser löste vor etwa einem Jahr bei der internationalen Fachwelt und den audiophilen Anwendern Begeisterung aus. Denn es ist recht selten, dass für so kleines Geld unbestrittene, nachvollziehbare Klangverbesserungen zu erzielen sind. Die Filter-Leistung des iPurifier lag in der Unterdrückung von EMI-Störungen. Diese Elektromagnetischen Interferenzen gelangen auf zwei Wegen in den Signalweg: Einmal können sie bereits dem vom Computer abgegebenen Signal anhaften, zum anderen können sie vom USB-Kabel auf seinem Weg zum DA-Wandler von außen durch die Nähe zu elektrischen Geräten oder Kabeln aufgenommen werden. Insofern ist es sinnvoll, dass der Purifier am Ende der USB-Leitung seine Arbeit verrichtet. So ist er in der Lage, auch die durch das Kabel aufgenommenen EMI zu eliminieren. Diese EMI entstehen in den in der Rechner-Technik gern verwendeten Schaltnetzteilen und fügen dem Audio-Signal ungeliebtes Rauschen hinzu. Der iPurifier konnte dieses Störsignal immerhin um etwa fünf Dezibel absenken. Dieses kann zwischen zwei Musikstücken durchaus wahrnehmbar sein. Darüber hinaus war der bisher angebotene Purifier in der Lage, DC-Offset-Fehler zu entfernen, die in den Operationsverstärkern der elektrischen Schaltung zuvor entstanden sein können. Ifi-audio nennt dieser Fähigkeit REbalance® und baut die korrigierende Schaltung auch in unseren iPurifier2 ein.
Sich selbst bezeichnen die Leute von ifi-audio auf ihrer Website als Besessen von dem Bestreben, die USB-Audio-Kette von Störsignalen frei zu halten oder zu befreien. Dazu greifen sie auch auf das Knowhow der Digital-Spezialisten von AMR zurück. AMR setzt seinen Focus auf High End für den Heimbereich, während ifi-audio eher den portablen Markt als Zielgruppe sieht. Der iPurifer2 kommt wie sein Vorgänger in einem Gehäuse aus Aluminium daher, welches umfänglich abschirmt. Es ist schlank wie ein graziler menschlicher Finger und misst nur etwas mehr als fünf Zentimeter in der Länge, ohne den im DA-Wandler verschwindenden Stecker. Wer mag, kann die vier Torx Schrauben im Gehäuse lösen und so einen Einblick ins Innere bekommen. Die USB-B Buchse nimmt einen erheblichen Teil des Volumens in Anspruch. Auf der Platine sind zwei integrierte Schaltkreise zu erkennen. Die senkrecht aufgesetzte Platine beherbergt zwei Licht emittierende Dioden. Diese zeigen an, wenn Stromversorgung und Audiosignal anliegen. Außen am Gehäuse sind sie unter dem ifi-Logo sichtbar. Die grüne LED leuchtet, sobald Spannung anliegt. Die blaue LED leuchtet, sobald Player wie Amarra, Audirvana oder Qobuz eingeloggt sind und das Musikhören beginnen kann.
Der iPurifier2 liegt mir in der USB-B Ausführung vor und ist kompatibel mit USB 2 und USB 3. Der deutsche Vertrieb WOD wird neben dieser gängigsten Version in Kürze auch die Ausführungen für USB-A, USB-C und USB-micro anbieten. Dennoch bin ich zu neugierig auf die Qualitäten des iPurifiers2, um die USB-micro Variante abzuwarten, die ich für meinen Antelope Zodiac plus benötige. So findet dann der Hörtest mit meinem deutlich aufwändigeren und auch klanglich überlegenen Audio-gd Master 7 statt, den man aber in Deutschland leider nicht kaufen kann. Er hat aber den gebräuchlichen USB-B Eingang. Die Übertragungs-Fähigkeit des iPurifier2 in Bezug auf die Formate ist praktisch uneingeschränkt. Er transportiert PCM bis über 784 kHz, also auch das Doppelte des hochwertigen DXD mit 352,8 kHz. Bei DSD ist er Abstastraten bis 512 MHz ausgelegt.
Liest man – mit der Lupe – die Beschreibung des iPurifier2 auf seiner hochwertigen Verpackung, staune man nicht schlecht, was das kleine Ding alles zu leisten verspricht. Korrekt nennt es sich: Active Asynchronous USB Audio Purifier. Erfreut bemerkt sei auch, dass er nur wenige Euro mehr kostet als sein oben beschriebener Vorgänger. Was er alles kann? Die schlagenden Begriffe lauten: REbalance®, REclock®, REgenerate® und Active Noise Cancellation®. Gehen wir die einmal Punkt für Punkt an:
REbalance®, die Fähigkeit, einen Gleichspannung-Nulldurchgang-Fehler zu korrigieren, kennen wir vom Vorgänger. REclock® und REgenerate® bezeichnen den Jitter eliminierenden Prozess der Signalaufbereitung. Dass die Befreiung von Jitter den Klang verbessert, ist bekannt. Active Noise Cancellation® dient der Unterdrückung der Elektromagnetischen Interferenzen und auch der Radiofrequenz-Interferenzen. Dies geschieht mittels einer aktiven Schaltung aus der Radar-Militär-Technik. In der Wirkung ist uns dies von Kopfhörern mit Geräusch-Unterdrückung bekannt. ANC® reduziert Störsignale auf diese Weise um zwanzig Dezibel, also wesentlich intensiver als der Vorgänger mit fünf Dezibel. Die Schaltung generiert ein zum Störsignal gegenphasiges Signal. Hierdurch wird das musikalische Signal von ungewünschten Beeinflussungen durch Interferenzen befreit. Somit ist laut ifi-audio auch die Verwendung längerer USB Verbindungen weniger problematisch.
Den Hörtest habe ich mit drei Musikstücken in PCM in hoher Auflösung über den Audirvana plus Player von meinen MacMini begonnen: nämlich Supertramps „School“, Getz/Gilbertos „Girl From Ipanema“ und Diana Kralls „All Or Nothing At All“. Gleich beim ersten Titel, „School“, konnte ich es kaum glauben. Der Unterschied war immens, in einem Maße wie ich es nicht erwartete. Ohne den iPurifier2 klang es druckvoll und plakativ großartig mit räumlicher Tiefe. Mit ihm gewann die Darstellung erheblich an räumlicher Anordnung und Klarheit. Das plakativ-flächige, vordergründig druckvolle Klangbild verlor sich zugunsten eines spannenden Auftritts der Band. Instrumente und Gesang wurden freigestellt, weniger ineinander verwoben und wirkten griffiger. Nuancen und Strukturen erschlossen sich mit Leichtigkeit. Die nach meinem bisherigen Eindruck etwas fett gemasterte 192-Kilohertz-Version des „Girl From Ipanema“ war wesentlich ausgewogener und feine Details wurden herausgearbeitet. Der Kontrabass neben Diana Krall war weniger aufdringlich, dafür aber spannender und fetziger.
