Montag, 17 August 2015 02:00

Auralic Taurus MKII

Wie auch die CanJam in Essen beweist, die in diesem Jahr schon zum dritten Mal stattfindet, haben sich Kopfhörer und dafür entwickelte Verstärker zu einem prosperierenden Marktsegment entwickelt. Wenn sich der Konstrukteur eines solchen auch noch auf die Studio-Legende Rupert Neve beruft, kann ich das Gerät einfach nicht links liegen lassen: Das ist beim Auralic Taurus MKII der Fall.

Hinzu kommt noch, dass ich meinen recht neuen Audeze LCD-X bisher erst an einem Verstärker, dem hervorragenden Bryston BHA-1, in der symmetrischen Anschluss-Variante hören konnte und mich diese Betriebsart völlig überzeugte. Womit ich angedeutet hätte, dass auch der Auralic über die vierpolige XLR-Buchse verfügt. Hier gibt es allerdings eine Besonderheit: Auch wenn der Kopfhörer an diese Buchse angeschlossen ist, kann er unsymmetrisch betrieben werden. Ein Druck auf die „OUTPUT“-Taste erlaubt während der Wiedergabe die Wahl der Betriebsart. Entscheidet man sich für balanced oder symmetrisch werden allerdings die unsymmetrischen Ausgänge – das sind die 6,3-Millimeter-Kopfhörer-Klinkenbuchse und die Cinch-Vorverstärkerausgänge – stumm geschaltet. Man kann also, ohne die Anschluss-Kabel des Audeze zu tauschen, mit nur einem Knopfdruck die beiden Betriebsarten vergleichen.

Der Taurus MKII verfügt über eine 6,3-Millimeter-Klinkenbuchse und eine vierpolige XLR-Buchse für symmetrische Kopfhörer
Der Taurus MKII verfügt über eine 6,3-Millimeter-Klinkenbuchse und eine vierpolige XLR-Buchse für symmetrische Kopfhörer

Doch bevor ich Ihnen weitere Ausstattungsmerkmale des Taurus MKII vorstelle, möchte ich noch einmal kurz auf Rupert Neve zurückkommen, den englischen Elektronik-Ingenieur, der sich vor allem durch seine – heute würde man wohl sagen: High End – Mischpulte einen Namen in der Studioszene gemacht hat. Ähnliche Wertschätzung wie seine Kreationen genießen allenfalls noch die von Harrison oder SSL. Xuanqian Wang, einer der Gründer von Auralic und ausgebildeter Elektronik- und Aufnahmeingenieur, verrät auf der Website, dass er sich bei Entwicklung von Auralics ORFEO Class-A-Ausgangsmodul vom Schaltungsdesign von Rupert Neves in den 70-ern gebauten, handverdrahteten Mischpulten der 8078 Baureihe hat inspirieren lassen. In diesem Modul verwende er eine Menge von kleinen Signalkomponenten im Bereich ihrer linearsten Kennlinie. Dank eines thermischen Kopplungsverfahrens und der im Class-A-Betrieb arbeitenden Transistoren produziere ORFEO selbst beim Open-Loop-Betrieb weniger als 0,001% Verzerrungen.

Der OUTPUT-Schalter ist eine Besonderheit des Taurus: Mit ihr lässt sich wählen, ob an der vierpoligen XLR-Buchse ein symmetrisches oder unsymmetrisches Signal anliegt
Der OUTPUT-Schalter ist eine Besonderheit des Taurus: Mit ihr lässt sich wählen, ob an der vierpoligen XLR-Buchse ein symmetrisches oder unsymmetrisches Signal anliegt

Auralic legt Wert auf eine sehr saubere Stromversorgung und hat für seine Bemühungen den Begriff „Purer Power™ Solution“ geprägt. Noch bevor der Netzstrom zum in Kooperation mit Plitron gefertigten Transformator gelangt, durchläuft er ein sogenanntes „Auralic Power purification module“, in dem Gleichstromanteile und Störungen aus der Netzfrequenz herausgefiltert werden. Nach dem Trafo, den eine hohe Effektivität, ein geringer Innenwiderstand und eine niedrige Vibrationsanfälligkeit auszeichnen sollen, geht es in eine Filterstufe mit hoher Sieb-Kapazität und dann zu mehrstufigen, rauscharmen Reglern mit geringem Innenwiderstand. Xuanqian Wang zieht diese Lösung einer Batteriespeisung vor, da diese ihren Innenwiderstand je nach Ladungszustand ändere und konstant elektrochemisches Rauschen produziere. Um Einstreuungen zu vermeiden, hat Auralic ein eigenes Gehäusematerial namen AFN402™ entwickelt. Die spezielle Eisenlegierung mit Zusätzen von Nickel, Silicon und seltenen Metallen soll die Elektronik im Audiobereich um den Faktor drei und bei Frequenzen darüber bis um den Faktor zehn besser gegen elektromagnetische Interferenzen isolieren als herkömmliches Gehäusematerial und zudem Resonanzen entgegenwirken. Demselben Zweck dienen die ebenfalls von Auralic entwickelten Alire™ Resonance Damper, Platten, für die mehrere Schichten aus Materialen verschiedener Resonanzfrequenz verpresst werden und die im Inneren des Gehäuses verklebt werden.

Der Taurus MKII besitzt je einen symmetrischen und einen unsymmetrischen Ein- und Ausgang und kann daher auch als minimalistische Vorstufe eingesetzt werden. Einen Schalter für die Wahl zwischen Vorstufen- oder Kopfhörerbetrieb oder die Möglichkeit, an den Ausgangsbuchsen einfach nur das durchgeschleiftes Eingangssignal zu erhalten wie beim in Sachen Ausstattung vorbildlichen Phonitor 2 gibt es beim Auralic leider nicht. Aber letztlich geht es ja nicht um einzelne Features, sondern um den Klang.


Die Ausgänge stellen das gewählte Eingangssignal in der Lautstärke geregelt für Endstufen oder Aktivlautsprecher zur Verfügung
Die Ausgänge stellen das gewählte Eingangssignal in der Lautstärke geregelt für Endstufen oder Aktivlautsprecher zur Verfügung

Der Taurus MKII bezieht sein Signal vom M2Tech Young DSD, der vom van-der-Graaf-Netzteil mit Energie versorgt wird. Nach einer mehrtägigen Einspielphase beginne ich mit dem unsymmetrisch verkabelten Audeze EL-8 Closed Back und Wolfgang Puschnig und Steve Swallows wunderbarer Version von „In A Sentimental Mood“ vom Quinton-Album Grey: Die innere Ruhe und Entspanntheit der Interpretation, die Schönheit der Klangbildung von akustischer, aber dennoch verstärkter Bassgitarre und Saxophon, die Intimität der Aufnahme auf der einen und der Kopfhörerwiedergabe auf der anderen Seite bringen mich der Musik so nahe, dass ich einfach nur genieße, Ihnen diese Scheibe ganz nachdrücklich ans Herz lege und mir zum Vergleichen weniger Anrührendes suche. Für den jetzt nötigen Drive sorgen Van Morrison und John Lee Hooker mit ihrer Cover-Version von Gloria auf Too Long in Exile: Den beiden erfahrenen Bühnen-Profis gelingt es ganz hervorragend, den alten wohlbekannten Song enorm spannend zu gestalten. Hookers Beginn zu sparsamer, verhaltener Begleitung, dann Morrisons Einsatz, der die Spannungskurve anzieht, und die auf dem Weg zum beinahe explosiven Refrain nach und nach hinzukommenden Instrumente erzeugen eine Dynamik, die einen zwingt, den Lautstärkeregler ein gutes Stück nach links zu drehen, wenn man den Song im Pegel ein wenig zu heftig angegangen hat. Der Auralic bietet schon im unsymmetrischen Betrieb eine Intensität, die selbst oft gehörte Songs zum Erlebnis werden lassen. Auch über den Bryston BHA-1 entfaltet der Spannungsbogen seine Wirkung, allerdings nicht mit ganz derselben Stärke wie beim Taurus, was an der einen Tick unterschiedlichen Tonalität liegen dürfte: Der Auralic ist einen Hauch heller timbriert als der Bryston, der dennoch mindesten ebensoviele Details präsentiert wie der Taurus.

Unter der gelben Abdeckung sitzt das sogenannte „Auralic Power purification module“, rechts daneben unten dem großen Kühlkörper befinden sich die ORFEO Class-A-Ausgangsmodule
Unter der gelben Abdeckung sitzt das sogenannte „Auralic Power purification module“, rechts daneben unten dem großen Kühlkörper befinden sich die ORFEO Class-A-Ausgangsmodule

Die beiden Verstärker spielen auf demselben hohen Niveau und die Unterschiede zwischen Ihnen sind deutlich geringer, als der Versuch, sie zu beschreiben, vermuten lässt. Wo ich gerade bei Van Morrison bin, ziehe ich auch noch seine Interpretation eines meiner Lieblingssong, „St. James Infimary“ vom Album What's Wrong With This Picture?, in die Amarra-Playlist. Der Bryston wirkt auch hier eine minimale Spur dunkler, aber dennoch genauso offen und feinzeichnend wie der Auralic, der Van Morrisons Vortrag mit einer Prise zusätzlicher Dramatik würzt. Für's erste hat der Bryston jetzt Pause, da ich erst einmal herausfinden muss, ob der Auralic den symmetrisch verkabelten Audeze LCD-X im symmetrischen oder unsymmetrischen Betrieb besser im Griff hat. Dazu habe ich einen recht basslastigen Track ausgesucht: Jonas Helborgs „Wounded Knee“ von der CD The Silent Life. Da bedarf es keines mehrmaligen Hin- und Herschaltens um zu erkennen, in welcher Betriebsart der Taurus die Bewegungen der großen Folien des LCD-X besser kontrolliert. Die symmetrisch arbeitenden ORFEO-Module sorgen so eindeutig für mehr Offenheit und einen präziseren Tieftonbereich und damit subjektiv auch für mehr Schnelligkeit, dass die Frage „Symmetrisch oder nicht?“ ein für alle Mal geklärt ist.

Die Buffer direkt hinter den Eingangsbuchsen sollen auch mit hochohmigen Quellimpedanzen wie etwa CD-Playern oder Wandlern mit Röhrenausgangsstufe gut harmonieren
Die Buffer direkt hinter den Eingangsbuchsen sollen auch mit hochohmigen Quellimpedanzen wie etwa CD-Playern oder Wandlern mit Röhrenausgangsstufe gut harmonieren

Bevor ich mich weiteren Vergleichen widme, genieße ich noch einmal „In A Sentimental Mood“, das zum Dahinschmelzen schöne Duet von Steve Swallows Bass und Wolfgang Puschnigs Saxophon. Das kommt über den symmetrisch ansteuerten LCD-X noch souveräner, lockerer und emotional ansprechender rüber. Allein das intensivere Knarzen des Basses sorgt zumindest bei einem Tiefton-Fan wie mir für noch mehr Genuss. Nein, auch jetzt werde ich diesen großartigen Song nicht zum Vergleichen missbrauchen. Dafür nehme ich lieber einen in letzter Zeit seltener benutzten Test-Klassiker: „Davy The Baby“ von Marty Krystalls Album Seeing Unknown Colors. Wie viele, wahrscheinlich unkomprimierte Aufnahmen mit viel Luft nach oben für kurze Impulse kommt der Song recht leise daher und auch nicht ganz so brillant wie ich ihn von der Wiedergabe über Lautsprecher in Erinnerung habe. In den Frequenzbereichen darunter überzeugt die Einspielung aber durch ungefilterte Dynamik und schöne, realistische Klangfarben – vom letzten Glanz der Becken einmal abgesehen. Daran ändert erwartungsgemäß auch der Wechsel auf den Bryston nichts. Die beiden Verstärker machen es einem nun wirklich nicht leicht: Sie weisen im symmetrischen Betrieb so gut wie keine Unterschiede auf. Mal erscheint der eine minimal mehr Drive zu entwickeln, mal der andere. Da entscheiden ein, zwei Grad mehr oder weniger beim Dreh am Lautstärkeregler. Und leider kann ich die Lautstärke der Kopfhörerwiedergabe nicht exakt messen. Da komme ich mit dem üblichen A/B-Vergleich nicht weiter. Nach längerem Hören der beiden Kopfhörerverstärker stellt sich bei mir der Eindruck ein, dass der Bryston die Instrumente mit ein ganz klein wenig mehr Luft umgibt, der Auralic minimal spielfreudiger und dramatischer zur Sache geht. Da entscheiden Geschmacksfragen, hier geht es nicht um Qualitätsunterschiede.


Ein Blick unter den gelben Berührungsschutz: Das Power purification module soll den Netzstrom von Gleichstromanteilen und HF-Verunreinigungen befreien
Ein Blick unter den gelben Berührungsschutz: Das Power purification module soll den Netzstrom von Gleichstromanteilen und HF-Verunreinigungen befreien

Statt weiter vermeintliche Unterschiede aufzuspüren, genieße ich mit der stimmigen Audeze-Auralic-Kombination lieber einige länger nicht gehörte Song wie Michael Nymans „Miranda“ aus dem Soundtrack zu Prospero's Books: eine spannende Melange aus fröhlicher Klassik, leicht verzerrten Sounds, harmonischem Gesang, immer abwechslungsreich, vielschichtig und überraschend. Taurus und LCD-X differenzieren die einzelnen Klangebenen ganz vorzüglich und lassen auch die hektischeren Phasen nie ins Nervöse kippen. Bei der akzentuierten Rhythmik kann man sich gegen das Mitwippen der Füße einfach nicht wehren. Die Spielfreude des Duos sorgt dafür, dass neben den intellektuellen auch die sinnlichen Aspekte des Songs nicht zu kurz kommen.

Eine der schönsten Duo-Aufnahmen überhaupt haben schon vor einigen Jahren Charlie Haden und Pat Metheny eingespielt. Auf Beyond The Missoury Skies wurden Gitarre und Bass aber reichlich fett eingefangen, was über meine Lautsprechern grade noch angenehm ist, beim in diesem Frequenzbereich aber gewiss nicht zurückhaltenden Audeze zuviel des Guten sein könnte: Bei Charlie Hadens Komposition „Waltz for Ruth“ ist es das aber dank der straffen Kontrolle des Auralic erfreulicherweise nicht. So kann man als Hifi-Fans in Details wie Griffgeräuschen schwelgen, sich an der Dynamik des Saitenanschlag erfreuen und sich von der wohligen Wärme des Tieftonbereichs umspülen lassen – oder als Musikfreund die Melodien und die solistischen Fähigkeiten Methenys und Hadens genießen. Da vermisse ich meine Lautsprecher nun wirklich nicht.

