Kopfhörer mit magnetostatisch angetriebenen Schallwandlern waren vor gut dreißig Jahren ein Thema. Seitdem ist es ruhig geworden um diese Spezies ohrnah aufspielender Flächenstrahler. Seit kurzem drängen jedoch zum einen aus China – HifiMAN – und zum anderen aus den USA – Audez'e – neue Modelle auf den Markt, die in der Kopfhörer-Szene heiß diskutiert und von vielen als das klangliche Nonplusultra des Kopfhörens propagiert werden.

So sieht ein magnetostatischer Kopfhörer aus, wenn er aus den USA kommt und auf den Namen Audez'e LCD-2 hört
So sieht ein magnetostatischer Kopfhörer aus, wenn er aus den USA kommt und auf den Namen Audez'e LCD-2 hört

Sowohl die chinesischen als auch die US-amerikanischen Kopfhörer haben nach einem fulminanten Start vor allem in den USA zwischenzeitlich bei uns in Deutschland ihre Vertriebswege gefunden. Die USA dürfen sich mit einigem Recht als das Kopfhörer-Eldorado schlechthin rühmen. Nicht ganz unschuldig daran ist das Internetforum headfi, in dem nonstop und mit großem Enthusiasmus wirklich alles besprochen wird, was mit Kopfhörern und deren Umfeld zu tun hat. Zum Thema magnetostatische Kopfhörer gibt es dort bereits hunderte von Beiträgen mitsamt Vergleichen der Kopfhörer beider Marken miteinander wie mit den Spitzenmodellen mit  elektrodynamischem und elektrostatischem Antriebsprinzip. Was mich letztendlich dazu bewogen hat, mir den Audez'e LCD-2 zum Test zu besorgen, waren die Beiträge in headfi, in denen von bislang ungehörten Kopfhörertugenden die Rede ist, wie von einer geradezu körperlich spürbaren, dabei aber fein aufgelösten Basswiedergabe und einer Mittenwiedergabe, die anstelle der eher blutleeren Gangart von Elektrostaten Fleisch an den Knochen habe. Interessiert hat mich aber auch die kontrovers diskutierte Höhenwiedergabe, die von den einen als deutlich zu zurückhaltend beschrieben wird, während die anderen erlöst aufstöhnen, endlich vom Joch überpräsenter Höhen befreit zu sein. Natürlich wird in headfi auch darüber gestritten, welche Kopfhörer-Verstärker optimal mit dem LCD-2 harmonieren, nämlich in erster Linie solche, die bei uns in Europa gar nicht zu haben sind.

Ohrschmeichelnd weiche Ohrpolster mit Leder vom Lamm
Ohrschmeichelnd weiche Ohrpolster mit Leder vom Lamm

Zunächst aber ein paar Worte zum Antriebsprinzip magnetostatischer Kopfhörer, bei denen es sich wie bei elektrostatischen Kopfhören um Flächenstrahler handelt, also um Schallwandler mit im Vergleich zu solchen mit elektrodynamischem Antrieb großflächiger Membran aus dünner Kunststofffolie, die Luft im Takt des Musiksignals verdrängt. Die große Fläche ist bei beiden Antriebsprinzipien unabdingbar, um ausreichende Tieftonpegel zu erzeugen. Ursache für die Membranhübe ist das Musiksignal, das als Strom durch Leiterbahnen auf der Membran fließt und diese im Verbund mit einem die Membran beidseitig umschließenden statischen Feld senkrecht zur Membranfläche in Schwingung versetzt. Im Falle von Elektrostaten haben wir es mit einem elektrischen Feld zu tun, das durch perforierte Statorplatten beiderseits der Membran aus Hochspannung erzeugt wird, während im Falle von Magnetostaten starke Permanentmagneten die Statoren bilden, die wie bei den Elektrostaten deshalb perforiert sind, damit der von der Membran ausgehende Schall nach außen abgestrahlt werden kann. Das für Elektrostaten benötigte elektrische Feld hat den Nachteil, dass der nach diesem Prinzip arbeitende Kopfhörer nicht einfach an eine herkömmliche Kopfhörerbuchse angeschlossen werden kann, sondern ein spezielles Hochspannungsnetzteil erfordert, das üblicherweise in einen speziellen Vorverstärker integriert ist. Magnetostatische Kopfhörer hingegen können an herkömmliche Kopfhörerbuchsen angeschlossen werden, weil das von ihnen benötigte statische Magnetfeld von starken Permanentmagneten bereitgestellt wird, die heutzutage in Gestalt von Neodym-Magneten zur Verfügung stehen. Im Falle der in den siebziger Jahren kursierenden Kopfhörer mit magnetostatischem Antrieb waren die in kleiner Bauform verfügbaren Permanentmagneten relativ schwach, was sich durch zurückhaltenden Basspegel negativ bemerkbar machte. Dank äußerst geringer bewegter Masse – die Membranfolien wiegen im Vergleich zu den Membranen elektrodynamischer Wandler so gut wie nichts – zeichnen sich sowohl Elektostaten wie Magentostaten durch geringste Verzerrungen und die Fähigkeit aus, auch schwachen Musiksignalen nahezu verzögerungsfrei zu folgen. In der Fertigung beider Flächenstrahler steckt viel klangbestimmendes Know-How, nicht zuletzt um langzeitstabile dünne Membranfolien gewährleisten zu können, weshalb sowohl Lautsprecher wie Kopfhörer, die auf diesen Schallwandlern beruhen, stets nur von wenigen Herstellern angeboten wurden. Aktuell gibt es elektrostatische Kopfhörer praktisch ausschließlich von Stax, während ihre magnetischen Alternativen meines Wissens aktuell nur von hifiMAN und Audez'e gefertigt werden.

Dank Mini-XLR-Anschlüssen kann das Kabel einfach getauscht werden
Dank Mini-XLR-Anschlüssen kann das Kabel einfach getauscht werden

Audez'e (spricht sich „Odyssey“) ist ein Start-Up-Unternehmen mit speziellem Know-How auf dem Gebiet moderner Messtechnik und der Fertigung und Verarbeitung dünner Membranmaterialen. Die gesamte Produktion des offenen LCD-2 erfolgt im Haus. Dank kräftiger Neodym-Magnete und einer 80-prozentigen Belegung der vierzig Quadratzentimeter großen Folienmebran mit Leiterbahnen wird ein relativ großer Wirkungsgrad des Schallwandlers von nominell 91 dB/1 mW erzielt, wobei Pegel bis 133 Dezibel nahezu verzerrungsfrei realisierbar sein sollen. Verbaut werden pro LCD-2 Schallwandler mit einer Pegelabweichung von plus/minus einem halben Dezibel. Als Material für die Gehäuse kommt karibisches Rosenholz zum Einsatz, von dem man sich eine hohe Resonanzarmut verspricht, und das diesem Kopfhörer zusammen mit einem schwarzen Abschlussblech eine individuelle Note verleiht. Soviel Holz, nicht zuletzt aber auch die großen Nedodym-Magnete sorgen für ein stolzes Kampfgewicht des LCD-2 von einem guten Pfund. Damit der Kopfhörer trotzdem erträglich bleibt, ist der Anpressdruck seiner mit weichen Lederpolstern ausgerüsteter Gehäuse eher mäßig gewählt, wobei dem Druck auf die Schädeldecke durch eine starke Schaumstoffpolsterung entgegengewirkt wird.Auf meinem eher großen und ziemlich runden Schädel sitzt der LCD-2 wie angegossen und drückt auch nach stundenlangem Einsatz weder unmäßig auf die Schädeldecke noch gegen die Schläfen. Für meine Verhältnisse rangiert der sehr hohe Tragekomfort dieses Hörers deutlich über dem eines jeden Stax- oder erst recht jeden leichten Grado-Kopfhörers. Der LDC-2 erreicht den Tragekomfort des eher leichten Sennheiser HD 800. Insofern kann ich die in headfi kursierenden Klagen zum Tragekomfort nicht bestätigen, was sich jedoch bei kleinen Schädeln anders darstellen mag. In Folge der nicht unerheblichen Masse der beiden Kopfhörer-Gehäuse in Verbindung mit dem eher niedrigen Anpressdruck ist es mir ein paar mal gelungen, den Kopfhörer durch eine schnelle Kopfdrehung und durch heftiges Nicken abzuwerfen, wenn ich den Bügel nicht weit genug hinten auf dem Schädel platziert hatte. Für den Jogging-Einsatz kann ich den LCD-2 definitv nicht empfehlen. Aber dafür ist er ja nicht nicht gemacht.


Die Gehäuse des LCD-2 sind mit Mini-XLR-Buchsen ausgerüstet, die es erlauben, das mitgelieferte Klinkensteckerkabel durch ein längeres oder eines eines Drittanbieters zu ersetzen, einschließlich einem Kabel mit einem symmetrischen Stecker zum Anschluss an einem entsprechenden Kopfhörerverstärker, wie etwa den Violectric 181. Der deutsche Audez'e-Vertrieb ist einer Lieferung eines symmetrischen Kabels als Alternative zum standardmäßig gelieferten unsymmetrischen mit Klinkenstecker nicht abgeneigt, wenn sich ein klanglicher Vorteil herausstellen sollte. Zur Wahrheitsfindung kann ich mangels eines geeigneten Kopfhörerverstärkers meinerseits nicht beitragen. Entsprechende Erfahrungen unserer Leser auch im Rahmen unseres Kommentarsystems sind willkommen.

Der LCD-2 ist leicht und komfortabel an alle Kopfgrößen anpassbar um sein nicht geringes Gewicht erträglich zu machen
Der LCD-2 ist leicht und komfortabel an alle Kopfgrößen anpassbar um sein nicht geringes Gewicht erträglich zu machen

Der LCD-2, der deshalb die Nummer 2 trägt, weil ein Vorläufermodell auf der Denver-Messe 2009 zur Ermittlung des Käuferinteresses der Öffentlichkeit offenbar erfolgreich präsentiert wurde, kommt übrigens ausgesprochen edel verpackt und komplett in einem tropensicheren Spezialkoffer mit individuellem Frequenzschrieb und einem Fläschchen Pflegeöl samt Microfaserläppchen für die Holzgehäuse. Der Frequenzschrieb ist für einen Kopfhörer äußerst bemerkenswert, verläuft er doch weit über den Mittenbereich hinaus bis über ein Kilohertz und bis hinunter zu wenigen Hertz beinahe linealglatt. Zwischen zwei und drei Kilohertz fällt eine flach verlaufende drei-Dezibel-Senke auf. Bei noch höheren Frequenzen zeigt er die für Kopfhörermessungen und zum Teil auf die angewendeten Messverfahren zurückzuführenden typischen Einbrüche. Bemerkenswert ist ferner, dass dieser Kopfhörer in der Lage ist, auch bei 30 Hertz Rechtecksignale noch nahezu perfekt, nämlich unverzerrt wiederzugeben. Rechteckige Musiksignale kommen zwar in der Natur nicht vor, zeigen jedoch optisch eindrücklicher als zum Beispiel Sinussignale auf, wie ein Schallwandler auf das originale Signal reagiert, wie stark es verzerrt. Der erste hörende Kontakt mit dem LCD-2 kann schockierend verlaufen. Binnen kürzester Zeit, gerne möchte ich hier übertreiben und sagen, binnen Sekundenbruchteilen wird einem klar, dass man mit einem ohrnahen Schallwandler so noch nie Musik gehört hat. Der Höreindruck ist exakt so, wie man ihn ansonsten nur von den allerbesten Lautsprechern vermittelt bekommt: vollmundig, voller Saft und Kraft, mit Fleisch an den Knochen, um die Meinungen aus headfi zu zitieren, rein und ohne Bassmitgrummeln, wenn keine tiefen Töne anliegen, und, falls es sie gibt, mit einem absolut göttlichen, fein durchstrukturierten Bass. Bei der großen Trommel im Sinfonieorchester tritt beispielsweiseihre Fellnatur mit allen Obertonanteilen bis in die allerfeinsten Details zu Tage tritt, und die gestrichenen, gezupften oder geschlagenen Stahl- oder Darmsaiten der Bässe lassen einem mit all ihren Hochtonanteilen wohlige Schauer den Rücken herunterlaufen. Auf Dauer ist es aber dennoch der ganzheitliche Ansatz des LCD-2, der einen staunend in Beschlag nimmt, und für mich zum ersten Mal eine vollwertige Alternative zu optimal auf den Hörraum abgestimmte Vollbereichslautsprecher darstellt. Dieser Kopfhörer macht soviel – und wie ich meine: soviel wie kein anderer Kopfhörer – richtig, dass man leicht darüber hinweg hört, dass er dank seiner Senke zwischen zwei und drei Kilohertz schrille E-Gitarrenattacken und Posaunenschreie schönt. Angesichts seiner überragenden Überallesfähigkeiten verzichtet man auch gerne auf die geradezu unendliche Raumtiefe, die ein HD 800 auslotet wie kein anderer. Dafür spielt der auch nicht annähernd so vollmundig überzeugend wie der LCD-2. Wer die durchsichtigen und luftigen Höhen des HD 800 aber auch eines Stax-Hörers gewohnt ist, mag diese beim LCD-2 vermissen, bis klar wird, dass diese Art der Höhenwiedergabe eher Selbstzweck ist, als der Musik dient. Überhaupt geht einem die Feingeistigkeit des HD 800 und noch mehr diejenige eines Stax schon beinahe auf die Nerven, sie wirkt einfach unnatürlich, wenn man den LCD-2 gehört hat. Der Grado GS1000, der auf einem kräftigen Bassfundament saftiger aufspielt als der HD 800 und ein Stax-Elelektrostat, outet sich im Vergleich zum LCD-2 trotz seiner Spielfreude schon beinahe als rüpelhaft und undifferenziert.