Ich habe ein neues Hörvergnügen für mich entdeckt: Qobuz. Dieses Streaming- und Download-Portal aus Paris gefällt durch ein sehr reiches Angebot an Musiktiteln und einen in meinem Setup hervorragend klingenden Player. Geliefert wird in FLAC 16/44,1 Qualität, also CD-Niveau. Es macht mir persönlich viel Freude, unterschiedliche Einspielungen miteinander zu vergleichen oder überhaupt erst kennenzulernen. Leider musste Qobuz vor wenigen Wochen Insolvenz anmelden, so dass zu wünschen bleibt, dass dieses Juwel unter den Streaming-Anbietern in gute Hände gerät. Aber ein 15-tägiges Probe-Abo ist ja erst einmal ohne Risiko. Audirvana plus bietet in der neuesten Version, die als Beta bereits installiert werden kann, ebenfalls Zugang zu Qobuz. Damit klingt es etwas voller als mit dem Qobuz-Player – so getestet und bewertet über den iPurifier2. Mit diesem lässt sich die Musik neben den oben beschriebenen klanglichen Auswirkungen, die auch bei den Playern von Qobuz oder Amarra genauso klar hörbar sind, noch ein wenig entspannter genießen als ohne. Dieses Phänomen ist schwer zu beschreiben, weil es subtil ist. Aber ich werde den Eindruck nicht los, dass der iPurifier2 reinigt, also seinem Namen Ehre macht. Er klingt sauber und schönt nicht. Harsche Höhen bleiben es auch. Am deutlichsten wirkt er sich in den unteren Frequenzlagen aus, wo er für mehr Klarheit und Konturenschärfe sorgt. Rimsky-Korsakovs Scheherazade, sowohl in der bekannten Einspielung mit Fritz Reiner als auch der mit José Serebrier auf dem Reference Recordings Label – eine eindrucksvolle Vergleichs-Erfahrung bei Qobuz – klingt noch schöner, weil der orchestrale Klangkörper räumlich wie entfesselt wirkt, sich entfaltet und Feines zu Gehör bringt. Die Solo-Violine schmeichelt zwar schlanker, aber das Gesamtbild wirkt wahrheitsgetreu. Die Transparenz begeistert. Dadurch, dass der iPurifier2 zugunsten einer griffigen, dreidimensionalen Darstellung den Druck und das Flächige zurücknimmt, hatte ich beim direkten Vergleich das Gefühl, er spiele leiser. Das ist aber falsch. Dieser Eindruck entsteht durch die verbesserte Staffelung und Klarheit von Instrument und Stimme. Welche Art von Musik Sie nehmen, spielt dabei keine Rolle. Mit dem iPurifier2 wird das Musikhören spannender. So klingt Dillons This Silence Kills nicht fülliger, aber dennoch mit mehr Energie geladen. Der Qualitätsgewinn durch den der iPurifier2 ist beachtlich und in einer Dimension, für die mancher bei Verstärkern oder Lautsprechern gern ein paar große Scheine hinblättern würde.
Interessant war für mich auch, zu klären, ob der iPurifier2 die klanglichen Unterschiede der USB-Kabel nivelliert. Meine Standard-Verbindung zwischen MacMini und meinen Wandlern ist das sehr gute Audioquest Diamond, das ich mit USB-micro und USB-B Steckern wandlerseitig besitze. Zum Vergleich habe ich das preiswertere Audioquest Carbon herangezogen. Der iPurifier2 schafft es, das klanglich qualitative Gefälle deutlich zu verringern. Dennoch bleiben die musikalischen Stärken des besseren Kabels wahrnehmbar und dessen Eigenschaften schillern weiterhin klar durch. Für den, der nicht in teure USB Kabel investieren mag, kann der iPurifier2 der goldene Weg sein.
Gehört mit
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Computer | Apple MacMini mit OS X El Capitan Amarra 3.0.3 und Audirvana Plus |
DA-Wandler | Antelope Zodiac plus oder Audio-gd Master 7 |
CD-Player | Primare DVD 30 |
Vorverstärker | Audio-gd Master 9 |
Endstufe für Bass | zwei Primare A-32 |
Endstufe für Mittel-Hochton | Spectral DMA-100 oder Air Tight ATM-3 |
Lautsprecher | Triangle Magellan Grand Concert |
Zubehör | Audioquest Diamond oder Carbon USB, Inakustik Black&White NF-1302, QED Genesis Silver Spiral mit Enacom LS, MudrAkustik Max Netzleiste, Mudra und Audioquest NRG-X2 Netzkabel, AHP Reinkupfer-Sicherungen, Groneberg Wandsteckdosen, mbakustik Raum-Absorber |
Möbel | Creaktiv Audio mit Absorberböden, Finite Elemente Pagode, Audio Exklusiv d.C.d. Basis |
Herstellerangaben
ifi iPurifier2
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Typ | iPurifier2 – asynchroner aktiver USB Filter REclock®, REgenerate®, Active Noise Cancellation®, und REbalance® USB 3.0 und 2.0 kompatibler Eingang, USB Audio Class 2.0 Ausgang DSD/PCM/DXD (768kHz und höher) |
4 Versionen | USB A, B, C und micro USB |
Impedanz | 90 Ohm |
Preis | 119 Euro |
Vertrieb
WOD-Audio - Werner Obst Datentechnik
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Anschrift | Westendstr. 1a
61130 Nidderau |
Telefon | +49 6187 900077 |
info@wodaudio.de | |
Web | www.wodaudio.de |
Als Jürgen Sachweh, der Chef des deutschen Vertriebs von PS Audio, uns vor einigen Wochen in der Redaktion besuchte, hatte er eines der ersten in Deutschland erhältlichen Exemplare der PerfectWave Network Bridge II im Gepäck.
Die Bridge II ist der Nachfolger der PS Audio Bridge I und kann in jeden PS Audio PerfectWave DAC oder DirectStream DAC eingebaut werden. Gegenüber dem Vorgängermodell weist die neue Version einige wichtige Verbesserungen auf wie Gapless-Wiedergabe, eine stabilere Netzwerkverbindung, niedrigeren Jitter und soll wesentlich besser klingen. Also genug Gründe, mich ausführlich mit der Bridge zu beschäftigen. Bei der Bridge handelt es sich um einen Renderer in Form eines Steckkarteneinschubs, der es ermöglicht, den DirectStream DAC über Kabel direkt mit dem heimischen Netzwerk zu verbinden. Der DirectStream DAC kann damit direkt auf einen Netzwerkspeicher (NAS) zugreifen, so dass auf einen PC in der Audiokette und die nicht unproblematische USB-Verbindung verzichtet werden kann.
Der Kern der Bridge besteht aus einem kleinen 32-Bit-Prozessor mit 500 Megahertz Taktfrequenz und 256 MB Arbeitsspeicher. Eingangsseitig wird PCM bis 32 Bit/192 Kilohertz sowie DSD 64 akzeptiert, ausgangsseitig erfolgt in einem speziell programmierten Baustein eine Umsetzung der Daten in das I2S-Format für die Weiterverarbeitung im DirectStream DAC. Die Daten im I2S Format werden in einem Speicher zunächst gepuffert und von einer hochpräzisen Clock mit einem neuen Takt versehen. Der ganze Aufwand dient dazu, dem DAC ein möglichst Jitter-freies Signal zur Verfügung zu stellen.