Von den ORFEO Class-A-Ausgangsmodulen mit ihren thermisch gekoppelten Bauteilen ist nur wenig zu erkennen
Von den ORFEO Class-A-Ausgangsmodulen mit ihren thermisch gekoppelten Bauteilen ist nur wenig zu erkennen

STATEMENT

Der Auralic treibt meine Kopfhörer zu klanglichen Höchstleistungen. Besonders im Zusammenspiel mit dem symmetrisch verkabelten Audeze in der entsprechenden Betriebsart sorgt er für höchsten Genuss. Dabei stellt er sich völlig in den Dienst der Musik und tritt selbst in den Hintergrund. Wenn er denn charakterliche Eigenheiten erkennen lässt, sind das Spielfreude und Dynamik. Was will man mehr?
Gehört mit
Computer iMac 27‟, 3.06 GHz Intel Core 2 Duo, 8 GB, OS X Version 10.10.2
Audioplayer Amarra Symphony 2.6, Audirvana, Pure Music
CD-Laufwerk Wadia WT3200
D/A-Wandler M2Tech Young DSD und Van der Graaf, Chord Hugo
Vorverstärker Einstein The Preamp
Endstufe Ayon Epsilon mit KT150
Lautsprecher LumenWhite DiamondLight Monitors
Kopfhörerverstärker SPL Phonitor 2
Kopfhörer Audeze LCD-X und EL-8 closed back
Kabel Precision Interface Technology, HMS Gran Finale Jubilee, Nordost Walhalla, Swiss Cables Reference, Goebel High End Lacorde
Zubehör PS Audio Power P5, Clearaudio Matrix, Sun Leiste,Audioplan Powerstar HMS-Wandsteckdosen, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Artesania Exoteric Rack, Harmonix Real Focus, Audio Exklusiv Silentplugs
Herstellerangaben
Auralic Taurus MKII
Frequenzgang 3Hz - 300KHz, ± 3dB 20Hz - 20KHz, ± 0.1dB
Klirrfaktor < 0.002%, 20Hz - 20KHz at rated output
Dynamikumfang 130dB, 20Hz-20KHz, A-gewichtet
Übersprechen -80dB bei 1kHz
Ausgangsleistung 4500 mW an 32Ω (Standard-Betriebsart)
1200 mW an 120Ω (Standar-Betriebsart)
500 mW an 300Ω (Standard-Betriebsart)
250 mW an 600Ω (Standard-Betriebsart)
1200 mW an 32Ω (symmetrischer Betrieb)
4500 mW an 120Ω (symmetrischer Betrieb)
2000 mW an 300Ω (symmetrischer Betrieb)
1000 mW an 600Ω (symmetrischer Betrieb)
Eingänge Empfindlichkeit: 4 Vrms; Maximum: 12 Vrms (Cinch)
Empfindlichkeit: 4 Vrms; Maximum: 12 Vrms (XLR)
Kopfhörerausgänge 6,35mm Stereo Klinkenbuchse (STD only)
4-polige XLR Buchse (AKG K1000 Pinbelegung)
Vorverstärkerausgänge 1 x Cinch (unsymmetrisch), 1 x XLR (symmetrisch)
Leistungsaufnahme 50W max.
Maße (B/T/H) 33/23/6,5cm
Gewicht 5,3kg
Preis 1800 Euro

Vertrieb
audioNEXT GmbH
Anschrift Isenbergstraße 20
45130 Essen
Telefon 0201 5073950
E-Mail info@audionext.de
Web www.audionext.de

Weitere Informationen

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Freitag, 14 August 2015 02:00

XiVero Headphone Experience

Ich bleibe unserem Sommer-Thema Kopfhörer treu und stelle Ihnen – von unseren kostenlosen Downloads einmal abgesehen – das bisher günstigste Produkt vor, das es in Hifistatement zu einem eigenen Bericht gebracht hat: ein Programm, das Musikdateien für den Genuss über Kopfhörer optimiert.

Es soll einige – wenige? – glückliche Menschen geben, die die übliche Einschränkung bei der Verwendung von Kopfhörern nicht kennen. Die brauchen gar nicht erst weiterzulesen, denn sie leiden nicht unter der sogenannten In-Kopf-Lokalisation, also dem Eindruck, dass Instrumente und Stimmen quasi auf einer Linie zwischen den Ohren angeordnet sind, wenn die Musik aus den Wandlern eines Kopfhörers direkt auf ihre Ohren trifft. Einige Hersteller versuchen, das Problem abzuschwächen, indem sie die Treiber in einem recht großen Gehäuse soweit wie möglich nach vorne rücken und schräg zum Kopf anwinkeln. Das mag zwar ein wenig Linderung bringen, ist letztlich aber keine überzeugende Lösung. Bei der Lokalisation einer Schallquells im Raum spielen nicht nur die Zeitdifferenz beim Eintreffen eines Signals in den beiden Ohren eine Rolle, sondern auch die durch die Ohrmuscheln und den Oberkörper verursachten tonalen Beeinflussungen des Signals. Andernfalls könnt man ja nicht zwischen einen Signal vor und hinter einem unterscheiden, wenn die Laufzeitunterschied zwischen rechtem und linkem Ohr in beiden Fällen gleich wären.

Kein Wunder also, dass sich die Wiedergabe über Kopfhörer von der über Lautsprecher in einem Raum deutlich unterscheidet. Das Phänomen und ist schon seit langem bekannt und auch wissenschaftlich untersucht. Ein Ergebnis dieser Untersuchungen ist die Head-Related Transfer Function (HRTF), was man mit kopfbezogene Übertragungsfunktion oder auch Außenohrübertragungsfunktion übersetzen kann. Das ist logischerweise nicht einfach eine konstante Frequenzgangbeeinflussung durch Ohrmuschel, Kopf und Oberkörper, sondern eine, die vom Winkel der Schallquelle zum Hörer abhängig ist. Außerdem ist die HRTF individuell sehr verschieden, so dass der gemittelte Wert recht weit vom eigenen Hörempfinden entfernt sein kann. Aber es gibt ja – fast – nichts, was sich mit Digitaltechnik nicht richten ließe: Den radikalsten Ansatz verfolgt der Symth Research Realiser 8, ein kleines Kästchen, das den Frequenzgang und die Laufzeiten von Eingangssignalen so verändern soll, dass man die Lautsprecher im dem Raum zu hören glaubt, in dem der Realiser eingemessen wurde. Dazu werden Miniaturmikrofone in den Gehörgang gesetzt und Testsignale einmal über die Lautsprecher und ein zweites Mal über den Kopfhörer abgespielt und aufgenommen. Aus den Unterschieden errechnet der Realiser die notwendige Frequenzgang- und Laufzeitänderungen. Ein erster Versuch lieferte zwar ein tonal absolut stimmiges Abbild meines Hörraums, eine ausgeprägte Vorne-Ortung konnte ich aber nicht erreichen. Ich werde mit Sicherheit einen zweiten Versuch machen, auch wenn der Realizer für acht(!) Kanäle ausgelegt ist und um die 3000 Euro kostet und sich damit wohl eher an dezidierte Kopfhörerfans oder professionelle Nutzer wendet.

Die ebenso übersichtliche wie schmucklose Gestaltung gibt dem Benutzer keine Rätsel auf: Dateien in die Liste laden, Ausgangsordner und Format bestimmen und „Start“ anklicken – fertig
Die ebenso übersichtliche wie schmucklose Gestaltung gibt dem Benutzer keine Rätsel auf: Dateien in die Liste laden, Ausgangsordner und Format bestimmen und „Start“ anklicken – fertig

Einen um Klassen besseren Kopfhörerverstärker als den im Realizer eingebauten kombiniert SPL in seinem Phonitor 2 mit einer Matrix, die auf rein analogem Wege das Übersprechen zwischen den beiden Lautsprechern im Raum und ihre Anwinkelung zum Hörer auf moderate Weise ins Klangbild einfließen lässt. Hier geht es nicht um Simulation eines gegebenen Hörraums, sondern vorrangig um die Verminderung der Im-Kopf-Lokalisaton mit Annäherungen an die Abhörsituation im Raum. Beinahe dieselbe Technik bei Verzicht auf einige – leider durchaus angenehme – Features bietet SPLs Phonitor Mini zum deutlich günstigeren Preis.


Preislich unschlagbar aber dürfte die Lösung sein, die XiVero anbietet: Die HPEX oder Headphone Experience Software modifiziert Musik-Daten so, dass die Im-Kopf-Lokalisation stark abgeschwächt wird. Das kann auf zwei Arten passieren: Einmal, indem man die Songs in die Programm-eigene Playlist lädt und über den Computer respektive den angeschlossenen Wandler abspielt. Zum anderen können die Musik-Dateien aus der Playlist auch dem HPEX-Prozess unterzogen werden und dann abgespeichert werden. In diesem Fall erhält das neue File den Namenszusatz „[XX% - XX%]“, wobei die erste Zahl den Prozentsatz der Tiefe der imaginären Bühne, der zweite den ihrer Breite für die Umrechnung beschreibt. Wie breit und tief die Darstellung nach der Umrechnung erscheinen soll, kann im Programm ganz nach individuellem Geschmack eingestellt werden. HPEX akzeptiert Dateien in den Formaten .waf, .aiff, .FLAC, .ALAC und .MP3. Ganz nach Wunsch werden die für die Kopfhörerwiedergabe aufbereiteten Dateien in den Formaten .waf, .aiff oder .FLAC ausgegeben, wobei bei letzterem auch der Grad der Kompression gewählt werden kann.

Da anders als beim Realizer keine Messung der individuellen Head Related Transfer Function des Hörers mit in den Prozesses einfließt, ähnelt die Arbeitsweise des HPEX eher der des Phonitor 2 respektive Mini. Stephan Hotto, der Entwickler der Software, beschreibt ihre Eigenschaften wie folgt:

  • HPEX nutzt keine HRTF, um Fehlanpassungen an die Ohren des Hörers und somit falsche Klangquellen-Lokalisierungen zu verhindern.
  • m Prinzip wird ein Hörraum mit entsprechenden Lautsprechern simuliert. Hierbei werden die typischen Hörraumeigenschaften dem Signal hinzugefügt:
    a) Cross Talk vom linken Lautsprecher auf das rechte Ohr und umgekehrt
    b) Frühe Reflektionen
    c) Eine Hallfahne
  • Die digitale Signalverarbeitung erfolgt so sparsam wie möglich, um den In-Kopfeffekt aufzuheben, jedoch die Tonalität der Musik nicht zu stark zu beeinflussen
  • Da es sich um einen Transcoder handelt, können die transformierten Dateien auf der favorisierten Software oder Hardware abgespielt werden
  • Die Software arbeitet extrem schnell und parallelisiert auf einer Stapelverarbeitungsliste und nutzt unsere 64Bit Audio Engine
  • Bei der AIFF- und FLAC-Konvertierung bleiben die Meta-Daten erhalten.

Das mit MusicScope ermittelte Frequenzspektrum der originalen Datei (oben) unterscheidet nur geringfügig von dem der mit HPEX errechneten
Das mit MusicScope ermittelte Frequenzspektrum der originalen Datei (oben) unterscheidet nur geringfügig von dem der mit HPEX errechneten

Da ich in den letzten Wochen – zumindest gefühlt – mehr Zeit unter Kopfhörern verbracht habe als im letzten Jahr, habe ich natürlich gleich ein paar Songs in das Kopfhörer-optimierte Format konvertiert und dann vom Rechner über den Hugo oder M2Tech plus Bryston BHA-1 gehört: Bei Gianluigi Trovesis „Herbcap“ vom Album Dedalo über den Audeze EL-8 C klingen die Instrumente in der Orignalversion extrem klar und direkt, alles spielt sich auf einer Ebene, ja einer Line ab. In der HPEX-Variante, scheinen die Instrumente im und den Kopf zu schweben, die Abbildung wirkt dadurch minimal diffuser, ein wenig verrundet, lädt dadurch aber auch zu längeren ermüdungsfreien Hören ein. Wenn es nicht um die Beurteilung der Qualität einer Aufnahme, sondern um Musikgenuss ist die Wahl einfach: Mit HPEX macht mir die Kopfhörerwiedergabe einfach mehr Spaß. Das ist auch bei Paul Kuhns „Griff“ so. Der Songs ist übrigens nie in digitaler Form veröffentlicht, er findet sich allerdings in verschiedenen Versionen in unserer Klangbibliothek. In der Originalversion wirkt er zwar minimal klarer und sogar einen einen Hauch lauter, dank HPEX scheint die Musik aber entspannter zu fließen, ohne an Spannung einzubüßen. Tonale Ungereimtheiten konnte ich in den beiden bearbeiteten Songs nicht entdecken.


Weiter geht’s mit dem symmetrisch angeschlossenen Audeze LCD-X und der „Improviation Patrice Heral“ vom Album Le Concert des Parfums: Auch hier kommen die Instrumente bei der HPEX-Version minimal weniger scharf fokussiert rüber, dafür wirkt der Nachhall in den kahlen Klostermauern ein gutes Stück realistischer. Der Anfang von Keith Jarretts Köln Concert macht klar, dass bei der Konvertierung in die Kopfhörer-kompatiblere Version auch feinste Details nicht verloren gehen. Tonal gibt es an dieser kritischen Aufnahme ebenfalls nicht das geringste auszusetzen. Der Saal scheint ein dank HPEX wenig freier zu atmen. Auch hier sorgt das Processing für minimal mehr Hörgenuss.

Aber probieren Sie dieses kleine Programm doch einfach selbst aus. Unter https://www.xivero.com/hpex/ können Sie es kostenlos herunterladen und von Ihren Lieblingssongs Test.Files von einer Minute Länge erzeugen.

STATEMENT

HPEX wirkt der oft störenden In-Kopf-Lokalisation moderat entgegen und sorgt für entspannteres und angenehmeres Hören beim Kopfhörer-Einsatz. Da XiVero gerade mal neun Euro für die Lizenzierung der Software verlangt, fällt es mir nicht schwer, HPEX das beste Preis/Leistungs-Verhältnis aller bisher in Hifistatement getesteten Produkte zu bescheinigen. Wer viel mit mobilen Playern unterwegs ist, sollte die Software unbedingt einmal testen, da der Effekt bei In-Ear-Hörern noch größer sein dürfte als bei den ausgewachsenen Audezes.

 

PS: Eine iOS-Version für iPhone und iPad befindet sich in der Entwicklung und wird in Kürze erhältlich sein. Dann brauchen Sie ihre Songs nicht erst vor der Überspielen in den Speicher auf dem heimischen Computer zu konvertieren, sondern kommen direkt beim Abspielen in den Genuss dieses kleinen, aber wirkungsvollen akustischen Helfers.

Gehört mit
Computer MacBook Pro 2,2 GHz, 16GB, OS X Yosemite 10.10.4
Audioplayer Amarra Symphony 2.6, Pure Music 2.0.2
CD-Laufwerk Wadia WT3200
D/A-Wandler Chord Hugo
Kopfhörerverstärker Bryston BHA-1, Auralic Taurus MKII, HD-Klassik Headphone Optimizer, SPL Phonitor 2
Kopfhörer Audeze LCD-X, EL-8 c
Kabel Sunwire Reference, Audioplan Powercord S, Audioquest, Swiss Cables Reference, Goebel High End Lacorde
Zubehör PS Audio Power Plant Premier, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Acapella Basen, Acoustic System Resonatoren, Artesania Audio , Harmonix Real Focus
Herstellerangaben
XiVero HPEX Software
  • Die Software funktioniert für Windows und Mac OSX
• Als Eingangsformat wird WAV, AIFF, FLAC, ALAC und MP3 unterstützt
• Als Ausgangsformat werden WAV, AIFF und FLAC Dateien erstellt
• Bei der AIFF- und FLAC-Konvertierung bleiben die Meta-Daten erhalten
• Eine iOS (iPhone und iPad) Version befindet sich soeben in der Entwicklung
Preis 9 Euro

Hersteller
XiVero GmbH
Anschrift Schiessstraße 43
D-40549 Düsseldorf
Telefon +49 1578 6796782
E-Mail info@xivero.com
Web www.xivero.com

Weitere Informationen

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Montag, 10 August 2015 02:00

Audio Exklusiv E 12

Audio Exklusiv erweitert sein Programm um drei Verstärker, die das bisherige Angebot preislich nach unten abrunden. Neben einer Vorstufe und einer Endstufe gibt es in der neuen Eco Linie den Vollverstärker E 12 für 2000 Euro. Wie viel Musik ist bei diesem Audio-Exklusiv-Neuling inklusive?

