Freitag, 08 Mai 2015 02:00

AudioMachina Maestro GSE

Es gibt gute Gründe, lieber alles andere als Lautsprecher zu testen. Und dabei ist die Logistik noch nicht einmal der gravierendste. Eine ganze Menge guter Gründe spricht aber auch dafür, sich intensiv mit AudioMachinas Topmodell zu beschäftigen. Und deshalb habe ich einige Monate mit den Maestro GSE gelebt

Damit wären wir schon beim ersten Grund, der Lautsprecher-Tests wenig verlockend macht: der Zeitfaktor. Vorausgesetzt die entsprechende Komponente ist eingespielt und ausreichend lange am Netz – das kann bei einem Wandler schon mal eine Woche sein –, kann man in ein, zwei Tagen zu einer recht verlässlichen Einschätzung der Qualitäten des in Frage stehenden Objektes kommen. Das ist bei Schallwandlern anders. Sie interagieren viel intensiver mit dem eigenen Raum und prägen den Gesamtklang einer Kette wohl am nachhaltigsten. Da fällt der Wechsel von den gewohnten Boxen schon schwerer, man hat ja schließlich jahrelang Zeit gehabt, sich an deren Stärken und Schwächen zu gewöhnen. Es vergeht also einige Zeit, bis man wieder offen für eine objektive Herangehensweise ist. Und während sich so nach und nach die Vor- und Nachteile der Testobjekte erschließen, traut man sich meist nicht, mit ihnen andere Komponenten zu beurteilen, obwohl das Tagesgeschäft ja inzwischen weitergehen sollte. Wenn man sich dann quasi nebenbei noch beispielsweise über klangliche Veränderungen für ein Remastering klar werden will, fühlt man sich mit anderen als den eigenen Boxen meist auf dünnem Eis. Bei den AudioMachina war das anders.

Die AudioMachina Maestro GSE setzt sich aus drei Teilen zusammen: dem massiven Fuß, dem Subwoofer- und dem sogenannten Monitor-Modul, das ab 100 Hertz arbeitet
Die AudioMachina Maestro GSE setzt sich aus drei Teilen zusammen: dem massiven Fuß, dem Subwoofer- und dem sogenannten Monitor-Modul, das ab 100 Hertz arbeitet

Die wollte Volker Bohlmeier, Einstein-Chef und Vertrieb für TechDAS und AudioMachina, mir mal kurz vorstellen, als er zu meinem Bedauern an einem Wochenende das japanische Analogmonument Air Force One abholte. Was die beiden zierlich wirkenden Säulen dann in meinem Hörraum boten, obwohl wir meine LumenWhite nicht aus dem Raum entfernt, sondern nur mal schnell in die Ecke geschoben hatten, hat mich spontan überzeugt, Ihnen diese Ausnahme-Lautsprecher näherzubringen. Schon ohne viel Geschiebe faszinierten die Maestro GSE mit einer Raumdarstellung, die zum besten gehörte, was ich in meinem Hörraum je genießen durfte. Auch wenn diese Disziplin für mich bisher immer die wichtigste war, gab sie bei der AudioMachina nicht den Ausschlag: Die produzierte einen Druck im Bass, der für mich einfach unwiderstehlich war. Doch statt Ihnen schon jetzt vom Klang vorzuschwärmen, sollte ich lieber darlegen, was die AudioMachina technisch so besonders macht. Und das ist nicht wenig.

Mit einer Gehäusetiefe von nur 15 Zentimetern lässt sich die AudioMachina leicht in den Wohnraum integrieren. Aber unterschätzen Sie sie deshalb nicht: Sie klingt viel größer als man vermuten würde
Mit einer Gehäusetiefe von nur 15 Zentimetern lässt sich die AudioMachina leicht in den Wohnraum integrieren. Aber unterschätzen Sie sie deshalb nicht: Sie klingt viel größer als man vermuten würde

Bevor wir zu den Details kommen, verrate ich Ihnen noch, dass alle AudioMachina-Modelle von Dr. Karl Schuemann in Fort Collins in Colorado erdacht und gebaut werden. Um die gewünschte Qualität garantieren zu können, stellt er seine Lautsprecher ausschließlich selbst her. Er will sich bei der Produktion nicht auf Mitarbeiter verlassen, auch wenn diese Entscheidung die Zahl der maximal produzierbaren Lautsprecher limitiert. Hier steht der selbstgesetzte Qualitätsanspruch über kommerziellen Interessen. Die Verstärker für die aktiven Subwoofer-Module sowie die Chassis kauft Dr. Karl Schuemann natürlich zu. Deren Montage in die auf eigenen CNC-Maschinen gefertigten Gehäuse lässt sich der Entwickler jedoch nicht nehmen. Den Strom für die energiefressende Aluminium-Bearbeitung – und sein Wohnhaus – erzeugt Dr. Karl Schuemann mit einer Solar-Anlage übrigens selbst, wie mir Volker Bohlmeier erzählte.


Die Maestro GSE wird in drei handlich wirkenden Kartons geliefert, die sich beim Transport für ihre Größe aber als ungemein schwer erweisen. Sie beinhalten den massiven, mit gut handhabbaren Spikes versehenen Fuß – eine der Neuerungen, die die GSE vom Vorgänger Maestro S unterscheiden –, das Subwoofer- sowie das sogenannte Monitor-Gehäuse. Alle Teile werden aus dicken Aluminium-Platten herausgearbeitet, wobei die Elemente für Subwoofer und Monitor aus zwei Schalen zusammengesetzt und verschraubt werden. Bei dieser Herstellungsart kann Dr. Karl Schuemann die Materialstärke durch die entsprechende Programmierung der CNC-Maschinen frei wählen. Da nach seinen Ausführungen auf der Homepage unter dem Menü-Punkt „Pearls“ die größte Belastung der Gehäuse an den Ecken auftritt, findet sich dort auch das meiste Material. Das Resultat ist ein Aluminium-Konstrukt, das beim obligatorischen Klopftest nur ein extrem kurzes und leises „Klock“ vernehmen lässt. Damit dürfte das Gehäuse als parasitäre Schallquelle vollständig zu vernachlässigen sein. Es zeichnet sich auch durch sanft verrundete Kanten und eine Schallwand aus, die besonders beim Subwoofer nur minimal breiter ist, als die eingebauten Chassis und kommt dem theoretischen Ideal damit verdammt nahe.

Der Hoch-Mitteltöner und der Ringradiator stammen wie alle Treiber im Monitor-Modul von Skan-Speak
Der Hoch-Mitteltöner und der Ringradiator stammen wie alle Treiber im Monitor-Modul von Skan-Speak

Die beiden 26-Zentimeter-Bässe im Subwoofer-Modul werden von Peerless zugeliefert und waren für Dr. Karl Schuemann wegen ihrer geringen Güte (Q-factor) erste Wahl. Dafür, dass sie sich trotz des verschwindend geringen Gehäusevolumens überhaupt ausreichend bewegen, sorgt ein ICEpower-Verstärkermodul mit einer Leistung von 1000 Watt. Die obere Grenzfrequenz und der Pegel der Wiedergabe lässt sich mit zwei satt rastenden Drehschaltern in jeweils neun Schritten wählen. Das Signal bezieht der Subwoofer über zwei dünne Kupferstangen, die entsprechende Buchsen im Woofer- und Monitor-Modul miteinander verbinden. Die beiden Gehäuse werden durch zwei Gummikugeln mit einem Durchmesser von etwa einem Zentimeter voneinander entkoppelt. Dafür, dass die beiden Elemente nicht kippeln können, sorgen vier elastische Klebepads. Natürlich wirkt es eleganter, wenn von außen keine Verbindung zwischen Woofer und Monitor zu sehen ist. Das Aufsetzen des Monitors, ohne die Kupferstangen dabei zu verbiegen, erfordert aber zwei Personen, die über Kraft respektive Fingerspitzengefühl verfügen sollten. Hier würde ich mir zumindest etwas massivere Stäbchen wünschen. Allerdings habe ich die AudioMachina auch das ein oder andere mal auf- und abgebaut, um sie mit der LumenWhite den Platz tauschen zu lassen. Dieser einzige kleine Kritikpunkt entfällt natürlich, wenn Sie sich für eine Maestro GSE entscheiden, die der Händler oder Vertrieb einmal aufbaut und dann so stehen lässt. Dass Sie die AudioMachina aus klanglichen Gründen wieder aus Ihren Hörraum wegbewegen möchten, kann ich mir nun wirklich nicht vorstellen.