Ich habe die Bridge mit dem DirectStream Dac verwendet, mit dem ich mich aus einem anderen Grund gerade nochmals intensiv beschäftigt hatte. Der DirectStream DAC verwendet ein frei programmierbares FPGA (Field-programmable Gate Array), das alle Rechenoperationen, wie Umrechnung, Filterung und Wandlung durchführt. Die Verwendung eines FPGA bietet nicht nur den Vorteil der völligen Flexibilität in der Konzeption, sondern ermöglicht auf einfache Weise, Weiterentwicklungen der Firmware – PS Audio spricht hier mittlerweile von einem Betriebssystem – umzusetzen. Dieses Konzept klingt zumindest in der Theorie sehr überzeugend, sollte es doch damit möglich sein, die stolzen Besitzer eines DirectStream Dac mit aktuellen Weiterentwicklungen zu versorgen.
Ich halte diese Möglichkeit für hoch interessant, denn haben Sie sich schon einmal Gedanken über den Werterhalt Ihrer HiFi-Anlage gemacht? Gerade im Bereich der Digital-Analog-Wandler war der technische und klangliche Fortschritt in den letzten Jahren enorm groß und das wird sicherlich noch eine Weile so anhalten. Als Folge bringen die Hersteller in relativ kurzen Abständen neue Geräte auf den Markt, die ihre Vorgänger im wahrsten Sinne des Wortes „alt“ aussehen lassen. Die Upgrade-Fähigkeit der bisherigen Geräte steht dabei meist nicht im Vordergrund. Doch es gibt Ausnahmen!
Als ich den DirectStream Dac im Frühjahr testete, war auf dem Gerät das damals aktuelle Betriebssystem „Pikes Peak“ installiert. Vor kurzem hat PS Audio nun ein neues Betriebssystem mit dem Namen „Yale“ veröffentlicht. Folgt man einer Pressemitteilung von PS Audio, hat Ted Smith, der Entwickler des Betriebssystems, für Yale etwa die Hälfte des Programmcodes neu geschrieben. Dabei sind besonders die zwischenzeitlich gewonnen Erfahrungen mit Grundrauschen und Jitter im FPGA in die Neuentwicklung eingeflossen. So soll es gelungen sein, den Rauschpegel noch einmal um drei Dezibel zu verringern, was der Auflösung und Klarheit der Musikwiedergabe zu Gute kommen soll. Bei der Entwicklung von Yale hat sich PS Audio aber nicht nur der technischen Möglichkeiten bedient, die ein FPGA bietet, sondern auch seine Kunden aktiv miteinbezogen. PS Audio unterhält auf seiner Website ein äußerst aktives Forum, auf dem auch Paul McGowan, der Chef von PS Audio, und Entwickler Ted Smith sehr aktiv sind. So war bereits in einem frühen Stadium eine Beta-Version von Yale zum Download verfügbar, deren Vor- und Nachteile im Forum ausgiebig diskutiert wurden. Wie immer gab es neben Befürwortern der neuen Version auch Teilnehmer, die die Vorgängerversion bevorzugten. Wie ernst PS Audio den im DirectStream Dac verfolgten Softwareansatz und die Meinung seiner Kunden nimmt, zeigt sich meiner Meinung nach auch daran, dass alle bisher veröffentlichten Versionen des Betriebssystems nach wie vor auf der Website zum Herunterladen erhältlich sind. Damit kann der Besitzer eines DirectStream Dac in aller Ruhe die verschiedenen Versionen des Betriebssystems in seiner eigenen Anlage ausprobieren.
Die Installation einer neuen Version ist unkompliziert: Betriebssystem von der PS Audio Website herunterladen, Dateien entpacken und auf eine SD-Karte kopieren. Im nächsten Schritt wird der DirectStream DAC vollständig vom Netz getrennt und die SD-Karte in den auf der Rückseite vorgesehenen Kartenslot einsteckt. Anschließend wird der DS wieder eingeschaltet und das Betriebssystem wird von der SD-Karte geladen, wobei das Display auf der Frontseite dabei solange blinkt, bis der Ladevorgang abgeschlossen ist. Über das Display lässt sich durch Berühren des kleinen Zahnradsymbols oben links zum Abschluss noch einmal kontrollieren, ob die richtige Version installiert wurde.
Zum Hörtest habe ich den DirectStream DAC wieder mit meinem JPLAY dual PC Setup verbunden, bei dem JRIVER 19 als Media Server fungiert und mit dem iPad über JRemote gesteuert wird. Beim seinerzeitigen Test des DirectStream DAC hatten mich besonders dessen räumliche Wiedergabe und die Fähigkeit beeindruckt, feindynamische Abstufungen und feinste Details innerhalb eines Raumes wiederzugeben. Die Klangbalance von Yale ist im Vergleich unverändert hervorragend. Ein pechschwarzer Hintergrund verleiht dem Klangbild noch mehr Ruhe und Stabilität. Stimmen wirken dadurch unglaublich natürlich. Ich höre "Don't know why" von Norah Jones (Norah Jones: Come Away With Me; 96KHz) und bin begeistert. Die Wiedergabe der Stimme gelingt dem DirectStream DAC meisterhaft.
Ein großer Unterschied besteht für mich auch in der Breite und Tiefe der räumlichen Abbildung sowie in der Genauigkeit, mit der einzelne Instrumente auf der Klangbühne platziert werden. In dem bekannten Stück „España“ von Emmanuel Chabrier gilt es für Dirigent und Orchester, die richtige Mischung aus Tempo und Durchhörbarkeit zu finden. Viele Interpretationen huschen mit hohem Tempo durch das Stück, wodurch oft all die faszinierenden Feinheiten verloren gehen; liegt der Schwerpunkt umgekehrt zu sehr auf den Details, ist die Gefahr groß, dass der Gesamtzusammenhang darunter leidet und die Wiedergabe in Einzelteile zerfällt. Eine sehr gelungene Interpretation des Werks liegt in der phantastischen Einspielung mit Ataulfo Argenta und dem London Symohony Orchestra auf Decca Legacy Volume Two - FIM UHD 90 vor. Die Aufnahme sprüht nur so vor Temperament und legt gleichzeitig faszinierende Details offen. Was für die Interpretation gilt, gilt erst recht für den DAC. Eine extrem die Feinheiten betonende Wiedergabe geht zu Lasten des Gesamteindrucks. Pikes Peak war für mich in dieser Beziehung bei dieser Aufnahme immer an der Grenze. Ganz anders nun die Darbietung mit Yale: Bei noch größerer räumlicher Tiefe ist der phantastische Detailreichtum unverändert vorhanden, aber die Wiedergabe wirkt insgesamt fließender und dadurch entsteht ein unglaublich geschlossener Gesamteindruck.
Eine derartige klangliche Verbesserung hat bisher immer einen teuren Austausch der Hardware erforderlich gemacht. Beim DirectStream DAC genügt ein kostenloses (!) Upgrade des Betriebssystems. PS Audio nimmt die Weiterentwicklung des DirectStream DAC also sehr ernst, und ich bin mir sicher, wir haben noch nicht das Ende der Entwicklung erreicht. Der DirectStream DAC war mit Yale also bestens für den Test der Bridge gerüstet. Würde die Verwendung der Bridge die herausragende Wiedergabe des DirectStream DAC in irgendeiner Wiese positiv oder negativ beeinflussen? Ich war gespannt.