Seine schlichte Eleganz kombiniert der E 12 mit ungewohntem Design für die beiden Regler zur Einstellung der Lautstärke und der Eingangswahl
Seine schlichte Eleganz kombiniert der E 12 mit ungewohntem Design für die beiden Regler zur Einstellung der Lautstärke und der Eingangswahl

Schon auf der diesjährigen HighEnd waren die Neuen zu sehen, die sich auf den ersten Blick durch auffällig gestaltete Bedienungselemente von den etablierten Komponenten der Audio Exklusiv Classic Line abheben. Ebenso mutig wie erfreulich, finde ich es, wenn jemand neue Wege bei der Gestaltung von Bedienelementen zu gehen wagt, zumal hier die Haptik zwar zuerst etwas ungewohnt, letztlich jedoch recht angenehm ist. Wie für Audio Exklusiv typisch wurde die neue Eco Line in Deutschland entwickelt. Es wird auch alles hierzulande gefertigt. Darauf legt Firmeninhaber Andreas Schönberg Wert. Er beschrieb uns im Mai in München seine Neulinge als konzeptionell sehr dicht an die Classic Linie angelehnt. So finden sich auch in der Eco Line ein minimalistisches Layout und wenige Kabelverbindungen. Die Classic Line diente bei der Entwicklung als Referenz, weil es erklärtes Ziel war, dem Klang des aufwändigen Röhren/Transistor Konzeptes so nahe wie möglich zu kommen. Die Schaltung der Eco Line Verstärker ist auf Transistoren aufgebaut. Röhren, wie sie zum Hybrid-Design der Classic Line gehören, finden sich hier nicht. Schon auf der Highend war Andreas Schönberg stolz auf das Ergebnis seines Entwickler-Teams. Die drei Neulinge sind konstruktiv im Grunde gleich. So ist die Endstufe E 1 identisch mit der in unserem E 12 Vollverstärker. Logischerweise besitzt der E 12 ein Paar Cinch-Ausgänge, welche vom Lautstärke-Potentiometer geregelt sind. An diese kann eine E 1 Endstufe angeschlossen werden, um den E 12 für den Bi-Amping Betrieb zu erweitern. Dieser Ausgang ist, etwas irritierend, mit Woofer bezeichnet. Gefiltert ist an dieser Stelle aber nichts, der Ausgang gibt das gesamte Frequenzspektrum wieder, das laut Hersteller von 5 Hertz bis 100 Kilohertz reicht. Das ist ein viel versprechender Übertragungsbereich, der auf die klanglichen Qualitäten neugierig macht.

Die Rückseite bietet den zusätzlichen, geregelten Ausgang und hinter der Blende oberhalb der RCA-Eingänge den Schacht für eine Phono- oder DA-Wandler-Platine
Die Rückseite bietet den zusätzlichen, geregelten Ausgang und hinter der Blende oberhalb der RCA-Eingänge den Schacht für eine Phono- oder DA-Wandler-Platine

Die Frontplatte unseres Test-Verstärkers besteht ein Zentimeter starkem Acryl und nicht aus Granit, Schiefer oder Marmor, wie wir es von den teureren Audio Exklusiv Geräten kennen. Edel sieht der E 12 dennoch aus; aber hier wurde einiges eingespart – ohne Belang für den Klang. Beim Auspacken des E 12 fällt sofort das hohe Gewicht auf. Dies resultiert vor allem aus dem kräftigen Ringkern-Transformator mit großzügig dimensionierten 500 Watt. Aber auch das solide, resonanzarme Gehäuse, wie es so bei vielen Herstellern in dieser Preisklasse nicht zu finden ist, trägt dazu bei. Insgesamt macht der E 12 einen gediegenen Eindruck. Der zentrale Ein/Aus-Schalter unter dem gravierten Firmenlogo leuchtet bei Betrieb in dezentem Weiß. Der linke Drehschalter dient der vierfachen Eingangswahl, der rechte der Lautstärkeregulierung. Durch das mittige Loch-Feld in der akustisch gedämmten Gehäuse-Oberseite sieht man im Betriebszustand eine blaue LED leuchten. Nach Ausschalten des Verstärkers erlischt die noch lange nicht und indiziert so die beachtliche Kapazität der Stromversorgung.

Dieser 500-Watt-Transformator ist die Voraussetzung für eine optimale Stromversorgung
Dieser 500-Watt-Transformator ist die Voraussetzung für eine optimale Stromversorgung

Die vier Cinch-Eingangspaare auf der Rückseite sind alle Hochpegel-Eingänge. An den Phono-Digital beschrifteten Aux 2- Eingang lässt sich auf Wunsch eine weitere Platine in den E 12 implantieren. Dies kann eine Phono-MM/MC-Platine sein, die aus dem Phono-Vorverstärker P 0.2 stammt, den ich im Juli 2012 testete und die mir damals sehr gut gefiel. Zudem wird in naher Zukunft ein Digital-Analog-Wandler-Modul mit USB- und SPDIF-Eingängen erhältlich sein. Die beiden Aux-2 Buchsen werden dann als zwei koaxiale SPDIF-Eingänge genutzt. Eine auf der Rückseite aufgesetzte Abdeckung verschließt bei meinem Testexemplar den Schacht für eine dieser Platinen. Bei der DAC-Platine befinden sich dann dort der USB-Eingang, bei der Phono-Platine die Dip-Schalter zur Anpassung des Tonabnehmers. Da sich aus Gründen der Abschirmung nur eine Platine im E 12 integrieren lässt, muss man das andere Teil dann als separates Gerät erwerben, was dann wegen des zusätzlichen Netzteils wenig teurer sein wird. Also auch den D/A-Wandler wird es separat geben, voraussichtlich im Herbst, wie aus Reichelsheim zu vernehmen ist. Sehr interessieren würde mich, welche Auswirkungen das Tuning Set namens S-Paket hat. Dies ermöglicht an diversen Stellen im Gerät Veränderungen, die die Klangqualität noch einmal nach oben hieven sollen. Was ich mir gönnen würde, wäre die optionale Fernbedienung, die mein Testexemplar nicht hatte. Dann wird das jetzige ALPS Poti gegen ein motorisch unterstütztes ausgetauscht und über ein Infrarotsignal gesteuert. So war mir bei meinem Testgerät das Aufstehen aus dem bequemen Hörsessel zur Feinjustierung des Hörpegels dann oftmals doch etwas viel Sport. Aber anders ist der Einstiegspreis von 2000 Euro bei so viel sichtbarem und gewichtigem Gegenwert wohl nicht zu halten.


Die minimalistisch ausgelegte Platine lässt in puncto sauberer Ausführung keine Wünsche offen
Die minimalistisch ausgelegte Platine lässt in puncto sauberer Ausführung keine Wünsche offen

Vor allem musikalisch macht der E 12 auf Anhieb einen prima Eindruck. Schon ohne große Aufwärmzeit liefert er ein stimmiges, tendenziell warmes Klangbild. Dabei fehlen im Hoch- oder Obertonbereich keineswegs Glanz und Offenheit. Besonders schön, dass der E 12 diese musikalische Stimmigkeit an meinen Quadral Platinum M 50 Lautsprechern mit 90 dB Wirkungsgrad auch schon bei leisesten Pegeln beweist. Mehrfach ertappte ich mich, wie ich das eine oder andere Musikstück leiser hörte als über meine etatmäßige große Anlage. Andererseits hatte der E 12 keinerlei Probleme, große Pegel in meinem nicht gerade kleinen Musikzimmer zu generieren. Etwas eigene Körper-Wärme entwickelt der E 12 schon. Dies ist dem recht breiten Classe-A-Bereich geschuldet und wird von mir deshalb gern akzeptiert. Stromstabil sei er auf jeden Fall bis mindestens zwei Ohm, so Andreas Schönberg. Meine üblichen Teststücke von Vinyl, CD oder vom Rechner reproduzierte er allesamt überzeugend. Dabei war er spielend in der Lage, einerseits den Streichern bei Vivaldis Le Quattro Stagioni (Philips, Iona Brown, Academy of St.Martin-in-the-Fields) den erhofften seidigen Schmelz zu verleihen wie andererseits Jimi Hendrix' Gitarre ihren schneidenden Biss bei The Jimi Hendrix Concerts (CBS 88592 von 1982). Die sonst über meine Anlage etwas harsch klingende CD Bella Donna von Stevie Nicks interpretierte der E 12 überraschend wenig nervig.

Dieses ALPS Lautstärke-Potentiometer wird in der Fernbedien-Version – auch nachrüstbar – durch ein motorisches ersetzt
Dieses ALPS Lautstärke-Potentiometer wird in der Fernbedien-Version – auch nachrüstbar – durch ein motorisches ersetzt

Nach Tagen des Hörens erschien mir der Neue als Tausendsassa, der mit jedem Material wunderbar zurechtkommt. Ihm haftet eine gewisse Seidigkeit im Klangbild an, die ihn stets angenehm klingen lässt. Umso überraschender ist seine Fähigkeit, es bei Bedarf auch brachial krachen zu lassen. Die Wiedergabe des E 12 fußt nicht auf derselben tiefen Schwärze, die ich von meinem großen Set für den zig-fachen Preis gewöhnt bin, aber ihm gelingt die Bühnen-Darstellung in jedem Fall glaubwürdig und vor allem frei von jeglicher Bindung an die Lautsprecher. Nun ist so ein Ergebnis nicht nur das einer einzelnen Komponente, sondern das der gesamten Audio-Kette. Um meinen schon beinahe bedenklich positiven Eindruck zu verifizieren, bat ich meinen kollegialen Freund Jörg Schimmel, den E 12 in seine Anlage integrieren zu dürfen. Jörg Schimmel benutzt den gleichen Tonabnehmer von Audio Technica wie ich, wenn auch in einem deutlich besseren Tonarm, nämlich dem magnetisch gelagerten von Musical Life auf einem Laufwerk aus demselben Hause. Als Phonostufe hören wir beide die Koru von Plinius. Sein kompakter Myro Rebell Lautsprecher wird üblicherweise von einer aus China direkt importierten DA-Wandler-Vorstufe von Audio-GD und einer uralten NAD PE 2200 Endstufe betrieben, verbunden mit Inakustik LS 1202 Kabenl. Diese Kette ist ungeheuer stimmig und klingt wahnsinnig detailgenau, ohne es dabei Körperhaftigkeit vermissen zu lassen, auch wenn sie im unteren Frequenzsegment etwas schlank daherkommt.

Keine simplen Drähte sondern massive Kupfer-Leiter verbinden die Ausgangs-Platine mit den Lautsprecher-Anschlüssen, die für Bananas, Gabelschuhe und freie Kabelenden geeignet sind
Keine simplen Drähte sondern massive Kupfer-Leiter verbinden die Ausgangs-Platine mit den Lautsprecher-Anschlüssen, die für Bananas, Gabelschuhe und freie Kabelenden geeignet sind

Der E 12 ersetzte also den Audio-GD und den NAD. Und siehe da, Jörg Schimmel war beeindruckt, auch wenn er ansonsten stets das berüchtigte Haar in der Suppe sucht. Genau wie mir gefiel ihm das homogene, wirklichkeitsnahe Klangbild. „Für das Geld ein richtig guter Verstärker“ äußerte er sich anerkennend. Auch in dieser Kette zeigte der E 12 seine bestechende Musikalität und seinen klangfarbenstarken Charakter, ähnlich wie in meinem Set. Man muss schon tief ins Portemonnaie langen, um hörbar mehr zu bekommen. So kostet beispielsweise der P 12 Vollverstärker aus Audio Exklusivs Classic Line stet etwa das Doppelte.


Wieder zuhause angekommen, fand ich die beiden unlängst bestellten LPs der Alabama Shakes in der Post. Die Gruppe, obwohl dreifach Grammy ausgezeichnet und viel gelobt, war mir erst wenige Tage zuvor beim TV Zappen begegnet. Alabama Shakes sind eine Blues-Rock-Band um die phänomenale Sängerin und Gitarristin Brittany Howard mit erfrischend abwechslungsreichen Arrangements. Das im April erschienene zweite Werk der Band Sound & Color ist ein dreiseitig bespieltes Doppel-Album und auch unter audiophilen Aspekten sehr interessant. Mastering-Genie Bob Ludwig hatte hier Ohren und Finger im Spiel. Was ich sagen will: Die zwei LPs waren Motivation, den Audio Exklusiv E 12 zuhause sofort wieder an meine Quadral Lautsprecher anzuschließen. Eine gute Endscheidung, denn ich hatte einen tollen Abend mit den Alabama Shakes und ein paar Gläsern Rotwein – wenn´s so klingt, ist alles gut.

Acht Leistungs-Transistoren generieren die zweimal 85 Watt an 8 Ohm oder zweimal 140 Watt an vier Ohm
Acht Leistungs-Transistoren generieren die zweimal 85 Watt an 8 Ohm oder zweimal 140 Watt an vier Ohm

STATEMENT

Audio Exklusiv ist mit dem Vollverstärker E 12 zweifelsfrei ein großer Wurf gelungen. Bei diesem Preis so viel Klang und Hörvergnügen zu bieten, ist selten und verdient Lob und vor allem Käufer. Der E 12 konnte seine Musikalität unter verschiedenen Bedingungen überzeugend und begeisternd präsentieren. Hinzu kommt die Vielseitigkeit in puncto Ausstattung, um individuelle Wünsche zu erfüllen.
Gehört mit
Computer Apple MacMini mit Yosemite 10.10.3 , Amarra 3.0.3 und Audirvana Plus 2.0.11
DA-Wandler Antelope Zodiac plus
CD-Player Primare DVD 30 mit Antelope Zodiac plus
Plattenspieler Kenwood KD-990 mit Kenwood Kunststeinauflage
Tonabnehmer Audio Technica AT33PTG/II
Phono-Vorstufe Plinius Koru
Lautsprecher Quadral Platinum M 50
Zubehör Audioquest Diamond USB, Inakustik Black&White NF-1302, QED Genesis Silver Spiral mit Enacom LS, MudrAkustik Max Netzleiste, Mudra und Audioquest NRG-X2 Netzkabel, AHP Reinkupfer-Sicherungen, Groneberg Wandsteckdosen, mbakustik Raum-Absorber
Möbel Creaktiv Audio mit Absorberböden, Audio Exklusiv d.C.d. Basis
Herstellerangaben
Audio Exklusiv E 12
Ausgangsleistung 2 x 140 / 85 Watt (Sinus, 4/8 Ohm)
Frequenzgang 5 Hz – 100 kHz (-3 dB)
Klirr 0,23 / 0,11 % (10 W, 4/8 Ohm)
Geräuschspannungsabstand 101 dB
Fremdspannungsabstand 93,5 dB
Stromaufnahme 77 W (Leerlauf)
Abmessungen (B/H/T) 450/108/380 mm incl. Bedienelemente und Lautsprecherterminals
Gewicht 12,9 kg
Preis ab 2000 Euro
Aufpreise für schwarz eloxierte Bedienelemente 60 Euro
für diePhono-Karte P 0.2 550 Euro
für das Tuning-Set S-Paket 400 Euro
für die Fernbedienung, inkl. Motor-Potentiometer 209 Euro

Hersteller/Vertrieb
Audio Exklusiv
Anschrift Andreas Schönberg
Sudetenstrasse 11
63691 Ranstadt
Telefon +49 6041 9624217
Fax +49 6041 9624218
E-Mail info@audioexklusiv.de
Web www.audioexklusiv.de

Weitere Informationen

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Samstag, 06 August 2005 02:00

AViTech

Vertrieb
AVITECH
Anschrift Czerningasse 16
A-1010 Wien
Österreich
Telefon +43 1 21478701
Fax +43 1 21478700
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Freitag, 07 August 2015 02:00

Bryston BHA-1

Brystons kleinste Stereoendstufe 2B LP Pro ist bei Aufnahmen, die ich über Lautsprecher abmischen kann, seit Jahren die verlässliche Kraftquelle für meine Monitore. Da lag es nahe, den Balanced Headphone Amp für das Monitoring per Kopfhörer auszuprobieren. Seine vielfältigen Anschlussvarianten machen ihn aber auch für Musikgenuss auf höchstem Niveau im heimischen Umfeld interessant.

Seit ich stolzer Besitzer eines Audeze LCD-X bin, warte ich auf eine Gelegenheit, ihn auch mal in symmetrischer Betriebsart auszuprobieren. Mit dem Bryston BHA-1 ist das kein Problem, denn er bietet neben der üblichen 6,3-Millimeter-Klinkenbuchse für den unsymmetrischen Betrieb sowohl eine vierpolige XLR-Buchse als auch zwei klassische dreipolige XLR-Buchsen für den dann kanalgetrennten symmetrischen Anschluss. Auch eingangsseitig erweist sich der BHA als recht flexibel: Es gibt einen symmetrischen XLR-Eingang und für unsymmetrische Quellen stehen ein Paar Cinch-Buchsen und ein 3,5-Millimeter-Eingang zur Verfügung, die mit einem kleinen Schalter auf der Frontseite angewählt werden können.