Zwei dieser mächtigen Tief-Mitteltöner sorgen für den nötigen Schalldruck im Bereich von 100 bis 800 Hertz
Zwei dieser mächtigen Tief-Mitteltöner sorgen für den nötigen Schalldruck im Bereich von 100 bis 800 Hertz

Ab 100 Hertz übernehmen dann die beiden Tiefmitteltöner mit einem Durchmesser von 15 Zentimetern, die wie die übrigen Treiber im Monitor-Modul von Scan-Speak stammen. Sie dürfen als Pegelreferenz für die übrigen Chassis gelten, denn sie sind als einzige in der Lautstärke nicht veränderbar. Von 800 bis 3000 Hertz übernimmt dann ein Hochmitteltöner. Darüber wird dann der bekannte Ringradiator aktiv. Die bei der GSE erstmals eingeführten Bi-Wiring Terminals erlauben eine getrennte Ansteuerung der Tiefmittelton-Chassis und des Hochmittel- und Hochtonbereichs. Die Flankensteilheit der Weiche beträgt sechs Dezibel, da Dr. Karl Schuemann Filter höherer Ordnung wegen ihres schlechten Phasengangs im Übernahmebereich grundsätzlich ablehnt und dies auf unter dem Punkt „Pearls“ auf seine Website auch ausführlich – nicht ohne Seitenhiebe auf die Konkurrenz – begründet. Die Festlegung auf eine Weiche mit Filtern erster Ordnung hatte auch Einfluss auf die Wahl der Chassis: Sie müssen auch oberhalb der Trennfrequenz noch ein gutes Stück linear arbeiten, da sie ja nur sehr sanft ausgeblendet werden und sich etwaige Unlinearitäten noch weit oberhalb der Übergangsfrequenz störend bemerkbar machten. Daher waren für Dr. Karl Schuemann die Skan-Speaks mit ihren Papiermembranen erste Wahl. „Moderne“ Membran-Materialien wie beispielsweise Keramik erforderten steilflankigere Filter, führte der Entwickler während eines Telefongesprächs aus.


Ein Blick ins Monitor-Modul: Gedämpft wird mir Filz. V-Caps gehören mit zum Besten, was der amerikanische Markt zu bieten hat
Ein Blick ins Monitor-Modul: Gedämpft wird mir Filz. V-Caps gehören mit zum Besten, was der amerikanische Markt zu bieten hat

Seinen Maestro bescheinigt er ein gutmütiges Phasenverhalten, was sie auch für Röhrenverstärker zu einer leicht zu treibenden Last mache. Aber größtmögliche Freiheit bei der Wahl der Verstärker garantiere in noch viel stärkerem Maße das sogenannte MAPS System. Die Abkürzung steht für „Monitor And Powered Woofer“. Da die in die Subwoofer integrierten Verstärker mit ihren 1000 Watt die beiden mächtigen 26-Zentimeter-Chassis fest im Griff hätten, brauchten die Endstufen der Anlage nur noch die relativ leicht zu kontrollierenden Tiefmitteltöner treiben. Und das sollte den meisten guten Transistor- oder Röhrenendstufen leicht möglich sein. Sehr viel schwerer zu finden – und zu finanzieren – seien da schon Amps, die den Spagat zwischen enormer Leistung und Kontrolle auf der einen und Musikalität und Transparenz auf der anderen Seite hinbekämen. Aber derer bedürfen die Maestro GSE ja dank ihrer Bass-Elektronik nicht. Ein weiterer Vorteil des aktiven Konzepts ist die Möglichkeit, mit Hilfe der Regler für Pegel und die obere Grenzfrequenz des Woofers, die im Bereich von 60 bis 160 Hertz eingestellt werden kann, Bassprobleme des Raumes in den Griff zu bekommen. Das funktioniert in meinem Hörraum selbstverständlich auch ganz hervorragend: Die Stellung der beiden Schalter ein gutes Stück im Plus-Bereich könnte mich fast dazu verleiten, meine LumenWhite nie wieder eines Hauchs von Strenge und einer leicht übertriebenem Zurückhaltung im Oberbass zu zeihen: In diesem Bereich frisst mein Raum einfach einen Teil der abgestrahlten Energie. Aber das lässt die AudioMachina ja völlig kalt: Sie liefert nach einem Dreh an den Bass-Schaltern so viel Tieftonenergie, das keine Wünsche offen bleiben.

Zwei dieser 26-Zentimeter-Tieftöner und ein ICEpower-Verstärker mit 1000 Watt generieren echten Tiefbass, ohne die angeschlossenen Endstufen auch nur im mindesten zu stressen
Zwei dieser 26-Zentimeter-Tieftöner und ein ICEpower-Verstärker mit 1000 Watt generieren echten Tiefbass, ohne die angeschlossenen Endstufen auch nur im mindesten zu stressen

Das hat mich natürlich dazu verleitet, wieder mal die ein oder andere alte Testscheibe herauszukramen und genüsslich in Tieftonwellen zu baden: Womit ginge das schöner, als mit Stevie Ray Vaughns „Tin Pan Alley“ vom Album Couldn't Stand The Weather? Tommy Shannons E-Bass rollt wohlig und fett durch den Raum und besitzt dennoch die nötige Kontur und Definition. Zum Dahinschmelzen! Gut, ich habe die Scheibe schon ein paar Jahr nicht mehr aufgelegt, aber an einen so großen (Hall-)Raum kann ich mich beim besten Willen nicht erinnern. Und das Gitarrenspiel fasziniert mal mit weich fließenden Linien voller Details mal mit harter Attacke. Zugegeben, ein Teil der Dynamik und Details, die ja für die Raumillusion so wichtig sind, mögen auf das Konto des LumenWhite Mystere Laufwerks gehen, aber umgesetzt werden sie letztendlich von den AudioMachina. Und das absolut fantastisch.

Wenn es um Tiefbass geht, fällt mir sofort Bela Flecks The Flight Of The Cosmic Hippo ein: Beim Titelstück rollt Victor Wootens E-Bass auch knarzend in den Basskeller, und zwar mit einer Klarheit und Schwärze, wie ich sie bei einem passiven Schallwandler mit ventiliertem Gehäuse nie gehört habe. Banjo und das elektronisch Schlagzeug sorgen für jede Menge dynamischer Akzente und der Studio-Hall, der die einzelnen Instrumente umgibt, ist sehr differenziert nachvollziehbar. Da passt einfach alles.

Die Schnittstelle zwischen Subwoofer- und Monitor-Modul (oben): Bei diesen Spaltmaßen werden Automobilhersteller neidisch. Die Gehäuse bestehen aus zwei miteinander verschraubten Schalen, die aus dicken Aluminium-Platten gefräst wurden
Die Schnittstelle zwischen Subwoofer- und Monitor-Modul (oben): Bei diesen Spaltmaßen werden Automobilhersteller neidisch. Die Gehäuse bestehen aus zwei miteinander verschraubten Schalen, die aus dicken Aluminium-Platten gefräst wurden


Nachdem ich zwischenzeitlich wieder mal die LumenWhite gehört hatte, vermisste ich bei der AudioMachina eine gewisse Leichtigkeit, die aber erfahrungsgemäß vom Frequenzgang abhängig ist: Ein Schallwandler mit solidem, kräftigen Bassfundament wirkt meist minimal behäbiger und weniger offen als einer mit schlanker Abstimmung. Also habe ich ein bisschen mit der oberen Grenzfrequenz und dem Pegel des Subwoofer-Moduls der Maestro GSE gespielt: Sobald ich den Pegel um nur eine Schalterstufe zurückgenommen hatte, agierte die AudioMachina deutlich offener. In meiner Begeisterung für den knackigen Bass hatte ich es ein wenig übertrieben. Dass mir das nicht vorher aufgefallen war, liegt wohl daran, dass die Maestro GSE auch mit jeder Menge Bass noch ungemein schnell und agil zu Werke geht. Erstaunlicherweise führt hier selbst eine Bassanhebung subjektiv nicht zur erwarteten Behäbigkeit. Mit den Schaltern haben Sie es in der Hand, ob die AudioMachina ein wenig leichter und luftiger oder mit jeder Menge Druck im Tieftonbereich zur Tat schreitet. Höchster Hörgenuss mit einer beeindruckenden Raumdarstellung ist in jedem Falle garantiert. Und Spielfreude und Schnelligkeit leiden auch nicht im mindesten unter einer oft so verführerischen Extraportion Bassenergie.