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Ohne viel Worte das Kunstwerk noch einmal

Thema Verstärker. Meine Lieblingskombination heißt LCD-2 und Violectric V200. Ersetzt man den V200 durch den Benchmark DAC1, der einen guten Kopfhörerverstärker an Bord hat, verliert man ein wenig Tieftonstruktur, Durchsichtigkeit und Räumlichkeit. Nicht viel, aber hörbar. Schließt man den LCD-2 des Spaßes halber an ein iPad an, staunt man zunächst, wie laut der Kopfhörer trotz schwachen und grottenschlechten Verstärkers spielt. Greift man auf den von Dirk Sommer getesteten Colourfly zu, geht hingegen die Sonne auf. Nicht nur, dass Pegel bis zur Gehörschädigung zu Gebote steht. Nein, hier haben wir eine Kombination mit einem Verstärker, der sich zwischen den Benchmark und den Violectric einordnet, und die nicht zuletzt deshalb extrem sexy ist, weil man dank integriertem Player für insgesamt circa 1600 Euro – den Audez‘e einmal mitgerechnet –eine komplette tragbare Stereoanlage sehr, sehr hoher klanglicher Qualität bekommts. Braucht man mehr, um Musik zu hören?

STATEMENT

Der Audez'e LCD-2 ist ein Ausnahmekopfhörer, der die wertvollsten Anlagen seiner Konkurrenten unabhängig davon, ob sie elektrodynamischer oder elektrostatischer Natur sind, in einzigartiger Weise mit Genen vereinigt, über die wohl nur ein Magnetostat verfügen kann. Diese so gelungene Verbindung sorgt dafür, dass man sich ernsthaft Gedanken macht, seine Lautsprecher zu veräußern und zum „stillen“ Genießer von Kopfhörermusik zu werden.
HERSTELLERANGABEN
Kopfhörer Audez'e LCD-2
Bauart offener, magnetostatischer Flachmembran-Schallwandler
Ankopplung ohrumschließend
Ohrpolster Lammlederpolster
Frequenzgang 5 Hz bis 20 kHz
Verzerrungen weniger als 1% bei Vollaussteuerung
Impedanz 50 Ohm nominell
Max. Membranauslenkung 2,5 mm (Spitze-Spitze)
Wirkungsgrad 91 dB / mW
Max. Belastbarkeit 15W
Max. Schallpegel 133 dB, 15W
Aktive Membranfläche 39,8 cm2
Kabel Spezialkabel mit Mini-XLR-Steckverbindung
Anpressdruck ca. 1,5N
Gewicht 550 g (ohne Kabel)
Preis 995 Euro

Vertrieb
digital-highend Higoto GmbH
Anschrift Isenbergstraße 20
45130 Essen
Telefon +49 201 832 5825
E-Mail info@digital-highend.com
Web www.digital-highend.de

Weitere Informationen

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Meine erste Idee war es, das einfachste, das mittlere sowie das aufwendigste USB-Kabel aus dem Audioquest-Programm zu hören und zwar in recht großer Länge, so dass die verschiedenen Qualitäten möglichst deutlich zu Tage treten könnten. Richard Dress, Audioquests Sales Director Germany, schickte mir dann allerdings gleich alle Modelle – in einer Länge von jeweils gerade einmal 75 Zentimetern

Der erste Eindruck täuscht: Hier herrscht kein Kabelgewirr. Bei den Audioquest USB-Kabeln gibt es ein klare Hierarchie, die sich nicht zuletzt im Preis manifestiert. Ist sie auch klanglich nachzuvollziehen?
Der erste Eindruck täuscht: Hier herrscht kein Kabelgewirr. Bei den Audioquest USB-Kabeln gibt es ein klare Hierarchie, die sich nicht zuletzt im Preis manifestiert. Ist sie auch klanglich nachzuvollziehen?

Sie sehen schon, bei der Planung dieses Berichts habe ich versucht, auf Numero sicher zu gehen. In der Hifi-Szene gilt schon ab den frühen 80-er Jahren als gesichert, dass Lautsprecher und NF-Kabel einen deutlichen Einfluss auf den Klang einer Anlage haben, und spätestens seit Mitte der 90-er hat sich auch die Erkenntnis durchgesetzt hat, dass die Qualität der Verbindung zwischen CD-Laufwerk und D/A-Wandler ebenso akustische Spuren hinterläßt – weshalb mich die teils ungehaltenen Reaktionen auf Reinhold Martins Artikel über die Oyaide Firewire- und USB-Kabel ein wenig überraschten. Wie dem auch sei, ich zähle mich nicht zu den wirklichen Kabelfans, die, sobald sie etwas zur Klangbesserung der eigenen Kette tun möchten, gleich voller Freude Kabel auszutauschen beginnen. Natürlich will und kann ich die positiven Effekte selbst teurer Kabel im entsprechenden Umfeld nicht leugnen, aber ebenso wenig eine gewisse Abneigung gegen Kabeltest, da diese nur immer eine Momentaufnahme darstellen: Bei Komponenten mit anderen Ein- und Ausgangsimpedanzen und -Kapazitäten sind abweichende klangliche Ergebnisse unvermeidlich. Etwas besser sieht es hier schon bei professionellen Audiogeräten aus, wo zumindest für den Rundfunk die Normen des Braunbuches gelten. Bei normierten Schnittstellen wie USB und Firewire dürfte die Übertragbarkeit von in der Testanlage festgestellten klanglichen Effekten einzelner Kabel also noch eher gegeben sein als bei reinen Hifi-Komponenten mit ihren sehr unterschiedlichen technischen Parametern.

Die erste Gruppe: Beim Forrest leitet ausschließlich Kupfer, beim Cinnamon ist dessen Oberfläche mit Silber plattiert, das einen Anteil von 1,25 Prozent ausmacht. Beim Carbon sind es schon fünf Prozent Silber
Die erste Gruppe: Beim Forrest leitet ausschließlich Kupfer, beim Cinnamon ist dessen Oberfläche mit Silber plattiert, das einen Anteil von 1,25 Prozent ausmacht. Beim Carbon sind es schon fünf Prozent Silber

Die hier vorgestellten Kabel decken bei einer Länge von 0,75 Meter eine Preisspanne von 25 bis 495 Euro ab und lassen sich von ihrem Aufbau in zwei Gruppen einteilen: Forrest, Cinnamon und Carbon bilden die eine, Coffee und Diamond die andere, die mit dem DBS-System ausgestattet ist. Die Abkürzung steht für das „Dielectric-Bias-System‟, bei dem ein zentral im Kabel angeordneter Leiter und eine Folie unter der äußeren Isolierung mit einem Batteriepack außerhalb des Kabels verbunden sind. Die Knopfzellen liefern 72 Volt, und diese Spannung soll das Isolationsmaterial, das bei einem neuem oder mehrere Wochen nicht benutzten Kabel laut Produktinformation völlig unausgerichtet sei und erst durch das  Musiksignal partiell ausrichtet würde, vollständig elektrostatisch polarisieren. Dabei komme es nicht auf die Richtung, sondern ausschließlich auf die Gleichförmigkeit der Ausrichtung an. Eine elektrostatisch nicht polarisierte Isolierung bewirke unterschiedliche „Time Delays‟ für Signale verschiedener Amplitude und Frequenz. Bei einer ausgerichteten Isolierung hingegen verschwänden die Verzerrung aufgrund von Time Delays. Auch ein Skeptiker wird zugestehen müssen, dass dieser Ansatz zumindest den Einspieleffekt bei Kabeln erklären könnte. Letztlich muss sich aber in der Praxis zeigen, ob der Klang den nicht unbeträchtlichen Aufwand rechtfertigt. Beim erschwinglichen Forrest – je nach Länge bewegen sich die Preise zwischen 25 und 59 Euro – bestehen die massiven Leiter aus sogenanntem „Long Grain Copper‟, einem recht reinen Kupfer mit langer kristalliner Struktur. Zudem sollen die Leiter, die das Audio-Signal transportieren, eine kontrollierte Laufrichtung besitzen. Deren Umhüllung aus massivem Polyethylen garantiere, wie in der knappen Produktinformation zu lesen ist, eine stabile Geometrie zwischen den für die Audiosignale relevanten Leitern. Diese Maßnahmen sorgten vorrangig für einen zeitlich stabilen Signaltransport, mit anderen Worten: Sie ließen möglichst wenig Jitter zu. Beim Cinnamon – spätestens bei der High End werde ich einen der Audioquest-Verantwortlichen fragen, wie man auf diese Namen gekommen ist – findet sich derselbe Aufbau, die Oberfläche der Leiter ist jedoch silberplattiert, wobei der Silberanteil hier exakt 1,25 Prozent betragen soll. Beim Carbon – hier werden je nach Länge bereits zwischen 109 und 319 Euro fällig – beträgt dann der Anteil des Silbers, das auf die Oberfläche aufgebracht wurde, fünf Prozent. Das Kabel ist mit einem Geflecht umgeben, was schon rein haptisch einen hochwertigeren Eindruck vermittelt. Gefühlt gehört es also schon in die Liga von Coffee und Diamond, die ein optisch noch attraktiveres Geflecht schmückt, sich aber durch das 72-Volt Dielectric Bias System und silberplattierte Stecker vom Rest des USB-Kabelprogramms abheben. Das Coffee besitzt Kupferleiter, die von einer zehnprozentigen Silberschicht umgeben werden, während beim Diamond „Perfect Surface Silver‟ zum Einsatz kommt. Die Verwendung des edlen Metalls schlägt sich dann auch im Preis nieder: Ein Diamond kostet je nach Länge zwischen 495 und 1450 Euro – Preise, die zwar High-End-Fans schon längst nicht mehr schrecken, bei all jenen, die in Computern Teile einer ebenso günstigen wie wohlklingenden Musikmaschine sehen, aber gewiss allergrößte Skepsis hervorrufen dürften.

Die zweite Gruppe mit Dielectric Bias Systen: Das Coffee besitzt Kupferleiter, die mit Silber plattiert sind. Der Silberanteil am Leitermaterial beträgt hier zehn Prozent, beim Diamond sind es deren 100
Die zweite Gruppe mit Dielectric Bias Systen: Das Coffee besitzt Kupferleiter, die mit Silber plattiert sind. Der Silberanteil am Leitermaterial beträgt hier zehn Prozent, beim Diamond sind es deren 100


Da ich – wie eingangs erwähnt – selbst prinzipiell nicht ganz frei von Skepsis bin, habe ich den allein schon durch die Anzahl der verschiedenen Kabel langwierigen Hörtest gleich um eine weitere Strippe ergänzt, wobei diese Bezeichnung gewiss nicht ehrenrührig, sondern eher angemessen für den besagten USB-Leiter ist, war er doch einer externen Festplatte beigepackt. Und wie immer, wenn man einige Zeit keine Musik gehört und somit keinen festen Bezugspunkt hat, fehlt einem im ersten Durchgang so gut wie nichts. Amarra, iMac, Beipackstrippe und Wandler bringen Malcom Arnolds English Dances, opus 27 (Lyrita) mit recht überzeugender Raumdarstellung und lebendig zu Gehör – selbst wenn man sich dunkel an eine noch größere Bühne und mehr Klangfarben bei exorbitant teuren Digitalmaschinen von Wadia oder dCS glaubt erinnern zu können. Einen gewissen Teil davon – ihn ohne direkten Vergleich genauer zu beziffern, wäre vermessen – bieten Mac und Wandler dann, wenn sie mit dem Audioquest Forrest verbunden sind. Selbst wenn der Rest der Kette nicht dieselbe Auflösung bringen sollte wie die Brinkmann-Verstärker und die LumenWhite Schallwandler, wäre es ein Frevel, auf die sehr überschaubare Investition in ein Forrest zu verzichten. Das gilt zumindest bei der geringen Länge und den damit korrelierenden Kosten ganz gewiss auch für Cinnamon und Carbon: Jede höhere Qualitätsstufe suggeriert einem eine minimal größere Bühne, bringt mehr Durchzeichnung, macht das Klangbild einen Hauch farbiger und die Musik rhythmisch packender. Da steht der pekuniäre Aufwand selbst beim M2Tech Young mit seinem im Vergleich zu den ganz hervorragenden klanglichen Leistungen überaus günstigen Preis – dazu noch vor der High End mehr an dieser Stelle – in einem völlig akzeptablen Verhältnis.

Wenn beim Druck auf die Taste des DBS die LED aufleuchtet, haben die Batterien ausreichend Spannung
Wenn beim Druck auf die Taste des DBS die LED aufleuchtet, haben die Batterien ausreichend Spannung

Bei einem Wandler für etwas über 1000 Euro ein Kabel für 250 oder gar 500 Euro – wohlgemerkt in kürzester Ausführung – zu empfehlen, mag vielen Musikfreunden als schlimmste High-End-Verirrung erscheinen. Aber das kann mich nicht daran hindern, Ihnen wahrheitsgemäß mitzuteilen, dass auch Coffee und Diamond in Kooperation mit dem Young in meiner Kette deutlich nachvollziehbare Verbesserungen in puncto Raumillusion, Lebendigkeit und Luftigkeit bringen. Wie viele einem diese weder riesigen, noch unbedeutenden Verbesserungen wert sind, sollte ein jeder für sich selbst heraushören. Die Unterschiede zwischen den Kabeln sind übrigens bei einem Wandler-Vorserien-Modell, das preislich und klanglich oberhalb des Young angesiedelt ist, ebenso deutlich wahrzunehmen. Und wenn man einmal erfahren hat, welcher Musikgenuss mit einem Diamond möglich ist, fällt es schwer, sich mit weniger zufrieden zu geben.Dennoch gehen wir eine Stufe zurück auf das Coffee, von dem inzwischen auch ein fünf Meter langes Exemplar eingetroffen ist. Mit der kürzesten und längsten lieferbaren Ausführung versuche ich in Erfahrung zu bringen, ob und wenn ja, welchen Einfluss die Länge auf die Qualität der USB-Übertragungsstrecke hat: Zumindest beim Coffee sind die Unterschiede verschwindend gering. Bei einem Lied meinte ich, einen minimalen Vorteil beim kürzeren Kabel in puncto Raumabbildung zu hören. Bei anderen Songs ließ sich trotz wiederholten Umsteckens kein Unterschied verifizieren. Dennoch rate ich von allzu großen Entfernungen zwischen Computer und Wandler ab – schon aus Kostengründen. Für drei Meter Coffee bekommt man beinahe schon 0,75 Meter Diamond. Und das macht einen Unterschied.