Die Installation der Bridge gestaltete sich dank der gut gemachten Anleitung sehr einfach. Auf der Website von PS Audio kann auch eine überzeugende Video-Anleitung geladen werden, die alle Schritte ausführlich erklärt. Die Bridge wird in den dafür auf der Rückseite des DS vorgesehenen Kartenslot eingeschoben. Hierzu sind auf der Rückseite zwei Schrauben zu lösen und die Leerblende abzunehmen. Im nächsten Schritt sollte man sich unbedingt mit dem beigelegten Armband mit einem Erdungspunkt verbinden, damit keine Beschädigungen durch elektrostatische Aufladungen entstehen, wenn man die Bridge aus der Verpackung entnimmt. Die Bridge wird nun vorsichtig in den Kartenslot eingeschoben und mit den beiden zuvor entfernten Schrauben fixiert. Danach muss die auf einer SD Karte mitgelieferte Firmware zum Betrieb der Bridge installiert werden. Das Vorgehen ist grundsätzlich das Gleiche wie bei der oben beschriebenen Installation von Yale. Zum Abschluss wird die Bridge mit einem Ethernet Kabel mit dem heimischen Netzwerk verbunden. Bei mir wurde die Bridge danach sofort im Netzwerk erkannt, Plug and Play so wie man es sich wünscht.
Die Bridge unterstützt den UPnP-Standard und kann mit den verschiedensten Media-Controllern gesteuert werden. Zusätzlich werden Titel und Album-Cover im Farbdisplay des DirectStream DAC angezeigt. Für den Hörtest habe ich als Media Server wieder meinen Windows Server mit JRiver und den dazu passenden Media-Controller JRemote verwendet. Als weiterer Media-Server kam der Melco N1A zusammen mit Kinsky als Controller zum Einsatz. Bei beiden Setups funktionierte das Zusammenspiel zwischen Media-Server, Media-Controller und der Bridge ganz hervorragend und war jederzeit absolut stabil.
Nach dem ersten Hören steht für mich schnell fest, dass die Bridge und der DirectStream DAC perfekt miteinander harmonieren. Ich wähle das Album Nights From The Alhambra von Loreena McKennitt: Die Atmosphäre des Konzerts ist hier wunderbar eingefangen und die bei Live-Aufnahmen so wichtige Gapless Wiedergabe funktioniert einwandfrei. Bei „Narrow Daylight“ beeindruckt mich, wie klar die ausdrucksstarke Stimme von Diana Krall wiedergegeben wird (Diana Krall: The Girl In The Other Room; 96 KHz); Sängerin und Begleitinstrumente sind hervorragend im Raum platziert.
Bei Verwendung der Bridge bleiben die übrigen Eingänge des DirectStream DAC weiterhin uneingeschränkt funktionsfähig. Ich habe deshalb den Melco N1A zusätzlich per USB mit dem DirectStream DAC verbunden. Mit der Fernbedienung konnte ich dann bequem zwischen dem USB-Eingang und der Bridge umschalten. Beim 1. Satz aus der Symphonie Nr. 1 von Sergei Prokofiev klingt das Scottish Chamber Orchestra unter Joseph Swensen (Sergei Prokofiev: Symphony No. 1 in D major 'Classical') wunderschön entspannt, weich und großflächig. Über beide Übertragungswege wird die beeindruckende Klangqualität der Aufnahme, die das Orchester in seltener räumlicher Tiefe und Präzision abbildet, ungemein intensiv wiedergegeben. Für meinen Geschmack ist die Darbietung über die Bridge noch einen Tick fließender und die Abbildung der einzelnen Instrumentengruppen im Raum noch ein Quentchen präzisier. Wer also keinen PC in der heimischen Anlage haben möchte, ist mit der Bridge klanglich erstklassig bedient.
Gehört mit
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NAS | Windows Home Server mit JRiver 19; Melco N1A |
Computer | JPlay Control PC: Intel Core i5 2,5 GHz, 6 GB Windows 10 JPlay Audio PC: Intel Core Duo 2,2 GHz, 4 GB Windows 10 |
Audioplayer | JPlay 6.2 |
Endstufe | Omtec CA 25 |
Lautsprecher | Outsider Jota mit Velodyne Subwoofer Management System SMS-1 |
Kabel | Van den Hul, JCAT USB, JCAT Reference LAN |
Herstellerangaben
PS Audio DirectStream Bridge
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Eingänge (digital) | Ethernet LAN |
Sampling Raten | 44.1KHz bis 192KHz 16 Bit, 24 Bit, 32bit, DSD 64 |
Preis | 1200 Euro |
Vertrieb
HiFi2Die4
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Anschrift | Austrasse 9 73575 Leinzell |
Telefon | +49 (0) 7175 909032 |
hifi2die4@gmx.de | |
Web | www.hifi2die4.de |
Dass die Beschäftigung mit der Sarastro IIS eher Freude als harte Arbeit werden würden, hatte ich gehofft. Aber dass der edle Schallwandler mir auch noch neue Erfahrungen mit der Akustik meines Hörraums bescheren würde, hätte ich nicht zu träumen gewagt. Die Verity sorgt für Genuss und Erkenntnis.
Rein ästhetisch ist schon die Anlieferung der Sarastros ein Vergnügen, denn sie kommen in vier hochwertigen Alu-Flightcases, die allerdings gemeinsam fast 240 Kilogramm auf die Waage bringen. Jedenfalls gelang es Jan Sieveking, dem Inhaber des deutschen Verity-Vertriebes, und mir dank der durchdachten Verpackung, die Schallwandler in meinen Hörraum zu verfrachten, ohne dass dabei deren hochglänzenden Oberflächen oder unsere Bandscheiben Schaden nahmen. Obwohl die Sarastro IIS zur „eXR Loudspeaker Line“ zählen, wobei das Buchstaben-Kürzel für Extended Range steht und auf einen erweiterten Wirkungsgrad, erweiterte Dynamik und einen erweiterten Frequenzbereich verweisen soll, wirken sie im meinem Arbeitszimmer auf dem den LumenWhite angestammten Platz sehr wohnraumfreundlich und elegant. Sie dominieren ihre Umgebung nicht im mindesten. Verity ist es gelungen, einen ausgewachsenen Vollbereichslautsprecher – laut Datenblatt soll der Frequenzbereich bis 20 Hertz hinabreichen und der Wirkungsgrad bei 93 Dezibel pro Watt und Meter liegen – so zu gestalten, dass er dennoch recht zierlich ausschaut. Das dürfte zum einen daran liegen, dass die Sarastro auf den ersten Blick wie ein Monitor auf einem Fuß im selben Furnier erscheint, denn im unteren Teil ist kein Chassis zu sehen. Zum anderen wird das Gehäuse nach hinten ein wenig breiter: Nur so findet der 280-Millimeter-Tiefton-Treiber ausreichend Platz. Auch das Bassreflex-Rohr, das sich Verity nach Problemen mit Luftgeräuschen bei Fertigprodukten heute aus Aluminium anfertigen lässt, ist auf der Rückseite montiert.