Die Oberseite des Subwoofer-Moduls: Die beim Zusammenbau gefährdeten Kupferstäbchen für den Signaltransport sind hier schon eingesteckt. Die Gummikugeln verhindern die Übertragung von Resonanzen auf das Monitormodul. Bevor dieses aufgesetzt wird, werden an den Ecken noch vier doppelseitig klebende elastische Pads aufgebracht, die ein Kippeln der Konstruktion verhindern
Die Oberseite des Subwoofer-Moduls: Die beim Zusammenbau gefährdeten Kupferstäbchen für den Signaltransport sind hier schon eingesteckt. Die Gummikugeln verhindern die Übertragung von Resonanzen auf das Monitormodul. Bevor dieses aufgesetzt wird, werden an den Ecken noch vier doppelseitig klebende elastische Pads aufgebracht, die ein Kippeln der Konstruktion verhindern

Auch wenn die Maestro in der GSE-Generation mit Bi-Wiring-Terminals ausgestattet ist, habe ich sie nur mit einem Lautsprecherkabel mit den Ayon-Mono verbunden. Ich bin eben kein ausgesprochener Bi-Wiring-Fan. Bei seinem Besuch hatte mir Volker Bohlmeier allerdings vom Bi-Amping-Betrieb der AudioMachina mit vier seiner Einstein Silver Bullet OTL Mono-Endstufen vorgeschwärmt. Der Betrieb der vier Class-A-Heizungen in meinem recht kleinen Hörraum wollte ich mir allerdings ebenso wenig vorstellen wir deren Transport dahin. Laut Vertrieb wäre der Bi-Amping-Betrieb an zwei The Poweramp Hybrid-Stereo-Endstufen dann die zweitbeste Lösung. Nicht, dass mir beim Betrieb der Maestro GSE an den kraftstrotzenden Ayon Epsilon mit den KT 150 auch nur das Mindeste gefehlt hätte, aber es interessiert mich schon, ob die getrennte Ansteuerung des oberen Mittelhochton-Bereich und der tiefen Mitten die Investition in eine zweite Endstufe klanglich rechtfertigen, denn Dr. Karl Schuemann hat mit seinem MAPS System ja dafür gesorgt, dass Leistungsverstärker mit der Maestro leichtes Spiel haben. Bevor ich jedoch die beiden The Poweramp verkabele, tausche ich erst einmal eine Stereoendstufe gegen die beiden Ayons.

Dank der aktiven Subwoofer der Maestro GSE reichen die zweimal 90 Watt des Poweramp auch für größere Lautstärken völlig aus. Zu meiner Überraschung suggeriert die Hybrid-Endstufe sogar noch etwas größere virtuelle Räume als die Epsilons oder anders ausgedrückt: Sie glänzt mit mehr Durchzeichnung und Details. Aber ich habe die Epsilon ja auch nicht als Ergänzung zu einem teilaktiven Lautsprecherkonzept ausgesucht, sondern weil sie die nötige Kraft hat, die drei Bass-Chassis einer LumenWhite für höhere Pegel auf Trab zu bringen und dennoch an der kurzen Leine zu führen. Für die AudioMachinas würde sich im Ayon-Portfolio gewiss auch noch feinsinnigeres als die mächtige Epsilon finden. Aber das wäre eine andere Geschichte. Bevor ich auf Bi-Amping umrüste, genieße ich noch ein wenig den musikalischen Fluss und die weiten Räume, mit denen der Poweramp im Zusammenspiel mit den Maestro GSE den Zuhörer verwöhnt. Da macht es gar nichts, dass sich in der Amarra-Playlist noch ausschließlich die oft gehörten Songs zum Testen befinden, mit denen ich die Ayons und den Poweramp verglichen habe. Wie hochkarätige Jazzer vertrauten Standards noch immer neue Facetten abgewinnen können, so gelingt es Einstein und AudioMachina, die alten Stücke spannend zu präsentieren.

Dank dieser durchdachten und präzise gefertigten Fußkonstruktion sind auch die vier Spikes der AudioMachina einfach und wackelfrei zu justieren
Dank dieser durchdachten und präzise gefertigten Fußkonstruktion sind auch die vier Spikes der AudioMachina einfach und wackelfrei zu justieren


Beim Wechsel auf Bi-Amping passiert erst einmal nichts spektakuläres. Ja, wenn man sich konzentriert, entdeckt man hier und da etwa noch eine etwas länger verklingende Hallfahne, und auch das eine oder andere Detail hatte es vorher nicht über die Bewusstseinsschwelle geschafft, ist aber bestimmt auch da, wenn ich wieder auf nur eine Stereoendstufe zurückgehe. Während die Verstärker so langsam warm werden, fällt mir hier und da ein wenig mehr Luft um die Instrumente auf. Diese scheinen noch stabiler im Raum zu stehen, der mir nun auch minimal größer vorkommt. Beim Köln Concert gerät Jarretts Spiel nun noch ein wenig fließender, man kann einfacher zwischen dem Klang des Korpus und der Saiten unterscheiden, ohne dass dies auch nur eine Spur analytisch klänge, und des Piansten geräuschvolle Kommentierung seines Spiels ist klarer herauszuhören, doch ohne dadurch zu stören.

Ganz zu Anfang war ich mir sicher, dass der Aufwand für eine zweite Endstufe nicht lohnt, nach etwa 15 Minuten zog ich das spontane Urteil in Zweifel und je länger ich höre, um so sicherer bin ich mir, dass ich den zweiten Poweramp nicht mehr missen möchte. Wie gesagt, hier geht es nicht um plakative Effekte. Mit zwei Stereo-Endstufen treten die AudioMachina noch weiter hinter die Musik zurück, die nun noch selbstverständlicher, natürlicher und irgendwie richtiger in den Raum strömt. Erfahrene High-End-Hörer dürften Ähnliches vom Vergleich von extrem guten Laufwerken mit einem der wenigen Weltklasse-Exemplare kennen: Auf Anhieb unterschätzt man die Unterschiede, sobald sie sich einem aber erst mal erschlossen haben, ist fast unmöglich mit der zweitbesten Lösung zufrieden zu sein. Aber es geht hier ja nicht um die Vorteile des Bi-Amping, sondern um die Maestro GSE: Die zeigte gewissenhaft jede Verbesserung in der davorgeschalteten Kette auf, verwöhnt aber schon bei halbwegs vernünftiger Aufstellung mit einer absolut faszinierenden Raumdarstellung. Ich kenne keine anderen Schallwandler der sich bei Aufstellung als so als unprätentiös erweist wie die Maestro GSE. Ich weiß noch genau, wie lange ich gebraucht habe, den LumenWhite eine ähnlich glaubwürdige Raumdarstellung zu entlocken.

Beim Subwoofer lässt sich die obere Grenzfrequenz und der Pegel einstellen. Die Bi-Wiring-Terminals stammen von Cardas
Beim Subwoofer lässt sich die obere Grenzfrequenz und der Pegel einstellen. Die Bi-Wiring-Terminals stammen von Cardas