Während die beiden preisgünstigsten Kabel mit einem Kunststoffmantel vorlieb nehmen müssen, ziert die teureren Modelle ein Geflecht
Während die beiden preisgünstigsten Kabel mit einem Kunststoffmantel vorlieb nehmen müssen, ziert die teureren Modelle ein Geflecht

Da ich mich seit einiger Zeit nicht nur passiv mit Musik beschäftige, wie man unschwer an unseren Downloads sieht, konnte ich es mir nicht verkneifen, ein Audioquest Diamond auch einmal bei der Musikproduktion einzusetzen: Es nahm die Stelle eines Beipackkabels zwischen dem iMac und dem externen PlexWriter Premium1 ein, den Karl-Heinz Fink in seinem Artikel Back to the Roots - Richtig Rippen empfohlen hat. Gebrannt wurde ein DDP-Image aus Sonic Studios Mastering-Programm soundBlade vom Konzert Don Friedmans im Birdland. Der CD-Rohling war – wie ich gestehen muss – eine Allerweltsscheibe aus dem Supermarkt, die dann später von einem fast 20 Jahre alten, aber immer bestens gewarteten Wadia-Transport abgespielt wurde. Die CD-R, bei der die Daten über das Diamond zum PlexWriter gelangten, erwies sich als deutlich durchsichtiger, klangfarbenstärker und rhythmisch um einiges akzentuierter. Stellenweise hatte man gar den Eindruck, die Musiker hätten hier gegenüber der mit der Beipackstrippe produzierten CD leicht das Tempo angezogen. Auch oder gerade in dieser Anwendung möchte ich das Audioquest Diamond nicht missen, wohl wissend, dass ich mich mit einer solchen Aussage um jeglichen Kredit in Profi-Kreisen bringe. Doch statt darüber nachzudenken, träume ich lieber von einer Produktion, bei der vom Mikrofon- bis zum letzten Datenkabel alle Leiter die Qualität dieser Audioquest-Kabel haben.

STATEMENT

Bei den Audioquest USB-Kabeln gibt es keinen Ausreißer: Jede zusätzliche Investition bringt ein klanglich besseres Ergebnis. Dass für etwa gleich große Fortschritte jedesmal annähernd eine Verdopplung des Preises fällig wird, ist für High-End-Kenner keine Überraschung. Setzen Sie sich ein Limit und probieren innerhalb dessen alle in Frage kommenden Kabel einmal in Ihrer Kette aus. Doch Vorsicht: Wenn Sie erst einmal ein Diamond gehört haben, fällt jeder Schritt zurück verdammt schwer.
GEHÖRT MIT
Computer iMac 27‟, 3.06 GHz Intel Core 2 Duo, 8 GB, OS X Version 10.6.7
D/A-Wandler M2TECH YOUNG, Prototyp
CD-Laufwerk Wadia WT3200
CD-Writer PlexWriter Premium1
Audioplayer Amarra 2.1.1
Vorverstärker Brinkmann Marconi
Endstufe Brinkmann Monos
Lautsprecher LumenWhite DiamondLight Monitors
Kabel HMS Gran Finale Jubilee, AudioQuest Wild Blue Yonder, Wildwood, Audioplan Powercord S
Zubehör PS Audio Power Plant Premier, Sun Leiste, Audioplan Powerstar,HMS-Wandsteckdosen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Finite Elemente Pagode Master Reference Heavy Duty und Cerabase, Harmonix Real Focus
HERSTELLERANGABEN
Audioquest USB Forrest, Cinnamon, Carbon, Coffee, Diamond
Preise für 0,75 m Forrest 25 Euro Cinnamon 49 Euro Carbon 109 Euro Coffee 259 Euro Diamond 495 Euro
Lieferbare Längen 0,75, 1,5, 3 und 5 Meter
Besonderheit Dielectric Bias System bei Coffee und Diamond

Vertrieb
AudioQuest BV
Anschrift Hoge Bergen 10
4704RH Roosendaal
Niederlande
Telefon +31 165 54 1404
E-Mail rdrees@audioquest.nl
Web www.audioquest.de

Weitere Informationen

  • Imagefolder tests/11-04-20_audioquest
Die große Krise scheint überwunden. Deutschland hat es wieder einmal geschafft, über seine Exporterfolge die Wirtschaft anzukurbeln. Die großen Unternehmen können wohl nicht alleine für diese erfreuliche Entwicklung verantwortlich sein, zu wenig unterscheiden sie sich von den internationalen Mitbewerbern. Deutschland ist in der glücklichen Lage, dass es viele Mittelständler mit erheblichem Exportanteil gibt, die den Karren aus dem Dreck ziehen.


In der breiten Öffentlichkeit ist es kaum bekannt, wie viele kleine Unternehmen zu den Top Five der den Weltmarkt bestimmenden Unternehmen gehören. In der Fachliteratur hat Hermann Simon in seiner Veröffentlichung „Die heimlichen Gewinner“ für diese unbekannten Stars den Begriff Hidden Champions geprägt. Was für ein Glück, dass es gerade im Bereich der elektronischen Bauteile und des Audio-Zubehörs einen echten „Hidden Champion“ aus Köln gibt: die Firma Mundorf, die seit nunmehr 25 Jahren den Weltmarkt mit Produkten von unbestechlicher Qualität versorgt.

Raimund Mundorf interessieren nicht nur technische Details, er pflegt eine mehr ganzheitliche Herangehensweise
Raimund Mundorf interessieren nicht nur technische Details, er pflegt eine mehr ganzheitliche Herangehensweise
Jetzt sitze ich dem Inhaber dieses Hidden Champions gegenüber, Raimund Mundorf, der vor 25 Jahren aus Bastelleidenschaft eine Spulenwickelmaschine gebaut und auf die ersten Erfolge hin ein Unternehmen aufgebaut hat, an dessen Produkten niemand in der Audio Szene vorbeikommt. Geht man durch die expandierenden Räumlichkeiten des Familienunternehmens, kommt man aus dem Staunen nicht heraus, welche namhaften Lautsprecheranbieter ihre Frequenzweichen mit Mundorf Bauteilen bestücken beziehungsweise gänzlich von Mundorf als OEM Produkte fertigen lassen. Herr Mundorf übt sich in vornehmer Zurückhaltung, was seine Geschäftspartner anbelangt, kann aber der schon bekannten Tatsache, dass kein hochwertiger Lautsprecher von B&W bis Magico mehr ohne Mundorf Kondensatoren auskommt, nur ein bescheidenes Lächeln entgegensetzen.

Mein Besuch gilt weniger den begehrten Kondensatoren und Spulen von Mundorf. Nachdem sich die Mischung aus Feinsilber und ein Prozent Goldanteil als Kondensatorbelag im Markt bereits bestens bewährt hatte, war es nur folgerichtig, der audiophilen Gemeinde ein Fertigprodukt anzubieten: Die NF- und Lautsprecherkabel von Mundorf, die unter dem Markennamen zendo cable vertrieben werden.

Man kommt nicht umhin, Raimund Mundorf vor seiner unternehmerischen Leistung Respekt zu zollen. In Anbetracht der qualitativen Reputation des Hauses und der internationalen Akzeptanz seiner Produkte würde man erwarten, dass der Kopf der Firma dem Besucher die neue Produktlinie mit stolzgeschwellter Brust als das ultimative Produkt präsentiert, auf das die Welt des Kabelmarktes gewartet hat. Doch statt sich mit Marketing-Plattheiten und Klappern, das angeblich zum Handwerk gehört, aufzuhalten, entspinnt sich ein Gespräch voller Vielschichtigkeit und Tiefe. Anstelle eines herrisch auftretenden Unternehmensführers zeigt sich Raimund Mundorf als hoch reflektierte und bescheidene Persönlichkeit, deren Interessen weit über das berufliche Tätigkeitsfeld hinausreichen.

In kurzen Worten schildert er die Meilensteine der Produktentwicklung, erst bei der besonderen Wirkung unterschiedlicher Metalllegierungen auf das menschliche Befinden leuchten seine Augen voller jugendlichem Tatendrang. Das Nachdenken über die größeren Zusammenhänge, das hinter die Kulissen schauen scheint diesen Mann mehr zu bewegen, als bloße technische Details. Und gerade diese ganzheitliche Sicht führt zu einer Herangehensweise, die Produkte entstehen lässt, die neben technischen Parametern auch noch eine Botschaft enthalten, die der Markt wohl mehr unbewusst als unverzichtbar honoriert. So ist die intuitive Kompetenz in der Materialauswahl der entscheidende Erfolgsfaktor, der Mundorf bei aller technischen Präzision von Konkurrenzprodukten abhebt. Um es vorweg zu nehmen, auch die zendo cable gründen ihre Faszination auf den verwendeten Edelmetallen, die in produktionstechnisch hochqualitativer Form verarbeitet werden.

Großzügig werde ich mit NF- und Lautsprecherkabeln versorgt, in unterschiedlichen Längen und Konfektionierungen. Keine Gebrauchsanweisungen, keine Belehrungen, keine Warnhinweise, keine Verkaufsslogans: Die edlen Produkte dürfen für sich selbst sprechen. 

Ausgeliefert werden sie in runden Metalldosen, die auch einer Filmrolle gut Schutz bieten könnten. Die Kabel selbst sind von schnörkellosem Aufbau. Das NF Audio Kabel Ai605 hat zwei mal drei SilberGold Leiter mit je 0,5 Millimeter Durchmesser, solid core und verwendet PTFE als Dielektrikum. Die Abschirmung besorgt ein Schirmungsgeflecht, das einseitig am Signalempfängerstecker angelötet ist und somit ausschließlich vor Hochfrequenzeinstreuungen schützt und nicht der Signalübertragung dient.

Insgesamt ist das Kabel schlank und hochflexibel und vermittelt einen unverhohlenen Qualitätseindruck, der im Gegensatz zu einigen Mitbewerbern nicht mit spektakulären Querschnitten oder exotischen Ummantelungen erkauft werden muss. Manche Anbieter versuchen die Geheimnisse ihrer Konstruktion zu wahren, bei zendo cable liegt alles offen: Traditionelle Verseilung der Einzeladern, völlige Transparenz des verwendeten Leitermaterials. Und dennoch ist es genau das Leitermaterial, das zendo cable interessant macht.

4N Feinsilber wird ein Prozent Gold höchster Reinheit beigemischt. Mundorf gibt in seinen Produktbeschreibungen an, dass das beigemischte Gold die kristalline Struktur des Silbers verändere und seine sehr guten elektrischen Leitfähigkeiten maximiere. Skeptiker mögen in die Diskussion die Frage einbringen, wie denn Silber als das anerkannt am besten elektrisch leitende Material durch die Beimischung eines weniger leitfähigen Edelmetalls in seinen Eigenschaften noch optimierbar wäre. Dem ist entgegenzuhalten, dass der Kunde nicht für den besten Leiter zahlt, sondern für den aus dem Leiter resultierenden Musikgenuss. Ob dieser sich einstellt, kann nur ausführliches Hören klären.

Die Lautsprecherkabel kommen ebenfalls als solid core Variante, mit zwei mal einem (SG 215, 1,8 Quadratmillimeter) beziehungsweise zwei mal zwei (SG815, 7,2 Quadratmillimeter) Silber-Gold Leitern mit je 1,8 Millimeter Durchmesser. Diese Durchmesser wurden nach zahlreichen Untersuchungsreihen ausgewählt, um eine optimale Balance von geringem Skin-Effekt und einer optimalen Leistungsübertragung bei größeren Kabellängen sicherzustellen. Ebenso wie das NF-Kabel sind die Lautsprecherkabel trotz des im Bi-Wiring Modus eindrucksvollen Querschnitts flexibel und lassen sich gut verlegen.

Preislich sind die zendo cable interessant positioniert. Das NF Kabel ist für 320 Euro, die Basisausführung des Lautsprecherkabels ist für 600 Euro pro Stereometer erhältlich. Nachdem bei größeren Querschnitten der schiere Edelmetallgehalt als Kostenfaktor massiv zum Tragen kommt, sind beim Bi-Amping Kabel auch schon mal knapp über 2000 Euro zu bezahlen, was man angesichts der steigenden Rohstoffpreise aber auch als Investition in die Zukunft sehen kann.