Das Bass-Chassis stellt Audio Technology in Dänemark ebenso wie den (Tief-)Mitteltöner im „Monitor“-Gehäuse nach den Spezifikationen von Verity her. Nach Lieferengpässen bei ihren amerikanischen Zulieferer fertigen die kanadischen Lautsprecherspezialisten die Bändchen-Hochtöner für die Sarastro IIS – und das Topmodell der eXR-Linie, die Lohengrin – selbst: Die Einzelteile werden aus Europa bezogen und dann von Hand in den USA zusammengesetzt. Die relativ dicht beinander liegenden, direkt vergoldeten Lautsprecherterminals aus weichem Kupfer, die den Anschluss von massiven Gabelschuhen wie denen von Göbel ein wenig schwierig gestalten, hat man schon kurz nach der Firmengründung konstruiert und bis heute beibehalten. Spezielle Folienkondensatoren lässt man bei Solen in Frankreich herstellen. Sie sehen schon, es gibt so gut wie kein Detail, dem Verity keine Aufmerksamkeit zuteil werden lässt.
Das gilt selbstverständlich auch für die Konstruktion des Gehäuses. Dass es wie erwähnt nach hinten breiter wird, hat auch zur Folge, dass die Seitenwände nicht parallel sind und sich im Inneren keine stehenden Wellen ausbilden können. Das Tiefton-Modul ruht serienmäßig auf den „Floor Isolation Stands“: Zwischen der oberen Platte und dem Gehäuse befindet sich ein Sandwich aus zwei Elastomer-Schichten, die tiefe Resonanzen bedämpfen sollen, mit einigen Zentimetern Karbon-Schaum dazwischen. Der wurde ursprünglich zu Schirmung von Hochfrequenzstrahlung entwickelt, besitzt aber auch die Fähigkeit, sehr effektiv im Audiobereich Energie zu absorbieren und in Wärme zu wandeln.
Der recht massiv wirkende, dabei aber überraschend leichte schwarze Block verhindert nicht nur, dass Energie von Lautsprecher den Boden zum Mitschwingen anregt, sondern soll die Sarastro IIS auch von der Beschaffenheit der Bodens unabhängig machen, so dass es so gut wie keinen Einfluss mehr hat, ob sie auf Teppich, Holz- oder Fliesenböden steht. Unter dem Entkopplungsblock sind vier große, griffige höhenverstellbare Aluminium-Füße angebracht, die die wackelfreie Ausrichtung des Lautsprechers zum Kinderspiel machen. Das Mittelhochton-Gehäuse wird durch eine drei Zentimeter dicke Aluminum-Platte mit Sorbothan-Kissen von der Tiefton-Modul entkoppelt. Diese Maßname, mit der Verity laut Produktinformation den mechanischen Wellenwiderstand der Konstruktion in einen günstigen Bereich legen will, führt aber nicht dazu, dass sich das Gehäuse des „Monitors“ gegenüber dem Fuß leicht bewegen ließe: Die Position von Tiefmittel- und Bändchen-Hochtöner sind fest definiert, was einer stabilen Raumdarstellung zugute kommt.
Ich gebe zu: Ich bin kein Leser von Bedienungsanleitungen. Es hatte mich zwar ein wenig gewundert, dass Verity Audio in den Technischen Daten weder Trennfrequenzen noch Flankensteilheit der Frequenzweiche angibt. Kurz bevor ich mit dem Schreiben dieses Textes fertig war, schaute ich dann doch einmal ins Manual und fand diese Angaben: Der 280-Millimeter-Tieftöner übergibt bei 150 Hertz an den Mitteltöner, wobei die Weiche mit einer Flankensteilheit von sechs Dezibel zu Werke geht. Bei 6,5 Kilohertz trennen dann Filter dritter Ordnung Mitteltöner und Hochtonbändchen.
Da dies die erste Begegnung von Verity und Hifistatement ist, möchte ich nicht versäumen, Ihnen den inzwischen sehr renommierten Lautsprecherhersteller ein wenig genauer vorzustellen: Verity besteht heuer seit 21 Jahren und hat seinen Firmensitz in Quebec City im französisch-sprachigen Teil Kanadas. Die Firma wurde vom Elektroingenieur und passionierten Gitarristen Bruno Bouchard und von Julien Pelchat gegründet, der schon in seiner Jugend in Tonstudios und bei Live-Veranstaltungen arbeitete und später als Akustiker für Studios tätig war. Die beiden waren vor der Gründung von Verity bei Oracle beschäftigt, das vor allem als Hersteller des ungemein schmucken und gut klingenden Delphi-Laufwerke bekannt wurde. Pro Jahr fertigt Verity zwischen 200 und 300 Paar Lautsprecher. Als reiner Manufakturbetrieb begann man bis vor einiger Zeit mit dem Bau eines Pärchens Schallwander erst nach dem Auftragseingang, um den Kundenwünschen in puncto Furnier oder Lackierung gerecht werden zu können. Auf Drängen der internationalen Vertriebe werden nun aber zumindest Gehäuse in schwarzem Klavierlack auf Vorrat produziert, da sie erfahrungsgemäß zwei Drittel aller Bestellungen ausmachen. Das Paar, das Jan Sieveking mitbrachte, war allerdings in Afrikanisch-Birnbaum furniert, was leider aufpreispflichtig ist, meinen Hörraum aber noch ein wenig wohnlicher machte. Dass ich dem Test der Sarastro IIS mit recht hohen Erwartung entgegensah, liegt übrigens an einem Besuch bei Nagra, bei dem ich den Prototypen des HD-DAC im firmeneigenen Hörraum erleben durfte. Dort wandelte eine Verity Audio Lohengrin II die Signale der Nagra MSA-Endstufen in Schall: Schon nach zwei, drei bekannten Songs fühlte ich mich in der Lage, mit diesen Lautsprechern kleine Veränderungen in der Kette zu beurteilen. Und den Spaß an der Musik vermittelten die großen Veritys praktisch nebenbei.
Wohl weil ich Jan Sieveking auf die Frage, ob mein ja nicht gerade riesiger Hörraum wohl die von der Sarastro IIS abgestrahlte Tieftonenergie verkraften würde, geantwortet hatte, zuviel Bass hätte ich bei mir noch nie erlebt, dirigierte er Lautsprecher näher an die Rückwand als in meinen Raum üblich und entfachte damit einen Bassdruck, der eindeutig zu viel des Guten war. Nach und nach näherten wir uns dann dem Punkt an, um den herum die meisten Schallwandler ihre beste Leistung brachten. Die – vorderen – Schallwände der Veritys standen schließlich etwa fünf Zentimeter weniger weit von der Rückwand entfernt als das für meine Lumen ideal ist. Jan Sieveking war mit der Aufstellung zufrieden, sich aber auch sicher, dass die Sarastros in puncto Feinauflösung, Raumdarstellung und Ablösung der Klanges vom Gehäuse noch einmal ein gutes Stück zulegen würden, sobald sie sich nach dem Transport etwa 72 Stunden „gesetzt“ hätten. Und damit hatte er recht. Ich war ein paar Tage unterwegs und danach klangen die Sarastro offener, luftiger und auch noch ein wenig dynamischer als direkt nach dem Aufbau – immer immer noch ungeheuer druckvoll im Bass.