STATEMENT

Klanglich erfüllt die AudioMachina alle Erwartungen, die ein Blick aufs Preisschild weckt, mit Bravour. Aber mit der Maestro GSE erwerben Sie nicht nur einen nahezu perfekt verarbeiteten Lautsprecher, der sich aufgrund seines minimalistischen Designs problemlos in fast jede Wohnumgebung integrieren lässt. Sie bekommen praktisch als Zugabe eine selten angebotene Dienstleistung: Dr. Karl Schuemann hat alle Eventualitäten eines möglichen Einsatzortes bedacht und seine Maestro GSE dafür vorbereitet: Sie braucht nicht millimetergenau ausrichtet zu werden, um mit einer grandiosen Raumdarstellung zu begeistern, sie kann mithilfe der vier Drehschalter tonal an den Raum angepasst werden und stellt in puncto Leistung keine hohen Ansprüche. Plug'n'play auf höchstem Niveau. Eine Entdeckung!
Gehört mit
Digitalplayer Nagra VI
Computer iMac 27‟, 3.06 GHz Intel Core 2 Duo, 8 GB, OS X Version 10.10.2
Audioplayer Amarra Symphony 2.6, Audirvana, Pure Music
CD-Laufwerk Wadia WT3200
D/A-Wandler Mytek 192-DSD-DAC, M2Tech Young DSD und Van der Graaf
Plattenspieler Brinkmann LaGrange mit Röhrennetzteil, LumenWhite Mystere
Tonarm AMG Viella 12‟, Thales Simplicity, SME V
Tonabnehmer Einstein The Pickup, Brinkmann EMT ti, Lyra Olympos SL, Lyra Etna
Bandmaschine Studer A80
Phonostufe Einstein The Turntable‘s Choice (sym), Blue Amp
Vorverstärker Einstein The Preamp
Endstufe Ayon Epsilon mit KT150, Einstein The Poweramp (2x)
Lautsprecher LumenWhite DiamondLight Monitors
Kabel Precision Interfacer Technology, HMS Gran Finale Jubilee, Audioquest, Swiss Cables Reference, Goebel High End Lacorde
Zubehör PS Audio Power P5, Clearaudio Matrix, Sun Leiste, Audioplan Powerstar HMS-Wandsteckdosen, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Finite Elemente Pagode Master Reference Heavy Duty und Cerabase, Harmonix Real Focus, Audio Exklusiv Silentplugs
Herstellerangaben
AudioMachina Maestro GSE
Bauart geschlossener 4-Wege-Referenz-Stand-Lautsprecher
Gehäuse aus massiven Aluminium Platten, modulares MAPS-System
Frequenzbereich 15Hz - 30kHz
Empfindlichkeit 89dB bei 4 Ohm, gutmütiges Phasenverhalten
Bestückung 2 x 26cm Bass, 2 x 15cm Midbass, 12cm Mittelton, 2,5cm Hochtöner
Frequenzweiche Subwoofer 100Hz, Tiefmittel-/Mittelton 800Hz, Mittel-/Hochton 3kHz
Subwoofer geschlossen, aktiv, MSX filter, 1000W ICEpower-Verstärker
Einstellmöglichkeiten Subwoofer: Frequenz und Pegel schaltbar
Mittel- und Hochtonbereich: Pegel schaltbar
Abmessungen (H/B/T) 130 x 30 x 30 cm, inklusive Fuß
Gewicht 80kg pro Stück, zusammengebaut
Empfohlene Verstärkerleistung 100 - 500W pro Kanal an 4 Ohms
Preis 80000 Euro

Hersteller / Vertrieb
EINSTEIN Audio Components GmbH
Anschrift Prinz Regent Straße 50-60
44759 Bochum
Telefon +49 234 9731512
E-Mail info@einstein-audio.de
Web www.einstein-audio.de

Weitere Informationen

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    Deutsch English|
  • Imagefolder tests/15-05-08_audiomachina
Samstag, 07 Mai 2005 02:00

Einstein Audio Components

Vertrieb
EINSTEIN Audio Components GmbH
Anschrift Prinz Regent Straße 50-60
44759 Bochum
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E-Mail info@einstein-audio.de
Web www.einstein-audio.de
Dienstag, 03 Mai 2005 02:00

Resonessence Labs

Hersteller
Resonessence Labs
Softwaresupport www.resonessencelabs.de/support.php
Web www.resonessencelabs.de

Neunmillionendreihundertachtzehntausend Bits in der Sekunde ausgelesen aus einer 750 MB großen Songdatei, überfluten den Resonessence Labs Wandler – und zu hören ist ein Raum. Genau genommen der Saal des Jazzpuben Stampen im eisigen Stockholm, denn gebannt wurden diese ersten leisen Töne, das Gemurmel der Gäste sowie deren klirrenden Gläser im Winter 1976 auf analoges Bandmaterial.

Kneipengesummse, zudem vierzig Jahre alt, benötigt einen so gewaltigen Datenfluss? Wirkt reichlich überzogen. Statt einer stattlichen DXD-Datei (352,8 kbit / 24 bit) sollte der digitale Inhalt einer CD, die vielleicht ein Zehntel an Informationen zur Verfügung stellt, wohl genügen. Indes sind es genau diese ersten Sekunden, die mich in den Bann ziehen, entfaltet sich doch in meinem 20 Quadratmeter großem „Musikzimmer“ zwischen, hinter und neben den Lautsprechern die entspannte Atmosphäre eines verqualmten schwedischen Clubs, gottlob ohne Tabakgeruch. Ziemlich großes Kino das der Concero HD Digital/Analog-Wandler im Zusammenspiel mit einen MacBook schon zum Auftakt bietet. Dabei war die Installation denkbar einfach. Mittels beiliegenden USB-Kabel wird das kaum Bierdeckel große bestens verarbeitete Aluminiumgehäuse mit dem Mac verbunden, umgehend wird in den Systemeinstellungen der DAC als potentielle Ausgabequelle verifiziert. Und so nahmen einen Klick später die in endlosen Reihen von Nullen und Einsen gespeicherten Töne die neue Ausfahrt.

Sehr kompakt und exquisit verarbeitet präsentiert sich das Gehäuse des Concero HD, der von seinen Genen als kleiner Bruder des großen Invicta durchgeht
Sehr kompakt und exquisit verarbeitet präsentiert sich das Gehäuse des Concero HD, der von seinen Genen als kleiner Bruder des großen Invicta durchgeht

Seit 2013 wird die auf Digitalwandler spezialisierte Produktfamilie der kanadischen Marke Resonessence Labs durch die Firma ProAudiogear in Deutschland vertrieben, dieses Jahr kam der österreichische Markt hinzu. Eine gute Adresse für einen Hersteller, dessen Produkte bei highfidelen Privatnutzern ebenso eine Heimat finden können, wie im professionellen Studiobetrieb, kultivieren doch Holger Brinkmann und seine Mannen beide Geschäftsfelder erfolgreich.

Herus, ein sehr kompakter Wandler/Kopfhörerverstärker entwickelt für den mobilen Einsatz bildet für 420 Euro den Einstieg in die Range. Der vorliegende Concero HD hat mit Concero und Concero HP noch zwei Geschwister im gleichen Gewand. Wobei die erstgenannten reine Wandler sind, der dritte im Bunde ergänzt die Wandlersektion um einem hochklassigen Headamp. Hoch dekoriert krönen die DACs aus der Invicta-Serie mit Anspruch und Preis das Portfolio der Hightech Manufaktur. Allen gemein ist der Rückgriff auf Sabre Chip-Sätze aus dem Hause ESS Technology. Keine zufällige Wahl, war doch der Firmengründer von Resonessence, Mark Mallison, zuvor in leitender Position bei ESS tätig. Mit dem Wissen um die Qualitäten der Sabre Wandler-Chip waren für Mr. Mallison und sein Team die Bauteile von ESS das Herzstück aller ihrer Entwicklungen. Und so ist schon der Erstling, der Wandler Invicta, mit dem bestens beleumundeten ESS Sabre ES9018 Chip ausgestattete. Es kam wie es kommen musste: Kaum auf dem Markt verzauberte er Kollegen Lynn Olson.

Rechts unten das Herzstück der Hauptplatine: der „Tausendfüssler“ ES9018-2M
Rechts unten das Herzstück der Hauptplatine: der „Tausendfüssler“ ES9018-2M


Ein 32bit ES9018-2M Chip ist auch der Kern unseres Testmusters, wie in summa viele technische Finessen des großen Bruders beim Concero HD zu finden sind. Insbesondere Invictas Strategien gegen den Jitter finden sich auch hier auf Hauptplatine wieder, wie etwa die vom Rechner unabhängige Masterclock im asynchronen USB-Audio-Modus. Gänzlich andere Wege werden indes beim Gehäusedesign beschritten, hier ist Reduktion das Leitmotiv.

Der massive Alublock mit seiner blauen Funktionsleuchte kommt gänzlich ohne Schalter respektive Regler aus, und die Rückseite wird einzig von den Schnittstellen bestimmt. Strom wird via „bus-powered"-USB-Anschluss zugeführt, ein USB-Ladegerät wie für Smartphones üblich kann gleichfalls eingesetzt werden. Drei RCA-Buchsen geben Analoges oder Digitales an die Außenwelt ab – das war es schon. Sollten also etwas mehr als 200 Zeichen reichen, um alle Bedienelemente aufzuzählen? Mitnichten!