Konfektioniert wird selbstverständlich von Hand, aber nicht – wie bei einigen amerikanischen Herstellern – in Heimarbeit, sondern von Angestellten in der Firma
Konfektioniert wird selbstverständlich von Hand, aber nicht – wie bei einigen amerikanischen Herstellern – in Heimarbeit, sondern von Angestellten in der Firma

Wie klingt’s? Nach anfänglichen Versuchen, in traditioneller Weise Kabel für Kabel auszutauschen und gegen eine erwiesene Referenz quer zu hören, entschied ich mich der ganzheitlichen Sicht ihres Schöpfers zu folgen und den Effekt von Silber-Gold als Gesamtphänomen wirken zu lassen. Tatsächlich hat eine gänzlich mit zendo cable verbundene Kette eine Charakteristik, die sie von anderen Verbindungen abhebt. Eine Einzelbeurteilung durch den einsam nächtelang vor der Anlage zubringenden Tester, der nach möglichst objektivierbaren Kriterien die ewig gleichen Testplatten auflegt, um dann in seinem Notizbuch festzuhalten, dass er jetzt endlich weiß, wieviele Stimmen den Backgroundchor von Joni Mitchells „Circle Game“ bilden, wird immer bleiben was er ist: Eine subjektive Momentaufnahme. Als solche ist festzuhalten, dass zendo cable detailreich und natürlich spielen. Dazu eine räumliche Abbildung, die ins Dreidimensionale geht. Auf der warmen Seite der Neutralität. Klare Höhen, prächtige Mitten. Klangfarbenreich.

Je länger man mit zendo cable hören kann, umso schwerer fallen diese Klassifizierungen. Letztlich scheinen sie auch den entscheidenden Punkt zu verpassen. Eine Veränderung einer ausgereiften Anlage bewirkt mitunter nur eine Nuance im Klangbild. Klingt die Wiedergabekette mit zendo cable auf spektakuläre Weise anders? Nein, aber in meiner Wahrnehmung machfren die Silber-Gold-Kabel jenen subtilen aber essentiellen Unterschied, der darüber entscheidet, ob es in den eigenen Wänden nur gut klingt oder ob Sie einen Abend lang Musik hören wollen und sich freuen, welche wunderbaren Schätze die Plattensammlung beherbergt.

Zendo cable haben etwas Menschliches, Organisches an sich. Am deutlichsten wurde mir dieser Eindruck bei einer Aufnahme, die ein Freund aus Amerika mitbrachte. Die mir völlig unbekannte Gruppe „Attention Screen“ hat sich als Jazz Quartett der kollektiven Improvisation verschrieben. Im Februar 2007 gaben sie ein Life-Konzert in der Merkin Concert Hall in New York und das auf bemerkenswerte Art und Weise. Sie trafen sich als eine Gruppe von Komponisten, die Musik vorführten, die noch nicht komponiert war. Der Gitarrist beschreibt das Vorgehen wie eine Talk Show vor Publikum. Man beginnt an einer Stelle und sieht zu, wohin einen der Dialog führt. Band Leader und Pianist Robert J. Reina nennt es selektives Zuhören und betont das hohe Maß an Konzentration, das nötig ist, um den Ball aufzunehmen, der von den anderen Seite gespielt wird. Bassist Chris Jones vergleicht es mit dem Spiel „Stein, Papier, Schere“: Wer gerade ein starkes, harmonisches Element vorbringt, dem wird gefolgt. Auch der Drummer Mark Flynn verweist darauf, wie sehr alle vier aufeinander hören und sich gegenseitig unterstützen und dabei jeweils etwas Urpersönliches ausdrücken. „The key is active listening, otherwise it can just be a mess.“

Mundorf lässt für die Zendo Kabel bei WBT eine eigene Steckervariante fertigen
Mundorf lässt für die Zendo Kabel bei WBT eine eigene Steckervariante fertigen
Bei den ersten Höreindrücken von „Attention Screen“ war die Anlage noch mit hoch analytischem Koaxialkabeln verbunden und der Höreindruck der wackeren Jazzer trotzdem „just a mess“. Nur durch Zufall entging „Attention Screen“ der endgültigen Ablage, sondern erlebte mit den zendo cables die gebührende Wertschätzung. Im Grunde hatte ich die CD aus Bequemlichkeit im Player gelassen und wollte bloß sicherstellen, dass die Kette mit den zendos korrekt verkabelt war. Aus dem üblichen Überprüfen der korrekten Polung wurde ein kurzes Innehalten, aus dem kurzen Innehalten ein erstauntes und belustigtes Hinhören. Schon erstaunlich, wie sich echte Künstler mitteilen können. Mühelos war erfahrbar, wie sich die Musiker an diesem Abend aus dem „modularen Vokabular“ der bemühten Improvisation befreiten und sich in einen veritablen Flow hineinspielten. Angeblich hat der Drummer Mark Flynn nach dem Konzert  berichtet, wie sehr er es als geradezu spirituelle Erfahrung schätze, an so einem Abend die Musik geschehen zu lassen: „It is just about to ride that wave for a little while“. Don Fiorino, der Gitarrist der Gruppe, meint gar, es gehe um „stepping out of one’s self, listening and observing from the outside“. Der schönste Punkt des Einlassens wäre erreicht, wenn „the intuitive takes over from the intellect.“

Nachvollziehbar wurden diese Eindrücke tatsächlich erst bei der Silber-Gold-Verkabelung – trotz mehrmaliger Versuche wollte sich der organische Flow, die gefühlte spirituelle Entrücktheit der Musiker mit anderen Verbindern nicht einstellen. Ein Zauber? Jedenfalls musste ich beim Zurückwechseln an den nachhaltigen Austausch mit Raimund Mundorf denken, der bereits beim ersten Treffen darauf hinwies, wie wichtig er eigene spirituelle Erfahrungen als Teil der Persönlichkeitsentwicklung erachte.

Ich bin sicher, er hätte sich bestätigt gesehen und seine Freude daran gehabt, dass die zendo cable die Aussage Don Fiorinos „dissolving the ego is a core experience of improvising music“ durchaus nachvollziehbar machten. 


Schlechte Erfahrungen mit zendo cable? Bei der NF Verbindung fiel auf, dass mikro- und makrodynamische Akzente unterschiedlich gesetzt werden. Subtile Unterschiede bei geringer Instrumentierung erschließen sich sofort, brachiale Dynamikunterschiede führen nicht zu dem von vielen geschätzten Effekt der flatternden Hosenbeine. Wer gerne zusieht, wie sich die Membranen aus dem Gehäuse stülpen, wird grob dynamische Attacke und Biss vermissen. Diesen Umstand kann man wahrnehmen und erwähnen, er verliert in der Gesamtbeurteilung im Laufe der Zeit an Bedeutung. Was bleibt, ist der ganz zart euphonische Charakter der Silbergold Kabel, der beim Wechsel zu anderen Verbindern vermisst wird.

Die NF-Kabel sind mit verschiedenen Steckern und selbstverständlich auch in symmetrischer Ausführung erhältlich
Die NF-Kabel sind mit verschiedenen Steckern und selbstverständlich auch in symmetrischer Ausführung erhältlich

An einem gewissen Punkt der Einlassung möchte man seine Erfahrungen teilen und im Dialog reflektieren, auch um die eigene Wahrnehmung zu kalibrieren. Gerne führe ich mir wichtige Komponenten, nach dem sie mir vertraut geworden sind, Leuten vor, deren Urteil ich respektiere. In diesem Fall interessierte mich eines besonders: Ist der Zauber des Leitermaterials, das zendo cable am Markt unterscheidbar macht, unabhängig vom technischen Kabeldesign für Dritte nachvollziehbar?

Zur Klärung dieser Frage bestellte ich bei Mundorf drei unterschiedliche Leitermaterialien: Kupfer, Silber und Silbergold. Alles in derselben Stärke und Dimension, weil ich mir von der größeren Oberfläche eine bessere Performance versprach, in der Ausführung als Folie. Als Dielektrikum verwendete ich PTFE, als Umhüllung diente ein Wellschlauch aus demselben Material. Nach dem Anlöten des identischen Steckertyps hatte ich von jedem Material zwei Paare, die nur durch einen Zufallscode optisch unterscheidbar waren. Gut, dass es Profis wie Mundorf gibt, die edle Kabel ästhetisch und gebrauchssicher herstellen können, meine Do-it-yourself Versionen wirkten, als hätte ich während des Fertigungsprozesses ständig Boxhandschuhe getragen.

Eine Instanz ist für mich, und das gilt nicht nur für Höreindrücke, Attila Csampai. Leser von Hifistatement können sich an seinen Rezensionen erfreuen, gemeinsam verbrachte Abende sind eine stete Bereicherung. Also überbrachte ich ihm mit geheimnisvoller Miene meine drei Paar staubsaugerdicken Würste, mit der Bitte sie in aller Ruhe anzuhören und mir ein Feedback darüber zu geben, ob Klangunterschiede wahrnehmbar wären. Mit dem gleichen Anliegen konfrontierte ich einen ungenannt bleiben wollenden Lauthörer, der seine wunderbare Analogkette in einem alleinstehenden Haus ausreizt. Er nannte mir bereits nach einem Tag den Code eines Kabels und informierte mich sachlich:
„Das Kabel bleibt in meiner Anlage.“
„Freut mich ja, dass es gefällt – ich brauche es aber noch.“
„Ist mir egal.“
„Aber die sehen doch sch… aus.“
„Ist mir egal.“

Attila Csampai urteilte ebenfalls klar.
 „Den Mist kannst Du Dir wieder abholen.“
„Alle?“
 „Nein, das eine mit dem Code xyz bleibt in meiner Anlage.“
„Freut mich ja, dass es gefällt – ich brauche es aber noch.“ „Ist mir egal.“
„Aber die sehen doch sch… aus.“
„Stimmt.“

Was lernen wir daraus? Ich sitze jetzt mit unförmigen Kabelwürsten zu Hause, die kein Mensch braucht. Die zwei, die was taugten, werde ich nicht mehr sehen. Audiophile ehren ihre Freunde mitunter durch Egoismus.

Auch an den gestalterischen Lösungen beim Lautsprecherkabel erkennt man die Liebe zum Detail
Auch an den gestalterischen Lösungen beim Lautsprecherkabel erkennt man die Liebe zum Detail

Man ahnt es bereits, die Verbinder, die Gefallen fanden, waren aus Silbergold von Mundorf. Genau das Leitermaterial, das zendo cable einzigartig macht. Wenn sie sich auch vom Virus infizieren lassen wollen, zudem Ästhet sind, und auf ein professionelles Produkt Wert legen, suchen sie den Fachhändler ihres Vertrauens auf und bitten sie um eine Vorführung.

Eines wird Mundorf mit Sicherheit am Kabelmarkt nicht bleiben: Ein Hidden Champion. Zendo cable wird eine bekannte Konstante und Referenz für die nächsten Jahre darstellen.

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Wer von sich sagen kann, dass er den perfekten Lautsprecher in einem nicht weniger perfekten Hörraum betreibt, muss hier nicht unbedingt weiterlesen. Wer auch nur den geringsten Zweifel hegt, hat hingegen die verdammte Pflicht, diesen Artikel zu lesen und sich endlich mit der einzigen praktikablen Gegenmaßnahme näher zu befassen, die im Audiovolver verkörpert ist.

Es gibt ein paar grundlegende Voraussetzungen, die im Hifi-Leben zu beachten sind, wenn man auf das optimal Machbare abzielt. So gilt zum Beispiel, dass das, was aus einem Lautsprecher herauskommt, niemals besser sein kann als die Qualität des Stroms, mit dem die Quellen und Verstärker gespeist werden. Wer da – angefangen von den Haussicherungen bis zu den Netzkabeln –  spart, spart am falschen Ende. Im übrigen ist der begrenzende Faktor für den Hörspaß in den eigenen vier Wänden der Hörraum selbst, mit dem die Lautsprecher in Wechselwirkung stehen. Wohl dem, der diesen beim Hausneubau durch fachkundige Hand richtig planen und ausführen lässt. Die Regel sind jedoch Hörräume mit mehr oder weniger geeigneter Akustik, die man als gegeben hinnehmen muss oder allenfalls mittels Akustikelementen mehr oder weniger, meist weniger stark bezüglich Raummoden korrigieren kann. Wesentlich eleganter ist es, den Hörraum als Hörraum zu akzeptieren und den Raum elektronisch über die Lautsprecher parallel zur Nutzsignalwiedergabe zu korrigieren. Leistungsstarke Computer im Verbund mit ausgeklügelter Software machen es möglich.

Dieses unauffällige, schlanke Teil hat das Potential, Ihren Lautsprecher und Ihren Hörraum sehr nahe ans klangliche Optimum zu bringen
Dieses unauffällige, schlanke Teil hat das Potential, Ihren Lautsprecher und Ihren Hörraum sehr nahe ans klangliche Optimum zu bringen

Erste Ansätze elektronischer Raumkorrektur stammen aus den 80-er Jahren. Damals mangelte es an leistungsfähigen bezahlbaren Kleincomputern und DSPs zum Ausführen der Software, weshalb die hinter der Korrektur-Software stehende Mathematik (FFT-Analyse) zwar beherrschbar, nicht jedoch in die Tat umsetzbar war. Meines Wissen war Sigtech nahe Boston die erste Firma, die Anfang der 90-er Jahre vorrangig für Studioanwendungen einen Raumkorrekturprozessor auf den Markt brachte, der nahezu in Echtzeit Frequenz- und Zeitkorrekturen durchführte, um dem Tonmeister unabhängig von seinem Einsatzort eine identische Lautsprecher-Abhörumgebung bereitzustellen. Dieser Prozessor fand in Robert Green einen begeisterten Anhänger, der im Herbst1993 einen spannenden Artikel dazu in The Absolute Sound veröffentlichte, auf den ich erst ein paar Jahre später stieß, als der ursprüngliche Studio-RKP  eine High-End-Ausgabe mit verbesserter Wandlertechnik (24 Bit/48 kHz ADC und DAC) erfahren hatte. Entflammt von Greens Begeisterung bestellte ich diesen Sigtech Prozessor 1998 mangels deutschem Vertrieb direkt beim Hersteller.