Zum Test kam der BHA-1 in der Heimversion mit einer Breite von 43 Zentimetern. Er ist auch in einer Profivariante mit 48 Zentimetern für den Rack-Einbau zum selben Preis lieferbar
Zum Test kam der BHA-1 in der Heimversion mit einer Breite von 43 Zentimetern. Er ist auch in einer Profivariante mit 48 Zentimetern für den Rack-Einbau zum selben Preis lieferbar

Ein Schalter gleicher Bauart erlaubt die Wahl zwischen zwei Verstärkungsfaktoren: 14 oder 20 Dezibel stehen zur Wahl. Dadurch wird gewährleistet, dass einerseits genug Reserven vorhanden sind, andererseits aber das Potentiometer in einem optimalen Bereich arbeitet. Der Lautstärkesteller stammt übrigens vom renommierten Hersteller ALPS. Auch einen Balance-Regler mit Mittenrastung hat Brystom dem BHA-1 spendiert. Auf der Rückseite findet sich neben den Eingängen auch noch ein symmetrischer Ausgang zum Anschluss von Aktivboxen oder Endstufen: Das Signal wird also nicht einfach durchgeschleift, sondern vom Bryston verstärkt und in der Lautstärke geregelt, was ihn auch zum Einsatz als puristische Vorstufe befähigt. Zwei Miniatur-Schraubklemmen für Drähtchen mit einer Triggerspannung zur Ferneinschalten des BHA-1 runden die Ausstattung ab.

Links die 6,3-Millimeter-Klinkenbuchse zum Anschluss unsymmetrischer Kopfhörer. Symmetrische können über die vierpolige Stereo- oder die kanalgetrennten dreipoligen XLR-Buchsen verbunden werden
Links die 6,3-Millimeter-Klinkenbuchse zum Anschluss unsymmetrischer Kopfhörer. Symmetrische können über die vierpolige Stereo- oder die kanalgetrennten dreipoligen XLR-Buchsen verbunden werden

Die Verstärkung übernehmen insgesamt sechs voll diskret aufgebaute Bryston Class-A-Operationsverstärker, von denen je einer als Eingangsstufe eines der beider Stereo-Kanäle dient. Je zwei weitere arbeiten als Brücken-Ausgangsstufe eines Kanals – vorausgesetzt, es wird ein symmetrischer Kopfhörer angeschlossen. Die – unsymmetrische – Klinkenbuchse wird nur von einem dieser speziellen Op-Amps pro Kanal versorgt. Auch wenn der BHA-1 mehrere Kopfhörer parallel treiben kann, deren Gesamtimpedanz 32 Ohm allerdings nicht unterschreiten sollte, darf ein unsymmetrisch verkabelter Kopfhörer daher keinesfalls über einen Adapter mit den symmetrischen Ausgängen verbunden werden. In diesen Fall sollte ein Y-Klinkenkabel zum Einsatz kommen. Aber das Musikhören über Kopfhörer ist ja eher ein individuelles Vergnügen. Den parallelen Einsatz mehrerer Schallwandler kann ich mir höchstens im Studio vorstellen und auch da wird jeder seine ganz eigenen Lautstärke-Vorlieben haben. Ich vermisse jedenfalls keinen zweiten oder gar dritten Klinken-Ausgang. Für mein Empfinden lässt der BHA-1 nur einen Wunsch offen: Er wäre noch flexibler einsetzbar, wenn man mittels eines Schalters wählen könnte, ob an den XLR-Ausgängen ein im Pegel geregeltes oder einfach das durchgeschleifte Eingangssignal anliegt.

Die Verstärkung des Bryston lässt sich an der Front umschalten
Die Verstärkung des Bryston lässt sich an der Front umschalten


Für den Test habe ich den Bryston über ein symmetrisches Kabel direkt mit den Ausgängen des M2Tech Young DSD verbunden. Da der Melco (hier ein Link zu http://www.hifistatement.net/tests/item/1582-melco-ha-n1a-teil-1), der den iMac als Datenlieferanten deutlich deklassierte, in der Kette des Kollegen Roland Dietl seine Qualitäten in Verbindung mit einem Streamer beweisen soll, blieb mir nichts anders übrig, als wieder den Computer samt Amarra und Co. als zu Zuspieler einzusetzen. Für einen ersten Vergleich zwischen symmetrischer und unsymmetrischer Betriebsart des Audeze LCD-X wähle ich einen Songs aus Jonas Hellborgs Bass-Spektakel The Silent Life: Bis auf den allertiefsten Frequenzbereich sind die Unterschiede zwischen beiden Verstärkungsarten recht gering. Aber wenn es darum geht aufzuzeigen, wie sich die Basswellen im – imaginären? – Raum ausbreiten, sorgt der Brückenbetrieb der speziellen Bryston-Op-Amps für ein solideres Fundament mit deutlich mehr Informationen. Beim Musikgenuss über Lautsprecher würde ich dieses Frequenzspektrum als dasjenige bezeichnen, wo man Schall nicht nur hört, sondern auch fühlt. Hier bietet die symmetrische Betriebsart klare Vorteile. Bei Test von SPLs Phonitor 2 habe ich leider keine Jonas-Hellborg-Scheibe verwendet, was ich jetzt aber sofort nachhole. Obwohl der SPL nur den unsymmetrischen Anschluss erlaubt, bringt auch er die beinahe schon subsonischen Frequenzen rüber, allerdings wirkt die Wiedergabe im Vergleich zum Bryston minimal verhangen. Luftiger und räumlicher klingt es dann aber wieder, sobald ich die Lautsprechermatrix des Phonitor aktiviert habe. Trotzdem gefällt mir bei Hellborgs Tieftonschwelgerei der BHA-1 minimal besser.

Das Anschlussfeld des Bryston: An den symmetrischen Ausgängen liegt ein in der Lautstärke und Balance geregeltes Siganl an
Das Anschlussfeld des Bryston: An den symmetrischen Ausgängen liegt ein in der Lautstärke und Balance geregeltes Siganl an

Auch wenn statt eines einzelnen Instrumentes das London Symphony Orchestra unter Malcolm Arnold zu hören ist und die English Dances des Dirigenten aufführt, bringt die symmetrische Betriebsart gegenüber der bis vor einigen Jahren allgemein üblichen unsymmetrischen deutliche Vorteile: Die Instrumentengruppen lassen sich dann leichter räumlich differenzieren, die Aufnahmeumgebung wirkt weiträumiger und luftiger und Pauken und Kontrabässe erklingen mit mehr Kontur. Am Audeze zahlt sich die Investition in die Brückenendstufe des Bryston wirklich aus. Im unsymmetrischen Betrieb kann er sein klangliches Potential nicht völlig zu Geltung bringen. Zu meiner Überraschung ist das Klangbild beim Phonitor 2 ähnlich wie das Bryston bei symmetrischem Betrieb. Im Tieftonbereich erreicht der SPL allerdings nicht ganz die Präzision des BHA-1, woran auch die Aktivierung der Matrix-Schaltung nichts ändern kann. Deren Einsatz drängt sich bei Großorchestralem übrigens weit weniger auf als etwas Pop- respektive Rocksongs.

Der Bryston ist größtenteils in SMD-Technik diskret aufgebaut
Der Bryston ist größtenteils in SMD-Technik diskret aufgebaut

Bei Van Morrisons „Whatever Happened To PJ Proby“ vom Album Down The Road setzt die Matrix-Schaltung der Wiedergabe über den Phonitor 2 das Sahnehäubchen auf. Dennoch muss ich zugeben, dass mich die von der Matrix-Schaltung größtenteils korrigierte, bei Kopfhörern ansonsten unvermeidliche Spreizung der Stereobasis um so weniger stört, je mehr Zeit ich unter einem der Audezes verbringe. Aber mehr noch als an diesem Gewöhnungseffekt dürfte es an der farbigeren, luftigeren und dadurch weiträumigeren Darstellung der imaginären Bühne des Bryston liegen, dass ich hier das Fehlen einer Matrix-Schaltung nicht vermisse. Im symmetrischen Betrieb verwöhnt der BHA-1 mit so viel Offenheit und faszinierender Feindynamik, dass ich auch Rockmusik uneingeschränkt genießen kann. Der Vollständigkeit halber höre ich Van Morrisons Song auch einmal mit der unsymmetrischen Verkabelung des Audeze LCD-X: Die Differenzierung nimmt ab, das Klangbild ist zwar weniger offen und weiträumig, „klebt“ aber dennoch eher an den Wandlern und wirkt unnatürlich weit gespreizt. Wer den Bryston mit einem unsymmetrisch verkabelten Kopfhörer betreibt, kommt bei weitem nicht in den Genuss seiner enormen klanglichen Fähigkeiten.

Auch bei Brystons Kopfhörerverstärker gilt: Eine üppig dimensionierte Stromversorgung ist die Grundvoraussetzung für guten Klang
Auch bei Brystons Kopfhörerverstärker gilt: Eine üppig dimensionierte Stromversorgung ist die Grundvoraussetzung für guten Klang


Statt den BHA-1 noch als extrem puristischen Vorverstärker zu testen – die meisten Heimanlagen dürften über mehr Quellen verfügen, als an den Bryston anzuschließen sind, ein Einsatz als Monitor-Kontroller im Studio ist da schon wahrscheinlicher –, habe ich einfach mit der Kombination aus Audeze und Bryston ein wenig Musik gehört und immer wieder gestaunt, wie treffsicher die beiden beispielsweise bei Keith Jarretts Köln Concert die schwierige Balance zwischen detailfreudiger Offenheit und tonaler Ausgewogenheit finden. Der Flügel ist hier nicht gerade ein Spitzen-Instrument und wurde auch nicht einschmeichelnd und sonor eingefangen. Aber BHA-1 und LCD-X gelingt es, eine Menge Publikumsgeräusche über die Wahrnehmungsschwelle zu hieven, ohne den Flügel unangenehm scheppern zu lassen. Gut, der Audeze, vermag in diesem tiefen Frequenzbereich minimal der Pfad der Tugend verlassen, aber nie zuvor habe ich so deutlich den Einsatz des Pedaldämpfers gehört. Ich könnte die Aufzählung neu entdeckter Details nahezu beliebig fortsetzen, da ich mit einer Kombination dieser Güte zuvor selten so viel Musik gehört habe. Das ist bei den momentan in meinem Arbeitszimmer herrschenden Temperaturen nämlich deutlich angenehmer, als die Röhrenverstärker einzuschalten.

Auch im BHA-1 findet sich das bekannte blaue ALPS
Auch im BHA-1 findet sich das bekannte blaue ALPS

STATEMENT

Der BHA-1 ist sinnvoll ausgestattet, wie bei Bryston nicht anders zu erwarten, hervorragend verarbeitet und klingt wirklich gut. Mit einem symmetrisch angesteuerten Kopfhörer von der Klasse eines Audeze aber ist er eine klangliche Offenbarung. Verstärker und Schallwandler zeigen nur in dieser Betriebsart ihr immer wieder verblüffendes Potential.
Gehört mit
Computer iMac 27‟, 3.06 GHz Intel Core 2 Duo, 8 GB, OS X Version 10.10.2
Audioplayer Amarra Symphony 2.6, Audirvana, Pure Music
CD-Laufwerk Wadia WT3200
D/A-Wandler M2Tech Young DSD und Van der Graaf
Vorverstärker Einstein The Preamp
Endstufe Ayon Epsilon mit KT150
Lautsprecher LumenWhite DiamondLight Monitors
Kopfhörerverstärker SPL Phonitor 2
Kopfhörer Audeze LCD-X und EL-8 closed back, PSB M4U, Ergo 2
Kabel Precision Interface Technology, HMS Gran Finale Jubilee, Audioquest, Swiss Cables Reference, Goebel High End Lacorde
Zubehör PS Audio Power P5, Clearaudio Matrix, Sun Leiste,Audioplan Powerstar HMS-Wandsteckdosen, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Artesania Exoteric Rack, Harmonix Real Focus, Audio Exklusiv Silentplugs
Herstellerangaben
Bryston BHA-1
Eingänge 1 x XLR, 1 x Cinch, 1 x 3,5mm-Stereo-Mini-Klinke
Kopfhörerausgänge 1 x symmetrisch (XLR 4-polig Stereo),
1 x symmetrisch (3-polig je links und rechts)
1 x unsymmetrisch 6,3-Millimeter-Klinkenbuchse
Line-Ausgang 1 x symmetrisch, XLR, Lautstärke geregelt
Ferneinschaltung Remote Trigger Input (5 bis12V AC/DC, 10mA)
Ausgangsimpedanz 2Ω für jeden Op-Amp-Treiber
Ausgangsspannung, Klirr und Leistung Hi – 10,9V bei 0,001%, 200 mW an 600Ω
Lo – 5,45V bei 0,001%, 50 mW an 600Ω
Lo – 2,50V bei 0,001%, 10 mW an 600Ω
Lo – 788mV bei 0,001%, 1 mW an 600Ω
Hi – 10,8V bei 0,001%, 390 mW an 300Ω
Lo – 5,40V bei 0,001%, 50 mW an 300Ω
Lo – 1,79V bei 0,001%, 10 mW an 300Ω
Lo – 583mV bei 0,001%, 1 mW an 300Ω
Hi – 10,4V bei 0,002%, 1,35W an 80Ω
Lo – 5,20V bei 0,001%, 383mW an 80Ω
Lo – 887mV bei 0,001%, 10mW an 80Ω
Lo – 345mV bei 0,003%, 1mW an 80Ω
Hi – 9,65V bei 0,150%, 2,9W an 32Ω
Lo – 4,,84V bei 0,002%, 732mW an 32Ω
Lo – 578mV bei 0,001%, 10mW an 32Ω
Lo -–185m V bei 0,005%, 1mW an 32Ω
Lo – 4,00V bei 0,001%, 500mW an 32Ω
Optionen silberne oder schwarze Frontplatte, 43 oder 48 Zentimeter breite Frontplatte, Rackmontagewinkel, Verriegelungen für die XLR-Anschlüsse
Ausstattungsmerkmale symmetrische Ausgänge, symmetrische Doppel-Mono-Schaltung, Balance-Regler, sechs voll diskrete Bryston Class-A-Operationsverstärker, 14 oder 20dB Verstärkung, 10kΩ Eingangswiderstand, hochwertiges Noble Stereopotentiometer (lasergetrimmt), goldplattierte Eingangs- und Ausgangsbuchsen, Fähigkeit, mehrere Kopfhörer zu treiben
Abmessungen (B/H/T) 433/70/311mm (43cm Frontplatte)
483/70/311mm (48cm Frontplatte)
Gewicht 5,3 kg
Preis 1750 Euro

Vertrieb
AVITECH
Anschrift Czerningasse 16
A-1010 Wien
Österreich
Telefon +43 1 21478701
Fax +43 1 21478700
E-Mail office@avitech.at
Web www.avitech.at

Weitere Informationen

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Donnerstag, 04 August 2005 02:00

Dali GmbH

Vertrieb
Dali GmbH
Anschrift Berliner Ring 89
64625 Bensheim
Telefon +49 6251 9448077
E-Mail kontakt@dali.dk
office@maschlanka.de
Web www.dali-speakers.com

Der Kollege Wojciech Pacula beschäftigte sich in seinem Online-Magazin highfidelity.pl intensiv mit der Stereo-Endstufe A-70 von Accuphase. Die Übersetzung aus dem Englischen besorgte Peter Banholzer.