Dreimal RCA, einmal USB Typ B, damit sind die äußern Möglichkeiten vollständig aufgelistet. Aber wie so oft.E s zählen die inneren Werte
Dreimal RCA, einmal USB Typ B, damit sind die äußern Möglichkeiten vollständig aufgelistet. Aber wie so oft.E s zählen die inneren Werte

Zur Eroberung aller Funktionen führt allerdings kein Weg am nächsten Apple-Fachhändler vorbei, denn es sind die Signale einer Apple-Fernbedienung, die im Inneren der Conceros die Herrschaft ausüben. Mit ihr können ungenutzte Ausgänge deaktiviert werden, die Helligkeit des Display lässt sich anpassen und der USB-Anschluss kann auf „power-only“ (Einsatz eines USB-Ladegerät) umgeschaltet werden: In dieser Konfiguration mutiert der S/PDIF Ausgang zum S/PDIF Eingang. Sofern ein Computer die Musikzufuhr liefert, übernimmt justament das kleine Handgerät die Kontrolle über die Musikanwendung. Zudem hat die Aktivierung zweier Upsampling-Filter (IIR und Apodizing), jeweils signalisiert durch den Farbwechsel der Betriebsleuchte, einen grossen Einfluss auf das Wiedergabe-Niveau. Aber nicht nur der Einsatzbereich verschiedener Filterkurven wird aktiviert, daneben rechnen Algorithmen 44,1 beziehungsweise 48 Kilohertz Datenströme bis zum vierfachen Wert hoch. Stehen höhere Auflösungen als PCM-Quelle zur Verfügung, wirken ausschließlich die Filter. Sofern DSD-Daten zugespielt werden, finden die genannten Schaltungen keine Anwendung.

Piekfein und hochkarätig bestückt die Platine, Infrarot Empfänger inklusive
Piekfein und hochkarätig bestückt die Platine, Infrarot Empfänger inklusive

Nun sind es doch ein paar Zeichen mehr geworden. Sollte der Eindruck entstanden sein, Resonessence Labs würde Kombinationen mit Apple Rechner präferieren, dann folgt hier die Entwarnung: Für die Kooperation mit dem Windows-Universum stehen die passenden Treiber auf der Supportseite bereit. In Sachen Auflösung und maximale Größe des Datenstroms gibt sich der Concero HD up to date. Mittels USB-Anschluss zugespielte PCM Daten mit 32 bit Auflösung und einer Sample Raten von bis zu 352,8 Kilohertz werden intern ebenso gewandelt wie DSD64- oder DSD128-Datenströme. Alternativ werden die Bits im „Brigde-Modus“ an die S/PDIF Buchse weitergeleitet, mit den für diese Pforte üblichen Sepzifikationsgrenzen.


Und genau dieser native Umgang mit großvolumigen Datenpaketen führt uns wieder zurück nach Schweden, rein in den Jazzclub, hin zur Musik: Egil Johansen nimmt die Besen in die Hand, ein wippender Fuss probt den Takt, Arne Domnerus befeuchte das Mundstück seiner Klarinette und in Kombination mit den anderen Musikern entsteht kurze Zeit später eine jazzige, feinaufgelöste Interpretation eines von Philip Braham geschriebenen Popsongs aus den zwanziger Jahren des vorherigen Jahrhunderts. Verblüffend authentisch entwickelt sich die virtuelle Bühne auf der Bass, Xylophon, Klavier, Schlagzeug sowie die erwähnet Klarinette ihren Platz finden.

Dem traditionellen Jazz folgt Holly Coles Interpretation des Gordon Lightfoot Klassikers „If You Could Read My Mind“, auf dem MacBok gespeichert in DSD64-Auflösung. Die Kanadierin steht eingebettet in das sparsame Arrangement felsenfest zwischen den Lautsprechern. Ihre sonore Stimme erklingt ebenso glaubwürdig wie die begleitenden Instrumente, zugleich erzeugt der innere Fluss des Songs dieses angenehme Kribbeln. Lust auf ein großes Orchester entsteht bei mir schon zwangsläufig, wenn Räume so großzügig und genau gezeichnet sind. Bachs Weihnachts Oratorium, obschon der Einsatz Ende April reichlich umpassend wirkt, in der Einspielung von Rene Jacobs ist musikalisch wie aufnahmetechnisch vortrefflich produziert. Und so spielt es auch keine große Rolle, dass nun profane CD-Daten-Sätze zum Einsatz kommen. Die Bühne öffnet sich prächtig in die dritte Dimension, wobei die Instrumentengruppen klar umrissen sowie stabil platziert sind. Feinsinnig die Klangfarben, dabei im Grundton eher schlank als dickleibig. Abermals fasziniert die präzise Rhythmik sowie die gediegene Dynamik. „Jauchzet, frohlocket, auf, preiset die Tage“ wird so für die nächsten Vergleiche zum Referenzwert, gilt es doch, die Upsampling Optionen auszuloten.

Solider geht es nicht. Das schwarze Gehäuse wird aus dem Vollen gefräst
Solider geht es nicht. Das schwarze Gehäuse wird aus dem Vollen gefräst

Ein Wettstreit ohne Sieger, denn ohne Filterung tönt es direkter und knackiger, edler zugleich mit einem Tick mehr Räumlichkeit, sobald die Prozessoren aktiv sind. Auch bei Rene Aubry konnte das Upsampling das Siegertreppchen nicht für sich beanspruchen: zu ähnlich die Eindrücke bei „Sous les bombes“ aus dem Album Refuges. Weitaus eindeutiger gestaltete sich die Gegenüberstellung der verwendeten Mediaplayer: iTunes als auf dem Mac vorinstalliertes Tool konnte nicht recht überzeugen. Da waren zum einen die deutlichen Defizite bei den in der Musikbibliothek zulässigen Formaten: DXD-, DSD- aber auch Flac-Dateien müssen draußen bleiben. Hinzu kommt ein etwas synthetischer Klang. Klar besser die klangliche Darbietung mithilfe von Pure Music sowie dem J. River Media Center 20. Beide katalogisieren zudem jede gängige Form von Musikdatensätzen. Das hier die Ergebnisse so eindeutig sind, spricht für die Neutralität des Concero HD, der gradlinig weder verfälscht noch romantisch verklärt. Und so überrascht auch das Resultat der Konfrontation Hochaufgelöstes vs. CD-Format nicht: mehr Daten gleich mehr Struktur, mehr tonale Substanz, mehr Atmosphäre – die Frage, in welchem Verhältnis Selbstgedrehte zu Filterzigaretten geraucht wurden, lässt der Concero allerdings unbeantwort, vielleicht weiß man nach den nächsten UpDate mehr.

Ein Kabel und ein kurzer Blick in die Bedienungsanleitung, schon kann das Vergnügen beginnen
Ein Kabel und ein kurzer Blick in die Bedienungsanleitung, schon kann das Vergnügen beginnen


Das ein normaler Rechner ein limitierter Zuspieler ist, lehrte mich der Test des Aurender X-725. Zu vielfältig sind die Prozesse, die unsere digitalen Arbeitsmaschinen parallel verrichten müssen, um eine spezialisierte Tätigkeit, wie die Übertragung von Musikordnern, perfekt zu bewerkstelligen. Umso bemerkenswerter ist die Performance des Concero HD im Zusammenspiel mit einem in Ehren ergrauten MacBook. Ach, kurz vor Schluss grübeln Sie noch, welche Aufnahme aus dem schwedischen Club gemeint war? Schauen Sie mal in Ihre Plattensammlung. Ich bin mir sicher, dort steht im schwarzen Cover die zeitgenössische Vinyl-Ausgabe, wenn nicht, dann schicken Sie uns eine Mail.