Anschlussvielfalt: Nicht weniger als drei digitale und eine analoge Quelle warten auf Anschluss an den Audiovolver II; zur Vorstufe oder direkt zur Endstufe geht es wahlweise symmertrisch oder unsymmetrisch
Anschlussvielfalt: Nicht weniger als drei digitale und eine analoge Quelle warten auf Anschluss an den Audiovolver II; zur Vorstufe oder direkt zur Endstufe geht es wahlweise symmertrisch oder unsymmetrisch

Angeliefert wurde das sagenumwobene Teil von Mark Donahue, einem der Toningenieure, die später für das geniale Remastering der Living Stereo Zwei- und Dreikanal-Aufnahmen für das Medium SACD verantwortlich zeichnete und damals gewissermaßen im Nebenberuf für Sigtech aktiv war. Sein Flug und seine Einmessung des Prozessors vor Ort waren im stolzen Preis von zehntausend Dollar für den Prozessor enthalten und eine Investition, die sich ausgezahlt hat, da zwar die Einmessprozedur als solche auch vom technisch geschickten Hörer erfolgreich durchführbar gewesen wäre, keinesfalls jedoch Messung und Erstellung der Filter. Ich erinnere mich, dass vier unterschiedliche Filterfunktionen errechnet wurden, die mit einer Auflösung von einer drittel Oktave sämtlich den bei 60 Hertz zentrierten mächtigen Bauch der Thiel CS 6 in meinem Hörraum flach gerechnet und im Mittenbereich unterschiedlich stark Einbrüche geglättet hatten, was ein entsprechender Equalizer grundsätzlich auch zustande gebracht hätte. Der am stärksten beeindruckende Effekt rührte jedoch aus der Zeitkorrektur her, die ein Equalizer nicht beherrscht und zu erstaunlicher Präzision bei der Ortung von Schallquellen und der Vermittlung von Ein- und Ausschwingvorgängen führt, ganz so, als ob der Hörraum durch den jeweiligen Aufnahmeraum ersetzt worden wäre. Die Begeisterung über die erstaunlich starke Annäherung an die Aufnahmesituation teilte sich jedem mit, vom geübten High Ender bis zum Hifi-Novizen und zwar dank der Option, zwischen unkorrigiert und korrigiert per Fernbedienung umschalten zu können. Als einziger Wermutstropfen stellte sich heraus, dass wegen der Wandlung von analog in digital und dann wieder in analog analoge Quellen, wie vor allem der Plattenspieler, eines nicht unerheblichen Teil ihres Charms verlustig gingen, der durch die Wirkung der Raumkorrektur nicht kompensiert werden konnte. Dadurch wurde die Suche nach einem kompetenteren externen Wandler ausgelöst, die schließlich in einem dCS-Wandler gipfelte, der das Kunststück fertig brachte, etwa 90 Prozent des analogen Charmes auch nach Raumkorrektur per Sigtech Prozessor zu erhalten. Die restlichen zehn Prozent resultierten schließlich daraus, Musik vom Plattenspieler unkorrigiert an die Lautsprecher weiterzuleiten und den Hörraum mitsamt Bassüberhöhung zu akzeptieren. Das komplette Aus der Sigtech-Raumkorrektur kam etwa drei Jahre später, als der Wandler der damals angeschafften SACD-Laufwerk/Wandler-Kombi von dCS den internen D/A-Wandler des Prozessors krass deplazierte, was an sich ja kein Problem ist, weil anstelle des internen Wandlers ohne weiteres der externe Wandler verwendet werden kann. Wenn der interne A/D-Wandler jedoch jenseits von 48 Kilohertz zu macht und DSD nicht verarbeitet, hört sich der Spaß langsam auf.

Die Korrekturdaten nimmt der Audiovolver II per USB-Stick entgegen und über die Ethernetbuchse geht es zum Heimnetzwerk für's Streaming
Die Korrekturdaten nimmt der Audiovolver II per USB-Stick entgegen und über die Ethernetbuchse geht es zum Heimnetzwerk für's Streaming

Damit war die schöne Zeit der Raumklangkorrektur für mich für lange Zeit vorbei. Ein Zwischenspiel mit dem 96 Kilohertz tüchtigen TACT war von kurzer Dauer, da der ohne kompetenten Akustikprofi angeliefert den Hörraum nicht glaubhaft wegzuzaubern vermochte und mich auch nach späterer Intervention eines Akustikers nicht überzeugte. In den nachfolgenden Jahren gelang es mir, die Bassprobleme meines Hörraums durch die Kombination kleinerer Lautsprecher mit einer unteren Eckfrequenz von 70 Hertz mit einem einmessbaren Subwoofer in den Griff zu bekommen, so dass die wesentliche Linearisierung des Amplitudenfrequenzgangs im Hörraum geschafft war. Soweit stellte sich Zufriedenheit ein. Trotzdem nagte die Erinnerung an die Segnungen zeitlicher Raumkorrektur aus glücklichen Sigtech-Zeiten so lange insgeheim am Hifi-Gewissen, bis ich anlässlich eines Besuchs bei Hans Strassner von HMS mit dem Audioprozessor Audiovolver von Audiodata konfrontiert angefressen vom Gehörten nicht umhin konnte, ein Revival der Raumkorrektur in meinem eigenen Hörraum zu riskieren.


Im Vergleich zum Sigtech Raumklang-Prozessor aus den neunziger Jahren verhält sich der Audiovolver II technisch gesehen wie ein Audi R8 zu einem Fiat 500 Baujahr 1957. Statt mit DSPs arbeitet der Audiovolver II auf Grundlage einer Computer-CPU, die in Echtzeit den Amplitudenfrequenzgang in einem Raster von 0,6 Hertz mit einer zeitlichen Genauigkeit von 22 Mikrosekunden korrigiert. Beinahe noch wichtiger ist jedoch die dadurch mögliche Optimierung des Zeitverhaltens von Lautsprechern im Hörraum und damit die weitgehende „Auslöschung“ des Einflusses der Hörraumakustik auf die Lautsprecherwiedergabe unabhängig von der Optimierung des Amplitudenfrequenzgangs mit der Zielsetzung eines kohärenten, dreidimensionalen Klangbilds nahe an der Aufnahmesituation. Unabdingbare Voraussetzung für einen derart geglückten Einsatz des Audiovolvers II ist seine kompetente Einmessung vor Ort und seine anschließende Konfiguration. Das ist der Grund, weshalb man diesen Prozessor nicht einfach beim Fachhandel abholen kann, sondern er ausschließlich direkt von Audiodata vertrieben und durch einen Mitarbeiter von Audiodata aufgestellt wird. In meinem Fall hat es sich der Geschäftsführer Peter Schippers nicht nehmen lassen, einzumessen und zu konfigurieren. Übrigens kann man sich den Audiovolver gegen eine angemessene Gebühr völlig ohne Kaufzwang und mit Verrechnungsgarantie im Erwerbsfall im eigenen Hörraum demonstrieren lassen, wobei, wie mir Peter Schippers versicherte, der Prozessor in der Regel den Hörraum nicht mehr verlässt, was für durchgehend überzeugende Klangergebnisse bei unterschiedlichsten akustischen Voraussetzungen und Hifi-Anlagen spricht. Nicht selten erweist sich die Audiovolver-Kur für Kunden ebenso wie für potentielle Kunden als wahres Erweckungserlebnis mit krassem Unterschied von vorher zu nachher. Dies passiert sowohl im Falle suboptimaler Lautsprecher im ordentlichen Hörraum wie im im umgekehrten Fall, einschließlich dem Fall, dass Hörraum und Lautsprecher fast optimal harmonieren und der Audiovolver „nur“ noch das Tüpfelchen auf dem i bringt, für das der High Ender jedoch jederzeit bereit ist, ein Vermögen jenseits des Audiovolver zu investieren, um das klangliche Nirvana zu erreichen.

In der Mitte trohnt ein Barebone Ccomputer, dessen CPU für Echtzeit-Korrekturen am Amplitudenfrequenzgang und am Timing verantwortlich ist; rechts findet sich das Netzteil und links die A/D- und D/A-Wandler-Karte
In der Mitte trohnt ein Barebone Ccomputer, dessen CPU für Echtzeit-Korrekturen am Amplitudenfrequenzgang und am Timing verantwortlich ist; rechts findet sich das Netzteil und links die A/D- und D/A-Wandler-Karte

Letzteres, nämlich eine fast stimmige Kombination Raum/Lautsprecher, traf Peter Schippers bei mir an. Als Manko erbrachte die Einmessung eine kleinere Delle des Amplitudenfrequenzgangs im Bereich um 200 Hertz und einen zeitlichen Versatz tiefer Töne vom Subwoofer zum Rest des Amplitudenfrequenzgangs. Die gemessenen Welligkeiten des Amplitudenfrequenzgangs bestimmen den Klangcharakter meiner Revel-Lautsprecher mit und sollten vom Audiovolver II unbearbeitet bleiben, obwohl sie zugunsten von noch mehr Linearität sehr wohl ausgebügelt werden könnten. Nach errechneter Optimierung des Amplitudenfrequenzgangs und des Zeitverhaltens der Lautsprecher im Hörraum kam die Stunde der Wahrheit: Lohnt sich der Einsatz der Audiovolvers für eine bereits beinahe optimale Hörraum-Lautsprecherkombination? Ohne jeden Zweifel lohnt es sich, wenn man so eine Kombination auf den Punkt bringen will. Nicht nur im direkten Vergleich zwischen optimiert und nicht optimiert ist der Zugewinn ohrenfällig. Optimiert stimmt das Timing. die Anlage spielt auf den Punkt. Die Glättung des Amplitudenfrequenzgangs im 200-Hertz-Bereich äußert sich in einem Tick mehr Neutralität, ohne den man zwar auch ganz gut leben kann, der jedoch meinem Bestreben entgegen kommt, die Wiedergabekette neutral wie irgend möglich aufspielen zu lassen, ohne dass sie jedoch ins Langweilige kippt. Dies wird dadurch vermieden, dass der Audiovolver II den Revel-Lautsprechern ihre „Farbigkeit“ in Gestalt der Welligkeit des Amplitudenfrequenzgangs, also ihre Individualität belässt.An dem auf den Besuch von Peter Schippers folgenden Wochenende konnte ich mich zum einen an den klanglichen Zugewinn durch den Audiovolver II gewöhnen und andererseits ausloten, wie er sich zu unterschiedlichen Quellen und externen Wandlern verhält. Was das Gewöhnen betrifft: Das war von Anfang an kein Problem, sondern eine audiophile Freude. Was die Quellen betrifft ist die Wirkung in Bezug auf Timing und Neutralität unabhängig davon, ob diese analoger oder digitaler Art sind, diesselbe. Im Falle digitaler Quellen zeigt sich unabhängig von der Prozessorwirkung recht schnell, dass der D/A-Wandler des Audiovolvers von hoher Qualität ist. Klangliches Patt herrscht zwischen dem Sound meines Ayre CD-Players CX-7e per bordeigenem Wandler und dem Wandler des Audiovolver II. Da der Digitalausgang des Ayre C-5xe gerade in den Streik getreten war, muss ich einen Vergleich dessen formidablen Wandlers mit dem Audiovolver schuldig bleiben. Dafür konnte ich bis hinauf zu 96 Kilohertz mit dem PS-Audio PWD gegen den Audiovolver halten, der nicht ganz dessen Durchsichtigkeit erreicht, ansonsten jedoch in Sachen Ausgewogenheit und Temperament auch im Vergleich zu dem PWD eine gute Figur macht. Erfreulicherweise bremst der A/D-Wandler des Audiovolver II in Kombination mit seinem D/A-Wandler den analogen Charm des Raven AW mit einem ZYX Universe im Origin Live Conqueror nicht aus, wenngleich dem Klang bei purer analoger Strecke mehr Glanzlichter aufgesetzt sind. Die leuchten auf dem Weg über den Audiovolver dann auf, wen anstelle des bordeigenen A/D-Wandlers derjenige des vergleichsweise sündhaft teuren formidablen DAD AX24 aus der Studioszene zum Einsatz kommt.

Der Audiovolver lässt sich wahlweise von der Frontplatte oder aus der Ferne bedienen
Der Audiovolver lässt sich wahlweise von der Frontplatte oder aus der Ferne bedienen

Dank seiner 24 Bit/96kHz-Struktur verarbeitet der Audiovolver unabhängig von seiner Raumkorrekturfunktion 90 Prozent der aktuellen High-resolution-Aufnahmen auf sehr hohem Klangniveau und lässt sich vom betuchten und verwöhnten Hifi-Gourmet flexibel auf ein noch höheres Kalngnivau bringen. Dazu kommt, dass er sich dank seiner Hardware-Architektur in einem UPnP-Heimnetzwerk per Streaming-Freischaltung zum perfekten Netzwerkspieler ausbauen lässt. Zusammen mit seiner primären Funktion, der den Hörraum auflösenden Raumklangkorrektur, die er aus dem FF beherrscht, erhält man mit dem Audiovolver eine nahezu perfekte digitale Klangmaschine für das 21. Jahrhundert.