Manche Geräte fügen sich so mühelos in einzelne Audio Systeme ein, als wären sie schon immer ein integraler Bestandteil davon. Sie verbessern den Klangcharakter des Systems und erlauben es dessen Benutzer, die Musik auf höherem Niveau wahrzunehmen, in dem sie Elemente hinzufügen, von denen er vorher nicht einmal wusste, dass sie existieren. Das klingt ernsthaft und richtig, besonders weil es suggeriert, dass ich Top High End Systeme meine. Die Schönheit dieses meines Jobs ist es, dass ich solche Momente der Erleuchtung immer und immer wieder habe, weil es immer neue Geräte gibt, die besser als andere klingen. Jedes Mal, wenn man ein solch besser klingendes Gerät entdeckt, dann findet man noch mehr neue Elemente in der Wiedergabe des Systems, quasi mehr Musik in der Musik. Diese Geräte, die sich bestens in verschiedene Systeme einfügen, lassen es auf eine bessere und interessante Art klingen und dabei spielt es keine Rolle, wie viel diese Geräte kosten.

In meinem Fall war es jedes Mal so, dass ich solche Geräte als einen natürlichen Bestandteil meiner HiFi Kette betrachtete. Ich benutzte sie, während ich andere Produkte bewertete, und vergaß dabei oft, diese sehr speziellen Geräte selbst zu beurteilen, da sie einfach ein weiteres Element meines Referenz-Systems darstellten. Ich möchte das gerne ändern. Schon seit einiger Zeit versuche ich jetzt, diese Entdeckungen mit den Lesern aller Magazine, für die ich schreibe, unverzüglich zu teilen. Dies sind „High Fidelity“, „EnjoyTheMusic.com“, „Positive Feedback Online“ und hifistatement.net. Ich versuche, Sie zu informieren, wie gut diese Geräte sind und wie viel sie mir bedeuten.

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Manchmal jedoch bleiben einige Produkte unentdeckt – wie einige Jahre zuvor der Soulution 710 Verstärker als Beststandteil meines Referenz Systems und nun der Accuphase A-70, ein weiterer Endverstärker, den ich bereits vor einiger Zeit in Tomeks System während unseres Treffens bei der Krakau Sonic Society benutzte. Mein eigener Verstärker hat bereits einen Nachfolger, den Soulution 711, und ich hoffe, ihn bald testen zu können. Der Accuphase ist noch nicht so lange auf dem Markt.

Zur Feier des 40. Geburtstags von Accuphase im Jahre 2012 präsentierte die Firma ihre in Class-A operierenden A-200 Monoblöcke. Zu dieser Zeit testete ich sie für das „Audio“ Magazin und fand dabei heraus, dass dies die ersten Class-A Verstärker von Accuphase waren, mit denen ich hätte leben können. Sie boten ein unglaublich tiefes, klangvolles und wohl differenziertes Klangbild und waren nicht übertrieben analytisch.

Der japanische Hersteller entschloss sich, viele der Lösungen, die für den A-200 entwickelt wurden, auch für den neuen A-70 zu verwenden. Obwohl er vom Aussehen früheren Flaggschiff-Produkten ähnelt, ist er ein komplett neues Gerät und nicht nur ein Update des Vorgängermodells. Der Hersteller schreibt dazu: „Kurz gesagt: Der A-70 ist die Stereo-Version der A-200 Monoblöcke mit einer geringeren Ausgangsleistung“.

Dem Hersteller gelang es, als Nebeneffekt eines besseren mechanischen Designs alle messbaren Parameter zu verbessern – auch solche die häufig gar nicht in Erwägung gezogen wurden. Die A-70 beherbergt einen äußerst rauscharmen Instrumentierungsverstärker in der Eingangsstufe mit einem Signal-Rausch-Verhältnis von -127 Dezibel bei einer Verstärkung -12 Dezibel). In der Ausgangsstufe werden zehn MOSFET-Transistoren pro Kanal benutzt, die in einer Gegentaktanordnung im reinen Class-A Betrieb arbeiten. In der Ausgangsschaltung kommen extra dicke Flachdrahtspulen mit einem dreimal so hohen Querschnitt wie üblich in Kombination mit MOSFET-Schaltern statt Relais zum Einsatz, um mechanische Kontakte zu eliminieren und die langfristige Zuverlässigkeit zu verbessern. Hochwertiges Material, eine ausgeklügelte Schaltungstechnologie und diverse andere Maßnahmen sorgen für eine niedrige Impedanz und ermöglichen einen Dämpfungsfaktor von 800, den doppelten Wert des Vorgängermodells A-65.


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Brauchen wir im 21. Jahrhundert noch CDs und Schallplatten? Heutzutage scheinen sie überholt zu sein, denn viele Verbraucher kaufen Files statt eines physischen Mediums, viele von ihnen kaufen einzelne Musikstücke statt des ganzen Albums und zu guter Letzt gibt es immer mehr Streaming Services, die einen Download auf die Festplatte überhaupt nicht zulassen. Man könnte sagen, dass sich der geschichtliche Kreis geschlossen hat, da alles mit Musikhören im Radio begann. Der einzige Unterschied ist, dass man heute wenn man „Radio hört“, eine Playlist erstellt, die dann abgespielt wird.

Ich bin ziemlich sicher, dass physische Medien für Musikalbum überleben werden – genauso wie Romane überlebten, trotz der Tatsache, dass bereits vor zehn Jahren einige darauf beharrten, sie würden komplett vom Markt verschwinden. Ich denke, dass die Vinyl-Renaissance mit ihren wunderschönen Schallplattencovern einen wesentlichen Anteil daran hat. Schallplatten zwingen den Konsumenten dazu, zumindest die ganze Seite einer Scheibe zu hören ,ohne einzelne Stücke auszuwählen indem man vor oder zurück springt. Das ist eine gute Tradition, die wir nicht aufgeben sollten.

Kommen wir auf die Eingangsfrage zurück, ob wir CDs oder Schallplatten heute noch brauchen. Oder warum wir sie brauchen. Ich denke eine der besten Antworten ist relativ einfach: für Emotionen. Musik als solches kann Leidenschaften in einer Weise wecken wie das keine andere Art der Kunst vermag. Das beinhaltet Emotionen in Verbindung mit einzelnen Events, Leuten, Orten, Melodien und Erfahrungen, aber auch ganz neue, frische Eindrücke. Wir haben alle unsere Lieblingsmelodien, -lieder und -alben, die uns an ganz bestimmte Ereignisse oder Erfahrungen aus der Vergangenheit erinnern. Musik erlaubt es uns, diese wieder zu erleben und verhindert einen Verlust dieser Erinnerungen.

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Die Accuphase A-70 scheint den Hörern zu helfen, genau das zu bewerkstelligen. Sie liefert Musik in einer Art und Weise, dass man Musik hören WILL und nicht MUSS. Ich hörte nur ein Musikstück und dann wusste ich, dass Tomek eine großartige Wahl getroffen hatte, als er diesen Verstärker gekauft hatte. Die A-70 hat keine Probleme, die in der Verstärkerwahl schwierige Dynaudio Confidence C4 in einem großen Hörraum mit großem Abstand zwischen Lautsprecher und Hörern zu betreiben. Die A-70 lieferte eine ungemein mühelose, fliesende Wiedergabe wie aus einem Guss.

Mein Hörraum ist nicht gerade das, was man „wie aus dem Bilderbuch“ nennt. Er ist ziemlich groß, aber seine Form ist unregelmäßig. Meine Lautsprecher sind relativ leicht anzutreiben und ich sitze ziemlich nahe an ihnen. Das ist der Grund dafür, dass ich auch dann, wenn ich die Lautstärke aufdrehen wollte, um bassreiche Musik wie zum Beispiel Vangelis „Spiral“ zu hören, nie mehr als zehn Watt der Ausgangsleistung meines Verstärkers benötigte und die Durchschnittsleistung während meiner Hörsessions bei fünf bis sech Watt lag. Drei Watt waren mehr als genug, um quasi live der kaum komprimierten Jazz-Musik von Cyrus Chestnuts Album Midnight Melodies zu lauschen, das im Smoke Club aufgenommenen wurde. Lassen Sie mich bei dieser Gelegenheit auf die neue Smoke-Sessions-Veröffentlichung Night and Day von Vince Herring hinweisen, die am 12. Mai herauskam. Ich habe sie bestellt und möchte sie ermutigen, dasselbe zu tun.

Ausgangsleistung ist ein relativer Begriff, ganz gleich was Ingenieure Ihnen erzählen. Relativ bedeutet, dass…es vom jedem Einzelfall abhängt. Ich hatte die Gelegenheit einige fünf bis 15 Watt starke Röhrenverstärker zu testen. Einige davon waren bemerkenswert. Um nur die wichtigsten zu nennen: Reimyo PAT-777, Ancient Audio Silver Grand Monos, Triode TRX-M300 Reference Edition. Jeder von ihnen bot etwas Besonderes, das kein anderer Hochleistungsverstärker – egal ob Röhre oder Transistor – zu leisten vermochte. Aber alle Verstärker zeigten auch die Nachteile einer niedrigen Ausgangsleistung auf.


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Nur solche kraftvollen Biester wie die Soulution 710, die Accuphase A-200 und nun die A-70 bewiesen, dass man bei der Benutzung von solch großen Lautsprechern wie den meinen, beim Wunsch nach einer realistischen Wiedergabe eines großen Orchesters, bei Rock oder elektronischer Musik auf überzeugende Art – also gemessen an dem, woran man sich aus dem Konzert erinnert – Verstärker mit hoher Ausgangsleistung braucht. Tatsächlich war es nicht einmal die jeweilige Leistung, die im Falle der Accuphase auf dem Display angezeigt wurde, sondern es sind die Aussteuerreserven, die solch ein Verstärker bietet. Man bekommt bei jeweils gleicher Leistungsabgabe sehr unterschiedliche Resultate, wenn man einerseits einen Verstärker benutzt, der 90 Prozent seiner Leistung benötigt, um einen bestimmten Lautsprecher anzutreiben und auf der anderen Seite einen, der dafür nur 9 Prozent seiner Leistung benötigt. Dieselbe Ausgangsleistung wurde eingesetzt, aber das Resultat, die Performance war sehr unterschiedlich. Ich kann mir kaum vorstellen, dass das, was der japanische Endverstärker seinem Benutzer an Leistung bietet, nicht ausreicht. Sicherlich, die A-200 liefern ein große Bühnendarstellung, sie machen es mit einer noch größeren Leichtigkeit. Ihre Performance ist noch etwas feinsinniger, mehr Details werden transportiert, es gibt einen größerer Raum und mehr Luft zwischen den Instrumenten. Aber die A-70 ist bei all diesen Klangkriterien nicht weit weg, man kann sie mit Fug und Recht eine preisgünstigere Lösung nennen.

Die Ausgangsleistung ist per se nicht so entscheidend. In diesem speziellen Fall dient sie dem Zweck, ein großes mit Händen zu greifendes Bühnenbild zu formen. Sie hilft, leichter eine wunderbare Tonalität zu reproduzieren. Jemand der mit diesem Klangbild nicht so vertraut ist, wird bei einer langen Hörsession geneigt sein zu denken, dass Accuphase vor allem auf die Präsentation der Mitten fokussiert ist. Der Klang ist sehr reich und kompakt mit einer sehr greifbaren Wiedergabe des Bühnenvordergrunds. Es ist wie der Klang, wie er von vielen 300B Röhrenverstärkern wahrgenommen wird. Nicht weil er tatsächlich so ist, sondern weil die Mitten den größten Teil in der Musikwiedergabe einnehmen und die beiden Extreme leicht abfallen, weil sie nicht so reichhaltig wie die Mittenwiedergabe sind. Oder in anderen Worten, man empfindet die Präsentation der Mitten besser als die der anderen Enden des Frequenzbereiches.

Wir Menschen sind in dieser Weise durch die Evolution geformt, wir sind für das Frequenzspektrum sensibler, das die menschliche Stimmen beinhaltet und uns eine differenzierte Feinheit im Tonfall erkennen lässt. Deshalb fällt es leichter, die Verfärbung einer Stimme als die eines Schlaginstruments zu beschreiben. Wenn man also so eine verfeinerte Präsentation der Mittenwiedergabe hört wie sie die A-70 bietet, ist man darauf fixiert und dies prägt die gesamte Wahrnehmung.

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Tatsächlich aber betont die Accuphase den Mittenbereich nicht – sie bietet einen sehr stimmigen Klang über alle Frequenzbereiche vom Tiefbass bis zu den obersten Höhen. Sie liefert eine volle, offene und dynamische und schwungvolle Darbietung. Sie ist leicht warm, aber präzise. Es gibt keine Akzentsetzung bei einer Attack-Phase und keine Übertreibung in der Klangdefinition. Es mag sein, dass bei den meisten Zuhörern der Eindruck entsteht, dass er mit einem Kleinleistungs-Röhrenverstärker hört. Als ich Czesław Niemen sowohl von der ersten LP als auch von der letzten, von Herrn Atalay digital bearbeiteten singen hörte, klang er sehr natürlich, er „schrie“ niemals. Ich hatte ähnliche Eindrücke, als ich Doris Drews Rarities und sogar das letzte Cohen-Album Popular Problems anhörte.

Solche Aufnahmen, die vor vielen Jahren produziert wurden, als die Aufnahmetechnik so perfekt war und die Künstler und Tonmeister eine andere Klangästhetik hatten, mögen für den heutigen Geschmack ein bisschen hell und hart klingen und häufig einen Mangel an Klangfülle offenbaren. Um sie vollends genießen zu können, braucht man einen Verstärker, der solch eine Reichhaltigkeit und Dichte in der Mittenwiedergabe bietet wie der hier beschriebene Accuphase. Die Mitten sind hier sehr natürlich und voll, aber ohne jegliche Verfärbung. Natürlich gibt es immer natürliche Grenzen bei dem, was ein Audiogerät aus solchen Aufnahmen herausholen kann, aber einige können innerhalb dieser Grenzen alle Musikinformationen liefern, die ein genussvolles Hören erst ermöglicht. Ich fand es faszinierend, dass ich mit dem Accuphase jede Aufnahme wählen konnte und wusste, sie würde gut klingen.


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Zusammenfassung

Ich möchte diesen Test des A-70 nicht als eine Aneinanderreihung von Pro und Contra und Austattungsmerkmalen sehen. Sicherlich finden sie all das im Text. Der Klang ist ziemlich warm und die Definition der Klangenden war mit dem doppelt so teuren A-200 noch besser. Meine Idee war zu vermitteln, was für ein außergewöhnlicher, wunderschön und organisch klingender Endverstärker dieser Accuphase ist. Er erlaubt mir jede Art von Musik zu genießen, ja, das Hören war der reinste Freude.

Er liefert genug Leistung, um einen großen Raum mit Klang zu erfüllen und in kleineren Räumen wird man große Aussteuerreserven genießen können. Die Verarbeitung und das Finish sind – wie immer bei Accuphase – einfach perfekt. Sicher werden die Benutzer die fortschrittliche Schutzschaltung begrüßen, genauso wie solche Features, die eine Anpassung an unterschiedliche Systeme und Klangpräferenzen ermöglichen. Das ist wahres High End mit einem menschlichen Antlitz. Ein wirklich wundervoller Klang! Und dafür verleihe ich dem A-70 unseren RED Fingerprint Award!

Testmethode

Die A-70 wurde Kopf an Kopf mit dem doppelt so teueren Soulution 710 Referenzverstärker verglichen. Sie wurde nicht auf dem Finite Elemente Pagode Edition platziert, sondern auf der Acoustic Revive RST-38H Plattform. Die Verwendung der Harmonix TU-666M Million Anti Vibrations Füße halfen mir, ein präziseres Klangbild zu erreichen. Der Endverstärker arbeitete in fast dem identischen System, das ich für meinen Test der A-200 für das „Audio“ Magazin verwendete. Ich hatte die Gelegenheit, die A-70 auch in Tomeks System zu hören, wo sie mit einem Nagra Tonband (und Master Bändern) und dem Prototyp eines Ayon Audio S5 Player spielte, der er uns erlaubte, DSD Files in Masterqualität zu hören. Doch für diesen Test benutzte ich als Quelle nicht nur meinen Referenz CD Player Ancient Audio Lektor Air V-Edition sondern auch das TechDAS Premium Artisan Laufwerk mit dem ZYX Ω Premium Diamond Tonabnehmer und der ZYX Premium Artisan Phonovorstufe.