STATEMENT

Man(n)/frau nehme einen ordentlichen Computer – vielleicht das schon etwas angejahrte Laptop – installiere einen preiswerten, gut klingenden Mediaplayer, investiere ein paar Euros in ein vernünftiges USB-Kabel und übergebe die Wandlung der digitalen Musikdateien dem Resonessence Labs Concero HD. Fertig ist eine im besten Sinne preiswerte, exzellent klingende Musikquelle. Fein verästelt und sehr räumlich verlassen die analogisierten Daten den schwarzen Block, zudem empfiehlt er sich mit seinem bemerkenswert neutralen Duktus für die emphatische Wiedergabe guter hochaufgelöster PCM- wie DSD-Dateien.
Gehört mit
Computer Audio Apple MacBook
Steuerung / Media Server Pure Music 2, J. River
Media Center 20 Mac, iTunes
Netzwerkspieler, Preamp Linn Majik I DS
Endverstärker Linn Majik 2100
Lautsprecher Audio Physic Sitara 25+
Kopfhörerverstärker Lake People G 100
Kopfhörer Sennheiser HD 800 / HD 229
Netzaufbereitung Furman Elite-16 Power Factor E i
Kabel Monster Cable LAN, Linn NF, Naim Audio Lautsprecherkabel, Netzleiste Music Line
Möbel Phonosophie Tripod
Herstellerangaben
Resonessence Labs - Concero HD
Typ DSD/DXD D/A-Wandler
Digitale Eingänge USB 2.0 Typ „B“, S/PDIF (RCA)
Digitale Ausgänge Schaltbar als USB zu S/PDIF (RCA) Brigde
Analoge Ausgänge Chinch (RCA)
Verstärkung 2 Vrms
Ausgangsimpedanz 75 Ohm
Verzerrungen < 0,001%
Datenstrom/Auflösung PCM bis 352.8 kHz / 32Bit (DxD), DSD64, DSD128
DSD64 via DoP Protokoll 1.1 am S/PDIF Ausgang
Audioformate alle gängigen Formate, so auch FLAC, ALAC, ect.
Eingangsspannung 5V über USB Port / Bus powered – benötigt keine eigene Stromversorgung / Einsatz eines reinen USB-Ladegerät möglich
Stromaufnahme 500 mW
Abmessungen (H/B/T) 25/100/105mm ohne Steckverbindungen
Gewicht ca. 0,37 kg
Preis 930 Euro
20 Euro sind für eine Apple Fernbedienung einzuplanen
Lieferumfang USB-Kabel / englischsprachige Bedienungsanleitung

Hersteller
Resonessence Labs
Softwaresupport www.resonessencelabs.de/support.php
Web www.resonessencelabs.de
Vertrieb
ProAudioGear.de
Anschrift Frankfurter Str. 14
64521 Groß-Gerau
Telefon 06152 / 8164-0
Mobil 0179/2158596
Fax 03212/1055889
E-Mail Kontakt@ProAudioGear.de
Web www.proaudiogear.de

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Bei der Beschreibung des grandiosen Etna war es einfach naheliegend, es mit Lyras – zumindest was den Preis anbelangt – aktuellem Spitzenmodell Atlas und dem leider nicht mehr erhältlichen Olympos zu vergleichen. Das können Sie dank unserer Klangbibliothek nun auch tun.

Auch nach über 20 Jahren finde ich es noch immer schwer, eine Komponente – oder noch schwieriger eine ganze Kette – ohne klanglichen Bezugspunkt qualitativ einzuordnen. Deswegen scheue ich auch auf Messen vor detaillierten Aussagen und höre lieber unter kontrollierten Bedingung in den heimischen vier Wänden. An ein über Jahre punktegenau funktionierendes akustisches Gedächtnis kann ich einfach nicht glauben, weswegen ich Kollegen, die für ihre Bewertungen über ein solches verfügen müss(t)en, bewundere – oder bedaure. Klar, erinnere auch ich mich noch heute daran, dass mich vor Jahren mal die ein oder andere Vorführung nachhaltig beeindruckt hat. Aber hatte ich damals gerade ein paar euphorische Minuten, war der Strom im betreffenden Netz besonders sauber oder passte die Kette einfach gut in den Raum?

Eigentlich schade, dass es nicht bei allen Komponenten Sinn macht, sich digitale Erinnerungshilfen wie diese für den Klang verschiedener Tonabnehmer zu schaffen. Außerdem könnten Sie als Leser dann viel einfacher überprüfen, ob die Vorlieben eines Autors mit den Ihren übereinstimmen. Bei einem Magazin, das von den Beitragen durchweg langjährig erfahrener Hifi-Fans und Schreiber lebt und keine Redaktionsmeinung – was immer das sein mag – vertritt, muss man einfach im Lauf der Zeit die Geschmäcker der Autoren kennenlernen, um zu wissen, wessen Empfehlungen ganz oder teilweise für einen selbst nachvollziehbar sind. So gesehen sorgt unsere Klangbibliothek auch für eine gewisse Transparenz: Mit ein paar Clicks können Sie überprüfen, ob sich der Verfasser eines Artikels im jeweiligen Fall zu schwer vermittelbarer Schwärmerei hat hinreißen lassen, sich einem großartigen Produkt allzu stoisch genähert hat oder einfach andere Prioritäten setzt als Sie selbst. Mit meiner Bewertung des Etna stelle ich mich gerne Ihrem Urteil. Wenn da auf dem Weg nur nicht eine gewisse digitale Unschärfe wäre! Trotzem viel Spaß mit dem drei Tracks und dem Etna.

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Klangbibliothek.

How Deep Is The Ocean

Tonabnehmer Lyra Etna
Tonarm SME V
Verkabelung Forceline
Phonostufe Einstein The Turntable‘s Choice (150 Ohm)
Musik „How Deep Is The Ocean“
Downloadgröße 114,4 mb
Recorder Nagra VI
 

griffKlangbibliothek.

Griff

Tonabnehmer Lyra Etna
Tonarm SME V
Verkabelung Forceline
Phonostufe Einstein The Turntable‘s Choice (150 Ohm)
Musik „Griff“
Downloadgröße 158,4 mb
Recorder Nagra VI
 

Klangbibliothek.

Duet

Tonabnehmer Lyra Etna
Tonarm SME V
Verkabelung Forceline
Phonostufe Einstein The Turntable‘s Choice (150 Ohm)
Musik „Duet“
Downloadgröße 131,8 mb
Recorder Nagra VI
 
Montag, 27 April 2015 02:00

Lyra Etna

Es war damit zu rechnen, dass das Lyra Etna, der Nachfolger des erfolgreichen Titan i, kurz nach seiner Vorstellung nicht gleich in großen Stückzahlen verfügbar sein würde. Aber auch jetzt noch bekommt Thomas Fast, der Chef des deutschen Lyra-Vertriebs, nicht so viele Etnas, wie er verkaufen könnte. Deswegen hat er uns sein privates, bestens eingespieltes Exemplar kurzzeitig überlassen

Das Etna nimmt hinter dem famosen Atlas – für mich der Tonabnehmer, der dem Ideal der klanglichen Wahrheit dank Spitzenleistungen in allen Disziplinen am nächsten kommt – den zweiten Platz in der Hierarchie von Lyra ein. Besonders interessant macht das Etna, dass Jonathan Carr es nach dem Spitzenmodell entwickelte, also auf die darin verwendete Technologie zurückgreifen konnte und in der Zwischenzeit noch weitere Erkenntnisse sammeln konnte. Trotz der Vorgabe, das Etna preislich unter dem Atlas anzusiedeln, muss es also keinesfalls schlechter sein. Beim Etna setzt Jonathan Carr wie beim Topmodell auf Asymmetrie beim Systemkörper, kontrolliert die Resonanzen aber nicht nur durch Hartmetallzylinder im Titankorpus, sondern durch einen Materialmix aus Titan, Duraluminium, Bronze und Edelstahl. Beibehalten wurde auch die reduzierte Kontaktfläche zum Headshell, die für einen höheren Anpressdruck und damit für eine effektivere Resonanzableitung sorgen soll. Natürlich kommt das New-Angle-Konzept zur Anwendung, bei dem asymmetrische Front- und Rückdämpfer dafür sorgen, dass sich der Nadelträger in der Ruhelage nicht im Zentrum des Magnetfeldes befindet, sondern dort erst seinen Platz einnimmt, wenn die Nadel in der Rille läuft und die Auflagekraft wirkt.

Der Korpus des Etna besteht aus einem Materialmix: Das Duraluminium wurde schwarz eloxiert, der Titankern glänzt silbern
Der Korpus des Etna besteht aus einem Materialmix: Das Duraluminium wurde schwarz eloxiert, der Titankern glänzt silbern

Der Nadelträger aus Diamant beschichtetem Boron ist bei den großen Lyras schon seit Jahren Standard und auch bei den Spulen setzt man seit geraumer Zeit auf hochreinen Kupferdraht. Zwei Lagen davon sind beim Etna auf den kreuzförmigen Spulenträger aus auf chemische Art von Verunreinigungen befreitem Weicheisen gewickelt. Das Kreuz bringt weniger Masse mit sich als ein quadratischer Spulenträger, besitzt daher eine bessere Impulswiedergabe und garantiert auch eine bessere Kanaltrennung. Aber erst das vom Atlas übernommene hocheffektive Generator-System ohne Joch und mit zwei Scheibenmagneten erlaubt den Verzicht auf den prinzipiell leistungsfördernden quadratischen Spulenträger. Mit einer Ausgangsspannung von 0,56 Millivolt bei fünf Zentimetern pro Sekunde bei einem Innenwiderstand von lediglich 4,2 Ohm steht der Generator des Etna dem des Atlas in nichts nach.