STATEMENT

Wer die unvermeidlichen klanglichen Beschränkungen seines Hörraums Leid ist, kommt am Audiovolver II nicht vorbei, der dank seiner hohen Rechenpower und seiner 24 Bit/96 kHz-Struktur so zukunftssicher ist, wie nur wenige digitale Geräte auf dem Hifi-Markt und die notwendigen Korrekturen am Amplitudenfrequenzgang und dem Zeitverhalten der im Hörraum aufspielenden Lautsprecher effektiv ausführt, ohne jemals ins Schwitzen zu kommen.
GEHÖRT MIT
Plattenspieler TW-Acustik AC mit 3-Motoren-Antrieb
Tonarm Origin Live Conqueror
Tonabnehmer ZYX Universe
SACD/CD-Player Ayre C-5xe MP
Vorstufe Ayre KX-R
Endstufen Ayre MX-R
Lautsprecher Revel Voice2, SW30
Wandler PS-Audio PerfectWave DAC
Zubehör Kubala Sosna Emotion Netz,- NF- und Lautsprecherkabel HMS-Wandsteckdosen Copulare Basen Finite Elemente Resonator 1000
HERSTELLERANGABEN
Audiovolver II
Preis 5000 Euro
Streaming-Freischaltung 250 Euro

Hersteller / Vertrieb
audiodata elektroakustik GmbH
Anschrift Gneisenaustr. 11-17
D - 52068 Aachen
Telefon +49 241 512828
Fax +49 241 535366
E-Mail info@audiodata.eu
Web www.audiodata.eu

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Noch vor ein paar Monaten hätte ich es für ausgeschlossen gehalten, in Hifistatement über einen mobilen Player für Musikdateien zu schreiben. Aber der Colorfly ist eben nicht nur ein schlichtes Abspielgerät, sondern auch ein separat nutzbarer Wandler und Sample Rate Converter. Zudem kommt er mit der Anmutung einer Tannoy Westminster daher.

Die Designer von Colorful kann man nur als ausgesprochen mutig bezeichnen. In Zeiten, in denen Apple mit reduziertem Design in der Braun-Nachfolge breite Käuferschichten nahezu vergessen lässt, dass andere Hersteller technisch zumindest gleichwertige Produkte im Angebot haben, die darüber hinaus oft auch noch deutlich erschwinglicher sind, setzt man beim Colorfly auf satiniertes Messing und Amerikanisches Nussbaumholz, das gar von Hand graviert worden sein soll. Statt dem Gerätchen einen Touchscreen zu spendieren und es für eine Bedienung mit Fingergesten zu programmieren, bietet man dem wahrscheinlich ein wenig älteren und betuchteren Besitzer ein User-Interface, das einerseits aus schnöden Plastiktasten besteht, andererseits aber durch einen Alps Audio Pro Schieberegler überzeugt.

Der Beyerdynamic DT 1350 im Hintergrund ist ein vom jedem iPod leicht zu treibender Kopfhörer, der Colorfly hat auch genügend Leistung für 300-Ohm-Modelle
Der Beyerdynamic DT 1350 im Hintergrund ist ein vom jedem iPod leicht zu treibender Kopfhörer, der Colorfly hat auch genügend Leistung für 300-Ohm-Modelle

Ein Grund dafür anzunehmen, der Benutzer eines Colorfly sei recht gut betucht, ist der Preis des sogenannten Pocket Hifi Players. Der liegt nämlich bei 600 Euro – und damit  anderthalb mal so hoch wie der für den größten iPod touch, der für diesen Preis ein doppelt so großes Flash- oder Solid State-Laufwerk mitbringt. Der Colorfly hat zwar nur 32 Gigabyte an Bord, besitzt dafür aber eine Aufnahme für Micro-SD-Karten, die bei einer Kapazität von 32 Gigabyte so um die 50 Euro zusätzlich kosten. Beim Colorfly geht es also weniger um eine „stylische‟ Erscheinung noch um ein Maximum an Speicherplatz. Der Player wurde konzipiert, um auch unterwegs bestmöglichen Klang zu bieten. Und dafür wird ein beträchtlicher Aufwand getrieben: Im Inneren des Colorfly findet man im Analogteil der Schaltung Elna Sicmic II Black Gold Kondensatoren und einprozentige SMT Widerstände, in der Stromversorgung Elna RVO Audio Kondensatoren, einen Cirrus Logic CS4398 Wandler-Chip sowie den Cirrus Logic Sample Rate Converter CS8422. Dieser soll in Kooperation mit einem C4 Clock-Generator und zwei „TCXO high-precision Crystal Oscillators‟ den Jitter unter zwei Picosekunden drücken. Mit der Cirrus-Bestückung ist der Colorfly dann auch in der Lage, hochaufgelöste Musikdateien bis zu 24 Bit bei 192 Kilohertz wiederzugeben. Dank seines S/PDIF-Ein- und Ausgangs kann er sowohl als Sample Rate Converter wie auch als externer D/A-Wandler dienen.

Der Pocket Player kann auch als externer Wandler oder lediglich als Sample Rate Converter genutzt werden
Der Pocket Player kann auch als externer Wandler oder lediglich als Sample Rate Converter genutzt werden
Damit die Vorteile der für einen Taschenspieler wohl einmaligen digitalen Schaltungstopologie auch unterwegs erfahrbar werden, spendierte Colorful das bereits erwähnte Alps-Poti und – wie das Blockschaltbild verheißt – separate Kopfhörerverstärker für den rechten und linken Kanal, die in der Lage sind, mehr als 200 Milliampere Ausgangsstrom und genug Spannung zu liefern, um auch 300-Ohm-Kopfhörer kraftvoll zu treiben. Da solch hochwertige Kopfhörer in der Regel nicht mit 3,5-Millimeter-Steckern bestückt werden, bietet der Colorfly neben der Mini-Klinkenbuchse auch eine 6,3-Millimeter-Variante. Weiterhin weist das Anschlussfeld des Players noch eine USB- sowie zwei Cinch-Buchsen auf. Diese geben kein analoges Singal aus, sondern dienen als S/PDIF-Ein- beziehungsweise Ausgang. Wer möchte, kann den Colorfly dennoch als Player oder auch nur als Wandler für die heimische Anlage nutzen: Man benötigt lediglich ein Kabel mit 6,3-Millimeter-Stereo-Klinkenstecker auf der einen und zwei Cinchsteckern auf der anderen Seite. In dieser Anschlussvariante ist die Ausgangsspannung des Colorfly bei voll aufgezogenem Regler dann – anders als beispielsweise beim iPod classic – ähnlich hoch wie die eines üblichen Wandlers für den Heimbetrieb. Und damit ist es nur eine Frage der Klangqualität, ob der Pocket Player auch in der heimischen Kette eine vollwertige Programmquelle darstellt. Doch dazu später mehr, erst einmal muss er zeigen, was er als mobiles Abspielgerät leistet.Und dazu müssen sich sowohl iPod Classic als auch Colorfly mit dem iGrado Kopfhörer begnügen, da er es ist, mit dem ich für gewöhnlich in der Zeit kurz vor dem Einschlafen noch ein wenig Musik höre. Der Grado lässt die Unterschiede zwischen den Playern eher erahnen, als dass er sie differenziert beschreibt: Das Klangbild des Colorfly wirkt ein wenig luftiger, differenzierter und auch besser fundiert. Mit dem sehr bassstarken Beyerdynamik DT 1350 wird der Abstand zwischen den Playern von Apple und Colorful dann größer: So bringt letzterer noch ein wenig mehr Druck im Bass, spielt aber dennoch mit höherer Präzision. Auch die bei Kopfhörern so schwer fassbare Raumanmutung gelingt dem Colorfly besser.

Kopfhörerbuchsen für 6,3- und 3,5-Millimeter-Klinkenbuchsen, ein Schlitz für Micro-SD-Karten, eine verdeckt eingebaute Taste für das Reset, s/pdif-Ein- und Ausgang sowie eine USB-Buchse bietet das Anschlussfeld des Colorfly
Kopfhörerbuchsen für 6,3- und 3,5-Millimeter-Klinkenbuchsen, ein Schlitz für Micro-SD-Karten, eine verdeckt eingebaute Taste für das Reset, s/pdif-Ein- und Ausgang sowie eine USB-Buchse bietet das Anschlussfeld des Colorfly

Beim vom Jecklin Float abgeleiteten Ergo 2 gibt der iPod dann auf – er erreicht nur mittlere Pegel und wirkt gebremst –, während der Colorful mit diesem auf dem Kopf auf- statt an den Ohren anliegenden Kopfhörer dem Klang hochwertiger Lautsprecher schon sehr nahe kommt. Hier fängt wirklicher Hörgenuss auch für denjenigen an, der ansonsten eine sehr gute stationäre Anlage gewohnt ist – was aber gewiss auch ein klein wenig mit dem Tragekomfort des Ergo 2 zu tun hat. Wie nicht anders zu erwarten, bedarf der Colorfly eines gleichwertigen Spielpartners, der seine Fähigkeiten gebührend zu würdigen weiss.


Mit dem Ergo 2 und Gianluigi Trovesis wunderbarem Album Profumo Di Violetta  (ECM 2068) probiere ich dann den Sample Rate Converter des Colorfly aus. Bis zum Test des PS Audio Perfect Wave DAC erschien mir ein SRC als Garant für besseren Klang. Heute würde ich sagen, je nach Auslegung des Wandlers kann ein SRC den Klang minimal verbessern oder verschlechtern. Es kommt eben auf das gesamte Paket an. Beim Colorful gibt es ein wenig mehr Offenheit und eine entsprechend weitere Raumanmutung, wenn die Daten nach CD-Standard auf 176,4 Kilohertz und 24 Bit umgerechnet werden. Mit nicht geradzahligen Vielfachen der Ausgangsfrequenz habe ich nicht experimentiert – jede Frequenz auszuprobieren, würde den Rahmen des Artikels sprengen. So, und jetzt befreie ich mich vom Kopfhörer und lasse wieder die Lautsprecher den Schall wandeln.Der Colorfly arbeitet in direkter Konkurrenz zum M2Tech Young als Converter für die Daten aus dem Wadia 3200: Bei Marty Kystalls „Davy The Bavy‟ vom Album Seeing Unkown Colors (MA Recordings M015A) lässt der Pocket Player als Wandler – ohne direkten Vergleich – keine Wünsche offen: Die Bass-Drum poltert mit ungeheurem Druck – und das ist genau richtig so –, Saxophon und Trompete strahlen um die Wette, und man kann die Instrumente im Raum fast greifen, derart plastisch wird die Illusion einer tiefen Bühne erzeugt. Der Young hat zwar in puncto Offenheit und Feinzeichnung noch ein wenig mehr zu bieten. Dennoch: Soviel Spielfreude, Klangfarbenpracht und Druck hätte ich dem Colorfly nicht zugetraut. Die beschriebenen Fähigkeit zeigt er immerhin in einer selbst kleine Schwächen nicht vergebenden High-End-Kette. Sein Wandler dürfte für viele stationäre, ein wenig in die Jahre gekommene CD-Player eine echte Bereicherung sein.

Die Tasche gehört zum Lieferumfang des Colorfld
Die Tasche gehört zum Lieferumfang des Colorfld

Dennoch überlasse ich jetzt dem Young die Wandlung, dem der Colorfly und der Wadia die Daten schicken, wohl wissend, dass der Vergleich gleich aus mehreren Gründen nicht ganz gerecht ist: Das Wadia-Laufwerk kostete in der zweiten Hälfte der 80-er Jahre zehnmal so viel wie der Colorfly – vorausgesetzt, man setzt die Kaufkraft in Mark damals der heutigen in Euro gleich. Zum anderen spielt der Wadia die Original-CD ab, die vor Jahren einmal mit einem Windows-Laptop für iTunes als aif-Datei gerippt, dann auf einen Mac übertragen und dort in eine wav-Datei konvertiert wurde, bevor sie auf den Pocket Player gelangte, der das Abspielen von aif-Dateien verweigert. Diese Umwege macht der M2Tech dann auch hörbar: Von der CD kommt die Illusion eines größeren Raumes und ein wenig mehr Vehemenz im Tiefbassbereich. Zumindest der Vorteil bei der räumlichen Darstellung schwindet aber beträchtlich, wenn der Colorfly die Daten über seinen Sample Rate Converter mit 24 Bit und 176,4 Kilohertz an den Young sendet. Der Jitter Killer und das Abspielen der Daten aus dem Festspeicher können zwar durchaus ansprechende klangliche Resultate vorweisen. Wunder kann der Colorfly aber auch nicht vollbringen: Vielfach konvertierte Daten klingen nicht plötzlich besser als das Original. Wer einen Colorfly sein eigen nennt, kann ja einen ähnlichen Test mal wiederholen: mit einen guten Ripp-Programm, einem bewährten Laufwerk und keinen weiteren Datei-Umwandlungen. Ich bin gespannt.Der Vollständigkeit halber probierte ich den Colorfly auch noch als Sample Rate Converter zwischen Wadia und Wandler – und erlebte zwei Überraschungen: Die erste ist ein kleiner Schönheitsfehler: Nicht immer werden die Daten mit der Frequenz ausgegeben, die man im Menü für den SRC angewählt hat. Hin und wieder bleibt es bei derjenigen, die man über die Wipptaste, mit der man auch verschiedene Equalizereinstellungen wählen kann, beim Abspielen von Dateien direkt angewählt hat. Zudem vertauscht der SRC die Kanäle. Wo ich gerade dabei bin ein letzter kleiner Kritikpunkt: Bei der Wiedergabe über den S/PDIF Ausgang folgt am Ende eines Stückes auf die Musik kurz Stille, die dann von einem Rauschimpuls gestört wird. Das bereits angekündigte Firmware Update sollte hier Abhilfe schaffen.