Der Ayon Audio Spheris III Vorverstärker war mit der Accuphase durch ein Acoustic Revive XLR-1.8PA II Interconnect verbunden. Als Stromkabel benutzte ich ein Acrolink Mexcel 7N-PC9500. Ich verwendete die A-70 auch für einen Test der Harmonix X-DC SM Million Stromkabel, die mit dem Crystal Cable Absolute Dream verglichen wurden. Die Veränderung all dieser Kabel traten klar hervor und ich konnte leicht den klanglichen Charakter eines jeden bestimmen. Ich hörte alle Versionen der Niemen-Alben mit dem beschriebenen Setup und das erlaubte mir, die Unterschiede zu präzise zu beurteilen.

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Design

Das solide Gehäuse der A-70 fällt in jedem Raum auf. Das Erscheinungsbild ist für Accuphase klassisch mit einer golden eloxierten Aluminium-Front, mit LED-Anzeigen für das Eingangssignal (in Dezibel) und einem darüber platziertem, nummerischen LED-Display, das Informationen über die Ausgangsleistung in Watt anzeigt, sowie mit seinen massiven Kühlkörpern auf beiden Seiten.

Die Frontplatte beherbergt den Ein-und Ausschalter und ein paar LEDs, die den jeweils gewählten Eingang – XLC oder Cinch – und den Modus der Endstufe – Stereo oder Mono gebrückt – anzeigen. Dies scheint alles zu sein, bis man eine Klappe mit einer Menge an Knöpfen und Schaltern darunter öffnet. Diese Lösung hat Accuphase auch schon seit einiger Zeit für seine Vollverstärker verwendet. Auf diese Weise sieht die Frontplatte sehr elegant aus und bietet dennoch eine vielfältige Funktionalität.


Mit den Schaltern kann man wählen, welche Anzeigen aktiv sind und welche nicht. Nach einiger Zeit entschloss ich mich dazu, sie abzuschalten, da die blinkenden LEDs meine Aufmerksamkeit vom Musikhören ablenkten. Es gibt drei weitere Schalter, die es dem Benutzer erlauben, die Empfindlichkeit der Anzeigen, den aktiven Eingang und die entsprechende Eingangsempfindlichkeit zu wählen. Zur Einstellung der letzteren empfiehlt der Hersteller, die Schalterposition zu wählen, bei der der Lautstärkeregler für „normale“ Pegel etwa in der Mitte steht. Auf diese Weise ist das Störgeräusch des Gesamtsystems auf einem optimalen Level.

Wie bei Accuphase-Produkten üblich sieht der Aufbau auch innen phantastisch aus. Eine präzise, solide Machart, die ausschaut, als wäre sie dafür gemacht nicht nur zehn, sondern 100 Jahre Bestand zu haben. In der Mitte befindet sich ein riesiger gekapselter Ringkerntrafo. Der abschirmende „Becher“ ist zusätzlich mit Aluminium-Lamellen verstärkt und wirkt kühlend. Zwei große Elkos mit jeweils 82.000 Mikrofarad Ladekapazität befinden sich im Netzteil. Die Elektrolytkondensatoren werden für Accuphase von Nichicon hergestellt.

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Die Eingangssektion ist auf einem separaten Board angeordnet. Es gibt sowohl einen Buffer, der auf Transistoren basiert als auch eine Symmetrierungsschaltung für die Cinch-Eingänge, denn der A-70 ist durchgängig symmetrisch ausgelegt. Auch die Ausgangsstufe arbeitet mit Transistoren. Sie verfügt über zehn Paar Endtransistoren pro Kanal die in einer Gegentaktanordnung im reinen Class-A Betrieb arbeiten (Komplementäre Paare von Toshiba J618 + K3497, so genannte „SperrschichtFET“). Das Accuphase MCS (multiple circuit summing) Prinzip basiert auf mehreren identischen Schaltkreisen, die parallel geschaltet sind. Accuphase nennt diese Lösung MCS+ und benutzt diese seit Jahren nicht nur für Endstufen. Die A-70 benutzt statt der Spannung den Ausgangssignals dessen Strom für die Rückkoppelung.

Das neukonzipierte Prinzip des rauscharmen Instrumentierungsverstärkers wird mit diskreten Bauteilen realisiert, was die Optimierung der überarbeiteten Eingangsstufe und der Leistungsverstärkerstufe möglich macht und zu einer Verbesserung des Signal-Rausch-Verhältnis um sechs Dezibel gegenüber der A-65 führt. Der Hersteller änderte auch die Konfiguration der Spannungsverstärkungs-Stufen gegenüber dem Vorgängermodell. Zuvor verstärkte die Eingangsstufe vierfach und die nächste Stufe um den Faktor 6,3, was in einer maximalen Verstärkung von 25 Dezibel resultierte. Beim A-70 verstärkt die Eingangsstufe 12,5-fach (22 Dezibel) und die zweite Stufe nur zweifach (6 Dezibel).

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Das Gehäuse ist aus Metallprofilen gefertigt und mit den Kühlkörpern zusammengeschraubt. Die Füße werden aus Stahl mit einem beträchtlichen Eisenanteil hergestellt. Accuphase gibt an, das dieser Materialmix die Resonanzdämpfung verbessert. Pure Perfektion.

Herstellerangaben
Accuphase A-70
Ausgangsleistung (Dauerleistung) 60 W/8Ω, 120 W/4Ω, 240 W/2Ω, 480 W/1Ω
Ausgangsleistung (Maximum) 131 W/8Ω, 232 W/4Ω, 370 W/2Ω, 547 W/1Ω
Signal-Rausch-Verhältnis -121 dB (garantiert), -124 dB (typisch)
Dämpfungsfaktor 800 (garantiert),1000 (typisch)
Maße 465 x 238 x 514 mm
Gewicht 44,3 kg

Weitere Informationen

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Wie die Staus auf den umliegenden Autobahnen beweisen, ist Bayern momentan ein attraktives Urlaubsziel. Wir hatten es glücklicherweise nicht weit bis ins tiefste Allgäu, wo wir mit unserem Aufnahme-Equipment den Trompeter Matthias Schriefl und das Streicherinnen-Trio Netnakium trafen, die nicht nur für alpenländische Urlaubsgefühle sorgten.

Matthias Schriefl und Netnakisum
Matthias Schriefl und Netnakisum

Unser Lieblings-Jazzclub, das Neuburger Birdland, hat bis Mitte September Sommerpause: Da drohen auf kulturellem Gebiet Entzugserscheinungen. Als wir Dietmar Sutter einige Kartons sommelier-du-son-LPs auf seinen Hifi-Bauernhof lieferten, schlug er vor, sich einmal Matthias Schriefl und das Trio Netnakisum anzuhören und vielleicht auch aufzunehmen – ein Angebot das wir gerne annahmen. Bei einem Konzert der Vier in der Lagerhalle der Postbrauerei in Nesselwang haben uns dann die absolut ungewöhnlichen, humorvollen und immer wieder mit überraschenden Wendungen verblüffenden Songs derart begeistert, dass wir wirklich für das ein paar Tage später im Bürgerhaus in Oy-Mittelberg stattfindende Konzert eine Aufnahme vereinbart haben.

Claudia Schwab, Violine und Gesang
Claudia Schwab, Violine und Gesang

Nur gut, dass wir die Combo zuerst in der nüchternen – auch wenn der Begriff nicht recht zu einer Brauerei passen will – Umgebung einer Lagerhalle gesehen und gehört haben. Das Bild an der Rückwand der Bühne des Bürgerhauses weckte zumindest bei gebürtigen Westfalen fatale Assoziation an die kommerzielle, geglättete Version sogenannter Volksmusik. Aber davon sind deeLinde und Marie-Theres Härtel sowie Claudia Schwab – oder kurz: Netnakisum – ebenso weit entfernt wie Matthias Schriefl. Der hat zwischen 2007 und 2012 unter anderem drei CDs für dass Jazz-Label ACT aufgenommen und verbindet die ursprüngliche Musik seiner Heimat auf ungeheuer interessante Weise mit Jazz und vielfältigen anderen Einflüssen. Die drei Musikantinnen gehen mit ihrem musikalischen Erbe auf ähnliche Art um. Auch wenn alle Beteiligten studierte Musiker sind, wirken ihre Projekte nie wissenschaftlich verkopft. Die Songs der vier sprühen vor Spielwitz, Esprit und manchmal auch etwas derberem Humor. Einfach Klasse!

Marie-Theres Härtel, Viola und Gesang
Marie-Theres Härtel, Viola und Gesang

Noch ein paar kurze Anmerkungen zur Technik: Die Songs wurden mit je einem Großmembran-Mikrofon für Violine, Viola und Cello und die jeweiligen Stimmen der Musikerinnen aufgenommen. Für Matthias Schriefls vielfältiges Instrumentarium von der Trompete bis zum Alphorn hatte ich die beiden Kapseln des AKG Stereo-Mikros C 422 comb auf Nierencharakteristik geschaltet und zwischen ihnen einen recht breiten Öffnungswinkel gewählt. Gemischt wurden die Signale auf einem achtkanaligen Acousta-Pult. Zweikanalig ging es dann auf die Nagra VI. Obwohl in der digitalen Welt – anders als bei Tonbandmaschinen – jegliche Übersteuerung zu Verzerrungen führt, haben wir wie gewohnt auf Limiter oder Kompressoren verzichtet und einfach etwas niedriger ausgesteuert, um mehr Head-room zu haben. Matthias Schriefls Blechattacken haben uns aber dennoch ganz schön schwitzen lassen. Aber es ist noch einmal gut gegangen und wir haben die Songs ohne hörbare Verzerrungen auf die Festplatte bekommen.

deeLinde, Cello und Gesang
deeLinde, Cello und Gesang

Den Song, den wir für Sie ausgesucht haben, hatte Matthias Schriefl während der kurzen Konzertreise mit Netnakisum geschrieben, nachdem sie in an einer Bergbahn vorbeigekommen waren, die den Namen „6/8 Kombi Almkopf Bahn“ trug. Man muss wohl Musiker sein, damit einem dabei spontan eine Taktart einfällt. Noch ein Tipp für alle, die nicht in südlichen Gefilden geboren sind: Seien Sie tapfer und halten Sie die erste Minute durch, dann beginnt der musikalische Spaß mit dieser taufrischen Komposition erst so richtig.

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PS: Das Cover neben den Download-Buttons stammt von Matthias Schriefls im letzten Jahr erschienen Album Schriefl im Himmel, das der Pressetext folgendermaßen rühmt: „Futuristischer Alpen-Jazz? Wohlklang aus Tradition und Moderne? Im Matthias-Schriefl-Trio wird diese Unmöglichkeit zu einer Realität. Die Band kann so gemütlich sein wie eine Milka-Kuh, die ein Edelweiß kaut, aber sie verwandelt sich im Handumdrehen in eine New-Orleans-Marching Band, eine Pop Band mit eingängigen Hits, in ein klassisches Kammerensemble mit Mozartperücken oder in eine Allgäuer Version von Tom Waits.

Viele Stücke hat Matthias Schriefl in über 2000 Höhenmetern geschrieben, teilweise inspiriert von uralten Allgäuer Volksliedern. Sie stecken voller skurriler Ideen, bleiben aber trotz des breiten theoretischen Hintergrunds in jedem Ton und jeder Geste anti-elitär und leidenschaftlich. Sie müssen sich also nicht mit diesem Appetithäppchen zufriedengeben, wenn Sie die „6/8 Kombi Almkopf Bahn“ ebenso unterhaltsam und geistreich finden wie wir. Leider gibt es bisher keine gemeinsame CD von Netnakisum und Matthias Schriefl. Aber wer weiß, was aus den Aufnahmen wird. Auch ein Download in HiRes wäre ja nicht schlecht…

Wundern Sie sich nicht, dass der Song über weite Teile leiser daher kommt als gewohnt. Um auch den mächtigen Impuls beim Trompetensolo unverzerrt auf die Platte zu bekommen, mussten wir den Rest sehr vorsichtig angehen
Wundern Sie sich nicht, dass der Song über weite Teile leiser daher kommt als gewohnt. Um auch den mächtigen Impuls beim Trompetensolo unverzerrt auf die Platte zu bekommen, mussten wir den Rest sehr vorsichtig angehen

PPS: Immer mal wieder werden wir gefragt, ob man die Musik-Dateien denn nur auf dem Computer anhören oder doch auf der eigenen Festplatte speichern könne. Natürlich ist letzteres möglich. Hier erst einmal eine kleine Bedienungsanleitung für Mac-User: Führen Sie einen sogenannten Sekundärklick durch, je nach Trackpad-Einstellungen durch Tippen mit einem Finger unten rechts auf das Trackpad oder an beliebiger Stelle durch Tippen mit zwei Fingern. Bei der Magic Mouse kann man den Sekundärklick mit Druck auf die rechte (Standardeinstellung) oder linke Maus-Hälfte ausführen. Daraufhin erscheint ein Auswahlfenster, in dem man „Verknüpfte Datei laden‟ oder „Verknüpfte Datei laden unter‟ anklickt. Schon wird die gewünschte Datei heruntergeladen. Wie es unter Windows funktioniert, hat Wolfgang Kemper für Sie notiert: Mit der rechten Maustaste das Download-Symbol anklicken und „Ziel speichern unter...‟ auswählen. Dann erscheint das Fenster, in dem Sie den Speicherort bestimmen können. Dort den „Speichern‟-Button anklicken und schon läuft's.

Auf der Bühne ging mächtig die Post ab
Auf der Bühne ging mächtig die Post ab

Weitere Informationen

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Montag, 27 Juli 2015 02:00

Ayon S-3

Digital-Analog-Wandler haben in den letzten Jahren eine rasante Entwicklung erfahren und die Zeiten, in denen Musik von der Festplatte von High End-Anhängern verpönt wurde, sind auch längst vorbei.

Um die Musik möglichst verlustfrei von einem Massenspeicher (NAS oder USB-Festplatte) zum Digital/Analog-Wandler zu transportieren, wird als Bindeglied (Brücke), ein Streamer oder Netzwerkplayer benötigt. Hierzu kann man einen PC auf Windows-, MacOS X- oder Linux-Basis einsetzen, der mit dem heimischen Netzwerk verbunden ist. Allerdings ist die Integration eines PC in die heimische Stereoanlage unter High End-Gesichtspunkten alles andere als einfach. Ein PC ist für die „reine“ Musikwiedergabe nicht optimiert; man denke nur an die Vielzahl im Hintergrund ablaufender Prozesse, an Störsignale produzierende Schaltnetzteile und lärmende Lüfter. Auch die üblicherweise verwendete USB-Verbindung mit dem Digital-/Analogwandler ist zwar einfach zu handhaben, aber klanglich alles andere als problemfrei. Ich bin immer wieder überrascht, wenn ich selbst in extrem teuren Anlagen ganz einfache PCs von der Stange antreffe, die nicht weiter optimiert wurden. Nicht zuletzt aufgrund dieser Schwierigkeiten, aber auch aus prinzipiellen Gründen ist es vielen Musikfreunden regelrecht zuwider, einen PC in die heimische Musikanlage zu integrieren.

Der S-3 im formschönen schwarzen Gehäuse
Der S-3 im formschönen schwarzen Gehäuse

Eine andere Lösung sind spezialisierte Geräte, die kompromisslos auf reines Audio-Streaming in bestmöglicher Qualität mit hochspezialisierten Bauteilen setzen. Optimaler Weise wird dabei die Streaming-Einheit auf kürzestem Weg direkt mit einem hochwertigen Digital/Analog-Wandler verbunden. Wenn das Ganze dann noch um eine Vorstufe mit analoger Lautstärkeregelung erweitert und mit einer röhrenbestückten Ausgangsstufe kombiniert wird, gelangt man fast zwangsläufig zum Ayon S-3 oder dem größeren Bruder S-5. Beim österreichischen Spezialisten für hochwertige Röhrengeräte hat man keine Berührungsängste mit der Digital-Technik und beschäftigt sich schon seit vielen Jahren mit dem Thema Streaming. Von dem exzellenten Know-how konnte ich mich im Gespräch mit dem Inhaber von Ayon, Gerhard Hirt, persönlich überzeugen.