Größtes Augenmerk legte Jonathan bei ersterem auch wieder auf die Ableitung der bei der Rillenabtastung entstehenden Resonanzen. Dazu wird die Nadelträger-Einheit mit ihrer kurzen Einpunkt-Aufhängung über eine Messerkanten-Befestigung unter hohen Druck mit dem Systemkörper verbunden. Das war beim Atlas nicht anders. Die einzigen Stellen, an denen beim Etna der Rotstift angesetzt worden sein kann, ist demnach die Gehäusekonstruktion, die gewiss auch einen beträchtlichen Anteil zum Klang beiträgt. Jonathan Carr gehört erfreulicherweise nicht zu den Entwicklern, die in ihrer Modellpalette nur ein einziges Klangideal verfolgen. So hat er dem für damalige Verhältnisse sehr neutralen und sachlichen und dabei dennoch dynamischen und spannenden Titan (i) das deutlich emotionalere und auch minimal euphonische Olympos gegenübergestellt – für mich auch heute noch eine seiner Glanzleistungen. Ab einem gewissen, sehr hohen Niveau bot er dem Analog-Liebhaber bisher immer eine klangliche Alternative, bei der es müßig war, über besser oder schlechter zu sprechen. Da ging es letztlich um Geschmacksfragen.

Nur über den Titankern nimmt das Etna Kontakt zum Headshell auf. Der eingelassene Bronzestab wirkt der Ausprägung von Material-typischen Resonanzen im Titan entgegen
Nur über den Titankern nimmt das Etna Kontakt zum Headshell auf. Der eingelassene Bronzestab wirkt der Ausprägung von Material-typischen Resonanzen im Titan entgegen


Ich bin also schon reichlich gespannt, wohin die Reise mit Etna geht, und montiere es im Mini-Headshell des Thales Symplicity, der aber schon seit einer Weile seinen angestammten Platz auf dem LaGrange verlassen hat und nun auf dem LumenWhite Mystere residiert, den ich Ihnen noch vor der High End an dieser Stelle näher vorstellen werde und dessen luftiger, ätherischer und dennoch extrem dynamisch zupackender Spielweise ich mich schon seit einiger Zeit erfreue: Eine bessere Basis als Mystere und Thales kann ich dem Lyra momentan nicht bieten. Und schon bei meiner Einspiel-Scheibe, Art Farmer und Jim Halls Big Blues, zeigt das Etna, das mehrere Tage nicht benutzt wurde, dass es zwar mit beinahe denselben Tugenden aufwarten kann wie ein Atlas, aber noch eine ganze Portion mehr – vielleicht auch überschäumende – Spielfreude mitbringt. Zumindest während der ersten zehn, 15 Minuten kommt mir der Hochtonbereich minimal grobkörniger vor als der des Atlas, das ich nun aber leider schon fast zwei Jahre lang nicht mehr gehört habe. Ganz sicher aber ist, dass einen das Etna mit dem gewissen Etwas verwöhnt. Die wohlvertraute Scheibe plätschert nicht einfach entspannt dahin, sondern fasziniert immer wieder mit grob- und feindynamischen Akzenten, von denen sich in meiner Erinnerung keine Spuren mehr finden lassen. Gut, vor einer endgültigen Einschätzung muss ich das zweitgrößte Lyra noch intensiver hören und vor allem auch auf meinem LaGrange, aber das ist eine Aufgabe, auf die mich schon jetzt freue.

Der Generator des Etna kommt ohne Polstücke aus. Vor und hinter den Spulen befindet sich ein Scheibenmagnet. Informationen über das rote Material, in das der Frontmagnet eingelassen ist, gibt Lyra nicht
Der Generator des Etna kommt ohne Polstücke aus. Vor und hinter den Spulen befindet sich ein Scheibenmagnet. Informationen über das rote Material, in das der Frontmagnet eingelassen ist, gibt Lyra nicht

Aber erst einmal bleiben wir bei der absolut stimmigen Kombination aus Mystere, Thales und und Etna. Auf dem Teller liegt nach langer Zeit wieder Cloud Dance, eine ECM-Scheibe aus dem Jahre 1975 mit Colin Walcott, John Abercrombie, Dave Holland und Jack DeJohnette. In den letzten Jahren habe ich, wenn überhaupt, zu Testzwecken sträflicherweise leider nur „Prancing“ gehört, einen Dialog zwischen Tablas und Bass. Der beeindruckt dank des Etna mit einer dichten Intensität, voller Groove und ist dennoch aller feinstens durchhörbar: eine perfekte Synthese aus Spielfreude und Analyse, wobei das Pendel im Zweifelsfalls in die erste Richtung ausschlägt. Heute gönne ich mir aber auch den Rest der beiden Seiten und schwelge beispielsweise in den Unisono-Linien von Walcotts Sitar und Abercrombies E-Gitarre und weiß plötzlich auch wieder, woher meine damalige ECM-Begeisterung stammte: Auch heute ist ein so voller und dabei realistischer Kontrabass-Sound wie hier leider noch immer nicht Standard. Tonmeister Martin Wieland hat Dave Hollands Viersaiter sehr lebendig, warm und bestens differenziert eingefangen, wie das Etna nachdrücklich klarmacht.

Da der Thales mit seinem Mini-Headshell einen schnellen Tonabnehmer-Wechsel erlaubt, ist der auf dem Mystere montierte Arm die erste Wahl für den Vergleich des Etna mit dem Olympos: Letzteres spielt noch ein Stückchen offener, die Bühne wirkt minimal breiter und auch tiefer, und dennoch erscheint beim Etna der Blick darauf etwas besser fokussiert. Instrumente und Gruppen werden hier minimal randschärfer abgebildet. In punkto Klangfarben hat das Olympos noch ein Quäntchen mehr zu bieten: Beispielsweise erstrahlt der Hochtonbereich hier etwas goldener, verglichen mit dem eher silbrigen Glanz des Etna. Rhythmisch agiert das Etna einen Tick zupackender, es kommt direkter zur Sache, lässt die Instrumente im Raum aber weniger intensiv atmen. Diese Beschreibung suggeriert trotz aller Vorsicht größere Unterschiede als sie realiter zwischen den beiden Abtastern bestehen: Weder wirkt die Raumdarstellung des Etna auch nur einen Hauch eingeschränkt, noch vermisst man beim Olympos einen akzentuierten Groove. Ohne direkten Vergleicht fühlt man sich mit jedem der beiden Lyras wie im Analog-Himmel.

Der Nadelträger befindet sich hier nicht im Zentrum der Bohrung und auch nicht in dem des Magnetfeldes. Dort ist er sich nur, wenn die Nadel die Rille berührt und die Auflagekraft wirkt
Der Nadelträger befindet sich hier nicht im Zentrum der Bohrung und auch nicht in dem des Magnetfeldes. Dort ist er sich nur, wenn die Nadel die Rille berührt und die Auflagekraft wirkt


Das Folgende ist zwar sehr plakativ formuliert, macht aber die Richtung deutlich: Das Etna verwöhnt in erster Linie Vinyl-Fans, die ihre Scheiben auf höchstem Niveau genießen möchten, im Zweifelsfall einen Schuss mehr Drive und Spielfreude aber den letzten Millimetern des virtuellen Raums vorziehen. Das Olympos wendet sich an raum-verliebte Feingeister, denen satte Klangfarben noch wichtiger sind als das letzte Bisschen rhythmischer Emotionalität, und die ansonsten zurecht voraussetzen, dass ihr Tonabnehmer in allen erdenklichen Disziplinen Spitzenleistungen bringt. Keinen geringeren Anspruch hat die Zielgruppe des Atlas, die weder in puncto Spielfreude noch Wohlklang mehr erwartet, als in den Rillen verborgen ist und sich nur mit der Wahrheit und nichts als der Wahrheit zufrieden gibt.