Laut Produktinformation wurden diesen filigranen Verzierungen auf der Rückseite von Hand gestaltet
Laut Produktinformation wurden diesen filigranen Verzierungen auf der Rückseite von Hand gestaltet

Und nun zur zweiten Überraschung, die der Einsatz des Sample Rate Converters bereithält: Der Colorfly zwischen Laufwerk und M2Tech lässt den virtuellen Aufnahmeraum plötzlich deutlich größer und luftiger wirken. Die Instrumente erscheinen greifbarer, das elektronische Schlagzeug kommt ein gutes Stück differenzierter rüber, und der Bass grollt noch intensiver und subjektiv tiefer. Zumindest in High-End-Kreisen wird eine derartige Klangverbesserung nicht selten für weit mehr erkauft, als der ganze Colorfly kostet. Einfach Klasse!

STATEMENT

Egal ob man seinen CD-Player mit einem aktuellen Wandler auffrischen, seinen Wandler ohne Sample Rate Converter mit höher aufgelösten Daten versorgen oder einfach nur unterwegs auf höchstem Niveau seine High-Resolution-Files genießen möchte, der Colorfly beschert einem in jedem Fall eine Menge Zusatznutzen. Auch wenn die Spielerei mit diesem so unzeitgemäß daherkommenden Stückchen High Tech eine Menge Spass macht, sollte man den Colorfly durchaus ernst nehmen – besonders, was seine klanglichen Leistungen angeht.
Gehört mit
Computer iMac 27‟, 3.06 GHz Intel Core 2 Duo, 8 GB mit Amarra 2.1
CD-Laufwerk Wadia WT3200
D/A-Wandler RME Fireface 400, M2TECH YOUNG, Prototyp
Mobiler Player iPod classic
Kopfhörer iGrado, Beyerdynamic DT 1350
Vorverstärker Brinkmann Marconi
Endstufe Brinkmann Monos
Lautsprecher LumenWhite DiamondLight Monitors
Kabel HMS Gran Finale Jubilee, AudioQuest Wild Blue Yonder, Wildwood, Audioplan Powercord S
Zubehör PS Audio Power Plant Premier, Sun Leiste, Audioplan Powerstar,HMS-Wandsteckdosen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Finite Elemente Pagode Master Reference Heavy Duty und Cerabase, Harmonix Real Focus
Herstellerangaben
Colorful Pocket Hifi Player Colorfly
Eingänge 1 x S/PDIF, 1 x USB
Ausgänge 2 x Kopfhörer (3,5 und 6,3 Millimeter Klinke), 1 x S/PDIF
Abspielbare Formate mp3, wav, APE, FLAC (jedoch nicht 24/192)
Abmessungen (B/H/T) 75/125/25 mm
Gewicht 260 g
Preis 600 Euro
VERTRIEB
Colorful Technology (Europe) GmbH
Anschrift Habichtstraße 4122305 Hamburg
Telefon 040 61135-615
E-Mail sales-marketing@colorful-europe.de
Internet www.colorfly.eu

Vertrieb
Colorful Technology (Europe) GmbH
Anschrift Habichtstraße 41
22305 Hamburg
Telefon +49 40 61135615
E-Mail sales-marketing@colorful-europe.de
Web www.colorfly.eu

Weitere Informationen

  • Imagefolder tests/11-04-01_colorfly

Hier kommt die vor einiger Zeit versprochene Bedienungsanleitung für den XXH Audioplayer in Kurzfassung, die wegen anderer Themen leider ein wenig in Vergessenheit geraten war, von Leserseite aber schließlich angemahnt wurde.

Die Einstellmöglichkeiten des XXH Players sind sehr umfangreich, und man kann die Musikwiedergabe ganz nach seinen Hörgewohnheiten konfigurieren: mehr jazzig oder analog. Die Beschreibung aller möglichen Varianten würde den Rahmen dieses Berichts sprengen, weshalb auf die Homepage (www.phasure.com) von Peter Stordiau verwiesen wird. Dort werden – allerdings nur in Englisch – alle Einstell- und Tweak-Varianten bestens erläutert. Oberste Priorität haben zwei Punkte:

  • In VISTA muss unter Systemsteuerung die Benutzerkontosteuerung abgewählt werden: UAC = User Account Control = OFF
  • Das Programm muss mit Administratorrechten gestartet werden: Das XXH Icon auf dem Desktop mit der rechten Maustaste anklicken und dann „Als Administrator ausführen“ anwählen

Im Folgenden beschreibe ich die von den meisten Anwendern präferierten Einstellungen, die auch in meiner Kette hervorragend klingen.

Bild 01: XXHighEnd 0.9z-3· – Bedienungsfelder für Voreinstellungen
Bild 01: XXHighEnd 0.9z-3· – Bedienungsfelder für Voreinstellungen

Erläuterungen zu Bild 01

Bedienungsfeld links oben:Hier finden sich die Schiebeleisten für die Einstellung der Lautstärke und des Upsamplings sowie die Vorwahltasten für andere Funktionen, wie ArcPrediction, Linear, AntiImage et cetera. Hier die Einstellungen für die Musikwiedergabe mit einem WEISS Minerva: 

  • den Lautstärkeregler ganz nach oben schieben
  • bei Verwendung eines NOS DACs die Taste ArcPrediction aktivieren (rotes Lämpchen leuchtet), ansonsten ausschalten
  • Upsampling-Schieber auf vierfach einstellen
  • restliche Tasten verbleiben in „Aus“ Funktion

Senkrechtes Bedienungsfeld (nach Betätigung der Werkzeugleiste):Wichtige Hardware Voreinstellungen:

  • Device – Auswahl des Audiotreibers, der unter Windows geladen wurde. In diesem Falle der Firewire Treiber vom WEISS Minerva
  • Engine – Wahl des internen Softwareplayers:
    • #Engine3 oder
    • #Engine4 spielt mit KS (Kernelstreaming)
  • KS Mode – bei #Engine4 sollte Adaptive gewählt werden. Bei Anwahl von der #engine3 hat die Stellung keine Funktion.
  • Device Buffer Size für Betrieb mit KS – beste Ergebnisse werden mit Einstellung 1024 erzielt. Dieser Wert wird sehr stark von der Hardware (Soundkarte) beeinflusst  und kann von Hersteller zu Hersteller schwanken.
  • Music Root – Anwahl des Musik-Ablageordner auf dem entsprechenden Laufwerk
  • Data Folder – Anwahl des XXH-Daten-Ablageordners
  • Processor Core Appointment Scheme – bei 4-Core-Prozessoren ist „Scheme-3‟ zu bevorzugen
  • Player Prio – hier ist die Einstellung „Below Normal‟ zu bevorzugen
  • Thread Prio – hier ist die Einstellung „Real Time‟ oder „High‟ zu bevorzugen
  • DAC Setting – im blauen Feld wird die maximal mögliche Abtastrate des D/A-Wandlers eingetragen, bei dem Minerva sind es 24 bit bei 192,4 kHz.
  • Einstellung SFS Grösse

Bild 02: XXHighEnd· 0.9z-3 – Bedienungsfelder für Voreinstellungen
Bild 02: XXHighEnd· 0.9z-3 – Bedienungsfelder für Voreinstellungen

Erläuterungen zu Bild 02

Senkrechtes Bedienungsfeld unterer TeilWichtige Voreinstellungen:

  • Coverart – die Voreinstellungen der Felder können so verbleiben.
  • Services and OSD – die Voreinstellung der Felder können so verbleiben.
  • Memory and Disc Utilization – der SFS-Wert beeinflusst den Klang erheblich: Kleine Werte mit circa 25MB erzeugt ein knackiges Klangbild, wie ich es für Jazzmusik bevorzuge, SFS-Werte größer als 80MB ergeben eine angenehme, sehr analoge wirkende Wiedergabe. Hier wähle ich Werte um die 200MB.
  • Memory and Disc Utilization  -  die Taste „Copy to XXdrive by standard“  muss beim Abspielen vom WAV-Dateien gedrückt werden (rotes Lämpchen leuchtet). Bei der Verwendung von FLAC Dateien werden diese vom XXH in WAV-Dateien umgewandelt und automatisch in den XXDrive kopiert.
  • Q1 Setting – bei Verwendung mit #engine3 sollte der Drehknopf auf die Zahl 15 gestellt werden, beim Hören im KS Mode und #engine 4 bringt die Stellung mit der Zahl 1 das beste Ergebnis.
  • Unattended Taste – in der Erkundungsphase nicht aktivieren, um das Programm kennenzulernen. Zu sehen sind hier im großen Feld die einzelnen Titel der ausgewählten CD, und das momentan gespielte Musikstück wird hell hinterlegt
  • Unattended Taste aktiviert (rotes Lämpchen leuchtet). Nach dem Laden der Abspielliste und Drücken der Play-Taste werden alle Dateien in den RAM Speicher geladen und nicht benötigte Windowsdienste abgeschaltet. Zu sehen ist auf dem Bildschirm nur noch das Cover mit der Nennung des jeweils laufenden Musikstücks. Mit dieser Auswahl wird der beste Klang erzielt.
Gehört mit
Musik PC ACER Aspire mit 8GB RAMIntel Core 2 Duo E7400 Prozessor (i5)2,8GHz
Betriebssystem Windows VISTA SP2
CD-Player Reimyo CDP-777
D/A-Wandler Weiss Minerva
Vorverstärker Dartzeel NHB-18NS
Endstufe Dartzeel NHB-108 model one
Lautsprecher YG Acoustic Anat II Reference Studio
Kabel Entreq Signal Challenger
Zubehör PS Audio Power Plant 500
Herstellerangaben
XXHighEnd Audio Player
Daten 44.1 kHz, 16/32-bit kompatibel zu
Preis 72 Euro

Vertrieb
Phasure B.V.
Anschrift 8167LG Oene / Holland
Web www.phasure.com

Weitere Informationen

  • Imagefolder tests/11-03-28_phasure

Nichts geht ohne saubere Stromzufuhr. Wer da spart, spart am falschen Ende, kann doch hinten nicht mehr raus kommen als man vorne reinsteckt. Zumindest nicht, wenn es um hohe Qualität von strombasiertem Bild und Ton geht. Denn nichts anderes als modifizierten Netzstrom hören und sehen wir, wenn wir vor der Hifi- oder Heimkino-Anlage Platz nehmen.

Spinnt man das konsequent weiter, sollte man in Betracht ziehen, sich unweit des Sicherungskastens ein eigenes Kraftwerk in den Garten zu stellen. Das muss ja – auch wenn die aus Altbestand gerade günstig zu haben sind – nicht gleich ein AKW sein. Ein Windrad tut es ja vermutlich auch. Wer jedoch nicht gar so radikal drauf ist oder keinen Garten besitzt, den dürfte es trösten, dass informierte Kreise fern der Kraftwerks- und Windradlobby darauf setzen, dass es auf den letzten Einmeterfünfzig vor der Hifi-Anlage klangentscheidend ankommt. Meine Erfahrung zu diesem Sujet lautet: Die Wahrheit liegt wie so häufig in der Mitte zwischen der Maximal- und der Minimalforderung, also zwischen dem eigenen Kraftwerk und den letzten Einmeterfünfzig. Tatsächlich kommt hinten bereits richtig gut Musik raus, wenn man ab Panzersicherung, zumindest aber ab Sicherungskasten für optimalen Stromfluss zur Hifi-Anlage sorgt. Dazu gehört natürlich auch die optimale Stromverteilung nach der Wand-Steckdose in einer Netzleiste. Vor allem eine Stromverteilung, die einen ungebremsten Stromfluss zu den einzelnen Hifi-Geräten zulässt, ohne dass von diesen erzeugte Störsignale, wie etwa aus Schaltnetzteilen oder digitalen Schaltkreisen, andere aus der Steckleiste mit Strom versorgte Geräte zumüllt. RC-Netzleisten von HMS sind so aufgebaut, dass sie einen vollen Stromfluss möglichst störungsfrei zu den angeschlossenen Geräten liefern.

Schöne Rücken können auch entzücken
Schöne Rücken können auch entzücken

Um mit dem Thema ungebremster, voller Stromfluss zu beginnen: Jede lösbare Stromverbindung, also  jeder in einer Steckdose, sei es in der Wand-Steckdose oder in einer Netzleisten-Steckdose steckender Schuko-Stecker stellt ein mehr oder weniger großes Hindernis für die Stromleitung dar, weil der über eine Leitung mehr oder weniger üppigen Querschnitts angelieferte Strom sich durch die Kontaktstellen zwischen den Steckerstiften und Steckdosenbuchsen zwängen muss, die durch Kontaktflächen gekennzeichnet sind, die genau betrachtet keiner zusammenhängenden Fläche, sondern einer wilden Kraterlandschaft ähneln, was anstelle eines Flächenkontakt zahlreiche Punktkontakte zur Folge hat, die dem Stromfluss ordentlich Widerstand entgegen setzen. Da geht es also aus Sicht des Stroms recht eng zu, zumal der Kontaktdruck üblicherweise auch noch stark zu wünschen übrig lässt. Diese sich auf den Klang einer Hifianlage und das Bild von Fernsehern und sonstigen Bildschirmen negativ auswirkende Situation wurde von HMS bereits vor einiger Zeit als Grundübel von Steckdosen und Schuko-Steckern aber auch von Kaltgerätesteckern – und buchsen erkannt und mit Kontaktelementen aus Kupfer und mit deutlich erhöhtem Kontaktdruck wirksam bekämpft. Selbstredend finden sich in den RC-Netzleisten entsprechende Steckdosen und Kaltgeräteverbinder, und HMS-Netzkabel sind mit adäquaten Kontaktpartnern bestückt, so dass bei entsprechender Ausrüstung einem nahezu ungehindertem Stromtransport von der HMS-Wandsteckdose zur RC-Netzleiste und von dieser zu den Geräten nichts im Wege steht.