Der S-3 präsentiert sich in einem massiven, hervorragend verarbeiteten Gehäuse aus Aluminium, das auf vier soliden Gerätefüßen steht. Die Frontseite besteht aus einem 3,5-Zoll-Farb-TFT-Display und mehreren kleinen Tastern, die die direkte Navigation durch die verschiedenen Menüs und die eigene Mediathek erlauben. Ein weiteres kleines Display zeigt die gewählte Lautstärke an, die an der linken Seite mit einem großen Drehknopf eingestellt wird.

Das gut ablesbare Display, mit den Tasten links kann mann die wichtigsten Einstellungen vornehmen
Das gut ablesbare Display, mit den Tasten links kann mann die wichtigsten Einstellungen vornehmen

Die Auswahl der verschiedenen Eingänge erfolgt mit dem Eingangswahlschalter, der auf der rechten Seite symmetrisch zum Lautstärkeregler angeordnet ist. Darüber hinaus lassen sich alle wichtigen Funktionen des S-3 über die Fernbedienung steuern. Betrachtet man seine Rückseite wird klar, dass bei der Konzeption das Motto „Vielseitigkeit und Flexibilität“ gelautet haben muss: So finden sich vier digitale Eingänge für XLR (AES/EBU), RCA (S/PDIF), BNC (S/PDIF), TOSLINK (S/PDIF) und ein I2S Eingang, der über eine RJ45 Buchse realisiert ist. Alle Eingänge akzeptieren PCM bis 24 Bit/192 KHz. Zusätzlich verfügt der S-3 über zwei USB-Eingänge – jeweils einen auf der Vorder- und Rückseite – zum direkten Anschluss einer Festplatte oder USB-Sticks.

Die Verbindung mit einem Netzwerk erfolgt entweder per Kabel über den RJ45 Ethernet Anschluss oder drahtlos über das integrierte Wi-Fi-Modul, wobei die Übertragung hier auf 24 Bit/96 KHz beschränkt ist. Darüber hinaus verfügt der S-3 über einen koaxialen Digital-Ausgang (S/PDIF) zum Anschluss eines digitalen Aufnahmegeräts oder externen D/A-Prozessors.

Die Fernbedienung im edlen Metall-Gehäuse
Die Fernbedienung im edlen Metall-Gehäuse


Der analoge Vorverstärker besitzt zwei Cinch-Eingänge und einen Cinch-Ausgang zum Anschluss eines Bandgeräts. Ausgangsseitig stehen auf analoger Ebene entweder ein Cinch-Ausgang oder ein symmetrischer XLR-Ausgang zur Verfügung. Mit einem Kippschalter kann der Verstärkungsfaktor zwischen High (+6dB) und Low (0dB) umgeschaltet werden, so dass die Pegelverhältnisse in der Kette optimiert werden können. Ein weiterer Kippschalter erlaubt die Wahl zwischen den Betriebsarten „normal“ bei Anschluss an einen Vorverstärker und „Direct Amp“ bei direkter Verbindung des S-3 mit einem Endverstärker. In der Betriebsart „Direct Amp“ wird zum Schutz der Endstufen beim Einschalten jedes Mal die Lautstärke automatisch zurück gefahren und auf der Fernbedienung die Funktion „max. volume“ ausgeschaltet.

Ein weiteres praktisches Detail auf der Rückseite ist der Phasen-Anzeiger, der die Überprüfung des phasenrichtigen Anschlusses des Netzsteckers besonders komfortabel macht und den sonst notwendigen Einsatz eines Messgeräts erübrigt. Bei Ayon legt man seit jeher großen Wert auf eine saubere und stabile Stromversorgung. Zwei kräftige R-Core Transformatoren versorgen getrennt Digital- und Analogteil. Insgesamt zehn Spannungsregler sorgen für stabile Verhältnisse und eine Entkopplung der einzelnen Baugruppen. Das Netzteil für die Versorgung der Ausgangsröhren ist mit Gleichrichterröhren und anschließender LC-Filterung bestehend aus einer großen Siebdrossel und Kondensatoren aufgebaut.

Die vielfältigen Anschlussmöglichkeiten für digitale und analoge Quellen
Die vielfältigen Anschlussmöglichkeiten für digitale und analoge Quellen

Die Streaming Einheit stammt vom österreichischen Spezialisten StreamUnlimited und unterstützt die für hochwertige Musikwiedergabe gebräuchlichsten Wiedergabeformate WAV, FLAC und AIFF bis 24 Bit/192 KHz. Das DSD-Format wird nicht unterstützt; hier müsste man bei Bedarf auf andere Alternativen aus dem Ayon Programm, wie den reinen Netzwerkplayer NW-T zurückgreifen. Die digitale Audio-Sektion ist mit zwei hochwertigen D/A-Chips vom Typ PCM 1792 in einer kanalgetrennten symmetrischen Schaltung aufgebaut. Die vollständig analoge Lautstärkeregelung verwendet den hervorragenden Spezialbaustein PGA2320, der das Signal mit Hilfe eines Widerstandnetzwerks abschwächt. Die Lautstärkeregelung kann auch aus dem Signalweg geschaltet werden, wenn man den S-3 an eine Vorstufe anschließt.

Auf die Ausgangsstufe ist man bei Ayon ganz besonders stolz. Sie ist in einer puristischen Schaltung mit der bekannten Doppeltriode 6H30 und nur wenigen Bauteilen ohne Gegenkopplung konzipiert. Die symmetrischen Ausgänge werden komplett separat und in echter symmetrischer Schaltung bedient. Bei direktem Anschluss einer Endstufe sollte insbesondere bei symmetrischer Ansteuerung deren Eingangsimpedanz bei 47 Kiloohm oder darüber liegen, damit es zu keinen Fehlanpassungen kommt. Die im S-3 verwendeten Bauteile sind ausnahmslos von sehr hoher Qualität mit audiophilen Koppelkondensatoren von Jentzen und eng tolerierten MKP-Folienkondensatoren.

Links der Phasenanzeiger für die richtige Polung des Netzkabels, daneben die Antenne für die drahtlose Verbindung ins Netzwerk
Links der Phasenanzeiger für die richtige Polung des Netzkabels, daneben die Antenne für die drahtlose Verbindung ins Netzwerk

Da ich den Schwerpunkt meines Tests auf das Streaming mit dem S-3 legen wollte, habe ich den S-3 über den Ethernet-Anschluss in mein separates Heimnetzwerk für die Musikwiedergabe eingebunden. Die Einrichtung der Netzwerkverbindung war mit Hilfe des großen Displays am S-3 und der gut bebilderten Bedienungsanleitung schnell und problemlos erledigt. Über die Funktion „Medien Server“ zeigt der S–3 anschließend eine Liste der im Musiknetzwerk verfügbaren Musikserver. Während der Einspielphase habe ich als Medien-Server Asset UPnP verwendet, der für eine Vielzahl von Plattformen erhältlich ist. Eine weitere Alternative wären MinimServer oder Twonky Server. Die Steuerung eines Medien-Servers erfolgt am komfortabelsten mit einer UPnP Controller App für ein Tablet oder Smartphone. Eine hauseigene App von Ayon ist derzeit nicht verfügbar, was aber kein Problem darstellt, da eine große Auswahl an Apps von Drittanbietern zur Verfügung steht. Ich habe abwechselnd PlugPlayer und Kinsky auf meinem iPad verwendet. Das Zusammenspiel dieser Apps mit dem S-3 und Asset UPnP funktionierte problemlos.


Für meinen eigentlichen Hörtest habe ich dann aber als Medien-Server meinen persönlichen Favoriten JRiver verwendet, der allerdings nicht auf jeder Netzwerkplatte installiert werden kann. Die Steuerung erfolgte sehr komfortabel mit JRemote auf meinem iPad. Ausgangsseitig war der S-3 direkt an meine Omtec-Endstufen angeschlossen.

Unten links und rechts außen die R-Core Transformatoren, daneben die gewaltige Siebspule, dazwischen das Streaming-Modul. Die mittlere Platine oben enthält die digitale Eingangs-Sektion, darunter teilweise verdeckt Digital-Analog-Wandlung und Lautstärkeregelung. Oben links und rechts außen die Röhrenausgangsstufe
Unten links und rechts außen die R-Core Transformatoren, daneben die gewaltige Siebspule, dazwischen das Streaming-Modul. Die mittlere Platine oben enthält die digitale Eingangs-Sektion, darunter teilweise verdeckt Digital-Analog-Wandlung und Lautstärkeregelung. Oben links und rechts außen die Röhrenausgangsstufe

Als erstes höre ich mich an einem heißen Sommerabend durch das Album Hell Freezes Over von den Eagles (XRCD): die Live-Atmosphäre bei dem All-Time-Hit „Hotel California“ wird vom S-3 mit großer Klarheit und Transparenz wiedergegeben, das macht richtig Spaß; hinzu kommt ein wuchtiger, stets knackiger Bass. Auf „Wonderland“ von Nils Lofgren (Acoustic Live) ist jede Berührung der Gitarre und der daraus resultierende Klang perfekt eingefangen. So plastisch wie mit dem S-3 habe ich das selten gehört.

Szenenwechsel: In der Eigenkomposition „Life Stream Suite“ von Tobias Becker (Tobias Becker Bigband, Life Stream) präsentiert sich uns ein wunderbar facettenreicher Bigband-Sound: satte Bläsersätze und effektvolle Tutti wechseln sich ab mit kraftvollen Soli. Der S-3 gibt den vollen Orchestersound, der immer wieder zwischen hellen und dunklen Klangfarben wechselt, ganz besonders authentisch wieder ohne die Soli-Passagen zu verdecken.

Ein Teil der Digital-Sektion mit den Interface-Bausteinen
Ein Teil der Digital-Sektion mit den Interface-Bausteinen

Mit seinen tonalen Fähigkeiten ist der S-3 in der Lage, die Unterschiede verschiedener Aufnahmen und Interpretationen des gleichen Stücks fabelhaft herauszuarbeiten: Beim 1. Satz aus der Symphonie Nr. 41 von W.A. Mozart klingt das Royal Philharmonic Orchestra unter René Leibowitz (Mozart Symphony 35 & 41) wunderbar weich und großflächig in bester klassischer Tradition. Der S3 öffnet hier einen wunderbaren Raum mit großer Breite und Tiefe, wobei die einzelnen Instrumentengruppen in ihrer Gesamtheit klar voneinander abgrenzt werden. Im völligen Gegensatz dazu steht das nur 35 Spieler umfassende Freiburger Barockorchester unter René Jacobs (Mozart, Symphonies 38 & 41) mit seiner überaus analytischen, auf kleinste Details angelegten Interpretation und schroffen „Schwarz-Weiss-Kontrasten“. Hier gibt der S-3 die Brillanz der Violinen anspringend, aber ohne unangenehme Schärfe, die Bässe kraftvoll kontuiert und die Pauken knallhart wieder.

Beeindruckend sind die Fähigkeiten des S-3 bei guten HiRes Aufnahmen: Die Wiedergabe des 1. Satzes aus der Sinfonia Concertante für Violine und Viola von Mozart mit der Camerata de Lausanne (Mozart, Sinfonia Concertante) wird zu einem puren Vergnügen. Anspringende Dynamik gepaart mit stupender Räumlichkeit, die das Wechselspiel zwischen den beiden Solisten und dem Orchester besonders eindrucksvoll machen.

Die Doppeltriode 6H30 in der Ausgangsstufe und Folienkondensatoren von Jentzen als Koppel-C.
Die Doppeltriode 6H30 in der Ausgangsstufe und Folienkondensatoren von Jentzen als Koppel-C.


Nach vielen Stunden intensiven Hörens steht für mich fest: Das herausragende Merkmal des S-3 ist für mich seine Transparenz und Klarheit in der Wiedergabe, die ohne einen Anflug von Schärfe präsentiert wird. Über die Analogeingänge erweist sich der S-3 als hervorragender Vorverstärker. Es ist damit ganz offensichtlich, dass die Röhrenausgangsstufe einen erheblichen Anteil an den großartigen klanglichen Fähigkeiten des S-3 hat. Für mich ein klarer Beweis dafür, wie wichtig eine gute Line-Stufe bei einem Digital-/Analogwandler ist. Ein Umstand der vielfach vernachlässigt wird.

Andererseits macht man es sich aber zu einfach, wenn man den S-3 auf seine exzellente Röhrenausgangsstufe reduzieren wollte. Ich denke, der superbe Klang des S-3 ist auf die perfekte technische Integration und klangliche Abstimmung von Streaming-Einheit, Digital-Analog Wandler und Ausgangsstufe verbunden mit großer Perfektion in jedem noch so kleinen Detail zurückzuführen. Wieder einmal zeigt sich, dass es in einer Kette nicht so sehr auf herausragende Einzelteile an kommt, sondern vielmehr auf das perfekte Miteinander aller Teile.

Extrem hochwertige Folienkondensatoren von Jentzen.
Extrem hochwertige Folienkondensatoren von Jentzen.

STATEMENT

Der S-3 ist ein erstklassig verarbeiteter Netzwerkplayer mit vollwertiger Class-A-Trioden-Röhrenvorstufe und faszinierendem Klang.
Gehört mit
NAS Windows Home Server mit JRiver 19
Endstufe Omtec CA 25
Lautsprecher Outsider Jota mit Velodyne Subwoofer Management System SMS-1
Kabel Van den Hul
Herstellerangaben
Ayon S-3
Maße (BxHxT) 48 x 39 x 12
Gewicht 12 kg
Eingänge (digital) S/PDIF, TOSLINK, AES/EBU, BNC, I2S (alle bis 24/192 KHz), 2x USB für Stick/Festplatte
Netzwerk Wi-Fi und Ethernet RJ45 10/100 Mbps
Sampling Raten S/PDIF, TOSLINK, AES/EBU, BNC, I2S -- 44.1 KHz bis 192 KHz, 16bit, 24bit
Ethernet RJ45 – 44.1 KHz bis 192 KHz, 16bit, 24bit
Wi-Fi 44.1 KHz bis 96 KHz, 16bit, 24bit
Formate WAV (lpcm) – bis 24/192 KHz, FLAC – bis 24/192 KHz, AIFF - bis 24/192 KHz, AAC, HE-AAC (bis 24bit 96 KHz)
Ausgänge (analog) 2x RCA ein, 1x RCA aus (2V fixed)
Ausgänge (digital) S/PDIF
Ausgänge (analog) 2.2V fixed oder 0-2.2V rms var. (RCA/LOW),
4.4V fixed oder 0-4.4V rms var. (RCA/HIGH),
4.4V fixed oder 0-4.4V rms var.( XLR/LOW),
8.8V fixed oder 0-8.8V rms var. (XLR/HIGH)
Preis 5850 Euro

Hersteller/Vertrieb
Ayon Audio
Anschrift Hart 18
A-8101 Gratkorn
Telefon +43 3124 24954
E-Mail ayon@ayonaudio.com
Web www.ayonaudio.com
Vertrieb
AUDIUM / VISONIK
Anschrift Inh. Frank Urban
Catostr. 7B
12109 Berlin
Telefon +49 30 6134740
Fax +49 30 7037939
E-Mail kontakt@audium.de
Web www.audium.com

Weitere Informationen

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Freitag, 24 Juli 2015 02:00

Melco HA-N1A, Teil 1

Sie möchten Ihre Sammlung digital gespeicherter Musik bequem verwalten und vor allem auf hohem klanglich Niveau genießen, sich in Ihrer Freizeit aber nicht auch noch mit einem Computer beschäftigen? Dann ist der Melco N1A, wie für Sie gemacht.