Um auszuschließen, dass das Etna nur dank der Unterstützung des Mystere zu den beschriebenen klanglichen Höhenflügen ansetzte, montiere ich es noch einmal im SME V auf dem LaGrange: Und auch hier geht der Big Blues sofort unter die Haut, obwohl ich die Scheibe – wie gesagt – eigentlich immer zum entspannt gepflegten Einspielen nehme. Bei SME V fällt besonders das satte Plopp der Bass-Drum auf. Die Durchzeichnung ist nicht ganz so hoch wie zuvor, aber ein Fünfer eben ist auch kein Thales. Der – wohl imaginäre – Raum aus dem Mischpult gefällt besonders bei „Pavane For A Princess“, wo auch die Flügelhorn-Einsätze mit Macht rüberkommen. Nein, das Etna bedarf keines Mystere, um sein ungeheure Spielfreude zu offenbaren. Und auch seine anderen Fähigkeiten kommen mit SME und LaGrange fast vollständig zur Geltung – auch wenn der Thales und das LumenWhite-Laufwerk noch eine Spur nachdrücklicher zeigen, was das Etna alles zu bieten hat.

Abhängig von der gemeinsamen Kapazität von Phonostufe und Tonarmkabel sowie der Höhe der der Phonostufe noch zumutbaren Spitzen im ultrasonischen Frequenzbereich empfiehlt Lyra sehr fein abgestuft entsprechende Lastimpedanzen, gibt aber den Tipp, letztlich doch nach Gehör zu entscheiden
Abhängig von der gemeinsamen Kapazität von Phonostufe und Tonarmkabel sowie der Höhe der der Phonostufe noch zumutbaren Spitzen im ultrasonischen Frequenzbereich empfiehlt Lyra sehr fein abgestuft entsprechende Lastimpedanzen, gibt aber den Tipp, letztlich doch nach Gehör zu entscheiden

Es ist mir schon klar, dass die Aussage, eine Hifi-Komponente eigene sich besonders für eine ganz spezielle Musikrichtung, nicht gerade ein Kompliment darstellt. Deswegen habe ich das Etna bisher auch nicht nur mit Jazz, sondern auch mit einigen klassischen Living-Stereos gehört. Bei großen Orchestern konnte es ebenso überzeugen wie bei kleinen, swingenden Besetzungen. Aber der besondere, wenn auch leichte Akzent auf den Groove und die ungeheure Spielfreude verführen mich zum Griff nach, nein, nicht gerade einer alten Deep-Purple- oder Frumpy-Scheibe, aber doch nach einer etwas rockigeren Blues-LP, Alexis Korners 1974er Polydor-Album, das ohne Titel auskommen muss, aber durch Korners abgefahrene Brille auf dem Cover unverwechselbar ist: Bei „Wild Women & Desparate Men“ kann man selbst bei größter Disziplin die Füße nicht ruhig halten, die fünf Bläser und die Blues-Combo einwickeln einen unwiderstehlichen Drive, und dennoch entdecke ich hier und da ein bisher unbekanntes Detail. Auf „Geneva“ groovt Zoot Simss Elektrisches Piano, dass es eine Freude ist, und auf „Hey! Good Lookin'“ knallen die Drums, die Gitarre kommentiert schneidend Korners spezielle Stimme und der Bass treibt vorwärts: einfach Klasse. Nein, ich sage jetzt nicht, dass sich das Etna bei dieser Art Musik besonders wohl fühlt. Aber dass ich mich mit dieser alten Scheibe und dem Etna einfach pudelwohl fühle, kann ich beim besten Willen nicht verschweigen.


Jetzt ist mir übrigens auch klar, warum Lyra gar nicht so viele Etnas bauen kann, wie die Vertriebe gern hätten. Mal einfach die Produktion steigern geht nicht, da nach wie vor alle Systeme von Yoshinori Mishima ihren klanglichen Feinschliff erhalten. Und wer das Etna einmal selbst gehört hat, wird sich über die enorme Nachfrage gewiss nicht wundern

Statt einer besonders repräsentativen Verpackung gibt Lyra seinen Tonabnehmern lieber eine spezielle Nadelpflege-Flüssigkeit mit
Statt einer besonders repräsentativen Verpackung gibt Lyra seinen Tonabnehmern lieber eine spezielle Nadelpflege-Flüssigkeit mit

STATEMENT

Selbstverständlich erreicht das Etna in allen Disziplinen ein enorm hohes Niveau – das darf man von einem „großen“ Lyra nach den Erfahrungen mit Parnassus, Titan (i), Olympos und Atlas auch erwarten. Überrascht hat mich der ungeheure Drive und die ungebremste Spielfreude des Etna. Es leistet sich nirgendwo auch nur die kleinste Schwäche und vermittelt ungeheuren Spaß: Mit dem Etna macht Jonathan Carr dem betuchten Musik-Genießer ein schier unwiderstehliches Angebot!
Gehört mit
Plattenspieler Brinkmann LaGrange mit Röhrennetzteil, LumenWhite Mystere
Tonarm AMG Viella 12‟, Thales Simplicity, SME V
Tonabnehmer Einstein The Pickup, Brinkmann EMT ti, Lyra Olympos SL
Phonostufe Einstein The Turntable‘s Choice (sym)
Vorverstärker Einstein The Preamp
Endstufe Ayon Epsilon mit KT150
Lautsprecher LumenWhite DiamondLight Monitors, AudioMachina Maestro GSE
Kabel Precision Interfacer Technology, HMS Gran Finale Jubilee, Audioquest, Swiss Cables Reference, Goebel High End Lacorde
Zubehör PS Audio Power P5, Clearaudio Matrix, Sun Leiste, Audioplan Powerstar HMS-Wandsteckdosen, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Finite Elemente Pagode Master Reference Heavy Duty und Cerabase, Harmonix Real Focus, Audio Exklusiv Silentplugs
Herstellerangaben
Lyra Etna
Entwickler Jonathan Carr
Erbauer Yoshinori Mishima
Bauart mittelschweres Moving-Coil-System mit mittlerer Nadelnachgiebigkeit und niedrigem Innenwiderstand
Nadel nackter Diamant mit von Lyra entwickeltem Line-Contact Schliff mit großer Kontaktfläche und variablem Radius, Profil: 3 x 70µ, Abmessungen des Blocks: 0,08 x 0,12 x 0,5mm
Nadelträger diamant-beschichtetes massives Boron-Stäbchen mit kurzer Ein-Punkt-Aufhängung, über eine Messer-Kanten-Konstruktion mit hohem Druck direkt in den Systemkörper montiert
Spulen zweilagig aus 6-N-Kupfer hoher Reinheit auf einem kreuzförmigen Träger aus auf chemischem Wege extrem gereinigtem Eisen
Innenwiderstand 4,2Ω
Induktivität 11µH
Ausgangsspannung 0,56 mV bei 5cm/sec, 45 Grad, Null bis Spitzenwert (CBS Testplatte, andere Platten können den Wert verändern)
Frequenzgang 10Hz - 50kHz
Kanaltrennung ≥35dB bei 1kHz
Nadelnachgiebigkeit circa 12 x 10 cm/dyne bei 100Hz
Vertikaler Abtastwinkel 20 Grad
Systemkörper aus selbst bedämpfendem Materialmix aus Titan, Duraluminium, Bronze und Edelstahl mit reduzierter Kontaktfläche zum Headshell für höheren Anpressdruck, überwiegend nicht-parallele Form, Resonanzkontroll-Mechanismus aufgrund von Phasenüberlagerungen, mit Gewinden für Montageschrauben
Montageschrauben 2,6mm mit 0,45 Steigung nach JIS-Standard
Gewicht ohne Nadelschutz 9,2g
Abstand Montagelöcher bis Nadelspitze 9,52mm
Auflagekraft 1,68 – 1,78g (1,72 g empfohlen)
Empfohlene Last bei MC-Phonostufen 104 - 887Ω (nach Gehör oder Tabelle in der Bedienungsanleitung)
Empfohlene Last bei MC-Übertragern 5 - 15Ω, Übertragerausgang mit 10 bis 47kΩ-MM-Phonoeingang verbunden, am besten mit kurzem, niedrigkapazitivem Kabel
Empfohlener Tonarm hochwertiger Dreh- oder Tangential-Tonarm mit spielfreien Lagern, einstellbarer Antiskating-Kraft und vorzugsweise auch der Möglichkeit zur VTA-Einstellung
Preis 6000 Euro

Vertrieb
fastaudio
Inhaber Thomas Fast
Telefon +49 711 4808888
E-Mail info@fastaudio.com
Web www.fastaudio.com

Weitere Informationen

  • Imagefolder tests/15-04-27_lyra
Dienstag, 26 April 2005 02:00

fastaudio

Vertrieb
fastaudio
Inhaber Thomas Fast
Telefon +49 711 4808888
E-Mail info@fastaudio.com
Web www.fastaudio.com

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