Ich hatte ja bis zum Test der AudioMachina Maestro GSE (hier ein Link zu http://www.hifistatement.net/tests/item/1524-audiomachina-maestro-gse) angenommen, meine LumenWhite, spielten im oberen Bassbereich ein wenig zu zurückhaltend, bemerkte dann aber beim Blick auf die Regler der aktiven Tiefton-Module der AudioMachina, dass ich mich mit der Einstellung nach Gehör schon weit von der Nullstellung weg in den Plus-Bereich bewegt hatte: Nicht die Lumen, sondern mein Raum sorgen dafür, dass der obere Tiefton-Bereich an meinem Hörplatz ein wenig unterbelichtet wirkt. Wird dieser Frequenzbereich aber nicht direkt, sondern wie von den Sarastro nach hinten abgestrahlt, ist das Problem verschwunden! Wundern Sie sich also nicht, falls in Zukunft häufiger Lautsprecher mit nach hinten oder zur Seite gerichteten Tieftönern in Hifistatement auftauchen.
Für mich ging es nur erst einmal darum, die Sarastro so aufzustellen, dass ich ihren Tieftonanteil – nach den jahrelangen Entbehrungen im oberen Bassbereich – als angenehm empfand. Ein klein bisschen weniger als bei der Position, die ich noch mit Jan Sieveking kurz nach der Lieferung gefunden hatte, durfte es schon sein. Letztlich landete ich etwa fünf Zentimeter weiter von der Rückwand des Hörraums entfernt. Wegen des nicht hundertprozentig ebenen Fliesenbodens musste ich danach die Füße der „Floor Isolation Stands“ minimal nachjustieren. Und das war die reine Freude – zumindest wenn man ansonsten mit Spikes, Kontermuttern und Schraubenschlüsseln hantieren muss. Am jetzigen Standort verwöhnen die Sarastro mit einem soliden, ja satten und gut definierten unteren Frequenzbereich, der auch bei solch extremen Scheiben wie Jonas Hellborgs Elegant Punk nicht aufweicht oder schwammig wird. Dabei gehen die Veritys auch im darüber liegenden Frequenzbereichen ungemein schnell und offen zu Werke. Man kann daher sehr gut nachvollziehen, wie gekonnt der Aufnahmeingenieur den Hall eingesetzt hat. „It's The Pits, Slight Return“ widerlegt dann aufs feinste das Vorurteil, dass ein großes Bass-Chassis langsamer sein muss als mehrere kleine mit derselben Membranfläche. Dieses Slap-Bass-Gewitter würde jeder auch nur ein ganz klein wenig träge Treiber in einen Tiefton-Sumpf verwandeln. Dazu zählt das 280-Millimeter-Chassis der Sarastro aber in keinem Fall. Er sorgt auch in meinem Hörraum für einen sehr homogenen, tief herab reichenden und wohl artikulierten Bass. Einfach Klasse!
Danach habe ich dann die Testscheiben im Regal gelassen. Es gab nämlich keine Auffälligkeiten, die einer besonderen Überprüfung bedurft hätten. Schon nach dem ersten Tag war klar, dass ich mich bei den anstehenden Tests anderer Komponenten auf die Veritys genauso gut verlassen konnte wie auf inzwischen ein Jahrzehnt lang vertrauten Lumen. Die Sarastro bieten eine so grandiose Feinauflösung, dass man damit etwa spielend die Menge an Feininformationen bei unterschiedlichen Ethernet-Kabeln beurteilen kann. Auch als ich zusammen mit Mastering-Ingenieur Christoph Stickel, mit dem ich den letzten Jahren die ein oder andere Produktion erfolgreich abgeschlossen habe, eher zum Vergnügen den Ayon S-3 mit dem Auralic Aries Femto in Kombination mit den Chord Hugo TT verglichen habe, stellte die Sarastro die Unterschiede bei der Darstellung von Raumhöhe und -tiefe deutlich dar. Die Verity ist in der Lage, einen sehr plastischen – imaginären? – dreidimensionale Aufnahmeraum vor dem Hörer entstehen zu lassen. Dass dabei bei derselben Einspielung je nach verwendeten Komponenten Unterschiede auftreten, beweist, dass die Sarastro den Hörer nicht mit einen – wenn auch sehr attraktiven Effekt – für sich einnimmt, sondern präzise wiedergibt, was die vorgeschaltete Kette liefert. Als eigenes Verdient darf man ihr aber hoch anrechnen, dass sie sich völlig zurücknimmt und ihre Position bei entsprechend guten Aufnahmen im bestens fokussierten Klangbild nicht zu orten ist: Sie tritt dann völlig hinter die Musik zurück.
Als ich kurz in eine Vorstufe mit ausschließlich unsymmetrischen Eingängen reinhörte und nur ein im Präsenzbereich nicht gerade verhalten agierendes Nordost Walhalla zur Hand hatte, fiel auf, dass die Verity in diesem Bereich keine übertriebene Zurückhaltung an den Tag legt, was mit ausgeglicheneren Kabeln allerdings nicht zu bemerken war. Dieser kleine Hauch mehr Energie – zumindest im Vergleich zu meiner Lumen – sorgt allerdings bei Stimmen oft für das gewisse Etwas. Ich möchte mich da ohne Messung keinesfalls festlegen, welcher Lautsprecher der ehrlichere ist. Das ist dann auch schon die einzige minimale Auffälligkeit der Verity, die ich in vielen Wochen aufspüren konnte. Bei 99 Prozent aller Stücke konnte ich mich auf die Besonderheiten der zu beurteilenden Komponenten konzentrieren, ohne einen einzigen Gedanken an dieses außergewöhnliche präzise Arbeitsgerät zu verschwenden. Beim reinen Genuss-Hören ohne jegliches Erkenntnisinteresse ließ ich mich dann von den so stimmigen Tieftonwellen der Sarastro hinweg tragen!
Gehört mit
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NAS | Melco HA-N1Z |
Wireless Streaming Bridge | Auralic Aries (Femto) mit SBooster BOTW P&P Eco und Sbooster Ultra |
Network Player | Ayon S-3 |
D/A-Wandler | Chord Hugo TT |
Laufwerk | Brinkmann LaGrange mit Röhrennetzteil |
Tonarm | AMG Viella 12‟, Thales Simplicity II |
Tonabnehmer | Einstein The Pickup, Brinkmann EMT ti, Lyra Olympos SL, Lyra Etna |
Bandmaschine | Studer A80 |
Vorverstärker | Einstein The Preamp |
Endstufe | Ayon Epsilon mit KT150 |
Lautsprecher | LumenWhite DiamondLight Monitors |
Kabel | HMS Gran Finale Jubilee, Audioplan Powercord S, Göbel High End Lacorde Statement, Audioquest Wild und Diamond, Swiss Cable Reference Plus |
Zubehör | PS Power Plant, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Artesania Audio Exoteryc, Harmonix Real Focus, bfly Basen und Füße |
Herstellerangaben
Verity Audio Sarastro II S
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Frequenzgang | 20 Hz bis 60 kHz ± 3.0 dB |
Empfindlichkeit | 93 dB bei 1 Watt 1 Meter |
Impedanz | 8 Ohm mit einen Minimum von 4 Ohm |
Musikleistung | bis 250 Watt |
Höhe/Breite/Tiefe | 127,5 / 34,8 / 50,5 cm |
Gewicht | 78 kg netto und ca. 117 kg in Verpackung pro Lautsprecher |
Einspielzeit | 75 Stunden (63%), 400 Stunden (99%) |
Ausführungen | in schwarzem oder weißem Klavierlack (Standard), Sonderlackierungen in fast allen RAL- oder Automobilfarben möglich, Sonderfurniere in Echtholz – entweder mehrfach handgeölt oder mehrschichtig hochglanzlackiert – möglich |
Preis | ab 48000 Euro |
Vertrieb
Sieveking Sound GmbH & Co KG
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Ansprechpartner | Jan Sieveking |
Anschrift | Plantage 20 28215 Bremen |
Telefon | +49 421 6848930 |
kontakt@sieveking-sound.de | |
Web | www.sieveking-sound.de |
Ein Grund für eine gewisse Zurückhaltung bei Kabeltest ist für mich, wie ich gewiss schon des Häufigeren geschrieben habe, die recht geringe Übertragbarkeit der in der eigenen Kette gefundenen Ergebnisse auf andere Anlagen. Die Vielfalt möglicher Konfigurationen zur Wiedergabe von Musik-Files macht die Sache keinesfalls einfacher. Dennoch: drei Ethernet-Kabel im Vergleich.