Die kleinste Energia hat ausgangsseitig eine gefilterte Schuko-Steckdose und einen ungefilterten Kaltgeräte-Anschluss für eine weitere Netzleiste
Die kleinste Energia hat ausgangsseitig eine gefilterte Schuko-Steckdose und einen ungefilterten Kaltgeräte-Anschluss für eine weitere Netzleiste

Thema Störsignalunterdrückung. Selbstverständlich ist es wünschenswert, dass nicht nur die mit der Netzleiste verbunden Geräte sich nicht gegenseitig stören, sondern dass auch im Stromnetz vagabundierende Störungen nicht in die Hifi-Anlage eindringen können. Zu diesem Zweck gibt es Netzfilter, wobei jede Netzleisten-Steckdose ihren eigenen Filter  benötigt, um die angeschlossenen Geräte immun gegen gegenseitige Störungen zu machen. Filter haben vor allem in audiophilen Kreisen keinen guten Ruf, verdächtig man sie doch global, den Klang mehr oder weniger stark auszubremsen. Diesen Effekt kann man zum Beispiel dann feststellen, wenn sämtliche Geräte an einem gemeinsamen Netzfilter hängen. Mitunter werden auch Netzfilter eingesetzt, deren Wirkung sich in einem Frequenzbereich entfaltet, in dem die typischen Störsignale nicht vorkommen. Schließlich können nicht optimal ausgelegte Filter den hohen Strombedarf von Endstufen nicht verkraften. Dass HMS es versteht, Filter einzusetzen, die einerseits gezielt wirksam sind und andererseits Endstufen nicht ausbremsen, weiß man spätestens seit der Markteinführung der Energia Definitiva, ihres Zeichens der Hightech-Stromverteiler schlechthin für alles, was da tönt und Bilder erzeugt. Deren unbestritten ohne klangschädliche Nebenwirkungen wirksamen Filtertechnik, über deren Einzelheiten HMS Schweigen wahrt, bedienen sich sämtliche RC-Netzleisten von der kleinen 1/1 über die mittlere 3/1 bis zur großen 4/3, von deren Unterschieden jetzt die Rede sein soll.

Die Innereien der Energia 1/1
Die Innereien der Energia 1/1
Die Energia RC 1/1 ist ausgangsseitig mit einer Schuko-Steckdose mit universeller Filterfunktion zum Anschluss eines stromziehenden Geräts und mit einen ungefilterten Kaltgeräteanschluss zur Anbindung einer weiteren Netzleiste ausgerüstet. Der Stromzufuhr dient wie bei allen RC-Netzleisten nicht etwa ein fest integriertes Stromkabel, sondern ein per Kaltgeräteanschluss anzuschließendes Stromkabel, das im Falle der RC 1/1 nicht zum Lieferumfang gehört.


Die Energia RC 3/1 besitzt neben einem Kaltgeräteanschluss wie bei der RC 1/1 ausgangsseitig drei Schukosteckdosen mit individuellen Filterfunktionen, einer Dose für Endstufen und zwei für digitale beziehungsweise analoge Quellengeräte. Wie bei der nächstgrößeren Energia, der RC 543, gehört ein Netzkabel zum Anschluss der Leiste an die Wandsteckdose zum Lieferumfang. Womit wir bei der Energia 4/3 angelangt sind, die drei Schukosteckdosen für Quellengeräte und eine für eine Endstufe und zusätzlich zur ungefilterten Kaltgerätebuchse zum Anschluss einer weiteren Netzleiste zwei gefilterte Kaltgeräteanschlüsse für Endstufen aufweist.

11-02-18_HMS_006
Auch aufeinander machen die Energias eine gute Figur

Zum „versöhnlichen“ Abschluss soll wieder die Rede von Gemeinsamkeiten der drei Energias sein. Unter anderem zu Trafobrummen führender Gleichstrom wird konsequent außen vorgehalten, Strom steht an den Ausgängen bis zu 16 Ampère nur dann zur Verfügung, wenn das Stromzuleitungskabel richtig gepolt und entweder der Netztaster auf der Vorderseite der Energia gedrückt oder aber die optional gelieferte Fernbedienung aktiviert ist, die es in zwei Ausführungsformen, einmal als reiner Ein/Ausschalter und einmal mit Programm- und Timerfunktion gibt. Damit Geräte, die zur Erzielung optimalen Klangs gerne nonstop Strom saugen, wie etwa D/A-Wandler und Vorstufen, können entsprechende Steckdosen von Ausschaltvorgang ausgeschlossen werden. Selbstredend kommen goldene Schaltkontakte mit dauerhaft geringem Übergangswiderstand zum Einsatz, und das Einschalten läuft einschließlich einem Haussicherungen schonenden Softstart dreistufig ab, wobei die Schaltkontakte erst dann mit ins Spiel kommen, wenn Funkenbildung ausgeschlossen ist. Da die drei Energias keine unansehnlichen Kästen sind, die man möglichst außer Sichtweite unterbringt, sondern wahre Prachtstücke in schicker Pultform, sollte man sie auch sichtbar im Hifi-Regal präsentieren, möglichst auf halber Regalhöhe, damit die als Antennen für Störstrahlung wirkenden Gerätezuleitungen optimal kurz ausfallen können.

Die grösste der drei Energias hat zwei gefilterte Kaltgeräteanschlüsse für Endstufen, drei Schukos für Quellengeräte und einen für eine weitere Endstufe oder ein Quellengerät
Die grösste der drei Energias hat zwei gefilterte Kaltgeräteanschlüsse für Endstufen, drei Schukos für Quellengeräte und einen für eine weitere Endstufe oder ein Quellengerät

Ausprobiert habe ich die drei Energias mit meinem aktuellen Stromkabelbestand von Kubala-Sosna und mit einem Satz Gran Finale Jubilee, den mir HMS mitsamt zum Anschluss an die Kaltgerätebuchsen der RC 4/3 und die Ayre-Endstufen konfektionierte, also beidseitig mit Kaltgeräte-Steckern beziehungsweise Buchsen bestückte und damit bezüglich der Phasenlage festgelegte Stromkabel zur Verfügung gestellt hat. In beiden Fällen diente zunächst das mit den beiden größeren Energias gelieferte Stromkabel als Netzanschlusskabel. Was ich nicht für möglich gehalten hätte: Die Sauberkeit der Klangwiedergabe per Kubala-Sosna Stromkabel bei vorgeschalteter Netzleiste RC 4/3 legte nochmal nicht nur einen Tick, sondern eine ganze Klangklasse zu, ganz so, als ob auch die letzten Schlieren auf dem Fensterglas beseitigt worden wären und der Blick auf auf die Landschaft allenfalls noch durch das Bewusstsein abgelenkt wird, dass einen das Medium Glas vor der direkten Berührung mit der Natur abschirmt. Noch näher an die unverbaute Natur gelangt man mit den Gran Finale Jubilee: Wie von Zauberhand entfernt ist da jetzt kein Medium Glas mehr im Fensterrahmen auszumachen. In beiden Fällen entfalten also die Filter in der Netzleiste ihre Durchblick fördernde Wirkung, wobei  es bei durchgehender HMS-Stromzufuhr zur einer Synergiewirkung  kommt, die ich auf die Kontaktierung per Kupferkontaktelemente und erhöhtem Kontaktdruck zurückführen möchte.Mit beiden Stromkabelvarianten gewinnt man über die RC-Netzleisten deutlich mehr feinstoffliche Information, die sich in präziserer Raumdefinition mit einem Extra an Luft zwischen Klangquellen, feinerer Klangfarbenabstufung und einem längeren Verklingen von Tönen äußert. Die überaus neutrale, jedoch keinesfalls langweilige Gangart der kompletten Stromversorgung per HMS-Netzleiste und HMS-Stromkabel stellt für mich eine faszinierende Alternative zu der üppigeren Gangart per Kubala-Sosna Stromkabel mit und ohne Energia RC dar, wobei es mir schwer fallen wird, zukünftig auf die eine oder andere Energia zu verzichten.

Die Funkfernbedienung der Engergias schaltet diese ein und aus, je nachdem ob sie auf dem Rücken oder dem Bauch liegt
Die Funkfernbedienung der Engergias schaltet diese ein und aus, je nachdem ob sie auf dem Rücken oder dem Bauch liegt


Bewegen wir uns bis hierher schon in den oberen Gefilden des Klangparadieses, erreichen wir das Nonplusultra durch eine relativ einfache Maßnahme: durch Ersetzen des mitgelieferten HMS-Netzkabels durch ein Gran Finale Jubilee. Hans Strassner hatte mich gewarnt, dass das passieren würde, obschon er keine wissenschaftlich fundierte Erklärung dafür präsentieren kann, sollte es doch bei der Stromzufuhr zu den Energias nicht in diesem Maße auf die Kabelqualität ankommen. Sei es wie es sei, ich kann mit dem sich in entspannterer Musizierweise und noch schwärzerem Hintergrund äußernden bloßen Resultat dieses Kabeltausches gut leben.Einen klanglichen Unterschied zwischen Energia 3/1und 4/3  konnte ich nicht ausloten, weil meine zwei Monoendstufen in der kleineren Netzleiste neben der Vorstufe und einem Quellengerät keinen Platz finden. Die Energia 1/1 kam an meiner Audioanlage gar nicht erst nicht zum Einsatz, weil sie in meiner Heimkinoanlage vom ersten Tag an klar gemacht hat, dass ein großes Bild ohne sie nur halb so viel Spaß macht

STATEMENT

Wer seine Begeisterung fürs Audiophile ernst nimmt braucht eine Energia RC Netzleiste, damit der Sound seine unerschütterliche Grundlage hat, auf der er aufbauen und zu Höhenflügen abheben kann. Denn was hinten raus kommt, kann nur so gut sein wie das, was vorne reingesteckt wird, und vorne ist dort, wo der Strom im Hörraum ankommt, an der Netzleiste.
Gehört mit
Laufwerk Ayre Digital-Laufwerk C-5xe MP
Vorstufe Ayre KX-R Vorstufe
Endstufen Ayre MX-R Endstufen
Zubehör HMS-Wandsteckdosen Copulare Basen Finite Elemente Resonator 1000
Preise
  Energia RC 1/1 585 Euro, exklusive Netzanschlusskabel
  Energia RC 3/1 1875 Euro, inklusive Netzanschlusskabel
  Energia RC 4/3 2550 Euro, inklusive Netzanschlusskabel
  Funkfernbedienung Energia RC 260 Euro
  Fernbedienung mit Programm- und Timer-Funktion 480 Euro
  Garantie: 2 Jahre; verlängerbar auf 5 Jahre

HERSTELLER
HMS Elektronik
Anschrift Hans M. Strassner GmbH
Am Arenzberg 42
51381 Leverkusen
Telefon +49 2171 734006
Fax +49 2171 33852
E-Mail mail@hmselektronik.com
Web www.hmselektronik.com

Weitere Informationen

  • Imagefolder tests/11-03-24_hms
Dienstag, 22 März 2011 01:00

Die Klangbibliothek wächst (6)

Nachdem ich Ihnen in dieser Rubrik bereits einige Tonabnehmer-Pretiosen aus dem temporär verfügbaren Bestand und als einzigen Testkandidaten die famose Phonostufe von Burmester vorgestellt habe, dienen die bekannten drei Songs nun erstmals als akustische Illustration eines Abtastertests – und genau als solche waren die Klangbeispiele ja ursprünglich konzipiert.


Soundsmith Sussurro
Soundsmith Sussurro
Im Bericht über das Soundsmith Sussurro hatte ich bereits angekündigt, dass drei Audio-Files folgen würden, die – hoffentlich – die enormen (fein-)dynamischen Fähigkeiten und die gute Raumabbildung dieses Moving Iron Systems hörbar machen. Nach dem Einbau des Systems in den SME V glaubte ich erst nicht, dass es gelingen würde, das riesige Potential des Sussurro in dieser Konfiguration digital zu dokumentieren: Piano, Gitarre und Bass klangen auf Oscar Petersons recht willkürlich zum Einspielen aus dem Regal gezogenen The Good Life (OJC 627) so blutleer und dünn, dass ich schon eine Unverträglichkeit zwischen SME und Soundsmith befürchtete. Nachdem ich dann Maceo Parkers bekanntermaßen gut aufgenommene Roots Revisited (Minor Music 1015) aufgelegt hatte, waren aber alle Bedenken zerstreut: Vor der OJC-Wiederauflage der Pablo-Scheibe kann man aus klanglichen Gründen nur warnen. Auch wenn der Kuzma 4Point das Sussurro noch in ein wenig wärmeres Licht setzt, genießen kann man das Soundsmith auch im Fünfer. Viel Spaß beim Hören!

Weitere Informationen

  • Imagefolder basics/11-03-22_klangbibliothek

Klangbibliothek.

How Deep Is The Ocean

Tonabnehmer Soundsmith Sussuro
Tonarm SME V
Verkabelung Forcelines
Phonostufe Einstein The Turntable‘s Choice (940 Ohm)
Musik „How Deep Is The Ocean‟
Downloadgröße 114 mb
 

Klangbibliothek.

Duet

Tonabnehmer Soundsmith Sussuro
Tonarm SME V
Verkabelung Forcelines
Phonostufe Einstein The Turntable‘s Choice (940 Ohm)
Musik „Duet‟
Downloadgröße 131,5 mb
 

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