Vor nicht einmal neun Jahren war ein Computer als Bestandteil der Hifi-Anlage für mich nicht einmal diskussionswürdig – oder neudeutsch: ein absolutes no-go –, etwas später zwang mich ein iPod dazu, CDs zu rippen und eine iTunes-Bibliothek anzulegen. Als dann ein D/A-Wandler mit USB-Eingang in die Kette Einzug hielt, gab es keinen Grund mehr, diesen nicht mit dem Ausgang des inzwischen erworbenen iMac zu verbinden und einen kleinen Teil der CD-Sammlung ganz faul per Maus-Klick zu hören, was aber ebenso wie die iPod-Nutzung zur Verrohung der Sitten führte: Immer öfter ertappe ich mich dabei, nur ein oder zwei Lieblingssongs eines Albums zu hören, das aber im besten Falle vom Künstler als Gesamtheit mit einem Spannungsbogen angelegt wurde, in dem die einzelnen Stücke ihren bestimmen Platz im entsprechenden Umfeld haben. Für Testzwecke mag eine Playlist mit Auszügen aus verschiedenen Alben ja durchaus Sinn machen, vor allem bei Konzeptalben ist das Herauspicken von ein, zwei persönlichen Lieblingssongs aber fast schon ein Sakrileg. Wer mit der CD und der Fernbedienung für den Player in der Hand groß geworden ist, wird das gewiss anders empfinden. Da aber bei meiner musikalischen Sozialisation die Schallplatte die Hauptrolle spielte und ganz am Rande ein Metz-Tonbandgerät beteiligt war, erwies ich mich auch in der Hochzeit der CD noch als resistent gegen das Titel-Zappen. Wenn sich das jetzt mit iPod und Computer ändert, sollte ich dafür aber keinesfalls die technischen Gerätschaften verantwortlichen machen, die das Ab- oder schlimmstenfalls lediglich Anspielen ausgesuchter Songs so einfach erlauben, sondern eher mangelnde Selbstdisziplin.

Der Melco fällt im Hifi-Rack nicht weiter auf. Wer würde hinter dieser schlichten Fassade audiophile Computertechnik vermuten?
Der Melco fällt im Hifi-Rack nicht weiter auf. Wer würde hinter dieser schlichten Fassade audiophile Computertechnik vermuten?

Doch nun zum Melco respektive seinem Repräsentanten: Als ich mit Alan Ainlsie, laut Visitenkarte Audio NAS General Manager bei Buffalo Technology, einen Termin vereinbarte, an dem er zwei neue NAS – also Network Attached Storage oder netzgebundene Speicher – für Heimnetzwerke vorstellen wollte, war ich versucht, einen meiner Kollegen zu seinem Besuch einzuladen, die sich mit Streaming und Co auskennen. Im Gegensatz zu mir, der seine Musikdateien per USB-Kabel zum Wandler schickt. Schon bei der Terminabstimmung machte Alan Ainlsie mir aber klar, dass sich der Melco NAS auch für meine schlichte Konfiguration eigne und dort den Computer ersetzen könnte. Wir könnten also auch in meiner Kette den Melco mal kurz testen. Aber dazu kam es gar nicht, denn die Begegnung mit Alan Ainlsie war viel zu spannend, um die limitierte Zeit mit dem Test eines Gerätes zu vergeuden, das ich hinterher auch allein hören konnte.

Alan Ainslie vertrieb viele Jahre lang Technics-Hifi in Großbritannien, arbeitete bei Chord Electronics, entwickelte Multiroom-Audiosysteme über IP-Netzwerke für Naim und war Mitglied des Komitees, das den Red-Book-Standard für CDs festlegte. Außerdem war er maßgeblich an vielfach ausgezeichneten CD-Einspielungen des London Symphony Orchestra und von Paul McCreesh beteiligt und förderte die Einspielungen der Werke von Andrzej Panufnik. Er sieht momentan auch eine Chance für DSD als Download-Format, vorausgesetzt es handelt sich um sorgfältig produzierte, native Files, für Hifistatement-Leser gewiss kein unbekanntes Thema. Sie können sich also vorstellen, dass Alan Ainslie und mir auch ohne den eigentlich Anlass des Treffens der Gesprächsstoff so schnell nicht ausgegangen wäre.

Alan Ainslie im Hörraum des Autors. Dort hatte es dem Digital-Spezialisten vor allem eine Nagra IVs angetan
Alan Ainslie im Hörraum des Autors. Dort hatte es dem Digital-Spezialisten vor allem eine Nagra IVs angetan


Zumindest bei denjenigen unter Ihnen, die sich schon früh mit Hifi beschäftigten und die inzwischen in einem ähnlich fortgeschrittenen Alter sind wie ich, dürfte der Name Melco noch vage Erinnerungen wecken: In den 70-er Jahren gab es ein Aufsehen erregendes japanisches Laufwerk, das von einem auch in schweizer Bandmaschinen eingesetzten Papst-Motor per Riemen angetrieben wurde und dessen modularer Aufbau als Vorbild einiger mächtiger Masselaufwerke gelten kann, wie beispielsweise auch für Audiolabors Konstant. Das Laufwerk konstruiert hatte Makoto Maki, dessen Name auch für den ersten Buchstaben der Firmenbezeichnung steht: Maki Electronic Laboratory COmpany. Melco entwickelte sich inzwischen zum größten Hersteller von Computer-Peripherie in Japan. Unter dem Markennamen Buffalo werden Wireless Router, Ethernet-Daten-Schalter und Speichermedien angeboten. Da Makoto Maki mit dem Klang seines Hi-Res-Wiedergabesystems unzufrieden war, initiierte er Melcos audiophiles NAS-Projekt, aus dem bisher der Melco N1A und N1Z hervorgegangen sind.

Das OLED-Display nennt den angeschlossenen Wandler, den Songtitel – und nicht das Lieblingsgetränk des Entwicklers oder Besitzters des N1A –, die Abtastrate und die Art des Files
Das OLED-Display nennt den angeschlossenen Wandler, den Songtitel – und nicht das Lieblingsgetränk des Entwicklers oder Besitzters des N1A –, die Abtastrate und die Art des Files

Ziel der Entwicklung war es, eine Quelle für ein einfach zu installierendes und hervorragend klingendes digitales Musiksystem zu schaffen. Dabei sollte weder für den Import von Musik-Dateien noch für Backups ein Computer notwendig sein. Das löst Melco unter anderem dadurch, dass für den Datenimport, Backups und den Anschluss zusätzlicher Festplattenkapazität jeweils eigene USB-Schnittstellen vorhanden sind. Um den klanglichen Erwartungen audiophiler Nutzer zu entsprechen, wurde der N1A von Grund auf auf als Hifi-Komponente konzipiert und nicht als Computer. Besonderer Aufwand wurde beispielsweise bei der Konzeption der LAN-Schnittstellen getrieben, die ich für diesen Test aber nicht nutze. Und deshalb überlasse ich die Beschreibung technischer Details dazu gern Roland Dietl, der sich mit Netzwerktechnik deutlich besser auskennt und deshalb in einem zweiten Teil den Melco im Zusammenspiel mit einem Streamer testen wird. Dem audiophilen Anspruch entsprechend spendierte Melco dem N1A eine sogenannte „Audio-grade ultra low jitter data clock“, ein rigides Metall-Chassis mit Aluminum-Frontplatte und spezielle Entkopplungsfüße von TAOC. Auch ein 60-Watt-Netzteil nach Industriestandard und eine entkoppelte Montage der beiden Zwei-Terrabyte-Festplatten überraschen da nicht. Für die Bereitstellung der Daten von der Festplatte an den Ausgänge ist eine von Melco selbst geschriebene Software verantwortlich, die Elemente des Twonky UPnP Servers verwendet und einen Bit-perfekten Datenpfad mit geringstmöglichem Jitter zu den einzelnen Codecs sicherstellen soll.

Die vier Symbole oben rechts besagen, dass eine LAN-Verbindung zum Router besteht, aber keine zum Player. Ein USB-Wandler ist angeschlossen und dieser verarbeitet DSD-Files. Unter der IP-Adresse wird der Füllstand der Festplatten angezeigt
Die vier Symbole oben rechts besagen, dass eine LAN-Verbindung zum Router besteht, aber keine zum Player. Ein USB-Wandler ist angeschlossen und dieser verarbeitet DSD-Files. Unter der IP-Adresse wird der Füllstand der Festplatten angezeigt

Dem vom G8 & friends zugesandten N1a lag ein bereits konfigurierter TP-Link TL-WR702N WLAN Nano-Router bei, den ich lediglich mit dem mit „LAN“ markierten Ethernet-Anschluss verbinden musste, um ein eigenes Netzwerk für den Melco aufzubauen, über das ich ihn mit einer geeigneten Controller-Software steuern kann. Leider erfordern die meisten von Melco vorgeschlagenen Apps ein neueres Betriebssystem als das, das auf meinem iPad der ersten Generation läuft. Letztlich landete ich bei Linns Kinky for iOS 3. Da die Festplatte des N1A schon zu etwa vier Prozent gefüllt waren, konnte es gleich losgehen. Und vor allem wegen einiger rockiger Alben in DSD – wie Tubular Bells, Dire Straits, Stevie Ray Vaughan, The Band oder Pink Floyd – wurde die erste Begegnung mit dem Melco ein Nostalgie-Trip, und zwar ein klanglich vollkommen überzeugender. Trotz aller angenehmen Schwelgerei in Erinnerungen hat die Erkenntnis, diese Songs noch nie so gut gehört zu haben, leider wenig Aussagekraft. Denn zuvor habe ich diese Musik ja nie in diesem Format hören dürfen. Um meine üblichen Teststücke komme ich also nicht herum. Erfreulicherweise ist es ein leichtes, sie per WLAN vom Computer oder per USB-Stick auf die Festplatte des N1A zu bekommen. Und auch sie klingen ganz hervorragend. Wie gut das wirklich ist, zeigt ein Vergleich mit dem iMac als Zuspieler.

Genaugenommen vergleiche ich hier aber nicht einfach den Melco mit dem Computer. Mindestens ebenso so viel Einfluss auf den Klang wie die Hardware des iMac nimmt der verwendete Audioplayer und das ist beim ersten Song Amara Symphony in der Version 2.6 (4500), da Yosemite bisher nur auf meinem MacBook läuft, weil der iMac mit allen benötigten Musikbearbeitungs- und -wiedergabe-Programmen jedoch so schön stabil und wohlklingend mit OS X 10.9.5 arbeitet, dass ich vorerst nichts ändern möchte. Aber das ist ganz gewiss nicht der Grund dafür, das Ravi Shankars „West Eats Meat“ von der Festplatte des Melco ein wenig frischer erklingt: Die Musik fließt, die Instrumentalisten wirken motiviert und der imaginäre Raum besitzt eine enorme Größe. Dagegen scheint die Wiedergabe von iMac und Amarra minimal eingeschränkt und ein ganz kleines Bisschen lustlos. Und das kann auch der einen Hauch fettere Bass nicht ausgleichen. Hier ziehe ich die luftig weite Spielfreude des Melco eindeutig vor.


Der TP-Link WLAN Nano Router – und das Melco Ethernet-Kabel – gehört nicht zum Lieferumfang, ist aber eine preiswerte Lösung für die Steuerung des Melco mit einem iOS- oder Android-Geräts
Der TP-Link WLAN Nano Router – und das Melco Ethernet-Kabel – gehört nicht zum Lieferumfang, ist aber eine preiswerte Lösung für die Steuerung des Melco mit einem iOS- oder Android-Geräts

Von Pure Music verwende ich die Version 1.89 g, aber auch damit hat der iMac bei der „Improvisation Patrice Heral“ vom Album Le Concert de Parfums keine Chance gegen Melcos N1A: Schon nach den ersten Sekunden des Hineinhörens in den Raum steht fest, dass der NAS für eine glaubwürdigere Raumillusion, eine bessere Durchhörbarkeit und in diesem Falle sogar für eine Spur mehr Druck im Bass sorgt. Schlicht unglaublich, zu welchen klanglichen Höchstleitungen der N1A den in Relation zum Rest der Kette preislich sehr moderaten M2Tech Young DSD samt Zusatznetzteil treibt! Eine letzte Chance erhält der iMac in Kombination mit Audirvana Plus 1.5.2. Aber mit diesem Audio Player kann er sie keinesfalls nutzen. Der Melco verleiht der Darbietung mehr Atmosphäre, Spannung, es gibt mehr Klangfarben und feinere Differenzierungen in Grob- und Feindynamik, die Musik atmet und lebt. Die alte Hifi-Weisheit aus analogen Zeiten, dass es vor allem auf die Quelle ankommt, hat nichts von ihrer Überzeugungskraft eingebüßt. Sollte das Kapitel Computer-Hifi für mich mit diesem Test ein für allemal beendet sein?

STATEMENT

Auch wenn man mehr Musik- als Computer-Freund ist, kam man bisher allein schon wegen der wohlklingenden HiRes- und DSD-Files nicht um einen Rechner als Zuspieler herum. Das ist jetzt anders: Der N1A ist nicht nur leichter und bequemer zu bedienen als ein Computer, er klingt auch besser. Damit ist der Melco für mich schon jetzt die digitale Entdeckung des Jahres!

Zur Bedienung des N1A empfiehlt Melco momentan noch eine Reihe verschiedener Apps, aber bald soll eine eigene Software verfügbar sein. Ich habe für mein iPad der ersten Generation Linns Kinky for iOS 3 ausgesucht.
Zur Bedienung des N1A empfiehlt Melco momentan noch eine Reihe verschiedener Apps, aber bald soll eine eigene Software verfügbar sein. Ich habe für mein iPad der ersten Generation Linns Kinky for iOS 3 ausgesucht.

Gehört mit
Computer iMac 27‟, 3.06 GHz Intel Core 2 Duo, 8 GB, OS X Version 10.9.5
Audioplayer Amarra Symphony 2.6, Audirvana, Pure Music
D/A-Wandler M2TECH Young DSD und Van der Graaf, Chord Hugo
Vorverstärker Einstein The Preamo
Endstufe Ayon Epsilon mit KT150
Lautsprecher LumenWhite DiamondLight Monitors
Kabel HMS Gran Finale Jubilee, Audioplan Powercord S, Göbel High End Lacorde Statement, Audioquest Wild und Diamond, Swiss Cable Reference Plus
Zubehör PS Power Plant, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Artesania Audio Exoteryc, Harmonix Real Focus, bfly Basen und Füße
Herstellerangaben
Melco HA-N1A
LAN-Schnittstelle IEEE 802.3ab (1000BASE-T)
IEEE 802.3u (100BASE-TX)
IEEE 802.3 (10BASE-T)
LAN-Übertragungsgeschwindigkeit 1000 Mbps Vollduplex (Auto-Negotiation)
100 Mbps Vollduplex/Halbduplex (Auto-Negotiation)
10 Mbps Vollduplex/Halbduplex (Auto-Negotiation)
Anzahl der LAN-Anschlüsse 2 Anschlüsse (unterstützt Auto-MDIX)
LAN-Verbindungstyp RJ-45 8-polig
LAN-Protocol TCP/IP
LAN-Zugriffsmethode CSMA/CD
USB-Anschluss 1 X USB 2.0-Anschluss (Serie A)
3 X USB 3.0-Anschluss (Serie 1), Rückseite
Eingebaute Festplatte Für die internen Festplatten verwendet HA-N1A Festplattenlaufwerke (Hard Disk Drives, HDD). Wenn eine Festplatte nicht korrekt funktioniert, wenden Sie sich für weitere Hilfe an den technischen Support von Buffalo
Abmessungen (B/H/T) 436/70/352 mm
Gewicht ca. 7 kg
Stromversorgung 100–240 VAC, 50/60 Hz
Stromverbrauch (max.) 60 W
Betriebsumgebung Temperatur: 5–35°C,
Luftfeuchtigkeit: 20-80% (nicht kondensierend)
Preis 2000 Euro

Vertrieb
G8 & friends GmbH
Anschrift Werner Möhring
Ferdinand-Poggel-Str. 17
59065 Hamm
Telefon +49 5254 660188
E-Mail info@g8friends.de
Web www.g8friends.de

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    Deutsch English|
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