Die bisherige Beschäftigung mit der Musikwiedergabe über das Netzwerk hat zumindest in meinem Hörraum erbracht, dass die Datenverteilung über Kabel besser klingt als über WiFi – auch wenn diese Erfahrung der weitverbreiteten Ansicht gegenübersteht, die kabellose Verbindung hätte aufgrund der galvanischen Trennung zwischen beispielsweise Router und Streaming-Bridge Vorteile. Ich sehe es ebenfalls als gesichert an, dass der Speicherort der Daten eine Auswirkung auf die Intensität des Musikgenusses hat: Verwendet man einen üblichen netzwerkgebundenen Speicher – oder kurz und englisch: NAS – wie etwa den Western Digital MyCloud, darf man nicht dieselbe Klangqualität erwarten wie von einem für die Musikwiedergabe optimierten Gerät wie dem Melco. Das gilt allerdings mit dieser Einschränkung: Wenn der nachfolgende Netzwerk-Player die gesamte Datei vor dem Abspielen auf eine entsprechend große SSD kopiert, wie dies etwa die Aurender tun, wird man keinen Unterschiede zwischen Standard- und audiophilem Datenspeicher hören.
Alles andere werde ich bei Veränderungen in der digitalen Wiedergabekette immer mal wieder überprüfen, denn die an der Wiedergabe beteiligten Komponenten interagieren miteinander und selbst Geräte in ihrer Peripherie wirken sich klanglich aus – und sei es das Netzteil eines Netzwerkschalters. Da sich der Router auf der einen Seite meines Hörraumes befindet und die Anlage auf der gegenüberliegenden, verlegte ich ein gut geschirmtes Cat6-Kabel von Conrad hinter den Lautsprechern und Endstufen her bis in die Nähe der Artesania Racks. An dieser Stelle sind aber mehrere Geräte anzuschließen, und deshalb erwarb ich ein Netzwerk-Switch von Netgear inklusive Stecker-Netzteil. Dessen Austausch gegen eine 5-Volt-Stromstromversorgung von SBooster – eine „Best Of Two Worlds Solution“ aus der alten Serie – brachte einen minimal schwärzeren Hintergrund und einen etwas größeren, offeneren Raum. Vom Netgear geht es wieder über Conrad-Kabel einmal zum Ayon S-3, einem sogenannten Network-Player mit integriertem Wandler, und zum anderem zu einem Auralic Aries (Femto) samt SBooster BOTW P & P ECO Netzteil und weiter über Audioquests Jitterbug und Diamond USB zum Hugo TT Wandler. Als Datenlieferant für Ayon und Auralic steht ein Melco HA-N1Z über ein Melco-Kabel mit dem Netgear in Verbindung.
Nachdem die Entscheidung für eine kabelgebundene Netzwerkverbindung gefallen war, wollte ich die Conrad-Kabel möglichst schnell durch etwas gediegeneres ersetzen und zog den Audioquest-Katalog zu Rate. Da unterscheiden die Kabelspezialisten erst einmal zwischen unkonfektionierten und in sechs Längen vorgefertigten Kabeln. In jeder der beiden Kategorien gibt es fünf Qualitätsstufen, die sich aber nicht entsprechen. Die unkonfektionierten Kabel decken einen deutlich niedrigeren Preisbereich ab als die konfektionierten. Die Unterschiede in der Qualität sind dieselben wie bei allen Audioquest NF- oder Digital-Kabeln: Mit zunehmendem Preis kommt zum reinen Kupferleiter eine immer dickere Silberschicht hinzu, das Topmodell besitzt dann Leiter aus reinem Silber. Die Schirmung wird besser und bei den Spitzenprodukten unter den vorgefertigten Leitungen veredeln noch das „Noise-Dissipation System“ und beim Diamond auch das „Dialectric Bias System“ das Kabel. Beide Audioquest-Entwicklungen habe ich schon mehrfach und zuletzt im Artikel über das NF-Kabel Fire ausführlich beschrieben.
Vom weit oben in einem Regal stehenden Router bis hin zum Netzwerk-Switch sind es bei möglichst unauffälliger Verlegung des Kabels in meinem Hörraum knapp 15 Meter. Und damit scheidet die Verwendung eines konfektionierten Kabels schon einmal aus. Audioquest bietet Ethernet-Verbindungen nämlich nur in den Längen 0,75, 1,5, 3, 5, 8 und 12 Meter an. So komme ich gar nicht erst in Versuchung, mit der Bestellung eines Diamond zu liebäugeln, das bei einer Länge von besagten 12 Metern schon mit knapp 9000 Euro in der Preisliste steht. Das beste unkonfektionierte Kabel ist das Carbon, dessen Kupferkern eine Silberschicht von fünf Prozent des Leiterquerschnitts umgibt. Die Leiter sind paarweise und noch einmal insgesamt geschirmt. Das „Noise-Dissipation-“ und das „Dialectric Bias System“ sind für diesen Kabeltyp nicht erhältlich. Dafür liegt der Meter-Preis aber auch bei im Vergleich zum Diamond sehr moderaten 65 Euro pro Meter. Hinzu kommen noch zwei Telegärtner-Stecker zum Preis von je 22,50 Euro.
Im ersten Durchgang bleiben die in der Überschrift genannten, fertig konfektionierten Kabel noch einmal außen vor, und ich probiere aus, ob oder wie sich das Carbon zwischen Router und Switch bemerkbar macht. Das Rendern und Wandeln übernehmen dabei zuerst der Aries (Femto) und der Hugo TT. Ja, das Carbon macht sich bemerkbar, und zwar eindeutig positiv: Wie bei fast allen Veränderung am Netzwerk tut sich in puncto Tonalität so gut wie nichts, aber dynamisch bietet das Audioquest ein ganz klein wenig mehr. Wie immer liegen die beeindruckendsten Verbesserungen bei der Raumabbildung. Der Saal wirkt mit dem Carbon noch einmal ein Stückchen tiefer, breiter und höher. Bei Schostakowitschs „Polka“ aus dem Ballet The Age Of Gold sind es vor allem Mikroinformationen wie die weit hinten links nun leichter und plastischer zu hörende Triangel und die kurz vor Schluss an derselben Stelle wahrzunehmende kleine Trommel, die die Überlegenheit des Carbon belegen. Auch beim Ayon S-3 ändert das Carbon den Raumeindruck: Die Instrumente scheinen noch ein wenig weiter von Hörer entfernt zu sein, wirken aber dennoch besser fokussiert. Feindynamische Strukturen werden deutlicher präsentiert, Pauken besitzen jedoch einen Hauch weniger Druck, erklingen dafür aber besser differenziert.
Ich sollte vielleicht noch nachtragen, dass ich für den Vergleich das Ethernet-Filter SOtM iSO-CAT6 vor dem Eingang des Netgear entfernt hatte, um nicht eine bereits modifizierte Verbindungsstrecke mit verschiedenen Kabeln zu beurteilen. Allerdings hat mich das bei bekannten Songs minimal irritiert, da ich deren Klang ja inklusive der Verbesserungen durch den SOtM im Ohr hatte. Deswegen habe ich dann das Conrad- und das Audioquest-Kabel noch einmal mit dem in Reihe geschalteten iSO-CAT6 gehört. Damit waren die Vorteile des Carbon dann in jeder Disziplin eindeutig.
Nachdem jetzt die Strecke zwischen Router und Switch optimiert ist, kommen wir endlich zu den drei Kabeln, die hier in der Hauptsache Thema sein sollen. Anders als beim Test der Firewire- und USB-Kabel habe ich diesmal nicht alle Varianten der konfektionierten Kabel bestellt, sondern dachte, mich auf das günstigste, mittlere und teuerste Modell beschränken zu können. Also bekam ich ein Pearl, ein Cinnamon sowie ein Diamond zugesandt. Allerdings liegen die ersten beiden preislich recht dicht beieinander: Für eine Länge von 1,5 Metern steht das Pearl mit 29, das Cinnamon mit 99 und das Diamond mit fast 1300 Euro in der Preisliste. Da wäre die Beschäftigung mit dem Vodka zum Preis von 375 Euro gewiss auch interessant gewesen. Aber das lässt sich ja nachholen.
Für knapp 30 Euro bietet Audioquest ein Ethernet-Kabel mit massiven Leitern aus langkristallinem Kupfer, die – wie für Kabel der Qualitätsstufe Cat7 vorgeschrieben – paarweise und noch einmal gesamt geschirmt sind. Das Dielektrikum ist Polyethylen mit hoher Dichte, das sicherstellen soll, das die Leiter in der gewünschten geometrischen Anordnung bleiben. Audioquest betont, dass auch bei Digitalkabeln die Laufrichtung wichtig sein und kennzeichnet seine Produkte entsprechend. Das Cinnamon unterscheidet sich vom Pearl durch 1,25 Prozent Silber, das auf den langkristallinen Kupferleiter aufgebracht wurde. Das Diamond besitzt dann Leiter aus reinem Silber und – wie bereits erwähnt – das „Noise-Dissipation-“ und das „Dialectric Bias System“. Das Top-Kabel ist ebenso wie das Carbon, das Router und Switch verbindet, mit den recht beeindruckenden Telegärtner-Steckern konfektioniert.
Das Pearl ersetzt nun das Conrad-Kabel, das bisher das Netzwerk-Switch mit dem Ayon verband. Und schon das preiswerteste Audioquest sorgt an dieser Stelle für einen etwas größeren Raum, einen Hauch mehr Druck mehr im Tieftonbereich und eine minimal bessere Durchzeichnung. Und das ist zu diesen Preis für mich schon eine kleine Sensation, da die Verbesserung in etwa so groß ist wie die, die der Austausch des Netzteils für das Netzwerk-Switch bewirkt hat. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass der Wechsel von einem Standard-Kabel zum Pearl in Ihrer Konfiguration ebenfalls mehr Wohlklang zur Folge haben wird, denn auch im Zusammenspiel mit dem Auralic Aries (Femto) stellen sich die gerade beschriebenen positiven Veränderungen ein.
Sie wollen von allem noch ein klein wenig mehr? Dann nehmen Sie einfach anstelle des Pearl das Cinnamon. Mehr Luft um die Instrumente, eine etwas größere Abbildung und eine Spur mehr Dynamik lohnen die Investition allemal, besonders in einem so noblen Umfeld wie dem von Auralic Aries und Chord Hugo TT. Das gilt natürlich so auch für den Ayon S-3: Auch hier sollte man nicht zögern, ein wenig tiefer in die Tasche und zum Cinnamon zu greifen. Mehr Dynamik, Spielfreude und Luft intensivieren den Musikgenuss, wie erst Malcom Arnolds „English Dances“ und dann Keith Jarretts „Wrong Blues“ deutlich machen.
Wie immer bei kostspieligen Kabeln muss man auch beim Diamond genau abwägen, ob die Investition noch in einen sinnvollen Verhältnis zu den Preisen der Geräte steht. Außer Frage steht, dass es noch einmal mehr Informationen weiterleitet. Bei der schon fast überstrapazierten „Improvisation Patrice Heral“ vom Album Le Concert de Parfums ließ sich über den Ayon S-3 auch zuvor schon bei stärkeren Impulsen der in der Tiefe des Raumes auslaufende Hall verfolgen. Nun wird die immense Größe des klösterlichen Refektoriums auch bei weniger heftigen Schlägen auf die Trommeln deutlich – und das, obwohl ich ein gutes Stücken leiser gehört habe als sonst. Dank des Diamond sind einfach noch mehr Feininformationen vorhanden. Und wie leider jeder weiß, der sich mit High End beschäftigt, ist für die letzten paar Prozent mehr Klang ein erheblicher konstruktiver und in der Folge auch finanzieller Aufwand nötig. Das ist beim Diamond nicht anders. Es beweist seine enormen Fähigkeiten auch nach dem Wechsel zu Aries und Hugo TT: Bei Don Cherry und Ed Blackwells Medley „Mutron – Bemsha Swing – Solidarity – Arabian Nightingale“ begeistert es mit satteren Klangfarben, viel – definiertem – Druck im Tieftonbereich und einer fantastischen Luftigkeit.
PS: Es bringt übrigens mehr, das Diamond vom Switch zum Ayon oder Auralic einzusetzen statt es für die Verbindung des Melco mit dem Switch zu verwenden.
Gehört mit
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NAS | Melco HA-N1Z, WDMyCloud |
Wireless Streaming Bridge | Auralic Aries (Femto) mit SBooster BOTW P&P Eco und Sbooster Ultra |
Network Player | Ayon S-3 |
D/A-Wandler | Chord Hugo TT, Matrix Audio Quattro DAC2 |
Vorverstärker | Einstein The Preamp |
Endstufe | Ayon Epsilon mit KT150 |
Lautsprecher | LumenWhite DiamondLight Monitors, Verity Sarastro IIS |
Kabel | HMS Gran Finale Jubilee, Audioplan Powercord S, Göbel High End Lacorde Statement, Audioquest Wild und Diamond, Swiss Cable Reference Plus |
Zubehör | PS Power Plant, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Artesania Audio Exoteryc, Harmonix Real Focus, bfly Basen und Füße |
Herstellerangaben
Audioquest Pearl, Cinnamon und Diamond RJ/E (Ethernet)
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Audioquest Pearl Preis | 29 Euro für 1,5m |
Audioquest Cinnamon Preis | 99 Euro für 1,5m |
Audioquest Diamond Preis | 1295 Euro für 1,5m |
Vertrieb
AudioQuest BV
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Anschrift | Hoge Bergen 10 4704RH Roosendaal Niederlande |
Telefon | +31 165 54 1404 |
rdrees@audioquest.nl | |
Web | www.audioquest.de |